Klinisch-chemische Parameter bei der Katze

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Klinisch-chemische Parameter bei der Katze
Von ca. 4900 Katzen, bei denen im Vorbericht
das Alter angegeben war, wurden klinischchemische Parameter ausgewertet. Dabei wurden
Altersabhängigkeiten sowie einzelne Zusammenhänge zwischen verschiedenen Parametern
berücksichtigt. Veränderungen, die für die
Befundinterpretation von Bedeutung sein können,
werden hier vorgestellt.
Alterseinteilung
Die Tiere wurden gemäß ihres Alters in vier
Gruppen eingeteilt:
Jungtiere
< 1 Jahr (n = 228; 4,7%)
Junge Adulte
1 - 4 Jahre (n = 588; 12,0%)
Ältere Adulte
4–8 Jahre (n = 825; 16,9%)
Geriatrische Tiere > 8 Jahre (n = 3254; 66,4%)
Abweichende Verteilung bei Jungtieren
Die bekannte Abweichung des anorganischen
Phosphates bei Welpen und Jungkatzen hat sich
in unserem Untersuchungsmaterial bestätigt.
So lagen nur ca. 41% der anorganischen
Phosphat Werte in dem für adulte Tiere
angegebenen Referenzbereich. 14,5% der Tiere
wiesen Anstiege auf bis zu 10% des
Referenzbereichs für adulte Tiere auf, 42,11 %
der Tiere zeigten Anstiege auf über 10 % bis zu
100% des Referenz Bereiches für adulte Tiere.
Die Ursache liegt im noch nicht abgeschlossenen
Knochenwachstum der Tiere. Ein Großteil der
Abweichung ist aber auch durch Hämolyse
bedingt, wenn nicht abzentrifugiertes und
abgezogenes
Serum
zur
Bestimmung
herangezogen werden musste.
Die auffälligen Abweichungen bei dem
Parameter Kalium in der Gruppe der Jungtiere
sind wahrscheinlich überwiegend auf Probleme
in der Präanalytik (hämolytisches Serum,
K-EDTA Plasma) zurückzuführen. So wiesen
14,6% der Jungtiere beim Kalium Anstiege von
bis zu 10% über den Referenzbereich auf. 5,5%
der Tiere zeigten Erhöhungen zwischen 10% und
100% über den Referenzbereich für adulte Tiere.
Bei der Interpretation dieser beiden Parameter
muss immer die Qualität der Proben
berücksichtigt werden. Für eine aussagefähige
Bewertung
sollte
nur
abzentrifugiertes,
abgezogenes und möglichst Hämolyse freies
Serum zur Bestimmung eingesetzt werden.
Allgemein haben Jungtiere einen niedrigeren
Albumin- und Proteingehalt im Serum als
erwachsene Tiere.
Im ausgewerteten Patientengut zeigten bei uns
10,4 % der untersuchten Jungtiere Albuminkonzentrationen, die unter dem Referenzbereich
für adulte Katzen lagen.
Die Albuminkonzentration korreliert mit dem
Kalziumspiegel
(Gesamtkalzium).
Eine
Divergenz zwischen Albumin und Kalzium weist
meist auf eine schwerwiegende Erkrankung hin
(z.B. Nierenisuffizienz, malignes Lymphom,
paraneoplastisches Syndrom u.v.a.).
Die Gesamtkalziummenge im Serum liegt zu
55% als ionisiertes Kalzium (Ca++) und zu 40%
an Proteine gebunden vor, 5% sind an organische
Säuren gebunden. Daher bedingen niedrige
Albuminspiegel bei Jungtieren auch scheinbar
erniedrigte
Kalziumkonzentrationen.
Entsprechend lag bei 4,8% der Kalziumspiegel
unter dem Referenzbereich, die restlichen 95,2%
befanden sich im Referenzbereich für adulte
Tiere.
Das Gesamt Kalzium ist dem ionisierten Kalzium
gleichwertig, wenn keine Veränderungen des
Gesamteiweißes und keine Dysproteinämie
vorliegt.
Zur besseren Vergleichbarkeit und um den durch
eine
Eiweißverschiebung
verursachten
Eiweißfehler auszugleichen, kann man den
korrigierten Kalziumwert berechnen:
Korrigierter Serumkalziumwert (mmol/l) =
Kalziumwert (mmol/l) x 4 – Albumin (g/l) +3.5
Alternativ kann ionisiertes
bestimmt werden.
Calcium
direkt
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Abb.1 Altersspezifische Abweichungen bei
Jungtieren < 1 Jahr
Kreatinin wird im wesentlichen nur glomerulär
filtriert, es lässt also auch nur Aussagen über das
Glomerulum zu.
Eine Dehydratation, eine Herz- und Kreislaufinsuffizienz, eine Elektrolytimbalance oder ein
Hypadrenokortizismus (M.Addison) kann zu
einer renalen Durchblutungsstörung führen und
zu einem prärenal bedingten Kreatinin Anstieg
führen.
Renal bedingte Kreatininerhöhungen findet man
unter anderem bei einer akuten Nephritis, bei
einer Glomerulonephritis, bei einer chronischen
erworbenen oder auch angeborenen vererblichen
Nephropathie, bei einer Nierenleukose oder nach
einem Trauma. Postrenal bedingt kann es durch
Verlegung oder Ruptur der Harn abführenden
Wege (Konkremente, FLUTD usw.) zu
Kreatininerhöhungen kommen.
Häufig diagnostizierte Veränderungen mit
ansteigendem Alter
Mit ansteigendem Alter sind nachstehende
Parameter häufig (auch gleichzeitig) verändert
und lassen damit einen Rückschluss auf gehäuft
auftretende Organerkrankungen zu:
-
Harnstoff, Kreatinin und Phosphat
(„Nierenparameter“)
AST, ALT, GLDH („Leberenzyme“)
Cholesterin
Amylase, (Lipase)
Fruktosamin
Albumin und Gesamteiweiß
„Nierenparameter“
(Harnstoff, Kreatinin, Phosphat)
Die in unserm Patientengut am häufigsten
veränderten Laborparameter sind Harnstoff und
Kreatinin. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
Harnstofferhöhungen nicht ausschließlich renal
bedingt sein müssen, sondern Ausdruck einer
katabolen Stoffwechsellage (endogener und
exogener Proteinmetabolismus), die Folge einer
Dehydratation etc. sein können.
Harnstofferniedrigungen können Folge eines
Proteinmangels oder auch einer Hepatopathie
sein. Am häufigsten fand sich ein Harnstoffanstieg über den Referenzbereich in der Gruppe
der geriatrischen Tiere (31%), ebenso wie der
Kreatininanstieg in dieser Gruppe (20%). Es
wurden erhöhte Werte von 10% bis über 100%
über den Referenzbereich gemessen.
Abb.2
Harnstoff/ Kreatinin/
Erhöhung bei Tieren > 8 Jahren
Phosphat -
Insgesamt wiesen bereits mehr als die Hälfte aller
untersuchten Katzenseren bei Tieren im Alter
von 4 Jahren und älter einen Harnstoff Anstieg
von 10% bis über 100% über den
Referenzbereich auf. Knapp 35% dieser Tiere
zeigen auch einen Kreatininanstieg von 10% bis
über 100% über den oberen Referenzwert für
adulte Tiere. Begleitend zum Kreatininanstieg
fand sich bei den geriatrischen Tieren auch ein
Anstieg des anorganischen Phosphates von knapp
12%, was in das Bild des sekundären renal
bedingten Parathyreoidismus passen würde.
Weitere regelmäßige Laboruntersuchungen (UP/C-Quotient, Cystatin C, spezifisches Gewicht)
zur frühzeitigen Abklärung
einer sich
entwickelnden Nierenerkrankung sind unter
diesem Aspekt bereits bei Tieren ab 4 Jahren
unbedingt anzuraten.
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„Leberenzyme“ (AST, GLDH, ALT)
Als sensibelstes „Leberenzym“ gilt bei der Katze
die Alkalische Phosphatase (AP). Aufgrund ihrer
nur kurzen Halbwertszeit bei der Katze ist sie
dennoch als klassisches „Leberenzym“ nicht
geeignet.
Während Werte im Referenzbereich Hepatopathien nicht ausschließen, sollen Erhöhungen
immer diagnostisch weiter abgeklärt werden.
In unserem Untersuchungsmaterial fand sich bei
Tieren aller Altersstufen am häufigsten ein ASTAnstieg, der in der Gruppe der geriatrischen
Tiere (> 8 Jahre) bei ca. 25% auf mehr als 10%
bis über 100% der Obergrenze des Referenzwertes lag. Die AST, ein durch Hämolyse störanfälliger Parameter, gilt bei der Katze als Leber
spezifisch, da sie im Gegensatz zu anderen
Tierarten bei Muskelerkrankungen relativ selten
erhöht ist.
Es folgten Anstiege von ALT und GLDH, wobei
auch hier die Gruppe der Tiere über 8 Jahre die
häufigsten und höchsten Anstiege zeigte. Bei 121
(3,7%) der geriatrischen Tiere fanden sich
gleichzeitig Anstiege von AST und ALT auf
mehr als 100% über den oberen Referenzwert.
GLDH-Anstiege auf mehr als 100% über den
Normwert fanden sich ebenfalls vermehrt in der
Gruppe der geriatrischen Tiere und werden bei
schweren Hepatopathien beobachtet, die mit
Leberzellnekrosen verknüpft sind. Dazu gehören
Hepatitiden verschiedener Ätiologie ebenso wie
Traumata der Leber, Pankreatitiden oder
Lipidosen.
Amylase/Lipase
Amylase Erhöhungen fanden sich in allen
Altersgruppen, wobei die Anstiege moderat ausfallen. Lipaseerhöhungen wurden bei Tieren < 1
Jahr nicht festgestellt, in den restlichen
Altersgruppen fanden sich nur sehr geringe
Lipaseanstiege. Erhöhungen beider Enzyme sind
bei der Katze seltener pankreatogen bedingt,
(hinweisend auf eine Pankreatitis sind
Erhöhungen über das Dreifache des Referenzbereiches hinaus) als häufiger im Rahmen einer
gestörten Nierenfunktion zu betrachten.
Die Fruktosamin Bestimmung dient der
Beurteilung des mittelfristigen Blut-Glukosespiegels und hilft die Diagnose Diabetes mellitus
zu verifizieren. Ein erhöhter Fruktosaminspiegel
weist auf eine länger bestehende permanente
Hyperglykämie von wenigstens 3 Wochen hin,
eine Streß bedingte Hyperglykämie läßt sich
damit klar differenzieren.
In unserem Untersuchungsmaterial fand sich bei
11,8% der geriatrischen Tiere (> 8 Jahre) ein
Anstieg
der
Fruktosaminkonzentration.
Hämolyse führt bei der Fruktosaminbestimmung
zu falsch hohen Werten, dies ist bei der Probenaufbereitung unbedingt zu berücksichtigen.
Gesamteiweiß, Albumin und Globuline
Eine Erhöhung der Albumine war bei allen
untersuchten Katzen (ca. 4900) extrem selten.
Aber durchschnittlich 8% aller Tiere zeigten
Werte, die unter dem Referenzbereich lagen.
Dabei hat die Gruppe der Tiere, die jünger als ein
Jahr sind mit mehr als 10% den größten Anteil
(siehe Jungtiere Abb.1). Niedrige Albuminspiegel kann man nach langen Hungerzuständen,
bei einem Malassimilationssyndrom, bei einer
reduzierten Synthese in der Leber oder infolge
eines Verlustes über die Niere oder den Darm
finden.
Abb.3 Anstieg von AST, ALT und GLDH auf
> 10 bis >100 % des oberen Referenzwertes
Cholesterin
Beim Cholesterin fanden sich die höchsten
Abweichungen vom Referenzbereich bei allen
Altersgruppen, zwischen 35% und knapp 60%
der Tiere. Anstiege werden vom Fütterungszustand der Tiere zum Zeitpunkt der
Blutentnahme beeinflusst, auch Streß bedingt
kann es zu einem massiven Anstieg kommen.
Dies muss bei der Befundinterpretation
berücksichtigt werden.
Abb.4 Abweichungen der Albumin- und
Gesamteiweißkonzentration vom Normwert
für Adulte bei Tieren < 1 Jahr
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Globulinerhöhungen traten im Patientenmaterial
häufiger auf als Erniedrigungen, wobei sich die
meisten Erhöhungen in der Gruppe über 4 Jahre
(4,9%) fanden, gefolgt von der Gruppe der
geriatrischen Tiere (3,8%) Entsprechend fanden
sich bei diesen beiden Gruppen auch
Abweichungen
des
Albumin/Globulin
Quotienten, unter den Referenzbereich.
Abb.5
Abweichungen der Albumin- und
Gesamteiweißkonzentration vom Normwert
für Adulte bei Tieren > 4 Jahre
Verschiebungen der Globulinanteile sollten über
eine
Serumelektrophorese
aufgeschlüsselt
werden. Sie kann hilfreich sein zur Diagnose
Stellung bei der felinen infektiösen Peritonitis
(Serositis), bei der es zu einer Zunahme des
γ-Globulinanteils kommen kann. Entsprechend
verändert sich der A/G-Quotient. A/G Quotienten
unter 0,6 bieten nach Frau Prof. Katrin Hartmann
den besten positiv prädiktiven Aussagewert für
eine FIP Erkrankung.
Quotienten > 0,6 gelten als unverdächtig. Die
vorstehend in den Grafiken dargestellten
Veränderungen müssen natürlich immer unter
klinischen Gesichtspunkten ausgewertet werden.
Nicht immer sind niedrige A/G-Quotienten
signifikant für eine Infektion mit dem felinen
Coronavirus. Ebenso sind Veränderungen des
Albumin-/Globulinquotienten durch Synthesestörungen in der Leber, Nierenfunktionsstörungen, Gastroenteritiden oder Hämostasestörungen etc. möglich.
Vorsorgeuntersuchungen bei der Katze ab welchem Alter sinnvoll?
Die Auswertung der klinisch chemischen
Parameter von 4900 Katzen erlaubt die Aussage,
dass regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen auch
bei klinisch gesunden Katzen bereits ab einem
Alter von 4 Jahren sinnvoll sind.
Es sollten nicht nur die „klassischen Nierenparameter“ (Kreatinin, Harnstoff, Phosphat)
abgeklärt werden (Der Kreatininanstieg erfolgt
erst ab ca. 70 % zerstörter Nephrone). Zur
Frühdiagnostik von Nierenerkrankungen sollte
auch der Urin-Protein/Kreatinin Quotient (UP/C) mit herangezogen werden.
Ebenso sollten die „leberspezifischen“ Parameter
in regelmäßige Vorsorgechecks mit einbezogen
werden, da bereits in der Altersgruppe < 1 Jahr
Anstiege zu verzeichnen waren. Zwar sind erst
Anstiege der AST um das 3-fache von klinischer
Relevanz, allerdings werden auch geringere
AST-Erhöhungen im Rahmen einer Infektion mit
dem felinen Coronavirus beobachtet.
Abschließend
sei
noch
einmal
darauf
hingewiesen, dass bestimmte Werte
der
Jungtiere (Albumin, Gesamteiweiß, Phosphat
etc.) physiologisch von den angegebenen
Referenzbereichen für adulte Tiere abweichen.
Dies ist besonders wichtig, um Fehlinterpretationen zu vermeiden.
Anhand der Cholesterinbestimmung wurde
bereits auf die Bedeutung der Präanalytik
eingegangen. Abhängig von der Fütterung vor
der Probenentnahme können falsch erhöhte
Werte auftreten, gleiches gilt auch für die
Harnstoffbestimmung.
Auch andere Faktoren der Präanalytik können die
Ergebnisse beeinflussen. Hämolyse und Lipämie
können Ergebnisse deutlich verfälschen, sie
machen die Bestimmung einiger Parameter
(GLDH, Bilirubin) sogar unmöglich.
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