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„Der ‚Nürnberger Trichter’ als Metapher für leichtes Lernen und als Mythos vom allmächtigen Lehren.“
Im Band zum Utopischen Denken hatte ich den Nürnberger Trichter bereits kurz erwähnt und würde dem jetzt gern systematischer nachgehen.
Es drückt sich in diesem Modell für mich zweierlei aus: einmal als Metapher der Hinweis auf ein leichtes, einfaches Lernen, zum anderen ist
darin auch ein Mythos vom allmächtigen Lehren zu erkennen (eine Variante ist z.B. Blooms Konzept vom „Mastery Learning“).
Grundcharakter von Technologie und Kunst
Auf einer Webseite der Stadt Nürnberg findet man folgenden Hinweis auf den „Nürnberger Trichter“:
„Die wohl erste Erwähnung des Weisheitstrichter in der deutschsprachigen Literatur findet sich 1545 im Buch »Deutsche
Arithmetika« von Michael Stifels: »Unangesehen, dass ein ungelehrter Mensch nicht danach fragt, dass er ungelehrt ist - und wohl
sagen darf - er sollte das Maul nicht auftun, so ihm einer die Kunst könnte mit einem Trichter eingießen.«
Aber es ist zu vermuten, dass es diesen Trichter schon damals nicht mehr gab (so es ihn denn je gegeben hat), denn Zinkgref
Weidner schreibt 1653: »«Der Trichter Almansoris, mit welchem man den Leuten eingegossen, ist lang verloren«.
Zincgref, Julius Wilhelm
Teutsche Apophthegmata
das ist Der Teutschen Scharfsinnige kluge Sprüche. 3 Teile in 2 Bänden.
Reprint: Hildesheim 2006. Mit einem Vorwort von Wolfgang Mieder (=Amsterdam 1653).
XXXIX/960 S.
Leinen
Verlag: WEIDMANN
Band 1: 2 Teile in einem Band. Teutscher Nation Klug-ausgesprochene Weisheit; Teutscher Nation Denkwürdiger Reden - Apophthegmata genandt;
ISBN 3-615-00232-6, € 118,00
Band 2: Teutscher Nation Apophthegmatum aus allerhand Schriften, Mittheilungen anderer Leute, Täglicher anhör- und anmerckungen zusammengetragen durch Joh.
Leonhard Weidner.
Die wiederholt aufgelegte und erweiterte Sammlung Teutsche Apophthegmata das ist Der Teuschen Scharfsinnige kluge Sprüche von Julius Wilhelm Zincgref nimmt
unter den voluminösen Sprichwörter-Kompendien, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Vielzahl erschienen, eine besondere Stellung ein. Sie enthält Hunderte
von Sinnsprüchen und Sprichwörtern, die in gängigen Nachschlagewerken nicht auffindbar sind, bietet zahlreiche Erstbelege und ist damit für die historische
Sprichwörterforschung als wahre Goldgrube anzusehen.
Die damalige Popularität des Werkes verdankt sich aber auch seinem hohen Unterhaltungswert. Der Verfasser bettet die zitierten Weisheiten in satirische oder witzige
Sinnzusammenhänge ein und macht die Sammlung so zu einem kurzweiligen Leseerlebnis.
Mit dem vorliegenden Nachdruck der Zincgrefschen Ausgabe von 1653 ist dieser zu Unrecht in Vergessenheit geratene Sprach- und Kulturschatz nach über 300 Jahren
nun erstmals wieder verfügbar.
The often reissued and augmented collection Teutsche Apophthegmata das ist Der Teuschen Scharfsinnige kluge Sprüche by Julius Wilhelm Zincgref has a special place
among the many voluminous compendia of proverbs published in the first half of the 17th century. It contains hundreds of mottoes and proverbs which are not found in
established reference works, provides many first appearances in print and thus represents a veritable gold-mine for proverb research.
However, the popularity of the work in its time was also due to its strong entertainment value. The author places the wise sayings he quotes in satirical or amusing
contexts, making the collection an enjoyable read. This reprint of Zincgref’s edition of 1653 makes an unjustly forgotten linguistic and cultural treasure available again for
the first time in over three centuries
http://www.olms.de/pcgi/a.cgi?ausgabe=index&T=1176316003{haupt_olms=http://www.olms.de/pcgi/a.cgi?T=1175658919&ID=0
175x5148001x298x-215&&ausgabe=detail&alayout=373&aref=6613}
Title: Teutscher Nation Klug-außgesprochene Weißheit, Das ist: Deren auß Teutschen Landen erwehlten und erbohrnen Päbste, Bischoffe, Keyser, Könige, Chur- und
Fürsten ... Gelehrten und jedes Standes wohlbenahmter Personen lehrreiche Sprüche / Auß allerhand Schrifften zusammen getragen Durch Julium Wilhlem Zincgrefen
...Part: Th. 3: / Auß allerhand Schrifften, Mittheilungen anderer Leute ... noch zusammen getragen Durch Joh. Leonardum Weidnerum, ... Zu denen noch kommen Das
Leben Herrn Julii Zincgreffen ... Auf das kürtzeste ... beschriebenAuthor: ; Weidner, Johann Leonhard *1588-1655*Other persons: Zincgref, Julius Wilhelm *15911635*Published: Franckfurt ; Leipzig : Weidmann ; Hanau : Quantz, 1683
http://opac.ub.uni-weimar.de/DB=2.2/SET=4992/TTL=2/SHW?FRST=3
früher ist aber:
"Mit einem Trichter eingiessen" steht bereits bei Sebast. Franck
("Sprichw." 1541, II, 107 b).
auch Emblemata: http://www.lwl.org/westfaelischegeschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=496&url_tabelle=tab_texte
Eduard Duller erzählt in den 1834 erschienenen »Geschichten und Märchen für jung und alt«, dass der Schneidersohn Hans Wurst
von Tripsdrill nach Nürnberg wanderte, um dort den überall so begehrten Wundertrichter zu suchen. Angeblich wäre er in den
Werkstätten der Rußigen, wie die Nürnberger Feuerarbeiter genannt wurden, geschmiedet worden. In der Werkstatt des
Altmeisters der Rußigen erfuhr er aber von einem Feuersalamander, dass der Himmelskundige des Königs von Utopien vor
zwanzig Jahren den Trichter erworben habe. Hans Wurst wanderte also unverdrossen weiter zum Schloss des Königs von Utopien.
Dort sah er zwar den geheimnisvollen Trichter, bekam ihn aber nicht, sondern wurde zu seinem Entsetzen in ein Gefängnis
geworfen. Nach seiner Flucht traf er den Zwerg des Hörselberges. Der erzählte ihm freimütig viele wunderliche Dinge. So hatte er
am Schluss seiner Wanderung zwar nicht den begehrten Nürnberger Trichter erworben, den er nun gar nicht mehr wollte, aber er
hatte viel erfahren und war dadurch klüger geworden, so dass er den Nürnberger Trichter gar nicht mehr brauchte.
/warum_trichter.htm
Harsdörffer: Poetik als Regelwerk (Technik), also auch erlernbar
Bach: Kunst der Fuge
Klopstock etc. Geniekonzept
Skinner Lernmodell konsequent in Lehrmodell umgesetzt (wenn ich denn andere Lernformen verleugne…)
Stolurow Model the master teacher or mastering der teaching model
“Zwischenformen”: Veranschaulichung (übrigens Schwierigkeit der Übersetzung)
Auf der Suche nach dem Ursprung des Trichterkonzepts (wie ich auf den Trichter kommen wollte..)
Frühere Quellen:
Trichter almansouris (al Razi?)
Kräuterbuch Johan von Cube
Eintrichtern:
(von Medikamenten)
Ohr
Mund
Nase
Schädel
Augen (alRazi-Text Rosenwasser etc., Märchen)
Intimere Körperteile
Die Weisheit mit Löffeln essen
Verschiedene Erklärungslinien:
 Nürnberger Trichter geht auf Harsdörffer zurück
 Nürnberger Trichter könnte aber auch ein Hörrohr gewesen sein
 Trichtermetapher erklärt Oelkers mit dem arabischen Astrologen
 Medizinische Wurzeln wegen Einflößen von Medikamenten
 Infundibulum als trichterförmiges Teil im Gehirn
 Travestie in Form der Studentenrituale (akademische Deposition und Pennalismus)
DE_Nuernberger_Trichter_20050412172035[1].pdf
http://www.akustiker.at/museum/geschichte/home_museum.html
Vor Christi Geburt gab es noch keine Hilfsmittel. Ein Schwerhöriger half sich so gut es ging durch das Vorhalten der gewölbten Hand.
Durch die Trichterwirkung kann es zu einer spürbaren Hörverbesserung (10-15dB) unterhalb von 2kHz kommen. Bereits im 2.
Jahrhundert nach Christus beschreibt der griechische Arzt Galen von Pergamon (129-199) ein System zur Hörverbesserung mit
ausgehöhlten Tierhörnern. Auch Alexander von Tralles (525-605) berichtet über Kollegen, die versucht hätten Schwerhörige durch
Hörrohren zu helfen.
Um das 13. Jahrhundert experimentieren Mönche im südfranzösischen Albi mit schallverstärkenden Tierhörnern.
Im 14. Jahrhundert entwickelt Guy de Chaulliac (1330-1367) einen Ohrtrichter (Ohrspiegel). Mit diesem Gerät und mit Hilfe des
Sonnenlichtes konnte er in den Gehörgang blicken und Beobachtungen (am lebenden Menschen) vornehmen.
Mitte des 16. Jahrhunderts vergleicht Vidus Vidus den Nutzen von Hörrohren mit dem von Brillen. 1613 wurde das Hörrohr erstmalig mit
einer genauen Datierung erwähnt. Der italienischer Handwerker Paolo Aproino rühmte sich der Erfindung des Hörrohres. In Folge
berichteten mehrere Gelehrte über die Theorie des Hörrohres - die breitere Umsetzung des Wissens blieb jedoch noch aus.
The Muslims, who had known and preserved the ancient Greek works for generations, had developed and enhanced the work of the great
masters. Indeed, the Muslim world had generated masters of its own including Avicenna and Jabir ibn Hayyan (d. 815?) who is credited with
over 300 treatises on alchemy.(35)
It is difficult to measure the significance of introducing such knowledge to an intellectually impoverished Europe which was just beginning to
develop the guilds which would soon blossom into universities. Richard Lemay notes that "Gerard's translations made a decisive contribution to
the growth of medieval Latin science. The impact of his work was felt well into the early modern period."(36) Although the works of Aristotle
and Arab philosophers were banned at the University of Paris in the early 1200's, Gerard's translations which concerned physical and
cosmological teachings were accepted. Indeed,
The evolution of the university curriculum during the thirteenth and fourteenth ceunturies reveals the slow but sure penetration of many of Gerard's translations,
which nourished the awakened interest in natural science until the end of the Middle Ages.(37)
/gerard.htm
Wilhelm Schickard
(* 22. April 1592 in Herrenberg; † 23. Oktober 1635 in Tübingen) war ein deutscher Astronom und Mathematiker. Er lehrte Hebräisch und
Astronomie an der Universität Tübingen.
Wilhelm Schickard wurde als Sohn des Schreiners Lucas Schickard und der Pfarrerstochter Margarete Gmelin geboren und war der Neffe von
Heinrich Schickhardt. Er besuchte die Klosterschule in Bebenhausen und wurde 1610 in das Tübinger Stift aufgenommen. An der Universität
Tübingen erwarb er 1611 den Magistergrad und studierte anschließend Theologie. Ab 1613 war er Vikar an mehreren Orten in Württemberg, bis
er 1614 zum Diakon nach Nürtingen berufen wurde. Dort lernte ihn im Jahr 1617 Johannes Kepler kennen, der nach Tübingen gekommen war,
um seine Mutter in einem Hexenprozess zu verteidigen. Für Keplers Werk Harmonice Mundi schuf er einige Kupferstiche und Holzschnitte.
Im Jahr 1619 wurde er als Professor für Hebräisch an die Universität Tübingen berufen. Bei seiner Lehrtätigkeit suchte er nach einfachen
Verfahren, den Schülern das Lernen zu erleichtern. So schuf er die "Rota Hebraea", eine Darstellung der hebräischen Konjugation in Form
zweier drehbaren Scheiben, die übereinander gelegt werden und die jeweiligen Formen in Fenstern erscheinen lassen. Zum Studium der
hebräischen Sprache schuf er das "Horologium Hebraeum", die hebräische Uhr, ein Lehrbuch des Hebräischen in 24 Kapiteln, die jeweils in
einer Stunde zu erlernen waren. Dieses Buch war das bekannteste Buch Schickards, das bis zum Jahr 1731 immer wieder neu aufgelegt wurde.
Im Jahr 1627 schrieb er ein Lehrbuch zum Erlernen des Hebräischen auf deutsch, den "Hebräischen Trichter".
Neben seinem Lehramt für Hebräisch beschäftigt er sich mit Astronomie. Er erfand 1623 ein Astroscopium, einen aus Papier gefertigten Kegel,
in dessen Innerem der Sternenhimmel abgebildet war. Im gleichen Jahr baute er die erste Rechenmaschine, um astronomische Rechnungen zu
erleichtern. Ab 1624 beginnt er auf seinen Reisen durch Württemberg als Schulaufseher für die Lateinschulen das Land neu zu vermessen. Damit
ihn dabei andere unterstützen können, schrieb er im Jahr 1629 eine Anweisung, wie künstliche Landtafeln zu machen seien.
/Wilhelm_Schickard.htm
Nürnberger Trichter
beruht auf dem Titel eines Buches von Harsdörffer
(1607-58): "Poetischer Trichter, die Teutsche
Dicht- und Reimkunst, ohne Behuf der lateinischen
Sprache, in VI Stunden einzugiessen", das 1648 ohne
Namen in Nürnberg erschien.
Das Bild vom Trichter ist nicht seine Erfindung, da er
sich in der Vorrede auf "H. Schickards Hebreischen Trichter"
(Tüb. 1627) bezieht, und ein solcher Trichter schon in
der lateinischen Komödie "Almansor, sive ludus literarius"
des Mart. Hayneccius (Lpz. 1578) 5, 5, genannt wird.
Vrgl. Zincgref-Weidner ("Apophthegmata", T. 3, Amst.
1653, S. 227): "Der Drechter Almansoris, mit welchem man
den Leuten ingegossen, ist lang verlohren". "Mit einem
Trichter eingiessen" steht bereits bei Sebast. Franck
("Sprichw." 1541, II, 107 b). "Eintrichtern" sagen wir jetzt.
Franz Trautmann gab 1849-50 in Nürnberg ein humoristisches
Blatt "der Nürnberger Trichter" heraus.-/0169.htm
Trichter:
alRazi entwickelt chemische Instrumente (s. Herkunft Wein)
Allmächtiges Lehren:
Ratichius
Wie kommen die Modewellen zustande?
Zitat Karl-Heinz zum GKDM
In den letzten ca. 8 Jahren mit eLearning wieder eine nicht befriedigende Heilsverkündung
Selbst Methodenmix als Königsweg
Ideologiestiftung im Sinne von: die Zunft bei der Stange halten (also Wahrheit in Brechts Aussagen in den Flüchtlingsgesprächen)
Gilt wiederum auch für Neuro-irgendwas-logie
Informelle Bildung als Anspruchsevasion?
Woher kommt die Modebedürftigkeit?
Didaktik hat nie ihre Bestände richtig aufgearbeitet! Allenfalls Versatzstücke. Motiv für GKDM
Erfahrung aus EU-Projekten: Totale Ignoranz von Produzenten didaktischer Designs
Designbegriff und faktische Bedeutung (auch ohne Bewusstheit) eLearningangebote entspringen natürlich didaktischen didaktischen Mustern (sind das etwa Archetypen?):
Woher kommen sie (woher nehmen die didaktischen Designer –Arrangeure von Lehr-/Lernkonzepten - ihre didaktischen Muster?:
Eigene Erfahrung an Modellen (Meistern)
Eigene Erfahrung vom Lernen
Von Theorien? Wenigers Stufen, Versuch bei der BL-Matric
Projekt Grundmuster informeller Bildung
AL-RAZI
In Latin: Rhazes. Abu Bakr Mohammed ibn Zakaria al Razi. Born in Ray, near Tehran, Persia, about the middle of the ninth century. Flourished
in Ray and in Bagdad. died 923-24. Physician, physicist, alchemist. The greatest clinician of Islam and middle ages. Galenic in theory, he
combined with his immense learning true Hippocratic wisdom. His chemical knowledge was applied by him to medicine; he might be considered
an ancestor of the iatrochemists. Of his many writings, the most important are the "Kitab al Hawi" (Continens), an enormous encyclopaedia
containing many extracts from Greek and Hindu authors and also observations of his own; the "Kitab al Mansuri" (Liber Almansoris), a smaller
compilation in ten books based largely on Greek science, and finally his famous monograph on smallpox and measles "Kitab al-jadari wal-hasba"
(De variolis et morbiliis; de peste, de pestilentia), the oldest description of variola and the masterpiece of Muslim medicine. many contributions
to gynaecology, obstetrics, and ophthalmic surgery can be traced back to him.
He made investigations on specific gravity by means of the hydrostatic balance, which he called al-mizan al-tabi'i. Various chemical treatises are
ascribed to him, and one of them (Arcandorum liber, apocryphal?) contains a list of 25 pieces of chemical apparatus. He also made an attempt to
classify chemical substracts.
The al-Hawi has not been published, and there is not even a single complete manuscript in existence. A latin translation, Liber dictus Elhavi, appeared in Brescia (1486),
followed by various Ventian editions. The liber ad Almansurem, in ten books was first published in Milano (1481) and was frequently republished.
/islam14.htm
Razi was a Hakim, an alchemist and a philosopher. In medicine, his contribution was so significant that it can only be compared to
that of Abu Sina. Razi began to move away from a spiritual explanation for disease towards a system based on observation and
diagnosis
He was greatest clinician of middle ages. Galenic in theory, he combined with his immense learning true Hippocratic wisdom. His
chemical knowledge was applied by him to medicine; he might be considered an ancestor of the iatrochemists (Scientists who tried
to treat illness with chemistry).
"In today's world we tend to see scientific advance as the product of great movements, massive grant-funded projects, and largerthan-life socio-economic forces. It is easy to forget, therefore, that many contributions stemmed from the individual efforts of
scholars like Rhazes. Indeed, pharmacy can trace much of its historical foundations to the singular achievements of this ninthcentury Persian scholar." Michael A. Flannery, Associate Director for Historical Collections - University of Alabama at Birmingham,
November 1999. http://www.uab.edu/reynolds/rhazes_pharm.htm
Persian physician, physicist, and chemist. Abu Bakr Mohammed ibn Zakaria al Razi (In Latin: Rhazes). Born in Ray, near Tehran,
Persia, about 864-865 AD. and died in Ray around 923-925 AD. http://www.uhrbooks.com/rhazes.jpg
He was first placed in-charge of the first Royal Hospital at Ray, from where he soon moved to a similar position in Baghdad where
he remained the head of its famous Muqtadari Hospital for along time. He moved from time to time to various cities, specially
between Ray and Baghdad. His name is commemorated in the Razi Institute near Tehran.
Razi was a Hakim, an alchemist and a philosopher. In medicine, his contribution was so significant that it can only be compared to
that of Abu Sina. Razi began to move away from a spiritual explanation for disease towards a system based on observation and
diagnosis
He was greatest clinician of middle ages. Galenic in theory, he combined with his immense learning true Hippocratic wisdom. His
chemical knowledge was applied by him to medicine; he might be considered an ancestor of the iatrochemists (Scientists who tried
to treat illness with chemistry).
Of his many writings, the most important are the "Kitab al Hawi" (The Comprehensive Book), an enormous encyclopedia containing
many extracts from Greek and Hindu authors and also observations of his own. The al-Hawi has not been published, and there is
not even a single complete manuscript in existence. A Latin translation, Liber dictus Elhavi, appeared in Brescia (1486), followed by
various Ventian editions. The liber ad Almansurem, in ten books was first published in Milano (1481) and was frequently
republished. http://www.nlm.nih.gov/exhibition/islamic_medical/image/image08.gif
The "Al-Hawi" became one of the most widely read medical books in medieval Europe.
http://www.nlm.nih.gov/exhibition/islamic_medical/image/image09.gif
The "Kitab al Mansuri" (Liber Almansoris), a smaller compilation in ten books based largely on Greek science, and another of Razi's
texts, "Kitab al-jadari wal-hasba" (De variolis et morbiliis; de peste, de pestilentia), the oldest description of variola and the
masterpiece of Iranian medicine; 'On smallpox and measles', was still being referred to in the 18th century when inoculation was
gaining popularity as a way of limiting the effects of smallpox. He played an important part in the development of medicine as a
science, extending the ideas of Hippocrates by providing a clearer understanding of the causes of disease.
He did many contributions to gynecology, obstetrics, and ophthalmic surgery can be traced back to him.
He made investigations on specific gravity by means of the hydrostatic balance, which he called al-mizan al-tabi'i. Various chemical
treatises are ascribed to him, and one of them (Arcandorum liber, apocryphal?) contains a list of 25 pieces of chemical apparatus.
He also made an attempt to classify chemical substracts.
Perhaps his most famous work, however, is the Secret of Secrets in which he gives systematic attention to basic chemical
operations important to the history of pharmacy. Indeed, Brock calls it "a straightforward manual of chemical practice." In this work
Razi classified materials; described distillation, sublimation, and calcination processes; and established procedures for purification,
separation, and the mixing of substances. By following Razis' instructions Europeans were able to prepare pure sulfuric and other
important acids.
Razi contributed to the early practice of pharmacy. He is said to have introduced mercurial ointments into the Western world. Also,
Razi developed apparatus used in apothecaries up through the nineteenth and early twentieth centuries, such as mortars and
pestles, flasks, spatulas, beakers, phials, and glass vessels. Later investigators, like the great physician AbuSina (Avicenna, 9801037), would carry Razis' work forward in developing simple and composite drugs.
He was a prolific author, who has left monumental treatises on numerous subjects. He has more than 250 outstanding scientific
contributions to his credit, out of which about half deal with medicine and 21 concern alchemy. He also wrote on physics,
mathematics, astronomy and optics, but these writings could not be preserved. A number of his books, including Jami-fi-al-Tib,
Mansoori, al-Hawi, Kitab al-Jadari wa al-Hasabah, al-Malooki, Maqalah fi al- Hasat fi Kuli wa al-Mathana, Kitab al-Qalb, Kitab alMafasil, Kitab-al- 'Ilaj al-Ghoraba, Bar al-Sa'ah, and al-Taqseem wa al-Takhsir, have been published in various European
languages. About 40 of his manuscripts are still extant in the museums and libraries of Iran, Paris, Britain, Rampur, and Bankipur.
His contribution has greatly influenced the development of science, in general, and medicine, in particular.
http://www.bbc.co.uk/education/medicine/nonint/images/ma/madtbi2.jpg
/1087.htm
Robert Briffault in the "Making of Humanity":
"It was under their successors at Oxford School (that is, successors to the Muslims of Spain) that Roger Bacon learned Arabic and Arabic
Sciences. Neither Roger Bacon nor later namesake has any title to be credited with having introduced the experimental method. Roger Bacon
was no more than one of apostles of Muslim Science and Method to Christian Europe; and he never wearied of declaring that knowledge of
Arabic and Arabic Sciences was for his contemporaries the only way to true knowledge. Discussion as to who was the originator of the
experimental method....are part of the colossal misinterpretation of the origins of European civilization. The experimental method of Arabs
was by Bacon's time widespread and eagerly cultivated throughout Europe.
"Science is the most momentous contribution of Arab civilization to the modern world; but its fruits were slow in ripening. Not until long
after Moorish culture had sunk back into darkness did the giant, which it had given birth to, rise in his might. It was not science only which
brought Europe back to life. Other and manifold influence from the civilization of Islam communicated its first glow to European Life.
"For Although there is not a single aspect of European growth in which the decisive influence of Islamic Culture is not traceable,
nowhere is it so clear and momentous as in the genesis of that power which constitutes the permanent distinctive force of the modern world, and
the supreme source of its victory, natural science and the scientific spirit.
"The debt of our science to that of the Arabs does not consist in startling discoveries or revolutionary theories, science owes a great deal more
to Arab culture, it owes its existence. The Astronomy and Mathematics of the Greeks were a foreign importation never thoroughly acclimatized
in Greek culture. The Greeks systematized, generalized and theorized, but the patient ways of investigation, the accumulation of positive
knowledge, the minute method of science, detailed and prolonged observation and experimental inquiry were altogether alien to the Greek
temperament. Only in Hellenistic Alexandria was any approach to scientific work conducted in the ancient classical world. What we call
science arose in Europe as a result of new spirit of enquiry, of new methods of experiment, observation, measurement, of the development of
mathematics, in a form unknown to the Greeks. That spirit and those methods were introduced into the European world by the Arabs.
/intorl1
An interesting episode of Al-Razi's remarkable method of choosing the right spot for the Baghdad main hospital is described as follows. When
Adhud Daulah asked Al-Razi to build a hospital, he had pieces of fresh meat placed at various parts of the city of Baghdad. Some time later, he
checked each piece to find out which one was less rotten than the others, and he chose the spot of the least rotten pieces of meat a site for the
hospital.
Ar-Razi was a pioneer in many areas of medicine and treatment and the health sciences in general. In particular, he was a pioneer in the fields of
pediatrics, obstetrics and ophthalmology. In medicine, his contribution was so significant that it can only be compared to that of Ibn Sina
(Avicenna). Some of his works in medicine, e.g., Kitab al-Mansoori, Al-Hawi, Kitab al-Mulooki and Kitab al-Judari wa al-Hasabah earned
everlasting fame. A special feature of his medical system was that he greatly favored cures through correct and regulated food. This was
combined with his emphasis on the influence of psychological factors on health. He also tried proposed remedies first on animals in order to
evaluate in their effects and side effects. Ar-Razi was the first person to introduce the use of alcohol (Arabic Al-Kuhl) for medical purposes. He
was also an expert surgeon and was the first to use opium for anaesthesia.
Kitab al-Mansoori, which was translated into Latin (known by the title 'Liber Almansoris') in the 1480s in Milan, comprised ten volumes and dealt exhaustively with GrecoArab medicine. Some of its volumes have been published separately into German and French. The ninth volume of the translation made by Gerard of Cremona the "Nonus AlMansuri," was a popular text in Europe until the sixteenth century (Durant, p247). Ar-Razi in Al-Mansoori devoted a whole chapter on anatomy. In it he has presented a
detailed description of the various organs of the human body, and sensory and motor parts. He has also given elaborate descriptions of the intervertebral foramina and the
spinal chord, and correctly asserted that an injury either to the brain or spinal chord would lead to paralysis of the parts of the organs whose nerve supply was damaged or
destroyed.
He used to advise his patients thus: "Whoever seeks treatment with too many physicians might suffer the risk of the faults of each one of them. A patient should restrict
consultation to one trustworthy physician."
One of his books Kitab-al-Asrar deals with the preparation of chemical materials and their utilization. Another one was translated into Latin under the name Liber
Experimentorum. He went beyond his predecessors in dividing substances into plants, animals and minerals, thus in a way opening the way for inorganic and organic
chemistry. By and large, this classification still holds. As a chemist, he was the first to produce sulfuric acid together with some other acids, and he also prepared alcohol by
fermenting sweet products.
/razi2.htm
In the recording of the writings of al-Razi, the Fihrist of Ibn al-Nadim, the oldest authority, enumerates 113 major and 28 minor works by him. Al-Razi wrote an entertaining
tract on the success of charlatans and quacks in acquiring fame often denied to the competent and properly qualified physician but of his general works on medicine the two
most important were his Mansuri, known in Latin as Liber Almansoris, and his monumental and most important work, the al-Hawi. The treatise known as Mansuri is
primarily a treatise on anatomy where each bone, muscle, or organ is described in the light of its function and purpose; its novelty being that the terminology used throughout
is in Arabic. The Kitab al-Hawi was translated in the medieval period as 'liber Continens' and was mistaken at first, in view of its length, for an encyclopaedia prepared by AlRazi's disciples from his collected papers. Its appearance is an event rare enough to merit emphasis due to its being an absolutely first-rate dossier of available clinical
observations quite undogmatically assembled.
/alRazi
http://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Rudolff
Christoph Rudolff
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Christoff Rudolff (* 1499 in Jauer, Schlesien; † 1545 in Wien) war Verfasser des ersten deutschen Lehrbuchs der Algebra.
Rudolff war von 1517 bis 1521 Schüler von Henricus Grammateus (Schreyber aus Erfurt) an der Universität Wien und war der Verfasser eines
Rechenbuchs, das unter dem Titel: Behend und hübsch Rechnung durch die kunstreichen regeln Algebre, so gemeinicklich die Coß genennt
werden (Straßburg 1525) erschien. Über seine Lebensverhältnisse ist nicht viel bekannt.
Er verwendete als Erster die Schreibweise "√" für Wurzel. Er benutzte die sinnvolle Festlegung, dass x0 = 1 ist.
Weblinks [Bearbeiten]

Die Coss Christoffs Rudolffs (digitale Rekonstruktion: http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/rechenbuecher/coss/ UB Bielefeld)]
PND: Datensatz zu Christoph Rudolff bei der DNB
Keine Treffer im DDB-OPAC, 6. Februar 2007
Literatur [Bearbeiten]

Wolfgang Kaunzner und Karl Röttel: Christoff Rudolff aus Jauer in Schlesien, Polygon-Verlag 2006 ISBN 3-928671-39-1.
Personendaten
NAME
RUDOLFF, CHRISTOPH
KURZBESCHREIBUNG Verfasser des ersten deutschen Lehrbuchs der Algebra
GEBURTSDATUM
1499
GEBURTSORT
Jauer, Schlesien
STERBEDATUM
1545
STERBEORT
Wien
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text („public
domain“) aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von
1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn Du den
Artikel soweit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der
Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema
widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel
heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine
Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen
Standpunkts verletzen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rechenbuch
Rechenbuch
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
Titelblatt des Erstdrucks von Adam Ries’ drittem Rechenbuch (1550)
Japanisches Rechenbuch Jinkōki (1641)
Der Begriff Rechenbuch wird im wissenschaftsgeschichtlichen Kontext als Bezeichnung für praxisorientierte mathematische Lehrbücher aus der
Zeitspanne zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit gebraucht.
Der Ursprung der Rechenbücher liegt in den mathematischen Aufgabensammlungen der frühen Hochkulturen. Während aus der griechischrömischen Antike nur wenige praxisorientierte mathematische Schriften überliefert sind, stammen die ältesten erhaltenen Rechenbücher aus dem
indischen Kulturkreis aus den Jahren zwischen 850 und 1150 n. Chr. Aus dem arabischen Raum sind weit über hundert Rechenbücher, zumeist
mit einem ausgeprägten Praxisbezug, überliefert. Das älteste bis heute bekannte in arabischer Sprache verfasste Rechenbuch mit indischen
Ziffern wird auf um 950 n. Chr. datiert. Das älteste aus dem Byzantinischen Reich bekannte Traktat wurde 1252 geschrieben.
In Europa entstanden in Verbindung mit dem wirtschaftlichen Aufschwung im Hochmittelalter und angeregt durch Fibonaccis 1202 erschienenes
Liber abbaci zunächst in Italien erste von Praktikern (sogenannten Rechenmeistern, ital. maestri d’abbaco) in der Volkssprache statt in Latein
geschriebene Darstellungen der für die kaufmännische Praxis wichtigen Rechenoperationen. Inspiriert von diesen italienischen Traktaten
entstanden in Deutschland erstmals im späten 15. Jahrhundert, vermehrt dann im 16. und 17. Jahrhundert eine Reihe volkssprachlicher
Rechenbücher, die sich überwiegend mit Aufgaben der angewandten Arithmetik, seltener mit der im deutschsprachigen Raum unter dem
zeitgenössischen Begriff Coß bekannten Algebra befassten. Das bekannteste dieser frühneuzeitlichen Rechenbücher ist das 1522 erstmalig
gedruckte und in zahlreichen Neuauflagen erschienene zweite Rechenbuch Rechenung auff der linihen und federn in zal / maß und gewicht des
erzgebirgischen Rechenmeisters Adam Ries.
Die abendländischen Rechenbücher beginnen in der Regel mit einer kurzen Vorstellung der – im spätmittelalterlichen Europa vielerorts noch
ungebräuchlichen – indischen Ziffern und der grundlegenden Rechenoperationen mit ihnen und lehren dann deren Anwendung anhand von
Beispielaufgaben aus der kaufmännischen Praxis. Durch ihre Verbreitung trugen die gedruckten Rechenbücher erheblich zur Durchsetzung
dieser neuen schriftbasierten Methode des indisch-arabischen Ziffernrechnens und damit zur Ablösung des bis dahin gebräuchlichen Rechnens
mittels Rechenbrettern (sogenanntes Rechnen auf Linien) bei.
Auch im Japan der Edo-Zeit (1603–1868) erschienen – unabhängig von den europäischen Werken und für das Rechnen mit dem japanischen
Abakus (Soroban) gedacht – zahlreiche praxisorientierte Rechenbücher. Besonders einflussreich wurde das Jinkōki des Yoshida Mitsuyoshi, das
zwischen 1627 und 1641 in mehreren Ausgaben erschien.
Quellen [Bearbeiten]
Moderne Druckausgaben [Bearbeiten]
Nachdrucke bekannter Rechenbücher (Auswahl)
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Das Bamberger Rechenbuch von 1483 von Ulrich Wagner. Nachdruck der Ausgabe Bamberg 1483 mit einem Nachwort von Eberhard Schröder, Weinheim 1988,
ISBN 3-527-26725-5.
Das 1. Rechenbuch von Adam Ries. Nachdruck der 2. Auflage Erfurt 1525 mit einer Kurzbiographie, einer Inhaltsanalyse, bibliographischen Angaben, einer
Übersicht über die Fachsprache und einem metrologischen Anhang von Stefan Deschauer, München 1992, ISBN 3-89241-005-4.
Jinkōki. Wasan Institute, Tokyo 2000 (enthält neben der Ausgabe vom Juni 1641 und Teilen der Ausgabe vom November 1641 als Faksimile und in englischer
Übersetzung umfangreiche Anmerkungen und Erläuterungen).
Rechenung auff der linihen und federn in zal, maß und gewicht auff allerley handierung gemacht und zusamen gelesen durch Adam Riesen von Staffelstein
Rechenmeyster zu Erffurdt im 1522 Jar. Nachdruck der Erstausgabe Erfurt 1522 mit einer Kurzbiographie, bibliographischen Angaben und einer Übersicht über die
Fachsprache von Stefan Deschauer, München 1991, ISBN 3-89241-004-6.
Übertragungen ins Neuhochdeutsche
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Stefan Deschauer: Das zweite Rechenbuch von Adam Ries: eine moderne Textfassung mit Kommentar und metrologischem Anhang und einer Einführung in Leben
und Werk des Rechenmeisters. Braunschweig u. a. 1992, ISBN 3-528-06412-9.
Online verfügbare Digitalisate [Bearbeiten]
Handschriften
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Andreas Reinhard: Drei Register Arithmetischer ahnfeng zur Practic. Schneeberg 1599, online abrufbar als digitale Volltext-Ausgabe des Exemplars aus der
Historischen Gymnasialbibliothek Christianeum Hamburg in Wikisource (Digitalisat, Begleitprojekt).
Drucke
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Jacob Koebel: Ain new geordnet Rechenbiechlin auf den linien mit Rechen pfeningen. Augsburg 1514, VD 16 nicht angegeben, online abrufbar über die Herzog
August Bibliothek Wolfenbüttel.
Rainer Gemma Frisius: Arithmeticae Practicae Methodvs Facilis. 1544, VD 16 G 1113, online abrufbar über die Sammlung Albert Ritzaeus Hardenberg der
Johannes-a-Lasco-Bibliothek Emden.
Adam Ries: Rechenung nach der lenge / auff den Linihen und Feder. Leipzig 1550, VD 16 nicht angegeben, online abrufbar über die Universitätsbibliothek
Clausthal-Zellerfeld.
Christoph Rudolff: Die Coss Christoffs Rudolffs. Mit schönen Exempeln der Coss. Durch Michael Stifel gebessert. Königsberg 1553, VD 16 nicht angegeben, online
abrufbar über die Universitätsbibliothek Bielefeld.
Literatur [Bearbeiten]
Hilfsmittel
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David Eugene Smith: Rara Arithmetica: a catalogue of the arithmetics written before the year 1601 with a description of those in the library of George Arthur
Plimpton of New York. Boston u. a. 1908.
Darstellungen
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Walther L. Fischer: Das Jinko-ki von Mitsuyoshi Yoshida (1627). Das berühmteste japanische Rechenbuch der Edo-Zeit. Universität Erlangen-Nürnberg, Nürnberg
1996 (Arbeitsberichte und Reprints, Nr. 2, 1996.).
Menso Folkerts, Erwin Neuenschwander: Rechenkunst, -methoden, Rechenbücher. In: Lexikon des Mittelalters. Band 7, München u. a. 1995, S. 502–508, ISBN 37608-8907-7 (dort auch Angaben zu weiterführender Literatur).
Barbara Gärtner: Johannes Widmanns „Behende vnd hubsche Rechenung“. Die Textsorte „Rechenbuch“ in der Frühen Neuzeit. Tübingen 2000, ISBN 3-484-31222X (enthält unter anderem die Edition des 1489 in Leipzig erschienenen Rechenbuchs von Johannes Widmann).
Rainer Gebhardt, Helmuth Albrecht (Hrsg.): Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit. Beiträge zum wissenschaftlichen Kolloquium am 21. September 1996
in Annaberg-Buchholz. Freiberg 1996, ISBN 3-930430-05-3.
Hugo Grosse: Historische Rechenbücher des 16. und 17. Jahrhunderts und die Entwicklung ihrer Grundgedanken bis zur Neuzeit. Ein Beitrag zur Geschichte der
Methodik des Rechenunterrichts. Neudruck der Ausgabe Leipzig 1901, Wiesbaden 1965.
Friedrich Unger: Die Methodik der praktischen Arithmetik in historischer Entwickelung vom Ausgange des Mittelalters bis auf die Gegenwart. Leipzig 1888.
Christoff Rudolff:
Die Coss Christoffs Rudolffs
Mit schönen Exempeln der Coss. Durch Michael Stifel gebessert und sehr gemehrt.
Zu Königsperg in Preussen gedrückt durch Alexandrum Lutemyslensem im jar 1553
Inhaltsverzeichnis:
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Vorrede, Inhalt
Erster Teil
Ander Teil
Exempla
Beschluss
Ausführliches
Inhaltsverzeichnis
Michael Scotus
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Michael Scotus (* um 1175 in Schottland; † um 1235) war ein mittelalterlicher scholastischer Philosoph, Mediziner, Alchemist und Astrologe,
den Dante Alighieri als Magier beschrieb. Bekannt wurde er durch seine Übersetzungen von Averroes-Kommentaren aristotelischer Werke aus
dem Arabischen.
Inhaltsverzeichnis
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1 Jugend und Ausbildung
2 Übersetzungstätigkeiten in Toledo
3 Späte Jahre
4 Liber Introductorius
5 Das Ende des Michael Scotus
6 Literatur
7 Weblinks
Jugend und Ausbildung [Bearbeiten]
Dass Michael Scotus in Schottland geboren wurde, leitet sich schon aus seinem selbstgegebenen Namen ab. Aber wann und wo das genau
passierte, ist nicht mehr nachvollziehbar. Einige neuere Quellen gehen von um 1175 aus, was aber nicht verifizierbar ist; sicher anzunehmen ist
aber das späte 12. Jahrhundert. Ebenfalls unbekannt ist seine schulische Laufbahn, aber seine Ausbildung muss breit gefächert gewesen sein und
da er später gewöhnlich magister Michael Scotus genannt wurde, kann man hier auch auf eine Lehrtätigkeit an einer Universität schließen.
Bekannt dagegen ist, dass er bei seinem Onkel aufwuchs und dieser ihn an eine Universität ins Ausland schickte. Bis ins 15. Jahrhundert gab es
keine in Schottland. Wann er die britischen Inseln oder Schottland verließ, weiß man wiederum nicht, aber dass er nicht zurückkehrte, zumindest
nicht lebendig.
Bevor er nach Toledo ging, um als Übersetzer und Astrologe zu arbeiten, lehrte er schon lateinische Sprache und Literatur. Und schon früh zeigte
er ein großes Interesse an Bezeichnungen, Namen, Definitionen und Etymologien. So benutzte er auch das Buch Etymologien des Isidor von
Sevilla, welches als die meistgelesene Enzyklopädie des (frühen) Mittelalters auch bei Michael Scotus' Zeitgenossen noch in hoher Gunst stand
und dessen Gebrauch darauf schließen lässt, dass er eine gründliche Ausbildung im Rahmen der elementaren klerikal-lateinischsprachigen
Bildung genossen hatte.
Übersetzungstätigkeiten in Toledo [Bearbeiten]
Hauptartikel: Übersetzerschule von Toledo
Durch seine immer noch währende Nähe zum Islam war Toledo eine der wichtigsten Städte der Bildung. Hier waren schon verschiedene
bekannte Übersetzer tätig, wie zum Beispiel Johann von Sevilla, Hermann von Carinthia, Adelard von Bath, der als erster Student aus Britannien
kam, und Gerhard von Cremona, der Übersetzer des Almagest des Ptolemäus und des De celo et mundo des Aristoteles. Das erste greifbare
Datum im Leben Michael Scotus' ist der 18. August 1217. Zu diesem Zeitpunkt vollendete er die Übersetzung eines arabischen astronomischen
Werkes und zwar des Kitab fi l-hai'a des Alpetragius, der zu dieser Zeit noch auf der spanischen Halbinsel lebte.
Wie lange Michael Scotus vor 1217 schon in Toledo lebte, ist wiederum unbekannt. Aber man weiß, dass er noch vor 1220 die drei arabisch
vorliegenden Bücher Historia animalium, De partibus animalium und De generatione animalium des Aristoteles übersetzte, die dann auch durch
die Verwendung von Albertus Magnus für sein De animalibus großen Einfluss erlangten. Obgleich Wilhelm von Moerbeke am 23. Dezember
1260 seine Übersetzungen direkt aus dem Griechischen vollendete, wurden die von Michael Scotus noch im 15. Jahrhundert an den Universitäten
genutzt.
Sein Ruhm als Übersetzer gründet sich aber hauptsächlich auf die Übersetzungen der Averroes-Kommentare der Aristoteles-Schriften wie De
anima, De sensu et sensato, De celo et mundo, Physica und Metaphysica. Insgesamt sind 14 Übersetzungen von Averroes-Kommentaren erhalten
geblieben, wovon er wahrscheinlich einige am Hofe Friedrichs II. vollendete. Diese Übersetzungen aus dem Arabischen setzen aber nicht nur
sehr gute Sprachkenntnisse, sondern auch detaillierte Kenntnisse des Inhaltes voraus, da die arabische Schrift unvokalisiert ist und dies zu
schwerwiegenden inhaltlichen Verständnisfehlern führen kann. Dies legt auch die Vermutung nahe, dass sich Michael Scotus' dabei auch
arabischer Hilfskräfte bediente. Seine sehr guten Sprachkenntnisse, und dass er nicht direkt aus dem Griechischen übersetzte, bezeugt auch Papst
Gregor IX., der sich in höchsten Tönen über Michael Scotus' Arabisch-, Hebräisch- und Lateinkenntnisse äußerte, aber nicht das Griechische
erwähnt.
Späte Jahre [Bearbeiten]
Um 1220 verließ Michael Scotus Toledo, denn er taucht in Bologna auf, um einer kleineren medizinischen Tätigkeit nachzugehen. Er kuriert
einen Tumor. Zwischen 1224 und 1227 scheint Michael Scotus in Diensten des Papstes Honorius III. und dessen Nachfolger Papst Gregor IX. zu
stehen. Am 31. Mai 1224 wurde er zum Erzbischof von Cashel in Irland gewählt. Er musste aber auf das Amt verzichten, da er der irischen
Sprache nicht mächtig war. Am 9. Mai 1227 werden ihm weitere Pfründe in Schottland und England vergeben. Michael Scotus scheint diesen
Äußerungen nach ein Kleriker gewesen zu sein, obzwar er keinem religiösen Orden angehörte, weswegen sich auch Albertus Magnus und Roger
Bacon negativ über ihn äußerten. Nach 1227 erscheint er nicht mehr in den päpstlichen Registern und es kann angenommen werden, dass er nicht
lange danach an den Hof Friedrichs II. wechselte. Wahrscheinlich geschah dies durch die Vermittlung des Leonard von Pisa, der Michael Scotus
als "besten Philosoph" titulierte.
Welche Rolle Michael Scotus als Hofastrologe am Hofe Friedrichs II. spielte, ist noch nicht gänzlich geklärt. Fest steht, dass er als Übersetzer für
ihn arbeitete. Er übersetzte nämlich auf dessen Wunsch das Abbrevatio de animalibus des Avicenna, welches dann Friedrich II. für sein
Falkenbuch De arte venandi cum avibus verwendete. Des Weiteren beriet er ihn in astrologisch-philosophischen Fragen und schrieb hier am
Hofe medizinisch-astrologische Schriften. Friedrich II. versuchte auch durch Fragen an seinen Hofastrologen zu profitieren, die er bei einem
Genesungsaufenthalt in den Bädern bei Puzzouli im Oktober/November 1227 an Michael Scotus stellte. Durch Salimbene von Parma ist uns auch
eine Anekdote überliefert worden, in welcher Friedrich II. seinen Hofastrologen und medizinischen Berater auf die Probe stellte. Und zwar sollte
er die Entfernung zwischen dem Himmel, was immer er auch damit meinte, und einer Kirchturmspitze errechnen. Der Astrologe rechnete und
teilte das Ergebnis seinem Kaiser mit. Danach ließ Friedrich den Turm heimlich um eine Handbreit abtragen und sagte zu Michael Scotus, er
solle die Entfernung nochmals berechnen, da er sie vergessen habe. Michael Scotus kam nun nicht auf das selbe Ergebnis wie vorher und meinte,
dass der Himmel höher als zuerst oder die Kirche eine Handbreit abgesunken sei. Daraufhin umarmte der Kaiser seinen Astrologen ob seiner
genauen Berechnung. Wenn man nun annimmt, dass diese kleine Geschichte wahr ist, so muss Michael Scotus ein Genie gewesen sein.
Doch Michael Scotus' literarischer Ruhm im Mittelalter gründet sich, die Übersetzungen und die Tätigkeiten am Hofe des Kaisers beiseite
lassend, auf seine Schriften über die Astrologie und Medizin, allen voran sei das Hauptwerk Liber Introductorius genannt.
Liber Introductorius [Bearbeiten]
Der Liber Introductorius ist in drei verschieden Abschnitte aufgeteilt. Die Teilung erfolgt in den Liber quatuor distinctonum, den Liber
particularis und in den Liber physiognomiae. Das ganze Werk ist Kaiser Friedrichs II. gewidmet und der Liber physiognomiae sogar auf dessen
Veranlassung hin verfasst worden. Die genaue Datierung des Werkes erweist sich als schwierig, aber in der Einleitung wird auf den Heiligen
Franziskus hingewiesen. Und dieser wurde am 16. Juli 1228 heilig gesprochen. Zumindest die Einleitung wurde also erst nach diesem Datum
geschrieben. Der erste Teil des Werkes, der Liber quatuor distinctonum, ist unvollständig erhalten und vermutlich zu Michael Scotus' Tod auch
unvollendet gewesen. Diesem Teil und dem Liber particularis fehlt es sowohl an innerer Einheit als auch an systematischem Arrangement. So ist
es auch nicht überraschend, dass der Liber physiognomiae als einzelnes Buch angesehen wurde und sogar bis um 1500 in nicht weniger als 20
Ausgaben erschien. In den ersten beiden Teilen behandelt er die Themen Astronomie, Astrologie, Meteorologie, Medizin, Musik und
Komputistik. Hier sind auch der schon vorher angesprochene Fragenkatalog Friedrichs II. und Michael Scotus' Antworten aufgenommen. Im
Liber physiognomiae geht er dann auf Fragen über den Geschlechtsverkehr, die Schwangerschaft, die Embryologie und die Physiognomie ein.
Seine Ausführungen lassen auf weitreichende Kenntnisse schließen, aber können auch einen heutigen Leser zum Schmunzeln bringen. So
schreibt er, dass der Mensch 140 Jahre leben könne, da es 14 Gelenke an den Fingern und Zehen gebe und jedes Gelenk für 10 Jahre stehe. Aber
der Sünden wegen bestehe nur eine Lebensdauer von maximal 120 Jahren. Ganz empirisch stellt er weiterhin fest, dass Frauen länger leben als
Männer. Dann rät er, dass man sich im Sommer mit frischem, kalten Quellwasser waschen und es auch trinken soll, denn nachdem die Poren sich
durch die Kälte des Wassers schlössen, würde die natürliche Hitze bewahrt werden. Bei großer Hitze im Sommer warnte er die Männer vor dem
Geschlechtsverkehr, nur bei Frauen würde dies nichts ausmachen. Außerdem untersagte er den Aderlass bei heißem Wetter, wenn es die
Krankheit nicht unbedingt notwendig erscheinen ließe. Aber ihn interessierten auch die Unterschiede der Menschen aus verschiedenen Regionen.
Er legte vor allem sein Augenmerk auf die Differenzen in Gestalt, Sprache, Verhalten, Kleidung und Bewegung in Zeiten des Friedens und des
Krieges, der Gesundheit und der Krankheit zwischen Lombarden, Slawen, Deutschen, Griechen, Mongolen, Sarazenen, Schotten, Juden und
Ägyptern.
Weitere Arbeiten des Michael Scotus sind die Ars Alchemie und das Vaticinium, wobei es in der ersten um die Verwandlung der Metalle und im
Vaticinium um Prophezeiungen über italienische Städte geht. Weiterhin schrieb er kleinere alchemistische und medizinische Texte.
Das Ende des Michael Scotus [Bearbeiten]
Michael Scotus starb um 1235, wahrscheinlich während er noch in den Diensten des Kaisers stand. Darauf deutet zumindest ein Gedicht des
Heinrich von Avranches hin, der zu dieser Zeit am Hofe Friedrichs II. weilte und dessen erneute Hochzeit besang. Sein Tod ist ebenso
anekdotisch wie das beschriebene "Turmrätsel", und es gibt wenig zuverlässige Quellen darüber. Francesco Pipino erzählt, dass Michael Scotus
vorhersah, wie er von einem kleinen Stein getötet werden würde und daraufhin einen Kopfschutz, das Cerebrerium, erfand. Pipino fährt fort, dass
eines Tages, während Michael Scotus eine Messe besuchte, er genau diese Kopfbedeckung abnahm und just in diesem Augenblick ein kleiner
Stein vom Gewölbe fiel und ihn am Kopf leicht verwundete. Nachdem er den Stein betrachtet hatte, regelte er noch seine Angelegenheiten und
verstarb kurz darauf.
Literatur [Bearbeiten]
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Burnett, Charles, Master Theodore, Frederick II.'s Philosopher, in: Federico II., e le nuove culture (centro di studi sulla spiritualiá medievale), atti del XXXI.
Convegno storico inter-nazionale, Spoleto 1995, 225-285.
Grabmann, Martin, Kaiser Friedrich II. und sein Verhältnis zur aristotelischen und arabischen Philosophie, in: Stupor Mundi, Zur Geschichte Friedrichs II. von
Hohenstaufen, hrsg. von Gunther Wolf, Darmstadt 1966, 134-177.
Haskins, Charles Homer, Studies in Mediaeval Culture, Oxford 1929.
Ders., Studies in the History of Mediaeval Science, New York 1960.
Heinisch, Klaus (Hrsg.), Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit, Darmstadt 1968.
Hoffmann, Rudolf, Übersetzungsbedingte Verständnisprobleme im Großen Metaphysik-Kommentar des Averroes, in: Miscellanae Mediaevalia, 18, Aristotelisches
Erbe im arabisch-lateinischen Mittelalter, hrsg. von Albert Zimmermann, Berlin 1986, 141-160.
Thorndike, Lynn, Michael Scot, London 1965.
Weblinks [Bearbeiten]
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Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Michael_Scotus“
Kategorien: Mann | Universalgelehrter | Philosoph des Mittelalters | Mediziner des Mittelalters | Alchemist | Astrologe | Übersetzung (Literatur) |
Römisch-katholischer Bischof (13. Jahrhundert) | Zauberer und Magier
Band V (1993)Spalten 1459-1461 Autor: Christoph Kann
MICHAEL SCOTUS, scholastischer Philosoph und Übersetzer vom Arabischen ins Lateinische, * vor 1200 in Schottland, + um 1236. Ungesicherte biographische Informationen deuten auf Studienaufenthalte in Oxford und Paris hin. Ab 1215 ist M.S. in der Umgebung des
Bischofs von Toledo (Spanien) quellenmäßig faßbar und gehörte etwa von 1217 bis 1220 der dortigen Übersetzerschule an. Danach setzte er
seine Tätigkeit in Italien fort und hielt sich 1220 in Bologna auf. 1224 bis 1227 sind Kontakte mit den Päpsten Honorius III. und Gregor IX.
nachweisbar, bei denen er in hohem Ansehen stand. Eine Ernennung zum Erzbischof von Cashel (Irland) durch Honorius lehnte er 1225 ab. Ab
1227 oder 1228 stand er als Hofastrologe in Diensten Friedrichs II. von Sizilien. - Die Bedeutung von M.S. für die Entwicklung der Philosophie
des Mittelalters liegt hauptsächlich in seiner Übersetzertätigkeit. 1217 übersetzte er in Toledo mit Hilfe von Abuteus Levita das astronomische
Hauptwerk des Alpetragius, »In astrologia« (nach R. Bacon: »De motibus celorum circularibus«), in welchem dieser der ptolemäischen
Astronomie eine modifizierte Erneuerung der aristotelischen Himmelsphysik gegenüberstellt, ins Lateinische. Um 1220 übersetzte er die drei
ihm in arabischer Version vorliegenden Traktate (»Historia animalium«, »De partibus animalium«, »De generatione animalium«) aus der fünf
Traktate umfassenden aristotelischen Schrift »De animalibus«. In den 20er und/oder 30er Jahren übertrug er wichtige Aristoteles-Kommentare
des Averroes vom Arabischen ins Lateinische, wodurch er deren Einfluß auf die Scholastik maßgeblich einleitete. Die umfangreichen
analysierenden Kommentare zu »De caelo« und »De anima« sowie dem Physik- und dem Metaphysik-Kommentar verband er jeweils mit einer
lateinischen Übersetzung des arabischen Aristoteles-Textes, den er abschnittweise als Lemmata einfügte. M.S.' Übersetzung der Metaphysik aus
dem Arabischen, bekannt als »Metaphysica nova«, fand als der trotz erheblicher Lücken vollständigste Text dieses Werks in lateinischer Sprache
weite Verbreitung. Außerdem werden M.S. zum großen Teil nicht authentifizierte Übersetzungen der kürzeren, paraphrasierenden Kommentare
des Averroes zu »De generatione et corruptione« und zum vierten Buch der »Meteorologica« sowie von Epitomen zu weiteren aristotelischen
Werken zugeschrieben. Eine 1232 fertiggestellte Übersetzung von Avicennas »De animalibus« widmete er Friedrich II. Als Autor ist M.S. vor
allem mit einer ebenfalls Friedrich II. gewidmeten Einleitung in die Philosophie in drei voneinander unabhängigen Teilen, »Liber
introductorius«, »Liber particularis« und »Physiognomia« (»De secretis naturae«), einem Kompendium u.a. astrologischen, geographischen und
medizinischen Inhalts, hervorgetreten, das sich allerdings wesentlich auf arabische und zeitgenössische italienische Quellen stützt
(fragmentarisch erhalten im »Speculum doctrinale« des Vincenz von Beauvais). Zugeschrieben wird M.S. auch ein Kommentar zu J. de
Sacroboscos »De sphaera«. Seine in »De arte alchemie« dokumentierten alchimistischen Kenntnisse und seine astrologischen Interessen scheinen
ihm den Ruf eines Magiers eingebracht zu haben, als der er auch bei Dante, »Inferno«, Canto 20, 115-117, Erwähnung findet.
Werke: Physiognomia (Liber physiognomiae), Venedig 1477, Louvain 1484, Basel 1485, Reutlingen 1486, Venedig um 1846, Lyon 1490,
Leipzig 1495, Venedig 1503, 1505, Köln, Venedig 1508 etc. - Expositio super auctorem spherae, Bologna 1495, 1518; S.H. Thomson (ed.), The
Texts of M. Scot's Ars alchemiae, in: Osiris 5, 1938, 523-559; - G.M. Edwards (ed.), The »Liber introductorius« of M. Scot (Diss. Univ. of
Southern Calif.), 1979; - J. Ferguson, Bibliographical Notes on the Works of M. Scot, in: Records of the Glasgow Bibliographical Society 9,
1931, 72-100.
Lit.: J.W. Brown, An Enquire into the Life and Legend of M. Scot, 1897; - G. Rudberg, Die Tiergeschichte des M.S. und ihre mittelbare Quelle,
in: Eranos 9, 1909, 92-128; - A.H. Querfeld, M. Scottus und seine Schrift »De secretis naturae«, 1919; - J.D. Comrie, M. Scot. A ThirteenthCentury Scientist and Physician, in: Edinburgh Medical Journal n.s. 25, 1920, 50-60; - C.H. Haskins, M. Scot and Frederic II, in: Isis 4, 1922,
250-275, rev. in: Ders., Studies in the History of Medieval Science, 1924, 19272, 272-298; - Ders., The «Alchemy« Ascribed to M. Scot, in: Isis
10, 1928, 350-359; - Ders., Studies in Medieval Culture, 1929, repr. 1965, 148-159; - L. Thorndike, A History of Magic and Experimental
Science II, 1923, 307-337; - Ders., The Sphere of Sacrobosco and Its Commentators, 1949, 21-23, 247-342; - Ders., M. Scot, 1965; - D.W.
Singer, M. Scot and Alchemy, in: Isis 13, 1929, 5-15; - G. Sarton, Introduction to the History of Science II/2, 1931, 579-582; - M. Grabmann,
Mittelalterliches Geistesleben II, 1936, 103-137; - J. Read, M. Scot. A Scottish Pioneer of Science, in: Scientia 32, 1938, 190-197; - J.F. Rivera
Recio, Personajes hispanicos asistentes en 1215 al IV. Concilio de Lateran, in: Hispania Sacra 4, 1951, 335-355; - F.J. Carmody (ed.), Al-Bitruji.
De motibus celorum. Critical Edition of the Latin Translation of M. Scot, 1952; - H.A. Wolfson, Revised Plan of a Corpus Commentariorum
Averrois in Aristotelem, in: Speculum 38, 1963, 88-104; - Y.V. O'Neill, M. Scot and Mary of Bologna. A Medieval Gynecological Puzzle, in:
Clio medica 8, 1973, 87-111; 9, 1974, 125-129; - R. Manselli, La corte di Federico II e Michele Scoto, in: L'averroismo in Italia. Convegno
internazionale (Roma, 18-20 aprile 1977, Accademia Nazionale dei Lincei). Atti dei convegni Lincei 40, 1979, 63-80; - P. Morpurgo, Il »Liber
introductorius« di Michele Scoto: prime indicazioni interpretative, in: Atti della Accademia Nazionale dei Lincei. Rendiconti. Classe di sciente
morali, storiche e filologiche 34, 1979, 149-161; - Ders., Michele Scoto. Tra scienza dell'anima e astrologia, in: Clio. Rivista di studi storici 19,
1983, 441-450; - Ders., Il capitolo »De informatione medicorum« nel »Liber introductorius« di Michele Scoto, in: Clio. Rivista di studi storici
20, 1984, 651-659; - Ders., Fonti di Michele Scoto, in: Rendiconti della Accademia Nazionale dei Lincei. Classe di scienze morali 38, 1983, 5971; - Ders., Il »Sermo suasionis in bono« di Michele Scoto a Federico II., ibid., 287-300; - Ders., Le traduzioni di Michele Scoto e la circulazione
di manoscritti scientifici in Italia meridionale. La dipendenza della Scuola Medica Salernitana da quella Parigina di Petit Pont, in: La diffusione
delle scienze islamiche nel Medio Evo europeo, Roma, Accademia Nazionale dei Lincei, 1987, 167-191; - G.M. Edwards, The two redactions of
Michael Scot's »Liber introductorius«, in: Traditio 41, 1985, 329-340; - Wetzer-Welte VIII, 1492 f.; - LThK VII, 400; - Überweg II, 370 f., 731;
- Enc. of Philos. VII, 343; - DSB IX, 361-365; - Enz. Philos. Wiss. II, 888 f.
Christoph Kann
Letzte Änderung: 10.07.1998
http://digbib.iuk.hdm-stuttgart.de/epub/volltexte/2003/58/pdf/Diplomarbeit.pdf
Hemelingius, Johannes
Arithmetischer Trichter : Das ist: Die edle Rechnekunst, mit
kurtz-doch gründlichen Anweisungen ... / Johannes Hemelingius
Hannover : Eigenverl, 1677
152 S. 8º GVK
Grimm Woerterbuch:
TRICHTER, m., dazu t r a c h t e r , t r ä c h t e r , t r e c h t e r . entlehnt aus lat. trājectōrium, nicht, wie zumeist angenommen,
aus mlat. tractarium (s. u.). das wort ist mit anderen ausdrücken der romanischen weinkultur in das deutsche und in weitere
westgerm. sprachen aufgenommen worden, vgl. ags. tracter, mnl. trechter (trachter), mnd., nl. trechter. das ahd. kennt nur die
formen mit ursprünglichem -a- in der hauptsilbe, bzw. dessen umlaut: trahtare, trahter ahd. gl. 3, 156, 55, 56, thratari 4, 203, 51,
træhter 3, 420, 68, drehtere 3, 214, 25, trehtere 4, 236, 25, trechtere 3, 373, 45; 389, 18. die im nhd. zur herrschaft kommende form
mit -i-, die schon gegenüber mhd. trahter, trehter raum gewinnt, liegt zuerst in einer glosse des 12. jh., im summarium Heinrici, vor:
trîhtere ahd. gl. 3, 156, 57. die entstehung des lautwandels ist ungeklärt. eine entwicklung trihter < triehter < mlat. *trēctorius
(trahter < trāctorius), wie EHRISMANN in PAUL-BRAUNE beitr. 18, 233 u. a. annehmen, ist, obwohl belege mit dem diphthong -ie
vorliegen -- z. b. KÖNIG V. ODENWALDE 1, 77; 97 Schröder; DIEFENBACH 199c (embutum), 254c (futilis), 298a (infundibulum);
städtechron. 3, 394 (Nürnberg); FRISIUS 13a, 78b, 441a; ERCKER min. ertzt (1580) 75b; ARTOMEDES christl. ausleg. (1609) 1, 746
-- unwahrscheinlich. denn die mlat. formen sind nach FRINGS nicht grundlage, sondern wiederspiegelung der germanischen
umformungen von lat. trajectorium, s. Germania romana 61. ansprechender ist die annahme einfacher (ursprünglich nürnbg. u.
ostmd., s. V. MOSER frühnhd. gr. 1, § 71, 1) tonerhöhung von trehter zu trihter, parallelgehend mit einem wandel von gutturalem zu
palatalem reibelaut ch, vgl. den ähnlichen übergang von wächsen, vb., zu wichsen, s. PAUL dtsche gramm. 1, 196 und die
entwicklung der römischen ortsbezeichnungen Ultrājectum > Utrecht (bei V. D. SCHUEREN theut. 406 Verdam: Utricht) und
Mosaetrājectum > Maastricht. auch die -ie-formen bieten keine schwierigkeit, denn die diphthongierung des i > ie vor h ist ein nicht
seltener wandel, s. BRAUNE ahd. gr. § 154, anm. 7; WEINHOLD bair. gramm. § 90. -- die landschaftliche (mundartliche)
verteilung der formen ergibt im groben folgendes bild. die gebiete der unumgelauteten form sind das bairisch-österr. (auszer dem
nordbair.), daneben das schweizerische, das ost- und südostschwäb. (und das friesische). umgelautetes trechter kennt die
hauptmasse des schwäbischen, das elsässische, das gesamte niederdeutsche. die westmd. mundarten haben neben trechter auch
trichter. dieses ist besonders für das luxemb. und sächs.-erzgebirg. einwandfrei belegt. die Schweiz hat, mit
bedeutungsdifferenzierung (s. u. 2 g), neben trachter diphthongiertes triechter bewahrt. -- der vokal ist vereinzelt gerundet: tröchter
FRISCHLIN nomencl. (1591) 253; W. SCHERFFER grobianer (1640) 215; trüchter HAYNECCIUS Almansor (1582) K 2b; hierher
die fälle, in denen u blosz orthographisch für ü steht: truchter (1351) Mühlhaus. rathsgesetzgeb. 45; (1447) bei BECH aus Pegauer
handschr. 19; (1514) ZIESEMER ämterbuch d. dtsch. ordens 74. auffällig treüchter PARACELSUS op. (1616) 1, 54 Huser (sonst
trechter). der auslautende konsonant ist dissimiliert: trechtel BLOCK id. v. Eilsdorf 98b; triechten STALDER schweiz. 1, 304.
unorgan. auslautendes t: trichtert (1526) quellen z. gesch. der stadt Kronstadt 1, 688. doppeltes suffix: treichtara JOH. MICKO ma.
v. Muttersdorf 34. vereinzelt dregter (15. jh.) DIEFENBACH 127a. -- aus dem mnd. und nd. ist das wort in die skandinavischen
sprachen gedrungen: norw. tregt, trætt, træft, f., älterdän. trægt(er), trat(t)er, dän. tragt, aschwed. tratt(h)er, schwed. tratt(er), s.
TORP nynorsk etym. ordb. 803; HELLQUIST svensk etym. ordb. 1002. deutsches lehnwort ist auch tschech. trahtár, trahtýř A.
MAYER dtsch. lehnw. i. tschech. 56.
1)
a) die eigentliche bedeutung von trichter ist die des füllgeräts, 'infundibulum', synonymisch auch mit gosse, füllhals, -hälslein
bezeichnet: trichtir illud vas, quod superponitur lagene, quando infunditur vinum vel cerevisia (1340) KONRAD V. HEINRICHSAU
396 Gusinde; die belege führen ihn oft unter gerätschaften, besonders hausrat, auf: eysenwerck ... von flaschen, von hantschuhen,
von
Bd. 22, Sp. 424
puhsen, von speislegeln, von triehtern und von allem plechwerck, daz man verzinte (um 1300) Nürnb. polizeiordn. 160 Baader;
auch so hatt er weder sib, noch die seck,
gieszvasz, angster, leuchter, trachter, noch kain peck
HÄTZLERIN liederbuch 43;
sechs stuck huszrats, nammlich einer plachen ... zweyer irdin häfen, einer hültzin schüssel, eins kochlöffels, eins sacks und eins
trachters RIEDERER rhetorik (1493) A 1b; im zusammenhang mit dem getränke- und kellereiwesen: ouch ein yclich winschenke sal
einen truchter habe, bie der selbin pine (1351) Mühlhaus. rathsgesetzgeb. 45 Lambert; 2 leste Thoronsches wines unde 2 trechtere
(1395) lüb. urkundenb. 4, 703;
in eynen trechter, da man mit
wijn in tunnen zo vullen pliet
pilgerfahrt d. träumend. mönchs 10220;
des marschalks keller: ... 2 stelyne trichter (1422) ZIESEMER d. gr. ämterbuch d. dtsch. ordens 18; nota, was in dem weinkeller ist:
8 zinein flaschen, grosz und klain, 2 trachtter (1430) bei ZINGERLE hausinventare aus Tirol 206;
dort fillet man dem fasz durch trechter seinen bauch
WECKHERLIN 2, 385 lit. ver.;
trichter in sonstiger verwendung, z. b.: geusz das silberig scheidewasser durch einen langen gläsernen triechter ERCKER mineral.
ertzt (1580) 75b.
das füllen mit dem trichter gibt anlasz zu vergleichungen: und wann wir schon wachszen, so nympt unser leben ab, glych als der
win durch den trechter loufft KEISERSBERG bilg. (1512) 12d; sie (die gefräszigen) machen sich zu eim trechter, durch den in ein
fasz der wirt schüt, waz er wil PAULI Keiserbergs narrenschiff (1520) 43d; andere lagen auff dem boden und lieszen sich
einschütten als durch einen trichter MOSCHEROSCH gesichte (1650) 1, 428; vgl. schnapsdrishder säufer CHRISTA Trier 72; hai het
et dör den trechter jaget er ist versoffen WÖSTE westfäl. 274a.
b) in der älteren arzneikunst das trichterartige gerät, das dazu diente, dämpfe oder rauch an die zu behandelnde körperstelle zu
leiten: lasz laum von den gebeiszten dingen zwei oder 3 mol in die nase gon durch ein trächter M. HERO schachtafelen d.
gesuntheit (1533) R 2a; deck den hafen zu mit eim trächter, lasz also den dampff in die ohren gehn DRYANDER ganz. arzenei
(1542) 829; sette dar enen trechter up unde lat den rok dor den trechter in de thene gan bei SCHILLER-LÜBBEN 4, 606; wann sich
begibt, das eym arbeyter ... eyn schlang in leib ist gekrochen, ist nichts bessers, sie herausz zu bringen, dann man zünde alte
schuchsolen an und ziehe den rauch darvon durch eyn trächter in sich SEBIZ feldbau (1580) 96; dise stuck alle thue auff ein heiszen
ziegelstein, ... darvon soll sie (die kranke mit dem 'weiszen gesücht') den dampff durch ein trechter in den berleib (gebärleib) gehen
lassen GÄBELKOVER artzneybuch (1595) 2, 16; er habe (gegen geschwollene mandeln) der schönsten weiszen caraba ... gepulvert
auf ein glütlein gelegt, den rauch davon durch einen trichter lassen in dem munde gehen V. HOHBERG georgica curiosa (1682) 1,
275.
c) seit dem beginn des 16. jh. erscheint der trichter im b i l d l i c h e n g e b r a u c h als ein gerät, durch das man dem menschen
einen geistigen inhalt, meist verstandesmäszige kenntnisse und fertigkeiten, eingieszt: der heylige geyst schüt es mit keynem trichter
eyn wunderbarlich, so man eyn ding wol natürlich haben mag EBERLIN V. GÜNZBURG 3, 204 ndr.; unangesehen, das ein
ungelehrter mensch nichts darnach fragt, das er ungelehrt ist und wol sagen darff, er wolte das maul nicht auff thun, so im einer die
kunst könte mit einem drechter eingieszen M. STIFEL arithmetica (1545) A 3b; vermeinen also, das sie ... gelehrt gnug sein, gleich
als wann sie die kunst schon gantz durch ein trechter hinab hetten gesoffen durch die viele der bücher HÖNIGER narrenschiff
(1574) 2b;
Syrach: den trüchter wir gefunden han.
Paulus: ey lieber, den trüchter zu der kunst?
HAYNECCIUS Almansor (1582) K 2b
Bd. 22, Sp. 425
(vgl.: der drechter Almansoris, mit welchen man den leuten ingegossen, ist lang verlohren WEIDNER apophthegm. [1653] 227);
wenn man die (himmlische weisheit) lernen sol, so kan man sie einem nicht flugs mit einem trichter eingieszen FR. RHOT Jesus
Sirach (1587) 1, 3a; es hett dann die h. röm. kirch ihr urtheil darüber gefellet ... und gleichsam mit eim trechter eingegossen, was wir
für gut annehmen solten FISCHART binenkorb (1588) 39a; jetzt geuszt du mir die vernunfft ... gleichsam mit trachtern eyn
GUARINONIUS greuel d. verwüstung (1610) 1306; als sprichwort schon bei S. FRANCK: mit eim trechter eingieszen sprüchw.
(1541) 2, 107b; im 17. jh. wird trichter in diesem sinne als buchtitel gebraucht: W. SCHICKARDT der hebraische trächter, die
sprach leicht einzugieszen, das ist unterweisung, wie ein teutscher leser ohn lateinischen behelff die h. sprach behend erlernen möge
(Tübingen 1627); in enger anlehnung an dieses werk, in der vorrede 7b auch einbekannt, folgt: G. PH. HARSDÖRFFER poetischer
trichter, die teutsche dicht- und reimkunst ohne behuf der lateinischen sprache in 6 stunden einzugieszen (Nürnberg 1647); der
vielzitierte poetische trichter ist als Nürnberger trichter seither sprichwörtlich: (es schien) Aristoteles hätte ihme seine ethica durch
einen nürnbergischen trachter eingegossen Springensfelds kurzweil. raisz (1676) 49; wann jemand kein unverständiger esel bleiben
will, so musz er die bücher lesen, sonst wird ihme der trachter von Nürnberg schlecht doctorconcepten mitteilen ABR. A S. CLARA
etwas f. alle 1 (1699) 306; der poetische hat weitere trichter im gefolge: M. H. FUHRMANN musicalischer trichter (1706); des hrn.
prof. Muzelius übrige schriften, nämlich der grosze trichter, in welchem alle grammatikalische schwierigkeiten erörtert sind bei FR.
MUZELIUS introductio in linguam lat. (1778) vorr. 4b; der kleine grammatische trichter ebda 3a; neben dem Nürnberger wird ein
Tübinger trichter erwähnt, wohl nach dem erscheinungsort des oben erwähnten hebräischen trichters: gegenwärtiges tractätlein zielt
eintzig und allein auff diejenigen unerfahrnen stimpler, einäugichte schnaderbüchsen und schädliche plaudermatzen, die etwann
ihnen (sich) durch den teutschen Gabelkhofer, Wirsung oder Colerum, als durch einen trichter von Tübingen, viel kunststück haben
lassen eingieszen V. ETTNER U. EITERITZ medic. maulaffe (1719) 962; vgl. noch: man kann einem nicht mit dem Wiener trichter
eingieszen WANDER 4, 1314; K. KOVÁCS neuester ungarischer trichter oder der beredte Ungar (1882).
2) sinnliche übertragungen. sie geschehen vornehmlich von der visuellen seite her, z. b.: in diesen spitz zulaufenden trichter von
treppen (d. arena zu Verona) H. LAUBE (1875) 8, 286; sprichwörtlich: in den trichter jagen in die enge FISCHER schwäb. 2, 302.
selten ist die blosze, ähnliche sache anlasz der bedeutungsübertragung: trechter im brauerhandwerk holzwanne mit
abfluszröhrchen C. SCHUMANN Lübeck 60. mundartlich ist eine reihe scherzhafter übertragungen zu belegen: der het ouch kein
kleinen trechter (kopf) MARTIN-LIENHART elsäss. 2, 741;
vom Wanzenauer Schulz, wo en unbändje trechter (nase)
krumm stehn het ghet im gsicht
ARNOLD pfingstmontag (1886) 122;
tràchtar verächtlich das ohr LEXER kärntn. 70. -- seit dem 14. jh. ist aus übertragungen eine reihe fester, selbstständiger
bedeutungen erwachsen.
a) vornehmlich im 14. und 15. jh. bedeutet trichter 'zapfen', 'faszhahn', der sache nach ursprünglich ein zugespitzter, kegelförmig
verjüngter stöpsel, dann der sogenannte laszzapfen, s. teil 15, 258, 259 s. v. zapfen, DU CANGE 2, 390c s. v. clepsydra und HEYNE
hausaltertümer 2, 365: trichtir clepsedra, que est foramentum in lagena (1340) KONRAD V. HEINRICHSAU 396a Gusinde;
clepsedra trechter oder zappfe NIGER ABBAS 1150; ductileus trechter (nd., 1420) bei DIEFENBACH 192a; duciculum drechter
(1477) ebda; früh literarisch:
man macht uz hu̔ten (kuhhäuten) flaschen
triehter unde zaphen drin,
daz beheltet den win
(14. jh.) KÖNIG VOM ODENWALDE 1, 97 Schröder;
Bd. 22, Sp. 426
man sol auch nit weder wein noch pier niht hoher verchaufen auzer der stat, den ez gilt und gelten mag bei dem trichter und bei dem
zapfen (d. h. im ausschank) (Nürnb. 1333) oberbayr. archiv f. vaterländ. gesch. 23 (1863) 170.
b) 'wasseruhr', im princip ein trichterförmiges gefäsz, aus dessen unterer öffnung gleichmäszig tropfen fallen: eyn trichter of eyn
uyrwerck clepsedra, docillus V. D. SCHUEREN Theutonista 405 Verdam; jedoch so hat man nit gewisszt, welche zeit es gewest ist,
wenn der hymmel dunckel oder gewolcket was, bitz uff die nächst römische reformation, uff welche der Scipio Nasica ... die
stunden tags und nachts mit eim drächter, darausz das wasser tröpfflet, gleich teylet und hat denselbigen seyger under ein dach
gestellet EPPENDORFF Plinius (1543) 39; mnl. trechter auch 'sandläufer', 'sanduhr', s. VERDAM mnl. handwb. 601a.
c) ein gefäsz zum einschütten des pulvers in die büchse: vor einen trechter, dar me pulver in de bussen mede deid, 16 d (1425)
Hildesheim. urkundenb. 6, 293; (das feindliche gewehrfeuer) könnte, da die gewehre ohne trichter sind und die infanterie nur in
zwei gliedern steht, gar nicht viel zu bedeuten haben REBMANN d. neue graue ungeheuer (1796) 6, 92.
d) trichter bedeutet zumindest seit dem 16. jh. den sich nach unten verjüngenden turm im brettspiel, durch den man die würfel in
das spielfeld fallen läszt, meist als glosse zu (m)lat. pyrgus, turricula, fritillus, orca: pretspil oder lareten, in die man durch den
trachter wirfft PINICIANUS promptuarium (1516) F 4c; zuletzt, so itzt das billich podagram in die finger hat erkrümpt, so besolden
sie etwan einen vicari an ir statt, der für sie die würfel in trächter werf S. FRANCK morie encom. 72 Götzinger; ludere fritillo den
würffel durch die bränten oder trechter werffen GOLIUS onomasticon (1585) 247; es soll auch der scholder (veranstalter von
glücksspielen) als mit allerley würfflen in den brendten und trachter, item trädlen u. drgl. auf das blosze glück gestellten spil
abgestellt und verboten seyn (1616) bei SCHMELLER-FR. 2, 407; trachter fürs würfflspiel fritillus, pyrgus, orca, turricula
SCHÖNSLEDER prompt. (1647) I i i 2b; der trichter, durch den die würfel geworfen wurden BÖTTIGER kl. schriften (1837) 3, 212.
e) 'mühlrumpf': infundibulum der trechter ob der mülen, darein man die frucht schüttet GOLIUS onomasticon (1585) 232; de
molitore et mola: infundibulum gösser, trächter FRISCHLIN nomencl. (1591) 279; infundibulum molis frumentum subministrans der
trächter, da man das getreyd auffschüttet ZEHNER nomencl. (1645) 341; diese siebe ... werden am riemen ebenso angehänget, wie
der schuhe unter dem trichter über dem mühlstein L. CHR. STURM mühlenbaukunst (1718) 15;
und der mühlknecht stürzt in den trichter hinab,
wenn er just aufgieszet das korn jetzt
PLATEN 2, 317 Redlich
ähnlich trichter füllrumpf, durch den von der gichtbühne aus der möller (hochofenerz) in den schacht des hochofens gestürzt
wird, s. P. GERHARD Siegerländer bergmannsspr. 169; 151.
f) 'hohler wirbel', 'strudeltiefe': cataractae drechter, zwirbel ALBERUS (1540) Y y 4b;
und reiszend sieht man die brandenden wogen
hinab in den strudelnden trichter gezogen
SCHILLER 11, 221 G.;
leichte strudelwellen spielten schon mit dem kahne und spielten ihn hin zum verschlingenden trichter V. SALLET sämtl. schriften 3,
293; dasz sie dem tod entronnen und aus dem trichter heraus seien FONTANE I 4, 195; im bild: (strudel der disputation) deren
wirbelnden trichter er gerne umfahren hatte KOLBENHEYER Paracelsus 2 (1922) 85. ähnlich von einer trombe: wie der dunst ...
sich im kreise dreht, ein dünnes rohr herabläszt und wie er, wenn das schwarze gewölk sich satt gesogen, den fusz des trichters
zurückzieht HUMBOLDT kosmos (1845) 2, 59.
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g) eine eigentümliche ausbildung hat vorige bedeutung im schweizerischen erfahren, und zwar in der art, dasz die bedeutung an
der diphthongierten form triechter hängt, während trachter, davon genau geschieden, das füllgerät ist: abyssus tieffe, der triechter,
abgrund FRISIUS (1556) 13a; altum der triechter und tieffe desz meers, das meer 78b; vela in altum dare den sägel aufrichten oder
austennen, über den triechter oder über das meer ze faren 441a; auf dem triechter ist es mächtig ungestüm in alto tempestas magna
est MAALER 408a; tieffe, der triechter, abgrund abyssus, altitudo fluminis 402b; in neuerer mundart: triechten, triechter die tiefeste
stelle eines gewässers. beynahe veraltet, und nur an der stelle des Vierwaldstätten- und Zürcher sees bekannt, wo der tiefeste
abgrund ist STALDER schweiz. 1, 304. vgl. triechteregli egli, d. i. barsche, welche in der tiefe gefangen werden STAUB-TOBLER 1,
144. hierzu wäre anzuziehen: trichter seemännische bezeichnung des zwischen den Shetlandsinseln und Norwegen liegenden
meeresteils KLUGE seemannsspr. 794: den 23. schifften wir durch den trichter, wo wir schon das vorgebirge von Hitland sehen
konnten M. J. CHR. TRAMPLER walfischfang (1771) 20; wie waren wir so froh, als wir in den trichter und von da in die nordsee
einschiffeten 77.
h) militärisch ist trichter 'die öffnung, welche eine gesprungene mine macht, weil selbige die figur eines trichters vorstellet'
EGGERS kriegslex. (1757) 2, 1172; 'vertiefung, welche durch das herauswerfen der erdgarbe von einer spielenden mine gebildet
wird' HOYER kriegsbaukunst 3, 186; auch von artilleristischen geschossen hervorgerufen: die letztere (kanone) ward mit 1 pfd.
pulver geladen, bei 2 pfd. ladung ging die granate so tief in die erde, dasz sie bei dem zerspringen keinen trichter herauswarf
HOYER wb. d. artillerie, suppl. 50; in dem ... kampf gelang es dem angreifer, die vom verteidiger gesprengten trichter benutzend,
sich ... auszubreiten V. ALTEN handb. f. heer u. flotte 2, 168. im weltkrieg 1914-1918 erlangte der ehedem mehr fachmilitärische
gebrauch ein schauriges leben: hart neben den ziehenden kolonnen schleuderten einschlagende granaten die schwarze erde
baumhoch empor und wühlten mächtige trichter auf W. FLEX d. wanderer zw. beiden welten (1919) 59; ganz vorn gibt es gar keine
unterstände, man hockt im trichter oder in der sappe W. BEUMELBURG sperrfeuer um Deutschland (1929) 353; betonbunker mit
fetzen von drahtverhau zwischen zahllosen wassergefüllten trichtern so war der krieg (1928) 19 Schauwecker; zwischen den
trümmern und trichtern erhebt sich deutsches leben, deutsche kraft und deutscher wille HINDENBURG aus meinem leben (1920)
242. componiert granattrichter: da zuckte plötzlich ein grellrotes licht (munitionsstreik 1918) aus Deutschland auf und warf den
schein bis in den letzten granattrichter der feindlichen front ADOLF HITLER mein kampf (1933) 216. vgl. auch trichterfeld, gelände, -stellung.
i) 'krater eines vulkans': wir hatten einen ganz deutlichen ausblick von dem trichter des Strombolo CAMPE; zuweilen soll man
auch zu diesem trichter (des Makuluba) sehr leicht kommen können SEUME (1826) 2, 254;
ich könnte eher in den trichter
des berges steigen, wo ein dichter
ein schwefelblauer brodem deckt
roth lava kochen
IMMERMANN 13, 248 Boxberger.
j) trichter bergmännisch 'tagebruch von trichterförmiger vertiefung VEITH bergwb. 501.
k) in naturwissenschaftlicher terminologie dient trichter zur bezeichnung verschiedener teile des menschlichen und tierischen
körpers.
'nierenbecken': infundibulum, remum, der trichter, das wasserbecken ist die höhe der nieren, in welche der harn zusammenflieszt,
umb von da durch die harngänge zu der blase gebracht zu werden BLANCARD med. wb. (1710) 330; trichter pyelus remum
KIRSCH cornucop. (1741) 986; vgl.: ihr (der harngänge) ursprung ist in denen nieren, allwo sie, nachdem sie als ein trichter
erweitert sind, das becken machen FLEMING vollk. soldat (1726) 346.
Bd. 22, Sp. 428
'infundibulum cerebri', der trichterförmige fortsatz der zirbeldrüse, s. HÖFLER krankheitsnamenbuch 749, wohl schon in der
älteren anatomie, vgl.: weiter ist noch (im gehirn) ein hölin oder sümpflin, die hat die form und gestalt eins drächters RYFF
anatomi (1541) M 1a; eindeutige belege seit dem 18. jh., z. b. BLANCARD arzneiwiss. wb. (1788) 1, 538a; BOCK handb. d. anat.
(1838) 517; HYRTL kunstworte 148.
'ein theil im ohre (scyphus), dessen weite öffnung der spitze der schnecke zugewandt und mit der kuppel bedeckt ist' CAMPE; 'die
höhlung am ende des schneckenkanals am ohr' BOCK handb. d. anat. (1838) 697.
bei tieren: man nennt den vordern, engern, darmartig gewundenen theil dieses schlauches (des tubus genitalis) eierleiter,
oviductus, wovon der sogenannte trichter, infundibulum, den anfang ausmacht NAUMANN naturgesch. d. vögel 1, 52. -- trichter ein
muskulöses fortbewegungsorgan der tintenfische KNOTTERUS-MEYER zool. wb. 198. 'die leibeshöhle der rippenquallen' ebda.
l) trichter schallbecher, schallstück bei blasinstrumenten C. SACHS reallex. d. musikinstr. 392a; bei einem grammophon: hinter den
staket mit den sonnenblumen sang der trichter des grammophons mit gedehntem tenor das 'holka roztomila' PAUL WIEGLER das
haus an d. Moldau (1934) 123; s. auch trichtergrammophon.
m) trachter der obere, zugespitzte teil eines thurms, auch helm genannt ZUCCALMAGNO-WALDBRÜHL worterkl. z. mittelalt.
baukunst in: deutsche eiche 2, 250 Brugqer.
n) in der druckersprache 'satz eines titel, auf dem die zeilen in ihrer breite nicht abwechselnd, sondern nach unten spitz zulaufen'
KLENZ 104. vgl. trichtersatz.
o) zoologisch, eine muschelart: der magellanische trichter eine art klippkleber CAMPE. name mehrerer napfschnecken, patella
graeca, nimbosa SANDERS 3, 1375b.
3) uneigentlicher gebrauch.
a) 'verlegenheit', 'verwirrung' u. ä.; der beleg steht völlig vereinzelt: das macht in also angsthafft, das er gantz verdacht stund, nit
wuszt, wes es sich weiters halten solt. wie er nun also in einem semlichen trächter stoht, kumpt zu im ein kauffman WICKRAM 2,
167 Bolte (von guten u. bösen nachbarn).
b) vereinzelt 'ursache', 'grund':
ich habe hin und her studiret
und finde doch den trichter nicht,
woher der jungfern kopffweh rühret
HENRICI ernst-, scherzh. u. sat. ged. (1727) 2, 395,
oder wäre hinter dem abstracten gebrauch einfach der Nürnberger trichter (s. oben 1 c) zu suchen und die verkürzte
ausdrucksweise aufzulösen etwa in 'trichter, durch den ich mir das wissen eingieszen könnte'?
c) in einigen redensarten liegt bedeutungsmäszig z. t. eine anknüpfung an oben 1 c nicht zu fern, schwierigkeiten bietet jedoch die
syntaktische fügung.
sich auf den (dem) trichter finden begreifen, verstehen, das richtige erfassen, im bilde sein u. ä.: und war nahmentlich dieser
(mangel), dasz darbey (bei der rüstung) kein turnierhelm, sondern nur ein schlechte sturmhaub ohn visier und helmlin sich befande.
aber wie dem allem, fand er sich bald auff den trichter und durch spitzfündigkeit seines anschlägigen kopffs ersetzte er den gantzen
mangel gar artlich BASTEL V. D. SOHLE Don Kichote (1648) 19; (in einem mit erotischen bildern versehenen hause belauschen
zwei freunde durch ein wandloch ein im bett liegendes mädchen) unter währender zeit nun befanden die beyden hertzensfreunde
sich durch die wiedererinnerung obgedachter hurischen sinnbilder vollens auf den trichter und hielten gewisz dafür, es muste diese
vermeinte jungfer eine von denen daselbst hausenden fleischhändlerinnen (huren) sein der grosze klunkermutz (1671) 65; erwiese
doch einst ein weib zu Breslau mehr raison, in deren gegenwart von einigen luthrischen jünckergen auff disz büchlein gestimpfft
worden, um dasz ihnen etwan die historie von der zofen darinnen nicht gefallen, sagende (nämlich das weib): das büchel ist
Bd. 22, Sp. 429
ja dem hertzog zugeschrieben (gewidmet), der würde sichs annehmen etc., worüber jene (die junker) sich bald auffn trichter
befunden und die pfeiffe eingezogen zuckerrösigen auff herrn Valentin Alberti (1694) A 4a; Gredl: ihr habt mir gesagt, wie ich mich
verhalten solle, also werdet ihr mir nicht vor übel haben, wenn ich gleichfalls euch vorstelle, was mir zuwider ist. Fuchsmundi: ja,
ja, ich finde mich schon auf dem trichter ollapatrida 234 Werner.
auf den (rechten) trichter bringen, helfen belehren, begreiflich machen u. ä.: bey denen, die mich annahmen, muszt ich mich
durch ein geschwader umständlichkeiten durchhauen, eh ich sie auf den rechten trichter bracht MUSÄUS physiogn. reisen (1778) 2,
32; so weit sollte die kunst doch fortgerückt seyn, dasz man, besonders nach so weitschichtigen abhandlungen von stirnformen,
nicht erst nach einem dic mihi oder zubläser sich umsehen dürfte, der den physiognomisten auf den rechten trichter helfen müszte 3,
199. anders, etwa wie 'in stimmung bringen': ich habs mein tage gehört, dasz die verwünschten und verzauberten weder eszen,
schlafen noch schwatzen, und mein herr schwatzt euch, wenn man ihm nur auf dem(!) trichter hilft BERTUCH don Quixote (1785)
2, 291.
auf den (rechten) trichter kommen: Wilhelm: ich glaube wohl, dasz es schwer für einen jungen studenten hält, ohne besondre
empfehlungen oder connoiszanzen sogleich entree zu finden. Wurzel: da kommen sie auf den rechten trichter; das war es eben, was
ich meynte! BRETZNER leben eines lüderlichen (1787) 1, 131. sprichwörtlich, soviel wie 'auf keinen grünen zweig kommen': der
kann nicht auf den trichter kommen K. ROTHER schles. sprichw. u. redensarten 407.
d) eigentümlich im ausruf walts der trichter, schlesisch: je, ducht ich, walts der trichter, Miezle, willste a floimla hoan? WANDER
4, 1314.
Almansor, der nun ganz sich seiner liebe weiht.
WIELAND 23, 218 (Oberon 11, 31);
Almansor
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Statue von Almansor.
Abi Amîr al-Mansûr/ Almansor (arabisch: ‫" روصنملأ‬al-Mansor bi-Allah", "Der mit Gott Siegreiche"; * 939; † 1002) war faktischer
Alleinherrscher von 978 bis 1002 für den Umayyaden-Kalifen im Kalifat von Córdoba.
Muhammad ibn Abi Amir entstammte einer aus dem Jemen nach Andalusien eingewanderten Familie. Er studierte Recht, Grammatik und
Literatur in Córdoba und begann als Sekretär der Hofkanzlei seine Tätigkeit in der Verwaltung.
Nach dem Tod des Kalifen al-Hakam II. (976) gelangte dessen minderjähriger Sohn Hischam II. auf den Kalifenthron. Mit Unterstützung von
Subh, der Mutter und Regentin von Hischam II., des Wesirs al-Mushafi und des Generals Ghalib wurde zunächst eine Verschwörung der
Eunuchen unterdrückt, die einen anderen Umayyaden auf den Thron in Córdoba heben wollten. Nachdem Abi Amir al-Mansur die Tochter des
Generals Ghalib al-Asma geheiratet hatte, gelang ihm die Ausschaltung des Wesirs al-Mushafi. Später setzte er seine Macht als Kämmerer auch
gegen Ghalib durch und kontrollierte damit die Macht im Kalifat. Nachdem Abi Amîr 978 eine neue Verschwörung der Eunuchen vereitelt hatte,
beherrschte er faktisch das Kalifat von Córdoba, wobei Hischam II. von der Ausübung der Macht faktisch ausgeschlossen wurde, jedoch als
zurückgezogen lebender Gelehrter weiterhin der Kalif blieb.
Um seine Stellung zu sichern, löste Almansor die Sklavengarde der Umayyaden auf und baute ein neues Heer aus marokkanischen Söldnern auf.
Dabei wurde die herkömmliche Gliederung der Truppen nach Stämmen aufgegeben. Durch diese Militärreform kam es nach dem 8. Jahrhundert
zu einer erneuten Einwanderungswelle von Berbern nach Andalusien, deren Gegensatz zu den Arabern später zum Untergang des Kalifats
beitragen sollte.
Mit dem neuen Heer unternahm Abi Amir 52 Feldzüge gegen die christlichen Reiche in Nordspanien. So wurde 981 Zamora erobert, 985
Barcelona geplündert. 987 verwüstete er Coimbra, was danach für 7 Jahre unbewohnt blieb. 988 wird León erobert und 997 das stark befestigte
christliche Wallfahrtszentrum Santiago de Compostela in Galicien zerstört, wobei jedoch aus Respekt das Apostelgrab unangetastet blieb. Ein
paar tausend christliche Überlebende schleppten die Glocken von Compostela nach Cordoba, wo sie zu Lampen für die Moschee umgeschmolzen
wurden.
Abi Amir erneuerte auch die Herrschaft im nördlichen Marokko, wobei er seinen Sohn `Abd al-Malik in Fes 998 als Statthalter einsetzte. Auf
Grund dieser Erfolge legte sich Abi Amir den Beinamen al-Mansur zu, woraus sich die europäische Bezeichnung Almansor ableitet. 996 nahm er
sogar den Titel eines Königs an. Er gründete für sich die neue Palaststadt al-Madina az-Zahira („die glänzende Stadt“), in die auch die
Verwaltung aus der umayyadischen Medina Azahara-Residenz ausgelagert wurde. Des weiteren begann er mit eigenen Münzprägungen und
verwendete eigene Siegel. Abi Amir al-Mansur förderte auch Kunst und Kultur, wobei er aber die Bibliothek des ihm ergebenen Kalifen AlHakam II. von philosophischen Schriften säubern ließ, um sich das Wohlwollen der islamischen Rechtsgelehrten zu sichern. Andererseits
erweiterte er letztmalig die Mezquita-Moschee (987–988) von Córdoba und erweiterte auch die Stadt selbst.
Im Juli 1002 soll er in Folge einer Verletzung, die er in der Schlacht von Calatañazor gegen Alfons V. von León erhielt, erblindet sein. Im
August 1002 starb Abi Amîr al-Mansûr vermutlich in Medinaceli auf der Rückkehr von einem Feldzug. Nachfolger als Kämmerer und Regent
wurde sein ältester Sohn `Abd al-Malik (1002–1008). (Siehe auch: Amiriden)
Literatur [Bearbeiten]
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Philippe Sénac: Al-Mansûr, le fléau de l'an mil, Perrin, 2006, ISBN 2-262-01578-3
Arnold Hottinger: Die Mauren. Arabische Kultur in Spanien, Wilhelm Fink Verlag, München, 1995. ISBN 3-7705-3075-6
Stephan und Nandy Ronart: Lexikon der Arabischen Welt. Artemis Verlag, 1972, ISBN 3760801382
Weblinks [Bearbeiten]
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Artikel über Al-Mansur im Reconquista-Projekt
Weitere Bedeutungen [Bearbeiten]
Heinrich Heine verfasste sowohl ein Gedicht [1], als auch eine Tragödie [2] mit dem Titel Almansor. In Heines Tragödie "Almansor" kommt es
dann zu dem Ausspruch Hassans an Almansor: "Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende
Menschen." In Granada soll 1499 (Reconquista) ein Kor'an öffentlich verbrannt worden sein.
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Almansor“
Kategorien: Mann | Kalif (Córdoba) | Geboren 939 | Gestorben 1002
Mansur
Mansur [arabisch ›der Siegreiche‹], Al-Mansur, Almansor, Ehrenname islamischer Herrscher:
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Abu Djafar Abdallah Ibn Mohammed al-Mansur, Kalif (754–75), * um 712, ...
1) Abu Djafar Abdallah Ibn Mohammed al-Mansur, Kalif (754–75), * um 712, † Bir Maimun (bei Mekka) 7. 10. 775; Sohn einer Berbersklavin,
Halbbruder des ersten Abbasiden-Kalifen Abu al-Abbas, ließ 754 seinen Onkel Abd Allah Ibn Ali, 755 Abu Muslim ermorden; erhob Bagdad zur
Residenz (762) und festigte die Macht der Dynastie der Abbasiden; unter seiner Herrschaft Beginn der Blüte der arabischen Literatur und
Philologie.
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Mohammed ibn Abi Amir al-Mansur, bei den Christen Almansor, spanisch ...
2) Mohammed ibn Abi Amir al-Mansur, bei den Christen Almansor, spanisch Almanzor, genannt Reichsverweser für den spanischen
Omaijadenkalifen Hischam II., * 938, † Medinaceli 10. 8. 1002; erweiterte die Machtstellung des Islams in Spanien, förderte Literatur und
Wissenschaft; unternahm über 50 Feldzüge gegen die christlichen Reiche der Halbinsel.
http://lexikon.meyers.de/meyers/Mansur
GEORG PHILIPP HARSDÖRFFERS7„Poetischer Trichter“ behauptete, die Didaktik soweit
verfeinert und effektiviert zu haben, dass sie in der Lage sei, innerhalb von wenigen Stunden
8
jedem Laien die Prinzipien der Dicht- und Reimkunst beizubringen.
9
Das war Mitte des 17.Jahrhunderts keine ungewöhnliche und auch keine unglaubwürdige Behauptung, die Didaktik
- und nicht nur die der Dichtkunst - bestand aus grossen Verheissungen, wie Lehren und
Lernen auf wunderbare Weise erleichtert werden können. Mit der richtigen Methode sollte es
möglich sein, Erziehung und Bildung ebenso rasch wie preisgünstig und nachhaltig zu
verbessern. Das heutige Problem der „Effizienz“, anders gesagt, hat seine eigene Geschichte,
deren Anmut es ist, eine Geschichte der gescheiterten Projekte zu sein. Allerdings ist das
nicht immer leicht zu durchschauen gewesen, es dauerte fast hundert Jahre, bis aus dem
„Poetischen“ der „Nürnberger Trichter“ geworden war, eine Verballhornung, die anzeigen
sollte, wie grotesk widersinnig allein nur die Metapher des Trichters für die Beschreibung
von Lehr- und Lernprozessen ist.
Der „Weisheitstrichter“ wird in der deutschen Literatur vermutlich zuerst in MICHAEL
STIFELSBuch Deutsche Arithmetic von 1545 erwähnt, interessanterweise von einem Autor,
der für den 18. Oktober 1533 früh um 8 Uhr den Weltuntergang berechnet hatte.
10
DieMetapher des „Trichters“ lässt sich bis auf die arabische Astrologie zurückführen, die schon
im 11. Jahrhundert das „Eingiessen“ der Weisheit plausibel zu machen verstand.
11
Fehlprognosen wie die des Weltuntergangs beeinträchtigten die Plausibilität des „Trichters“
nicht. HARSDÖRFFER benutzte eine historisch sehr erfolgreiche, ebenso einfache wie
einleuchtende Metapher und verband sie mit Zeitökonomie; der didaktische Erfolg sollte sich
nach Stunden berechnen lassen, etwa so wie schulische Effektivität im 19. Jahrhundert nach
einem einheitlichen Zeitmass berechnet wurde, das zwar „Schulstunde“ hiess, aber
ironischerweise nie 60 Minuten umfasste.
Obwohl der „Nürnberger Trichter“ inzwischen in Verruf geraten war, hielten sich die
damit verbundenen Effektannahmen:
Es soll im Schulunterricht möglich sein, einer grösseren Gruppe von nicht gleich
aufmerksamen, de facto oft unaufmerksamen Schülerinnen und Schülern innerhalb
einer bestimmten Zeitspanne mit identischem Erfolg den gleichen Inhalt zu vermitteln,
und dies über Jahre bei nicht nachlassender Motivation.
Das erinnert tatsächlich an die Magie des Trichters, nur dass bei HARSDÖRFFER der
einsame Leser und nicht eine Gruppe von Schülern vorausgesetzt war, die zu keinem
Zeitpunkt dem Gang des Unterrichts so Folge leisten, wie der Leser den Zeilen des Buches.
Was für den Unterricht angenommen werden muss, gilt für die Erziehung generell, sie kennt
kein gleichmässiges Fliessen, wie es die Metapher des Trichters unterstellt. Die Grenze des
Trichters ist die Fassungskraft des Kopfes, je grösser der Kopf, desto mehr geht hinein, das
Fliessen selbst wird davon nicht berührt. Die Erziehung hat ihre Grenze darin, dass sie unstet
ist, Intervalle kennt, mit Brüchen auskommen muss, Höhen und Tiefen zu überwinden hat kurz: nicht linear verläuft, und dies weder nach oben noch nach unten. Es gibt weder einen
geraden Aufstieg noch einen geraden Niedergang
GEORG PHILIPP HARSDÖRFFER (1607-1658) studierte in Altdorf und Strassburg Jura und wurde nach einer
ausgedehnten Bildungsreise durch Europa 1637 Gerichtsassessor in seiner Heimatstadt Nürnberg. 1655 wurde er
Ratsmitglied, nachdem er zuvor zusammen mit JOHANN KLAJ den „Pegnesischen Hirten- und Blumenordnen“
zur Pflege der deutschen Sprache und Literatur gestiftet hatte.
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Gemeint sind Lehrstunden.9
GEORG PHILIPP HARSDÖRFFER: Poetische Trichter/ Die Teutsche Dicht- und Reimkunst/ ohne Behuf der
Lateinischen Sprach/ in VI Stunden einzugiessen“ (Nürnberg 1648-1653).
MICHAEL STIFEL(1487?-1567) war zunächst Augustiner-Mönch, schloss sich dann der Reformation LUTHERS
an und wurde 1527 auf Empfehlung LUTHERS Pfarrer in Lochau (heute Annberg) in der Nähe von Wittenberg.
1532 veröffentlichte er Ein Rechen Büchlein Vom End Christ. Auf der Basis der „Wortrechnung“ glaubte er, aus
Bibelstellen geheime Informationen gewinnen zu können. Das Besondere an dem nach ihm benannten „StifelQuadrat“ ist, dass durch Entfernen der äusseren Zeilen und Spalten ein magisches Quadrat entsteht.
11
Etwa: ALMANSOR: Aphorismi seu propositiones sententiae astrologicae ad Saracenorum regem (Druck Basel
1530). ALAMANSOR lebte um die Mitte des 12. Jahrhunderts.
Georg Philipp Harsdörffer - ein Nürnberger Barockautor im Spannungsfeld heimischer
Dichtungstraditionen und europäischer Literaturkultur (II)
von Theodor Verweyen
Zum 1. Teil
Bibliographische Hinweise
Auf ein womöglich irritierendes Moment muß ich unbedingt noch eingehen. Es dürfte Ihnen ja nicht entgangen sein,
dass das deutsche Œuvre Harsdörffers - im übrigen gibt es auch ein lateinisches von ihm - weitgehend aus
Übersetzungen anderssprachlicher Literatur besteht und aus der Nachahmung vorgelebter Formen der literarischen
und gelehrten Kommunikation im süd- und westeuropäischen Ausland lebt. Muß sich da nicht der Verdacht des
Plagiats, wenigstens aber der Gedanke von unfreier Kunst und Kunstausübung regen? Aufgrund der neuzeitlichmodernen Erfahrung poetisch-schöpferischer Produktion und Rezeption sind uns ja Erwartungen an Kunst wie
Originalität und genialer Wurf, Ungebundenheit kreativer Phantasie und Freiheit des künstlerischen Schaffens
geläufig - ich hätte sagen sollen: selbstverständlich geworden, und zwar deswegen diese Nuance, weil eine gar nicht
tiefgreifend genug zu denkende Zäsur in der Geschichte der Kunst und Literatur das "Nürnberger Barock" getrennt
hat von der Modernität einer als "autonom" aufgefaßten Kunst mit ihrem eigenen Rezeptionsanspruch "ästhetischer
Evidenz". Das Nürnberger Barock ist infolgedessen zu einer fremden Literatur geworden, die nurmehr in der Weise
der Alterität zugänglich werden kann. Das sei mit der Literaturtheorie Harsdörffers kurz illustriert. Seine Theorie liegt
in der Poetik von 1647-1653 in drei Teilbänden ausgearbeitet vor:
Poetischer Trichter [.] Die Teutsche Dicht- und Reimkunst ohne Behuf der lateinischen Sprache in VI. Stunden
einzugiessen. […] Durch ein Mitglied Der hochlöblichen Fruchtbringenden Gesellschaft. Nürnberg […] M.DC.XLVII.
So merkwürdig der Titel heute auch anmuten mag, es muß vor einem ahistorischen Mißverständnis gewarnt werden,
welches die Geschichte der inner- und außerliterarischen Rezeption aus ihm gemacht hat: eine Redewendung
("Nürnberger Trichter"), mit der man jemandem eine gewisse Unbedarftheit nachsagen will. Nein, historisch verbindet
sich mit diesem Titel ganz und gar anderes und nichts Pejoratives: der dominierende Gedanke ist nämlich Lehr- und
Lernbarkeit der Poesie. Dichtungstheorie mit diesem Grundgedanken hat einen präskriptiven Charakter; Poetiken
solcher Art und Herkunft sind sog. "Anleitungs-" oder auch "Anweisungspoetiken". Natürlich gehört so etwas,
dichtungsgeschichtlich betrachtet, der Vergangenheit an, in dieser Vergangenheit hat es jedoch literarische und
kulturelle Überlieferungen auszubilden vermocht, die von Stabilität und Nachhaltigkeit bestimmt waren. Für derartige
geschichtliche Phänomene und Prozesse großer Kontinuität pflegen wir das Wort "Tradition" zu verwenden.
Die poetologische Grundlage der literarischen Traditionsbildung hat ihre kanonische Ausarbeitung in der lateinischen
Antike des ersten nachchristlichen Jahrhunderts erhalten. Ihr wichtigstes Schlagwort lautet "Imitatio veterum",
"Nachahmung der Alten" und bezeichnet in charakterisierendem Sinn den literarischen Wettkampf mit vorbildlichen
Autoren, Musterwerken und Werkmustern. In Harsdörffers Poetik hat sie gemäß ihrem didaktischen Programm die
schlichte Formulierung gefunden:
file:///H:/Uni/Projekte/N%C3%BCrnbergerTrichter/montaign.html
Günther Miklitz
Die Montaigne-Essays in der ersten modernen Gesamtübersetzung von Hans Stilett und ihre Botschaft für die Schule im
Internetzeitalter
"Schulmeisterei" , "Knabenerziehung" und anti- autoritäre Pädagogik
Damals, im Jahre 1975, als mit der Theorie von der anti-autoritären Erziehung die Pädagogik von manchen, die jetzt hohe Ämter innehaben, als
Hebel für gesellschaftliche Veränderung verstanden wurde, waren zwei Montaigne-Essays von besonderem Interesse, und zwar "Über die
Schulmeisterei" und "Über die Knabenerziehung". Sie dürften bis heute für Lehrer und Schüler gleichermaßen lesenswert sein, zumal Montaigne
selbst über die Erfahrung einer ungewöhnlichen Erziehung verfügte: Sein Vater ließ ihn von einem deutschen Hauslehrer unterweisen, der mit
ihm nur Lateinisch sprach. ("Ohne System und Buch, ohne Grammatik und Lehrplan, ohne Ruten und Tränen hatte ich (...) ein Latein gelernt,
das an Reinheit dem meines Lehrers nicht nachstand (...)." (3)
Montaigne gibt dem heutigen Leser in diesen Essays eine kritische Bewertung der Pädagogik seiner Zeit. Gleichzeitig korrigiert die Lektüre die
irrige Vorstellung von einer gering zu achtenden Rolle des Lehrers.
In dem Essay "Über die Knabenerziehung" findet man neben dem Hinweis auf seine Hauslehrererziehung mit Latein als Erstsprache (4) sowie
neben zahlreichen Anmerkungen zur pädagogischen Unterweisung auch einen bemerkenswerten Abschnitt über das Schüler- Lehrerverhältnis
mit der Ablehnung einer autoritären Erziehung, die den Lehrer in den Mittelpunkt stellt und nicht den Schüler.
"Eintrichtern" und "die Ohren vollschreien"
Zunächst gibt Montaigne unter Verwendung des Bildes vom Eintrichtern des Wissens - ein Verfahren, das in Deutschland als Lernen mit dem
Nürnberger Trichter bekannt ist - eine kritische Bestandsaufnahme. Er wirft den Lehrern vor, sie würden den Kindern von klein auf unablässig
die Ohren vollschreien und ihnen etwas eintrichtern, das sie dann nur wiederzugeben hätten:
"On ne cesse de criailler á nos oreilles, comme qui verserait dans un entonnoir, et notre charge ce n`est que redire ce qu`on nous a dit."(5)
"Den Schüler die Gegenstände erproben lassen"
Er möchte, daß man dies korrigiert, indem der Lehrer, entsprechend der Fassungskraft der ihm anvertrauten Seele, den Schüler von Anbeginn
die Gegenstände erproben, einschätzen, auswählen und unterscheiden läßt, manchmal, indem er ihm den Weg weist, manchmal, indem er ihn den
Weg selbst einschlagen läßt:
"Je voudrais qu`il corrigeat cette partie, et que, de belle arrivée, selon la portée de l` ame qu`il a en main, il commencait a la mettre sur la montre,
lui faisant gouter les choses, les choisir et discerner d`elle-meme; quelquefois lui ouvrant chemin, quelquefois le lui laissant ouvrir." (6)
"Dem Schüler zuhören und ihn sprechen lassen"
Er möchte nicht, daß der Lehrer alleine den Stoff heraussucht, die Themen bestimmt und alleine spricht, sondern daß er stattdessen seinem
Schüler zuhört und ihn sprechen läßt:
"Je ne veux pas qu`il invente et parle seul, je veux qu`il écoute son disciple parler a son tour."(7)
"Die Autorität der Lehrenden schadet meistens den Lernenden"
Am Endes dieses Abschnitt zitiert er sodann Cicero, wobei er darauf hinweist, daß Sokrates und nach ihm Arcesilaos immer zuerst ihre Schüler
sprechen ließen, bevor sie selbst das Wort ergriffen. Die Autorität der Lehrenden schade meistens den Lernenden:
"Obest plerumque iis qui discere volunt auctoriatas eorum qui docent." (8)
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