Symptomatik

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Inhalt
Schweiz, Kulturhaus Helferei, Breitinger-Saal, Kirchgasse 13, Zürich
Die medikamentöse Behandlung der
Aufmerksamkeitsdefizit- und
Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Dr. med. Niklas Brons
Leitung Kinder- Jugend- und Adoleszentenbereich
Zentrum für Angst- und Depressionsbehandlung Zürich
1. Symptomatik
2. Diagnostik
3. Indikationsstellung
4. Medikamentöse Therapie der ADHS
5. Unerwünschte Arzneimittelwirkungen und deren Umgang
6. ADHS und Sucht
7. Medikamentöse Therapie von komorbiden Störungen
8. Diskussion und Fallbesprechungen
Riesbachstr. 61
CH-8008 Zürich
www.zadz.ch
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Symptomatik (ICD-10 / DSM V)
Symptomatik
Hyperaktivität
(über mindestens 6 Monate
sind 3 der folgenden 5
Symptome vorhanden)
Unaufmerksamkeit
(über mindestens 6 Monate sind
6 der folgenden 9 Symptome
vorhanden)
Impulsivität
(über mindestens 6 Monate
ist 1 der folgenden 4
Symptome vorhanden)

 Beachtet Einzelheiten nicht,
macht Flüchtigkeitsfehler
 Schwierigkeiten,
Aufmerksamkeit längere Zeit
aufrecht zu erhalten
 Scheint nicht zuzuhören, wenn
andere ihn/sie ansprechen
 Führt Anweisungen anderer
nicht vollständig durch
 Schwierigkeiten, Aufgaben und
Aktivitäten zu organisieren
 Vermeidet Aufgaben mit
länger dauernden
Anstrengungen
 Verliert häufig Gegenstände
 Lässt sich durch äußere Reize
leicht ablenken
 Ist bei Alltagsaktivitäten häufig
vergesslich
 Platzt mit der Antwort
heraus, bevor die Frage
zu Ende gestellt wurde
 Kann häufig nur schwer
abwarten, bis er/sie an
der Reihe ist
 Unterbricht und stört
andere häufig
 Redet übermäßig viel




11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Zappelt mit Händen
oder Füßen, rutscht auf
Stuhl
Steht in Situationen
auf, in denen Sitzen
bleiben erwartet wird
Läuft herum oder
klettert exzessiv in
Situationen, in denen
dieses unangemessen
ist
Schwierigkeiten, ruhig
zu spielen oder sich zu
beschäftigen
Ist ständig auf „Achse“
oder handelt, als wäre
getrieben
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Symptomatik (ICD-10 / DSM V)
Symptomatik (ICD-10 / DSM V)
 Auftreten der Symptome in mindestens zwei Situationen
 Führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung
 in der Familie
 in der Schule
 im Freundeskreis
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Symptomatik (DSM V)
Symptomatik (DSM V)
Unterschiede DSM IV zu DSM V
 Ab 17 Jahren müssen nur noch 5 Symptome aus einem
Bereich (Unaufmerksamkeit u/o Hyperaktiv-impulsiv)
vorhanden sein
 Störung muss vor dem Alter von 12 Jahren (anstatt 7 Jahre,
DMS IV) auftreten
 Autismus-Spektrum-Störung ist kein Ausschlusskriterium
mehr
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Diagnostik
Diagnostik
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
 Ausführliche Entwicklungs-, Sozial- und körperliche
Anamnese
 Interview mit Angehörigen und Patienten
 Verkürztes Interview mit Lehrpersonen
 Fragebögen für Eltern, Lehrpersonen
 Intelligenztest
 Körperliche Untersuchung, Laboruntersuchung
 Optional: Konzentrationsdiagnostik (Neuropsychologie)
 Optional: Abklärung Lese-Rechtschreibstörung (Dyslexie)
und Rechenstörung (Dyskalkulie)
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Diagnostik
Wichtig
 Es gibt keinen psychologischen Test, der ein ADHS beweist
oder ausschliesst
 Es gibt aktuell noch keine biologischen Marker (z.B. Gentest
oder EEG-Messungen)
Quelle: CADDRA 2011
Differenzialdiagnosen
 Anzeichen für schulische
Überforderung
 Anzeichen für schulische
Unterforderung
 Medikamenten/Drogeninduzierte Symptome
 Schädelhirntrauma
 Posttraumatische
Belastungsstörung
 Anpassungsstörung
 Autismus-Spektrum-Störung
Quelle: Deutsche Leitlinien 2007
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons





Intelligenzminderung
Manische Phase
Schizophrenie
Psychose
Persönlichkeitsstörung z.B.
Borderline
 Bindungsstörungen
 Störung des Sozialverhaltens
 Chaotische desorganisierte
psychosoziale Bedingungen
Komorbiditäten
Komorbiditäten
Quelle: zit. aus Taurines et al., 2010
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Schwierigkeiten bei der Diagnosestellung
 Kategoriales (krank/nicht krank) gegen dimensionales
Konstrukt (leichte bis schwere Erkrankung)
 Sehr heterogenes Störungsbild
 Jedes Individuum und jede Familie ist unterschiedlich in
Ausprägung und Beeinträchtigung
 Sehr viele Differentialdiagnosen und komorbide Störungen
 Klinische Grenze zwischen «noch normal» und «Störung»
nicht eindeutig
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Behandlungskonzept
Nach welchen Leitlinien soll man zurzeit behandeln?




Deutsche Leitlinien sind in Bearbeitung
Amerikanische Leitlinien (AACAP 2007)
Englische Leitlinien (NICE 2008)
Kanadische Leitlinien (CADDRA 2011)
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Individueller, multimodaler Behandlungsplan
 Aufklärung (Kinder ab ca. 8 Jahren; Eltern und Lehrer)
 Verhaltenstherapie (u.a. Elterntraining, Belohnungssysteme,
Konsequenzen)
 Soziale Interventionen (u.a. soziales Kompetenztraining,
Wutmanagement)
 Lerntraining
 Psychotherapie (ab dem Jugendalter für komorbide
Störungen)
 Medikamentöse Behandlung
Medikamentöse Behandlung
Quelle: CADDRA 2011
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Individueller Behandlungsplan - Medikamente
Individueller Behandlungsplan – Medikamente II
 Alter des Patienten?
 Gewünschte Dauer der Wirkung
 nur in der Schule?
 Abends bei den Hausaufgaben?
 Bei impulsiven Verhalten auch an den Wochenenden?
 Wie schnell benötigt man eine Wirkung? Droht z.B. eine
Eskalation in der Schule oder zu Hause?
 Welche Symptome stehen im Vordergrund? Z.B.
Unaufmerksamkeit?
 Welche komorbiden Symptome liegen vor? Z.B. Aggression?
 Welche komorbiden Störungen liegen vor? Z.B. Depression
oder Angst?
 Positive oder negative Vorerfahrungen mit Medikamenten?
 Haltung der betroffenen Person und der Angehörigen
gegenüber Medikamenten?
 Gibt es körperliche Beschwerden?
 Kontraindikationen?
 Muss das Medikament kombiniert werden? Z.B. bei
komorbider Angststörung
 Liegt Potential für Medikamentenmissbrauch vor?
 Medikamente der 1. und 2. Wahl:
Quelle: CADDRA 2011
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
 langwirksame Medikamente erhöhen die
Einnahmezuverlässigkeit, verringern Rebound sowie
Missbrauchspotential
Quelle: CADDRA 2011
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Relative und absolute Kontraindikationen
Absolute Kontraindikationen
 Schizophrenie
 Schilddrüsenüberfunktion
 Herzrhythmusstörungen
 Herzkrankheit (Gefässverengung, Herzfehler)
 Erhöhter Augendruck
Wahl der Medikation in der Schweiz
Medikament der ersten Wahl: Methylphenidat
Sofortige Freisetzung,
kurze Wirkdauer (2-4 h)
Verzögerte Freisetzung,
mittlere Wirkdauer (4-6 h)
Verzögerte Freisetzung,
längere Wirkdauer (8-12 h)
2-3 Gaben am Tag:
Ritalin
Medikinet
1-2 Gaben am Tag:
Ritalin SR
1 Gabe am Tag:
Ritalin LA
Concerta
Equasym XR retard
Medikinet MR
Methylphenidat Sandoz
Retard
Focalin XR
Relative Kontraindikationen
 Bluthochdruck, Depression
 Medikamenten-/Drogenmissbrauch im unmittelbaren
Umfeld oder durch den Jugendlichen selbst
 Epilepsie (nicht eingestellt)
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Medikament der ersten Wahl: Methylphenidat
Evidenzbasierte Medizin:
 Höchster Grad (Wirkung in doppelblinden Studien bewiesen)
 Grosser Effekt im Vergleich zu Placebo (Faraone 2003)
Stärkste Effekte:
 Aufmerksamkeit, Impulsivität, Ablenkbarkeit, Sozialverhalten
(Faraone 2006)
Doppelblinde Plazebo-kontrollierte Studien:
 Wirkung bei 65-75% vs 4-30% (Greenhill 2002; Pliszka 2007)
 Wirkung 80-90% bei Wechsel von Stimulans (Pliszka, 2003)
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Methylpenidat (MPH)
Medikament der ersten Wahl: Methylphenidat
Wirkorte:
 Striatum (Dopamintransporter, DAT)
 Präfrontaler Kortex (Noradrenalintransporter, NET)
 Erhöhung von extrazellulärem Dopamin und Noradrenalin
durch Wiederaufnahmehemmung
(Biedermann & Spencer 2008)
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Wirkung Methylpenidat (MPH)
Wirkung Methylpenidat (MPH)
An den Nervenenden
Quelle: Bymaster et al., 2002
Modifiziert nach: Prince, 2008
Quelle: Wilens, 2008
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Vorgehen bei der Verabreichung von Methylpenidat (MPH)
Labor:
Hämatogramm
Na, K, GOT, GPT, γGT,
Kreatinin, TSH
Vorher
alle
3 Monate
Labor
RR/Puls
Gewicht
Grösse
EKG
x
x
bei pos.
FA
x
bei path.
EKG
EKG bei positiver Familienanamnese:
Kardiale Erkrankungen beim Patient oder in der Familie
Plötzliche Todesfälle unter 40 Jahre in der Familie
Kontrollen bei Verabreichung von Methylpenidat (MPH)
Aufdosierungsphase ca. 6 Wo
 Wöchentliche Konsultationen
 Beurteilung der Wirkung
anhand klinischer
Einschätzung
 Patient, Bezugspersonen
 Fragebogen
 UAW
 RR, Puls
Quelle: Nice 2008
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Dauermedikation
 Kontrollen alle 3 Monate
 Beurteilung der Wirkung
anhand klinischer
Einschätzung
 Patient, Bezugspersonen
 Fragebogen
 Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)
 Blutdruck, Puls
 Grösse, Gewicht
Strategien zur Eindosierung MPH
Beginn mit kurzwirksamem MPH
Beginn mit langwirksamen MPH
 Vorteile
 Kostengünstiger
 Genauere Dosis
 Empfohlen nach CADDRA 2011
 Vorteile
 Verbesserung der
Compliance
 Geringe Gefahr Missbrauch
 Geringerer Rebound
 Nachteile
 3 Gaben am Tag
 Rebound
 Missbrauchspotential
 Nachteile
 Teurer
 Dosis ungenauer
Eindosierung kurzwirksames Methylphenidat
Start mit 5 - 10 mg/d in 1 - 2 Einzeldosen
 Z.B. Ritalin 10 mg
0.5-0.5-0-0
Aufdosierung um 5 - 10 mg pro Woche
 2-3 Einzeldosen am Tag
 Z.B. Ritalin 10 mg
2-2-1-0
Zieldosis: Anhand der Klinik und Alter des Patienten
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Maximale Dosierungen kurz. Methylphenidat
Dosierung bei langzeitwirksamem Präparat
Leitlinie CADDRA 2011:
 Kinder bis 40 kg: 60 mg
 Jugendliche über 40 kg: 80 mg
 Erwachsene: 100 mg
Start mit niedrigster Dosierung
 z.B. Concerta 18 mg oder Ritalin LA 10 mg
Leitlinien: NICE 2008:
 2,1 mg/kg Körpergewicht
 Kindern und Jugendliche: 90 mg
 Erwachsenen: 100 mg
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
1-0-0-0
Langsame Steigerung je nach Wirkung u. Verträglichkeit
um ca. 10 mg/Wo
 z.B. Concerta 27 mg oder Ritalin LA 20 mg
1-0-0-0
Zieldosis wie bei kurzwirksamen MPH-Präparaten
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Unterschiede bei langzeitwirksamen Präparat
Unterschiede bei langzeitwirksamem Präparat
Quelle: Kinderärztliche Praxis, Heft 5, 2014 Jahrgang 85
Quelle: Kinderärztliche Praxis, Heft 5, 2014 Jahrgang 85
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Maximale Dosierungen
Maximale Dosierungen von langwirksamem Methylphenidat
am Beispiel von Concerta®
Leitlinie CADDRA 2011
 Kinder bis 40 kg: bis 72 mg
 Jugendliche über 40 kg: bis 90 mg
 Erwachsene: bis 108 mg
Wie gehen wir bei fehlender
Leitlinie NICE 2008
 2,1 mg/kg Körpergewicht
 Kindern und Jugendliche: bis 90 mg
 Erwachsene: bis 100 mg
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Wirkung vor
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?
Medikamente der zweiten Wahl
Atomoxetin: Strattera ®
 Fehlende Wirkung des MPH (bei einigen Krankenkassen muss
dies bestätigt werden)
 Unverträglichkeit von MPH
 Kontraindikation für MPH (z.B. Drogenabusus)
 Komorbide Angststörung (evtl. dann auch als 1. Wahl
einzusetzen)
 24 h Wirkung dringend erwünscht
Lisdexamfetamin: Elvanse ®
 Fehlende Wirkung des MPH (bei einigen Krankenkassen muss
dies bestätigt werden)
 Unverträglichkeit von MPH
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Wirkung Atomoxetin - Strattera
Atomoxetin - Strattera
Evidenz Basierte Medizin
 Höchster Grad (doppelblinde Studien, die Wirkung
beweisen)
 Sehr grosser Effekt (Montoya 2009; Svanborg 2009;
Wehmeier 2010)
Doppelblinde Plazebo-Kontrollierte Studien
 Wirkung bei 63-71% (Svanborg 2009)
 Gegenüber
 schnell-wirksamem MPH gleich
 OROS MPH unterlegen (Garnock-Jones 2009)
Wirkort
 Präfrontaler Kortex (Noradrenalintransporter, NET)
 Wiederaufnahmehemmer von Noradrenalin und Dopamin
Quelle: Willens, 2008
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Voruntersuchungen Atomoxetin - Strattera
Labor
Labor:
Hämatogramm
Na, K
Leberwerte: GOT, GPT, γGT
Kreatinin
Schilddrüse: TSH
Quelle: Nice 2008
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
EKG
Vorher
x
x
x
x
Nach
1 Monat
x
x
x
x
x
x
alle
3
Monate
1x/Jahr
Quelle: Bymaster et al., 2002; Modifiziert
nach Prince, 2008
Gewich RR/Puls
t
Grösse
x
Vorgehen zur Verabreichung von Atomoxetin - Strattera®
Lisdexamphetamin - Elvanse®
Prodrug (Vorstufe) von Dextroamphetamin
 Aufspaltung erst im Blut (Konzentration im Körper
unabhängig von der Einnahme; geringeres
Missbrauchspotential)
 Zulassung: Alter 6-55 Jahre
 Grosser Effekt (Coghill et al. 2013, Biederman et al. 2007b)
Wirkung:
 Wiederaufnahmehemmung und vermehrte Ausschüttung
von Noradrenalin und Dopamin
 12 Stunden = langwirksam
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Vorgehen zur Verabreichung von Lisdexamphetamin
 Start mit 30 mg in einer Einzeldosis
 Steigerung der Dosis um 20 mg/Woche
 Maximale Dosis: 70 mg
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
«Off-label» Varianten
 Kombination Methlyphenidat mit Atomoxetin
oder Lisdexamphetamin
 USA: Kombination Methylphenidat mit Guanfacin
 Versuche mit Bupropion, Modasomil, Clonidin,
Imipramin, Venlafaxin, Cymbalta
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Häufige unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Unerwünschte
Arzneimittelwirkungen
Methylphenidat / Amphetamin
 Einschlafstörungen
 Reduzierter Appetit
 Gewichtsverlust
 Bauch- und Kopfschmerzen
 Erhöhte(r) Herzfrequenz und Blutdruck
 Irritabilität und emotionale Ausbrüche bei jüngeren Kindern
Atomoxetin
 Sedierung
 Reduzierter Appetit
 Übelkeit
 Erbrechen
 Bauchschmerzen
 Irritabilität
 Kopfschmerzen
Quelle: Wigal et al, 2006
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Umgang mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen
Einschlafstörungen
 Dosisreduktion
 Letzte Gabe nicht nach 16.00 Uhr
 Versuch mit 5 mg MPH am Abend (bei Hyperaktivität)
 Schlaftagebuch, Schlafhygienemassnahmen,
Verhaltenstherapie
 Bei anhaltender Symptomatik:
 Wechsel auf Atomoxetin
 Einsatz von Melatonin 3-6 mg 2 Stunden vor dem
Einschlafen
 Einsatz von Clonidin
Quelle: European Network for Hyperkinetic Disorders 2011;
CADDRA 2011
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Umgang mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen
Wachstum (v.a. Methylphenidat)
 Grössenwachstum reduziert um 1 cm/Jahr innerhalb 1-3
Jahren Therapie (Quelle: MTA Study, Swanson, 2007)
 Reduktion der Gewichtszunahme: 3 kg innerhalb von 3
Jahren (Quelle: Faraone et al. 2008)
Procedere
 Einnahme der Medikation nach dem Frühstück
 Grösseres Abendessen
 Einnahme von hochkalorischen Snacks
Amerikanische Leitlinien
Bei Überschreitung von 2 Perzentillinien Medikamentenpause:
 Abbruch oder Wechsel des Medikaments
Quelle: European Network for Hyperkinetic Disorders 2011;
CADDRA 2011
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Umgang mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen
Umgang mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen
Kardiovaskuläres System
Leberschaden (Atomoxetin)
 Keine erhöhte Anzahl an plötzlichen Todesfällen
(Quelle: Gould et al. 2009)
 Seltene Fälle
 Blutdruck (diastolisch oder systolisch) über 95. Perzentile
1. Dosisreduktion, Medikamentenpause
2. Überweisung an Spezialisten
 Klinik beobachten: Gelbsucht, Juckreiz, dunkler Urin
 Bei erhöhten Transaminasen unter Therapie: Medikation
absetzen (Quelle: Bangs et al. 2008a)
 Herzfrequenz kontinuierlich über 120/min
1. Dosisreduktion
2. Kardiologische Abklärung
Quelle: European Network for Hyperkinetic Disorders 2011;
CADDRA 2011
Quelle: European Network for Hyperkinetic Disorders 2011;
CADDRA 2011
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Umgang mit unerwünschten Arzneimittelwirkungen
Suizidalität bei Atomoxetin
Klinische Daten: 0,37% vs. 0 % bei Plazebo (Bangs 2008)
Keine erhöhte Suizidalität im Vergleich zur Normalpopulation
Wenn nach Eindosierung vorhanden:
 Kinder- und jugendpsychiatrische Abklärung
 Dosisreduktion
 Absetzen, Umstellung der Medikation
(Quelle: Bangs et al. 2008a)
Dauer der Behandlung
Quelle: European Network for Hyperkinetic Disorders 2011;
CADDRA 2011
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Absetzversuch
Wochenend- und Ferienpausen
 Keine klaren Empfehlung in den Leitlinien
 Kaum untersucht
 CADDRA 2011: Individuell zu entscheiden, je nach
Schweregrad und Auftreten der Symptome
 Im klinischen Alltag üblich und gut tolerabel
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Dauer der Behandlung: MTA-Studie
 579 Kinder
 Diagnose: ADHD, kombinierter Typ nach DSM IV
 Alter: 7 - 9,9 Jahre
 Dauer: 14 Monate
 4 Gruppen
1. Medikation (MPH: mittlere Dosis 32 mg/Tag)
2. Verhaltenstherapie (kind-, familien-, schulzentrierte
Interventionen)
3. Medikation und VT
4. Standard community care
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
MTA Ergebnisse nach 14 Monaten
Medikation > Verhaltenstherapie
 Unaufmerksamkeit (Ke, Lp),
Hyperaktivität/Impulsivität (Lp)
Kombinierte Therapie = Medikation
Kombinierte Therapie > Verhaltenstherapie
 Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität/Impulsivität,
Aggression, internalisierende Störungen
Kombinierte Therapie > Community Care
Verhaltenstherapie = Community Care
Quelle: MTA-Study: A 14-Month Randomised Clinical Trial of Treatment Strategies for
Attention Deficit/Hyperactivity Disorder
Arch Gen Psychiatry. 1999; 56(12): 1073-1086
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Dauer der Behandlung: MTA-Studie
 nach 2 Jahren: medikamentöse Therapie und kombinierte Therapie
gegenüber Verhaltenstherapie und/oder Community care weiterhin
überlegen (Quelle: MTA Cooperative Group, 2004)
 nach 3 Jahren: Medikation zeigt nur bei 1/3 Benefit (Quelle: Swanson,
2008)
 nach 8 Jahren: Medikation nicht mehr überlegen (Molina, 2009)
Prognostisch günstig: soziodemographische Variablen und soziales
Verhalten
Case-Controll Follow up-Studie (Quelle: Biedermann et al. 2008c, 2009)
 Behandlung mit Stimulanzien über 10 Jahre bei 112 Jungen mit
ADHS
 Signifikant reduziertes Risiko für Depression, Angststörungen,
Verhaltensstörungen und Klassenwiederholungen
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Dauer der Behandlung
 ADHS ist eine anhaltende Störung, die bis ins
Erwachsenenalter reicht
 Kombinierte multimodale Therapie bei bestehender
Indikation durchführen
 Medikation: einmal jährlich Auslassversuch durchführen
 Langjährige Behandlung einplanen
 CADDRA 2011
 Die Gabe von MPH über 20 Jahre ist sicher
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Psychostimulanzien und Sucht
Psychostimulanzien und Sucht
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Die Behandlung der ADHS mit
Psychostimulanzien weder schützt noch erhöht
das Risiko für einen späteren Substanzabusus
Meta Analyse 2013, JAMA Psychiatry, Humphreys et al.
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Behandlungsempfehlungen für komorbide Störungen


Behandlungsempfehlungen für
komorbide Störungen
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons


Nach Möglichkeit Monotherapie anstreben
Auch bei ADHS und komorbider Störung Beginn mit
Stimulanz Goldstandard (Quelle: Pliszka, 2006)
Kombinationen meist „off-label“
Kombinationen erfordern viel Erfahrung
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
ADHS und Depression
Quelle: Fröhlich 2010
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
ADHS und Angststörungen
Quelle: Fröhlich 2010
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
ADHS und Ticstörungen
ADHS und Aggression
Quelle: Fröhlich 2010
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Diskussion / Fragen
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
Quelle: Fröhlich 2010
11.11.2015 I Dr. med. Niklas Brons
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