KAPITEL II – Erkrankungen & Tests

Werbung
KAPITEL II – Erkrankungen & Tests
4. Wirbelsäule
Wirbelsäule mit Verbindung Kopf, Rippen, Becken hat über 100 Gelenke
Wirbelsäule hat mehrere Funktionen:
• statische Funktionen (viel aushalten, stützen)
• dynamische Funktionen (bewegen)
• Schutzfunktion für das Rückenmark
• viele Propriozeptoren (Gefühlsnerven)
• Bandapparat – Bandstruktur von Wirbelkörper zu Wirbelkörper
4.1. Bänder, die die Wirbelsäule verstärken
• lig. longitudinale anterius (vorderes Längsband)
verläuft an der Vorderfläche der Wirbelkörper und ist mit den
Wirbelkörpern verbunden; verläuft von Wirbelkörper zu Wirbelkörper;
• lig. longitudinale posterius (hinteres Längsband)
ist an den Bandscheiben fixiert (nur dort), viele Schmerzrezeptoren,
• ligamenta flava (Zwischenbogenbänder)
spannen sich zwischen den Wirbelbögen aus
• lig. supraspinale (Dornspitzenband)
• lig. interspinalia (Zwischendornfortsatzband)
verläuft zwischen den Dornfortsätzen
• ligamentum intertransversaria (Querfortsatzband)
verläuft zwischen den Querfortsätzen
-1-
 Vertebron (Bewegungssegment) nach Junghans (1954)
= kleinste funktionale Einheit der Wirbelsäule
besteht aus:
2 Wirbelkörper
Bandscheibe
Bänder
Muskeln
(Nerven)
Gelenk/e (Art. vertebrae)
→ ist für die Flexibilität in der Wirbelsäule zuständig
→ für die Stabilität sind Muskel und Bänder verantwortlich
→ für die Beweglichkeit sind die Gelenke und die Bandscheibe zuständig.
 Kreuzschmerzen (und Bandscheibenprobleme)
90 % Unspezifische Probleme
Bandscheibe meist nicht Schuld
10% Spezifische Probleme (zB. Bdscheiben)
einem Substrat zuzuordnen
davon:
60% Muskelverspannungen
:
27% Blockaden normaler ROM nicht
gegeben, im Röntgen nicht ersichtlich
75% Kreuzschmerzen
davon:
4% Spondilolisthesen
5% Osteoporose
1% Tumore, entzündl Prozesse
53% degenerat. Veränderungen
(Arthrosen, Spondyloarthrose,
Chondrosen)
4.2. Bandscheibe
-2-
Anulus fibrosus:
= Faserring (bindegewebig), der wie Zwiebelschale aufgebaut ist
→ soll Druck gleichmäßig verteilen / aufbauen
→ bildet die äußere Schicht aus Faser- und Bindegewebe.
Nucleus pulposus: = Galertkern in der Mitte
→ soll Erschütterungen und Stöße dämpfen und die Spannung in
der Bandscheibe halten
→ Faserring verhindert, dass bei hohem Druck der Kern austritt
 Bandscheibenvorfall (Prolaps)
Reißt der Faserring durch zu hohe Belastung durch, so spricht man von einem
Bandscheibenvorfall (kann vorne (selten) und hinten möglich sein) (Siehe Bild 1)
Wenn die Bandscheibe dann auf die Nervenwurzel drückt kommt es zu sensorischen
oder motorischen Ausfällen (in der Nervenwurzel werden 2 Arten von Infos geleitet)


Motorische Ausfälle:
Sensorische Ausfälle:
Lähmungen
Hyperesthesie
Hypoesthesie
Dysesthesie
Paresthesie
Analdesthesie
Alghesie
(mehr Empfinden)
(weniger Empfinden)
(Missempfinden)
(Kribbeln)
(kein Gefühl)
(alle Reize sind schmerzvoll)
 Bandscheibenvorwölbung ( Protrusion)
Nur wenig Fasern des anulus fibrosus sind gerissen, kein vollständiges Durchreißen.
Nucleus pulposus pendelt leicht nach vorne. Ring ist noch geschlossen, es kann aber zu
einer kurzzeitigen Einengung der Struktur (Rückenmark) kommen. Siehe Bild 2, 3.
Bild 1
Bild 2
Bild 3
Bild 4
Die Nervenwurzeln die aus dem Zwischenwirbelloch austreten (Siehe Bild 4) sind
dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Es kommt zu lokalen Beschwerden im zugehörigen
Segment. Bei Berührung der Nervenwurzel (streng medianer Vorfall oder lateraler
Vorfall) kann es auch zu Problemen entlang der ausstrahlenden Nervenwurzel in der
Peripherie kommen.
-3-
Die Bandscheiben werden nur bis zum 4ten Lebensjahr durchblutet (=> später ist die
Ernährung schlecht) → dann nur noch durch Diffusion ernährt.
Bei niedrigem Druck (z.B. im Liegen) wird Flüssigkeit aufgenommen. Wichtiger Faktor
für die Funktion der Bandscheibe ist der Druck.
2.
3.
4.
6. 8.
5.
7.
9.
 Lagerungen
gut
1. Stufenlagerung = günstigste Lage!
(am Rücken / 90° abgewinkelte Beine / Wirbelsäule gerade)
2. Liegen:
3. Seitlage:
4. Stehen:
5. Sitzen gerade
6. Vorgebeugt stehen
7. Sitzen vorgebeugt (Rundrücken), ohne ergonomische Stütze
8. Vorgebeugt stehen und Gewicht mit geradem Rücken heben
9. Vorgebeugt stehen und Gewicht mit rundem Rücken heben =schlechteste Lage!
schlecht
Ziel:
immer eine flächige Belastung der Bandscheiben erzwingen!
Kern begibt sich zur geringeren Druckseite!
 Reflexe
Eigenreflex:(monosynaptisch)
auslösendes Organ (Rezeptororgan) = ausführendes Organ (Effektororgan)
z.B.: Patellareflex: Hammer auf Knie→ Information von Rezeptor über
afferenten Schenkel zum Hinterhorn geleitet → sofort auf Vorderhorn
umgeschaltet → Muskulatur kontrahiert
→ d.h. eine einzige synaptische Verschaltung (Reizort + Effektor = Muskel)
Fremdreflex: (polysynaptisch)
Rezeptor und Effektor sind nicht ident! Mehrere Verschaltungen im
Rückenmark bis der Reiz vom Hinterhorn zum Vorderhorn kommt →
mehrere Neurone sind dazwischen geschaltet
z.B. Finger auf Herdplatte (Rezeptororgan = Haut, Effektororgan = Muskel)
-4-

Dermatome
Dermatome = Bereiche der Haut, die von
bestimmten Nerven sensibel
innerviert werden
→ austesten wo genau der Vorfall ist
Bandscheibe
L3
Schmerzen/Gefühllosigkeit
Dermatom
Oberschenkel
Muskeln
M. quadrizeps
Adduktoren
L4
Kniescheibe, Knie
M. quadrizeps
L5
medialer Unterschenkel
Lateraler Unterschenkel,
Fußrücken
Großzehe
Tibialis anterior
Extensor hallucis
Extensor digitorum
Großzehenheber,
Zehenheber
M. peronaeus
M. triceps surae
(gastrocnemius)
Generalstreifen (ganzes
Bein lateral), sieht man nur
an d. Rückseite und Seite
Lateraler OS bis lateraler
Fußrand
Oberarm
S1
C5
M. deltoideus
C6
1. und 2.Finger
Oberarm rw, Unterarm
M. biceps
C7
3. und benachbarte
Finger
M. triceps
Funktionsbeieinträchtigung
Funktionstest
Streckung im Knie
Beugen id Hüfte,
Zusammendrücken d Beine
Patellarsehnenreflex
Streckung im Knie
Patellarsehnenreflex
Dorsalflexion, Supination
Vorfuß und Zehen heben,
Fersengang
Kein Reflex
Pronation (Heben des
äußeren Fußrandes),
Plantarflexion (Zehengang)
Achillessehnenreflex
(draufklopfen - Plantarflexion)
Abduktion
Bicepssehnenreflex
(Arm wird gebeugt)
Bicepssehnenrefelx
Tricepssehnenreflex
(Armstreckung)
 OP- Indikationen bei Bandscheibenproblemen



Schmerzen länger als 6 Wochen trotz Therapie
Schmerzen, die Patient als unerträglich empfindet
Lähmungserscheinungen, Nerv wird irreparabel geschädigt bei zu langem Druck
Bandscheibe trocknet aus Schmerzen werden geringer, bei konsequenter Therapie!
-5-
4.3. Wirbelsäulenform / Haltung
 Form der Wirbelsäule wird beeinflusst durch
 Anatomie:
Krümmungen der WS entstehen im Kindesalter, Baby hat komplett gerade WS
→ Halslordose durch Bauchlage
→ Brustkyphose durch Sitzen
→ Lendenlordose durch Stehen
d.h.: anatomisch genetisch ist
die Form gegeben → wird aber
modifiziert durch die Positionierung
 Beckenstellung/Beckenneigung:
Haltung ist abhängig von der Beckenstellung
1. Becken nach vorne gekippt:
→ vorderer oberer Darmbeinstachel geht runter
→ hinterer oberer Darmbeinstachel geht rauf
→ Schambein geht nach vorne unten
2. Becken nach hinten gekippt:
→ vorderer oberer Darmbeinstachel geht rauf
→ hinterer oberer Darmbeinstachel geht runter
→ Schambein geht nach vorne oben
→ Kreuzbein geht nach unten
3. Neutrale Stellung:
→ geringste Belastung auf WS, Modifizierung selbständig möglich
 Aktivierung der Muskulatur
Verantwortliche Muskulatur bei Beckenkippung nach vorne:
Ursprung bzw. Ansatz müssen naturgemäß am Beckenkamm liegen und die
Muskeln müssen eine Hüftbeugung bewirken
Verkürzung:
● M. tensor fascie latae
● M. rectus femoris
häufig durch sitzen verkürzt
● M. iliopsoas
● M. sartorius
● M. erector spinae
Verkürzung im LWS- Bereich
Abschwächung:
● Bauch- und Gesäßmuskeln
Müssen gestärkt werden
● Ischiocrurale Muskulatur
(vor allem M. glutaeus max.)

Die Körperhaltung
(Körperhaltungen müssen entgegen der Schwerkraft wirken)
 habituelle Haltung (= neu: aktive Haltung)
optimale Anspannung mit optimaler Haltung
 stramme Haltung
(=neu: aktive aufrechte Haltung)
komplette Anspannung des gesamten Muskelkorsetts
 Ruhehaltung:
(neu: passive Haltung)
ohne Muskelanspannung.
-6-
 Lot fällen
Zur Haltungsbeurteilung (von der Seite) ist es notwendig ein Lot zu fällen.
Bei aufrechtem Stand sollten WS Krümmungen ausbalanciert sein (Lordose, Kyphose)
Kopf soll ausgleichend über Lot schweben:
Lot anhalten an Ohrläppchen (Warzenbeinfortsatz = Prozessus mastoideus)
●
●
●
●
●
●
Lot soll gelegt werden durch:
Halswirbelsäule
Mittelpunkt des Schultergelenks
Mittelpunkt des Ellenbogengelenks
Mittelpunkt des Hüftgelenks
Mittelpunkt des Kniegelenks gehen und vor dem
lateralen Knöchel des Sprunggelenks enden
2 wichtige Punkte:
am weitesten vorne: Brustkorb
am weitesten hinten: Gesäß
 Sensomotorischer Prozess (Koordination)
ZNS
SENSORIK
MOTORIK
Propriozeptoren
Muskulatur
Präzise und ökonomische Ausführung einer Bewegung
Um Muskulatur anzusteuern bedarf es verschiedenen Ebenen
Propriozeptoren:
Propriozeptoren melden die Stellung der Gelenke im Raum dem ZNS
→ dort wird Information verarbeitet
→ Befehl kommt an die Muskulatur
→ Aufrechte Haltung ist über sensomotorischen Prozess/Koordination zu erwirken
→ Haltung ist vorprogrammiert, wird automatisch angesteuert und aufrechterhalten
Aktivierung der Muskulatur:
Passives System:
Bänder, Sehnen, Kapseln, Rezeptoren
Steuerungssystem:
ZNS, RM
Aktives System:
Muskulatur hält Spannung für Haltung aufrecht
-7-
4.4. Einteilung der WS Muskulatur (n. Panjabi)
Aktives System für Körperhaltung
BEWEGER der WS- Muskulatur
Globale Beweger d WS M.
STABILISATOREN der WS-Muskulatur
Globale Stabilisatoren
Lokale Stabilisatoren
 Globale Stabilisatoren
→ Es sind die tiefen Muskeln aber die oberflächlichen Fasern für die
Bewegungskontrolle nicht ständig tätig (Aktivitätslevel von 10-30%)
→ Problematik: Haltung, Aktivität des Antagonisten spielt Rolle
Rückenmuskeln:

Mediale Trakt des erector spinae
a) Geradsystem: (kurze Muskeln von Wirbel zu Wirbel)
 M. interspinales
 M. intertransversarii
H
A
L
T
U
N
G
b) Schrägsystem:
 M. mulitfidii
 M. rotatores
 M. semispinalis
Bauchmuskeln:




M. obliquus externi abdominis
M. obliquus interni abdominis
M. transversus abdominis
M. psoas (oberflächliche Fasern)
-8-
 Lokale Stabilisatoren
(Segmentale Stabilität ist der Bewegung vorgeschaltet (stiffness))
Konstrukt der WS muss 2 Funktionen gerecht werden:
● Stabilität
● Beweglichkeit
Tiefe Schicht wurde weiter unterteilt in oberflächliche und tiefe Fasern
→ d.h. die Muskeln sind dieselben wie globale Stabilisatoren aber tiefere Fasern
→ sind ständig angesteuert und im Einsatz
→ Annahme, dass Muskeln nicht angesteuert werden
→ Problematik: Neuronale Ansteuerung (→ Hemmung des Systems)
 Globale Beweger
→ Oberflächliche Muskeln überspringen Wirbel
→ für Muskelbalance zuständig wodurch ganze Bewegungen möglich sind
→ Grundstein der muskulären Dysbalancen
→ Agonisten - Antagonisten Verhältnis bedeutend
Rückenmuskeln:
 M. latissimus dorsi
 Laterale Trakt des erector spinae (4. laterale Schicht )
a) intertransversale Trakt:
 M. iliocostali
 M. longissimus
b) spinotransversale Trakt:
 M. splenius cervicus
 M. splenius capits
Bauchmuskeln:

M. rectus abdominis

M. quadratus lumborum
-9-
M
U
S
K
E
L
B
A
L
A
N
C
E
Zylinderförmiges System ist für die Haltung zuständig:
●
●
●
●
●
●
Rückenmuskeln
Bauchmuskeln
Fascia thoracolumbalis
Rectusscheide, linea alba
Diaphragma
Beckenbodenmuskulatur
Obiges „Aktives System“ wurde von Panjabi (70er – 80er Jahre) bei der Überlegung der
Ursachen für Kreuzschmerzen aufgestellt und mittels hochwertiger Studien unterstützt.
Motorisches Stereotyp:
→
→
→
→
→
→
→
Bewegungen und Haltungen sind im ZNS abgespeichert
Es existiert ein zentrales Bild davon
Dieses wird im Laufe des Lebens erworben
Daher sind Bewegungen automatisiert
Bei Schmerzen kommt es zu Hemmungen im ZNS
falsche Bewegungsausführung, schlechte Haltung
Message: nicht nur die Muskulatur ist für Schmerzen ausschlaggebend sondern
auch das ZNS muss miteinbezogen werden
4.5. Formen des Rückens
 Rundrücken
Stärkere Ausbildung der BWS-Kyphose
→ Kopf nach vorne geschoben
→ Halslordose ist verringert
→ Lendenlordose kaum ausgeprägt
(über Kreuzbein beginnt sofort Kyphose)
 Hohlrücken
Hyperlordose im Lendenbereich
→ Beckenkippung nach vorne
→ Brustkyphose / Halslordose normal
 Flachrücken
Lendenlordose + Brustkyphose abgeflacht → Becken ist in Mittelstellung
→ Problem: schlechtere Beweglichkeit
kaum Dämpfungswirkung
→ vermehrte Bandscheibenbelastung
→ gutes Muskelkorsett notwendig
- 10 -
4.6. Leistungstest nach Matthias
= Grober, nicht aussagekräftiger Test

Patient wird von der Seite beobachtet und zum Einnehmen der
aktiven Haltung aufgefordert.
 Zusätzlich sollen Arme nach vorne gestreckt werden und am besten
auch die Handflächen nach oben gedreht werden
 Diese Haltung sollte 1min. (mind. 30sec.) gehalten werden, normale Atmung, kein
Pressen
 Sinkt der Patient schon davor in die Ruhehaltung ab oder treten
Muskelzittern oder Pressatmung auf, so ist die Muskulatur zu schwach
→ es besteht zumindest ein Haltungsfehler 1. Grades
4.7. Linie nach Mikulicz
Dient zur Beurteilung der Beinachse
 Patient wird von vorne beobachtet
 Linie durch -) Mittelpunkt des Hüftgelenkes (Halbierung des Leistenbandes)
-) Mittelpunkt des Kniegelenkes
-) Mittelpunkt des Sprunggelenkes
 Wie steht das Knie wenn man Hüftgelenk und Sprunggelenk verbindet?
 Knie innerhalb der Linie
→ X-Bein (valgus)
 Knie außerhalb der Linie → O-Bein (varus)
 Hilfstest: Patient soll aufrecht stehen und Beine schließen
→ Abstand zwischen den Knöcheln und Knien soll gleich sein
(Unterschied muss zumindest kleiner als 5cm sein)
4.8. Zeichen nach Schober
Lendenwirbelsäule

5. Lendenwirbelkörper ertasten
(Dornfortsatz in Höhe des Darmbeinkammes → nächster tiefer Dornfortsatz)
 10cm auf Wirbelsäule hinauf messen und Markierung anbringen
 Patient soll sich nach vorne beugen
 10cm sollen auf 15cm anwachsen
4.9. Zeichen nach Ott
Brustwirbelsäule




7. Halswirbel ertasten (vertebra prominens)
30cm auf Wirbelsäule hinunter messen
Patient soll sich nach vorne beugen
Entfaltbarkeit sollte mind. 4cm betragen
- 11 -
4.10. Zeichen nach Trendelenburg
M. glutaeus medius


Patient soll auf einem Bein stehen (anderes Bein in Hüfte + Knie 90° gebeugt)
Beckenkamm soll auf der Seite des gebeugten Beines nach oben marschieren
(oder zumindest gleich hoch sein)
 Wenn ja, dann ist M.glutaeus medius auf der Standbeinseite okay
4.11. Neutrale Wirbelsäule, neutrales Becken
„Moderne“ Bezeichnung, aber seit Pilates (1930) bekannt.





WS ist in Mittelstellung
Druck auf Bandscheiben ist gleichmäßig und flächig
Keine extreme Kyphose oder Lordose sondern aktive neutrale Haltung
Optimum ist, mit einem Minimum an Spannung die Haltung aufrecht zu halten,
unter Einbeziehung unserer physiologischen Krümmungen der WS.
Forderung des flachen Rückens ist veraltet!
4.12. Ansätze zur Erreichung der aufrechten Haltung
3 Zahnräder bewirken Haltung:
1. Beckenkippung (Bruegger 1979):
Mittelstellung des Beckens ist bedeutend
2. Thoraxaufrichtung (Bruegger):
Brustbein vorschieben, automatisch kippt Becken auch nach vorne
3. Kopfhaltung:
Körpersegmente wie Kopf, HWS, BWS, LWS stehen übereinander.
Längsspannung d Körpers, Muskulatur (Lokale Stabilisatoren) soll gleichmäßig
angesteuert sein.
- 12 -
4.13. „Muskelverkürzungen“
Salopper Ausdruck, weil nicht Muskel verkürzt sondern andere Strukturen.
Kleinste Einheit (Sarkomer) nimmt nicht innerhalb kürzester Zeit an Anzahl zu oder ab.
Bei Problemen mit Globalen Bewegern → Muskuläre Verkürzungen, oder Überaktivität
andere Muskeln → ermüden → Verspannungen.
4.14. Messung der Stabilisationsfähigkeit
 EMG (Elektromyographie)
Entladungsverhalten der Muskelzelle wird abgeleitet (Erregungsausbreitung).
= unelegante Methode, weil es muss in den Muskel gestochen werden oder es kann
nur oberflächlich auf Haut gemessen werden
 SONO (Sonographie =Ultraschall)
Durch Ultraschall wird Muskelfaserquerschnitt erkennbar.
 MRT ( Magnetresonanz)
wie Ultraschall
 Pressure Biofeed back
Muskelzylinder im Rumpf kann abdominellen Druck (Bauchpresse) steuern.
Dieser ist auch extern zu messen.
Erfinder: Australische Physiotherapeuten.
→ Patient liegt in Bauchlage
→ unter die Wirbelsäule des Patienten wird Gerät (wie Blutdruckmanschette mit
Manometer) gelegt
Initialdruck von 60mm Hg
Patient wird aufgefordert Bauchpresse zu aktivieren
Manschettendruck sinkt ab, weil nicht mehr ganzes Gewicht auf Messgerät liegt
Wegen der Biofeedback-Möglichkeit kann Grundspannung des M. transversus
abdominis erlernt werden
→ Willentliche Ansteuerung der segmentalen Stabilisatoren wird erleichtert.
→
→
→
→
- 13 -
4.15. Studien über Kreuzschmerzen
 Rückenstudien
Lavasonen /Rautanen:
 SONO: Pat. mit chr. Kreuzschmerzen  Athrophie d. Mm. multifidii
Hides:
 MRT: Athrophie d Mm. mulitfidii auf Seite d. Kreuzschmerzen
Richardsen:
 MRT: Training d Muskelquerschnitts d Mm multifidii möglich
Stapsford:
 Beckenboden f. abdominellen Druck verantwortlich
 Stabilisierendes System ist verantwortlich für Dysfunktion und Schmerz.
 Bauchstudien
Hodges:
 EMG: M. transversus, M. obl. internus, externu, rectus abdominis untersucht,
bei Aktivierung kommen transversus und internus zuerst dran.
Cresswell:
 Bei Bewegungen d Extremitäten sollte normalerweise d M. transversus
abdominis zuerst aktiviert werden. Notwendig zur Stabilisation d Rumpfes!
Grill:
 M. quadratus lumbalis ist f. Stabilität wichtig
Hodges:
 Diaphragma ist f. intraabdominellen Druck wichtig, ansteuerbar durch Atmung,
(Pilatesprinzip!)
Panjabi:
 Globale Muskulatur ist f d stiffness der gesamten WS wichtig
Cholewicki:
 Kein Muskel ist dominant f d Stabilität d Rückens alle müssen trainiert werden.
Feststellung, dass Patienten mit Rückenschmerzen eine sehr schlechte AusdauerLeistungsfähigkeit, und eine schlechte muskuläre Ausdauer haben. Maximalkraft nicht
bedeutend, sondern Kraft - Ausdauer.
Globale Stabilisatoren müssen immer auf- und abgeschaltet werden, d.h. sie brauchen
Langzeitaktivität.
- 14 -
4.16. Neuronale Ansteuerung
(Posturale Kontrolle = Stabilität d. Rumpfes)
Stabilität des Rumpfes ist messbar:
→
→
→
→
→
Pat stellt sich auf Messplatte
Aufforderung: gerade zu stehen
Schwankungen sind ersichtlich, rund um zentralen Punkt
Bei schlechter Stabilisation kommt es zu großen Abweichungen
Patienten mit Rückenschmerzen haben eine schlechte posturale Kontrolle, weil
Ansteuerung vom ZNS nicht in Ordnung ist.
→ Propriozeptoren sind nicht nur in großen Gelenken sondern auch in kleinen
Wirbelgelenken und in Muskulatur, Bänder, Sehnen,…und melden die Stellung.
(Siehe Bogduk)
Bogduk:
 Propriozeptoren mit kinästhetischer Fkt auch M. multifidii und kleinen
Wirbelgelenke.
Eibenbichler:
 Veränderung d Fkt. d Propriozeptoren bei Pat. mit Rückenschmerzen
Mok:
 Verzögerte Reaktionszeit bei Ausgleichsbewegungen, zB Störung auf wackeliger
Unterlage dh KraftImpuls
O’Sullivan:
 Gestörte lumbale Proprizeptoren i.d. Reposition
4.17. Pilates Konzept (ca. 1943)







Joseph Pilates (dt) (war in Jugend schwächlich)
tiefe, quere BM sind Schlüsselmuskel für intraabdominellen Druck
durch richtiges, fließendes Atmen → Aktivierung des Diaphragmas
„powerhouse“ ist muskulärer Gürtel um Rumpf (Zylinder)
Übungen werden teilweise auf Geräten absolviert
Rumpfstabilität = Voraussetzung, Koordination der Extremitäten kommt dazu
Wirbelsäule in neutraler Position
- 15 -
4.18. Einteilung der Haltungsfehler
●
HALTUNGSFEHLER
Haltungsfehler 1.Grades:
= funktioneller Fehler (ligamentär / neuromuskulär)
= schlampige Haltung beim Stehen (Haltungsschwäche, Haltungsverfall)
Neuromuskuläre Ansteuerung ist dürftig
→ bei Aufforderung zur aktiven Haltung stellt dies aber kein Problem dar
→ d.h.: Patient hat kein Problem bei Muskulatur oder Bänder
Haltungsfehler 2.Grades:
= funktioneller Fehler (ligamentär / neuromuskulär)
Muskulatur und Bänder sind geschwächt oder verkürzt
→ es gibt aber keine Veränderungen im Röntgenbild, nur verminderte
Kraftentwicklung bzw. muskuläre Dysbalancen
→ neben ligamentären Schwächen ist auch eine schlechte
neuromuskuläre Ansteuerung Schuld
→ Muskelfunktionstests
→ dann: gezieltes Training
Haltungsfehler 3.Grades:
= struktureller Fehler / Formfehler (Knochen)
= Definitive Veränderung des Skelettessystem
(sieht Abweichung im Röntgenbild) → ossärer (=knöcherner) Fehler
●
FEHL- UND ÜBERLASTUNGSSCHÄDEN
Zwischen der aktuellen Belastbarkeit und der Belastung besteht ein Missverhältnis!
Belastbarkeit bezieht sich auf Knochen (Strukturen)
2 Möglichkeiten:


zu hohe Belastung / Last (z.B. schweres Heben)
herabgesetzte Belastbarkeit durch zB. im Wachstum, Osteoporose der WS
- 16 -
Herunterladen