Cholesterinsenker aktivieren Immunsystem gegen Krebs

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Presseaussendung
Cholesterinsenker aktivieren Immunsystem gegen Krebs
Innsbrucker Wissenschaftler zeigen unerwartete Effekte pharmazeutischer Wirkstoffe
auf Dendritische Zellen und natürliche Killerzellen / Publikation in Cancer Research
(Innsbruck, 28.10.2010). Statine werden weltweit massenhaft zur Vorbeugung von
Herzinfarkten verschrieben. Schon länger wird diskutiert, dass die Blutfettsenker auch der
Entstehung von Tumoren entgegenwirken könnten. Innsbrucker Wissenschaftler um Prof.
Martin Thurnher haben nun in Zellkultur gezeigt, dass die gemeinsame Gabe von Statinen
und Interleukin-2 natürliche Killerzellen gegen Krebszellen aktiviert (Gruenbacher et al.,
Cancer Res. 2010 Oct 14). Bei diesem neu entdeckten Anti-Tumor-Mechanismus spielen
Dendritische Zellen, die das CD56-Antigen auf ihrer Oberfläche tragen, die Schlüsselrolle.
Thurnher leitet gemeinsam mit Prof. Nikolaus Romani die Cell Therapy Unit in Oncotyrol –
Center for Personalized Cancer Medicine, und er ist Leiter des Immunologischen Labors an
der Urologischen Klinik der Medizinischen Universität Innsbruck. Thurnher und Romani
beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Immuntherapie von Tumorerkrankungen. Die
klinischen Studien mit Dendritischen Zellen, die die Wissenschaftler in den letzten Jahren
durchgeführt haben, waren die ersten in Österreich und gehörten zu den ersten weltweit.
Dabei wurde Krebspatienten Blut abgenommen, Dendritische Zellen daraus vermehrt, mit
Tumor-Antigenen beladen und den Patienten zurückgegeben, wodurch die Immunreaktion
gegen den Krebs verstärkt wurde.
In letzter Zeit richtet sich das Augenmerk der Wissenschaftler auf eine bestimmte Sorte
Dendritischer Zellen, die bisher noch nicht in der Immuntherapie zum Einsatz kommt: die
CD56-positiven Dendritischen Zellen. „Unsere neueste Arbeit bestärkt uns in der Annahme,
dass sich die CD56-positiven Dendritischen Zellen in besonderer Weise für die
Immuntherapie von Tumoren eignen könnten. Außerdem zeigt sich, dass die Kombination
von Immuntherapie und pharmazeutischer Behandlung durchaus interessant sein kann, “
erwartet Thurnher. Erst kürzlich hatten Thurnher und Romani im Rahmen von Oncotyrol
herausgefunden, dass CD56-positive Dendritische Zellen Gammadelta T-Lymphozyten mit
Anti-Tumorwirkung aktivieren können (Gruenbacher et al., Blood 2009 Nov 12;114(20)). Die
Dendritischen Zellen wurden ebenfalls durch einen pharmazeutischen Wirkstoff stimuliert.
Die Aufgabe des Immunsystems ist es, Gefahren von innen (z.B. Tumorzellen) und von
außen (z.B. Krankheitserreger) zu erkennen und im richtigen Moment von Toleranz auf
Angriff umzuschalten. Dabei werden aktivierende und bremsende Einflüsse von
Immunzellen und ihren Botenstoffen, den Zytokinen, gegeneinander abgewogen.
Pharmazeutische Wirkstoffe können das Gleichgewicht verschieben und das Immunsystem
zum Angriff auf Krebszellen anregen.
Die Innsbrucker Wissenschaftler deckten folgenden komplizierten Mechanismus auf: Die
Statine blockieren den Prenylierungs-Signalweg. Das führt zur Produktion des Enzyms
Caspase-1, woraufhin die Dendritischen Zellen die Interleukine-18 und -1ß bilden und
freisetzen. Diese Botenstoffe wirken nun gemeinsam mit dem von außen zugegebenen
Interleukin-2 auf die natürlichen Killerzellen ein: Sie stellen Interferon gamma in großen
Mengen her. Dessen tödliche Wirkung auf die Krebszellen wird von einer zusätzlichen,
ebenfalls neu entdeckten, direkten Wirkung der Statine auf die Krebszellen verstärkt.
In diesem Ablauf spielt also die „Hauptwirkung“ der Statine, die Hemmung der CholesterinSynthese, gar keine Rolle. Ebensowenig ist die „Hauptwirkung“ der Dendritischen Zellen,
die Antigen-Präsentation, beteiligt. Stattdessen kommt die Anti-Tumorwirkung über eine
„Nebenwirkung“ der Statine (Hemmung der Prenylierung) und über eine „Nebenaufgabe“
der Dendritischen Zellen zustande: über die Zytokinproduktion. „Überhaupt ist die
immunstimulierende Wirkung der Statine auf natürliche Killerzellen eigentlich
überraschend, weil man bisher eher von dem gegenteiligen Effekt ausgegangen ist. Es
kommt eben sehr genau auf die Bedingungen an, z. B. auf die Kostimulation durch
Interleukin-2“, schließt Thurnher. Interleukin-2 wird bereits vielfach in der Tumortherapie
eingesetzt.
Foto: Georg Grünbacher, Erstautor der in Cancer Research veröffentlichten Studie arbeitet
mit Dendritischen Zellen an der Sterilwerkbank. Abdruck honorarfrei.
Links:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20947520,
http://bloodjournal.hematologylibrary.org/cgi/content/abstract/blood-2009-06-227256v1
http://www.immuntherapie-ibk.at/
Hintergrund Oncotyrol:
Oncotyrol ist ein Verbund von Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft zur beschleunigten
Entwicklung und Evaluierung individualisierter Krebstherapien, sowie prognostischer und
präventiver Methoden. Im Bereich der Wissenschaft stehen die drei Tiroler Universitäten im
Zentrum. Sie arbeiten mit internationalen Wissenschaftspartnern wie der Harvard Medical
School zusammen. Auf Seiten der Wirtschaft sind regionale, überregionale und
international agierende Konzerne beteiligt. Oncotyrol wurde im Rahmen des
Strukturprogramms COMET der österreichischen Bundesregierung in Innsbruck gegründet
und wird mit nationalen und Landesmitteln zu rund 50% gefördert. Gemanagt wird das
Großprojekt von der Innsbrucker CEMIT GmbH Center of Excellence in Medicine and IT.
CEMIT initiiert und managt Großforschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen
Wissenschaft und Wirtschaft.
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