Algebraische Strukturen

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Algebraische Strukturen
Inhaltsverzeichnis
3.1
3.2
3.3
3.4
Gruppen . . . . . . .
Ringe . . . . . . . . .
Körper . . . . . . . .
Homomorphismen .
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In diesem Kapitel findet der Leser eine Einführung in die Grundbegriffe der Algebra, die Studierende zum Teil schon in den Grundvorlesungen zur Linearen Algebra
oder in einer Vorlesung zur Algebra kennen lernen. Wir definieren in den ersten
drei Abschnitten die algebraischen Strukturen Gruppe, Ring und Körper und gehen
dann auf strukturerhaltende Abbildungen (Homomorphismen) ein. Im Abschnitt
über Gruppen führen wir insbesondere die symmetrische Gruppe, die Restklassengruppe und Matrizengruppen ein, definieren Untergruppen, Normalteiler sowie
Faktorgruppen und entwickeln zum Schluss den Begriff der auflösbaren Gruppe. Im
Abschnitt über Ringe definieren wir insbesondere Integritätsbereiche, euklidische
Ringe, Hauptidealringe sowie faktorielle Ringe und geben hierbei sowohl Beispiele
als auch Gegenbeispiele an. Im Abschnitt über Körper bestimmen wir Quotientenkörper, Zerfällungskörper und Körpererweiterungen und definieren Eigenschaften von Körpererweiterungen wie Normalität, Separabilität und Auflösbarkeit. Im
letzten Abschnitt des Kapitels werden Homomorphismen und Isomorphismen zwischen Gruppen, Ringen und Körpern definiert, und es wird die Automorphismengruppe einer Körpererweiterung eingeführt. Der Leser findet auch hier zahlreiche
Beispiel vor.
Eine ausgezeichnete kurze Einführung in die Hauptresultate der Algebra bietet
Stroth (2012), und eine ausführlichere Darstellung findet der Leser in Bosch (2003).
© Springer-Verlag GmbH Deutschland 2017
J. Neunhäuserer, Mathematische Begriffe in Beispielen und Bildern,
DOI 10.1007/978-3-662-53710-7_3
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Algebraische Strukturen
3.1 Gruppen
Definition 3.1
Eine Gruppe ist eine Menge G mit einer Verknüpfung ı : G G ! G, die
folgende Bedingungen für alle u; v; w 2 G erfüllt:
1. Existenz eines neutralen Elements 0 2 G mit v ı 0 D 0 ı v D v,
2. Existenz inverser Elemente vQ 2 V mit v ı vQ D vQ ı v D 0,
3. Assoziativgesetz: u ı .v ı w/ D .u ı v/ ı w.
Gilt zusätzlich das Kommutativgesetz u ı v D v ı u für alle u; v 2 G, so heißt die
Gruppe Abel’sch..
Beispiel 3.1
Die ganzen Zahlen .Z; C/, die rationalen Zahlen .Q; C/, die reellen Zahlen .R; C/
und die komplexen Zahlen .C; C/ bilden jeweils mit der Addition Abel’sche Gruppen. Die rationalen Zahlen .Qnf0g; /, die reellen Zahlen .Rnf0g; / und die komplexen Zahlen .Cnf0g; / bilden ohne die Null mit der Multiplikation ebenfalls
Abel’sche Gruppen. Das neutrale Element bezüglich der Multiplikation ist die Eins.
Gegenbeispiel 3.2
Die natürlichen Zahlen mit der Addition .N; C/ bilden keine Gruppe; es gibt kein
neutrales Element und keine inversen Elemente. Die ganzen Zahlen ohne die Null
mit der Multiplikation .Znf0g; / bilden keine Gruppe; es fehlen inverse Elemente,
das neutrale Element ist vorhanden.
Beispiel 3.3
Es gibt jeweils eine Gruppe mit 2 bzw. mit 3 Elementen und zwei Gruppen mit 4
Elementen, wie aus den folgenden Verknüpfungstafeln zu ersehen ist.
Z2
0
a
0
a
0
a
a
0
Z3
0
a
b
0
a
b
0
a
b
a
b
0
b
0
a
Z4
0
a
b
c
V
0
a
b
c
0
a
b
c
0
a
b
c
a
b
c
0
b
c
0
a
c
0
a
b
0
a
b
c
0
a
b
c
a
0
c
b
b
c
0
a
c
b
a
0
Die ersten drei Gruppen hier sind zyklisch, d. h. jedes Element ist von der Form an .
Diese Gruppen sind Abel’sch. Die letzte Gruppe heißt Klein’sche Vierergruppe
und ist die kleinste nicht-zyklische Gruppe.
Beispiel 3.4
Die Menge aller Bijektionen BIJ.X/ auf einer Menge X mit der Hintereinanderausführung
f ı g.x/ D f .g.x//
3.1
Gruppen
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Abb. 3.1 Wirkung der Gruppe S3 auf das gleichseitige Dreieck
bildet eine Gruppe, bei der das neutrale Element die Identität id.x/ D x und das
inverse Element zu f 2 BIJ.X/ die Umkehrabbildung f 1 2 BIJ.X/ ist. Speziell
heißt die Menge der Permutationen Sn D BIJ.f1; : : : ng/, mit der Hintereinanderausführung die symmetrische Gruppe. Diese Gruppe ist für n 3 nicht Abel’sch;
siehe Abb. 3.1 und auch die Definitionen 1.19 und 2.1.
Gegenbeispiel 3.5
Die Menge aller Abbildungen X X auf einer Menge X mit mehr als zwei Elementen
bildet keine Gruppe in Bezug auf die Hintereinanderausführung; nicht alle Abbildungen haben Umkehrabbildungen. Die Menge aller injektiven Abbildungen oder
aller surjektiven Abbildungen auf einer unendlichen Menge X bildet mit der Hintereinanderausführung aus dem gleichen Grunde keine Gruppe.
Beispiel 3.6
Die Menge der invertierbaren .n n/-Matrizen A 2 Knn über einem Körper K
bildet mit der Matrizenmultiplikation
0
A B D .aij /i;j D1;:::n .bij /i;j D1;:::n D @
n
X
j D1
1
aij bj k A
i;kD1;:::n
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3
Algebraische Strukturen
die allgemeine lineare Gruppe GL.n; K/. Die Operation ist für n 2 nicht
Abel’sch; zum Beispiel gilt
!
!
!
1 2
1 1
3 3
D
1 0
1 1
1 1
und
!
!
!
1 1
1 2
2 2
D
:
1 1
1 0
2 2
Definition 3.2
Eine Teilmenge U einer Gruppe G ist eine Untergruppe, wenn U mit der Verknüpfung ı auf G selbst eine Gruppe bildet. Eine Untergruppe N ist ein Normalteiler,
wenn für alle g 2 N gilt:
g ı N D fg ı njn 2 N g D fn ı gjn 2 N g D N ı g:
Die Menge G=N D fg ı N jg 2 Gg mit der Verknüpfung
.u ı N / ı .v ı N / D u ı v ı N
ist die Faktorgruppe. Das neutrale Element in dieser Gruppe ist N .
Beispiel 3.7
Für n 2 N ist die Menge nZ D fnkjk 2 Zg ein Normalteiler von .Z; C/. Die
Faktorgruppe
Zn WD Z=nZ D fkN WD k C nZjk 2 f0; 1; : : : ; n 1gg
ist die Restklassengruppe mit neutralem Element 0N D Z. Diese Gruppe ist
N bildet
Abel’sch; man vergleiche hiermit auch Beispiel 1.33. Zn nfZg D Zn nf0g
eine Abel’sche Gruppe mit der Multiplikation
uN vN D .u C Z/ .v C Z/ D u v C Z
genau dann, wenn n eine Primzahl ist. Nur dann existieren alle inversen Restklassen
in Bezug auf die Multiplikation.
Beispiel 3.8
Die Menge der geraden Permutationen bildet mit der Hintereinanderausführung die
alternierende Gruppe An ; siehe Definition 2.2. Diese Gruppe ist ein Normalteiler
der symmetrischen Gruppe Sn . Die Gruppe Sn =An besteht aus zwei Elementen und
ist isomorph zu Z2 ; siehe Definition 3.2.
3.1
Gruppen
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Abb. 3.2 Wirkung der Diedergruppe D4 auf das Quadrat
Beispiel 3.9
Die Diedergruppe D4 , gegeben als
D4 D fid; .1234/; .13/.24/; .1432/; .14/.23/; .13/.2/.4/; .12/.34/; .24/.1/.3/g;
ist eine Untergruppe der symmetrischen Gruppe S4 mit 8 Elementen. Die ersten vier
Permutationen kann man als die Wirkung der Drehungen eines Quadrats auf die
Ecken f1; 2; 3; 4g interpretieren, und die anderen Permutationen lassen sich als die
Wirkung der Spiegelungen dieses Quadrats auf die Ecken verstehen; siehe Abb. 3.2.
Die allgemeine Diedergruppe Dn beschreibt die Wirkung der n Drehungen und n
Spiegelungen eines regelmäßigen n-Eck auf die Ecken. Sie ist eine Untergruppe der
symmetrischen Gruppe Sn .
Beispiel 3.10
Die Menge der Matrizen über R mit Determinante 1 bildet die spezielle lineare
Gruppe SL.n; R/ D fA 2 GL.n; R/jdet.A/ D 1g; diese ist ein Normalteiler der
allgemeinen linearen Gruppe GL.n; R/ über R bezüglich der Matrizenmultiplikation. Der Quotient GL.n; R/=SL.n; R/ ist isomorph zur Gruppe .Rnf0g; /; siehe
Definition 3.2.
Gegenbeispiel 3.11
Die Untergruppe U D fid; .12/.3/g der symmetrischen Gruppe S3 ist kein Normalteiler, wegen
.123/ ı U D f.123/; .13/.2/g 6D f.123/; .1/.23/g D U ı .123/I
siehe hierzu Definition 2.1.
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3
Algebraische Strukturen
Definition 3.3
Eine Gruppe G mit neutralem Element 0 ist auflösbar, wenn es eine Folge von
Untergruppen Ni , i D 0; : : : ; n, von G gibt, sodass gilt:
f0g D N0 N1 Nn1 Nn D G;
wobei Ni ein Normalteiler von Ni C1 ist und der Quotient Ni C1 =Ni eine Abel’sche
Gruppe darstellt.
Beispiel 3.12
Alle Abel’schen Gruppen sind trivialerweise auflösbar.
Beispiel 3.13
Die Gruppe S3 ist auflösbar mittels der Folge von Untergruppen
fidg A3 S3 :
Die Gruppe S4 ist auflösbar mittels
fidg V DW fid; .1; 2/.3; 4/; .1; 3/.2; 4/; .1; 4/.2; 3/g A4 S4 ;
da V Abel’sch ist.
Gegenbeispiel 3.14
Die symmetrischen Gruppen Sn für n 5 sind nicht auflösbar. Der Beweis dieses
Satzes ist nicht trivial; siehe Kap. 5 in Stroth (2012).
3.2 Ringe
Definition 3.4
Eine Abel’sche Gruppe .R; C/ mit neutralem Element 0 ist ein Ring, wenn eine
Verknüpfung : R ! R existiert, die folgende Bedingungen für alle u; v; w 2 G
erfüllt:
1. Existenz einer Eins 1 2 R mit v 1 D 1 v D v,
2. Assoziativgesetz: u .v w/ D .u v/ w,
3. Distributivgesetz: u .v C w/ D u v C u w und .v C w/ u D v u C w u.
Gilt zusätzlich das Kommutativgesetz u v D v u für alle u; v 2 R, so heißt ein
Ring kommutativ. Ein kommutativer Ringe ist ein Integritätsbereich, wenn er
nullteilerfrei ist, d. h. wenn für alle u; v 2 R mit u D
6 0 und v 6D 0 gilt: u v 6D 0.
3.2 Ringe
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Beispiel 3.15
Die ganzen Zahlen .Z; C; /, die rationalen Zahlen .Q; C; /, die reellen Zahlen
.R; C; / und die komplexen Zahlen .C; C; / jeweils mit der Addition und Multiplikation, bilden Integritätsbereiche.
Beispiel 3.16
Die Restklassen .Zn ; C; / in Beispiel 3.7 bilden einen kommutativen Ring, der
Restklassenring genannt wird. Dieser hat keine Nullteiler genau dann, wenn n eine
N
Primzahl ist. In Z4 gilt etwa 2N 2N D 0.
Beispiel 3.17
Ist R ein Ring, so bilden die .n n/-Matrizen Rnn mit der eintragsweisen Matrixaddition und der Matrixmultiplikation den vollen Matrizenring über R. Dieser ist
für n 2 nicht kommutativ, auch wenn R kommutativ ist; siehe auch Beispiel 3.6.
Gegenbeispiel 3.18
Die allgemeine lineare Gruppe GL.R; n/ in Beispiel 3.6 bildet für n 2 keinen
Ring mit der Matrixaddition und der Matrixmultiplikation. Die Summe von zwei
invertierbaren Matrizen ist im Allgemeinen nicht invertierbar.
Beispiel 3.19
Die Gauß’schen Zahlen
ZŒi D fa C bi j a; b 2 Zg
bilden mit der Addition und der Multiplikation komplexer Zahlen C aus Definition 1.25 einen Integritätsbereich.
Definition 3.5
Sei R ein Ring. Die Polynome über R
(
RŒx WD
X
)
ak x k j ak 6D 0 für endlich viele k
k2N
bilden den Polynomring mit der Addition
X
ak x k C
k2N
X
bk x k D
k2N
X
.ak C bk /x k
k2N
und der Multiplikation
X
k2N
k
ak x X
k2N
k
bk x D
k
X X
k2N
i D0
!
ai bki x k :
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Algebraische Strukturen
P
Der Grad eines Polynoms k2N ak x k 2 RŒx ist Grad.p/ D maxfk j ak 6D 0g.
Wir merken an, dass sich die Polynome über R formal beschreiben lassen als Menge
aller Abbildungen R.N/ von N in den Ring R, die nur für endlich viele k 2 N Werte
ungleich null in R annehmen.
Beispiel 3.20
Die Polynome mit ganzzahligen Koeffizienten ZŒx bilden einen Integritätsbereich.
Das Gleiche gilt für die Polynome mit Koeffizienten in Q, R oder C. Es ist nicht
schwer, zu zeigen, dass RŒx ein Integritätsbereich ist, falls R ein solcher ist.
Definition 3.6
Sei R ein Integritätsbereich und a; b 2 R. Dann gilt: a teilt b (auch geschrieben als
ajb), wenn es ein r 2 R gibt, sodass a r D b ist. a 2 R ist eine Einheit, wenn es
ein b 2 R gibt, sodass a b D 1 ist; die Einheiten sind also die Teiler von 1. Die
multiplikative Gruppe der Einheiten wird mit R bezeichnet.
Beispiel 3.21
Die Einheiten im Ring der ganzen Zahlen Z sind 1 und 1, also Z D f1; 1g.
Das Gleiche ist im Polynomring ZŒx der Fall.
Beispiel 3.22
Im Ring der Gauß’schen Zahlen ZŒi gilt ZŒi D f1; 1; i; ig.
Beispiel 3.23
Im Polynomring RŒx sind die Einheiten die Polynome vom Grad 0 außer dem
Nullpolynom. Damit gilt RŒx D Rnf0g. Die Einheiten aller Polynomringe über
einem Körper sind durch die Elemente des Körpers außer der 0 gegeben.
Definition 3.7
Sei R ein Integritätsbereich, p 2 R, p 6D 0, und sei p keine Einheit. Dann ist p ein
irreduzibles Element in R, wenn die Teiler von p ausschließlich Einheiten sind. p
ist ein Primelement in R, wenn gilt:
pja b ) pja; oder pjb:
Beispiel 3.24
In Z sind die irreduziblen Elemente und die Primelemente gegeben durch ˙p, wobei p eine Primzahl ist.
Beispiel 3.25
Es ist leicht zu sehen, dass Primelemente irreduzibel sind, aber die Umkehrung gilt
nicht in allen Ringen. Man betrachte hierzu als Beispiel den Ring
Z
hp i n
o
p
5 D a C b 5 j a; b 2 Z :
3.2 Ringe
53
3 ist irreduzibel in diesem Ring, da
p p 3D ab 5 cd 5
a D ˙1 und b D 0 impliziert. Die Teiler von 3 sind also Einheiten. 3 ist aber kein
Primelement, da 3 ein Teiler von
p p 9D 3C 5 3 5
ist, ohne einen der Faktoren zu teilen.
Definition 3.8
Ein Integritätsbereich R wird euklidischer Ring genannt, wenn es eine Abbildung
: Rnf0g ! N0 gibt, sodass gilt:
1. Ist ab 6D 0 so ist .ab/ .a/;
2. für a; b 2 R mit a 6D 0 gibt es q; r 2 R, mit b D qa C r, wobei r D 0 oder
.r/ < .a/ ist.
b D qa C r können wir als Division von b durch a mit Rest r verstehen, wobei der
Wert von der Funktion des Restes r kleiner ist als der Wert von a.
Beispiel 3.26
Z mit .x/ D jxj ist ein euklidischer Ring. Auch ZŒi mit
.z/ D jzj2 D ja C bij2 D a2 C b 2
bildet einen euklidischen Ring.
Beispiel 3.27
Der Polynomring RŒx bildet mit .p/ D Grad.p/ einen euklidischen Ring. Dies
gilt für alle Polynomringe über Körper.
Gegenbeispiel 3.28
Die Polynome ZŒx über Z bilden keinen euklidischen Ring. Dies ist nicht leicht zu
zeigen; siehe Kap. 1 in Stroth (2012).
Definition 3.9
Sei R ein kommutativer Ring und I R. Dann ist I ein Ideal, wenn .I; C/ eine
Untergruppe von .R; C/ ist und aI D fax j x 2 I g I für alle a 2 R gilt.
Ein Ideal heißt Hauptideal, wenn es die Form I D aR D far j r 2 Rg hat. Ein
Ideal heißt Primideal, wenn ab 2 I genau dann der Fall ist, wenn a 2 I oder
b 2 I ist. Ein Integritätsbereich R heißt Hauptidealring, wenn jedes Ideal in R ein
Hauptideal ist.
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3
Algebraische Strukturen
Beispiel 3.29
Es ist nicht schwer zu zeigen, dass jeder euklidische Ring ein Hauptidealring ist. Die
obigen Beispiele euklidischer Ringe sind also auch Beispiele für Hauptidealringe.
Beispiel 3.30
In ZŒx bestimmt I D f2p C xq j p; q 2 ZŒxg ein Ideal, das kein Hauptideal ist.
ZŒx ist damit kein Hauptidealring.
Beispiel 3.31
p
Der Ring ZŒ.1 C 19/=2 ist ein Hauptidealring, der nicht euklidisch ist; siehe
Kap. 1 in Stroth (2012).
Beispiel 3.32
In Z ist pZ offenbar genau dann ein Primideal, wenn p ein Primelement ist und
dies ist genau dann der Fall, wenn p irreduzibel ist. Dies lässt sich auf alle Hauptidealringe verallgemeinern.
Definition 3.10
Sei R ein Integritätsbereich. R ist faktoriell, auch Ring mit eindeutiger Primfaktorzerlegung (EPZ-Ring) genannt, falls sich alle a 2 R mit a D 0, wobei a keine
Einheit ist, als
a D p1 p2 pk
mit irreduziblen Elementen p1 ; p2 ; : : : ; pk 2 R schreiben lassen und diese Zerlegung bis auf die Multiplikation mit Einheiten und die Reihenfolge der Faktoren
eindeutig ist.
Beispiel 3.33
Es lässt sich zeigen, dass alle Hauptidealringe faktoriell sind; siehe Stroth (2012).
Wir kennen also schon eine Reihe von faktoriellen Ringen.
Beispiel 3.34
ZŒx ist ein faktorieller Ring, der kein Hauptidealring ist, wir verweisen für den
Beweis wieder auf Stroth (2012). Ein Beispiel einer Primfaktorzerlegung in diesem
Ring ist
x 6 1 D .x 1/.x C 1/.x 2 C x C 1/.x 2 x C 1/:
Es sei noch angemerkt, dass sich mit einigem Aufwand zeigen lässt, dass der Polynomring RŒx ein faktorieller Ring ist, wenn R faktoriell ist.
Gegenbeispiel
p 3.35
Der Ring ZΠ5 in Beispiel 3.25 ist nicht faktoriell, da in einem faktoriellen Ring
irreduzible Elemente Primelemente sind.
http://www.springer.com/978-3-662-53709-1
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