Krebserkrankungen und ihre Behandlung

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KREBSERKRANKUNGEN UND IHRE BEHANDLUNG
von Martin Richter, Klasse 12a
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
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2. Verlauf der Krankheit
2.1 Tumorbildung
2.2 Ausbreitung
3. Ursachen: Wie entsteht Krebs?
3.1 Erblichkeit
3.2 Viren und Bakterien, Immunsystem
3.3 Chemische Faktoren, Umwelteinflüsse
3.4 Strahlung
3.5 Zusammenhang zwischen den Faktoren
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4. Diagnose
4.1 Symptome
4.2 Nachweis durch Biopsie
4.3 Stadien der Krankheit
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5. Konventionelle Krebstherapie
5.1 Chirurgie
5.2 Strahlentherapie
5.3 Chemotherapie
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6. Neue Wege der Krebsbekämpfung
6.1 Immuntherapie
6.2 Hormontherapie
6.3 Neueste Behandlungsansätze
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Zur Entstehung dieser Arbeit
Quellenverzeichnis
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-1-
1. EINFÜHRUNG
Liest man eine Statistik aus dem Jahr 2004, so ist Krebs die nach Herzversagen
häufigste Todesursache in den reichen Ländern. In weniger als 50 Jahren wird es
aller Voraussicht nach die häufigste Todesursache sein. Die Bedeutung dieser
Krankheit ist somit immens, dennoch verbirgt sich hinter dem gefürchteten Begriff
mehr, als auf den ersten Blick scheint.
Zunächst muss klargestellt werden, dass es sich bei dem Überbegriff „Krebs“ nicht
etwa um eine einzelne Krankheit handelt; vielmehr umfasst der Begriff eine große
Anzahl von Erkrankungen, die in ihrem Krankheitsbild, der Häufigkeit und nicht
zuletzt der Letalität (Sterblichkeit) sehr unterschiedlich sein können.
Eine erste, grobe Klassifizierung erleichtert bereits die Übersicht über die
Krebserkrankungen:
Krebserkrankungen der blutbildenden Organe wie Milz und Knochenmark
nennt man Leukämien und Lymphome. Sie bringen eine exzessive
Produktion von Lymphozyten, den weißen Blutkörperchen, mit sich.
Sind Binde-, Nerven- oder Stützgewebe (z.B. Knochen, Muskeln) befallen, so
spricht man von Sarkomen.
Schließlich gibt es noch die dritte, wichtigste Klasse der Karzinome. Hierzu
zählen etwa Darm-, Prostata-, Kehlkopf- und Lungenkrebs. Die Karzinome
zeichnen sich durch Entstehung aus Oberflächengewebe von Organen und der
Haut aus. Der Großteil aller menschlichen Krebserkrankungen gehört dieser
Klasse an.
Man kann eine Krebserkrankung kurz und treffend als unkontrolliertes Wachstum
abnormaler Zellen, welche das umliegende Gewebe zerstören können, bezeichnen.
Krebszellen, also mutierte, sich ungewöhnlich schnell teilende Zellen, wachsen
klonal, d.h. sie sind ursprünglich aus einer einzigen Zelle entstanden. Wie jedoch
konnte diese erste Zelle beginnen, sich so abnormal vermehren?
2. VERLAUF DER KRANKHEIT
2.1 Tumorbildung
Der menschliche Körper bildet ständig in nahezu allen Bereichen neue Zellen nach,
welche bei normaler Entwicklung nach kurzer Zeit ihre spezifische Funktion
erfüllen können. Hierzu müssen sich je nach Einsatzzweck der Zelle bestimmte
Eigenschaften herausbilden, besonders wenn die Zelle sich in hochgradig
spezialisiertem Gewebe wie der Netzhaut, dem Gehirn oder den
Stoffwechselorganen befindet.
Bei einer Krebszelle jedoch verläuft die Entwicklung nur bis zu einem gewissen
Grad: Noch bevor die Zelle sich „spezialisiert“ hat, stagniert ihr Wachstum und sie
verbleibt in ihrem embryonalen, unfertigen Zustand. An sich wäre dies nicht
gefährlich, aber es besteht die Gefahr, dass eine solche Zelle sich vermehrt –
-2-
manchmal sehr langsam, möglicherweise auch schneller, im schlimmsten Falle
rasend schnell. So entsteht eine Gewebemasse aus krankhaften, abnormalen Zellen,
deren Wachstum eine beträchtliche Geschwindigkeit erreichen kann. Ein solches
Gewebe wird Tumor genannt; es erfüllt nicht mehr die dem umgebenden Gewebe
zustehende Funktion, sondern beschränkt sich nunmehr auf das Wachsen.
Für dieses Wachstum ist eine enorme Menge an Energie nötig, daher veranlassen
die Tumorzellen, nachdem der Tumor eine gewisse Größe erreicht hat, die Bildung
neuer Blutgefäße, die das wachsende Krebsgewebe ständig mit Sauerstoff und zur
Zellvermehrung wichtigen Nährstoffen versorgen.
Nicht bei allen Krebsarten kommen Tumore vor (z.B. Leukämie), jedoch sind diese
in der Regel die vorherrschende Erscheinungsform der Erkrankung.
2.2 Ausbreitung
Unter den Tumoren kann wiederum unterschieden werden zwischen gutartigen
(benignen) und bösartigen (malignen) Tumoren. Glücklicherweise sind die
meisten Tumore gutartig, was bedeutet, dass sie sich nach einer gewissen Zeit nicht
weiter ausdehnen und örtlich beschränkt sind. Mitunter sind die Risiken bei der
Entfernung eines solchen Tumors größer als der Nutzen, so dass man sich auf die
Überwachung des Tumors beschränkt und diesen nicht operativ entfernt.
Manchmal können solche Tumoren jedoch auch gefährlich sein, besonders an
Orten, wo bereits eine geringfügige Ausdehnung umliegendes Gewebe einengt (z.B.
im durch die harte Schädeldecke begrenzten Gehirn). Die Überwachung eines
solchen Tumors ist in jedem Fall notwendig, da nicht auszuschließen ist, dass die,
wenn auch nur geringfügig mutierten, so doch abnormalen Zellen sich nicht doch
noch vermehren.
Weitaus gefährlicher sind die malignen Tumore, welche ein teilweise inflationäres
Wachstum zeigen. Es sind Fälle bekannt, bei denen Tumore größer wurden als die
von ihnen befallenen Organe. Neben dem örtlichen Wachstum bergen diese Arten
von Tumoren noch eine größere Gefahr, die Metastasenbildung. Wächst nämlich
ein Tumor in der Nähe von Blut- oder Lymphgefäßen, so können einzelne
Krebszellen in die Blutbahn gelangen und an einen anderen Ort im Körper
transportiert werden, wo sich möglicherweise ebenfalls ein Tumor bildet. Meist ist
dies zunächst die Lunge, da alles Blut zwecks Sauerstoffaufnahme ständig die
Lunge passiert. Außerdem kann ein Tumor sich auf die Oberfläche anliegender
Organe ausweiten. Dieser Streuungseffekt stellt das größte Risiko bei einer
Krebserkrankung dar.
Die verstreuten Zellen bilden also möglicherweise ihrerseits neues Krebsgewebe; es
kann mittels genauer Untersuchung dieses Gewebes festgestellt werden, wo dessen
Ursprung liegt, denn die mutierten Zellen besitzen oft noch immer gewisse
Eigenschaften des Ursprungsgewebes.
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Abb. 1: Ausbreitung von Krebszellen durch Blut- und Lymphbahnen
Es gibt eine allgemeine Regel, mit der die Bösartigkeit eines Krebsgewebes
eingestuft werden kann: Sie besagt, dass ein Krebsgewebe um so bösartiger ist,
je weniger es seinem Ursprungsgewebe ähnelt. Mit zunehmender Bösartigkeit
breitet sich Krebsgewebe immer aggressiver aus.
3. URSACHEN: WIE ENTSTEHT KREBS?
Um eine Krebserkrankung heilen zu können, ist es von entscheidender Wichtigkeit,
die Ursachen für die Erkrankung zu kennen. Es gilt als erwiesen, dass die
Krebsentstehung von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird, welche allein
oder in Verbindung mit anderen Einflüssen zur Mutation einzelner Zellen führen
können.
Da Krebszellen, wie alle anderen Zellen auch, durch Zellteilung entstehen und
diese durch das Erbgut der Ausgangszelle gesteuert wird, liegt die konkrete Ursache
für eine Krebsbildung in der Veränderung des Erbguts (der DNA) einer Zelle. Man
geht davon aus, dass zunächst kleine genetische Abnormitäten vorliegen, die sich
später herausbilden und verstärken. Des weiteren kann auch eine äußere
Einwirkung das Erbgut verändern. Nach heutigen Erkenntnissen ist eine
Krebszelle eine Zelle, die – durch welchen Grund auch immer – ihren
Reifungsprozess vorzeitig abgebrochen hat und sich nicht ausreichend differenziert
hat. Dies kann z.B. daran liegen, dass das Gen für die Produktion eines bestimmten
Stoffes fehlt und dieser daher nicht gebildet wird, was zu einer Unterentwicklung
der Zelle führt.
3.1 Erblichkeit
Es gilt als erwiesen, dass Krebs in gewissem Maße erblich ist, d.h. familiär gehäuft
auftritt. Das Erbgut vieler Zellen enthält Gene, die eine unkontrollierte Zellteilung
steuern und gegebenenfalls hemmen. Fehlen diese Gene (etwa weil eines bei der
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Zellteilung zufällig fehlerhaft kopiert wurde), so kann sich eine einmal entstandene
Krebszelle ungehindert teilen. Dieser Gendefekt kann an die Nachkommen vererbt
werden, denen dann ebenfalls dieses Gen fehlt – das Risiko einer Erkrankung steigt
auch bei ihnen stark an.
Ein Grund, weshalb alte Menschen besonders oft an Krebs erkranken, ist die
Abnutzung ihrer Telomere. Hierbei handelt es sich um Aufsätze an den Enden der
Chromosomen, welche dafür sorgen, dass eine Zelle altert und sich nicht
unbegrenzt vermehren kann. Sind diese Telomere defekt, so entstehen leicht
Zellen, deren Lebensdauer unnatürlich lang ist und die sich übermäßig oft teilen –
es kommt zur Tumorbildung.
Dänische Forscher der Universität Odense haben eine Einschätzung veröffentlicht,
nach der das Erbgut zu etwa einem Drittel zur Entstehung von Krebs beiträgt,
während die Umweltfaktoren (die äußeren Einflüsse) zwei Drittel ausmachen.
Somit ist die Erblichkeit von Krebs ein nicht zu unterschätzender Faktor.
3.2. Viren und Bakterien, Immunsystem
Auch durch Viren und Bakterien, welche für den Großteil der menschlichen
Krankheiten verantwortlich sind, kann Krebs ausgelöst werden. Besonders Viren
stellen eine Gefahr da, da ihre Wirkungsweise auf dem Kopieren des eigenen
Erbguts in die Zellen des Opfers basiert. Werden so genannte virale Onkogene
aus der DNA des Virus in eine menschliche Zelle gebracht und in deren Erbgut
eingeschleust, so kann die Zelle zu einer Krebszelle mutieren. Bakterien agieren
nicht direkt über die Verbreitung von Erbinformation, aber sie können mit ihrem
Stoffwechsel krebserregende Stoffe erzeugen, die z.B. auf der Magenschleimhaut
Tumore hervorrufen können.
Das menschliche Immunsystem kann manche krebsartigen Zellkolonien erkennen
und als Fremdkörper vernichten. Wird es gestört, etwa durch die Immunschwäche
AIDS, so können sich bereits vorhandene Krebszellen leichter ausbreiten.
3.3 Chemische Faktoren, Umwelteinflüsse
Es gibt Chemikalien, die bei Kontakt mit den Basen der DNA Gene so verändern
können, dass Krebs entsteht. Andere Stoffe begünstigen die Bildung der Proteine,
die wiederum die Zelle verändern. Krebserregende Chemikalien sind beispielsweise
in Tabakrauch enthalten, dessen regelmäßiger Konsum das Lungenkrebsrisiko etwa
um das 20fache erhöht. Etwa 30 % aller Krebsfälle werden durch aktives oder
passives Rauchen verursacht. Eine ungesunde (fett- und alkoholreiche) Ernährung
kann die Entstehung von vielen Krebsarten (besonders Darmkrebs) entscheidend
begünstigen. Außerdem können in Lebensmitteln, etwa in leicht verkohltem Fleisch
oder verschimmelter Nahrung, karzinogene (Krebs auslösende) Stoffe enthalten
sein, ebenso in einer Vielzahl von Lacken, Farben, Autoabgasen und vielem mehr.
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3.4 Strahlung
Durch diverse Kernkraftunfälle wie Tschernobyl 1986 sowie den Einsatz von
Atombomben im 2. Weltkrieg trat ein weiterer, über lange Zeit völlig unbekannter
Faktor in den Blickpunkt der Öffentlichkeit: die radioaktive Strahlung. Dass diese
sehr gefährlich ist, ist unumstritten; ihre tödliche Wirkung liegt in erster Linie darin,
dass sie durch ihre hohe Energie in der Lage ist, die DNA einer Zelle so zu
verändern, dass diese zur Krebszelle wird (energiereiche Teilchen treffen auf die
Atome der DNA und verändern diese möglicherweise so, dass wichtige
Gencodierungen verloren gehen oder verändert werden). Auch das Röntgen stellt
eine Strahlenbelastung dar; Röntgenuntersuchungen sollten daher nur bei absoluter
Notwendigkeit durchgeführt werden. Die Zerstörung der Ozonschicht führt zu
einer stärkeren UV-Strahlung auf der Erde, welche Hautkrebs verursachen kann.
Besonders beim Sonnenbaden ist es daher wichtig, Sonnenschutzmittel mit UVFilter anzuwenden, um einer Hautkrebserkrankung vorzubeugen.
3.5 Zusammenhang zwischen den Faktoren
Nach den neuesten Erkenntnissen der Krebsforschung kann die Entstehung eines
Tumors als Kette ungünstiger Ereignisse gesehen werden, an deren Anfang die
Mutation zuvor gesunder Zellen steht (dies geschieht auf genetischer Ebene). Tritt
dieser Fall ein, so bedeutet dies allein nicht unbedingt eine Gefahr; kommen jedoch
weitere, Krebs begünstigende Faktoren hinzu, so vermehrt sich diese abnormale
Zelle: z.B. werden bestimmte, das Wachstum undifferenzierter Zellen
unterstützende Stoffe gebildet. Hier kann das Immunsystem noch eingreifen und
die beginnende Wucherung vernichten – kommt es jedoch nun zum Versagen
dieser natürlichen Abwehr, so steht der Tumorbildung nichts mehr im Wege.
4. DIAGNOSE
Bei kaum einer anderen Krankheit ist der Zeitpunkt der Diagnose so entscheidend
wie bei Krebserkrankungen – wird diese früh genug erkannt, so steigen die
Heilungschancen rapide. Oft bedeutet dies, dass die Krankheit bei einer
Vorsorgeuntersuchung erkannt werden muss, nicht erst beim Auftreten typischer
Symptome. Ausgerechnet die gefährlichsten
Krebsarten wie Brust-, Darm- und
Prostatakrebs können durch moderne
Testmöglichkeiten sehr gut im frühen Stadium
erkannt und angemessen behandelt werden.
Da Brustkrebs eine der verbreitetesten
Krebserkrankungen ist, gibt es hierfür ein
umfassendes Vorsorgesystem. Die früher mit
(für den Menschen schädlichen und
möglicherweise selbst krebserregenden)
Röntgenstrahlen durchgeführte Untersuchung
Abb. 2: Im Thermogramm werden Tumore
(hier gelb) aufgrund ihrer Erwärmung sichtbar
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wird heute in der Regel mittels Magnetresonanzmammografie, einer
Anwendung der Kernspintomografietechnik, vorgenommen. Diese Methode
basiert auf den Energieveränderungen krebsbefallenen Gewebes, die in einem
elektromagnetischen Feld messbar gemacht werden können. Man kann
Krebsgewebe auch durch Erstellen eines Thermogramms ausfindig machen, bei
dem eine Infrarotkamera die Erwärmung der Körperoberfläche farblich darstellt
(siehe Abb. 2); Tumore sind wärmer als das umgebende Gewebe und erscheinen
daher auf dem Thermogramm in roter oder gelber Färbung.
4.1 Symptome
Leider gibt es jedoch auch viele Krebsarten, für die man bis jetzt keine guten
Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen konnte. Bei diesen liegt es am Patienten
selber, Anzeichen einer Erkrankung frühzeitig zu bemerken und diesen
nachzugehen.
Es gibt eine Reihe von Symptomen, die auf Krebs hindeuten können; hierzu
zählen z.B. Veränderungen beim Stoffaustausch,
Schwellungen und Knoten im Gewebe,
Verdauungsstörungen und Erbrechen,
Veränderungen an Warzen und Leberflecken,
Gewichtsverlust sowie Appetitlosigkeit.
Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung, so
wird der Arzt zunächst alle zugänglichen Stellen
genau abtasten und Körperöffnungen
untersuchen (z.B. rektale Untersuchung auf
Darmkrebs).
Abb. 3: Bösartige Melanome wie dieses verlaufen oft tödlich; sie entstehen vor
allem durch UV-Einwirkung bei übertriebenem Sonnenbaden
4.2 Diagnose durch Biopsie
Die Biopsie spielt bei der Krebserkennung eine besonders wichtige Rolle. Hierbei
handelt es sich um die Entnahme von Krebsgewebe (etwa aus einem Tumor).
Früher geschah dies im Rahmen eines chirurgischen Eingriffs, während man sich
heute sehr dünner Kanülen mit Schneidvorrichtung bedient, die in beliebiges
Gewebe eingeführt werden können und Zellen zur Untersuchung entnehmen.
Diese Zellen geben eindeutigen Aufschluss über die Art der Erkrankung.
4.3 Stadien der Krankheit
Sobald eine Krebserkrankung festgestellt ist, wird man versuchen, das Stadium der
Krankheit zu ermitteln. Dadurch wird eine angemessene Behandlung möglich, und
es zeigt sich eventuell, dass die Krankheit nicht einmal unbedingt gesondert
behandelt werden muss (gutartige Tumore).
Man teilt die gefundenen Tumore in 4 Klassen ein, welche 1) kleine Tumore, 2)
ausgedehnte Tumore, 3) Befall der regionalen Lymphknoten und 4) Metastasen an weiter
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entfernten Körperstellen umfassen. Nach dieser detaillierten Diagnose kann die weitere
Behandlung geplant werden.
5. KONVENTIONELLE KREBSTHERAPIE
5.1 Chirurgie
Die naheliegendste Behandlungsstrategie ist natürlich die physische Entfernung
(möglichst) aller Krebszellen durch einen chirurgischen Eingriff. Daher wurde
früher sämtliches Krebsgewebe sowie alles möglicherweise befallene Gewebe
operativ entfernt. Heute gibt es jedoch Forscher, die von dieser Vorgehensweise
abraten: Auf einem Brustkrebs-Kongress im schweizerischen Lugano etwa wurde
darauf hingewiesen, dass bei Brustkrebs oft auch die gar nicht befallenen
Lymphknoten an den Achseln entfernt werden, was den Patienten aufgrund deren
wichtiger Funktion lediglich schadet. Aus diesem und weiteren Gründen wie der
Verbesserung chirurgischer Techniken und effektiveren Antibiotika tendiert man
heute eher zu kleinen, aber effektiven chirurgischen Eingriffen, von denen sich der
Operierte schneller erholen kann.
Oft jedoch ist es für eine chirurgische Behandlung bereits zu spät: Hat sich der
Krebs erst einmal auf lebenswichtiges und daher nicht entfernbares Gewebe oder
mittels Metastasenbildung auf andere Körperteile ausgebreitet, so ist eine operative
Heilung unmöglich – man muss auf andere Methoden zurückgreifen.
5.2 Strahlentherapie
In Punkt 3.4 wurde bereits erwähnt, dass energiereiche (insbesondere radioaktive)
Strahlung die Entstehung von Krebszellen hervorrufen kann. Jedoch kann diese
bei geschickter Anwendung und richtiger Dosierung auch zur Behandlung von
Tumoren eingesetzt werden. Dieser Behandlungsansatz basiert darauf, dass
Strahlung die DNA schädigt und so die Zellteilung behindert – aufgrund
beschädigten Erbguts sterben die Nachkommen der bestrahlten Zellen oft ab. Da
sich Tumorzellen besonders oft teilen, sind sie in dieser Hinsicht meist deutlich
empfindlicher als gesunde Zellen. Unter gezielter Bestrahlung können sie
manchmal effektiv zerstört werden. Allerdings ist es dazu wichtig, dass der Tumor
an einer zugänglichen Stelle liegt, etwa in
einem Organ, in dass eine Strahlenquelle
eingeführt werden kann (z.B. Gebärmutter).
Jedoch kann die Strahlungstherapie auch gegen
verstreute Metastasen eingesetzt werden. Da
auch das gesunde Gewebe geschädigt wird,
muss hier die Strahlendosis verringert werden.
Bei Bestrahlung eines Tumors hingegen kann
diese kurzzeitig sehr hoch sein, solang man
damit nur den Tumor trifft und kein gesundes
Gewebe verletzt.
Abb. 4: Gezielte Bestrahlung eines Krebspatienten an der Wirbelsäule
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Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Tumor kurz vor einer Operation
intensiv zu bestrahlen, um ihn kurzzeitig zu „lähmen“. Dadurch verhindert man,
dass sich bei der Entfernung einzelne Zellen, die unweigerlich zurückbleiben,
erneut zu Tumoren entwickeln, denn diese sind zunächst teilungsunfähig und
werden z.B. von der Immunabwehr vernichtet.
5.3 Chemotherapie
Die bekannteste Behandlungsmethode für Krebs ist die medikamentöse
Therapie oder Chemotherapie. Sie wird dann eingesetzt, wenn es kein
ausschließlich örtlich konzentriertes Krebsgewebe mehr gibt, das operiert oder
bestrahlt werden könnte, denn die Medikamente verteilen sich über den
Blutkreislauf im ganzen Körper. Fast alle dieser Mittel wirken durch Eingriff in die
genetischen Prozesse von Zellen, z.B. indem sie die schnelle Teilung unterbinden.
Auf gesundes Gewebe mit vielen Stammzellen, die sich nicht so oft teilen, wirken
die Medikamente kaum. Dagegen sind sich schnell teilende Zellen – Tumoren, aber
auch gesunde Zellen wie Haarwurzeln – besonders anfällig; Patienten unter
Chemotherapie fallen daher typischerweise schon nach kurzer Behandlungszeit die
Haare aus. Auch einige sich schnell teilende Zelltypen im Magen-Darm-Trakt und
im Knochenmark sind empfindlich gegen die Krebsmittel, weshalb diese nicht zu
hoch dosiert werden können, ohne gefährlich zu wirken. Es gibt allerdings neue
Medikamente, von denen man sich eine gezieltere Wirkung auf Tumorzellen und
weniger Nebenwirkungen erhofft.
Die dauerhafte Anwendung chemischer Wirkstoffe ist aufgrund der genannten
Gründe nicht empfehlenswert; man setzt sie typischerweise in etwa zweiwöchigen
Behandlungszyklen, gefolgt von einigen Wochen Pause ein. Hierdurch kann ein
Tumor oft nachhaltig zerstört werden, leider können Tumore mitunter jedoch auch
eine Resistenz gegen Krebsmittel entwickeln, da sie aufgrund ihrer schnellen
Zellteilung eine relativ rasche Evolution durchlaufen (sie sind genetisch
anpassungsfähiger als gesunde Zellen). Chemotherapie eignet sich neben der akuten
Behandlung auch zur Linderung schwächerer Erkrankungen, etwa um das weitere
Tumorwachstum zu stoppen und die Krankheitsentwicklung so zu hemmen.
Durch ständige Fortschritte in der Krebsmedizin werden die beiden großen
Schwachstellen der Chemotherapie – die Toxizität (für gesunde Zellen schädliche
Wirkung) und die Resistenz der Tumoren gegen die Medikamente – stetig
vermindert. Eine kluge Vorgehensweise ist etwa der Einsatz mehrerer, auf
unterschiedliche Weise wirkender Medikamente (hierdurch wird die
Wahrscheinlichkeit einer Resistenz verringert) und deren optimaler Dosierung, um
eine zu hohe Toxizität zu vermeiden.
Wie die Strahlentherapie, so kann auch die Chemotherapie parallel zur Chirurgie
eingesetzt werden; je nach Möglichkeit wendet man sogar die drei Haupttherapien
gleichzeitig an. Die Chemotherapie dient dann vor allem zur effektiven Zerstörung
kleiner, bei oder vor der Operation entstandener so genannter Mikrometastasen.
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6. NEUE WEGE DER KREBSBEKÄMPFUNG
An dieser Stelle verlassen wir das Feld der konventionellen Therapiemöglichkeiten
und begeben uns in das Gebiet der viel versprechenden Behandlungsansätze, an
denen momentan mit großem Aufwand geforscht wird. Zwar mag es sich hierbei
bisher lediglich um Zukunftsmusik handeln, doch ist es bei der heutigen rapiden
Entwicklung der Medizin gut möglich, dass ein heute noch ungenügend erforschter
Weg den Schlüssel zur groß angelegten, höchst effektiven Bekämpfung von Krebs
liefert. Die Summen, die die heutige Forschung in die Suche nach solchen Wegen
steckt, ist enorm – viel enormer jedoch der Vorteil, den der Sozialstaat von der
verbesserten Behandlung der Zivilisationskrankheit Nr. 1 hat, denn die Behandlung
der Millionen an Krebs Erkrankter ist äußerst kostspielig. So investiert man zum
Glück dauerhaft in eine gründliche Erforschung und Entwicklung neuer Methoden.
6.1 Immuntherapie
Wie bereits erwähnt wurde, ist das Immunsystem in einigen Fällen in der Lage,
Tumorzellen zu erkennen und abzutöten. Diese Wirkung basiert auf der
Erkennung so genannter Antigene auf der Oberfläche dieser Zellen. Jedoch ist die
Immunabwehr meist unempfindlich gegen solche Antigene und erkennt die
kranken Zellen nicht als solche. An diesem Punkt kann der Mensch heute jedoch
intervenieren und das Immunsystem bezüglich vieler Antigene aktivieren.
Eine Variante dieser Aktivierung ist die Erzeugung künstlicher Antikörper im
Labor, welche auf bestimmte Antigene angesetzt sind und sich an diese binden.
Hierzu klont man einen Lymphozyten (ein weißes Blutkörperchen, das Antikörper
produziert) und lässt diese Klone den gewünschten Antikörper produzieren, der
dann gespritzt werden kann. Auf ähnliche Weise geht man bei der zellulären
Immuntherapie vor, nur dass hier statt Antikörpern Immunzellen benutzt werden.
Es gibt weiterhin die Möglichkeit, dem Patienten durch Impfung die
Tumorantigene selbst zuzuführen (natürlich ohne den dazugehörigen Tumor), so
dass der Körper, wie bei einer aktiven Schutzimpfung, selbst Antikörper
produziert. Dieses Verfahren wendet man an, um die körpereigene Abwehr nach
der chirurgischen Entfernung eines Tumors gegen erneute Tumorbildung gefeit zu
machen.
Schließlich gibt es noch die Möglichkeit, durch biologische Stoffe Immunzellen zu
aktivieren. So kann man z.B. Fresszellen mittels des Stoffes Interleukin-2 anregen,
um diese dazu zu bringen, Tumorzellen als Fremdkörper zu erkennen und zu
vernichten.
6.2 Hormontherapie
Dies ist eine Behandlungsmöglichkeit, die sich bei Krebserkrankungen
hormonabhängiger Organe (z.B. Brust, Gebärmutter, Schilddrüse, Prostata)
anbietet. Diese Organe enthalten Gewebe, welches hormongesteuert wächst – es
besitzt Rezeptoren, welche die Anwesenheit von Hormonen registrieren und
Wachstum auslösen.
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Tumorzellen, die aus Zellen solcher Organe entstanden sind, besitzen oft ebenfalls
diese Rezeptoren. Dies führt dazu, dass sie durch Hormone ebenfalls zum
Wachstum angeregt werden. Will man dies verhindern, so gilt es, die das Wachstum
fördernden Hormone auszuschalten. Das geschieht durch Entfernung der
Hormonquelle (der entsprechenden Drüse des menschlichen Körpers) oder durch
Inaktivierung des unerwünschten Hormons durch Antihormone. Allerdings führt
die Wegnahme eines Hormons selbstverständlich zu unerwünschten
Nebenwirkungen.
6.3 Neueste Behandlungsansätze
Die moderne Wissenschaft hat eine Reihe weiterer Ansätze zur Krebsbekämpfung
gefunden, die sich z.T. als sehr viel versprechend erwiesen haben.
 So fand man eine Möglichkeit, Tumore durch extreme, örtlich konzentrierte
Kälte (bis zu -196°C) zu zerstören, indem sehr dünne Kältesonden in das
befallene Gewebe eingebracht werden. Dies hat den Vorteil, dass keine
Metastasen entstehen, da nicht geschnitten werden muss. Außerdem entsteht
durch die Verbreitung gefrorener Restzellen des Tumors der Effekt einer
Schutzimpfung – der Körper kann gegen die Antigene dieser Zellen Antikörper
bilden.
 Des weiteren fand man einige Viren, darunter (abgeschwächte) Masernviren,
die bestimmte Krebszellen schädigen, ohne das gesunde Gewebe zu
beeinträchtigen.
 Durch Behandlung mit dem Edelgas Argon konnte Speiseröhrenkrebs
erfolgreich behandelt werden: Das Gas zerstörte die oberste
Schleimhautschicht, welche Tumorzellen enthielt; nach der Behandlung kehrten
diese nicht mehr zurück.
 Ebenfalls auf Erhitzung des kranken Gewebes basiert die Hyperthermie:
Tumorzellen haben in der Regel weniger Gefäße als gesunde Zellen und können
daher die Wärme schlecht ableiten. Bereits nach einer Erwärmung um einige
Grad Celsius kann daher der Zelltod eintreten. Durch Einspritzen
mikroskopischer, mit Zucker umhüllter Eisenoxidpartikel kann man etwa sehr
kleine Gewebebereiche durch ein elektomagnetisches Feld erhitzen (ca. 47°C),
was einen Tumor wirksam zerstören kann.
 Mittels punktgenauer, intensiver Laserstrahlen kann ein Tumor verbrannt und
dessen Größe effektiv verringert werden. Eine gänzliche Zerstörung ist durch
diese Therapie allein meist nicht möglich, die Restzellen müssen z.B. mittels
Chemotherapie vernichtet werden.
Dies sind die wichtigsten der neuen Behandlungsmethoden. Alles deutet darauf hin,
dass der Mensch durch das grundlegende Verständnis molekularer Prozesse und –
ganz entscheidend – neuerdings auch mikro- und nanotechnologischer Vorgänge
die Liste um einige Möglichkeiten erweitern wird. Die Fortschritte, die im 20.
Jahrhundert bei der Bekämpfung der immerhin Jahrtausende alten Krankheit
gemacht wurden, sind enorm und ein Ende dieser Entwicklung ist – zum Glück –
nicht in Sicht!
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ZUR ENTSTEHUNG DIESER ARBEIT
WARUM DIESES THEMA?
Ich fand es aus unterschiedlichen Gründen sehr interessant, über Krebs und seine
Behandlung zu schreiben: Zum einen ist meine Familie selbst betroffen, da mein
Großvater 1992 an Darmkrebs starb und meine Großmutter zur Zeit wegen einer
(zum Glück relativ ungefährlichen) Krebserkrankung eine Chemotherapie
durchläuft. Auch einige, jüngere Bekannte meiner Familie leiden an Krebs; eine von
ihnen konnte durch rechtzeitige Erkennung vollständig geheilt werden, andere
haben kaum noch Heilungschancen.
Zum anderen interessiere ich mich für ein Studium auf biotechnologischem Gebiet,
welches Physik, Chemie und Biologie gleichermaßen umfasst und dessen
Forschungen in der Krebstherapie der Zukunft eine große Rolle spielen werden.
Möglicherweise werde ich selbst an diesen Forschungen teilhaben und so die
Lebensumstände vieler krebskranker Menschen verbessern können.
Nicht zuletzt ist Krebs schließlich eine der wichtigsten und gefährlichsten
Krankheiten der westlichen Welt und ich halte es für sehr wichtig, sich mit ihr aus
diesem Grund zu beschäftigen und sie zu verstehen („warum fallen den
Krebskranken die Haare aus?“ – eine Frage, die mich schon als Vierjähriger im
Krankenhaus beschäftigte...).
WIE HABE ICH DIE QUELLEN GEFUNDEN?
Die Encarta-Enzyklopädie hat mir schon oft als nützliche Informationsquelle für
Referate gedient, da sie sehr umfassendes und mit Bildern versehenes Fachwissen
bietet. Die anderen Quellen fand ich durch Internetrecherche über die
Suchmaschine google.com mittels gezielter Suche nach Stichwörtern.
EIGENE EINSCHÄTZUNG:
Ich halte meine Arbeit für sehr detailliert und mit ausführlichen Erklärungen
versehen, außerdem habe ich zur Veranschaulichung Bilder eingefügt. Da das
Thema recht anspruchsvoll ist, musste ich auf die Erklärung biologischer
Fachbegriffe („Antikörper“, „DNA“ etc.) verzichten, um das Referat nicht zu lang
werden zu lassen. Von eigenen Erfahrungen zu berichtet, war im Kontext der
wissenschaftlichen Erklärungen fast unmöglich und hätte den sachlichen Stil stark
gestört, deshalb tue ich dies in der Begründung meiner Wahl des Themas (siehe
oben). Dennoch ist dies sicherlich bezüglich der geforderten Kriterien eine
Schwäche meiner Arbeit. Ich würde die Arbeit auf der Notenskala mit 13-14
Notenpunkten bewerten. Für mich selbst ist die Arbeit in jedem Fall ein Erfolg,
denn ich habe bei der Recherche viel über die Krankheit Krebs gelernt!
QUELLEN:
Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004
Wiener Zeitung online: „Eiszeit für Tumore“, 27.08.1999
Radiologische Praxis Minden – www.rp-minden.de
Hamburger Abendblatt online: „Mit Laser gegen den Tumor“, 22.11.2002
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