Die Begriffe Stoff und Körper

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Stoffe und Körper
Beim Wort „Stoff“ denkt man möglicherweise an Vielerlei, aber nicht unbedingt an eine
chemische Substanz. Unter Stoff versteht der eine ein Gewebe bzw. einen Kleiderstoff, ein
anderer verbindet damit alkoholische Getränke oder gar Rauschgift. Ein weiterer denkt
an ein Thema, das im Fach Deutsch behandelt werden soll, und wiederum ein anderer
an Baustoffe, Kunststoffe oder einen Klebstoff.
Es leuchtet ein, dass für eine Verständigung untereinander und für das Verstehen von
Sachverhalten, eine eindeutige und für alle verständliche Sprache und gemeinsame Bezeichnungsweise nötig ist.
Die Begriffe Stoff und Körper
Aggregatzustände
Bereits im Altertum unterschieden die Menschen
zwischen den drei Aggregatzuständen: fest – flüssig
– gasförmig. Diese Zustandsformen der Materie
wurden in einem engen
Zusammenhang mit den
drei „Urelementen“ Erde –
Wasser – Luft betrachtet.
Heute rechnet man auch
den Plasmazustand zu den
Aggregatzuständen, aber
darauf wird in diesem Band
nicht eingegangen.
Stoffe
Der Stoff Glas hat keine bestimmte Form, sondern
kann in Form einer Teekanne, eines Glasrohres, einer
Murmel (Kugel) oder einer
Lupe auftreten. Aber ebenso kann eine Murmel aus
dem Stoff Glas oder aus
dem Stoff Holz oder aus
dem Stoff Stahl sein.
1 Verschiedene Stoffe
und Körper
162
Der Stoff ist eine Erscheinungsform der
Materie. Er ist gekennzeichnet durch seine
gleichbleibenden charakteristischen Eigenschaften. Ein Stoff kann fest, flüssig oder
gasförmig sein. Von einem Stoff spricht
man aber erst dann, wenn die Anzahl von
Atomen, Molekülen oder Ionenverbänden
so groß ist, dass sich die physikalischen
Eigenschaften (wie z. B. Dichte, Schmelzund Siedetemperaturen, Löslichkeit usw.)
bestimmen lassen. Egal, ob man viel oder
wenig von einem bestimmten Stoff hat, und
gleichgültig, in welcher Form er vorliegt,
der Stoff bleibt ein und derselbe. Ein Stoff
ist somit unabhängig von seiner Gestalt
oder Größe.
Körper sind Gebilde mit einer bestimmten Gestalt oder Form. Alle Körper oder Gegenstände bestehen aus bestimmten Stoffen. Sie können fest, flüssig oder gasförmig
sein.
Die Anzahl der Stoffe ist ebenso unbegrenzt wie die Anzahl der Körper. Jeden Tag
werden neue Stoffe entdeckt oder künstlich
erzeugt. Ebenso häufig werden neue Körper
gefunden oder hergestellt.
Es ist deshalb wichtig, den Begriff Stoff
deutlich vom Begriff Körper abzugrenzen. So
kann zum Beispiel der Stoff Holz in der Gestalt eines Stuhles, eines Bauklotzes, eines
Löffels oder eines Astes auftreten.
Der Stoff lässt sich meist mit Material
gleichsetzen. Wir haben dann auf der einen
Seite die synonymen Begriffe Stoff, Material
und Substanz und auf der anderen Körper,
Ding, Gegenstand, Gebilde oder Form. Sie
müssen deutlich voneinander unterschieden werden 162.1. Dabei gilt der allgemeine Grundsatz:
Gleicher Stoff bedingt nicht gleiche Form.
Gleiche Form bedingt nicht gleichen Stoff.
Aggregatzustände
Jeder Stoff hat bestimmte – ihn charakterisierende – Eigenschaften. Er hat bei vorgegebener Temperatur und bei vorgegebenem Druck eine bestimmte Dichte, eine
bestimmte Schmelz- und Siedetemperatur.
Diese Eigenschaften sind objektiv bestimmbar und unabhängig vom Betrachter. Man
kann diese Eigenschaften mit Hilfe von
Messgeräten wie z. B. einer Waage oder eines
Thermometers usw. eindeutig bestimmen.
Daneben gibt es auch Eigenschaften, die
nicht objektiv bestimmbar sind, sondern
unserem persönlichen Empfinden entspringen. Dazu zählen beispielsweise Farbe,
Geruch und Geschmack.
Ein Stoff kann also an seinen spezifischen Eigenschaften erkannt und von
anderen Stoffen unterschieden werden.
Probeseite aus: Der fortbildner 1 (3-12-113018-8)
Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003
Die Begriffe Stoff und Körper
erhaltungssatz, wonach keine Energie gewonnen oder verloren gehen kann.
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1 Aggregatzustände und ihre Übergänge
Prinzipiell kann jeder Stoff in allen drei
Aggregatzuständen, nämlich fest, flüssig und
gasförmig, auftreten. Die drei Aggregatzustände unterscheiden sich durch eine Reihe
von Parametern, wobei generell gilt:
Bei niedriger Temperatur (z. B. Zimmertemperatur) liegt der Stoff in fester Form
vor. Mit steigender Temperatur wird der
Stoff bei gegebenem Druck flüssig und
schließlich gasförmig.
Ganz allgemein lässt sich festhalten:
Durch Änderung von Druck und Temperatur
kann ein Stoff von einem Aggregatzustand
in einen anderen überführt werden. Die
Übergänge sind in der Regel umkehrbar.
Alle Stoffe können prinzipiell durch
Temperatureinwirkung in einen anderen
Aggregatzustand überführt werden 163.1.
Führt man einem Feststoff Energie in Form
von Wärme zu, so steigt dessen Temperatur,
bis er schmilzt. Also ist der flüssige Zustand
energiereicher als der feste. Bei weiterer
Energiezufuhr findet ein erneuter Phasenübergang statt und zwar von flüssig nach
gasförmig. Der gasförmige Zustand ist energiereicher als der flüssige. Das bedeutet aber
auch, wenn z. B. gasförmiges Wasser in der
Atmosphäre (Luftfeuchtigkeit) zu Wolken
kondensiert (feine Flüssigkeitstropfen), wird
Wärme freigesetzt. Das fordert der Energie-
Probeseite aus: Der fortbildner 1 (3-12-113018-8)
Ernst Klett Verlag GmbH, Stuttgart 2003
Von gasförmig zu flüssig …
Gase haben keine bestimmte Gestalt und
kein bestimmtes Volumen. Bei ihnen fliegen Einzelatome (Edelgase, Metalldämpfe)
oder Moleküle (Sauerstoff, Stickstoff, Methan usw.) mit unterschiedlicher, relativ
hoher Geschwindigkeit (einige hundert bis
tausend km/h) regellos durcheinander.
Kühlt man das Gas ab, so verkleinert sich
dessen Volumen und die zwischen den Teilchen wirkenden Anziehungskräfte nehmen
durch das Zusammenrücken zu. Schließlich
bildet sich eine Flüssigkeit. Auch hier liegt
meist noch eine ungeordnete, regellose Bewegung der Teilchen vor. Das Ausmaß der
Bewegung ist jedoch geringer.
… von flüssig zu fest
Wie Gase haben Flüssigkeiten zwar keine bestimmte Gestalt, nehmen aber ein bestimmtes Volumen ein. Bei weiterer Abkühlung der
Flüssigkeit ordnen sich unterhalb einer bestimmten Temperatur, der Erstarrungstemperatur, die Teilchen sprunghaft zu einem regelmäßigen dreidimensionalen Kristallgitter.
2 Iod-Sublimation
Druck
Das Zeichen für die Größe
Druck ist p, das Zeichen für
die Einheit Pa (Pascal).
Alte Druckeinheiten sind:
1 bar = 105 Pa
1 mbar = 102 Pa
1 Torr = 133 Pa
1 atm = 101 330 Pa
Häufig wird Bezug genommen auf „Normdruck“;
darunter versteht man den
Schweredruck der Lufthülle
auf Meereshöhe (NN).
Edelgase
Helium, Neon, Argon,
Krypton, Xenon, Radon
Exkurs
Aggregatzustände am Beispiel von Zinn
Es ist bei Zimmertemperatur und bei Normdruck fest. Erhitzt man es
kontinuierlich, beginnt es bei 232 ° C zu schmelzen, bis schließlich
alles feste Zinn flüssig geworden ist. Dazu muss Wärme – die sog.
Schmelzwärme – aufgebracht werden. Erhitzt man es weiter, steigt
die Temperatur und bei 2 270 ° C wird es gasförmig. Beim Wechsel
von flüssig nach gasförmig muss bei gleichbleibender Temperatur
wiederum Wärme aufgebracht werden. Die aufzuwendende Energie
heißt Verdampfungswärme. Die Vorgänge sind selbstverständlich
umkehrbar. Das gasförmige Zinn kann wieder zum flüssigen kondensieren, dabei wird die Kondensationswärme frei. Das flüssige
Zinn erstarrt durch Abkühlen wieder zum festen Metall, dabei wird
Erstarrungswärme frei. Die Temperaturen beim Schmelzen oder
Erstarren sind bei konstantem Druck gleich groß und die Energiebeträge unterscheiden sich lediglich durch das Vorzeichen. Entsprechendes gilt für Verdampfen und Kondensieren.
Zinn kann auch im Schulversuch leicht geschmolzen werden. Der
Versuch ist dem Schmelzen von Blei – wegen des Gefahrenpotenzials
bei Blei – vorzuziehen. Übrigens bestehen die Figuren beim „Bleigießen“ zu Silvester weitgehend aus Zinn, die Stannioldichtungen (lat.
stannum = Zinn) für Weinflaschen allerdings überwiegend aus Blei.
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