Untersuchungen zur Diagnostik und Prävalenz von Infektionen

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A review of porcine circovirus 2-associated syndromes and diseases
C. Chae
The Veterinary Journal 169, 2005, 326-336
Seit 1996 zum ersten Mal PCV-2 Infektionen bei Schweinen mit PMWS in West-Kanada nachgewiesen wurden, sind die Coronaviren bei verschiedenen anderen Krankheitsbildern isoliert worden.
Häufig kann jedoch nicht gesagt werden, in wieweit die PCV2 Viren in die Pathogenese involviert sind.
Bei den Syndromen handelt es sich um:
- Porcine Dermatitis and Nephropathy Syndrome (PDNS)
- Porcine Respiratory Disease Complex (PRDC)
- Reproduktionsstörungen
- Granulomatöse Enteritis
- Exsudative Epidermitis
- Nekrotisierende Lymphadenitis
- Kongenitaler Tremor
Da die Erscheinungsbilder von PMWS und PDNS bereits früher besprochen wurden, werden für diese
beiden Komplexe nur noch die zusammenhängenden Beobachtungen erwähnt.
Es gibt mehrere Studien, in denen alleinige Ausbrüche von PDNS oder PMWS beschrieben wurden.
In neuerer Zeit jedoch konnten auch gleichzeitige Ausbrüche von beiden Syndromen in derselben
Herde beobachtet werden. Tiere, die an PMWS erkrankten entwickelten bisher jedoch nie
anschliessend PDNS und umgekehrt. Weiters konnten in Nieren von Tieren mit PDNS häufiger PCV2
Viren nachgewiesen werden als in Tieren mit PMWS. Dasselbe gilt für Tiere mit PMWS und deren
Lymphknoten verglichen mit den Lymphknoten der PDNS Jager. Es wird vermutet, dass die
verschiedenen PCV2 Stränge unterschiedliche Gewebetropismen besitzen. Das heisst, dass die
Stränge, die eine hohe Affinität zu Nierengewebe haben PDNS induzieren könnten und diejenigen, die
eine hohe Affinität zu Lymphknoten haben PMWS hervorrufen können.
Der Nachweis von PCV2 Antigen und Nukleinsäuren in Nieren- und Hautveränderungen bei PDNS
Jagern lässt die Vermutung zu, dass PCV-2 das ätiologische Agens dieses Syndroms darstellt.
Es sollte beachtet werden, dass PDNS bei Hauterkrankungen einen immer grösseren Anteil
ausmacht. Als Differentialdiagnosen werden Rotlauf, Actinobacillus suis, Exsudative Epidermitis und
Schweinepocken genannt. Die Veränderungen der Nieren sollten von Salmonellose abgegrenzt
werden. Weiters wird angeführt, dass sowohl die klassische als auch die afrikanische Schweinepest
als Differentialdiagnosen in Frage kommen.
Porcine Respiratory Disease Complex (PRCD): Bei PRCD handelt es sich um eine Erkrankung, die
vor allem Jager im Alter von 16-22 Wochen betrifft. Sie ist charakterisiert durch langsames Wachstum,
erniedrigte Futterverwertung, Lethargie, Anorexie, Fieber, Husten und Dyspnoe. Pneumonien in
Schweinen mit PRCD sind bedingt durch Mischinfektionen mit PCV2, PRRS, Schweineinfluenza, M.
hyopneumoniae, A. pleuropneumoniae und P. multocida. Die Identifizierung von PCV2 in Fällen von
proliferativer nekrotisierender Pneumonie lässt darauf schliessen, dass PCV2 ein wichtiger Faktor von
PRCD ist, jedoch immer andere Erreger mit einbezogen sind.
Typisch für die Läsionen ist eine bronchointerstitielle Pneumonie mit peribronchaler und peribronchiolarer Fibrose. Die alveolären Septen sind deutlich verdickt durch Infiltrate von Makrophagen und
kleineren Mengen von Lymphozyten und Plasmazellen. Zudem sind die Septen gesäumt von
hypertrophierten Typ 2 Pneumozyten und im Alveolarraum können reichliche Mengen an
nekrotischem Gewebe gesehen werden. In den interstitiellen Makrophagen können mittels
Hybridisierung PCV2 nachgewiesen werden.
Wegen möglicher Überschneidungen in der Diagnostik von PCV2 assoziierter PRDC und PMWS
müssen 4 Kriterien für PRDC erfüllt werden:
- Vorhandensein von respiratorischen Symptomen wie verlängerte Atemnot, die nicht auf
Antibiotika ansprechen
- Vorhandensein von typischen mikroskopischen Läsionen
- Präsenz von PCV2 in den Läsionen
- Fehlen von für PMWS charakteristischen Läsionen im lymphatischen Gewebe.
Ersteller : Riccarda Ursprung
Datum : 31.08.2005
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Jedes dieser 4 Kriterien für sich alleine ist für PRDC nicht diagnostisch.
Reproduktionsstörungen: Bisher gab es verschiedene Berichte über PCV2 assoziierte
Reproduktionsstörungen. Regelmässig werden dabei folgende klinischen Erscheinungen beschrieben:
Vermehrte Aborte, Totgeburten und Mumifikationen. Eine experimentelle Ansteckung von Feten mit
PCV2 führte zu Totgeburten, Mumien und lebensschwachen Ferkeln nebst der Geburt von normal
entwickelten lebenden Ferkeln. Der Nachweis von grossen Mengen PCV2-Antigen und Nukleinsäuren
in Totgeburten, welche in utero infiziert wurden sprechen dafür, dass eine vertikale ErregerÜbertragung eine grosse Rolle spielt. Histopathologisch gibt es keine typischen Veränderungen in
PCV2 assoziierten abortierten Feten. Bei manchen Feten konnten Pneumonien mit Infiltraten von
mononuklären Zellen im Alveolarraum nachgewiesen werden. Bei anderen wiederum wurden
extensive Gebiete von myokardialen Degenerationen oder Nekrosen mit Ödemen und milden
Fibrosen sowie diffusen Infiltrationen von Lymphozyten und Makrophagen gefunden. In anderen
Organen konnten keine histologischen Läsionen nachgewiesen werden. Die Tatsache, dass PCV2 in
Abortmaterial aller Stadien gefunden werden konnten weist darauf hin, dass sich die Pathogenese von
derjenigen von PRRSV unterscheidet, da die PRRSV nur während der späteren Trächtigkeit die
Plazenta durchdringen können. Die Konsequenzen einer PCV2 Infektion von Sauen zu
unterschiedlichen Trächtigkeitszeitpunkten spiegeln die Fähigkeiten des Feten wieder, eine
Virusvermehrung zu ermöglichen.
Die diagnostischen Tests um eine PCV2 Infektion bei Aborten nachzuweisen sind: Virusisolation,
PCR, Immunohistochemie und in situ Hybridisierung. Am besten geeignet für den Virusnachweis in
Feten sind Milz und Lymphknoten. Da aber PCV2 auch bei klinisch gesunden Tieren nachgewiesen
werden können muss noch abgeklärt werden, ob für den PCV2 Nachweis bei Aborten gleiches gilt wie
bei der Diagnostik von PMWS. Nämlich, dass ein Virusnachweis alleine noch nicht ausreicht, um die
Ursache für einen Abort zu kennen. Auch im Sperma können grosse Mengen von PCV2
nachgewiesen werden, wobei die meiste DNA in der Samenflüssigkeit und in den nicht-Spermazellen
gefunden werden kann. Es ist jedoch noch nicht völlig geklärt, wie infektiös diese Viren sind.
Granulomatöse Enteritis: Die granulomatöse Enteritis ist eine weitere klinische Manifestation von
PCV2 Infektionen. In acht Schweineherden wurden bisher 10 solcher Fälle diagnostiziert. Es trifft
meist Tiere im Alter von 40-70 Tagen. Die klinischen Anzeichen sind Durchfall, welcher zuerst gelb ist
und anschliessend schwarz wird und therapieresistent für Antibiotika ist, zusammen mit WachstumsDepression.
Die häufigsten histopathologischen Veränderungen sind granulomatöse Entzündungen mit Infiltraten
von Epitheloidzellen und mehrkernigen Riesenzellen sowie lymphoide Depletionen der Peyerschen
Platten im Dünn- und Dickdarm. Eine weitere typische Veränderung sind die traubenförmigen,
basophilen oder amphiphilen intrazytoplasmatischen Einschlusskörperchen, die vor allem in
Histiozyten und mehrkernigen Riesenzellen zu finden sind. Die Basis für die Diagnose einer PCV2
assoziierten granulomatösen Enteritis bilden:
- Durchfall
- typische histologische Veränderungen in den Peyerschen Platten, aber keine Veränderungen
in Lymphknoten
- Nachweis von PCV2 in diesen Läsionen.
Es kann schwierig sein PMWS klinisch und histologisch von PCV2 assoziierter Enteritis zu
unterscheiden. Wenn jedoch für PMWS typische Läsionen in den Lymphknoten gefunden werden
können sollte die Diagnose PMWS lauten.
Exsudative Epidermitis: Die exsudative Epidermitis ist eine akute, progressive, oft fatal verlaufende
oberflächliche Pyodermie. Staph. hyicus ist der auslösende Erreger. Es wird jedoch angenommen,
dass noch weitere prädisponierende Faktoren mitbeteiligt sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass
bei Tieren mit exsudativer Epidermitis gleichzeitig auch PCV2 und/oder PPV nachgewiesen werden
können. Obwohl in den untersuchten Schweinen keine Anzeichen für PMWS gefunden werden
konnten, zeigten diejenigen mit exsudativer Epidermitis eine hohe Anzahl an PCV2 und PPV infizierter
Zellen in Hautläsionen aber nur kleine Mengen von PCV2 im lymphatischen Gewebe. In
experimentellen Reproduktionen von exsudativer Epidermitis konnten PCV2 und PPV als Kofaktoren
identifiziert werden, welche in die Entstehung der Läsionen involviert sind und/oder zu deren
Verstärkung führen.
Nekrotisierende Lymphadenitis: Bei der nekrotisierenden Lymphadenitis handelt es sich um ein neues
Erscheinungsbild von PCV2 Infektionen. Vom Autor wurden bisher fünf Fälle aus unterschiedlichen
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Betrieben beschrieben. Zwei der Tiere wurden untersucht wegen Kümmern und Durchfall, zwei mit
leichter Inkoordination und Fieber und ein Tier starb plötzlich ohne klinische Anzeichen.
Auffällig waren bei diesen Tieren vor allem die inguinalen Lymphknoten bei denen mikroskopisch
zentrale follikuläre Nekrosen gesehen werden konnten. Die nekrotischen Bezirke in den prominenten
Follikeln von 1-10 Zellen zeigten Pyknose und Karryorrhexis, während die Veränderungen in den
umliegenden lymphoretikulären Geweben seltener waren. Die nekrotischen Zellen zeigten
Zellschrumpfung, Zytoplasma- und Chromatin-Kondensation und einige von ihnen enthielten
Kernfragmente. Granulomatöse Inflammation und intrazytoplasmatische Einschlusskörperchen, wie
sie für PMWS typisch sind, konnten in den Lymphknoten nicht nachgewiesen werden. Mittels
Immunohistochemie und in situ Hybridisierung konnte PCV2 DNA in den nekrotischen Zellen und den
Nachbarzellen nachgewiesen werden. Die Ursache für die Apoptose ist bisher unklar. Es kann nicht
ganz ausgeschlossen werden, dass PCV2 zufälligerweise im nekrotischen Lymphgewebe
nachgewiesen wurde. Da jedoch in allen betroffenen Regionen PCV2 gefunden werden konnten
scheint PCV2 mit der nekrotischen Lymphadenitis assoziiert zu sein.
Kongenitaler Tremor: Kongenitaler Tremor geht einher mit der Demyelinisierung des Hirns und des
Rückenmarks. Mögliche Ursachen für kongenitalen Tremor sind: Schweinepest, Aujeszky,
unbekannte Virusinfektionen, genetische Erkrankungen und Intoxikationen. Die Verbindung von PCV2
und kongenitalem Tremor ist umstritten. Es konnten jedoch in Hirn- und Rückenmarkproben von
erkrankten Tieren mittels verschiedenen Nachweismethoden bereits PCV2 nachgewiesen werden.
Das klinische Erscheinungsbild von PCV2 kann sehr unterschiedlich sein. Zum aktuellen Zeitpunkt
gibt es hierfür jedoch noch keine plausible Erklärung. Es kann eingewendet werden, dass der häufige
Nachweis von PCV2 mit der ubiquitären Verbreitung des Virus zusammenhängt und nicht mit seiner
Pathogenität.
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Bei den Krankheitssyndromen, bei denen bisher PCV2 nachgewiesen werden konnten
handelt es sich um:
PRCD: Tritt v. a. bei Jagern im Alter von 16-22 Wochen auf. Die Pneumonien sind
bedingt durch Mischinfektionen mit PCV2, PRRS, Schweineinfluenza, M.
hyopneumoniae, A. pleuropneumoniae und P. multocida.
Reproduktionsstörungen: Häufig beschriebene, klinische Erscheinungsbilder sind
vermehrte Aborte, Totgeburten und Mumifikationen. Da PCV2 in Abortmaterial aller
Stadien gefunden werden konnten, wird vermutet, dass eine Infektion der Feten in allen
Trächtigkeitsstadien stattfinden kann. Weil PCV2 auch bei klinisch gesunden Tieren
nachgewiesen werden können muss noch abgeklärt werden, ob ein Virusnachweis
alleine genügt, um die Abortursache ausfindig zu machen, oder ob zusätzlich auch
noch die entsprechenden Läsionen vorhanden sein müssen.
Granulomatöse Enteritis: Meist sind Tiere im Alter von 40-70 Tagen betroffen. Der
Durchfall ist erst gelb und wird dann schwarz, gegenüber AB therapieresistent,
Wachstumsdepression. Um die granulomatöse Enteritis von PMWS abzugrenzen
müssen die typischen Läsionen in den Peyerschen Platten gefunden werden, nicht aber
in den Lymphknoten.
Exsudative Epidermitis: Nebst dem Primärerreger Staph. hyicus können bei
Exsudativer Epidermitis in den Zellen der Hautläsionen PCV2 und/oder PPV
nachgewiesen werden. In experimentellen Reproduktionen konnten PCV2 und PPV als
Kofaktoren identifiziert werden, welche in die Entstehung der Läsionen involviert sind
und/oder zu deren Verstärkung führen.
Nekrotisierende Lymphadenitis: Bisher fünf Fälle beschrieben. Auffällig waren vor
allem die inguinalen Lymphknoten, bei denen mikroskopisch zentrale follikuläre
Nekrosen gesehen werden konnten. Es konnten keine intrazytoplasmatischen
Einschlusskörperchen, wie sie für PMWS typisch sind gefunden werden. Es kann nicht
ganz ausgeschlossen werden, dass die PCV2 zufällig in den betroffenen Regionen
gefunden wurden.
Kongenitaler Tremor: Die Verbindung von PCV2 und kongenitalem Tremor ist
umstritten. Es konnten jedoch in Hirn- und Rückenmarkproben von erkrankten Tieren
mittels verschiedenen Nachweismethoden bereits PCV2 nachgewiesen werden.
Ersteller : Riccarda Ursprung
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