Dermatosen - praxisnah betrachtet - heilpraktiker

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Dermatosen - praxisnah betrachtet
von Harald Krebs
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Hautfunktionen
3. Entstehungsursachen von Dermatosen
4. Die Haut als Spiegelbild organischer Störungen
4. 1 Hautsymptome bei Lebererkrankungen
4. 2 Hautsymptome bei Nierenerkrankungen
5. Psychosomatische Zusammenhänge bei Hauterkrankungen
6. Definition der Efflorenzen
7. Die biologische Therapie von Dermatosen
7. 1 Basistherapie
7. 1. 1 Herdsanierung
7. 1. 2 Umstimungstherapie
7. 1. 3 Ausleitungstherapie
7. 2 Behandlungsbeispiele aus der Praxis
7. 2. 1 Ekzem
7. 2. 2 Akne vulgaris und Akne juvenilis
7. 2. 3 Schweißfrieselausschläge
7. 2. 4 Pruritus
8. Literatur
1. Einleitung
Es war Friedrich Nietzsche, der in seinem Werk "Fröhliche Wissenschaft" einmal
geschrieben hat:
"Das Beste an den Dingen ist, daß sie eine Oberfläche haben...."
Demnach ist das Beste am Menschen die Haut. Sie ist mit einer Fläche von ca. 1,5 bis 2,0
m2 und einem Gesamtgewicht von 18 bis 20 kg das größte Einzelorgan mit
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lebenswichtigen Stoffwechsel- und Schutzfunktionen. Desgleichen ist unsere Haut eine
breitflächige Registrierstelle unseres körperlichen Befindens. Sie bestimmt ganz
wesentlich das äußere Erscheinungsbild des Menschen, sie kann ein Spiegel seines
Wesens und seiner Leiden sein.
2. Hautfunktionen
Die Haut ist ein Organ mit vielfältigen Funktionen im Dienste des Gesamtorganismus, die
sich wie folgt aufgliedern:
1. Schutzfunktion
Sie schützt den Körper vor mechanischen, chemischen, thermischen Schäden und vor
vielen Krankheitserregern.
2. Abwehrfunktion
Durch ihren Anteil an immunologischen Zellen entwickelt die Haut eine Abwehrfunktion
gegen Bakterien, Viren, Parasiten, pathogene Pilze, Allergene sowie gegenüber
mechanischen und thermischen Einflüssen. Amerikanische Wissenschaftler haben vor
einiger Zeit festgestellt, daß die Haut u.a. eine Reifestätte für T-Lymphozyten ist, die ja
bekannterweise als wichtige Bestandteile der Immunabwehr gelten.
3. Regulationsfunktion für den Wärmehaushalt
Die Haut dient der Temperaturregulierung mit Hilfe veränderlicher Durchblutung und
Flüssigkeitsabgabe durch Drüsen.
4. Speicherfunktion
Die Haut ist in der Lage, Blut, Wasser, Depotfett, Mineralstoffe und Vitamine zu speichern.
5. Exkretionsfunktion
Verantwortlich für die Exkretion sind die Schweiß- und Talgdrüsen der Haut. Die
Schweißdrüsen sind nicht nur für die Regulierung der konstanten Körpertemperatur
verantwortlich, sondern sie dienen auch der Ausscheidung einer Vielzahl von Schlacken
und schädlichen Substanzen. Erstaunlich ist, daß bei körperlicher Schwerstarbeit und
hohen Temperaturen (Arbeiter am Hochofen) die Gesamtmenge des Schweißes pro Tag
10 bis 15 Liter betragen kann.
6. Resorptionsfunktion
Die Haut ermöglicht eine transfollikuläre und transepidermale Stoffresorption von außen
ins Körperinnere.
7. Sinnesfunktion
Schließlich ist die Haut Trägerin von Sinnesorganen zur Wahrnehmung von Druck,
Schmerz, Berührung, Erschütterung sowie von Tast-, Kälte- und Wärmeempfindungen.
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Durch Erröten, Erblassen, "Haarsträuben", Schweißausbrüche usw. ist die Haut ein
Kommunikationsorgan. Sensomotorische und vegetative Nerveneinflüsse signalisieren
sämtliche Mitteilungen über unser körperliches und seelisches Befinden zur
Hautoberfläche und gestalten dadurch unser jeweiliges äußeres Erscheinungsbild.
Auch die augenblicklichen Gefühlswahrnehmungen und die emotional-seelischen
Empfindungen spiegeln sich auf der Haut wider. Wir alle kennen den Ausdruck der Trauer
und Freude, des Schmerzes und der depressiven Verstimmung, der Angst und seelischen
Verwirrtheit. All diese Erlebnisse prägen die Hautbeschaffenheit des Gesichtes und sind
unauslöschbares Attribut für Lebensschicksale eines Menschenalters.
Integrale Bestandteile der Haut sind die Haare, die Finger- und Fußnägel, die Duft-,
Schweiß- und Talgdrüsen und die Halbschleimhäute der Übergangszonen zu den
natürlichen Körperöffnungen. Farbe, Glanz, Behaarung, Elastizität und Faltenbildung
bedingen ihr Aussehen.
Auf weitere anatomische und physiologische Einzelheiten der Haut möchte ich in diesem
Rahmen nicht weiter eingehen. Hingegen möchte ich auf einige sehr interessante
morphologische und physiologische Details an dieser Stelle stichwortartig hinweisen:
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die Fläche der menschlichen Haut beläuft sich auf ca. 1,5 - 2,0 m²
die Haut ist in der Lage, 1/3 des gesamten Blutes aufzunehmen
die Reißfestigkeit beträgt bis zu 90 kg pro Zentimeter
insgesamt enthält die menschliche Haut etwa 5 Millionen Haarfollikel, davon 1
Million am Kopf
der jeweilige Langhaarbestand am Kopf beläuft sich auf etwa 110.000 Haare
durch die Hautatmung werden innerhalb 24 Stunden 500 bis 600 cm3 Wasser
abgedunstet. Beim Schwitzen kann die Wasserabgabe bis zu 2 l ansteigen.
der Mensch besitzt etwa 2 Millionen Schweißdrüsen
1 cm² der Haut enthält etwa:
6 Millionen Zellen
15 Talgdrüsen
1 m Blutgefäße
5 Haare
100 Schweißdrüsen
5000 Sinneskörper
400 Nervenfasern
25 Tastkörperchen
200 Schmerzrezptoren
12 Kälterezeptoren
2 Wärmerezeptoren
(Auszug aus "Kosmetika, Rückstoffe und Lebensmittelzusatzstoffe", H. Aebi, Thieme
Verlag - Stuttgart.)
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3. Entstehungsursachen von Dermatosen
Jeder Mensch besitzt sein individuelles Hautorgan, das sich jeweils den
Lebensumständen und -abschnitten anpasst und sich dadurch von den anderen Organen
unterscheidet. Die krankhaften Erscheinungen der Haut sind außerordentlich mannigfaltig
und man gewinnt den Eindruck, daß immer neue Formen von Erkrankungen
hinzukommen. Verschiedene Ursachen können dafür verantwortlich gemacht werden.
Zum einen sind es die heutigen Schadstoffbelastungen unserer Umwelt und zum anderen
die vielen im Beruf und im Haushalt gebräuchlichen Chemikalien, die immer häufiger zu
Allergien, Kontaktekzemen usw. führen. In den letzten Jahren wurde festgestellt, daß
Berufsdermatosen häufiger werden. So sind derzeit 1/3 aller gemeldeten
Berufskrankheiten Hautkrankheiten, weil die chronische Belastung durch physikalischchemische Reize eine gesteigerte Empfindlichkeit der Haut zur Folge hat und weil
schließlich die zunehmend psychische Belastung am Arbeitsplatz ebenfalls zu
Hautveränderungen bzw. Dermatosen führen kann. Zum anderen setzen viele Menschen
ihre Haut in der Freizeit und während ihres Urlaubes allzu intensiver Sonnenbestrahlung
aus. Eine Folge dieser starken UV-Bestrahlung ist in den meisten Fällen ein mehr oder
weniger ausgeprägter Sonnenbrand, dem zwar kein besonderer Krankheitswert
beigemessen werden muß, bei weiterer intensiver Strahlenexposition besteht aber
durchaus die Gefahr, daß dauerhafte Hautschäden, bis hin zur malignen Entartung,
auftreten können.
Die Entstehungsmöglichkeiten von Dermatosen können endogener oder exogener Natur
sein. Besonders exogene Noxen sind im Hinblick auf die Funktion der Haut als Körperhülle
von Bedeutung. Hierbei handelt es sich im wesentlichen um Infektionen, toxische
Einflüsse, aktinische und thermische Einwirkungen und Allergien.
1. Infektionen
können ausgelöst werden durch:
a. Bakterien
z.B. Streptokokken verursachen u.a.:
o
o
o
o
o
Impetigo contagiosa
Erysipel
Abszesse und Phlegmonen
Panaritium
Paronychie
Staphylokokken verursachen u.a.:
o
o
o
o
o
o
Follikulitis
Abszesse und Phlegmonen
Periporitis
Schweißdrüsenabszesse
Furunkel
Karbunkel
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Impetigo contagiosa
Acne conglobata
b. Viren verursachen:
o Herpes simplex
o Stomatitis aphthosa
o Herpes zoster
o Warzen
c. Pilze
o
o
Zu erwähnen sind insbesondere die Epidermophytien, die überwiegend in den
Zehenzwischenräumen und an der Fußsohle, an den Handinnenflächen und
Seitenpartien der Finger und in der Leistengegend auftreten können.
Ferner die Trichophytie, die vorwiegend in Gesicht und Bartgegend, an Hals, Armen
und Händen, kurzerhand an Körperstellen, die nicht von der Kleidung bedeckt sind,
auftreten können.
Weiterhin ist die Soormykose zu nennen. Diese Hefepilzerkrankung findet sich
vorwiegend an den Schleimhäuten des Mundes. Der Soor befällt auch die Nägel
und bei Hausfrauen, deren Haut einer ständigen Mazeration ausgesetzt ist, die
Fingerzwischenräume.
d. Parasiten
Läuse, Flöhe, Mücken, Milben und Zecken. Sie können örtliche Hautinfektionen
auslösen. Es darf nicht unerwähnt bleiben, daß insbesondere die Zecke Ixodes
ricinus eine Encephalitis übertragen kann.
2. Toxische Einflüsse
Durch Einwirkung chemischer Substanzen auf die Haut können unterschiedliche
Hautveränderungen ausgelöst werden. Die entstehenden Schäden sind abhängig von der
Art, Konzentration, Einwirkungsdauer und Einwirkungsstelle der chemischen Substanz.
3. Aktinische Schäden
Als aktinische Schäden bezeichnet man Hautveränderungen, die durch Einwirkung von
Strahlen verschiedener Wellenlängen zustande kommen. Die häufigste Form eines
Lichtschadens ist der Sonnenbrand. Er ist die akute Folge hoher Ultraviolettdosen mit
Untergang vieler Epithelzellen und entzündlicher Reaktion. Es sei daran erinnert, daß mit
Zunahme der Sonnenlichtexposition auch der Hautkrebs zunimmt, wobei Basaliome zu ca.
65 % und Spinaliome zu ca. 80 % durch eine chronische Reizwirkung der UV-Strahlung
entstehen.
Auch Röntgenstrahlen führen dosisabhängig zur akuten Röntgendermatitis oder fördern
die Geschwulstbildung.
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4. Thermische oder Wärmeschäden
Thermische Schäden können verursacht sein durch: direkte Flammeneinwirkung, heiße
Dämpfe und heiße Flüssigkeiten, durch Explosionsverletzungen, durch Starkstrom oder
Wärmestrahlen. Je nach Intensität und Einwirkungsdauer treten Hautrötungen,
Blasenbildung oder Koagulationsnekrosen auf.
4. Die Haut als Spiegelbild organischer Störungen
Unsere Hautoberfläche wird nicht nur allein durch äußere Einflüsse und
Alterungsvorgänge beeinflußt, sondern auch durch innere Organstörungen und
psychische Belastungen. In vielen Fällen sind Hautstörungen die ersten Anzeichen einer
organischen Erkrankung, was deutlich macht, daß die Haut in einer ständigen
Wechselbeziehung zum Gesamtorganismus steht.
Körpereigene Stoffe können sich in der Haut ablagern und dadurch dem Behandler
wichtige diagnostische Hinweise geben. Ich möchte dies an einigen Beispielen
verdeutlichen:
4. 1 Hautsymptome bei Lebererkrankungen
Insbesondere Lebererkrankungen zeigen sich in vielfältiger Weise auf der Haut. Am
auffälligsten ist der Ikterus, der auf Grund infektiöstoxischer Schädigung des
Leberparenchyms, durch mechanische Abflußbehinderungen der Leber - Galle oder durch
gesteigerten Blutkörperchenzerfall mit extrahepatischer Bilirubinerhöhung auftreten kann.
Nach der jeweiligen zusätzlichen Tönung des gelben Grundtones unterscheidet man
verschiedene Ikterusformen. Es sind dies der Rubinikterus (bei akuter Hepatitis), der
Verdinikterus (bei Gallengangsverschluß), der Melasikterus (bei länger bestehendem
mechanischem Verschluß) und der Flavinikterus (bei intravasaler Hämolyse).
Bei länger bestehenden Lebererkrankungen, insbesondere der splenomegalen Formen,
sind oftmals feinste petechiale Blutungen als Folge der erheblich gestörten Blutgerinnung
zu beobachten.
Weiterhin sind die charakteristischen Gefäßsterne im Einflußbereich der oberen Hohlvene
ein Hinweis auf eine chronische Hepatitis und Leberzirrhose.
Ferner kann man bei chronischen Lebererkrankungen u.a. das Palmar-Erythem
beobachten. Seine Entstehung ist nicht völlig geklärt. Man vermutet aber, daß in der
geschädigten Leber u.a. Stoffe mit gefäßerweiternder Wirkung freigesetzt werden. Das
Palmar-Erythem besteht in einer teils flächenförmigen, teils fleckigen Rötung der
Handfläche und der vorderen Fingerglieder, wobei die Mitte der Palma meist frei bleibt.
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Die Haut des chronisch Leberkranken ist auffallend reich an feinsten venösen
Gefäßerweiterungen, die vorwiegend im Gesicht, im Nacken oder auf der Brust auftreten
können.
Zuweilen beobachtet man bei Leberkranken im Nacken- und Schulterbereich eine
kleinknotige Akne.
Mitunter findet man bei Patienten sogenannte Xanthome oder Xanthelasmen. Sie treten
u.a. bei Leberschäden mit Hypercholesterinämie auf. Es handelt sich hierbei um weiche,
gelbliche oder orangefarbene Erhabenheiten auf der Haut. Manche sind flach, andere
mehr knotenförmig. Sie können überall auf der Haut vorkommen. Vorwiegend entwickeln
sie sich jedoch mit Vorliebe an den Streckseiten der Extremitäten, am Stamm, der
Glutäalgegend und an den Augenlidern.
4. 2 Hautsymptome bei Nierenerkrankungen
Am Ende des Stoffwechselgeschehens steht die wichtige Ausscheidungsfunktion der
Nieren. Sie haben alle toxischen Stoffwechselprodukte auszuscheiden, die schädlich oder
giftig sind. Haut und Niere verbindet eine angeborene Verwandtschaft, denn beide haben
sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte aus demselben Ektoderm entwickelt. Eine
ähnliche Beziehung besteht zwischen Schweißdrüsen und Nierenkanälchen, sie sind nicht
nur ähnlich in der Form, sondern auch ähnlich in der Funktion. Beide fördern die
Ausscheidung und dienen damit der Entlastung und der Entgiftung.
Daher ist es verständlich, daß eine gestörte Ausscheidungsleistung in den Nieren zur
Stoffwechselverschlackung führt und Ablagerungen in der Haut bewirken kann. So kann
z.B. Harnsäure in größerem Umfang in der Haut gespeichert werden, was zur Bildung von
Gichttophi im Hautbindegewebe am Ohr, über den Finger- und Ze-hengelenken führen
kann.
Nierenerkrankungen lösen nicht unbedingt Hautkrankheiten aus. Jedoch ist bei
Nierenkranken eine auffallende Blässe und Trockenheit der Haut zu beobachten.
Dagegen können manche Hauterkrankungen zu renalen Komplikationen führen wie z.B.
Erysipel, Impetigo oder eine ausgeprägte Neurodermitis.
Weiterhin können Hautsymptome bei Störungen im Verdauungssystem, bei Erkrankungen
des Pankreas, des endokrinen Systems oder der Atmungsorgane auftreten.
Jedem Praktiker sei das Buch von Guido Körfgen "Hautbehandlung als Ganzheitsmedizin"
(WBV Biol.-Med. Verlagsgesellschaft, Schorndorf) zur Durcharbeitung empfohlen.
5. Psychosomatische Zusammenhänge bei Hauterkrankungen
Viele Hauterkrankungen stehen im engen Zusammenhang mit seelischen Erlebnissen und
Eindrücken. In vielfacher Hinsicht ist die Haut somit auch ein Spiegel der Seele.
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Jeder kennt das Erröten oder Erblassen auf Grund freudiger, peinlicher oder
schreckeinflößender Situationen. Es ist auch bekannt, daß sich sicher 50 % der Zuhörer
kratzen, sobald von Flöhen gesprochen wird. Wenn man sich ganz still verhalten, kein
Glied rühren soll, juckt bestimmt die Nase oder der Kopf oder die Fußsohle. Wenn man
vor einer wichtigen Besprechung oder Prüfung steht, schwitzen die Hände. Werden dann
noch schwierige Fragen gestellt, kommt man gleich ganz ins Schwitzen. Wie man sieht,
sind die bereits bei Normalpersonen vorkommenden Reaktionen der Haut auf psychische
Faktoren recht zahlreich. Es besteht also bei objektiver Betrachtung sicher kein Zweifel,
daß erstens psychische Faktoren Reaktionen an der Haut auszulösen vermögen und je
nach Stärke und Beeinflußbarkeit als Urticaria, Neurodermitis, Dys- oder Hyperhidrosis
usw. auftreten können. Zweitens besteht ebensowenig Zweifel, daß bestehende
Hautkrankheiten durch psychische Faktoren verstärkt und unterhalten werden können.
6. Definition der Effloreszenzen
Jede Hautkrankheit setzt sich aus immer wiederkehrenden ähnlichen Bausteinen, den
Effloreszenzen, zusammen. Wir unterscheiden zwischen sogenannten
Primäreffloreszenzen und Sekundäreffloreszenzen.
Primäreffloreszenzen sind solche, die als Erstveränderung beim Entstehen einer
Dermatose auftreten:
1. Macula - Fleck
2. Papel - Knötchen
3. Nodus - Knoten
4. Phyma - Knolle
5. Urtica - Quaddel
6. Vesicula - Bläschen
7. Bulla - Blase
8. Pustula - Pustel
9. Cyste - Zyste
1. Macula - Fleck
Es handelt sich hierbei um Farbveränderungen der Haut von verschiedener Größe,
mit scharfer oder unscharfer Begrenzung. Am häufigsten werden Flecken durch
Zirkulationsstörungen in der Haut verursacht - sogenannte Erytheme.
Ferner können körpereigene Farbstoffe von vereinzelten Zellgruppen gebildet und
an umschriebenen Stellen als braune oder schwarze Muttermale abgelagert
werden. Aber auch pigmentlose, weiße Stellen bezeichnet man ebenfalls als
Flecken, z.B. Vitiligo.
2. Papel - Knötchen
Knötchen sind gut abgegrenzte, kleine, feste Gewebsverdickungen, die sowohl tief
kutan als auch epidermal sitzen können. Ihre Größe schwankt zwischen
Stecknadelkopf und Linsengröße. Ihre Oberfläche kann kugelförmig gewölbt,
kegelförmig spitz oder scheibenförmig flach sein.
Beispiele: Lichen ruber, Ekzem
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3. Nodus - Knoten
Knoten nennt man alle größeren Infiltrate von mehr als 5 mm Durchmesser, die im
Gegensatz zu den kleinen oberflächlichen Papeln auch die Subcutis in größerer
oder geringerer Tiefe mit einbeziehen.
4. Phyma - Knolle
Es handelt sich hierbei um ein Konglomerat von Knoten wie es bei der
"Knollennase", dem Rhinophym zu finden ist.
5. Urtica - Quaddel
Darunter verstehen wir das Hautniveau überragende Erhabenheiten von weißer,
roter oder gelber Farbe, die schubweise auftreten und von weicher Konsistenz sind.
Quaddeln sind in der Regel sehr flüchtig, sie können in kürzester Zeit entstehen
und ebenso schnell wieder verschwinden.
Beispiel: Urticaria
6. Vesicula - Bläschen
Es handelt sich hier um flüssigkeitsgefüllte Hohlräume in der Epidermis oder
zwischen Epidermis und Cutis.
Beispiel: Herpes simplex, Ekzembläschen
7. Bulla - Blase
Ein flüssigkeitsgefüllter Hohlraum über 5 mm Größe wird als Blase bezeichnet.
Beispiel: Blasen beim Pemphigus vulgaris
8. Pustula - Pustel
Pusteln sind eitergefüllte Hohlräume, die als gelbe Punkte imponieren und von
einem roten Hof umgeben sind.
9. Cyste - Zyste
Eine Zyste ist ein abgegrenzter, meist mit einer bindegewebigen Wand versehener
Hohlraum, in dem z.B. Talg, Hornmaterial usw. enthalten sein können.
Sekundäreffloreszenzen sind Hautveränderungen, die im Anschluß an
Primäreffloreszenzen bzw. auf deren Boden entstehen. So tritt z.B. bei einem
Sonnenbrand zunächst eine Rötung auf (Primäreffloreszenz). Die nachfolgende
Schuppung stellt eine Sekundäreffloreszenz dar.
Sekundäreffloreszenzen sind:
1. Squama - Schuppe
2. Crusta - Kruste, Borke
3. Erosio - Schürfung (Oberfläche)
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4. Excoriatio - Abschürfung (geht in die Tiefe)
5. Rhagade und Fissur - Schrunde
6. Ulcus - Geschwür
7. Cicatrix - Narbe
8. Atrophia - Atrophie
1. Squama - Schuppe
Schuppen sind mehr oder weniger leicht ablösbare Hornauflagerungen infolge
Verhornungsanomalien.
Die Schuppen können einerseits kleie- bzw. staubartig, andererseits ein- oder
mehrschichtig, lose oder festsitzend sein. Schuppen sind weiß-trocken oder
gelblich-fettig. Sie können eingetrocknetes Blut oder Sekret enthalten und dadurch
schorfartigen Charakter haben.
Beispiel: Kopfschuppen, Psoriasis
2. Crusta - Kruste
Unter Kruste ist die Auflagerung eingetrockneter Flüssigkeiten zu verstehen, die
aus Blut, Eiter, Lymphe oder anderen Sekreten bestehen kann.
Ist eine Schuppe mit Sekret stark durchtränkt, so bezeichnet man dies als
Schuppenkruste.
Beispiel: Mikrobielles Ekzem
3. Erosio - Schürfung
Es handelt sich hierbei um einen oberflächlichen Substanzdefekt der oberen
Epidermisschichten.
4. Excoriatio - Abschürfung
Bei Excoriationen reichen die Defekte bis in die Cutis. Sie werden u.a. ausgelöst als
Folge des Kratzens bei stark juckenden Dermatosen.
5. Rhagade - Schrunde
Durch Elastizitätsveränderungen der Haut treten oftmals sehr schmerzhafte,
spaltförmige, flache Gewebseinrisse auf, insbesondere bei trockener
Hyperkeratose.
6. Ulcus - Geschwür
Ulzerationen sind Geschwüre, die durch Zerfall von krankhaft verändertem Gewebe
entstehen. Der Substanzdefekt der Haut kann bis zur Lederhaut reichen und heilt
immer narbig ab.
7. Cicatrix - Narbe
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Nach größerem Substanzverlust der Haut kommt es zur narbigen Abheilung. Die
bindegewebige Narbenbildung ist von harter Konsistenz und enthält in der Regel
weder Haare noch Schweiß- und Talgdrüsen.
8. Atrophia - Atrophie
Die Atrophie wird durch eine altersbedingte oder krankhafte Degeneration
hervorgerufen, wodurch die Haut weicher und unelastischer wird. Sie läßt sich leicht
in Falten abheben oder ist unter Umständen wie gekrülltes Seidenpapier dauernd
gefältet. Ferner kann man feststellen, daß die Haut dünner wird, so daß die Gefäße
bläulich durchschimmern.
7. Die biologische Therapie von Dermatosen
Der Hautarzt Dr. med. Guido Körfgen schreibt u.a. in seinem Buch "Hautbehandlung als
Ganzheitsmedizin": "Die Behandlung der Haut kann nur erfolgreich sein, wenn der Mensch
als organisches Ganzes gesehen wird."
Das setzt von seiten des Behandlers eine sehr gründliche Anamneseerhebung und eine
ebenso sorgfältige Untersuchung des Patienten voraus. Nicht zu vergessen ist der Blick in
das seelische Gefüge des Patienten. Dabei sind labortechnische oder sonstige apparative
Untersuchungen durchaus wertvoll und hilfreich. Wesentlich aber ist das geschulte und
sichtende Auge des Behandlers.
Unentbehrlich in der diagnostischen Erfassung des hautkranken Menschen ist die
Beurteilung der individuellen Veranlagung im Sinne der Konstitution und Disposition.
Unter Konstitution verstehen wir die Summe aller angeborenen Eigenschaften:
körperlicher Zustand
funktionelle Verfassung
seelisches Befinden
Im erweiterten Sinne zählen zur Konstitution die Erbanlagen und Erkrankungen der Eltern
und Großeltern und die damit verbundenen toxischen Belastungen (Erbtoxine).
Ferner pränatale Erkrankungen als Folge verschiedener exogener Faktoren, die zu einer
intrauterinen Entwicklungsstörung des Kindes während der ersten drei
Schwangerschaftsmonate, d.h. während der Organentwicklung führen.
Unter Disposition hingegen verstehen wir die angeborene oder erworbene Empfänglichkeit
und Ansprechbarkeit des Körpers für Krankheiten.
A. Desault hat als Dispositionsfaktoren strukturelle Veränderungen durch Traumen,
chemische Einwirkungen, Mikroorganismen, Stoffwechselstörungen, um nur einige
Faktoren zu nennen, dafür verantwortlich gemacht.
7. 1 Basistherapie
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7. 1. 1 Herdsanierung
Zu Beginn jeder Hautbehandlung ist eine Ausschaltung und Beseitigung von Störfeldern
und eine Fokalsanierung, wenn erforderlich, angezeigt. Bircher spricht von einer "Lösung
der Sperrhaken gegen die Gesundheit".
Zu den wichtigsten Störfaktoren gehören:
a.
b.
c.
d.
e.
f.
Zahnherde
Dysbiosen
chronische Appendicitis
chronische Gastritis
chronische Cholecystitis
chronische Nebenhöhlenentzündungen
a. Zur Therapie von dentogenen Fokaltoxikosen:
Eine Röntgenkontrolle durch den Zahnarzt und eine evtl. chirurgische Sanierung
wird wesentlicher Bestandteil der Therapie sein. Zur prä- und postoperativen
Behandlung können eingesetzt werden:
PHÖNIX Antitox
PHÖNIX Lymphophön aa 50,0
S. 3 x tgl. 30 Tropfen n.d.E.
oder
PHÖNIX Entgiftungstherapie
b. Zur Therapie von Dysbiosen:
Eine Vielzahl von Hautkrankheiten entsteht durch Überlastung des Stoffwechsels,
wie z.B. bei reichlicher Überernährung mit Fleisch, Alkohol, Süßigkeiten, Gewürzen
usw. Durch die ständige Überforderung des Verdauungssystems treten erhebliche
Störungen im Darmmilieu auf, was oftmals eine Dysbakterie mit nachfolgender
Obstipation zur Folge hat. Daraus resultieren vielfach Ekzeme, Akne, Seborrhoe
oder allergische Hauterscheinungen.
In der Behandlung von Dysbiosen hat sich insbesondere die Nährflüssigkeit
microflorana N als Grundlagentherapie bestens bewährt. Es werden dadurch nicht
nur vorhandene Fermentblockaden beseitigt, sondern auch die geschädigte
Darmflora, so daß das gestörte Darmmilieu als Ganzes abgebaut und eliminiert
wird.
Zur Aktivierung des Leberparenchyms und zur unterstützenden Entgiftung der aus
dem Darm stammenden toxischen Stoffwechselmetaboliten ist die Durchführung
der PHÖNIX Entgiftungstherapie angezeigt:
3 Tage Anregung der Leber-Galle-Funktion und Ausleitung über den Darm:
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PHÖNIX Phönohepan
S. 3 x tgl. 60 Tropfen n.d.E.
3 Tage Anregung und Aktivierung der Nierenfunktion:
PHÖNIX Solidago II/035 B
S. 3 x tgl. 60 Tropfen n.d.E.
3 Tage Steigerung der körpereigenen Abwehr und verstärkte Ausscheidung
über die Haut:
PHÖNIX Antitox
S. 3 x tgl. 20 Tropfen n.d.E.
Dieser Zyklus ist bis zu einer Gesamtdauer von 45 Tagen zu wiederholen.
c. Zur Therapie der chronischen Appendizitis:
Bei vorliegendem Befund ist eine chirurgische Sanierung indiziert. Hier können
ebenfalls zur prä- und postoperativen Behandlung eingesetzt werden:
PHÖNIX Antitox
PHÖNIX Lymphophön aa 50,0
S. 3 x tgl. 30 Tropfen n.d.E.
d. Zur Therapie der chronischen Gastritis:
Wenig geläufig ist der unmittelbare Zusammenhang zwischen Hautkrankheiten und
Magenleiden. Dabei zeigen etwa 45 % aller Gastritispatienten Neigung zu Ekzem,
Urtikaria, Akne vulgaris oder Intertrigo.
Zur Behebung der Gastritis hat sich folgendes bewährt:
PHÖNIX Gastriphön
PHÖNIX Ulcophön aa 50,0
S. 3 x tgl. 30 Tropfen n.d.E.
1 x 60 Tropfen v.d. Schlafengehen
Nux vomica S Phcp®
S. 3 x tgl. 8 Globuli n.d.E.
oder
Injektionstherapie
2 - 3 x wöchentlich 2 Amp. Juv 110 Injektion
2 Finger unterhalb des Processus xiphoidens, s.c. ca. 3 Wochen lang,
anschließend reduzierte Injektionsfolge.
e. Zur Therapie der chronischen Cholecystitis:
Sie ist sehr häufig die Ursache einer Dysbiose und sollte daher behandelt werden:
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PHÖNIX Plumbum 024 A
PHÖNIX Hydrargyrum II/027 A aa 50,0
S. 3 x tgl. 30 Tropfen n.d.E.
1 x tgl. 60 Tropfen v.d. Schlafengehen
oder
Injektionstherapie
2 - 3 x wöchentlich 2 Amp. Juv 110 Injektion
in Akupunkturpunkt Leber 13, s.c. ca. 3 Wochen lang, anschließend
reduzierte Injektionsfolge.
f. Zur Therapie der chronischen Nebenhöhlenentzündungen:
Sie ist sehr häufig und wird oftmals übersehen! Folgendes Vorgehen hat sich
bewährt:
PHÖNIX Hydrargyrum II/027 A
PHÖNIX Antitox
PHÖNIX Lymphophön aa 50,0
S. 3 x tgl. 50 Tropfen n.d.E.
Außerdem sollte einmal täglich eine Inhalation mit folgender Teemischung erfolgen:
o
o
o
o
o
o
Fol. Menthae piperitae
Fol. Salviae
Flor. Violae odoratae
Hb. Basilici aa 30,0
M.f.spec.
D.S. 1 Eßlöffel auf 1 Liter Wasser kurz aufkochen und 3 Minuten ziehen
lassen. Anschließend 1 Tropfen JHP Öl hinzugeben und 10 Minuten
inhalieren.
7. 1. 2 Umstimmungstherapie
Die Umstimmungstherapie spielt bei der Behandlung der meisten Hauterkrankungen eine
bedeutsame Rolle. Durch das Zusammenspiel von humoralen und nervalen Faktoren
kommt es zu einer mehr oder minder starken Reaktionsweise, was wiederum eine
veränderte Reaktionslage bewirkt und damit den Heilungsprozess in Gang setzt.
Ich möchte in diesem Zusammenhang nur einige wichtige Methoden der
Reizkörpertherapie benennen und weitere Erläuterungen bei den jeweiligen
Krankheitsbildern geben.
Zur Verfügung stehen in erster Linie:
a. Eigenbluttherapie
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b. Eigenharnbehandlung
c. Meerwasserbehandlung
7. 1. 3 Ausleitungstherapie
Die Haut ist als Ausscheidungsorgan vielfach überlastet. Daher gilt für jede Therapie der
wichtige Grundsatz, verstärkt über die Nieren, Leber und Darm auszuleiten, um dadurch
die Haut zu entlasten.
Für eine gezielte und umfassende Ausleitungstherapie hat sich die bereits erwähnte
PHÖNIX Entgiftungstherapie erfolgreich bewährt.
Es sei mir auch hier erneut der Hinweis gestattet, daß wir unsere Patienten immer wieder
auf eine hinreichende Flüssigkeitsaufnahme aufmerksam machen müssen. Nur dann ist
eine erfolgreiche Ausleitung über Darm und Nieren möglich.
Zur Unterstützung der Ausleitung können im tgl. Wechsel folgende bewährte
Teerezepturen eingesetzt werden:
Lebertee nach Dr. Sauer / Dr. Schenk:

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


Rp.
Sem. Cardui Mariae
Fol. Menthae pip. aa 30,0
Hb. Millefolii
Flor. Stoechados aa 20,0
M.f.spec.
1 Teelöffel auf 1 Tasse als Aufguß, 10 Minuten ziehen lassen, morgens und abends
1 Tasse trinken.
Zur Förderung der Diurese ein Teerezept von Lindemann:






Fol. Betulae 30,0
Hb. Urticae 30,0
Hb. Equiseti 20,0
Hb. Virgaureae 20,0
M.f.spec.
D.S. 1 Teelöffel auf 1 Tasse als Aufguß. Mehrere Tassen täglich, nicht bei akuter
Nierenentzündung.
7. 2 Behandlungsbeispiele aus der Praxis
7. 2. 1 Ekzem
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Die Ursache des Ekzems beruht auf einer angeborenen oder erworbenen
Überempfindlichkeit des Epithels gegen Reize verschiedener Art. Es ist eine der
häufigsten Dermatosen und man kennt fast 100 verschiedene Ekzemarten.
Alle Ekzeme haben gemeinsam die gleichen Effloreszenzen: juckende Papeln oder
Papulovesikeln auf gerötetem Grund.
Alle Ekzeme haben auch den gleichen Verlauf: im akuten Stadium finden sich Papeln und
Papulovesikeln sowie nässende erosive Flächen, im subakuten Stadium finden sich neben
Papeln und Erosionen Schuppungen mit Verhornung und Einrisse der Haut.
Aus der großen Gruppe der Ursachen seien einige Beispiele zum besseren Verständnis
aufgeführt:
1. Chemische Reize







Chemiefabriken und Grundstoffe der Farbindustrie (Anilinfarben, Naphthole)
Reinigungsmittel
Firnisse
Desinfektionsmittel
Tierhaare
Kleidung
Kleiderstoffe usw.
2. Thermische und aktinische Reize




Sonne
Höhensonne
Röntgen- und Radiumstrahlen
kalte, feuchte Luft
3. Toxisch - infektiöse Reize





Gräser
Primeln
Geranien
Arzneimittel, insbesondere Barbitursäure, Chinin, Salicylsäure usw.
Nahrungsmittel, z.B. Südfrüchte, Gewürze, Fische, Eier, usw.
Auch unspezifische Faktoren wie Störungen am vegetativen Nervensystem oder
endokrinen System und vor allen Dingen psychische Labilität kommen als Ekzematogene
in Betracht.
Therapieempfehlungen
Die Behandlung ist in den Grundzügen bei allen Ekzemarten gleich. Zunächst muß
versucht werden, die auslösenden Noxen festzustellen und auszuschalten. Hilfreich ist
hier der Allergiefragebogen der beiden Allergologen Gronemeyer und Fuchs (siehe
Heftreihe ZUM THEMA Nr. 4, Seite 17).
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Wichtig ist der Grundsatz:
Je akuter das Ekzem, um so milder ist das Therapeutikum zu wählen!
Äußere Therapie der akuten Ekzemform:
Eine Wohltat für die stark entzündete Haut sind kalte, feuchte Umschläge mit Kompressen
unter Zusatz von:
physiologischer Kochsalzlösung
oder
Flor. Malvae 75,0
Rhiz. Tormentillae 25,0
M.f.spec.
2 Eßlöffel auf 1 Liter Wasser als Abkochung, abkühlen lassen, feuchte Umschläge
durchführen (Rezeptur nach F. Weis)
oder
Rp. (nach Dr.med. Körfgen)
Aerosil 10,0
Aqua dest ad 100,0
S. für feuchte Umschläge
Durchführung der Umschläge:
In die vorbereitete Flüssigkeit werden entweder Mullkompressen (10-12 Lagen
übereinander, von denen die untersten zwei beim Wechsel des Umschlages auf der
Anwendungsfläche verbleiben) oder, noch besser, gewaschene, ältere Leinwandstücke,
evtl. auch eine frisch gebügelte Serviette, eingetaucht und gering ausgedrückt, auf die
nässende Ekzemfläche aufgelegt. Wichtig und entscheidend ist, daß etwa alle 5 Minuten,
später halbstündlich, die Pflegeperson oder etwa der Kranke selber, die Mullkompressen
neu anfeuchtet.
Kann ein solch rascher Wechsel nach einiger Zeit, z.B. zur Nacht, nicht mehr durchgeführt
werden, so verbleibt die betreffende Ekzemfläche unbedeckt und wird nunmehr mit Zinköl
eingerieben:
Rp.
Zinci. oxyd. 40,0
Ol. Oliv. ad 100,0
M.D.S. Zinköl
Anstelle von Zinköl kann die Haut auch mit Ungt. leniens sine aqua rosarum dünn
eingefettet werden.
Grundsätzlich gilt bei nässenden, hoch entzündeten Ekzemen:
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Feucht auf feucht!
Das Wirkprinzip der Umschläge besteht darin, daß durch die Wasserdampfabgabe
Verdunstungskälte entsteht, die zu einer Kontraktion und Abdichtung der oberflächlichen
Hautkapillaren führt. Dadurch wird weiterer Serumaustritt verhindert und die
Hautoberflächen trocknen rasch ab. Ein weiterer Vorzug besteht in dem für den Patienten
angenehmen kühlenden Effekt.
Während der akuten Entzündungsphase des Ekzems sollten keine verdünnten
Kamillenextraktumschläge erfolgen. Es können dadurch verstärkte Hautreize ausgelöst
werden. Bei länger bestehendem akuten Ekzem muß eine bakterielle Superbesiedlung der
Haut in Betracht gezogen werden. In diesem Fall sind feuchte Umschläge mit Rivanol
Lösung 1:2000 indiziert. Ferner können auch Umschläge mit Chinosol Tbl. (1 Tbl./1 l
Wasser) in Anwendung kommen.
Bei generalisiertem akuten Ekzem ist es nicht immer möglich, feuchte Umschläge zu
machen. Hier ist es empfehlenswert, lauwarme Bäder (ca. 35-38 Grad Celsius) unter
Zusatz von 1 kg Bolus alba crud. pro Vollbad durchzuführen.
Bei superinfiziertem Ekzem sind Bäder mit Kaliumpermanganat angebracht (auf richtige
Verdünnung achten).
Späterhin sind Bäder mit Detergentien, wie z.B. Sulfo Ölbad Cordes, Olatum Öl Bad,
Balneum Hermal F oder Töpfer Kleiebad durchzuführen.
Orale Therapie der akuten Ekzemform:
Bei akuter Dermatitis mit hochroter, heißer Haut und brennenden Schmerzen:
Belladonna D4
S. 2stdl. 5 Tropfen auf die Zunge geben
Bestehen ausgedehnte, sehr stark juckende Blasen- und Bläscheneruptionen:
Rhus toxicodendron D6
S. 2stdl. 5 Tropfen auf die Zunge geben
Handelt es sich um ein nässendes Ekzem mit scharfen, brennenden Absonderungen und
gleichzeitigem Juckreiz, der insbesondere nachts verstärkt auftritt:
Arsenicum album D6
S. 2stdl. 5 Tropfen auf die Zunge geben
Zur Steigerung der körpereigenen Abwehr und zur Mesenchymentschlackung verabfolgen
wir außerdem:
PHÖNIX Antitox
S. 1. Woche 3 x 5
2. Woche 3 x 10
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ab
3. Woche 3 x 15 bis 20
4. Woche 3 x 20 bis 30
5. Woche fortlaufend 4 x 30 Tropfen tgl.
Sobald die akute Phase des Ekzems nach etwa 2 bis 3 Tagen abgeklungen ist und die
Haut eine Beruhigung erfahren hat, beginnt man vorsichtig mit einer milden, äußeren
Hautbehandlung.
So hat sich z.B. die von Dr.med. Körfgen empfohlene Rezeptur zur nachfolgenden
Behandlung bestens bewährt:
Rp.
Aqua calcar. 45,0
Zinc. oxid. 30,0
Misce adde
Ol. Arachid. 15,0
Emulge f. liniment
S. 2 x tgl. auftragen
Zinkoxid wirkt auf die Haut reizmildernd und beruhigend, kühlend und adstringierend.
Gleichzeitig bildet sich auf der Haut eine Schutzbarriere gegen weitere äußere Einflüsse.
Der Zusatz von Oleum Arachidis (Erdnußöl) gibt der Rezeptur den Linimentcharakter.
Zur weiteren Behandlung können dann die nachfolgenden Fertigpräparate mit gutem
Erfolg eingesetzt werden, wie z.B.:
PHÖNIX Kalophönsalbe
oder
DHU Halicar-Salbe
Die Reinigung der Haut von Salbenresten sollte man mit Olivenöl oder warmer Milch
vornehmen. Zur Entfernung körpereigener oder medikamentöser Verkrustungen möchte
ich auf das Ichto Bad hinweisen.
Äußere Therapie des subakuten oder chronischen Ekzems
Bäder oder Ganzwaschungen sind dem Patienten mit Ekzemen angenehm, insbesondere
stillen sie den unangenehmen Juckreiz. Angezeigt sind Zusätze von Zinnkraut,
Eichenrinde oder Kamille. Als besonders angenehm werden Kleie-Bäder empfunden, z.B.
Silvapin Weizenkleie-Extrakt, Töpfer Kleie Hautbad usw. Selbstverständlich können auch
die Bäder mit Detergentien angewandt werden, wie z.B. Ölbad Cordes, Balneum Hermal F
usw. Häufiges Baden kann trotz rückfettender Substanzen zur Hautaustrocknung führen.
Aber schon die Zugabe von 1/4 Liter Milch zusammen mit 2 Eßlöffel Olivenöl auf ein
Vollbad vermag davor zu schützen, daß die Haut auch bei frequentem Bad weniger rauh
wird. Nach solch einem Bad darf die Haut nicht eingefettet werden!
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Orale Therapie des subakuten oder chronischen Ekzems
Insbesondere bei den chronischen Hauterkrankungen kann man die Gesetzmäßigkeit
einer homöopathischen Arzneiwirkung demonstrieren und beobachten.
Bei subakutem oder chronischem Ekzem spielt insbesondere Sulfur als Reaktionsmittel
eine sehr bedeutsame Rolle.
Sulfur D6 - D12
Bei chronischen, immer wiederkehrenden
Ekzemen mit trockener und schuppiger
Haut, starkem Juckreiz und Brennen, mit
nächtlicher Verschlimmerung im Bett. Ein
Stoffwechsel-, Umstimmungs- und
Konstitutionsmittel, insbesondere dann,
wenn andere Mittel nur unzureichend oder
überhaupt nicht wirken.
Bei Verschlimmerung geht man auf
niedere Potenzen D4 oder D3 zurück!
Graphites D4 - D6
Juckende, nässende Ekzeme,
insbesondere am Kopf, Gesicht, Ohren
oder Genitalien mit honigartigem Sekret
bei pastösen und gedunsenen Patienten.
Sepia D6
Bei eiternden, juckenden Pusteln mit stark
geröteter Haut, die insbesondere im
Klimakterium auftreten.
Weiterhin können auch Fertigpräparate verabfolgt werden. Hier haben sich insbesondere
bewährt:
Sulfur Phcp®
S. 3 x 8 Globuli n.d.E.
im tgl. Wechsel mit
Calcium sulfuricum Phcp®
S. 3 x 8 Globuli n.d.E.
PHÖNIX Antitox
S. 1. Woche 3 x 5
2. Woche 3 x 10
3. Woche 3 x 15 bis 20
4. Woche 3 x 20 bis 30
ab 5. Woche fortlaufend 4 x 30 Tropfen tgl.
Umstimmungstherapie beim subakuten und chronischen Ekzem
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Eigenbluttherapie
Während beim akuten Ekzem die Wirkung der Eigenblutbehandlung unterschiedlich
beurteilt wird, zeigt die Behandlung der chronischen Formen des Ekzems gute
Ergebnisse. Oft kann man beobachten, daß durch die Behandlung mit Eigenblut die
äußere Anwendung von Salben oder Pasten viel deutlicher und intensiver anspricht.
Beim chronischen Ekzem hat sich folgendes Schema in der Praxis bewährt:
1. tgl. ansteigend:
0,1; 0,2; 0,3; 0,4; 0,5 ml i.c. als Quaddeln
2. 3tägig ansteigend:
0,6; 0,7; 0,8; 0,9; 1,0 ml s.c.
3. 5tägig ansteigend:
1,0; 1,5; 2,0; 2,5; 3,0 ml i.m.
4. alle 10 Tage 3,0 ml EB i.m. auf die Dauer von 6 Wochen
Behandler, die mit dem von Dr. med. Höveler entwickelten Hämoaktivator arbeiten, führen
Eigenblutbehandlungen mit aktiviertem Eigenblut nach folgendem Schema durch:
1. Woche: 3 x wöchentlich 1 EB Injektion
2.- 4. Woche: 2 x wöchentlich 1 EB Injektion
ab 5. Woche: 1 x wöchentlich 1 EB Injektion
Allgemeinmaßnahmen:
Jeder Ekzematiker ist reizarm und entquellend zu ernähren. Das Einlegen von Fasttagen
und anschließender Umstellung auf Rohkosternährung trägt zum Erfolg bei. Am ersten
Fastentag muß der Darm gründlich entleert werden. Man verordnet daher Magnesium
sulfur. (20 g auf 1/2 l Wasser), morgens nüchtern getrunken.
Jeder Patient erhält zur Ernährungsumstellung das von Bircher-Benner geschriebene
Büchlein:
Handbuch für Hautkranke, Bircher-Benner Verlag, Zürich
Alkohol, vor allem Cognac, Obstwässer, starker Kaffee oder Tee und reichlicher
Nikotinkonsum, Süßigkeiten und Zitrusfrüchte sind zu verbieten. Es sind Reizstoffe, die oft
Juckkrisen auslösen oder unterhalten. So ist z.B. bekannt, daß Cognac Scrotalpruritus und
starker Kaffee Afterjuckreiz auslöst.
Als Nahrungsergänzungsmittel und zum Aufbau einer vernünftigen Darmflora ist
microflorana N unbedingt zu verordnen.
Ekzempatienten brauchen Ruhe! Unnötige physische und psychische Reize müssen
ausgeschaltet werden. Die Betreuung der Seele ist gerade für den Hautpatienten eine
zwingende Notwendigkeit, denn innere Konflikte haben großen Anteil an der Erkrankung
der Haut.
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Vor allen Dingen muß der Patient begreifen, daß sein Leben mit so viel unwesentlichen
Dingen belastet ist. Er muß lernen, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen.
Klimawechsel ist meistens von Nutzen, wobei See- oder Höhenklima über 1500 m häufig
erscheinungsfrei macht.
Merke:
Weichspüler und Waschmittel mit starken Aufhellern sollten von Patienten mit
Hauterkrankungen grundsätzlich gemieden werden!
Dyshidrotisches Ekzem
Hierbei handelt es sich um eine Hauterkrankung mit sagoartigen, juckenden Bläschen und
Pusteln oder Sekundäreffloreszenzen an den Fußsohlen und insbesondere an den
Handtellern. Durch den starken Juckreiz können sich die Effloreszenzen nässend, eitrig
oder krustig verbreiten und Sekundärinfektionen bewirken. Der Verlauf ist unter
Umständen sehr langwierig und die Rezidivneigung groß.
Die Ursache ist bis heute nicht ganz geklärt. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um
eine mykotische Affektion. Auch die Einwirkung eines Allergens oder eine bakterielle
Entzündung kann die auslösende Ursache sein.
Therapieempfehlungen:
Insbesondere bei der Dyshidrose ist die Darm- und Stoffwechselsanierung sehr wichtig, da
unter Umständen auch Darmallergene die auslösende Ursache sein können.
Folgendes Konzept hat sich bewährt:
1. PHÖNIX Entgiftungstherapie
3 Tage Anregung der Leber-Galle-Funktion und Ausleitung über den Darm:
PHÖNIX Phönohepan
S. 3 x tgl. 60 Tropfen n.d.E.
3 Tage lang Anregung der Nierenfunktion:
PHÖNIX Solidago II/035 B
S. 3 x tgl. 60 Tropfen n.d.E.
3 Tage Steigerung der körpereigenen Abwehr und verstärkte Ausscheidung über
die Haut:
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PHÖNIX Antitox
S. 3 x tgl. 20 Tropfen n.d.E.
Dieser Zyklus ist bis zu einer Gesamtdauer von 45 Tagen zu wiederholen.
2. Nährflüssigkeit microflorana N
Für die Grundlagentherapie ist microflorana N sehr bedeutungsvoll. Es werden
nicht nur vorhandene Fermentblockaden beseitigt, sondern auch die geschädigte
Darmflora, so daß das gestörte Darmmilieu als Ganzes abgebaut wird.
Stellt sich heraus, daß das dyshidrotische Ekzem an den Füßen mykotischen Ursprungs
ist, muß eine spezifische Behandlung durchgeführt werden:
Äußerlich: Fußbäder mit Kaliumpermanganatlösung (nicht wärmer als
35-38 °C)
oder
Fußbäder mit dem gerbstoffhaltigen Tannosynt-Hermal
Anschließend werden die befallenen Stellen der Haut morgens und abends mit Tinatox
Lösung - Brenner eingepinselt.
Wenn eine Mykose auszuschließen ist, wird folgendes Vorgehen empfohlen:
Äußerlich: Hand- und Fußbäder mit Kaliumpermanganatlösung
Nach dem Baden werden die betroffenen Stellen mit nachfolgender Rezeptur eingerieben:
Rp.
Bismuti subgallici 10,0
Zinc. oxydati
Talci aa 25,0
Ol. lini 20,0
Ungt. alkohol lanae 100,0
M.D.S. Pasta exsiccans bei Dyshidrose
Große Vorsicht mit Fettsalben und stark reizenden Substanzen.
Umstimmungstherapie
Die Durchführung der Eigenbluttherapie erfolgt nach dem gleichen Schema wie beim
chronischen Ekzem.
Orale Therapie
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Zur Unterstützung haben sich als homöopathische Einzelmittel sehr gut bewährt:
Grundsätzlich:
Natrium sulfuricum D30
S. 2-wöchentlich morgens nüchtern
1 Tbl. im Mund zergehen lassen
Das Mittel für den gestörten Stoffwechsel.
Mezereum D4 - D12
S. 3 x tgl. 1 Tbl.
Insbesondere bei stark juckenden und brennenden Bläschen mit serösem Inhalt.
Rhus toxicodendron D6-D12
S. 3 x tgl. 1 Tbl.
Bei bestehendem Verdacht auf eine Kontaktallergie mit rezidivierenden pustulösen bis
bullösen, stark juckenden Effloreszenzen.
Eine ebenso wirkungsvolle Alternative in der oralen Therapie bietet die Firma PHÖNIX:
PHÖNIX Antitox
PHÖNIX Lymphophön
PHÖNIX Phönohepan aa 50,0
S. 4 x tgl. 20 Tropfen
Allgemeinmaßnahmen
Der Genuß von starken Reizstoffen wie Alkohol, Kaffee, schwarzer Tee, stark gewürzte
Speisen, ebenso Fleisch muß zumindest vorübergehend eingeschränkt werden. Eine
laktovegetabile Kost ist zunächst angezeigt.
Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist zu achten!
Zum Schutz vor exogenen Faktoren und als prophylaktische Maßnahme sollte die Haut
nach jedem Waschen mit einer entsprechenden Hautcreme eingerieben werden. Als
hautschonende Reinigungsmittel sind derzeit die flüssigen Präparate, z.B. Satina-Mack,
Devela-Liquidum, Sebamed usw. oder auch die üblichen Seifenstücke, wie z.B. Satina,
Sebamed zu nennen.
Endogenes Ekzem
Für dieses Hautleiden gibt es in der Literatur zahlreiche Namen:




Neurodermitis constitutionalis
atopische Dermatitis
Atopikerekzem
spätexudatives Ekzematoid
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
Säuglingsekzem
Beim endogenen Ekzem spielt die allergische Reaktionsbereitschaft eine dominierende
Rolle. Aus der Anamnese geht bereits die familiäre Belastung mit Kinderekzem, Asthma,
Migräne, Heuschnupfen deutlich hervor. Der IgE-Spiegel ist oft im Blutserum erhöht. Dies
bewirkt wiederum eine Hemmung der Leukozytenfunktionen und damit der zellulären
Abwehr. Demzufolge sind die Patienten für bestimmte Virusinfektionen, z.B. Warzen,
Herpes, besonders anfällig. Aber auch die Gefahr der bakteriellen Infektion ist gegeben.
Interessant ist die Feststellung, daß gegenüber Kontaktnoxen keine erhöhte
Empfindlichkeit besteht. Auffällig ist jedoch die häufige Unverträglichkeit gegenüber
Hausstaub und Tierhaaren wie z.B. Wolle.
Häufig findet man bei diesen Patienten auch Hepato-Cholecystopathien,
Verdauungsstörungen mit und ohne Obstipation.
Symptome:
A. Bereits im Säuglingsalter (3.-4. Lebensmonat) treten die ersten Anzeichen der
Neurodermitis in Form von weißlicher Schuppung als Milchschorf auf dem
behaarten Kopf, aber auch im Gesicht auf. Es besteht eine ausgesprochene
Neigung zur Sekundärinfektion.
B. Im ersten Lebensjahrzehnt bleibt eine gewisse Neigung zum Ekzem bestehen.
Nach Ablauf des 1.-3. Lebensjahres findet man das typische lichenifizierte Ekzem
der Ellenbeugen und Kniekehlen, aber auch in der Inguinalgegend sowie im
Nacken und Gesicht.
Das Zustandsbild des heftig juckenden Ekzems wird von akuten Schüben mit
Knötchenbildung und Bläschen oder hirsegroßen Papeln und nässenden Flächen
unterbrochen. Nicht selten tritt die Neurodermitis in generalisierter Form auf, was
mit außerordentlich heftigen Juckkrisen verbunden ist.
C. Nach der Pupertät kommt es in der Regel zu einer Verschlimmerung. Man findet
eine ausgeprägte Lichenifikation insbesondere in Kniekehlen, Ellenbeugen und
Halspartien. Durch die immer wieder auftretenden heftigen Juckanfälle wirken die
Patienten gereizt und nervös und nicht selten treten durch diese enormen
Belastungen psychische Veränderungen ein.
Durch das ständige starke Kratzen treten häufig Sekundärinfektionen auf, was zu
einer Anschwellung der regionären Lymphknoten führt.
Therapieempfehlungen:
Eine gezielte Balneotherapie gehört zur Routinebehandlung der endogenen Ekzematiker.
Die konstitutionell trockene Haut sollte grundsätzlich mit Ölbädern wie Balneum-Hermal,
Balneum-Hermal F, Ölbad Cordes oder Oleobal behandelt werden. Als sehr vorteilhaft
erwiesen hat sich die Durchführung von Mais-Kleie-Bädern, die man durch Zusatz einer
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Handvoll des handelsüblichen Maizena- bzw. Mondamin-Mehls unter Beifügung einer
halben Tasse Balneum-Hermal für ein Vollbad zubereiten kann.
Therapie der Akutphase
In der akuten Phase mit nässenden, hochentzündlichen Erscheinungen und bei Juckkrisen
sind kalte, feuchte Umschläge mit Kompressen unter nachfolgenden Zusätzen eine
Wohltat für die Haut und eine wesentliche Erleichterung für den Patienten:
feuchte Umschläge mit Chinosol
1 Tbl. 0,5 g auf 1 l Wasser
in ¼ stdl. Abständen wechseln, später in ½ stdl. Abständen bis die Haut abgetrocknet ist.
oder
feuchte Umschläge mit physiologischer Kochsalzlösung
oder
feuchte Umschläge mit der Teemischung:
Rp.
Flor. Malvae 75,0
Rhiz. Tormentillae 25,0
M.f.spec.
2 Eßlöffel auf 1 Liter Wasser als Abkochung, abkühlen lassen und feuchte Umschläge
durchführen.
oder
feuchte Umschläge mit Magnesium sulfuricum
8 Teelöffel auf 1 l Wasser
oder
feuchte Umschläge mit Kaliumpermanganat
0,1 g auf 1 l Wasser
Anwendungsformen:
1. Feuchte Verbände
bei umschriebenen Veränderungen. Hierzu nimmt man von Flüssigkeit völlig
durchfeuchtete Frottierhandtücher.
2. Offene Verbände mit Kompressen
(wie bereits beschrieben)
wenn eine besonders ausgeprägte, reinigende und kühlende Wirkung angestrebt
wird, wie es z.B. bei sehr akuten Prozessen erforderlich ist.
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3. Hand- und Fußbäder
2 - 5 l,
zweimal tgl. 15 Minuten
Über Nacht werden die befallenen Stellen mit Zinköl eingerieben:
Rp.
Zinci oxyd. 40,0
Ol. Oliv. ad 100,0
M.D.S. Zinköl
Die äußere Behandlung des endogenen Ekzems mit Lotionen, Salben oder Cremes ist
nicht einfach. Wichtig sind bei allen Anwendungen die Empfindungen und der subjektive
Eindruck des Patienten. Einige Patienten vertragen Cremegrundlagen ausgezeichnet,
andere sprechen wesentlich besser auf fettige oder überfettete Salbengrundlagen an.
Bewährt haben sich zur Anfangsbehandlung Salben mit entzündungshemmenden und
cortisonähnlichem Charakter wie z.B. Halicar-Salbe von DHU.
Nach abgeklungener Entzündung wird die lichenifizierte Haut mit weichen Pasten
behandelt, z.B.:
Rp.
Pasta Zinci mollis
Lanolin
Eucerin c. Aqua
Desitin aa 50,0
M.D.S. weiche Paste
Nachbehandlung des endogenen Ekzems
Die sebostatische Haut neigt zur Austrocknung und Irritation. Zu häufiges Baden oder
Duschen unter Verwendung alkalischer Seifen ist späterhin zu vermeiden. Stattdessen
sollen die bereits mehrfach erwähnten Badezusätze, wie z.B. Ölbad Cordes oder Balneum
Hermal F, dem Badewasser zugefügt oder beim Duschen verwendet werden.
Ferner ist die Durchführung des sogenannten "Kleopatrabades" (¼ l Milch wird mit einem
Eßlöffel Olivenöl vermischt und in das Badewasser gegeben) sehr angenehm für den
Patienten. Schaumbäder jeglicher Art sollen von dem Patienten nicht verwendet werden.
Nach dem Waschen mit synthetischen Detergentien wie Sebamed flüssig, Satina usw. ist
ein Nachfetten der Haut mit einer Öl-in-Wasser-Emulsion wie z.B. Linola Emulsion
angezeigt.
Bei Öl-in-Wasser-Emulsionen bildet Wasser die Außenphase, in der feinste
Fettsubstanzen verteilt sind. Sie sind trotz ihres Fettgehaltes mit Wasser leicht
abwaschbar, dringen sehr tief in die Haut ein und wirken wegen der leichten
Wasserabgabe kühlend.
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Falls diese Form der Emulsion nicht ausreicht, wird eine Wasser-in-Öl-Emulsion
eingesetzt. Hier bildet Öl oder Fett die äußere Phase, in der Wasser in feinster Form
verteilt ist. Diese Salben sind sehr fett und auch deckend, wobei eine Abdunstung bis zu
einem gewissen Umfang noch möglich ist. Dadurch entsteht ein kühlender Effekt.
Eucerin cum aqua
oder
Ungt. alcohol. lanae aquosum
oder
Linola-Fett-Emulsion
Weiterhin kann auch die nachfolgende Rezeptur aufgetragen werden:
Rp.
Sol. acid. citric. 5% 30,0
Glycerin 10,0
Ungt. Cordes aa 100,0
M.D.S. Hautsalbe bei sehr trockener Haut
oder
Ungt. molle
(besteht aus gleichen Teilen Lanolin und Vaseline)
oder
als Fertigpräparat Stibium Phcp®Salbe
Umstimmungstherapie
A. Behandlung mit potenziertem Eigenblut nach Dr. med. Imhäuser (Technik der
Herstellung siehe ZUM THEMA Nr. 4, Seite 26)
Die Therapie mit potenziertem Eigenblut kommt in erster Linie bei Kindern in
Anwendung. Sie wirkt unterstützend und muß über Monate in steigenden Potenzen
verabfolgt werden.
Man beginnt mit einer Gabe von C7, die in 8tägigem Abstand 6mal verabfolgt wird.
Anschließend in gleicher Weise C9, C10, C12.
B. Behandlung mit Eigenblut
Akute Phase:
1. Täglich ansteigend 0,1; 0,2; 0,3; 0,4; 0,5 ml i.c.
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2. alle 5 Tage ansteigend 0,6; 0,7; 0,8; 0,9; 1,0 ml s.c.
3. alle 10 Tage ansteigend 1-3 ml i.m., davon jeweils 0,2 ml bis 0,5 ml i.c.,
4. alle 20 Tage ansteigend 3-5 ml i.m.
C. Eigenblutbehandlung mit dem Hämoaktivator
Je akuter der Zustand, desto öfter, je chronischer der Zustand, desto seltener soll
die Behandlung erfolgen.
1. Woche: 3 x wöchentl. 10 ml aktiviertes Eigenblut i.m.
2. Woche bis 4. Woche: 2 x wöchentl. 10 ml aktiviertes Eigenblut i.m.
5. Woche: 1 x wöchentl. 10 ml aktiviertes Eigenblut i.m.
Je nach Hautbefinden werden die Injektionsabstände weiter ausgedehnt. Allerdings sollte
über einen längeren Zeitraum eine monatliche Injektion mit aktiviertem Eigenblut
beibehalten werden.
Orale Therapie
Akute Phase:
Scabiosa oplx. liquid.
S. 3 x 5-15 Tropfen
Sulfur D6 - D4
S. 3 x tgl. 1 Tbl.
im tägl. Wechsel
Arsen. alb. D5 - D6
S. 1 x tgl. 3-5 Tropfen
Bei Pruritus:
Cistus canadensis oplx. liquid.
S. 3 x tgl. 15 Tropfen auf 1 Eßl. Wasser
Calcium Sandoz forte
Brausetabletten
S. früh und abends 1 Tbl. in Wasser auflösen.
Dauermedikation:
PHÖNIX Antitox
S. 1. Woche 3 x 5
2. Woche 3 x 10
3. Woche 3 x 15 bis 20
4. Woche 3 x 20 bis 30
ab 5. Woche fortlaufend 4 x 30 Tropfen tgl.
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Schwitztherapie
Durch intensives Schwitzen wird die trockene Hornschicht stark durchfeuchtet und somit
geschmeidig. Der Patient wird z.B. durch zwei abgedeckte Lichtbogen zum Schwitzen
gebracht. Sobald die ersten Schweißtropfen an Stirn, Ellenbeugen oder Kniekehlen
erscheinen, werden die Lichtkästen abgeschaltet, damit der Schweiß in die Hornschicht
eindringen kann. Nach einigen Behandlungen stellt sich der Erfolg ein - es kommt zur
verstärkten Schweißabsonderung.
Klimabehandlung
Überraschenden Nutzen bringt oft der Klimawechsel. Manche Patienten werden am Meer
(insbesondere Nordsee) oder in Höhen von 1500 m erscheinungsfrei.
Die häusliche Umgebung führt in den meisten Fällen erneut zu einem Rezidiv. Bei
entsprechender Kurdauer und Kurwiederholung kommt es zu einer erheblichen Besserung
und die freien Intervalle werden größer.
Allgemeine Maßnahmen
Insbesondere bei der Neurodermitis muß berücksichtigt werden, daß nicht selten
psychische Belastungen und Konfliktsituationen das Hautgeschehen ungünstig
beeinflussen. Daher ist in manchen Fällen eine zusätzliche psychotherapeutische
Behandlung angebracht.
Zu vermeiden sind stärkere körperliche Anstrengungen, Aufenthalt in überhitzten Räumen,
heiße Bäder, plötzliche Abkühlung, Tragen wollener Kleidung auf der Haut.
Ernährungsmäßig muß eine Umstellung vorgenommen werden. Fette und Milch müssen
weggelassen werden. Erwähnt sei besonders die Unverträglichkeit der Milch bei
Kleinkindern. Lediglich Ziegenmilch wird ohne Komplikationen vertragen. Weitere
Ersatzprodukte sind Mandelmilch, Töpferpräparate oder Sojaprodukte.
Auch beim endogenen Ekzem sollte man hinsichtlich der Ernährung die von BircherBenner in seinem Handbuch für Hautkranke empfohlenen Richtlinien zu Grunde legen.
Seit geraumer Zeit laufen Versuche, inwieweit die Magnetfeldtherapie einen günstigen
Einfluß auf den Heilungsverlauf des endogenen Ekzems ausübt.
Allgemeine Leitsätze zur Wahl der lokalen Maßnahmen bei verschiedenen Stadien
der Hautkrankheiten
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Die Behandlungsweise ist im Einzelfall davon abhängig, welche Eigenart die Dermatose
aufweist und ferner:
a.
b.
c.
d.
von dem Ausmaß und Umfang der Veränderungen
von der allgemeinen Beschaffenheit der Patientenhaut
von evtl. vorhandenen Arzneimittelallergien
von evtl. vorausgegangenen Behandlungen
Je nach Zustand wird man wie folgt verfahren:
Akute Erkrankungen
Kurzfristiges Auftreten von Rötungen, Brennen, Juckreiz, Blasenbildung, Nässen usw.
Man bevorzugt feuchte Anwendungen, feuchte Verbände bei umschriebenen
Erkrankungen der Extremitäten, kühlende, feuchte Umschläge bei Herden am Kopf,
Nacken, Stamm oder Extremitäten. Bei generalisiertem Befall sind Bäder angezeigt.
Subakute Erkrankungen
Mittlere Krankheitsdauer mit abklingenden Erscheinungen und Veränderungen.
Feuchte Anwendungen, Schüttelmixturen oder beides. Emulsionen und wasserlösliche
Cremes können auch zur Reizmilderung bzw. Trocknung von Hautläsionen Anwendung
finden. Außerdem dienen sie als Grund- und Trägersubstanz.
Chronische Erkrankungen
Längere Krankheitsdauer mit gleichbleibendem Zustand. Die Haut zeigt eine derbe
Beschaffenheit, häufig Fissuren, Borken und Schuppen.
Emulsionen, wasserlösliche und fetthaltige Cremes und Salben.
7. 2. 2 Akne vulgaris und Akne juvenilis
Die Akne ist die häufigste Erkrankung der Entwicklungsjahre. Sie beginnt in der Pubertät
und tritt am häufigsten zwischen dem 18. und 21. Lebensjahr auf. Gelegentlich findet man
sie auch noch um das 30. Lebensjahr.
Es handelt sich hierbei um Talgsekretionsstörungen, bei denen es nachfolgend zu
entzündlichen Prozessen am Follikel kommt. Untersuchungen haben gezeigt, daß für das
Entstehungsbild der Akne auch gewisse Beziehungen zum endokrinen System,
insbesondere zu den Gonaden und der Hypophyse, eine Rolle spielen. Auffallend ist auch
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die schubweise Verschlimmerung im Winter und Frühjahr und insbesondere nach
Schlemmermahlzeiten. Hauptsitz der Akne sind die talgdrüsenreichen Gebiete, also
Gesicht, Brust, Nacken, Rücken. Sie kann von einer sichtbar vermehrten Talgsekretion
(Seborrhoe) und einem seborrhoischen Ekzem begleitet sein.
Die Akne setzt sich aus sehr unterschiedlichen polymorphen Effloreszenzen zusammen
und zwar aus:




Comedomen
Papeln
papulo - pustulösen Herden
oberflächlichen und tiefen follikulären Pusteln, Krusten und Narben
Man unterscheidet verschiedene Akneformen:
A. Endogen bedingte Akne
o Akne vulgaris
o Akne conglobata
o Akne fulminans usw.
B. Medikamentös bedingte Akne
o Brom- und Jodakne
o Vitamin B Akne durch B6 oder B12 usw.
C. Gewerbeakne
o Ölakne
o Chlorakne usw.
Da die Lieblingslokalisation der Akne das Gesicht ist und die Veränderungen in schweren
Fällen stark entstellen, kann es zu erheblichen psychischen Belastungen der Betroffenen
kommen. Auffallend ist übrigens, daß eine große Anzahl von Aknepatienten über MagenDarmstörungen und Obstipation klagen.
Therapieempfehlungen
1. Phase
Die Erfahrungen haben deutlich gezeigt, daß nach vorausgegangener
Mesenchymentschlackung und Stoffwechselaktivierung die nachfolgenden
Behandlungsmethoden wesentlich besser und wirkungsvoller zum Tragen kommen.
Eingeleitet wird die Therapie mit der PHÖNIX Entgiftungstherapie (Durchführung s.S.
35).
Wichtig ist der Hinweis für den Patienten, daß zunächst eine Verschlimmerung des
Krankheitsprozesses auftreten kann.
2. Phase
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10 Tage lang:
Sulf. oplx.
S. 3 x tgl. 1 Tbl.
oder
Sulfur colloid D6 - D4 DHU
S. 3 x tgl. 1 Tbl.
anschließend:
Euphorbia oplx.
S. 3 x tgl. 15 Tropfen
oder
Ichthyolum dil. D2 - D1 DHU
S. 3 x tgl. 5 Tropfen
Faex med. sicc.
(Bierhefe)
S. 0,5 - 10,0 nach dem Essen
Levurinetten
S. 2 x tgl. 12 Stück über 3 Monate
Zur Behebung einer gestörten Darmflora:
microflorana N
S. mit einschleichender Dosierung beginnen
Lokalbehandlung
Morgens und abends heiße Seifenwaschungen mit:
Dermowas Konzentrat - Wolff
oder
Schwefelseife - Blücher
oder
Akne - Block - Cooper
Außerdem sollte 2 x wöchentlich 1 Kamillendampfbad von 10minütiger Dauer durchgeführt
werden. Danach ist folgende rezeptierte Anfertigung im Gesicht aufzutragen:
Rp.
Sulf. praecip. 12,0
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Camphor. 1,0
Mucil. Gummi arab. 6,0
Aquae Calcar
Aquae Rosae ana ad 100,0
M.D.S. Kummerfeldsches Wasser
An den übrigen Tagen wird abends folgende Verordnung aufgetragen:
Rp.
Sulf. praecip. 20,0
Aquae Amygdal amar. 9,0
Aquae Calcariae 20,0
M.D.S. Herxheimersche Pinselung, abends einpinseln
Für die Nacht hat sich auch das Auftragen einer Schwefel-Zink-Schüttelmixtur bewährt.
Rp.
Sulf. praec.
Zinc. sulf. aa 3,0
Natr. biborac.
Zinc. oxyd. aa 5,0
Aceton 30,0
Aqua. camphor.
Aqua. rosar aa ad 100,0
M.D.S. Akne Lotion
Ölige Verordnungen müssen, wie bereits beschrieben, morgens heiß abgewaschen
werden.
Während des Tages mehrmals tgl. Akne Lösung im Wechsel mit Akne Puder auftragen.
Bewährt haben sich hierfür die auf dem Markt befindlichen Fertigpräparate wie z.B.:
Akne-Medice-Kombipackung
oder
Stepin Kombipackung und Puder
Basotherm
Die Prognose ist bei entsprechender Nahrungsumstellung mit Sicherheit günstig, jedoch
bleibt die Rezidivneigung groß.
Umstimmungstherapie
Die Eigenblutbehandlung sollte zunächst 3 x wöchentlich, dann 2 x wöchentlich und später
1 x wöchentlich über längeren Zeitraum durchgeführt werden.
Bewährt hat sich folgende Kombination:
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2 ml Eigenblut plus
1 Ampulle Lopha Graphites
Fernerhin können auch jegliche Echinacinpräparate als Zusatz verwendet werden.
Entscheidend ist der augenblickliche Zustand des Patienten.
Ernährung
Sehr hilfreich ist das von Prof. Dr. med. G. Klaus Steigleder entwikkelte Merkblatt für den
Aknepatienten.
Akne-Diät-Schema
(entnommen aus: Therapie der Hautkrankheiten von Prof. Dr. med. G. Klaus Steigleder,
Thieme Verlag Stuttgart, Seite 294)
Merkblatt für Patienten
"Im Prinzip sollte Ihre Diät reichlich rohes und gekochtes Gemüse, Salate, Früchte oder
mageres Fleisch (möglichst gegrillt oder gekocht) ohne Butter oder Öl enthalten. Morgens
sollten Sie nüchtern 1 Glas Wasser trinken.
Zu vermeiden sind:
Süßigkeiten, im besonderen Schokolade, Speiseeis, Kuchen, Schlagsahne, gebratene
Nahrungsmittel, Soßen, Mayonnaise, jodierte Salze, Nüsse, Kakao und alle Käsearten mit
Ausnahme von Quark. Wurst enthält meist viel Fett und ist daher zu meiden.
In eingeschränktem Maße sollten Zucker, Kartoffeln, Brot, Reis, Makkaroni, Nudeln,
Spaghetti, Marmelade, Gelee und Milch gegessen werden.
Sie dürfen essen:
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Eier gekocht, aber nicht mehr als 2 täglich.
Suppen ohne hohen Fettgehalt.
Fleisch: Kalb, Lamm, Roastbeef, Hühnchen. Das Fleisch sollte möglichst nicht in
der Pfanne gebraten sein.
Fisch: Süßwasserfische sind erlaubt, Seewasserfische, im besonderen fette
(Heringe!), sind verboten. Süßwasserfische sollen nicht gebraten sein.
Pflanzenprodukte: alle Gemüse, frische, eingemachte, in Büchsen, gekocht oder
roh. Kartoffeln sollten gekocht, möglichst ungesalzen, aber nicht gebraten sein;
keine Pommes frites.
Brot: im besonderen wird Vollkorn- und Roggenbrot empfohlen.
Dessert: Früchte roh oder gekocht, auch eingemacht, wenn zuckerarm.
Getränke: Tee, Kaffee ohne Sahne, Milch in bescheidenem Maße, Buttermilch oder
Magermilch reichlicher, Fruchtsäfte in beschränktem Maße.
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Wenn die Haut nach 14tägiger auf dieser Grundkost basierenden Diät deutlich besser ist,
wird die Diät nach und nach mit je einem Nahrungsmittel der Verbotsliste erweitert. Diese
Nahrungsmittel sollten in reichlicher Menge und zwei Tage hintereinander verzehrt
werden, so daß es sich zeigen kann, ob der Patient sie verträgt. Solange keine
Verschlechterung eintritt, wird die Diät nach einiger Zeit mit anderen Nahrungsmitteln der
Verbotsliste erweitert. Bei Verschlechterung nach Zugabe eines bestimmten
Nahrungsmittels wird das betreffende Nahrungsmittel wiederum auf die Verbotsliste
gesetzt und darf auf lange Zeit hin nicht mehr verwendet werden. Nachdem die Haut sich
wieder beruhigt hat, werden aufs neue Zusätze von der Verbotsliste erprobt.
Sollten Sie eine Verschlechterung im Zusammenhang mit der Menstruation beobachtet
haben, sollten derartige Diätzulagen zum Zeitpunkt dieser spontanen Verschlechterung
nicht vorgenommen werden."
Zusammenfassend ist zu sagen, daß die Therapie der Akne vulgaris nicht schematisch
betrieben werden kann und daß es kein Allheilmittel für Akne gibt.
Durch eine umfassende und auf den jeweiligen Patienten individuell abgestimmte
Ganzheitstherapie in Verbindung mit einer gezielten Kostform kann die Akne äußerst
günstig beeinflußt werden, so daß der Verlauf verkürzt, die Schwere der Erkrankung
gemindert und gefürchtete Komplikationen wie z.B. Narbenbildung abgewendet werden.
Schwere Akneformen, wie z.B. Acne conglobata, können über Jahre dahinschwelen, ja
sogar zeitlebens aktiv bleiben.
7. 2. 3 Schweißfrieselausschläge
Es handelt sich hierbei um weißliche, stecknadelkopfgroße, wasserhelle Bläschen, deren
Inhalt unter Umständen etwas getrübt sein kann. Sie treten insbesondere nach starkem
Schwitzen vorwiegend am Stamm auf. Ursache ist sicherlich ein
Schweißverhaltungssyndrom, das bei raschem und extremem Klimawechsel häufig
beobachtet wird oder auch unter luftabschließenden Windeln, Pflasterverbänden und
Plastikfolien auftreten kann.
Menschen, die zu Schweißfrieseln neigen, können ihre Haut abhärten durch
10% Acid. tannic. in 70% Alkohol
Diese Lösung wird 2mal tgl. zur Einreibung benutzt.
Im akuten Zustand trägt man als juckreizlinderndes und kühlendes Mittel folgende
Rezeptur auf:
Rp.
Zinc. oxyd.
Talc aa 20,0
Glycerin 15,0
Aqua dest. ad 100,0
M.D.S. Zink-Lotion
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Sehr wirksam sind auch Teil- oder Vollbäder mit Eichenrindenextrat oder mit Tannolact
Substanz.
Für anfällige Menschen ist luftige Kleidung in heißer Jahreszeit und das Aufbringen eines
reizlosen Kinderpuders an gefährdeten Stellen zur prophylaktischen Maßnahme
notwendig.
7. 2. 4 Pruritus
Der akute oder chronische Juckreiz kann in Begleitung zahlreicher Hautkrankheiten oder
als selbständige Erkrankung auftreten.
Ursachen:
Unsauberkeit, mechanische Reize wie z.B. Reibung durch Kleidungsstücke,
Seifenunverträglichkeit, Arzneimittelallergien, Wurmbefall. Ferner organische Leiden wie
z.B. Magen-Darm-Störungen, Leberaffektionen, Leukämie, Morbus Hodgkin, Diabetes
mellitus, Gicht, Nephritis, Pilzinfektionen, Arteriosklerose, Alkoholismus, Klimakterium,
innersekretorische Störungen, Erkrankungen der männlichen und weiblichen
Genitalorgane.
Therapieempfehlungen
1. Ursache suchen und evtl. ausschalten
2. Symptomatische Behandlung:
Bäder bei generalisiertem Pruritus
Insbesondere bei sehr trockener Haut erfolgt eine günstige Beeinflussung der Haut
durch Ölbäder, die unter Umständen 2 x tgl. lauwarm und ca. 15 Minuten
durchgeführt werden müssen. Auch das bereits mehrfach erwähnte "Kleopatrabad"
(¼ l Milch und 2 Eßlöffel Olivenöl in das Badewasser geben und umrühren) wird
von den Patienten als sehr angenehm empfunden.
Ein empfehlenswerter Zusatz ist u.a. das Stärke- und Sodabad:
1 - 3 Tassen Stärke
1 Tasse Natriumcarbonat auf eine Badewanne voll lauwarmes Wasser.
Äußerlich
Nach jedem Baden muß ein gründliches Einfetten der Haut erfolgen. Ein sehr einfaches
Mittel ist Niveamilk mit Zusatz von einigen Tropfen Nivea Kinderöl.
Sehr hilfreich ist auch folgende Rezeptur:
Rp.
5% Milchsäure in Vaseline
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oder
einer Lotion als Trägersubstanz
Als sehr angenehm wird von den Patienten auch folgende Rezeptur empfunden:
Rp.
Eucerin cum aqua 75,0
Ungt. cereum ad 125,0
M.D.S. 1 bis 2mal tgl. den Körper einreiben
Bei sehr trockener Haut, insbesondere bei Pruritus senilis, kann der Patient über Nacht die
Haut mit PHÖNIX Kalophönsalbe einreiben. Die Zusammensetzung der Salbe bewirkt
insbesondere bei der trockenen Haut eine Hautbelebung durch eine intensivere
Hautdurchblutung.
Die nachfolgenden juckreizstillenden Rezepturen werden dann eingesetzt, wenn keine zu
große Austrocknung der Haut vorliegt:
Rp.
Mentholi 1,0
Spirit. dilut. ad 100,0
M.D.S. Mentholspiritus
Eine klassische Mischung ist:
Rp.
Thymoli 0,25
Acid. salycil 1,0
Mentholi 0,5
Glycerini 20,0
Spir. dil. ad 100,0
M.D.S. Thymol-Menthol-Spiritus, juckreizlindernd
Orale Therapie
Zur Ausleitung auch hier wieder die Durchführung der PHÖNIX Entgiftungstherapie
(Durchführung s.S. 35).
Sinnvoll ist auch der Einsatz von microflorana N mit 3 x tgl. 1 Eßlöffel auf ½ Tasse
Wasser.
Diese Medikation ist als Basistherapie zu verstehen. Je nach Ursache des Juckreizes muß
eine gezielte Organtherapie folgen.
Umstimmungstherapie
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Man beginnt mit kleinen Dosen von 0,5 ml EB und steigert langsam auf 3 ml EB. Höhere
Dosen ergeben eine Verschlechterung des Zustandes.
Zum Abschluß
An Stelle eines Zitates noch einige kleine Rezepte für den dermatologischen Alltag:
Rp.
Acid. tannici 1,0
Sulfur praecipitati 10,0
Pasta zinci mollis
Ungt. mollis aa ad 100,0
M.D.S. Tannin-Schwefel Zinkpaste bei chronischem Handekzem
Ferrum phosphoricum Phcp®Salbe
Stibium Phcp®Salbe
S. im tgl. Wechsel 2 x auftragen bei trockenen Ohrekzemen
Rp.
Ichthyoli 0,6
Zinc. Oxydati
Bismut subgallici aa 1,5
Ungt. lanette
Ungt. cerei aa ad 30,0
M.D.S. Rosaceapaste
Ferrum phosphoricum Phcp®Salbe
S. bei Insektenstichen mehrmals tgl. auftragen
Stibium Phcp®Salbe
S. bei Windelekzem 2-3 tgl. dünn auftragen.
8. Literaturverzeichnis

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

Prof. Dr. med. Steigleder Taschenatlas der Dermatologie, Georg Thieme Verlag
Stuttgart
M. Hundkeiler Einführung in die Dermatologie, Grosse Verlag Berlin
W. Burckhardt Atlas und Praktikum der Dermatologie, Urban & Schwarzenberg
München
A. Wiskemann Hautkrankheiten im Kindesalter, H. Marseille Verlag München
Otto Braun-Falco Dermatologie und Venerologie, J.F. Lehmanns Verlag Berlin
W. Zimmermann Homöotherapie der Hautkrankheiten, Verlagsbuchhandlung J.
Sonntag Regensburg
Gert Klaus Steigleder Therapie der Hautkrankheiten, Georg Thieme Verlag
Stuttgart
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
Guido Körfgen Hautbehandlung als Ganzheitsmedizin, WBV BiologischMedizinische Verlags-GmbH Schorndorf
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