Vorarbeiten zu einer interdisziplinären Untersuchung über die

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Vorarbeiten zu einer interdisziplinären Untersuchung über
die
Körperhöhenverhältnisse der Deutschen im 19. Jahrhundert
und der sie beeinflussenden Lebensverhältnisse
(Erschienen in: Gegenbaurs morphologisches Jahrbuch, Jg. 136 [1990], Heft 4, S.
405-429, und Heft 5, S. 503-524)
Von Helmut Wurm, Schützenstr. 54, 57518 Betzdorf/Sieg
Teil I:
Einleitende Begründung, allgemeine quellenkundliche Probleme und quellenkundliche Vorarbeiten für die politischen Einzelräume von Norddeutschland bis Württemberg
Inhaltsverzeichnis
1.
2.
3.
Einleitende Bemerkungen und Begründung der Notwendigkeit einer solchen
interdisziplinären Untersuchung
Die unzureichende Quellensituation für die Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts
Die Quellensituation für das 19. Jahrhundert und zu quellenkundlichen
Bearbeitungsproblemen
4. Quellenkundlicher Überblick bezüglich der Körperhöhenverhältnisse im 19. Jh.
4.1. Zum skelett-anthropologischen Datenbestand
4.2. Körperhöhenmessungen an Internatsschülern
4.3. Musterungsstatistiken als wichtigste konstitutionshistorische Quellengattung
5.
Die Körperhöhenverhältnissen in den einzelnen Landschaften und politischen Räumen
Deutschlands
5.1. Norddeutschland - Preußen
5.2. Sächsisch-thüringischer Raum
5.3. Hessischer Raum
5.4. Württemberg
1. Einleitende Bemerkungen und Begründung der Notwendigkeit einer solchen interdisziplinären Untersuchung
Eine ausführliche Untersuchung über Konstitution und Ernährung der deutschen Bevölkerung
im 19. Jh. ist aus mehreren Gründen ein schwierigeres Unterfangen, als es auf den ersten Eindruck hin scheint.
Einmal kann eine solche Thematik wegen der Vielschichtigkeit der zu beachtenden Aspekte
nicht von einem Bearbeiter allein bewältigt werden, sondern erfordert eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit von Fachdisziplinen, die nicht immer verwandt sind, nämlich von Historikern,
Volkskundlern. Anthropologen, Medizinern und Ernährungswissenschaftlern. Ein solchermaßen
zusammengesetztes Wissenschaftlerteam wird schwer zusammenzubringen sein. Aussicht auf
Erfolg wird ein Aufruf zu einer Zusammenarbeit über oben genanntes Thema nur haben, wenn
eine Grundkonzeption darüber besteht, was alles zusammengetragen werden muss, welche
Verknüpfungen zu vollziehen sind, welche Schwierigkeiten bevorstehen und welche Ergebnisse
zu erwarten sind. Weil der Verfasser annehmen kann, bezüglich der Thematik Konstitution und
Ernährung in der Geschichte einen gewissen wissenschaftlichen Erfahrungsvorsprung zu besitzen, sich in die in Frage kommende Literatur eingearbeitet zu haben und die zu erwartenden
Schwierigkeiten zu kennen, möchte er mit notwendigen Vorarbeiten eine ausführliche interdisziplinäre Bearbeitung des Themas erleichtern. Die hier zusammengetragene Literatur stellt
allerdings nur die Grundliteratur dar, die durch intensive Suche in den volkskundlichen Archiven und in der ernährungswissenschaftlichen Forschungsliteratur ergänzt werden muss.
Ein weiteres Hemmnis neben der Zusammensetzung eines solchen interdisziplinären Arbeitskreises dürfte darin liegen, dass nicht alle zu beteiligenden Wissenschaften gleichermaßen von
der Einsicht erfasst und motiviert sein dürften, welche Plastizität die Konstitutionen in der Geschichte gezeigt und welche Bedeutung für diese historische Plastizität die historischen Ernährungsverhältnisse gehabt haben. Allen voran muss man nach den Erfahrungen des Verfassers
diesen Zweifel bezüglich der Geschichtswissenschaft äußern. Die Geschichtswissenschaft
macht dem Verfasserden Eindruck eines gewissen wissenschaftsformalen Gespaltenseins. Viele
historische Arbeiten sind mehr deskriptiv-statistische Untersuchung, denn verstehendhistorische Arbeiten. In ihrem Bemühen, unbedingt exakte, nachprüfbare und unanfechtbare
Ergebnisse vorzulegen und sich nicht auf den unsicheren Boden von Hypothesen zu wagen,
liefern viele Historiker Arbeiten, die eigentlich primär nicht mehr der Geschichtswissenschaft,
sondern der historischen Wirtschafts- und Sozialwissenschaft oder der historischen Statistik
zuzuordnen sind. Solchermaßen arbeitende Historiker lassen nur gelten, was in der Geschichte
in Maß, Zahl, Gewicht, Preis, Mengen usw. exakt erfassbar ist. Zusammenstellungen über den
historischen Nahrungsmittelkonsum nach Quantität und Qualität und über die räumlichen und
sozialschichtenspezifischen Körperhöhen finden bei ihnen keine Ablehnung, wohl aber Versuche einer Verknüpfung von Ernährung und Körperhöhenverhältnissen und noch mehr Versuche, ernährungskonstitutionelle Verknüpfungen in nicht metrisch fassbaren Bereichen zu wagen, also bezüglich der historischen Leistungsfähigkeit, Vitalität, Mentalität usw., obwohl hier
eigentliches Geschichtsverständnis begänne. Diese „exakte Geschichtsforschung" wäre also
eventuell unter dem vermutlichen Vorbehalt: bis hierhin und nicht weiter zu einer Zusammenarbeit an obigem Thema bereit.
Der andere Schwerpunkt der Geschichtswissenschaft, die Geschichtsschreibung, operiert in der
Regel mit idealen historischen Menschentypen oder projiziert einfach die konstitutionellen
Kennzeichen der eigenen Umwelt auf die Vergangenheit zurück, ohne zu beachten, dass die
Generationen früher anders waren als heute. Man beschäftigt sich mit Taten, ohne sich für den
Verursacher näher zu interessieren. Wer Handlungen, Beweggründen, Kräften, Vitalitäten,
Mentalitäten, Dynamik usw. in der Geschichte nachgehen will, der sollte sich zuvor mit dem
historischen Menschen beschäftigen und sich einfachste Zusammenhänge vergegenwärtigen
wie die, dass bei verbreiteter Mangelernährung keine besondere geschichtliche Dynamik zu
erwarten ist und dass gut- und überernährte Generationen selten tatenlose Generationen gewesen sind. Man kann sich nicht nur für die „res gestae“ zuständig fühlen und gleichzeitig den
„homo agens“ übergehen. Das erinnert an die Arbeitsweise von KARL MAY. Er schrieb Reiseberichte über die Taten von Indianern, Westmännern, Beduinen usw., ohne diese je kennen gelernt zu haben. Er unterlegte seinen Schriften reale Landschaften, historische Ereignisse und
Entwicklungstrends, machte sich aber am Schreibtisch in seiner Vorstellung die handelnden
Gestalten so zurecht, wie er sie sich wünschte, wie sie in seine Konzeption passten. Solche
KARL-MAY-Historiker findet man zuhauf. Aber weder bezüglich der Vorstellungswelt von KARL
MAY noch bezüglich des idealisierenden Menschenverständnisses vieler Historiker waren die
tatsächlichen historischen Menschen so, wie man sie in den betreffenden Werken dargestellt
findet. Teils waren sie nur etwas anders, teils ganz anders, aber viel zu oft eben so anders,
dass von den Tätern ein schiefes Bild entstand. Der Verfasser möchte als Beispiel nur an die
traditionelle Vorstellung erinnern, die Ritter der frühen Neuzeit seien beeindruckende Recken
in stolzen Burgen gewesen. Wann wird dieses KARL-MAY-Rittertum endlich gründlich korrigiert/ Der Verfasser konnte anhand" von vielen hundert Harnischmessungen und ergänzenden
Skelettuntersuchungen nachweisen (WURM 1985b), dass die Mehrzahl der Ritter heute wegen
ihrer Kleinheit verspottet würde, dass sie von Gicht, Rheuma, Verschleißerscheinungen und
anderen Erkrankungen geplagte Menschen waren, die liebend gern ihre kalten Burgen verließen, sobald sich die Möglichkeit bot, sich in den Städten gesünder und bequemer niederzulassen. Es wäre für alle idealtypischen KARL-MAY-Historiker sehr hilfreich, wenn sie sich an einer
Untersuchung über die Plastizität der historischen Körperhöhenverhältnisse als Weisermerkmal
für den Tatbestand einer allgemeinen historischen konstitutionellen Plastizität mit beteiligen
würden.
Während eine Gruppe historisch Arbeitender also aus Sorge, unexaktes wissenschaftliches
Terrain zu betreten, die Beschäftigung mit dem historischen Menschentypus weitgehend vermeidet, arbeiten andere Historiker mit nivellierten, unrealistischen, idealtypischen Menschenbildern, die einer historisch-anthropologischen Nachprüfung so nicht standhalten. Die Anzahl
derjenigen Historiker, die sich mit dem Typus des tatsächlichen historischen Alltagsmenschen,
mit seiner historischen Gesamtkonstitution (äußere Konstitution, Verhaltenskonstitution usw.)
und den sie beeinflussenden Lebensbedingungen im Sinne der französischen Schule der Annalen beschäftigen, ist in Deutschland klein (und vorwiegend durch die Arbeitsgruppe um IMHOF
vertreten). So ist von historischer Seite Verständnis für die fundamentale Bedeutung der konstitutionellen Plastizität des historischen Menschen für Geschichtswissenschaft, Soziologie,
Politikwissenschaft usw. nur begrenzt zu erwarten.
Aber auch innerhalb der Historischen Anthropologie ist noch keine durchgängige Dokumentation über die historische konstitutionelle Plastizität zusammengestellt worden. Man weiß zwar
mehr oder minder gut um den Tatbestand historischer Alterationen der morphologischen Dimensionen, aber über den genauen Umfang und die zeitliche Lage dieser Veränderungsprozesse bestehen noch keine Klarheit. Zusammengefasst muss man feststellen:
An zu wenigem Datenmaterial wird zu viel spekuliert und hypothetisiert. Deshalb muss die
Historische Anthropologie eindringlich auf die Notwendigkeit der Zusammenstellung von Dokumentationen und auf die Beschränkung auf einige wenige, nachweisbar wirksame Umwelteinflüsse hingewiesen werden, wie z. B. auf die Untersuchung ernährungskonstitutioneller Verknüpfungen. Solche Fragestellungen waren bisher zu wenig beachtet worden. Die in der Antike
verbreitete Erkenntnis von der ernährungsabhängigen Plastizität der Konstitutionen ist in antiker Intensität bisher nicht weiter verfolgt worden. Der Verfasser weist als Motivationslektüre
deshalb immer wieder auf den Vorschlag PLATOS hin (Der Staat, 2, 370 ff.), per Gesetz unterschiedliche Ernährungsformen als konstitutionelles Beeinflussungsmittel zur Förderung einer
idealen, harmonischen Gesellschaft einzusetzen. Die Geschichte, dieser größte aller Ernährungsversuche, hat gezeigt - allerdings nicht im Rahmen eines organisierten politisch-sozialen
Konzeptes -, dass die tatsächliche ernährungskonstitutionelle Plastizität des Menschen die Vorstellungen PLATOS noch übertrifft.
Ausführliche Untersuchungen über diese ernährungs-konstitutionelle historische Plastizität
stehen aber noch aus. Frühere Ansätze sind meistens versandet. Das betrifft auch das WeiserMerkmal Körperhöhe. Die Erkenntnis VILLERME (1829) z. B., dass — sofern alle anderen Faktoren gleich bleiben — die Körperhöhen um so größer werden, je besser die Ernährungs- und
Lebensverhältnisse und je geringer die Arbeitsbelastungen sind, die im 19. Jh. auch in
Deutschland Beachtung gefunden hatte, wurde in der jüngeren Vergangenheit innerhalb der
deutschsprachigen Literatur nur noch vereinzelt, u.a. vom Verfasser konsequent weiterverfolgt. Diese multikausale Einsicht eines frühen anthropologischen Untersuchers mit sozialkonstitutionellem Scharfblick, die für die aufblühende anthropologische Forschung viel hoffen ließ,
wurde spätestens gegen Ende des 19. Jh. von der Hypothese der dominierenden Bedeutung
von Anlage, Auslese und Siebung bei der Erklärung morphologisch-konstitutioneller Unterschiede zurückgedrängt. BOLLINGER (1885) hat trotz Hinweisen auf Tierernährungsversuche
vergeblich dieser Tendenz zu widersprechen versucht. Selbst NICEFOROs (1910) eindringlicher
Versuch, an Beispielen aus den verschiedenen, gegensätzlichen Sozialschichten Europas auf
die Konstitution beeinflussende Bedeutung der von VILLERME angesprochenen Lebensbedingungen hinzuweisen, wurde in Deutschland nur wenig beachtet, einmal, weil sich offensichtlich
mit der beginnenden Angleichung der Lebensverhältnisse im aufblühenden deutschen Kaiserreich die von den Lebensverhältnissen beeinflussten konstitutionellen Unterschiede zu verringern begannen, und möglicherweise auch, weil NICEFORO seinen sozialistischen Standort zu
deutlich werden ließ. Die so prägnanten Sätze, mit denen IWANOWSKI (1925) seine morphologischen Untersuchungen an der leidgeprüften russischen Bevölkerung zusammenfasste, dass
nämlich die Hypothese von der Konstanz der anthropologischen Typen eine unhaltbare Sage
sei, verhallten bereits weitgehend ohne Wirkung. Sie entsprachen nicht mehr dem politischen,
wissenschaftlichen und auch nicht dem anthropologischen Trend. Nach dem 2. Weltkrieg wur-
den zunehmend die bisher dominierenden endogenen Aspekte durch diffuse, allgemeine Hinweise auf die Bedeutung der sozio-ökonomischen Verhältnisse ersetzt. Das entsprach nicht nur
dem neuen Wissenschaftstrend, das war auch häufig ein guter Teil wissenschaftliche Bequemlichkeit, ersparte man sich doch so die detaillierte Analyse und Gewichtung der in Frage kommenden Umwelteinflüsse. Erst in den beiden letzten Jahrzehnten hat man im Rahmen der sog.
Accelerationsforschung erkannt, dass die Anzahl der auf die Körperhöhen Verhältnisse bedeutsam wirkenden Umwelteinflüsse geringer ist als von den Milieu-Theoretikern angenommen,
dass es sich vornehmlich um die Ernährungsverhältnisse, die Arbeitsverhältnisse und die hygienischen Verhältnisse handelt. Damit ist man wieder bei derjenigen Einsicht angelangt, die
VILLERME bereits vor über 160 a der Wissenschaft vorgelegt hat.
Der Hauptgrund, weshalb sich ernährungs-konstitutionelle Verknüpfungen seit ihren ersten
Ansätzen in der Antike noch nicht allgemein durchsetzen konnten, immer noch zögernden
Zweifel hervorrufen, ist eindeutig der, dass in derjenigen Art und Weise, wie sie bisher
vorgenommen wurden, zu viele Einwandmöglichkeiten und Widersprüchlichkeiten blieben.
Die Ernährungshypothese war in der Tat bisher nicht überzeugend genug. Und hier muss man
der Ernährungswissenschaft den berechtigten Vorwurf machen, dass sie sich mit Fragen über
die Auswirkungen historischer Alltagskostformen auf die Konstitutionen, auch auf das
Weisermerkmal Körperhöhe, noch zu wenig beschäftigt hat. Deshalb wurde in der historischen
Anthropologie und der historischen Sozialforschung zu vereinfachend nach Wohlstand oder
Armut, guten/reichlichen oder ärmlichen/einfachen Ernährungsverhältnissen, nach viel
oder wenig Fleisch usw. gewichtet. Solche pauschalen, undifferenzierten Ernährungscharakteristiken sind wenig brauchbar. Es kommt vielmehr darauf an, was im Einzelnen nach Quantität
und Qualität verzehrt und resorbiert wurde. Viel oder wenig Fleisch ist nicht der Kernpunkt
ernährungskonstitutioneller Verknüpfungen, und Reichtum oder Armut sagen über das Essen
als solches wenig aus. Letzteres hat MULDER (1847) so anschaulich an niederländischen Bürgerfamilien demonstrieren können. Die angeblich ärmliche Kost armer Bauern aus Milch, Kartoffeln und Brot ist in Wirklichkeit ernährungsphysiologisch eine Wachstum begünstigende
Kost, während das angeblich bessere Essen wohlhabender Wein-, Obst- und Gemüsebauern
oder bürgerlicher Sozialschichten bei genauerer Analyse sich als weniger günstig herausstellen
kann. Weiterhin sind auch bei Ernährungsanalysen größere räumliche Mittelwertbildungen wenig hilfreich, wenn man den Ursachen für lokale oder sozialschichtenspezifische Konstitutionsunterschiede nachgehen will. Und über die gegenseitigen Aufwertungen wie auch Schädigungen von Nahrungsbestandteilen in Nahrungsgemischen beginnt die Ernährungswissenschaft
erst in den letzten Jahrzehnten genauer zu forschen. Dann müssen weiterhin der unterschiedliche Nährstoffbedarf und -ansatz und die unterschiedlichen Ernährungswirkungen in warmen
und kalten, in feuchten und trockenen Klimaten, in Höhenlagen und in Tiefländern berücksichtigt werden. Ein hoher Eiweißkonsum kann in kalt-trockenen Klimaten begünstigen und in
warm-feuchten Klimaten belasten, eine bestimmte Nahrungsmenge kann in kalten Klimaten
knapp ausreichen und in warmen Klimaten reichlich sein usw. Selbst genaue Verzehrsmengenanalysen können also ohne Wirkungsanalyse im klimatischen Raum wie im Nahrungsgemisch zu Verknüpfungs-Irrtümern führen. Ohne die Mithilfe der Ernährungswissenschaft, die
allerdings noch fleißig diesbezügliche Grundlagenforschung betreiben muss, geraten also ernährungskonstitutionelle Verknüpfungen leicht zu Ungereimtheiten.
Soweit zu den Schwierigkeiten, die sich bei notwendigerweise interdisziplinären ernährungskonstitutionellen Verknüpfungen ergeben können. Der Verfasser hofft aber, dass das hier skizzierte und ansatzweise aufbereitete Material Motivation für eine gründlichere Beschäftigung
damit sein wird.
2. Die unzureichende Quellensituation für die Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts
Der Verfasser möchte nun begründen, weshalb er entgegen seiner (WURM 1982) begonnenen
chronologischen Aufarbeitung seines Langzeitthemas Ernährung und Konstitution der Deutschen im Vertäu/ihrer Geschichte die Zeit des 17./ 18. Jh. überspringt und mit dem 19. Jh. in
einer ersten Skizze fortfährt.
Einmal nahm im Verlauf des 17. und 18. Jh. die seit der Christianisierung erfolgte Friedhofskonzentration weiter zu, teils infolge der Siedlungskonzentration nach dem 30-jährigen Krieg,
teils infolge der Schließung von Klöstern, teils infolge des Wachsens der städtischen Siedlungen. Meistens wurden die aufgelassenen Bestattungsplätze im 19. Jh. überbaut, ohne dass die
anthropologischen Reste bemerkt oder untersucht wurden. Andererseits ist es aus verständlichen Pietätsgründen auch schwerer. Bestattungsplätze der jüngeren Vergangenheit anthropologisch untersuchen zu lassen als solche des Mittelalters und noch weiter zurückliegender Zeiten. So nehmen die zur Verfügung stehenden skelettanthropologischen Daten ab dem 17. Jh.
weiter ab. Aufgearbeitete Schätz- und Messergebnisse an Lebenden, die einen gewissen repräsentativen Wert haben, treten noch nicht an deren Stelle oder sind noch nicht verfügbar. Zwar
nimmt auch in Deutschland ab dem Spätabsolutismus mit der zunehmenden Organisation des
Militärwesens die statistische Erfassung der Rekrutierten (Angeworbene wie Ausgehobene) zu,
wurden Mindestmaße für die einzelnen Truppengattungen erlassen und die Musterungsergebnisse erstmalig umfangreich notiert, doch harren die Muster- und Rangierrollen noch weitgehend der Auswertung.
Aus der künftigen Auswertung dieser frühen statistischen Daten jener Aktiven zu repräsentativen Schätzungen über die damaligen regionalen und sozialschichtenspezifischen Körperhöhen
Verhältnisse zu gelangen, wird insofern schwer werden, als es weitgehend unklar bleiben dürfte, wie groß die Gesamtanzahl der männlichen Personen im Jeweiligen musterungstauglichen
Alter gewesen ist, wie viele wegen Untermäßigkeit (also zu geringer Körperhöhe) zurückgestellt wurden, wie viel Ausländer sich unter den Rekrutierten befunden haben, wie das Verhältnis zwischen Angeworbenen und Ausgehobenen gewesen ist usw. Das wird vor allem die
preußische Armee betreffen, die zumindest im Bereich der Infanterie durch eine Tendenz zu
einer gewissen „Gigantomie" gekennzeichnet war, weil sich bei den damaligen Vorderladergewehren mit zunehmenden Lauflängen die ballistischen Eigenschaften verbesserten. 1
Die allgemeinen Auswahlkriterien, wie sie im 18. Jh. praktiziert wurden, und die weitgehend
noch unausgewerteten Musterungsstatistiken helfen also z. Z. noch nicht, die entstandenen
Lücken im anthropologischen Datenbestand auszufüllen. Ebenso wenig tun das die im 18. Jh.
erschienenen anatomischen und anthropologischen Lehrbücher, weil sie entweder noch nach
antiker Tradition von idealtypischen Proportionsmaßen ausgehen oder weil die Gemessenen
keine repräsentative Auswahl darstellen (ausgesuchte Personen zu Demonstrationszwecken,
Nichtbekanntheit der geographischen und sozialen Herkunft der Gemessenen, zu kleine Anzahl
usw.). Da die Ernährungsverhältnisse für das 17. und 18. Jh. ebenfalls noch nicht genügend
aufgearbeitet sind (auch hier harren noch die Militärverpflegungsstatistiken einer gründlichen
Auswertung), wird es der Leser verstehen, dass dieser Abschnitt der Geschichte übersprungen
und erst dann aufgegriffen werden kann, wenn die Konstitutions- und Ernährungsquellen (einschließlich der Reise- und Memoirenliteratur) besser aufgearbeitet worden sind oder bis sich
ein Arbeitskreis gemeinsam an eine solche ernährungs-konstitutionelle Aufarbeitung begeben
hat.
3. Zur Quellensituation für das 19. Jahrhundert und zu quellenkundlichen Begleitproblemen
Ab dem 19. Jh. (vereinzelt schon ab Ende des 18. Jh.) werden die Ausgangsbedingungen
für konstitutionshistorische Untersuchungen und für ernährungs-konstitutionelle Verknüpfungen wieder zunehmend günstiger.
Proportionsstudien und anatomische Lehrbücher bleiben aber weiterhin wenig ergiebige Quellen, weil wie im 18. Jh. meistens ausgesuchte, idealtypische Personenkreise gemessen wurden
(z. B. LAVATER 1790, SCHADOW 1834, SCHMIDT 1847, CARUS 1853, ZEISING 1854,
1858, HOFFMANN 1877, LUSCHKA 1871). So wurden z. B. folgende Angaben über Körperhöhenmittel von Männern gemacht: LAVATER (1790): mittlere Körperhöhe 5' (rhein. Fuß) bis 5'
3" ^ 157 bis 165 cm; SCHADOW (1834): mittlere Körperhöhe 5' (rhein. Fuß) bis 5' 6" ^ 172
cm, bei heroischer Körperhöhe 70" (rhein. Fuß) ^ 183 cm; CARUS (1853): mittlere KörperhöDieser Trend galt eingeschränkt auch für die bayrische Armee, wie die endemisch gehäufte
Akromegalie unter der Nachkommenschaft bayrischer „Langer Kerls" im Raum Pirmasens ehemaliger Standort dieser Truppe in der früheren bayrischen Pfalz - noch heute zeigt.
1
he 9 Module, 12 Modulminuten ^ 171 cm; SCHMIDT (1847): mittlere Körperhöhe ca. 173 cm;
ZEISING (1854, 1858): mittlere Körperhöhe von 21-jährigen (n = 10), meist wohlproportionierten Männern ca. 173 cm, als Idealmaß 172 cm; HOFFMANN (1877): mittlere Körperhöhe
von 130 Männern (genauere Populationsbeschreibung fehlt) 168 cm.
Auch die frühen Anthropologien (z. B. MEINERS 1815) geben bezüglich der Körperhöhenverhältnisse in Deutschland noch keine genaueren Hinweise. HEUSINGRR (1829) vermerkt nur
kurz, dass die Bewohner feuchter, tiefer gelegener Landstriche korpulenter und größer sind als
die Bewohner trockener oder hoch gelegener, wie der Vergleich von Niederländern und Flamen
mit den Bewohnern der Champagne, von Bewohnern Niedersachsens mit den Bewohnern des
Harzes zeige (S. 82 ff.) und dass die Ernährung nach Quantität und Qualität einen großen Einfluss auf die Konstitution ausübe (S. 90). Die Franken seien größer als die Obersachsen, die
Brandenburger kleiner, die Niederländer neigten zu großer Statur, ebenso die Hessen (S. 108
ff.). Solche wenig konkrete anthropologische Literatur wird deswegen ebenfalls hier übergangen, obwohl solche Quellen für die Konstitutionsgeschichte früherer Jahrhunderte, weil oft die
einzigen derartigen Quellen, von Wert sein können. Erst die anthropologischen Veröffentlichungen ab der 2. Hälfte des 19. Jh. werden zunehmend reichhaltige Fundgruben für differenziertere Körperhöhendaten.
Ähnlich wie die frühen anthropologischen Schriften sind in konstitutionshistorischer Hinsicht
die volkskundlichen und anthropo-geographischen Berichte des 19. Jh. zu bewerten, die meist
nur wenige allgemeine, oft lokalpatriotisch gefärbte Konstitutionsbeschreibungen enthalten
und in diesem Überblick deswegen ebenfalls weitgehend übergangen werden, da sie allenfalls
Lücken in den Musterungsstatistiken zu schließen oder bekannte Tendenzen zu bestätigen
vermögen (z. B. BIELEFELD [1906] für die Untersuchungen v. BUSCH [1878] in Ostfriesland),
wohingegen sie für die Lebens- und Ernährungsverhältnisse bedeutsame Quellen darstellen
können. Als ein solches Beispiel sei H. MEYERS (1903) „Das deutsche Volkstum" erwähnt, dessen Schilderungen der deutschen Volkstypen und -Charaktere man auch einige brauchbare
konstitutionshistorische Sätze entnehmen kann wie z. B. folgende über die Bewohner Süddeutschlands:
„Ob das alpine Klima zusammen mit dem gesunden Leben im Gebirge den Höhenwuchs fördert, ist eine noch nicht spruchreife Frage. Man kennt ja die Riesen von Tölz und verdankt
der bayerischen Militärstatistik die merkwürdige Einsicht, dass die Rekruten schwäbischen
wie bayerischen Schlages schon auf der Hochfläche vor dem Alpenfuß höheren Durchschnittswuchs zeigen, je mehr man sich dem Gebirge nähert; ... Die Allgäuer Schwaben im Unterland
sind minderwüchsiger und schwächlicher, die im alpinen Oberland, aufwärts von Sonthofen, im
südlichsten Zipfel des Reiches, groß und breitschultrig, Urbilder von sehniger Kraft" (S. 43).
Öffentliche und private militär-medizinische Statistiken liefern dagegen schon sehr früh
brauchbare Daten. Besonders die in Gegenwart von Ärzten angefertigten Ergebnisprotokolle
über die regelmäßigen Musterungen erbringen zunehmend reichhaltigeres und differenzierteres Datenmaterial über die Körperhöhenverhältnisse ganzer Jahrgänge von 18- bis 22-jährigen
Männern aus den deutschen Einzelstaaten und ab 1871 aus dem ganzen Reich. Der Verfasser
glaubt, nach seiner Literaturkenntnis annehmen zu können, dass noch nicht alle Musterungsergebnisse veröffentlicht und ausgewertet worden sind. Aber einzelne Jahrgänge und Regionen
sind schon so gut ausgewertet worden, dass sich räumliche Unterschiede, Generationsunterschiede, Berufsunterschiede usw. in einer Ausführlichkeit darstellen lassen, wie das für die Zeit
davor nicht möglich ist. Ergänzt werden solche Konstitutionsdaten aus Musterungsergebnissen
durch erste Statistiken von Krankenhäusern, Kranken- und Lebensversicherungsgesellschaften, Sport- und Schulärzten, so dass die frühere Datenarmut durch eine zunehmende Datenfülle abgelöst wird, die teilweise ebenso zu flüchtiger Pauschalierung verführt wie der vorhergehende Datenmangel.
Was die Ernährungsverhältnisse betrifft, so ist die wissenschaftliche Literaturbasis für das
19. Jh. sowohl günstiger als auch ungünstiger wie bei den Konstitutionsangaben zu beurteilen.
Günstiger insofern, als durch den dankenswerten Fleiß einiger Ernährungshistoriker und
Volkskundler erste Überblicke über den Nahrungsmittelkonsum nach staatlichen Statistiken
zur Verfügung stehen, während ein Überblick über die zeitgleichen Körperhöhenverhältnisse
noch aussteht. Ungünstiger deshalb, weil Differenzierungen, wie sie einige Bearbeiter von
Musterungsergebnissen (allen voran AMMON und RANKE) für bestimmte Regionen Deutschlands vorlegen konnten, bezüglich der zeitgleichen Ernährungsverhältnisse noch nicht existieren. Dazu müsste erst intensiv die sozialhistorische, volkskundliche, reisekundliche und Memoiren-Literatur ausgewertet werden, ein ungleich mühseligeres Unterfangen als die Auswertung gesammelter Rekrutierungsergebnisse. Aber leider gibt es keine den Musterungsuntersuchungen vergleichbare ernährungskundliche Pflichterhebungen.
4. Quellenkundlicher Überblick bezüglich der Körperhöhenverhältnisse im 19. Jahrhundert
Nun zu einem ersten konstitutionshistorischen Quellenüberblick für die Zeit des 19. Jh.,
nämlich zu skelettanthropologischen Befunden und zu Messergebnissen an Lebenden (vorwiegend an Rekruten). (Bezüglich der notwendigen Umrechnungen aus vormetrischen deutschen
Maßsystemen s. z. B. VERDENHALVEN [1968], HELLWIG [19821).
Ein prinzipielles Problem erschwert Generationsvergleiche von Körperhöhenmessungen, nämlich die zeitliche Verschiedenheit des Wachstumsabschlusses. Nach übereinstimmenden
Untersuchungsergebnissen sind die heutigen jungen Männern im Mittel bereits unter 20 a
ausgewachsen, die meisten haben ihre Endgröße schon mit 18 a erreicht. In Zeiten mit
weniger guten Ernährungsverhältnissen ist das anders. Tierversuche haben wiederholt gezeigt,
dass sich mit knapper werdenden Nahrungsmengen die Wachstumsdauer verlängert und ein
langfristiges Nachholwachstum möglich wird. Im 19. Jh. konnte bei sozialen Unterschichten
eine Wachstumsdauer bis zu einem Alter von ca. 24 a beobachtet werden. Es gibt deshalb kein
allgemeines gleiches Alter für das Wachstumsende und auch keine solchen epochalen, regionalen oder sozialschichtenspezifischen Alterswerte. Unterschiedliche mittlere Zuwachs-Zahlen
für junge Männer nach dem 18. Lebensjahr sind im 19. Jh. aus verschiedenen europäischen
Ländern mitgeteilt worden (je nach Arbeitsbelastung und Ernährungslage zwischen 1 bis
knapp 5 cm; s. kleine Zusammenstellung bei WURM [1985 c, S. 598]). Eventuelle Wachstumszuschläge zu Messergebnissen an 18-jährigen Rekruten bis maximal 5 cm müssen also je
nach gesellschaftlichen Ernährungsverhältnissen, frühkindlichen Ernährungsbedingungen und
Arbeitsbelastungen einfühlsam geschätzt werden (zur Korrektur der landläufigen Pauschalmeinung, eine Ernährungsweise sei für Wachstum und andere Konstitutionsbereiche um so günstiger, je mehr Eiweiß sie enthielte (s. WURM [1987]; zur Bedeutung der Druckbelastungen und
damit der Arbeitsverhältnisse während des Wachstums s. WURM [1985 a]; zur Bedeutung der
frühkindlichen Ernährungsverhältnisse als Wachstumsstimulation für die gesamte Wachstumszeit s. WURM [1985 c]).
4.1. Zum skelett-anthropologischen Datenbestand
Der in Frage kommende skelett-anthropologische Datenbestand ist gering. 2 Fundserien seien
genannt. Von den vornehmeren Bestatteten des ehemaligen St.Katharinen-Friedhofs im Zentrum Braunschweigs, Bestattungsplatz für die städtischen Meisterfamilien und andere soziale
Oberschichtenangehörige in der Zeit von 1706 bis 1887, konnte für 19 Männer eine mittlere
Körperhöhe von um 169 cm geschätzt werden (RÖHRER-ERTL 1982). Von den armen Bestatteten des Berliner Armenfriedhofs in der Friedrichstraße (Gelände der heutigen Auferstehungskirche in Ostberlin; soziale Unterschicht und Sektionsleichen, Belegungszeit 1800 bis 1881)
konnte für maximal 26 männliche erwachsene Individuen (26 männl. Extremitätenknochen
standen zur Körperhöhenschätzung zur Verfügung, die Individuenanzahl war sicher geringer)
eine mittlere Körperhöhe von ca. 173 cm nach den Formeln von DUPPERTUIS und HADDEN
geschätzt werden (SCHOTT 1957/58, 1958), was nach BREITINGER einem realistischeren Körperhöhenmittel von ca. 169 bis eventuell 172 cm entspräche (zum Problem solcher Vergleiche
s. WURM u. LEIMEISTER [1986]). Damit wären diejenigen Armen Berlins, deren Familien nicht
einmal das Geld für ein Begräbnis aufbringen konnten, eventuell im Mittel etwas großwüchsiger gewesen als die wohlhabenden Braunschweigischen Oberschichtenmitglieder. Da auch ihr
mittleres Sterbealter von 40,5 a vergleichsweise hoch lag (mittleres Sterbealter der erwachsenen männlichen Berliner >20a von Ende des 18. bis Mitte des 19. Jh. um 50 a; s. SCHOTT
[1957/58]), lässt beides auf die im 19. Jh. verbesserten Lebensbedingungen der Armen in
Berlin (Abnahme der Seuchen, geregelte Armenfürsorge) schließen.
4.2. Zu einigen frühen Körperhöhenmessungen an Internatsschülern
Die frühesten bisher ausgewerteten Körperhöhenmessungen aus dem nichtmilitärischen Bereich stammen aus Muster-Internaten des späten 18. Jh., in denen die Schüler nach selbst
heute noch modernen gesundheitspflegerischen Gesichtspunkten erzogen wurden. Diese
Ergebnisse soll der vorliegende Überblick bereits berücksichtigen. HARTMANN (1970) und
THEOPOLD et al. (1972) werteten die Messlisten der Hohen Carlsschule in Stuttgart der Jahre
1771 bis 1794 aus. Die Hohe Carlsschule, die auch SCHILLER besucht hat, wurde sowohl von
adeligen als auch bürgerlichen Schülern besucht, war anfangs ein strenges Internat, ab 1783
nahm sie aber auch Externe auf. Die Schüler traten frühestens mit 8 a ein und verließen mit
ca. 21 a die Schule. Im Reglement wie bezüglich der als gut zu bezeichnenden Verpflegung
wurden soziale Unterschiede nicht berücksichtigt. Die Messungen der 18- bis 21 jährigen
umfassten jeweils über 100 Schüler (insgesamt 18-jährige >300, 19-jährige knapp 300,
20-jährige ca. 200, 21-Jährige ca. 150). Die 18-jährigen Schüler zusammen waren im mittel
ca. 164 cm groß, die 21-jährigen ca. 168 cm, nur die adeligen 18-jährigen 167 cm und die
bürgerlichen 163, die adeligen 21-jährigen 169 und die bürgerlichen 167 cm. Die Zuwachsrate vom 18. bis zum 21 a betrug also bei den adeligen Schülern noch 2 cm, bei den bürgerlichen 4 cm. Die adeligen Schüler wiesen dazu einen deutlichen puberalen Wachstumsvorsprung
von 6 bis 7 cm auf (der sich bis zum 21. Lebensjahr auf 2 cm verringerte), ein Hinweis auf die
Langzeitwirkung frühkindlicher besserer Ernährungsbedingungen.
Ebenfalls schnelleres Wachstum bis ca. 15 a als die einfachen bürgerlichen Schüler der Hohen
Carlsschule wiesen nach Auswertung der Messlisten für die Jahre 1792 bis 1794 und 1833 bis
1840 die ausschließlich aus den begüterten Oberschichten (ca. 30 % Adel und 70 % wohlhabendes Bürgertum) stammenden 10- bis 17-jährigen Schüler der philanthropischen Schule
Schnepfenthai (Thüringen) auf (LUKAS et al. 1969). Ebenfalls ein Indiz für die Tatsache frühkindlich ausgelöster langfristiger Wachstumsschübe. Die sowohl in der Hohen Carlsschule als
auch in Schnepfenthai gereichte gute und reizlose, aber keineswegs überreichliche Hausmannskost konnte neben der gesunden Lebensführung nicht alleinige Ursache des für die damalige Zeit relativ raschen kindlichen und puberalen Wachstums sein, was beide Untersuchergruppen an der damals wieder aufkommenden Ernährungshypothese irritierte.
4.3. Zu den Musterungsstatistiken als wichtigste konstitutionshistorische Quellengattung
Was militärische Untersuchungsstatistiken betrifft, so sind folgende Begriffe zu unterscheiden:
Gestellungspflichtige, Musterungspflichtige, Wehrpflichtige: Alle als Wehrpflichtige erfassten
jungen Männer im Musterungsalter, im 19. Jh. meistens 20 bis 21 a. Taugliche, für tauglich
Befundene: Die wegen zu geringer Körperhöhe Ausgeschiedenen sind nicht mehr dabei (je
nach militärischer Mindestkörperhöhe bis zu 50 %), eingeschlossen ist aber die kleine Anzahl
der sog. Ökonomie-Handwerker, oft Kräftige, aber zu Kleine, die in militärischen Handwerksstätten Dienst tun sollen.
Eingezogene, Aktive, Dienende, Soldaten, Rekruten: Hier sind noch einmal diejenigen Tauglichen abgezogen, die aus irgendwelchen Gründen zurückgestellt wurden, aber die Mindestkörperhöhe besaßen oder als Ökonomie-Handwerker keine Verwendungen gefunden hatten.
Nachfolgend nun eine knappe Vorstellung derjenigen Musterungsliteratur, die bei einer interdisziplinären Untersuchung über die Körperhöhenverhältnisse (und die sie beeinflussenden
Ernährungsverhältnisse) berücksichtigt werden müsste. Die Zusammenstellung erhebt nicht
den Anspruch auf Vollständigkeit, es wird aber der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass wichtigsten Literaturtitel erfasst worden sind. Zuerst ist auf die kritischen Stellungnahmen von BISCHOFF (1867) und HÖRN (1868) bezüglich der Exaktheit und Vergleichbarkeit der Ergebnisse
der frühen Musterungsstatistiken des 19. Jh. zu verweisen. Verschiedene und zeitlich schwankende Mindestkörperhöhenforderungen, unterschiedliche und subjektive Musterungskriterien
und -praktiken, räumlich und zeitlich wechselnde Prozentanteile von tatsächlich Eingezogenen,
das verbreitete Losverfahren, die Möglichkeit des Ersatzmannes und die vielfältigen Gründe für
Zurückstellungen usw. hatten zur Folge, dass die veröffentlichten statistischen Daten weder
repräsentativ für die einzelnen Jahrgänge noch untereinander vergleichbar sind (so, wie es
WAPPAEUS [1861] irrtümlich annahm). Es lassen sich häufig nur vorsichtige Tendenzen eruieren über zeitliche und räumliche Charakteristika und Veränderungen in den Körperhöhenverhältnissen, besonders dann, wenn nur Prozentanteile von Untermäßigen mitgeteilt werden.
Erst in der 2. Jahrhunderthälfte nehmen Qualität, Repräsentativität und Vergleichbarkeit der
Rekrutierungsstatistiken zu, u. a. durch den Appell VIRCHOWS (1879) an die politisch Verantwortlichen, Rekrutierungsstatistiken als wichtige anthropologische Quellengattung inhaltlich
reichhaltiger zu gestalten und gründlicher auszuwerten. Kritische Vorsicht ist aber immer noch
geboten, wie die gegen Ende des 19. Jh. ausbrechende heftige Diskussion über die Bedeutung
der Verstädterung und Industrialisierung für die Tauglichkeitsverhältnisse der Musterungspflichtigen deutlich macht.
Zunächst einige allgemeine Literaturhinweise: Notwendige Informationen über die Rekrutierungsbedingungen in den deutschen Ländern, über die geforderten Mindestmaße und über die
Methoden der jeweiligen statistischen Bearbeitungen können bei SEELHORST (1841),
WOLLENHAUPT (1861), BISCHOFF (1867), v. WITZLEBEN (1867), v. POTEN (1878), ROTH
und LEX (1877), FRÖLICH (1879), V. MICHAEL (1887), ROTT (1891), MEISNER (1909), SCHJERNING (1910), SCHWIENING (1913), KÖRTTNG (1914) usw. entnommen werden.
Mehr oder minder reichhaltige Literaturhinweise und Dokumentationen über die Körperhöhenverhältnisse in Deutschland findet man z. B. bei v. POTEN (1878), FRÖLICH (1879, 1887a, b,
1896), RANKE (1887), KRUSE (1898a, 1929), DAFFNER (1902), LANGE (1903), BUSCHAN
(1897, 1909), VIERORDT (1906), KÖRTING (1911/12), CLAASSEN (1912), BISCHOFF et al.
(1913), SCHWTENING (1913, 1914), BRUGSCH (1918), MEINSHAUSEN (1921), MARTIN
(1914, 1928), MARTIN und SALLER (1957-1962), KENNTNER (1963, 1975), Vergleiche deutscher Tauglichkeitsziffern mit denen der benachbarten Staaten hat KRUSE (1898a, 1929) zusammengestellt. Sie ersetzen aber alle nicht die statistische Primärliteratur.
5. Zu den Körperhöhenverhältnissen in den einzelnen Landschaften und politischen
Räumen Deutschlands
Die nachfolgende Literaturvorstellung konnte entweder mehr nach chronologischer Reihenfolge
oder mehr nach räumlichen Gesichtspunkten geordnet werden. Eine stärkere Beachtung der
Chronologie hätte die sich wandelnde statistische Methodik im Verlauf des 19. Jh. erkennbarer
gemacht und kritische statistische Neubearbeitungen erleichtert. Eine Gewichtung der räumlichen Einheiten lässt dagegen besser die Häufigkeit des für einzelne deutsche Reichsländer und
Landschaften zur Verfügung stehenden Materials erkennen. Letzterer Aspekt ist ernährungskonstitutionellen Verknüpfungen dienlicher und wurde deshalb als Ordnungskriterium gewählt.
5.1. Norddeutschland - Preußen
Für den norddeutschen Siedlungsraum stehen ab der Jahrhundertmitte mehrere, in Umfang
und Datenmenge sehr unterschiedliche Statistiken zur Verfügung. Die bearbeiteten Musterungsjahrgänge reichen aber in die l. Jahrhunderthälfte zurück, so dass ein Entwicklungstrend
der Körperhöhenverhältnisse leidlich herausgearbeitet werden kann.
Die früheste Dienstanweisung für genaue Rekrutierungsuntersuchungen in Preußen, die auch
erstmals die Mitwirkung eines Arztes forderte, stammt von 1813. Das Mindestmaß für Tauglichkeit der mit 18 a Gemusterten wurde auf 157 cm festgelegt. Für die damalige Zeit war das
ein hohes Mindestmaß. Denn bereits 1811 waren von 574000 Stellungspflichtigen 407000 als
noch zu klein zurückgestellt worden, nur 539 waren größer als 179 cm, nur 34 größer als 184
cm (HERMES 1982). Erst im 3. Stellungsjahr wurden die Zurückgestellten, wenn sie bis dahin
nicht die Mindestkörperhöhe erreicht hatten, endgültig untauglich, denn das damals normale
Zusatzwachstum nach 18 a war bekannt. Diese Zahlen sind Ausdruck der ungünstigen Ernährungsbedingungen in Preußen nach den napoleonischen Kriegen, wenn auch die Bewohner des
preußischen Staatsgebietes von 1811 (Rumpfpreussen östlich der Elbe) niemals zu den groß
gewachsenen Bevölkerungsteilen Preußens gehört haben. Ähnlich verbreitete Untermäßigkeit
in der Mitte des 19. Jh. beschrieb BOLK (1914) für die Niederländer (einer zur Großwüchsigkeit
neigenden Population), fand BILLY (1962) für die l. Hälfte des 19. Jh. für Savoyen und
HOVELAQUE (1896) für das Ende des 18. und die l. Hälfte des 19. Jh. bei alpinen Südfranzosen.
Dieser Tatbestand, dass weit über die Hälfte der Gemusterten wegen Untermäßigkeit (zumindest vorläufig) zurückgestellt werden musste, machte bei der geringen Friedensstärke der
preußischen Armee in der l. Hälfte des 19. Jh. keine besonderen Sorgen. Die geringe Anzahl
der Tauglichen genügte völlig für den Heeresbedarf. Es sei außerdem daran erinnert, dass es
im 18. Jh. zur militärischen Tradition aller europäischen Staaten gehörte, aus taktischen und
waffentechnischen Überlegungen möglichst viele Großgewachsene („Lange Kerls") zu rekrutieren. Führend war diesbezüglich Preußen. Nicht nur FRIEDRICH-WILHELM I., auch noch FRIEDRICH II. forderte relativ hohe Mindestkörperhöhen für Soldaten. Selbst für die traditionell aus
Kleinergewachsenen rekrutierte Truppengattung der Mineure forderte er noch mindestens 165
cm Körperhöhe (ab 1789 auf 162 cm reduziert). Die aus kleinstgewachsenen Soldaten bestehenden preußischen Bataillone sollen nach einem sicher etwas übertriebenen Bericht eines
zeitgenössischen sächsischen Offiziers noch größer wüchsig gewesen sein als die aus den
größtgewachsenen Mannschaften zusammengesetzten sächsischen Bataillone (zit. nach Militärwochenblatt 1877, Nr. 90, S. 1598). Dass bei solchen konstitutionellen Anforderungen die
preußische Armee des 18. Jh. auf Werbungen im Ausland angewiesen war, wird verständlich.
Und dass sich in einer solchen Armee besonders groß gewachsener und kräftiger Soldaten
(auch auf besondere Muskelentwicklung wurde bei bestimmten Truppenteilen Wert gelegt)
gewollt oder ungewollt ein (konstitutionell begründetes) Elitedenken entwickelte, das auf öffentlicher Anerkennung bestand und diese Anerkennung auch durchzusetzen bereit war, ist
ebenfalls verständlich. Der preußische soldatische Standesdünkel hatte bis in die 2. Hälfte des
19. Jh. siebungs-konstitutionelle Teilerklärungen. Erst gegen Ende des 19. Jh. verschwand mit
der beginnenden allgemeinen Körperhöhenprogression und Ausweitung der Heeresstärken in
allen europäischen Staaten diese konstitutionelle Begründung für den soldatischen Standesdünkel in Preußen. Wenig beachtet ist bisher in der Literatur die Tatsache, dass unter den
"Langen Kerls" viele Akromegale, also eigentlich endokrin Kranke waren, bei denen der Krankheitsprozeß primär chronisch, also über Jahrzehnte verlief.
Die Musterungsergebnisse der preußischen Kreis-Ersatz-Commissionen der Musterungsjahre
1831, 1834, 1837, 1843, 1846, 1847 bis 1854 hat DIETERICI (1855) ausgewertet. Absolute
Mittelwerte hat er nicht berechnet, und die Prozentzahlen der wegen zeitiger oder prinzipieller
Untermäßigkeit Zurückgestellten nehmen nur einen geringen Raum in seiner Zusammenstellung ein. Es lässt sich aber zumindest die Tendenz erkennen, dass die Rekruten in den östlichen Provinzen im Mittel kleiner gewachsen waren, in den nordwestlichen Landesteilen und in
Berlin größer. Doch zeigten sich viele Ausnahmen, die auch daraus deutlich werden, dass das
Garde-Korps, für das nur die größten und körperlich wohl gebildete Jungen Männer gewählt
wurden, sich überwiegend aus den ländlichen Östlichen Provinzen rekrutierte. Zur berechtigten
Bearbeitungskritik s. v. HÖRN (1868).
Etwas detaillierter, wenn auch immer noch ohne absolute Körperhöhendaten, sind die statistischen Auswertungen der Ersatz-Aushebungsgeschäfte in Preußen für 1855 bis 1862 durch Engel (1864), nach denen in Westfalen. Brandenburg und Pommern die wenigsten Untermäßigen, in den Provinzen Posen, Schlesien und Rheinland die meisten registriert wurden, wobei
aber diese räumliche Verteilung wegen ihrer vielen Unregelmäßigkeiten einer genaueren Differenzierung bedarf. Ein Vergleich mit Bevölkerungsdichte und Bodenqualität wäre sinnvoll (s.
z.B. BÖTZOW 1881). Zur berechtigten Bearbeitungskritik s. v. HÖRN (1868).
HELWING (1860) hat speziell die Einflüsse der Frühindustrialisierung in Preußen, besonders in
der Mark Brandenburg, untersucht und dabei gefunden, dass sich die ungesunde, überlange
Fabrikarbeit überall negativ auf das Körperhöhenwachstum ausgewirkt hat. Seinen Daten über
die Tauglichkeitsverhältnisse lässt sich entnehmen, dass überall dort, wo schwere, überlange
Arbeits- und ungünstige Lebensbedingungen vorherrschten, die Untauglichkeitsanteile höher
waren. Seine Daten erlauben also eine Verknüpfung zwischen Tauglichkeit und frühindustriellen Lebensverhältnissen. Absolute Körperhöhendaten enthält diese Arbeit leider nicht.
Die Zusammenstellung der errechneten Körperhöhenmittel der 21-jährigen Eingezogenen
in Mecklenburg-Schwerin während der 5 Musterungsjahre 1859 bis 1863 (Beiträge zur Statistik Mecklenburgs, 1866, o. Verf.) enthält räumlich und sozialschichtenbezogen differenzierteres Datenmaterial über die Körperhöhen in rheinischen Fuß, teilweise bereits umgerechnet in
cm. Die Arbeit war als Vorbericht für eine Bearbeitung des während eines mehr als 40-jährigen
Zeitraumes bei den Militär-Distriktbehörden angesammelten Materiales gedacht (ob dieses
erschienen ist, kann hier nicht gesagt werden). Die mittlere Körperhöhe aller Eingezogenen
betrug 169 cm, räumliche und schichtenspezifische Unterschiede (Ritterschaft, Städter, Domänenbauern, plattes Land) waren geringfügig. Im nördlichen und südöstlichen Landesteil
waren die Mittelwerte relativ am größten, im südwestlichen am kleinsten. Eingezogene, die
einen Stellvertreter bezahlen konnten, also aus begüterten bürgerlichen Schichten Stammende, waren im Mittel 2,1 cm größer als die selbst dienende Mannschaft (die im Nachtrag zu dieser Veröffentlichung für die Jahre 1859 bis 1863 abgedruckten Zahlen sind eventuell teilweise
verwechselt, oder es liegen kleine Unkorrektheiten bei der Umrechnung in das Dezimalsystem
vor).
Als Nachtrag und Ergänzung zu dieser Statistik wurden im selben Jahr (s. Beiträge zur
Statistik Mecklenburgs, 1866, o. Verf.) auch noch die Körperhöhenmittel der Eingezogenen
während des 5-jährigen Zeitraumes 1854 bis 1858 mitgeteilt. Es handelt sich also wieder um
für die Gesamtheit der Musterungspflichtigen nicht repräsentative Daten, weil die Mindermäßigen und aus sonstigen Gründen Untauglichen in die Berechnungen nicht eingegangen sind.
Das Mittel für das ganze Land betrug 168 cm, für die Selbstdienenden 168 cm, für diejenigen,
die einen Stellvertreter bezahlen konnten, 170 cm, also wie für den Zeitraum 1859 bis 1863
ca. 2 cm mehr. Die räumlichen und sozialschichtenspezifischen Unterschiede waren ebenfalls
wieder gering (maximal 0,6 Zoll = ca. 1,3 cm). In räumlicher Hinsicht waren die Eingezogenen
aus dem nordöstlichen Landesteil am größten, aus dem südwestlichen am kleinsten. In sozialschichtenspezifischer Hinsicht deutet sich ein geringfügig höherer Mittelwert für Stadtbewohner an. Mittelwerte für den ganzen 10-jährigen Zeitraum 1854 bis 1863 ergaben noch geringere räumliche und schichtenspezifische Differenzierungen wie für die beiden 5-jährigen Abschnitte. Die Tauglichen aus der Ritterschaft stellten keine Siebungsgruppe auf körperliche
Überragenheit (mehr?) dar, wie es für Frühgeschichte bis Mittelalter noch belegt werden konnte (WURM 1983, 1986, 1988).
Den vielfältigen Körpermessungen (absolute Maße, Proportionen) von BUSCH (1878) an niedersächsischen Rekruten aus dem Raum zwischen Ems und Jade lassen sich auch eine größere
Anzahl von Körperhöhenmitteln entnehmen, die Unterschiede zwischen Marsch, Moor und
Geest, Stadt und Land, Berufsschichten und Altersstufen, Kranken und Gesunden sowie Körperhöhenzuwächse zwischen dem 20. bis 23. Lebensjahr erkennbar machen. Ein warnender
Hinweis für zu einfache Verknüpfungen zwischen Wachstum und Lebensverhältnissen möge
der mitgeteilte Tatbestand sein, dass die Jungen Leute aus den wohlhabenden Marschgebieten
in der Jugend zwar schneller wuchsen, letztlich aber in ihren Endkörperhöhen (bei größerer
Breitenentwicklung) etwas hinter den Bewohnern der Geest zurückblieben, weil trotz ihrer
reichlicheren Kost die schwere Arbeit, häufige (klimatisch bedingte) fiebrige Erkältungen und
reichlicher Branntweinkonsum das Endwachstum negativ beeinflussten. Auffällig (und noch
genauer mit den soldatischen Ernährungsverhältnissen zu korrelieren) waren die Zuwachsraten während der Dienstzeit bei den Kleingewachsenen und den aus ärmlichen Verhältnissen
Stammenden.
Da BUSCH seine vielfältigen Messergebnisse nicht isoliert interessierten, sondern nur in
Korrelation zueinander, müssten seine Daten unter dem Aspekt der Körperhöhenverhältnisse
statistisch neu bearbeitet und geordnet werden. Als Körperhöhenmittel aller 20-jährigen
Tauglichen seines Untersuchungsraumes errechnete BUSCH 167 cm.
Ergänzend zu diesen Musterungsstatistiken noch einige kleinere Datenquellen von zivilen
Populationen.
Aus der idealistischen Absicht des Turnlehrer heraus, der mit Hilfe der Leibesübungen eine
harmonische Körperentwicklung erreichen möchte, nahm ANGERSTEIN (1864) während 5 a
Proportionsmessungen an der Kölner Turnjugend vor (an jeweils über 1000 Schülern überwiegend höherer Schulen von 7 bis 18 a). Seinen Ergebnissen lässt sich das Körperhöhenmittel
für die 18-jährigen entnehmen. Die Turner sind mit 18 a bereits 66 Zoll (rhein.) = ca. 172 cm
groß. Vermutlich machen sich in diesem Mittelwert die damals verbreitet größeren Körperhöhen bei den akademischen Oberschichten bemerkbar. Seiner Randbemerkung über festgestellte räumliche Proportionsunterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsteilen müsste
an anderem Datenmaterial genauer nachgegangen werden.
Den ANGERSTEIN'schen Messungen entsprechend maß HOFFMANN (1875, 1876) u. a. auch
die Körperhöhen von 50 Studenten der Königl. Central Turnanstalt in Berlin, ohne allerdings
das Gesamtmittel mitzuteilen Die Gemessenen waren 19 bis 40 a alt. Die angegebenen Altersklassenmittel und das aus ihnen errechenbare Gesamtmittel dürften im Zusammenhang mit
den übrigen Konstitutionsdaten einen kleinen Ergänzungsbeitrag zur Konstitutionscharakteristik der Berliner erwachsenen Turnerschaft darstellen.
Als Bestätigung des bekannten Tatbestandes, dass die akademischen Sozialschichten im
19. Jh. im Mittel größer gewachsen waren als die gewerblich-industriell tätige Bevölkerung,
können die Körperhöhenwerte von Oberstufenschülern gelten, die KOTELMANN (1879) bei
seinen umfangreichen morphologischen Messungen an den Gelehrtenschülern des Hamburger
Johanneum im Jahre 1877 gewann. Gemessen wurden u. a. 66 Oberstufenschüler von
18 bis 22 a. Der Arbeit sind Körperhöhenmittel nach Altersklassen, Schulstufen und auch Vergleichswerte aus Breslau zu entnehmen. Die Hamburger Oberprimaner waren im Mittel
170 cm groß, die Breslauer 171 cm. Hier sollten auch die Ergebnisse der Kadettenmessungen
DAFFNERS (1902) Erwähnung finden, die in den Altersstufen 18 bis 20 a im Mittel ca. 170 bis
171 cm maßen (s. weitere Vergleichsliteratur bei KEY [1891]).
Die Reihe der mehr oder minder ausführlichen Statistiken über die Körperhöhenverhältnisse
der Musterungspflichtigen im nördlichen Teil Deutschlands setzte MEISNER mit seinen Statistiken über die Körperhöhenverhältnisse der Wehrpflichtigen (Rekrutierungsjahrgänge 1875 bis
1880) in Schleswig (1883), im östlichen Ostfriesland und in Holstein (1889) und in Mecklenburg (1891) fort. Nach dem Vorbild vorhergehender Statistiken gliederte er nach Untermäßigen, Kleinen, Großen und Übergroßen, berechnete aber auch Mittelwerte und versuchte, seine
Ergebnisse mit der Landesnatur, den Ernährungs- und Arbeitsverhältnissen und den ethnischen Verhältnissen zu vergleichen, ohne allerdings zu einer befriedigenden Erklärung besonders bezüglich der vielfältigen Differenzierungen im Ostseeteil seines Untersuchungsraumes zu
kommen. Als Hauptindex der Körperhöhen (die am häufigsten vorkommende Zahl) für die
Schleswiger Wehrpflichtigen errechnete er 168 cm, als Mittelwert der Körperhöhen 169 cm, für
Holstein als Hauptindex 167 cm, als Mittel 168 cm, während die Hamburger Stadtbevölkerung
im Mittel deutlich kleiner gewachsen war (nur 166 cm). Den größten Anteil der Untermäßigen
(4,7 %) und auch das niedrigste Mittel (164 cm) hatten die Gemusterten in Stade. Die Arbeiten MEISNERS enthalten eine Fülle landeskundlicher Vorarbeiten, so dass ein Bild der Lebensund insbesondere der Ernährungsverhältnisse der Bewohner seiner Untersuchungsräume leichter darzustellen ist als bei den anderen norddeutschen Körperhöhenstatistiken.
Während MEISNER die Verteilung der Körperhöhenklassen und die Mittelwerte der Körperhöhen interessierte, stand die Untersuchung SCHWIENING (1908a), was die Körperhöhenverhältnisse betrifft, mehr unter der festgestellten Tendenz einer beginnenden Körperhöhenzunahme bei den Musterungspflichtigen. SCHWIENING wertete die Musterungsdaten der 10 Musterungsjahrgänge 1894 bis 1903 aus dem vergrößerten Preußen nach 1871 aus, also de facto
die Daten aus dem Deutschen Reich ohne Sachsen, Bayern und Württemberg. Aus Raumgründen beschränkte er sich auf einen Vergleich der für die einzelnen Hauptkörperhöhenklassen
gefundenen Prozentanteile und fand für das von ihm untersuchte Dezennium eine beginnende
Abnahme der Kleinen und eine Zunahme der Großgewachsenen. In seinen größeren Zusammenstellungen (SCHWIENING 1908b, 1913) hat er diese beginnende säkulare Körperhöhenprogression auch für die anderen deutschen Staaten nachgewiesen.
5.2. Sächsisch-thüringischer Raum
Auch für das Königreich Sachsen (es ist zu beachten, dass ein Teil des geographischen Raumes „Sachsen" als preußische Provinz nicht dazu gehörten) beginnen die Musterungsstatistiken um die Mitte des 19. Jh. Für das Königreich Sachsen hatte ENGEL (1856) bereits reichhal-
tigeres Datenmaterial als in seiner Statistik für Preußen (ENGEL 1864) der Öffentlichkeit vorgelegt. In dieser Statistik über die physische Beschaffenheit der sächsischen Musterungspflichtigen der Musterungsjahre 1852 bis 1854 teilte er nicht nur Prozentanteile der Untermäßigen
und der einzelnen Körperhöhenklassen mit, sondern auch absolute Mittelwerte (in Zoll und
Meter) in räumlicher, siedlungsbezogener und beruflich-sozialer Differenzierung. Er versuchte
sogar, erste Verknüpfungen seiner Ergebnisse mit den Ernährungsverhältnissen vorzunehmen,
wobei er mit Recht vor einem vereinfachenden Vergleich von konstitutioneller Beschaffenheit
und mittlerem Fleischkonsum warnte, weil der Fleischkonsum alleine nicht die Qualität der
Nahrung bestimme, sondern Milch, Bier, Käse, Hülsenfrüchte ebenfalls hochwertige Teile der
Kost wären. Den Fleischverbrauch im Königreich Sachsen hat er dann in einer gesonderten
Statistik (1857) zusammengestellt. Als mittlere Körperhöhe der sächsischen Gemusterten der
Jahre 1852 bis 1854 errechnete ENGEL 163 cm, ein auffällig niedriger Wert, der nur noch in
den Musterungsergebnissen der mittelfränkischen Musterungsjahrgänge 1857 bis 1860 eine
Parallele findet (s. MAJER 1862).
Die Ergebnisse der Musterung im Königreich Sachsen vom März 1867 hat NEEDON (1867)
publiziert. Er hat ebenfalls ausführlich nach räumlichen und beruflich-sozialen Aspekten
untergliedert, vermutlich wegen der Kürze der Bearbeitungszeit aber nur nach groben Körperhöhenklassen und Prozentanteilen der Tauglichen und Untermäßigen unterschieden.
Die Bezeichnung "Sachsen" wird seit langem für sehr Unterschiedliches gebraucht: Ursprünglich sind die Namensträger die Niedersachsen (und deren Auswanderer auf die britischen Inseln [Essex, Sussex], dann - das aus Wetün bei Halle stammende Haus Wettin wird mit der
Markgrafschaft Meißen belehnt (1089) - wird der Name „Sachsen" wegen der Herkunft der
Dynastie aus dem niedersächsischen (genauer ostfälischen) Dialektgebiet auf die aus deutschen Siedlern und Slawen bestehende Mischbevölkerung des „Königreiches" ausgeweitet
(Obersachsen). Die spätere preußische Provinz Sachsen umfasste im Süden (Regierungsbezirk
Erfurt) rein thüringisches, in der Mitte (Reg.-Bez. Merseburg) nordthüringisches (Mischdialekt
aus Thüringisch und Niederdeutsch nördlich der Finne) und im Norden (Reg.-Bez. Magdeburg)
ostfälisches (ost-niedersächsisches) Dialektgebiet. Entsprechend uneinheitlich war auch die
anthropologische Zusammensetzung der Provinz Sachsen.
Da also absolute Mittelwerte (in Fuß oder Meter) fehlen, können aus der Statistik nur Tendenzen über die Körperhöhenverhältnisse herausgearbeitet und mit den Ergebnissen von ENGEL
verglichen werden. In räumlicher Hinsicht fanden sich die meisten Untermäßigen in den Amtshauptmannschaften Annaberg und Freiberg, die wenigsten kamen aus Leipzig, Bautzen und
Löbau. In beruflicher Hinsicht stellten interessanterweise die Lehrer die meisten Untüchtigen.
Der anschauliche Vergleich der vorherrschenden Konstitutionstypen bei erzgebirgischen Textilunternehmern und armen Webern (hier oft groß gewachsene, kräftige, gut genährte Gestalten, dort schwächliche, kleingewachsene, dünne Typen), wie ihn BEBEL (1879, S. 277) von
seinen Wahlkämpfen mitbrachte, könnte für NEEDON oder auch für die Ergebnisse von FECHNER als willkommene Ergänzung dienen.
FECHNER (1876) wertete die Leipziger Rekrutierungslisten der Musterungsjahre 1846 bis 1862
aus und fand bei den Mittelwertberechnungen, dass der Musterungsjahrgang 1862 die höchste
mittlere Körperhöhe aufwies, der Jahrgang davor die niedrigste. Diese Körperhöhendegression
bei den Gemusterten des Jahres 1861 fand er auch bei den Gemusterten der weiteren Umgebung (Amtshauptmannschaft Borna mit relativ wohlhabender Bevölkerung und Amtshauptmannschaft Annaberg, einer gebirgigen ärmlichen Landschaft), er fand diese Degression sowohl bei Leipziger Studenten als auch bezüglich der Anteile der besonders Großgewachsenen
in Leipzig. Einen direkten Zusammenhang mit Teuerungsjahren während der Kindheit der Gemusterten glaubte er allerdings nicht finden zu können.
Für Thüringen ergänzen sich mehrere isolierte Arbeiten, die bereits in einem ersten Ansatz
Verknüpfungen zwischen Körperhöhenverhältnissen und Umweltbedingungen enthalten.
KIRCHHOFF (1884) wertete eine Fragebogenaktion des Thüringerwaldvereins über Landschaft,
Wirtschaft und Anthropologie der Bevölkerung des Thüringer Waldes aus. Als Bandbreite der
Körperhöhenmittelwerte errechnete er ca. 165 bis 170 cm. KIRCHHOFF (1892/ 93) stellte anschließend nach den Musterungslisten der 1. Hälfte der 80-er Jahre eine Statistik der Körper-
höhen für den Bereich Halle, Saalkreis und Mansfelder Seekreis zusammen, in der er ethnologische Aspekte zu berücksichtigen versuchte. Die Körperhöhenmittel für diese Räume errechneten sich auf ca. 165 bis 167 cm, wobei die im Mittel größten Musterungspflichtigen aus dem
Kreis Erfurt kamen.
REISCHEL (1889) hat aus 8 bis 10 Musterungsjahrgängen der thüringisch-preußischen Landkreise Erfurt, Weissensee und Eckartsberga die Körperhöhenverhältnisse der 20- bis 23jährigen Gemusterten zusammengestellt. Er errechnete für diese Landkreise einen Mittelwert
von 166 bis 167 cm, wobei er ebenfalls für den Landkreis Erfurt den höheren Mittelwert fand.
REISCHEL berücksichtigte wie KIRCHHOFF die historischen ethnischen Verhältnisse (thüringisch-slawische Siedlungsmischungen), es besteht aber die Möglichkeit, dass beide Autoren
über die ethnischen Unterschiede die Folgen von Unterschieden in den damaligen Lebensverhältnissen übersahen, zumal sich in der frühen Slawenzeit Thüringer und Slawen bezüglich
ihres Höhenwuchses kaum unterschieden (s. WURM 1989 b, 1991).
SCHMIDT (1892/93) verglich die Körperhöhen- und Wachstumsunterschiede der Schulkinder
des Kreises Saalfeld (Herzogtum Meiningen) mit den Körperhöhenverhältnissen der Rekruten
aus demselben Raum. Die Körperhöhenmittel der Saalfelder Rekruten entsprachen mit ca. 164
bis 167 cm (je nach Stadt- und Landbezirken) den Werten der vorgenannten Untersucher.
Zwischen die von REISCHEL und von KIRCHHOFF bearbeiteten Gebiete schiebt sich das kleine
Untersuchungsgebiet des Fürstentums Schwarzenburg-Sondershausen, dessen Musterungsjahrgänge 1872 bis 1901 BÄRWINKEL (1906) als Grundlage der Statistik nahm. Obwohl eine
relative knappe Veröffentlichung, ist sie insofern von Wert, als BÄRWTNKEL sich kritisch mit
den statistischen Aufbereitungsverfahren der früheren Bearbeiter thüringischer Musterungslisten auseinandersetzte. Er verwies auf den Unterschied zwischen Grundlisten (Erfassung aller
Musterungspflichtigen) und Vorstellungslisten (Auszug aus den Grundlisten; enthalten nur diejenigen, über die eine endgültige Entscheidung gefällt wurde) und auf die Unterschiede bezüglich der Mindestgrößenanforderungen. Als Mittelwert für alle 29 Musterungsjahrgänge errechnete er 167 cm (auch alle seine lokalen Daten sind solche langjährigen Mittel), ein Wert, der
zwar zu den von REISCHEL errechneten Werten passt, leider aber nicht in einzelne Jahrgangsklassen aufgegliedert wurde, so dass der Anfangswert und die beginnende Körperhöhenprogression nicht deutlich werden.
5.3. Hessischer Raum
Weil Körperhöhendaten für die deutsche Mittelgebirgszone bisher besonders rar sind, hat die
kleine Untersuchung von BENEKE (1887) an Mannschaften des 11. Jägerbataillons in Marburg
eine gewisse Bedeutung. Die Mehrzahl der Diensttuenden stammte aus Hessen-Nassau, ein
Teil aus den Provinzen bzw. Ländern Hannover, Thüringen, Westfalen und aus ElsassLothringen. Das Körperhöhenmittel der 18- bis 24-Jährigen betrug 168 cm, die Mittel für die
einzelnen Altersklassen können der Arbeit entnommen werden.
5.4. Württemberg
Kontinuierlichere Bearbeitungen der Körperhöhenverhältnisse der Gemusterten als für den
nördlichen und mittleren Teil Deutschlands liegen für den südlichen Teil vor. Hier wiederum
ist Württemberg der im 19. Jh. chronologisch am regelmäßigsten bearbeitete politische Raum.
Die frühen statistischen Zusammenstellungen werden ausführlicher dargestellt, einerseits um
die Schwierigkeit der Vergleichbarkeit ihrer Ergebnisse zu verdeutlichen, andererseits um auf
die Möglichkeit von Trendanalysen hinzuweisen. Das altwürttembergische Mindestmaß für die
Rekrutenaushebungen hat im Lauf des 18. und 19. Jh. häufig geschwankt, im Zeitraum von
1742 bis 1806 zwischen 169 und 160 cm, wurde dann 1819 von 160 cm auf 157 cm herabgesetzt und 1893 nochmals auf 154 cm reduziert. Das erschwert direkte Vergleiche aus dem frühen und späten 19. Jahrhundert.
Als erster hat RIECKE (1833) Auszüge aus den Musterungslisten von 1828 bis 1832 mitgeteilt.
Sein Hauptinteresse galt zwar den Krankheitsfällen nach Vorkommen und geographischer Verteilung, er hat aber auch - für die 4 Kreise zusammengefasst - die Anzahl der wegen unvoll-
kommener körperlicher Entwicklung und Schwächlichkeit Zurückgestellten angegeben. Die
Mindermäßigen sind dabei leider nicht als eigenständige Gruppe ausgesondert. Aus dieser Zusammenfassung ist zu erklären, dass im Gegensatz zu dem tatsächlichen Trend der Untermäßigkeit die meisten körperlich Untauglichen aus dem Donaukreis stammten. Das hing damit
zusammen, dass besonders im nördlichen Donaukreis wegen der dortigen ungünstigen Ernährungsgewohnheiten für Kleinkinder der Anteil der Schwächlichen, Rachitischen und Kränklichen, nicht der Mindermäßigen, auffallend hoch war (s. RIEDLE 1834, KREUTLE 1839). Bezüglich der städtischen Siedlungen kamen die meisten körperlich Untüchtigen aus Ulm, die wenigsten aus Stuttgart.
Erste Berechnungen von Körperhöhenmitteln für die einzelnen Oberämter hat RIEDLE
(1834 a, b) für die Musterungsjahre 1829 bis 1833 vorgelegt, wobei er allerdings nur die
Körperhöhen der tatsächlich Eingezogenen (einschließlich der durch Stellvertreter Befreiten)
seinen Berechnungen zugrunde legen konnte, also nur von denjenigen Gemusterten, die nach
Abzug der Untermäßigen (< 157 cm), der Kranken, der körperlich Untauglichen und der wegen Familienverhältnissen oder durch das Los Befreiten tatsächlich rekrutiert worden sind.
Deshalb sind die mitgeteilten Körperhöhenmittel nicht repräsentativ für die gesamte altersspezifische männliche Bevölkerung, sondern etwas höher.
Als mittlere Körperhöhe dieser eingezogenen Tauglichen berechnete RIEDLE 5'8,25"
(1 württ. Dez Zoll 2,864 cm) = 164,5 cm. Die meisten Eingezogenen waren ca. 5'8" = 164 cm
groß. Die oberschwäbischen, höher gelegenen Oberämter hatten die größten Gemusterten, die
tiefer gelegenen nordwürttembergischen Oberämter mit Weinbau treibenden Gemeinden die
kleinsten. Die Extreme der Mittelwerte kamen aus räumlich entgegen gesetzten Landesteilen:
Das höchste Körperhöhenmittel wies das südöstlichste Oberamt Wangen (Allgäu) auf, das
niedrigste das nordwestlichste Oberamt Maulbronn (nördl. von Pforzheim). Eine ähnliche gegensätzliche Verteilung zeichnete sich bezüglich der Anteile der Großen und Mindermäßigen
ab. Ein kontinuierliches Gefälle der Mittelwerte und Größenklassenanteile von S nach N bestand allerdings nicht, sondern es gab räumlich eng beieinander liegende deutliche Unterschiedlichkeiten. Parallelen mit den Lebensverhältnissen gehen aus der genannten Arbeit nicht
hervor, doch bestand eine auffällige Parallelität bezüglich der Sterblichkeitsverhältnisse im
Säuglingsalter mit den Anteilen der Schwächlichen (schwächliche Körperentwicklung, Rachitis,
Kränklichkeit), aber nicht mit den Anteilen der Mindermäßigen. Als Ursache für die besonders
hohe Säuglingssterblichkeit z. B. im nördlichen Donaukreis fand KREUTLE (1839) medizinisch
unverantwortliche traditionelle Säuglingsernährungsverhältnisse. Brusternährung war dort nur
selten üblich, dafür bekamen schon die Neugeborenen einen mit häufig bereits gegorenem
Milch-Mehl-Brei gefüllten Sauglappen, weshalb lokal bis über die Hälfte der Geborenen bereits
im 1. Lebensjahr an Verdauungsstörungen starb. Die Überlebenden wuchsen dann allerdings
bei der vergleichsweise günstigeren Kinder- und Erwachsenenkost (Gebiete mit Milchwirtschaft) zu relativ groß gewachsenen Menschen heran, was der irrtümlichen Hypothese einer
für die Körperhöhenverhältnisse günstigen Auslese der Schwächlichen im Säuglingsalter Vorschub leistete. In Wirklichkeit ließ ein Teil der Gemusterten die konstitutionellen Folgen der
ungünstigen Säuglingsernährung bis ins Musterungsalter erkennen. Die ungünstige Säuglingsernährung führte also primär zu erhöhter Kindersterblichkeit und rachitischen Zuständen, erst
an 2. Stelle zu dauerhaften Wachstumseinbußen. Erst ungünstige Säuglings-, Kinder- und Erwachsenenernährung, begleitet von erheblichen körperlichen Belastungen ab dem Jugendalter
und von ungünstigen hygienischen Verhältnissen, hatten die drastischen regionalen und lokalen Wachstumseinbußen des 19. Jh. zur Folge. Solche Zusammenhänge deutete ansatzweise
schon RIEDLE (1834) an, denn er vermutete die Ursachen für die geringen Körperhöhen der
Gemusterten aus den nördlichen württembergischen Landesteilen in der anstrengenden
Arbeit in den Weinbergen bereits ab dem Knabenalter und in dem regelmäßigen Konsum des
oft sauren Weines und Obstmostes anstatt des sonst üblichen nahrhafteren Bieres.
MÜLLER (1936) legte dann eine erweiterte Neuberechnung der Körperhöhen der württembergischen tauglich Gemusterten der Musterungsjahre 1825 und 1829 bis 1834 vor (vermutlich
hat er sich teilweise auf die genannten Arbeiten von RIEDLE gestützt). Seine Statistik für 1825
umfasste nur Taugliche ab 157,5 cm Körperhöhe und wies nur Prozentanteile der einzelnen
Körperhöhenklassen auf. Der häufigste Wert war 169 cm (ca. 20,7 %). Die ausführlichere Statistik der Jahre 1829 bis 1834 berücksichtigte anfangs ebenfalls nur die ausreichend Großen
und die Prozentanteile an den Körperhöhenklassen, war aber nach den 64 Oberämtern - den
kleinsten Verwaltungseinheiten — untergliedert. MÜLLER konnte dann zusätzlich den Prozentanteil der Mindermäßigen aus anderen Statistiken entnehmen. Danach betrug für die Jahre
1829 bis 1833 der Anteil der Mindermäßigen 14,3 %, der wegen Gebrechen Untauglichen 33,5
% (für die Jahre 1834 bis 1857 nur 10,23 %, aber 41 % Gebrechliche, SICK [1857]). Also fast
die Hälfte der Gemusterten war nach damaligen Normen aus irgendeinem Grund untauglich.
Vergleiche der Prozentanteile klein- und großwüchsiger Soldaten aus den einzelnen Oberämtern zeigten wie bei RIEDLE, dass die Gebiete der Schwäbischen Alb und, des südlichen
Schwabens die meisten Großwüchsigen, das nördliche Württemberg die meisten Kleinwüchsigen stellten. MÜLLER versuchte, diese Körperhöhenverteilungen mit der unterschiedlichen Besiedlungsgeschichte (fränkische Einwanderung im Norden, Schwerpunkte der alemannischen
Landnahme in der Mitte und im Süden, dazwischen Reste von Vorbevölkerungen bzw. von
späteren Siedlern) zu erklären. Inwieweit aber die allgemeinen Lebensverhältnisse eine Hauptrolle spielten, wie es RIEDLE bereits andeutete, müsste genauer untersucht werden (Viehzucht- und Ackerbaugebiete, Weinbaugebiete, Parzellierungen, Heimindustrie usw.), denn die
Ostschweiz, ebenfalls ein alemannisches Einwanderungsgebiet, hat ab dem Mittelalter eine
relativ kleinwüchsige Bevölkerung aufzuweisen (s. z.B. SCHLAGINHAUEEN 1946, 1959).
Der knappen Arbeit von SEEGER (1840) sind die Körperhöhenklassen und das Körperhöhenmittel von 130 aktiven, teilweise länger dienenden württembergischen Infanteristen entnehmbar. Das Alter der subjektiv nach Normalproportionen Ausgewählten betrug überwiegend 20
bis 26 a. Genauere Herkunft und Zeit der Messung sind nicht genannt, dafür aber die grobe
beruflich-soziale Herkunft (Bauern und Handwerker). Das erhaltene Mittelmaß von 5'8,2" 46"'
(württembergisch) = 165 cm erscheint für damalige Taugliche nicht ungewöhnlich.
HEIM (1844) hat eine Zusammenstellung der innerhalb der Musterungsjahre 1837 bis 1843
von der Militärpflicht befreienden Gebrechen, Krankheiten und sonstigen Untauglichkeiten
mitgeteilt. Dieser Zusammenstellung liegen wiederum nur die Daten derjenigen Musterungspflichtigen zugrunde, die tatsächlich zur Auffüllung der damaligen Kontingentsstärke gemustert wurden (knapp die Hälfte der Militärpflichtigen). Der Arbeit können auch die Anteile der zu
Kleinen entnommen werden. Unter der vorgeschriebenen Mindestgröße von 157,5 cm waren
im Neckarkreis 18,26 %, im Jagstkreis 17,14 %, im Schwarzwaldkreis 13,5 %, im Donaukreis
9,88 % und im Landesmittel 15 % der Gemusterten. Ein Gefälle der Körperhöhen von S nach
N wird also wieder erkennbar.
Von 1844 bis 1853 durften dann nach höherem Befehl keine Listen mit den festgehaltenen
Ergebnissen mehr abgegeben werden, weshalb für diesen Zeitraum Zusammenstellungen
vorläufig unterbleiben mussten. Zusätzlich wurde eine Verordnung erlassen (1843), nach der
alle Gemusterten, die zwischen 5'4" und 5'5" (154,7 und 157,5 cm) maßen und sonst tauglich
waren, nicht einfach untauglich erklärt, sondern bis zur nächsten Musterung zurückgestellt
wurden, um sie nach eventuellem Weiterwachsen doch noch rekrutieren zu können. Das ist
insofern für spätere Statistiken wichtig, weil dadurch die Anteile der tatsächlich dauerhaft Untermäßigen kleiner wurden, ohne dass unterschiedliche Meßmethoden die Ursache sein müssen (wie z. B. SICK [1857] vermutete). Ab 1853 erhielten laut einer neuen Instruktion die Regimentsärzte die Anweisung, die Musterungslisten mit den Resultaten wieder einzureichen,
wodurch ab diesem Jahr statistische Zusammenstellungen der Öffentlichkeit wieder vorgelegt
werden konnten. Nach dieser neuen Instruktion wurden außerdem alle Tauglichen (Gemusterte abzüglich Untermäßiger unter 5' 4" (Kranker, Gebrechlicher und Befreiter) listenmäßig erfasst, nicht mehr nur die Anzahl bis zur Auffüllung der Kontingentsstärke.
Die daraufhin möglich gewordene Statistik von SICK (1857) über die Tauglichkeitsverhältnisse
der Musterungsjahre 1834 bis 1857 litt aber darunter, dass während dieses Zeitraumes nach
den verschiedenen Musterungsgrundsätzen vorgegangen und wegen des üblichen Losverfahrens und verschiedener Zurückstellungsmöglichkeiten die Musterungspflichtigen nicht jahrgangsweise vollständig gemessen und außerdem die Messungen zu verschiedenen Zeiten und
durch verschiedene Dienststellen teilweise ohne Kontrollen vorgenommen worden waren. Deshalb können den so zustande gekommenen Ergebnissen Repräsentativität und Vergleichbarkeit nur bedingt zugesprochen werden. Sie können wieder nur für Trendanalysen ausgewertet
werden. Eventuell lassen die Ergebnisse einen leichten Anstieg der Tauglichkeitsanteile (außer
z. B. im Jagstkreis) erkennen. Geburtsjahrgänge mit großen Teuerungszeiten weisen höhere
Untauglichkeitsanteile auf. Musterungspflichtige aus südlichen und räumlich höher gelegenen
Bauerngebieten waren tauglicher und größer gewachsen als aus den tiefer gelegenen nördlichen Landschaften und aus dem Schwarzwald. Die wenigsten Untauglichen kamen aus Oberschwaben.
KLEIN (1859, 1865) hat die Musterungsresultate der anschließenden Jahre 1853 bis 1858
und 1859 bis 1864 bearbeitet, dabei aber wiederum nur die Anteile der Untermäßigen
angegeben. Von den in den Jahren 1853 bis 1858 Gemusterten waren 5 % zu klein (unter
5'4"), 2,8 % wurden wegen Untermäßigkeit mit Hoffnung auf spätere Tüchtigkeit zurückgestellt. Im Neckarkreis betraf das 5,6 % und 3 %, im Jagstkreis 5,5 % und 3 %, im Schwarzwaldkreis 5,1 % und 2,7 % und im Donaukreis 3,5 % und 2,5 % (Werte leicht auf- bzw. abgerundet). Der Norden des Landes wies also wieder die meisten Untermäßigen auf. Im
Musterungszeitraum 1859 bis 1864 waren von den Gemusterten ca. 3 % kleiner als 5/5"/4",
2,2 % wurden zur nächsten Musterung zurückgestellt. Im Jagstkreis wurden die meisten
Untermäßigen und vorläufig Zurückgestellten gefunden, im Donaukreis die wenigsten.
Innerhalb der 4 württembergischen Kreise gab es aber je nach Landschaft und Höhen- bzw.
Tiefenlage erhebliche Differenzierungen, wie überhaupt die 4 Kreise durch ihren Namen die
irrtümliche Vorstellung landschaftlich geschlossener geographischer Einheiten vortäuschen
(so erstreckte sich der Donaukreis von der mittleren Alb zum Bodenseeraum, der Schwarzwaldkreis vom Ostschwarzwaldhang bis über die westliche Alb und der Jagstkreis von der
Alb bis zum Taubergrund). Der Prozentsatz der Untermäßigen schwankte zwischen den
einzelnen Oberämtern in den Musterungsjahren 1859 bis 1864 von ca. 0,1 % (Oberamt
Rottenburg im Schwarzwaldkreis) bis ca. 9,5 % (Oberamt Hall im Jagstkreis), im Musterungszeitraum 1853 bis 1864 von ca. 0,4 % (Oberamt Rottenburg im Schwarzwaldkreis) bis 10,6 %
(Oberamt Oberndorf im Schwarzwaldkreis).
Kurz erwähnt sei die landeskundlich-statistische Bearbeitung des württembergischen Oberamtes Ludwigsburg (im Neckarkreis) durch das königliche württembergische Statistische Bureau
(Bearbeiter PAULUS, v. STALIN, v. KURR et al. [1859]), weil diese Bearbeitung, obwohl im
anthropologischen Teil sehr knapp, doch viele der Umwelt- und Lebensverhältnisse zusammengestellt enthält, die für umweit-, insbesondere für ernährungskonstitutionelle Verknüpfungen notwendig sind. Nach den Bearbeitern waren die Bewohner von mittlerer Körperhöhe. Die
meist Ackerbau treibende Bevölkerung der höher gelegenen Gebiete war häufig von höherem
Wuchs als die von Talorten, wo der beschwerliche Weinbau das Wachstum beeinträchtigte.
Das Mittel der Gemusterten in den Jahren 1829 bis 1833 betrug 5'8,07" württem. Dezimalmaß
(^ 166 cm), 17,9 % waren kleiner als 5'5" (Ä 157,5 cm). In den Musterungsjahren 1837 bis
1843 waren im Oberamt Ludwigsburg 17,2 % kleiner als 5'5", im Donaukreis im gleichen Zeitraum nur knapp 10%.
Den älteren württembergischen Bearbeitungen bis zum Musterungsjahr 1864 hatten teilweise
- wie dargestellt- nur Prozentanteile der Untermäßigen entnommen werden können, ohne dass
selbst diese Anteile kritiklos miteinander verglichen werden konnten, weil die Aushebungen
nach verschiedenen Grundsätzen durchgeführt wurden, da bis zum Jahr 1849 nur so viele
Musterungspflichtige der Musterung unterworfen wurden, wie zur Auffüllung der Kontingentsgröße erforderlich waren, weil das Losverfahren über das Erscheinen vor den Musterungsbehörden entschied, weil die Musterungsbehörden teilweise unkontrolliert entscheiden konnten
und weil es erhebliche Möglichkeiten gab, sich vom aktiven Dienst befreien zu lassen. Es unterlag daher dem Zufall der gezogenen Losnummern, welche Taugliche in die Kontingentgrenze fielen. Es kann zwar erwartet werden, dass bei der Größe der jeweils zur Musterung gekommenen Stichproben (um die Hälfte der Musterungspflichtigen) in der Mehrzahl annähernd
repräsentative Ergebnisse abgeleitet werden konnten, doch da diese Stichproben nicht unbedingt repräsentativ in ihrer Zusammensetzung gewesen sein müssen, sind Fehlerbandbreiten
zu unterstellen. Zusätzlich gab es unterschiedliche Grundsätze bezüglich der Klassifizierung
„Untermäßigkeit". Teilweise wurden nur gesunde Untermäßige in diese Rubrik eingeordnet,
kranke oder gebrechliche Untermäßige dagegen in die Rubrik Untaugliche. Dadurch ergaben
sich von Bearbeiter zu Bearbeiter oft erhebliche Unterschiede in der Größenordnung der Anteile der Untermäßigen. Erst wenn man Untermäßige und Untaugliche zusammenfasst, kommen
etwa vergleichbare %-Anteile zustande. Weiterhin untergliederte z. B. KLEIN nach Untermäßi-
gen unter 5'4" und vorläufig Zurückgestellten zwischen 5'4" und 5'5" (von welchen letzteren
ein Teil später die erforderliche Tauglichkeit noch erreichte), während die Bearbeiter vor ihm
sowohl vorläufig als auch endgültig Zurückgestellte gleichermaßen als Mindermäßige bzw. Untaugliche klassifizierten. Damit können auch bei den Anteilen der Untermäßigen nur die Ergebnistrends/ Differenzierungen innerhalb der einzelnen Musterungsjahrgänge/Jahrgangsgruppen
miteinander verglichen werden (zur Kritik an den älteren württembergischen Statistiken s.
z.B. KLEIN [1859], RETTER [1867]).
Um einerseits zu repräsentativeren und vergleichbareren Datenbeständen zu gelangen und um
andererseits neben den Prozentanteilen der Untermäßigen und einzelnen Körperhöhenklassen
auch anschauliche Körperhöhenmittelwerte zu erhalten, wurde erstmals für die Musterungsjahrgänge 1866 und 1867 zusätzliches statistisches Material erhoben und durch RETTER
(1867) ausgewertet. Hierbei ist wichtig, dass erstmals alle Militärpflichtigen gemessen wurden.
RETTER hat so die absoluten und prozentualen Anteile der Untermäßigen, der einzelnen Körperhöhenklassen und die Mittelwerte der Tauglichen für die Kreise und Oberämter berechnen
können. Der Anteil aller Untermäßigen betrug für ganz Württemberg ca. 11 % (1866) bzw. ca.
10 % (1867) (RETTER gliederte in Untermäßige ohne und mit Gebrechen und unter 5'5" und
unter 5'4"). Aus dem Donaukreis kamen ca. 3 % weniger Untermäßige (8,3 % bzw. 7,0 %)
als aus dem Neckarkreis (12,4 % bzw. 11,7 %). Die wenigsten Untermäßigen hatte im Musterungsjahr 1866 das Oberamt Rottenburg (Schwarzwaldkreis) mit 3,4 %, 1867 das Oberamt
Waldsee (Donaukreis) mit ca. 4%. Die meisten Untermäßigen kamen 1866 aus dem Oberamt
Weinsberg (Neckarkreis) mit 22,1 % und 1867 aus dem Oberamt Gaildorf (Jagstkreis) mit
17,4%. Als mittlere Körperhöhe der Tauglichen für das ganze Land errechnete RETTER in beiden Musterungsjahrgängen ca. 5'8" (w 166,1 cm). Die Mittelwerte variierten dabei zwischen
den einzelnen Oberämtern von 5/7//6/" Ä 165 cm (Musterungsjahr 1866: Oberämter Backnang, Neckarkreis, Freudenstadt, Schwarzwaldkreis; 1867: Oberämter Backnang, Neckarkreis.
Oberndorf, Schwarzwaldkreis, Welzheim, Jagstkreis) bis 5'8" 8'" Ä167,3 cm (Musterungsjahr
1866: Rottenburg, Schwarzwaldkreis; 1867: Stuttgart Stadt, Neckarkreis, Waldsee, Donaukreis). Das Mittel für die Kreise schwankte eng um 5'8" (w 166,1 cm), für den Donaukreis lag
es leicht darüber, für den Neckarkreis leicht darunter. Damit wurde zum ersten Mal auch in
repräsentativen Mittelwerten für Taugliche der bereits bekannte Gefällstrend in den Körperhöhen von S nach N erkennbar, wobei die Mittel zwischen den einzelnen Oberämtern ungleichmäßig variierten. Die relativ schmale Bandbreite der Mittelwerte wäre breiter, wenn auch die
absoluten Körpermaße der Mindermäßigen mit in die Berechnung eingegangen wären, weil die
Anteile der Mindermäßigen von Süden nach Norden zunahmen, besonders die Anteile der unter 5'4" gemessenen. Sozialschichten- und berufsbezogene Gliederungsaspekte fehlten in der
Bearbeitung von RETTER noch. Erste Verknüpfungen der Körperhöhenverhältnisse mit den
zeitgleichen Ernährungsverhältnissen erleichtern die im selben Jahrgang der Württembergischen Jahrbücher erschienenen Statistiken über den Viehbestand und das Weinland im Königreich Württemberg.
Um über den Einfluss des Militärdienstes auf die Körperentwicklung - insbesondere auf den
Brustumfang - genaueres Material zu erhalten, maß FETZER (1879) in den Jahren 1877 und
1878 die in 2 in Stuttgart stationierten Infanteriebataillonen neu Eingetretenen. Aus seiner
Statistik können auch Daten über die Körperhöhen entnommen werden. Die mittlere Körperhöhe der gemessenen 361 bis 392 Rekruten betrug 167 cm, die meisten stammten aus dem
württembergischen Schwarzwaldkreis und aus Stuttgart selbst. Differenziertere Angaben lassen sich bezüglich des Zuwachses während des einen Dienstjahres bei den einzelnen Altersstufen, Körperhöhenklassen und Ausbildungsabteilungen (Infanteristen, Ökonomiehandwerker,
Militärmusiker) gewinnen.
Eine statistische Bearbeitung der württembergischen Musterungsergebnisse der Musterungsjahrgänge 1876 bis 1878 legte KÖSTLIN (1884) der Öffentlichkeit vor, in der er sich auch kritisch mit den früheren württembergischen Militärstatistiken befasste und versuchte, Widersprüche in den vorhergehenden Zusammenstellungen zu klären. Als Mittelgröße aller 3 Jahrgänge errechnete er 165,1 cm, die räumliche Verteilung der Mittelwerte, der Untermäßigen
und Großen entsprach etwa der der RETTER 'schen Zusammenstellung: Die Baar, das Albplateau, der nördliche Albhang und Oberschwaben südlich der Donau waren die Regionen mit den
höchsten Mittelwerten und den geringsten Anzahlen an Untermäßigen, während die niedrigs-
ten Mittelwerte und die höchsten Messwerte von Untermäßigen aus dem württembergischen
Schwarzwald, dem oberen Neckartal und dem Raum Heilbronn/Neckarsulm stammten. Während die Räume mit ungünstigen Werten häufig wein- und waldbautreibende Gemeinden auf
schlechten Böden waren, konnte KÖSTLIN bezüglich der Gegenden mit günstigen Werten auffällige Zusammenhänge zwischen Bodenqualität und Körperhöhenverhältnissen finden. Aber
die Ernährungs- und Lebensverhältnisse werden letztlich von anderen Faktoren als von den
Böden bestimmt. Für Verknüpfungen mit den zeitgleichen Ernährungsverhältnissen liefern verschiedene Zusammenstellungen im selben Gesamtwerk reichhaltiges Material (Nahrung,
Ackerbau, Tierzucht, Sonderkulturen, Industrie).
Als letzte gesonderte Statistik über die Körperhöhenverhältnisse in Württemberg soll die
kurze Übersicht über die festgestellten Zunahmen der Körperhöhen bei den Musterungsjahrgängen 1893 bis 1907 in den Mitteilungen des Königlichen Statistischen Landesamtes von
Württemberg (1908) genannt werden. Danach stieg die geschätzte mittlere Körperhöhe der
Musterungspflichtigen ganz Württembergs von vermutlich ca. 166 cm (für 1893 bis 1895) auf
167 cm (für 1906 bis 1907) an, der Anteil der Kleinen bis 160 cm hatte am raschesten abgenommen, der der Mittleren (160 bis 170 cm) etwas weniger, während die Großen (über 170
cm) auffällig zugenommen hatten. In dieser Übersicht wird also die beginnende säkulare Körperhöhenprogression deutlich. Die kleine anthropo-geographische Studie von SCHLIZ (1899)
über die Bevölkerung des Oberamtes Heilbronn, die auch einige lokale langjährige Körperhöhenmittel enthält, könnte zusätzlich als Hilfe für die damaligen Lebensverhältnisse herangezogen werden.
Zusammenfassung
Untersuchungen über die Einflüsse der Ernährungsverhältnisse auf die Körperhöhenverhältnisse von Bevölkerungen bedürfen der interdisziplinären Zusammenarbeit von Anthropologie,
Geschichtswissenschaft und Ernährungswissenschaft. Solch ein Arbeitskreis ist nicht leicht zusammenzubringen. Besonders interessant sind ernährungs-konstitutionelle Untersuchungen an
der deutschen Bevölkerung des 19. Jh., weil in dieser Zeit vielfältige Differenzierungen bezüglich der Lebens- und Körperhöhenverhältnisse innerhalb des deutschen Siedlungsraumes bestanden. Der Verfasser hofft, dass, wenn er notwendige quellenkundliche Vorarbeiten für eine
solche Untersuchung leistet und erste Ergebnistrends vorstellt, sich leichter ein interdisziplinärer Forschungskreis mit diesem Thema zusammenfindet. In Teil l dieser Arbeit wird die allgemeine Notwendigkeit solcher ernährungs-konstitutioneller Untersuchungen begründet, werden
die auftretenden Bearbeitungsprobleme angesprochen und werden hauptsächlich Musterungsstatistiken als wichtigste Quellengattung für die damaligen politischen Großräume von Norddeutschland bis Württemberg zusammengestellt. Württemberg ist zwar der am lückenlosesten
bearbeitete politische Großraum, der verwertbare Datenbestand ist aber teilweise wenig reichhaltig an Mittelwerten und bedarf noch der weiteren statistischen Bearbeitung. Besonders wenige Daten liegen bisher aus der Mitte des damaligen deutschen Siedlungsraumes vor.
Teil II:
Quellenkundliche Vorarbeiten für Baden, Elsass-Lothringen, Bayern, das gesamte
Deutsche Reich, zusammenfassende Auswertung, ernährungshistorische Hinweise,
Schrifttum
Inhalt
5.5.
5.6.
5.7.
5.8.
6.
7.
8.
9.
10.
Baden
Elsass-Lothringen
Bayern
Deutsches Reich gesamt
Zur Diskussion über den Einfluss des Stadt- und Landlebens auf die
Tauglichkeitsverhältnisse
Ergebnistrend bezüglich der Differenzierungen und Veränderungen in den
Körperhöhenverhältnissen im Verlauf des 19. Jahrhunderts
Literaturhinweise bezüglich der Ernährungsverhältnisse als Haupteinflussgröße bei
umwelt-konstitutionellen Verknüpfungen
Abschließende Bemerkungen
Schrifttum
Während die in Teil I mitgeteilten Arbeiten für den württembergischen Großraum durch chronologische Kontinuität, aber nur begrenzten Datenreichtum gekennzeichnet waren, fehlt diese
chronologische Kontinuität für die restlichen Staaten des damaligen Süddeutschlands, dafür
enthalten die anthropologischen Bearbeitungen für diese politischen Großräume eine dankenswerte Fülle von Körperhöhenmitteln in vielfältiger Differenzierung.
5.5. Baden
Einige erste konkrete Hinweise auf die Anteile der Minderwüchsigen in den badischen Ämtern
Kenzingen und Freiburg in den Musterungsjahren 1838 bis 1848, aber auch auf mögliches
Nachholwachstum zwischen 20. und 22. Lebensjahr, lieferte WÜRTH (1846), der seine aufgrund jahrzehntelanger Praxis als ärztliches Mitglied der Musterungskommission gewonnene
Überzeugung begründen wollte, dass das Musterungsalter vom 20. auf das 22. Lebensjahr
heraufgesetzt werden sollte, weil viele Musterungspflichtige mit 20 a noch nicht ausgewachsen
wären.
„Sehen wir nicht alljährig, dass die vor kaum 1-2 Jahren als fast noch zu schmächtige Rekruten, wenn sie nach dieser Zeit auf Urlaub kommen, meistens kräftig herangewachsene Soldaten geworden sind, was von der Zwischenzeit vom 20. aufs 22. Jahr herrührt!" (S. 6) ... „Aus
dem bisher Vorgetragenen wird man die Überzeugung gewonnen haben, dass der Jüngling mit
20 Jahren weder ausgewachsen, noch zum festen Mann erstarkt ist, und das erst zurückgelegte 22. Jahr das Alter ist, wo über die Taug- oder Untauglichkeit eines Jünglings zum Militärdienst ein richtiges Urteil gefällt werden kann" (S. 14).
Die kleine Schrift macht deutlich, dass die badischen Musterungsbehörden es teilweise schwer
hatten, die notwendige Anzahl von Tauglichen zu finden, weil auffällig viele Musterungspflichtige wegen irgendwelcher körperlicher Mängel, Krankheiten, Schwächlichkeit und Mindermäßigkeit zurückgestellt oder als untauglich erklärt werden mussten, Hinweise auf damalige
ungünstige Lebens- und Ernährungsverhältnisse in den beiden genannten Ämtern.
Die genaueren statistischen Bearbeitungen über die Rekrutierungsergebnisse in Baden beginnen mit ECKER (1876), der die Rekrutierungslisten der 25 a von 1840 bis 1864 ausgewertet
und die Prozentanteile der in jeder Gemeinde wegen Untermäßigkeit Untauglichen kartographisch zusammengestellt hat. Nach dieser Karte kamen die meisten Untermäßigen aus dem
Kinzig- und Renchtal und teilweise aus dem Neckar- und dem Elztal. Die wenigsten Untermäßigen stammten aus der Hochebene der Baar, aus der Ebene zwischen Offenburg und Mannheim und aus Ost-Baden. Absolute Zahlen sind der Arbeit leider nicht zu entnehmen.
Das wurde dann möglich durch eine spätere ausführlichere Neubearbeitung der Rekrutierungsergebnisse der Jahre 1840 bis 1864 durch das Großherzogliche Statistische Bureau (1894), in
der die Körperhöhenmittel allerdings nur auf ganze cm gerundet angegeben sind, weil für Gemusterte unter 142 cm das Maß nicht mehr angegeben war. Als Jahresmittel für den Musterungszeitraum kann 1852 gelten. Das Mittel für ganz Baden errechnete sich bei ca. 164 cm
Körperhöhe, die Bandbreite der Werte in den einzelnen Amtsbezirken reichte von ca. 161 cm
(Wolfach, östl. Mittelschwarzwald) bis ca. 166 cm (verschiedene Amtsbezirke im südlichen
Schwarzwald), die Mehrzahl der Mittelwerte lag zwischen 163 bis 165 cm. Eine genauere vergleichende Besprechung der räumlichen Verteilung der Körperhöhenklassen und -mittel und
der bis ca. 1891 erfolgten Veränderungen findet sich bei AMMON (1899, S. 511 ff.).
Die ausführlichsten und detaillierten Körperhöhenstatistiken für einen deutschen Landesteil hat
bisher AMMON (1886, 1888, 1890, 1893a, b, 1894, 1899) für Baden geliefert, wobei besonders auf die letztgenannte Veröffentlichung zu verweisen ist. Niemand vor und vermutlich
auch nach ihm hat so vielfältige Vergleiche und Differenzierungen (bezüglich der einzelnen
Landschaften, politischen Gliederungen, Berufe, Sozialschichten, möglichen ethnischen Strukturen und wirtschaftlichen Verhältnissen) vorgenommen. Wenn AMMON trotz dieser Gliederungsvielfalt Körperhöhenunterschiede (zeitlich wie räumlich) letztlich durch Auslese- und Siebungsvorgänge zu erklären versuchte, so ist das aus dem anthropologischen Wissenschaftstrend seiner Zeit heraus zu erklären, der maßgeblich von VIRCHOW beeinflusst wurde und den
die Untersuchungen AMMONS dann wieder verstärkten. AMMONS Interpretationen wirken weit
in das 20. Jh. hinein. Es wäre z. B. genauer prüfenswert, ob die Wachstumsbeschleunigungen,
die er bei den badischen sozialen Oberschichten fand und unter diesem Begriff beschrieb,
KOCH zur Prägung des weltbekannt gewordenen Fachterminus Acceleration motiviert haben.
Eine kritische Auseinandersetzung mit der AMMONschen Siebungs- und Auslesehypothese unter dem Aspekt, inwieweit hinter den Körperhöhenunterschieden und -veränderungen in Baden
unterschiedliche Lebens-, insbesondere standen (worauf AMMON in Einzelfällen selbst verweist), ist anhand detaillierter Untersuchungen notwendig und ein wichtiger Schritt, den Ernährungs- und anderen Lebensverhältnissen eine ihrer tatsächlichen Konstitution beeinflussenden Bedeutung zukommende Anerkennung zu verschaffen. Verknüpfungen zwischen Konstitutions- und Lebensverhältnissen, insbesondere mit Ernährungs- und Arbeitsverhältnissen,
dürften für die 2. Hälfte des 19. Jh. für keinen deutschen Raum besser als für Baden möglich
sein. Dieser Raum ist überschaubar und vielfältig räumlich und bezüglich der damaligen Lebensverhältnisse gegliedert, und durch die Arbeiten von AMMON liegen derart gründliche, differenzierte anthropologische Vorarbeiten vor, dass mit Baden die interdisziplinären Forschungen zum Thema beginnen sollten. Die gewonnenen Erfahrungen und Ergebnisse können dann
für andere Teile Deutschlands Berücksichtigung finden. Zeitgleiche weitere brauchbare Hinweise auf ernährungsrelevante Lebensverhältnisse in Baden liefern z. B. Zusammenstellungen in
den Beiträgen zur Statistik des Großherzogtums Baden, wie z. B. über die Landesnatur und
Volksdichte (Die Volksdichte im Großherzogtum Baden, 1893) oder über Haushaltsgrößen und
Wohnverhältnisse (Die Volkszählung im Großherzogtum Baden 1888). So fällt z. B. auf, dass
der Schwarzwälder Amtsbezirk Wolfach mit seinen besonders vielen Untermäßigen und Kleingewachsenen die größte mittlere Personenzahl pro Haushalt aufwies.
Als Mittelwert für ganz Baden errechnete AMMON 165,3 cm (mittleres Bezugsjahr 1891),
also einen Zuwachs von ca. l ,3 cm gegenüber dem Musterungszeitraum 1840 bis 1864. Als
Bandbreite ergab sich in räumlicher Hinsicht 161,4 cm (Wolfach, östlicher Mittelschwarzwald)
bis 167,4 cm (Wertheim, Nordbaden, Maintal). Die Bewohner kleinerer Städte waren im Mittel
etwas kleinwüchsiger als die Landbevölkerung, die Gemusterten aus größeren Städten etwas
großwüchsiger. Gemusterte aus den oberen Sozialschichten, Gymnasiasten und Mittelschüler
waren im Mittel deutlich größer gewachsen als die Gemusterten aus den einfacheren sozialen
Vergleichsgruppen.
5.6. Elsass-Lothringen
Für Elsass-Lothringen können hier nur einige wenige deutschsprachige, aber relativ aussagekräftige Literaturtitel mitgeteilt werden. Frühere Mittelwerte bzw. Hinweise sind z. B. bei ARON
et al. (1972) über die Musterungspflichtigen der Musterungsjahrgänge 1819 bis 1826, bei VIL-
LERME (1829), LÉLUT (1844), BOUDIN (1863), BROCA (1860), CHAMPOULLION (1869), COLLIGNON (1886, 1893/95) über die Musterungsjahrgänge 1810 und 1823 zu entnehmen. Weitere mögliche Veröffentlichungen aus der Zeit vor 1871 müssten innerhalb der französischsprachigen Literatur gesucht werden.
Ausführlicher hat sich BRANDT (1898) mit der Körperhöhe der Wehrpflichtigen in Elsass- Lothringen beschäftigt. Er hat die Musterungslisten der 23 a von 1872 bis 1894 ausgewertet, aber
nur die Gemusterten über 156 cm in die absoluten Mittelwerte einbeziehen können. Seine
Werte sind also für die gesamte männliche Bevölkerung etwas zu hoch. Als Körperhöhenmittel
dieser Tauglichen errechnete BRANDT 167 cm, für das Unterelsass und Lothringen 167 cm, für
das Oberelsass 166 cm. Er fand im Elsass ein Gefälle von der westlichen französischen Grenze
zum Rhein und im ganzen ehemaligen Reichsland von den südlichen und nördlichen Rändern
zur Mitte hin. Seine Bemühungen, irgendeinen Zusammenhang zwischen den Körperhöhenverhältnissen und der Landesnatur, den Siedlungsverhältnissen oder dem Wohlstand zu finden, verstrickten sich bei seinem Vorgehen in Widersprüche. Allenfalls erkannte BRANDT deshalb die ungünstigen Arbeits- und Lebensbedingungen in Industriebezirken als Körperhöhen
mindernd an. Letztlich sah er in der historisch-ethnologischen Verschiedenheit der dortigen
Bevölkerungsgruppen die eigentliche Ursache für die gefundenen Unterschiedlichkeiten in den
Körpermaßen der Bewohner. Ein entscheidender Fehler dürfte wiederum darin gelegen haben,
dass er Wohlhabenheit und das Wachstum fördernde Ernährungsverhältnisse (besonders auch
für die frühe Kindheit) gleichsetzte und so z. B. übersah, dass die Bewohner armer Viehzuchtdörfer Lothringens eine Wachstum begünstigende Ernährung haben konnten als die wohlhabenden Gemüse- und Weinbauern des Mittelelsass. Darauf müsste eine genauere Untersuchung detailliert eingehen.
Als Ergänzung der Daten BRANDTS können die Messdaten PFITZNERS (1899, 1901, 1902) an
im Straßburger Krankenhaus Verstorbenen gelten, weil es sich hier um Personen aller erwachsenen Altersklassen des Zivillebens handelte (ca. % stammten aus dem Elsass, der Rest aus
der engeren und weiteren Umgebung), deren Körperhöhen Verhältnisse er nach Sozialschichten und Altersstufen aufschlüsselte. Insgesamt maß er über 1000 bis ca. 1500 verstorbene
erwachsene Männer (die Anzahl nahm zwischen den Veröffentlichungen zu). Sie hatten bei
einem Alter zwischen 25 bis 40 a eine mittlere Körperhöhe von 165,5 bis 166 cm (mittleres
Maß der Leichenstreckung von 1,5 bis 2 cm bereits abgezogen). Die höheren Altersklassen
waren im Mittel kleiner gewachsen, sicher nicht nur eine Folge der Altersschrumpfung, sondern auch der beginnenden säkularen Körperhöhenprogressionen ab dem Ende des 19. Jh. Die
Männer aus den gehobenen Sozialschichten waren im Mittel ca. 2 cm größer.
5.7. Bayern
Zu den frühesten statistischen Quellen über die Körperhöhenverhältnisse in Bayern zählen die
in den Beiträgen zur Statistik des Königreiches Bayern 1854 und 1859 mitgeteilten Ergebnisse
der Musterungen von 1822 bis 1851 und 1852 bis 1857, also der von ca. 1800 bis 1837 Geborenen. Inwiefern tatsächlich und nicht nur nach den statistischen Angaben (Anteile der Untermäßigen) eine Zunahme der Kleinwüchsigkeit zur Jahrhundertmitte hin erfolgte und inwiefern
die nord-bayerischen Bezirke (Franken, Aschaffenburg, Pfalz) tatsächlich die kleinwüchsigsten
Anteile, Ober- und Niederbayern die großwüchsigsten lieferten, kann erst nach genauerer Analyse der Aushebungspraktiken und statistischen Bearbeitungsmethoden festgestellt werden.
Absolute Zahlen enthalten diese beiden Statistiken nicht, doch lassen sich vermutlich interessante regionale Tendenzen für einzelne Dezennien herausarbeiten. Das reichliche Datenmaterial in den genannten Beiträgen (besonders der Jahrgang 1855) über Anbau, Erträge, Viehbestände usw. dürfte dabei für erste Verknüpfungen mit Wohlstands- und Ernährungsverhältnissen nützlich sein.
Für den nördlichen Reg.-Bezirk Mittelfranken liegen schon früh sowohl relative als auch absolute detaillierte Angaben über die Körperhöhenverhältnisse der 21-jährigen Gemusterten der
Geburtsjahrgänge 1836 bis 1838 durch MAJER (1862) vor, also der ca. von 1857 bis 1860
Gemusterten. Als mittlere Höhe für den Geburtsjahrgang 1836 wurde 5'7"6"' (bayerisch) =
164,2 cm, für 1837 schon 5TT' - 165,4 cm und für 1838 sogar 5'7"8" ^ 166,6 cm, also eine
kontinuierliche Zunahme, errechnet. Eine genauere Verknüpfung der räumlich und sozial auf-
geschlüsselten Daten mit gleichzeitig mitgeteilten Arbeits- und Ernährungsverhältnissen lässt
interessante Ergebnisse erhoffen, zumal der genannte Verfasser auf solche Zusammenhänge
hinweist. Auffallend niedrig war die Mittelhöhe aller Gemusterten aus der Industriestadt Fürth
(knapp 163 cm), am größten in Uffenheim mit 5'8" l"' w 166 cm. Eventuell war das niedrigere
Fürther Mittelmaß gegenüber dem höheren Mittel des benachbarten Nürnberg auch durch einen höheren jüdischen Bevölkerungsanteil bedingt, denn MAJER zitiert den Fürther Gerichtsarzt MAIR (unveröffentlicht), nach dem die jüdischen Gemusterten der Jahre 1815 bis 1839
aus Fürth im Mittel 5'7" l'" maßen, die christlichen Gemusterten aber 5’7’’5’’’ (fast wie die Gemusterten aus Nürnberg).
Der Zeitschrift des königlichen bayerischen Statistischen Bureaus sind für Musterungsjahrgänge nach der Jahrhundertmitte gelegentlich zumindest die Anteile der Untermäßigen an den
bayerischen Gemusterten zu entnehmen (z. B. MAYR 1871). Nach dieser genannten Statistik
von 1871 wurden bei den 1870 gemusterten 21 jährigen Bayern die meisten Untermäßigen in
den Regierungsbezirken Mittelfranken und bayerische Pfalz (Jeweils 6,3 %) festgestellt, wohingegen die wenigsten Zu-Kleinen in den Regierungsbezirken Unterfranken (4,1 %) und
Schwaben (4,2%) gemessen wurden. Das Mittel für ganz Bayern betrug 5,0%. Bezüglich
Stadt/Land-Unterschieden lassen sich keine einheitlichen Tendenzen aus den Anteilen ableiten.
Teilweise war nur ein geringer, teilweise aber auch ein relativ hoher Anteil der Untermäßigen
städtischer Herkunft. Nach der räumlichen Verteilung der verschiedenen Anteile der Untermäßigen wäre ein gewisses S-N-Gefälle wie für die 1. Hälfte des 19. Jh. auch noch für die Zeit
kurz vor der Reichsgründung anzunehmen.
Den Körpermessungen VOGL (1869, 1877) im Jahre 1868 an 944 der 20- bis 21-jährigen Rekruten des kgl. bayerischen Infanterie-Leibregiments und im Jahre 1876 an 566 Rekruten desselben Regiments können Körperhöhenmittel (beide Male ca. 167 bis 168 cm als GesamtMittel) nach Herkunftsgemeinden und Berufszugehörigkeit und einige Vergleichsliteratur entnommen werden. Da das betreffende Regiment nur ausgewählte Mannschaften aufnahm,
kommt den Werten kein repräsentativer Charakter zu, es können aber Hinweise über den Berufsstand und die räumliche Herkunft großwüchsiger Rekruten gewonnen werden. Die Daten
VOGLS sollten mit denen DAFFNERS (1879, 1882, 1885) verglichen werden, der unter gleichen Gesichtspunkten ca. 1000 bayerische 21 jährige Soldaten des 1. Infanterie-Regimentes
maß (Rekrutierungsgebiet überwiegend Oberbayern) und eine mittlere Körperhöhe für diese
ebenfalls ausgewählte Mannschaft von 170 cm fand, während seine Messungen an Niederbayern (342 mit 21 a und 171 von 22 a) nur jeweils 168 cm als Mittelwert erbrachten.
Die für Bayern umfangreichste und bestaufgeschlüsselte Bearbeitung von Körperhöhenverhältnissen Gemusterter hat RANKE (1881, 1887) für den Musterungsjahrgang 1875 veröffentlicht. In seiner Einleitung nahm er zuerst kritisch Stellung zu den früheren Körperhöhenstatistiken für den süddeutschen Raum und teilte dann seine eigenen Auswertungen der Musterungslisten für das damalige rechtsrheinische Bayern (also ohne die bayerische Pfalz) mit. Dabei verglich er u. a. die Körperhöhenverhältnisse der einzelnen Bezirke, Landschaften, Städte
und Dörfer mit den damaligen Lebensverhältnissen. Die Mediane der Körperhöhen (also diejenigen Messwerte, die jeweils am häufigsten in den betreffenden politisch-geographischen Einheiten gefunden wurden) schwankten vielfältig zwischen < 160 cm (Minimum 157 cm) und >
170 cm (Maximum 172 cm). Die Körperhöhenverhältnisse wurden in höher gelegenen Gebieten und in Städten häufig günstiger gefunden als in unwirtlichen und wirtschaftlich armen Lebensräumen. So kamen die meisten Untermäßigen aus dem Landbezirk Dachau (ca. 10 % ZuKleine), die wenigsten aus den Hochgebirgsdistrikten der Allgäuer und Bayerischen Alpen (das
Minimalmaß der neuen gesamtdeutschen Reichsarmee betrug damals 157 cm). Aus dieser
erheblichen, 15 Einheiten umfassenden Bandbreite der Mediane, die heutzutage nur noch auf
einen schmalen Schwankungsstreifen zusammengeschrumpft ist, lässt sich anschaulich der
Einfluss der unterschiedlichen Lebens- besonders der Ernährungsverhältnisse ablesen. Aus den
Arbeiten RANKES gehen aber die Ernährungsverhältnisse nur ansatzweise und indirekt hervor.
Wohlhabenheit und Ärmlichkeit der Bewohner, wirtschaftlich günstige und ungünstige Gegenden geben keine letzten Hinweise auf den tatsächlichen Nahrungsmittelverzehr. Die Zunahme
der Viehwirtschaft in den Höhenlagen und die daraus resultierenden Ernährungsverhältnisse
scheinen z. B. hinter der Beobachtung höherer Körperhöhen in den gebirgigen Landesteilen zu
stehen. HÖFLER (1891) hat für den Isar-Winkel solche Verknüpfungen versucht.
Die Körpermessungen SEGGELS (1891) an bayerischen Artilleristen (5 Jgg. verschiedener
Dienstdauer) von 1885 bis 1889 mit Körperhöhenmitteln zwischen ca. 168 bis 172 cm zeigen
im Vergleich mit den Werten von RANKE erste Körperhöhenprogressionen in Bayern, wie sie
im selben Zeitraum in ganz Mitteleuropa zu beobachten sind.
VOGL (1905) meldete sich noch einmal im Rahmen der Diskussionen um die Auswirkungen
von Industrialisierung, Verstädterung und modernem Leben auf die Wehrtüchtigkeit mit bayerischen Zahlen zu Wort. In seiner kleinen Schrift bearbeitete er die Musterungsresultate der
Musterungsjahrgänge 1893 bis 1896 und 1902 ganz Bayerns und diskutierte sie auf dem Hintergrund von räumlichen Unterschieden, Bevölkerungsgliederung nach Erwerbstätigkeit und
Stadt/ Land-Herkunft, Bevölkerungsdichte, Bevölkerungsbewegungen, Morbidität usw. und
skizzierte auch kurz die räumliche Verteilung der Groß- und Kleinwüchsigen der Musterungsjahrgänge 1893 bis 1896 (mittlere Körperhöhe 166 cm). Die Untersuchung erlaubt überwiegend nur Trendanalysen.
5.8. Gesamtes Deutsches Reich
Noch aufschlussreicher als Musterungsstatistiken wären Statistiken von Kranken- und Lebensversicherungsgesellschaften über die Körpermaße ihrer Mitglieder, sofern es sich um große,
die Bevölkerung repräsentativ vertretende Versicherungsgesellschaften handelte, weil Personen aller Altersstufen und Sozialschichten erfasst würden. Für das 20. Jh. stehen solche Statistiken zur Verfügung. Außerhalb der erst gegen Ende des 19. Jh. eingerichteten staatlichen
Sozialversicherungen sind die Versicherten freiwilliger Kranken- und Lebensversicherungen im
19. Jh. Siebungsgruppen aus den vermögenden Oberschichten und damit nicht für die ganze
Bevölkerung repräsentativ, denn in dieser Zeit, in der der überwiegende Teil des Einkommens
für Nahrung, Wohnung und Kleidung verwendet werden musste, standen nur den einkommensstärkeren Sozialgruppen überschüssige Mittel für private Versicherungen zur Verfügung.
Nach solchen Statistiken sind daher hohe Körperhöhenmittel zu erwarten. Leider kann hier nur
eine solche Statistik genannt werden, und zwar die des Vereins Deutscher Lebensversicherungsgesellschaften. Ursprünglich war eine umfangreiche Statistik vorgesehen gewesen, zu
der alle angehörenden Lebensversicherungsgesellschaften ihre Daten beigesteuert hatten.
Durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges konnte jedoch nur ein kleiner Teil des Datenmaterials bearbeitet und durch ABEL (1919) herausgegeben werden. Seiner Statistik lagen ca.
47600 Policen männlicher Versicherter der Zugangsjahre 1876 bis 1885 zugrunde. Bei Betrachtung der nach Altersklassen geordneten Körpermesswerte fallen erwartungsgemäß die
hohen, nicht repräsentativen Mittel auf (169 bis 170 cm), die in den einzelnen Altersklassen
nur wenig voneinander verschieden waren, aber gegen den normalen Trend zu den höheren
Altersklassen hin kontinuierlich anstiegen (von 169 auf 170 cm), vermutlich Ausdruck des Tatbestandes, dass die anfänglich Versicherten eine noch vermögens-elitärere Siebungsgruppe
(mit erheblich günstigeren Lebensverhältnissen) darstellten als später bei der Ausweitung der
Versichertenanzahlen. Erst im 20. Jh. kehrte sich dieser Trend mit der anzahlmäßigen Zunahme der Versicherten wieder ins Normale um, wie WULKOW (1936) zeigte.
Als erste detaillierte Zusammenstellung der Körperhöhenverhältnisse von aktiven Soldatenjahrgängen aus dem ganzen Deutschen Reichsgebiet soll abschließend die statistische Bearbeitung der Ergebnisse des Musterungsjahrganges 1906 durch EVERT (1908) genannt werden.
Seine Statistik kann sowohl als Abschluss der Statistiken des 19. Jh. als auch als Anfang der
Körperhöhenstatistiken des 20. Jh. gelten. EVERT unterschied in seiner Statistik nach Landesteilen, Gemeindegrößenklassen, einfachen Mannschaften, Einjährig-Freiwilligen, mehrjährig
dienenden Unteroffizieren, Truppengattungen, Beruf der Eltern und nach der Herkunft seiner
Erfassten aus Landwirtschaft und Industrie. Die Einjährig-Freiwilligen (Privilegierte der gehobenen Sozialschichten) waren im Mittel größer als die eingezogenen Mannschaften, die Unteroffiziere als Siebungsgruppe auf Tauglichkeit waren zwar größer als die Mannschaften, aber
kleiner als die Einjährig-Freiwilligen. Bei den Mannschaften ist ein Gefälle von Nord und West
zu den sächsisch-thüringischen Staaten und bayerischen Landschaften hin zu erkennen, doch
sind die Unterschiede nicht mehr so ausgeprägt wie in frühen Statistiken (nur noch ca. 3 cm).
Bei den Unteroffizieren und Einjährig-Freiwilligen haben die Unterschiede der Mittelwerte eine
ähnliche Größenordnung auf einem höheren Körperhöhenniveau, aber eine etwas andere
räumliche Verteilung. Die beginnende säkulare Körperhöhenprogression wird in ganz Deutschland erkennbar. Bei genauerer Analyse wird deutlich, dass die gestiegenen Körperhöhenmittel
weniger auf einer Zunahme der Großwüchsigkeit als vielmehr auf einer Abnahme der Kleinwüchsigkeit beruhen, es sich also um eine kollektive Wachstumsrehabilitation handelt. Diese
Zunahmen der Mittelwerte und Differenzminderungen im Verlauf nur einer Generation innerhalb einer anzahlmäßig deutlich gewachsenen Bevölkerung lassen sich nicht mehr primär
durch Siebungsvorgänge, Fortpflanzungssiebungen, ethnische Differenzierungen oder naturräumliche Einflüsse erklären. Die günstigeren Lebens-, insbesondere Ernährungsverhältnisse
ab der frühesten Kindheit sind als wichtigste Einflussfaktoren heranzuziehen. WURM (1985 a,
c) hat zu zeigen versucht, dass als Erklärung für diese bis in unsere Gegenwart andauernden
Wachstumsprogressionen hauptsächlich die wachstumsgünstigeren Ernährungsverhältnisse
und die Abnahme körperlicher Belastungen übrig bleiben.
Auf deren Bedeutung wurde man bereits hingewiesen, wenn man die Körperhöhenentwicklungen von Auswanderern nach Nordamerika/USA mit denen in ihren Heimatgemeinden Verbliebenen verglich. Nicht nur die erste Auswanderergeneration zeigte schon eine Zunahme in den
Mittelwerten, sondern bereits diejenigen, die in jungen Jahren mit ihren Eltern nach den USA
ausgewandert waren. Das ist insofern wichtig, weil gerade die ärmeren, im Mittel kleiner gewachsenen Sozialschichten das größte Kontingent an den Auswanderern stellten. Die Untersuchungen von GOULD (1869, 1899), BAXTER (1875) und BOAS (1911, 1913) müssen daher in
jedem Fall mit in eine gründliche ernährungskonstitutionelle Verknüpfung einbezogen werden.
6. Zur Diskussion über den Einfluss des Stadt- und Landlebens auf die Tauglichkeitsverhältnisse
Nur zusammengefasst sei noch auf die Auseinandersetzung über die Einflüsse der zunehmenden Industrialisierung und Verstädterung auf die Tauglichkeitsverhältnisse der deutschen Musterungspflichtigen hingewiesen, eine Diskussion, die teilweise mit großer Heftigkeit geführt
wurde und innerhalb der ideologische Aspekte nicht zu übersehen sind. Der Konflikt hatte seine Wurzeln in der richtigen Beobachtung, dass die Arbeits- und Lebensbedingungen der „Fabrikbevölkerung" während der Frühindustrialisierung sich deutlich negativ auf die konstitutionelle Entwicklung der Betroffenen auswirkten. Die so genannten Agrarier fürchteten nun, im
Rahmen der raschen Entwicklung Deutschlands zum Industriestaat könnte die sich ausbreitende Industrie mit folgender Verstädterung ihre negativen Einflüsse in immer breitere Bevölkerungskreise hineintragen, was letztlich zu einer Abnahme der körperlichen Tüchtigkeit der
deutschen Bevölkerung führen müsse. Sie übersahen dabei, dass sich diese negativen Einflüsse ab Ende des 19. Jh. durch die fortschreitende Fabrik- und Sozialgesetzgebung verminderten, dass die wachsenden Einkommen der industriellen und städtischen Bevölkerungen allmählich bessere Ernährungsverhältnisse ermöglichten und dass die Bewohner der Städte und
Industriebezirke immer verbreiteter Körperhöhenzunahmen aufwiesen. Zwar stellte die agrarische Bevölkerung weiterhin die relativ größte Anzahl an Tauglichen, doch die Untauglichen der
Städte und Industrieregionen waren es nicht mehr hauptsächlich aus Untermäßigkeit oder allgemeiner Schwächlichkeit, sondern mehr infolge des verweichlichenden Einflusses der damaligen lichtarmen Städte ohne Möglichkeiten für Breitensport. Gerade davor floh ja die Deutsche
Jugendbewegung im Rahmen ihres Wanderprogramms.
Die einzelnen Beiträge innerhalb dieser Diskussion können hier aus Raumgründen nicht besprochen werden. BRENTANO und KUCZYNSKI (1900) und besonders KUCZYNSKI (1905,
1911/12) haben gute Chronologien des Meinungsstreites mit Auszügen aus den einzelnen Beiträgen zusammengestellt, denen die primären Autoren entnommen werden können. Die Diskussionsbeiträge in diesem bis in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg geführten wissenschaftlichen Streit sind teilweise auch bei ALSBERG (1909), MAYER (1909) und SCHWIENING (1913)
zitiert. Der klärende Diskussionsbeitrag von PRINZING (1908) sei gesondert erwähnt, weil er
auf beginnende konstitutionelle Angleichungsprozesse zwischen Stadt- und Landbevölkerungen infolge verbesserter allgemeiner Lebensverhältnisse hinwies. Auch die ähnliche Beobachtungen mitteilende Publikation von SCHJERNING (1910) hat beruhigend auf die Diskussion
einwirken können. Da sich viele der in dieser Diskussion vorgelegten Veröffentlichungen auf
Tauglichkeitsstatistiken stützen, die wenigstens Tendenzen über die Anteile der Untermäßigen
in räumlicher, siedlungsbezogener und sozialer Hinsicht herauszuarbeiten ermöglichen, sind
die wichtigeren dieser Beiträge in das Literaturverzeichnis aufgenommen worden. Absolute
Maßzahlen über Körperhöhen sind ihnen in der Regel nicht zu entnehmen, weil es den streitenden Parteien nicht um eine isolierte anthropometrische Größe (die Körperhöhe), sondern
um Tauglichkeit allgemein ging. Dafür wird in diesen Beiträgen häufig auf die damaligen Lebens- und Ernährungsverhältnisse eingegangen, weshalb sie auch sozial- und ernährungshistorisch eine Durchsicht verdienen.
7. Ergebnistrend bezüglich der Differenzierungen und Veränderungen in den Körperhöhenverhältnissen im Verlauf des 19. Jahrhunderts
Überblickt man Anzahl und räumliche Verteilung der hier zusammengestellten Statistiken und
Mitteilungen, denen Aussagen über die Körperhöhenverhältnisse der Deutschen im 19. Jh.
entnommen werden können, dann häufen sie sich im nördlichen und besonders im südlichen
Bereich des damaligen deutschen politischen Raumes, während für den mittleren Teil nur wenige isolierte Datenreihen vorliegen. Sollten sich für diesen mittleren Teil keine weiteren Musterungsstatistiken finden oder auswerten lassen, dann müsste versucht werden, diese Datenarmut zusätzlich durch Auswertungen volkskundlicher und anthropo-geographischer Hinweise
aufzufüllen.
Die hier mitgeteilten Prozentanteile und Mittelwerte lassen gewisse Gefälle in den Körperhöhenverhältnissen erkennen, und zwar, was den gesamten politischen deutschen Raum betrifft,
von Nord nach Süd und geringfügiger von West nach Ost, in Norddeutschland von den niederen Lagen zu den höheren hin, in Süddeutschland von den gebirgigen Teilen zu den tieferen
hin, wobei aber viele Ausnahmen und Abweichungen diese Tendenzen variieren oder ganz unterbrechen.
Die Vorstellung eines zugrunde liegenden verdeckten Gefälles in den Körperhöhen entsprechend den geographischen Gradienten würde aber ein schiefes Bild der damaligen Wirklichkeit
ergeben und irrtümlichen Hypothesenbildungen Vorschub leisten bezüglich der Bedeutung
ethnischer Differenzierungen, die so nicht nachweisbar sind. Die Völkerwanderung hat nördlich
der Alpen derart ähnliche Völkergemische hinterlassen (s. WURM 1989), dass für die vielfältigen konstitutionellen Varianten im 19. Jh. primär andere als ethnische Begründungen gesucht
werden müssen. Stammesgebietsnamen täuschen ethnische Homogenitäten vor, die seit den
Anfängen schon nicht mehr bestanden haben und bei Parallelisierungen mit Körperhöhenmitteln vielfältigen Widersprüchen begegnen. Die zeichnerische Darstellung der (noch herauszuarbeitenden Körperhöhenmittel) wäre eher mit dem Bild einer unregelmäßigen Schüssel vergleichbar mit hochgewölbten Rändern im N, S und SO (nähme man noch den deutschösterreichischen Raum mit hinzu, würde die Aufwölbung im SO und S noch deutlicher werden,
s. GOEHLERT [1881, 1882]) mit räumlich markanteren Minima in Sachsen, Franken, NordWürttemberg und 0-Baden sowie vielen, über den ganzen Untersuchungsraum verstreuten
räumlich kleineren Minimalwerten.
Inwieweit vom 18. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh. und darüber zeitliche, räumliche und sozialschichtenbezogene Degressionen in den Körperhöhenmitteln im Gefolge der damaligen säkularen Ernährungsverschlechterung eintraten, kann hier noch nicht gesagt werden. Zumindest
machen Hinweise auf eventuell zunehmende Prozentanteile von Untauglichen, Untermäßigen
oder Kleinwüchsigen und die niedrigen Mittelwerte z. B. in Franken, Nord-Württemberg, Baden
und Sachsen auf eine solche Möglichkeit aufmerksam. Es ist durchaus als Teilergebnis künftiger ausführlicherer und weit aufgeschlüsselter Untersuchungen zu erwarten, dass die sich öffnende Schere zwischen Bevölkerungswachstum und inländischer Nahrungsmittelproduktion in
der Zeit vom 18. Jh. bis über die Mitte des 19. Jh. hinaus sich irgendwie konstitutionshistorisch bemerkbar gemacht hat. Erst die agrarische Revolution seit LIEBIGs Forschungen und die
Entwicklung Deutschlands zum Industriestaat in der zweiten Hälfte des 19. Jh. verringerten
diese Schere wieder kontinuierlich, bis gegen Ende des 19. Jh. Nahrungsmittelproduktion und
-Importe das Bevölkerungswachstum sogar zu übersteigen begannen. Erst dann kam eine
endgültige positive Bewegung, möglicherweise eine Trendumkehr, in die deutschen Körperhöhenverhältnisse. Diese gegen Ende des 19. Jh. einsetzende und bis in die Gegenwart anhaltende allgemeine Körperhöhenprogression hat mittlerweile die früheren räumlichen, siedlungsund sozialschichtenbezogenen Unterschiede weitgehend nivelliert, zumindest stark variiert.
In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass diese Angleichung und mögliche Trendumkehr nicht relativ allgemein und gleichmäßig eingesetzt haben muss, sondern dass sie vielen
Hinweisen nach räumlich und sozialschichtenbezogen anfangs inselhaft eingesetzt hat, während weite Bevölkerungskreise noch längere Zeit davon unberührt blieben oder sogar noch
weitere konstitutionelle Verschlechterungen erkennen ließen. Es deutet sich nämlich die Möglichkeit an, dass die Bandbreiten der verschiedenen Körperhöhenmittel in der 2. Hälfte des 19.
Jh. anfangs noch breiter wurden, und zwar sowohl durch Ausweitung nach oben wie nach unten, also durch Zunahmen sowohl der Größer- als auch der Kleiner Wüchsigen. Ob das damit
zusammenhing, dass im Rahmen der gründlicheren Erfassungen und Messungen bei den Musterungen nun auch die absoluten Messwerte der Minderwüchsigen mit in die statistischen Aufbereitungen eingingen, müsste genauer geprüft werden, erscheint aber im Falle des Zutreffens
als Erklärung nicht ausreichend. Vermutlich betrafen die Verbesserungen in den Lebens-, insbesondere in den Ernährungsverhältnissen die deutsche Bevölkerung anfangs nicht gleichmäßig, sondern nahmen die räumlichen wie die sozialen Gegensätzlichkeiten aus verschiedenen
Gründen und in verschiedenen Formen anfangs noch zu. Erst zu Beginn des 20. Jh. erfassten
die Verbesserungen in den Lebensverhältnissen allmählich auch die bisher abseits von dieser
Entwicklung gebliebenen Räume, Siedlungen und Sozialschichten. Als Folge davon nahmen
jetzt allgemein die Anteile der Untermäßigen und Kleinwüchsigen kontinuierlich ab, und dieser
Trend übertraf in Intensität und Bedeutung bald die bisherigen Zunahmen der Großwüchsigkeit, so dass jetzt mit Recht von einer verbreiteten historischen konstitutionellen Rehabilitation
gesprochen werden kann, ohne dass allerdings die Konstitutionstypen der frühen Germanenund Völkerwanderungszeit schon wieder erreicht worden wären. Das trat erst im weiteren Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jh. ein. Die ansteigenden Tendenzen in verschiedenen Körperhöhenmitteln gegen Ende des 19. Jh. wurden anfangs also vermutlich durch inselhafte Wachstumszunahmen, erst später durch eine allgemeine Abnahme der Kleinwüchsigkeit hervorgerufen. Die sogen. accelerationsbedingten Körperhöhenprogressionen bereits in der 2. Hälfte des
19. Jh. beginnen zu lassen, ist also eine wissenschaftliche Oberflächlichkeit, die auf mangelnder Materialaufschlüsselung beruht.
Die Städte eilten im 19. Jh. noch nicht allgemein in den Verbesserungen der Lebensverhältnisse voraus. Häufig waren sie sogar Lebensräume mit ungünstigeren Lebensverhältnissen (Industriestädte) oder mit bescheideneren Ernährungsverhältnissen (Kleinstädte) im Vergleich
mit den ländlichen Räumen. Demzufolge gab es noch kein verbreitetes Körperhöhengefälle von
Stadt zu Land wie in der 1. Hälfte des 20. Jh. Den unterschiedlichen Lebensverhältnissen innerhalb der ländlichen und städtischen Räume und zwischen Land und Stadt entsprechend
waren die Körperhöhenverhältnisse im 19. Jh. noch ohne erkennbare siedlungsbezogene Tendenz. Stadt/Land-Unterschiede bestanden nur insofern, als die Gemusterten aus ländlichen
Räumen in der Mehrzahl kräftiger entwickelt und tauglicher waren als diejenigen aus den
Städten und Industriebezirken, die dafür teilweise, aber nicht allgemein, größer gewachsen
waren.
Ausgeprägte sozialschichtenspezifische Niveau-Unterschiede bestanden schon, und zwar insofern, als Oberschichtenangehörige, Akademiker und wohlhabende Handwerker in den meisten
Räumen und städtischen Siedlungen durch größere Mittelwerte gekennzeichnet waren. Das
dürfte hauptsächlich mit ihrer bequemeren Lebensweise bei gleichzeitig besseren Ernährungsverhältnissen zusammenhängen. Es sei hier noch einmal auf verschiedene Beobachtungen im
19. Jh. hingewiesen, wonach selbst bei günstigen Ernährungsverhältnissen die körperlich
schwer arbeitenden Heranwachsenden eine Wachstumszunahme überwiegend nur noch in den
Rumpflängen erkennen ließen. Vielleicht führt die Berücksichtigung von Studien über die konstitutionellen Typen deutscher Künstler, Dichter und Musiker des 18. und 19. Jh., wie man sie
z.B. ansatzweise bei HAUSER (1910/11, 1914/15) finden kann (gebührende wissenschaftliche
Distanz ist notwendig), zu weiteren interessanten Erkenntnissen.
Weiteres statistisches Quellenmaterial (sowohl für Körperhöhen- als auch für Ernährungsverhältnisse) findet sich vermutlich in den Drucksachen des Deutschen Reichstages, in den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Statistischen Amtes, in den Veröffentlichungen der badischen,
württembergischen, bayerischen, sächsischen usw. Statistischen Bureaus, im Statistischen
Jahrbuch deutscher Städte und in anderen Statistiken des 19. Jh. Konstitutionshistorisches
Vergleichsmaterial für frühere Jahrhunderte findet der Interessierte reichlich in der Sonderdrucksammlung und Datenbank des Anthropologischen Institutes der Universität Mainz und
bei WURM (s. Literaturverzeichnis).
8. Literaturhinweise bezüglich der Ernährungsverhältnisse als Haupteinflussgrößen
bei umweltkonstitutionellen Verknüpfungen
Die strukturellen Ernährungsunterschiede im 19. Jh. zwischen den einzelnen deutschen Landschaften und Sozialschichten werden aus heutiger Sicht leicht unterschätzt. Selbst in der 2.
Hälfte des 19. Jh. musste in den ärmeren Sozialschichten noch ein Großteil des Einkommens
nur für die Ernährung ausgegeben werden. Um die Jahrhundertmitte waren es in Sachsen z. B.
noch über 60 % (s. ENGEL 1857). Da jeder weitere Transport die meisten Nahrungsmittel damals empfindlich verteuerte, lebten die einfacheren Sozialschichten möglichst vom billigen
agrarischen Angebot des Umlandes oder waren teilweise Zusatzselbstversorger. Für die Wohlhabenden war die Kost dagegen eine Art Statussymbol der Wohlhabenheit, weshalb sie auch
anteilmäßig erheblich mehr für ihre bessere, fleischreichere Kost ausgaben als heute (nach
ENGEL [1857] in Sachsen z. B. um 50 %). So werden einerseits die damalige Vielfalt der deutschen Alltagsküche und andererseits die häufigen, für heute ungewohnten Qualitätsunterschiede zwischen den sozialen Kosttypen verständlich. Diese Kostunterschiede müssen sich
konstitutionell ausgewirkt haben.
Verknüpfungen von Körperhöhenverhältnissen mit zeitgleichen Bereichen der Lebensverhältnisse, insbesondere mit den Ernährungs-, Arbeits- und Morbiditätsverhältnissen benötigen
umfangreiche diesbezügliche Literatur. Diese kann hier nicht genauer vorgestellt werden. Einerseits gibt es bereits gute allgemeine oder räumlich begrenzte sozialhistorische Vorarbeiten,
andererseits muß aber die ganze Palette der in Frage kommenden räumlich begrenzten wie
überregionalen Quellen und Bearbeitungen erst noch gesichtet werden.
Was Institute/Lehrstühle betrifft, die sich besonders mit ernährungshistorischen Fragen beschäftigt haben, sind vor allem zu nennen: Materialsammlungen und Veröffentlichungen des
historischen Institutes in Münster (Prof. Dr. H. J. TEUTEBERG), des wirtschaftshistorischen
Institutes in Göttingen (Prof. Dr. W. ABEL und D. SAALFELD) und des volkskundlichen Institutes in Münster (Prof. Dr. G. WIEGELMANN).
Diese Institutssammlungen ersparen keineswegs eine weitere intensive ernährungshistorische
Suche innerhalb der sozial- und wirtschaftshistorischen Literatur sowie in den regionalen und
lokalen Archiven, vermitteln aber nach gründlicher Durchsicht ein erstes Gesamtbild über die
zeitlichen und räumlichen Ernährungsunterschiede im Deutschland des 19. Jh.
Besondere Beachtung ist den frühkindlichen Ernährungsweisen zu widmen, deren Einflüsse bis
in das Erwachsenenalter nachweisbar sind (s. WURM 1985c, 1987). UFFELMANN (1881) hat
als Zeitgenosse, ohne allerdings die ernährungskonstitutionelle Verknüpfung zu sehen, die
Hauptschwächen der damaligen ungünstigen frühkindlichen Ernährungsverhältnisse wiedergegeben:
1. Tritt während der Lactation eine erneute Schwangerschaft ein, wie das damals häufig vorkam, wird die Muttermilch weniger gehaltvoll, besonders dann, wenn die Ernährung der stillenden Mutter nicht hochwertig war. Das traf bei den unteren Sozialschichten im 19. Jh. verbreitet zu. Die Säuglinge wuchsen aus Erfahrung schlechter, wenn dann trotzdem weiter gestillt wurde (S. 199f.).
2. Aber gerade die künstliche Ernährung ließ bis zum Beginn des 20. Jh. viel Kritik zu. Seit
dem 17. Jh. wurde besonders in Süddeutschland zunehmend die Ernährung der Kinder mit
Mehlbreien schon während des l. Lebensjahres üblich, wobei die Zusammensetzung aus Mehl
oder eingeweichten Semmeln, Wasser, nur teilweise Milch und Zucker bestand. Diese wenig
gehaltvollen Breie waren häufig schon wegen Missachtung einfachster hygienischer Grundsätze
in Gärung begriffen und deswegen unbekömmlich, was verbreitete kindliche Verdauungsstörungen zur Folge hatte, die das Wachstum beeinträchtigten (S. 239—255). Die künstliche Ernährung erwies sich also häufig als noch weniger empfehlenswert und als noch mehr das
Wachstum beeinträchtigend als im Nährstoffgehalt abnehmende Muttermilch.
3. Besonders die einfachen Sozialschichten neigten dazu, Kleinstkinder im Anschluss an diese
Breikost früh an die Erwachsenenkost zu gewöhnen. Diese bestand besonders bei den hart
arbeitenden Sozialschichten neben Kartoffeln aus schwer verdaulichen Nahrungsbestandteilen
(Hülsenfrüchten, Kohl, Speck), die die Verdauung der Kinder unverhältnismäßig belasteten
und dem kindlichen Wachstum nicht förderlich waren (S. 205).
9. Abschließende Bemerkungen
Abschließend möchte der Verfasser zum Ausdruck bringen, dass er es bedauern würde, wenn
die hier vorgelegte Arbeit so missverstanden würde, als wenn er aus einer gewissen wissenschaftlichen Hilfsbereitschaft heraus Vorarbeiten für diejenigen leisten wollte, die auf bequeme
Weise zu Dissertationen über anthropologische oder sozialhistorische Fragen kommen möchten. Der Verfasser ist aus guter Kenntnis der Thematik heraus zu der Einsicht gekommen,
dass ein Einzelner ein solches Thema nur unbefriedigend bearbeiten kann, dass es deshalb in
interdisziplinärer Zusammenarbeit angegangen werden sollte. Er hofft, dass sich bald eine Arbeitsgruppe zusammenfindet. Allenfalls ist eine räumliche Aufgliederung des Themas im Rahmen mehrerer Dissertationen denkbar, also die ernährungs- und arbeitskonstitutionellen Verhältnisse in Preußen, Sachsen, Württemberg, Baden, Bayern usw.
Der Verfasser würde es ebenfalls bedauern, wenn die wissenschaftliche Fachwelt die ernährungsbeeinflusste Plastizität der Körperhöhen nur als Forschungsthema um seiner selbst willen
betriebe, ohne zu erkennen, dass solche Verknüpfungen Weiserfunktion haben und Basis sind
für weitere Verknüpfungen, z.B. bezüglich möglicher Einflüsse von Ernährungsseite auf die
kranialen Längen-Breiten-Indices (seit ca. 1 Jh. ein ungelöstes Problem der Anthropologie),
auf die historischen Vitalitätsverhältnisse, auf die historische Leistungsfähigkeit von Gesellschaften usw. Aber auch solche Fragen lassen sich letztlich nur in interdisziplinärer Zusammenarbeit einer Klärung näher bringen.
Der Verfasser würde sich übrigens nicht nur freuen, wenn er zu gründlichen interdisziplinären
Untersuchungen über umweit-konstitutionelle Verknüpfungen mit diesen Zeilen den Anstoß
geben würde, sondern auch, wenn er gegebenenfalls darüber Rückmeldungen erhielte.
Zusammenfassung
Untersuchungen über die Einflüsse der Ernährungs- und Arbeitsverhältnisse auf die Konstitutionsverhältnisse historischer oder rezenter Bevölkerungen (sog. ernährungskonstitutionelle
bzw. im weiteren Sinne Umwelt-konstitutionelle Verknüpfungen) können für größere Räume
und längere historische Zeitabschnitte von einem Einzelnen nicht bearbeitet werden, sondern
bedürfen der interdisziplinären Zusammenarbeit von Anthropologen, Historikern und Ernährungswissenschaftlern. Erfahrungsgemäß ist ein solcher Arbeitskreis schwer zusammenzubringen, weil eine Disziplin die Literatur der anderen nicht genug überschauen und beurteilen
kann, um zu entscheiden, wo sich solche Zusammenarbeit nach bisher vorliegendem Material
lohnt. Der Verfasser hofft nun, wenn für einen bestimmten Raum und Zeitabschnitt die in Frage kommende Literatur in einer Vorarbeit bereits vorgestellt wird und der Ergebnistrend bereits bekannt ist, dass sich dann ein Arbeitskreis leichter zusammenfindet. Der Verfasser hält
die Konstitutions- und Ernährungsverhältnisse der Deutschen im 19. Jh. für ein besonders geeignetes Thema, weil hier die Konstitutions- und Ernährungsvarianten in Raum und Zeit vielfältiger gewesen zu sein scheinen als in anderen Epochen der deutschen Geschichte. Der Verfasser hofft, mit vorliegender Materialsammlung wichtige Vorarbeiten für eine solche interdisziplinäre Umwelt-konstitutionelle, insbesondere ernährungs-konstitutionelle Verknüpfung gelegt zu haben. Da die in Frage kommende konstitutionshistorische Literatur weniger bekannt
sein dürfte als die ernährungshistorische, liegt der Schwerpunkt der Materialsammlung auf
Rekrutenstatistiken und anthropologischem Ergänzungsmaterial. Außerdem wird auf die wichtigsten Bearbeitungsprobleme bei solchen Verknüpfungen hingewiesen.
Was die Körperhöhenverhältnisse in ihrer Gesamtheit betrifft, so sind im Deutschland des 19.
Jh. keine allgemeinen einheitlichen Tendenzen zu erkennen. Die vielfältigen und zeitlich auch
wechselnden Differenzierungen in den Mittelwerten lassen weder einfache regelmäßige Zu-
sammenhänge zwischen Stadt und Land, noch zwischen höheren und tieferen geographischen
Lagen herauszuarbeiten. Ein grobes, aber vielfach differentes Gefälle von Nord und Süd zur
Mitte hin mit Minima im sächsischen, fränkischen, nordwürttembergischen und ostbadischen
Raum und innerhalb der Sozialschichten von den oberen Sozialschichten und Akademikern zu
den einkommensschwachen, hart arbeitenden Sozialschichten hin ist aber erkennbar. Die
Bandbreite der Körperhöhenmittelwerte scheint in der 2. Hälfte des 19. Jh. insofern zuzunehmen, als an den beginnenden Verbesserungen der Lebensverhältnisse die deutsche Bevölkerung anfangs nicht gleichmäßig teilhatte, sondern gewisse Räume, Siedlungen und Sozialschichten anfangs bevorzugt von diesen Verbesserungen erfasst wurden. Vermutlich hing das
u. a. mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit von Industrialisierung und Verkehrserschließung,
unterschiedlichen Einkommens- und Arbeitsverhältnissen und auch mit unterschiedlichen Familiengrößen zusammen. Um die Jahrhundertwende setzte dann ein allgemeiner kontinuierlicher Anstieg in den Körperhöhen ein, dessen erste Phase als historischer konstitutioneller Rehabilitationsprozess nach den Verschlechterungen der Lebensverhältnisse während der Frühindustrialisierung gedeutet werden kann und dessen zweite Phase erst als säkulare Körperhöhenprogression im Rahmen des sog. Accelerationsgeschehens eingeordnet werden sollte. Irgendwelche gesamtdeutschen Körperhöhenmittel anzugeben verbietet die Vielfalt der erkennbaren Differenzierungen und die Bandbreite der Mittelwerte. Es sollte genügen, wenn man
feststellen kann, dass die einzelnen räumlichen, siedlungs- und sozialschichtenbezogenen Mittel zwischen ca. 160 cm bis über 170 cm lagen.
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