P Handout 12

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Handout 12
Spezifische Immuntherapie mit Allergenen (Hyposensibilisierung) –
Informationsblatt für Patienten
Was ist die SIT?
Bei der spezifischen Immuntherapie (SIT) handelt es sich ein Behandlungsverfahren, bei dem durch die Zufuhr
der allergieauslösenden Allergene (oder eines wichtigen Teils dieser Allergene) eine Toleranz des Immunsystems
herbeigeführt werden soll. Wenn es dann zu einer erneuten unabsichtlichen Zufuhr des Allergens kommt, reagiert das Immunsystem nur noch abgeschwächt, weshalb auch die allergischen Beschwerden vermindert werden.
Diese Abschwächung der Reaktion ist allergenspezifisch, d. h. die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems insgesamt, z. B. gegen Infektionserreger, wird nicht beeinträchtigt (keine unspezifische Immunsuppression).
Neben der subkutanen SIT (SCIT) mit Spritzen unter die Haut, gibt es auch eine sublinguale SIT (SLIT) mit
Tropfen oder Tabletten, die unter der Zunge angewendet werden. Hier erfolgt ggf. die Ersteinnahme unter ärztlicher Überwachung, die sonstige Einnahme aber nicht. Die häufigste unerwünschte Wirkung ist hier ein Jucken/
Brennen im Mundraum, manchmal mit Schwellungen.
Wann und wozu wird die SIT eingesetzt?
Unter den Behandlungsmöglichkeiten allergischer Krankheiten hat die SIT einen besonderen Stellenwert, weil sie
nicht nur gegen Beschwerden wirkt, sondern auch an den Ursachen angreift, länger anhaltend wirksam ist und
gleichzeitig einer Ausbreitung der Allergie entgegen wirkt (z. B. gegen weitere Sensibilisierungen). Bei bestimmten
Allergien, wie schweren allergischen Reaktionen auf Insektengift, ist die SIT sogar das einzige mit hoher Sicherheit
schützende Therapieverfahren. Bei allergischem Schnupfen/allergischer Bindehautentzündung und allergischem
Asthma gibt es etliche Behandlungsalternativen, die aber alle nicht in gleicher Weise an den Ursachen angreifen und
daher nicht die gleichen, länger anhaltenden und vorbeugenden Wirkungen haben wie die SIT.
Für die folgenden Allergenquellen bzw. -gruppen gibt es qualitativ hochwertige Allergenextrakte, deren
Wirksamkeit erwiesen ist:
• Bienen- und Wespengift,
• Baumpollen (besonders Birke, Erle, Hasel),
• Gräser- und Roggenpollen,
• Hausstaubmilben,
• Beifuß,
• Katzenallergene und andere Tierallergene (mit Einschränkungen) und
• Schimmelpilze (mit Einschränkungen).
Wann kann eine SIT nicht durchgeführt werden?
Eine SIT kann in bestimmten Fällen nicht durchgeführt werden, und zwar bei:
• funktionell relevanten Veränderungen an den Atemwegen/der Lunge (insbesondere unkontrollierbarem
Asthma und vermindertem Atemvolumen),
• funktionell relevante Veränderungen am Herz-Kreislauf-System (insbesondere Herzkranzgefäßverengung
und Herzschwäche),
• Schilddrüsenüberfunktion,
• Therapie mit bestimmten Medikamenten (Betablockern, auch Augentropfen, evtl. ACE-Hemmern),
• chronischen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose,
• chronischen Entzündungsprozessen bei Autoimmun- bzw. rheumatischen Erkrankungen,
• Krebsleiden,
• Immundefekten (Immunsuppression),
• anderen schwerwiegenden Erkrankungen (Nierenfunktionsstörung, Leberfunktionsstörung) und
• Schwangerschaft.
Aus: Saloga et al. „Allergologie-Handbuch“, 2. Aufl. 2012.
© 2012 by Schattauer GmbH, Stuttgart; www.schattauer.de
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Welche Risiken gibt es?
Es muss auf die Risiken der SIT hingewiesen werden, da durch die Zufuhr der Allergene natürlich auch allergische Reaktionen ausgelöst werden können, die selten auch schwer sein können, bis hin zum anaphylaktischen
Schock. Deshalb ist immer eine ärztliche Überwachung nach der Injektion der Allergenlösung erforderlich, die
Sie als Patient auch unbedingt einhalten sollten.
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Wenn Sie nach einer Injektion folgende Beschwerden feststellen, informieren Sie bitte sofort Ihren Arzt. Es
kann sich um die ersten Anzeichen einer überschießenden Reaktion handeln:
• Hitzegefühl oder Juckreiz am ganzen Körper,
• Hitzegefühl speziell an den Händen und Füßen,
• Beklemmungsgefühl.
Als unerwünschte Wirkung können an den Injektionsstellen auch kleine Verhärtungen auftreten (Granulome).
Wann kann eine SIT durchgeführt werden?
Bei der Durchführung der SIT gibt es zwei Alternativen.
1. Alternative: Die SIT kann präsaisonal, d. h. vor Beginn des Pollenflugs im Frühling und Sommer, durchgeführt werden. Während der Saison wird dann mit der Behandlung pausiert.
2. Alternative: Die SIT wird des ganzen Jahres (perennial) durchgeführt; während der Pollensaison erhalten
Sie möglicherweise eine geringere Dosis.
Welche Alternative für Sie die Beste ist, hängt von individuellen Faktoren ab, die Ihr Arzt mit Ihnen bespricht.
Zu Beginn der Therapie kann unter Umständen ein stationärer Aufenthalt im Krankenhaus nötig sein. Die Dauer
der SIT beträgt in der Regel 3 Jahre, bei Insektengift mindestens 5 Jahre.
Verhaltenshinweise für die SIT-Behandlung
Als Allergiker und SIT-Patient sollten sie immer wissen, wohin Sie sich im Notfall wenden können, wenn eine
allergische Reaktion auftritt (Notruf 112 in Deutschland).
Speziell an den Tagen der Allergen-Injektionen sollten Sie besondere Belastungen vermeiden (stärkere körperliche Anstrengung, Alkoholverzehr, zusätzliche Allergenzufuhr/Impfungen).
Bitte teilen Sie Ihrem Arzt, der die SIT durchführt, immer mit:
• wenn es irgendwelche relevanten Veränderungen in Ihrem Gesundheitszustand gibt (bei Asthmatikern
aktuelle Peak-flow-Messung vorlegen),
• wenn sich die Medikamenteneinnahme geändert hat, z. B. (neue) Medikamente eingenommen werden
(mögliche Kontraindikation zur SIT),
• wenn Sie einen Infekt/Fieber haben oder hatten oder eine Impfung erhalten haben oder erhalten sollen,
• wie Sie die letzte Injektion vertragen haben und
• ob Sie aktuell allergische Beschwerden hatten/haben.
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Zur Bewertung des Therapieerfolgs kann das Führen eines Beschwerde- und Medikationstagebuches hilfreich sein!
Aus: Saloga et al. „Allergologie-Handbuch“, 2. Aufl. 2012.
© 2012 by Schattauer GmbH, Stuttgart; www.schattauer.de
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