Neuer oraler Phosphodiesterase- Hemmstoff verlängert Gehstrecke

Werbung
PHARMA
CLAUDICATIO INTERMITTENS
Neuer oraler PhosphodiesteraseHemmstoff verlängert Gehstrecke
E
s gibt in Deutschland ein neues orales Medikament zur Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) im Fontaine-Stadium II. Cilostazol, das in
den USA und Japan schon seit Jahren zugelassen ist, verlängert bei
Claudicatio intermittens signifikant
die Gehstrecke. Dies bestätigen
Auswertungen von acht randomisierten placebokontrollierten Studien
der Cochrane Collaboration*.
Die Unternehmen Schwarz Pharma und Otsuka Pharmaceuticals, die
Cilostazol unter dem Handelsnamen
Pletal® in Deutschland gemeinsam
vermarkten, reklamieren für die Substanz noch weitere Wirkungen auf
„Pathogenitätsfaktoren der Arteriosklerose“. Nach Angaben von Prof.
Winfried Beil (Hannover) beeinflusse Cilostazol als Hemmstoff der
Phosphodiesterase(PDE)-III auch
die Thrombozytenaggregation, und
zwar über einen von ASS und Clopidogrel unbeeinflussten Wirkmechanismus, der allerdings nicht exakt
geklärt sei. Die Blutungszeit werde
mit Cilostazol nicht verlängert. Es
könne unbedenklich zusätzlich zur,
bei PAVK-Patienten aufgrund ihres
hohen kardiovaskulären Risikos indizierten, plättchenhemmenden Therapie mit ASS oder Clopidogrel eingesetzt werden.
Neben der Wirkung auf die
Thrombozyten gebe es noch experimentelle Hinweise auf eine antiatherosklerotische Wirkung von Cilostazol. Es reduziere am Endothel
die Freisetzung von Zytokinen und
Adhäsionsmolekülen und hemme
das Wachstum glatter Gefäßmuskelzellen in der Gefäßwand.
Prof. Curt Diehm (Karlsbad-Langensteinbach) warnte jedoch aus*Robless P et al.: Cilostazol for peripheral arterial
disease. Cochrane Database of Systematic Reviews
2007; Issue 1
drücklich, dass trotz dieser Hinweise
auf antiatherosklerotische Effekte die
Therapie mit Cilostazol bei PAVKPatienten die Basisbehandlung mit
einem Plättchenhemmer und einem
Statin nicht ersetzen könne: „Diese
Medikamente müssen auf jeden Fall
weiter gegeben werden.“ Verschiedene aktuelle Registerdaten bestätigten,
dass die PAVK – selbst im asymptomatischen Stadium – eine „wichtige Markererkrankung“ sei, die eine
stark erhöhte Gefährdung für Infarkt,
Schlaganfall und Tod anzeige. Diese
Patienten sollten daher die gleichen
kardiovaskulär wirksamen Medikamente zu ihrem Schutz erhalten wie
Patienten mit KHK, betonte Diehm.
Keine kardialen Ereignisse bei
Langzeitanwendung
Als PDE-III-Hemmstoff habe es
bei Cilostazol zunächst Bedenken
gegeben, ob die Substanz langfristig
kardial sicher sei. Diese Bedenken
seien aber ausgeräumt, sagte Dr.
Klaus Amendt (Mannheim). Eine
prospektive Mortalitätsstudie zur
Langzeitanwendung von Cilostazol
bei 700 Patienten habe im Vergleich
zu Placebos keinen Unterschied in
den Sterberaten oder bei den kardialen Ereignissen gegeben. Die Sicherheit der Substanz habe sich
auch in den Erfahrungen aus inzwischen 3,5 Millionen Patientenbehandlungsjahren in anderen Ländern bestätigt.
Die häufigsten Nebenwirkungen
sind Kopfschmerzen (34 Prozent)
und Diarrhö (19 Prozent), Tachykardien treten zu etwa vier Prozent
auf. Cilostazol ist kontraindiziert
bei Patienten mit Herzinsuffizienz
und sollte laut Fachinformation
nicht gleichzeitig mit Medikamenten gegeben werden, die stärker als
der PDE-III-Hemmstoff an Cytochrom-P(Cyp)-3A4 beziehungsweise Cyp2C19 binden. Dazu gehören
⏐ Jg. 104⏐
⏐ Heft 25⏐
⏐ 22. Juni 2007
Deutsches Ärzteblatt⏐
beispielsweise Erythromycin, Ketoconazol, Diazepam und Cimetidin.
Bei gleichzeitiger Gabe dieser Wirkstoffe können die Plasmaspiegel
von Cilostazol um 50 bis 100 Prozent erhöht sein. Bei der Behandlung mit Simvastatin, das ebenfalls
über Cyp3A4 metabolisiert wird,
sollten nach etwa vier Wochen die
CK-Spiegel überprüft werden, empfahl Beil, da es hierbei zu einer
Erhöhung der Plasmaspiegel des
Statins kommen könne.
Dr. Peter Waldhausen hat in seiner Krefelder Praxis bereits 25 Patienten mit Claudicatio intermittens
auf Cilostazol eingestellt. Über die
Wirksamkeit könne er noch keine
Angaben machen, sagte er. Doch erwarte er aufgrund der Studiendaten
eine Verbesserung der schmerzfreien und maximalen Gehstrecke um
etwa 100 Prozent nach 24 Wochen.
Erste Verbesserungen seien wahrscheinlich nach etwa vier bis sechs
Wochen zu erwarten.
I
Sonja Böhme
Pressekonferenz „Gehen ist Leben“, Frankfurt/
Main, Veranstalter: Schwarz Pharma und Osuka
Pharmaceuticals Germany
KURZ INFORMIERT
Therapie der Opiatabhängigkeit – Eine neue Option in
der Behandlung von opiatabhängigen Patienten stellt
Suboxone® von Essex Pharma dar. Dieses Kombinationspräparat enthält das in der Substitutionsbehandlung bewährte Buprenorphin (Subutex® ) und den Opiatantagonisten Naloxon im Verhältnis 4 : 1. Bei ordnungsgemäßer
sublingualer Anwendung entfaltet sich ausschließlich die
erwünschte Buprenorphinwirkung – Suboxone wirkt also
wie Subutex. Kommt das Medikament hingegen missbräuchlich i. v. oder intranasal zur Anwendung, wird aufgrund der fehlenden Leberpassage auch das Naloxon
wirksam, woraus eine sehr unangenehme, aber nicht
gefährliche Entzugssymptomatik resultiert. Internationale
Erfahrungen zeigen, so der Hersteller, dass dadurch der
Missbrauch ausgeschlossen wird.
EB
A 1849
Herunterladen