0.1 Argumente - Bildungsportal Sachsen

Werbung
Philosophische Fakultät, Institut für Philosophie, Lehrstuhl für Theoretische Philosophie
Dr. Holm Bräuer
Liebe Studenten, ich möchte darauf hinweisen, dass diese Lernzusammenfassung nicht verbindlich
ist, das heiÿt, dass ihr euch beim Lernen nicht auf sie beschränken solltet. Dennoch, hoe ich, gibt
sie einen guten, wenn auch groben Überblick.
Liebe Grüÿe, Julchen Boll
0.1
Argumente
Gültigkeit von Argumenten:
Denition eines Arguments:
inhaltlich
Ein Argument ist die Stützung einer Überzeugung (Aussage, These, Annahme, etc.) durch Gründe.
formal
Ein Argument ist eine Aneinanderreihung von Aussagen.
Zwei Arten, ein Argument zu betreiten:
formale Gültigkeit: es handelt sich um kein gültiges Argument
materiale Gültigkeit: ein weiteres Argument zeigt, dass eine oder mehrere Prämissen unzulässig sind
Wann ist ein Argument formal gültig?
•
die in der Konklusion übermittelte Information ist in der von den Prämissen übermittelten Information enthalten
•
die Konklusion wird von den Prämissen logisch impliziert
•
die Konklusion muss notwendigerweise wahr sein, sofern die Prämissen wahr sind
•
es ist ausgeschlossen, dass die Prämissen wahr sind und die Konklusion falsch
Schlussregeln:
Modus ponens
p
(p gilt)
p⇒q
(Wenn p gilt, gilt auch q) des Modus ponens, also
Achtung!
die Umkehrung
p⇒q
q
(also muss q gelten)
q
p
ist nicht gültig!
1
Reduction ad absurdum (indirekter Beweis):
Aus der Negation einer Aussage folgt ein Widerspruch zu einer anderen, bereits anerkannten These.
philosophische Analyse:
Für die Klärung grundlegender philosophischer Begrie (z.B. Wissen, Rechtfertigung, Gerechtigkeit, usw) wird das
Bemühen um eine Denition zum philosophischen Selbstzweck.
Notwendige Bedingungen:
..müssen für jedes Exemplar des zu denierenden Begris erfüllt sein. Zum Beispiel ist die Rundheit einer Kugel
eine notwendige Bedingung dafür, dass es sich um eine Kugel handelt.
Hinreichende Bedingungen:
..führen gemeinsam ausschlieÿlich zu Exemplaren des zu denierenden Begris.
Zum Beispiel die Bedingungen:
1) Viereck, 2) alle Seiten gleich lang und 3) mindestens ein rechter Innenwinkel führen zu dritt nur zu einer geometrischen Figur, nämlich dem Quadrat. Die Bedingung der Parallelität der Seiten ist hier z.B. weder hinreichend,
noch notwendig sondern ergibt sich aus 1), 2) und 3).
1
Falls jede der angeführten Bedingungen notwendig ist und die Bedingungen gemeinsam hinreichend sind , dann ist
die angebotene Begrisanalyse adäquat.
Widersprüche und Antinomien:
Widerspruch:
..ist eine Aussage der Form
p ∧ ¬p,
also p und nicht p. Aus einem widersprüchlichen System von Aussagen ist jede
beliebige Aussage ableitbar (daher ist es unbrauchbar). Eine Menge von Aussagen heiÿt inkonsistent, wenn sich ein
Widerspruch aus ihr ableiten lässt (q
⇒ (p ∧ ¬p).
Antinomie:
..ist ein Widerspruch, bei dem die Aussagen, die zueinander im Widerspruch stehen, gleichermaÿen gut begründet/bewiesen sind.
Kant
Die Natur von Raum und Zeit: (Die Welt hat Anfang in Zeit und Grenzen im Raum) vs. (Die Welt hat
keinen Anfang und keine Grenzen im Raume); Die Teilbarkeit der Materie: (Jede zusammengesetzte
Substanz in der Welt besteht aus einfachen Teilen) vs.
(Kein zusammengesetztes Ding in der Welt
besteht aus einfachen Teilen); Kausalität kontra Freiheit: (Nicht nur Kausalität nach Gesetzen nach
der Natur, sondern auch Kausalität durch Freiheit erklären Erscheinungen der Welt) vs. (Es ist keine
Freiheit, sondern alles in der Welt geschieht nur nach Gesetzen der Natur); Zufall versus Determinismus:
(Zu der Welt gehört etwas, das ein schlechthin notwendiges Wesen ist) vs.
schlechthin notwendiges Wesen)
Paradox:
1 in
Bezug auf das Deniendum
2
(Es existiert überall kein
Raben-Paradox: Annahmen der Bestätigungstheorie:
1
Ein Gesetz wird durch Beobachtung seiner Instanzen bestätigt
2
die Bestätigung eines gesetzes hängt nicht von dessen Formulierung ab
Beispiel: Alle Raben sind schwarz ist äquivalent mit alle nicht-schwarzen Gegenstände sind keine
Raben.
Petito Principii:
..liegt vor, wenn in einem Argument eine selbst beweisbedürftige Aussage als Prämisse verwendet/ vorrausgesetzt
wird.
Sonderfall: Circulus Vitiosus: die Komklusion kommt schon in den Prämissen selbst vor
0.2
Sprachphilosophie
semantische Rollen:
singuläre Terme: Eigennamen, Pronomen, Kennzeichnungen. Beziehen sich auf ein einzelnes Objekt. Bedeutung =
Bezugnahme!
generelle Terme: Nomen, Verben, Adjektive. Charakterisieren den bezeichneten/beschreiben Gegenstand. Ein Satz
ist genau dann wahr, wenn der Gegenstand, auf den sich der singuläre Term bezieht, die Eigenschaft
besitzt, welche durch den generellen Term beschrieben wird.
Funktionsausdrücke: Quantoren, Junktoren, Adverbien. Bezeichnen oder charakterisieren nichts, sondern haben andere
semantische Rolle.
Russells Kennzeichnungstheorie:
Kennzeichnungen sind generelle und keine singulären Terme (Eliminationsstrategie).
Problem: Der Satz Der Autor der Wahlverwandschaften war ein Freund Schillers
Lösung: Es gibt mindestens einen Autor der Wahlverwandschaften
Es gibt höchstens einen Autor der Wahlverwandschaften.
Jeder, der die Wahlverwandtschaften schrieb, war ein Freund Schillers.
Existenzbehauptung:
∃x (W (x))
Einzigkeitsb. ∃x (W (x)) ∧ ∀y (W (y) ⇒ y = x)
Prädikation:
∀x(W (x) ⇒ F (x))
Also: Es gibt einen und nur einen Autor der Wahlverwandtschaften und
dieser war ein Freund Schillers.
Bedeutungstatsachen:
Bedeutungsgehalt: bedeutungsvoll oder nicht?
Synonymie: Es gibt verschiedene Ausdrücke, die dieselbe Bedeutung besitzen.
Ambiguität: Es gibt Ausdrücke, die mehr als eine Bedeutung besitzen.
Analyzizität: Manche Ausdrücke sind in anderen enthalten. Sätze, die aus solchen Ausdrücken zusammengesetzt sind, sind wahr aufgrund der Bedeutung der Ausdrücke, aus denen sie zusammengesetzt
sind.
Folgebeziehungen: Ein Satz kann aus einem oder mehreren anderen Sätzen folgen.
3
Verikationstheorie:
logischer Empirismus:
Ziel: wissenschaftliche, moderne Philosophie, die sich kritisch mit der traditionellen Philosophie auseinandersetze,
sich der Methoden der Logik bedient und wie der klassische Empirismus die Bedeutung der Erfahrung bei der
Erkenntnisgewinnung hervorhob.
Verikationsprinzip: die Bedeutung eines Satzes liegt in den Bedingungen seiner Verikation.
Verikationsbedingungen: diejenigen (möglichen) Erfahrungen, die man machen würde, falls der Satz wahr wäre. Sie zu wissen he
also, zu wissen, welche Erfahrungen man haben müsste, wenn der Satz wahr ist (empirischer Inhalt ei
Satzes)
empiristisches Sinnkriterium: Falls ein Satz keine Verikationsbedingungen besitzt, dann ist dieser Satz sinnlos
(bedeutungslos)
Probleme:
Analytische Sätze
-
z.B. kein Junggeselle ist verheiratet, wenn es schneit dann schneit es, usw.
-
These: analytische Sätze haben keinen empirischen Gehalt, sie sind wahr qua Konvention
analytisch
a priori
Logik und Mathematik
a posteriori
Metaphysik (schwarzes Schaf )
X
Auÿerdem: -
0.3
synthetisch
√
Naturwissenschaft
√
Wie können wir wissen, ob ein Satz verizierbar ist, bevor wir wissen, was er bedeutet?
-
Fragen, Behauptungen, Poetik, Witze, zeremonielle Äuÿerungen
-
Aussagen über Elektronen, psychische zustände, Röntgenstrahlen usw.
Erkenntnistheorie
traditionelle Wissenskonzeption (Platon):
Wissen ist wahre, gerechtfertigte Meinung (wahr
→kein
Irrtum, gerechtfertigt
→kein
Zufall, Meinung
→keine
Ignoranz)
S
weiss, dass
p⇔
1)
S
glaubt, dass
p
2)
p
ist wahr
3)
S
ist gerechtfertigt zu glauben, dass
p
Das Haben und die Wahrheit einer Überzeugung sind notwendige Bedingungen für Wissen! Der Besitz einer wahren
Überzeugung allein ist nicht hinreichend für Wissen (zufällig wahre Überzeugungen stellen kein Wissen dar).
4
Reliabilismus:
S weiss, dass p
⇔
1)
S glaubt, dass p
2)
p ist wahr
3)
S ist auf verlässliche Art und Weise zu seiner Überzeugung p gelangt
Wenn die Wahrscheinlichkeit, mit einer Methode zu einer wahren Überzeugung zu kommen, hoch ist, dann gilt
diese als verlässlich. Verlässlichkeit ist graduell. Die Grenze zwischen verlässlichen Methoden und unverlässlichen
Methoden ist daher willkürlich und vage.
Die Verlässlichkeit einer Methode des Meinungserwerbs ist relativ zu
einem gegebenen Zweck.
Wahrnehmung ohne technische Hilfsmittel ist verlässlich, wenn man an Informationen über mittelgroÿe gegenstände
in der näheren Umgebung interessiert ist.
Wahrnehmund unter zuhilfenahme komplizierter Instrumente ist verlässlich, wenn es sich um Gegenstände handelt,
die nur durch den gebrauch eines technischen Instruments wahrnehmbar sind.
Wahrnehmung
reliabel
Wahrsagerei
Schlussfolgern
Schlussfolgern
Zeugenbefra-
aus wahren
aus falschen
gung
Prämissen
Prämissen
in Bezug auf
abhängig von
Wissen von
Umständen
mittelgroÿen
(Glaubwürdig-
Gegenständen
keit)
in unserer
X
unmittelbaren
Handlungsumgebung
nicht r.
x
x
Raten/ Münze
Experten-
Alltags-
werfen
wissen
erfahrung
in Bezug auf
in Bezug auf die
das entspr.
entspr. Alltags-
Fachgebiet
themen
Träumen
x
x
Wahrheitsdeationismus:
Frege: Das Wort wahr liefert [...] durch seinen Sinn keinen wesentlichen Beitrag zum Gedanken.
Wenn wir von einem Satz sagen, er sei wahr, dann sprechen wir ihm nicht die Eigenschaft der Wahrheit zu.
Redundanztheorie: Das Prädikat ist wahr ist überüssig und trägt nichts zur Satzbedeutung bei.
Aussagen eliminieren, ohne deren Inhalt zu verändern. (Frege, Ramsey, Ayer)
5
Es lässt sich in allen
Performative Theorie: Das Wahrheitsprädikat ist kein eigenständiges Prädikat, sondern ein performativer Operatos, mit dem
wir so etwas wie Zustimmung ausdrücken (Strawson). Die Wahrheitszuschreibung ist ein performativer
Akt.
Disquotationale Theorie: Das Prädikat ist wahr stellt den Realitätsbezug von zitierten Sätzen wieder her (Quine). Wir brauche
das Wahrheitsprädikat, um den Realitätsbezug von zitierten Sätzen herzustellen (semantischer Aufstieg
Minimalismus: Wenn man aus einem oder mehreren Sätzen Nominalausdrücke macht, dient ist wahr einzig dazu, daraus
wieder ganze Sätze zu machen (Paul Horwich). Beispiel: die Aussage, dass Caesar ermordet wurde, ist
Nominalausdruck.
Rechtfertigungstrilemma:
Eine gerechtfertigte Überzeugung setzt voraus, dass es für diese Überzeugung einen Grund
G1
Grund
G1
gibt.
Ob dieser
adäquat (gut) ist, hängt davon ab, ob sich dieser selbst rechtfertigen lässt.
Überzeugung
−→ Grund1 −→ Grund2 −→ Grund3 −→ ....
Dogmatischer Abbruch: Es ist dogmatisch, an einer bestimmten Stelle mit dem Begründen aufzuhören.
Circulus Vitiosus: Eine sich selbst begründende Meinung macht das Rechtfertigen überüssig.
Inniter Regress: Menschen sind endliche Wesen und können keine unendliche Anzahl von Überzeugungen haben.
Positionen: Fundamentalismus: Es gibt Überzeugungen (Regress-Stopper), die keiner weiteren Begründung bedürfen.
Kohärentismus: Ein Rechtfertigungszirkel kann vermieden werden, wenn wir unsere Überzeugungen
und ihre Gründe vor dem Hintergrund eines ganzen Systems von Überzeugungen vor dem Hintergrund einer Theorie- betrachten.
Kontextualismus: Es gibt keinen wirklichen inniten Regress des Rechtfertigens. In der Praxis hängt es
vom Kontext und unseren Konventionen ab, welche Gründe wir für adäquat halten.
0.4
Wissenschaftstheorie
D-N-Modell wissenschaftlicher Erklärungen:
auch Hempel-Oppenheim-Schema.
2
Das Explanandum ist die Konklusion eines Arguments, wobei die Prämissen aus Naturgesetzen / allgemeinen
Gesetzen und Randbedingungen bestehen. Das Argument muss logisch valide sein, das heiÿt, das Explanandum
folgt logisch aus den Prämissen.
kausale Erklärungen:
Es scheint, dass Erklärungen dann erfolgreich sind, wenn sie Ursachen für ein Ereignis nennen. Wir können Vermutungen zu den Ursachen eines bestimmten Ereignisses haben, ohne ein genaues Gesetz zu kennen, das beide
miteinander verbindet.
Kritik:
Hume: Verursachung ist kein empirischer, sondern ein metaphysischer Begri.
Kausalität kommt in unserer
Erfahrung nicht vor.
2 Gesetze
unterstützen kontrafaktische Schlüsse, sie gelten auch für Fälle, die momentan nicht vorliegen.
modale Sätze über Notwendiges und Mögliches.
gesetze unterstützen
Die Frage, was möglich und notwendig ist, und die Frage, welche kontrafaktischen
Situationen zulässig sind, hängt davon ab, welche Regelmäÿigkeiten als physikalische Gesetze angesehen werden und umgekehrt.
⇒Es
scheint kein klares
6
Schwache Interpretation von Kausalität: Kausalität besteht lediglich in einer wiederholbaren Folge von Ereignissen.
Solche Beziehungen stützen Verallgemeinerungen der folgenden Art:
∀E1 , E2 : E1
tritt ein
⇒ E2
tritt ein.
Kausalt Erklärungen, wenn sie sich nur aus einen schwachen Kausalitätsbegri berufen, sind D-N-Erklärungen.
Was können wir tatsächlich beobachten?
1. temporale Asymmetrie zwischen Ursache und Wirkung
2. raum-zeitliche Nähe zwischen Ursache und Wirkung
3. wiederholbarer Ablauf der Ereignisse
Verikationismus:
Eine Hypothese wird durch ihre beobachtbaren Konsequenzen bestätigt bzw. wiederlegt. Wenn die beobachtbaren
Konsequenzen eintreen, dann gilt eine Hypothese als (teilweise) bestätigt; sonst als widerlegt.
H-D-Modell:
Erweitertes Testschema:
H (Hypothese/Theorie)
H (Hypothese/Theorie)
A (beobachtbare Testbedingungen)
A (beobachtbare Testbedingungen)
HH (Hilfhypothesen)
K (beobachtbare Konsequenz)
K (beobachtbare Konsequenz)
und nochmal: Raben-Paradox:
H-D-Modell: Hypothesen werden durch ihre positiven Instanzen bestätigt. Äquivalenzbedingung: Die Bestätigung
einer Hypothese hängt nicht von ihrer Formulierung ab.
Kontraposition:
(P ⊃ Q) ↔ (¬Q ⊃ ¬P )
Alle Raben sind schwarz
P ⊃Q
↔
Alle nichtschwarzen Dinge sind keine Raben
¬Q ⊃ ¬P
Also: die Hypothese Alle Raben sind schwarz und die Hypothese Alle nichtschwarzen Dinge sind keine Raben
werden durch dieselben Daten bestätigt.
Deduktion vs. Induktion
Deduktive Argumente
induktive Argumente
•
nicht erkenntniserweiternd
•
erkenntniserweiternd
•
notwendig wahrheitserhaltend
•
nicht notwendig wahrheitserhaltend
•
erosionsbeständig
•
nicht erosionsbeständig
•
absolut: die Gültigkeit eines deduktiven Argu-
•
graduell
ments kennt keine Grade
0.5
Metaphysik
Sein/Existenz:
Verwendungen des Wortes sein:
existenziell Sokrates ist: In der Menge aller, die es gibt, existiert einer, der mit Sokrates identisch ist
prädikativ Sokrates ist ein Mensch: Sokrates ist ein Element der Menge der Menschen
7
Identität
Cicero ist Tullius: Cicero ist identisch mit Tullius
inklusiv
Ein Mensch ist ein Säugetier: Die Menge der Menschen ist Teilmenge der Menge der Säugetiere
Leibniz' Identitätsgesetz:
x = y ↔ ∀F : F (x) ↔ F (y)
Ununterscheidbarkeit des Identischen:
Falls
x
mit
(jederzeit)
y
alle
identisch
ist,
Eigenschaften
dann
von
Identität des Ununterscheidbaren:
hat
y
x
Falls x (jederzeit) alle Eigenschaften von y be-
und
sitzt und umgekehrt, dann ist x identisch mit
umgekehrt
y.
x = y → ∀F : F (x) ↔ F (y)
∀F : F (x) ↔ F (y) → x = y
nominalistische Rekonstruktion von Prädikaten zweiter Stufe
•
Nominalismus:
ontologisch basal sind die konkreten Gegenstände.
Eigenschaften werden von diesen nur
ausgesagt, ihnen kommt aber keine Existenz zu.
•
Multiple exemplizierung:
kann ein und dieselbe Entität an verschiedenen Orten und Zeiten gleichzeitig
präsent sein?
•
Identitätsbedingungen: Die Frage, wann zwei Eigenschaften identisch sind, lässt sich nicht klar beantworten
•
strikter Nominalismus:
es ist eine basale (fundamentale), irreduzible Tatsache der Welt, dass ein Prädikat auf einen Gegenstand
zutrit
man muss nicht behaupten, Sokrates sei weise, wenn Sokrates die Eigenschaft der Weisheit besitzt. Statt
dessen können wir behaupten, dass Sokrates weise ist, wenn der Ausdruck ist weise aus Sokrates zutrit
Tapferkeit ist eine Tugend = tapfere Menschen sind tugendhaft (Eigenschaften zweiter Ordnung werden
als Eigenschaften erster Ordnung rekonstruiert) Problem: erste Aussage wahr, zweite nicht.
der strikte
Nominalismus kann nicht mit Eigenschaften zweiter Ordnung umgehen
•
metalingustischer Nominalismus:
Aussagen über abstrakte/universale Gegenstände sind implizit metalinguistisch (wir sprechen über sprachliche Ausdrücke)
Der Ausdruck ist weise trit auf Sokrates zu
Tapferkeit ist eine Tugend = Tapferkeit ist ein Tugend-Prädikat (Eigenschaften zweiter Ordnung werden
als Eigenschaften von allgemeinen Ausdrücken (Prädikaten) rekonstruiert)
Charakter der Allgemeinheit/Universalität hat Wurzeln in Sprache, Ausdrücle, nicht Entitäten können
universal sein, indem sie auf mehrere konkrete Dinge zutreen können
•
konstruktiver Nominalismus:
Prädikate wie Röte, Tapferkeit bezeichnen keine Eigenschaften, sondern stehen für Mengen konkreter
Einzelgegenstände
Tapferkeit ist eine Tugend = Die Menge der Tugenden enthält als Element die Menge der Tapferen
(Eigenschaften zweiter Ordnung werden als Mengen von Mengen rekonstruiert)
8
Diachrone Identität:
Endurantismus:
Perdurantismus:
konkrete Gegenstände besitzen nur räumliche Aus-
konkrete Gegenstände besitzen nicht nur eine räum-
dehnung. Sie existieren zu einem bestimmten Zeit-
liche, sondern auch eine zeitliche Ausdehnung.
punkt immer als Ganze/ sind immer als Ganze voll-
einem bestimmten Zeitpunkt ist somit immer nur
ständig präsent.
ein bestimmter (zeitlicher) Teil eines Gegenstandes
Theseus Schi ist entweder iden-
t1
Zu
tisch mit dem erneuerten oder dem rekonstruierte,
präsent. Theseus Schi besteht bis
aus zwei sich
aber nicht mit beiden.
vollständig überlappenden Teilen von zwei anderen
Schien, dem erneuerten und dem rekonstruierten
Schi
0.6
Philosophie des Geistes
Descartes Argumente für den Dualismus:
Dualismus: Es gibt geistige, immaterielle Substanzen. Der Geist (die Seele) ist der Träger psychischer Eigenschaften.
Argumente von Descartes:
Alles, was ich mir vorstellen kann, ist möglich
Ich kann mir vorstellen, dass ich als geistiges Wesen ohne einen Körper existiere
Ich kann mir Körper vorstellen, die ohne zu denken existieren
Es ist möglich, dass Körper und Geist getrennt existieren (d.h. nicht identisch sind)
Problem: Ich kann mir klar und deutlich vorstellen, dass ich als geistiges Wesen ohne einen Körper existiere.
interaktionistischer Dualismus:
(Descartes, Eccles, Popper)
Körper und Geist stehen
Descartes
Eccles/Popper
Wo ndet sie statt?
Zirbeldrüse
Liaison-Hirn
Wie genau geht das vor
Die Nerven bestehen aus biegsamen
Der Geist kann kleine funktionelle Einheiten
in einer kausalen
Wechselwirkung
sich?
Röhrchen, durch die sich
spiritus animales
des Liaison-Hirns abtasten und dessen
bewegen. Der Geist kann die Zirbeldrüse so
Aktivitäten beeinussen, was zu
drehen, dass sich die aus ihr austretenden
Erregungsmustern und damit u.a.
spiritus animales in die Nerven bewegen, die
Körperbewegungen führt.
zu den Muskeln führen und dort
Körperbeweungen verursachen
•
Neurobiologische Untersuchungen haben bisher nirgends einen Anhaltspunkt für das Wirken nicht-physiologischer
Ursachen in unserem Gehirn ergeben.
•
Das kausale Eingreifen des Geistes in ein physikalisches System würde auf jeden Fall eine Änderung des
Energiezustandes dieses Systems implizieren und damit in Konikt zum Energieerhaltungssatz stehen.
9
semantischer Physikalismus
•
Jeder Satz über mentale Phänomene ist bedeutungsgleich mit einer Reihe von Sätzen, die von physikalischen
Phänomenen handeln.
Verikationsprinzip:
Der Gehalt (Bedeutung) einer Aussage besteht in der Menge der Beobachtungen, die für sie sprechen. Beobachtbar
sind letzten Endes nur physikalische Gegenstände bzw. physikalische Eigenschaften.
Der Gehalt eines jeden sinnvollen Satzes über mentale Phänomene ist daher
äquivalent
mit derjenigen Menge von
Beobachtungssätzen in physikalischer Sprache, die wahr sein müssen, wenn jener wahr wäre.
Im besonderen haben zwei verschieden formulierte Aussagen
dann und nur dann dieselbe Bedeutung oder denselben
faktischen Inhalt, wenn sie unter denselben Bedingungen beide wahr bzw. beide falsch sind.
Probleme:
Die These des semantischen Physikalismus ist nicht korrekt, weil es
Phänomene bedeutungsgleiche Sätze zu nden, in denen
⇒
nur
nicht
möglich ist, für alle Sätze über mentale
auf beobachtbares Verhalten Bezug genommen wird.
Es ist nicht möglich, Sätze über mentale Tatsachen vollständig auf Sätze über physikalische Tatsachen zu re-
duzieren. Der semantische Physikalismus steht und fällt mit der Konzeption von Bedeutung, die ihm zugrunde liegt
(Verikationstheorie)
Wittgensteins Privatsprachenargument
Die normative Sicht auf Bedeutung
3 gibt,
Ein Audruck kann nur dann eine Bedeutung besitzen, wenn es für seine Anwendung Korrektheitsstandards
die festlegen, wann der Ausdruck richtig verwendet wird und wann nicht.
Das Privatsprachenargument
Erläuterung
Prämisse 1
die normative Sicht auf
Für die Anwendung eines Ausdrucks muss es öentlich
Bedeutung
zugängliche Kriterien geben, da wir ansonsten keine
Korrektheitsstandards bilden können, die uns sagen, wann der
entsprechende Ausdruck richtig bzw. falsch angewendet wird.
Prämisse 2
Es gibt keine privaten
Wenn sich mentale Ausdrücke auf private, innere Phänomene
Korrektheitsstandards für
beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst wissen kann,
Ausdrücke über rein
ob sie vorliegen oder nicht, dann gäbe es für diese Ausdrücke
private Phänomene
keine Korrektheitsstandards und auch keine richtigen oder
falschen Anwendungen.
Konklusion
Eine Privatsprache
4 kann
es nicht geben
Mentale Ausdrücke können sich nicht auf private, innere
Phänomene beziehen, von denen nur die jeweilige Person selbst
wissen kann, ob sie vorliegen oder nicht.
Problem: Das Argument setzt eine bestimmte Konzeption von Bedeutung voraus (Prämisse 1)
3 Den
Ausdruck rot auf rote Dinge anzuwenden, ist beispielsweise korrekt; ihn auf grüne oder blaue Dinge anzuwenden, dagegen
inkorrekt
10
Herunterladen