Konflikte auf Freizeiten

Werbung
Konflikte auf Freizeiten
Eine Erläuterung zu dem Skript „Konflikte“, welches als Vorlage dienen soll um das Thema
den BetreuerInnen näher zu bringen.
Einführung
Konflikte auf Freizeiten ist ein wichtiges aber auch teilweise schwierig zu vermittelndes
Thema der Seminare. Wichtig, weil Freizeiten völlig misslingen können, wenn auftretende
Konflikte nicht sinnvoll bearbeitet werden. Schwierig zu vermitteln, weil erstens alle
BetreuerInnen mit unterschiedlichem Wissen und mit unterschiedlichen Erfahrungen und
Lösungsstrategien zum Seminar kommen, zweitens, weil gerade „ältere“ BetreuerInnen dieses
Thema bereits mehrmals bearbeitet haben und manchmal dazu neigen es nicht mit der
gebotenen Sorgfalt aufzufrischen. Doch ich bin überzeugt davon, dass eine konstruktive
Konfliktbewältigung nur möglich ist, wenn das Wissen, welches auf den Seminaren vermittelt
wird auch im Kopf präsent ist um bei Bedarf auch wirklich abrufbereit zu sein.
Allgemein sollte klar sein, dass eine Freizeit ein Ort mit Konfliktpotential ist. Viele Menschen
auf engem Raum, eine neue Gruppe formt sich, Hierarchien bilden sich heraus, wenig Raum
für Privatsphäre, ständige Ansprechbarkeit und Zuständigkeit für die BetreuerInnen, usw. All
diese Aspekte können Konflikte ausbrechen lassen und befördern. Es ist wichtig den
BetreuerInnen zu vermitteln, dass es auch ganz normal ist, wenn Konflikte auftreten und sie
sich bitteschön auch darauf einstellen sollen. Letztlich ist der Umgang mit den Konflikten
entscheidend: Bearbeite ich sie konstruktiv oder destruktiv? Wichtig aber auch:
Konfliktpotentiale bereits im Vorfeld erkennen, benennen und, wenn möglich, klären.
Das Skript beginnt mit einer kurzen allgemeinen Einführung. Deutlich wird, dass Konflikte
zwischen den unterschiedlichsten Protagonisten entstehen können. Jedoch, so die These, sind
die problematischsten Konflikte in einer Freizeit in der Regel diejenigen, die im
BetreuerInnenteam auftreten. Ein Team, was zusammenhält und füreinander arbeitet wird
andere Konflikte viel eher und reibungsloser lösen können als ein in sich zerstrittenes Team.
Zudem ist ein Team, in dem nur gegeneinander gearbeitet wird oftmals ein zusätzlicher
Unruheherd mit höchstem Konfliktpotential.
Wichtige Konfliktfelder
Nachfolgend sollen einzelne Konfliktfelder vorgestellt werden. Um das Ganze kurzweilig und
interessant zu gestalten, ist es sinnvoll die einzelnen Punkte ergänzend mit konkreten
Beispielen aus der Praxis zu erläutern. Möglichkeiten hierfür sind beispielsweise:
-
Rollenspiele
-
Erzählungen
-
Fragen an BetreuerInnen (Wie würdest du mit der Situation umgehen? Wie kann
man diese Situation entschärfen?)
1
1. „Berufsethos“ der BetreuerInnen

Betreuung als Dienstleistung

Professionalität

Freizeit in erster Linie für die TeilnehmerInnen

Auftrag (Repräsentation der Stadt)
 Obwohl auch für die BetreuerInnen auf Freizeit der Spaß nie zu kurz kommen soll,
sind BetreuerInnen in erster Linie Dienstleistende. Ein Mindestmaß an Professionalität ist
einfach erforderlich um die TeilnehmerInnen und ihre Eltern zufrieden zu stellen und den
hohen Preis einer Freizeit auch zu rechtfertigen. Des Weiteren müssen BetreuerInnen sich
auch immer bewusst sein, dass sie in ihrer Funktion Repräsentanten der Stadt Fulda sind,
von denen ein entsprechendes Verhalten erwartet wird.
2. Absprache im Team

Kommunikation als Notwendigkeit

Absprache vor Entscheidungen !

Regelkatalog
 Eine gute Kommunikation im Team ist Grundlage für eine gute Zusammenarbeit.
Alleingänge ohne Absprachen können zu Missverständnissen führen und Konflikte
fördern. Besonders Fragen bezüglich eines Regelkataloges sollten bereits im Vorfeld
geklärt werden.
3. Linie in der Gruppe

„kurze Zügel locker lassen“

Regeln und Strafen

Konsequenz

Vermeiden von Aktionismus
 Wichtig ist eine klare Linie, konsequente und gleiche Entscheidungen für alle und
angemessene Regeln sowie Strafen. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen von der
notwendigen Vorgehensweise. Gerade deswegen sind Absprachen notwendig, um
geschlossen als BetreuerInnenteam auftreten zu können.
Im Falle eines Regelverstoßes: Ruhe bewahren, Absprachen treffen, Entscheidung
mitteilen.
2
4. Rollenverteilung im Team

möglichst Gleichverteilung anstreben

Authentizität
 Weder sollte es den guten und den bösen BetreuerInnen geben noch gibt es den Chef
und die „Untergebenen“. Jeder sollte sein Teil dazu beitragen ein gut funktionierendes
Team zu werden – dabei sollten Gleichberechtigung und Gleichverteilung der Aufgaben
die wichtigen Schlagworte sein. Zudem sollte sich keiner verstellen und eine Rolle spielen
(bspw. die des „harten Bestrafers“).
5. Alte/junge BetreuerInnen

Gleichwertigkeit, nicht Gleichartigkeit

Vorteil alter BetreuerInnen: bringen Erfahrung ein

Vorteil junger BetreuerInnen: können viel eher die Teilnehmerperspektive einnehmen und
so die Interessen der TeilnehmerInnen in die Planungen einbeziehen
 Hierzu gibt es nicht viel zu sagen. Es gibt wohl nichts ernüchternderes für neue
BetreuerInnen als die Erfahrung, nicht gebraucht zu werden oder nur da zu sein, um
kleine Aufgaben zu erledigen.
6. „LieblingsbetreuerIn“

Es kommt vor, dass BetreuerInnen bspw. nur die positiven Nachrichten verbreiten wollen
und bestrebt sind ihre Beliebtheit unter den TeilnehmerInnen zu steigern

Das ist nicht nur unfair gegenüber den anderen im Team sondern kann auch Konflikte im
Team auslösen

Der Teamgedanke muss immer an erster Stelle stehen
 erklärt sich eigentlich von selbst, oder?
7. Lieblingskinder

Sympathie/Antipathie normal

deren Ausleben möglichst unterdrücken

TeilnehmerInnen sind Schutzbefohlene, keine Freunde
 Wichtig ist hier, den BetreuerInnen zu vermitteln, dass Sympathie und Antipathie
gegenüber einzelnen TeilnehmerInnen normale Gefühle sind. Ihr Ausleben ist aber zu
unterdrücken weil dadurch auf vielen Ebenen zu Konflikten kommen kann.
Des Weiteren gibt es einfach eine klare Rollenverteilung auf Freizeit: TeilnehmerInnen
und BetreuerInnen (und eben nicht einfach nur viele Freunde). Im Ernstfall müssen die
BetreuerInnen immer in der Lage sein gerecht und konsequent für oder gegen
TeilnehmerInnen Entscheidungen zu fällen.
3
8. Alkohol und Zigaretten im Team

Legitimationsproblem !

eigentlich keine Extrarechte für BetreuerInnen

unauffälliger, kultivierter Alkoholgenuss

 Diskussion und Absprachen im Team, um auch hier eine klare Haltung zu haben.
 Günstig so etwas vor der Freizeit zu klären.
9. Heimschicken

Alleinige Entscheidung der BetreuerInnen

Verwarnung – prüfen – Eltern anrufen – prüfen – Heimfahren (siehe Muster)
 die Entscheidung, ob jemand heimfährt, kann niemand den BetreuerInnen abnehmen.
Sie sind vor Ort – sie entscheiden.
10. Mobbing

Sensibilisierung der TeilnehmerInnen

Hartes Durchgreifen bei Auftreten
 Mobbing ist ein sehr heikles Thema, da es auch leicht übersehen wird und trotzdem
enorme Schäden anrichten kann. Bei Verdachtsmomenten das Thema ansprechen
(möglicherweise auch ohne konkret zu werden) um die TeilnehmerInnen dafür zu
sensibilisieren. Wenn tatsächlich ein Mobbingfall auftreten sollte muss gegenüber den
Verursachern hart durchgegriffen werden.
11. Diebstahl

Diebstähle können viel Unruhe in Gruppen auslösen (wer war es/ Thesen werden in
Umlauf gebracht usw.)

Oftmals ist nicht belegbar ob es einen Diebstahl gab bzw. wer es war (jemand aus der
Gruppe oder andere Kinder?)

Situation im offenen Gruppengespräch versuchen zu klären aber auch erklären, dass der
Diebstahl möglicherweise nicht aufklärbar ist
 Die BetreuerInnen sollten versuchen, dass keine Panik ausbricht, sonst „fehlt“ am
Ende jedem etwas. Wichtig ist hier auch, sich über die Vorgehensweise im Team
abzustimmen, Verständnis für aufgebrachte TeilnehmerInnen zu zeigen aber auch die
Grenzen des eigenen Handelns gegenüber der Gruppe zu erläutern.
12. Probleme mit Herbergseltern/anderen Gruppen/Außenstehenden

„Charmeoffensive“
4

die Freizeit als Kunde

immer vor seine TeilnehmerInnen stellen
 Einerseits sollte hier das Bestreben nach einem guten Verhältnis gegenüber Dritten im
Mittelpunkt stehen, andererseits ist man auch immer ein bisschen Anwalt für die
TeilnehmerInnen. Deswegen sollte man bei Problemfällen als Vermittler auftreten, auf
allen Seiten für Verständnis und Wohlwollen werben und persönliche Abneigungen
gegenüber Dritten nicht zum Ausbruch kommen lassen.
13. Heimwehkinder

2 Typen

„Richtige“: Sensibilität

„Querulanten“: Härte
 Hier ist einfach viel Fingerspitzengefühl gefragt: Simuliert da jemand? Beruhigt sich
das wieder? Müssen wir jemanden nach Hause schicken? Kinder, die nach
Aufmerksamkeit lechzen, werden immer wieder mit der Heimwehmasche ankommen –
daher ist dort ein sensibles auf sie eingehen oftmals verschwendete Zeit. Andererseits ist
dies für tatsächliche Heimwehkinder der erfolgversprechende Weg um das Heimweh
zumindest zu lindern. Medizin gegen Heimweh in Form von bunten Bonbons sollte auf
jeden Fall an Bord sein ;)
14. Burn-Out bei BetreuerInnen / Kräfte einteilen

Freizeit als ein Marathon, denn man nicht zu schnell angehen darf

hohe körperliche und mentale Belastung

frühzeitig Maßnahmen gegen Ermattung

unbedingt Pausen ermöglichen

der Zeitraum ist so lang, dass Vorsätze, Routinen „einschlafen“

deswegen immer wieder das zu Beginn Vorgenommene präsent werden lassen
 BetreuerInnen, die am Ende ihrer Kräfte sind bringen niemanden mehr etwas.
Deswegen ist es sinnvoll Pausen für jeden im Team zu ermöglichen um einen langen
Zeitraum von 2 Wochen zu überstehen. Gerade neuen BetreuerInnen sollte klargemacht
werden, wie anstrengend eine Freizeit sein kann, wenn es mal richtig schlecht laufen
sollte.
16. Eigendynamik der Freizeit

Viele Faktoren beeinflussen die Freizeiten:

Erwartungen, Team, Kinder, Wetter, Freizeitort, andere Gruppen etc. als Einflussfaktoren
und als mögliche Ursachen von Konflikten
 Man kann Konflikte nicht vermeiden, dies ist auch nicht nötig. Wichtiger ist, den
Konflikten angemessen zu begegnen und sie sinnvoll zu lösen.
5
Handlungsempfehlungen zum Vermeiden und Lösen von Konflikten

„Musterlösungen“ können aufgrund der großen Bedeutung des jeweiligen situativen
Rahmens nicht gegeben werden

Kontinuität

Absprachen

ein gut funktionierendes BetreuerInnenteam als beste Prophylaxe gegen alle möglichen
Konflikte
 Bei Bedarf kann hier auch noch auf wichtige Kommunikationsregeln eingegangen
werden (z. B. Ich-Botschaften). Da in den Kleingruppen immer genügend
SozialpädagogInnen oder ErzieherInnen sein werden, wird es kein Problem sein, das in
der Gruppe zu erarbeiten ;)
Zur Vermeidung von Unzufriedenheit im Team und/ oder sinkender Qualität der Freizeit ist es
äußerst sinnvoll abendliche/regelmäßige Teamsitzungen durchzuführen!

Vorteile:
o Mögliche Probleme können frühzeitig gelöst werden ohne sie ewig
rumzuschleppen oder auszusitzen
o Das Freizeitprogramm kann überprüft werden und so auf einem hohen
Qualitätsniveau gehalten werden

Beispielhafter Ablauf einer Teamsitzung:
o Anhand eines Tagesplans wird der soeben vergangene Tag reflektiert
o Einzelne Tagespunkte werden nacheinander abgearbeitet (was war gut/ was
war schlecht/ wie hätte es besser laufen können/ wo sind Probleme aufgetreten/
was muss morgen noch geklärt werden)
o Anhand des Tagesplans für den nächsten Tag werden Absprachen getroffen
(wer kümmert sich um was/ was für Material wird benötigt/ evtl.
Ersatzprogramm bei schlechtem Wetter ect.)
o Teamarbeit reflektieren (was läuft gut/ was kann besser laufen/ gibt es
Probleme)
6
Herunterladen