Petite Messe solennelle - Untert rkheimer Kantorei

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Petite Messe solennelle
Die Petite Messe solennelle ist eine Messvertonung von Gioachino Rossini. Sie gilt
als das bedeutendste Werk der letzten Arbeitsphase des Komponisten und als eine
seiner wichtigsten geistlichen Kompositionen.
Geschichte
Die Petite Messe solennelle entstand im Jahr 1863, 34 Jahre nach der Komposition
von Rossinis letzter Oper, in Passy, wo Rossini die letzten Jahrzehnte seines Lebens
verbrachte. Es handelt sich um eine Auftragskomposition für den Comte MichelFrédéric Pillet-Will und dessen Frau Louise Pillet-Will, der das Werk gewidmet ist.
Die Uraufführung fand am 14. März 1864 zur Einweihung der Privatkapelle des
gräflichen Paares in Paris statt. Albert Lavignac leitete die Aufführung vom
Harmonium aus. Die erste öffentliche Aufführung folgte tags darauf im Pariser
Théâtre-Italien und wurde ein großer Erfolg.
Die Messe steht ihren äußeren Ausmaßen und auch dem Namen nach in der
Tradition der Missa solemnis, wurde aber dennoch vom Komponisten ironisch mit
dem Attribut petite („klein“) bedacht. Rossini schreibt dazu in einer ironischen
Widmung an den „lieben Gott“: „hier ist sie, die arme kleine Messe. Ist es wirklich
heilige Musik (musique sacrée) oder doch vermaledeite Musik (sacrée musique)? Ich
bin für die Opera buffa geboren. Du weißt es wohl! Ein bisschen Können, ein
bisschen Herz, das ist alles. Sei also gepriesen und gewähre mir das Paradies.“
Die ungewöhnliche Besetzung der Messe für Singstimmen, zwei Klaviere und
Harmonium steht in der neapolitanischen Cembalo-Tradition des 18. Jahrhunderts.
Drei Jahre nach der Komposition arbeitete Rossini auch noch eine Orchesterfassung
aus – hauptsächlich aus der Sorge heraus, die Messe könnte nach seinem Tode
durch die Bearbeitung eines anderen entstellt werden: „findet man dieselbe nun in
meinem Nachlass, so kommt Herr Sax mit seinen Saxophonen oder Herr Berlioz mit
anderen Riesen des modernen Orchesters, wollen damit meine Messe
instrumentieren und schlagen mir meine paar Singstimmen tot, wobei sie auch mich
glücklich umbringen würden.“ Rossini bevorzugte dennoch die Version mit Klavier
und Harmonium und verfügte, dass die Orchesterfassung erst nach seinem Tode
aufgeführt werden durfte. Sie erklang erstmals am 24. Februar 1869 im ThéâtreItalien in Paris. Während in den ersten Jahren danach Aufführungen der
Orchesterfassung überwogen, hat sich mittlerweile das Verhältnis wieder zugunsten
der Originalfassung verschoben.
Besetzung
1. Fassung (1863)
Soli: Sopran, Alt, Tenor, Bass
Chor (Doppelquartett) SATB, teilweise mit Stimmteilung
2 Klaviere, Harmonium (da das 2. Klavier weitgehend keine eigene musikalische
Funktion hat und vor allem das 1. Klavier bei lauten Stellen verdoppelt, wird es bei
Aufführungen häufig weggelassen)
2. Fassung (1866/67)
Soli: Sopran, Alt, Tenor, Bass
Chor SATB, teilweise mit Stimmteilung
Orchester: 3 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 3 Fagotte, 4 Hörner, 4 Trompeten, 3
Posaunen, 1 Ophicleide, 2 Kornette, Pauken, 2 Harfen, Streicher
Die Aufführungsdauer beträgt ca. 85 Minuten.
Werkbeschreibung
Kyrie
Kyrie eleison – Coro (SATB)
Christe eleison – Coro
Kyrie eleison – Coro
Gloria
Gloria in excelsis Deo – Soli (SATB), Coro
Et in terra pax – Soli, Coro
Gratis agimus tibi – Soli (ATB)
Domine Deus – Tenore solo
Qui tollis peccata mundi – Soli (SA)
Quoniam tu solus Sanctus – Basso solo
Cum Sancto Spiritu – Soli con Coro
Credo
Credo in unum Deum – Soli, Coro
Crucifixus – Soprano solo
Et resurrexit – Soli, Coro
Et vitam venturi – Soli con Coro
Offertorium (Prélude religieux) – instrumental
Sanctus
Ritornello – Harmonium
Sanctus – Soli con Coro
O salutaris hostia – Soprano solo
Agnus Dei – Alto solo, Coro
Der Aufbau der Messe folgt dem traditionellen Ordinarium. Zusätzlich vertonte
Rossini allerdings ein rein instrumentales Prélude religieux, das für das Offertorium
vorgesehen ist, sowie das O salutaris hostia, eine Strophe aus der Hymne zu
Fronleichnam Verbum supernum prodiens.
Die Beweggründe für das halbminütige Ritornello in C-Dur vor dem Sanctus sind
nicht bekannt; es ist davon auszugehen, dass es als Intonationshilfe für das ebenfalls
in C-Dur stehende Sanctus dient, zumal das vorige Prélude religieux auf Ges-Dur
endet. Womöglich wollte Rossini dem Harmonium mit einem kurzen Solostück etwas
Beachtung gewähren, damit es als eigenes Klangelement der Messe und als gleich
wertvoll wie das Klavier empfunden würde.
In der orchestralen Fassung werden das Prélude religieux und das Ritornello von
einer Orgel gespielt – mit Ausnahme der ersten und letzten paar Takte des Prélude
religieux, welche von den Blasinstrumenten gespielt werden.
Quellen
↑ Emil Naumann: Italienische Tondichter. Berlin 1883. Zitiert nach: Klaus Döge,
Vorwort zum Klavierauszug der Petite Messe solennelle. Carus, Stuttgart 1993,
ISMN M-007-07572-9
Literatur
Gioachino Rossini: Petite Messe solennelle. Klavierauszug. Hrsg. und mit einem
Vorwort von Klaus Döge. Carus, Stuttgart 1993, ISMN M-007-07572-9.
Dirk Möller: Petite Messe solennelle. In: Hans Gebhard (Hrsg.): Harenberg
Chormusikführer. Harenberg, Dortmund 1999, ISBN 3-611-00817-6, S. 739–740.
Werner Oehlmann, Alexander Wagner: Reclams Chormusik- und Oratorienführer.
7. Auflage. Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-010450-5.
Oliver Schwab-Felisch: Petite Messe solennelle. In: Silke Leopold, Ullrich
Scheideler: Oratorienführer. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-00977-7, S. 584–
586.
Weblinks
Petite Messe solennelle: Noten im International Music Score Library Project.
Gemeinfreie Noten von Petite Messe solennelle in der Choral Public Domain
Library (ChoralWiki) (englisch)
Aus: Wikipedia – die freie Enzyklopädie
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