070170 Seminar Von Christoph Columbus zum europäischen

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070170 Seminar
Von Christoph Columbus zum europäischen Kolonialismus
WS 2009/2010
Dr. Alfred Kohler
Die naturwissenschaftlichen Reisen von Kapitän James Cook
Ulrike Pichler
0605659
190 884 313
James Cook
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Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
2
Herkunft und Jugend
3
Werdegang auf See 6
4
Die erste Pazfik-Expedition 1768 - 1771 8
4.1
Tahiti, April-September 1769
4.2
Neuseeland, Oktober-März 1769/1770
4.3
Australien, April-August 1770
4.4
Batavia, Oktober-Dezember 1770 13
5
London 1771 - 1772 13
6
Die zweite Pazifik-Expedition 1772 - 1775
6.1
Neuseeland, Mai 1773
6.2
Tahiti und Tonga, August-Oktober 1773 15
6.3
Neuseeland, November 1773
6.4
Tahiti, März 1774
6.5
Neuseeland, Oktober 1774 17
6.6
Atlantik, Dezember 1775
7
London 1775-1776 18
8
Die dritte Pazifik-Expedition 1776-1780 19
James Cook
5
6
9
11
12
14
15
15
17
17
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8.1
Neuseeland, Februar 1777 19
8.2
Freundschaftsinseln, April-Juli 1777
8.3
Hawaii, Januar 1778 20
8.4
Amerikanische Küste, Februar-August 1778
8.5
Eismeer, August 1778
21
8.6
Unalaska, Oktober 1778
21
8.7
Hawaii und Maui, November-Februar 1778/1779
9
Schlusskapitel
10
Literaturverzeichnis 28
James Cook
19
20
22
27
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Einleitung
Im Rahmen des Seminars „Von Christoph Columbus zum europäischen Kolonialismus“
sollte ein Thema gewählt werden, welches anhand eines konkreten Beispiels die
europäische Expansion, demnach die territoriale Ausbreitung europäischer Staaten auf
andere Kontinente in der Neuzeit, genauer betrachtet. Bevor jedoch die zu dieser
Thematik aufgeworfene Fragestellung und die dazugehörige These präsentiert wird, soll
vorweggenommen werden, dass Expansion und Entdeckung in direkter Verbindung
zueinander stehen. Erst durch die Entdeckung und die anschließende Eroberung, konnte
sich die europäische Kultur weltweit verbreiten.
Die Entdeckungen der spanischen und portugiesischen Seefahrer Christoph Kolumbus,
Amerigo Vespucci, Ferdinand Magellan, Vasco da Gama oder Bartolomeu Diaz
erweiterten, das seit der Antike bestehende Weltbild, das lediglich Europa, Afrika
nördlich der Sahara und Teile Asiens umfasste. Die Neuentdeckungen legten den
Grundstein für den Aufbau des spanischen und portugiesischen Weltreiches und, nach
deren Niedergang im Laufe des 17. Jahrhunderts, den für den Aufbau des englischen,
niederländischen und französischen Kolonialsystems. Im 18. Jahrhundert entwickelte
sich ein Wettrennen um die Entdeckung und Eroberung der letzten weißen Flecken auf
der Weltkarte. Die Motive der Entdeckungsfahrten, neue Handelswege zu finden, Land
zu erobern, es zu kultivieren und daraus Gewinn und Ruhm zu erzielen, wurden durch
eine wissenschaftliche Komponente erweitert. Es standen nicht mehr nur territoriale
und gewinnbringende Entdeckungen im Vordergrund, sondern auch
naturwissenschaftliche und ethnologische Entdeckungen.
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist der Entdecker James Cook, der mit seinen Reisen die
Weltmeere endgültig erschlossen hatte. Auf seinen Expeditionen in den Pazifik konnten
grundlegende Erkenntnisse in Bereichen der Astronomie, Nautik, Botanik, Ethnologie,
Mechanik, Geologie, Kartographie und Zoologie gewonnen werden. Ebenfalls leistete
James Cook ernorme Fortschritte in der Bekämpfung des Skorbuts, einer bis dahin
gefürchteten Vitaminmangelkrankheit.
Diese Arbeit ist chronologisch aufgebaut und stellt, nach einem kurzen Werdegang
James Cooks, die drei Pazifikexpeditionen in den Vordergrund.
James Cook
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Herkunft und Jugend
James Cook wurde am 27. Oktober 1728 in Marton, Cleveland, in der Grafschaft
Yorkshire, als zweiter Sohn der Familie geboren. Sein Vater, ein Tagelöhner, emigrierte
in seiner Jugend von Schottland nach England und heiratete dort Cooks Mutter Grace
Pace. 1736, als James Cook acht Jahre alt war, zog die Familie in die nahegelegene
Ortschaft Great Ayton um, da der Vater dort als „Vormann“ auf dem Gut von Thomas
Scottowe arbeiten konnte. Der Gutsherr ermöglichte James Cook den Besuch der
Armenschule in Ayton. Dort wurde er in den grundlegenden Fähigkeiten wie Lesen,
Schreiben, Rechnen und Katechismus unterrichtet. Somit wurde Scottowe zum ersten
Gönner, der das Potenzial James Cooks erkannt hatte und es daraufhin förderte. 1 Gegen
Ende seiner Schulzeit arbeitete James Cook gemeinsam mit seinem Vater auf den
Feldern des Gutes. Durch die Arbeit am Feld entwickelte er ein Gespür für die Natur, ihre
Bewirtschaftung und für rasche Wetterumschwünge, was ihm später auf seinen Reisen
gute Dienste leisten sollte.
Kurz nach dem Umzug nach Ayton verlor James Cook, das erste seiner vier Geschwister.
Wenige Jahre danach folgten zwei Schwestern, und als er 20 Jahre alt war, seine beiden
Brüder. Zwei jüngere Schwestern überlebten, doch ihre Spuren verlieren sich in der
Geschichte. Nach Tony Horwitz, erklärt diese frühe Konfrontation mit dem Tod, weshalb
James Cook später auf seinen Reisen, das Sterben seiner Schiffskameraden mit einer
scheinbaren Kälte begegnete. 2 Nur kurz erwähnte ihr er Ableben im Logbucheintrag
zum 31. Januar 1771: „Im Verlauf der dieser letzten 24 Stunden haben wir vier Tote
gehabt durch Ausfluß – eine melancholische Umschreibung der unglückseligen
Situation, in der wir uns zu jener Zeit befanden, da wir gerade genug Leute hatten, die
Segel zu bedienen und die Kranken zu versorgen...“ 3
Zu Yorkshire, wo er seine Kindheit verbracht hatte, spürte James Cook nur wenig
sentimentale Verbundenheit. Er kehrte nur ein einziges Mal zurück und auch bei der
Benennung von neuen Gebieten, das einen großen Teil seines Berufes ausmachte,
bezeichnete er nie einen Fluss, eine Küste, eine Insel oder ein Kap nach den Orten seiner
Kindheit.
Werdegang auf See
Als James Cook 17 Jahre alt war, bekam er eine Anstellung als Ladenjunge bei William
Sanderson in Staithes, welches direkt am Meer gelegen ist. Wahrscheinlich hatte
Scottowe den rechenbegabten James Cook an Sanderson empfohlen. Im Geschäft für
Gemischt- und Kurzwaren arbeitete James Cook als Ladenjunge und war fasziniert von
den Schiffen, die täglich am Schaufenster vorbeifuhren. In Staithes wuchs in ihm der
Wunsch zur See zu fahren heran. Nach nur einem Jahr entließ Sanderson James Cook
und dieser heuerte daraufhin als Lehrling auf einem Kohleschiff in Whitby an. Mit knapp
17 Jahren ein Leben auf See zu beginnen, ist reichlich spät, doch James Cook fand in John
1
Vgl. Otto Emersleben, James Cook, Hamburg 1998, 14
Vgl. Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 429
3 Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 131
2
James Cook
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Walker einen neuen Patron. John Walker war Schiffseigner und Kohlehändler in Whitby
und nahm ihn für drei Jahre in die Lehrzeit. Während dieser Zeit lebte James Cook
gemeinsam mit den anderen Lehrlingen am Dachboden von Walkers Haus. Er besuchte
als Zwanzigjähriger gemeinsam mit der Familie Walker Versammlungen der Quäker.
Eine Liste mit „Ratschlägen der Quäker“, die zu jener Zeit im Umlauf gewesen war, liest
sich wie eine Beschreibung von James Cooks Charakter: „ Haltet euch an das, was
bescheiden, demütig, einfach und nutzbringend ist... Seid in Eurem Betragen stets
umsichtig, sowohl im Öffentlichen als auch im Privaten; meidet alle Unmäßigkeit im
Essen und im Trinken [...] Gehet mit Weisheit und Vorsicht auf alle Menschen zu, mit
friedlichem Geiste [...] Lasset unsere Mäßigung und Vernunft, Wahrheit und
Gerechtigkeit allen Menschen erscheinen, ebenso in allen Dingen, in Handeln und
Geschäft, in Rede und Gespräch.“ 4
Aus den Berichten zu seinen Reisen ist erkennbar, dass James Cook nur dann zur Waffe
griff, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab. Dazu bedauerte er diese Vorfälle jedes
Mal in seinem Logbuch. Ebenso wie jedem Quäker war James Cook die Faulheit verhasst.
Auf seinen Reisen hielt er seine Mannschaft, genau wie sich selbst zu Arbeit an. Es ist
jedoch eher unwahrscheinlich, dass James Cook zum Quäker wurde. James Cook hatte
für religiöse Rituale nur wenig übrig und konnte mit den westlichen Religionen, genauso
wie mit den pazifischen Glaubensvorstellungen, nur wenig anfangen.
Die Bescheidenheit ist eine der vorherrschenden Eigenschaften bei James Cook. In
einem Bericht zu den Vorbereitungen der dritten Reise schreibt James Cook über sich
selbst: „Es ist dieses Buch die Hervorbringung eine Mannes, welcher nicht die Vorteile
einer guten Schulbildung genossen hatte [...] vom Lehrjungen im Kohlehandel bis zum
Kapitän der Königlichen Marine, hatte er keine Gelegenheit, sich mit der schönen
Literatur zu befassen.[...] vielmehr wird der Leser, so hoffe ich, in mir den einfachen
Manne sehen, welcher sich mit Eifer dem Dienst an seinem Lande verschreibt und
entschlossen ist, den besten Bericht über jeden seiner Schritte abzulegen, dessen er
fähig.“ 5
Diesem Bericht ist zu entnehmen, dass James Cook äußerst loyal zu seiner Heimat
England stand und sich seiner Pflicht bewusst war.
Am 26. Februar 1747 stach James Cook mit dem Schiff „Freelove“ zum ersten Mal in See.
John Walkers Kohleschiffe befuhren die Nord- und Ostsee und segelten ebenfalls nach
Irland. Diese Gewässer zählten zu den stürmischten und gefährlichsten Europas und
James Cook erlernte während dieser Fahrten den Umgang mit trügerischen Kanälen,
Untiefen, Strömungen und Gezeiten.
Im Alter von 26 Jahren, 1754, erhielt James Cook von seinem Patron Walker das Angebot
Handelskapitän zu werden. James Cook entschied sich jedoch nicht für die bequeme und
verhältnismäßig sichere Karriere, sondern heuerte als Vollmatrose bei der Kriegsmarine
an. 1755 reiste er übers Meer nach London, und trat dort seine Stelle an der
zweituntersten Stufe der, für einen Hungerlohn, an. Großbritannien stand zu dieser Zeit
kurz vor einem Krieg mit Frankreich und die Männer auf den Schiffen starben
4 Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 449
5 Vgl ebd. 441
James Cook
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reihenweise an Krankheiten und Gefechtsverletzungen. Die Gründe, weshalb Cook
diesen Weg eingschlagen hatte, können nur angenommen werden, da es keine
schriftlichen Begründungen seinerseits gibt. Vielleicht wollte er der Zwangsrekrutierung
zuvorkommen, die viele seiner Schiffskameraden aus Whitby ereilte, oder er erkannte,
dass er in der Marine die Möglichkeit hatte, zu Ruhm und Ansehen zu gelangen. Im
Gegensatz zu Söhnen aus höher gestellten Familien, musste James Cook nun jede Stufe
der möglichen Karriereleiter in der Royal Navy nehmen. Im Oktober 1755 wurde Hugh
Palliser zum Kapitän der Eagle, die an der südenglischen Küste patroullierte, um
französische Versorgungsschiffe für die Kolonien abzufangen. Schon bald erkannte
Palliser, der wie er aus Yorkshire stammte, James Cook Talente. An nun legte Palliser in
den höchsten Kreisen der Kriegsmarine stets ein gutes Wort für ihn ein. Eine weitere
wichtige Eigenschaft von James Cook war, dass er gut in beide Richtungen arbeiten
konnte. Einerseits wusste er, die ihm unterstehenden Männer zu führen, andererseits
hatte er auch ein Talent dafür einflussreiche Gönner für sich zu gewinnen und sich ihre
Loyalität und Unterstützung zu sichern. In den Briefen an seine Vorgesetzten, ist sein
ehrerbietender Ton leicht zu erkennen und er benannte auch Buchten, Kaps und Inseln
nach ihnen. 6
Am 30. Juni 1757 wurde James Cook nach einer Prüfung am Trinity House von Deptford
zum Master befördert. Unter dem Kommando von Palliser befuhr James Cook den St.
Lawrence River, den er vermaß und kartographierte. Mit Hilfe dieser Karten konnten die
britischen Truppen in Quebec landen und die französischen und indianischen Feinde
besiegen. Cook hatte sich als britischer Landvermesser und Kartograph einen Namen
gemacht und so erhielt er von der Admiralität 1762 den Befehl, das soeben eroberte
Neufundland zu vermessen.
Mitte November 1762 lernte er die Wirtstocher Elizabeth Betts kennen und sie
heirateten einen Monat später am 21.12.1762. Im darauffolgenden April stach er wieder
in See und kehrte erst im Winter zurück. Diesem Rhythmus folgend vergingen fünf Jahre.
James Cook kehrte nur für die Wintermonate nach London zurück und verbrachte die
Sommermonate in Neufundland, um die Insel zu kartographieren. 1763 erwarb Cook
den Pachtvertrag für ein Ziegelsteinhaus in East London, wo er die Wintermonate
gemeinsam mit seiner Familie verbrachte. Von dort aus rüstete er später Schiffe aus und
plante seine Reisen mit der Admiralität und der Royal Society.
Im Sommer 1766 hatte James Cook insgesamt 50 Karten von Neufundland und dem St.
Lawrence River angefertigt. Am 5. August 1766 beobachtete er an der Südküste
Neufundlands eine Sonnenfinsternis und lieferte einen genauen Bericht an die Royal
Society.
Die erste Pazfik-Expedition 1768 - 1771
Die Admiralität der Royal Navy und die Royal Society begannen im Jahr 1768 zusammen
an einer Expedition in den Pazifik zu planen. Einerseits sollte auf Tahiti die
6
Vgl ebd. 463
James Cook
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„Venuspassage“ beobachtet und andererseits die Suche nach dem sagenumwobenen
Südkontinent aufgenommen werden.
Die „Venuspassage“ ist ein seltenes Naturereignis, bei welchem die Venus vor der
Sonnenscheibe vorbeizieht. Durch genaue Beobachtungen des Ereignisses an weit
voreinander entfernt liegenden Erdpunkten, sollte, mit Hilfe der Parallelaxenmessung,
der Abstand der Erde zur Sonne eindeutig ermittelt werden.
Die Existenz des Südkontinents, „terra australis incognita“, wurde von dem römischen
Kartographen Pomponius Mela heraufbeschworen, als er feststellte, dass die Kontinente
der nördlichen Halbkugel als Gegengewicht eine ebenso große Landmasse am unteren
Ende des Globus brauchten. Im 18. Jahrhundert wurde diese Vorstellung von
angesehene Kartographen, Wissenschaftlern und Entdeckern vertreten und durch die
Beschreibungen Marco Polos und die Entdeckung Amerikas bestärkt. Obwohl der Krieg
zwischen England und Frankreich durch einen Friedensvertrag offiziell beendet worden
war, lieferten sich englische und französische Weltumsegler einen Wettkampf um die
Entdeckung des Südkontinents. 7
Da James Cook sowohl der Admiralität, als auch der Royal Society, als erfahrener
Seemann, Navigator, Vermesser, Mathematiker und Führungskraft bekannt war, wurde
er als Leiter dieser Expedition bestimmt. Neben diesen beiden oben genannten
Instruktionen legte die Admiralität ebenfalls fest, dass sein Handeln auf eine friedliche
Inbesitznahme der bereisten Gegenden ausgerichtet sein sollte. Durch das Entwickeln
eines Verständnisses für die fremden Kulturen und das Erforschen der unbekannten
Lebensweise sollte die Inbesitznahme der entdeckten Gebiete erleichtert werden. Das
darin ein Paradoxon liegt, ist nur aus heutiger Sicht erkennbar. Die Briten hatten jedoch
die Absicht ihre neuen Untertanen zu verstehen, um sie besser beherrschen zu können.
Schlussendlich war diese Taktik erfolgreich, da die Briten im Laufe der Zeit ihre
Weltmachtstellung ausbauen konnten. 8
Das Schiff, auf dem die Reise unternommen werden sollte, war die Endeavour, ein 370
Tonnen schweres, dreimastiges Segelschiff, welches im Kohlehandel eingesetzt gewesen
war. Die Deckenhöhe unter Deck betrug 1,5 Meter, und die Kabinen waren 2 mal 2 Meter
klein. Die Große Kajüte, wo die Gentleman, die an Bord waren, speisten, war aufgrund
der großen Schiebefenster sehr hell, und in ihrer Mitte befand sich ein Tisch und Stühle,
die am Boden befestigt waren.
Am 26. August 1768 stach die Endeavour mit einer Besatzung von 94 Männern an Bord,
von denen 36 auf der Reise ihr Leben verlieren würden, in See. Zusätzlich nahmen noch
einige Wissenschaftler der Royal Society an der Expedition teil: der
Naturwissenschaftler Joseph Banks, der 25 Jahre alt war und durch seinen Beitrag zur
Finanzierung dieser Expedition, einen gewissen Status an Bord genoss, der Astronom
Charles Green, der Maler Sydney Parkinson, der Schwede Daniel Carl Solender, der ein
Schüler Linnés war, und einige Diener. Über Madeira, Rio de Janeiro und Feuerland, wo
jeweils Frischkost und Wasser aufgenommen wurde, segelte Kapitän Cook Richtung Kap
Horn. Bei der Umrundung des Kaps, verlor er fünf Männer. Danach fuhr die Endeavour
zehn Wochen lang in nordwestliche Richtung bis sie am 13. April auf Tahiti landete.
Tahiti, April-September 1769
7
8
Vgl. Otto Emersleben, James Cook, Hamburg 1998, 44
Vgl. Sabine te Heesen, Der Blick in die kannibalische Welt, Freiburg 2008, 119
James Cook
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Die Insel Tahiti war, vor Kapitän Cook, bereits von britischen und französischen Schiffen
angelaufen worden. Ihre Reisebeschreibungen berichten von einem Paradies, einer
fruchtbaren Insel, auf der es alles gab, was sich ein Mann, der lange auf See gewesen
war, nur wünschten konnte: Früchte, Geflügel, frisches Wasser und verführerische
Frauen. Die Insulaner begrüßten Cook und Banks mit grünen Zweigen, die ein
Friedenssymbol waren und überreichten ihnen Geschenke. Schon bald nach der Ankunft
begann ein reger Handel. Die Insulaner waren vor allem an Produkten interessiert, die
aus Eisen gefertigt waren, wie zum Beispiel Nägel und Werkzeug. Getauscht wurde
gegen Nahrungsmittel, wie Früchte oder Schweine. Kapitän Cook beschrieb die Männer
der Insel als hoch gewachsen, muskulös, von goldbrauner Hautfarbe und mit großen
schwarzen Augen. Die Europäer bewunderten ihre athletischen Bewegungen.9 Die
Seeleute waren von den Frauen der Insel fasziniert, da diese sehr freizügig gekleidet
waren. Der sexuelle Kontakt mit den einheimischen Frauen war zahlreich und ein Drittel
der Besatzung zeigte bereits wenige Wochen nach Ankunft auf Tahiti Symptome von
Syphilis. Daraufhin verbat Kapitän Cook diesen Männern den Landgang um die
Ausbreitung der Krankheit auf der Insel zu verhindern. Ob die Engländern nun die
Syphilis nach Tahiti gebracht hatten, oder ob die Insulanerinnen die Besatzung infiziert
hatten, bleibt fraglich. Joseph Banks, der sehr von der Insel angetan war, berichtete in
seinem Tagebuch weniger von der Botanik der Insel, denn von Festmahlen,
Ringkämpfen, Bogenschießturnieren, fahrenden Musikanten und wilden Tänzen. Sowohl
die Engländer, als auch die Insulaner waren sehr neugierig, was den jeweils anderen
betraf. Kapitän Cook und Joseph Banks aßen während eines Festmahles Hund, eine
Delikatesse der Insulaner, währenddessen die Häuptlinge mit Madeirawein auf die
Gesundheit des Britischen Königs anstießen. Auf Tahiti wurde Kapitän Cook das erste
Mal mit dem polynesischen Glauben konfrontiert. In diesem Zusammenhang steht das
Wort „tapu“. Die Tahitianer lebten nach einem sehr komplexen System, welches die Welt
in Heiliges und Unbedeutsames einteilte. Zum Beispiel war auf der Insel ein Tabu, dass
Frauen in Gegenwart von Männern aßen. Die Seeleute unterzogen sich auch der
fremdartigen und schmerzhaften Form tahitischer Körperbemalung. Das tahitische Wort
dafür war „tataow“. Den gleichen Namen gaben die Tahitianer der englischen Schrift auf
Papier. Verständnislosigkeit zwischen beiden Völkern herrschte jedoch in den Fragen
von Eigentum und Gerechtigkeit. Die Insulaner lebten in einer gemeinschaftlichen
Lebensform und hatten nur wenige persönliche Besitztümer. Durch das milde Klima,
war die Ernte ertragreich und gefischt wurde nur soviel, wie man gerade brauchte.
Wenn man mehr hatte, teilte man es mit den anderen. Da die Engländer ihren Vorrat mit
frischem Wasser, Geflügel und Fischen von ihrer Insel auffüllten, war es für die
Tahitianer selbstverständlich sich an den englischen Dingen zu bedienen. Für die
Engländer stellte dies jedoch Diebstahl dar. Das tahitianische Wort „horoa“ spiegelt die
Vorstellung der Insulaner von Eigentum wieder. Das Wort bedeutet „geben“ oder
„leihen“ und wenn jemand „horoa“ sagt, dann heißt das, „Vielleicht gebe ich es dir
zurück. Vielleicht aber auch nicht. Ich weiß noch nicht.“ 10 Für die Beobachtung der
Venuspassage errichtete Kapitän Cook ein Forts auf Point Venus, einer Halbinsel, die von
schwarzem Lavasand eingefasst ist. Am 3. Juni 1769 beschrieb Kapitän Cook das
astronomische Ereignis: „ Dieser Tag erwies sich als so günstig für unseren Zweck, wie
wir nur wünschen mochten; den ganzen Tag zeigte sich keine Wolke, und die Luft war
völlig klar, also daß [!sic] wir jeden erdenklichen Vorteil hatten bei der Beobachtung der
ganzen Passage des Planeten Venus über die Scheibe der Sonne: Wir sahen sehr deutlich
9
Vgl.Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 76
Vgl. ebd 113
10
James Cook
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eine Atmosphäre oder einen düsteren Schatten um den Körper des Planeten, was große
Verwirrung bei der Bestimmung der Zeiten der Kontakte verursachte...“ 11 Es kam zum
„Tropfenphänomen“: Die Venus verschwimmt visuell mit dem Rand der Sonne und so
kann eine genaue Berechnung nicht vorgenommen werden. Die Messergebnisse aller,
die dieses astronomische Phänomen beobachtet hatten, variierten extrem und der
Abstand der Erde zur Sonne konnte nicht bestimmt berechnet werden.12 Nach der
Beobachtung der Venuspassage umrundeten Kapitän Cook und Joseph Banks die Insel.
Kapitän Cook widmete sich der Kartographie und Joseph Banks der Botanik. Gemeinsam
besichtigten sie ein „marae“, die größte Tempelanlage der Insel, die Banks als eine
„höchst gewaltige Konstruktion“ beschrieb. Als die Endeavour am 13. Juli 1769 die Insel
verließ, reiste ein hochrangiger Priester namens Tupaia mit ihnen, den Kapitän Cook
über ein großes Wissen über die umliegenden Meere verfügend beschrieb. Nachdem
Kapitän Cook, die naheliegenden Inseln erforscht hatte, begab er sich auf
Entdeckungskurs Richtung Süden. Zwei Monate lang segelte die Endeavour außerhalb
der Sicht von Land.
Neuseeland, Oktober-März 1769/1770
Am 9. Oktober 1770 erreichte die Endeavour die Ostküste Neuseelands. Teile der
Besatzung glaubten in dieser Küste einen Teil des Südkontinents gefunden zu haben.
Kapitän Cook und einige Seesoldaten gingen an Land und trafen schon bald auf einige
Maori, die einen einschüchternden Tanz aufführten, den „haka“. Einer der Neuseeländer
kam näher, legte seine Waffen nieder und begrüßte Cook auf die traditionelle Weise,
indem sie die Nasen zusammenpressten, der „hongi“. Als einer der Maori jedoch ein
englisches Schwert ergattern konnte, ließ Kapitän Cook mit feinem Schrot auf ihn
schießen. Dieser rannte jedoch weiter und so befahl er ihn zu töten. Diese kurze
Begegnung war ganz typisch für Cooks Kommandoziel. Zuerst ging er unbewaffnet
voran, um einen friedlichen Kontakt herzustellen. Wenn sich die Eingeborenen jedoch
weigerten auf seine Friedensstiftung einzugehen, warnte er sie zunächst, zum Beispiel
durch eine Salve, die in die Luft abgefeuert wurde. Wurde die Drohung von den
Eingeborenen nicht ernst genommen, konnten auch tödliche Schüsse fallen.13 Danach
segelte die Endeavour die Küste entlang, bis in der heutigen James-Cook Straße, der
großen Öffnung zwischen Nord- und Südinsel, geankert wurde, um Vorräte
aufzunehmen. Innerhalb der nächsten sechs Monate umrundete er beide Inseln
Neuseelands. Am Freitag den 9. Februar schrieb er in das Logbuch: „Dann rief ich die
Offiziere an Deck und fragte sie, ob sie jetzt überzeugt seien, daß dies Land eine Insel sei;
und sie bejahten.“14 Damit stand fest, dass diese beiden Inseln nicht Teile des
Südkontinents waren. Der größte Teil der Reise widmete Kapitän Cook der Vermessung
der 3850 Kilometer langen Küste. Seinen Karten waren so präzise, dass sie bis 1994 in
Gebrauch waren, als sie mit der Hilfe von Satellitenbildern aktualisiert wurden.
Während der Umrundung der Insel, lief die Endeavour immer wieder Buchten an, um
die zur Neige gehenden Vorräte aufzustocken. Eines Tages fanden Kapitän Cook und
Joseph Banks in einem Korb der Neuseeländer einen sehnigen Knochen, der aussah als
stammte er von Menschen. Als sie den Neuseeländer befragten, tat dieser so, als ob er in
seinen eigenen Arm beißen würde, und erklärte auch Tupaia, dass der Knochen von
einem Menschen stammte. Dies war der Beweis, dass sie auf Kannibalen gestoßen
11
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 52
Vgl. Sabine te Heesen, Der Blick in die kannibalische Welt, Freiburg 2008, 118
13 Vgl. Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 162
14 Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 82
12
James Cook
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waren. Kapitän Cook gab dieser Bucht den Namen Cannibal Cove. In seinen
Aufzeichnungen beschrieb er die Neuseeländer und das Land sehr genau. Er berichtete
von den Befestigungen der Maori, den „paa“, die aus Palisaden und Plattformen
bestanden und ihren Waffen, den „patupatu“, einer Keule aus Stein oder Hartholz, die
ums Handgelenk herum getragen werden konnte. Joseph Banks und Carl Solender
hatten auf Neuseeland Exemplare von über vierhundert noch unentdeckten
Pflanzenspezies gesammelt, sowie hunderte an Vögeln, Fischen, Insekten, Muscheln und
Steinen.
Kapitän Cook begann, nach der Umrundung der Inseln, stärker an der Existenz des
Südkontinents zu zweifeln. Am Samstag, den 31. März 1770 machte er dies im Logbuch
deutlich: „Was einen südlichen Kontinent anbelangt, so glaube ich nicht, daß ein solcher
existiert, höchstens in einer hohen Breite [...] kehren wir zu unserer Reise zurück,
bezüglich derer man eingestehen muß, daß sie die meisten, wenn nicht alle, Argumente
und Beweise widerlegt, welche von verschiedenen Autoren für die Existenz eines
südlichen Kontinents beigebracht worden.“15 Daher entschloss Kapitän Cook über
Afrika den Heimweg anzutreten. Er wählte jedoch keine direkte Route, sondern wollte
Richtung Westen segeln, bis er zu jenem Land kam, welches schon zuvor von den
Holländern entdeckt worden war.
Australien, April-August 1770
Die Endeavour, die am 19. April 1770 die australische Küste, in der Nähe des heutigen
Melbourne, erreichte, war das erste europäische Schiff, das die Ostküste Australiens
entlang segelte. Die Holländer waren zuvor an der Westküste gelandet und hatten, da sie
nichts von kommerziellem Wert fanden, schnell das Interesse an diesem Land verloren.
Aufgrund heftiger Brandung und ungünstigen Winden musste Kapitän Cook zehn Tage
die Ostküste befahren, bevor er in einem geeigneten Hafen ankern konnte. Dort fanden
sie Holz, viele Fische und die Naturwissenschaftler entdeckten eine sehr große Menge
neuer Pflanzen, weshalb er dieser Anlegestelle, auch den Namen „Botany Bay“ gab. Die
Endaevour blieb neun Tage in Botany Bay bevor sie die Küste Richtung Norden weiter
entlang segelte. Nicht weit entfernt fand er einen gut schiffbaren Hafen, den er Port
Jackson nannte. Dieser lag in der Nähe des heutigen Sydney. Dort wurde 1787 die erste
englische Strafgefangenkolonie Australiens gegründet.
Der Kontakt mit den Eingeborenen, den Aborigines, verlief unerwartet. Diese zeigten an
den fremden Männern und deren Schiff keinerlei Interesse. In ihrem Aussehen
unterschieden sie sich von den polynesischen Völkern. Im Gegensatz zu den Polynesiern,
die groß gebaut und von goldbrauner Hautfarbe waren, waren die Aborigines von
Australien eher von mittlerer Statur und hatten eine dunkle Hautfarbe. Ihre Beine und
die Stirn waren mit einer weißen Farbe bemalt. Als Kapitän Cook Nägel und andere
europäische Dinge zu ihnen brachte, bewarfen die Aborigines die englischen Männer mit
Fischspeeren, woraufhin mit kleiner Munition auf sie geschossen wurde. Sowohl die
Kanus, als auch die Hütten, beschrieb Kapitän Cook als sehr einfach und schlecht gebaut.
In den Reisebeschreibungen ist erkennbar, dass die Besatzung der Endeavour die
Aborigines an den Insulanern Tahitis maß. 16
Am 11. Juni 1770 tauchten plötzlich Untiefen auf und die Endeavour lief auf ein
Hindernis des Great Barrier Reefs auf. Kapitän Cook erleichterte das Schiff und die
15
16
ebd 93
Vgl.Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 223
James Cook
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Mannschaft musste im 15 Minuten Takt an den Pumpen arbeiten. Schließlich konnten
die Beiboote das Schiff frei ziehen, doch erst nach einigen Tagen hatte die Endeavour
den Weg aus dem Riff entdeckt und einen geeigneten Hafen gefunden. Das Schiff wurde
auf die Seite gelegt, um den Schiffsboden zu reparieren. Die Besatzung entdeckte an
Land ein neuartiges Tier, von welchem sie begeistert waren: „Mr Gore schoß [!sic] eines
der bereits erwähnten Tiere; [...]Der Schwanz war fast so lang wie der Körper, er war
dick am Rumpfe und wurde seinem Ende zu dünner; [...] Seine Fortbewegung erfolgt
durch Hüpfen oder Springen,[...] wobei es nur die Hinterbeine benützt, und die vorderen
haben daran keinen Anteil; [...] Die Haut ist von einem kurzhaarigen Pelz von dunkler
Mausfarbe oder grauer Farbe bedeckt. Mit Ausanehmen nut des Kopfes und der Ohren,
welche, wie ich meine, an den Hasen erinnern, weist es keinerlei Ähnlichkeiten mit
irgendeinem europäischen Tier auf, das ich je gesehen[...].“17
Nachdem er 18 Tage lang an der Ostküste zwischen Untiefen, Sandbänken und winzigen
Inseln hindurchmanövriert hatte, ankerte er an der nördlichsten Spitze der Küste und da
noch kein anderer Europäer diesen Teil Australiens gesehen oder besucht hatte, nahm
er die gesamte Küste im Namen König Georg III in Besitz. Jedoch hatte er entgegen
seiner Anweisungen das Einverständnis der Aborigines nicht eingeholt. Diese hatten
sich kurz nach der Ankunft der Engländer ins Hinterland zurückgezogen. Anschließend
segelte er Richtung Neuguinea, wo er nur offenes Meer fand, was bis zu diesem
Zeitpunkt noch unentdeckt gewesen war. Nach einem kurzen Zwischenstopp auf der
Insel Savu, um Vorräte aufzunehmen, steuerte Kapitän Cook Batavia an.
Batavia, Oktober-Dezember 1770
Als die Endeavour in Batavia einlief, hatte Kapitän Cook während der gesamten
bisherigen Expedition nur 8 Männer verloren. Nach nur zwei Wochen im Hafen wurde
fast die gesamte Mannschaft, inklusive den Naturwissenschaftlern und Kapitän Cook
selbst, krank. Vermutlich litten sie an Malaria oder an einer Krankheit, die sie „stinkende
Ruhr“ nannten. Am 5. November starb der Schiffsarzt, bald darauf auch Tupaia und sein
kleiner Diener. Am 25. Dezember waren die Reparaturen am Schiff abgeschlossen und
Kapitän Cook entschied Batavia so schnell wie möglich zu verlassen, auch wenn die
Besatzung aufgrund ihrer Krankheiten, sehr schwach war. Kapitän Cook berichtete im
Logbucheintrag zum 26. Dezember 1771: „Die Kranken Zahl an Bord erreicht nunmehr
40 oder gar noch mehr, und der Rest der Besatzung ist in wenig leistungsfähigem
Zustand, sintemalen jeder einzelne krank gewesen war, ausgenommen nur der
Segelmacher, ein alter Mann von sicher 70 oder gar 80 Jahren.“18
Als er in Kapstadt eintraf hatte Kapitän Cook, seit dem Auslegen von Batavia, vor 11
Wochen, insgesamt 24 Männer verloren. Am 13 Juli 1771 ankerte die Endeavour vor den
Downs in London.
London 1771 - 1772
Kapitän Cook kehrte nach seiner Ankunft in sein Haus in Mile End, einem Viertel der
Mittelschicht, zurück und verbrachte die Zeit in London damit Berichte für die
Admiralität zu verfassen. Seine Frau Elizabeth hatte ihm bereits fünf Kinder geschenkt,
17
18
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 106
ebd. 130
James Cook
Seite 13 von 28
von denen er seine zwei ältesten Söhne, James und Nathaniel als Gehilfe und als Matrose
auf der Heuerliste der Endeavour aufgeführt hatte. Dies sollte ihnen auf dem Weg zum
Offizierspatent viel Zeit ersparen. Zwei weitere Kinder waren während Cook den Pazifik
erforscht hatte, gestorben.
Am 13. August 1771 wurde Kapitän Cook vom König empfangen, und zum Kommandeur
befördert.
Kommandeur Cook hatte durch seine erste Expedition im Pazifik, die Koordinaten für
die mögliche Lage des Südkontinents eingegrenzt. Die Admiralität plante eine neue
Expedition, wobei es zwei wesentliche Unterschiede geben sollte. Erstens sollte
Kommandeur Cook über Südafrika in den Pazifik segeln und zweitens bekam er ein
Begleitschiff. Dafür kaufte die Admiralität in Whitby zwei Kohleschiffe: Kommandeur
Cook befehligte Resolution, die mit 462 Tonnen um ein Viertel größer war als die
Endeavour, und Tobias Furneaux sollte das Kommando der kleineren Adventure
innehaben. Kommandeur Cook ließ die Resolution mit zwei neuen Errungenschaften
ausstatten: Einerseits mit einer Karottenmarmelade, die als Antiskorbutikum galt und
andererseits mit einem Chronometer von John Harrison, welches auf See die genaue
Uhrzeit anzeigen und somit den Navigatoren die aufwendigen, und oft fehlerhaften
astronomischen Berechnungen, ersparen sollte, mit denen die Position des Schiffes
bestimmt wurde. Während die geographische Breite relativ einfach, mit für die Seefahrt
ausreichender Genauigkeit bestimmbar war, gestaltete sich die Bestimmung der
geographischen Länge mit ähnlicher Genauigkeit weitaus schwieriger. Europäische
namhafte Astronomen bemühten sich um eine Lösungen, insbesondere mit Hilfe der
Monddistanz Methode. Hingegen setzte John Harrison auf genügend genaue Uhren. Das
Chronometer wurde zu Beginn der Reise auf die Sonnenzeit des bekannten
Längengrades, nämlich des Greenwich-Meridians, eingestellt. Aus dem Zeitunterschied
zwischen der angezeigten Zeit und der ermittelten Ortszeit ließ sich die geographische
Länge hinreichend genau berechnen, sekundengenaue Uhrzeit vorausgesetzt. 1735
baute Harrison das erste Chronometer, welches auf Schiffen eingesetzt wurde.
Kommandeur Cook hatte eine Kopie des vierten Modells auf dieser zweiten
Expeditionsreise mit sich. Erst als die Schiffe dieser Expedition nach London
zurückkehrten, galt auch für die meisten Astronomen das Längenproblem für gelöst. 19
Joseph Banks hatte sich während der Vorbereitungen aus der Expedition
zurückgezogen. An seine Stelle trat der preußische Naturforscher Johann Reinhold
Forster und sein Sohn Georg, der seine Tagebücher mit Beschreibungen der Reise füllte.
Außerdem waren der Maler William Hodges und der Astronom William Wales an Bord.
Die zweite Pazifik-Expedition 1772 - 1775
Am 13. Juli 1772, genau ein Jahr nach seiner Rückkehr, stach Kommandeur Cook erneut
von Plymouth aus in See. Über Kapstadt gelangten die beiden Schiffe Resolution und
Adventure in den Pazifik, wo das Wetter kalt und rau war und die Besatzung warme
Kleidung erhielt. Aus dem, um das Schiff herum schwimmenden Eis, konnte frisches
Wasser gewonnen werden. Am 17. Jänner 1773 überquerte Kommandeur Cook als
19
http://www.squidoo.com/longitude (02.01.10)
James Cook
Seite 14 von 28
erster Navigator den südlichen Polarkreis. Da er jedoch wenig Erfahrung mit dem Segeln
durch Eis hatte, zwang ihn das Packeis zur Umkehr. Kurz darauf verloren sich die beiden
Schiffe im Nebel.
Neuseeland, Mai 1773
Die Resolution und die Adventure trafen sich erst am vereinbarten Treffpunkt, am 18.
Mai 177, auf Neuseeland im Queen Charlotte Sund wieder. In Neuseeland verbrachten
die Besatzungen beider Schiffe den südlichen Winter. Während des Aufenthalts
bemerkte Kommandeur Cook, dass die Maorifrauen, die bei früheren Besuchen eher
keusch aufgetreten waren, nun von ihren Männern zur Prostitution gezwungen wurden.
Da erkannte er: : „[...] das also sind nun die Konsequenzen eines Handels mit Europäern,
und was uns zivilisierten Christen noch mehr zur Schande gereicht: wir verderben ihre
Moral zu bereitwilligen und wir wecken unter ihnen Begehrlichkeiten und
möglicherweise auch Streit und Mißgunst, welche sie zuvor nie gekannt haben und
welche einzig und allein geeignet ist, die glückliche Beschaulichkeit zu zerstören, deren
sie und ihre Vorfahren sich stehts erfreuten.“ 20
Während des südlichen Sommers segelte Kommandeur Cook wieder auf
Entdeckungskurs im südlichen Pazifik. Mitte August zwang ihn jedoch der schlechte
Gesundheitszustand der Besatzung der Adventure, nach Tahiti aufzubrechen. Trotz des
Befehls an Furneaux, den Gesundheitszustand durch gesunde Ernährung, peinliche
Sauberkeit und wiederholtes Durchlüften der Decks zu erhalten, waren zu viele Männer
erkrankt.
Tahiti und Tonga, August-Oktober 1773
Auf Tahiti wurde Kommandeur Cook mit gewohnter Freundlichkeit empfangen. Das
Skorbut der Männer konnte geheilt und Vorräte aufgenommen werden. Omai, ein
Insulaner, ging an Bord der Adventure und nach drei Wochen segelte Kommandeur
Cook weiter Richtung Tonga. 21
Als Kommandeur Cook im Oktober 1773 das Archipel Tonga erreichte, begrüßten die
Insulaner die Resolution herzlich: An Land wurden die Engländer vom Geschrei einer
großen Menge von Männern und Frauen begrüßt, von denen kein einziger bewaffnet
war. Gleich darauf lud der Häuptling der Insel zu einem Festmahl mit Bananen,
Kokosnüssen und Kawa, einem leicht berauschenden Getränk aus der Wurzel des
Pfefferbaumes, ein. Die freundlichen und unbewaffneten Insulander handelten zu sehr
günstigen Konditionen. Oftmals wurden sogar Lebensmittel in die Boote gelegt, ohne
eine Gegenleistung dafür zu verlangen. Als Kommandeur Cook einen Hügel der Insel
bestieg, fand er eine kultivierte Insel vor. Jedes Gebiet der Insel war bewirtschaftet und
von ordentlichen Zäunen aus Schilf umgeben. Die breiten flachen Straßen waren von
Obstbäumen gesäumt. Die Besatzung und ihr Kommandeur fühlten sich von den
Eingeborenen sehr freundlich behandelt, weshalb er diesem Archipel den Namen
Freunschaftsinseln gab. Ihre Freudlichkeit bestand jedoch nicht nur Fremden
gegenüber, sondern auch unter den Einwohnern der verschiedenen Inseln
untereinander. In einem weiten Bogen segelten die Schiffe zurück nach Neuseeland.
Neuseeland, November 1773
20
21
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 183
Vgl. Otto Emersleben, James Cook, Hamburg 1998, 81
James Cook
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Auf dem Weg nach Neuseeland, hatten sich die beiden Schiffe aus den Augen verloren.
Als Treffpunkt war der Queen Charlotte Sund festgelegt worden. Als die Adventure
jedoch eintraf, war Kommandeur Cook bereits Richtung Süden aufgebrochen. Bevor die
Resolution weitergesegelt war, war es zu erneutem Kontakt mit den Maori und den von
ihnen praktizierten Kannibalismus gekommen.
In den Entdeckungsreisen des späten 18. Jahrhunderts, nahm die Beschreibung
wissenschaftlicher Phänomene einen wichtigen Stellenwert ein. Als Beweise für den
Kannibalismus in Neuseeland, lieferte Banks während der ersten Expedition
Leichenteile und die mündliche Bestätigungen der Maori, die jedoch nicht die Existenz
von Kannibalismus vollkommen bestätigten. Ein solcher Beweis könnte nur durch das
unmittelbare Beobachten erbracht werden. Während dieser Reise wurde daher auf
Neuseeland ein kannibalisches Mahl provoziert, beobachtet und schriftlich fixiert, ohne,
dass sich die Besatzung der Gefahr ausgesetzt hätte, selbst verspeist zu werden. Am 23.
November 1773 kaufte der Offizier Pickersgill an Land den Kopf eines Toten und
brachte ihn an Bord des Schiffes. Dort schneidete er ein Stück aus der Wange des Kopfes
und bot es einem Maori zum Verzehr an. Dieser verlangte, dass es gebraten wurde und
aß es anschließend. Danach kehrten Kommandeur Cook, William Wales und Reinhold
Forster zum Schiff zurück, und das Experiment wurde wiederholt. Die Europäer wurden
zum ersten Mal Augenzeugen eines kannibalischem Mahles, das sie selbst initiiert
hatten. Die Reaktionen der Männer an Bord waren unterschiedlich. Nach einer
Beschreibung von Georg Forster schienen einige fast Lust zu haben mit anzubeißen,
andere übergaben sich und wollten die Neuseeländer auf der Stelle töten. Kommandeur
Cook war sich der wissenschaftlichen Bedeutung des Experiments bewusst, es rief in
ihm jedoch Schuldgefühle hervor. Georg Forster beschäftigte sich auch mit dem Motiv
des Kannibalismus. Er konnte beobachten, dass die Neuseeländer sowohl ihre Feinde,
als auch Freunde verspeisten. Schlussfolgernd beschrieb er, dass sie zuerst wohl die
Feinde gegessen hatten, diese dann wohlschmeckend fanden und schließlich auch die
toten Freunde verspeisten. Nur durch die Veränderung der Lebensumstände, weg von
einer friedlosen gottfernen Gesellschaft, könnte laut Forster der Kannibalismus
bekämpft werden. Für Kommandeur Cook, der den Auftrag hatte, Ländereien für die
Britische Krone in Besitz zu nehmen, war die Provokation des kannibalischen Mahles
nicht nur rein wissenschaftlich. Durch die Erforschung der Sitten, sollten diese
verstanden und schließlich eliminiert werden, um das britische Gesetz in Neuseeland
einführen zu können. Einen Monat nach dem Experiment wurden Briten selbst zum
Opfer von Kannibalen. In die Geschichte ging dieses Ereigniss als der „Grass Cove
Incident“ ein. Es handelte sich um einige Männer der Adventure, unter Captain
Furneaux, die in Neuseeland an Land gegangen waren, um Trinkwasser zu besorgen. Ein
Suchtrupp fand schließlich Leichenteile der vermißten Männer. 22 Nach diesem Vorfall
beschloss Kapitän Furneaux über Kap Horn nach England zurückzusegeln.
Am 20. Dezember 1773 überquerte Kommandeur Cook erneut den südlichen Polarkreis
und segelte solange Richtung Süden, bis ihn das Packeis zur Umkehr zwang. Dabei
kreuzte er den 71. Breitengrad. Es sollten fast fünzig Jahre vergehen, bis das nächste
Schiff den südlichen Polarkreis erreichte. In diesem Teil des südlichen Pazifiks konnte
sich Kommandeur Cook die Existenz eines Südkontinents nicht vorstellen. Das er sich
auf dem Weg zu einem neuen Kontinent befand – Antarktika – war ihm nicht bewusst.
Gesehen hat er ihn nie, aber vermutet, wie er in einem Logbucheintrag zum 29. Jänner
1774 festhielt: „[...]dieses als meine Meinung darzulegen: daß nämlich das Eis, welches
22
Vgl. Sabine te Heesen, Der Blick in die kannibalische Welt, Freiburg 2008, 127 ff
James Cook
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wir nunmehr sehen, in einem einzigen soliden Stück sich bis zum Pol fortsetzt [...]“23
Drei Wochen später brach Cook zusammen. Eine Gallenfkolik fesselte ihn für eine Woche
ans Bett. Für eine dauerhafte Genesung brauchte er Frischfleisch, welches an Bord der
Resolution Mangelware war. Das kalte und raue Wetter hatte die Tiere an Bord
verenden lassen und die Lebensmittelvorräte waren zur Neige gegangen. Über die
Osterinseln und die Marquesa Inseln segelte die Resolution zurück nach Tahiti, wo sie
für vier Monate ankerte.
Tahiti, März 1774
Auf Tahiti beobachtete Kommandeur Cook Gefechtsübungen mit ungefähr 300 Kanus.
Solange die Resolution jedoch in Tahiti ankerte, kam es zu keinem Gefecht.
Kommandeur Cook war von den Übungen begeistert: : „Ich muss gestehen, ich wäre
gerne vier Tage länger geblieben, hätte ich sicher sein können, das Unternehmen werde
dann in Gang gesetzt werden, jedoch schien es, als legten sie Wert darauf, daß wir zuvor
verschwinden [...] Solchermaßen waren wir des Spektakels beraubt, diese große Flotte
im Ganzen zu sehen und vielleicht gar Zuschauer eines Seegefechts zu werden, ein
Anblick gar, wohl wert, ihn zu sehen, wie ich überzeugt bin.“24
Im Sommer 1774 fuhr Kommandeur Cook südwestpazifische Gebiete ab, um die Lage
des Südkontinents einzugrenzen. Dabei entdeckte er einige Inseln: Neu-Kaledonien, die
Neuen Hybriden, Niue, etc. Doch vom Südkontinent fehlte jede Spur.
Neuseeland, Oktober 1774
Kommandeur Cook ankerte erneut auf Neuseeland um ein Resümee seiner bisherigen
Entdeckungen und Überlegungen zu schreiben. Durch die Ergebnisse seiner Messungen,
und nüchternen wissenschaftlichen Überlegungen kam er zum Schluss, dass die
Theorien über die Existenz des Südkontinents nun widerlegt waren. In einem Brief an
seinen väterlichen Patron John Walker schrieb er schließlich: „wir sind jetzt sicher, dass
dort kein Südkontinent existiert, außer höchstens so nah am Pol, daß [!sic] die Küste
wegen des Eises nicht befahren werden kann und deshalb die Entdeckung nicht wert
ist“25
Atlantik, Dezember 1775
Dezember 1774 verbrachte die Besatzung der Resolution auf Feuerland. Danach segelte
die Resolution um Kap Horn zurück in den Atlantik, wo einige südliche Gebiete noch
unentdeckt waren. Kommandeur Cook entdeckte Südgeorgien und die Sandwichinseln.
Das Packeis zwangen ihn jedoch wieder Richtung Norden zu segeln. Über die Insel St.
Helena kehrte die Resolution am 30. Juli 1775 nach London zurück, ohne den
Südkontinent gefunden zu haben. Während der Expedition starben auf der Resolution 4
Männer, wobei nur einer an Skorbut starb. Hingegen hatte die Adventure, die ein Jahr
vor der Resolution in London eingetroffen war, 40 Mann weniger an Bord, als bei ihrer
Abreise. 10 Männer waren jedoch von den Maori auf Neuseeland getötet worden. Das
Cook auf seiner Reise nur einen Mann durch Skorbut verloren hatte, erfüllt ihn mit Stolz
und ließ ihn einen Bericht über die Maßnahmen, die er zur Gesunderhaltung seiner
23
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 215
ebd. 223
25 Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 699
24
James Cook
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Seeleute ergriffen hatte, schreiben. Durch diesen verdiente er sich die höchste
Auszeichnung, die, die Royal Society zu vergeben hatte, die Copley Medaille.
London 1775-1776
Im August 1775, kurz nach der Rückkehr, beantragte Kommandeur Cook einen Posten
für seine Pension, damit er sein restliches Leben in London verbringen konnte. Er wurde
zum Post Kapitän des Königlichen Hospitals in Greenwich befördert. Der Posten brachte
ein komfortables Einkommen von 230 Pfund im Jahr, außerdem Wohnräume, Feuerholz
und Lebensmittelzuschläge. Es ist auch sehr wahrscheinlich, dass Elizabeth ihren Mann
ermuntert hatte diese Stelle anzutreten, hatte Kommandeur Cook in den 13 Jahren ihrer
Ehe nur drei Jahre zu Hause verbracht. Als unruhiger Geist konnte Kommandeur Cook
der Vorstellung von einem Leben der beruflichen und häuslichen Ruhe nur wenig
abgewinnen, obwohl er auch die Vorteile einer geregelten Pension anerkannte. Wenige
Monate nach der Rückkehr der Resolution plante die Admiralität bereits an der
nächsten Expedition. Die Schiffe, Resolution und Discovery, wurden bereits ausgerüstet,
nur der Kommandeur für diese Reise stand noch nicht fest. Der Earl of Sandwich und
Hugh Palliser luden Cook daher zu einem Herrendinner ein, unterbreiteten ihm ihre
Vision und befragten ihn, wer den als Kommandeur in Frage kommen würde. Daraufhin
schlug Cook sich selbst vor, was sich Palliser und der Earl sich von Anfang an erhofft
hatten. Im Februar 1776 schrieb Cook an seinen Freund Walker: „Es ist nun sicher, dass
ich einen bequemen Ruhestand einer tätigen und womöglich gefährlichen Reise zuliebe
aufgegeben habe. Meine derzeitige Disposition tendiert eher zu diesem denn zu jenem,
und ich breche mit so guten Aussichten auf, wie ich es mir nur wünschen kann. Sollte ich
soviel Glück haben, sicher wieder nach Hause zu gelangen, wird mir dies ganz ohne
Zweifel zu höchstem Vorteil gereichen.“26
Die Mission dieser Reise war einen Kanal zu finden, der als Nordwestpassage eine
Abkürzung zwischen Atlantik und Pazifik darstellte. Es sollte ein Weg in den Orient
gefunden werden, ohne um die Kaps fahren zu müssen. In gewisser Hinsicht war
Kommandeur Cook somit auf den Spuren Columbus geraten, der ebenfalls einen Weg in
den Orient gesucht hatte. Die Regierung hatte bereits eine Belohnung von 20.000 Pfund
für das Finden dieser Passage ausgesetzt. England und sein Konkurrent Frankreich
versuchten seit der Entdeckung Amerikas diesen Seeweg zu finden. Kommandeur Cook
sollte es im hohen Norden des Pazifiks versuchen. Nur wenige Europäer hatten sich
bisher in diese eisige und gefährliche See gewagt. Unter ihnen war Vitus Bering, der in
diesen Gewässern sein Leben verloren hatte.
Cooks zweiter Auftrag war, den Tahitianer Omai nach Hause zu bringen. Mit ihm wurden
auch die vielen Geschenke an ihn mitgenommen: eine Ritterrüstung, eine Drehorgel,
einen Schachtelteufel, Spielzeugsoldaten und Zinnteller. Nicht einmal ein Jahr nach
seiner Rückkehr stach Cook am 12. Juli 1776 von Plymouth aus in See. Die
wissenschaftliche Beobachtung der Expedition wurde Kapitän Cook und seinem zweiten
Offizier James King übertragen.
26
Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 476
James Cook
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Die dritte Pazifik-Expedition 1776-1780
Die Resolution verließ Plymouth eine Woche nachdem sich 13 amerikanische Kolonien
als unabhängig erklärt hatten. Da Kommandeur Cook die Ausbesserungsarbeiten am
Schiff erst spät überwacht hatte, war die Resoltion in keinem guten Zustand. Das Schiff
machte von Beginn der Reise an Wasser und es kam zu Problemen mit den Masten und
Takelagen. Die beiden Schiffe der Expedition trafen sich erst in Kapstadt, da sie nicht
gemeinsam ausgelaufen waren. Der Kapitän der Discovery, Charles Clerke musste noch
eine Strafe für die Schulden seines Bruders im Gefängniss absitzen. Im Schuldgefängnis
infizierte er sich mit Tuberkulose.
In Kapstadt wurden die Vorräte aufgefüllt. Als beide Schiffe von Kapstadt aus mit Kurs
auf den Pazifik ausliefen, war Cook gerade 48 Jahre alt geworden, ein stolzes Alter für
einen Seemann. Sein Alter machte ihm auf dieser dritten und letzten Reise sehr zu
schaffen. Auch wenn er körperlich fit war, war er dennoch auch krank. Er hatte weder
auf seinen Reisen, noch zu Hause in London je Ruhe gefunden und war auf den
Expeditionen stets dem Ungewissen und Gefahren ausgesetzt. Seine Stellung als
Kommandeur und seine persönliche Zurückhaltung stärkten noch den Druck und die
Isolation. Anfang 1777, als die beiden Schiffe den Pazfik erreichten, hinkten sie bereits
ihrem Zeitplan hinterher. Kommandeur Cook musste widerwillig seinen ursprünglichen
Plan aufgeben, da der arktische Nordwinter bereits begonnen hatte. So kreuzten die
beiden Schiffe zwischen schon bekannten pazifischen Inseln hin und her. Für
Kommandeur Cook bedeutete diese Zeit einen nicht zu ertragenden Stillstand und
Untätigkeit. Außerdem musste er sich mit schon bekannten Problemem herumschlagen:
Diebstahl, betrunkene Matrosen, kriegerische Häuptlinge und die Suche nach frischem
Proviant. Während der zweiten Reise hatte sich Kommandeur Cook diesen
Vorkommnissen fast immer mit Gleichmut entgegengestellt. Doch die Zeit hatte ihn
verändert. Es wurden mehr Männer auspeitscht und Vergeltunsmaßnahmen an
Insulanern verschärft.
Neuseeland, Februar 1777
Februar 1777 verbrachten beide Schiffe zwei Wochen in Queen Charlotte Sund auf
Neuseeland. Es kam zu Kontakt mit den Maoris, die drei Jahre zuvor 10 Männer der
Adventure getötet hatten. Kommandeur Cook nahm jedoch von einem Racheakt Abstand
und begründete sein Verhalten damit, dass er sich durch diese Tat der friedlosen
Gesellschaft der Neuseeländer angeschlossen und sie damit akzeptiert hätte. Dadurch,
dass Kommandeur Cook sich in diesem Fall neutral verhielt, musste er sowohl bei den
Neuseeländern, als auch bei seiner eigenen Besatzung einen Autoritätsverlust
hinnehmen. Die Besatzung forderte ihn dazu auf, Rache an den Tätern zu verüben,
ebenso die Neuseeländer, die in den Tätern ungeliebte Menschen sahen. Doch
Kommandeur Cook erkannte, dass Kannibalismus, der nun die Briten direkt betroffen
hatte, nicht nach Britischen Gesetz bestraft werden konnte, da es eine Praktik der
Neuseeländer war. 27
Freundschaftsinseln, April-Juli 1777
27
Vgl. Sabine te Heesen, Der Blick in die kannibalische Welt, Freiburg 2008, 149 ff
James Cook
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Auf der Insel Tangatapu erhielt Kommandeur Cook Hinweise auf noch unentdeckte
Inseln, die nur eine kurze Segelstrecke entfernt lagen. Doch der enge Zeitplan und das
leckende Schiff zwangen ihn nicht danach zu suchen. Die Last der Verantwortung und
der Erfolgszwang verändern ihn. Im Falle von Diebstahl hatte er während seiner zweiten
Reise den Häuptling als Geisel genommen, bis die gestohlenen Dinge zurückgebracht
wurden. Nun ließ er Hütten niederbrennen und Kanus zerstören. Eines Tages schnitt er
sogar einem Dieb das Ohr ab.
Die Monate von April bis Juli 1777 ankerten die Schiffe vor Tonga, den
Freundschaftsinseln. Über Tahiti segelten sie bis zur Insel Huaheine, eine der
Gesellschaftsinseln, auf welcher im November 1777 Omai gemeinsam mit zwei jungen
Maori abgesetzt wurde. Von den Gesellschaftsinseln hielt sich Kommandeur Cook nun
Richtung Norden.
Hawaii, Januar 1778
Am 18. Januar 1778 entdeckte er die Inseln von Hawaii. Der zweiwöchige Aufenthalt
wurde für die Suche nach Nahrungsmitteln und die Aufnahme von Wasser genutzt. Die
wenigen Tage, die die Besatzung am Land verbrachte erinnerte sie an das Paradies auf
Tahiti. Die Insulaner waren offene und aktive Menschen, die zu günstigen Optionen
tauschten, und die Engländer wie höhere Wesen behandelten. Offizier James King
berichtete, dass die Männer in den Kanus, welcher von hellbrauner Hautfarbe, tätowiert
und muskulös waren, am ehesten den Maori ähnelten, die fünftausend Meilen weiter
südlicher lebten. Ohne Zweifel erkannte Kommandeur Cook, dass die Insulaner des
Pazifiks alle von einer Nation abstammten. Die Insulaner kamen an Bord der englischen
Schiffe und bestaunten die fremden Dinge und Menschen, die sie dort antrafen. Das
meiste Interesse zeigten sie an Kommandeur Cook. Als dieser an Land ging, fielen alle
auf die Knie und senkten den Kopf. Erst als er an ihnen vorüber geganen war, regten sie
sich wieder.
Amerikanische Küste, Februar-August 1778
In der Höhe des heutigen Oregon erreichte die Resolution im Februar, nachdem sie den
Pazifik durchquert hatte, die amerikanische Küste und segelt dann die Küste entlang
Richtung Norden. Im Nootka-Sound, in der Nähe des heutigen Vancouver, wurde
geanktert um Proviant aufzunehmen und den morschen Fogmast der Resolution
auszutauschen. Kommandeur Cook traf an Land nur auf wenige Eingeborene, deren
äußere Erscheinung ihm und der Besatzung nicht geheuer war. Sie trugen zum Beispiel
einen mit Perlen geschmückten Knochen in einem großen Schlitz in der Unterlippe. Ein
erschreckter Seemann berichtete ihm, er habe sogar einen Mann mit zwei Mündern
gesehen. Ihre Kleidung bestand aus Biber- und Otterfellen, die in Europa einen sehr
hohen Wert hatten. Ein Häuptling tauschte zehn Felle, deren Wert auf mehrere hundert
Pfund Sterling oder ungefähr das Zwanzigfache des Jahreslohns eines Matrosen
geschätzt werden konnte, gegen eine einzige Perle.28
Anschließend segelte Kommandeur Cook bis zum 65. Breitengrad, ab welchem er nach
Meeresarmen und Flüssen Ausschau halten sollte, die möglicherweise zu einer
„nördlichen Passage“ führen könnten. Die Reise Richtung Norden war beschwerlich: Das
Schiff machte die ganze Zeit Wasser, die Karten an Bord waren wenig hilfreich und das
Wetter schien mit ständigem Regen, Nebel, Hagel und Schneegestöber gegen die
28
Vgl. Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 492
James Cook
Seite 20 von 28
Expedition zu arbeiten. Am 1. Juni 1778 wurde der heutige Cook River als mögliche
Passage untersucht: Um 2 Uhr Morgens kehrte der Oberstleutnant zurück und
berichtete, er habe die Bai oder vielmehr den Fluß auf einer Breite von 1 Meile
zusammengedrängt gefunden[...] Alle Hoffnungen auf eine Passage waren nunmehr
aufgegeben [...]. Des Nachmittags sandte ich erneut Mr. King mit zwei bewaffneten
Booten aus [...] Land und Fluß in Seiner Majestät Besitz nehme und in seiner Erde eine
Flasche vergrabe, darein zwei einglisch Münzen des Jahres 1772 getan waren und ein
Papier, auf welchem der Schiffe Namen, Daten, etc. vermerkt waren.“29
Am 26. Juni 1778 stieß Kommandeur Cook praktisch blind im Nebel auf eine Insel. Schon
bald kamen Eingeborene in Kanus zu ihnen, wobei einer ins Wasser fiel und von den
Engländern herausgezogen wurde. Kommandeur Cook bot ihm trockene Kleidung an
und als er sich umzog erkannte er, dass im nassen Hemd des Eingeborenen ein Tuch
eingearbeitet war, welches nur aus einer europäischer Herstellung stammen konnte.
Von ihm erfuhr er, dass diese Insel „Oonalaschka“ genannt wurde. Cook wäre gerne
geblieben um die Insel genauer zu erforschen, doch der nordische Sommer war nur kurz
und er musste weiter Richtung Norden segeln.
Eismeer, August 1778
Im dichten Nebel, ab und zu die Küste von Alaska und Sibierens streifend, segelten die
Resolution und Discovery Richtung Arktis. Manchmal konnte sich Kommandeur Cook
nur am Gebrüll der Walrosse orientieren, um nicht gegen eine Eisscholle zu fahren.
Am 8. August erreichten die Schiffe Cape Prince of Wales, den westlichsten Punkt des
amerikanische Kontinents. Dort kam es zur friedlichen Begegnung mit den
Tschuktschen und dem Austausch von Geschenken. Mitte August kreuzte Kommandeur
Cook bei 70 Grad 41 Min eine Packeismauer, die sich von einem Horizont zum anderen
ausbreitete. Am 27. August, als die Resolution fast vollkommen von Eis umzingelt war,
versuchte sich Kommandeur Cook als erster Arktisforscher: „Nun wir nur geringen
Wind hatten, so fuhr ich mit 2 Booten aus, die Festigkeit des Eises zu erproben, und ich
fand heraus, dass es aus losen Stücken verschiedener Ausdehnung bestand [...] Ich
bemerkte, daß dies alles reines durchsichtiges Eis war, ausgenommen nur die oberste
Schicht [...] Es schien zur Gänze zu bestehen aus gefrorenem Schnee und auf See
geformt,[...] so war auch keines der an Land gefundenen Produkte in ihm
eingeschlossen, welches jedochunausweihlich hätte der Fall sein müssen, so diese
Eismassen in Flüssen geformt worden wären.“30
Ende August 1777 entschied Kommandeur Cook Richtung Süden zu segeln, um den
Winter auf Hawaii zu verbringen. Dort gab es genügend Vorräte und die Inseln waren
nicht erforscht. Er beabsichtigte über Kamtschatka im Mai 1778 in die Arktis
zurückzukehren.
Auf dem Weg Richtung Süden kam es zu einem Aufenthalt auf der Insel Unalaska.
Unalaska, Oktober 1778
Kommandeur Cook verbrachte einen ganzen Monat auf Unalaska. Neben der Reparatur
des Schiffes und der Beschaffung des Proviants, erforschte er die Insel. Er entdeckte eine
Vielzahl von Beeren, die er aufs Schiff bringen ließ, da er sie für Antiskorbutika hielt.
29
30
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 346
ebd. 352
James Cook
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Außerdem beobachtete er die Eingeborenen und war von ihrer Anpassungsfähigkeit an
diese unwirtliche Lebenswelt beeindruckt. Zum Beispiel trugen sie über ihren langen
Lederjacken, aus Darm gefertigte Parkas mit Kapuzen und Bändern an Hals und
Handgelenken, die zugezogen werden konnten. Auch die kleinen wenigen Kajaks, mit
denen die Eingeborenen aufs Meer fischen gingen, waren gut versiegelt, um die Fischer
trocken zu halten. Diese hatten außerdem Schirmmützen, um die Augen vor Regen und
gleißender Helligkeit zu schützen. Eines Tages kam ein Eingeborener an Bord und
brachte ein Geschenk mit. Es war ein Roggenbrot, welches mit einem stark gewürzten
Lachs gefüllt war. Cook vermutete, dass dieses Geschenk von den russischen
Pelzhändlern kam, die ebenfalls auf dieser Insel lebten. Er sandte John Leyard los, einen
amerikanischen Marinesoldaten, um mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Dieser kehrte
nach einigen Tagen mit drei Russen zurück. Von ihnen erhielt Kommandeur Cook
Informationen über das Beringmeer und noch nördlichere Gebiete. Außerdem
verglichen sie Karten und astronomische Geräte. Cook hinterließ ihnen eine Karte, die er
während der Reise an der nördlichen amerikanischen Küste erstellt hatte und einen
Brief an die Admiralität in London. Der Einfluss der Russen auf die Eingeborenen war
deutlich. Sie hatten die Eingeborenen entwaffnet und ihnen den Tabak gebracht, von
welchem sie abhängig und dadurch gefügig gemacht wurden. Am 26. Oktober 1778
stach die Resolution wieder in See. An diesem Tag stürmte Regen, Hagel und Schnee auf
das Schiff ein, sodass ein Teil der Takelage davonflog und ein Matrose getötet wurde. Die
Fahrt nach Hawaii dauerte einen Monat.
Hawaii und Maui, November-Februar 1778/1779
Ende November 1778 erreichten die englischen Schiffe die Insel Maui. Die erschöpften
Besatzungen konnten es kaum noch erwarten auf den paradiesischen Inseln an Land zu
gehen. Doch Kommandeur Cook beschloss an der Küste entlang zu segeln, um den
Handel unter Kontrolle zu halten. Außerdem befahl Cook die Herabsetzung der
Alkoholrationen. Im Gegenzug bot er der Besatzung ein neuartiges alkoholisches
Getränk an, welches aus Zuckerrohr hergestellt wurde. Aufgrund dieser Maßnahmen
verlor Kommandeur Cook zusehends die Kontrolle über seine Mannschaft. Der
Strömung folgend erreichte Kommandeur Cook Anfang Dezember die größte der Inseln,
die von den Insulanern „O’why’he“ genannt wurde und umrundete die Insel in sechs
Wochen. Nachdem sie die Südspitze umsegelt hatten, trafen sie auf eine Küste, die von
schwarzem Lavasand bedeckt war. Da die Wasservorräte zu Neige gingen, beschloss
Kommandeur Cook zu ankern. Der Master der Resolution, William Bligh, der mit der
Suche nach einem sicheren Platz beauftragt gewesen war, fand die Bucht Kealakekua.
Als die Resolution und Discovery dort anlegten, wurden die Engländer von einer Flotte
Kanus voller singender und jubelnder Menschen begrüßt. Kommandeur Cook hielt diese
Szene im Logbuch fest: „Die Schiffe waren nun überfüllt mit Indianern und umgeben von
eienr großen Menge von Kanus. Niergendwo in diesem Meere sah ich zuvor eine solche
Menge Leute an einem enizigen Platze versammelt: neben jenen in den kanus war der
ganze Strand der Bai überlaufen von Leuten, und Hunderte schwammen um die Schiffe
gleich Fischschwärmen [...] Unter unseren zahlreichen Besuchern fand ich auch einen
Mann namens Tou-ah-ah, welch selbiger – wie wir gar bald herausfanden – der Kirche
angehörte; er führte sich selber mit großem Pompe ein, und im Verlaufe dieser
Zeremonie schenkte er mit ein kleines Schwein, zwei Kokosnüsse und ein Stück roten
Tuches [...] Des Nachmittags ging ich an den Strand, den Platz zu untersuchen; hierbei
war ich begleitet von Tou-ah-ah, Parea [ein Häuptling], Mr King, und anderen; alsbald da
James Cook
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wir gelandet, nahm mich Tou-ah-ah an der Hand und geleitete mich zu einem großen
Morrai (kultische Begräbnisstätte).“31
Dies war der letzte Logbucheintrag, den Cook verfassen sollte. Datiert ist er auf den 17.
Jänner 1778.
Die Insulaner begegneten Cook mit noch größerer Ehrfurcht. An Land wurden sie von
einer Menschenmenge erwartet, die das Wort Lono intonierte, sich auf die Knie fallen
ließ und das Gesicht gegen den Boden drückte. Nach den traditionellen Ritualen
innerhalb des “marae”, fand ein Festmahl statt. Dort versuchten die Engländer das Ziel
und die Bedeutung der Zeremonie zu erfahren. Aufgrund der Sprachbarriere konnten sie
nicht viel verstehen und so interpretierten sie die Rituale als einen Ausdruck höchstens
Respekts vonseiten der Insulaner. 32
Die Historiker und Ethnologen, die sich mit Cook befasst haben, sind sich über die
Bedeutung der Zeremonie nicht einig. Die Mehrheit vertritt die Ansicht, die Haiwaiianer
hätten Cook für die Manifestation Lonos gehalten. Lono war ein mächtiger
Fruchtbarkeitsgott, der sich selbst verbannte, nachdem er seine Frau getötet hatte. Nun
feiern die Insulaner jedes Jahr seine symbolische Rückkehr, damit er die Erde mit
Winterregen segne. Diese Zeit ist als „makahiki“ bekannt. Die Vergöttlichung Cooks
durch die Hawaiianer könnte durch den Zeitpunkt von Cooks Ankuft auf Hawaii
entstanden sein. Cook erreichte die Insel nämlich genau in der Zeit des „makahiki“.
Die Oppsition, die dieser These widerspricht, geht davon aus, dass die Hawaiianer viel
zu rational gewesen waren, um einen weißen Kapitän, der nicht einmal ihre Sprache
beherrschte, für einen polynesischen Gott zu halten. Cook wurde eher als eine, den
Häuptlingen gleich gestellte, Persönlichkeit angesehen, und dementsprechend verehrt.
Worin die Verehrung Cooks auch begründet liegen mag, fest steht, dass Kommandeur
Cook mit außergewöhnlicher Ehrfurcht begegnet wurde. Auch dem Kapitän der
Discovery, Charles Clerke, wurde anfangs auf die gleiche Weise gehuldigt.
Ebenso wie die Insulaner auf Tahiti, unterstanden die Hawaiianer dem strengen System
des Tabus. Als Kommandeur Cook auf der Insel war, regierte ein magerer, ungefähr
sechzig Jahre alter Mann die Insel, mit ihren ungefähr 250.000 bis 1 Million Einwohnern.
Dieser hielt sich zahllose junge Ehefrauen und Konkubinen. Gerade die Zeit des
„makahiki“ war die fruchtbarste Zeit des Jahres, weshalb es durchaus auch rituelle
Gründe für den Verkehr zwischen Insulanerinnen und Seeleuten gegeben haben könnte.
Während die Resolution und die Discovery in der Bucht ankerten, mussten vor allem die
einfachen Leute der Insel, die ungefähr 200 Mann starke Besatzung mit Unmengen an
Schweinen, Früchten und anderen Vorräten versorgen.
Aufgrund der großen Gastfreundschaft und den Ehren, die Kommandeur Cook verliehen
wurden, wiegten sich die Engländer schon bald in Sicherheit und konnten sich die
Möglichkeit kriegerischer Auseinandersetzungen nicht mehr vorstellen.
Neben den Frauen, die in dieser Idylle die Hauptattraktion darstellten, waren die
Engländer noch von anderen Aspekten der einheimischen Bevölkerung fasziniert. Den
Königsumhang, der ungefähr aus einer halben Million Federn gefertigt war, betrachteten
sie als einzigartig im Pazifik. Außerdem berichteten sie von der Geschicklichkeit der
31
32
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 364
Vgl. Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 567
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Hawaiianer beim Schwimmen. Charles Clerke beschrieb wie Jungen, auf einem Brett
liegend, über die Wellen der Brandung glitten. Es sind auch einige Erinnerungen der
Hawaiianer an den ersten Kontakt mit den Engländern erhalten geblieben. Sie glaubten,
die Engländer hätten lose faltige Haut (Kleidung), eckige Köpfe (Dreispitze), Vulkane im
Mund (Pfeifen) und eine Schatzgrube in der Seite (Jackentaschen).33
Nach einigen Wochen des paradiesischen Zustands, sollten sich die ersten Spannungen
zwischen den Engländern und Insulanern entwickeln. Cook benötigte Feuerholz und lies
nachfragen ob die Einfriedung des “marae” käuflich zu erwerben war. Die Hawaiianer
überliesen den Engländern das Holz, die beim Abstransport auch einige geschnitzte
Götterstatuen mitnahmen, welche jedoch später zurückgebracht wurden. Gleich darauf
starb der Matrose William Watman. Er wurde auf Bitten der Häuptlinge in der Nähe des
“marae” an Land begraben. Beide Ereignisse lösten in den Hawaiianern Ärger aus.
Die Häuptlinge erkundigten sich bald, wann denn die Abfahrt aus der Bucht bevorstehen
würde. Sie schienen hoch erfreut, als Kommandeur Cook ihnen mitteilte, dass es bald
soweit sein würde. Sie häuften eine große Menge an Lebensmitteln am Strand auf und es
wurde zum letzten Mal gemeinsam gefeiert. Die Engländer revanchierten sich mit einem
Feuerwerk. Am Morgen des 4. Februar 1779 segelten die Resolution und Discovery,
begleitet von hunderten Kanus aus der Kealakekua Bucht.
Nachdem Kommandeur Cook die Bucht verlassen hatte, segelte er drei Tage lang nach
Norden, Richtung Maui. Der Kanal zwischen Hawaii und Maui ist einer der rauesten
Durchfahrten des Pazifiks und der Zustand der Schiffe war nicht optimal, weshalb in
einem schweren Sturm der morsche Fuß des Fockmasts zersplitterte. Kommandeur
Cook blieb nichts anderes übrig, als in die sichere Bucht von Haiwaii zurückzukehren.
Der König der Insel hatte über die Bucht ein Tabu verhängt, weshalb nur wenige Kanus
die zurückkehrenden Schiffe begrüßten. Der Grund, warum die Schiffe wieder in die
Bucht zurückgekehrt waren, nahm der König mit Unwillen zur Kenntniss. Gleich nach
ihrer Ankunft stieg die Anzahl der Diebstähle der Inselbewohner ungewöhnlich rasch an
und als Tauschobjekt favorisierten die Insulaner nun Dolche aus Eisen, statt der
einfachen Nägel. Nur drei Tage nach der Rückkehr der Schiffe kam es zu ersten
Entladungen der angespannten Verhältnisse. Die Insulaner belästigten eine Gruppe von
Matrosen, die an Land gekommen waren, um Wasser zu holen. Daraufhin begannen
diese eine Rauferei, wobei ein Häuptling mit einem Ruder geschlagen und eine Zange
gestohlen wurde. Als Kommandeur Cook selbst nach den schuldigen Insulanern suchte,
wurde er von ihnen in die Irre geführt. Wütend kehrte er auf die Resolution zurück und
befahl den Seesoldaten ihre Musketen mit tödlichen Kugeln zu laden.
Am Morgen des 14. Februar 1779 wurde das Fehlen eines Beibootes der Discovery von
seiner Ankerboje entdeckt. Kommandeur Cook, verärgert über die Ereignisse des
Vortages, ließ daraufhin die Bucht blockieren und befahl auf jedes Kanu zu schießen,
welches versuchte die Blockade zu durchbrechen. Anschließend ging er, bewaffnet mit
einer doppelläufigen Flinte und zehn Seesoldaten an Land. In der Nähe des LavaStrandes postierte er weitere Seesoldaten in Beibooten der Resolution. Kommandeur
Cook bediente sich jenes Planes, den er schon viele Male zuvor im Pazifik erfolgreich
einsetzten konnte: einen Häuptling als Geisel zu nehmen und ihn solange festzuhalten,
bis die gestohlenen Gegenstände zurückgebracht wurden. James King berichtete in
seinem Tagebuch: „es war stets seine gewöhnliche Praxis gewesen , so irgendein Ding
33
ebd 578
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von Bedeutung auf irgendeinem Eilande dieses Ozeans verlorenging, den König oder
einen der wichtigsten Erres an Bort gefangenzusetzten und sie als Geiseln zu behalten,
bis zurückgebracht ward, was verloren. Die nämliche Methode, welche alle Zeit von
Erfolg gekrönt ward, beachsichtigte er auch bei dieser Gelegenheit zu verfolgen.“34
Gemeinsam mit den Seesoldaten marschierte er ins Häuptlingsdorf und der König
willigte sofort ein mit ihm zu gehen. Als sich die Gruppe dem Strand näherte erblickte
sie dort eine große Menge Menschen. Er erfuhr, dass ein Häuptling getötet worden war,
als er die Blockade zu durchbrechen versuchte. Daraufhin waren viele tausend
Menschen an den Strand gekommen. In diesem Augenblick ahnte der Marinelieutnant
Phillips bereits, dass die Insulanern den Engländern nicht mehr wohlgesinnt waren und
stellte die Soldaten in einer Verteidigungslinie am Wasser auf. In diesem Moment
begannen die Hawaiianer sich mit Steinen und Speeren zu bewaffnen. Kommandeur
Cook wusste, dass sein Plan den Häuptling als Geisel zu nehmen nun gescheitert war
und befahl gerade den Rückzug anzutreten, als ihn ein Insulaner mit einem Dolch
bedrohte. Er feuerte eine Ladung Schrot auf ihn ab, die ihn jedoch nicht verletzte, da er
eine Bastmatte trug. Der Schuss versetzte die Menge in Aufruhr und die Hawaiianer
begannen die Engländer mit Steinen zu bewerfen. Kommandeur Cook feuerte erneut
und tötete einen Mann. Anschließend gab er den Seesoldaten den Befehl zu schießen
und sich zu den Booten zurückzuziehen. Die Soldaten feuerten eine Salve mitten in die
Menge. Noch bevor sie Nachladen konnten, drängten die Hawaiianer vorwärts. In
diesem Durcheinander kämpfte sich Kommandeur Cook auf einen Lavavorsprung im
flachen Wasser vor. Die Hawaiianer zögerten noch ihn zu verfolgen. Als er, mit der einen
Hand den Hinterkopf vor den Steinen schützend, mit der anderen die Muskete
umklammernd, ins flache Wasser stieg, sprang ein Hawaiianer auf ihn zu und schlug ihm
mit einem großen Stock auf den Hinterkopf. Kommandeur Cook fiel hin, versuchte aber
wieder auzustehen. Da kam jedoch ein anderer und stieß Kommandeur Cook einen
Eisendolch, jene, die die Engländer ihnen verkauft hatten, zwischen seine
Schulterblätter. Kommandeur Cook fiel nach vorne ins Wasser und die Menge stürzte
sich rasend auf ihn.
In diesen wenigen Minuten starben neben Kommandeur Cook noch vier weitere
Seesoldaten. Auf Lieutnant Phillips wurde mehrmals eingestochen, er konnte sich jedoch
retten und berichtete als Augenzeuge von dem Geschehen. Es war der blutigste
Zusammenstoß auf Cooks Pazifik Expeditionen.
Offen bleibt die Frage, warum die Hawaiianer die Cook zuvor wie einen Gott verehrt
hatten, seine Menschlichkeit erkannten und ihn schließlich töteten. Auch hier gehen die
Meinungen der verschiedenen Historiker und Ehthnologen auseinander. Cooks Abreise
aus der Bucht fiel ungefähr mit dem Ende der Zeit der „makahiki“ Saison zusammen. Als
er aber einige Tage später zurückkam, durchbrach er den rituellen Zyklus und
verunsicherte die Hawaiianer. Der Krieger, der Cook als erster einen Schlag versetzt
hatte, war von der Verletzlickeit seines Gottes Lono überrascht gewesen. Nachdem er
die Menschlichkeit Cooks erkannt hatte, sah er kein Unrecht darin ihn zu töten. Die
Opposition spricht davon, dass die Seeleute die Gastfreundschaft der Hawaiianer
überstrapaziert hätten, da ungefähr 200 Matrosen mit Nahrung, Wasser und Sex zu
versorgen gewesen wären.35
34
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971, 383
Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004, 595
35Vgl.
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Charles Clerke, der nun das Kommando über die Resolution hatte, stellte sofort nach den
Ereignissen Untersuchungen an. Er befragte vor allem Leutnant Phillips und kam zu dem
Resultat, dass es vielmehr eine unglückliche Verkettung von Umständen gewesen war
und, dass weder die Engländer, noch die Hawaiianer mit vorsätzlicher Absicht gehandelt
hätten. Die Leichen wurden bis zum 16. Februar, als ein, den Engländern freundlich
gesinnter Priester an Bord kam und in einem Bündel Cooks Oberschenkel brachte, von
den Hawaiianern beschlagnahmt. Der Priester erzählte, dass Cooks restlicher Körper in
einer Zeremonie verbrannt worden sei. Cooks Gebeine wurden nach der rituellen
Verbrennung zu Reliquien. Die Knochen wurden in Weidenkörben, bedeckt von roten
Federn aufbewahrt, und zu jährlichen Lono Prozessionen von den Priestern von Tempel
zu Tempel getragen. Die Überreste, die an Bord der Resolution gebracht wurden,
wurden in einen Sarg gelegt und ins Meer geworfen.
Charles Clerke schickte am nächsten Tage einen bewaffnete Gruppe Männer an Land um
Wasser zu holen. Als die Hawaiianer begannen sie mit Steinen zu bewerfen, erschossen
sie sechs von ihnen. Anschließend setzten die Seesoldaten ungefähr 150 Häuser in
Brand und schossen auf die fliehenden Einwohner.
Einige Tage später verließen sie die Bucht und segelten Richtung Norden. Im Juni 1779
erreichten sie den Hafen St. Peter und St. Paul in Kamtschatka. Dort sandte Charles
Clerke eine Brief an die Admiralität, indem er sie über dem Tod von Cook und über die
Fortsetzung der Suche nach der Passage informierte. Clerke, von seiner Krankheit stark
geschwächt, brachte das Schiff erneut auf den nördlichten Kurs bei 70 Grad. Dort
blockierte eine Packeiswand die Weiterfahrt. Auf dem Weg zurück nach Kamtschatka
starb Charles Clerke im Alter von 38 Jahren an Tuberkulose. Nach ihm übernahm John
Gore für die lange Heimreise das Kommando über die Resolution. James King wurde
Kapitän der Discovery.
Im Sommer 1780 kehrten beide Schiffe nach England zurück. Clerkes Brief aus
Kamtschatka war neun Monate vor den Schiffen eingetroffen. Elizabeth wurde mit 38
Jahren zur Witwe und erhielt die Häflte der Erlöse des Berichts von Cooks dritter Reise.
Cooks drei überlebende Kinder sollte die Witwe ebenfalls in kürzester Zeit verlieren.
Nathaniel Cook starb als Mittschiffmann, als sein Schiff in einem Hurrikan vor der Küste
von Jamaika sank. James Cook ging im Demzember 1794 an Bord eines Beibootes, um
das Kommando auf seinem ersten Schiff zu übernehmen. Auf der Überfahrt meuterten
die Matrosen, töteten den 30-jährigen und warfen ihn ins Meer. Hugh Cook trat ein
theologisches Studium in Cambrigde an und verstarb kurz darauf an Scharlach.
Elizabeth Cook wurde 93 Jahre alt und wurde in Cambridge bei ihrem Sohn bestattet.
John Gore übernahm den für Cook vorgesehen Posten im Greenwich Hospital. James
King bekam das Kommando über ein eigenes Schiff, auf dem er mehrere Männer von
Cooks Reisen mit an Bord hatte. Er starb 34-jährig in Nizza an Tuberkulose.
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Schlusskapitel
James Cook erforschte mit drei großen Expeditionen ferne Länder und unbekannte
Wasserstraßen. Er machte zahlreiche Entdeckungen und legte Studienergebnisse vor,
die maßgeblich zu einem wissenschaftlich fundierten, neuzeitlichen Bild der Welt
beitrugen. Durch seine Reisen schuf er die Grundlagen für exakte Kenntnisse der
Verteilung von Land und Wasser auf der Erde und bewies, dass es das sagenumwobene
„Südland“ nicht gab. Damit machte er den Weg für die Erforschung der Antarktis frei.
Eine ebensolche „Negativ- Entdeckung“ war die Nordwestpassage, an deren Existenz er
schon während der kalten Monate im Eismeer zweifelte.
Die Ergebnisse seiner drei Pazifik Expeditionen waren vom Geist der Epoche der
Aufklärung geprägt, die nicht primär auf Eroberung, sondern auf Erkenntnisse aus war.
Die Erkenntnisse, die gewonnen werden konnten, waren zahlreich und fanden in vielen
verschiedenen Wissenschaften einen Platz. James Cook erkannte, vor allem durch den
bewusste Kontakt zu den fremden Völkern, dass der bislang in Europa eingeschlagene
Weg nicht der einzig mögliche Verlauf gesellschaftlicher Entwicklung war.
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Literaturverzeichnis
Quellen
Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004
Captain James Cook, Entdeckungsfahrten im Pacific, Tübingen und Basel 1971
Otto Emersleben, James Cook, Hamburg 1998
Sabine te Heesen, Der Blick in die kannibalische Welt, Freiburg 2008
Christian Graf von Krockow, Der große Traum von Bildung, Berlin 2005
Georg Forster, James Cook. der Entdecker. und Fragmente über Capitain Cooks letzte
Reise und sein Ende, Frankfurt a.M. 2008
Darstellungen
Karten:
Peter Aughton, Dem Wind augeliefert. James Cook und die abenteuerliche Suche nach
Australien, München und Zürich 2001
Tony Horwitz, Cook. Die Entdeckung eines Entdeckers, Hamburg 2004
James Cook
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