Wenn die Leberwerte erhöht sind

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MEINE SPRECHSTUNDE
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DIE TÄGLICHE
MEDIZIN
Peinliches Leiden:
Hämorrhoiden
Prof. Dr. Alexander L. Gerbes
ist stellvertretender Direktor
der Medizinischen Klinik II
am Klinikum der Universität
München – Großhadern.
Schwerpunkt seiner Arbeit
ist die Betreuung von Patienten mit internistischen Erkrankungen, insbesondere
des Magen-Darm-Trakts sowie der Leber. Er ist Spezialist
für die Therapie chronischer
Lebererkrankungen und deren Komplikationen sowie
für Lebertransplantation.
Prof. Dr. Christian Stief
Als Chefarzt im Münchner Klinikum
Großhadern erlebe ich täglich, wie wichtig
medizinische Aufklärung ist. Meine Kollegen
und ich möchten daher jeden Montag den
Merkur-Lesern ein Thema vorstellen, das für
ihre Gesundheit von Bedeutung ist.
Der Autor des heutigen Artikels ist
Prof. Dr. Alexander L. Gerbes. Er erklärt, warum
man erhöhte Leberwerte ernst nehmen sollte.
Leserfragen an Prof. Dr. Alexander L. Gerbes:
www.merkur-online.de/sprechstunde
Wer zu viel Alkohol trinkt, kann damit seine Leber dauerhaft schädigen.
FOTO: SUEDRAUMFOTO
Wenn die Leberwerte erhöht sind
Immer mehr Menschen in
Deutschland leiden an einer Erkrankung der Leber. Bei Männern im
mittleren Lebensalter ist
dies sogar die dritthäufigste Todesursache. Da
die Erkrankungen oft
schleichend verlaufen,
sind sie meist schwer zu
erkennen.
VON ALEXANDER L. GERBES
Die Leber ist ein Kraftwerk in
unserem Bauch. Sie ist die
größte Drüse im menschlichen Körper und eines der am
besten durchbluteten Organe.
Als zentrales Stoffwechselorgan ist sie zuständig für die
Produktion lebenswichtiger
Hormone und Vitamine sowie die Regulation von Blutzucker, Blutgerinnung und
Immunsystem.
Außerdem
entgiftet sie den Körper. Die
Stoffe werden über die Gallenflüssigkeit und den Darm
ausgeschieden.
Warnzeichen für
Lebererkrankungen
An den Beschwerden lassen sich Lebererkrankungen
im Frühstadium nur schwer
erkennen. Denn die Betroffenen haben meist keine
Schmerzen. Die Leber vollbringt außerdem bei der
Selbsterneuerung
wahre
Wunder. Zudem ist sie sehr
groß: Ein Drittel der gesunden Leber reicht aus, um die
normale Funktion aufrecht zu
erhalten. Daher gibt es im
Frühstadium von Lebererkrankungen oft keine oder
sehr unklare Warnzeichen
wie Müdigkeit, Schlafstörungen oder Juckreiz. Die Leberwerte sind daher besonders
wichtig, um eine Erkrankung
rechtzeitig zu erkennen.
Welche Laborwerte
sind wichtig?
Man kann grob unterscheiden in Werte, die auf Zellschäden hindeuten (sogenannte Transaminasen), Werte, die einen Galle-Stau anzeigen (Bilirubin) und Anzeichen für eine gestörte Blutgerinnung. Bei einem RoutineLaborcheck werden meistens
die Transaminasen gemessen.
Kurzzeitig und geringfügig
erhöhte Leberwerte können
Zeichen eines Infekts oder
von Überanstrengung sein.
Wenn die Transaminasen
aber über Wochen auf das
Doppelte erhöht sind, sollte
man unbedingt klären, was
dahintersteckt. Ursachen für
erhöhte Leberwerte können
Erkrankungen der Leber wie
eine durch Viren ausgelöste
Hepatitis oder auch seltenere
erbliche Erkrankungen sein.
Bei manchen Menschen greift
das körpereigene Immunsystem die Leber- oder Gallengangszellen an. Dies kann zu
einer entzündlichen Lebererkrankung führen. Die häufigsten Ursachen für erhöhte
Leberwerte sind aber zu viel
Alkohol und zu viel eingelagertes Fett.
Hat ein Patient zu hohe Leberwerte, muss der Arzt klären, ob er ein Risiko für eine
Lebererkrankung hat. Dies ist
der Fall, wenn er zu viel Alkohol trinkt, übergewichtig ist
oder derartige Erkrankungen
in der Familie vorkommen.
Eine Untersuchung mit Ultraschall kann klären, ob der Patient unter einer Fettleber leidet. Blutuntersuchungen sowie eine molekularbiologische Diagnostik an spezialisierten Zentren können weitere Fragen klären.
Wie viel Alkohol
verträgt die Leber?
Wie viel Alkohol die Leber
eines Menschen verträgt, ist
sehr verschieden. Generell
nimmt man an, dass Männer
täglich 60 Gramm Alkohol
und Frauen 30 Gramm gut
vertragen, wenn sie keine anderen Erkrankungen haben.
Ein Schoppen Wein für Frauen und zwei bis drei Halbe
Bier für Männer sollten also
von der gesunden Leber verkraftet werden. Bei Frauen
liegt die Menge niedriger, da
ihre Leber weniger Alkohol
abbauende Enzyme enthält.
Zudem sind sie meist leichter
als Männer.
Fettleber
ohne Alkohol
Dreiviertel aller Menschen
mit deutlichem Übergewicht
und Diabetes entwickeln eine
Fettleber. Dies führt bei einem Viertel der Betroffenen
zu Entzündungen in der Leber, einer sogenannten nichtalkoholischen Fettleberhepatitis. Ursache ist höchstwahrscheinlich die Insulinresistenz, die sich bei Übergewicht
häufig entwickelt. Leider werden gerade Kinder und Jugendliche immer dicker. Insgesamt ist jeder dritte Deutsche übergewichtig, jeder
Zehnte krankhaft. Es ist daher zu befürchten, dass die
Lebererkrankungen
noch
deutlich zunehmen.
Ist eine Punktion
der Leber nötig?
Die Leberpunktion kann
wertvolle Informationen darüber liefern, in welchem Stadium sich die Erkrankung befindet. Seit kurzem kann man
allerdings durch eine Untersuchung mit einem speziellen
Ultraschallgerät ähnliche In-
formationen erhalten: Die sogenannte Elastographie misst
den Härtegrad der Leber. Je
härter die Leber ist, umso
mehr ist sie durch Bindegewebe umbaut. Ein weiterer
Vorteil: In der etwa zehn minütigen Untersuchung kann
etwa 100 Mal mehr Lebergewebe untersucht werden als
mit einer Punktion. Auch unsere Erfahrungen im Großhadern bestätigen, dass sich mit
diesem Verfahren Früh- und
Spätformen der Erkrankung
gut unterscheiden lassen.
Infektion mit Viren:
Hepatitis A
Jedes Jahr infizieren sich etwa 10 000 bis 15 000 Deutsche mit Hepatitis A – die
meisten davon auf Fernreisen. Übertragen wird das Virus vor allem durch verunreinigtes Wasser, Muscheln oder
Salat in Ländern mit unzureichender Hygiene. Die Erkrankten sind müde, leiden
unter Fieber, grippeähnlichen
Beschwerden und vorübergehender Gelbsucht. Hepatitis
A ist nur sehr selten tödlich.
Die Betroffenen sind zudem
danach immun. Da in der
Nachkriegsgeneration
in
Deutschland allerdings nur
wenige eine Infektion durchgemacht haben, sollten sich
nicht immune Menschen
durch eine Impfung schützen.
Dazu sollte mindestens eine
Impfung zwei Wochen vor
der Reise erfolgen. Nach einer
Auffrischung sechs bis zwölf
Monate später ist man zehn
Jahre lang geschützt.
Behandlung und
Schutz bei Hepatitis B
Das Hepatitis B-Virus wird
durch Blut, andere Körper-
flüssigkeiten und intensiven
Kontakt der Schleimhäute
übertragen. Da Blutkonserven heute sorgfältig untersucht werden, ist davon auszugehen, dass ein Großteil
der jährlich etwa 10 000 Neuansteckungen in Deutschland
durch Sexualverkehr erfolgt.
Viele Infizierte leiden unter
keiner schweren Leberentzündung. Oft ist daher keine
Therapie nötig. Die Entscheidung darüber sollte jedoch
unbedingt von Experten in einem Kompetenzzentrum getroffen werden. Für eine Therapie gibt es neue Medikamente: Sogenannte pegylierte
Interferone, die nur ein Mal
wöchentlich gespritzt werden
müssen, sind sehr wirksam
und haben weniger Nebenwirkungen als die herkömmlichen Interferone. Zudem
gibt es mehrere Medikamente, die die Vermehrung des
Virus eindämmen. Sie sind
zum Beispiel geeignet, um Patienten mit fortgeschrittener
Erkrankung zu behandeln.
Am wirksamsten aber ist
Vorbeugung: Die Impfung gegen Hepatitis B sollte am besten bereits im frühen Kindesalter erfolgen. Sie wird von
den Krankenkassen bezahlt.
Keine Impfung
gegen Hepatitis C
Gegen Hepatitis C gibt es bisher keinen Impfstoff. Umso
wichtiger ist daher die Vermeidung einer Ansteckung
sowie eine wirksame Behandlung. Die Standardtherapie
der chronischen Hepatitis C
ist eine Kombination aus einem pegylierten Interferon
und Ribavirin, einer Substanz, die die Vermehrung
des Virus hemmt. Der Erfolg
und die Dauer der Therapie
hängen unter anderem von
der Art des HCV-Virus und
der Menge der Viren im Blut
ab. Die Therapie ist daher immer häufiger individuell und
sollte mit einem Spezialisten
abgesprochen werden.
Neue Substanzen wie Protease- und Polymerase-Hemmer werden noch getestet. Es
ist zu erwarten, dass die Therapie durch die neuen Medikamente bald noch wirksamer wird. Informationen zur
Hepatitis C bieten auch verschiedene
Selbsthilfegruppen.
Was tun bei
Leberzirrhose?
Früher ging man davon
aus, dass man eine teilweise
(Fibrose) oder sehr weitgehende Vernarbung der Leber
(Zirrhose) nicht rückgängig
machen kann. Doch konnte
gezeigt werden, dass sich das
Lebergewebe wieder erholen
kann, wenn man die zugrunde liegende Lebererkrankung
erfolgreich behandelt. Es gibt
aber bisher keine Medikamente, die direkt die Vermehrung des Bindegewebes in der
Leber rückgängig machen.
Ist eine chronische Lebererkrankung mit einer Leberzirrhose bereits weit fortgeschritten, kann es zu ernsten
Komplikationen
kommen.
Oft sammelt sich Flüssigkeit
im Bauch an. Doch gibt es
neue Methoden für die Behandlung wie sogenannte
Shunt-Verfahren ohne chirurgischen Eingriff. Besser als
herkömmliche
Diuretika
könnten neue wassertreibende Medikamente (Aquaretika) die Beschwerden lindern.
Diese Substanzen werden
noch getestet, sind aber wohl
in absehbarer Zeit verfügbar.
Jeder zweite Erwachsene
wird davon geplagt, doch
darüber sprechen wollen
die meisten Menschen
nicht: Hämorrhoiden. So
nennt die Medizin Blutgefäßpolster, die als Schwellkörper den Darmverschluss mitregeln. Hämorrhoiden hat demnach jeder Mensch. Wenn es allerdings am After juckt
und brennt, beim Stuhlgang Schmerzen auftreten
und helles Blut auf dem
Toilettenpapier zu sehen
ist, hat der Betroffene oft
ein Hämorrhoidenleiden.
Die Schwellkörper werden dann beim Stuhlgang
nicht zur Seite, sondern
nach außen gedrückt,
schwellen oft an und erweitern sich krampfadernartig. Obwohl es sich dabei um eine sehr häufige
Erkrankung handelt, ist es
vielen Menschen peinlich,
über diesen intimen Bereich zu sprechen – selbst
mit ihrem Arzt.
Hilfe bei Krebs
in der Leber
Nach langen Jahren einer
chronischen
Lebererkrankung und Leberzirrhose kann
Leberkrebs entstehen. Je
nachdem wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist
und wo der Tumor liegt, gibt
es heute eine Reihe von wirksamen Therapien. So kann
der Tumor operiert, verkocht
oder auch seine Blutzufuhr
abgeschnitten werden. Seit
neuestem ist zudem ein Medikament zur Behandlung des
fortgeschrittenen Leberkrebs
zugelassen. Insgesamt ist gerade bei dieser Erkrankung
interdisziplinäres Vorgehen
besonders wichtig: Nur wenn
erfahrene Chirurgen, Radiologen, Pathologen und Hepatologen zusammenarbeiten,
kann der Erfolg der Behandlung optimal sein.
Geschenktes Leben
durch neue Leber
Mit einem Spenderorgan
können Patienten im Endstadium einer Lebererkrankung
oft noch viele Jahre weiterleben. Allerdings ist nicht jeder
Patient für eine Transplantation geeignet. Aufgrund des
Organmangels kommt es zudem oft zu längeren Wartezeiten. Obwohl Dreiviertel der
Bevölkerung für Organtransplantation sind, hat nur etwa
jeder Zehnte einen Organspendeausweis. Am Klinikum
der LMU, einem international bekannten Transplantationszentrum, besteht seit
mehr als 20 Jahren ein erfolgreiches
Lebertransplantationsprogramm mit enger Zusammenarbeit von Chirurgen,
Anästhesisten und Hepatologen.
Keine Hilfe durch
Wundermittel
Häufig werden Tees, Kräuterextrakte oder Säfte zur Behandlung von Lebererkrankungen angepriesen. Dass die
Präparate wirken, ist bisher
nicht bewiesen. Häufig sind
diese Mittel auch nicht standardisiert, die Inhaltsstoffe
können daher unterschiedlich sein. Zudem sind sie
meist nicht auf Nebenwirkungen getestet. Immer wieder
werden Fälle berichtet, in denen es nach der Einnahme
derartiger Präparate zu Leberschädigungen oder sogar zum
Leberversagen kommt. Daher
muss dringend vor der Einnahme gewarnt werden.
Positive Wirkungen zeigt
indes Kaffee: Untersuchungen haben gezeigt, dass bei
Patienten, die zwei bis drei
Tassen täglich trinken, Erkrankungen der Leber langsamer fortschreiten oder zu weniger Komplikationen führen.
Viele Menschen sprechen
nicht gerne über Probleme beim Stuhlgang zu. DDP
Falsche Ernährung
Wer Beschwerden hat,
sollte für eine Diagnose indessen unbedingt einen
Facharzt aufsuchen. Denn
die Beschwerden können
anhaltend werden und
sich verschlimmern. Probleme mit den Hämorrhoiden
können
starke
Schmerzen, Stuhlinkontinenz und Blutungen hervorrufen. Zudem kann
sich hinter den typischen
Anfangsbeschwerden
auch auf eine andere
Krankheit wie eine Entzündung, ein Hauteinriss
oder Darmkrebs verbergen.
Als Hauptursache für Hämorrhoidenleiden gilt falsche Ernährung: Einseitige
und faserarme Kost sowie
zu wenig Flüssigkeit und
Bewegungsmangel verhärten den Stuhl. Dies reizt
den Enddarm, wo die Hämorrhoiden liegen. Auch
Veranlagung erhöht das
Risiko, zum Beispiel bei
Menschen mit Bindegewebsschwäche.
Zudem
kann starkes Pressen beim
Stuhlgang, mangelnde Hygiene oder langes Sitzen
auf kalten Flächen zu Beschwerden führen. Alles,
was die normale Darmtätigkeit beeinflusst – von
Abführmitteln bis Verstopfung – stört die Funktion der Hämorrhoiden.
Hilfe ist möglich
Die möglichen Ursachen
sind vielfältig. Etwa jeder
zweite Erwachsene hat
Probleme mit den Hämorrhoiden. Eine Erkrankung
lässt sich nicht immer vermeiden. Vorbeugen kann
man durch ausgewogene,
ballaststoffreiche Ernährung und viel Bewegung.
Beschwerden lindern Salben, die es rezeptfrei in der
Apotheke gibt. Während
einem Hämorrhoidenleiden anfangs noch mit Medikamenten
beizukommen ist, müssen Erkrankungen im fortgeschrittenen Stadium operiert werden. In den vergangenen
Jahren wurden moderne
Behandlungsmethoden
entwickelt, die fast völlig
schmerzfreie Eingriffe ermöglichen.
VOLKER BISCHOFF
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