Ratgeber Schluckstörungen

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Ratgeber Schluckstörungen
... für Patienten mit Schluckstörungen
und ihre betreuenden Angehörigen
Informationen, Hinweise, Tipps
Inhalt
Literaturhinweise / Impressum ........ 2
Vorwort .................................................................... 3
Das Schlucken – Ablauf und Störung ................................... 4
Problematik beim Schlucken ............... 4
Normaler Schluckablauf .......................... 4
Gestörter Schluckablauf .......................... 4
Gefahren ................................................................. 5
Ursachen ................................................................. 5
Erkennen einer Schluckstörung ........ 6
Was kann man tun? ..................................... 6
Therapie .................................................................. 7
Ziel der Behandlung ..................................... 7
Beim Essen und Trinken ............................ 7
Angepasste Kost ............................................... 8
Andicken von Getränken ......................... 8
Sicherer essen ..................................................... 9
Medikamentengabe ................................... 10
Allgemeine Hinweise ................................. 11
Sitzhaltung ........................................................... 11
Feste Nahrung ................................................... 11
Trinken ....................................................................... 11
Beim Verschlucken ........................................ 11
Mundpflege .......................................................... 11
Ernährungsplan.................................... 12
Schluckkostformen a – d ........................ 12
Sondennahrung e ........................................... 15
Die MEDIAN Kliniken ................................ 16
2
Literaturhinweise
Herbst, Wiebke (2009) (2002): Dysphagie – ein Ratgeber für Betroffene und
Angehörige. Idstein: Schulz-Kirchner.
3. überarb. Auflage.
Prosiegel, M., Weber, S. (2010): Dysphagie. Diagnostik und Therapie. Ein
Wegweiser für kompetentes Handeln.
Springer-Verlag Berlin / Heidelberg.
NOD-Stufenkonzept Version 2010,
nach Ickenstein GW et al. Neurologie &
Rehabilitation 2009©, 15 (5): 290-300.
Warlich, R., Dörje, F., Brüngel, M.:
Medikamentenapplikation bei Sondenernährung. Blaue Reihe (Pfrimmer
Nutricia) 2007.
Buchtipp für Patienten mit Dysphagien:
Ernährung bei Schluckstörungen.
G.D. Borasio / E. Hund-Wissner / I. M.
Husemeyer (Hrsg.) (2011) KohlhammerVerlag, ISBN 978-3-17-021440-8, ca.
19,00 Euro.
Dieses »Kochbuch« stellt Rezepte für
Mahlzeiten vor, die gut schmecken, gut
aussehen, leicht zu kauen und zu schlucken sind und Beschwerden reduzieren.
Ergänzt werden die Vorschläge, die von
Patienten und ihren Lebenspartnern
entwickelt wurden, durch wertvolle
Hinweise über die Zubereitung und das
Servieren von Lebensmitteln.
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
das Schlucken beherrscht der Mensch schon im Mutterleib, wo er jedoch
überwiegend über die Nabelschnur versorgt wird. Nach der Geburt ist
das Schlucken für uns die einzige Möglichkeit, dem Körper Nahrung zuzuführen.
Schlucken ist eine lebenswichtige Fähigkeit.
Normalerweise machen wir uns keine Gedanken über das Schlucken (man
schluckt ca. 600 bis 2.000mal täglich), weil es völlig unbewusst und automatisiert abläuft. Dennoch handelt es sich um einen äußerst komplexen
Vorgang, an dem viele Nerven, Muskeln und Organe beteiligt sind, die exakt gesteuert werden müssen.Störungen dieser lebenswichtigen Fähigkeit
führen zu Beeinträchtigungen des körperlichen, psychischen und sozialen
Wohlbefindens. Auf den folgenden Seiten informieren wir Sie über die
wesentlichen medizinischen Grundlagen sowie die Diagnostik und Therapie
der Schluckstörungen.Darauf aufbauend finden Sie und Ihre Angehörigen
in dieser Broschüre viele Hinweise und praktische Tipps zum bestmöglichen
Umgang mit der Erkrankung.
Ein herzlicher Dank geht hiermit an die Ärzte des »Medical Boards Neurologie« der MEDIAN Kliniken, die mich bei dieser neuen, überarbeiteten
Auflage der Broschüre unterstützt haben.
Andrea Neß
Impressum
Herausgeber
MEDIAN Kliniken GmbH & Co. KG
Carmerstr. 6 · D-10623 Berlin
Telefon +49 (0) 30 / 311 01 – 0
www.median-kliniken.de
Redaktion
Team Marketing,
MEDIAN Kliniken
Text: Andrea Neß
Dipl.-Patholinguistin
Leitende Sprachtherapeutin
MEDIAN Klinik Berlin-Mitte
Mitarbeit: Maud Materson
Gestaltung
Camici & Tappe GmbH
Visuelle Kommunikation,
Berlin
Beratende Unterstützung
»Medical Board Neurologie«
CA Dr. med. U. Dockweiler
CA Dr. med. C. Dohle
CA Dr. med. M. Leisse
CA MUDr. PH. Dr. J. Rakicky
CA Prof. Dr. med. M. Sailer
2. überarb. Auflage,
August 2012
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Das Schlucken – Ablauf und Störung
Im Rachen
kreuzen sich
die Atem- und
Nahrungswege.
Nahrung
Luft
Lunge
Der Atemweg
Magen
Der Nahrungsweg
Quelle: Schalch:
Schluckstörungen und
Gesichtslähmungen, 4. A.
1994 Urban & Fischer
©Verlag
Problematik des Schluckens
Im Rachen kreuzen sich Atem- und Nahrungswege. Die Atemluft gelangt über die
Nase in den Rachen und von dort über den Kehlkopf und die Luftröhre in die Lunge.
Die Nahrung gelangt über den Mund und den Rachen in die hinter der Luftröhre
liegende Speiseröhre. Damit keine Nahrung in den Kehlkopf, die Luftröhre und die
Lunge gelangt, müssen die unteren Luftwege rechtzeitig dicht verschlossen sein. Dies
darf aber nicht zu lange dauern, weil der Mensch in dieser Zeit nicht atmen kann.
Der normale Schluckablauf
Die Nahrung wird in den Mund genommen, dort zerkleinert und eingespeichelt, zu
einem Bolus (Speisekloß) geformt und von der Zunge in den Rachenraum transportiert. Im Bereich des Übergangs vom Mund- in den Rachenraum wird der Schluckreflex ausgelöst. Infolge des Schluckreflexes hebt sich der Kehlkopf, die unteren
Atemwege werden u. a. durch den Kehldeckel sicher verschlossen und die Speiseröhre
wird geöffnet. Nun gelangt die Nahrung über die Speiseröhre in den Magen.
Der gestörte Schluckablauf
Grundsätzlich können über den gesamten Schluckablauf hinweg, vom Aufnehmen
der Nahrung in den Mund bis hin zum Transport in der Speiseröhre, Beeinträchtigungen auftreten, z. B.
• Schlechtes Kauen (wg. fehlender Zähne und / oder schlecht sitzender Prothesen)
• Ungenügendes Einspeicheln der Nahrung (die Nahrung »rutscht« schlecht)
• Transportschwierigkeiten im Mund (eingeschränkte Zungen- und Kieferbeweglichkeit)
• Schwierigkeiten bei der Auslösung des Schluckreflexes
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• Transportschwierigkeiten im Rachen
• Ungenügender Abschluss der unteren Luftwege
• Ungenügende Öffnung des oberen Speiseröhrenverschlusses u. v. m.
Was ist so gefährlich an einer Schluckstörung?
Wenn Nahrung in die unteren Luftwege gelangt (Aspiration), besteht die Gefahr, dass eine Lungenentzündung ausgelöst wird, die den Patienten zusätzlich schwächt
und Lebensgefahr bedeutet. Husten und Räuspern sind Schutzmechanismen und
verhindern das Eindringen von Nahrungsbestandteilen in die Lunge.
Eine große Gefahr ist die »stille Aspiration«, bei der Nahrung in die
Lunge gelangt, ohne dass der Patient husten muss.
Ursachen für einen gestörten Schluckablauf
Es können organische Ursachen vorliegen, d. h. ein am Schlucken beteiligtes Organ
(z. B. die Zunge) kann seine Funktion nicht vollständig erfüllen, weil es möglicherweise in der Beweglichkeit eingeschränkt oder kraftgemindert ist.
Es kann aber auch eine Störung der Steuerung und Koordinierung des Schluckvorganges vorliegen, zudem kann die Wahrnehmung im Mund gestört sein
(z. B. Taubheitsgefühl der Zunge / Lippen / Wange).
Folgende Krankheiten können eine Schluckstörung nach sich ziehen, z. B.
•Schlaganfall
•Schädelhirntrauma
•Tumor(e)
•Demenz
•Parkinsonerkrankung
• ALS (Amyotrophe Lateralsklerose)
• MS (Multiple Sklerose)
• Und viele andere (z. B. Zustand nach Intubation und Trachealkanülenpflicht)
Das Schlucken verändert sich aber auch allein durch Alterungsprozesse.
In der Regel kann sich der Körper auf diese Veränderungen bis zu einem gewissen
Punkt gut einstellen und sie kompensieren.
Durch eine Krankheit oder Verletzung, die nicht unbedingt die an der Nahrungsaufnahme beteiligten Organe betreffen muss, kann es zu einer allgemeinen
5
Schwächung des Körpers kommen. Dadurch kann auch die Schluckfähigkeit stark
beeinträchtigt werden.
Auch nicht (mehr) passende Zahnprothesen sowie eine verminderte Speichelproduktion (auch z. B. aufgrund von Medikamentennebenwirkungen) können die Nahrungsaufnahme deutlich beeinträchtigen.
Woran kann man eine Schluckstörung erkennen?
Wenn ein Patient schluckt, so bedeutet das nicht automatisch, dass die gesamte
Nahrung in die Speiseröhre gelangt.
Folgende Anzeichen können für eine Schluckstörung sprechen:
• Wiederkehrendes, unklares Fieber
• Vermehrtes Husten oder Räuspern beim Essen oder Trinken (auch Würgen, Niesen)
• Nebengeräusche bei der Atmung (Atemrasseln)
• Belegte, gurgelnde (»feuchte«) Stimme
• Nahrungsreste im Mundraum (auf der Zunge, in den Wangentaschen, am oberen
Gaumen)
• Aus dem Mund laufende Nahrung
• Speichelfluss, aber auch Mundtrockenheit
• Ablehnung der Nahrungsaufnahme bzw. bestimmter Nahrungskonsistenzen
(z. B. Flüssigkeiten)
• Gewichtsverlust, Austrocknung
• Laute Schluckgeräusche (Glucksen)
• Verlängerte Nahrungsaufnahme (langes Kauen oder Ermüden beim Kauen)
• Übermäßig schnelles Essen (»Schlingen«)
Was kann man tun?
Zunächst sollte man Kontakt mit einem Arzt und einem Schlucktherapeuten, z. B.
Logopäden, aufnehmen. Beide untersuchen das Schlucken und leiten, in Abhängigkeit von der Ursache, Maßnahmen zur Verbesserung der Störung ein.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit der apparativen Schluckdiagnostik, z. B. durch
eine Videolaryngoskopie, ein endoskopisches Verfahren, mit dem man den Schluckvorgang genauer beurteilen kann. Diese Untersuchung wird nur von wenigen Ärzten
in Spezialsprechstunden durchgeführt.
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Therapie
Was ist das Ziel der Behandlung?
Ziel der Behandlung ist, wenn möglich, eine normale Ernährung (über den Mund)
zu gewährleisten. Eine gezielte Schlucktherapie kann die Schluckfähigkeit wieder
deutlich verbessern. Neben funktionellen Übungen zur Verbesserung der Sensibilität
(thermotaktile Stimulation) und der Beweglichkeit der am Schluckvorgang beteiligten Muskulatur (Mundmotorikübungen), kompensatorischen Maßnahmen (wie
z. B. Haltungsänderung und Schluckmanöver) helfen eine Anpasssung der Nahrung
an das Schluckvermögen und einige Regeln, die beim Essen und Trinken zu beachten
sind. Mit verschiedenen Hilfsmitteln (wie z. B. gebogenes Besteck, Trinkhalme, Becher
mit Nasenkerbe) kann die Nahrungsaufnahme ebenfalls erleichtert werden.
Im Einzelfall muss jedoch zur Sicherstellung der Nährstoffversorgung eine Magensonde gelegt werden. Ziel der Schlucktherapie ist aber auch hier, möglichst rasch
wieder zu einer normalen Ernährung zurückzukehren.
Richtige
Haltung im Rollstuhl
mit einem Brett als
Rückenstütze
Falsche Sitzhaltung
Richtige Sitzhaltung
Quelle: Bartolome: Schluckstörungen
und Gesichtslähmungen, 2. A.©1999
Urban & Fischer Verlag
Worauf ist grundsätzlich beim Essen und Trinken zu achten?
• Möglichst aufrechte Sitz- und Kopfhaltung (den Kopf im Idealfall leicht nach
vorn geneigt), Füße auf den Boden
• Essen in reizarmer Umgebung (z. B. nicht vor dem laufenden Fernseher)
• Beim Essen nicht sprechen
• Langsam essen
• Auf geeignete Nahrungsmittel im Rahmen der Schluckdiät achten (siehe Schluckstufen im Anhang)
• Den Patienten immer wieder zum Nachschlucken auffordern
• Mundpflege (ggf. vor und nach dem Essen, um eventuell noch vorhandene Reste
zu entfernen)
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• Den Patienten nach dem Essen noch mindestens 20 Min. aufrecht sitzen lassen,
um zu verhindern, dass im Mund- und Rachenraum verbliebene Reste unkontrolliert weiter nach hinten abgleiten und ein Verschlucken nach sich ziehen.
Angepasste Kost
Wenn Essen und Trinken möglich sind, gibt Ihnen der Schlucktherapeut Hinweise,
worauf bei der Kost zu achten ist. Die Kost wird individuell an den jeweiligen Leistungsstand angepasst. So kann es z. B. zu Beginn notwendig sein, dass die gesamte
Nahrung fein püriert werden muss und erst im Verlauf auch feste Nahrungsbestandteile sicher verarbeitet werden können. Unter Umständen ist es notwendig, Flüssigkeiten zunächst anzudicken, um das sichere Schlucken zu gewährleisten. Welche
Schluckkostform und welcher Andickungsgrad für Sie zum jeweiligen Zeitpunkt
geeignet sind, wird der Schlucktherapeut mit Ihnen und Ihren Angehörigen jeweils
individuell besprechen
Wichtige Hinweise
•Nehmen Sie die Warnungen des Arztes oder des Schlucktherapeuten ernst
•Stimmen Sie die Art der Ernährung mit dem Arzt / dem Schlucktherapeuten ab
•Fragen Sie nach, wenn Ihnen noch etwas unklar ist
Vorgaben zum Andicken von Getränken
Bitte beachten sie unbedingt die Andickungsvorgaben des Schlucktherapeuten,
da die benötigte Konsistenz nicht nur von der Menge des Andickungsmittels,
sondern auch von der Art und der Temperatur der Flüssigkeiten abhängt.
Folgende Konsistenzen können unterschieden werden:
flüssig
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Sirup / Honig
Creme
Pudding
Ein wertvolles Hilfsmittel zur Herstellung von Getränken und Mahlzeiten mit einer
homogenen, glatten und somit sicheren Konsistenz sind Instant-Andickungsmittel, z. B.
Für Patienten mit und ohne Diabetes
n Nestargel (Nestlé)
Hauptbestandteile: Johannesbrotkernmehl, Kalziumlaktat
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen einrühren, mind.
20 Min. nachquellen lassen
n Nutilis, früher: Quick &Dick (Pfrimmer Nutricia)
Hauptbestandteil: Maisstärke
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen einrühren, mind. 5 Min.
nachquellen lassen
n ThickenUP (Novartis)
Hauptbestandteil: Maisstärke
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen einrühren, mind. 5 Min.
nachquellen lassen
n Thick & Easy (Fresenius Kabi)
Hauptbestandteil: Maisstärke
Anwendung: Vorgegebene Menge mit dem Schneebesen einrühren, nach 1 Min.
fertig
Bei Patienten mit Diabetes mellitus muss der individuelle Bedarf berechnet und eine
angepasste Insulinsubstitution durchgeführt werden.
Sicherer essen
Um Dysphagiepatienten die Angst vor dem (Ver-)Schlucken zu nehmen, sollte man
ihnen das Schlucken so weit wie möglich vereinfachen.
Das häufig praktizierte Pürieren von festen Mahlzeiten reicht jedoch bei vielen Patienten allein nicht aus, denn pürierte Gerichte haben keine einheitliche Konsistenz,
da sich nach kurzer Zeit das Wasser separiert. Soßen können mit herkömmlichen
Soßenbindern angedickt werden – oder man verwendet die o. g. Andickungsmittel.
Es ist wichtig, das Essen zunächst geschmackvoll zu würzen und dann zu pürieren.
Zusätzlich können Maltodextrin und Ovomaltine oder andere hochkalorische Ergänzungsmittel mit in die Speisen eingerührt werden, um den Nährwert zu erhöhen.
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Medikamentengabe
Sowohl Pharmafirmen als auch Ärzte und Pflegepersonal sind in Bezug auf die
Handhabung der Medikamentengabe bei Schluckstörungen sehr vorsichtig. Eine
Studie (Seifert et. al. 1995) ergab, dass sich viele Einrichtungen bei Apothekern
erkundigen, wie die Darreichung erfolgen kann, wenn Tabletten nicht mehr im
Stück geschluckt werden können.
Das Schlucken von Medikamenten ist eine hohe Herausforderung für Patienten
mit Schwierigkeiten in diesem Bereich, da die Tablette (feste Konsistenz) meist mit
Wasser (flüssige Konsistenz) geschluckt wird. Diese Mischung von Konsistenzen kann
zum Verschlucken führen.
>Wichtig: Nicht alle Medikamente
dürfen gemörsert, aufgelöst oder mit
Nahrungsmitteln wie Pudding eingenommen werden (z. B. Parkinsonmedikation)!
Tabletten oder Kapseln, die mit einem
magensaftbeständigen Film überzogen sind, dürfen nicht zerkleinert
werden. Sie heißen zum Beispiel Film-,
Long-, Retard- oder Depot-Tabletten.
Diese Medikamente können nur wirken, wenn der Überzug intakt bleibt.
Dennoch sind gemörserte Tabletten, die mit einem Löffel Pudding oder Apfelmus
verabreicht werden, die meistverbreitete Darreichungsform. Einige Tabletten können
in Wasser aufgelöst und dann als angedickte Flüssigkeit eingenommen werden. Das
gilt auch für die Medikamente, die in Tropfenform angeboten werden.
Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie bitte nach.
ACHTUNG: TABLETTEN EINZELN MÖRSERN ODER AUFLÖSEN!
Ein Gemisch aus verschiedenen Medikamenten kann Wechselwirkungen hervorrufen, die nicht erwünscht und vor allem gefährlich sind!
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Allgemeine Hinweise
Das gewohnte Essen wie vor der Erkrankung ist oftmals leider nicht mehr möglich.
Bei der Nahrungsaufnahme ist jetzt höchste Konzentration notwendig. Deshalb beachten
Sie bitte folgende Hinweise:
Sitzhaltung
• Möglichst physiologische Sitzhaltung, d. h. aufrecht, Füße mit Bodenkontakt und das
Kinn leicht in Richtung Brustbein geneigt (»langer Nacken«)
• Während des Kauens und Schluckens nicht sprechen, erst wenn geschluckt wurde und
ggf. Reste im Mund nachgeschluckt wurden
Feste Nahrung
• Nur Nahrungsmittel essen, die gut verarbeitet und geschluckt werden können (keine
klebrigen, faserigen oder krümeligen Speisen)
• Zeit nehmen, gut kauen und ganz bewusst schlucken
• Nach Speiseresten im Mundraum mit der Zunge suchen und nachschlucken
• Der Mund muss leer sein, bevor der nächste Bissen genommen wird
• Keinen Nahrungsbrei mit Flüssigkeit hinunterspülen (Gefahr des Verschluckens, da
Flüssiges schneller rutscht als Breiiges)
• Wenn Speise nicht rutschen will, Kopfnickbewegungen nach vorne unten
• Zwischendurch Sprechprobe: klingt die Stimme feucht, gurgelnd oder verschleimt,
dann nochmals schlucken, ggf. vorher husten oder räuspern
Trinken
• Trinken nur mit leerem Mund, ohne Speisereste
• In kleinen Schlucken trinken, nicht auf einen Zug
• Kleine Tassen verwenden, keine großen Becher (Kopf nach hinten neigen erschwert
das Schlucken und legt die Luftröhre frei)
• Ggf. Trinkhilfen benutzen (Strohhalm oder Ausschneiden einer Nasenkerbe in den
Trinkbecher)
Beim Verschlucken
• Auf keinen Fall auf den Rücken klopfen (Speise rutscht nur noch tiefer)!
• Ruhe bewahren! Kopf weit vorbeugen und abhusten!
Mundpflege
Nach jeder Mahlzeit erforderlich, damit restliche Krümel nicht aus Versehen eingeatmet
werden können. Prothesen sollten dabei entfernt und gesäubert und der Mund ausgespült oder mit feuchter Gaze ausgewischt werden.
>Bei Fragen oder Unsicherheiten wenden Sie sich bitte an einen
Schlucktherapeuten. Wir wünschen Ihnen gute Besserung!
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Ernährungsplan
(modizifiziert nach dem NOD-Stufenkonzept©)
Keine Dysphagie
(a – Schluckkostform »Normalkost«: NOD-Grad 0)
• Bei sehr guter Kompensation noch bestehender Schluckprobleme bzw. wenn
keine Anzeichen einer Dysphagie vorliegen
• D. h. Kauen und Schlucken ohne Einschränkungen möglich
• Minimales bis kein Verschluckrisiko
• 100 % orale Ernährung möglich
Leichte Dysphagie
(b – Schluckkostform »mit Konsistenzeinschränkung«: NOD-Grad 1)
• Leichtes Verschluckrisiko, d. h. Schlucken mit Konsistenzeinschränkung
• Normalkost eingeschränkt
• Trinken und Medikamenteneinnahme nach Absprache mit Schlucktherapeut
Nicht geeignet
• Grobkörnige, krümelige, faserige, sehr harte oder klebrige Konsistenzen (bspw.
Brot mit krustiger Rinde, Spargel, Porree, Zitrusfrüchte, paniertes Fleisch oder
Fisch, grobe Leber- oder Teewurst, Schinken oder Salami, Hartkäse, Faden- oder
Sternchennudeln, Rhabarber, trockenes / zähes Fleisch, Mischgemüse, Nüsse oder
Produkte mit ganzen Körnern wie bspw. Müsli, Reis oder Vollkornbrot)
• Mischkonsistenzen (flüssig – fest) (bspw. klare Suppen mit Einlagen oder Obststücke in Saft), Bonbons
Geeignet
• Weiche Kost, d. h. gedünstet oder gekocht, bzw. alle Speisen, die sich noch mit der
Zunge zerdrücken lassen
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Beispiele
• Alles aus Phase »weichgekocht« bzw. »passiert« und zudem
• Getreideprodukte (Grau- und Mischbrot mit / ohne Rinde, Milchbrötchen)
• Weiche Kuchen ohne feste Stückchen (Nüsse, Rosinen Zitronat o. Ä.)
• Kartoffeln (Kartoffelklöße, weich gekochte mehlige Kartoffeln, Hefeklöße …)
• Weiche Nudeln und Spätzle, weich gekochter Reis (Milchreis)
• Gemüse weichgekocht ohne Fasern (Möhren, Schwarzwurzeln, Brokkoli,
Kohlrabi, Blumenkohl, Fenchel, Zucchini, Spinat, eingelegte Salate),
dicke Eintöpfe
• Fleisch weich ohne Kruste (Kalb-, Schweine-, Hühnerfleisch als Frikassee
z. B. Weißwurst o. Haut, Hackbraten mit sämiger, glatter Soße, Leberkäse, Klopse)
• Wurst streichfähig (Leberwurst, Teewurst) sowie weiche Wurstscheiben ohne
Stücke, Kruste, Pfeffer- oder Kräutermantel (Mortadella, Kochwurst …)
• Fisch (Kochfisch mit weichem Fleisch ohne Gräten), Tomatendosenfisch ohne
Gemüse
• Obst und Obsterzeugnisse (sehr weiches Frischobst: Banane, reife Birne ohne
Schale und Kerne ...)
• Milchprodukte (Pudding, Mousse, Eis ohne Stücke, Natur-, Fruchtjoghurt mit
Fruchtstücken, Frischkäse, Schmelzkäse, Weichkäse, Camembert)
• Marmelade ohne Kernbestandteile, Pflaumenmus, Nusscreme, Honig
• Eierspeisen (feuchtes Rührei, weiche Omeletts)
Mittelschwere Dysphagie
(c – Schluckkostform »weichgekocht«: NOD-Grad 2)
• Mittleres Verschluckrisiko, d. h. Schlucken mäßig eingeschränkt, Nahrung weichgekocht
• Bei Bedarf zusätzlich Sondenernährung
• Trinken und Medikamenteneinnahme nach Absprache mit Schlucktherapeut
Nicht geeignet
• Körnige, faserige oder klebrige Konsistenzen (bspw. Gemüse und Fleisch mit faseriger Konsistenz, Reis, Porree, Nudeln, Spargel, Salate, Zitrusfrüchte), Kräuter
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Geeignet
• Grobpürierte Kost / breiig-weiche Kost: sehr leicht mit der Zunge zerdrückbare
Speisen und breiige Kost bzw. alle Speisen, die sich zu Brei verarbeiten lassen
Beispiele
• Alles aus Phase »passiert« und zudem
• Getreideprodukte (weiches Brot ohne Rinde)
• Weiche Kuchen ohne Boden / ohne Stückchen und Krümel (Eiernschecke,
Biscuitrollen, Sahneschnitten, Käsesahnekuchen)
• Beilagen: püriert oder stark weichgekocht und gequetscht, extra Soße
• Suppen: Cremesuppen ohne Einlagen, eventl. mit Fleischpüreezugabe, Grießbrei
• Kartoffeln (Kartoffelpüree, Kartoffelsuppe grob püriert oder gequetscht …)
• Gemüse gekocht und püriert (Möhren, Blumenkohl, Kohlrabi, Fenchel, Zucchini,
Broccoli, Spinat)
• Götterspeise / Joghurt ohne Einlage
• Fleisch püriert, Fleischmousse (Kalb-, Schweine-, Hühnerfleisch mit sämiger,
glatter Soße)
• Fischpüree (ohne Gräten), Fischpaste
• Obst und Obsterzeugnisse (gekocht oder roh, ohne Schale und Kerne, Bananen,
Birne, Apfelmus, Apfel, Aprikose, Pfirsich …) püriert oder gerieben
• Milchprodukte (Pudding, Mousse, Eis ohne Stücke, Natur-, Fruchtjoghurt ohne
Stücke)
• Marmelade ohne Kernbestandteile / Streichaufstriche (Leber- und Teewurst, Quark,
Frischkäse ohne Kräuter, vegetarische Aufstriche …)
Schwere Dysphagie
(d – Schluckkostform »passiert«: NOD-Grad 3)
• Schweres Verschluckrisiko, d. h. Schlucken sehr stark eingeschränkt, Nahrung
passiert
• Ergänzend Sondennahrung
• Trinken und Medikamenteneinnahme nach Absprache mit Schlucktherapeut
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Nicht geeignet
• Körnige, faserige oder klebrige Konsistenzen (z. B. Cremesuppen mit Einlage, Gemüse
und Fleisch mit faseriger Konsistenz, Nudeln, Joghurt mit Fruchtstücken, Reis)
Geeignet
• Feinstpassierte Kost: homogene, glatte, weiche Breie und »Förmchenkost«
Beispiele
• Suppen (Cremesuppen ohne Einlage, Fruchtsuppen, Milchbrei)
• Kartoffelpüree (feinst passiert und cremig aufgeschlagen)
• Gemüsepüree (feinst passiert, kein Spinat)
• Götterspeise / Joghurt ohne Einlage / Quarkdessert ohne Einlage
• Fleischpüree (feinst passiert)
• Obstpüree (feinst passiert)
• Fresubin® Crème
•Andickung:
– milde Andickung (nektarartig)
– moderate Andickung (senfartig)
– extreme Andickung (puddingartig)
Massive Dysphagie
(e – »Sondennahrung«: NOD-Grad 4)
• Massives Verschluckrisiko, d.h. Schlucken nicht möglich
• Keine orale Ernährung, Sondenernährung notwendig z.B. NGS (nasogastrale
Sonde), PEG (perkutane endoskopische Gastrostomie / z. B. Magensonde)
Beispiele
•Fresubin© original fibre (isokalorisch)
•Fresubin© Energy fibre (hochkalorisch)
• Diben (diabetisch) etc.
Quelle: Ickenstein GW, Hofmayer A, Lindner-Pfleghar B, Pluschinski P, Riecker A, Schelling A, Prosiegel M.
Standardisierung der Diagnostik und Therapie bei Neurogener Oropharyngealer Dysphagie NOD.
http://www.uniklinik-ulm.de / uploads/media / NOD_Stufenkonzept_Manual_02.pdf [05.04.2012]
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Die MEDIAN Kliniken in Deutschland
Heiligendamm
Bad Sülze
Wismar
Berlin-Mitte
Kalbe
Bad Oeynhausen
Bad Salzuflen
Hoppegarten
Grünheide
Berlin-Kladow
Flechtingen
Magdeburg
Bad Lausick
Bad Tennstedt
Bad Berka
Braunfels
Bad Nauheim
Bad Camberg
Bad Schwalbach
Schlangenbad
Bernkastel-Kues
Berggießhübel
Bad Lobenstein
Bad Soden-Salmünster
Akutkrankenhaus
Reha-Klinik
Wiesbaden
Reha-Klinik mit Status eines
Akutkrankenhauses (Neurologie)
Pflegeheim
Baden-Baden
Ottenhöfen
Nordrach
Bad Krozingen
Bad Dürrheim
www.median-kliniken.de
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