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Werte Mitglieder des Bundes Sozialdemokratischer Freiheitskämpfer,
Opfer des Faschismus und aktiver Antifaschisten!
Geschätzter Landesvorsitzender der sozialdemokratischen
Freiheitskämpfer Abg.NR Anton Heinzl und Bezirksvorsitzender
Mag.Klaus Bergmaier
Sehr geehrte
 Vertreter des KZ-Verbandes,
 Vertreter der Jungen Generation,
 Vertreter der Sozialistischen Jugend,
 Vertreter der Justizanstalt Stein,
 VertreterInnen unserer Landeshauptstadt St.Pölten, Vertreter der
Stadt Krems
 Geschätzte Damen und Herren! Gäste!
Als Vizebürgermeister der Stadt Krems darf ich sie hier am Friedhof Stein
in unmittelbarer Nähe zur Justizanstalt begrüßen.
Und gestatten Sie mir bitte ein paar Worte mehr:
Wir gedenken heute der Opfer, der Getöteten vor 66 Jahren;
am 6. und 7. April 1945 werden zumindest 386 Menschen in der
Strafanstalt Stein, im Stadtgebiet von Krems an der Donau, in
Paudorf, Hörfarth, Rottersdorf bei Statzendorf, Wolfenreith im
Dunkelsteiner Wald, sowie in Theiß und Hadersdorf am Kamp – aus
politischen Motiven - ermordet!
Werte Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Gedenkfeier!
Wir leben in einer bewegten und unruhigen Zeit; wir leben in
revolutionären Zeiten; und wir erleben aktuell historische Stunden.
Im medialen Blickfeld sind neben der Katastrophe in Japan aus
politischer Sicht die Revolutionen in den nördlichen Staaten Afrikas
(Ägypten, Marokko, Algerien, Tunesien, zur Zeit Lybien, Ägypten), weiter
reichend bis in den mittleren Osten (Jordanien, Syrien, Saudi Arabien,
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Iran (??), Jemen, Bahrein); mit unterschiedlichsten Reaktionen der
Machthaber und unterschiedlichsten Ergebnissen; vom versprochenen
friedlichen Übergang bis hin zum Bürgerkrieg.
Es geht dabei den Menschen um „Freiheit“.
Gleichzeitig: In Europa erleben wir, dass die Rechte, die extreme Rechte
wieder erstarkt ist; dass sie wieder ungeniert salonfähig ist. Es wurden
nicht nur bei Wahlen die rechtsextremen Parteien gestärkt; auch die
traditionellen Parteien rücken inhaltlich immer mehr nach rechts. Die
Nationalisten vernetzen sich und eine internationale gemeinsame
Plattform wird aufgebaut.
Das große Gemeinsame und das Fundament und auch der Nährboden
sind die Zutaten: Das hemmungslose Schüren von Angst und
Unsicherheit; sei es mit der Gegnerschaft zum Islam, die Integration und
die Migration; das Schüren der Angst vor Terror, seien es die konkreten
Verlustängste der Menschen, Angst um die persönliche Sicherheit durch
offene Grenzen, Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes;
Das ernsthaft Bedrohliche dabei: getragen werden diese rechten
Bewegungen nicht von den Ärmsten sondern aus der Mittelschicht
heraus.
Wir sind wieder auf dem Weg zu autoritären Gesellschaften!
Wir sind auf dem Weg zu autoritären Gesellschaften, mit schleichendem
Verlust der Grund- und Freiheitsrechte.
FREIHEIT ist „der“ fundamentale Wert unserer Bewegung. Die Freiheit
der Einzelnen ist die Voraussetzung für die Freiheit aller in der
Gesellschaft.
Niemand von uns soll jemals wieder die Folgen der Unfreiheit verspüren
müssen, so wie sie unsere Eltern oder noch lebende Zeitzeugen erfahren
mussten. Und es soll nie mehr bei uns so weit kommen, dass wie hier in
Krems und Umgebung Hunderte ihr Leben dafür lassen mussten.
Kein System ist so lernfähig wie die Demokratie. Wir brauchen keine
neuen Gesellschaftsordnungen. Wir brauchen keine „starke Hand“. Die
Freiheit in unserer (fragilen) Demokratie ist zwar noch nie vollkommen
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und vollendet gewesen und der Wert der Freiheit verliert im Alltag der
freien Gesellschaften einen Teil des Glanzes.
Wir müssen uns eine tiefe Zuneigung zur Freiheit erhalten, ansonsten
geraten wir leicht in ein Fahrwasser, in einen Sog, der zur schrittweisen
Demontage derselben führt.
Freiheit bedeutet die Absage an jegliche Form der Diktatur und
autoritärer Systeme.
Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten streben eine
Gesellschaft an, in der sich die menschliche Persönlichkeit frei entfalten
kann.
Unsere politische Arbeit zielt darauf ab - in Verantwortung gegenüber uns
selbst, gegenüber der Gesellschaft, gegenüber der Umwelt, aber ganz
besonders gegenüber der künftigen Generationen, - eine Gesellschaft
ohne Privilegien und Herrschaftsverhältnisse zu schaffen, die
demokratisch organisiert ist und auf den Werten der Freiheit, der
Gleichheit, der Gerechtigkeit und der Solidarität beruht.
Es geht heute um das „sich erinnern, um das Mahnen um das nicht
vergessen“; aber weiter kommen wie erst, wenn wir FÜR etwas stehen:
Und wir stehen FÜR Demokratie, FÜR Freiheit!“
Die Sozialdemokratie tut gut daran sich dieser Werte nicht nur zu
besinnen, sondern gerade JETZT aktiv mit Leben zu erfüllen!
In diesem Sinne: Es ist wichtig, dass Sie so zahlreich gekommen sind;
DANKE.
Benjamin Franklin: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu
gewinnen, wird am Ende beides verlieren.“
Als wären es Hasen...
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Die Rote Armee steht schon vor den Toren Wiens und die Lebensmittel in der Strafanstalt Stein an
der Donau werden knapp, da entschließt sich deren Leiter Franz Kodré, die politischen
Gefangenen zu entlassen und das Gefängnis zu räumen. Am Morgen des 6. April 1945 verlassen so
hunderte Häftlinge die Anstalt.
Unter ihnen sind Eisenbahner, Gaswerker, Drucker, Bäcker und Metallarbeiter, oft hatten sie in
ihren Betrieben für die „Rote Hilfe“ gespendet und waren dafür zu langjährigen Freiheitsstrafen
verurteilt worden. Auch eine große Gruppe von 300 griechischen Widerstandskämpfern saß in
Stein ein - verschleppt von den deutschen Truppen bei deren Abzug aus Athen.
Schon kurz nach der Entlassung der Männer, diffamieren fanatische Nationalsozialisten unter den
Aufsehern die Entlassung als Rebellion. Daraufhin dringen SS und SA in das Gefängnis ein und
richten unter den noch verbliebenen Häftlingen ein Blutbad an. Auch der Anstaltsdirektor und für
die Entlassung maßgeblich Verantwortliche werden hingerichtet. Dann erteilt NSDAP-Kreisleiter
Anton Wilthum den Befehl, alle bereits auf freiem Fuß befindlichen Häftlinge zu verfolgen.
Es beginnt die große Treibjagd, als wären es Hasen hetzen SS, SA, Wehrmacht, Volkssturm, HJ
und Schüler der NAPOLA die ehemaligen Häftlinge durch die Weinberge. Am 6. und 7. April 1945
werden zumindest 386 Menschen in der Strafanstalt Stein, im Stadtgebiet von Krems an der
Donau, in Paudorf, Hörfarth, Rottersdorf bei Statzendorf, Wolfenreith im Dunkelsteiner Wald,
sowie in Theiß und Hadersdorf am Kamp ermordet
Massaker von Stein
Im April 1945, als der Einmarsch der Roten Armee bereits nahe bevorstand, erwirkte Anstaltsleiter
Franz Kodré die Genehmigung, zumindest die als weniger schwer belastet eingestuften Häftlinge
in die Freiheit zu entlassen. Nachdem er diese Erlaubnis besonders großzügig auslegte und am 7.
April damit begann, alle Häftlinge zu entlassen, meldeten einige der Gefängniswärter sein
Vorgehen bei der Kremser NSDAP-Leitung. Diese stoppte daraufhin die Entlassung auf brutalste
Weise, indem sie alle noch verbliebenen Häftlinge, den Anstaltsleiter und einige seiner Mitarbeiter
auf der Stelle erschießen ließ. Aber auch die bereits entlassenen Häftlinge wurden gejagt und am
selben oder am darauf folgenden Tag ermordet. Als Opferzahlen, die sich nicht genau feststellen
ließen, werden 229 getötete Häftlinge in Stein und 61 in Hadersdorf angegeben, als Gesamtzahl
wird auch 386 angegeben.
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