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IP/10/1689
Brüssel, 9. Dezember 2010
Innovationsunion/Forschung: EU-geförderte Studie
zu Hundekrankheit ermöglicht Behandlungsfortschritte beim Menschen
Ein mit EU-Mitteln gefördertes Forscherteam hat ein neues Gen entdeckt, das
für die Entwicklung einer Atemwegserkrankung beim Menschen
verantwortlich gemacht wird – diese Entdeckung gelang im Rahmen einer
Studie, bei der die gleiche Krankheit untersucht wurde, die auch bei Hunden
auftritt. Diese seltene genetische Krankheit, primäre ciliäre Dyskinesie (PCD),
an der einer von 20 000 Menschen erkrankt, verursacht chronische
Atemwegsinfektionen. Die Entdeckung wurde im Rahmen des LUPA-Projekts
gemacht, das darauf abzielt, unser Verständnis der genetischen Ursachen
einer breiten Palette menschlicher Krankheiten zu verbessern; dazu werden
DNA-Proben reinrassiger Hunde verglichen, und zwar Proben gesunder Tiere
und solcher, die mit ähnlichen Krankheiten infiziert sind wie sie auch beim
Menschen auftreten. Die Studie zu PCD lief unter der Leitung der Universität
Lüttich in Belgien, die auch das Gesamtprojekt koordinierte. Am LUPAProjekt,
das
mit
12 Mio.
EUR
aus
Mitteln
des
Siebten
Forschungsrahmenprogramms der EU unterstützt wird, nehmen 22 Partner
aus 12 europäischen Ländern teil: Belgien, Deutschland, Dänemark, Spanien,
Frankreich, Irland, die Niederlande, Finnland, Schweden, das Vereinigte
Königreich, Norwegen und die Schweiz (vollständige Liste im Anhang).
Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung, Innovation und
Wissenschaft, erklärte dazu: „Hier wird deutlich, dass Hunde nicht nur der beste
Freund des Menschen sind, sondern auch vielfach unter den gleichen Krankheiten
leiden und uns helfen können, diese Krankheiten zu verstehen und zu behandeln.
Ich möchte allen gratulieren, die an dieser Studie beteiligt waren. LUPA ist ein
hervorragendes Beispiel für innovative und bahnbrechende Gesundheitsforschung,
die sowohl den Menschen als auch den Hunden nutzen wird und unser
medizinisches Wissen voranbringt.“
Fortschritte bei der Behandlung der primären ciliären Dyskinesie
Durch diese Entdeckung werden die Mechanismen klarer, die der Entwicklung der
primären ciliären Dyskinesie zugrunde liegen. Es war bekannt, dass verschiedene
Mutationen in etwa 10 Genen für die Krankheit verantwortlich sind. Forscher des
LUPA-Projekts fanden 15 weitere Mutationen in Gen CCDC39, durch die sich
mindestens 5 % aller PCD-Fälle weltweit erklären lassen. Dies ermöglicht eine
bessere genetische Beratung der betroffenen Familien und verbessert die Diagnose
erkrankter Mineschen mit klinischen Symptomen. Darüber hinaus ist dieses Ergebnis
äußert ermutigend im Hinblick auf die noch höher gesteckten Ambitionen des LUPAProjekts, dessen Ziel es letztendlich ist, tiefere Einsichten in mindestens
18 Erkrankungen des Menschen zu gewinnen, unter anderem Krebs,
Herzkrankheiten, Epilepsie und Diabetes.
Hunde statt Menschen: ein innovativer Ansatz mit großem Potenzial
Es ist schwierig, die Gene zu ermitteln, die Menschen für bestimmte Krankheiten
prädisponieren, weil die zugrundeliegenden Ursachen äußerst komplex sind. Hunde
als Modell heranzuziehen ist ein vielversprechender neuer Ansatz.
Hunde leiden häufig unter den gleichen Krankheiten wie Menschen, aber mögliche
genetische Ursachen sind bei ihnen oft sehr viel leichter zurückzuverfolgen. Dies
liegt daran, dass Rassehunde aufgrund der Inzucht genetisch sehr viel weniger
komplex sind als Menschen – für eine Untersuchung des kompletten Genoms ist bei
Hunden nur ein Zehntel der Marker erforderlich, die für menschliche Patienten
gebraucht würden. Deshalb müssen wesentlich weniger Proben genommen werden.
Daher liegt dem LUPA-Projekt das Prinzip zugrunde, dass die genetische Analyse
von Krankheiten bei Hunden manchmal der einfachere Weg für die Forscher ist,
erste Einsichten in das Muster der Entstehung bestimmter Krankheiten beim
Menschen zu gewinnen, anstatt sehr viel komplexere und schwierigere Analysen
direkt an menschlichen Genen durchzuführen.
An Hunden lässt sich auch gut die Wirksamkeit individueller Behandlungen für
komplexe Krankheiten wie Krebs beobachten, da sie als geliebtes Haustier häufig
eine besonders anspruchsvolle tierärztliche Behandlung erhalten.
Was haben die Hunde davon?
Das LUPA-Projekt könnte große Auswirkungen für die Zukunft der Veterinärmedizin
in Europa haben. Die Forscher des LUPA-Projekts haben erfolgreich einen
genetischen Test entwickelt, um Träger der Genmutation zu ermitteln und so die
Zucht mit diesen Tieren zu vermeiden, bei der potenziell infizierte Welpen geboren
würden. Im Rahmen der Studie kam kein Hund zu Schaden, da die Forscher
ausschließlich DNA-Proben nahmen.
Hintergrund
Charakteristisch für die primäre ciliäre Dyskinesie (PCD) ist eine Dysfunktion der
Zilien. Die zahlreichen Zilien (Flimmerhärchen) auf der Oberfläche der Atemwege
sorgen durch ihre Bewegung für die schrittweise Eliminierung von Mikroorganismen
aus der Atemluft. Sind die Zilien unbeweglich oder nur eingeschränkt beweglich,
treten bei den betroffenen Menschen oder Tieren in der Regel chronische
Atemwegsinfektionen auf.
In der vorliegenden Studie analysierten und verglichen die Forscher das genetische
Material von 5 infizierten und 15 gesunden Old English Sheepdogs (Bobtails) und
identifizierten eine Mutation in Gen CCDC39 auf Chromosom 34. Anschließend
prüften sie, ob Mutationen in diesem Gen das Auftreten der Krankheit beim
Menschen erklären konnten. Dazu wurden 50 DNA-Proben von PCB-infizierten
Individuen sequenziert. Es wurden 15 verschiedene Mutationen identifiziert.
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LUPA-Website: http://www.eurolupa.org
Fotos/Videos des LUPA-Projekts:
http://ec.europa.eu/research/index.cfm?pg=newsalert&year=2010&na=na-091210#photos
Nature Genetics:
http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/pdf/ng.726.pdf
http://www.nature.com/ng/journal/vaop/ncurrent/full/ng.726.html
Gesundheitsforschungs-Website:
http://ec.europa.eu/research/health/index_en.html
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Anhang – Liste der Teilnehmer und Ansprechpartner
Ansprechpartner für die Presse:
Pr Michel Georges
Université de Liège
GIGA-Recherche
+32 4 366 41 51
[email protected]
UNIVERSITE DE LIEGE (Koordinator)
BELGIEN
ECOLE NATIONALE VETERINAIRE D'ALFORT
FRANKREICH
THE UNIVERSITY OF MANCHESTER
VEREINIGTES
KÖNIGREICH
THE UNIVERSITY OF LIVERPOOL
VEREINIGTES
KÖNIGREICH
THE CHANCELLOR, MASTERS AND SCHOLARS OF THE VEREINIGTES
UNIVERSITY OF CAMBRIDGE
KÖNIGREICH
UNIVERSITEIT UTRECHT
NIEDERLANDE
ANTAGENE
FRANKREICH
ANIMAL HEALTH TRUST
VEREINIGTES
KÖNIGREICH
CENTRE NATIONAL DE LA RECHERCHE SCIENTIFIQUE
FRANKREICH
(CNRS)
UNIVERSITAT AUTONOMA DE BARCELONA
SPANIEN
UNIVERSITÄT ZÜRICH
SCHWEIZ
UNIVERSITY COLLEGE DUBLIN
IRLAND
KOBENHAVNS UNIVERSITET
DÄNEMARK
UNIVERSITÄT BERN
SCHWEIZ
HELSINGIN YLIOPISTO
FINNLAND
COMMISSARIAT A L'ENERGIE ATOMIQUE (CEA)
FRANKREICH
THE UNIVERSITY OF NOTTINGHAM
VEREINIGTES
KÖNIGREICH
LUDWIG-MAXIMILIANS-UNIVERSITÄT MÜNCHEN
DEUTSCHLAND
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THE ROYAL VETERINARY COLLEGE
VEREINIGTES
KÖNIGREICH
SVERIGES LANTBRUKSUNIVERSITET
SCHWEDEN
UPPSALA UNIVERSITET
SCHWEDEN
NORWEGIAN SCHOOL OF VETERINARY SCIENCE
NORWEGEN
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