Identitätstheorie - Konkurrenztheorie

Werbung
Identitätstheorie - Konkurrenztheorie
Aufgabe: Identitätstheorie - Konkurrenztheorie. Erläutern sie beide Begriffe in
Verbindung
mit der Demokratie mit Unterschieden, Gemeinsamkeiten und nehmen sie eine
Wertung vor.
Der Begriff ,,Demokratie" bedeutet ins Deutsche übersetzt soviel wie ,,Volksherrschaft".
Demokratie ist also eine Staatsform, bei der die Staatsgewalt vom Volk ausgeht und
direkt oder (und) indirekt von ihm ausgeübt wird. Die moderne Demokratie erwuchs
zunächst aus den kalvinistischen Glaubenskämpfen des 17. Jh., besonders in Schottland,
England und den Niederlanden, in denen die Gemeinde als Träger des politischen und
religiösen Lebens hervortrat.
Grundlegend wurden die Lehren Jean-Jacques Rousseaus (1712 - 1778) von der
Volkssouveränität als einem unteilbaren und unveräußerlichen Recht des Volkes. Das
Volk wird hier als Gemeinwesen aufgefasst, dessen Willen sich als Gesamtwillen
(Identitätstheorie) äußert.
Die zentrale Frage, die sich Rousseau nun stellte lautete: ,, Wie kann man in einer
Gesellschaft die Herrschaft des Menschen über den Menschen ausschließen, und damit
die ursprüngliche Freiheit des Einzelnen bewahren?". Zentral für seine Theorie ist also die
Gleichheit von Regierung und Regierten. Die Regierung ist notwendig, soll aber nur als
abrufbares Vollzugsorgan bestehen, welches die vom Volk erlassenen Gesetze nur
auszuführen hat. Für die Bildung dieser Regierung soll es einen einheitlichen Volkswillen
geben, der auf einer Volksversammlung als Summe der Einzellwillen, bei freier
Willensentscheidung der Bürger, entstehen muss. Eine repräsentative Regierung, sowie
die Gewaltenteilung lehnt Rousseau ab, denn die Volkssouveränität ist unteilbar und kann
nicht vertreten werden. Die Willensbildung geschieht hauptsächlich durch
Volksabstimmungen, wobei diese Theorie von einem homogenen, also einheitlichen
Volkswillen ausgeht, welcher sich für ein objektives, einheitliches Gemeinwohl einsetzt.
Der Gesamtwille aller ist gleich der Summe aller egoistischen Einzelinteressen, welche bei
der Volksversammlung gefiltert werden muss, wobei nur der Gemeinwille über bleibt, der
dem objektiven Gemeinwohl entspricht. So kommt es dann zu einer Entscheidung. Das
Volk wird also als Masse gesehen, wobei das einzelne Individuum weniger beachtet wird.
Der nun gefundene Allgemeinwille, welcher dem Allgemeinwohl entspricht, zeigt immer
die Interessen der Gesellschaft, welche wiederum an ihrer Vernunft erkennbar und stets
wahr sind.
Für einen solchen Staat muss es nun aber auch bestimmte Voraussetzungen geben. Eine
solche Gesellschaft müsste weitgehende soziale Gleichheit besitzen. Ebenso wäre ein
hohes Bildungsniveau der Bürger von Nöten. Ein weiterer Grundsatz der Identitätstheorie
wäre die Ziel- und Inhaltsorientierung, also die gemeinsame Ideologie des Volkes.
Wirtschaftlich gesehen müsste der Staat autark sein und die Menschen müssten auf
Eigentum verzichten. Reichtum darf nicht das oberste Ideal sein, sondern die Tugend und
der Patriotismus.
Persönlich denke ich, dass diese Voraussetzungen schon allein die Erschaffung eines
solchen Staates nahezu nicht durchführbar machen. Rousseaus Verhältnis zum Eigentum
zwiespältig: einerseits setzt er sich für die unumschränkte Freiheit des einzelnen ein,
andererseits verstößt es gegen diese Freiheit der Bürger, einzelne zu reiche Bürger zu
enteignen. Ebenfalls denke ich, dass es niemandem in unserer Gesellschaft heute
möglich wäre auf ein bestimmtes Eigentum zu verzichten, denn wir sind schon zu sehr
Kapitalisten. Ganz auf Luxus zu verzichten, ist denke ich nicht vorstellbar. Das Streben
nach Höherem liegt in der Natur des Menschen, und verwährt man ihm den Erfolg seiner
Arbeit so wird er unzufrieden. Auch die Volksversammlung, bei der ja das gesamte Volk
anwesend sein müsste wäre nicht möglich, da es in den meisten Staaten zu viele
Einwohner gibt. Es wäre ein sehr kleiner Staat notwendig. Dieser wiederum würde es
nicht zur notwendigen Autarkie bringen und sich nie gegen andere Staaten behaupten
können. Ebenso ist Rousseaus Grundidee des Gemeinwillens aller, der dem Gemeinwohl
gleich ist, weit entfernt von der Natur des Menschen. Jeder geht seinen egoistischen
Einzelinteressen nach, wobei diese auch durch Kompromisse nicht zu einem Gemeinwohl
führen können. Und wer sollte der verbindlich Filter sein? Wer sollte die Fähigkeit haben
uneingenommen zu entscheiden, was für Egoismus, und was für das Gemeinwohl steht?
Ein Beispiel: Wäre die Frage, wo die Volksversammlung abzuhalten sei; wer würde nicht
seine eigene Stadt wählen? Ich würde nicht nachgeben und meine Arbeit warten lassen,
um den nächsten weniger weg zurück legen zu lassen, als ich.
Wie man aus der Geschichte erkennen kann, ist diese Theorie auch nie wirklich zum
Einsatz gekommen. Sie war aber unfreiwilliger Wegbereiter totalitärer Ideologien, welche
nie die angestrebte menschliche Freiheit brachten, sonder eher das Gegenteil.
Zur Anwendung kam sie in einer erweiterten Form beispielsweise in der damaligen DDR
und auch diese war zum Scheitern verurteilt.
Die Konkurrenztheorie, ebenfalls zum Teil entwickelt von Rousseau, weißt große
Wiedersprüche gegenüber der Identitätstheorie auf. Einer ihrer größten Vertreter war der
englische John Locke (1632 - 1704. Er stellte sich gegen die absolute Monarchie und für
eine Gewaltenteilung in Exicutive, Legislative und Föderative, welches ja bereits
Rousseaus Grundsatz, dass die Volkssouveränität unteilbar sei, gegenüber stehen. Er
bezeichnete den Staat als: ,,Zusammenschluss von Menschen zum Schutze des
Eigentums...", in dem die Menschen friedlich zusammen leben. Auch dies steht im
Gegensatz zur Identitätstheorie, da in dieser das Eigentum ja gänzlich auszuschließen
war. Hier aber steht es mit im Vordergrund.
Ein weiterer Verfechter der Konkurrenztheorie war James Madison (1751 - 1836),
welcher sie nun genauer definierte. Er war zu jener Zeit mitbestimmend für die
Verfassung und die zentrale Frage, die er sich hierbei stellte, lautete: Wie kann man die
Vielzahl von Einzelinteressen in der Gesellschaft bewahren, obwohl der Mensch einen
Macht- und Besitztrieb hat? Madison bezieht hier also die Natur des Menschen nach
Höherem zu streben mit ein, während Rousseau versuchte gerade diese Eigenschaft den
Menschen abgewöhnen zu wollen. Diese Konkurrenztheorie forderte das allgemeine
Wahlrecht, so, dass wie auch in der Identitätstheorie, der Allgemeinwille der Masse
entscheidend sein soll.
Nun sah man zwei Wege um diese Forderungen in einem Staat zu vereinen. Zu erst den
,,Flächenstaat". Hier soll der Staat vor allem föderativ sein und eine große Anzahl von
Parteien, Ideen und Weltanschauungen nebeneinander bestehen. Sozial und
wirtschaftlich sollen diese differenziert sein. So kommt es zu größeren Interessen. Die
zweite Möglichkeit, die man sah war die der Verfassung. Diese sollte die Freiheit des
einzelnen Bürgers sichern, welche auch hier, wie bei der Identitätstheorie eine tragende
Rolle spielt. Dabei war man für das Repräsentationsprinzip, welches von Rousseau ganz
und gar abgelehnt worden war, da die Volkssouveränität nicht vertreten werden kann.
War in der Identitätstheorie die Regierung nur das Vollzugsorgan, so hat sie hier eine
weitaus tragendere Rolle. Abgeordnete, die bereits das freie Mandat erhielten, sollten das
Volk vertreten und für es Entscheidungen treffen. Hierbei standen also die
Gruppeninteressen im Vordergrund, welche nebeneinander bestehen sollen, und von
denen die besten herauszufiltern seien.
Ein Kritikpunkt meinerseits zu dieser Theorie wäre, dass die individuelle Freiheit hier doch
eher eingeschränkt zu sein scheint. Es hat nicht mehr die Möglichkeiten sich frei zu
entfalten, denn es wird nun doch wiederum regiert. Da es allerdings eine von ihm mit
zusammengestellte Regierung ist, die nun für ihn entscheidet, bleibt doch noch ein
reelles Mitwirkungsrecht. Da es nun aber eine Mehrheit ist, die herrscht, gibt es auch
eine dazugehörige Minderheit, die beherrscht wird und deren Freiheit somit massiv
eingeschränkt wurde. Ebenso wird, so wie es in unserer deutschen Gesellschaft ja nun
der Fall ist, mit der Entscheidungsentlastung des Bürgers auch sein politisches Interesse
nachlassen. So lässt die Zahl der nötigen Denker nach und es wird kaum noch zu großen
Verbesserungen kommen können. Auch das freie Mandat der Abgeordneten lässt dem
Bürger manche Wahlen leicht unnütz erscheinen. Wie bei dem Zusammenschluss der
heutigen CDU und den Grünen kann es so leicht zu Problemen kommen. Durch das
Vorhandensein einer solchen Regierung aber wiederum kann es zur Herrschaft einzelner
Gruppen kommen, denen das Volk dann eher unterworfen ist und bei Aktionen, wie der
Spendenaffäre von Ex- Bundeskanzler Kohl nicht einschreiten kann. Oder auch bei
Aufdeckungen, wie im Moment die der Uranbomben, denen unser Bundeskanzler
Schröder zustimmte, und die jetzt ihre Opfer nach sich ziehen, hat das Volk nicht die
Entscheidungsgewalt, die von Nöten wäre, um seine Interessen durchzusetzen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Identitätstheorie und Konkurrenztheorie sich
also eher gegensätzlich gegenüber stehen. In beiden aber geht es entscheiden um die
Freiheit des Einzelnen und darum einen Staat zu schaffen, der diese schützt, und dem die
verschiedensten Menschen mit all ihren Interessen die besten Voraussetzungen für ein
gutes, freies und harmonisches Leben, das für alle gleich wirkt, finden.
Unterschiedlich wird hierbei die Rolle des Eigentums betrachtet. In der Identitätstheorie
Soll sie so klein wie möglich gehalten werden, während sie in der Konkurrenztheorie
besonderen Schutz erlangt. Auch die Rolle des einzelnen Bürgers wurde sehr
unterschiedlich behandelt. Bei Rousseau sollte er vor allem patriotische und tugendhaft
Eigenschaften erlangen. Er sollte gebildet sein und auf Eigentum verzichten können. Bei
Madison dagegen wurde seine Natur nach Höherem zu streben und die Eigenschaft der
Menschen sehr unterschiedlich zu sein, berücksichtigt. Ebenso ist die Rolle der Regierung
sehr unterschiedlich. In der Identitätstheorie ist sie nur als uneigenständiges
Vollzugsorgan vorgesehen, welches dem Volk unterstellt ist. Im Gegensatz hierzu ist die
Regierung der Konkurrenztheorie tragen und nimmt den wichtigsten Platz ein. Sie ist
zwar von der Mehrheit gewählt, und vertritt somit die Mehrheit der Interessen, lässt dem
Bürger dennoch nicht die Entscheidungsfreiheit, die ihm von der Identitätstheorie
zugesprochen wird. Dennoch gibt es bei Madison eine Verfassung ,die die Rechte des
Bürgers schützt. Auch wird hier eine größer Anzahl von Interessen vertreten.
Nach den von mir bereits angeführten Kriterien, denke ich, das beide Theorien nicht
wirklich das erreichen werden, was sie versprechen. Sie sind schwierig durchzusetzen, da
immer ein Faktor sein wird, der sich nicht vereinbaren lassen wird.
Die Identitätstheorie ist, denke ich, eher ein Ideal, als wirklich machbar. Aus den bereits
erläuterten Gründen, und auch deswegen geschichtlicher Hintergründe, wie den
Missbrauch dieser Theorie zu totalitären Schrecken, halte ich sie für nicht anwendbar.
Die Konkurrenztheorie dagegen erscheint mir plausibler und eher durchführbar. Sie hat
sich bewährt, selbst bei der Weltmacht USA, und daher halte ich sie für die bessere. Sie
geht eher auf die Natur des Menschen und seine Bedürfnisse ein.
Dennoch bleibt mir zu sagen, dass sie ebenfalls noch nicht die ideale Lösung für uns
bereithält und es daher gilt es immer noch nach neuen und besseren Theorien zu
forschen.
Katja Rösler, 10.01.2001
Herunterladen