Essstörungen: Magersucht, Ess-Brech-Sucht und Fettsucht

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Lerngebiet 6: Therapiekonzepte zur Behandlung psychischer Störungen vergleichen
Schwerpunkt Essstörungen
Was ist eine psychische Störung?
Von psychischen Störungen kann man dann sprechen, wenn eine Person im Erleben und im
Verhalten in einem längeren Zeitraum sehr normabweichend ist und einen Leidensdruck so
wie eine Beeinträchtigung der Person selbst und/oder des Sozialen Umfeldes besteht.
Die Emotionen
Das Denken
Das Verhalten
Wie der Mensch seine
Gefühle erlebt und äußert.
Wie der Mensch
Wie der Mensch sich in
denkt, urteilt und lernt. unterschiedlichen
Situationen verhält.
Die Gefühle können
Es kann sein, dass
Bei bestimmten.
zwischen
Gedankenketten
Psychischen Störungen
Niedergeschlagenheit,
unterbrochen werden kann das Verhalten so
Hoffnungslosigkeit und
oder, dass
extrem fehlgesteuert
Angst in maßloser Euphorie Interpretationen über
sein, dass massive
wechseln.
sich und anderen
persönliche und soziale
unrealistisch sind.
Schäden die Folge sein
können.
Die körperlichen Funktionen
und Empfindungen
Das Seelenleben wirkt sich
immer in verschiedener Weise
auf die Körperfunktionen aus
In vielen lenkt eine psychisch
gestörte Person ihre
Aufmerksamkeit auf die
körperlichen Beschwerden,
statt den emotionalen Schmerz
anzuerkennen und
therapeutisch zu bearbeiten.
Mögliche Ursachen:
Organische Faktoren

Psychische Faktoren


Mangel oder Überschuss an Neurotransmittern
(Botenstoffe im Gehirn)
Unterschiede in der
Hirnchemie/Gehirnstruktur

Medikamente und andere Stoffe


Erblichkeit


Psychoanalytische Theorie: Ereignisse die im
Unterbewusstsein gespeichert sind.
Verhaltens- und Lerntheoretische Theorie:
Verhalten wird durch Belohnung/ Bestrafung
erlernt.
Kognitive Theorie: Gedanken sind
Fehlangepasste Gefühle (Wahrnehmung,
Verarbeitung, Bewertung).
Stress
Weitere Faktoren: (Sind Faktoren die von außen kommen!)
 Soziokulturelle Faktoren: z.B. Soziale Bezugsgruppe, Lebensumfeld, Leistungsdruck,
Konsumgüter, familiäre (disharmonische Familienatmosphäre, unvollständige
Familien), ökonomisch (Vermögen, Wirtschaft) etc.
 Fehlformen in der Erziehung z.B. Vernachlässigung
 Individuelle Erlebnisse: Unfall, Misshandlung, Behinderungen
! Umgekehrt wirken sich psychische Störungen auch auf die Körperfunktionen aus. Es
entsteht ein Teufelskreis!
Einteilung von psychischen Störungen:
Organisch bedingte psychische Störungen
Störung durch Einnahme von Substanzen
Erkrankungen des Gehirns selbst (Demenz)
Führen zu Veränderungen des Verhaltens,
Denkens und Fühlens (kann vorübergehend
sein)
Schizophrenie und verwandte Störungen
Fasst unterschiedliche Erscheinungsformen wie
Wahn, Rückzug und Denkstörungen zusammen
Affektive Störungen
Unterliegt die Stimmung des Menschen
bestimmten Veränderungen. Die Stimmungslage
geht von Depression bis Manie.
Neurotische und sich körperlich äußernde Angststörung, Zwangstörung, oder Störungen
Störungen
die sich körperlich äußern
Verhaltensauffälligkeiten
Psychische Spannungen/Konflikte können
mit körperlichen Störungen
sich auf körperliche Funktionen äußern, wie
Essen, Schlafen und Sexualität
(Zu dem Bereich gehören Essstörungen)
Persönlichkeitsstörungen
Erlebens – und Verhaltensweisen, die unflexibel
und starr sind und auffallend von der
Gesellschaft abweichen
Intelligenzminderung
Schränkt lebenspraktische Fähigkeiten ein
Störungen in der Kindheit und Jugend
In der Phase können Entwicklungsstörungen so
wie emotionale Verhaltensstörungen auftreten.
Essstörungen: Magersucht, Ess-Brech-Sucht und Fettsucht
Magersucht: Anorexia Nervosa
Beschreibung des Krankheitsbildes:
 Suchtkrankheit, psychisch begründete Störung
 Der Begriff Anorexia Nervosa ist im Grunde eine Fehlbezeichnung, weil das Wort
Anorexia Appetitlosigkeit bedeutet und dies bei Magersüchtigen ganz das Gegenteil
ist. Magersüchtige verspüren einen sehr großen Appetit, verleugnen diesen aber!
 Die Krankheit gleicht einem Zwanghaften Verhalten, bei dem die Betroffenen sich
inmitten von Essen zu Tode hungern, bis sie ein gefährliches Untergewicht erreichen,
welches sie mit allen Mitteln halten wollen/müssen.
 Es gibt zwei verschiedene Typen
1. restriktiver Typ (reines Hungern)
2. purging Typ ( auch andere Maßnahmen, wie Erbrechen,
Kalorienverbrauchendes Körpertraining und Abführmittel)
 Das kritische Alter in dem die Krankheit ist zwischen 14 und 16 Jahren und tritt bei
Mädchen 10 Mal häufiger auf.
 Die meisten Betroffenen leben in der Mittel – und in der Oberschicht.
 Oft ist das Leben der an Anorexie erkrankten von Pflichtbewusstsein, Leistung und
Ordnung bestimmt (Perfektion ist meist das Ziel).
 Sie sind überfordert und hungern nach Liebe. Die Anorexie ist ihr Lebensinhalt-ein
täglich sichtbarer Beweis von Leistung, ohne sie bleibt nur Unsicherheit,
Verzweiflung, Hilflosigkeit und Leere.
 Durch den ständigen Leistungsdruck bleibt kaum Zeit für die eigene Entwicklung, das
Selbstwertgefühl ist sehr gering, das Selbstbild ist kaum vorhanden und sie haben
Angst ein Versager zu sein
Gewichtsabnahme bedeutet Zufriedenheit und Stolz.
 Etwa 5 – 10 % der Betroffenen sterben, jedoch oft nicht am Verhungern, sondern viel
mehr an Infektionen im Körper oder durch Suizid.
Anzeichen/Symptome für Magersucht:
 Sie wiegen meist 15% weniger als sie sollten
 Verzerrte Wahrnehmung
 Hungergefühl wird gegenüber der Umwelt geleugnet
 Hyperaktivität
 Labilität
 Ziel ist der perfekte Körper, darüber gibt es nichts
 Betreiben übermäßig viel Sport, auch wenn sie krank und erschöpft sind
 BMI liegt unter 17,5
 Soziale Isolierung
 Depressive Verstimmungen
Auswirkungen:
 Offenkundige Hilfsbedürftigkeit steht im krassen Gegensatz zur Verleugnung der
Krankheit.
 Meiden von Essen und Trinken bringt eine soziale Isolierung mit sich.
 Ausbleiben der Monatsblutung
 Schlaf- und Konzentrationsstörungen
 Krankhaften Knochenbrüchigkeit führen (Osteoporose)
 Männer erleben einen Potenzverlust
 Leiden meist unter chronischer Verstopfung und ständigen frieren
 Häufige Begleiterscheinungen sind niedriger puls und Blutdruck
 Auf Grund des Mineralstoffmangels bekommen sie schuppige Haut und Haarausfall.
 Als besonderes Merkmal ist die Entwicklung einer feinen Körperbehaarung (Lanugo)
zu erkennen.
 Auf Grund der Gewichtsabnahme werden wichtige Körpereiweiße nicht mehr
produziert, was zu Muskelschwund und Herzstörungen führt.
 Beginnt die Magersucht vor der Pubertät kommt es oft zu einem Wachstumsstopp,
fehlender Brustentwicklung bei Mädchen und keine Genitalreife bei Jungen.
 Versagen von wichtigen Organen, wie Leber, Niere und Herz
 Oft bekommen Magersüchtige weitere psychische Störungen wie Depressionen und
Angsterkrankungen.
 Magersüchtige sind häufig Selbstmordgefährdet.
 Bei Männern so wie Frauen wird ein gemindertes sexuelles Interesse beobachtet.
 Häufig weitet sich die Magersucht zur Bulimie aus.
Entstehungsursachen:
 Es gibt keinen Universellen Ansatz
 Hier sind drei der bekanntesten Modelle:
o Familiendynamisches Erklärungsmodell:
Betrachtet das System der Familie als Ganzes und untersucht die Interaktion
zwischen den Familienmitgliedern. Magersucht tritt oft in Familien mit einem
hohen Harmoniebestreben auf. Die Krankheit kann zur Aufrechterhaltung des
Familienzusammenhalts so wie der Ableitung von Spannung und Konflikten
dienen.
o Intrapsychische und intrapersonelle Selbstbehauptung
Aufgrund einer Überangepasstheit in der Kindheit, entwickeln die Magersüchtigen
ein Ohnmachtsgefühl gegenüber ihren Körper. Oft können sie sich nur durch die
Kontrolle des Körpers und des Hungergefühls erleben. Aus diesem Grund gewinnt
die Beschäftigung mit dem Körper eine große Rolle.
o Psychoanalytische – Triebtheoretische Erklärung
Versteht die Magersucht als eine Form der Abwehr des sexuellen Wunsches und
eine Überwindung der Pubertät, indem sie wieder in die heile Kinderwelt fliehen
wollen (Probleme mit dem Erwachsen werden, Trennungsangst gegenüber den
Eltern). Anzeichen dafür sind, dass dem Körper seine sexuellen Geschlechtsorgane
geraubt werden. Sexuelle Regungen werden bei Magersüchtigen nicht, oder nur
angstbesetzt wahrgenommen.
Weitere Ursachen:
 Orientierung an übertriebenen Schlankheitsidealen
 Mangelndes Selbstbewusstsein und starker Leistungsdruck
 Missbrauch/Vergewaltigung
 Hilferuf nach Liebe und Beachtung (meist unbewusst), Ausdruck von Leiden, Flucht
vor der realen Welt
 Wunsch nach Abgrenzung, Selbstzerstörung oder Kontrolle
Persönliche und gesellschaftliche Auswirkungen/Reaktion der Mitmenschen:
 Magersüchtige sind Meister des Verleugnens.
 Mitmenschen fühlen sich oft manipuliert oder hinters Licht geführt.
 Das Meiden von gemeinsamen Essen und Trinken bringt soziale Isolation mit sich.
 Ihre gestörte Körperwahrnehmung lässt sie immer mehr zum Außenseiter werden.
 Appelle der Vernunft treiben sie immer nur noch mehr in die Sucht hinein.
 Sie werden oftmals depressiv und denken häufig an Selbstmord.
 Aufmerksamkeit dreht sich eher um das Wohlergehen anderer, nicht um das eigene.
Therapiemöglichkeiten:
 Schwerpunkte auf neue Denk – und Verhaltensmuster
 Die Bestrebung den Gewichtsverlust auszugleichen müssen gleich zu Beginn einen
der Schwerpunkte bilden, denn die Therapie bei der Psyche kann nicht funktionieren,
wenn sich alles um das Körpergewicht dreht.
 Hospitalisierung ist erforderlich, wenn das Gewicht unter 25 % des Normalgewichtes
liegt.
 Das Körpergewicht kann durch eine Kombination von Psychotherapie und dem
Erlernen neuer Verhaltensmuster wieder hergestellt werden.
 Die Gewichtszunahme alleine ist nicht die Problemlösung.
 Die Einstellung zur Realität und die Wahrnehmung der Realität muss sich ändern.
 Die tiefe Ursachen in der Psyche müssen angegangen werden, ansonsten passen sie
sich den Bedingungen an und fangen bald wieder mit dem fasten an. Das
Selbstwertgefühl kann erst angegangen werden, wenn das Selbstbild vorhanden ist.
 Ambulante Behandlung erfolgt gewöhnlich in einer Form längerer
Einzelpsychotherapie.
 Die Familie wird besonders bei jüngeren Patienten in Form des Familiendynamischen
Models mit einbezogen.
 Selbsthilfegruppen können eine Ergänzung zur Therapie darstellen. Man muss hier
aber vorsichtig sein, weil diese oft das Gegenteil bewirken, dass dann ein innerer
Konkurrenzkampf ausgelöst wird.
Empfehlung für Angehörige: (Bei Essstörungen im allgemeinen ähnlich)
 Sie sollen sich nicht selbst schuldig fühlen, sonder sich auf das konzentrieren, was
getan werden muss und bevorsteht
 Das Essen nicht zum Thema machen, Streit am Tisch vermeiden, jedoch Probleme
nicht unangesprochen lassen, Streitgespräche müssen stattfinden können
 Nicht nörgeln und nicht kritisieren
 Mitgefühl entgegenbringen, ohne sie zu bemitleiden
 Nicht verhätscheln, sie müssen lernen, dass Fehler zum Leben dazu gehören
 Gelegenheiten zur Eigenverantwortung schaffen
 Offen und ehrlich sein, deutlich machen, dass sie das Problem kennen und helfen
wollen
 Erhalten Sie die Normalitäten in der Familie aufrecht und lassen sie alle Regeln
gleichermaßen für alle gelten
 Bekämpfen Sie den Perfektionismus und nehmen sie die Fehler bei anderen hin
 Nehmen Sie jeden Tag wie er kommt
 Kümmern Sie sich um Hilfe
Wichtige Erläuterungen zur Anorexie:
 Dysmorphobie (Körperschemastörung: gestörte Erlebensweisen die im
Zusammenhang mit Vorstellungen auftreten, dass ein Organ nicht richtig ausgebildet
ist, z.B. das der ganze Körper zu dick sei)
 Negativismussyndrom (dies ist bei den Betroffenen grundlegend anzutreffen und
bedeutet eine negative Einstellung, verbunden mit einer inneren negativen Stimme).
Die negative Stimme verbietet den Betroffenen um Hilfe zu bitten, fügt ihnen
Schuldgefühle hinzu und gibt ihnen das unbewusste Motiv zu sterben und nicht
Zuwendung zu erhalten. Daher können sie nicht aufhören, wenn sie Zuneigung
erfahren.
 Mit jeder gescheiterten Maßnahme wird die innere Stimme bösartiger, jedoch ist die
Anorexie heilbar, dies erfordert nur sehr viel Geduld und uneingeschränktes
Verständnis.
 Schizoide (seelisch zerrissen, unter leichter Schizophrenie leidend) und zwanghafte
Patienten sind am schwersten zu behandeln, da sie keine Krankheitseinsicht haben,
mürrisch und unbeweglich sind.
Ess-Brech-Sucht: Bulimie, Bulimia Nervosa
Beschreibung des Krankheitsbildes:
 Suchtkrankheit, psychisch begründete Störung
 Kritische Alter liegt bei 18 bis 20 Jahren
 Meist verspüren sie einen Drang nach Perfektion und Leistung, haben Angst vor dem
Versagen und sind überfordert.
 Bei der Ess-Brech-Sucht sind die Betroffenen meist normalgewichtig (teils
übergewichtig), aber sie haben enorme Angst vor der Gewichtszunahme.
 Gewichtsabnahme wird wie bei der Magersucht zum Lebensinhalt.
 Daher werden Maßnahmen ergriffen; meist Erbrechen, aber auch übermäßiger Sport,
Abführmittel, gewaltsames Einführen von Gegenständen oder Fasten.
 Der Körper kommt in einen Mangelzustand und es folgen wiederholte Ess-Attacken,
bei denen auf einmal eine große Menge Nahrung aufgenommen wird, worauf dann das
Erbrechen führt (Wiedergutmachung).
 Oftmals kommt es auch zu Stressbedingten Ess-Attacken, das Überessen und
Erbrechen wird dann als „entspannend“ wahrgenommen.
 Betroffene ziehen sich zurück, vor allem die Ess-Attacken finden im Verborgenen
statt.
 Sättigungsgefühl wird nicht wahrgenommen
Anzeichen/Symptome für Bulimie:
 Aufsuchen der Toilette nach jeder Mahlzeit
 Täglich mehrmaliges Wiegen
 Gerötete, geschwollene Augen
 Starke Karies
 Menstruationsstörungen
 Verschwinden von Nahrungsmitteln
 Störung der Impulskontrolle (Alkohol- oder Drogenmissbrauch, Diebstähle, evtl.
Selbstverletzendes Verhalten)
Auswirkungen:
 Störungen des Elektrolyt-Stoffwechsels (Ionen von Kalium, Magnesium, Kalzium,
Eisen, Kohlensäure und Spurenelementen/dies führt zu zahlreichen Beschwerden, das
Herz kann angegriffen werden und es kann zum Herzversagen kommen)
 Entzündungen der Speiseröhre
 Zahnschäden
 Mangelerscheinungen
 Vergrößerung der Speicheldrüsen
 Ausbleiben der Monatsblutung
 Verletzungen durch gewaltsames Einführen von Gegenständen wie Drähten,
Holzstäben usw.
 Leistungsfähigkeit ist beeinträchtigt
 Weitere Störungen wie Depressionen oder auch Rauschmittelmissbrauch
 Schlafstörungen
 Stimmungsschwankungen
Entstehungsursachen:
(Eine Kombination aus entwicklungspsychologischen-, soziokulturellen- und neurologischen
Faktoren)
 Körperschemastörungen/Dysmorphobie (Körper wird grundlos als zu dick
empfunden, es wird keine positive Identität/Selbstbild entwickelt, Körpersignale wie
das Sättigungsgefühl werden nicht wahrgenommen)

Gestörte Entwicklung der Identität, wenig Selbstwertgefühl/Selbstsicherheit;
Intrapsychische Risikofaktoren (Konflikt zwischen perfektionistischem Anspruch und
Versagensängsten führt zu Spannungszuständen, Spannungsabbau durch zwanghaftes
Essen, Minderwertigkeitsgefühle folgen)

Familiäre Verhaltensmuster (Umgang mit Hunger- und Sättigungsgefühl sollte in der
frühen Kindheit entstehen, Vernachlässigung, besondere Bedingungen im Elternhaus
(Scheidung, Finanzielle Schwierigkeiten oder Gewalt), psychische Störungen oder
traumatische Erlebnisse)

Kulturelle Einflüsse (Gesellschaftliche Schlankheitsideale, Fähigkeit auf eigene
Bedürfnisse/Gefühle zu achten ist nicht sehr groß)

Neurologische Störungen (Störungen können das Sättigungsgefühl beeinflussen,
Überessen und fasten stimuliert das Belohnungs- und Drogenzentrum des Gehirns)

Genetik (Erblich bedingt, wenn bei Angehörigen häufig Suchtprobleme oder andere
affektive Störungen wie Depressionen vorkommen)
Persönliche und gesellschaftliche Auswirkungen/Reaktion der Mitmenschen:
 Soziale Kontakte/Beziehungen werden in den Hintergrund gestellt
 Partnerschaftsprobleme
 Angstzustände
 Interesse, Betroffenheit, Hilflosigkeit, Unverständnis oder auch Mitleid mit den
Betroffenen von den Mitmenschen
 Überzeugungsversuche oder auch Verharmlosung von Mitmenschen
Persönlichkeitstheorien:
 Instanzenmodell nach Freud: Bulimie steht im Konflikt zwischen Über-Ich und dem
Es (starke Schuldgefühle).
 Sozial – kognitive Theorie von Albert Bandura: Die Medien vermitteln den Eindruck
schlank sein zu müssen, durch Reizüberflutung werden Gefährdete immer wieder auf
das Schlankheitsideal aufmerksam gemacht.
 Selbstkonzepts von Rogers: Differenz zwischen Real-Selbst und Ideal-Selbst ist sehr
groß, möchten anders sein als sie sind.
Adipositas – Fettleibigkeit
Allgemeines:
 Adipositas betrifft ca. 10 – 20 % der Gesellschaft und damit rund 16 Millionen
Menschen
 Man spricht von Adipositas wenn das Körpergewicht 20 % über dem Sollgewicht liegt
 Es wird darum gestritten ob es sich um eine psychosomatische oder eine biologisch
bedingte Krankheit handelt. Bei vielen Patienten wurden aber psychische
Komponenten festgestellt.
 Es ist eine chronische Erkrankung mit eingeschränkter Lebensqualität und hohem
Krankheitsrisiko
 Adipositas wird als eine übermäßige Ansammlung von Fettgewebe im Körper
bezeichnet. Es vermehrt sich jedoch nicht sondern wird größer.
Symptome:
 Atemnot und Kurzatmigkeit im Schlaf
 Atemstillstand
 Kreuzschmerzen
 Seelische Probleme wie Minderwertigkeitskomplexe und mangelndes
Selbstwertgefühl
 Verstärktes Schwitzen
Entstehungsursachen:
1. Störung der Fettbalance
 Exzessive Fettaufnahme ---> Es wird zu viel und zu fetthaltig gegessen
 Verlangsamte Fettverwertung ---> Es wird sich zu wenig bewegt
 Kombination aus beidem
2. Genetische Ausstattung:
 Zusammenspiel von Anlage und Umwelt. Es liegt bereits eine Anlage zu
Adipositas vor, jedoch spielen hier auch die Art des Essens, die Menge des
Essens und das Bewegungsverhalten eine große Rolle.
3. Beschaffung der Psyche:
 Essen wird nicht als Nahrungs- oder Energieaufnahme angesehen ---> Essen
ist unter anderem ein Trostspender, so wie für Beruhigung bei Stress. Ferner
besteht die Möglichkeit des Frustessens.
Die Meinung der Gesellschaft:
 Werden oft als ekelhaft angesehen
 Medien geben das Idealbild der Schlanken wieder
 Adipöse Menschen haben Schwierigkeiten sich in dieser Gesellschaft zu behaupten
BMI:
Ist der Body - Maß – Index und der medizinische Richtwert zur Diagnose von Über – bzw.
Untergewicht. Die Formel zur Berechnung lautet: Gewicht in kg / Größe in m²
Persönlichkeitstheorien:
1. Übertragung der sozial – kognitive Theorie von Albert Bandura.
 Kind beobachtet Freude bei der Aufnahme von fetthaltigen Essen
 Dadurch entsteht bei diesem ein auslösender oder auch enthemmender Effekt
 Kind beginnt dieses Verhalten nachzuahmen und lässt es zur Gewohnheit werden.
 Kind erkennt keine negativen Konsequenzen.
2. Übertragung des klassischen Konditionierens von Pawlow
 Unbedingter Reiz: besonders ansprechendes Essen
 Unbedingte Reaktion darauf ist das Essen
 Das Essen kann ebenfalls ein bedingter Reiz sein, der durch mehrmaliges
Probieren oder auch durch das Erlernen immer viel zu Essen, auch zu einer
bedingten Reaktion, dem Essen in Mengen führen kann.
3. Übertragung des operanten Konditionierens
 Stimulus/Reiz: Misserfolg in der Schule
 Reaktion: Frustessen (Fetthaltiges Essen – Materieller Verstärker)
 Konsequenz: Beruhigendes Gefühl/ Abklingen des Frustgefühls.
4. Übertragung auf das Instanzenmodell nach Freud
 ES: Meldet den Wunsch an, Schokolade zu essen. Ziel ist das Hungergefühl zu
befriedigen. Das Objekt ist die Schokolade.
 Über-Ich: Bewertung des Wunsches: Süßigkeiten machen dick!
 Ich: Überprüfung der Realität: „Ein Stück Schokolade macht den braten schon
nicht fett“
5. Übertragung des Selbstkonzepts von Rogers
Das Selbstkonzept entsteht durch Wahrnehmung und Erfahrung, die zu einer
Sichtweise werden und schließlich zum Selbst und dem so genannten Selbstkonzept:
 Real-Selbst: Das tatsächliche Bild des Menschen (Die Person erkennt selbst,
dass sie adipös ist)
 Ideal-Selbst: Das Selbst des Menschen wird so gesehen, wie es am liebsten
gesehen werden möchte. (Die adipöse Person möchte so schlank wie in der
Zeitschrift sein, denn die Gesellschaft sieht lieber schlanke Menschen)
Allgemeine Therapieformen bei Essstörungen:
 Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie
 Verhaltenstherapie
 Körpertherapie
 Selbsthilfe
Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie:
 Carl Rogers entwickelte diese Form der Therapie
 Diese Form der Therapie geht davon aus, dass drei Momente eine konstruktive
Veränderung bei einem Menschen herbeiführen.
o Einfühlungsvermögen (Empathie)
o Annahme und Wertschätzung ( Akzeptanz)
o Beziehung zum Therapeuten korrigierende Beziehungserfahrungen zu machen
 Sollen befähig werden sich selbst zu erforschen und anhand neuer Erfahrungen sich
selbst und bereits gemachte Erfahrungen zu korrigieren. (bereits gemachte, schlechte
Erfahrungen sollen eine zweite Chance bekomme verbessert zu werden)
 Zu Beginn stimmen die Selbst – und die Fremdwahrnehmung nicht überein
Verhaltenstherapie:
 Man geht davon aus, das Verhalten erlernt ist und somit auch wieder verlernt
werden kann
 Zum festigen des Verhaltens wird Belohnung eingesetzt
 Zum löschen des Verhalten nicht Belohnung eingesetzt
 Und für eine zeitlich begrenzte Unterdrückung auch Bestrafung eingesetzt
 Zielt vorrangig auf eine Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit eines Menschen
 Nicht allein geeignet für Essstörung, da ein Abtrainieren des Symptoms zu einer
Symptomverschiebung führen kann
Körpertherapie:
 Die Psyche wird über dem Körper erfahrbar gemacht
 Bearbeitet Defizite und Störungen in der Körperwahrnehmung
 Soziale Umfeldursachen und Psychische Zusammenhänge werden nicht
berücksichtigt, daher ist eine Ergänzung zu anderen therapeutischen Verfahren
bewährt.
 Es gibt zum Beispiel:
o Musiktherapie
o Gestaltungstherapie
o Entspannungstechniken wie Yoga
Selbsthilfe:
 Fördert die Übernahme von Eigenverantwortung
 Erweitert Handlungskompetenzen, da sie die Therapie ohne Mitarbeit der Betroffenen
nicht funktioniert
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