Peterskirche zu Talle - Karl

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Geschichte der Taller Kirche und ihrer Pfarrer
Talle, Tallis im Mittelalter
Die älteste Heberolle (12.Jahrhundert) verzeichnete die Villikationen der Abtei Herford mit
den dazu gehörigen Mansen, darunter in Villikation Seringwurten (Seligenwörden):
2 in Marethorp (Matorf) und 1 in Welestincthorp (Welstorf)1).
In einer Pergamenturkunde (Vergl. Anlage 1) des Stiftes Herford werden am 15.Mai
1221 zwei Mansen (Höfe) in Talle erwähnt 2).
In einer teilweise vermoderten Urkunde (Vergl.Anlage 2) , datiert 1.Februar 1274, wird ein
Bernhardo de Tallis als Zeuge genannt: (...) Gegeben und verhandelt Lemgo, in Gegenwart
des Bürgermeisters (proconsul)....von Hameln, des Jordan, vom Markte (de foro), des
Gerlach von Bielefeld, des Heinrich von...., Albert von Ludhe, Bernhard von T a l l e,
Lambert genannt Strote, Anton von.... Valehosen, Bertold von Brockhausen (Brochosen),
Johann von Barkhausen (Barichosen) und des Helmich Belderichs(?) (Belderici), des
Nieder-Richters (parvus iudex) Widekind Pförtner ((Portenarius) und des Untervogts
(preco) Heinrich, genannt Schötmar (Scotemer) und des Eberhard von Bielefeld und vielen
anderen glaubwürdigen Leute.
Im Jahre des Herrn 1274 (MCCLXX quarto), am Vorabend von Mariä Lichtmeß (Febr. 1)
(in vigilia purificacionis virginis gloriose) 3).
In der noch älteren undatierten Lebensbeschreibung des Paderborner Bischofs Meinwerk
(1009-1036) wird von einem Predium (Landgut) in Brunninctorpe (Brüntorf) berichtet.
Infolge eines Erbstreites ist das Gut vermutlich der „Abbetisse Codesti” in Herford übertragen
worden 4).
Talle, das bis zur Reformation zum Archidiaconat Lemgo des Bistums Paderborn gehörte,
umfaßt die Orte Breda, Matorf, Brüntorf, Pillenbruch, Kirchheide, Welstorf, Röntorf, Huxol,
Hagen, Osterhagen, Bavenhausen (Ersterwähnung am 22.Jan.1343), Holhof, Lehmkuhl,
Schlehmeiers Colonat im Rießen und den Lemgoer Stiftskotten im Mönchsholz. Um 1773-78
läßt Güse zu Pillenbruch sich nach Wüsten umpfarren. Das jetzt zu Hohenhausen gehörige
Hemmensiek und das später zu Valdorf eingepfarrte Steinbrüntorf gehörte im Jahr 1359
urkundlich noch zu dem Kirchspiel „zu der Talle”5).Welsentorp (Welstorf) wird als im
Kirchspiel Talle gelegen im Jahr 1411 genannt 6).
In vorchristlicher, sächsischer Zeit bildeten sich die Gaue, die einen bestimmten Bezirk von
Dörfern und Höfen umfaßten und einen Mittelpunkt hatten, an dem regelmäßig die
Volksversammlungen, das „Goding” stattfand, wo das Gericht gehegt wurde und das
Heiligtum für den religiösen Kult bestand. So ein Kultplatz war einst der Kirchhof in Talle.
Das Gogericht in Talle wird in einer Urkunde vom 1.Oktober 1481 genannt. Zu Ostern und
zu Michaelis wurde unter einer Linde, die in der Regel auf einem Pfarrhof stand, Recht
gesprochen.
Im Landschatzregister von 1487/88 werden im Karspel Talle die Hofnamen Henrich
pothharst,
Klocke, Cort pothharst im Dorpe Talle genannt. 20 Jahre früher,1467, wird im
Landschatzregister von „Frederic des Wendes Lude” der Hofname „clouekorne” erwähnt
7).
1).St.A.Münster,Mscr.VII 1316 c oder Prof.Dr.Franz Darpe, Fürstabtei Herford S.26, Münster 1892
2) Vgl Anlage 1; St.A.Münster, Fürstabtei Herford, Urk. 31 oder LR 159
3) Vgl.Anlage 2; Staatsarchiv Detmold: L1E XI/3
4) Franz Tenckhoff: Das Leben des Bischofs Meinwerk von Paderborn, Cap.C, S.54f, Hannover 1921.
5) Lipp.Reg.III,1530).
6)Lipp.Reg.III,1750
7) StA Detmold: L92 ZII 2 Land u. L 92 ZII a Nr.2, teilweise vermodert
Die Kirche zu Talle
Diese Eintragungen sind von Pastor Henricus van Lee, der ein Bremer war, geschrieben
worden. (Vgl.Anlage 3)
1657 d.11 october Ist Herr Henricus van Lee Bremensis zu einen Prediger verordenet.
Seine weiteren Eintragungen im Kirchenbuch sind :
Ursprung der Kirchen
Es scheinet aus allen umbständen das vor langen Zeiten und ehe
die Kirche ist erbawet an diesem ort ein Heiligthumb gewesen ist
da die einfeltigen leute im Pabsthumb dem apostel P e t r o haben
gelt geopfert und ihn angebehtet daher diese Kirche auch Petri
Kirche ist genennet worden und Zu dessen Ehre gebawet.
Anno 1485 Ist diese Kirche erbawet worden, wie an einem pfeiler
in der Kirchen und oben an der thür mit schwartzen Buchstaben
geschrieben stehet.
Anno 1492 Ist die Kirche gantz fertig gewesen, wie zu lesen ist
an einem Pfeiler (1490!) welcher auswendig an der Kirchen stehet.
Apostel Petro
Anno 1555 Ist das Coer dabey gebawet worden wie der
Datum ausweiset, welcher droben angeschrieben ist.
Anno 1599 Ist das Kosterhauß erbawet worden.
Anno 1603 Im Februario Ist das W e e m (=Wehme) oder predigers Hauß
im Feuer aufgangen und verbrandt, und im selben jahr ein neues
an dessen stadt wieder erbawet.
Anno 1640 April Ist der Blitz und Donnerwolken alhir in den Thurm
geschlagen und großen Schaden gethan.
Prediger: Johan Biere von Hille aus dem Stift Minden, primus Reformator, ibidem
mortuus.
Im September 1892 durfte die Gemeinde das vierhundertjährige Jubiläum der Fertigstellung
des Doppelschiffes der Taller Petruskirche feiern. Auch das fünfhundertjährige Jubiläum fand
im September 1992 statt.
Der Turm, den nochmals 1791 der Blitz traf, scheint noch älteren Datums (11.Jahrhundert) zu
sein. Als ältester Zeuge des romanischen Baustils ist der steinerne Turm. Bei der Einteilung
der Kirchspiele sind wahrscheinlich auch Kirchen gebaut worden. Wann die erste Kirche auf
dem Taller Thingplatz gebaut ist, meldet keine Urkunde. Man kann annehmen, daß etwa im
11.Jahrhundert das erste Kirchenschiff in Holzfachwerk errichtet wurde.
Am nördlichen Dachgiebel der Kirche befindet sich das Brustbild des heiligen Petrus mit
der Petrusmütze, dem Schlüssel in der Hand und dem Evangelienbuch. Nach diesem
Apostel war das Petriholz und der ”Peitersborn”(Petersbrunnen), der den Dorfbewohnern bis
zum Bau der Wasserleitung das Trinkwasser lieferte, benannt.
Als Beweis dafür, daß die Kirche schon am 7. März 1334 vorhanden war, kann man
belegen, daß um dies Jahr ein Pfarrer zu Talle Namens Jordan genannt wird. ( Act. et dat.
Lemego in Gegenwart der Pfarrer Lutbert von Scotemer (Schötmar), Jordan in Tallis und
Arnold in Hodenhusen usw.) 8).
Die Kirche selbst mit ihrem Petruspatrozinium wird erst 1406 genannt. Die
Gewölbeschlußsteine (Vgl.Anlage 4) sind: ein achtstrahliger Stern mit einem Butzen, ein
Nimbus mit bärtigem Bildnis, Kreuz und Heiligenschein, ein Wappen der Ritter de Wend
(Kirchherr), zwei stilisierte lippische Rosen und ebenso ein Stern. Der Schlußstein im
Chorgewölbe ist mit einem Knauf versehen. Der Chor ist nach einer Inschrift über dem
südlichen Fenster (leider nicht mehr sichtbar) erst im Jahr 1555 angebaut. Ein gotisches
Fenster ziert das südliche Seitenschiff.
Am südlichen Strebepfeiler der Kirche befindet sich eine spätgotische Inschrift „ M° CCCC°
XC to /dusser weren / (....?) rennen / decen nolte /helt unde Be/rtolt
righde”(Kirchendeche Noltehelt und Armendeche „de lange Bertolt”, Brüntorf). Das
spätgotische Leichenhaus (Beinhaus) am Kirchhof in Talle wurde 1495 gebaut und nach
1880 abgebrochen.
Im Güterverzeichnis des Klosters Möllenbeck wird am12.März 1359 das Dorf Steinbrüntorf
im Kirchspiel Talle genannt: „Dit Dorp ist woste unde licht in dem Kerspel tor Talle, aver de
Marke dent den Uflers tor Solte”.
Nach einer alten vom Notar Johann Pagendarm aus dem Missalbuch der Kirche zu Talle
entnommene Notiz ist im Jahr 1385 an annona synodalis erhoben: aus Henningsiek,
Südbrüntrup, Pillingbrok, Steinbrüntorp, Talle, Voßhagen und Marktorp, welche Gefälle
alternierend der Drost zu Varenholz und der Pastor zur Talle zu beziehen hat.
Unter dem Extrakte ist noch bemerkt: nota, quod castrum Flote (Burg Vlotho) est
situatum in dioecesi Mindensi et ecclesia tor Talle (Kirche zu Talle) in dioecesi
Paderbornensi, wodurch die Annahme Wippermann‘s (Bukki-Gau S.49), daß Talle nicht zur
Mindener Diöcese gehörte 9).
Eine Urkunde vom 6.März 1406 (?), nach der ein Lemgoer Bürger zu seinem und der
Seinigen Seelenheil seinen Hof und sein Gut zu Steinbrüntorf zum Bau des Gotteshauses
St.Peters zur Talle vermachte.
Der Gograf zur Talle verkauft am 17.April 1406 ein halbes Haus zu Südbrüntrup genannt
das Drakennest an Henneke den Coster (Küster) zur Talle 10).
Am 31.Mai 1406 verkauft Henrich von dem Kreyenberg seinen Teil des Kirchhofs
(Kapelle?) zu Bavenhausen an Barhold Johanning (Ortsakten Bavenhausen).
Die im schönen Spitzbogenstiel erbaute und nach dem Plan des Baurats Overbeck in Lemgo
durch die anerkennenswerten Bemühungen des Pastors Pothmann und des Gehülfpredigers
Hunecke im Jahr 1873 durch freiwillige Beiträge der Gemeindeglieder sehr geschmackvoll
neu dekorierte Kirche ist ihrem Innern und ihrer Lage nach eine der freundlichsten und
zweckentsprechendsten älteren Kirchen des Landes. Auf Anregung des Pastors Pothmann
erhielt der Turm ein neues Schieferdach, einen Blitzableiter und neuen Hahn. Der Turm hat
eine Höhe von 30 Meter. Im Jahre 1910 ist eine Dampfheizung angelegt worden.
Die leider durch Aufstellung an einem feuchten Teile der Kirche schon defekt gewordene
neue Orgel ist das Erstlingswerk des Orgelbauers Claßmeier zu Kirchheide vom Jahr 1873
( nicht mehr vorhanden!), durch das derselbe seinen Ruf als Orgelbauer begründet hat. Die
Orgel wurde 1880 an die jetzige Stelle gesetzt, nachdem sie von dem Erbauer einer
gründlichen Reparatur unterzogen war. Die erste Orgel wurde 1695 angeschafft.
8)Lipp.Reg.II,764
9)Lipp.Reg.IV, 2508
10) Lipp.Reg.III,1653
Die Prieche des Gutes Niederntalle (im Chor nicht mehr vorhanden)enthält eine Anzahl
von Ahnenwappen der Familie von Grote. Außerdem befinden sich in der Kirche drei
Denktafeln für Mitglieder dieser Familie, die eine, auf Leinwand gemalt (nicht mehr
vorhanden), für die Ehefrau Dietrich‘s von Grote, die andere, auf Holz, für die beiden
Brüder Alexander und Dietrich von Grote (Gemälde von H.Missing, Hohenhausen 1872,
Vgl.Anlage 5). Beide als Rittmeister gefallen im Jahr 1570 „in der Schlacht”. Brustharnisch
und Helm bekleiden die prunkvollen Epitaphe (Vgl.Anlage 6). Die dritte Denktafel, ebenfalls
auf Holz gemalt, für den im Jahr 1752 als letzter männlicher Sproß der Familie verstorbenen
Landrat Alexander von Grote zu Vortlage.
Bei der 1787 stattgefundenen Bestuhlung des Chores kam es zu einem heftigen
Wortwechsel mit dem Pastor. Die Widersacher beschlossen, nicht mehr in den Klingelbeutel
zu geben.
Die Krypta der Familie von Groten wurde in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts
verschüttet und geschlossen. Auf dem Chor hangen ursprünglich die drei Denktafeln und
zwei Brustharnische mit Helmen. Zwei Denktafeln und die Harnische sind nach der
Schließung der Eingangstür, die sich in der Ostwand befand, heute im Eingangsbereich des
Turmes untergebracht. Die Eingangstür in der Ostwand wurde durch ein Fenster ersetzt mit
der Beschriftung: ER.IST UNSER FRIEDE. An der Westwand des Chores eine Darstellung
des Gekreuzigten.
Die Ausmalung der Kirche hat 1915 unter Verwertung der unter der weißen Tünche
gefundenen Ornamente stattgefunden. Neben der Kanzel gab es ein Wandbild. Auf der
Nordseite hat sich eine Ausgußnische (Piscina) erhalten. Auf dem Scheitel des Flachbogens
steht eine ca.57 cm hohe gespreitzte Säule mit einer Teufelsfratze (?).
Die erste Schule wurde 1614 durch den Küster angefangen. Anfangs wollten die Leute ihm
keine Kinder zuschicken, weil er unter dem Einfluß des Pastors H.Plesmann sich zur
reformierten Lehre (1605) bekannt hatte. Als 1681 eine Schule in Kirchheide eröffnet wurde,
wurde dem dortigen Schulmeister auferlegt, mit seinen Kindern des Sonntags nach Talle zur
Leitung des Gesanges zu kommen, seit 1697 wurde ihm auch der Orgeldienst anvertraut.
Die Kirche hat zwei Glocken, deren eine die Inschrift: Christian B. Kunn - Tonnes
Diekmann im Hol - Kirchen Provisores. Anno 1727. M.B.H.Fricke hat (im I.Weltkrieg
eingeschmolzen).
Die Gemeinde, aus der eine Anzahl Familien in die im Jahre 1850 gegründete lutherische
Gemeinde Eikhof (Bergkirchen), hat gegen 2700 Seelen.(s.Bericht v.1.März 1851)
Das älteste, ziemlich vollständige Kirchenbuch ist aus dem Jahr 1658. Der auf einem
Pfarrgrundstück angelegte neue Friedhof wurde im Jahr 1877 durch den Pastor Pothmann
und Pastor Dreves mit des letzteren Predigt über 2 Moses 3,5 eingeweiht. Bis dahin wurde
auf dem Kirchhof begraben. An der Kirche und Friedhofsmauer stehen 42 Grabsteine
aus der Zeit zwischen 1683 und 1866 aufgereit. Seit 1878 befindet sich ein
Bezirksfriedhof in Bavenhausen.
Als 1659 Hermann Osterhage erstochen wurde, ließ sein Schwiegervater Kracht in Brüntorf
auf dem Leichenstein die Namen der Mörder setzen. Das Pfarrhaus wurde 1843 verkauft und
durch einen Massivbau ersetzt. Zur Zeit der Reformation war die Gemeinde im Besitz eines
Hofes in Osterhagen, 1538 zog Simon de Wend (Kirch-und Grundherr) ihn an sich gegen
Lieferung von 3 ½ Molt Korns. Etwa gleichzeitig überließ de Wend der Kirche den 15
Morgen großen Petersbusch (=Kirchenholz in Brüntorf). 1563 schenkte der Besitzer der
Brockschmiede in Grastrup die so genannte Brockschmiedtshufe , die an Held in Pillenbruch
verpachtet wurde. Nach einem langen Rechtsstreit wurde sie 1829 verkauft (s.D73 Tit.4 Nr.520
=Flurkarte).
Über der Turmtür (Vgl.Anlage 5) sind Jahreszahlen eingemeißelt. Renoviert 1752,
1885, 1952 und am rechten Türpfeiler 1990. Um 1900 zierte nur eine Rundluke den
Helm, heute sind zwei Rundluken mit Glocken und eine Kirchturmuhr vorhanden. Der
vergoldete Hahn zeigt den Tallern - woher der Wind weht.
Die Pastoren zu Talle
1. 1334. Der Pfarrer Jordan in Tallis kommt als Zeuge bei der Urkunde eines Altars zu
St.Johann in Lemgo vor. (Lipp.Reg.II 764)
2. 1437. Arnd Apenkantz als Zeuge bei Verpfändung. (Am 17.Apr. 1406 war Henneke in
Talle „Coster tor Talle”) Küster.
3. 1538. Johan Biere von Hille aus dem Stift Minden gebürtig und der erste lutherische
Pastor in Talle. Reformation -Talle in der Phase des Überganges vom katholischen zum
evangelischen Glauben, 1538-1542 4. 1542. Johann Grell. Visitator A.Corvin und nennt ihn einen gewissenhaften evangelischen
Prediger, der gute Zeugnisse hat, verheiratet war und über die Dürftigkeit seines Einkommens
nicht klagte.
5. 1560 - 1596. Bernhard Brinkmann, zuvor Lehrer an der Schule zu Lemgo. Er lebte noch
1596 in Talle, wo Simon VI. der Gemeinde Sonneborn ein Taller Pfarrkapital von 200 Talern
lieh. Um 1594 „singt der Küster allein”, eine Schule gab es damals in Talle noch nicht. 1587
wurde dem Pastor von der Visitationskommission auferlegt, eine lateinische und deutsche
Bibel „neben den locis communibus” Melanchtons zu halten und alle Predigten
aufzuschreiben.
6. 1593. Magister Henrich Plesmann aus Lügde, ein Hauptbeförderer der reformierten
Lehre in Lippe. Er wurde 1596 nach Brake versetzt und 1614 nach Heiden berufen, wo er
Superintendent wurde.
7. 1596 - 1637. Stephanus Jacobi, zuvor Pastor in Falkenhagen. Im Jahre 1633 wollte ein
Osterhage sich den 14-15 Morgen großen „Petersbusch”, der vor etwa 100 Jahren der Kirche
von der Familie de Wend in Varenholz geschenkt war, aneignen. Deshalb entstand nun ein
langer Rechtsstreit. Bei den Akten eine Flurkarte. Unter Jacobi ist 1605 die reformierte
Lehre in Talle eingeführt.
8. 1637 - 1641. Arnold Hunnaeus, zuvor Pastor in Brake; 1640 bat er um die Pfarre zu
Lüdenhausen „da ihn Junker Grote hier nicht leiden mag”.
9. 1642 - 1651. Simon Bradaeus, der später Pastor in Falkenhagen in den Ruf stand, Behexte
und Bezauberte zu entzaubern; er erhiehlt dieselben sogar auf Weisung des Konsistoriums
zugesandt, was aus einem Originaldokument, das bei Falkenhagen „als ein Zeichen der Zeit”
wörtlich gegeben werden soll, hervorgeht.
10. 1651 - 1657. Johann Lucas Varenholz, gebürtig aus Wallenbrück bei Herford. Vorher in
Schötmar, wohin er 1657 auch zurückkehrte.
11. 1657 - 1679. Heinrich van Lee Bremensis, zuvor in Alverdissen Pastor. Starb in Talle
am 7.November 1679.
12. 1680 - 1713. Simon Christoph Bröffel aus Detmold, studierte in Bremen und Gröningen,
war Subkonrektor in Detmold und starb in Talle am 18.Oktober 1713. Er teilte seine
Gemeinde in 3 Schuldistrikte ein und zwar a) Schulbezirk Talle mit 8 Ortschaften, b)
Schulbezirk Kirchheide mit 6 Ortschaften, c) Schulbezirk Bavenhausen mit 4
Ortschaften.
13. 1714 - 1739. Johann Henrich Schönfeld aus Blomberg, starb hier 1739.
14. 1740 - 1758. Christoph Philipp Erp-Brockhausen zu Brake 1712 geboren, studierte in
Bremen und Leiden, wurde 1738 Landeskandidat. Im Jahr 1740 Pastor zuTalle, 1758 Pastor
zu Brake. Seit 1753 Superintendent der Klasse Brake.
15. 1758 - 1765. Johann Conrad Anzen aus Lage wurde am 23.April 1758 in Talle
eingeführt, kam 1765 als erster Pastor nach Blomberg, 1767 nach Lage.
16. 1765 - 1778. Johann Clüver, zuvor Pastor in Stapelage, am 9.Juni 1765 in Talle
eingeführt und starb dort am 1.März 1778 im 62.Lebensjahr.
17. 1778 - 1783. Friedrich Wilhelm Tölle, am 14.November 1778 nach Talle berufen, am
25. April 1779 dort eingeführt und starb am 19. Dezember 1783 im 65. Lebensjahr. Im Jahr
1779 sind dem Küster die Abendmahlsgeräte aus dem Hause gestohlen, die neuen sind in
Hameln erworben worden.
18. 1784 - 1789. Franz Wilhelm Wellner, kam am 17.Dezember nach Talle und wurde dort
am 13.März 1785 eingeführt, gestorben am 21.März 1789. Wegen neuer Bestuhlung des
Chores hatte Pastor Wellner 1787 mit einigen Gemeindegliedern einen Rechtsstreit.
19. 1790 - 1819. Anton Friedrich Reinold, starb in Talle im 70. Lebensjahr am 5.April
1819. Seit 1814 war ihm sein Sohn, der ihm im Amte folgte, sein Gehilfe. - Im Jahr 1803
schenkte ein Joh.Fr.Konr. Gronemeyer in Amsterdam der Gemeinde 150 Taler. Für die
Zinsen des Kapitals sollten 3 Kinder aus der Familie Gronemeyer in Talle „freien Zugang zur
Schule erhalten”. Wenn keine Kinder der genannten Familie vorhanden wären, dann sollten
die Zinsen nach dem Ermessen des Vorstehers 3 anderen Kindern zufallen.(s.I.Blatt 1819,
S.228)
20. 1819 - 1837. Johann Friedrich Ludwig Reinhold, ein Sohn des A.Fr. Reinold, studierte
2 ½ Jahre in Marburg, wurde 1810 Landeskandidat, seit 1814 war er Gehilfe seines Vaters
und wurde 1837 nach Brake versetzt.
21. 1837 - 1878. August Kasimir Pothmann (Vergl.Anlage 7), trat am 1.November 1837
die Pfarrstelle in Talle an und wurde am 5. November d.J. eingeführt. Zu seiner Zeit wurde
das Pfarrhaus, die Schule zu Bavenhausen neu gebaut und dem Küsterhaus eine neue
Schule massiv vorgesetzt. Er hatte die Angelegenheiten betr. des Beerdigungswesens auf
dem neuen Totenhof in Talle und Bavenhausen und betr. des Neubaus der Schule in
Kirchheide nach mancherlei unerquicklichen Verhandlungen so weit gefördert, daß sie
von seinem Nachfolger rasch erledigt werden konnte. Da er wegen eines Kehlkopfleidens
häufig in den letzten Jahren Jahren am Predigen verhindert war, erhielt er in der Zeit von 1871
- 1878 fünf Kandidaten als Gehülfen. Der letztere Kandidat Albert Doht war auch vom
1.10.1878 bis 30.9.1879 Pfarrverweser in Talle.
22. 1879 - 1892. Julius Feicke, geb. am 21. Dezember 1841 zu Friedland Oberschlesien. Er
besuchte das Gymnasium zu Neiße und Universität zu Breslau, um sich dem Studium der
(katholischen) Theologie zu widmen. Nachdem er am 4.Juli 1879 seine zweite theologische
Prüfung in Detmold bestanden hatte, wurde Feicke Pastor in Talle. Durch seine Untreue hatte
er der Gemeinde großen Schaden zugefügt. Wegen Betrugs und Amtsunterschlagung kam
Pastor Feicke kurz nach seiner Emeritierung am 30.9.1892 in Untersuchungshaft, entzog sich
aber der strafrechtlichen Aburteilung durch die Flucht nach Amerika (s.Lippisches Recht in
Celler Urteilsprüchen, Detmold 1918, S.19). Er starb in Philadelphia am 20.Oktober 1906,
seine Frau folgte ihm im Tode am 24.Oktober 1919.
23. 1892 - 1904. Karl Corvey (Vergl.Seite 11), geb.am 25.November 1868 zu Blomberg als
Sohn des dortigen Pastors. Besuchte die Universitäten Marburg und Greifswald von 1887 bis
1890. Seine beiden theologischen Prüfungen bestand er in Detmold am 24.Juni 1890 und am
20.September 1892.
Pastor in Talle vom 1.Oktober 1892 bis 7.Juni 1904, in Hohenhausen vom 8.Juli 1904 bis
1938. Seit dem 1.Dezember 1906 bekleidete er das Amt eines Superintendenten der Klasse
Varenholz,seit 1914 Vorsitzender der Synode und als solcher Mitglied des
Landeskirchenrates. Corvey starb am 10.Mai 1948 und wurde in Talle auf dem Friedhof
begraben.
24. 1904 - 1914. Heinrich Blome, zuvor Pastor in Elbrinxen. Er amtierte in Talle vom 8.Juli
1904 bis 15.November 1914.
25. 1917 - 1923. Friedrich Kottmeyer, geb.am 27.Juni 1888 zu Bielefeld. Am 1.Juli 1917
wurde Pastor Kottmeyer zum Pastor in Talle ernannt, 1923 Pastor in Meinberg.
- Der Kandidat Franz Neumann, bisher Hülfsprediger in Bösingfeld, verwaltete nun die Pfarre
in Talle, wurde dann 1925 „als eine in moralischer Beziehung haltlose Persönlichkeit” aus
dem lippischen Kirchendienst entlassen. Am 18.Mai 1927 wurde Neumann in Detmold von
dem Schwurgericht zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
Endlich sei noch kurz der
„lutherischen Freikirche” gedacht, die sich in Talle unter dem Prediger Franz Neumann 1925
gebildet hat. Er war zunächst lippischer Kandidat, Hülfsprediger in Bösingfeld und
Talle.Wegen sittlicher Vergehen wurde er am 12.1.1925 in der Kandidatenliste gestrichen.
Allein Neumann erwarb sich eine Schar von Freunden und Anhängern, die ihm begeistert
folgten und ihn zum Prediger einer freikirchlichen Gemeinde wählten. Endlich wurde er
jedoch entlarvt und vom Schwurgericht in Detmold 1927 zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Die luth.Freigemeinde, zu der 200 Seelen gehören, besteht noch in Talle und versammelt sich
in einem neuerbauten Kirchlein.
26. 1925 - 1938. Werner Blome, geb.29.September 1900 in Elbrinxen als Sohn des dortigen
Pastors. Ordinierte am 23.März 1925 in Talle, vom 16.1.1925 bis zum 15.5.1925 Hilfsdienst
in
Talle beauftragt, vom 16.5.1925 Pfarrvikar in Talle, vom 1.Oktober 1925 Pastor daselbst.
Im ref.Sonntagsblatt vom 1.März 1931 schreibt Pastor Blome unter „Blo.-Ta.” : Wie ich nach
Talle kam. 1937 fanden sich die Mehrzahl der lippischen Pastoren im Eintreten für den
Pfarrer Martin Niemöller zusammen. Neben 26 Pfarrer der Bekenntnisgemeinschaft hatten
noch 18 andere Pfarrer und Vikare unterzeichnet, nämlich u.a. Pastor Blome, Talle. Pastor in
Talle bis zum 31.10. 1938.
27. 1938 - 31.12.1978. Karl Hundertmark (Vergl.Anlage 20), geb.1913 in Bad Meinberg
als Sohn eines Postangestellten. Nach dem Abitur , 1933 in Detmold, studierte Carl
Hundertmark in Tübingen, Berlin und Münster. 1937 kam er als Vikar nach Lemgo, ein Jahr
später wurde er zum Pfarrverwalter in die Gemeinde Talle bestellt.
Er blieb dem Bergdorf sein ganzes Berufsleben treu: 1940 in Detmold ordiniert, wurde ihm
nach dem Hilfsdienst 1942 die Gemeindepfarrstelle übertragen, die er bis zu seinem
Ruhestand inne hatte. Als Ruhesitz wählte Carl Hundertmark seinen Geburtsort. In den
Kriegsjahren sind von Pastor Hundertmark nicht nur in Talle, sondern auch im
benachbarten Hohenhausen Amtshandlungen ausgeführt worden. Der Gottesdienst in
Hohenhausen begann genau eine Stunde später. Vor dem Orgelnachspiel mußte er die
Kirche verlassen bevor er sich auf sein Fahrrad schwang, einen Kaffee (Spitzbohnen) mit
geschlagenem Ei zu sich nehmen und die drei Kilometer Wegestrecke in sieben Minuten
zurücklegen und wieder auf der Kanzel zu stehen. Folgende Amtshandlungen sind noch in der
Gemeinde Hohenhausen ausgeführt: Beerdigungen, Trauungen, Hausabendmahl, Haustaufen,
Taufen, Konfirmationen,Unterrichtssunden und Kirchenvorstandssitzungen. Kilometergeld
betrug für Auto 4.50 und Fahrrad 6.- Reichsmark. Amtshandlungen in Hohenhausen von
1941 bis 15.10.1945 ausgeführt.
(...)Der Unterricht ist immer nacheinander erteilt. Fahrzeug ist in den meisten Fällen das
Auto. Ab und zu das Rad, so Pastor Hundertmark in seinen Aufzeichnungen (L.K.A.Detmold:
Fach 745).
„1945. Das Gerücht, Pastor Hundertmark habe das Dorf Hohenhausen vor der Zerstörung
durch amerikanische Artillerie bewahrt, ist Unsinn und wird von Pastor Hundertmark und
Verfasser mißbilligt. Infolge des Gerüchtes vom 8.4.1945(Gottesdienst ausgefallen) erhofften
viele in Pastor Hundertmark einen moralischen Rückhalt zu finden. Vor allem in den ersten
Nachkriegsmonaten standen die „Volksgenossen mit Parteibuch” um einen
Persilschein(=Unbedenklichkeitsbescheinigung zur Vorlage bei einem deutschen
Entnazifizierungsausschuß) bettelnd auf der Matte (...)” (s.Kalletaler Zeitung v.01.02.1991; Verfasser:„Die
letzten Kriegstage im Kalletal”)
28. 1983 - 1988 Martin Filitz, Pastor in Talle
29. 1985 - 1997 Dirk Hauptmeier, 1985 Pfarrvikar, 1988 kirchl.Hilfsdienst, 1989 bis 1997
Pfarrer in Talle, dann versetzt nach Voßheide als Pfarrer und Superintendent.
30. Pastorin Christine Hilkemeier, Pastorin in Talle, seit 1997 Verwalterin der Pfarrstelle.
Im Juli 1998 wurde sie zur Pfarrerin gewählt. Superintendent Dirk Hauptmeier, Hilkemeiers
Vorgänger in Talle, führte sie in ihr Amt ein.
Superintendent Dirk Hauptmeier,
Hilkemeiers Vorgänger in Talle,
führte seine Kollegin in ihr Amt ein.
Der Posaunenchor, der Kinderchor,
die Mutter-Kind-Gruppe und zwei
Kolleginnen der Pfarrerin gestalteten
den Gottesdienst in der von Küster
Albrecht Schröder geschmückten
Kirche.
Foto u.Text:LZ,30.10.98
Lebensbilder von der Gemeinde Talle im Spiegel von Pastoralberichten 1840 - 1900
Der Berichte des Pastors Pothmann aus Talle hatten den Beifall des Konsistoriums gefunden,
da seine Schilderungen „ für die berichtempfangende Behörde durch ihre Anschaulichkeit und
Lebenswahrheit anziehend und unterrichtend” gewesen waren.
Talle, 28.Februar 1840. Bericht des Pastors Pothmann an das Konsistorium:
Das Kirchspiel Talle, das in der Mitte des 19.Jahrhunderts ungefähr 3000 Seelen zählt, umfaßt
6 Bauernschaften und dehnt sich 3/4 bis 1 Stunde ins Geviert. Hohe Gebirge durchziehen den
Pfarrdistrikt und können die Bewohner desselben mit Ausnahme der Bauernschaft Matorf nur
mit Mühe einen geringen Ertrag ihren bergigen Ländereien abgewinnen. Darum herrscht im
ganzen mehr Armut als Wohlhabenheit, wozu denn manche Fehler, an welchen die
Pfarrbezirksbewohner
leiden,
das
ihrige
dazu
beitragen.
Von den herrschenden Fehlern und Laster: Zu allgemeinen Fehlern, welche in der Gemeinde
Talle herrschen, gehört vor allem die Wollust. Augenblicklich büßt noch ein Bursche die vor
etwa einem Jahre begangene Sodomiterei in Detmold ab. Uneheliche Geburten sind nicht
ungewöhnlich und geben dann und wann einen gegründeten Verdacht zum Ehebruch ab.
Wenigstens sind gegenwärtig noch zwei Individuen deshalb in gerichtlicher Untersuchung.
Hier es mehrere Dirnen, die das 4.uneheliche Kind zur Welt gebracht haben und der
sogenannten wilden Ehen unter 3/4 Jahren 3 gestört.
Verderblich äußert sich auch in den Folgen unter vielen der Hang zum Vergnügen. Manche
gehören zu den stehenden Gästen der Krüge. Reiz zu geistigen Getränken sowohl als auch
Lust am Kartenspiele (nicht selten Hazard) zieht sie dahin. An einigen Trunkenbolden,
unordentlichen Hauswirten und schlechten Ehegatten kann es also hier nicht fehlen. Ihre
Trink- und Spielgelage ziehen sich oft bis spät in die Mitternacht hinein und dadurch werden
diese dann abgehalten, am öffentlichen Gottesdienste öfter Anteil zu nehmen.
Leider mangelt bei sehr vielen ein religiöser Sinn, weshalb denn so oft auch der Sabbat durch
Arbeiten, welche den Wochentagen angehören verächtlich gesprochen wird. Überhaupt ist
hier und da Klatschhaftigkeit im vollen Schwunge und findet die Verleumdung, Lüge,
Wortentstellung und Verdächtigung darin zum Gedeihen einen guten Boden. Endlich darf die
meistens übliche Gewohnheit des unleidlichen Kollektierens der liederlichen Müßiggänger,
alt und jung, sowie die allgemeine Roheit und Grobheit nicht übersehen werden, welche
letztere ja sogar landessprichwörtlich geworden ist (...)
Talle,1.März 1851
Vor allem hat Pastor Pothmann in seinem Pastoralbericht zuerst der religiösen Bewegung und
namentlich des Absonderns vieler Gemeindeglieder in eine Religionspartei, die sich die
„Neue Evangelische Gemeinde” (1849-1858; auch Steffann‘sche Gemeinde genannt) nennt
und Ihre Hauptkirche (Bretterkirche) in Lemgo sowie Filialkirchen bei Istrup und zu
Lüdenhausen besitzt und aufgrund der vielgepriesenen Grundrechte enstanden ist, zu
erwähnen.
Bis auf diesen Augenblick haben sich 27 Familien und 6 einzelne Personen von der Gemeinde
Talle losgesagt (Losscheine wurden ausgestellt) und werden in nächster Zeit noch mehrere
nachfolgen, indem die Proselytenmacherei ( abschätzig für Neubekehrer) mit unermüdetem
Eifer und unausgesetzt auf mancherlei Weise betrieben wird (...)
Talle,2o.Januar 1864
Pastor Pothmann
(...) Sehr hart ist die Beschuldigung, die ein gewisser Hesekiel im vergangenen Jahre bei
Gelegenheit der zu Halle abgehaltenen Unionskonferenz nach einer Veröffentlichung im
Oktoberhefte 1863 der Allgemeinen Kirchenzeitung der lippischen Ziegelleute gemacht hat
und etwa so lautet: „Im kleinen Fürstentum Lippe-Detmold wandern jährlich 1400 Leute auf
auswärtige Ziegeleien aus, sind ½ Jahr lang aus ihrer Heimat entfernt und während dieser
Zeit nicht imstande, ihre religiösen und kirchlichen Bedürfnisse befriedigen zu können,
wodurch sie dann so verwildern, daß sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat den reichlichen
Verdienst zur Winterzeit in Saus und Braus verbringen”. Dieser Vorwurf trifft die Ziegelleute
hiesiger Gemeinde keineswegs.
(...) Nicht bloß Reiseprediger(s. Bericht von Pastor Karl Corvey), sondern auch verschiedene
Pastoren in den Pfarrsprengel sich die Ziegeleien befinden, suchen sie an den
Sabbatsnachmittagen auf und halten mit ihnen Erbauungsstunden. (...) Die in der Gemeinde
Talle wohnenden Ziegelmeister sind durchgehends religiöse, ordentliche und nüchterne Leute,
geben ihrer Mannschaft ein gutes Beispiel; die meisten hegen den sauer erworbenen Verdienst
und viele sammeln sogar Kapitalien (...).
Im Jahr 1873 wurde die Weisung an die Pfarrer zur Berichterstattung dahingehend geändert,
daß künftig nur noch in Fällen zu berichten war, wenn sich in den Gemeinden „wesentlich
Neues” ereignet hat. Die Folge war, daß viele Pfarrer von sich aus auf Abfassung weiterer
Berichte verzichteten. Die fortan nur noch spärlich übermittelten Nachrichten aus den
Gemeinden veranlaßte das Konsistorium im 1879, die Pfarrer zur Berichterstattung in der Art,
wie sie durch die Konsistorialverfügung vom 10.Juni 1839 festgelegt worden war, zu
entbinden.
Pastor Corvey‘s „Predigtreisen” zu den Zieglern
Die Kommission für geistliche Zieglerpflege organisierte die Predigt-und Besuchsreisen in
die West-, Nord- und Mitteldeutschen Provinzen. Die Berichte wurden dann im Sonntagsblatt
den Lesern zugänglich gemacht.
Bericht des Pastors Corvey in Talle über den Besuch der Ziegeleien in der Provinz
Brandenburg im Jahr 1903
Nachdem ich schon im Jahre 1897 und im Jahr 1900 die lippischen Ziegler in der Provinz
Brandenburg besucht hatte, bin ich in der ersten Hälfte des Monats Juni d.J. zum drittenmal
dort gewesen. Manche Meister und Ziegler traf ich, die ich schon vor drei ja, vor sechs Jahren
gesehen hatte, und ist immer ein gutes Zeichen für das Verhältnis zwischen den
Ziegleibesitzern und den Ziegelmeistern einerseits und zwischen diesen und den Zieglern
andererseits, wenn man sie nachsechs Jahren noch an derselben Ziegelei trifft. Ueberall wurde
ich mit großer Freundlichkeit aufgenommen, alle Lipper freuten sich über das Kommen des
Pastors aus der Heimat, und manche sprachen ihre große Freude darüber aus, daß diese
Predigtreisen gemacht werden. Auch die dortigen Pastoren, die ich besuchte, kamen mir mit
großer Freundlichkeit entgegen, sie sprachen ihre Freude über diese Reisen aus und stellten
mir bereitwillig ihre Kirchen zum Gottesdienst zur Verfügung. Auf vielen Ziegeleien fand ich
das „Ziegler Sonntagsblatt”, es wird, wie ich hörte, gern gelesen.
(...) Zuerst besuchte ich die Ziegeleien in der Umgegend von Zehdenick. Diese Stadt liegt
sechzig Kilometer nördlich von Berlin. Hier befinden sich an der Oberhavel an beiden Ufern
des Flusses mehr als vierzig Ziegeleien. Im Laufe der letzten Jahre sind mehrere Ziegeleien
angelegt worden. Auf zehn Ziegeleien sind Lipper. Diese zehn Ziegeleien habe ich besucht.
Eine große Zahl der Lipper ist in Werder an der Havel und in der Umgegend dieser Stadt. Die
Zahl der Lipper ist bedeutend größer als vor drei Jahren; damals fand ich auf zehn Ziegeleien
61 Lipper, jetzt dagegen auf dreizehn Ziegeleien 125 Lipper (...)
Die meisten lippischen Ziegelmeister kehren, ebenso wie die anderen lippischen Ziegler, im
Herbst in die Heimat zurück, einzelne aber, die das ganze Jahr hindurch auf der Ziegelei
anwesend sein müssen, und eine Familienwohnung zur Verfügung gestellt ist, haben ihren
Wohnsitz dorthin verlegt.
Pastor Corvey 1892
Ruhestätte auf dem
Friedhof in Talle
Ana Corvey gest. 1892
in Talle.
Superintendent
Karl Corvey gest. 1948
Jüdisches Leben in Talle
Aus: Synagogengemeinde Hohenhausen (Vergl.Anlage 15)
Eine kleine Synagoge befand sich seit 1722 in der Vogtei Hohenhausen. Sämtliche
vergleiteten Juden zu Lüdenhausen, Langenholzhausen, Talle und Hohenhausen gehörten der
Synagogengemeinde Hohenhausen an.
Nachweislich leben seit 1674 jüdische Familien in den damaligen Ämtern Varenholz und
Hohenhausen. In Varenholz, Langenholzhausen, Lüdenhausen, Hohenhausen und Talle
waren die Synagogen/Beträume teilweise in gemieteten Räumen bei Christen untergebracht,
oder Juden stellten in ihren Wohnungen einen Raum zur Benutzung für den Gottesdienst und
den Schulunterricht zur Verfügung . In den kleinen Bauernschaften in denen nicht immer ein
Minnien d.h. eine Versammlung von 10 über 13 Jahre alte Mannspersonen zu einer
Zusammenkunft in dem Tempel durchaus erforderlich ist, gab es nur gemietete Betstuben, die
dann oft jahrelang geschlossen blieben, bis die Gesetze wieder erfüllt waren.
Für die Juden in Talle galten die üblichen Vorschriften des Landes Lippe. Mit den
Schutzbriefen erhielten die Schutzjuden das Recht, an einem Ort in der Grafschaft (später
Fürstentum) zu wohnen und Handel zu treiben. Vieh durften sie zum Gebrauch schlachten;
aber kam hinzu, daß das Vieh rituell geschlachtet (geschächtet) werden mußte. Sie konnten
ferner Geld gegen und auch ohne Pfand auf längere Zeit verleihen. Am Jahresende mußte der
Rentkammer in Detmold über die Schulden und Zinseinnahmen berichtet werden.
Über die Judenschaft in Talle vor 1674 liegen keine genauen oder Nachrichten vor.
(...) Dem alten Schutzjuden Natan Simon Würtenberg zu Talle, gebürtig aus Horb in
Württemberg, wurde am 26.Febr.1811 das Schutzgeld unter der Bedingung erlassen, daß er
den Gleitbrief zurückliefern sollte.
Am 28.Nov.1809 veröffentlichte die lippische Regierung die Gesetze über die „Verordnung,
den Bevölkerungsstand der Juden betreffend, von1808". Die Gesetze brachten den Juden
nicht die Emanzipation, wohl aber die Annahme der deutschen Familiennamen und außerdem
die Führung von Geburten-, Trau- und Sterberegistern. Im Trauregister sind aufgeführt:
1820 Abraham Sielberschmied, Handel u. Schlachter; 1827 Hirsch Arensberg; 1851
Weinberg u.1856 Levi Rosenfeld (Amt Hohenhausen, P 2 Nr.19).
Die Agenturen zur Beförderung von Auswanderern nach Amerika und Versicherungen in
den Jahren von 1847 bis um 1900 sind vorwiegend an die Kaufleute Steinberg in
Hohenhausen und Arensberg in Talle (später Hohenhausen) erteilt worden. Die
Gwerbetreibenden Juden in der Vogtei Hohenhausen um 1849 waren: (...) Hirsch Arensberg
in Talle, Manufacturist und Geldmakler; Moses Weinberg in Talle, welcher außer der
Krämerei, Viehhandel, Schlachten und Makeln betreibt; Witwe Rosenfeld in Talle, welche
respt. deren großjähriger Sohn Levi makelt und schlachtet.
(...) Im Saalbuch von 1856 der Bauerschaft Talle sind die jüdischen Grundbesitzer in Nr.14
und 35 Jakob Abraham Arensberg, der am 15.Mai 1867, mit Ausnahme der Synagoge (auf
dem Grundgstück von Nr.35; heute, Am Kronshagenhof Nr.4), seine Häuser in Talle
verkaufte, die ebenso ihre Häuser an Christen verkauften und nach Hohenhausen verzogen
sind.
In Talle soll der jüdische Friedhof weit außerhalb des Dorfes gelegen sein, der bestimmt in
der Mitte des 19.Jhs. nicht mehr belegt wurde. Im Urkataster von 1880 wird der Friedhof
nicht mehr aufgeführt.
OTTO, Walter: Die Hohenhausener Synagogengemeinde, in Handbuch der jüdischen
Gemeinden in Westfalen und Lippe - Teilband 1: Regierungsbezirk Detmold .
- Gemeindebriefe der ev.-ref.Kirchengemeinde in Hohenhausen von April, Mai, Juni, Juli und
August-September 1987. In Kalletaler Zeitung: 13.03.1987/ 20.03.87/24.03.87.
Was trieb die Auswanderer aus dem Kirchspiel Talle im 19.Jahrhundert nach
Nordamerika? „Verdienstmöglichkeiten und besseres Leben”
Die vertraulichen Berichte der Pfarrer an das Fürstlich Lippische Konsistorium in Detmold
dokumentiert die Gründe der „triebhaften Auswanderungen” aus unseren Dörfern.1845
berichtet ein Pastor aus Lippe: (...) treten nicht bald, recht bald bessere Konjungturen für die
Leinenindustrien ein, wird dazu noch die Zeit für die Ziegler, was sehr zu befürchten steht,
bös, so muß unter hiesigen Webern, namentlich den Einliegern, die Not eine Höhe annehmen,
als die im verwichenen Sommer unter denen in den schlesischen Bergen erreichte, Gott wolle
das in Gnaden verhüten!(...)
Talle, 16.Februar 1847
Pastor Pothmann: (...) Bedauernswert ist‘s dagegen, wie der Pauperismus (=die Armut) in
den letzteren Jahren hier zugenommen hat und wie durch Teuerung, Verdienstlosigkeit und
durch den strengen Winter so viele Familien dem fürchterlichsten leiblichen Elende
preisgegeben sind. Wundern darf man sich daher nicht, daß auch hier wie überall viele von
dem Auswanderungsschwindel befallen werden, ihr Heil in den Nordamerikanischen
Freistaaten suchen, wenngleich auch manche durch ihre Religionsansichten zu dieser
Emigration bewogen wurden (...)
Talle,26.Februar 1848
Pastor Pothmann: (...) Der Pauperismus hat noch mehr zugenommen und scheinen die
Nachwehen des Notjahres 1846 jetzt erst recht zum Vorschein zu kommen. Fast alle kleineren
Kolonatsbesitzer dieser Gemeinde, der Einlieger (=Mieter) gar nicht mal zu gedenken, sind
zum Konkurse reif. Daher ist bei manchem auch die Auswanderungslust erklärlich und
natürlich, abgesehen davon, wenn auch viele aus bloßer Religionsmeinung und Mißvergnügen
emigrieren. Was bleibt ihnen im Grunde auch anderes übrig, wenn bei aller Mühe und
Anstrengung ihr und der ihrigen Unterhalt hier doch nicht mehr gesichert? (...).
Auswandererverzeichnis: Kirchdorf Talle (Vergl.Anlagen 14)
1. Johann Henrich M e y e r aus Talle nach Batavia 1712
2. Friedrich Conrad P o t t h a s t, nach Amsterdam nach14.4.1849
3. Hermann Wilhelm Ernst P o t h m a n n aus Talle, kaufm.Lehrling geb 18.5.1848, Vater
Pastor Pothmann in Talle, augewandert nach New York am 10.7.1867
4. Heinrich Ludwig M a n h e n k e aus Talle, Ackermann, ausgewandert am 16.2.1871 n.A.
5. Fritz V o g t aus Röntorf, Einlieger, m.Ehefrau und Sohn Wilhelm (unter 14 J) nach
Amerika 1871.
6. ... S c h u c k m a n n aus Talle, Einlieger, m.Frau nach Amerika 3.9.1848
7. Albert O s t e r h a g e aus Talle Nr.26, m.Frau u.Tochter (13) J, ausgew. am 31.1.1849
8. Henriette L i c h t e n b e r g aus Talle, 25 Jahre, nach Amerika am 3.2.1849
9. Hermann Heinrich F a s s e aus Talle Nr.25,geb.10.10.1829. Lebt in Amsterdam
10.... Jakoby aus Talle Nr.26, Kolon und Bauerichter a.D., mit Frau u.zwei Söhnen, nach
Amerika am 22.2.1876
11. ...K l u c k h u n aus Talle Nr.27, Kolon und Schneider, mit Frau, Sohn (7) und Tochter
(1), ausgewandert am Frühjahr 1852 nach ?
12. Wilhelm K u h l e n h ö l t e r aus Talle (28 Jahre), mit Bruder August (24 J), Frühjahr
1853 nach ?
13. Simon Friedrich Karl S i e k e r aus Talle, jetzt Korporal der 2.Komp. in Detmold, mit
Frau, März 1854 nach ?
14. Wilhelm F r e i t a g aus Talle Nr.3, unverh.27 Jahre, mit Schwester Charlotte (24J),
ausgew. etwa September 1854 nach ?
15....B r o b e r g Nr.26,Schuhmacher, mit Frau u.Stieft.Florentine (23J) ausgew.etwa 1855
16. Simon P r ü ß n e r aus Talle, Einlieger, mit Familie, April 1858
17. Hans Heinrich K ä m p e r aus Talle, Einlieger, mit Ehefrau, September 1858
18. Louise O s t e r h a g e aus Talle, etwa Mai 1864
19. Ludwig S i e k e r aus Talle, Einlieger und Witwer mit 2 Kindern, Frühjahr 1866
20. Heinrich W e h m e i e r aus Niederntalle, ledig, 32 J, Mai 1868
21. August E i c k m e i e r aus Talle, Knecht, 34 J, September 1868
22. Fritz V o g t aus Röntorf, Einlieger, 27 J, Wilhelmine (22 J) u. Sohn Wilhelm ½ J, Juni
1871
23. Henriette G rö n e aus Rentorf, 23 J, etwa Mai/Juni 1872
24. Johann Heinrich N o l t e n s m e i e r oder A r n i n g aus Talle Nr.12, hat seine Frau
heimlich verlassen, da er eine Zuchthausstrafe zu verbüßen hatte
25. ...S c h ö n f e l d aus Talle, Lehrer, nach Dordrecht
26. Leopold K o r f, Witwer in Talle (unter Kuratel stehend), 31.1./Frühjahr 1880
27. Hermine K o r f aus Talle, 17 ½ J, Friedrich(16 ½ J), August (14 ½ J), Heinrich (6),
14.10,/Oktober 1881
28. Hermann Friedrich Anton B ö g e r, Knecht in Talle, 6.9./Herbst 1882
29. Caroline B ö g e r, Witwe, Colona zu Talle Nr.50, 43J, mit sechs Kindern!!!,
18.9./Herbst
1882
30. Heinrich J a k o b i, Ziegler in Talle Nr.26, ledig, 34 J, 25.1./Frühjahr 1883
31. Wilhelm August B r e e r, Ziegler, ledig, 6.3./Frühjahr 1883
32. Konradine D ü s e n b e r g, Witwe u.Bäuerin in Matorf Nr.34, geb.10.1.1840 in Talle, mit
sechs Kindern ausgew. 19.2./April 1885
33. Amalie A l t h ö f e r aus Talle, geb.8.9.1869 in Talle Nr.5, ausgew. 26.2./März 1885
34. Simon K a t e r, Einlieger in Dehlentrup Nr.3, geb.in Talle am 21.3.1846, mit Ehefrau und
Tochter und Schwester der Ehefrau, ausgew. 8.4./Mai 1885 nach Weston
(Pottamentani County/Iowa)
35. Friedrich E r f l i n g, Landwirt in Niedertalle, mit Ehefrau mit vier Kindern; Friedrich
August P l ö g e r, Ziegler in Talle, mit Ehefrau geb Erfling; Wilhelmine K l i n k s i e k
aus Rießen bei Talle, ausgew. 2.4./April oder Mai 1885
36. Simon August N i e h a g e, Ziegler in Talle Nr.30, ausgew.22.7./September 1885
37. Friedrich S t o c k, Ziegler in Niederntalle Nr.4, mit Ehefrau und Schwager Simon
S c h a u m b u r g in Talle Nr.29 und dessen Braut Sphie K r ü g e r, ausgew.25.10.1888?
38. Konrad K o r f aus Talle, ausgew.2.3./März 1891, Vater ist mit 3 Söhnen
seit 3 Jahren dort.
39. Simon Heinrich Wilhelm K ö n i g s b r ü g g e, Schüler in Talle,
ausgew.13.10./Nov.1892.
40. Adolf O s t e r h a g e, Ziegler in Talle, vor dem 23.Oktober 1885 ausgewandert.
41. Ernst L i p s k o c h, Schneider und Ziegler in Niederntalle, mit Ehefrau u. zwei Kinder,
Mutter louise L i p s k o c h geb Bröer, ausgew.20.2./Spommer 1885.
Auswanderer: Osterhagen
1. Henrich Deichmann aus Hole, Tischler, vor dem 27.7.1653 nach Livland
2. Auguste O s t e r h a g e aus Osterhagen Nr.1, 26 J., ausgew. Sommer 1853 n.Am.
3. Konradine S i e k m e i e r aus Osterhagen Nr.7, 22 J., ausgew. Früjahr 1870
4. Heinrich August F r a n z m e i e r, Ackerknecht in Osterh.Nr.3, geb.1.2.1856, Febr.1882
5.Hermann August aus Osterhagen, 14 J., 1881 n.Amerika
6. Friedr.Heinr.Leopold aus Hagen, 24 J., n.Amerika
Auswanderer: Matorf:
(Matorf-Kirchheide !)
1. F ü h r i n g, August Karl Heinrich Eduard aus Matorf Nr.3, geb.ca.1846,
Antragst.17.9.1869,
nach Amerika.
2. K i x m ö l l e r, Simon Heinrich Wilhelm aus Lehmkuhle (Gem.Matorf), z.Zt. in
Pillenbruch (Gem.Welstorf), Ziegler, geb.24.7.1848, Antragst.19.2.1875, nach Amerika.
3. H u x o l, Conrad Wilhelm aus Bredaerbruch (Gem.Matorf), geb.29.5.1853, mit Eltern,
Antragst.26.3.1875, nach Amerika.
4. H u x o l, Heinrich Adolf aus Bredaerbruch, geb.25.4.1852, Antragst.6.10.1876, nach
Amerika.Eltern und Mehrzahl der Geschwister sind in Amerika.
5. G ü s e,... (oder Steinmeier) aus Matorf Nr.5, Kolon, mit Frau und Kinder: Conradine
Florentine (14 J), Sophie Caroline (10 J), Hermann Heinrich (1 ½ J), Antragst.18.1.1848,
nach Amerika.
6. H u x o l,... aus Matorf Nr.32, Kolon, mit Frau u.1Kind (32 Wochen), Antragst.28.1.1848
nach Amerika.
7. S t o c k, Henriette aus Matorf Nr.24, Antragst.4.9.1848 nach Amerika.
8. B r i n k m a n n, Wilhelmine aus Matorf Nr.39, 27 J, Antragst. 4.9.1848 nach Amerika.
9. B r u n e, Friedrich aus Matorf Nr.27, Kolon, mit Frau u.Kinder: Charlotte (8 J), Friedrich
(7 J), Wilhelm (3 J), Simon (3/4 J), Antragst.14.3.1851 nach Amerika.
10. B r a u n,...aus Matorf Nr.27, Kolon, mit Frau u.Kinder Charlotte (8 J), Friedrich (7 J),
Wilhelm (3 J), Simon (3/4 J), Antragst.14.1.1851 nach Amerika.
11. D r e v e s, Jochen aus Matorf Nr.21, Kolon, mit Frau u.Kinder Christoph (10 J), Friedrich
(8 J), Antragst.27.8.1852 nach Amerika.
12. M e i e r, Lucie aus Matorf Nr.22, Antragst.25.2.1858 nach Amerika.
13. H u x o l, ...aus Matorf Nr.32, Kolon, mit Familie, ausgew.1848 nach Amerika.(s.Nr.4).
14. K r ü g e r, ... aus Matorf Nr.6, Kolon, mit Frau u.Kinder Simon (26 J), Conrad (22 J),
Heinrich (18 J), Wilhelmine (20 J), Amalia (16 J), Wilhelm (14 J), Henriette (11 J),
Friedrich (6 J) ausgew.Frühjahr 1856.
15. F r e i t a g, Heinrich aus Matorf, Einlieger, mit Frau, ausgew. Frühjahr 1856.
16. M u l t h a u p t, ... aus Matorf Nr.22. Kolon, nach Juli 1857.
17. K r ü g e r, Wilhelm aus Matorf, Einlieger, mit Frau, ausgew.15.3.1866.
18. E n g e l k e - S t o c k, ...aus Matorf Nr.9, Interimswirt, mit Frau u.Kinder Wilhelmine
(12J),Wilhelm (8 J), ausgew. Frühjahr 1866.
19. S u n d e r m a n n, Wilhelmine aus Bredaerbruch, Alter 19 J, Frühjahr 1868.
20. K o r f, Simon Heinrich Leopold aus Matorf, Dienstknecht, Herbst 1868.
21. R e h m, Christine Ilsabein aus Matorf, Alter 26 J, Antragst.1812, saß wegen
verheimlichter Geburt im Zuchthaus, ist daraus entwichen.
22. B a u m g a r t e n, Friedrich aus Matorf, Einlieger, Antragst.1812, hat seine Frau Anna
Marie geb.Baumhagen verlassen.
23. F ü h r i n g, Karl Friedrich Gustav, Ökonom in Matorf Nr.3, ausgew.18.2.1852 nach
Amerika.
24. F ü h r i n g, Friedrich August, Ökonom in Matorf Nr.3, ist bereits im Frühjahr
1882 nach Illinois.
25. S t o c k, Konrad Diedrich, Zimmermann in Matorf Nr.13,ebd.1.4.1857
ausgew.7.2/Früj.1884 n.Amerika.
26. D ü s e n b e r g, Heinrich Wilhelm, Schuhmachergeselle aus Matorf Nr.34, geb
16.9.1863 in Kirchheide, ausgew. 2.3./ März 1884.
27. D ü s en b e r g, Konradine geb.Althöfer, Wwe.und Bäuerin in Matorf Nr.34,
geb.10.1.1840 in Talle, Kinder: Conrad *13.12.1861(Kirchheide Bauernsch.Matorf),
Wilhelmine (*ebd.2.9.1865) , Karoline (*ebd.24.7.1870), Amalie (*ebd.24.11.1873),
Friedrich (*ebd.6.12.1876)+1932 USA, August (*ebd.11.12.1879), augew.19.11./April
1885. (DUESENBERG, Fritz (gen.Fred).Begründer der gleichnam.amerik.Automobilfirma)
28. G ü s e, Henriette *18.9.1867 in Matorf, mit Eheman Karl Hanke aus Hohenhausen
Nr.110,Kinder: Karl Friedrich Wilhelm*11.11.1889, Minna*16.9.1893, ausgew.Anfang des
Jahres 1894 nach Amerika.
29. K o r f, Friedrich Hermann August aus Matorf, 16 Jahre, 1881 nach Amerika.
30. W i n t e r, Simon Heinrich August aus Matorf, 24 Jahre, 1884 n.A., ohne Konsens
ausgewandert.
31. O s t e r h a g e, Friedrich August, Schmied in Matorf, ebd.*12.10.1869, ausgew. vor dem
25.Nov.1895.
32. A r n i n g, Friedrich Heinrich aus Matorf, ebd.*13.9.1864, ausgew. 1886.
33. D ü s e n b e r g, Friedrich Simon aus Matorf, ebd.*6.12.1876, ausgew.1899.
34. B r u n e, Simon Friedrich Cristian aus Matorf, ebd.*27.3.1877, ausgew.1900.
Auswanderer: Kirchheide
(Matorf-Kirchheide !)
1. W a t e r m e i e r, August aus Kirchheide, *11.6.1844, ausgew. 18.5.1864 nach
Amerika. Vater Lehrer Watermeier 1848 nach Amerika entwichen. Schwester Bertha
ist vor ca. 2 J. ihrem Vater nach Amerika gefolgt.
2. S t o c k, Simon aus Kirchheide Nr.24, 17 J., ausgew. 8.3.1867.
3. M a r t e n, Friedrich Simon Carl aus Kirchheide, *5.4.1852, ausgew.23.8.1869
n. Amerika.
4. G r o t e g u t, Simon August aus Kirchheide, *21.8.1854, ausgew.6.5.1872 n.Amerika.
Die Mutter ist in Amerika verheiratet
5. S t o c k, Friedrich aus Kirchheide, Fabrikarbeiter, ausgew.Herbst 1861 n.Südamerika.
6. R e e s e,...aus Kirchheide, Einlieger, 42 J., mit Frau (35 J.), Kinder: 2 Töchter
(18 und 12 J), 4 Söhne (10,8,6 und 1 Jahr), ausgew.15.8.1848 n.Amerika.
7. M e i s e, Simon aus Kirchheide, Einlieger, ausgew. 1.9.1848 n.Amerika.
8. N o l t i n g, Ernst aus Kirchheide, Einlieger, mit Frau und Kinder: Ernst (16 J.),
Wilhelmine
(15 J.), August (11 J.), Fritz (9 J.), Charlotte (6 J.), ausgew.24.8.1852
n.Amerika.
9. M u l t h a u p t, Florentine aus Kirchheide Nr.22, ausgew. 28.3.1854 n.Amerika.
10. M u l t h a u p t, Auguste aus Kirchheide Nr.22, 20 Jahre, ausgew.2.3.1866 n.Amerika.
11. D ü s e n b e r g, Heinrich aus Kirchheide Nr.34, Ziegler, unverh., 25 J. und S t o c k,
Simon aus Kirchheide, Zimmermann, unverh.(28 J.), ausgew. 12.3.1866 n.Amerika.
12. R e e s e, Simon aus Kirchheide, Einlieger, mit Frau und Kinder: 1 Tochter (16 J.),
1 Sohn (14 J.), 4 Söhne (unter 14 J.), ausgew. Oktober 1851.
13. K a m p m e i e r, ... aus Kirchheide (Gem.Welstorf), Nebenlehrer, ausgew. etwa August
1853 n.Amerika.
14. D r e v e s - K r a c h t, Friedrich aus Kirchheide Nr.31 (Gem.Welstorf), 33 J., ausgew
.
Sommer 1855.
15. B r i n k m a n n, ...aus Kirchheide Nr.39, Kolona und Wwe., ausgew. Frühjahr 1857
16. G r o n e m e i e r, Heinrich aus Kirchheide Nr.39, Einlieger, mit Frau, ausgew. Frühjahr
1857.
17. B r ö e r, Hermann Conrad aus Kirchheide, Einlieger, mit Frau und Kinder: Simon (8 J.),
Henriette (3 Mon.), ausgew. etwa Sept.1857.
18. D r o s t e, ... aus Kirchheide, Ehefrau des Einliegers August Droste, mit 2 Kindern,
ausgew.
September 1858.
19. B r i n k m a n n, ... aus Kirchheide Nr.39, Kolon, mit Frau und 5 Kindern, azgew.
Frühjahr 1866.
20. V i e r e g g e, ... aus Kirchheide, Schuhmacher, mit Frau, ausgew. Ende März 1866.
21. S t o c k, Friedrich aus Kirchheide Nr.25 (Gem.Welstorf), Kolon, 45 J., mit Frau Louise
(35J) und Kinder: August (16 J.), Pauline (12 J.), Wilhelmine (10 J.), Heinrich (7 J.),
Johanne (5J.), Simon (1 J.), ausgew.Sommer 1868 n.Amerika.
22. H e r z o g, Friederike aus Kirchheide, Wwe. und Kinder: Wilhelm (22 J.), Ernst (19 J.),
Florentine (16 J.), Charlotte (13 J.), ausgew.Herbst 1868 n.Amerika.
23. D ü s e n b e r g, Katharina aus Kirchheide Nr.34, Leibzüchterin und Wwe.,65 J., ausgew.
etwa Herbst 1868 n.Amerika.
24. G r o t e g u t, Simon August aus Kirchheide, *21.8.1854, ausgew, etwa Juni 1872.
25. G r o t e g u t, Luise aus Kirchheide Nr.38 (Gem.Welstorf), 25 J.,Ausgew. Mai 1874.
26. T h i e s b a r t o l d, Fritz, Haussohn in Kirchheide Nr.23 (Bauersch.Matorf oder
Welstorf),32 J., ledig, ausgew. 20.9./April 1882 (Verzögerung durch Krankheit)
n.Amerika.
27. D ü s e n b e r g, Heinrich Wilhelm, Schuhmachergeselle, *16.9.1863 in Kirchheide,
ausgew. 2.3./März 1884 n.Amerika.
28. B r u n e, Ernst, Ziegler in Kirchheide Nr.27, *2.1.1855, mit Frau Henriette geb.Buba
*17.12.1854 in Oberwü.und Kinder: Wilhelmine *16.6.1880, Luise *20.9.1882, ausgew.
24.2./März 1885 n.Amerika.
29. E b e r h e l d, Ernst, Knecht in Kirchheide Nr40, *18.1.1849, ausgew. 25.4./Mai 1885.
30. D e p p e, Ernst Hermann Heinrich, Ziegler in Bredaerbruch, *26.11.1857, mit Frau
Justine geb.Brune (*7.2.1863 in Kirchheide, ausgew.10.3.März oder April 1886.
31. K r ü g e r, Karoline geb. Stock, Wwe des Zieglers Wilhelm August Krüger aus
Kirchheide Nr.41 (*21.9.1834+4.1.1886) mit Tochter Emilie (*6.1.1884),
ausgew.22.7/Sept.1887.
32. S t o c k, Friedrich, Tischler in Kirchheide Nr.24 (*22.8.1868), ausgew.31.1./Früj.1888 n.
Iowa (USA), Schwester ist dort.
33. S c h u t t k ä s t i n g, Johann Jobst Heinrich August, Schuhmacher in Kirchheide Nr.45,
mit Frau Johanne Luise Auguste geb.Stock (*16.3.1861) Kinder: Heinrich August
Friedrich (*11.6.1885), Gustav Heinrich Karl (*3.6.1887) ausgew.2.3./April 1888
n.Amerika.
Auswanderer: Brüntorf
1. S u n d e r m a n n, Simon Heinrich aus Brüntorf, *ca.1823, Einlieger, ausgew.8.7.1848
n.Amsterdam (will dort heiraten).
2. S c h ä f e r n o l t e, Heinrich Friedrich Wilhelm aus Isdorf (Gem.Brüntorf) Nr.32,
*6.2.1846, ausgew.20.9.1869 n.Amerika.
3. S c h ä f e r n o l t e, Friedrich Wilhelm August aus Brüntorf (Istorf)Nr.32, *29.5.1854,
ausgew.17.2.1873 n.Amerika.
4. A d a m, Simon aus Istorf (Gem.Brüntorf), Schneider und Einlieger (*22.1.1849) mit
Frau und 2 Töchter (3 und 1 J.), ausgew. ...3.1877 n.Amerika.
5. W i e m a n n, ... aus Brüntorf Nr.34, mit Frau und 3 Töchter (15,10 und 6 J., 2Söhne
(13 und 2 J.), ausgew. 17.7.1848.
6. K i x m ü l l e r aus Welstorf, Einlieger, stammt aus Wüsten von der Stätte Nr.1, mit
Frau, ausgew. 1.8.1848 n.Amerika.
7. S t ö l t i n g, ... aus Brüntorf Nr.23, Kolon, mit Frau und 1 Kind, ausgew.4.8.1848.
8. A l t e - H e l d, ... aus Brüntorf Nr.6, ausgew.12.8.1848 n.Amerika.
9. D e c k e r, Johann Christoph aus Brüntorf, 25 J., ausgew. 12.8.1848 n.Amerika.
10. O b e r n o l t e, Christian jun.aus Niederbrüntorf (Gem.Brüntorf), Einlieger und Maurer
(29J) mit Frau (21 J.), ausgew. 29.6.1855 n.Amerika.
11. W ü s t e n b e c k e r, Heinrich aus Brüntorf (24 J.), ausgew.10.3.1866 n.Amerika.
12. H e l d, Heinrich aus Brüntorf Nr.6, Wwr. und gewesener Leibzüchter, ausgew. 1851.
13. S u n d e r m a n n, Simon aus Nieder-Brüntorf (Gem.Brüntorf), Einlieger, mit Frau und
Kinder: Wilhelmine (18 J.), Florentine (14 J.), Friedrich (8 J.), ausgew.März 1852.
14. K l o c k e, Johann Hermann Christoph aus Istorf (Gem.Brüntorf), Einlieger, mit Frau,
ausgew.1857.
15. D i e k m a n n, Simon Philipp (28 J.), ausgew. Frühjahr 1857.
16. S u n d e r m a n n, Simon aus Brüntorf, Einlieger, mit Frau, ausgew. Frühj.1857.
17. S a u e r m a n n, Jobst aus Istorf (Gem.Brüntorf), Einlieger, mit Familie,
ausgew.Apr.1858.
18. O b e r n o l t e, Christian aus Niederbrüntorf (Gem.Brüntorf), Einlieger, mit Frau und 2
Töchter, ausgew.Frühjahr 1859.
19. G r a b b e verw. S c h ä f e r n o l t e aus Istorf (Gem.Brüntorf) Nr.23, Wwe., mit Kinder:
Henriette Sch.(20 J.), August Sch.(18 J.), Karoline Sch.(15 J.), Julie Sch.(13 J.), Ernst
Sch.(10J.). Tochter Karoline will schon Anf. Mai reisen. Ausgew.August 1873
n. Amerika. Ein älterer Sohn ist bereits in Amerika.
20. G r a b b e, Wilhelmine aus Istorf (Gem.Brüntorf), Wwe, frühere Besitzerin des Kolonats
Brüntorf Nr.32, mit Kinder: Julie (15 J.), Ernst (13 J.), ausgew.April 1875.
21. M e i e r b a r t h o ld, Fritz, Ökonom in Brüntorf Nr.8, *1.12.1858 in Leese, ausgew.
21.8./September 1885.
22. K o r d - A r n in g, August, Knecht in Brüntorf Nr.7, *4.5.1874. Ausgew.13.1./Febr.1892
nach Amerika. Vier Onkel sind bereits dort.
23. K ö n i g, Simon Ziegler, *17.5.1873, ausgew.13.1./Febr.1892 n.Amerika. Verwandte
sind bereits dort.
24. K l o c k e, Friedrich Wilhelm aus Brüntorf, *18.10.1878, ausgew.1901.
25. S e n t k e r, Ulrich Wilhelm Gustav aus Istorf, *19.12.1878.
Auswanderer: Bavenhausen
1. R i e c k e, Henrich aus Bavenhausen, Seemann, ausgew. vor 1717 nach Holland.
4. K l u c k h o h n, Karl Friedrich aus Bavenhausen Nr.29 (24 J.), ausgew.25.1.1849 n.Am.
5. L ü b b e c k e, Heinrich Wilhelm aus Bavenhausen (18 J.),Vater Lehrer in Bav.,
ausgew.7.3.1857 n.Amerika.
4. F r e i t a g, Simon Adolph Conrad aus Bavenhausen Nr.46, *18.5.1838, ausgew.3.3.1857.
5. F r e i t a g, Conrad Wilhelm aus Rentorf Nr.46 (Gem.Bav.), (19 J.), Antrag n.Amerika
wird am 16.4.1861 zurückgezogen.
6. H u x o l l, Heinrich Wilhelm aus Bavenhausen, z. Zt.in Lage, Tischlergeselle,
ausgew.12.4.1869.
7. S c h l (e) e f, Anton aus Bavenhausen, Ziegelmeister, mit Frau und Kinder: Friedrich
(11 J.), Wilhelm (8 J.), Wilhelmine (4 J.), ausgew.8.3.1869 n.Kalifornien. Schwager ist
in Kalifornien. Im Juli laufen hier noch 2 Prozesse.
8. N o l t e - R i e k e, Conrad Wilhelm Heinrich aus Bavenhausen Nr.20, Knecht,
*28.2.1851,
ausgew.26.12.1869 n.Amerika.
9. S u n d e r m a n n, Simon aus Huxol (Gem.Bav.), Tagelöhner, mit Frau, ausgew. März
1860
10. K a t e r, Conrad aus Bavenhausen, Ackersmann, unverh.(28 J.), ausgew.April 1861
n.Amerika.
11. M ü l l e r, Conrad aus Huxol (Gem.Bav.), Schmied, mit Frau und 1 Sohn und 1 Tochter
(beide unter 14 J.), ausgew.Sommer 1862 n.Amerika.
12. O s t e r h a g e, Sophie aus Rentorf, Dienstmädchen, mit einer Tochter, ausgew.Sommer
1862 n.Amerika.
13. E g g e r t, Anton aus Bavenhausen, Zimmermann, ausgew.27.6.1846 n.Amerika.
14.K o r f, Conrad aus Bavenhausen Nr.53, unverh., 31 J., ausgew.30.9.1847 n.Amerika
15.R i e c k e, Friedrich Wilhelm aus Bavenhausen Nr.40, 17 J., Schwestern: Wilhelmine
Caroline (19J.), Johanne Friederike Amalie (22 J.), ausgew.25.1.1849 n.Amerika.
16. K l u c k h o h n, Simon Henrich aus Bavenhausen Nr.5 (23 J.), mit Schw.Karoline,
ausgew.25.1.1849 nach Amerika.
17. S c h w e p p e, Wilhelmine aus Bavenhausen Nr.10, unverh., mit Schwester Karoline,
ausgew. Frühjahr 1854.
18. M u l t h a u p t, ... aus Bavenhausen Nr.41, Kolon, mit Frau und Töchter: Wilhelmine
(18 J.), Henriette (16 J.), Sophie (12 J.), ausgew.1851.
19. Schwein, ...aus Bavenhausen Nr.15, Kolon, mit Frau und Kinder: Carl (14 J.),
Caroline
(13 J), Sophie (11 J.), Conrad (6 J.), ausgew.Ende Februar 1853.
20. S a a k,...aus Bavenhausen Nr.26, Kolon, mit Frau und Kinder: Caroline (17 J.),
Florentine
(14 J.), Konrad (10 J.). Gemeinsam mit Florentine S c h w e p p e aus
Bavenhausen Nr.10,
ausgew.September 1853.
21. K l u c k h u n, ...aus Bavenhausen Nr.49, Kolon, mit Frau und Kinder: Friedrich (4
J.),Wilhelmine (2 J.), ausgewandert Frühj.1853.
22. R e h m, August aus Bavenhausen Nr.38, Kolon, mit Frau und Kinder: Caroline (9 J.),
Charlotte (6 J.), Hermann (4 J.), Luise (1 J.), ausgew.Frühj.1857.
23. S c h w e p p e, Conrad aus Bavenhausen Nr.22, Leibzüchter, mit Conrad (33 J.),
Florentine
(24 J.), Louise (20 J.), ausgew.Früj.1858.
24. M i s c h e, Wilhelmine aus Bavenhausen, ausgew.April 1858.
25. K a t e r, Simon aus Rentorf, augew.April 1858.
26. F r e i t a g, Simon August aus Rentorf (Gem.Bav.) Nr.46, z.Zt.in Göstrup, Verwalter,
unverh. (31 J.), ausgew.September 1867.
27. O s t e r h a g e, August aus Bavenhausen Nr.28, Schäfer, (27 J.), ausgew. Frühj. 1869.
28. J o h a n n m e y e r, Caroline Auguste Wilhelmine aus Bavenhausen, mit als Braut zu
Simon Friedrich F i n k e aus Brosen Nr.8, ausgew.Juni 1869.
29. R i e k e, Louise aus Bavenhausen Nr.18, (32 J.), ausgew.April 1871.
30. S c h r ö d e r,Amalie, unverh., (36 J.), ausgew.Frühj.1872.
31. B r a n d, Hans Heinrich aus Bavenhausen Nr.36, Straßenkötter, (*1804).Ausgew.
unbekannt.
32. W e h m e i e r, Johann Berend aus Bavenhausen, (29 J.). Aus dem Gefängnis entwichen.
Ausgew. unbekannt.
33. A d o l f s gen.F r i t z e m e i e r, „Kuhmeier” (d.i.Schweizer), geb.1.5.1831 in
Bavenhausen, ausgew. 16.3./Mai 1892 n.Amerika.
34. S c h r ö d e r, Heinrich, Ziegler in Lüerdissen, geb.19.12.1870 in Bavenhausen, ausgew.
3.2./Früj.1893.
35. B r i n k s m e i e r oder K o r d m e i e r, Wilhelm, Knecht in Bavenhausen Nr.56,
geb.7.1.1870, ausgew.25.9.1893.
36. K a m p m e i e r, Heinrich Friedrich Konrad aus Bavenhausen, geb.17.2.1866 in
Bavenhausen, ausgew.1888.
Auswanderer: Lehmkuhle (Gem.Matorf)
1. H u x o l l, Simon August Fr... aus Lehmkuhle, unverh.(*15.10.1846), ausgew.24.1.1871
n.Amerika.
2. K r a c h t, Conradine aus Lehmkuhle Nr.4 (24 J.), ausgew.9.3.1866 n.Amerika.
Auswanderer:Welstorf/Pillenbruch
1. H a (a) s e aus Welstorf Nr.20, Kleinkötter, mit Frau u. Tochter (2 Jahre), 4.3.1851
n.Amerika
2. P i e l e m e i e r aus Pillenbruch (Gem.Welstorf), geb.19.8.1831, 15.2.1851 n.Amerika
3. P r ü ß n e r aus Voßhagen (Gem.Welstorf), 17 Jahre, 12.3.1857 n.Amerika. Reist in
Gesellschaft seines äteren Bruder Friedrich, seiner Schwester Henriette und
deren Ehemann.
4. M e i e r, Friedrich Adolph aus Welstorf Nr.1, 18 Jahre, 16.3.1860 n.Amerika.
5. K o r f, Simon Heinrich Leopold aus Welstorf, geb.24.1.1849, 6.9.1868 n.Amerika
6. K e h d e, Carl Heinrich August, 26 Jahre, 17.8.1869 n.Amerika
7. K i x m ö l l e r (s.Matorf)
8. K l o c k e, Heinrich aus Pillenbruch (Gem.Welstorf), 25 Jahre, 10.8.1848 n.Amerika
9. K u h l e n h ö l t e r, Johann Otto aus Welstorf, Einlieger, 30 Jahre, mit Braut: Henriette
Wilhelmine H i l d e b r a n d aus Pillenbruch Nr.13 (40 Jahre), 10.2.1848 n.Amerika,
Verw.der Braut sind in Amerika
10. K i x m ö l l e r,Heinrich aus Welstorf, Einlieger (stammt aus Wüsten von der Stätte Nr.1)
mit Frau, 1.8.1848 n.Amerika
11. G r o n e m e y e r, Emilie aus Welstorf, 21 Jahre, 9.3.1866 n.Amerika
12. N o l t i n g, Heinrich aus Welstorf Nr.4, Einlieger, mit Frau und Kinder: Heinrich (10J),
Conradine (7J), August (5J), Wilhelmine (3J), Henriette (15 Wo), September 1851 n.Amerika
13. N o l t i n g aus Welstorf Nr.4, mit Familie, Oktober 1851 (s.unter 12.)
14. B o v e, Heinrich aus Pillenbruch (Gem.Welstorf), Einlieger, mit Frau und 1 Kd (1 J),
15. P i e l e m e i e r, Johann Jobst Philipp aus Pillenbruch Nr.18 (Gem.Welstorf),26 Jahre,
Sommer 1852 n.Amerika
16. K i x m ö l l e r, Simon aus Pillenbruch Nr.18, Einlieger, mit Frau u. Kinder: Wilhelmine
(5 J), Simon (1 ½ J), Sommer 1852
17. P i e l e m e i e r, Conradine aus Pillenbruch Nr.18, Frühjahr 1853
18. S t u r h a n, Simon ausPillenbruch Nr.10, Einlieger, mit Frau u.Kinder: Helene (2 J),
etwa August 1853
19.G r o n e m e i e r, Simon Heinrich, Einlieger, mit Frau u.Kinder: Simon (7 ½ J), August
(4 J), Frühjahr 1854
20. H a a s e, Louise Florentine aus Pillenbruch Nr.20, 23 Jahre, mit Schwester Louise
Conradine (26 Jahre), Frühjahr 1856
21. P r ü ß n e r, Henriette aus Voßhagen (Gem.Welstorf), 20 Jahre, mit Bruder Carl (17 J),
Frühjahr 1857
22. Hase,... aus Pillenbruch Nr.20, Leibzüchter, mit Henriette (20 J), Heinrich (17 J), Frühjahr
1857
23. P r ü ß n e r, Ernst aus Pillenbruch, Einlieger, mit Frau, Frühjahr 1857
24. P r ü ß n e r, Berend Christoph Ludwig aus Voßhagen (Gem.Welstorf), 24 J, Frühjahr
1858
25. H a a s e, Johanne aus Pillenbruch Nr.20, April 1858
26. S t ö l t i n g,... aus Voßhagen, Einlieger, mit Frau u.4 Kindern, Mai 1865
27. G r o n e m e i e r, Philipp aus Welstorf, Einlieger, mit Wilhelmine (43 J) u. Kinder:
Justine
(20 J), Conradine (16 J), Charlotte (12 J), Caroline (8 J), Simon (6 J), August (4
J), Heinrich
(4Wochen), März 1867
28. K i x m ö l l e r, Philipp aus Pillenbruch, 25 J, Frühjahr 1869
29. E i k h o f, Henriette aus Pillenbruch Nr.16, ledig, 31 Jahre, Herbst 1869
30. D ü s e n b e r g, Friedrich aus Pillenbruch Nr.10, Einlieger, 32 J, mit Frau u. Kinder:
Louise
(4 J), Frühjahr 1872
31. H e l d, Simon aus Pillenbruch, geb.13.12.1857, etwa August 1873 n.Pitsburg
32. H e l d, August Friedrich aus Pillenbruch Nr.11, mit Dorothea, vor dem 24.6.1867 n.Am.
33. C l ü v e r, Johann Diedrich Christian aus Welstorf, geb.in Wüsten, 1792 unbekannt
34. K i x m ö l l e r, Simon Heinrich August, Ziegler aus Welstorf, 16.2./Früj.1880
35. S t o l t i n g, Charlotte aus Welstorf Nr.4, 23 Jahre, mit Schw.Luise (17 J)
10.1./Febr.1882
36. N o l t i n g, August, Knecht in Welstorf Nr.4, geb.7.1.1870, 25.9./Okt.1893, ist 1894
zurückgekehrt
37. N o l t i n g, Charlotte aus Welstorf, 23 J, mit Schw.Luise (17 J) 1882 n.Amerika
38. G e l l e r, Georg Ernst Friedrich Otto aus Welstorf, geb.21.7.1857, n.Amerika 1879?
39. H e l d, Simon Friedrich August aus Welstorf, geb.21.9.1861, n.Amerika 1883
40. K r ü g e r, Friedrich aus Welstorf, geb.28.9.1866, n.Amerika 1888
41. G r a b b e m e i e r, Simon Heinrich, Ziegler aus Pillenbruch, geb.23.11.1848,
20.2./Frühj. 1880 n.Amerika
Auf dem Weg in die „Neue Welt”
Rund 200Familien und Einzelpersonen aus dem Kirchspiel Talle waren in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts auf dem Weg in die „neue Welt” - dies ist genauer nicht auszumachen,
weil in den Unterlagen oftmals nur der Name des Familienvorstandes eingetragen ist - traten
bis 1900 den Weg nach Amerika an. Doch es war auch in Lippe bürokratisch und gesetzlich
geregelt, wer auswandern durfte. Die Mehrzahl der Auswanderungswilligen begab sich mit
Bürgen zur örtlichen Verwaltungsbehörde, beispielsweise zum Amt Hohenhausen, und trug
dort ihre Wünsche vor, die dann der Regierung zur Entscheidung vorgelegt wurden. Wenn die
Heimatbehörde „nichts zu erinnern” hatte, wurde die Auswanderungserlaubnis erteilt.
Alsdann nahm man die Dienste eines Auswanderungsagenten in Anspruch. In Talle gab es
den Agenten Hirsch Arensberg (später in Hohenhausen). Er vermittelte hauptsächlich
Schiffspassagen von Bremen und Bremerhaven in die „Staaten”. Die Zielhäfen waren
vornehmlich New York, New Orleans, Baltimore, Philadelphia.
Sie vermittelten Verträge zwischen den Auswanderen und den Handelsgesellschaften, die sich
verpflichteten, ihre Passagiere bei „freier und reichhaltiger Beköstigung” auf großen,
gekupferten, schnellsegelnden Dreimaster-Segelschiffen zu befördern. Das Zwischendeck war
die billigste Überfahrtklasse.
Hier „logierten” auch die meisten Nordlipper. Die Auswanderer aus Talle gehörten zum
größten Teil der armen Bevölkerungsschicht der Handwerker und Arbeiter an. Zu den Kosten
für die Überfahrt hatte sie die Auswanderung auch schon in der Heimat einiges Geld gekostet.
Alle Auswanderungsabsichten mußten im „Fürstlich-Lippischen-Regierungs-und AnzeigeBlatt” veröffentlich werden. Darüber hinaus bekamen die Neuankömmlinge in Amerika noch
einige Dollar für die Weiterreise ins Landesinnere.
Was trieb die Nordlipper dazu, sich eine neue Heimat in Übersee zu suchen? Vorrangig waren
es wohl wirtschaftliche Gründe. Man sehnte sich nach Arbeit , Land und einem besseren
Leben. Die Ursache ist in der Industrialisierung vieler Wirtschaftszweige zu suchen.
So haben zum Beispiel die in Lippe ansässigen Weber durch die Spinnereien und Webereien
in Bielefeld ihre Arbeit verloren. Darüber hinaus war das lippische Hinterland auch nicht
unbedingt mit den fruchtbarsten Böden gesegnet. Die politischen Umstände der Zeit trieben
wahrscheinlich weit weniger Nordlipper in die Ferne. Die Revolution von 1848 machte sich
zwar auch in Lippe bemerkbar, war aber ein Ereignis, das nur am Rande von Interesse war.
Die Berichte der Pfarrer verraten nur einiges darüber. So waren es wohl die materiellen
Lebensumstände, die die Nordlipper dazu bewegten, ihre Heimat zu verlassen und in den
„Freistaaten” zu siedeln.
Zu den Kirchenbüchern
Zu erwähnen bleibt, das Staatsarchiv Detmold hat als Depositum von der Kirchengemeinde
Talle 14 Bände Kirchenbücher und 2 Registerbände übernommen, die als Zugang 29/1965
verzeichnet worden sind.
Das erste nicht vollständige Kirchenbuch der Petrusgemeinde Talle beginnt mit 1657. Alle
Kirchenbücher sind mikroverfilmt. Eine einheitliche Einrichtung erhielten die Bücher durch
die Verordnung vom 13.März 1789.
Erst mit dem Jahre 1840 mußten die Prediger der Lippischen Landeskirche ihre
Kirchenbücher, allen Bestimmungen der Verordnung vom 8.Juli 1839 gemäß - Copulations-,
Geburts-, Konfirmations-, Todtenregister mit gewissenhafter Sorgfalt führen.
Die Standesämter entstanden im Deutschen Reich im Jahre 1875 mit der Aufgabe, die
Personenstandsbücher zu führen (Geburts-, Heirats- und Sterberegister). Von da an wurde
auch die Schreibweise der Familiennamen verbindlich festgelegt. Doch vorher gab es nur in
den Pfarrämtern derartige Verzeichnise.
Meine Arbeit erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ist in gedrängter Form
dargestellt und versucht, die Geschichte der Petruskirche in Talle zu dokumentieren.
Walter Otto
Quellennachweis
Archivalische Quellen: Staatsarchiv Detmold und Archiv der Lippischen Landeskirche.
O.Preuß und A.Falkmann: Lippische Regesten, Detmold, 1860, 1863, 1866 u.1868.
August Dreves: Die Geschichte der Kirchen, Pfarreien, geistliche Stiftungen und Geistlichen
des Lippischen Landes, Lemgo, 1881.
Otto Preuß: Die baulichen Alterthümer des Lappischen Landes (2.Aufl.), Detmold 1881,
S.167
August Dreves: Die Reformation des Lippischen Landes bis zum Iterim im Jahre 1547,
Detmold, 1890.
Wilhelm Butterweck: Die Geschichte der Lippischen Landeskirche, Schötmar, 1926.
Karl Schreck:Aus dem Kampf der Bekennenden Kirche in Lippe 1933 - 1945, Varenholz,
1969.
Volker Wehrmann: Die Lippische Landeskirche 1684 - 1984, Detmold, 1984.
Volker Wehrmann: Die vertraulichen Berichte der Pfarrer an das Fürstlich Lippische
Konsistorium 1840 - 1880, Detmold, 1988.
Fritz Verdenhalven:Die Auswanderer aus dem Fürstentum Lippe (bis 1877), Detmold 1980.
Fritz Verdenhalven: Die Auswanderer aus dem Fürstentum Lippe (1878-1900), Bielefeld
1995.
Karte:Amtsgemeinde Hohenhausen aus Adreßbuch von 1926
Bauzeichnung: Kirche Talle, Kreis Lippe, Landesarchiv NRW, Signatur: D73 Tit.4 Nr.7831
Burkhard Meier, Vera Scheef und Heinrich Stiewe: Emil Zeiß 1833 - 1910, Fotokopie von
S.122.
Walter Otto: Bavenhausen wurde 1343 erstmals in einer Verkaufsurkunde erwähnt.
In:Kalletaler Zeitung am 29.Januar 1993.
Walter Otto: Bavenhausen: Mit den Wurzeln tief im Mittelalter. In: Kalletaler Anzeiger am
Sonnabend 6./7.Februar 1993.
Broschüre: 650 Jahre Bavenhausen, August 1993.
Volkszählung:
Tabelle der Synagogengemeide Hohenhausen, Orte: Hohenhausen, Lüdenhausen und Talle.
Flurkarten: StADt: D 73 Tit.4 Nr.520; D 73 Lipp.Flurn.Nr.255
Die „Bretterkirche” der Neuen Evg. Gemeinde Lemgo
Weitere Anlagen
In einem großen Garten am Regenstor errichtete der Zimmermeister Thoke mit aller Macht
den Bau einer Bretterkirche, die schon am 14.November 1849 feierlich ihrer Bestimmung
übergeben wurde.
Gegen Ende Oktober 1849 war der Bau vollendet. Von außen sah er mit seinen Bretterwänden
und mit seinem Bretterdach allerdings eher einer großen Jahrmarktsbude als einer Kirche
ähnlich. Acht mächtige Eichen, die mit Tannenbrettern gar zierlich verschalt waren, je vier
auf jeder Seite, stützten das mächtige Dach. Emporen zwischen jenen Eichen angebracht
gewährten mit dem Schiff der Kirche mehr als tausend Zuhörern bequem Raum.
An der nördlichen Langseite befand sich die Kanzel und an der östlichen Schmalwand auf
einer Erhöhung der Altar mit Kruzifix und Leuchtern. Neben dem Altar, zur Rechten und zur
Linken waren die Sitze für die Miglieder des Presbyteriums. Kronleuchter aus Holz hingen
von der Decke herab, damit auch abends Gottesdienst gehalten werden konnte.
So hatte die Gemeinde ihre eigene Kirche, die geräumig genug war, auch in sich
aufzunehmen, die im Leggehof stehen müssen. Allerdings geschah es wohl, daß man, wenn
im Sommer ein plötzlicher Regen herniederrauschte, die Schirme zu Hilfe nehmen mußte, bis
durch eine doppelte Dachbretterlage auch diesem Übelstand abgeholfen wurde. Dieser Bau
mußte 1852 einem in Stein ausgeführten Gotteshauses weichen. Jetzt, St.Pauli.
Das Innere der Bretterkirche in Lemgo
Pastor Emil Johann Heinrich Steffann, geb. 24. Februar 1814 in Barmen, Studium in
Greifswald und Berlin, 1845 Hilfsprediger in Minden. Die Erweckten von der St
Mariengemeinde in Lemgo lösten sich 1849 von ihrer Gemeinde und gründeten die „Neue
Evangelische Gemeind”, beriefen Steffann zu ihrem Pastor. Von August 1849 bis März 1854
Pfarrer an der „Neuen evg.Gemeinde”. Die Gründung dieser Gemeinde fällt in die Zeit, wo
die Wogen infolge der kirchlichen Bekenntnisstreitigkeiten und der politischen
Verfassungskämpfe im Lande hochgingen. Am 1.August 1849 wurde Pastor Steffann auf
dem Hof des Meier-Herm in Entrup eingeführt. Seine gleichzeitige Tätigkeit als Agent der
Evg.Gesellschaft machte ihn in Lippe auch bei den Pastoren mißliebig. Spöttisch nannten die
Gegner ihn den lippischen Tetzel. Heftigen Anstoß erregte sein 1889 erschienenes Buch „Ein
Blatt aus der Lippeschen Rose”. Im Volksblatt vom 7. und 14. September 1889 wurde ihm
vorgeworfen, daß er die geschichtliche Objektivität nicht gewahrt hätte. Im Oktober 1854
folgte Steffann einem Ruf nach Berlin an die neu zu gründende Bartholomäusgemeinde in
Berlin.
Die „Neue Evg.Gemeinde” in Lemgo wurde am 12. Mai 1858 durch eine Landesherrliche
Verordnung für aufgelöst erklärt. Er starb am 6.1.1905 in Bethel und wurde am 10.1.1905 in
Bergkirchen begraben.
Pastor Emil Johann Heinrich S t e f f a n n
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