Entwicklungspsychologie B ( Landerl)

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Entwicklungspsychologie B
Landerl
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 Dieses Skriptum erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und
ersetzt nur teilweise den Besuch der Vorlesung.
 Für ein vollständiges Verständnis ist der Besuch der VO unerlässlich.
 !!! signalisieren einen Teil ehemaliger Fragen zur Prüfung
 Bonne Change 
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Jean Piaget (1896 – 1980)




Beeinflusst durch die Arbeit von Freud, Binet und Baldwin
Nützte das klinische Interview um zu erforschen was Kinder verstehen
Interesse an den Fehlern die Kinder machen, wobei er annahm das hier eine
Systematik vorliegt ( Einfluss der Logik)
Arbeitete an einer logischen und internal konsistenten Erklären für Fehler die von den
Kindern gemacht werden
1. Frühe Studien des kindlichen Denkens
Kurzzusammenfassung:

Interesse wie Wissen angeeignet wird und entwickelte dazu die Theorie der
Genetischen Epistemologie.

Studierte Gedanken und Sprache von Vorschülern und Kindern im frühen Schulalter.

Glaubte das durch sich wiederholende Handlungen von Babys Intelligenz progressiv
auftaucht

Beschrieb wie Konzepte von Raum, Zeit, Ursachen und physischen Objekten in
der Entwicklung auftauchen.

Theorie, dass Vorläufer des Denkens und der Sprache in den elementaren
Handlungen, Wahrnehmungen und Imitationen von Babys liegen.

Untersuchte die Anfänge von Fantasie und Symbolen in der Kindheit

durch die motorischen Aktivitäten welche das Kind mit der Realität verbinden und
regelmäßige sensorische Konsequenzen ermöglichen, wird Wissen konstruiert.
Piaget entwarf eine Theorie die den Wissenserwerb als biologischen Prozess darstellt –
Wissen ist adaptiv, deshalb kann der Wissenserwerb als evolutionärer Prozess
betrachtet werden.
Auch sein technisches Vokabular ist von der Biologie geprägt, wie sich anhand 2er
Schlüsselkonzepte zeigt:
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Piagets Begriff „Schema“ steht in Analogie zum Kantschen „Schematismus – Begriff“:
Schema sind Vermittlerstrukturen zwischen der sinnlichen Wahrnehmung und dem
„reinen Begriffen des Verstandes“ – sie ermöglichen die Assimilation des sinnlich
gegebenen.
z.B.: Anwendung des Schemas „Hund“ auf einen beliebigen Hund den ich sehe.
Schema ≠ Bild, da Schemata universell anwendbar sind im Gegensatz zu Bildern. Doch
innere Bilder begleiten meist die Aktivierung eines Schemas.
Schema = Muster die wiederkehrende Eigenschaften von Ereignissen oder Handlungen
repräsentieren und miteinander verbinden.
Schema sind also Strukturen, die die Assimilation von Gegenständen, Ereignissen etc.
ermöglichen und damit auch Erkennen.
Diese Schema könne auch zu umfangreicheren und somit leistungsfähigeren Strukturen
kombiniert werden (z.B.: Hunde, Katzen, Bären werden zu den Carnivora zusammengefasst)
– es werden Ordnungen geschaffen (Taxonomien).
Akkommodation
Modifikation oder Erzeugung von plastischen Strukturen & Kombination von Strukturen.
z.B.: Wechsel vom geozentrischen zum heliozentrischen Weltbild durch neu Info.
z.B.: Anpassung der Limnea lacustis an verscheiden Strömungen
z.B.: Kind hält einen Schmetterling für einen Vogel. Es erhält jedoch neue Information und
muss den Schmetterling aus der Klasse der Vögel ausgliedern. Es differenziert in 2
Ordnungsschemata, die es wieder in eine höhere Klasse integriert: Flugfähige Lebwesen.
Hypothesen & Theorien sind Akkommodationsversuche an die Realität/Wahrheit. Die aber
nicht a priori wahr sind, da sie auch falsifiziert werden können, was wiederum neue
Akkommodationsversuche hervorruft.
Jede neue Theorie und deren erfolgreiche Prüfung ist eine Akkommodationsleistung.
2. Assimilation
Einpassung der Objektstrukturen an die Strukturen des Subjekts.
z.B.: Modifikation von Information, so dass sie zu meinen Vorurteilen passt.
z.B.: Assimilation an Begriffe
z.B.: Wissenschaftliche Begriffe, Hypothesen & Theorien als Assimilationsschema, da
Beobachtungen an sie assimiliert werden können, sprich dadurch generalisiert werden
können.
Assimilationen tendieren zur größtmöglichen Allgemeinheit!!
Beziehungen zwischen Akkommodation & Assimilation:
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
Assimilation  höchstmögliche Generalisierung

Akkommodation  höchstmögliche Spezifizierung
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Wenn die Generalisierung scheitert  neue Akkommodation
Assimilation
Durch Assimilation und Akkumodulation entsteht ein Equilibrium ( = Gleichgewicht)
zwischen den existierenden Schemata und neuen Erfahrungen.
Piagets Entwicklungsmodell ist basiert einer Selbstregulierenden Interaktion
(Autoregulation) zwischen dem Kind und seiner physischen und sozialen Umwelt –
Ermöglicht neue Formen des Wissens
Die Entwicklungsstadien bei Piaget
Piaget nahm an, dass das Kind als inkompetentes Wesen geboren wird und sich im Laufe der
Entwicklung Kompetenz aneignet, diese Entwicklung beschreibt er in seinen verschiedenen
Stadien, die aufeinander aufbauen (die vorhergehende Stufe muss gemeistert werden um in
die nächste Stufe aufzusteigen).
1) Das sensumotorische Stadium ( 0 – 2)

Interaktion mit der Umwelt ( durch die Motorik die sensorische Erfahrung liefert) –
Intelligenz in Aktion.
Eine wichtige Idee hier ist die des „touch tutor vision“, womit Piaget annimmt das Babys bei
ihrer Wahrnehmung der Welt lernen müssen die Berührung mit dem Anblick zu
verbinden.
Im sensumotorischen Stadium gibt es auch Substufen:
1) Reflexe

Saugen
Hier erfolgt die erste Verbindung mit der Umwelt ( in den Mund nehmen von
Objekten). Nach Piaget assimiliert der Reflex neue Objekte und durch Anpassung werden
neue Eigenschaften von Objekten hinzugefügt.
2) Primäre Kreisreaktionen


erste Gewohnheiten ( Daumennuckeln)
Erste Aspekte der Selbstwahrnehmung durch die Kreisreaktion
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Der Reflex wird nun mit neuen Handlungsmuster koordiniert. Die primäre Kreisreaktion
ist mit einer Absicht verbunden und sobald das Ziel erreicht wurde wiederholt sie sich.
3) Sekundäre Kreisreaktionen



Zielgerichtetes Verhalten ( visuell gerichtetes ausstrecken nach Objekten)
Primäre Kreisreaktion wird koordiniert
Handlungen werden nicht nur wiederholt sondern auch die Konsequenzen sind von
Interesse.
4) Koordinierte Sekundäre Kreisreaktionen



Unterscheidung von means and ends in intentionalen Akten ( suchen nach einem
versteckten Objekt)
Hier wurden die sekundären Kreisreaktionen hierarchisch integriert.
Das Kind ist fähig Sequenzen von Handlungen auszulösen
5) Tertiäre Kreisreaktionen


Testen von Hypothesen
Variation ihrer Handlungsmuster wird möglich und es kommt dadurch zu Versuch
und Irrtum Experimenten
6) Symbolische Repräsentation


Mentale Kombination von means ( Handlungen) and ends ( der handlung
zugeordnetes Objekt)
Mit der Fähigkeit zur Repräsentation endet die Kindheit
Anzeichen für Repräsentationen sind:
 Imitation eines Ereignissen nach einiger Zeit
 Vorgetäuschtes Spiel
 Beginn der Sprache
Symbolische Repräsentation entsteht durch Fähigkeit die Realität zu repräsentieren.
2) Das voroperationale Stadium ( 2- 6/7)

Internalisierung von Handlungen die das Kind schon gemeistert hat.

Der Fokus des Kindes liegt nur auf einem auffallenden Merkmalen eines Problems

Der Fokus des Kindes wird von plötzlich auftauchenden Dingen dominiert
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3) Konkret operationales Stadium ( 6/7 – 11/12)

Kinder bedienen sich logischer Regeln um Probleme zu lösen

Sie können sich schon mehreren auffallenden Merkmalen eines Problems widmen

Werden nicht mehr vom plötzlichen auftauchen eines Gegenstandes dominiert.

Logisches Schließen kann nur auf reale Objekte angewendet werden
4) Formal operationales Stadium ( > 11/12)

Das Kind kann alle möglichen Kombination in Bezug zu dem Problem betrachten

kann aus einer ganzen hypothetischen Situation schließen
Piaget und die visuelle Wahrnehmung des Kindes
Nimmt an, dass das Kind eine 2 Dimensionale Visuelle Welt ( ohne Tiefe) besitzt - Form und
Größe entwickeln sich nur langsam.
Durch seine körperliche Aktivität erlangt das Kind Wissen über die Eigenschaften eines
Objekts.
Gibson widerspricht Piaget und nimmt an das Babys durch Wahrnehmung über die Welt
lernen.
Piagets Zugang zur Entwicklung des Objekt –Konzeptes
Objektpermanenz:
Verständnis das Objekte eine Substanz besitzen und ihre Identität beibehalten wenn sie den
Ort wechseln und auch existieren wenn sie außer Sichtweite sind.
1) Reflex ( Substadium des sensumotorischen Stadiums)


Kinder suchen nicht nach einem verschwundenen Objekt, sonder starren nur auf den
Ort wo das Objekt lokalisiert war.
Annahme das diese Handlungen keine Kenntnis der Objektpermanenz voraussetzen
2) Primäre Kreiszirkulation
durch Primäre Kreiszirkulation:
 Untersuchung der Objekte in der Umgebung
 Entdeckung der Eigenschaften des eigenen Körpers
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
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Keine Ahnung das das Objekt unabhängig von den Verhaltensmustern ihrer Handlung
existieren.
3) Sekundäre Kreiszirkulation


sich wiederholende Handlungen ( erfordert Ansätze eines Gedächtnisses und Erkennen
durch handeln)
trotzdem fehlt beim Baby das Bewusstsein der Objektpermanenz
4) Koordinierte Sekundäre Kreiszirkulation

Babys sind in der Lage Abdeckungen zu entfernen und nach versteckten Objekten zu
suchen, weil sie in der Lage sind Handlungen (the means) von dem Objekt auf das
die Handlung angewendet wird ( the end) zu unterscheiden.

Dabei kommt es oft zu Stage IV Errors bzw. perservative Errors
Perservative Error:
Objekt bei A versteckt – Kind sucht und findet es. Das nächste Objekt wird vor den
Augen des Babys auf B versteckt und verdeckt – trotzdem sieht das Baby bei A nach.
Voroperationales Schlussfolgern
Piaget

Piaget legt das Voroperationale Stadium von 2.5 - 6 Jahre fest, in welchem das Kind
langsam die Fähigkeit des systematisch – logischen Denkens erwirbt.

Denken wird in ein System von mentalen Operationen umorganisiert

Diese mentalen Operationen entsprechen Internalisierten
Handlungen, die das Kind schon gemeistert und internalisiert hat.

Kind kann schon aus simplen Problemen Schlussfolgerungen ziehen, ist aber noch
nicht in der Lage, logische Gedankengänge umzukehren.

Z.B.: Kind weiß das einen älteren Bruder hat, versteht aber nicht das dies impliziert
das der ältere Bruder eine jüngere Schwester hat.

Nach Piaget ist das Hauptmerkmal der voroperationalen Phase, das Kinder den
Fokus nur auf einen Teil eines Problems legen

Kind ist von plötzlich auftauchenden Ereignissen dominiert, und deshalb ist das
Denken vorlogisch.
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Formen
von
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
Diese Limitation des Kindes werden klar durch KONSERVIERUNGSAUFGABEN
deutlich

Konservierungsaufgaben erfordern Kenntnis und Verständnis der Art, des Volumens,
Anzahl und Gewicht eines Gegenstandes.
Voroperationales Stadium

Konservierungsaufgaben testen ob das Kind versteht, das einige Eigenschaften eines
Objektes oder Substanz gleich bleiben, wenn sie externalen Änderungen in Form oder
Arrangement ausgesetzt sind.
Defizite im voroperationalen Stadium 2.5 – 6 Jahre):
1) Umkehrbarkeit

Kinder verstehen in diesem Stadium noch nicht das Handlungen auch umgekehrt
werden können.
2) Class inclusion Problem

Sind hier mehr Rosen oder mehr Blumen zu sehen?
Kind mehr Rosen als Blumen.

Kind verfügt noch nicht über eine separate Sicht der Dinge – nimmt nur die
untergeordnete Klasse (Rosen) wahr, und lässt die übergeordnete Klasse (Blume)
außer Acht.

3) Egozentrismus
 Nicht zu verwechseln mit Egoismus!!

Damit ist gemeint, dass das Kind die Welt nur von seiner Perspektive aus sieht, es
versteht noch nicht, das andere Leute eine andere Sichtweise haben könnten.

General gesagt kann das Kind nicht zwischen subjektiv ( also was strikt persönlich
oder privat ist) und objektiv (Anteil am gemeinsamen Wissen, etwas das mit
Sicherheit wahr ist) unterscheiden.

Piaget zeigte dies durch die 3 Berge Aufgabe, wo es den Kindern unmöglich war sich
in eine andere Perspektive hinein zu versetzen.
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
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Ergebnisse:
 Kinder unter 4 verstanden den Sinn der Frage nicht
 Kinder zwischen 4 – 6 Jahren waren unfähig von ihrer Sicht auf die Sicht der verwendeten
Puppe zu wechseln
Ab dem konkret operationalen Stadium war eine Unterscheidung möglich
4) Animismus (bis circa 10 Jahre)




Kinder schreiben auch unbelebten Dingen eine „Seele“ zu
auch unbelebte Dinge besitzen ein Eigenleben
Für Kinder ist anscheinend Bewegung das Kriterium für Belebtheit und allem was
sich bewegt wird auch eine Absicht zugeschrieben
z.B.:
Piaget: Kann der Wind fühlen?
Kind: Ja
Piaget: Warum?
Kind: Weil wer weht

Nach Piaget assimilieren die Kinder die Welt nach ihrem Ego und ihr Denken ist
eher intuitiv als rational.
* Hinweis auf Egozentrismus, da das ein Bewusstsein und einen freien Willen in
unbelebte Dinge hineininterpretiert
5) Realismus
6) Artifizismus

Als wurde „künstlich“ erschaffen bzw. jemand hat es erschaffen
Kritik an Piagets Tests im voroperationalen Stadium

Die Art der Fragestellung und die ziemlich abstrakten Tests könnten das Ergebnis
beeinflusst haben

Da Kinder nur begrenztes Wisse über die Physikalische Welt besitzen, könnte es
auch sein, das sie Komplexe Terme wie „lebendig“ oder „das gleiche“ (same) nicht
sofort verstehen und eine intelligente Ratung machen, bei den Fragen die sie nicht
ganz verstehen.
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Kritiker an Piaget ( speziell Margaret Donaldson und Siegal) nehmen an das die
Schwierigkeiten der Kinder beim Schlussfolgern nicht mit Unfähigkeit logisch zu denken
zusammenhängen.
Siegal



zeigt das geringfügige Änderungen im Wortgefüge die Leistung der Kinder stark
beeinflussen kann (durch den Mangel an Sprachwissen der Kinder)
Auch der Kontext des Gespräches hat einen Einfluss auf das testergebnis
In den Standarttests werden die Fragen wiederholt, das kann implizieren das die
vorher gegebene Antwort falsch war und das Kind versucht es mit einer anderen
Antwort.
Donaldson

nimmt an das die Kinder viel kompetenter sind, als Piaget annahm

Piagets Tests sind zu abstrakt und stehen in keiner Verbindung zu den alltäglichen
sozialen Erfahrungen der Kinder, die Testsituation sollte für die Kinder „human
sense“ (Kinder sollen mit Hilfe von Problemen getestet werden die in den sozialen
Kontext eingebettet sind getestet werden) ergeben.

Junge Kinder verstehen die Gefühle anderer

Kinder sollten ein Spiel spielen, in welchem sie in einem 3D – Kreuz eine Puppe vor
einer Polizistenpuppe so verstecken mussten, diese die Puppe nicht entdecken konnte.

Dazu war die Fähigkeit die Perspektive zu wechseln nötig – 90% der
3jährigen konnten die Aufgabe korrekt ausführen
Karmiloff – Smith

Kinder verstehen die Bedeutung von „same“, „different“ oder „all“ erst ab 6
vollständig

z.B.: A boy pushed a cow, and then a girl pushed the same cow
3jährige würde zuerst die Kuh berühren die der Junge berührt hat, und bei der
Aufforderung die Kuh zu berühren die das Mädchen berührt hat, eine andere gleich
aussehende Kuh berühren
Mc Garrigle & Donaldson`s „Naughty Teddy” Studie
Mit Hilfe Rechenbrettes werden 2 Reihen von Kugeln so lange adjustiert bis die Kinder
zustimmen, dass in jeder Reihe gleich viele Kugeln vorhanden sind.
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Danach erscheint der Naughty Teddy ( Handschuh in Teddybärform) und verändert eine
Reihe so, das sie länger als die andere erscheint.
Danach werden die Kinder gefragt ob noch die gleiche oder eine andere Anzahl von Kugeln
vorhanden ist.
Im Gegensatz zu den normalen Konservierungsaufgaben, gaben die Kinder hier die
richtige Aufgabe.
Methodische Probleme:
1) Tests von 5jährigen mit diesem Paradigma ( + einer Alternativversion, wo Kugeln hinzu
gegeben wurden) ergaben, das sich die Kinder bei der Originalversion gleich benahmen in der
Alternativversion jedoch scheiterten.
2) Wenn man den Kinder einen Grund gab, die Absichten des Versuchsleiters bei der
Befragung zu ignorieren, verbesserte sich ihre Leistung nicht, was im Widerspruch zu
dem „ Naughty Teddy Paradigma“ steht, die das Gegenteil vorhersagt.
Gray

Zeigte das Kinder bei ihren Aussagen über Belebte Dinge nicht immer kohärent sind
und geht deswegen davon aus, das Kinder mit Hilfe einer Naiven Biologie Objekte
als lebendig/tot einteilen, die natürlich viele Fehler aufweist
Problemlösen
Bullock & Luetkenhaus
Sie studierten Kinder beim Nachbauen von Türmen.
< 26 Monaten
Die Kinder waren fähig Türme zu bauen, machten aber keine Anstalten den vorgegebenen
Turm zu kopieren. Wobei knapp die Hälfte, bei einem Durchgang die Position einer einzelnen
Scheibe korrigierte, während nur 9% Anzeichen für eine durchgehende Überwachung des
Vorganges zeigten.
> 26 Monate
Hier kopierten die Kinder schon die Vorlage und fast alle korrigierten eine einzelne Scheibe
und 85% zeigten Anzeichen einer ständigen Überwachung des Bauvorganges.
> 32 Monate
fast alle Kinder lächelten, wenn der Turm fertig war
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Tower of Hanoi



wird oft benützt um mean – end Problemlösungen zu studieren.
Diese Aufgabe benötigt eine mean – end Analyse, da das Unterziel erkannt werden
muss, welche benötigt wird um eine Lösung zu erzielen.
Piaget fand heraus das 5 – 6jährige dieses Problem mit 2 Scheiben lösen konnten,
ohne sich aber der Beziehung der Moves im Klaren zu sein. Bei 3 Scheiben scheiterten
sie.
Siehe Seite 22 im Skriptum
2 Paradigmen zum Problemlösen
Mean – end Analyse
Benötigt einen sehr hohen kognitiven Aufwand, da die Kinder von ihrem Ziel aus
zurückdenken müssen um etwaige Hindernisse zu identifizieren, die das Ziel blockieren
und weiter untergeordnete Ziele bilden müssen um diese Hindernisse zu entfernen.
Hill – climbing
Der Problemlöser muss nur von dem aktuellen Standpunkt auf das erwartete Ziel denken.
Analogie mit dem Wandern:
Man geht einen gewundenen Pfad hinauf weil man dem Berg erklimmen will, mit jedem
Schritt dem man dem Gipfel näher kommt, was man aber immer noch nicht wie man
hinaufkommen will.
Klahr
Sie präsentierte Kindern zwischen 4 – 6 Jahren ein Puzzle mit jeweils 3 Tieren (Hund, Katze,
Maus) und die Kinder mussten die Tiere zu ihrem Lieblingsessen bewegen.
Dabei fand Klahr heraus, das Kinder Bewegungen in Richtung Ziel bevorzugen,
Bewegungen vom Ziel weg, jedoch vermeiden; Weiter denken Kinder nur 2 Züge voraus.
Dieser Befund unterstützt die Hill – climbing strategie.
Bei der kindlichen Problemlösestrategie gibt es zwischen den Kindern beträchtliche
Unterschiede sowie innerhalb des Kindes zwischen den verschiedenen Wissensdomains.
Gobbo & Chi
Sie untersuchten Kinder mit Expertenwissen und Novizen.
In einem Versuch verglichen sie Kinder die Experten im Bereich Dinosaurier waren mit
Kindern die Laien waren. Die Expertenkinder wiesen mehr „interconnected information“ über
Dinosaurier auf und waren auch besser in der Lage auffallende Merkmale wie Zähne oder
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Panzerung zu benützen, um noch unbekannte Dinosaurier in Fleisch – oder Pflanzenfresser zu
klassifizieren.
Schlussfolgern über Analogien

Analogien werden genützt, wenn ein bekanntes Stück Wissen erinnert und auf eine
neue Situation generalisiert wird.

Das Problem bei den Analogien ist, dass das Kind die Korrespondenz zwischen dem
früher schon erkannten und dem neu erscheinenden Problem erkennen muss.
Item Analogien:
Dem Kind wird z.B. ein Vogel und ein Nest präsentiert (passen zusammen) und ein Hund, zu
dem unter den vorhandenen Distraktoren die passende Analogie gefunden werden muss.
Genie (=Dschinn) problem:
In dieser Aufgabe muss ein Dschinn wertvolle Juwelen zu einem bestimmten Ort
transportieren und um zu vermeiden, dass die Juwelen beschädigt werden, muss er sie in
seinem Zauberteppich einrollen.
Mit Hilfe von Spielsachen wurden die Kinder in die Aufgabe eingeführt, wobei ein Blatt
Papier den Zauberteppich darstellte und die Kinder und der Versuchsleiter arbeiteten das
Problem heraus. Dabei wurde der Kontrollgruppe Fragen gestellt, wie Wer hat ein Problem?
Was muss der Dschinn tun? und wie löst er das Problem? um zu erkennen ob die Kinder die
Aufgabe vollkommen verstanden haben.
Nachdem die Kinder das Genie problem gelöst hatten, wurden sie mit dem Easter Bunny
problem konfrontiert:
Der Osterhase soll den Kindern die Eier bringen, doch er hat Verspätung und benötigt die
Hilfe eines Freundes dieser jedoch befindet sich auf der anderen Seite eines Flusses. Wie soll
der Osterhase (besitzt eine Planke) die Eier über den Fluss bringen ohne das sie nass werden?
Hier war gefragt, dass die Kinder die Analogie zum Genie problem erkennen und die
„Eier“ in das Papier einrollen.
70% der Kinder die die Lösung des Genie problems sahen, erkannte spontan die Analogie.
NUR 20% der Kinder die die Lösung des Genie problems nicht kannten, konnten die
Analogie erkennen.
Syllogistic reasoning
Sie erfordert die Reduktion von Prämissen zu einer Konklusion.
Alle Katzen bellen.
Rex ist eine Katze.
Bellt Rex?
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Können schon von 4jährigen gelöst werden.
Wenn dieselben Prämissen ohne einen passenden Kontext präsentiert wurden, konnten die
5 – 6 jährigen die syllogism nicht korrekt lösen.
Erscheinung und Realität
Flavell, Miller & Miller (1993)
Sie untersuchten den Unterschied zwischen Erscheinung und Realität, anhand von Kindern
denen sie einen Schwamm präsentierten, der so angemalt war, das er einem Stein glich. Das
Kind durfte den Schwamm auch quetschen, um zu entdecken, dass es ein Schwamm ist.
Anschließend stellten sie dem Kind 2 Fragen:
1) Realitätsfrage ( Was ist das wirklich?)
Ist es wirklich ein Stück Stein oder ist es wirklich ein Stück Schwamm
2) Erscheinungsfrage
Wenn du das hier mit deinen Augen anschaust, schaut es wie ein Stein oder wie ein Schwamm
aus?
Hauptteil der 3jährigen gab die gleiche Antwort auf diese Fragen:
Sie glaubten, dass dieses Objekt in Wirklichkeit ein Schwamm ist und auch wie ein
Schwamm aussieht.
Ab 4 Jahren gibt ein Großteil der Kinder die richtige Antwort.
Perner kam bei einer Review dieser Studien zu dem Ergebnis, das die Kinder die
Erscheinungsfrage so auffassen: Wenn du das hier anschaust, schaust auf einen Stein oder
einen Schwamm? Natürlich sagen sie Schwamm.
Bahnbrechende Studie von De Vries (1969):
Er besaß eine ziemlich zahme Katze namens Maynard, mit welchen er 3jährige spielen lies bis
sie sich mit dem Tier vertraut machen konnten. In seinem Versuch ließ er Maynards Gesicht
hinter einem Schirm verschwinden, wobei man nur noch seinen Schwanz sah und steckte der
Katze eine ziemlich Realitätstreue Hundemaske über.
Danach sagte de Vries zu jedem Kind: This animal is going to loo quiet different. Look, it has
a face like a dog. Als man den Schirm entfernte, fragte er die Kinder. Welches Tier ist es nun?
Ist es wirklich ein Hund, kann es bellen?
Ergebnis:
3jährige waren hauptsächlich auf die Katzenerscheinung fokussiert.
4 – 5 Jährige waren verwirrt.
> 6 Jahren glaubten die Kinder nicht mehr, das eine Katze ein Hund werden kann.
Kinderzeichnungen
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Weiterer wichtiger Beweis für die sich entwickelten kognitiven Fähigkeiten des
Kindes
Bei Kinderzeichnungen kommen verschiedene „Realitäten“ zu tragen:
1) Fortuitous Realism
Es werden Zeichnungen komplettiert, bevor die Kinder überhaupt entscheiden was die
Zeichnung darstellen soll.
2) Intellectual Realism
Die primäre Absicht in den Zeichnungen ist, ein Objekt durch Symbole zu
repräsentieren
3) Visuell Realism
Kindern wurde eine Tasse präsentiert, wo als auffallendes Merkmal eine Blume zu sehen
war und der Henkel von dieser Perspektive aus nicht sichtbar war.
< 8 Jahre zeichneten Kinder eine Tasse mit Henkel, aber ohne Blume
> 8 Jahre zeichneten die Kinder die Tasse realitätsgetreu nach.
Auch blinde Kinder verwenden Kombinationen von Kreisen und geraden Linien, wenn sei
einen Menschen zeichnen.
Bis 8 fertigen Kinder auch beim zeichnen von Menschen schematische Bilder an, eine
Antwort darauf ist, dass Kinderzeichnungen meist auf dem kopieren anderer Bilder aufgebaut
ist. Es scheint das Kinder dazu tendieren ihre vorhergehenden Anstrengungen zu kopieren.
Kognitive Entwicklung in der mittleren Kindheit
Klassifikation
Verständnis der hierarchischen Sequenz von Objekten durch ihre Gruppierung in Klassen und
Unterklassen.
Seriation
Verständnis von räumlichen und zeitlichen Sequenzen.
Transitive Inferenz
Verständnis der Relation zwischen Objekten
Numeration
Verständnis der Sequenz von Zahlen
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Der Hauptgrund für die Annahme, dass sich beim Eintritt des Kindes neue Kapazitäten
entwickelten ist, das die Kinder nun in der Lage sind eine logische Rechtfertigung
für ihre Schlüsse zu liefern.

Kulturelle & Erziehungsprozesse spielen eine wichtige Rolle bei den kognitiven
Fähigkeiten der Kinder im primären Schulalter
Kognitive Entwicklung:
Informationsverarbeitungsprozess – Komponenten
Wenn man 9 Monate alten Kindern verschiedene Vögel gibt und sie damit spielen lässt,
zeigen sie wenig Interesse für andere Vögel. Wenn sie nach dem spielen mit mehreren Vögeln
aber ein Flugzeug sehen, reagieren sie mit Interesse.
Eine mögliche Erklärung für diese Unterscheidung:
Kinder engagieren sich in einer bestimmten Form der Wahrnehmung, die es ihnen gestattet
Konzepte zu kreieren. So analysieren wir zum Beispiel bestimmte Bewegungsmuster von
Vögeln und Flugzeugen um so ein sich bewegendes Objekt einem Konzept zuzuordnen.
Wissen in spezifischen Domainen
Kinder mit verschiedenen Erfahrungen haben auch unterschiedliches Wissen über die Welt.
So haben manche Kinder mehr Wissen über Fußball, manche mehr über Schach, wobei
Schach und Fußball verschiedenen Domainen entsprechen.
In Untersuchungen werden Kinder als Experten beurteilt, wenn sie ein ungewöhnlich
umfangreiches Wissen in einem Domain besitzen im Gegensatz zu den Novizen die ein
sehr geringes Wissen in diesem Domain besitzen.

Weiter unterscheiden sich Experten und Novizen auch darin wie ihr Wissen
repräsentiert und organisiert ist.

Experten sehen mehr Verbindungen zwischen den Konzepten als Novizen

Experten denken über Problem innerhalb des Domains viel tiefgründiger nach
Unterschiede im Wissen kann stark die Informationsverarbeitung beeinflussen:
Kinder wurden in Experten und Novizen eingeteilt, aufgrund des Wissens über Fußball.
Danach hörten die Kinder per Kassette eine Geschichte über einen jungen Fußballspieler und
mussten diese so genau und vollständig wie möglich nacherzählen.
Die Experten schnitten viel besser ab und schlugen sogar 3 Jahre ältere Novizen
In einem weiteren Experiment wurden 10 jährige Schachexperten mit Erwachsenen
Schachnovizen verglichen, wobei die Schachexperten den Erwachsenen hoch überlegen
waren.
Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
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Wahrnehmung ist ein wichtiger Punkt in der Informationsverarbeitung, da ohne
Wahrnehmung keine Information aufgenommen werden kann. Wobei die unterste Ebene der
Wahrnehmung die sensory primitives sind, die mit Aufnahme von sensorischen Input
(z.B.: Unterscheidung zwischen saurer und süßer Flüssigkeit etc.)zu tun haben.
Perzeptuelle Repräsentation
Sie ist die nachfolgende Ebene, nach der sensory primitives und ist für die Interpretation des
sensorischen Inputs (Urteile über die Funktion von Objekten etc.) zuständig.
Perzeptuelles Lernen
Perzeptuelles Lernen bezeichnet die Verbesserungen in der Perzeption, wenn die Kinder
älter werden und die Verbesserungen in der Kognitiven Leistung, die aus der
verbesserten Perzeption entstehen.
Eleonor Gibson
Sie bezeichnet ihren Ansatz als ökologisch, da sie eine Verbindung zwischen den Organismen
und ihrer Umwelt anstrebt. Sie nimmt an das Wahrnehmung (=Perzeption) IMMER aktiv
und absichtlich ist.
Erwachsene und Kinder explorieren und überwachen ihre Umwelt auf der Suche nach neuen
Cues (= Hinweisreize), die wiederum ihr Verhalte leiten.
Affordanzen ( affordances)
Jedes Objekt hat für uns einen bestimmten Nutzen – so hat z.B. Wasser den Nutzen unseren
Durst zu stillen.
Das Hauptziel der Wahrnehmung ist die Affordanzen unserer Umwelt zu erforschen.
Die Umwelt – Affordanzen werden vom Kind durch Exploration der Umwelt, selektives
Zugegen sein bei Objekten und Ereignissen und beim erlernen der verschiedene
Affordanzen von verschiedenen Objekten entdeckt.
Aus Gibson`s Theorie ergeben sich 5 Konklusionen über das perzeptuelle Lernen:
1) Wenn Kinder die Welt explorieren, steigern sie kontinuierlich ihr Wissen über die
Welt
z.B.: Ein Kind das am PC herumspielt lernt schnell, das wenn es einen Knopf drückt der
Bildschirm sich erhellt, wenn er Neu startet, eine Diskette eingeschoben werden kann …
2) Mit steigenden Alter wird perzeptuelle Exploration immer systematischer
Anfangs explorieren die Kinder die Umwelt nach einem Zufallsprinzip, während
Erwachsene und ältere Kinder nach einem System vorgehen.
z.B.: 2 Häuser – Vergleichsaufgabe
8 jährige und Erwachsene
2 Häuser werden gegenübergestellt und man vergleicht sie und nach dem man alle 6
Fenster verglichen hat kommt man zu dem Ergebnis, dass alle 2 Häuser ident sind.
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Es werden wieder 2 Häuser gegenübergestellt und man vergleicht sie, sobald man einen
Fehler bemerkt kommt man zum Schluss, dass die 2 Häuser nicht ident sind.
4 jährige
Sie sagen ident/ unterschiedlich schon wenn sie ungefähr die Hälfte der Fenster in den 2
Häusern gesehen haben, da ihre visuelle Exploration der Häuser unsystematisch ist. Das
führt dazu, dass sie bei solchen Aufgaben oft scheitern.
In einem anderen Versuch mussten 5 – 11 Jährige 1 Haus mit 6 anderen Häusern
vergleichen:
5 Jährige
Sie explorierten die Häuser mit Hilfe eines Zufallprinzips und gingen auch nicht auf die
unterschiedlichen Instruktionen ein ( 1 Haus finden das unterschiedlich ist vs. Alle Häuser
finden die unterschiedlich sind).
11 Jährige
Sie untersuchten die Häuser systematisch und glichen auch ihr Verhalten den
Instruktionen an, wenn nur 1 Haus das sich unterschied gesucht war, hörten sie auf sobald
sie dieses gefunden hatten, wenn aber alle Häuser die sich unterschieden gefragt waren,
durchsuchte sie alle Häuser.
3) Perzeptuelle Exploration wird mit steigenden Alter effizienter
Die Exploration wird effizienter, wenn der Fokus auf der Information liegt die in der
derzeitigen Situation gefragt ist, deshalb ist effiziente Exploration flexible und an die
verschiedenen Aufgaben angepasst.
4) Perzeption von nebensächlicher Information über eine Aufgabe kann sich
manchmal mit dem Alter erhöhen
Jüngere Kinder nehmen stärker als ältere Kinder und Erwachsene nebensächliche
Informationen auf, da ihre Selektive Aufmerksamkeit nicht so stark ist. Deswegen
schneide sie oft bei Recall Tasks schlechter ab, da sie sich auch nicht relevante
Informationen merken. Diese Tendenz dürfte damit zusammenhängen das Kinder anfangs
eher von einer breiten Sicht profitieren, da sie dadurch mehr Informationen über die
Welt sammeln können.
5) Mit steigenden Alter wird die Perzeption spezifischer und differenzierter
Teilweise nehmen ältere Kinder mehr Details der Form und Struktur von Objekten wahr.
Differenzierung
Fähigkeit feine Unterschiede unter den Aspekten/ Proportionen von Objekten zu machen.
Wenn man jüngeren Kindern mit dem Matching Familiar Figures Test (z.B.: es werden
Teddybären repräsentiert, die bis auf kleine Details völlig ident sind, sagen die Kinder das
alle Teddys gleich sind.) testet scheitert ein Großteil.
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Perzeptuelle Differenzierung variiert auch unter Kindern desselben Alters, das hängt
wahrscheinlich mit dem genützten Kognitiven Stil zusammen.
Kognitive Style:
1) Reflektiv
Im MFFT (Matching Familiar Figures Test) werden die Aufgaben langsam aber großteils
korrekt gelöst, da ein analytischer Informationsverarbeitungsprozess bevorzugt wird.
2) Impulsiv
Die Items im MFFT werden schnell aber eher unkorrekt beantwortet, da ein globaler
Informationsverarbeitungsprozess bevorzugt wird.
Perzeption, Aufmerksamkeit arbeiten in Kombination
Strategiewahl und anderen kognitiven Prozessen.
mit
Sprachverständnis,
Mentale Repräsentationen und Weltwissen
Konzept
Mentale Gruppierung von verschiedenen Gesamtheiten zu einer einzelnen Kategorie, auf der
Basis dahinter liegender Ähnlichkeit.
Um das Konzeptwissen von Kindern zu testen, werden Kinder gebeten Objekte zu
Klassifizieren.
Man stellt den Kinder verschieden farbige Spielsachen wie einen Cowboy, Pferde, Kühe,
Heuballen und Häuser zur Verfügung und sagt ihnen sie solle sie so Ordnen wie sie denken
das es richtig ist und dabei ihre Entscheidung begründen.
2 Jährige
Sie gruppieren die Spielsachen ähnlich wie Erwachsene, doch wenn sie fragt warum
kommen Antworten wie: Ich mag Kühe und Häuser, deswegen gehören sie zusammen.
3- 4 Jährige
Sie gruppieren die Spielsachen nach Ähnlichkeit (z.B.: Nach Farben) und begründen ihre
Entscheidung damit, dass die gruppierten Dinge gleich aussehen.
Frühes Grundschulalter
Sie Gruppieren die Sachen nach ihrer funktionellen Relation (Cowboy, Pferd & Kuh
zusammen) und begründen dies damit: Cowboys benützen Pferde um Kühe zu fangen.
> 10 Jahre
Jetzt gruppieren die Kinder nach dem vorher genannten Konzeptbegriff
Diese Art der Gruppierung ist auf die Schulische Erziehung zurückzuführen, da in Kulturen
wo kein formales Schulsystem vorherrscht gruppieren die Erwachsenen auch nach
Funktionellen Maßstäben genauso wie ältere Erwachsene in unserer Kultur.
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Untersuchungen mit alternativen Klassifikationsaufgaben, fanden heraus das Kinder viel
sophistischer sind, als man annahm.
Man zeigte ihnen einen Vogel und sagte, dass er in einem Nest lebt.
Danach zeigte man ihnen einen Dodo und sagte ihnen, dass es ein Vogel sei.
Danach fragte man sie ob der Dodo in einem Nest lebt – Kinder sagten Ja
Wenn man ihnen aber einen Pterodactyl zeigte und ihnen sagte das er ein Dinosaurier ist,
sagten die meisten 2 Jährigen das er in keinem Nest lebt.
Obwohl der Pterodactyl mehr dem Vogel als dem Dodo glich, ignorierten die 2 Jährigen diese
Ähnlichkeit bei ihrem Urteil, ob er in einem Nest lebt – Hinweis das Inferenzen eher auf
konzeptuelle statt perzeptuelle Ähnlichkeit aufbauen.
Noch jüngeren Kindern zeigte man Vögel und Flugzeuge, die von der Textur völlig ident
waren. Man lies sie mit den Vögeln spielen bis eine Habituation (= Gewöhnung) auftrat und
sie kein Interesse an anderen Vögeln mehr zeigten. Danach präsentierte man ihnen Flugzeuge,
worauf sie mit Interesse reagierten.
Man nimmt an das die Zuordnung über ein Bewegungsmuster erfolgt (Vögel bewegen sich
anders als Flugzeuge).
Repräsentation von Orten und Ereignissen
Räumliche Repräsentation ( spatial repräsentation)
Mentale Landkarten: Innen und Außen
Noch vor 5 Jahren formen Kinder eine ziemlich genaue mentale Repräsentation ihres
Zuhauses.
Angenommen ein Kind würde einen Campus betreten, wäre es in der Lage von einer so
großen und umfangreichen Umwelt eine mentale Landkarte zu formen?
Cornell, Heth & Broder
Sie luden 6 – 12 Jährige auf ihren Campus ein und machten mit ihnen einen kleinen
Spaziergang durch den Campus. Am anderen Ende des Campus wurde das Kind von der es
begleiteten Frau gefragt ob es den Weg zurückgehen könnte, mit dem Versprechen, dass sie
sich nicht verirren werden und sie Tipps gibt.
12 Jährige waren erfolgreicher als die 6 Jährigen, sie waren fast so erfolgreich wie
Erwachsene, da sie Landmarks einsetzten
Verständnismodelle von Umwelten
Wenn junge Kinder Probleme haben eine räumliche Repräsentation ihrer Umwelt
aufzubauen, wieso sollte man ihnen dann keine Karte geben?
Mit einem Skalenmodell sollten sogar Vorschulkinder keine Probleme haben. FALSCH
Die Verwendung eines Skalenmodells erfordert spezifisches Wissen, das Vorschulkinder
noch graduell entwickeln müssen.
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DeLoache & Burns
Im Standartexperiment sehen die Kinder einen Raum, der wie ein Wohnzimmer eingerichtet
ist (Couch, Kaffeetisch. Lehnstuhl etc.). Die Kinder sehen weiters ein Skalenmodell dieses
Raumes mit denselben Möbeln und den ungefähr gleichen Relationen.
Der Versuchsleiter zeigt den Kindern „Little Snoopy“ (kleines Stofftier) und erklärt das „Big
Snoopy“ im Wohnzimmer versteckt ist. Im nächsten Schritt legt er „Little Snoopy“ hinter die
kleine Couch im Modell und sagt, das „Big Snoopy“ an derselben Stelle im großen Raum
versteckt ist und das Kind muss das Stofftier finden.
Ab 36 Monate können die meisten Snoopy finden
30 Monate alte Kinder scheitern an der Aufgabe, wenn sie aber sehen, dass der
Versuchsleiter Snoopy im Großen Raum versteckt können sie ihn finden.
Das Problem beim Benützen des Skalenmodells ist, zu urteilen wo ein Objekt mit
Vollgröße versteckt ist.
Bei zusätzlichen Experimenten wurde entdeckt dass es den Kindern an and Repräsentionaler
Einsicht fehlt.
Repräsentionaler Einsicht ist das Verständnis, das ein Ding in einem Modell für ein
größeres Objekt im real – life setting steht (so verstehen 30 Monate alte Kinder noch nicht,
das der kleinen Snoopy den großen Snoopy im Wohnzimmer repräsentiert.)
Um diesen vorher besprochenen Typ von Symbol zu verstehen, wird die Dual
Repräsentation benötigt. Die Dual Repräsentation ist die Fähigkeit gleichzeitig über ein
Symbol und das von ihm symbolisiert Objekt nachzudenken. Um das Skalenmodell nutzen
zu können, muss Snoopy als Spielzeug und Hinweis auf das Versteck des großen Snoopy`s
gesehen werden.
Skripten und Spezielle Ereignisse
Viele Ereignisse in unserem Leben haben einen typischen oder standardisierten Ablauf ( z.B.:
Restaurantbesuch – zuerst bestellen, essen, Kellner winken, bezahlen, gehen). Wenn Kinder
an solchen Ereignissen teilnahmen, bilden sie schnell eine mentale Repräsentation davon.
Mit ungefähr 4 Jahren verstehen Kinder die normale Sequenz von Ereignissen in einem
Restaurant – die Kinder verstehen das Restaurantskript.
Skript
Das Skript ist eine mentale Repräsentation einer Sequenz von Ereignissen, die typisch für
einen bestimmten Kontext sind.
Was beinhaltet ein Skript/mentale Repräsentation?
1) Reihenfolge der Ereignisse
2) Infos über den kausalen Zusammenhang von Ereignissen
Der Kellner kommt um die Bestellung aufzunehmen
3) Infos über optionale Ereignisse
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Barzahlen oder mit Karte zahlen
Wenn Kinder ein Skript bilden, nützen sie dabei eine Sprache, die passend ist, um ein
Routineereignis zu repräsentieren:
1) Individuen und Gruppen von Leuten werden als „DU“ bezeichnet
2) Verwenden zeitlose Verben wie „du bezahlst“; „du bestellst“
3) Menschen werden nicht mit ihrem Namen genannt, sondern mit ihrer Rolle
Das Wissen der Kinder um Skripten ist für sie nützlich beim Verstehen von:
1)
2)
3)
4)
Ereignissen
Interpretation des Verhaltens anderer
Planung des eigenen Verhaltens
Abstrakteren Formen von Wissen (Konzept Silberbesteck  benötigt Skriptwissen
das man damit ist etc.)
Nicht jedes Ereignis kann in ein Skript umgewandelt werden, da manche Ereignisse sehr
spezifisch sind.
Von diesen Ereignissen kann aber eine mentale Repräsentation geformt werden und so
wissen schon 3jährige wen sie in Disney World sahen und was sie dort machten und das sogar
18 Monaten später noch ziemlich genau.
Gedächtnis (Memory)
Gedächtnis = Die kognitiven Prozesse die uns erlauben Information zu speichern, im
Gedächtnis zu bewahren und abzurufen.
Haben Neugeborene ein Gedächtnis?
JA (wie wäre sonst Habituation möglich)
Neugeborene zeigen Habituation auf visuelle Stimuli, Geräusche und Berührungen von
verschiedenen Objekten, sogar der Fötus im Mutterbauch zeigt Habituation
Kinder besitzen jedoch eine sehr kurze Gedächtnisspanne, deswegen wird ein schon
habituierter Reiz, wenn er nach einer kurzen Pause wieder präsentiert wird, vergessen und als
neuer Reiz betrachtet.
Swain, Zelazo & Clifton
Sie präsentierten einem 2 Tage alten Neugeborenen ein Geräusch (Beagle), wodurch das Baby
seinen Kopf in Richtung des Geräusches dreht und wiederholten dies  Baby habituiert.
Nach 24 h wurde dem Baby ein neues Geräusch präsentiert und das Baby drehte den Kopf in
die Richtung des Geräusches, wenn man jedoch wieder Beagle präsentierte zeigte das Baby
keine Reaktion  Behaltensspanne von 24h
Visual recognition memory
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Ein Paradigma mit dem Forscher untersuchen wie lange die Behaltensspanne für einen
visuellen Reiz beim Kleinkindist.
In dieser Variante der visuellen Habituation, wird ein Stimulus so lange wiederholt bis die
Kinder sich an ihn gewohnt haben. Danach tritt eine Zeitspanne ein, in welcher sie dem
Stimulus nicht ausgesetzt sind, die von Sekunden bis Wochen gehen kann. Nach dieser Pause
werden den Kindern der bekannte Stimulus und ein neuer Stimulus präsentiert und wenn
die Kleinkinder sich erinnern können, müssten sie den neuen Stimulus präferieren.
Recognition memory wird verbessert wenn:
1) Kleinkinder länger Zeit haben sich den Stimulus einzuprägen
2) Der Distraktor – Stimulus den original Stimulus nicht sehr ähnelt
Wenn die Kinder älter werden, erkennen sie Stimuli nach längeren Zeitspannen, kürzeren
Einprägungszeiten und mit kleineren Unterschieden zwischen dem alten und neuen
Stimulus wieder.
Tests der visuell recognition memory werden von vielen Forschern auch verwendet um:
1) Intelligenz zu messen
2) Die Veränderung in der Kategorisierung von visuellen Stimuli bei Kleinkinder zu
untersuchen
Rovee – Collier 1989,1995
Sie legte Kleinkinder in Kinderbett und befestigte oberhalb des Kindes ein Mobile, das Kind
konnte das Mobile durch treten mit seinen Füssen bewegen, was zu einem Lustgewinn für das
Kind führt.
Wenn man das Kind aus dem Kinderbett nimmt, wie lange kann es sich erinnern, dass das
treten mit seinen Füssen zu einem Lustgewinn führt?
Dazu entstand folgende Grafik:
Y – Achse = retention (behalten) ratio
X - Achse = Zeitspanne
Sternchen = Markieren Retention ratios die signifikant größer sind als .5, also hoch genug um
anzunehmen das die Kinder sich a die vorhergehenden Session erinnert haben.
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Der retention ratio:
Wenn die Kinder zu Beginn der Session 2 so oft mit den Füssen traten wie bei der Session 1
(so als ob sie von dem Punkt aus starten würden, von dem sie auch aufgehört haben) 
Ratio 1.0
Wenn die Kinder während Session 2 nur halb so oft strampelten wie bei Session 1  Ratio
.5
3 Monate alte Babys erinnern sich fast perfekt für mehrere Tage.
2 Monate alte Babys scheinen nach 3 Tagen vergessen zu haben was während Session 1
geschah.
Wenn die 2 Monate alten Babys statt einer Session 3 Sessionen bekamen, erinnerten sie
sich für über 2 Wochen an die Assoziation zwischen Lustgewinn ( reinforcment) und
Strampeln.
Es kommt viel auf die experimentellen Bedingungen an, wenn ich das Baby aus dem
Kinderbett herausnehme und jeden Tag vor dem Baby das Mobile zum schwingen bringe
dient dies als Reminder für das Baby und es kann sich sogar noch nach einem Monat an
das gelernte erinnern.
Andere Variationen dieses Experimentes zeigten:
1) Reminders funktionieren nur, wenn die Kleinkinder 2 Trainings – Sessionen
erhalten, wobei diese Sessionen nicht länger als 4 Tage zurückliegen dürfen.
2) Erinnerungen können modifiziert werden, durch Veränderung der Charakteristiken
und dem Timing ihrer Erfahrungen nach dem Training
Wieder der Mobile – Task, nur wurden den Kleinkindern 2 verschiedene Mobiles präsentiert.
Einen Tag später reagierten die Kleinkinder stark auf beide Mobiles, nach 3 Tagen jedoch nur
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mehr auf das neue Mobile  Kleinkinder erinnern sich nur an das was am vorhergehenden
Tag passierte
Erinnern in der Kindheit
Messung erfolgt über Digit spans (Anzahl der Zahlen die ich mir nach einmal hören so lange
merken kann, das ich sie auch wieder nachsprechen kann)
Durchschnittlicher Erwachsener  Digit span von 7
9jähriger  Digit span von 6
2jähriger  Digit span von 2-3
Wie anhand dieser Daten zu sehen ist, erhöht sich die Gedächtnisspanne mit dem Alter, aber
wie?
Dazu gibt es 4 Theoretische Ansätze:
1.Verarbeitungsgeschwindigkeit
1) Durch Vergrößerung der Gedächtniskapazität mit dem Alter
Probleme:

Kann nicht erklären, warum die Gedächtnisleistung bei Digit span, Word span &
Letter span variiert.

Veränderungen in der Gedächtniskapazität sind schwer zu testen
2) Das Verhältnis der totalen Kapazität, die für die Speicherung von Information benötigt
wird, vergrößert sich
Je älter das Kind wird desto effizienter werden die kognitiven Prozesse (Automatisation etc.),
dadurch wird mehr Platz für den Storage Space frei
Grafik:
Der Kreis entspricht dem Arbeitsgedächtnis.
Das Arbeitsgedächtnis wird jedoch unterteilt in:
1) Operating Space
Zuständig für die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Überwachung der Körperfunktionen etc.
2) Storage Space.
Zuständig für die temporäre Zwischenspeicherung von Information
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war eine Prüfungsfrage
Modell I nimmt an, das sich das Arbeitsgedächtnis, als Ganzes vergrößert, Operating und
Storage Space jedoch gleich bleiben.
Modell II nimmt an, das das Arbeitsgedächtnis als Ganzes gleich bleibt, sich das Verhältnis
von Storage Space und Operating Space ändert.
2. Gedächtnisstrategien
1) Rehearsal
Man wiederholt Information oder Wörter mental oder laut.
 Ältere Kinder nützen rehearsal effizienter als jüngere
 5jährige könnten rehearsal nützen tun es aber nicht, wenn se aber dazu anhält tun sie es,
wodurch sie effizienter sind und dadurch profitieren
In diesem Fall spricht man von einem Produktionsdefizit ( production deficiency)  Kinder
scheitern an dem spontanen Nützung von Gedächtnisstrategien, welche ihre Leistung
verbessern würde
Warum kommt das Produktionsdefizit vor?
a) Mangel an kognitiver Planung
b) Der Aufwand eine Strategie herauszuarbeiten, könnte ihre Leistung mindern
c) Kinder wissen nicht immer das die Nützung einer Strategie vorteilhaft ist
2) Elaboration
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Man verbindet 2 Items die erinnert werden sollen miteinander, indem man eine lebhafte
Vorstellung kreiert.
Versuch:
Man versteckte einen Vogel aus Sesamstrasse vor den Augen des Kindes und das Kind sollte,
sobald die Glocke läutet, den Vogel finden.
90% der 1½ - 2 Jährigen fanden das Spielzeug.
Sie nützten dafür mehrere Strategien:
1) Sie reden mit sich selbst oder dem Erwachsenen über das Versteck des Vogels
2) Sie schauen zu dem Versteck und zeigen dorthin
3) Sie gehen öfter zu dem Versteck bevor die Glocke läutet
Gedächtnisstrategien der Kinder sind kulturabhängig.
3. Erinnern und Weltwissen
Wissensbasis
Persönliches Wissen über die Welt, speziell das Wissen das benötigt wird
um neues Wissen zu integrieren und kognitive Probleme zu lösen.
Darauf baut eine dritte Theorie auf, die die Veränderungen im Erinnern zu erklären versucht:
Das Gedächtnis verbessert sich mit zunehmenden Alter, da ältere Kinder einen extensiveren
Zugang zu ihrer Wissensbasis besitzen, als jüngere Kinder.
 Vertraute Inhalte lassen sich leichter erinnern
 Kindliches Wissen beeinflusst die Interpretation von neuen Informationen
 mit zunehmenden Alter wird das Wissen organisierter, was Erinnerung erleichtert
constructive memory
Automatischer Prozess des Formens einer mentalen Repräsentation von neuer Information,
die teilweise auf der neu erhaltenen Information und teilweise auf der Information, die aus der
persönlichen Wissensbasis hinzugefügt wird beruht.
4. Metagedächtnis ( Wissen über das Gedächtnis)
Metagedächtnis (Metamemory)
Wissen der Leute über:
1) die Menge von Information, die sie in ihrem Arbeitsgedächtnis behalten können
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
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Je älter die Kinder werden desto genauer werden die Vorhersagen über ihre
Gedächtnisleistung, da ihr Wissen darüber mit den Jahren ansteigt
2) Schwierigkeit der verschiedenen Gedächtnisaufgaben
 ab der 5ten Klasse können Kinder die Schwierigkeiten unterscheiden
3) Effizients der verschiedenen Gedächtnisstrategien
 Hauptsächlich in der Adoleszenz werden Gedächtnisstrategien genützt
4) Inhalt ihrer Erinnerungen
 Schon Vorschüler wissen darüber bescheid
Ein weiterer Aspekt des Metagedächtnisses ist, sich externale Hilfe ( z.B.: Aufschreiben
von Nummern) zu besorgen, um sein Gedächtnis effizienter zu machen.
Das Metagedächtnis ist eher ein Deklaratives Gedächtnis, als ein Prozedurales Gedächtnis.
Autobiographisches Gedächtnis
Infantile Amnesie
Unfähigkeit sich an persönliche Erfahrungen während der ersten Lebensjahre zu erinnern.
Erklärungsansätze:
1) Eventuell entwickeln Kinder erst ein Autobiographisches Gedächtnis, wenn sie in der
Lage sind Geschichten über Ereignisse zu konstruieren, die das Wo, Was, Wann, Wer
und Warum enthalten. Diese Fähigkeit dürften sie durch Gespräche mit Erwachsenen über
Ereignisse erwerben
2) Das Autobiographische Gedächtnis formt sich erst aus, wenn Kleinkinder ein
Selbstkonzept entwickeln.
3) Fuzzy - trace theorie
Geht davon aus das einige Repräsentationen viele spezifische Details enthalten, währen
andere Repräsentationen eher „fuzzy“ traces (ungenaue, verschwommene Spuren)
enthalten – Repräsentationen unterscheiden sich also in ihrer Genauigkeit
Untersuchungen ergaben das die genauen Repräsentationen schneller vergessen werden
als die „Fuzzy“ Repräsentationen, das könnte die Infantile Amnesie erklären.
Autobiographisches Gedächtnis
Erinnerungen an Ereignisse im Eigenen Leben
Intelligenz
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Neben den Zugängen von Piaget, Vygotsky und der Informationsverarbeitungstheorie,
gibt es noch den psychometrischen Zugang zur Kognitiven Entwicklung.
Der psychometrische Ansatz interessiert sich für die Natur und der Messung der
menschlichen Intelligenz, wobei standardisierte Tests genützt werden um Intelligenz und
spezielle kognitive Fähigkeiten zu messen.
Definition & Messung von Intelligenz
Laut Wörterbuch:
Intelligenz = Vermögen des Menschen zu Denken und Schlussfolgern; Die Fähigkeit
erworbenes Wissen beim Problemlösen anzuwenden; Mentale Scharfsinnigkeit
Alltag:
In einer Untersuchung wurden „Laien“ (Konsumenten in einem Supermarkt, Wartende auf
Haltestellen) und Experten(Psychologen die Experten auf dem Gebiet der Intelligenz waren)
befragt, wie sei eine Intelligente Person umschreiben würden  Laien und Experten
stimmten ziemlich genau überein!!!
Aus den verschiedenen Definitionen ließen sich 3 Hauptkategorien herauskristallisieren:
1) Fähigkeit zum praktischen Problemlösen
z.B.: Schließt logisch und gut, sieht alle Aspekte eines Problems, erkennt Verbindungen
zwischen Ideen
2) Verbale Fähigkeiten
z.B.: spricht klar und gut artikuliert, verball flüssig, keine Schreibschwierigkeiten
3) Soziale Kompetenz
z.B.: Weltoffen, faire Urteile, pünktlich
Der erste erfolgreiche Intelligenztest
Im Rahmen einer kommisionellen Untersuchung von mental benachteiligten Kindern in
Frankreich, entwarfen Alfred Binet und Theodore Simon den ersten funktionierenden
Intelligenztest.
Bis dahin wurde Intelligenz auf physiologischer Basis (Reflexantworten, Reaktion auf
Sensationen und Bewegungsgeschwindigkeit) gemessen. Doch Binet & Simon verwendeten
zur Intelligenzmessung komplexe/high – level mentale Prozesse (Intelligenz ist die
Fähigkeit gut zu Urteilen, gut zu verstehen und gut zu Schlussfolgern © Binet)
Nachdem bewiesen wurde, dass ihr Intelligenz valide ist, begann Binet ab 1908 das
Durchschnittsalter festzuhalten, mit welchem die Kinder den Test bestanden und begann
aufgrund dieser Datenverteilung des Mentale Intelligenzalter festzulegen.
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Definition Intelligenzalter:
Das Intelligenzalter eines Kindes wurde durch die Tests die es bestand festgelegt.
Angenommen:
Kind A löst einen Test, den im Durchschnitt 7jährige lösen.
Kind A scheitert an dem Test, den im Durchschnitt 8 Jährige lösen.
Kind A hat ein Intelligenzalter von 7.
Das Intelligenzalter impliziert das die Intelligenz sich mit dem älter werden der Kinder
weiterentwickelt.
Terman
Revidierte Binets Intelligenztest  Stanford – Binet Intelligenztest
Er entwickelte den Intelligenzquotienten (historisch), indem er das Intelligenzalter durch
das Lebensalter dividierte und mit 100 multiplizierte
 IA/LA * 100
IQ – Paradigma (© Binet, Simon & Terman)
1) Kinder zeigen ihre Intelligenz durch ihren Erfolg beim Problemlösen
Intelligenzmessung mit Hilfe eines Sets von Standartproblemen
2) Intelligenz steigt mit zunehmenden Alter an, deshalb kann die Intelligenz von
Kindern durch den Vergleich ihrer Leistungen mit anderen Kindern desselben Altes
geschätzt werden
3) Kindliche Intelligenz kann durch den IQ präzise beschrieben werden
4) Die Score die Kinder bei einem IQ – Test erreichen, zeigt ihr intellektuelles Potential/
Lernfähigkeit
Zeitgenössische Intelligenztests (!!!!!)
1) HAWIE/ Wechsler – Bellevue Intelligence Scale ( für Erwachsene)
2) HAWIK/ WISC –III ( Wechsler Intelligence Scale for Children 3rd Edition)
3) Bayley Scales of Infant Development
4) Raven`s Progressive Matrices
5) Peabody Picture Vocabulary Test – Revised (PPVT)
6) Kaufmann – Assesment Batteries for Children (K – ABC)
7) Münchner Funktionale Entwicklungsdiagnostik
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8) Wiener Entwicklungstest (WET)
WISC – III/ HAWIK
1)Aufbau des WISC – III:
Handlungsteil
1) Bildergänzen/ Picture Completing
3) Zahlensymboltest/ Coding
5) Bilderordnen/ Picture Arrangement
7) Mosaiktest/ Block Design
9) Figurenlegen/ Object Assembly
11) Symbolsuche/ Symbol search
13) Labyrinthe/ Mazes
Verbalteil
2. Allgemein Wissen/ Information
4. Gemeinsamkeiten finden/ Similarities
6. Rechnerisches Denken/ Arithmetic
8. Wortschatztest/ Vocabulary
10.Allgemeines Verständnis/ Comprehension
12. Zahlennachsprechen/ Digit span
2) Subtestpunkteliste:
Mittelwert/Durchschnitt = 10 Punkte
S.D. = 3 Punkte
Eine S.D. bei 7 Punkten
3) Bewertung der Ergebnisse:
Kinder die den WISC – III absolvierten können einen Verbal IQ und einen Leistungs-IQ
bekommen.
Der deviation IQ (Standart – IQ)
Da die Original Berechnungsformel des IQ (IA/LA * 100) zu irreführenden Werten führen
kann, da bei jüngeren Kindern die Intelligenz schneller zunimmt als bei älteren, lässt sich
z.B.: ein 1 – Jahr – Unterschied im Intelligenzalter nicht auf ältere bzw. jüngere Kinder
übertragen ( ein 5jähriger und ein 8 jähriger mit einem Intelligenzalter von 8 werden nicht auf
die gleiche Weise Schlussfolgern) entwickelte David Wechsler den deviation IQ.
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Mit Hilfe einer Standartisierten Stichprobe (tausende Kinder verschiedener Alterstufen
wurden vor dem Erscheinen des Testes mit dem Test geprüft) wurde ein genormter
Durchschnitts – IQ mit der obligatorischen S.D. festgelegt.
Vorgang beim Testen ( nach dem deviation IQ):
1) Die Kinder bekommen für jedes Item Punkte, die Gesamtzahl der Punkte für jedes
Item ergibt den Rohwert für den gesamten Test.
2) Die erhaltenen Rohwerte werden mit den Durchschnittswerten der Standartisierten
Stichprobe verglichen und die Differenz zwischen den Rohwerten der Kinder und
dem Durchschnittswert wird verglichen.
3) Die Differenz wird in S.D. Einheiten transformiert und schließlich in IQ Punkte
übersetzt.
Stanford Binet Test



für Kinder aller Altersklassen
Fokus auf den Generellen Intelligenzfaktor ( g – Faktor)
Unterscheidet zwischen:
1) Crystalized intelligence
Messung durch Wortschatz und Verständnistests,
stark beeinflusst durch Erziehung und Sozialisation
2) fluid intelligence
Messung durch Musteranalyse & Matrizen
Keine starke Beeinflussung durch Erziehung und Sozialisation
Spezielle Tests
Bayley Scales of Infant Development
1) misst die mentale und motorische Entwicklung zwischen 2 und 30 Monaten
2) Bei älteren Kindern wird die Fähigkeit Objekte zu manipulieren, Richtungen zu folgen,
sich an den Standort von Objekten zu erinnern, Bedeutung von einfachen Wörtern zu
verstehen gemessen.
3) Die Werte werden auf einen Mental Development Index (MDI) transformiert, mit einem
Mittelwert von 100, S.D. von 16.
4) MDI Scores werden für die erste Intelligenzmessung genützt und für Längsschnittstudien
um die Stabilität von Intelligenz zu beobachten
Raven`s Progressive Matrices
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 Non - verbal
 für 6 – 17 Jährige
 Matrix muss komplettiert werden, indem man aus 6 Möglichkeiten die richtige auswählt.
 angeblich culture – fair (nicht wirklich ;-)
Pearbody Picture Vocabulary Test - Revised
 komplett verbal
 Nur ein Item
Vorgehen:
Der Untersuchende zeigt dem Kind 4 Bilder mit Tieren oder Objekten und sagt ein Wort,
dann bittet er das Kind auf das Bild zu zeige, welches am besten zu dem Wort passt.
Vorteile:
1) es werden keine technischen Apparaturen beim Testen benötigt
2) Kurze Untersuchungsdauer, unter welcher aber die Messung der Generellen Intellektuellen
Fähigkeiten leidet
Stabilität & Veränderungen des IQ

Mit steigenden Alter (gemessen von 0 – 15 Jahre) steigt die Korrelation des IQ
mit dem späteren „stabilen“ IQ immer weiter an.

IQ der mittleren Kindheit & frühem Erwachsenenalter korreliert stark mit dem
IQ mit 15 Jahren.

In früher Kindheit ist die Stabilität des IQ sehr schwach, man kann sagen im
frühen Erwachsenenalter pendelt der IQ sich auf einen weitgehend stabilen
Wert ein.

Bei den Tests fiel auf, dass die Stabilität des IQ sank, wenn die
Kritik:
Einiger Forscher nehmen an, dass diese Schwankungen im IQ auf die Intelligenztests
zurückzuführen sind.
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Sie nehmen auch an das die traditionellen Messungen an Säuglingen (Z.B.: Bayleys Mental
Development Index) die kognitiven Funktionen der Säuglinge nur sehr schlecht messen.
Die Items hängen wahrscheinlich von kognitiven Prozessen ab, die von den Prozessen die
die Leistung auf Intelligenztest beeinflussen, sehr verschieden sind.
Wenn aber die gleichen kognitiven Prozesse im Säuglingsalter & in der frühen Kindheit
gemessen werden, müssten die Werte bei den Säuglingsmessungen stärker mit den IQ Werten
in der Kindheit korrelieren.
Neue Messungen der der Säuglingskognition bestätigen diese Vorhersage.
z.B.: Visual Recognition Memory
Säuglingen wurde ein Bild gezeigt bis sie sich habituierten, wenn sie es später wieder
erkannten, bevorzugten sie ein neues Bild.
Säuglinge die eine gute visual recognition memory besitzen, haben später auch einen
höheren IQ.
Kurz zusammengefasst:
Stabilität der kognitiven Funktionen vom Säuglingsalter bis zur Kindheit konnten mithilfe
von Habituation/Dishabituation (Säuglinge die schneller habituieren haben später einen
höheren IQ) & visual recognition memory nachgewiesen werden.
Wie stark ändert sich der IQ, wenn Kinder älter werden?
Der IQ eines Kindes kann durch die Messungen der kognitiven Funktionen im Säuglingsalter
nicht eindeutig vorhergesagt werden, da jedes Kind individuell ist und zu starke
Fluktuationen auftreten können.
Untersuchungen an Dizygotischen Zwillingen zeigten, das im Alter zwischen 3 Monaten
und & Jahren starke Unterschiede (bis zu fast 40 Punkten) zwischen den beiden IQ –
Werten auftraten.
Starke Veränderungen des IQ, während der Kindheit sind üblich, in einer Längsschnittstudie
(von 2 – 17 Jahre) tauchten Fluktuationen von durchschnittlich mehr als 30 Punkten
auf, bei einem Fall sogar eine Fluktuation von 70!! Punkten.
Zusammengefasst ist der IQ von Kindern beträchtlich stabil, ist aber weitgehend starken
Änderungen unterworfen.
Genetische & Umwelteinflüsse auf die Entwicklung des IQ
Zwillingsstudien (Monozygotische & Dizygotische Zwillinge)
Ergebnis: Fast die Hälfte der Variation des IQ wird durch die Gene erklärt.
Adoptivstudien
In dieser Verhaltensgenetischen Untersuchung wurden die Daten über die IQ Werte der
Adoptivkinder, der Adoptiveltern und der Leiblichen Eltern gesammelt und verglichen
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Die Korrelationen zwischen den adoptierten Kindern und ihren biologischen Eltern erlaubte
eine Schätzung des Einflusses der Gene auf den IQ.
Gaben ihre Gene an ihre Kinder weiter, konnten aber nicht ihre Umwelt kontrollieren.
Die Korrelationen zwischen den adoptierten Kindern und ihren Adoptiveltern erlaubte eine
Schätzung des Einflusses der Umwelt auf den IQ.
Kontrollieren ihre Umwelt, gaben aber keine Gene an sie weiter.
Aus einer Längsschnittstudie geht hervor, dass der IQ der Adoptivkinder mehr den ihrer
leiblichen Mutter ähnelt, als der ihrer Adoptiveltern – Evidenz für stärkeren Genetischen
Einfluss
In einer Längsschnittstudie wurden auch Familien integriert, die schwarze Kinder adoptiert
hatten und auch eigene Kinder hatten (während des ersten Lebensjahres). Man stellte den
Bildungslevel der Adoptiveltern (15 Jahre Schulbildung) fest, welche einen
durchschnittlichen IQ von 120 hatten.
Man gab den Adoptivkindern und den leiblichen Kindern einen Intelligenztest – die weißen
leiblichen Kinder (IQ 116) und die adoptierten schwarzen Kinder (IQ 106) im Durchschnitt.
Man nahm an das die Adoptiveltern die Kinder reichhaltig stimulieren und eine erzieherisch
reichhaltige Umwelt aufgrund des hohen IQ`s bieten müssten.
Kinder die vor dem ersten Lebensjahr adoptiert wurden hatten einen IQ von 110 – Evidenz
des Einflusses der Umwelt auf den IQ
In einer follow – up Studie hatten die weißen leiblichen Kinder einen IQ von 109 und die
adoptierten schwarzen Kinder einen IQ von 99 (es wurde ein andere Test verwendet).
Es lässt sich hieraus kein eindeutiger Schluss ziehen auf die IQ unterschiede zwischen
schwarz oder weiß, das Mütter afro – amerikanischer Herkunft oft einen schlechteren Zugang
zu Pränataler Versorgung haben ...; Es ab keinen signifikanten Unterschied zwischen den
weißen leiblichen Kindern und den schwarzen Adoptivkindern.
Der genetische Einfluss auf Veränderungen im IQ
Die Veränderungen im IQ vom Säuglingsalter bis in die frühe Kindheit sind
Genotypisch bedingt.
Evidenzen:
Wenn man die Veränderungen im IQ betrachtet fällt auf, das die Veränderungen bei
Monozygotische Zwillingen (MZ) sich mehr ähneln als sie es bei Dizygotischen Zwillingen
(DZ) tun.
In Adoptivstudien untersuchte man inwieweit der Genotyp und die familiäre Umwelt
Veränderungen im IQ über 10 Jahre hinweg beeinflusst.
1) Variationen der IQ Werte mit 7 Jahren wurden teilweise durch den Genotyp und teilweise
durch die Umwelt erklärt.
2) Veränderungen der IQ Werte zwischen 7 – 17 Jahren, können eher durch den Genotyp
erklärt werden, da die Umwelt ziemlich gleich bleibt.
© Student
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Genotyp hat sicher einen Einfluss, über den Umweltbedingten Einfluss können derzeit noch
keine klaren Aussagen gemacht werden.
IQ Werte und die Familienumwelt
Confluence Modell (© Zajonc)
Er nahm an, dass der IQ eines Kindes von den kombinierten Einflüssen/Konfluenzen aller
Beiträge von jedem Familienmitglied zur Intellektuellen Entwicklung des Kindes abhängt.
In späteren Untersuchungen wurden viele Annahmen von Zajonc widerlegt (z.B.:
Geburtsrang, Größe der Familie … hat einen Einfluss auf IQ).
HOME ( Home Observation for Measurement of the Environment)
Hier wird die Familiäre Umwelt direkt beobachtet, um den Einfluss auf den IQ der Kinder zu
messen.
Vorgangsweise:
Ein Erwachsener besucht für circa 1h die Familie und stellt Beobachtungen über:
1) Anzahl der verfügbaren Spielsachen & Lernmaterialien
2) Wie die Mutter/ regulärer Versorger mit dem Kind interagiert
Weiter wird die Mutter interviewed, um an mehr Informationen zu gelangen.
Subskalen:
1) Verbale & emotionale Verantwortung der Mutter
2) Akzeptanz des Kindes
3) Mütterliche Involviertheit mit dem Kind
4) Möglichkeiten der Variation der täglichen Stimulation
5) Versorgung mit altersgerechten Spielzeug
In einer Längsschnittstudie ergab sich, das Kinder mit höheren Werten auf der HOME Skala
auch höhere IQ`s hatten (Alter von 12, 24 & 36 Monaten).
Besonders starken Einfluss hatten die Subskalen Mütterliche Involviertheit und
Versorgung mit altersgerechten Spielzeug.
HOME – Werte haben aber keinen Einfluss auf spätere IQ – Werte.

© Student
Es zeigte sich, dass Kinder mit eher hohen HOME Werten, bei den
Schwankungen einen niedrigeren Abfall zeigten als solche mit mittleren
oder niedrigen Werten.
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
Eine Studie zeigte, dass der Abfall im IQ bei Kindern zwischen 2 – 4 Jahren
mit niedrigen HOME – Werten in Verbindung gebracht werden kann

Man kann annehmen, dass die kindliche Umwelt die Intellektuelle
Entwicklung im Säuglingsalter und Kindheit beeinflusst.
Einwände:
1) Hochintelligente Eltern könnten ihre Gene an ihre Kinder weitergeben  hochintelligente
Kinder
2) Hochintelligente Eltern kreieren eine hochstimulierende Umwelt
3) Die Korrelationen zwischen der kindlichen Umwelt und ihrem IQ könnte die passive
Genotyp – Umwelt – Beziehung reflektieren.
4) Korrelationen zwischen den HOME – Werten und IQ entstehen dadurch, dass beide Werte
mit dem elterlichen Genotyp zusammenhängen.
Aber:


Valide für Umwelt – IQ Beziehungen, erklärt aber nicht ganz die HOME – IQ
Relation
Wenn die Korrelation vollständig von dem elterlichen Genotyp abhängen,
sollten sie 0 bei Adoptivstudien sein (nicht der Fall).
Zusammengefasst lassen viele Daten darauf schließen, dass die kindliche Umwelt (das
Zuhause) einen Einfluss auf die Entwicklung ihres IQ `s hat.
IQ und Beschulung
Beschulungsprogramm in den U.S.A. – man wollte durch Schulprogramme den IQ von
minder begabten Kindern steigern. Bei einer Untersuchung zeigte sich, dass die Kinder die
daran teilnahmen, einen höheren IQ hatten, als solche die nicht teilnahmen.
Jahre später relativierte sich dieser Unterschied jedoch, da der Anstieg im IQ nicht stabil
war.
Ang.:
5 Jahre alt bis 1. Dez. um sich für den Kindergarten anzumelden.
Kind 1  geboren am 29. November, 5 Jahre alt
Kind 2  geboren am 2. Dezember, 5 Jahre alt (muss sich 1 Jahr später anmelden).
Kind 1 ist eine Schulstufe höher, aber jünger.
Kind 2 ist eine Schulstufe darunter, aber älter.
Wenn man die beiden Kinder vergleicht, kann man messen, was mehr Einfluss auf den IQ hat:
Alter oder Schulstufe.
© Student
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Mit zunehmendem Alter steigen die intellektuellen Fähigkeiten, aber es zeigte sich, dass mit
dem Eintreten in die nächste Schulstufe die intellektuellen Fähigkeiten sprunghaft und
somit stärker anstiegen.
Evidenzen dafür, dass die Beschulung einen stärkeren Effekt , als das Alter hat:

Bei einem arithmetischen Test zeigte sich, dass ein zusätzliches Schuljahr im
Vergleich zu einem zusätzlichen Altersjahr, die Leistung um das 3fache
verbesserte.

Bei allen Tests hatte die Beschulung einen stärkeren Effekt, als das Alter.

Während der Sommerferien, sank der IQ der Schulkinder

Wenn die Kinder nicht die Schule besuchen konnten, sank ihr IQ

IQ von Erwachsenen sinkt nach dem Schulabschluss
Gründe, dafür das diese Beschulungen fehl schlugen:
1) Die Schüler erhielten dieselben Instruktionen (Gruppe ohne Beschulung & Gruppe mit
Beschulung)
2) Der Versuch der Verbesserung sollten kontinuierlich
Um wie viel kann der IQ angehoben werden?
An einer Studie zeigte sich, dass Kinder die in frühen Jahren (Säuglingsalter) an einem
intensiven Förderprogramm teilnahmen, mit 12 einen um 5 Punkte höheren IQ als die
Kontrollgruppe hatten.
Untersuchungen an der Population zeigten (Normierung eines Intelligenztestes oder spätere
Revision des Intelligenztestes), dass der IQ in der Population stetig ansteigt (circa 1 IQ –
Punkt pro Jahr).
Man Unterscheidet zwischen:
Nonshared environment
Umwelt die nicht von allen Kindern in einer Familie, Schulklasse oder Schule geteilt wird.
z.B.: Physische Krankheit, Geburtsrang, unterschiedliche Behandlung
Shared environment
Umwelt die von allen Kindern in der Familie, Klasse oder Schule geteilt wird.
© Student
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Die Tatsache, dass sich der IQ über die Jahre erhöhte, läst Zweifel über die Genauigkeit der
Intelligenztestes aufkeimen, da es keine weiteren Beweise dafür gibt das die Intelligenz
wirklich stieg.
Ist Intelligenz mehr als IQ?
Triarchisches Theorie ( © Sternberg)
Er unterscheidet hier zwischen analytischer, praktischer und kreativer Intelligenz.
Analytische Intelligenz
Hier sind Informationsverarbeitungsprozesse verantwortlich für intelligentes Verhalten
(Bestimmung der besten Lösungsstrategie, Kombination von alter und neuer Information etc.)
Kreative Intelligenz
Hier legt Sternberg sein Augenmerk auf 2 Sachen:
1)Wie geht das Kind mit völlig neuen Problemen/Anforderungen um?
2) Wie gut geht das Kind mit bekannten Problemen/Anforderungen um – wie gut ist hier
die Automatisation?
Praktische Intelligenz
Intelligente Kinder variieren ihr Verhalten so, dass es passend zur gegenwärtigen Situation ist.
Intelligente Kinder versuchen den Kontext indem sie arbeiten zu verbessern, sodass er besser
ihre Skills und Präferenzen abdeckt.
H. Gardner
Intelligenz ist die Fähigkeit Probleme zu lösen und Dinge zu kreieren die in der Kultur von
Wert sind.
Er unterscheidet zwischen logisch - mathematischer, linguistischer, musikalischer,
kienästhetischer, inter - & intrapersonaler Intelligenz.
logisch – mathematische Intelligenz
Wissenschaftler die Hypothesen testen
linguistische Intelligenz
Dichter wie Shakespeare
musikalische Intelligenz
Konzertpianist
kienästhetische Intelligenz
Verwendung der Gliedmaßen und Muskeln – Athlet, Sänger
© Student
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interpersonale Intelligenz
Fähigkeit die Fähigkeiten, die Stimmung & das Temperament von Menschen zu erkennen
intrapersonale Intelligenz
Volles Bewusstsein der eigenen Emotionen und die Fähigkeit der Unterscheidung
verschiedenster Emotionen
Schulische Anstrengung & Motivation zur Anstrengung
Mastery – oriented & Helpless
mastery – oriented
Studenten die schulisches Versagen auf interne Gründe zurückführen (zu wenig gelernt etc.)
und deshalb glauben das erhöhte Anstrengung ihre Leistungen verbessern kann.
helpless
Studenten die schulisches Versagen auf externale Gründe zurückführen, die sie nicht
kontrollieren können und deshalb glauben das erhöhte Anstrengung sowieso sinnlos ist.
Versuch:
Studenten bekamen einen kurzen Fragebogen der die Kausale Attribution maß, indem er sie
nach Versagen in der Schule befragte und worauf sie das zurückführten: Internale
Attribution (selbst Schuld) oder externale Attribution (äußere Umstände sind Schuld).
Studenten mit internaler Attribution wurden als mastery – oriented eingestuft
Studenten mit externaler Attribution wurden als helpless eingestuft.
Studenten mussten ein Psychologisches Booklet lesen und mussten dazu Fragen beantworten.
Gruppe 1: Bekam ein verwirrend geschriebenes Kapitel.
Gruppe 2: Bekam ein normal geschriebenes Kapitel.
Wie werden die beiden Gruppen auf spätere Kapitel reagieren?
mastery – oriented: Sie lernten die späteren Kapitel auch gut und ließen sich nicht durch das
verwirrende Kapitel beeinflussen.
helpless: Nur wenige lernten die späteren Kapitel gut, die meisten ließen sich durch das
verwirrende Kapitel beeinflussen.
© Student

Kinder die eine Tendenz zur Hilflosigkeit (helplessness) zeigen, zeigen auch
niedrigere schulische Leistungen.

Einige Kinder sind „underachievers“ – sie zeigen eine schulische Leistung die
weit niedriger ist, als man für ihren IQ erwarten würde.

„underarchievers“ attribuieren ihre Leistungen eher auf externale (leichter Test
etc.) als auf internale Faktoren.
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Leistungsziele
Studenten mit Tendenz zur Hilflosigkeit

Sie verfolgen ein Leistungsziel

Sie wollen ihre Kompetenz zeigen und es vermeiden von anderen für dumm
gehalten zu werden
mastery – oriented Studenten

Sie verfolgen ein Lernziel

Sie sehen Probleme als Herausforderungen & wollen lernen wie man sie löst

Fehler werden erwartet und als hilfreiches Feedback verwendet um bessere
Lösungsstrategien zu verwenden
In Schulen gibt es mehrer Leistungsziele:
1) Meistern von Aufgaben/ mastery - oriented
Kinder wollen neues lernen, die Motivation ist neues zu lernen.
Hatten die besten Noten in wissenschaftlichen Fächern
2) Ego – sozial/ Hilflosigkeit
Andere Kinder sollen denken, dass sie klug sind; Wollen besser als andere Mitschüler sein
3) Arbeit vermeidend
Wollen so wenig wie möglich sich anstrengen
Schlechtere Noten in wissenschaftlichen Fächern
4) Ego – sozial & mastery - oriented
Mittelgute Noten in wissenschaftlichen Fächern
Sogar bei Vorschulkinder können unterschiedliche Leistungsziele unterscheiden werden:
1) Suchen sich in Anwesenheit von Erwachsenen leichte Puzzles aus, die sie lösen
können, scheitern sie aber zeigen sie negative Emotionen und betätigen sich nicht
mehr (Hilflos).
2) Suchen sich schwere Puzzles aus, die sie nicht lösen konnten, da sie zum Lernen
motiviert sind (mastery – oriented)
Kindliche Theorien über Intelligenz
Hilflose Kinder haben eine Ganzheitliche Theorie über Intelligenz:
© Student
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Sie sehen Intelligenz als globales & stabiles Konstrukt an – man kann sein Wissen, aber nicht
seine Intelligenz steigern. Da Intelligenz stabil ist, sehen sie ihre Intelligenz als generell an
und vergleichen ihre Leistungen mit denen von anderen und unternehmen auch keinen
Versuch ihre Leistungen zu verbessern.
mastery – oriented Kinder haben eine incrementale theorie über Intelligenz:
Sie sehen Intelligenz als Set von Fähigkeiten, die man zu einer bestimmten Zeit hat. Sie
beurteilen ihre Intelligenz dadurch, wie viel sie zu ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten (Skills)
hinzufügen können wenn sie neue Probleme lösen.
Sie glauben, dass man dieses Repertoire von Fähigkeiten durch Übung, Training und
Anstrengung verbessern kann.
Erwartungen & Werte
Erwartungs – Wert Theorie der Leistungsmotivation
Schüler die einen Erfolg erwarten sind natürlich motivierter als solche die eher
ein Versagen erwarten.

Kritisch für die Motivation eine schulische Leistung zu erbringen ist, wie
wertvoll dieser Erfolg für den Schüler ist. Ist das Leistungsziel von Wert, wird
er sich auch anstrengen.

Schulisch erfolgreiche Schüler bewerten Leistung höher, als solche die
weniger erfolgreich sind.

1980 waren erwachsene Mädchen gleich gut in Mathe wie erwachsene Jungen
(geringe Unterschiede für die Erfolgserwartung). Es meldeten sich aber mehr
Jungs als Mädchen für höhere Mathe – Kurse an, da die Mädchen diese Kurse
niedriger bewerteten.
Entwicklung der Leistungsmotivation
Mastery motivation
Motivation über seine Umwelt zu lernen und Kontrolle darüber zu erlangen
Leistungsmotivation hat ihre Wurzeln im Säuglingsalter, diese Leistungsmotivation wird oft
mit der mastery motivation umschrieben.
Um mastery motivation zu messen, beobachten Forscher die Kinder, wenn sie ihre Umwelt
explorieren oder versuchen Probleme zu lösen.
Säuglinge
Sie zeigen mastery motivation durch Lenkung der Aufmerksamkeit auf neue Objekte.
9 Monate alte Kinder (sensomotorisches Stadium, Intentionalisierung)
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Hier zeigt sich die mastery motivation dadurch, dass ihr Versuch die Umwelt zu
kontrollieren persistent ist.
18 Monate
Fangen an ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten, wie andere auf ihre Leistungen reagieren.
Sie bemerken auch das andere sie, für die Nichtvollendung einer Aufgabe bewerten können
(rufen z.B.: ihre Mutter, wenn sie ein Puzzle fertig haben).
Wenn sie versagen, vermeiden und es beobachtet sie dabei jemand, vermeiden sie mit dieser
Person den Blickkontakt.
≥ 3 Jahren
Ab jetzt verändert sich die Leistungsmotivation dramatisch.
Während Erwachsene zwischen Fähigkeiten & Anstrengung differenzieren, machen Kinder in
diesem Alter diese Differenzierung nicht – sie müssen sie erst lernen.
Ebenen der Differenzierung zwischen Fähigkeit und Anstrengung:
Ebene 1

Anstrengung oder das Resultat wird als Fähigkeit gesehen.

Anstrengung, Fähigkeit oder Leistungsresultate werden unsauber als
Ursache & Wirkung differenziert

Kinder zentrieren sich hier auf die Anstrengung (Personen die härter
arbeiten, werden als klüger eingestuft, selbst wenn sie niedrigere Werte
erreichen) oder Ergebnissen (Personen mit hohen werden als hart arbeitend
eingestuft – selbst wenn sie das nicht sind – und als klüger)

Nur Anstrengung beeinflusst das Ergebnis

Personen die härter arbeiten sind immer erfolgreich.

Anstrengung wird als der Grund für ein Resultat gesehen.

Anstrengung und Resultat werden als Ursache & Wirkung differenziert.

Ältere Kinder erkennen schon, dass der Junge, der wenig arbeitet und trotzdem
erfolgreich ist, klüger sein muss.

Sie differenzieren
Anstrengung
Ebene 2
Ebene 3
© Student
schon
teilweise
klar
zwischen
Fähigkeit
und
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
Erkennen, dass Anstrengung nicht der einzige Grund für Erfolg ist

erst ab 11-12 Jahren differenzieren die Kinder vollständig zwischen
Anstrengung und Fähigkeit

Fähigkeit wird als Kapazität wahrgenommen.

Erkennen das Fähigkeit die Leistung mindern oder erhöhen kann
Ebene 4
Wenn Kinder nun die Sicht der Erwachsenen übernehmen, kann das dazu führen, dass sie
auch die Sicht übernehmen, dass Intelligenz stabil ist.
Wenn sie sich für einen Test vorbereiten und durchfallen, könnten sie das Gefühl bekommen
sie seien dumm.
Dagegen sollte man folgendes unternehmen:
1) Kinder ermutigen, Fehlschläge als Mangel an Anstrengung, statt als Mangel an Fähigkeit
zu sehen
2) Kinder ermutigen, Lernen als Nutzen für sich selbst zu bewerten
3) Sollten lernen – und als Erwachsene daran erinnert werden - dass Intellektuelle Fähigkeiten
durch Training & Anstrengung verbessert werden können.
Soziale Intelligenz
In einer Längsschnittstudie wurden 1.500 Kinder mit einem IQ von 135 durch ihr Leben
begleitet.
Lehrer beschrieben sie als ehrlich, fröhlich und Selbstbewusst und in der Beliebtheit waren sie
im Durchschnitt. Sie waren emotional stabil, heirateten/ ließen sich Scheiden wie der
Durchschnitt und waren nicht durchschnittlich oft wegen psychischer Krankheiten im Spital.
Beruflich hatten sie Top – Positionen und sie befanden sich selbst als hoch
zufrieden/glücklich aber nicht höher als andere Erwachsene.
Lesen lernen und Buchstabieren
Die deutsche Orthographie basiert auf einem Buchstabensystem.
Die Buchstaben bilden Laute ab  Orthographie = Phonographie
Die Grapheme ( N bei Nase) sind Teile der Phoneme (=Sprechlaute).
Grapheme dienen dazu Wörter zu unterscheiden
Sch; ch; ie; sind mehrbuchsstabige Grapheme (bilden Phoneme ab)
Eu,; ei; sind Zwielaute
Ks; sind Lautabfolgen
Bei der Sprache werden Laute miteinander „verschliffen“
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(= Koartikulation)
In der Orthographie sind die Phonem – Beziehungen sehr konsistent, im Gegensatz zu
den Phonem – Graphem Beziehungen ( viel, fiel).
Im italienischen & finnischen sind die Phonem – Graphem & Graphem – Phonem
Beziehungen sehr konsistent.
Das Englische ist sehr konsistent: Graphem a  hand, garden, hate, cought …
Wesentlich beim Schreiben ist das Alphabet:
Wesentliche Laute werden rausgehört und in Buchstaben umgewandelt.
Orthographische Regularität
Orthographische Regularität ist eine konsistente Beziehung zwischen Lauten einer Sprache
und der Methode sie niederzuschreiben.
Theorien zum Leseerwerb
1) Frith ( nur für Englische Kinder)
Postulierte 3 Phasen:
1) Logographische Phase

Kinder bilden ein visuelles Vokabular von Wörtern, die durch ihre Markantheit
erkannt werden (z.B.: MC Donald`s Zeichen)

Einzelne Buchstaben werden nicht beachtet

Kind kann nur Wörter lesen, die es kennt
2) Alphabetische Phase

Einzelne Buchstaben werden beachtet

Kind lernt Grapheme in Phoneme umzuwandeln, indem es das Alphabet und
Buchstaben – zu – Laut Regeln nützt

Kann versuchen unbekannte Wörter zu betonen

Erfolgreiches betonen von regulären Wörtern, scheitert aber an irregulären
Wörtern
3) Orthographische Phase
© Student
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
Kind entwickelt eine orthographische Strategie und zerteilt Wörter in
Orthographische Units

Diese Units sind größer als in der alphabetischen Ebene und werden nicht in
einzelne Phoneme übersetzt.

Kann irreguläre Wörter betonen, wenn diese ähnlich einem bekannten Wort sind.

Alphabetische Strategie wird immer noch genützt um neue Wörter zu betonen
2) Goswani & Bryant (1990) Lesen per Analogie
So ist der Silbenstrang HAND zerlegbar in:
1) H (Silbenbeginn)
2) AND (Silbenreim)
So beinhaltet Lesen per Analogie, das Vergleichen zwischen Wörtern mit ähnlichen
Buchstabiermustern und solchen mit gleichen Reimen.
So sollte ein Kind das BEND und TENT kennt, fähig sein BEND zu lesen, indem es die
Analogie des Beginns B im ersten Wort und den Reim ENT im zweiten Wort nützt.
Goswani

zeigte in Studien das 5jährige per Analogie lesen können
Zuerst präsentierte sie den Kinder unbekannte Wörter um sicherzustellen, dass diese nicht
Lesen konnten. Dann präsentierte sie den Kindern ein Cue – Wort (WEAK) und erklärte
ihnen wie es betont wurde.
Danach zeigte sie ihnen aus den unbekannten Wörtern ein Wort das etwas gemeinsam hatte
mit dem Cue – Wort (z.B.: BEAK – teilt den Reim mit WEAK) oder ein Wort das den
Anfang und den Reim mit dem Cue – Wort gemeinsam hatte (z.B.: WEAN).
Als Kontrollwörter verwendete sie Wörter die nichts mit dem Cue – Wort gemeinsam hatten
(LAKE; BASK).
Ergebnis:
Jüngere Kinder konnten nur Wörter lesen, die den Beginn und den Reim mit dem Cue –
Wort gemeinsam hatten.
Ältere Kinder konnten auch Wörter lesen, die nur den Anfang mit dem Cue – Wort
gemeinsam hatten.
Lesen per Analogie dürfte mit zunehmendem Alter flexibler werden.
Kritik:
1) Ist Lesen per Analogie wirklich eine Lesestrategie, oder wurde es nur durch das Lesen
induziert?
© Student
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2) Ehri & Robbins (1992)
Lesen per Analogie setzt die Kenntnis einiger Graphem – Phonem Korrespondenzen voraus.
3) Im deutschen keine Evidenzen für Lesen per Analogie
Bradley & Bryant
Sie gaben den Kindern Reimerkennungsaufgaben wie
HAND – WAND – SAND - HASS
Welches Wort reimt sich nicht?
Wimmer, Landerl & Scheider
Reimerkennung sagt Lese – und Rechtschreibschwäche in der 3 & 4 Schulstufe vorher.
Schriftspracherwerb in Braille (= Blindenschrift)
Der Leseerwerb in Braille dauert wesentlich länger als bei der lateinischen Schrift.
Barlow – Brown (1996)
Sehende Vorschulkinder lernen Braille – Buchstaben


visuell oder tastend
normale Größe oder vergrößert
Lernten Braille schneller, wenn sie es visuell erfassen konnten, besonders bei vergrößerten
Braille – Buchstaben.
Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb
Entwicklungsbedingte Dyslexie/ Legasthenie
Frühe Symptomatik:



Graphem – Phonem Korrespondenzen (b/d) – verwechseln ähnliche Phoneme
lautierendes Lesen
lautorientiertes Schreiben (Wörter werden in Laute übersetzt und verschriftlicht)
Spätere Symptomatik:


niedrige Lesegeschwindigkeit
Schreibung ist lauttreu, aber orthographisch falsch
Hyperlexie
Leseleistung ist besser als die kognitive Entwicklung – Personen können lesen, verstehen das
Gelesene aber nicht ganz.
Wimmer, Landerl und Frith
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Verglichen Englischsprachige und Deutschsprachige Dyslektische Kinder miteinander
Wörter Milk – Milch, butter – Butter,
Nichtwörter bilk, Bilch
Die deutschsprachigen Kinder schnitten besser ab auch bei langen unbekannten und
Nichtwörtern.
Lesen von Nichtwörtern und langen unbekannten Wörtern verlangt phonologisches Kodieren,
da die deutsche Sprache im hohen Masse orthografisch ist, ist der erste Versuch der einer
Laut – zu – Laut Betonung eines Nichtwortes korrekt und das bedeutet eine geringere
Beanspruchung des Kurzzeitgedächtnisses.
Bei den englischsprachigen Kindern ist der Versuch ein unbekanntes Wort zu betonen oft
nicht korrekt, wegen der hohen Irregularität, deshalb müssen die Phoneme länger im
Kurzzeitgedächtnis bleiben und so lange rekombiniert werden, bis eine korrekte
Betonung erreicht wird.
Mögliche Ursachen für Probleme beim Schriftspracherwerb:
1) Phonologisches Defizit
Wenn Kinder bei der gesprochenen Sprache nicht verstehen, das diese mit der Schriftsprache
zusammenhängt.
2) Theorie des Wortbildes (eher unwahrscheinlich)
Gute Rechtschreibung hängt davon ab, wie gut man sich die Wörter merken kann.
Orthographische Repräsentationen
Sie sind keine Wortbilder, sondern enge Vernetzungen mit dem Sprachwort.
Mit zunehmendem Training wird die Orthographische Repräsentation schneller aktiviert
Legastheniker
Bei ihnen ist die Orthographische Repräsentation gleich, nur „verwackelter“
© Student
Entwicklungspsychologie B (Landerl)
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Es könnte sein, dass die phonologische Repräsentation nicht vorhanden ist oder das sie bei
der phonologische Repräsentation ein Defizit haben, aufgrund eines neurologischen
Schadens.
Theorien der Verursachung der Legasthenie:
1) Phonologisches Defizit Hypothese


am weitesten verbreitet
ICD – 10 … es scheint, dass Lese – wie Rechtschreibschwäche sich zum teil von
einer Störung der phonologischen Analyse herleiten.
2) Visuelle Verursachungstheorien


visuelles Gedächtnis (Orton 1937); d –b und was – saw Verwechslung
die Augenbewegungen beim Lesen sind beeinträchtigt
3) Defizit in der zeitlichen Verarbeitung


Tritt nur bei circa 40% der Dyslektiker auf – wahrscheinlich nicht kausal
Legastheniker können schnellveränderliche Stimuli schwer wahrnehmen (Hören zu
langsam)
4) Automatisierungsdefizit

Balancieren unter dual – task Bedingung  Kinder mussten Balancieren und nebenbei
andere Sachen durchführen, wenn die Automatisation nicht richtig funktioniert, sollten
sie dabei sehr häufig Fehler machen

Problem: Viele Legastheniker leiden auch unter ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit
Hyperaktivitätsstörung), und dadurch scheitern sie oft an diesem dual – task.
Theoret. Annahme
5) Mini – neglect

Mini – neglect ist die Ursache für Legasthenie
Lesen lernen in anderen Schriftsystemen
Logographische Schriften
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1 Schriftzeichen = 1 Wort (z.B.: Chinesisch)
Silbenschrift
1 Wort = 1 Silbe (z.B.: Japanisch)
Piktographische Zeichen(z.B.: Verkehrszeichen)
Sie ist eine Symbolschrift und besitzt keine eindeutige Sprachzuordnung
Japanisch
Besitzt sehr viele Homonyme (Wörter die gleich klingen, aber etwas anderes bedeuten.
Besitzt 2 Kana – Schriften:
1) Hirogana
2) Katagani ( nur für Fremdwörter keiki = cake)
Kanji
In der japanischen Sprache chinesische Schriftzeichen
Kimura & Bryant (1983)
Verglichen japanische Kinder beim Lesen von Kanji & Kana und konnten zeigen, dass die
Kinder verschiedene Strategien für das Lesen der Silbenschrift (Kana) und der
logographischen Schrift (Kanji) nützen.
Kinder mussten Karten mit Wörtern und Bildern sortieren.
Richtig: Wort und Bild passen zusammen
Falsch: Wort und Bild passen nicht zusammen
Bei 50% der falschen Bilder waren Wörter einem Wort, das das Bild beschrieb sehr ähnlich,
damit sollte eine logographische (also visuelle) Strategie beeinträchtigt werden. Einfluss auf
das Lesen von Kanji.
Kinder mussten auch Silben ständig laut wiederholen, damit sollte eine alphabetische
Strategie beeinflusst werden. Einfluss auf das Lesen von Kana.
Vorhersage der Leseleistung
Phonologisches Bewusstsein (explizites Verstehen der Lautstruktur)

Statistischer Zusammenhang mit dem Lesen lernen, aber welche Leistung kommt
zuerst?

Problem: Die frühe Leseleistung wird im Kindergarten noch nicht erhoben

Training des Phonologischen Bewusstseins erleichtert den Leseanfang

Aber: Erwachsene portugisiesche Analphabeten besitzen kein Phonologisches
Bewusstsein sowie erwachsene Chinesen
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
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Heute wird in dieser Hinsicht einer Interaktionistische Sichtweise vertreten
Beim Lesen lernen wird erst die links – rechts Orientierung relevant.
Defizite im Leseverständnis
Sie sind zumeist die Folge von Schwierigkeiten in den basalen Lesefertigkeiten
(Lesegenauigkeit & Lesegeschwindigkeit).
Spezifische Defizite (Oakhill & Yuill)
Normale Wortlesegeschwindigkeit (wurde nicht erhoben!!), aber schlechtes Verständnis von
Texten.
3 problematische Aspekte:
1) Ziehen von Inferenzen
2) Erfassen der Struktur eines Textes (wer sind die Hauptpersonen, Motive,
Zusammenhänge etc)
3) Comprehension monotoring – was wurde verstanden und was nicht. Eventuell
zurückgehen um die fehlende Information zu suchen.
Leseerwerb bei Gehörlosen Kindern



um mehrere Jahre verzögert
Schlechtes Verständnis der Zusammenhänge zwischen Lauten und Buchstaben
Unklar: Verwenden auch Gehörlose Phonologie zum Lesen?
Pseudohomophoner Effekt !!!!
Ist das ein Wort?
HOAM
REED
In einigen Studien weisen junge Gehörlose einen Pseudohomophonen Effekt auf, aber nur
geringer als bei hörenden Kindern.
Ältere Gehörlose zeigen einen Pseudohomophonen Effekt.
Phonologisches Bewusstsein
© Student
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Kinder mit einem gut ausgeprägten phonologischen Bewusstsein machen gute Urteile über die
Ähnlichkeit von Reimen und Anfangslauten  ermöglicht ihnen einen „Blitzstart“ beim
Leseerwerb.
Das Phonologische Bewusstsein kann wie folgt unterteilt werden:
1) Silbenbewusstsein
Fähigkeit Laute innerhalb von Wörtern zu analysieren.
* Obwohl Silbenbewusstsein den Leserfolg in orthografisch irregulären Sprachen
vorhersagt, gilt das Selbe nicht für Sprachen mit einer hohen orthografischen Regularität
(z.B.: Deutsch)
2) Phonembewusstsein
Fähigkeit Phoneme innerhalb von Wörtern zu erkennen & zu manipulieren

Wichtig für den Leseerwerb, da die Kinder durch das Erkennen der Phoneme in den
Wörtern fähig sind, Korrespondenzen zwischen Phonemen & Graphemen herzustellen

Starker Lesealter Prediktor

Entwickelt sich durch das Lesen
Gentry
Nimmt 5 Ebenen des Buchstabierens an:
1) Frühe Schreibversuche
Kinder schreiben spontan Wörter, wobei die Buchstabensequenz zufällig ist und nichts mit
dem Zielwort zu tun hat. Kein Verständnis für die Beziehung zwischen Buchstaben und
Lauten.
2) Vorphonemische Phase
Kinder Erkennen langsam den Zusammenhang und inkludieren Wörter, die die Laute in
einem Wort reflektieren. (z.B.: LEFT bei ELEPHANT)
3) Phonetische Ebene
Kinder entwickle graduell eine Buchstabierung, wo alle Laute durch Buchstaben
repräsentiert werden. Die Wörter werden aber noch falsch buchstabiert. (z.B.: EGL für
EAGLE)
4) Transitionale Ebene
Das Kind inkludiert nun in jeder Silbe einen Vokal (EAGUL statt EAGL).
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Entwicklungspsychologie B (Landerl)
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Beginnt gemeinsame Buchstabensequenzen zu verbinden (AI; EAEE).
5) Korrektes Buchstabieren
Kind versteht nun die verschiedenen Regeln des Buchstabierens inklusive der Verwendung
von stillen und Doppelkonsonanten.
Im Englischen scheint eine visuelle, alphabetische und orthografische Strategie wichtig zu
sein, während in orthografisch regulären Skripten nur eine orthografische Strategie nötig
scheint.
Rechenerwerb
Auch Babys können zählen
Untersuchung mit Hilfe des Habituationsparadigma:
a)
Figur hüpft 2×  HABITUATION
Figur hüpft 3×  DISHABITUATION
b)
Kasten mit einer Puppe, Szene wird verdeckt und eine 2te Puppe wird hinzugegeben oder
weggegeben.
1+ 1= 2
2 – 1= 1
Die Habituation ist nicht nur auf die visuelle Wahrnehmung fixiert – sie funktioniert auch
bei der auditiven Wahrnehmung.
Babys erkennen richtige/falsche Rechengänge
Dafür gibt es 2 Erklärungsansätze:
1) Akkumulator (Aufsammlung)
Impulse, die in einer ständigen Rate generiert werden, werden zu der zugehörigen Anzahl der
Items, die gezählt werden, aufsummiert.
2) Subitierung (= Simultanerkennen)
Bis zu 4 – 5 Objekte können auf einmal erfasst werden, ab 4 Objekten steigt die Zeit für
Zählprozesse kontinuierlich an.
Dyscalculie
Es wird extrem viel Zeit zum Zählen benötigt.
Zählen lernen(verbal)
© Student
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Eins – zu – Eins Prinzip
Jedem Objekt muss eine Zahl zugeordnet sein
Es ist UMSTRITTEN AB WANN Kinder das beherrschen
 Kinder <5 können nach dem eins – zu eins – Prinzip nur zählen, wenn die Zahlen
linear vorgegeben sind.
Nunes & Bryant
Wenn Kinder ihre Fähigkeit zu zählen auf die formale Mathematik anwenden, müssen sie
vom reinen Objekte zählen abweichen, und Additionale Prinzipien, die sich mit geschriebenen
Zahlen befassen, meistern.
Fuson
Fand heraus das Kinder sich beim Zählen leichter tun, wenn die Objekte in einer Linie
aufgestellt sind (5jährige waren fähig bis zu 40 Objekte in einer Linie ohne Fehler zu zählen).
Sind die zu zählenden Objekte jedoch anders angeordnet oder sogar zufällig, dann sind
die Kinder beim Zählen nicht mehr so genau.
Nunes & Bryant nehmen dafür 2 mögliche Ursachen an:
1) Kinder sind sich dem eins – zu – eins Prinzip bewusst, und die lineare Aufstellung der
Objekte ermöglicht es ihnen dieses Prinzip anzuwenden, da sie einen Überblick über
schon gezählte Objekte haben.
2) Die lineare Struktur führt die Kinder zu einer augenscheinlich korrekten
Zählstrategie, was zur Folge hat, dass sie kompetenter erscheinen als sie wirklich sind.
Diese vorhergehenden Möglichkeiten funktionieren aber nur, wenn eine lineare Struktur
vorgegeben ist; Sind die die Objekte zufällig angeordnet ist sie nicht verlässlich – hier nützt
diese Strategie: Gezählte Objekte werden weg geschoben und so als gezählt markiert.
Fuson fand heraus das Kinder diese Strategie ab ≥ 5 Jahren anwenden und das kann als
Hinweis gesehen werden, dass Kinder sich jetzt dem eins – zu – eins Prinzip bewusst sind.
Ein weiterer Hinweis dafür ist, dass Kinder unter 5 Jahren oft Fehler beim Zählen linear
angeordneter Objekte machen.
Präsentierte den Kindern Zahlen in einem Kreis (Schwierig schon gezählte Objekte nicht 2×
zu zählen), um es den Kindern zu erleichtern, stellte sie einen roten Punkt(Anfang) und einen
grünen
Punkt(Ende)
zur
Verfügung.
Kinder taten sich schwer und nur wenige blieben über 3 Durchgänge hinweg konsistent.
Prinzip der stabilen Abfolge (der Zahlwörter)
5,6,7…,
Kardinalitätsprinzip (letzte Zahl gibt die Kardinalität der Menge an)
z.B.: 3 gibt 3 Teile an
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Verstehen von Zahlen
Distanzeffekt
Die Reaktionszeit steigt mit steigendem Abstand zwischen den Zahlen
Addition und Subtraktion von Objekten
Wenn Kinder mit arithmetischen Operationen konfrontiert werden, nützen sie verschiedene
Strategien:
1) Alles Zählen Strategie
Addieren:
z.B.: Man zeigt den Kindern 2 Schachteln voller Süßigkeiten und fragt es wie viele
Süßigkeiten insgesamt vorhanden sind, dann zählt das Kind zuerst die Süßigkeiten in der
ersten Schachtel (1, 2,3) und dann die Süßigkeiten in der zweiten Schachtel (4, 5,6,7).
Die Alles Zählen Strategie kann auch für Subtraktionen verwendet werden:
Tom hat 8 Äpfel, von diesen 8 Äpfeln gibt er 5 Äpfel Joe. Wie viel hat er noch?
Kinder können diese Subtraktion lösen, unter der Vorraussetzung, das man ihnen Blöcke zu
Verfügung stellt, die sie verschieben & zur Repräsentation von Zahlen verwenden
können.
Kinder müssen sich die Zahlen also physisch repräsentieren können.
Addition und Subtraktion von Zahlen
Alles zählen Strategie
Kinder nützen die Alles zählen Strategie für die ersten leichten Additionen, indem sie ihre
Finger nützen. Diese Strategie ist aber nur anwendbar bei Additionen, bei denen die Summe
<10 ist.
↓
Counting on strategy
Sie kommt ins Spiel wenn die Summe der Addition >10 ist. Bei der counting on strategy
nützen die Kinder weiter die Finger, jetzt beginnen sie aber vom
ersten Addenden aufwärts zu zählen.
z.B.: 3 + 4 = ?
Kind beginnt mit 3 und hält 4 Finger hoch und zählt 4, 5, 6, 7;
Bei dieser Strategie ist es effizienter von der größeren Zahl aus zu zählen und das machen
sich vor allem Schulkinder zu Nutze.
z.B.: 2 + 7 = 9
Schulkinder zählen von 7 aufwärts 2 dazu.
Das setzt Wissen um die Äquivalenz von Zahlen voraus (15 + 7 = 7 + 15)
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↓
Lautes Zählen wird durch inneres, subvokales Zählen ersetzt
↓
Subvokales Zählen wird später durch Abrufen von Zahlen Fakten aus dem Gedächtnis
ersetzt.
Wahl Algorhythmus

Analog zum counting on beim addieren
Die Anwendung des Wahl Algorhythmus erfolgt auf 2 Arten:
1) Die Anzahl der Schritte die benötigt werden, um vom Subtrahenden (Zahl die
subtrahiert wird) zum Minuenden (Zahl von der subtrahiert wird) zu gelangen, werden
gezählt.
z.B.: 8 – 6 = ?
Hier wird von 6 aufwärts bis 8 gezählt (7; 8)  2 Schritte werden benötigt, Lösung ist 2
2) Kind zählt vom Minuenden die Anzahl der vom Subtrahenden spezifizierten Schritte
ab.
z.B.: 8 – 6 = ?
Hier wird von 8 2 Schritte heruntergezählt (7; 6)  6 ist die richtige Antwort
Die Verwendung des Wahl Algorhythmus wird später durch Abrufen von Zahlen
Fakten aus dem Gedächtnis ersetzt.
Rechnen mit mehrstelligen Zahlen
326
-62
364
306
-62
364
326
- 62
364
 Fehler in der mathematischen Prozedur
Um Multiplikation & Division zu verstehen, müssen die Kinder Basis der
Repräsentation von geschriebenen Zahlen verstehen.
Zuerst müssen die Kinder den Platzwert verstehen.
Der Platzwert
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
Erfindung der Araber

Kinder müssen lernen das jede Stelle ein Platzhalter für Einer, Zehner, Hunderter,
Tausender etc ist
z.B.: HUNDERTER ZEHNER EINER , EINTEL ZENTEL HUNDERTSTEL
z.B.: 254
Kind muss lernen das der 2er für HUNDERTER, der 5er für ZEHNER und der 4er für EINER
steht
Platzhalter
0 wird als Platzhalter benützt und indiziert eine leere Spalte.
Bei 204 zeigt die NULL an, dass es hier keine Zehner gibt.
Ohne den Platzhalter NULL  24, also ein völliger Bedeutungsunterschied.
Mathematische Fähigkeiten bei Brasilianischen Straßenkindern
Diese Kinder besitzen die Fähigkeit konkrete mathematische Probleme zu lösen, wenn das
gleiche Problem aber formal – arithmetisch präsentiert wird, scheitern die Kinder.
Schliemann & Caraher
z.B.: Eine Kokosnuss kostet 40 Cruzeiros und ein man kauft 2 Kokosnüsse und bezahlt mit
einem 500 Cruzeiros Schein.
Kind ist korrekt und zählt von 80 aufwärts: 80 – 90 – 100 – 420
Es addiert von 80 aufwärts.
Wenn man das Kind aber mit der Aufgabe
420
+80
konfrontierte, versagte es  Lösung ist 130
 Mathematische Konzepte vs. Prozeduren
Kulturelle Unterschiede in den mathematischen Fähigkeiten
Untersuchungen ergaben das Schüler aus asiatischen Ländern (China, Taiwan, Japan) bei
mathematischen Fähigkeiten signifikant besser abschnitten als amerikanische Schüler.
Dafür werden verschiedene Gründe angenommen:
1) Lehrer in Taiwan und Japan fragten die Kinder eher konzeptuelle Fragen, die
vorrausetzen, dass sie die Informationen integrieren und Schlussfolgerungen ziehen
Kinder wurden öfter gefragt, Lösungen bei verschiedenen Problemen zu vergleichen.
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2) Amerikanische Textbücher hielten viel Platz frei, für Übungsaufgaben in der
Erwartung, dass die Kinder sie rechnen, während japanische Textbücher mehr Zeit
verwendeten um darunter liegende Konzepte zu erklären und mehr ausgearbeitete Beispiele
bereitstellten, damit die Kinder den Rechengang nachvollziehen können.
3) Kinder in Japan & Taiwan spenden mehr Zeit für den Mathematikunterricht (5.8 h/
Woche vs. 2.7h/Woche in U.S.A.) und viele Kinder besuchen nachher noch ein Mathematik –
Tutorium.
4) Japanische und Taiwanesische Kinder & ihre Familien sehen Erfolg in Mathe eng
verbunden mit harter Arbeit & Anstrengung, während amerikanische Kinder & ihre
Familien Erfolg in Mathe als stabile, natürliche Eigenschaft sehen.
Anstrengung macht überall einen Unterschied aus (Asiat. Gedanke)
5) Ein weiterer Faktor könnte das asiatische Zahlensystem sein
Die Zahlennamen könnten das kindliche Verständnis des Zahlensystems beeinflussen.
Wenn man vergleicht, kann man erkennen, dass die englischen und noch stärker die
französischen Zahlennamen sehr irregulär sind, während die chinesischen Zahlennamen
bis 100 sehr konsistent sind.
Besonders bei den Platzwerten ist das japanische sehr konsistent:
2 ist ni
10 ist juu
20 ist ni – juu
Rechnen mit mehrstelligen Zahlen
326
-62
364
306
-62
364
326
- 62
364
 Fehler in der mathematischen Prozedur
Soziale Kognition
Soziale Kognition inkludiert das Verständnis aller Aspekte der sozialen Welt, sowie einem
Verständnis für soziale Beziehungen.
Selbsterkennen im Säuglingsalter
Erkennen des eigenen Selbst, erfolgt ab ≥ 18 Monaten und wird mit dem Rouge Test
festgestellt (dem Baby wird ein Roter Punkt auf die Nase gemacht, dann stellt man es vor
einem Spiegel und untersucht ob es den Punkt wegwischt).

Zwischen 18 – 24 Monaten kennen die Kinder ihren Namen, ihr Alter & Geschlecht.
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
Mit der Entstehung des Selbsterkennens beginnen die Kleinkinder auch ihre Peers
zu imitieren.

Die Entstehung des Selbsterkennens dürfte mit der kognitiven Entwicklung zu tun
haben.
Selbstkonzepte in der Kindheit & im Erwachsenenalter
Frühe Kindheit (2 – 5)
Physische Erscheinung, typische Handlungen und Kompetenzen werden beschrieben.
Mittlere Kindheit (6 – 11)
Physische Erscheinung, Aktivitäten, Sozialer Vergleich und Präferenzen werden angegeben.
Erwachsenenalter (12 – 17)
Politische Ideologien, Persönlichkeitszüge (personal traits), Zukunftsorientierung
Messung erfolgt meist dadurch, dass Kinder gebeten werden sich selbst zu beschreiben.
Generelle & Spezifische Aspekte der Selbstbewertung
Kinder bewerten sich Global (≈ Selbstwert) und in spezifischen Domainen, wie
1.Schulische Kompetenz
2.Soziale Akzeptanz
3.Athletische Kompetenz
4.Physische Erscheinung
5.Verhalten
Altersbedingte Veränderungen im Selbstbewusstsein
Aufgrund mehrerer Untersuchungen kann man 5 Schlussfolgerungen ziehen:
1. Selbstbewertungen werden differenzierter während der Volksschule (Elementary
School).
2. Selbstbewertungen werden weniger positiv während der Volksschule
Es erfolgt vermehrt der soziale Vergleich, dass könnte eine Ursache dafür sein.
3. Das Niveau des Selbstbewusstseins sinkt während der Mittelschule
4. Das generelle Selbstbewusstsein steigt während der Mittelschule und im späten
Erwachsenenalter
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5. Altersbedingte Veränderungen im generellen Selbstbewusstsein dürften sich zwischen
den ethnischen Gruppen fast nicht unterscheiden
Ursprung des Selbstbewusstseins
Each to each a looking glass
Reflects the other that doth pass
© Charles Cooley
Annahmen:
1. Andere Menschen sind der Spiegel in welchem wir uns Selbst sehen
Charles Cooley (1924) & George Mead (1934; „Andere Menschen sind der Spiegel, indem
wir uns selbst sehen.“ Wie wir uns Selbst sehen, wird dadurch beeinflusst, wie andere uns
sehen (sozialer Ursprung des Selbstverständnisses und des Selbstkonzeptes).
z.B.: Populäre Kinder sollten demnach hohe Werte bei der wahrgenommenen sozialen
Akzeptanz besitzen, da sie ihre Popularität an der gezeigten Akzeptanz der Peers bemessen
2. „It is better to be a big fish in a small pond, than a little fish in a big pond.”
Hinweise das hohes Selbstbewusstsein, sich positiv auf die akademischen Leistungen
auswirkt.
Ein begabter Schüler sollte in einer Klasse mit anderen begabten Kindern eine niedrigere
Bewertung seiner akademischen Kompetenz abgeben (little fish in a big pond), als in einer
Klasse wo er sich abhebt (big fish in a small pond).
 Herbert Marsh testete diese Annahme in einem Versuch und in der Tat sank die Bewertung
der akademischen Kompetenz, wenn Begabte in einer Begabtenklasse waren.
Das looking glass Metapher erklärt das generelle Selbstbewusstsein bis zu einem gewissen
Grad: Das generelle Selbstbewusstsein setzt sich in einem gewissen Ausmaß aus der
Summe der Selbstbewertungen der spezifischen Domains (Sport, Aussehen etc.)
zusammen.
 significant others: Diese wichtigsten Menschen haben größten Einfluss auf das
Selbstbewusstsein einer Person.
Sichere Bindung korreliert mit hohen Werten beim generellen Selbstbewusstsein.
Niedriges Selbstbewusstsein kann mit schlechten Leistungen bei wichtigen Domains
(Sport etc.), schlechte Beziehung zu den Eltern (unsichere Bindung, vernachlässigender
Erziehungsstil) in Verbindung gebracht werden.
Entwicklung der Identität als Erwachsener !!!!
Identität
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Art Kontinuität die den Menschen eine Verbindung zur Vergangenheit und eine Direktion für
die Zukunft gibt © Erikson
Marcia
Er baute Eriksons Theorie über die Formierung der Identität aus und entwickelte ein
semistrukturiertes Interview um mehrere Aspekte der Identität zu messen, wobei der
Interviewer herauszufinden versuchte ob die Person für jeden Aspekt der Identität eine
Alternative suchte.
Aufgrund seiner Untersuchung teilte Marcia die Personen in Status – Typen ein (!!!) :
1. Identitätsdiffusion
Keine bestimmten Ziele oder Werte, sie explorierten auch keine Alternativen und machten
bisher keine Krise durch.
z.B.: „Ich glaube an Gott, denke aber nicht viel darüber nach warum.“
* schwaches Selbstbewusstsein & Intimität mit anderen, Gefahr des Drogenmissbrauches
2. Foreclosure (≈Zwangserklärung)
Haben sich einem bestimmten Wert oder Ziel verpflichtet, beachteten dabei aber nicht alle
Optionen. Oft wählten sie das, was ihre Eltern wollten. Hauptteil der Befragten machte keine
Krise durch.
z.B.: Meine Mutter unterrichtete mich 10 Jahre lang am Piano, deshalb will ich
Konzertpianist werden. Meine Mutter denkt ich schaffe es.“
3. Moratorium
Haben sich noch nicht einem bestimmten Ziel oder Wert verpflichtet und erforschen ständig
Alternativen. Sie versuchen zu entscheiden wer sie sind und was sie werden wollen. Machen
derzeit eine Identitätskrise durch und haben sich deshalb noch auf nichts festgelegt.
z.B.: Ich will eine Karriere beginnen, was aber noch nicht welche.“
4. Identity achievement (≈Identitätsleistung)
Nachdem sie die Alternativen sorgfältig exploriert hatten, legten sie sich auf ein bestimmtes
Ziel oder einen Wert fest. Die Identitätskrise endete mit einer Entscheidung.
z.B.: Meine Eltern sind Demokraten, viele meiner Freunde Republikaner. Ich habe viel mit
ihnen gesprochen und betrachte mich als Konservativer Demokrat.
Egozentrismus und Rollenübernahme
Versuchsanordnung:
2 Tassen (Tasse 1 beschriftet mit 1 Euro, Tasse 2 beschriftet mit 2 Euro);
Unter jede Tasse wurde eine Euro Münze gelegt. Der Versuchsleiter zeigt dem Kind, wo die
Münzen sind und erzählt ihm, dass draußen Morton wartet und dann hereinkommen wird, um
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mit dem Kind ein Spiel zu spielen. Wenn er die richtige Tasse mit der Münze aufhebt, darf er
sie behalten.
Die Aufgabe des Kindes ist es nun Morton auszutricksen, indem es eine Münze unter einer
Tasse entfernt.
Danach fragt man das Kind was es tun würde um Morton auszutricksen und warum, wobei
das Kind aber mehrere Alternativen besitzt:
1) Man nimmt den Euro unter eine zufällig gewählte Tasse weg, da es ja nicht wissen
kann welche Tasse Morton wählt
2) Man nimmt die Münze unter der Tasse weg, die mit 2 Euro gekennzeichnet ist, da man
glaubt Morton würde den höheren Geldbetrag wählen.
3) Mann könnte auch die Münze unter der Tasse wegnehmen, mit dem niedrigeren
Betrag, da Morton ja die vorhergehende Strategie erraten könnte.
4) Könnte Morton vielleicht sogar alle gezogenen Schlussfolgerungen erraten?
Das alles verlangt die Fähigkeit, eine Rolle zu übernehmen.
Selman`s Ebenen der sozialen Perspektivenübernahme:
Ebene 0 (3 – 7)
Egozentrische/Undifferenzierte Perspektive; Das Kind ist noch nicht in der Lage zwischen
den Gedanken & Gefühlen einer Person A und den Gedanken & Gefühlen einer Person B zu
differenzieren.
Ebene 1 (4 – 9)
Subjektive/Differenzierte Perspektive; Das Kind versteht nun, das 2 Personen eine
Situation/Motive einer Person unterschiedlich interpretieren können.
Ebene 2 (6 – 12)
Selbstreflektive Perspektive; Das Kind kann sich gedanklich in den Kopf anderer versetzen
und so nachvollziehen, wie andere die Handlungen des Kindes sehen – das ermöglicht dem
Kind
eine
Reflektion
seiner
Gedanken
&
Gefühle.
Sie nehmen auch an, dass andere sich in ihre Gedanken – und Gefühlswelt hineinversetzen
kann.
Ebene 3 (9 – 15)
Dritte Person/Gegenseitige Perspektive; Dass Kind/Erwachsener verstehen, dass eine
Person aus der sozialen Interaktion „ausbrechen“, und so über die Perspektiven der beiden
Interagierenden nachdenken kann.
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Ebene 4 (12 – Erwachsenenalter)
Soziale Perspektive/ in – depth Perspektive; Erwachsene wissen das man eine soziale
Situation, aus der Perspektive breit akzeptierter Normen sehen kann. Sie erkennen auch,
dass die Interaktion zwischen 2 Personen in Termen ihres sozialen Verhaltens, Ihrer
Vorlieben & Abneigungen sowie ihrer tieferen Motiven & Gefühlen verstanden werden kann.
Ein kritischer Punkt bei den Versuchsdesigns zur Fähigkeit der Rollenübernahme ist,
dass man nicht genau weiß, ob die Leistungen aufgrund Kognitiver Leistungen oder
aufgrund der Rollenübernahme zustande kommen.
Rollenübernahme & Soziales Verhalten
Hypothese, dass Kinder die in der Rollenübernahme besser sind, im Allgemeinen auch
Großzügiger und Hilfsbereiter zu ihren Klassenkameraden sind.
Die Ergebnisse der Untersuchungen waren verschieden, als man sich die Ergebnisse jedoch
genauer ansah und das Konstrukt Rollenübernahme sorgfältiger betrachtete wurde klar was
passiert war: Rollenübernahme -Aufgaben messen NICHT NUR die Fähigkeit zur
Rollenübernahme
Die Tassenaufgabe war zum Beispiel auch ein Indikator für Wettkampf – Motivation, ein
Kind das hier hohe Werte erzielt, kann auch eine höhere Wettbewerbsmotivation haben.
Michael Chandler
Er unterzog straffällig gewordene Jugendliche einem Training zur Rollenübernahme (drehten
einen Film), wodurch sich ihre Werte bei der Rollenübernahme erhöhten.
18 Monate nahe dem Training wurden die Unterlagen des Jugendgerichtes geprüft und man
fand, dass diese Jugendlichen weniger Schwierigkeiten mit dem Jugendgericht hatten, als die
Kontrollgruppe.
Aber: Es könnte auch so sein, das die Jugendlichen nicht weniger delinquent wurden, sondern
sich nur besser in die Polizei hineinversetzen konnten und dadurch öfter davonkamen.
Schlussfolgerungen aus Emotionen, Intentionen und Glaubenssätzen
≥ 2 Jahren ähnelt das Verständnis von Emotionen sehr dem der Erwachsenen.

Kinder können aus der sozialen Situation heraus auf die Emotionen schließen.

Wenn der Gesichtsausdruck nicht mit der Situation übereinstimmt, wird es
schwierig auf die Emotionen einer Person zu schließen.
Dieser Umstand wird oft von Vor – Schulkindern ignoriert, mit steigenden Alter
steigert sich die Genauigkeit der Schlussfolgerung bis die Kinder in der Lage sind,
zu erkennen, das andere ihre Emotionen auch maskieren können.
Theory of Mind
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Theory of Mind
Ideen/Gedanken über mentale Zustände wie Glauben, Gedanken und ihre Relationen
untereinander.
Hogrefe, Wimmer & Perner (1986)
Zeigten einem 3jährigen eine Zündholzschachtel und fragten ihn, was darin sei; Das Kind
antwortet: Streichhölzer
Schachtel wird geöffnet und es stellt sich heraus, dass sich in der Zündholzschachtel
Schokolade befindet.
Nachher fragt man den 3jährigen: Was glaubst du, was würde der John glauben, was in der
Zündholzschachtel ist?
Hauptteil der 3jährigen antwortet Schokolade – Sie nehmen an, dass das was sie wissen, alle
wissen.
Mit zunehmendem Alter erkennen die Kinder, dass der Glauben der Personen auf
Wahrnehmungen basiert.
Was hilft Kindern diesen Schritt in ihrer kognitiven Entwicklung zu machen?
 Theory of Mind is Contagious: You catch ist from Your Sibs (Perner et. Al, 1994)
Kinder mit Geschwistern bestanden den Falschen Glauben – Task öfter als Einzelkinder
(eventuelle haben hier Spiele wie „Verstecken spielen“ oder „So tun als ob – Spiele“ einen
Einfluss).
Soziale Information - Verarbeitungsmodell
Angenommen:
Du sitzt in deiner Pause auf einer Bank und isst dein Mittagessen und plötzlich spürst du wie
etwas deinen Nacken hinabrinnt und siehst deinen Klassenkameraden hinter dir stehen und
ein leeres Milchpäckchen am Boden, was würdest du denken?
Aggressive Kinder nehmen oft an, dass der Klassenkamerad das absichtlich getan hat und
setzen Gewalt ein.
Nicht Aggressive Kinder führen die Handlung auf ein Versehen zurück und setzen weniger
oft Gewalt ein.
Der Unterschied besteht darin, wie sie die Schlussfolgerungen ziehen.
4. Antwort oder Konstruktion
5.Antwortentscheidung
Antwortbewertung
Ergebniserwartungen
Antwortselektion
3.Klarstellung der Ziele
Database
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Gedächtnis
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Arousal Regulation
6.Einsetzendes Verhalten
2. Interpretation der Hinweisreize
Kausale Attribution
vergangenen Leistungen
External & Internal
1. Enkodierung von Bewertung der
Hinweisreizen
Selbstbewertung
Der Kreis stellt die Datenbasis da, also die gesamte verfügbare Information
(Verhaltensregeln, vergangene Interaktionen, Erinnerungen etc.), die die Kinder aufgrund
ihrer Erfahrung besitzen.
Hier befinden sich auch die Sozialen Schema.
Soziale Schema
Informationen über soziale Ereignisse/soziale Interaktionen, welche Teil der
Gedächtnisstruktur sind, und deshalb die Interpretation von neuen Ereignissen und
Interaktionen beeinflusst.
1. Enkodierung der Hinweisreize
Falls die Enkodierung der sozialen Hinweisreize schlecht erfolgt, kann es zu unpassenden
Verhalten kommen (z.B.: Aggressive Kinder nehmen weniger Hinweisreize aus der sozialen
Situation auf, bevor sie eine Schlussfolgerung ziehen).
2. Interpretation der Hinweisreize
Hier können die verschiedenartigsten Schlussfolgerungen gezogen werden, zusätzlich wird
überprüft, ob die Situation mit dem Ziel kongruent ist.
Zwischen Enkodierung der Hinweisreize und Interpretation der Hinweisreize gibt es
einen Feedback – Loop.
3. Klarstellung der Ziele
Festlegung der Ziele.
Aggressive Kinder setzen eher Selbstfokussierte Ziele um und sind schlecht angepasst und
haben wenig Interesse anderen Kindern zu Helfen oder Diskussionen mit ihnen zu
vermeiden.
4. Zugriff auf eine Antwortmöglichkeit oder Konstruktion
Hier gibt es 2 Möglichkeiten:
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1) Aus dem Gedächtnis wird auf bisher verwendete Antwortmöglichkeiten zurückgegriffen,
die sich in ähnlichen Situationen bewährt haben.
2) Kinder die mit einer neuen Situation konfrontiert werden, konstruieren eine völlig neue
Antwortmöglichkeit
5.Antwortentscheidung
Beinhaltet mehrere Prozesse:
1) Bewertung der Antwort
2) Erwartungen über das Ergebnis
3) Selbstwirksamkeit (self – efficacy)
4) Antwortselektion
6. Einsetzendes Verhalten
Hier wird die gewählte Antwortmöglichkeit in eine Handlung umgesetzt, wobei ihre
Handlung von den Peers, die sich in der gleichen Situation befinden, bewertet wird.
Die Absicht dieses Modells ist es:
1. Integration der Ergebnisse mehrerer Studien im Bereich soziale Kognition & soziales
Verhalten.
2. Wenn alle Schritte, statt nur ein paar in der Informationsverarbeitung gemessen
werden, kann Verhalten viel genauer vorhergesagt werden.
3. Eine Basis schaffen für eine Intervention bei Kindern mit schwacher sozialer
Anpassung
Versuch der auf der Sozialen Informationsverarbeitungsmodell beruht:
Gruppe 1: Training um die sozial – kognitiven Fähigkeiten zu steigern & Senkung des
Glaubens, dass Aggression akzeptabel ist
Gruppe 2: Aufmerksamkeitstraining
Gruppe 3: Kontrollgruppe
Es stellte sich heraus, das bei Gruppe 1 das aggressive, das impulsive und inflexible
Verhalten verbesserte, und das NICHT nur in den Trainingseinheiten, sondern auch
außerhalb!!
Bei den anderen Bedingungen, waren keine großartigen Veränderungen feststellbar.
Elterliche Fürsorge und Familienbeziehungen
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Elterliche Fürsorge als Sozialisation
Sozialisation
Prozess, in welchem Kinder den Glauben, die Werte und das Verhalten annehmen, welche
von den Menschen in dieser Gesellschaft und Kultur als passend betrachtet werden.
Die Eltern sind primär zuständig für die Sozialisation der Kinder, sie sozialisieren ihre Kinder
implizit oder explizit und geben ihnen ihre Werte, ihren Glauben und ihr Verhalten weiter.
Heute geht man davon aus, dass der Prozess der Sozialisation ein interaktionistischer ist –
Eltern beeinflussen das Kind & das Kind beeinflusst die Eltern.
Dimensionen der elterlichen Fürsorge
1. Wärme

hat die stärksten und auch konsistentesten Effekte auf die kindliche Entwicklung
Facetten der elterlichen Wärme:
Aufgeschlossenheit
Warme Eltern reagieren auf Bedürfnisse und Verlangen ihrer Kinder, anstatt sie zu ignorieren.
z.B.: Helfen ihren Kindern bei der Hausaufgabe, anstatt zu sagen sie sind zu beschäftigt.
Aufgeschlossenheit impliziert auch Anpassungsfähigkeit auf sich ändernde Bedürfnisse und
Verlangen der Kinder.
Lob
Warme Eltern loben ihre Kinder, wenn diese ein positives Verhalten zeigen oder eine
schwierige Aufgabe meistern.
Ausdruck positiver Emotionen
Warme Eltern drücken ihre Liebe zu ihren Kindern physisch und verbal aus (Indikatoren:
Haben sie ihr Baby heute schon in den Armen gehalten?)
Warme Eltern drücken ihre positiven Emotionen nicht nur gegenüber ihrem Kind aus,
sondern auch wenn sie mit ihren Kindern zusammen sind – dadurch machen sie das
Zuhause zu einem freuvollen Ort.
Warme Eltern sind erfolgreicher bei der Sozialisation der Kinder.
Jede Familie ist ein MINI – SOZIALSYSTEM und Kinder werden durch die Beziehung
zwischen jedem einzelnen Mitglied beeinflusst.
Auswirkungen von warmen Eltern auf die kindliche Entwicklung:

Kinder helfen anderen Kindern eher wenn sie sich verletzen oder traurig sind
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


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Machen Reparationen für Handlungen die andere Verletzen
In der Vorschule sind sie fröhlicher, besitzen mehr Selbstkontrolle und
Selbstsicherer
Als Erwachsene basieren ihre moralischen Entscheidungen eher auf Prinzipien als
Furcht vor Bestrafung
Kinder mit Eltern die einen Mangel an Wärme zeigten, waren aggressiver und weniger
hoch entwickelt in der Moralischen Entwicklung.
Warum ist der Ausdruck von Wärme für Kinder so reizvoll?
Psychoanalyse
Kinder identifizieren sich eher mit warmen Eltern und akzeptieren so Verhaltensstandart
Soziale Lerntheorie
Warme Eltern zeigen Sensitivität für die Bedürfnisse anderer vor und die Kinder imitieren das
Verhalten der Eltern.
2. Kontrolle (die entgegengesetzte Dimension)
Diese Dimension der elterlichen Fürsorge legt den Fokus auf die
Erwartungen der Eltern bezüglich des Verhaltens ihrer Kinder,
dem Training der Kinder um diese Erwartungen zu erfüllen,
dem Einsatz von Regeln,
der Offenheit der Kommunikation mit den Kindern
das situationale Management
und ihrem Verlassen auf physische Bestrafung
Die Dimension Kontrolle ist sehr komplex, denn wenn die Eltern zu wenig Kontrolle
ausüben, geraten die Kinder „Out of controll“ , wenn die Eltern aber zu viel Kontrolle
ausüben, verhindern sie die Entwicklung von Selbstkontrolle und Individualität bei
ihren Kindern.
Was nun?
Man sollte zwischen Formen der Kontrolle mit guten Effekten und Formen der Kontrolle
mit schlechten Effekten unterscheiden.
Effektive Formen der elterlichen Kontrolle:
Hohe Erwartungen an das kindliche Verhalten setzen und die Kinder darauf trainieren
diese Erwartungen zu erfüllen

Hohe Standards sind ein Schritt zu einer effektiven Sozialisation

Ein Kind von dem erwartet wird zu teilen, wird auch später teilen
Konsistent die Einhaltung von Regeln fordern
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
Wenn Eltern den Kindern Verhaltensregeln setzen, müssen sie auch konsistent auf
deren Einhaltung fordern. Das führt zu Kindern mit erhöhter Selbstkontrolle.

Ist das nicht der Fall zeigen sich diese Kinder als Erwachsene als ziemlich
unkontrolliert (impulsiv, drückten ihre Emotionen explosiv & frei aus)
Kommunikation zwischen Eltern & Kind offen halten
Offene Kommunikation ist ein positiver Aspekt der elterlichen Kontrolle, welcher häufige
Diskussionen zwischen Eltern und dem Kind involviert. Eltern erklären ihre Gründe für
ihre Regeln und erlauben den Kindern ihre Meinung über die Regeln auszudrücken.
Die Eltern sind an den Gefühlen ihrer Kinder interessiert und lassen Kritik zu, sie geben aber
nicht nach und behalten sich das Recht für die endgültige Entscheidung vor.
Üben des situationalen Managements
Situationales Management involviert das Vorhersehen von problematischen Situationen
und den Versuch diese so zu strukturieren, dass ein passendes Verhalten des Kindes
wahrscheinlich ist.
z.B.: Man geht mit seinem 2jährigen Kind shoppen, wie vermeidet man, dass das Kind ein
Theater macht? Man gibt dem Kind was zu essen, Spielzeug oder lenkt es irgendwie ab.
Ineffektive Formen der elterlichen Kontrolle:
Power assertion
Hier wird physische Bestrafung, Entzug von Privilegien verwendet um Verhalten zu
kontrollieren oder Missverhalten zu bestrafen verwendet.
Elterliche Bestrafung ist eventuell über kurze Zeit effektiv, aber langfristig bringt sie nichts,
sondern führt nur zu Aggressionen und wirkt sich negativ auf die kindliche Entwicklung aus.
Warum hat die elterliche Bestrafung so negative Auswirkungen auf die kindliche
Entwicklung?
Attributionstheorie
Menschen haben bestimmte Attribute zu ihrem Verhalten und diese Attribute beeinflussen das
spätere Verhalten.
Bei der power assertion erstellen die Kinder eine externale Attribution – „Ich werde meinen
Eltern gehorchen, um eine Bestrafung zu vermeiden.“
Die power assertion ist nur bis zu dem Punkt wirksam, ab dem das Kind erkennt das es keine
Bestrafung befürchten muss. Wenn die Eltern nicht anwesend sind, verletzen die Kinder die
Regeln.
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Bei der internalen Attribution, attribuieren Kinder ihr gutes Verhalten auf internale
Gründe – „Wenn ich nicht den Regeln meiner Eltern gehorche, werde ich vielleicht mich
oder andere verletzen.“
Soziale Lerntheorie
Kinder die power assertion ausgesetzt werden sehen, dass ihre Eltern andere Menschen
verletzen, wenn sie wütend sind. Da die Eltern aber als Vorbilder gesehen werden, schließen
die Kinder daraus, dass sie auch andere Menschen verletzen können/dürfen, wenn diese sie
wütend machen.
Macht - Balance in Familien
Mehrer Forscher entdeckten, dass Kinder eher bereit sind, sich elterlichen Regeln zu fügen,
wenn sie befinden, dass ihre Eltern mit ihnen die Kontrolle teilen.
Induktive Disziplin (© Hoffman)
Bei der Disziplinierung von Kindern, wird die Bestrafung auch Begründet, besonders die
Gefährlichen Aspekte der kindlichen Handlungen werden betont.

Variationen bei den Begründungen können einen kritischen Effekt auf die Effektivität
der Induktiven Disziplin haben.
Love withdrawal
Eltern zeigen ihren Ärger & Enttäuschung mit dem Verhalten des Kindes dadurch, dass sie es
direkt ausdrücken (Reden nicht mehr mit dem Kind, drohen das Kind zu verlassen …).
Wichtig ist, das Sozialisierungsprozesse nur dann am wirksamsten sind, wenn:
1) Die Kinder müssen die elterliche „Message“ auch richtig verstanden haben
2) Wenn die Kinder die Nachricht verstanden haben, müssen sie diese auch akzeptieren
Kinder akzeptieren eher, wenn:



sie sehen, dass die „Message“ passend für die Situation ist
sie eine hoch positive Elternbeziehung haben
sie fühlen das nicht aufgrund von externalen Gründen gehorchen
3. Involvierung
Dimension der elterlichen Fürsorge, die den Fokus auf die Zeit legt, den die Eltern mit
ihren Kindern verbringen und wie zentriert ihre Einstellungen auf das Kind sind.

Kinder deren Eltern niedrige Involvierung zeigten waren impulsiv & aggressiver.
© Student
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Elterliche Muster nach Baumrind
Wärme
Hoch
Kontrolle Niedrig
Hoch
Niedrig
Autoritativ
Autoritär
Permissiv
Vernachlässigend
1. Autoritativ

Die Eltern üben eine hohe Kontrolle aus, ermutigen aber die kindliche
Unabhängigkeit.

Eltern sind bei ihren Kindern konsistent bei der Einhaltung von Regeln und Werten

Erwarten von den Kindern erwachsenes Verhalten, respektieren aber die Rechte der
Kinder.

Hohe Wärme
2. Autoritär

Üben hohe Kontrolle aus, ermutigen nicht die kindliche Unabhängigkeit.

Konsistent bei der Einhaltung der Regeln und Werten

Diskutieren nicht über die Regeln mit den Kindern – die Kinder sollen das tun was
ihnen gesagt wird.

Niedrige Wärme
3. Permissiv

Üben geringe Kontrolle aus

Hohe Wärme

Bestehen selten auf die Einhaltung von Regeln

Greifen selten in das kindliche Verhalten ein
4. Vernachlässigend
© Student
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
Üben geringe Kontrolle aus und geringe Wärme

Schwache Involvierung in die kindliche Interaktion
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Effekte dieser Muster
Autoritative Kinder  gute Beziehungen zu den Peers und Erwachsenen, hohes
Selbstwertgefühl, kaum Drogenmissbrauch, hohe soziale Kompetent
Autoritäre Kinder  Waren weniger Selbstzufrieden und zeigten weniger Unabhängigkeit
als die autoritativ erzogenen Kinder. Mit 4 Jahren waren sie eher feindlich und rebellisch, als
Erwachsene jedoch gut angepasst, mit niedrigem Selbstwertgefühl.
Permissive Kinder  Zeigten weniger psychische Anpassung als die autoritären Kinder.
Als Erwachsene hatten sie ein hohes Selbstwertgefühl, waren aber auch hoch in
Drogenmissbrauch und bei schulischem Misserfolg.
Vernachlässigte Kinder Sie haben das schwächste psychologische Profil; Sie haben die
niedrigste soziale Kompetenz und als Erwachsene haben sie oft Probleme mit Drogen und
werden Delinquent.
Die Frage bei Baumrinds Mustern ist, ob sie die kulturellen Unterscheide berücksichtigt
(Asien, Europa etc.)  Asiatische Eltern mehr autoritär als Europäische?
Soziale Lerntheorien
Positive Verstärkung (positive reeinforcement)
Erwünschtes Verhalten des Kindes wird bestärkt durch die Eltern (positive reeinforcement).
Bei einer Therapie wird festgelegt welches Verhalten ermutigt bzw. entmutigt werden soll
und welche Belohnungen für ein erwünschtes Verhalten ausgehändigt wird. Danach wird ein
Vertrag aufgesetzt, zwischen Eltern und Kind, der festlegt welche Belohnung das Kind
bekommt, wenn es das Verhalten auf das erwünschte Verhalten umstellt (= Contracting).
Bestrafung: Effekte und Nebeneffekte
Experimente zeigten das Kinder lernten nicht mit einem Spielzeug zu spielen, wenn beim
Anfassen ein Ton ertönte. Sogar nach der Bestrafungsphase des Experimentes berührten die
Kinder kaum das Spielzeug.
Kinder, die von ihren Eltern oft bestraft wurden, zeigten verstärkt Antisoziales, aggressives
oder delinquentes Verhalten.
© Student
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Ein Fehler der Eltern ist, inkonsistentes Bestrafen – inkonsistentes Bestrafen ist ineffektiv
oder konterproduktiv
Beobachtendes Lernen von elterlichen Modellen
Bandura
Er zeigte kleinen Kindern einen kurzen Film, wo der aufblasbare Clown „Bobo“ von einem
Erwachsenen attackiert wurde. Wenn dieser Clown in den Raum gestellt wurde, verhielten
sich die Kinder die den Film sahen, viel aggressiver als die den Film nicht gesehen hatten.
Negative Verstärkung und der Teufelskreis (Coervice Circle)
Negative Verstärkung = ein negativer Stimuli wird entfernt
Eltern wissen nicht immer, dass sie ihre Kinder beeinflussen und tappen deshalb oft in die
Negative Verstärkungsfalle (negative reeinforcement trap).
z.B.: Mutters sagt dem Kind es soll sein Zimmer aufräumen, um das zu vermeiden fängt das
Kind zu weinen an und die Mutter sagt nichts mehr und lässt alles beim Alten. Für die nächste
Zeit sind alle Zufrieden, da der negative Stimulus beseitigt wurde (Weinen hört auf; Kind
muss nicht zusammenräumen), doch der Langzeiteffekt ist nicht zufrieden stellend: Kind
wird öfters weinen und die Mutter wird deshalb öfters aufgeben und der Raum wird
unordentlich bleiben.
Coercive Circle
Interaktion zwischen den Eltern und dem Kind, wo jeder eine negative Verstärkung nützt um
das Verhalten des anderen zu kontrollieren. Daraus entsteht ein Kreislauf der diese Tatsache
erhöht.
Familienmanagement Skills
1. Fehlverhalten des Kindes konsistent und effektiv bestrafen
Time out
Bestrafungsalternative; Das Kind muss 3 – 5 min in das Bad (oder ein anderer ruhiger Ort)
und muss so alle derzeitigen Aktivitäten stoppen.
2. Positive Verstärkung von erwünschten Verhalten
3. Überwachung des kindlichen Verhaltens
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Eltern sollten ein Auge darauf haben, mit wem die Kinder unterwegs sind, wo sie unterwegs
sind und was sie machen.
4. Probleme lösen die aus der Interaktion entstehen
Eltern sollten auch Situationen vorrausehen, die zu solchen Problemen führen können, um sie
gezielt zu vermeiden.
Veränderung in der psychosozialen Ebene und in der Elterlichen Fürsorge
Alter
Erikson`s psychosoziale Ebene
Ziel der elterl. Fürsorge
Säuglingsalter
Urvertrauen vs. Missvertrauen
Beantwortung der Bedürfnisse des Säuglings
Kleinkinder
Verhaltens
Autonomie vs. Scham & Zweifel
Kontrolle d. kindlichen
Frühe Kindheit
Initiative vs. Schuld
Förderung der Selbstkontrolle
Mittl. Kindheit
Tätigkeit vs. Minderwertigkeit
Förderung der Anstrengung
Adoleszenz
kontinuierlichen
Verbindungen
Identität vs. Rollenkonflikt
Ermutigung der Individualität mit
Im Erwachsenenalter gewinnt der Sohn in der Familie mehr Einfluss auf Kosten der Mutter.
Es erfolgt eine emotionale Distanzierung zwischen Kindern und Eltern.
Eltern und Kinder: Wer sozialisiert wem?
 Interaktionistisch: Kinder beeinflussen das Verhalten der Kinder, und umgekehrt
Experiment
Experimentalgruppe: Verhaltensauffällige Kinder & ihre Mütter
Kontrollgruppe: „Normale“ Kinder & ihre Mütter
Man tauschte nun die Mütter aus (Normales Kind & Mutter eines verhaltenauffälligen
Kindes) und beobachtete, dass „normale“ Kinder ebenso gut mit der fremden Mutter
umgingen, wie mit der eigenen. Die verhaltensauffälligen Kinder verhielten sich gleich
auffällig, egal bei welcher Mutter.
Schwestern & Brüder
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
Der Abstand zwischen den Geschwistern ist egal

Es kann Eifersucht auftreten und Kinder die schon für die Toilette trainiert wurden,
können in eine Regression zurückfallen (kleinere Unfälle am Töpfchen :o) )

Es treten Geschwisterbindungen auf (Messung mit der Fremden Situation), so trösten
die meisten älteren Geschwister ihre kleineren Geschwister.

Ambivalente Mischung aus negativen & positiven Gefühlen

Konfliktzunahme zwischen den Geschwistern, besonders wenn das kleinere
Geschwisterchen mobil wird (Spitze bei ≈ 8 Mo, dann erfolgt eine Abnahme)
Geschwisterbeziehungen in der Kindheit und Adoleszenz

Ältere Geschwister beginnen öfter einen Streit, da sie älter und stärker sind

Sind aggressiver gegenüber ihren jüngeren Geschwistern

Zeigen mehr prosoziales Verhalten

Jüngere Geschwister imitieren ihre älteren Geschwister eher als vice versa.

Ältere Geschwister lernen/erklären den jüngeren Geschwister einiges

Wenn die Zahl der Konflikte zwischen den Eltern steigt, dann steigt auch die Zahl
der Konflikte innerhalb der Geschwisterbeziehung.
Buhrmeister & Firman (1990)
Interview mit Schülern der 3; 6; 9; und 12. Schulstufe über ihre Beziehung zu
älteren/jüngeren Geschwistern.
Ergebnis:
Die Intensität der Beziehung zwischen den Geschwistern nimmt ab.
Mütterliche Erwerbstätigkeit & die kindliche Entwicklung
Auswirkungen:

Töchter erwerbstätiger Mütter haben höhere Bildungsziele & Erwartungen.

Töchter erwerbstätiger Mütter sehen die Rolle von Mann & Frau weitgehend
gleichberechtigter an. Bei Söhnen ist das ebenfalls der Fall
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
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Die Erwerbstätigkeit von Müttern kann mit Unterschieden in den akademischen
Leistungen assoziiert werden. So haben beispielsweise die Söhne erwerbstätiger
Mütter schlechtere akademische Leistungen, aber kein Effekt bei den Töchtern
Mütterliche Erwerbstätigkeit und Familiensysteme:
Es gibt Hinweise darauf, dass die mütterliche Erwerbstätigkeit keinen DIREKTEN
EINFLUSS auf die kindliche Entwicklung hat
Scheidung & die kindliche Entwicklung
Bei einer Längsschnittuntersuchung (1; 2 und 3 Jahre nach der Scheidung) wurden
Scheidungsfamilien untersucht und mit Nicht – Scheidungsfamilien
verglichen. Am Anfang war die elterliche Fürsorge in der Scheidungsfamilie nicht ädequat
(konnten das kindliche Verhalten nicht kontrollieren, Mangel an Wärme etc.), wobei sich die
Interaktion zwischen den Eltern und Scheidungskindern verbesserte.
Väter ohne Sorgerecht distanzierten sich allmählich von ihren Kindern.
Nach 6 Jahren hatten geschiedene Mütter und ihre Töchter eine positive Beziehung, während
bei den Söhnen weiter Probleme auftraten.
Eine Metaanalyse ergab, dass:
Scheidungskinder schlechtere schulische Leistungen erbringen, schlechter psychisch
angepasst sind und ein schlechteres Selbstkonzept besitzen.
Interpretation:

Einige Unterschiede zwischen den Daten sind gering und nicht signifikant, der
Hauptunterschied besteht bei Verhaltensauffälligkeiten.

Die Frage bei Längsschnittstudien ist, welches Design verwendet wurde, viele
Designs sind Korrelational (man kann zwar sagen das einen Zusammenhang gibt,
aber man weiß nicht warum  Interpretation ist schwer).

Oft waren Kinder die nach der Scheidung verhaltensauffällig waren, schon vor der
Scheidung verhaltensauffällig.

Scheidung muss nicht immer negativ sein, sie kann auch positiv auf das Kind
einwirken (Alkoholmissbrauch).
Cummings, Ianotti und Zahn – Waxler
Sie untersuchten die Reaktion von 2jährigen auf aggressive Konflikte zwischen Erwachsenen.
Während des Konfliktes:
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Ängstliches Gesicht, das Gesicht wird verdeckt und die Ohren werden zugehalten, Freezing,
„Stop/Go home now“
Nach dem Konflikt:
Vermehrt Aggressivität, schlagen & schluchzen, versuchen dem Spielkamerad das Spielzeug
wegzunehmen.
Bei einer 2maligen Beobachtung zeigte sich eine deutlich höhere Aggressivität, wenn sich die
erwachsenen wieder versöhnen beruhigen sich die Kinder wieder.
Alleinerziehende Familien
Kinder von allein erziehenden Eltern sind aggressiver, zeigen öfter Fehlverhalten. Als
Erwachsene werden sie eher delinquent und die Schulabbruchrate ist höher.
Diese Unterschiede dürften auf die unterschiedliche elterliche Fürsorge, die sie erhalte
zurückzuführen sein:
1) weniger kognitive Stimulation
2) entmutigen weniger das aggressive Verhalten der Kinder
3) Stressfaktoren (Miete zahlen, Kind ernähren etc.)
4) Höhere Mobilität und dadurch weniger gefestigte soziale Beziehungen
Etc.
Wiederheirat und Stieffamilie

Eine Wiederheirat kann das nach einer Scheidung stabile System wieder erschüttern
und das kann die Kinder stören.

Je älter die Kinder sind, desto eher wird der neue Elternteil akzeptiert

Der/die Stiefvater/mutter sollte mit der Zeit auch die erzieherischen Aufgaben
bezüglich der Steifkinder übernehmen.
Kindermisshandlung
Gründe für Kindesmisshandlung: Ein Ökologisch – Transaktionales Modell
Das Ökologisch – Transaktionale Modell versucht Risikofaktoren aufzuzeigen die
Kindesmissbrauch fördern:
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1. Elterliche Charakteristika
Vorurteile
 Psychisch gestörte Personen missbrauchen ihre Kinder – FALSCH
 Als Kind missbrauchte Eltern missbrauchen ihr Kind – FALSCH

Missbrauchende Eltern haben oft eine vereinfachte Sicht der Eltern – Kind –
Beziehung, sie haben wenig Verständnis dafür, wie Situationen das kindliche
Verhalten beeinflussen oder welches Verhalten für welches Alter passend ist.

Missbrauchende Eltern haben oft hohe Werte bei antisozialen Verhalten
2. Kindliche Charakteristika und die Familienumwelt

Kinder die bei der Interaktion Schwierig sind, werden eher missbraucht
z.B.: Frühchen und Untergewichtige Kinder, da sie schwerer zu hand haben sind und
eher schreien

Kinder mit einem schwierigen Temperament werden eher missbraucht

Am negativsten reagieren Eltern, wenn sie glauben, das das Kind das Verhalten
absichtlich macht oder sie sich nicht in der Lage fühlen, das Kind zu kontrollieren
3. Exosystem Charakteristika

Finanzieller Stress, Arbeitslosigkeit, stressige Lebensereignisse

Missbrauchende Eltern sind oft sozial isoliert
4. Makrosystem Charakteristika


Gewalt im TV
Erlaubnis physischer Bestrafung
Effekte des Kindesmissbrauches, Intervention und Prävention

Missbrauchte Kinder haben einen niedrigeren
Sprachentwicklung als Nichtmissbrauchte Kinder

Schlechtere Schulleistungen, Depressionen und vermehrter Drogenmissbrauch
IQ
und
eine
langsamere
Manchmal berichten die Kinder, dass sie Missbraucht wurden und ihr Vertrauen wird durch
den Erwachsenen zerstört (z.B.: Tochter die ihrer Mutter beichtet, das sie ihr Vater
missbraucht hat und die Mutter reagiert negativ darauf).
© Student
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Bei Missbrauch wird entweder das Sorgerecht entzogen, oder die Kinder werden temporär
woanders untergebracht, während die Eltern sich einem Interventionsprogramm unterziehen
(Langzeitevaluierung noch nicht bekannt).
Beziehungen in Familiensystemen
Familiensystem – Perspektive
Theoretische Sichtweise, die annimmt, dass die Familie ein System ist, dessen Mitglieder
Einfluss ausüben und auch beeinflusst werden.
Die 6 Prinzipien des Familiensystems:
1. Systeme sind als Ganzes organisiert und die einzelnen Teile sind untereinander
abhängig
Das Verhalten eines einzelnen Mitgliedes kann im Kontext des Verhaltens der anderen
Mitglieder verstanden werden.
2. Interaktionen in den Familiensystemen besitzen Feedbackschleifen und KEINE
Ketten von Ursachen und Effekten
In einer Familie muss ein Mitglied nicht direkt das Verhalten eines anderen Mitgliedes
auslösen.
3. Systeme operieren um die Stabilität ihrer Muster aufrechtzuerhalten
Dahinter steckt das Prinzip der Homoöstase. (z.B.: Tochter die ihrer Mutter beichtet, das sie
ihr Vater missbraucht hat und die Mutter reagiert negativ darauf um auf Kosten ihrer Tochter
die Muster aufrechtzuerhalten)
4. Offene Systeme verändern sich und entwickeln sich weiter
5. Komplexe System inkludieren Subsysteme
Eine Person besitzt mehrere Rollen in verschiedenen Subsystemen (Vater, Ehemann etc.)
6. Subsysteme haben Grenzen, wobei implizite Regeln die Interaktionen über diese
Grenzen hinaus überwachen
z.B.: Bestimmte Sachen bleiben bei den Eltern und gehen nicht an die Kinder weiter.
Die Entwicklung der Moral
Moral = Handlungen, die die rechte, Pflichten und das Wohlbefinden anderer betreffen
© Student
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Unterschiedliche Forscher befassten sich mit dem Konstrukt der Moral:
Freud
Freud nimmt an, dass Schuld als emotionale Motivation für moralisches Verhalten dient.
Kognitive Psychologie
Die Kognitive Psychologie interessiert sich für das moralische Denken & Urteilen
Soziale Lerntheorie
Die soziale Lerntheorie interessiert sich für das moralische Verhalten.
Diese 3 Facetten der Moral, also Emotionen, Urteilen & Verhalten müssen analysiert
werden um sie alle integrieren zu können.
Untersuchungen zu moralischen Urteilen
Die verschiedenen Forscher abreiten hier mit kurzen Geschichten die ein moralisches
Dilemma provozieren, um so etwas über moralische Urteile von Kindern zu erfahren.
Piaget
Er erzählte den Kindern 2 Geschichten, die sie nachher miteinander vergleichen mussten.
1. Ein kleiner Junge namens John befindet sich in einem Raum und wird von seiner
Mutter zum Essen gerufen. Er geht in den Essraum, aber hinter der Türe steht ein
Tablett mit 15 Tassen. Das weiß John aber nicht, und als er die Türe öffnet stößt sie
an das Tablett und alle Tassen sind kaputt.
2. Ein kleiner Junge namens Henry ist allein zu Hause und will von der Marmelade
naschen. Diese ist aber auf einem Kasten, aber er ist zu klein um sie zu erreichen.
Deshalb klettert er auf einen Sessel und streckt sich um die Marmelade doch zu
erreichen Dabei berührt er jedoch eine Tasse, welche herunterfällt und zu Bruch geht.
© Student
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< 8 Jahren sagen die Kinder, dass John der schlimmere Junge ist :o), weil er 15 Tassen
kaputt gemacht hat.
Für die Kinder ist die Anzahl der kaputten Tassen das Kriterium für ihr Urteil.
> 8 Jahre sagen die Kinder, dass Henry das schlimmere Kind ist, weil er Marmelade naschen
wollte und dabei die Tasse kaputt gemacht hat, während John die Tassen unabsichtlich
zerstört hat.
Die kindlichen Kriterien für moralische Urteile
< 8 Jahren urteilen die Kinder nach den entstehenden Konsequenzen (Wer hat mehr kaputt
gemacht)
> 8 Jahren urteilen die Kinder nach den Intentionen.
Piaget unterschied bei den Intentionen zwischen absichtlich und unabsichtlich.
Erwachsenen sind hier differenzierte, sie urteilen auch danach ob der Schaden aus
Sorglosigkeit oder aus Fahrlässigkeit entstand.
Kritik:
Intentionen können gut/schlecht sein, Piaget machte bei seinen Aufgaben keine explizite
Unterscheidung zwischen den Motiven. Wenn man se Unterscheiddung aber trifft, können
auch die jüngeren Kinder zwischen diesen Absichten unterscheiden und nützen die Art der
Intention als Kriterium für ihre Bewertung.
Kindern wurden verschiedene Geschichten erzählt:
1. Ein Kind zerstört ein Flugzeug absichtlich indem es das Flugzeug in einen Baum
fliegen lässt.
2. Ein Kind zerstört das Flugzeug unabsichtlich durch einen Unfall
3. Ein Kind zerstört das Flugzeug durch Fahrlässigkeit
Nun müssen die Kinder ihr Urteil abgegeben und die Forscher fanden heraus, das auch schon
jüngere Kinder zwischen Absicht, unabsichtlich und fahrlässig differenzieren.
Das Kind, dass das Flugzeug absichtlich zerstörte wird als böser eingestuft als die Kinder die
das Flugzeug unabsichtlich oder durch Fahrlässigkeit zerstörten.
Sogar 3 & 4 jährige konnten hier differenzieren!
© Student
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2 Arten der Moral & der Sozialen Beziehungen
Piaget war daran interessiert wie sich die Moral mit zunehmendem Alter ändert.
Hierbei nahm er an das Kinder mit 8 Jahren falsch/richtig danach beurteilen was ihnen die
Erwachsenen sagen.
Heteronomie
Basis der kindlichen Moral, wenn sie alles akzeptieren was ihnen die Erwachsenen sagen,
statt für sich selbst zu urteilen, welches Verhalten moralisch/unmoralisch ist.
Unilateraler Respekt
Unilateraler Respekt entspricht der Einstellung der Kinder gegenüber der elterlichen
Autorität. Die Kinder respektieren die Macht & Erfahrung ihrer Eltern, sind aber nicht
fähig die elterliche Perspektive zu übernehmen (Egozentrismus) und sind deshalb unfähig
die elterlichen Regeln zu verstehen.
Wenn die Kinder jedoch älter werden steigt die Interaktion mit den Peers, wobei alle
gleichberechtigt sind. Die Kinder müssen mögliche Regeln diskutieren oder Konflikte lösen
die durch die Verletzung von Regeln entstehen. Aus diesem Umstand entwickelt sich der
gegenseitige Respekt.
Gegenseitiger Respekt (mutual respect)
Nach Piaget die Einstellung die in der kindlichen Interaktion mit den Peers entsteht. Jedes
Kind erwartet das der/die andere ihm Zuhört und hört im Gegenzug auch den anderen zu.
Eines Tages fragt die Mutter ihre kleine Tochter und ihren Sohn, ob sie ihr im Haushalt
helfen, weil sie müde ist. Die Tochter soll ihr beim Abwasch helfen und der Junge soll Holz
hacken gehen. Der Junge geht aber spielen und seine Schwester muss seine Arbeit
übernehmen. Ist das fair?
6 – 7 jährige sagen, dass es fair ist ( nach Piaget Heteronomie)
> 7 jährige sagen das die Mutter nicht fair ist
Der Einfluss der Eltern ist aber begrenzt, so glauben die Kinder nicht, dass sie der elterlichen
Anweisung für eine unmoralische Tat folge leisten müssen.
© Student
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6 jährige glauben so zum Beispiel nicht, dass Eltern ihnen verbieten können, mit einem
Klassenkameraden zu spielen.
Kohlberg`s Theorie des moralischen Urteilens
Kohlberg nimmt 6 Stufen des moralischen Urteils an, welche analog und d abhängig von den
Piage`schen Stufen der kognitiven Entwicklung sind.
1. Präkonventionelle Ebene (Kinder < 9 Jahren, manche Erwachsene)


es werden keine sozialen Konventionen/Normen berücksichtigt
könnte kompletten Egozentrismus reflektieren
Stufe 1 (Heteronome Moral)


Die elterliche Autorität definiert was falsch/wahr ist
Denken das der Reichtum, die Macht und Größe die Wichtigkeit einer Person
determiniert.
Stufe 2 (Individualistische, Instrumentale Moral)

können mehrer Perspektiven betrachten, sowie auch den Konflikt zwischen den
Perspektiven von 2 Personen
2. Konventionelle Ebene ( die meisten Erwachsenen)


Verständnis & Akzeptanz der sozialen Normen für Handlungen.
Bei moralischen Entscheidungen liegt ihr Fokus auf den sozialen Normen, sie
übernehmen also die Perspektive eines loyalen Mitgliedes ihrer Gesellschaft.
Stufe 3 (Interpersonell – normative Moral)

Man nimmt an, dass Personen so handeln sollen, wie andere Menschen es von
ihnen erwarten.
Stufe 4 (Soziales System Moral)

Perspektive eines Individuums wird übernommen, welches das soziale System
aufrechterhalten will

Betonung der Gesetze ihrer Gesellschaft oder des Kodex ihrer Religion
3. Die Postkonventionelle Ebene (wird nur von wenigen Erwachsenen erreicht)
© Student
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


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erst ab 25 Jahren Akzeptanz der Regel ihrer Gesellschaft, weil sie die dahinter
liegenden moralischen Prinzipien erkannt haben
.
Wenn sie merken das eine gesellschaftliche Regel inkonsistent mit einem moralischen
Prinzip ist, gehen sie nach ihrem moralischen Prinzip vor
Stufe 5 (Menschen Rechte und soziale Wohlfahrts Moral)

gewissen Rechte und Werte werden als nötig für eine moralische Gesellschaft
empfunden

Nur eine Entscheidung → Heinz muss die Droge stehlen um mit dem moralischen
Prinzip des „Rechtes auf Leben“ konsistent zu sein
Stufe 6 (Moral der universalen, zurückziehbaren & präskriptiven generellen ethischen
Regeln)
 Erwachsene betrachten ihr moralisches Prinzip als universal
Sie wollen dass so handeln das es am moralischsten ist.

Sie versetzen sich in jede Person hinein und betrachten jeden Gesichtspunkt um ihre
moralische Position für alle akzeptable zu machen

Sie definieren was Menschen tun & lassen sollten

Die ethischen Prinzipien sind generell anwendbar
Moralische Entwicklung: Annahmen und Beweise
1. Kinder steigen in den Stufen auf, je älter sie werden

bewiesen
2. Bewegung zu höheren Stufen geschieht in invarianten Sequenzen

Kinder sollten die Stufen in einer Ordnung aufsteigen und nicht zurückfallen in eine
niedrigere Stufe
 dürfte zutreffen
3. Jede Stufe stellt eine strukturiertes Ganzes dar

Jedes Statement einer Person zu einem beliebigen sozialen Dilemma sollte in die
gleiche Stufe eingestuft werden

Inkonsistent mit der Annahme, dass das Aufsteigen in eine neue Phase mit der
kognitiven Entwicklung zu tun hat – ein Kind kann sich nicht über Nacht in eine neue
Stufe bewegen.
© Student
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4. Kohlbergs Stufen der Moral sind universal

Stufe 1 – 4 sind universal
Kognitiv – moralischer Konflikt
Nach Kohlberg bewegen sich Kinde in die nächste moralische Stufe, wenn sie ein kognitives
Disequilibrium verspüren. Die Stufen des moralischen Urteilens versorgen die Personen mit
einer Basis um soziale Dilemma zu lösen, wenn die Stufe aber nicht mehr adäquat ist, wird
nach einer neuen Stufe gesucht.
Ein kognitiv – moralischer Konflikt kann durch Diskussionen angeregt werden die im
Widerspruch zu dem moralischen Standpunkt der Person stehen. Die Ideen von Kindern
werden eher durch Diskussionen mit den Pers als mit den Eltern angeregt.
Living in a just community
Kohlberg nahm an, dass die Entwicklung von moralischen Urteilen für Menschen die in einer
Umwelt mit niedrigen moralischen Stufen leben schwer ist.
Um seine Hypothese zu testen errichtete er in Schulen „Just communities“, so genannte
Schulen in den Schulen. Dort trafen sich Schüler und Lehrer um gemeinsame Aktivitäten zu
planen, Regeln für Handlungen aufzustellen und um zu entscheiden wie regelbrüchige
diszipliniert werden sollen.
Jede Person hatte das gleiche Stimmrecht und die Lehrer hatten zusätzlich die Aufgabe, das
Nachdenken über die Implikationen der Entscheidungen anzuregen.
Schüler in den „Just Communities machten größere Fortschritte in ihrer moralische
Entwicklung, als andere Schüler.
Moral, Soziale Konventionen & Persönliche Issues
Elliott Turiel

Nimmt an das Kinder schon vor 6 Jahren zwischen moralischen Regeln und anderen
Regeln unterscheiden können.

Diese anderen Regeln werden als soziale Konventionen betrachtet.

soziale Konventionen sind kulturabhängig
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Heteronomie hat ihre Grenzen, so wissen bereits 6 jährige, dass ihre Eltern ihnen nicht
vorschreiben können mit wem sie sich treffen (personal issues)
Kinder können zwischen moralischen Regeln & sozialen Konventionen unterscheiden,
aber warum tun sie das?
Weil ihre Eltern oder Peers auf die Verletzung von moralischen Regeln oder sozialen
Konventionen unterschiedlich reagieren.
Peers reagieren ehr auf die Verletzung moralischer Regeln.
Eltern reagieren eher auf die Verletzung sozialer Konventionen.
Moral & Religion
Vergleich zwischen Amish – People und Orthodoxen Juden.
Kinder wurden über stehlen und das Tragen einer Kopfbedeckung befragt:
Wie erwartet unterscheiden die Kinder zwischen moralischen Regeln die universell
angewendet werden und moralischen Regeln die nur in ihrer Religionsgesellschaft
gelten.
Moralische Emotionen: Schuld, Empathie & gute Gefühle
Freud
Für Freud war Schuld ein nötiges Übel, welches aus der frühkindlichen Eltern – Kind –
Beziehung entsteht. Wenn das Kind in die phallische Phase kommt, fühlt
es sich vom gegengeschlechtlichen Elternteil angezogen und empfinden Feindschaft
gegenüber den gleichgeschlechtlichen Elternteil – das deutete Freud als Symptome des
Ödipus – Komplexes (Jungen)/Elektra – Komplex (Mädchen). Das Kind merkt aber das es
seine sexuellen & feindlichen Impulse nicht ausleben kann und unterdrückt sie, damit entsteht
das Über – Ich, indem die Kinder sich mit den Eltern identifizieren und ihre Regeln
internalisieren.
Bei einer Regelübertretung fühlen die Kinder Schuld und für Freud war die Entwicklung von
Schuld nötig für die Sozialisation und das Überleben der Kultur.
Kritik:
Starke Fokussierung auf die Sexualität.
Definition von Schuld
Gedanken und Gefühle der Reue & Verantwortung die reale & imaginäre
Regelübertretungen begleiten.
Viele Eltern erklären ihren Kindern explizit, warum ihr unmoralisches Verhalten falsch ist
(Induktiver Erziehungsstil) und das führt dazu das Kinder moralische Regeln fast
vollständig internalisieren und bei einer Verletzung dieser Regeln auch Schuld
verspüren.
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Erste Anzeichen für Schuld gibt es ≥ 2 Jahre.
Ab ≥ 5 Jahren kann Schuld in verschiedenen Kindern verschiedene Formen annehmen.
Man unterscheidet 2 Arten von Schuld:
1. Adaptive Schuld
Sie steht in Verbindung mit moralischen Verhalten, ohne exzessiv zu sein.
2. Maladaptive Schuld
Diese Form der Schuld ist exzessiv, unpassend & dysfunktional
Die Entwicklung der Schuld bei Kindern
mit
Depressiven & Nichtdepressiven Müttern
Man erzählt den Kindern eine Geschichte, wo die Mutter auf ihr Kind wütend ist. Danach
werden die Kinder befragt, warum die Mutter auf das Kind wütend ist.
Nichtdepressive Mütter
Mit steigendem Alter sagen die Kinder öfter, dass das Kind schuld ist, das die Mutter wütend
ist.
Depressive Mütter
Dieser altersbedingte Anstieg bei den Kindern mit nichtdepressiven Kindern, ist hier nicht zu
finden.
Empathie & positive Gefühle
Empathie
Emotionale Antwort auf die Wahrnehmung des emotionalen Zustandes einer Person, die
diesem Zustand kongruent ist.
Ich fühle mich traurig, wenn ein anderer sich traurig fühlt.
Empathie sollte mit prosozialen Verhalten korrelieren, da man dadurch den persönlichen
emotionalen Schmerz verringern kann.
Bei Kleinkindern war das nicht immer der Fall.
Mögliche Ursachen dafür sind:
1) Methodische Probleme bei den Messungen
2) Für manche Personen könnte der empathische Schmerz so stark sein, dass sie nicht
mehr in der Lage sind, anderen zu helfen.
Moralisches Verhalten
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Selbstkontrolle
Kinder wurden unter 3 Bedingungen getestet:
1) Eine Rosine wurde unter einer Tasse von 3 Tassen versteckt
2) Ein interessantes Spielzeugtelefon
3) Ein bunt verpacktes Geschenk
Wurde in den Raum gestellt und die Mutter verlässt den Raum und sagt den Kindern, das sie
mit den jeweiligen Gegenstand nicht spielen dürfen.
Danach beobachtet der Untersuchende ob die Kinder sich an die Regel halten, wenn nicht
misst er die Zeit, die verstreicht bis die Kinder mit dem Sachen spielen.
Mit zunehmendem Alter steigt die Selbstkontrolle der Kinder.
Mit circa 4 Jahren wird Selbstkontrolle ein Trait, mit vorhersage Wert –
Kindergärtnerinnen stufen Kinder die ein hohes Rating auf Selbstkontrolle erreichten als
weniger aggressiv & impulsiv ein.
Delay of gratification
In dieser Experimentalbedingung können sich die Kinder zwischen einer kleinen Belohnung,
die sie sofort bekommen und einer größeren Belohnung, die sie aber später bekommen
entscheiden.
4 Jährige die länger warten konnten (Marshmallow war aber in Sichtweite), wiesen
zwischen 15 und 18 Jahren ein positiveres Selbstkonzept 6 bessere akademische
Kompetenzen auf.
Schummeln nimmt mit zunehmende Alter nicht signifikant ab.
Moralische Urteile & Ehrlichkeit
Untersuchungen dazu bedienen sich oft indirekten Messungen:
Angenommen man fragt Kinder wie sich ein Junge fühlt der Zuckerl gestohlen hat und wie
sich ein Mädchen fühlt, das ihr Essen mit einem anderen Mädchen teilt.
Einige Kinder erwähnen hier moralische Emotionen (der Junge fühlt sich schlecht, weil er
gestohlen hat/das Mädchen gut, weil sie teilt).
Einige Kinder jedoch erwähnen hier selbstsüchtige Emotionen (der Junge fühlt sich gute, weil
er Zuckerl hat/das Mädchen schlecht, weil sie weniger zu essen hat).
Kinder die moralische Emotionen erwähnten, schummeln weniger als Kinder die
selbstsüchtige Emotionen erwähnten.

Personen mit hohen Werten auf der Kohlberg Skala schummelten weniger, es
gab jedoch einige Studien die zeigen konnten, dass manchmal Personen mit hohen
Werten mehr schummelten.
© Student
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Lawrence Kohlberg & Daniel Candee (1984)
Sie entwickelten ein vierstufiges Modell, das diese widersprüchlichen Ergebnisse erklären
soll:
1. Persönliche Stufe des moralischen Schließens Personen auf niedrigen moralischen
Stufen entscheiden sich manchmal dazu, sich moralisch zu
Verhalten, während Personen auf einer hohen moralischen Stufe eher konsistent sind, da es
das richtige ist.
2. Sinn für moralische Verantwortung


Selbst wenn Personen wissen, was in diversen Situationen zu tun ist, kann es sein,
dass sie sich nicht verpflichtet fühlen das „Richtige“ zu tun.
Menschen auf einer hohen moralischen Stufe fühlen sich eher verpflichtet
3. Personentyp des moralischen Schließens
Typ A
 Typ A hat nicht immer klare Direktionen über die Verpflichtung das Richtige zu tun.
 Weniger universalistisch als Typ B
Typ B

Er versteht rein intuitiv, was moralisch das richtige ist
4. Kollektion von nichtmoralischen Skills die einer Person erlauben eine Entscheidung
weiter zu verfolgen
Dazu müssen diese Personen Selbstkontrolle, Ausdauer (perseverance) & Intelligenz
besitzen.
Prosoziales Verhalten
Eisenbergs Ebenen des prosozialen Schlussfolgerns:
1. Hedonistisch
Eigenes Wohlbefinden hat Vorrang; Abwägung der Vor – und Nachteile wenn sie helfen.
2. Bedürfnis - orientiert
Betrachten die Bedürfnisse anderer; kein direkter Ausdruck von Sympathie und kein
Anzeichen für internalisierte prosoziale Normen.
3. Interpersonell/Stereotypisch
Was würde eine gute Person tun & was bringt soziale Anerkennung
4a. Selbstreflektierende Empathie
© Student
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WS 03/04
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Zeigen Sympathie, Perspektivenübernahme
4b. Transitional
Schlussfolgern folgt internalisierten Werten, sozialen Bedingungen oder der Idee die Rechte
anderer Menschen zu schützen
5. Stark internalisiert
Schlussfolgern folgt internalisierten Werte und Verantwortungen, Bedürfnis die Gesellschaft
zu verbessern.
Aggressives Verhalten
Aggression
Verhalten das beabsichtigt andere zu verletzen oder Schmerzen zuzufügen
Jüngere Kinder nützen physische Aggression, speziell um sich Spielzeug von anderen
Kindern anzueignen, sobald sie aber kompetenter im Sprachgebrauch werden nimmt die
physische Aggression ab und die verbale Aggression steigt.
Ab 4 Jahren kann man genau die Absicht kindlicher Aggression einschätzen:
1) Instrumentelle Aggression
Zielt darauf ab ein Spielzeug zu bekommen oder ein Territorium oder Spielplatz zu schützen
2) Feindliche Aggression
Zielt darauf ab andere Personen zu verletzen
Studie von der 4 – 7 Schulstufe:




physische Aggression nimmt ab, verbale Aggression bleibt gleich
Erwachsene Männer sehen Aggression als anerkannte Technik um Probleme mit
anderen Männern zu lösen
Konflikte zwischen Frauen & Frauen sind sehr selten
Konflikte zwischen rauen & Männern sind ebenfalls selten
In der Studie zeigte sich, dass mit steigenden Alter Frauen zu einer relationalen Aggression
übergehen.
Relationale Aggression
Die sozialen Beziehungen des Kontrahenten werden ruiniert.
Moralische Basen für Aggression


Auge um Auge, Zahn um Zahn
Selbstverteidigung
Vergleich zwischen Aggressiven & Nichtaggressiven Kindern:
© Student
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Aggressive Kinder




kümmern sich weniger um die Leiden der Opfer
kümmern sich weniger darum, dass sie von den Peers ausgeschlossen werden könnten
oder das sich das Opfer wehrt
Bewerten sich weniger schlecht nach einer aggressiven Handlung
Glauben eher das sie durch Aggression das Opfer kontrollieren können
Als Nichtaggressive Kinder.
Verstärkung der moralischen Entwicklung
1. Die Regeln für moralisches Verhalten klar und stark formulieren
„Hör auf damit!“ FALSCH
Sondern „ Hör auf Todd den Sand über den Kopf zu schütten, weil er das nicht mag“
RICHTIG
2. Erklären wie kindliches Verhalten andere Leute beeinflusst
Altersgerechte Erklärungen können dazu führen das die Perspektive anderer übernommen
wird.
3. Wärme & Empathie vorzeigen
Wenn Wärme & Empathie von den Eltern vorgezeigt wird, fördert das die prosoziale
Entwicklung und senkt das Aggressive Verhalten.
4. Höchsten Wert auf moralisches Verhalten legen und den Kindern dabei helfen im
Konflikt stehende Normen zu erkennen.
Kindern zeigen, dass man nicht um jeden Preis gewinnen muss.
Elterliche Fürsorge und Familienbeziehungen
Elterliche Fürsorge als Sozialisation
Sozialisation
Prozess, in welchem Kinder den Glauben, die Werte und das Verhalten annehmen, welche
von den Menschen in dieser Gesellschaft und Kultur als passend betrachtet werden.
Die Eltern sind primär zuständig für die Sozialisation der Kinder, sie sozialisieren ihre Kinder
implizit oder explizit und geben ihnen ihre Werte, ihren Glauben und ihr Verhalten weiter.
Heute geht man davon aus, dass der Prozess der Sozialisation ein interaktionistischer ist –
Eltern beeinflussen das Kind & das Kind beeinflusst die Eltern.
© Student
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WS 03/04
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Dimensionen der elterlichen Fürsorge
1. Wärme

hat die stärksten und auch konsistentesten Effekte auf die kindliche Entwicklung
Facetten der elterlichen Wärme:
Aufgeschlossenheit
Warme Eltern reagieren auf Bedürfnisse und Verlangen ihrer Kinder, anstatt sie zu ignorieren.
z.B.: Helfen ihren Kindern bei der Hausaufgabe, anstatt zu sagen sie sind zu beschäftigt.
Aufgeschlossenheit impliziert auch Anpassungsfähigkeit auf sich ändernde Bedürfnisse und
Verlangen der Kinder.
Lob
Warme Eltern loben ihre Kinder, wenn diese ein positives Verhalten zeigen oder eine
schwierige Aufgabe meistern.
Ausdruck positiver Emotionen
Warme Eltern drücken ihre Liebe zu ihren Kindern physisch und verbal aus (Indikatoren:
Haben sie ihr Baby heute schon in den Armen gehalten?)
Warme Eltern drücken ihre positiven Emotionen nicht nur gegenüber ihrem Kind aus,
sondern auch wenn sie mit ihren Kindern zusammen sind – dadurch machen sie das
Zuhause zu einem freuvollen Ort.
Warme Eltern sind erfolgreicher bei der Sozialisation der Kinder.
Jede Familie ist ein MINI – SOZIALSYSTEM und Kinder werden durch die Beziehung
zwischen jedem einzelnen Mitglied beeinflusst.
Auswirkungen von warmen Eltern auf die kindliche Entwicklung:




Kinder helfen anderen Kindern eher wenn sie sich verletzen oder traurig sind
Machen Reparationen für Handlungen die andere Verletzen
In der Vorschule sind sie fröhlicher, besitzen mehr Selbstkontrolle und
Selbstsicherer
Als Erwachsene basieren ihre moralischen Entscheidungen eher auf Prinzipien als
Furcht vor Bestrafung
Kinder mit Eltern die einen Mangel an Wärme zeigten, waren aggressiver und weniger
hoch entwickelt in der Moralischen Entwicklung.
Warum ist der Ausdruck von Wärme für Kinder so reizvoll?
© Student
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Psychoanalyse
Kinder identifizieren sich eher mit warmen Eltern und akzeptieren so Verhaltensstandart
Soziale Lerntheorie
Warme Eltern zeigen Sensitivität für die Bedürfnisse anderer vor und die Kinder imitieren das
Verhalten der Eltern.
2. Kontrolle (die entgegengesetzte Dimension)
Diese Dimension der elterlichen Fürsorge legt den Fokus auf die
Erwartungen der Eltern bezüglich des Verhaltens ihrer Kinder,
dem Training der Kinder um diese Erwartungen zu erfüllen,
dem Einsatz von Regeln,
der Offenheit der Kommunikation mit den Kindern
das situationale Management
und ihrem Verlassen auf physische Bestrafung
Die Dimension Kontrolle ist sehr komplex, denn wenn die Eltern zu wenig Kontrolle
ausüben, geraten die Kinder „Out of controll“ , wenn die Eltern aber zu viel Kontrolle
ausüben, verhindern sie die Entwicklung von Selbstkontrolle und Individualität bei
ihren Kindern.
Was nun?
Man sollte zwischen Formen der Kontrolle mit guten Effekten und Formen der Kontrolle
mit schlechten Effekten unterscheiden.
Effektive Formen der elterlichen Kontrolle:
Hohe Erwartungen an das kindliche Verhalten setzen und die Kinder darauf trainieren
diese Erwartungen zu erfüllen

Hohe Standards sind ein Schritt zu einer effektiven Sozialisation

Ein Kind von dem erwartet wird zu teilen, wird auch später teilen
Konsistent die Einhaltung von Regeln fordern

Wenn Eltern den Kindern Verhaltensregeln setzen, müssen sie auch konsistent auf
deren Einhaltung fordern. Das führt zu Kindern mit erhöhter Selbstkontrolle.

Ist das nicht der Fall zeigen sich diese Kinder als Erwachsene als ziemlich
unkontrolliert (impulsiv, drückten ihre Emotionen explosiv & frei aus)
Kommunikation zwischen Eltern & Kind offen halten
Offene Kommunikation ist ein positiver Aspekt der elterlichen Kontrolle, welcher häufige
Diskussionen zwischen Eltern und dem Kind involviert. Eltern erklären ihre Gründe für
ihre Regeln und erlauben den Kindern ihre Meinung über die Regeln auszudrücken.
© Student
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Die Eltern sind an den Gefühlen ihrer Kinder interessiert und lassen Kritik zu, sie geben aber
nicht nach und behalten sich das Recht für die endgültige Entscheidung vor.
Üben des situationalen Managements
Situationales Management involviert das Vorhersehen von problematischen Situationen
und den Versuch diese so zu strukturieren, dass ein passendes Verhalten des Kindes
wahrscheinlich ist.
z.B.: Man geht mit seinem 2jährigen Kind shoppen, wie vermeidet man, dass das Kind ein
Theater macht? Man gibt dem Kind was zu essen, Spielzeug oder lenkt es irgendwie ab.
Ineffektive Formen der elterlichen Kontrolle:
Power assertion
Hier wird physische Bestrafung, Entzug von Privilegien verwendet um Verhalten zu
kontrollieren oder Missverhalten zu bestrafen verwendet.
Elterliche Bestrafung ist eventuell über kurze Zeit effektiv, aber langfristig bringt sie nichts,
sondern führt nur zu Aggressionen und wirkt sich negativ auf die kindliche Entwicklung aus.
Warum hat die elterliche Bestrafung so negative Auswirkungen auf die kindliche
Entwicklung?
Attributionstheorie
Menschen haben bestimmte Attribute zu ihrem Verhalten und diese Attribute beeinflussen das
spätere Verhalten.
Bei der power assertion erstellen die Kinder eine externale Attribution – „Ich werde meinen
Eltern gehorchen, um eine Bestrafung zu vermeiden.“
Die power assertion ist nur bis zu dem Punkt wirksam, ab dem das Kind erkennt das es keine
Bestrafung befürchten muss. Wenn die Eltern nicht anwesend sind, verletzen die Kinder die
Regeln.
Bei der internalen Attribution, attribuieren Kinder ihr gutes Verhalten auf internale
Gründe – „Wenn ich nicht den Regeln meiner Eltern gehorche, werde ich vielleicht mich
oder andere verletzen.“
Soziale Lerntheorie
Kinder die power assertion ausgesetzt werden sehen, dass ihre Eltern andere Menschen
verletzen, wenn sie wütend sind. Da die Eltern aber als Vorbilder gesehen werden, schließen
die Kinder daraus, dass sie auch andere Menschen verletzen können/dürfen, wenn diese sie
wütend machen.
Macht - Balance in Familien
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Mehrer Forscher entdeckten, dass Kinder eher bereit sind, sich elterlichen Regeln zu fügen,
wenn sie befinden, dass ihre Eltern mit ihnen die Kontrolle teilen.
Induktive Disziplin (© Hoffman)
Bei der Disziplinierung von Kindern, wird die Bestrafung auch Begründet, besonders die
Gefährlichen Aspekte der kindlichen Handlungen werden betont.

Variationen bei den Begründungen können einen kritischen Effekt auf die Effektivität
der Induktiven Disziplin haben.
Love withdrawal
Eltern zeigen ihren Ärger & Enttäuschung mit dem Verhalten des Kindes dadurch, dass sie es
direkt ausdrücken (Reden nicht mehr mit dem Kind, drohen das Kind zu verlassen …).
Wichtig ist, das Sozialisierungsprozesse nur dann am wirksamsten sind, wenn:
1) Die Kinder müssen die elterliche „Message“ auch richtig verstanden haben
2) Wenn die Kinder die Nachricht verstanden haben, müssen sie diese auch akzeptieren
Kinder akzeptieren eher, wenn:



sie sehen, dass die „Message“ passend für die Situation ist
sie eine hoch positive Elternbeziehung haben
sie fühlen das nicht aufgrund von externalen Gründen gehorchen
3. Involvierung
Dimension der elterlichen Fürsorge, die den Fokus auf die Zeit legt, den die Eltern mit
ihren Kindern verbringen und wie zentriert ihre Einstellungen auf das Kind sind.

Kinder deren Eltern niedrige Involvierung zeigten waren impulsiv & aggressiver.
Elterliche Muster nach Baumrind!!!!
Wärme
Hoch
Kontrolle Niedrig
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Hoch
Niedrig
Autoritativ
Autoritär
Permissiv
Vernachlässigend
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1. Autoritativ

Die Eltern üben eine hohe Kontrolle aus, ermutigen aber die kindliche
Unabhängigkeit.

Eltern sind bei ihren Kindern konsistent bei der Einhaltung von Regeln und Werten

Erwarten von den Kindern erwachsenes Verhalten, respektieren aber die Rechte der
Kinder.

Hohe Wärme
2. Autoritär

Üben hohe Kontrolle aus, ermutigen nicht die kindliche Unabhängigkeit.

Konsistent bei der Einhaltung der Regeln und Werten

Diskutieren nicht über die Regeln mit den Kindern – die Kinder sollen das tun was
ihnen gesagt wird.

Niedrige Wärme
3. Permissiv

Üben geringe Kontrolle aus

Hohe Wärme

Bestehen selten auf die Einhaltung von Regeln

Greifen selten in das kindliche Verhalten ein
4. Vernachlässigend

Üben geringe Kontrolle aus und geringe Wärme

Schwache Involvierung in die kindliche Interaktion
Effekte dieser Muster
Autoritative Kinder  gute Beziehungen zu den Peers und Erwachsenen, hohes
Selbstwertgefühl, kaum Drogenmissbrauch, hohe soziale Kompetent
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Autoritäre Kinder  Waren weniger Selbstzufrieden und zeigten weniger Unabhängigkeit
als die autoritativ erzogenen Kinder. Mit 4 Jahren waren sie eher feindlich und rebellisch, als
Erwachsene jedoch gut angepasst, mit niedrigem Selbstwertgefühl.
Permissive Kinder  Zeigten weniger psychische Anpassung als die autoritären Kinder.
Als Erwachsene hatten sie ein hohes Selbstwertgefühl, waren aber auch hoch in
Drogenmissbrauch und bei schulischem Misserfolg.
Vernachlässigte Kinder Sie haben das schwächste psychologische Profil; Sie haben die
niedrigste soziale Kompetenz und als Erwachsene haben sie oft Probleme mit Drogen und
werden Delinquent.
Die Frage bei Baumrinds Mustern ist, ob sie die kulturellen Unterscheide berücksichtigt
(Asien, Europa etc.)  Asiatische Eltern mehr autoritär als Europäische?
Soziale Lerntheorien
Positive Verstärkung (positive reeinforcement)
Erwünschtes Verhalten des Kindes wird bestärkt durch die Eltern (positive reeinforcement).
Bei einer Therapie wird festgelegt welches Verhalten ermutigt bzw. entmutigt werden soll
und welche Belohnungen für ein erwünschtes Verhalten ausgehändigt wird. Danach wird ein
Vertrag aufgesetzt, zwischen Eltern und Kind, der festlegt welche Belohnung das Kind
bekommt, wenn es das Verhalten auf das erwünschte Verhalten umstellt (= Contracting).
Bestrafung: Effekte und Nebeneffekte
Experimente zeigten das Kinder lernten nicht mit einem Spielzeug zu spielen, wenn beim
Anfassen ein Ton ertönte. Sogar nach der Bestrafungsphase des Experimentes berührten die
Kinder kaum das Spielzeug.
Kinder, die von ihren Eltern oft bestraft wurden, zeigten verstärkt Antisoziales, aggressives
oder delinquentes Verhalten.
Ein Fehler der Eltern ist, inkonsistentes Bestrafen – inkonsistentes Bestrafen ist ineffektiv
oder konterproduktiv
Beobachtendes Lernen von elterlichen Modellen
Bandura
Er zeigte kleinen Kindern einen kurzen Film, wo der aufblasbare Clown „Bobo“ von einem
Erwachsenen attackiert wurde. Wenn dieser Clown in den Raum gestellt wurde, verhielten
sich die Kinder die den Film sahen, viel aggressiver als die den Film nicht gesehen hatten.
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Negative Verstärkung und der Teufelskreis (Coervice Circle)
Negative Verstärkung = ein negativer Stimuli wird entfernt
Eltern wissen nicht immer, dass sie ihre Kinder beeinflussen und tappen deshalb oft in die
Negative Verstärkungsfalle (negative reeinforcement trap).
z.B.: Mutters sagt dem Kind es soll sein Zimmer aufräumen, um das zu vermeiden fängt das
Kind zu weinen an und die Mutter sagt nichts mehr und lässt alles beim Alten. Für die nächste
Zeit sind alle Zufrieden, da der negative Stimulus beseitigt wurde (Weinen hört auf; Kind
muss nicht zusammenräumen), doch der Langzeiteffekt ist nicht zufrieden stellend: Kind
wird öfters weinen und die Mutter wird deshalb öfters aufgeben und der Raum wird
unordentlich bleiben.
Coercive Circle
Interaktion zwischen den Eltern und dem Kind, wo jeder eine negative Verstärkung nützt um
das Verhalten des anderen zu kontrollieren. Daraus entsteht ein Kreislauf der diese Tatsache
erhöht.
Familienmanagement Skills
1. Fehlverhalten des Kindes konsistent und effektiv bestrafen
Time out
Bestrafungsalternative; Das Kind muss 3 – 5 min in das Bad (oder ein anderer ruhiger Ort)
und muss so alle derzeitigen Aktivitäten stoppen.
2. Positive Verstärkung von erwünschten Verhalten
3. Überwachung des kindlichen Verhaltens
Eltern sollten ein Auge darauf haben, mit wem die Kinder unterwegs sind, wo sie unterwegs
sind und was sie machen.
4. Probleme lösen die aus der Interaktion entstehen
Eltern sollten auch Situationen vorrausehen, die zu solchen Problemen führen können, um sie
gezielt zu vermeiden.
Veränderung in der psychosozialen Ebene und in der Elterlichen Fürsorge
Alter
Erikson`s psychosoziale Ebene
Ziel der elterl. Fürsorge
Säuglingsalter
Urvertrauen vs. Missvertrauen
Beantwortung der Bedürfnisse des Säuglings
Kleinkinder
Autonomie vs. Scham & Zweifel
Kontrolle d. kindlichen Verhaltens
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Frühe Kindheit Initiative vs. Schuld
Förderung der Selbstkontrolle
Mittl. Kindheit Tätigkeit vs. Minderwertigkeit
Förderung der Anstrengung
Adoleszenz
Identität vs. Rollenkonflikt
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Ermutigung der Individualität mit
kontinuierlichen Verbindungen
Im Erwachsenenalter gewinnt der Sohn in der Familie mehr Einfluss auf Kosten der Mutter.
Es erfolgt eine emotionale Distanzierung zwischen Kindern und Eltern.
Eltern und Kinder: Wer sozialisiert wem?
 Interaktionistisch: Kinder beeinflussen das Verhalten der Kinder, und umgekehrt
Experiment
Experimentalgruppe: Verhaltensauffällige Kinder & ihre Mütter
Kontrollgruppe: „Normale“ Kinder & ihre Mütter
Man tauschte nun die Mütter aus (Normales Kind & Mutter eines verhaltenauffälligen
Kindes) und beobachtete, dass „normale“ Kinder ebenso gut mit der fremden Mutter
umgingen, wie mit der eigenen. Die verhaltensauffälligen Kinder verhielten sich gleich
auffällig, egal bei welcher Mutter.
Schwestern & Brüder

Der Abstand zwischen den Geschwistern ist egal

Es kann Eifersucht auftreten und Kinder die schon für die Toilette trainiert wurden,
können in eine Regression zurückfallen (kleinere Unfälle am Töpfchen :o) )

Es treten Geschwisterbindungen auf (Messung mit der Fremden Situation), so trösten
die meisten älteren Geschwister ihre kleineren Geschwister.

Ambivalente Mischung aus negativen & positiven Gefühlen

Konfliktzunahme zwischen den Geschwistern, besonders wenn das kleinere
Geschwisterchen mobil wird (Spitze bei ≈ 8 Mo, dann erfolgt eine Abnahme)
Geschwisterbeziehungen in der Kindheit und Adoleszenz

Ältere Geschwister beginnen öfter einen Streit, da sie älter und stärker sind
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
Sind aggressiver gegenüber ihren jüngeren Geschwistern

Zeigen mehr prosoziales Verhalten

Jüngere Geschwister imitieren ihre älteren Geschwister eher als vice versa.

Ältere Geschwister lernen/erklären den jüngeren Geschwister einiges

Wenn die Zahl der Konflikte zwischen den Eltern steigt, dann steigt auch die Zahl
der Konflikte innerhalb der Geschwisterbeziehung.
Buhrmeister & Firman (1990)
Interview mit Schülern der 3; 6; 9; und 12. Schulstufe über ihre Beziehung zu
älteren/jüngeren Geschwistern.
Ergebnis:
Die Intensität der Beziehung zwischen den Geschwistern nimmt ab.
Mütterliche Erwerbstätigkeit & die kindliche Entwicklung
Auswirkungen:

Töchter erwerbstätiger Mütter haben höhere Bildungsziele & Erwartungen.

Töchter erwerbstätiger Mütter sehen die Rolle von Mann & Frau weitgehend
gleichberechtigter an. Bei Söhnen ist das ebenfalls der Fall

Die Erwerbstätigkeit von Müttern kann mit Unterschieden in den akademischen
Leistungen assoziiert werden. So haben beispielsweise die Söhne erwerbstätiger
Mütter schlechtere akademische Leistungen, aber kein Effekt bei den Töchtern
Mütterliche Erwerbstätigkeit und Familiensysteme:
Es gibt Hinweise darauf, dass die mütterliche Erwerbstätigkeit keinen DIREKTEN
EINFLUSS auf die kindliche Entwicklung hat
Scheidung & die kindliche Entwicklung
Bei einer Längsschnittuntersuchung (1; 2 und 3 Jahre nach der Scheidung) wurden
Scheidungsfamilien untersucht und mit Nicht – Scheidungsfamilien
verglichen. Am Anfang war die elterliche Fürsorge in der Scheidungsfamilie nicht ädequat
(konnten das kindliche Verhalten nicht kontrollieren, Mangel an Wärme etc.), wobei sich die
Interaktion zwischen den Eltern und Scheidungskindern verbesserte.
Väter ohne Sorgerecht distanzierten sich allmählich von ihren Kindern.
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Nach 6 Jahren hatten geschiedene Mütter und ihre Töchter eine positive Beziehung, während
bei den Söhnen weiter Probleme auftraten.
Eine Metaanalyse ergab, dass:
Scheidungskinder schlechtere schulische Leistungen erbringen, schlechter psychisch
angepasst sind und ein schlechteres Selbstkonzept besitzen.
Interpretation:

Einige Unterschiede zwischen den Daten sind gering und nicht signifikant, der
Hauptunterschied besteht bei Verhaltensauffälligkeiten.

Die Frage bei Längsschnittstudien ist, welches Design verwendet wurde, viele
Designs sind Korrelational (man kann zwar sagen das einen Zusammenhang gibt,
aber man weiß nicht warum  Interpretation ist schwer).

Oft waren Kinder die nach der Scheidung verhaltensauffällig waren, schon vor der
Scheidung verhaltensauffällig.

Scheidung muss nicht immer negativ sein, sie kann auch positiv auf das Kind
einwirken (Alkoholmissbrauch).
Cummings, Ianotti und Zahn – Waxler
Sie untersuchten die Reaktion von 2jährigen auf aggressive Konflikte zwischen Erwachsenen.
Während des Konfliktes:
Ängstliches Gesicht, das Gesicht wird verdeckt und die Ohren werden zugehalten, Freezing,
„Stop/Go home now“
Nach dem Konflikt:
Vermehrt Aggressivität, schlagen & schluchzen, versuchen dem Spielkamerad das Spielzeug
wegzunehmen.
Bei einer 2maligen Beobachtung zeigte sich eine deutlich höhere Aggressivität, wenn sich die
erwachsenen wieder versöhnen beruhigen sich die Kinder wieder.
Alleinerziehende Familien
Kinder von allein erziehenden Eltern sind aggressiver, zeigen öfter Fehlverhalten. Als
Erwachsene werden sie eher delinquent und die Schulabbruchrate ist höher.
Diese Unterschiede dürften auf die unterschiedliche elterliche Fürsorge, die sie erhalte
zurückzuführen sein:
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WS 03/04
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5) weniger kognitive Stimulation
6) entmutigen weniger das aggressive Verhalten der Kinder
7) Stressfaktoren (Miete zahlen, Kind ernähren etc.)
8) Höhere Mobilität und dadurch weniger gefestigte soziale Beziehungen
Etc.
Wiederheirat und Stieffamilie

Eine Wiederheirat kann das nach einer Scheidung stabile System wieder erschüttern
und das kann die Kinder stören.

Je älter die Kinder sind, desto eher wird der neue Elternteil akzeptiert

Der/die Stiefvater/mutter sollte mit der Zeit auch die erzieherischen Aufgaben
bezüglich der Steifkinder übernehmen.
Kindermisshandlung
Gründe für Kindesmisshandlung: Ein Ökologisch – Transaktionales Modell
Das Ökologisch – Transaktionale Modell versucht Risikofaktoren aufzuzeigen die
Kindesmissbrauch fördern:
1. Elterliche Charakteristika
Vorurteile
 Psychisch gestörte Personen missbrauchen ihre Kinder – FALSCH
 Als Kind missbrauchte Eltern missbrauchen ihr Kind – FALSCH

Missbrauchende Eltern haben oft eine vereinfachte Sicht der Eltern – Kind –
Beziehung, sie haben wenig Verständnis dafür, wie Situationen das kindliche
Verhalten beeinflussen oder welches Verhalten für welches Alter passend ist.

Missbrauchende Eltern haben oft hohe Werte bei antisozialen Verhalten
2. Kindliche Charakteristika und die Familienumwelt

Kinder die bei der Interaktion Schwierig sind, werden eher missbraucht
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z.B.: Frühchen und Untergewichtige Kinder, da sie schwerer zu hand haben sind und
eher schreien

Kinder mit einem schwierigen Temperament werden eher missbraucht

Am negativsten reagieren Eltern, wenn sie glauben, das das Kind das Verhalten
absichtlich macht oder sie sich nicht in der Lage fühlen, das Kind zu kontrollieren
3. Exosystem Charakteristika

Finanzieller Stress, Arbeitslosigkeit, stressige Lebensereignisse

Missbrauchende Eltern sind oft sozial isoliert
4. Makrosystem Charakteristika


Gewalt im TV
Erlaubnis physischer Bestrafung
Effekte des Kindesmissbrauches, Intervention und Prävention

Missbrauchte Kinder haben einen niedrigeren
Sprachentwicklung als Nichtmissbrauchte Kinder

Schlechtere Schulleistungen, Depressionen und vermehrter Drogenmissbrauch
IQ
und
eine
langsamere
Manchmal berichten die Kinder, dass sie Missbraucht wurden und ihr Vertrauen wird durch
den Erwachsenen zerstört (z.B.: Tochter die ihrer Mutter beichtet, das sie ihr Vater
missbraucht hat und die Mutter reagiert negativ darauf).
Bei Missbrauch wird entweder das Sorgerecht entzogen, oder die Kinder werden temporär
woanders untergebracht, während die Eltern sich einem Interventionsprogramm unterziehen
(Langzeitevaluierung noch nicht bekannt).
Beziehungen in Familiensystemen
Familiensystem – Perspektive
Theoretische Sichtweise, die annimmt, dass die Familie ein System ist, dessen Mitglieder
Einfluss ausüben und auch beeinflusst werden.
Die 6 Prinzipien des Familiensystems:
1. Systeme sind als Ganzes organisiert und die einzelnen Teile sind untereinander
abhängig
Das Verhalten eines einzelnen Mitgliedes kann im Kontext des Verhaltens der anderen
Mitglieder verstanden werden.
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2. Interaktionen in den Familiensystemen besitzen Feedbackschleifen und KEINE
Ketten von Ursachen und Effekten
In einer Familie muss ein Mitglied nicht direkt das Verhalten eines anderen Mitgliedes
auslösen.
3. Systeme operieren um die Stabilität ihrer Muster aufrechtzuerhalten
Dahinter steckt das Prinzip der Homoöstase. (z.B.: Tochter die ihrer Mutter beichtet, das sie
ihr Vater missbraucht hat und die Mutter reagiert negativ darauf um auf Kosten ihrer Tochter
die Muster aufrechtzuerhalten)
4. Offene Systeme verändern sich und entwickeln sich weiter
5. Komplexe System inkludieren Subsysteme
Eine Person besitzt mehrere Rollen in verschiedenen Subsystemen (Vater, Ehemann etc.)
6. Subsysteme haben Grenzen, wobei implizite Regeln die Interaktionen über diese
Grenzen hinaus überwachen
z.B.: Bestimmte Sachen bleiben bei den Eltern und gehen nicht an die Kinder weiter.
Aggressionsverhalten bei Kindern
Bulling
Studie über Bulling:
Jungen aus der 8ten Schulstufe der AHS und HS wurden befragt, wie oft sie in aggressive
Handlungen verwickelt waren.
Aufgrund der Ergebnisse wurden die Jungen in 4 Gruppen eingeteilt:
1)
2)
3)
4)
Kontrollgruppe 72%
Täter (engl. Bullies) 14%
Opfer („Victims)
Täter & Opfer (Bullie – Victims, Opfer die selbst Täter waren) 6%
Gruppe 2 & 4 beschädigten/stahlen signifikant Sachen von anderen/Schuleigentum
Die Täter waren unter den Peers anerkannt
Positives Selbstbild war bei den Tätern am schlechtesten.
Alkoholkonsum → 40% der Täter in der Gruppe
Problem:
Bulling fällt den Eltern fast nicht auf, weil sie von den Kindern nicht informiert werden
(Petzen ist out).
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Wenn man das Opfer aus der Schule nimmt, kann das Opfer das Gefühl bekommen, das es
etwas falsch gemacht hat.
Außerdem bildet sich die Struktur in einer anderen Schule wieder (gilt für Täter & Opfer)
Strategien:
Nicht wegschauen
andere Interaktion angeben (Förderung des Einfühlungsvermögens)
Magersucht
Prävalenzrate:
90% der Mädchen, bei Mädchen .5% (Bulimie 1%)
Magersucht tritt meist zwischen 12 – 18 Jahren auf, frühestens jedoch mit 9 Jahren.
Entwicklungsaufgabe → Übergang
Geschlechtsreifen Erwachsenen.
vom
nichtverantwortlichen
Kind
zum
Einübung der für Frauen geltenden Normen, Körperideale & Selbstkontrolle (Diät halten).
Körperliche Entwicklung → „Verurteilung“ zur Rezeptivität, Passitivität, Abmagern –
Behalten der Kontrolle über:
1) Körper
2) Familie (drängen zum Essen)
Ohne sich loslösen zu müssen.
Das
entspricht
einem
neurotischen
Bewältigungsversuch,
ist
aber
ein
Entwicklungsstillstand und tritt eher bei angepassten Mädchen mit geringem
Selbstvertrauen an.
Alkohol - & Drogenmissbrauch
Alkoholkonsum:
Beginnt mit ≈ 13 – 14 Jahren und findet seinen Höhepunkt im Alter von 20 Jahren
Alkoholmissbrauch (Holy et. Al, 1997)
12% der 14 – 15 jährigen
89% der 16 – 17 jährigen
Illegale Drogen
Westdeutsche zwischen 12 – 25 Jahre:
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WS 03/04
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24% der Männer und 18% der Frauen hat schon einmal Drogen probiert;
4% der Männer und 2% der Frauen konsumiert regelmäßig Drogen (min. 20× im Jahr).
Weiteste Verbreitung:
Cannabis
Ecstasy
Aufputschmittel, LSD, Kokain, Schnüffelstoffe
Einstiegsalter:
Schnüffelstoffe: 15 Jahre
Cannabis: 16 – 17 Jahre
Härtere Drogen: 18 Jahre
Capi et. Al (1996)
3jährige mit geringer Selbstkontrolle sind 27× stärker gefährdet als junge Erwachsene
eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln, als andere.
Einfluss des Fernsehens auf Aggressives Verhalten
Theorien zum Einfluss von Fernsehen/Video auf aggressives Verhalten bei Kindern:
1) Lernen durch Beobachtung





Kurzzeiteffekte
(Bandura, Clown)
Langzeiteffekte
Kinder beobachten & lernen Scripts zur Lösung von Problemen durch Gewalt.
→ Kausale Theorie



2) Desensibilisierung (Gewöhnungseffekt)
Durch wiederholte Beobachtung von Gewalt wird das Kind habituiert und die
natürliche, angeborene negative emotionale Reaktion auf Gewalt wird neutralisiert.
→ Kausale Theorie



3) Aggressive Kinder sehen lieber Gewalt
„Ich bin nicht allein Effekt“
→ Nicht Kausale Theorie


4) Dritte Variable
z.B.: Kinder aus sozial niedrigeren Schichten & Kinder mit niedrigen IQ sehen mehr
Fernsehen (billig, kognitiv nicht anspruchsvoll).
Mainstreaming Hypothese → Bei intelligenteren Kindern sinkt der IQ, bei nicht so
intelligenten Kindern steigt der IQ jedoch.

© Student
Entwicklungspsychologie B (Landerl)
WS 03/04
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
→ Nicht Kausale Theorie


5) Katharsis Theorie
Beobachtung von aggressiven Verhalten führt zur Reduktion des eigenen aggressiven
Verhaltens (empirische Beweise fehlen!)



Husman, Moise - Titus, Podolski & Eros (2003)
Längsschnittstudie von 1977 – 1992
N= 329 (von ursprünglich 557)
Gewaltfernsehen im Alter von 6 – 9

Die Kinder identifizieren sich mit den Action – Helden gleichen Geschlechts.
Wahrnehmung der Gewalt im Fernsehen als realistisch.

Kindern nehmen die Gewalt im Fernsehen als realistisch wahr

Untersuchten nicht wie viel sehen die Kinder fern, sondern was sehen sich die
Kinder an.

Effekte sind bei Buben & Mädchen ähnlich
Befunde:

Alle 3 Faktoren stehen im Zusammenhang mit Gewalthandlungen die 15 Jahre
später statt fanden.

Effekte bleiben signifikant wenn man die 3 Faktoren (IQ, Sozialstatus etc.) konstant
hält

Die Effektstärke seit signifikant, aber nicht sehr hoch
Fernsehen an sich macht nicht aggressiv, erst wenn andere Faktoren im Spiel sind hat
Fernsehen einen Effekt. Die Adoleszenz
Adoleszenz = Zeit zwischen der Kindheit und dem Leben als Erwachsener
Biologisch wird die Adoleszenz durch das Einsetzen der Pubertät markiert.
Früher wurde dieser Lebensabschnitt oft überbetont (Sturm & Drang Zeit, Identitätskrise).
Biologische & Physische Veränderungen in der Pubertät
Bei Mädchen ist das Einsetzen der Menstruation (Menarche) und bei Jungen die erste
Ejakulation (Spermache) ein Indikator für das Einsetzen der Pubertät.
In der Pubertät werden die beobachtbaren Geschlechtsunterschiede deutlicher und die
Reproduktionsorgane werden voll funktionsfähig.
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Mädchen
Veränderungen des Fortpflanzungssystems:



externe Genitalien (Vulva & Klitoris) und internale Genitalien (Uterus, Vagina …)
werden größer
Klitoris wird empfänglicher für Stimulation
Menstruation setzt ein
Jungen
Veränderungen des Fortpflanzungssystems:



Hoden & Penis werden größer
Prostata wird größer
Erste Ejakulation
Allgemeine Veränderungen:




Körperbehaarung wird stärker (speziell unter den Achseln, Schambehaarung & bei
Männern beginnt der Bartwuchs)
Haut verändert sich und die Schweißdrüsen werden aktiver, was zu Akne führen kann
Stimmbruch setzt ein, speziell bei Jungen
Brustwachstum bei Frauen setzt ein
Variationen in der physischen Reifungsrate
Die Pubertäre Entwicklung kann zwischen Individuen stark streuen, wobei diese
Variationen teilweise mit den Genen, generellen Körperbau oder Ernährung
(Unterernährung hemmt z.B. die pubertäre Entwicklung) zurückzuführen ist.
Es zeigte sich aufgrund historischer Daten, dass das Alter für das Einsetzen der Periode im
Zeitraum von 1840 – 1980 von 17 auf 13.3 Jahre zurückging.
Es scheint aber das in den früheren Daten ein Fehler vorliegt, der auf die teilweise zu kleinen,
nicht repräsentativen Stichproben zurückzuführen ist.
Das gleiche Phänomen des früheren Einsetzens der Pubertät lässt sich bei Jungen finden und
dürfte wohl mit der verbesserten Ernährung zusammenhängen.
Ein weiter sakulärer Trend ist, dass die Gesellschaft immer größer wird.
Prinzip der Kanalisation
Der Organismus kehrt zu seinem genetisch determinierten Wachstumsverlauf zurück, wenn
der ursprüngliche Wachstumsverlauf durch Krankheit etc. gestört wird.
Psychologische Effekte der Pubertät
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Effekte der physischen Veränderungen
Hierzu beschreiben viele Studien den psychologischen Einfluss der Menarche auf Mädchen:
Retrospektive Studien
Hier werden Frauen gebeten sich an ihre Erfahrungen bezüglich der Menarche zu erinnern.


Bleibt klar und lebendig im Gedächtnis
Eher ein unangenehmes Erlebnis mit fehlender sozialer Unterstützung

Diese Studien werden durch die Stichproben limitiert (hauptsächlich amerikanische
Mittelschicht).

Studien die an den Einstellungen von Prä – und post menarchischen Mädchen
interessiert sind.

Mädchen
nach
der
ersten
Menarche
berichteten
mehr
negative
Erfahrungen/Emotionen als sie erwartet hätten, trotz erzieherischer Vorbereitung &
Unterstützung.
Die negativen Gefühle waren stärker für Frühreife & Mädchen die sich schlecht
vorbereitet fühlten.
In einer Längsschnittstudie mit 120 Mädchen kamen Ruble & Brooks – Gunn (1982)
zum Schluss das die Menarche Ambivalenz & Verwirrung auslöst, aber kein
traumatisches Erlebnis zu sein scheint.
Einige Studien fanden heraus, dass die Menarche als Referenzpunkt dienen kann, der
das Mädchen näher zu ihrer Mutter bringt und auch das Interesse an der eigenen
Weiblichkeit verstärkt.
Die Menarche und die mit ihr assoziierte Veränderungen könnten mit einer erhöhten
Reife bei einigen persönlichen Charakteristiken korreliert werden.




Der Einfluss von kognitiven Veränderungen



In der Adoleszenz erfolgt der Eintritt in die formal operationale Phase, welche
Erwachsene dazu befähigt über abstrakte Angelegenheiten und hypothetische
Situationen nachzudenken.
Das wiederum ermöglicht den jungen Erwachsenen darüber nachzudenken, wie sie von
hypothetischen anderen wahrgenommen werden & haben Probleme sich auf ihr
veränderndes physisches Aussehen einzustellen.
Annahme, dass junge Erwachsene stellen sich oft vor wie ihr Auftreten/Verhalten von
einem imaginären Publikum bewertet werden würde.
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
Annahme, dass junge Erwachsene denken, das ihre Handlungen in den Augen anderer
sehr wichtig sind und deshalb erfinden sie eine persönliche Fabel, welche Fantasien
wie Unsterblichkeit oder Omnipotenz enthält.

Neue Art des Egozentrismus im jungen Erwachsenenalter → Unfähigkeit die eigenen
Gefühle über sich Selbst von dem was andere fühlen, zu trennen

Der Einfluss von früher & später Reife

Frühreife Jungen:

Sozialer Vorteil, da sie Stärker sind, besser im Sport und in Jungengruppen auch hoch
geschätzt werden.

Spätreife Jungen:

Sozial weniger selbstsicher und werden als weniger reif, attraktiv & populär bewertet.
Frühreife Mädchen:


Neigen eher zu Alkohol & -Haschischkonsum und brechen eher soziale Normen. Das
dürfte damit zusammenhängen, dass sie sich älteren Peergroups anschließen und deren
Verhalten annehmen.
Nur ein temporärer Effekt, ab 25 ging der Effekt gegen 0
Ein permanenter Effekt zeigte sich jedoch in der Bildung → da sie früher sexuelle
Aktivität zeigten, heirateten und auch früher Kinder bekamen, war es weniger wahrscheinlich
das sie noch eine Ausbildung machten.
Identitätsentwicklung & Identitätskrise
Freud
Es entsteht Libido um mit unakzeptablen sexuellen Impulsen in der Kindheit fertig zu werden.
In der oralen, analen und ödipalen Phase entstehen Angst & Frustration aufgrund
aufkommender sexueller Impulse. In der Latenzphase werden diese sexuellen Impulse
abgewehrt und Unterdrückt, doch während der Pubertät kommen diese sexuellen Instinkte
wieder hervor und sorgen für ein wiedererwachen der alten Konflikte.
Peter Blos
Vergleicht den adoleszenten
Kleinkindes zum Toddler
Individuationsprozess.
Übergang zur Unabhängigkeit, mit dem Übergang des
und spricht deshalb auch von einem zweiten
Diese Modelle gelten als überholt, wobei auch die starke Fokussierung auf die Sexualität
kritisiert wurde.
Erik Erikson
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Er entwickelte das freudsche Modell weiter, indem er kulturellen Einflüssen eine stärkere
Rolle on der Persönlichkeitsentwicklung zusprach.
Er nimmt an das junge Erwachsene durch ein psychosoziales „Moratorium“ (bestimmte
Aspekte der Identität werden erprobt) gehen, sie probieren also verschiedene Identitäten aus
und entscheiden sich später für eine Identität.




keine Geschlechtsunterschiede in der Identitätsfindung
Identitätsfindung ist mit ≈ 24 Jahre abgeschlossen
graduelle Entwicklung
Entwicklung könnte vom sozialen & kulturellen Umfeld abhängig sein
Foreclosure
Moratorium
Achievement
Diffusion
!!!
Geschlechterrollen Identität
Gender labelity
Ich bin ein Junge/Mädchen
Gender stability
Wissen darum, das Geschlecht stabil bleibt
Gender constancy
Verständnis, dass das Geschlecht etwas biologisch determiniertes ist
Douvan
Entwicklung der Geschlechterrollen Identität ist für junge Frauen in urbanen Gesellschaften,
schwieriger, weil in der Schule Mädchen & jungen ermutigt werden unabhängig, ehrgeizig
und competitiv zu sein. Sobald die Schule aber beendet wird, werden diese Traits bei
Mädchen anders bewertet als bei Jungen.

Heute dürfte die Rolle der Frau mehr variabler und wechselseitiger als früher sein
(Karriere vs. Mutter; Mutter & Karriere)

cross – sex Interessen (z.B.: Junge der Strickt) werden bei Mädchen eher toleriert als
bei Jungen
Androgyne Einstellung
Hier halten sich männliche & weibliche Werte die Waage
Magret Mead (1935)
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Untersuchte mehrere Stämme und konnte zeigen, das die Geschlechterrollen kulturell
variieren können.
Arapesh → Männer & Frauen sind sensibel und eher nichtaggressive; eher feminine
Persönlichkeitszüge
Mundugamor → Männer & Frauen sind eher roh, unfreundlich und Maskulin
Tchambuli → Männer sind emotional und auf ihre persönliche Erscheinung, während die
Frauen dominant sind
Kritik:
 Kritik das sie ihre Resultate selektiv präsentierte
 In allen 3 Stämmen scheint es, das die Männer am häufigsten Gewalt zeigten
 In allen 3 Stämmen gehen die Männer Jagen
Deutet darauf hin, dass das Geschlecht biologisch vorgegeben ist, aber stark durch
Kultur beeinflusst werden kann.
Wissen über Sexualität, Einstellungen & Verhalten
Wissen über Sexualität
Goldman & Goldman (1982)
Entwarfen eine large – scale Studie die untersuchen sollte, wie Kinder über Sexualität denken.
Interview von Kindern im Alter von 11; 13 & 15 Jahren aus England, Australien,
Nordamerika und Schweden.
Sie konnten zeigen, dass das Wissen über Sexualität mit dem Alter immer weiter steigt.
Sexuelle Einstellung & Sexuelles Verhalten

ständigen Veränderungen unterworfen

1960 und 1970 gab es mehrere Erhebungen zu sexuellem Verhalten, während in den
80er Jahren die Erhebungen zurückgingen aufgrund des Auftretens von HIV –
reflektiert eine Veränderung der sexuellen Einstellung.

Erste Erhebungen im Kinsey – Report (Kinsey et. al)
Probleme bei der Erhebung durch Fragebögen & Interview:
1) Zuverlässig??
→ Befragung über sehr intime Themen
2) Probleme mit dem Verständnis bestimmter Begriffe
→ „Sind sie noch Jungfrau?“ – „Noch nicht“
3) wie viele verweigern das Interview?
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→ Probleme der Repräsentativität
Aus den Untersuchungen geht folgender typischer Verlauf hervor:
1.
2.
3.
4.
5.
Dating
Lippenkuss
Bruststimulation über der Kleidung
Zungenkuss
Intensivere Formen des Petting (Bruststimulation unter der Kleidung, Stimulation
der Genitalien)
Schofield Report
Niedriger Effekt der sozialen Klasse, religiöser Hintergrund oder Familienhintergrund

Anstieg riskanter Sexualpraktiken wie heterosexueller Anal Penetration
Beziehungen mit Eltern & Peers

Themen der Angst & Ängstlichkeit vor der Zurückweisung von Freunden steigt von
11 -13 und 15 Jahren und sinkt mit 17 Jahren wieder (Effekt stärker für Mädchen)

Junge Erwachsene werden mehr Peer – orientiert

Peers haben in Sachen Freizeitgestaltung und Kleidung mehr Einfluss, während
die Eltern in Sachen Bildung und Zukünftige Lebensziele mehr Einfluss haben.
Studie

Junge Erwachsene im Alter von 12 – 20 Jahren bekommen einen Fragebogen, wo sie
ausfüllen müssen wie Vater, Mutter oder Freunde bei einer Meinungsverschiedenheit
reagieren würden.
„He points out where I am wrong for my own good”
“He tells me that I would realize his ideas are right when I get more experience”
“He tells me that he wonders about the same thing”


Freunde werden als eher mutual und die Eltern als eher unilateral in ihrem Einfluss
gesehen
Unterschiede waren größer für Frauen als für Männer
Galambos & Almeida
Sie maßen den Eltern – Junge Erwachsenen Konflikt in den Bereichen chores, appearance,
politeness, substance & finances
Im Allgemeinen stimmten Eltern und junge Erwachsene zu das die Konflikte überall
zurückgingen, außer bei den Finanzen, dort stiegen sie.
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Larsen & Ham (1993)
Studenten trugen für 1 Woche einen Pager bei sich und erhielten ein randomisiertes
elektronisches Signal, bei dem sie ihren derzeitigen emotionalen Zustand berichteten und
einen live – events Fragebogen ausfüllten.
Ergebnisse:
12 – 14 Jährige berichteten signifikant mehr negative Erlebnisse als 10 – 11 jährige. Das
stand in Beziehung zu negativen live – events verbunden mit Familie, Schule & Peers.

Unterstützt die Sturm & Drang Hypothese
Die Isle of Wight Studie (Rutter et. Al)

Studie umging die meisten Probleme bei Stichproben indem sie eine fast
abgeschlossene Population verwendete und diese vollständig untersuchte → hohe
Repräsentativität

Es wurden die Lehrer, Eltern und Kinder untersucht;

N = 2.303

Aus der Gesamtstichprobe wurden noch 2 Substichproben gezogen
Substichprobe 1: N = 200, zufällig ausgewählt
Substichprobe 1: N = 304, deviante Jugendliche
2 Fragestellungen:
1. Ausmaß des Konfliktes zwischen Eltern & Jugendlichen
2. Ausmaß des Inneren Umbruchs/Chaos (turmoil) und der psychiatrischen Störung
Ergebnisse:
1. Die durchschnittliche Adoleszenz ist keine Zeit der Krise und des scharfen Konfliktes mit
den Eltern, sondern betrifft nur eine Minderheit.
2. Starke klinische Depressionen sind selten, aber ein gewisser Grad von innerem Umbruch
charakterisiert viele junge Erwachsene gut.
3. Unterstützt die Annahme das „inner turmoil“ kein Mythos ist, aber man sollte den inner
turmoil nicht überbewerten.
Adoleszenz in anderen Kulturen
Magret Mead & Samoa

Publiziert „Coming in Age in Samoa“
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
Adoleszenz in Samoa ist ein Abschnitt der maximalen Bequemlichkeit (age of
maximum ease) mit einem fehlen von psychischer Fehlanpassung

Beschreibt die samoanische Gesellschaft als „Übervoll mit einfachen Lösungen für
alle Konflikte“

Im Gegensatz zu den Westlichen Kernfamilien gibt es in Samoa ein offeneres und
weiteres Familienerziehungssystem – so können Kinder die Streit mit ihren Eltern
haben einfach zu den nächsten Verwandten gehen und dort warten bis sich der Sturm
wieder gelegt hat.

Wenig körperliche Bestrafung, Unterdrückung & wenig ausgeprägter Sinn für Schuld

Adoleszenz ist die sonnigste und freudigste Periode → sexuelle Freizügigkeit und
freie Liebe sind die Norm  
Dadurch entstand die Annahme das die Erfahrung der Adoleszenz rein auf der sozialen
Struktur und kulturellen Druck beruht.
Kritik:





Mead sprach nur schlecht samoanisch (6 Wochen Sprachkurs)
War nicht direkt in ihre Kultur eingebunden
wenig Erfahrung in der Feldforschung
Nachuntersuchungen ergaben das einige der jungen Frauen die sie interviewte,
übertrieben und falsche Angaben machten
Vorwurf das sie selektive Datenauswahl machte (tztz)
Freeman
Er untersuchte ebenfalls die samoanische Gesellschaft und kam zu anderen Schlüssen als
Mead.




nimmt an, dass die Familienbande stark sind
physische Bestrafung wird genützt
von der Braut wird erwartet, das sie Jungfrau ist
Starke Emotionen wie Eifersucht & Ehrgeiz sind üblich
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© Student
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