Psychopathologie(SS 2008)

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Psychopathologie
SS 2008
PD. Dr. Franz
1. Kapitel: Einführung ............................................................................................................. 2
1.1 Die psychopathologische Untersuchung ....................................................................... 3
2. Kapitel: Bewusstseins- und Orientierungsstörungen........................................................ 7
1.1 Bewusstseinsstörungen..................................................... Error! Bookmark not defined.
1.2 Orientierungsstörungen ................................................................................................. 9
1.4 Fallbeispiel ...................................................................................................................... 9
1.3 Wichtige Syndrome ...................................................................................................... 10
3. Kapitel: Aufmerksamkeits – und Gedächtnisstörung, Dementielle Syndrome ............ 11
3.1 Theorie........................................................................................................................... 11
3.2 Diagnostik ..................................................................................................................... 11
3.3 Differentialdiagnosen ................................................................................................... 12
3.1 Theorie........................................................................................................................... 13
3.2 Diagnostik ..................................................................................................................... 13
3.3 Differentialdiagnosen ................................................................................................... 15
4. Kapitel: Formale Denkstörungen ..................................................................................... 17
4.1 Definitionen zu inhaltlichen und formalen Denkstörungen ..................................... 18
4.2 Formale Denkstörungen .............................................................................................. 20
4.3 Fallbeispiel: Brief einer Frau mit einer akuten Psychose ......................................... 23
5. Kapitel: Wahn .................................................................................................................... 25
5.1 Wahnkriterien .............................................................................................................. 25
5.3 Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe .......................................................................... 25
5.1 Wahnkriterien .............................................................................................................. 26
5.2 Syndrome ...................................................................................................................... 28
5.3 Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe .......................................................................... 28
6.Kapitel: Sinnestäuschungen ............................................................................................... 31
6.1 Diagnostische Kriterien von Halluzinationen ............................................................ 31
6.1 Diagnostische Kriterien von Halluzinationen ............................................................ 32
6.2 Fallbeispiele................................................................................................................... 35
7. Kapitel: Ich - Störungen .................................................................................................... 37
7.1 Definitionen ................................................................................................................... 38
7.2 Dimensionen der Ich - Störung ................................................................................... 39
7.3 Ich – Störungen nach modernen Definitionen ........................................................... 40
8. Kapitel: Störungen der Affektivität, Ängste und Zwänge.............................................. 41
8.1 Ängste ............................................................................................................................ 44
8.2 Zwänge .......................................................................................................................... 46
9. Kapitel: Antriebs – und psychomotorsiche Störungen, .................................................. 55
9.1 Grundlegendes zu Störungen des Antriebs und der Psychomotorik ...................... 57
9.2 Differentialdiagnosen ................................................................................................... 61
9.3 Fallbeispiel .................................................................................................................... 62
10. Kapitel: Suizidalität ......................................................................................................... 63
10.1 Epidemiologie, Risikofaktoren, Methoden, Gründe ............................................... 64
10.2 Prävention und Therapie: ......................................................................................... 66
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
1. Kapitel: Einführung
Fragen:
Die psychopathologische Untersuchung
1. Welchen Zweck hat der psychopathologische Befund? Welche wichtigen Ebenen gibt
es dort? (S. 3)
2. Wie läuft die psychopathologische Untersuchung ab? Was umfasst sie? (Seite 4)
Zusammenfassung
Der psychopathologische Befund
- Grundlage jeder Diagnostik.
- Unterscheidung folgender Ebenen: Symptome, Syndrome und Diagnose
- Verlauf, Labor, apparative Verfahren (Bildgebung, EEG, EKG) und körperliche Untersuchung
wichtig, da die Psychopathologie zwar Leitsymptome hat (wie z.B. für Bewusstseinsstörungen, Ich –
Störungen, Gedächtnisstörungen) für bestimmte Diagnosen, aber keine beweisenden Symptome!
Die psychopathologische Untersuchung
- Erfassung des aktuellen psychopathologischen Befund & bisherigen Verlauf der Symptome mittels:
o Semistrukturiertes Interview, d.h. bestimmte inhaltliche Fragen, die aber im Wortlaut und
Reihenfolge variiert werden können. Einzelne Fragen können ergänzt o. ausgelassen werden
o „Freier“ Teil: Offene Fragen zum gezielten Nachfragen
o Strukturiertem Interviewteil: als letztes
o Fremdanamnese: Manchmal der einzige Hinweis auf Symptome oder frühere Erkrankungen
(z.B. Wahn, Aggressivität, Suizidalität). Gleiche Fragen an Angehörige, wie an die Patienten.
o Selbstbeurteilung und Fremdbeurteilung des Patienten: Subjektives Erleben des Patienten
und Beobachtungen während des Interviews.
- Tipp: Für Anfänger ist eine Gliederung sinnvoll.
- Die psychopathologische Untersuchung umfasst:
1. Bewusstsein und Orientierung
2. Aufmerksamkeit und Gedächntis
3. Affektivität (einschl. Ängste und Zwänge)
4. Verhalten, Antrieb, Psychomotorik
5. Formales Denken
6. Inhaltliches Denken
7. Ich – Erleben
8. Wahrnehmung
9. Vegetativum
10. Selbst – und Fremdgefährdung
11. Besonderheiten (z.B. Minderbegabung, Sucht auffälliges Verhalten, z.B. Kleidung)
Der psychopathologische Normalbefund
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Klassifikationen psychischer Störungen im ICD – 10
Die psychopathologische Untersuchung
Der psychopathologische Befund
- Grundlage jeder Diagnostik.
- Unterscheidung folgender Ebenen: Symptome, Syndrome und Diagnose
- Ablauf:
1. Feststellen von Symptomen (wichtig: Symptome haben keinen Verlauf!)
2. Syndrome benennen
3. Verlauf, Labor, apparative Verfahren (Bildgebung, EEG, EKG) und körperliche
Untersuchung heranziehen und Diagnose stellen
 Dies wichtig, da die Psychopathologie zwar Leitsymptome hat (wie z.B. für
Bewusstseinsstörungen, Ich – Störungen, Gedächtnisstörungen) für bestimmte
Diagnosen, aber keine beweisenden Symptome!
 Beispiel: Patienten, die „Stimmen“ hören, müssen keine Schizophrenie haben,
können aber eine Enzephalitis, Hirntumor oder ähnliches haben.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Die psychopathologische Untersuchung
-
-
Erfassung des aktuellen psychopathologischen Befund und dem bisherigen Verlauf der
Symptome (Verlauf wichtig, da wenn Symptome der Bewusstseinsstörung ganz neu
sind oft organische Ursache!) mittels:
o Semistrukturiertes Interview, d.h. bestimmte inhaltliche Fragen, die aber im
Wortlaut und Reihenfolge variiert werden können. Einzelne Fragen können
ergänzt oder ausgelassen werden
o „Freier“ Teil: Offene Fragen zum gezielten Nachfragen
o Strukturiertem Interviewteil: als letztes
o Fremdanamnese: Manchmal der einzige Hinweis auf Symptome oder frühere
Erkrankungen (z.B. Wahn, Aggressivität, Suizidalität). Gleiche Fragen an
Angehörige, wie an die Patienten.
o Selbstbeurteilung und Fremdbeurteilung des Patienten: Subjektives Erleben
des Patienten und Beobachtungen während des Interviews.
Tipp: Für Anfänger ist eine Gliederung sinnvoll.
Die psychopathologische Untersuchung umfasst:
12. Bewusstsein und Orientierung
13. Aufmerksamkeit und Gedächntis
14. Affektivität (einschl. Ängste und Zwänge)
15. Verhalten, Antrieb, Psychomotorik
16. Formales Denken
17. Inhaltliches Denken
18. Ich – Erleben
19. Wahrnehmung
20. Vegetativum
21. Selbst – und Fremdgefährdung
22. Besonderheiten (z.B. Minderbegabung, Sucht auffälliges Verhalten, z.B.
Kleidung)
Freier Teil
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Halbstrukturierter Interviewteil
Strukturierter, letzter Interviewteil
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Der psychopathologische Normalbefund
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
2. Kapitel: Bewusstseins- und Orientierungsstörungen
Fragen:
1. Was ist der Normalbefund? (Seite 8)
3. Nenne eine gute Definition zu Bewusstsein! (Seite 8)
4. !!!Dekliniere Bewusstseinsstörung durch! (Seite 8 – 9)
5. !!!Was sind Orientierungsstörungen und wie diagnostiziert man sie? (Seite 9)
6. Nenne wichtige Syndrome samt zentrale Symptome und Diagnosen zu Bewusstseinsund Orientierungsstörungen! (Seite 10)
Zusammenfassung
Normalbefund: Der Patient ist wach, sowie zeitlich, örtlich und zur eigenen Person voll orientiert.
Bewusstseinsstörungen
Ebenen: quantitative Ebene ist Schlaf – Wachs Achse und die qualitative Ebene ist die Einengung,
Verschiebung und Trübung (s. dazu auch Graphik weiter unten)
Wichtige Aspekte: Wenn Bewusstseinsstörungen neu Auftreten deutet dies weniger auf eine psychische
Störung hin, sondern ist eher ein starker Hinweis auf eine akute, organische Ursache direkt am Gehirn 
Notfall und ausgiebige Diagnostik wichtig!
Orientierungsstörungen
Mangelndes Bescheidwissen in folgenden Gegebenheiten (müssen bei Untersuchung festgestellt werden)
1. Zeit: Datum, Jahr, Tag, Jahreszeit
2. Ort: Zimmer, Haus, Stadt, Land
3. Situativ: Untersuchung in der Klinik oder was gerade geschieht
4. Eigene Person: Name, Geburtstdatum, wichtige persönliche Gegebenheiten
Untersuchung mittels unauffälligem Fragen und Fremdanamnese.
Wichtige Syndrome
Psychogener Dämmerzustand
= Dissoziative Störung, d.h.
integrative Funktionen der
Psyche sind geschwächt und
spalten sich ab. Ausgelöst
durch ein Trauma.
Ein Delierpatient ist ein
akuter Notfall!
Zentrale Trias sind
Merkfähigkeit, Orientierung
und Halluzination.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Normalbefund: Patient ist wach, sowie zeitlich, örtlich & zur eigenen Person voll orientiert.
Bewusstseinsstörungen
Definition: Die Fähigkeit Sinnesseindrücke von innen nach außen aufzunehmen, zu ordnen und ggf. darauf zu
reagieren. Relevant hier Wachheit/ Vigilanz, Bewußtseinsklarheit, Selbst – Bewusstsein (Ich – Bewusstsein)
- Gutes Bild von Dr. Franz: Bewusstsein ist wie eine innere Bühne, auf dem Gedanken, Gegenstände um
einen herum und momentane Ereignisse stattfinden. Die Bühne ist meist gut beleuchtet und man kann
adäquat auf Szenen auf dieser Bühne reagieren.
Unbewusstes/ Vorbewusstes: Komplexe, psychische Vorgänge, die nicht mit dem Bewusstseins wahrgenommen
oder gar gelenkt werden (z.B. unterschwellige Wahrnehmungen, < 100 bit/s oder autonome Funktionen). Hierzu
gehören Motivationen und Antriebe, Gestimmtheiten und Strebungen; als Filter dient der Thalamus (»Tor des
Bewusstseins«). Laut Psychoanalyse ein System abgespaltener bzw. »unterdrückter« Triebansprüche.  kortikale
Strukturen sind subkortikale Bereiche.
Die wesentlichen Merkmale zur Beurteilung der Bewusstseinslage: sind – außer der Wachheit –
Aufmerksamkeit und Orientiertheit, Aufnahme und Verarbeitung von Sinneseindrücken, Erinnerungs- und
Merkfähigkeit, Klarheit von Vorstellungen, Gedanken, Urteilungen und Wahrnehmungen, Bezug zur Umwelt,
Reagibilität und Umstellfähigkeit sowie Kontroll- und Steuerungsfähigkeit.
Ebenen: quantitative Ebene ist Schlaf – Wachs Achse und die qualitative Ebene ist die Einengung, Verschiebung
und Trübung (s. dazu auch Graphik weiter unten)
Wichtige Aspekte
- Wenn Bewusstseinsstörungen neu auftreten deutet dies weniger auf eine psychische Störung hin, sondern ist
eher ein starker Hinweis auf eine akute, organische Ursache direkt am Gehirn  Notfall und ausgiebige
Diagnostik wichtig!
- Wird ein schizophrener oder depressiver Patient somnolent oder zeigt eine andere quantitative oder
qualitative Veränderung, dann gehört dies NICHT zu der Krankheit, sondern ist etwas Neues.
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Anne Maria Auler
-
Hypervigilanz: Zustand von Überwachheit mit subjektiven, aber nicht objektivem,
Gefühl Leistungssteigerung (geistig, Aufmerksamkeit, Sinne, Erinnerung) und
höheren Gefühlsintensität. Es kann auch zu einem entrücktrauschhaften Empfinden
der äußeren und inneren Erlebniswelt kommen.
o
-
-
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Unterschied zu Bewusstseinserweiterung: Bewusstseinserweiterung als Gefühl
ungewöhnlicher innerer Bereicherung und euphorischer Selbstverwandlung mit rauschhaften
Entgrenzungserlebnissen (Reise, Trip, Kick) (z.B. nach Einnahme halluzinogener Drogen &
Pilzgifte beschrieben werden (»stoned« sein)
Trübung: Bühne unklar, alles geht durcheinander, alles unscharf, verwaschen, kein
klarer Gedanke kann gefasst werden
Verschiebung: So als wären die Scheinwerfer verrückt oder die Bühne erweitert sich
und man bekommt alles mit. Man hat das Gefühl alles zu wissen, über die ganze Welt
Bescheid zu wissen. Häufig bei Substanzmissbrauch (LSD, Kokain), d.h. die Droge
wirkt am Gehirn und versucht die akute, organische Störung. Nach dem Abklingen
geht die Störung wieder weg (gilt auch für Trübung).
Einengung: Nur noch ein Lichtkegel erleuchtet die Bühne, nur ein redundanter
Ausschnitt ist bewusst. Patienten laufen hilflos herum, bei schwacher Einengung sind
Patienten noch handlungsfähig.
o
Fallbeispiel:
 Patient kann s ich nicht mehr richtig unterhalten, sich nicht umstellen, gibt nur
Routineantworten  schwache Einengung
 Reiseleiter steigt in Zug ein, geht mit der Gruppe bis zum letzten Wagen. Steigt wieder
aus und geht zum Zuganfang und dann wieder in den Wagen rein. Geht wieder bis
zum letzten Wagen. Als Gruppe ihn anspricht, reagiert er nicht (ist nur auf diese eine
Tat beschränkt)
Orientierungsstörungen: Mangelndes Bescheidwissen in folgenden Gegebenheiten (müssen
bei Untersuchung festgestellt werden)
5. Zeit: Datum, Jahr, Tag, Jahreszeit
6. Ort: Zimmer, Haus, Stadt, Land
7. Situativ: Untersuchung in der Klinik oder was gerade geschieht
8. Eigene Person: Name, Geburtstdatum, wichtige persönliche Gegebenheiten (bei
schwerster Form der Demenz kein Wissen mehr darüber)
Untersuchung mittels unauffälliger (um Kränkung zu vermeiden, die das Interview auch
schwerer macht) Fragen und Fremdanamnese.
Fallbeispiel (auch zum Raten  )
Der Patient beobachtete einen Flugzeugabsturz. Er wollte helfen, musste aber hilflos mit ansehen, wie der Pilot
vor seinen Augen verbrannte. Stunden nach dem Ereignis fuhr er nach Hause, als endlich die Vernehmungen
durch die Polizei abgeschlossen waren. Er wollte zu einer Abzweigung fand sie aber nicht. Die Straße, die er
jede Woche zehnmal entlang fuhr, hatte sich aber verändert und er konnte sie nicht mehr wieder erkennen. Er
suchte nach bekannten Gebäuden und fand keine. Nun hatte er schon den Eindruck in einem ganz anderen, ihm
völlig fremden Land zu sein. Er suchte immer nach dieser einen Abzweigung und fuhr kilometerlang weiter.
Immer wieder sah er das Gesicht des Piloten vor sich, wie dieser verbrannte, und mit der Zeit hatte der Patient
das Gefühl mit dem Piloten zu verschmelzen und selbst zu verbrennen. Er schaffte es auf einen Parkplatz und
stellte seinen Wagen ab, mit der aller letzten Kontrolle über sich selbst, die er noch aufbringen konnte. Die
Bilder kamen immer häufiger, immer schneller. Von der Außenwelt bekam er nichts mehr mit, die war nur
dunkel. Jemand sprach ihn an. Er sah denjenigen nicht und verstand nur mühevoll die Stimme. Langsam konnte
er seine Umgebung wahrnehmen und er sah, dass er an einer Wand hockte (wusste nicht, wie er dorthin
gekommen war) und von zwei Polizisten angesprochen wurde. Seinen Namen, seine Geschichte, an nichts
konnte er sich erinnern. Anhand des Ausweises brachte die Polizei ihn nach Hause und die Freundin erkannte er
noch wieder. Aber alles in dem Haus war ihm fremd. Mit den Jahren kam die Erinnerung zurück und ein Jahr
nach dem Ereignis konnte er sich wieder an die letzten 20 Jahre seines Lebens erinnern.
 (bei Raten einfach abdecken) Patient hatte eine dissoziative Störung aufgrund eines Traumas. Hier
kann man gut sehen , dass die Einengung immer stärker wurde und die Orientierungsfähigkeit
schwand. Wichtig ist der Satz, dass die Bilder des Piloten vor seinem Augen immer wieder kamen und
er nichts mehr anderes sehen konnte.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Wichtige Syndrome
Psychogener
Dämmerzustand =
Dissoziative Störung, d.h.
integrative Funktionen der
Psyche sind geschwächt
und spalten sich ab.
Ausgelöst durch ein
Trauma. Es kann zu
schweren Amnesien
dauern, die jahrelang
anhalten können.
Für die Prüfung nicht alles wissen, was das Delir auslöst.
Wichtig nur, dass man nicht nur Alkoholentzug als Ursache
angibt!
Ein Delierpatient ist ein
akuter Notfall!
Zentrale Trias sind
Merkfähigkeit,
Orientierung und
Halluzination.
Delir (ICD 10: F05):
- Störungen des
Bewusstseins und der
Aufmerksamkeit
- Merkfähigkeit
herabgesetzt
- Globale Störung der
Kognition (v.a.
Orientierung)
- Störung der
Wahrnehmung (v.a.
optische Halluzinationen)
- hypo – hyperaktive
Psychomotorik
- Schlaf – Wachrhythmus
gestört
- affektive und vegetative
Störungen
Alkoholentzugssyndrom:
psychomotorische Unruhe,
Desorientiertheit,
Halluzination und Wahn
sprechen für Delir!
ZAS: krankhafter Zustand
des vegetativen
Nervensystems, bei dem
der Nervus vagus
(Parasympathikus) in
seiner bremsenden und
dämpfenden Funktion
weitgehend ausgeschaltet
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
wurde.
3. Kapitel: Aufmerksamkeits – und Gedächtnisstörung
Dementielle Syndrome
Fragen:
Theorie
1. Wo liegen die Unterschiede b. Aufmerksamkeit, Konzentration & Auffassung? (S.13)
2. Welche Einteilung des Gedächtnisses gibt es und was ist bei Demenz zuerst, was
zuletzt gestört? (Seite 13)
3. Was ist bei Gedächtnisstörungen beeinflusst? (Seite 13)
Diagnostik
4. Was sind die diagnostischen Kriterien für eine MCI? (Seite 13)
5. Demenz: mögliche Symptome, Früherkennungssymptome und diagnostisches
Vorgehen! (Seite 14 – 15)
Differentialdiagnose
6. Welche Differentialdiagnosen gibt es? (S. 15 – 16)
Zusammenfassung
Theorie
Unterschiede von Aufmerksamkeit, Konzentration und Auffassung
- Aufmerksamkeit: Spotlight auf Blickpunkt des Gespräches richten
- Konzentration: Spotlight auf Gespräch halten, Konzentration ist quasi gehaltene Aufmerksamkeit
- Auffassung: Wahrgenommenes aufnehmen, verstehen und verbinden (z.B. mit Vorwissen). Bei
Störung kann die Auffassung falsch sein, verzerrt sein oder fehlen.
Einteilung des Gedächtnisses
Immediatgedächtnis: 5 – 10 Sekunden, Merkfähigkeit: 5 – 10 Minuten, Neugedächtnis: letzter Tag und Woche,
Altgedächtnis: biographisches Gedächtnis
o Bei der Demenz ist erst die Merkfähigkeit gestört und gegen Ende auch das Altgedächtnis
Gedächtnisstörungen
Bei Gedächtnisstörungen ist die Fähigkeit beeinträchtigt, neue Informationen zu lernen (Neugedächtnis) und
mit fortschreitender Störung auch länger zurückliegende Lebensereignisse zu erinnern (Altgedächtnis).
Unterscheidung b. Konzentrations-, Auffassungs- & Gedächtnisstörungen: hirnorganisch bedingt vs. funktionell
Aspekte zu Demenzen: Beginn mit MCI möglich, Reversibilität möglich, auch bei jungen Menschen möglich
Diagnostik
Leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI)
- Störung in einem oder mehreren kognitiven Bereichen; vorzugsweise Gedächtnisstörungen
- Schweregrad einer Demenz ist nicht erreicht
- Hinweise auf erhöhtes Risiko innerhalb der nächsten 3-6 Jahre eine Demenz zu entwickeln (ca. 30%)
- Grundsätzlich aber Reversibilität der Störung möglich
- Sehr heterogene Ätiologie (z.B. häufig beginnende vaskuläre Störungen)
Demenz
Mögliche Symptome
- Gedächtnisstörungen (obligat, müssen also da sein): Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis
- Gestörtes abstraktes Denken
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
- Probleme bei Ähnlichkeiten/Unterschiede, Sinngehalt von Wörtern und Begriffen:
- Gestörtes Urteilsvermögen
- Verminderte Problemlösungen im Alltag, Beruf und Familie
- Persönlichkeitsveränderungen: Verstärkung von prämorbiden Zügen bis zur Persönlichkeitsänderung
- Aphasie, Apraxie, Agnosie (höhere kortikale Areal hier betroffen)
Demenz nach dem ICD – 10
Demenz ist gemäß ICD-10 definiert als erworbene Störung des Gedächtnisses und des Denkvermögens, die so
ausgeprägt ist, dass sie berufliche und private Alltagsaktivitäten beeinträchtigt. Die Störung muss mindestens
sechs Monate bestehen und darf nicht nur im Rahmen eines Delirs auftreten.
Früherkennungssymptome
1. Vermeidungsstrategien (Themawechsel, Witze, Ablenken) in Folge der Gedächtnisstörungen:
2. Gelegentlich exzessive Ordentlichkeit um Fehler zu vermeiden, Bericht in minutiösen Details
3. Sozialer Rückzug
4. Plötzliche Verstimmungen (Depressive Symptome)
5. Manche Demenzen beginnen mit paranoiden Wahnerleben
Unterformen der Demenz: kortikale und subkortikale Demenz
Diagnostisches Vorgehen
Anamnese (subj. Beschwerden) und Fremdanamnese (Schweigepflicht wird nicht verletzt nach Dozent, man
fragt Familie des Patienten)
↓
Testung (obj. Gedächtniseinbußen) (z.B. mittels Mini – Mental Test, DEMTEC, Wortliste)
↓
Untersuchung (u.a. Routinelabor, EKG, EEG, Liquorpunktion,…)
↓
Technische Diagnostik (Demenzhinweis, Risiko)
↓
Verlaufsuntersuchungen (Testung, CCT/MRT)
Therapieziel: Verbesserung der Lebensqualität, Aufschieben der Demenz, Entlastung der Angehörigen, längere
kognitive Leistungsfähigkeit.
Differentialdiagnose
Depression und MCI: Häufige Kombination von kognitiven Störungen und Depression
Depression und Demenz:
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Theorie
Unterschiede von Aufmerksamkeit, Konzentration und Auffassung
- Aufmerksamkeit: Spotlight auf Blickpunkt des Gespräches richten, gezielte Ausrichtung des
Wachbewusstseins, Wahrnehmens, Vorstellens, Verstehen unter besonderer Aktivierung von Vigilität,
Motivation und Intention auf bestimmte Objekte oder Situationen.
 Eingliederung informativer Bewusstseinsinhalte in den bisherigen Wissensstand
 Nötig für Aufmerksamkeit ist unbeeinträchtigte und kontinuierliche Klarheit
- Konzentration: Spotlight auf Gespräch halten, Konzentration ist quasi gehaltene Aufmerksamkeit
 wenn herabgesetzt: dysexekutive Symptome (Zerstreutheit, Zerfahrenheit, vermehrte Ablenkbarkeit,
kognitives gleichen, Betroffener kann sich nicht über längere Zeit mit einer Sache beschäftigen)
- Auffassung: Wahrgenommenes aufnehmen, verstehen und verbinden (z.B. mit Vorwissen). Bei Störung
kann die Auffassung falsch sein, verzerrt sein oder fehlen.
Einteilung des Gedächtnisses
- Immediatgedächtnis: 5 – 10 Sekunden (z.B. kurz eine Telefonnummer behalten um sie zu wählen, dann
wird sie wieder vergessen)
- Merkfähigkeit: 5 – 10 Minuten
- Neugedächtnis: letzter Tag und Woche
- Altgedächtnis: biographisches Gedächtnis
o Bei der Demenz ist erst die Merkfähigkeit gestört und gegen Ende (bei der schwersten Form) auch das
Altgedächtnis (d.h. die Personen kennen ihren Namen, ihre Geschichte usw. nicht mehr)
Gedächtnisstörungen
Bei Gedächtnisstörungen ist die Fähigkeit beeinträchtigt, neue Informationen zu lernen
(Neugedächtnis) und mit fortschreitender Störung auch länger zurückliegende
Lebensereignisse zu erinnern (Altgedächtnis).
Unterscheidung bei Konzentrations-, Auffassungs- und Gedächtnisstörungen:
- hirnorganisch bedingte:
- ‚funktionelle‘: unter anderem bei PTSD, Depression (klass. Beispiel da hier eine
Pseudodemenz vorherrschen kann), Schizophrenie
Einige Aspekte zu Demenzen
- Demenzen können mit MCI beginnen
- Sie können reversibel sein (z.B. wenn sie durch körperliche Grunderkrankungen wie
Hypertonie, Nikotinabuses usw. verursacht werden)
- Der Begriff Demenz kann sein kurzer Zeit auch auf Gedächtnis -, Merkfähigkeits –
und Konzentrationsstörungen auf Basis von reversiblen, organischen
Grunderkrankungen verwendet werden.
- dementielle Syndrome sind auch bei jungen Menschen möglich
Diagnostik
Leichte kognitive Beeinträchtigung (Mild Cognitive Impairment, MCI)
- Störung in einem oder mehreren kognitiven Bereichen; vorzugsweise
Gedächtnisstörungen
- Schweregrad einer Demenz ist nicht erreicht
- Hinweise auf erhöhtes Risiko innerhalb der nächsten 3-6 Jahre eine Demenz zu
entwickeln (ca. 30%)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
- Grundsätzlich aber Reversibilität der Störung möglich
- Sehr heterogene Ätiologie (z.B. häufig beginnende vaskuläre Störungen)
 Demenzen können, müssen aber nicht mit MCI beginnen.
Demenz
Mögliche Symptome
- Gedächtnisstörungen (obligat, müssen also da sein)
o Kurzzeitgedächtnis: nach 5 min drei Gegenstände erinnern, neue Informationen
aufnehmen
o Langzeitgedächtnis: Information länger als 5 min speichern (Neugedächtnis)
oder länger zurückliegende Informationen zu erinnern (Altgedächtnis)
- Gestörtes abstraktes Denken (z.B. Patient bitten Sprichwörter oder Analogien erklären
zu lassen. Patienten machen dies häufig sehr konkret, wogegen gesunde Patienten eher
abstraktere Erklärungen liefern)
- Probleme bei Ähnlichkeiten/Unterschiede, Sinngehalt von Wörtern und Begriffen:
- Gestörtes Urteilsvermögen
- Verminderte Problemlösungen im Alltag, Beruf und Familie
- Persönlichkeitsveränderungen
o Verstärkung von prämorbiden Persönlichkeitszügen bis hin zu totaler
Persönlichkeitsänderung, also von z.B. nett zu gereizt und bösartig
o Qualitative Veränderung der Persönlichkeit:
1. Apathisch-antriebsarm-schwerfälliger Typ
2. Euphorisch-umständlich-distanzlos-geschwätziger Typ
3. Reizbar-unbeherrscht-enthemmter Typ
- Aphasie (Wortfindungsstörung), Apraxie, Agnosie (höhere kortikale Areal hier
betroffen, da es Probleme bei Erkennung von Sprache/ Tönen/ Gesichtern/… gibt)
Demenz nach dem ICD – 10
Demenz ist gemäß ICD-10 definiert als erworbene Störung des Gedächtnisses und des
Denkvermögens, die so ausgeprägt ist, dass sie berufliche und private Alltagsaktivitäten
beeinträchtigt. Die Störung muss mindestens sechs Monate bestehen und darf nicht nur im
Rahmen eines Delirs auftreten.
Früherkennungssymptome
6. Vermeidungsstrategien (Themawechsel, Witze, Ablenken) in Folge der
Gedächtnisstörungen:
7. Gelegentlich exzessive Ordentlichkeit um Fehler zu vermeiden (in dem Stadium in
dem der Patient die Fehler noch selbst bemerkt), Bericht in minutiösen Details
8. Sozialer Rückzug
9. Plötzliche Verstimmungen (Depressive Symptome)
10. Manche Demenzen beginnen mit paranoiden Wahnerleben (was starke Spannungen in
der Familie bis hin zum Bruch mit Verwandten bewirken kann)
Unterformen der Demenz
- „Kortikale Demenz“: Gedächntis, abstraktes Denken, Urteilsvermögen, höhere
Funktionen (Aphasie, Apraxie, Agnosie)
- „Subkortikale Demenz“: Verlangsamung, Aufmerksamkeit↓, affektive Störungen,
aber kaum Gedächtnis- und kognitive Störungen! Patient überrascht evtl. unter
Testbedingungen mit kognitiver Leistung (M. Parkinson, beginnende MID, HIV
Demenz)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Diagnostisches Vorgehen
Anamnese (subj. Beschwerden) und Fremdanamnese (Schweigepflicht wird nicht verletzt
nach Dozent, man fragt Familie des Patienten)
↓
Testung (obj. Gedächtniseinbußen)
unter anderem mittels Mini – mental – Test (wenig trennschaft, aber sehr schnell), oder
DEMTEC (trennschärfer, dauert 10 Minuten) oder lernen einer Wortliste, die Patient nach 5
Minuten wiedergeben soll
↓
Untersuchung (u.a. Routinelabor, EKG, EEG, Liquorpunktion zum Ausschluss erklärender
organische Erkrankungen)
↓
Technische Diagnostik (Demenzhinweis, Risiko)
↓
Verlaufsuntersuchungen (Testung, CCT/MRT)
Therapieprinzipien
- Kausal bei sekundären Demenzen, Behandlung der Grunderkrankung (z.B. NPH,
Hypothyreose)
- Symptomatisch nach erfolgter kausaler Behandlung, mit Antidementiva
(Acetycholinesterasehemmer), welches die dementielle Entwicklung zwar abmildern
und verzögern, aber nicht aufhalten können.
- Behandlung affektiver (z.B. SSRI’s zur antidepressiven Therapie, TZA bewirken
kognitive Einbußen) und wahnhafter Begleitsymptome (mittels Antipsychotika, die
aber vorsichtig dosiert werden müssen)
- Ziele: Verbesserung der Lebensqualität, Aufschieben der Demenz, Entlastung der
Angehörigen, längere kognitive Leistungsfähigkeit.
Differentialdiagnose
Depression mit kognitiven Beeinträchtigungen (Depression mit Pseudo – Demenz)
Depression und MCI
- Häufige Kombination von kognitiven Störungen und Depression
- Wohl auch wechselseitige Auslösung
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Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Depression und Demenz
-
Durchgehend depressive Stimmung bei Depressiven, weniger typisch depressive
Symptome bei Demenz
- Depressive haben Schuldgefühle, wenn sie etwas nicht geschafft haben, Demente
beschuldigen andere (z.B. wenn sie etwas nicht finden, sagen sie, dass man es ihnen
geklaut hätte)
- Depressive geben Defizite zu, während Demente eher ihre Symptome vertuschen
(Witze reißen, ausweichend antworten, usw.)
o Demenz und Depression kann gleichzeitig bestehen, z.B. kann sich aufgrund einer
Demenz eine Depression oder depressive Symptomatik entwickeln.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
4. Kapitel: Formale Denkstörungen
Fragen:
1. Welche Unterteilungen gibt es bei Denkstörungen? Nennen Symptome formaler
Denkstörungen!
2. !!!Dekliniere formale Denkstörungen durch (das Schaubild)!
3. !!!Beschreibe einige Syndrome zu formalen Denkstörungen und wo kommen sie vor!
Zusammenfassung
Inhaltliche und formale Denkstörungen
Der Patient bemerkt oft nicht, dass etwas an ihm auffällig ist.
Inhaltliche Denkstörung: Störung der Denkinhalte, stets im Zusammenhang mit Störung des Realitätsurteils!
Formale Denkstörung: Formale Denkstörungen sind Störungen des strukturellen Denkablaufs. Der Betroffene
kommt nicht zum Ziel und das was er erzählt ist ungeordnet.
DD: Aphasie
Einteilung formaler Denkstörungen in quantitativ und qualitativ
a) Quantitativ: Denktempo erhöht vs. erniedrigt
 Denkhemmung, Verlangsamung: Objektiv wahrgenommene Verzögerung des Denkablaufs, Perseveration
(verbal: Verbigeration; inhaltlich: Haften; an einem Thema kleben; eingeengter Gedankengang), Ideenflüchtiges
Denken, Gedankendrängen (übermäßiger Druck vieler Einfälle oder ständig wiederkehrende Gedanken)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
b) Qualitativ: grammatikalischer Aufbau der Sprache gestört
 Umständlichkeit, Vorbeireden, Konkretismus (Begriffe werden nur noch wörtlich verstanden), Symboldenken
(Begriffe werden nur noch übertragen verstanden), Begriffszerfall (Begriffe verlieren exakte Bedeutung und
Abgrenzung gegenüber anderen Begriffen), Kontamination, Neologismen, Zerfahrenheit, Inkohärenez
Definitionen zu inhaltlichen und formalen Denkstörungen
Der Patient bemerkt oft nicht, dass etwas an ihm auffällig ist.
Noch eine Anmerkung zum Geschichtlichen: Die Pathopsychologen gingen davon aus, dass
das Sprechen auch das Denken genau widerspiegelt, daher wird bei den Denkstörungen von
dem Sprechen auf das Denken geschlossen. Das Denken wird stets von Emotionen,
Motivationen und Volitonen (Absichten) begleitet, diese können stimulierenden oder
hemmenden Charakter haben. Denkabläufe beginnen mit einem Einfall, können
zielgerichteten Denkprozess haben (können verlangsamt/ beschleunigt sein, arm/ reich oder
stereotyp/ zerfahren sein) und in einer Erkenntnis oder einem Handlungskonzept enden.
Inhaltliche Denkstörung:
- Störung der Denkinhalte, stets im Zusammenhang mit Störung des Realitätsurteils!
- Dabei ist der Denkinhalt unrichtig und nicht realitätsbezogen. Der Betroffene glaubt
etwa, ein hinter ihm fahrender Pkw würde ihn verfolgen, obwohl dies nicht der Fall ist
- Inhaltliche Denkstörungen kann man einzeln auch als Wahneinfall bezeichnen, in ihrer
Summe ergeben sie einen Wahn. Dies kommt zum Beispiel bei Psychosen, bei
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
verschiedenen Formen der Schizophrenie, bei Manie, bei psychotischer Depression
oder auch bei der wahnhaften Störung vor.
Formale Denkstörung:
- Formale Denkstörungen sind Störungen des strukturellen Denkablaufs.
- Der Betroffene kommt nicht zum Ziel und das was er erzählt ist ungeordnet.
DD:
-
Aphasie: Sprachstörungen hängen mit dem Gehirn zusammen und betroffen sein kann
das Brocca und das Wernicke Areal.
Amnestisches Syndrom?
Einteilung formaler Denkstörungen in quantitativ und qualitativ
a) Quantitativ: Denktempo erhöht vs. erniedrigt
 Denkhemmung, Verlangsamung: Objektiv wahrgenommene Verzögerung des
Denkablaufs, Perseveration (verbal: Verbigeration; inhaltlich: Haften; an einem Thema
kleben; eingeengter Gedankengang), Ideenflüchtiges Denken, Gedankendrängen
(übermäßiger Druck vieler Einfälle oder ständig wiederkehrende Gedanken)
b) Qualitativ: grammatikalischer Aufbau der Sprache gestört
 Umständlichkeit, Vorbeireden, Konkretismus (Begriffe werden nur noch wörtlich
verstanden), Symboldenken (Begriffe werden nur noch übertragen verstanden),
Begriffszerfall (Begriffe verlieren exakte Bedeutung und Abgrenzung gegenüber anderen
Begriffen), Kontamination, Neologismen, Zerfahrenheit, Inkohärenez
Brechungen im inhaltlichen Fluss: Zwei Möglichkeiten
Möglichkeit 1:
- sprunghaft: Inhalt A bricht ab, Inhalt B kommt
- zerfahren (Schizophrenie), inkohärent (hirnorganische Erkrankungen): bei großen
Einheiten, d.h. Thema A etwas länger, dann Thema B etwas länger, dann Thema C
- Wortsalat: wenn zu stark augesprägt, gehen die Worte durcheinander und man
bekommt Wortsalat (schwere Unterscheidung von Aphasie)
 bei akuten Psychosen
Möglichkeit 2:
- Sprunghaft, aber mit assoziativen Verknüpfungen
- Dem Diagnostiker fällt es schwer dem Gedankengang des Patienten zu folgen.
 Typisch für Maniker
Syndrome
Symptome
- Antrieb↓
- verlangsamtes Reden
- gedrückte Stimmung
- negatives Denken
Syndrom
Depression
Diagnose
u.a.
- bipolare Störung
- Depression (leicht bis
schwer)
- bei langer Einnahme von
Ecstasy möglich
- Stimmungslage gehoben
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Anne Maria Auler
(Umschlagen in Aggression
aber auch möglich)
- Beschleunigung der Sprache
- körperliche
Leistungsfähigkeit subjektiv
hoch
- Überschätzung eigener
Fähigkeiten
- Wenig Schlaf subjektiv nötig
- manchmal auch
Wahnvorstellungen und
Halluzinationen
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Manisches Syndrom
u.a.
- Manie
- bipolare Störung
Formale Denkstörungen
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Symptom
Verlangsamung
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Beschreibung
- Objektiv wahrgenommene Verzögerung
des Denkablaufs
- kommt breitbandig vor.
- KEIN Leitsymptom daher!
- Sie tritt meistens zusammen mit einer
Antriebsstörung auf.
Häufig bei
- Schizophrenie: Zeichen von
Antriebsverarmung, Verlangsamung +
Teilnahmslosigkeit (Patient klagt nicht,
das ist eine DD zu Depression)
- Depression: Verlangsamung +
depressive Symptomatik (Patient klagt)
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Ausarbeitung der VL Psychopathologie
- Demenz: je dementer, je langsamer.
Ursache ist hirnorganische Veränderung!
- starke Müdigkeit / Erschöpfung
Denkhemmung
-
-
Gedanken wird mühselig verlangsamt.
Betroffene äußern sich leise und
wie mit erhöhtem Kraftaufwand,
um gegen den inneren
Widerstand vorzugehen.
Phänomenologische Ähnlichkeit
mit Gedankenarmut.
Vorbeireden
Umständlich/
Weitschweifig
Als Ausdruck von Ambitendenz
Depression
- beim manischen Syndrom (teilweise
reden Patienten so schnell, dass man sei
nicht versteht)
- Schizophrenie: eher leicht bei positiver
Symptomatik
- Drogenintoxikation
Beschleunigung
Strukturveränderung
Perservativ/ Haften
-
- an einem Thema kleben, eingeengter
Gedankengang, immer den gleichen
Inhalt, die gleiche Aussage
- Haften: Begriff nutzt man eher bei
hirnorganischen Abbausyndromen
- Trotz Verständnis der Frage nicht
beabsichtigtes (!) Vorbeiantworten
- deszendierte, aber unpassende Antwort
- Demenzen: bei Konfabulationen, statt
Erinnerung kommt immer gleicher Inhalt/
Geschichte.
- v.a. bei Depression: z.B. „Habe alle in
Unglück gestürzt“, „das wird eh nichts
mehr“ (Antwort auf alle Fragen)
- bei „fixer“ Idee (gefesselt sein durch
eine Vorstellung oder eine Idee)
- auch bei Schizophrenie
- akute Schizophrenie: „Wo wohnen
Sie?“ „Da wo ich wohne stimmt etwas
nicht!“
- In leichter Form oft in einer mündlichen
Prüfung passieren *g*
- mangelnde Abstraktionsfähigkeit;
weitschweifiges Reden, ohne Ziel zu
verlieren, d.h. die Patienten kommen nur
schwer zum Ziel
- Umständlich ist die Vorform zum
Weitscheifigen
- oft bei Demenzen
- Depression
- Persönlichkeitsstörungen
- oft bei chronischer Schizophrenie
- bei „fixer“ Idee (gefesselt sein durch
eine Vorstellung oder eine Idee)
Gesperrt
/Gedankenabreißen
- der Gedanke kommt und ist plötzlich
weg. Oft kommt dann nichts anderes
danach sondern es herrscht nur noch
Leere)
- akute Schizophrenie
- emotionaler Stress, bzw. Schreckerleben
(Katastrophenreaktion)
Neologismen,
Kontamination/
Verdichtungen
- Neologismen: Wortneubildungen ohne
Sinn und oft mit bizarrem Inhalt (Eine
sprachliche Äußerung der Kontamination)
- Kontamination/ Verdichtungen: z.T.
logisch unvereinbare Bedeutungen
werden miteinander verquickt;
Verdichtung aus mehreren Gedanken/
- v.a. bei Schizophrenie
- auch bei Autisten und extrem
akzentuierten Persönlichkeiten
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
worten aufe einen Begriff (z.B. „Orangen
+ Orang – Utan“ zu „Orangeutan)
Sprunghaft
- zusammenhangloses und alogisches
Denken
- Themen wechseln sehr schnell; Inhalt A
bricht ab, Inhalt B kommt, dann bricht
Inhalt B ab und Inhalt C kommt usw.
- bei akuten Psychosen
Zerfahren/
Inkohärent
- zerfahren (Schizophrenie):
zusammenhangsloses & alogisches
Denken; dissoziierter Gedankengang
- inkohärent (bei hirnorganischen
Erkrankungen): absolut zerfahrenes
Denken bei gleichzeitig qualitativer
Bewußtseinsstörung
- bei großen Einheiten, d.h. Thema A
etwas länger, dann Thema B etwas länger,
dann Thema C
- bei akuten Psychosen
- auch möglich bei qualitativer
Bewusstseinsstörung, Alkohol – und
Drogenrausch, fortgeschrittener Demenz
- assoziatives + Beschleunigung =
Ideenflucht
- Unmöglichkeit, etwas längeren
Gedankengang zu Ende zu führen, da
ständig
neue Assoziationen und Einfälle
auftauchen
- v.a. bei Manie (manisches Syndrom)
auch bei
- Zorn und Erregtheit
- Alkohol, Drogen, maniformes Syndrom
- schizoaffektive und schizophrene
Psychose
Beispiel für Ideenflucht: „Mein Name ist
Franz, aber nicht der Kaiser Franz, Der
Fußball macht Spaß, ging aber die
Treppe hinunter, die Treppe bei mir im
Haus ist braun…“
Ideenflucht
(Beispiel für Zerfahrenheit: Siehe den
Brief der akut psychotischen Patientin
weiter unten)
Zusammenfassung
Formale Denkstörungen äußern sich in pathologischen Veränderungen
der Denkabläufe, die verarmt, blockiert, verlangsamt, inkohärent, perseverierend
oder ideenflüchtig sein können. Eine Beurteilung der
Denkabläufe ist nur über den Umweg der sprachlichen oder schriftlichen
Mitteilungen des zu Untersuchenden möglich.
Fallbeispiel: Brief einer Frau mit einer akuten Psychose
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
 Brief ist Beispiel für formale Denkstörung, besonders für Zerfahrenheit!
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
5. Kapitel: Wahn
Fragen:
1. !!!!!Was sind die Wahnkriterien? (Seite 24)
2. Was sind Differentialdiagnosen für Wahn und bei welchen psychischen Störungen
treten echte Wahnideen auf? (Seite 25)
3. Beschreibe Syndrome mit Wahn. (Seite 26)
4. Welche Arten von Wahn gibt es? (Seite 26 – 27)
5. Wie kann sich ein Wahn entwickeln? Beschreibe verschiedene Stufen! (Seite 27)
Zusammenfassung
Wahnkriterien
Wahnkriterien:
 !!!Unkorrigierbarkeit, unmittelbare Gewissheit (trotz Unvereinbarkeit mit Realität)
o Kann Bezugssystem nicht wechseln /
o Überstieg nicht möglich
 mangelndes Bedürfnis nach Realitätsprüfung
 abnormer Ich-Bezug / Ich-Umwelt-Verhältnis bei
 erhaltener Intelligenz
 Gleichzeitigkeit mit normalem Denken
 Der Wahn ist nur ein Symptom und kann viele Ursachen haben, siehe weiter unten!
Auftreten echter Wahnideen bei:
- Schizophrenie (akut + chronisch organische Psychosen)
- affektive Psychosen (Affektkongruenz hier!),
- Borderline Störungen: Vorrübergehend, starker Affektdruck
„Doppelte Buchführung“: Wahn und Realität bestehen nebeneinander
Differentialdiagnosen
Überwertige Ideen, Verzweiflung/ Aufregung , Zwänge, Halluzinationen
Syndrome
Symptom
Wahn
Wahn + Halluzination
Syndrom
Paranoides Syndrom
Paranoid – halluzinatorisches
Syndrom
Diagnose
u.a.
- Schizophrenie
- Depressiver Wahn
- Paranoia (auch ohne Depression)
- chronische Alkoholabhängigkeit
- Hirnorganische Psychosen
u.a.
- Hirnorganische Psychosen
- paranoid – halluzinatorische
Schizophrenie (wenn
Untersuchung keine organische
Ursache aufzeigt)
- Schizophrenie
Zur Diagnosestellungen mit einbeziehen: EEG, Labor, körperliche Untersuchung, Verlauf, CCT, MRT, Liquor
Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe
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Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Nach Art der Wahnentstehung kann man unterscheiden zwischen
- Wahneinfall: Plötzliches Aufkommen von wahnhaften Überzeugungen
- Wahnwahrnehmung: Richtige Sinneswahrnehmungen erhalten eine im Sinne des Wahnhaften abnorme
Bedeutung.
- Erklärungswahn: Wahnhafte Überzeugung zur Erklärung von psychotischen Symptomen.
Arten von Wahn
- Wahnstimmung: Alles ist unheimlich, etwas ist „im Gang“ ohne konkreten Inhalt
- Beziehungswahn: Dinge beziehen sich auf mich
- Beeinträchtigungswahn: Dinge beziehen sich auf mich und sind gegen mich gerichtet
- Verfolgungswahn: systematische Absicht anderer mich zu schädigen
- Liebeswahn: diese Person liebt mich, will es mir aber nicht sagen
- Eifersuchtswahn: unkorrigierbare Überzeugung vom Partner betrogen zu werden
- Größenwahn: Überschätzung eigener Fähigkeiten, Leistungen, Bedeutung
- Wahnsystem: „Gebäude“ innerlich folgerichtiger Vorstellungen.
Möglicher Entstehung eines Wahns
1. Wahnstimmung: „Irgendetwas stimmt nicht“
2. Beziehungswahn: „Umgebung bezieht sich nur auf mich, die meinen alle nur mich“)
3. Wahneinfall und ich = besondere Rolle (z.B. bei Größenwahn/ Verfolgungswahn/ Liebeswahn, viele
religiöse Wahnthemen): „Plötzlich ist mir klar, dass die Geheimdienste mich stoppen wollen, weil ich
eine wichtige Studie mache, da ich etwas Besonderes bin wegen meiner überragenden Intelligenz
4. Wahnsystem: „Ab jetzt sind alle miteinbezogen und entweder Helfer oder Gegner“
Wahnkriterien
Wahnkriterien: Kernsymptome sind krankhaft verfälschte, unkorrigierbare Gedanken und
Vorstellungen, die sich mit der Realität nicht in Einklang bringen lassen.
 !!!Unkorrigierbarkeit, unmittelbare Gewissheit (trotz Unvereinbarkeit mit Realität)
o Kann Bezugssystem nicht wechseln /
o Überstieg nicht möglich
o Beispiel: Eifersucht vs. Eifersuchtswahn („meine Frau war vielleicht doch
nicht mit einem anderen weg“ vs. „ich bin felsenfest überzeugt, dass meine
Frau mit einem anderen Mann unterwegs war“)
o Diagnostische Frage (sehr vorsichtig widersprechen): „Das klingt ja alles sehr
wirr, haben Sie das schon mal nachgeprüft?“
 mangelndes Bedürfnis nach Realitätsprüfung
 abnormer Ich-Bezug / Ich-Umwelt-Verhältnis bei
o man bezieht alles Mögliche auf sich und man muss immer im Mittelpunkt
stehen ohne zu merken wann man damit übertreibt.
o z.B. wenn Auto an Wohnung vorbeifährt könnte Patient denken, dass das Auto
wegen ihm kam
 erhaltener Intelligenz
 Gleichzeitigkeit mit normalem Denken
 Die Wahnkriterien sind sehr wichtig für den Berufe, man muss abweichende
Meinungen von Wahn abgrenzen (bei UDSSR wurden abweichende Meinungen als Wahn
behandelt und Kritiker so aus dem Weg geräumt).
 Der Wahn ist nur ein Symptom und kann viele Ursachen haben, siehe weiter unten!
 Diese Wahnkriterien helfen beim Feststellen von religiösem Wahn, da man inhaltlich
bei Religion vs. Religionswahn nicht viel finden kann, was einem bei der Diagnose hilft.
 Wahn kann von Depressivität, Angst, Aggressionen, Misstrauen, Fehlhandlungen
begleitet werden (Dispute sind kontraproduktiv und verfestigen die Begleiterscheinungen
nur!)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Fanatische Persönlichkeit: Wird nur ungern als Diagnose gegeben und wenn dann nur im
forensischen Kontext. Hier gibt es eine lange Vorgeschichte mit immer den gleichen
Wahnideen.
Auftreten echter Wahnideen bei:
- Schizophrenie (akut + chronisch organische Psychosen)
- affektive Psychosen (Affektkongruenz hier!),
- Borderline Störungen: Vorrübergehend, starker Affektdruck
„Doppelte Buchführung“: Wahn und Realität bestehen nebeneinander, d.h. man kann sich mit
einem Patienten unterhalten ohne dass man den Wahn mitkriegt, da eine Abspaltung Wahn –
Realität stattgefunden hat
Differentialdiagnosen zum Wahn
„überwertigen
Ideen“:
-
Verzweiflung/
Aufregung:
-
-
ÜwI. ähneln dem Wahn. Beherrschen das Denken in unsachlicher und einseitiger Weise.
 ABER: Sind nicht absolut unkorrigierbar / Überstieg ist möglich
Konträre Absichten nicht mehr sachlich gewürdigt (rechthaberische Tendenzen), sowie
eigene Empfindlichkeit und Selbstbezogenheit liegen vor (dereistisches Denken)
alltägliche Aufgaben stehen mehr und mehr hinter missionarischem Eifer zurück 
Isolation, Selbstvernachlässigung und Verschrobenheit möglich
z.B. bei politischen Extremisten oder schizoider Persönlichkeit
Hier ist das wahnhafte Gefühl (z.B. das andere einem nicht glauben,
obwohl man die Wahrheit kennt) nur zeitweise vorhanden, bei
Wahnkranken ist es aber ein andauerndes, authentisches Gefühl.
z.B. hat ein Mann seine Frau als schizophren in die Psychiatrie einweisen
lassen um sie loszuwerden und die Frau war in der Psychiatrie so
verzweifelt und sagte, dass sie nicht verrückt sei, dass es wie ein Wahn
wirkte. Zum Glück fand man die Wahrheit heraus.
Zwänge = imperative innere Erlebnisse (Gedanken, Impulse,
Handlungen), die sich wider Willen aufdrängen und ich – dysthon sind, es
besteht durch diese Zwänge ein Leidensdruck.
- Bei Wahn ich – synthon und kein Leidensdruck (höchstens leiden
Patienten weil sie Angst vor den Verfolgern haben).
- von Gruppe geteilt; hat teilweise interne, nachvollziehbare Logik.
Esoterik
- Glaube/ aber kein Wissen an Gott, aber Gott spricht nicht zu ihnen (hören
nicht die Stimme im Kopf)
- Diskussion möglich, sieht die Irrationalität seiner Angst
Phobie
- Leute wissen rational, dass ihr Verhalten nicht normal ist und empfinden es
irrationales
als korrekturbedürftig
Verhalten
- Schwer von Wahn abzugrenzen.
Halluzinationen
Feststellung von vorherigen Psychosen ist schwer, da es den Patienten schwer fällt retrozepiv über
Psychosen zu reden. Kleine Information am Rande, nach einem Trauma kann es zu einer Psychose
kommen oder auch zu einer dissoziativen Abspaltung.
Zwänge:
-
27
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Syndrome
Symptom
Syndrom
Wahn
Paranoides Syndrom
Paranoid – halluzinatorisches
Syndrom
Wahn + Halluzination
Diagnose
u.a.
- Schizophrenie
(Schizophrenie ist kein
Syndrom)
- Depressiver Wahn (z.B.
Depression + Paranoia)
- Paranoia (auch ohne
Depression)
- chronische
Alkoholabhängigkeit (z.B.
beim Abbau des Gehirns,
aber auch ohne Abbau vom
Gehirn)
- Hirnorganische Psychosen
u.a.
- Hirnorganische Psychosen
- paranoid –
halluzinatorische
Schizophrenie (wenn
Untersuchung keine
organische Ursache aufzeigt)
- Schizophrenie
(Schizophrenie ist kein
Syndrom)
Zur Diagnosestellungen mit einbeziehen: EEG, Labor, körperliche Untersuchung, Verlauf,
CCT, MRT, Liquor
Inhaltliche Denkstörungen: Begriffe
Nach Art der Wahnentstehung kann man unterscheiden zwischen
Wahneinfall
-
-
Wahnwahrnehmung
-
Plötzliches Aufkommen von wahnhaften Überzeugungen.
Beispiel: „Gestern ist mir plötzlich klargeworden, daß ich den
Friedensnobelpreis erhalte, weil ich die Supermächte
telepathisch ausgesöhnt habe“.
möglich u.a. beim Größenwahn, Beziehungswahn, religiösem
Wahn
Richtige Sinneswahrnehmungen erhalten eine im Sinne des
Wahnhaften abnorme Bedeutung.
Beispiel: „Daß der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir zum
Abschied die Hand gab, bedeutet, dass ich Krebs habe.“
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Anne Maria Auler
Wahnsystem
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
-
“Gebäude” innerlich folgerichtiger Vorstellungen.
Beispiel: „Ab jetzt sind alle miteinbezogen und entweder
Helfer oder Gegner“
Arten von Wahn
Erklärungswahn
Wahnstimmung:
-
Wahnhafte Überzeugung zur Erklärung von psychotischen
Symptomen.
- Beispiel: „Als ich schlief, implantierten mir der
Geheimdienst einen Sender unter der Haut!“
- Alles ist unheimlich, etwas ist “im Gang”, ohne konkreten
Inhalt.
- z.B.: „Irgendetwas stimmt nicht“
- schwer zu Diagnostizieren
Beziehungswahn
-
Dinge beziehen sich auf mich/ Ereignisse geschehen
wegen mir. Mir soll etwas bedeutet werden.
Beeinträchtigungswahn
-
Gefühl durch andere Personen oder Geschehnisse
(telepathisch) behindert oder beeinträchtigt zu werden
Verfolgungswahn
(Paranoia)
-
Liebeswahn
-
Es besteht eine unklare/ explizite und systematische
Absicht anderer, mich zu schädigen.
 Vorsicht: abrupte und unvermutete Aggressionshandlungen
gegen vermeintliche Verfolger möglich!
Schuld – und
Versündigungswahn
-
Nihilistischer Wahn
-
Religiöser Wahn
-
Eifersuchtswahn
-
Querulantenwahn
Erotischer Beziehungswahn: Ich bin ganz sicher, dass er/
sie mich liebt, auch wenn er/ sie dies nicht offen zu
erkennen gibt.
z.B. durch im Rundfunk oder einfache Handlungen
vermeintlich versteckte Nachrichten
Häufig durch Stalking begleitet
Feste Überzeugung, schuldig geworden zu sein und alles
falsch gemacht zu haben.
Personen glauben schwere Strafe verdient zu haben
z.B. bei Depression mit wahnhaften Symptomen möglich
-
Weitgehende Ablehnung und Negierung alles überhaupt
Vorhandenen.
Feste Überzeugung spirituell – religiöse Erkenntnisse zu
haben oder Übermittler einer religiösen Figur zu sein.
Unkorrigierbare Überzeugung von Untreue, oft trotz
gegenteiliger Beweise.  misstrauische
Überwachungsmanöver, unbegründete Vorwürfe,
(handgreifliche) Auseinandersetzungen
v.a. bei dementen und alkoholkranken Männern
-
mit allen Mitteln für Gerechtigkeit eintreten zu müssen
entsteht oft durch selbst erfahrenes Unrecht
Folge sind viele gerichtliche Auseinandersetzungen und
29
Anne Maria Auler
Größenwahn (z.B.
Cäsarenwahn)
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
-
auch aggressive Handlungen
Überschätzung eigener Bedeutung, Fähigkeiten,
Leistungen.
Möglicher Entstehung eines Wahns
Wahneinfälle (auch mit Ich – Bezogenheit „das Auto könnte nur mich verfolgen“) oder
Wahnstimmung
 Wahnstruktur (bestimmte logischer Abfolge von Wahneinfällen oder Wahnstimmungen
 Verknüpfung im Wahnsystem (Wahnarbeit)
Durch intensive, affektive Beteiligung am wahnhaften Geschehen (Wahndynamik) ist
besondere und intensive Anteilnahme an den erlebten Verfremdungen möglich.
Auftreten von Wahn
– parathyme Wahninhalte (in Verbindung mit Sinnestäuschungen als paranoidhalluzinatorisches Syndrom bei Schizophrenie)
– als synthymer Wahn bei affektiver Psychose
– Liebeswahn, Querulantenwahn, Eifersuchtswahn und symbiontischer Wahn sind eher
Merkmale einer paranoiden Entwicklung bei besonderer Persönlichkeitsstruktur
– unter Rauschdrogen bzw. bei Alkoholismus
– bei anhaltender sozialer Deprivation, Isolation und Kontaktmangel
(Kontaktmangelparanoid)
– im dementiellen Abbau (als ängstlich gefärbter Beeinträchtigungswahn, oft infolge
Verkennung)
30
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
6.Kapitel: Sinnestäuschungen
Fragen:
1. Welche Arten von Wahrnehmung gibt es? (Seite 29)
2. Was sind Halluzinationen & wo kommen sie vor und welche Differentialdiagnosen gibt es? (S. 29 – 31)
3. Was sind wichtige diagnostische Fragen um eine Halluzination herauszufinden und was muss man
beim Gespräch beachten? (Seite 31)
Zusammenfassung: Sinnestäuschungen
Diagnostische Kriterien von Halluzinationen
Arten von Wahrnehmungen
Halluzinationen
Halluzinationen sind Wahrnehmung ohne Sinnesreiz und hohem Realitätscharakter. Bei Halluzinationen und
normaler Wahrnehmung sind dieselben Gehirnareale aktiviert (zeigt das fMRT), obwohl es keinen Input bei den
Halluzinationen gibt. Es gibt sie: akustisch, optisch, taktil, Geruch, Geschmack etc.
Schizophrenie
Alkoholkranke Patienten
Alkoholentzug
Akute + chronische
organische Psychosen
Amphetaminkonsum
Temporallappenepilepsien/
Tumorepilepsie
Borderline – PS
Affektive Psychosen
Typische Halluzination
Akustische (befehlende, dialogisierende, kommentiere) + optisch Halluz.
beschimpfende Stimmchöre
optische Halluzinationen (Tiere, Kneipenszenen)
optische und taktile Halluzinationen
taktile Halluzinationen („Koks – Käfer“)
Häufig Geruchs und Geschmackshalluzinationen
nur vorübergehend
Sehr selten. Achte auf Affektkongruenz!
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
vorübergehende hypnagoge und hypnopompe Halluzination möglich.
Schlaf
Differentialdiagnosen: Zwang, Demenz, Wahnwahrnehmung
Diagnostische Fragen: Wichtig
- Der Patient hört sie und kann er sie nicht von realen Wahrnehmungen unterscheiden. Daher Patient
Halluzinationen nicht versuchen auszureden.
- Patient muss sich ernst genommen und wertgeschätzt fühlen
- „Ich höre keine Stimme, aber ich glaube Ihnen, dass Sie welche hören.“
Diagnostische Kriterien von Halluzinationen
Definitionen für Wahrnehmung
–
normale Wahrnehmung: äußerer Reiz  Zentrale Abbildung und Eingliederung über neurale Afferenzen
 Interpretation der Wahrnehmung im Thalamus als kontextabhängige, komplexes Ganzen(Binding) und
mit Besonderheiten wie z.B. Empfinden, Appetenz, Erwartung)  so ist geordnetes und sinnvolles Erfassen
einer Reizkonfiguration möglich
o Empfindung: einfache, elementar strukturierte und v.a. leibnahe Wahrnehmungen (z.B. Kälte, Wärme)
o Synästhesien: Verschmelzungen verschiedener Sinnesreize (z.B. Farbenhören)
–
Wahrnehmungsstörung (Sinnestäuschung):
o = verfälschte Wahrnehmung
o resultiert aus Veränderungen des Wahrgenommenen
o kann alle Sinnesmodalitäten betreffen
o schließt u.a. mit ein: Illusionäre Wahrnehmungen, Halluzinationen, Pseudohalluzinationen,
Wahnwahrnehmung
Zusammenfassung für Wahrnehmungsstörungen:
Wahrnehmungsstörungen zeigen sich als unvollständige, verzerrte oder verfälschte Sinneseindrücke, die
unterschiedliche Grade von Eindringlichkeit und Realitätserleben aufweisen. Zu ihnen gehören illusionäre
Verkennungen (Illusionen), Halluzinationen (echte Sinnestäuschungen) und Pseudohalluzinationen. Am
häufigsten sind akustische (auditive) und optische (visuelle) Täuschungen.
Arten von Wahrnehmungen
-
Pseudohalluzination: hoher Realitätscharakter, aber als “unecht” erkannt (Drogen,
Übermüdung), oft bei Narkolepsie
Illusion: Vorhandener Sinnesreiz wird falsch gedeutet (Starke Affekte Normaler,
Übermüdung, Bewusstseinsstörung) (z.B. in Dunkelheit Strauch als Mensch deuten)
Akoasmen: Man hört statt Stimmen nur Geräuschknacken.
Syndrom Halluzinose (Unterform der Halluzination)
Symptome
Syndrom
Diagnose
32
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
- szenenhaft aneinander gereihte,
fortlaufende
Sinnestäuschungen
- erhaltenes Bewusstsein
- erhaltene Handlungsfähigkeit
- erhaltene Orientierung
Halluzinose
u.a. bei
- chronischem Alkoholmissbrauch
- Drogenkonsum
(bei kurzfristigem LSD Konsum, bei
langfristgem Kokain, Amphetamine
und Cannabiskonsum)
- Schädigung des hinteren Hirnbereichs
Halluzinationen
Definition: Halluzinationen sind Wahrnehmung ohne Sinnesreiz und hohem
Realitätscharakter („leiblicher Eindruck, meist als „echt“ empfunden). Bei Halluzinationen
und normaler Wahrnehmung sind diesselben Gehirnareale aktiviert (zeigt das fMRT), bei der
Halluzination gibt es aber keinen Input, da der Außenreiz fehlt. Es gibt bei unterschiedliche
Komplexität bei Halluzinationen.
Es gibt sie auf allen Sinnesgebieten: u.a. bei
o Akustische H.: Geräusche, Stimmen
o Optische H.: Gegenstände, Lichtblitze, Szenen...
o Taktile H.: Körperfühlsphäre (z.B. Tiere, die über die Haut laufen)
o Geruchs-, Geschmacks-H.: olfaktorische Halluzinationen beinhalten zum Beispiel
Angst vor vergiftetem Essen.
 Patienten finden meist durch Nachfragen von Freunden heraus, dass sie Hallus haben.
Art der Störung
Schizophrenie
Typische Halluzination
-
-
Die beiden häufigsten Halluzinationsarten
o Akustische Halluzionationen (befehlende, dialogisierende,
kommentiere Stimmen, die über den Patienten reden; typisch.
Untypisch ist diffuses Stimmengewirr)
o optische Halluzinationen
anderer Arten von Halluzinationen eher seltener
Alkoholkranke
Patienten
Alkoholentzug
-
beschimpfende Stimmchöre
-
optische Halluzinationen (Tiere – wie z.B. Insekten oder Schlangen an der
Wand; ganze Kneipenszenen – d.h. es kommt vor, dass Patient Bier beim
Pfleger bestellen will)
Akute + chronische
organische
Psychosen
-
optische und taktile Halluzinationen
Drogenkonsum
-
bei ampethamin – induzierten Halluzinationen (insbesondere Kokain)
taktile Halluzinationen („Koks – Käfer“)
Temporallappenepi
lepsien/
Tumorepilepsie
Borderline – PS
-
Häufig Geruchs und Geschmackshalluzinationen
-
nur vorübergehend
Affektive
Psychosen
-
Sehr selten
Achte auf Affektkongruenz!
Schlaf
-
vorübergehende hypnagoge (während des Einschlafens) und hypnopompe
(Stimmen kurz vor dem Aufwachen) Halluzination möglich. Man glaubt
sich dabei hellwach, ist jedoch normalerweise gelähmt (Schlafparalyse) und
fühlt sich gefesselt und hilflos.
33
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
-
Nicht selten sieht man ungewöhnliche Wesen, Ungeheuer, verstorbene
Verwandte oder andere Personen. Diese Halluzinationen haben mit
gewöhnlichen Träumen nichts zu tun, sie scheinen meist völlig realistisch,
und die Betroffenen sind von der Wirklichkeit ihrer Erinnerung absolut
überzeugt
- Eindrücke aber rückläufig nach Beenden der Halluzination
Trance &
Meditation
Differentialdiagnosen:
- Zwang: Patient schafft hier den Überstieg und erkennt den als – ob – Charakter der
Halluzination
- Demenz: Bei Demenz Probleme mit der örtlichen Orientierung, kann allerdings auch
wahnhafte Grenzen überschreiten (z.B. Dementer glaubt er wäre im KZ). Allerdings
wenn Hirnfall und Exitose bei Demenz ist auch Halluzination möglich!
- Wahnwahrnehmung: Außenreiz existiert hier, wird aber in Richtung des Wahnes
gedeutet (z.B. „der Mann hat mir die Hand geschüttelt und das heißt, dass ich Krebs
habe.“)
Diagnostische Fragen
Wichtig:
- Man darf nicht mit dem Patienten diskutieren, dass die Stimmen, die er hört, nicht da
sind! Der Patient hört sie und da dieselben Gehirnareale wie bei einer normalen
Wahrnehmung aktiv sind, kann er sie nicht von realen Wahrnehmungen
unterscheiden. Daher Patient Halluzinationen nicht versuchen auszureden.
- Patient muss sich ernst genommen und wertgeschätzt fühlen
- „Ich höre keine Stimme, aber ich glaube Ihnen, dass Sie welche hören.“ (ist eine gute
Art Verständnis klar zu machen, aber auch offen zu sagen, dass man nichts hört)
Diagnostische Fragen (erst nach dem „Warm – Up“!)
-
Gibt es irgendetwas, was Sie ängstigt oder ablenkt? (deswegen kommen Patienten
zum Beispiel in Therapie)
- Wirkt irgendetwas auf Sie ein, was Sie stört oder beunruhigt?
- Hören Sie manchmal jemanden sprechen, obwohl niemand im Raum ist?
- Hören Sie Stimmen?
- Sind es vielleicht nur Ihre eigenen Gedanken, die da laut werden?
- Haben Sie Personen oder Gegenstände gesehen, die andere nicht sehen konnten?
- Haben Sie in letzter Zeit merkwürdige Gerüche bemerkt?
- Haben Speisen oder Getränke irgendwie anders als sonst geschmeckt?
- Gehen in Ihrem Körper merkwürdige Dinge vor?
- Haben Sie noch andere eigenartige Wahrnehmungen gemacht?
- Nennen Sie mir Beispiele!
 Patienten ist es entweder peinlich, sie reden offen darüber oder sie verheimlich die
Halluzinationen.
 Daraufhin hinweisen, dass es sich um Routinefragen handelt (um auch Patienten ohne
Halluzination bei der Erstellung des psychopathologischen Befundes nicht vor den Kopf
zu stoßen).
Behandlung
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Medikamente um die Halluzinationen in der akuten Phase zu stoppen oder zu vermindern.
Danach weiterhin medikamentöse und psychotherapeutische Behandlung, möglich auch multi
– modale Behandlung (Entspannungstherapie, Physiotherapie, Bewegungstherapie,
Musiktherapie, etc.)
Fallbeispiele
Fallbeispiel: Akustische Halluzinationen (nach AMDP 1995)
Dialogische Stimmen / imperative Stimmen:
“Ich habe die Stimmen mehrerer Männer gehört, die sich über mich unterhalten haben. Eine
davon hat mir dann den Befehl gegeben nach Homburg
zu fahren.”
Kommentierende Stimmen:
“Ich habe die Stimme meiner toten Mutter gehört. Sie hat mich immer gelobt oder getadelt, je
nachdem was ich gemacht habe.”
Andere akustische Halluzinationen:
“Ich habe dauernd Musik gehört, fast wie ein Konzert war es gewesen.”
“Ganz deutlich habe ich ein Knirschen und Knacken in der Wand gehört.”
“Es macht immer Klick im Kopf, und jedesmal werde ich intelligenter.”
Fallbeispiel: Halluzinationen auf anderen Sinnesgebieten (nach AMDP 1995)
Optische Halluzinationen:
“Und da habe ich plötzlich - mitten in der Stadt - eine Armee von Soldaten mit lauter
Goldhelmen auf mich zukommen sehen.”
“Der ganze Raum war mit Lichtblitzen und bunten Vierecken angefüllt.”
“Auf einmal kam ein Hund in das Krankenzimmer gelaufen und sprang auf das Bett meines
Nachbarn.”
Gustatorische Halluzinationen:
“Auf einmal hatte ich einen richtig fauligen Geschmack im Mund.”
Olfaktorische Halluzinationen:
“Plötzlich hat es nach Gas gerochen; es war ganz merkwürdig, weil es sonst keiner gemerkt
hat.”
Taktile Halluzinationen:
“Da habe ich gespürt, wie sich eine kalte, behaarte Hand auf meinen Körper legte; ganz
deutlich habe ich die fünf Finger gespürt. Es war eine ganz
rauhe Hand.”
“Plötzlich ist mir eiskaltes Wasser über den Rücken gelaufen. Als ich nachgesehen habe, war
die Haut ganz trocken.”
“Auf einmal konnte ich lauter kleine Kristalle zwischen den Fingern tasten, sie waren zum
Teil rund, zum Teil aber auch länglich.”
Fallbeispiel: Sinnestäuschungen im Bereich der Körperwahrnehmung / Zoenästhesien
(nach AMDP 1995)
“Elektrischer Strom fließt durch meinen Bauch; das Herz und der Darm ziehen sich
zusammen.”
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
“In meinem Kopf schwappt das Gehirn hin und her.”
“Im Hoden ist so ein eigenartiges Ziehen, als ob eine Eisenkugel daran hinge.”
Fallbeispiel: Patientin A. (30 Jahre alt)
Die Patientin lebte in einem Frauenhaus und stellte sich mit vegetativer Erregung und
Anspannung vor. Im Gespräch berichtete sie, dass sie sich diffus bedroht fühlen würde
(Wahnstimmung) und ihr wurde klar, dass der Teufel sie lenkte und sie besaß. Bei der
Aufnahme wirkte sie verkrampft, gequält, weinte, hatte eine grimassenhaft verzogene Mimik
und wirkte latent suizidal. Sie wollte sich nicht gewaltsam umbringen sondern hatte
entschieden zu verhungern. Nachdem der Hunger zu stark wurde, aß sie wieder. In den
Folgetagen nach der Aufnahme lief sie alleine über den Flur, beschäftigte sich mit sich selbst
und lachte/ amüsierte sich. Als man sie fragte warum, sagte sie, dass sie sich von den
Stimmen der Dämonen und Monster des Teufels unterhalten lassen würde, die über sie
redeten (eine Art der Bewältigung).
Die Patientin wuchs auf in Anatolien und zog nach Deutschland. Die Eltern waren streng
religiöse orthodoxe Christen. Sie selbst ist nicht sehr gläubig. Ihre erste Lehre brach sie ab, da
ihr Chef sie sexuell belästigte. Die Beziehung zu ihrem Freund scheiterte, nachdem dieser sie
betrogen hatte. Bitter war, dass sie ihren Freund hatte heiraten wollen. Dann erfuhr sie von
ihrer Familie, dass man sie mit einem 65 Jahre alten Mann zwangsverheiraten wollte. Die
Familie hätte viel Geld dafür bekommen. Die Patienten sagte ihrer Familie, dass sie dies nicht
wollte und blieb dabei. Daraufhin schmiss die Familie sie heraus und die Patientin kam in das
Frauenhaus. Sie hatte starke Schuldgefühle ihrer Familie gegenüber, ob es in Ordnung
gewesen wäre, sie im Stich zu lassen und den Mann nicht zu heiraten. Davon abgeleitet lassen
sich auch die Halluzinationen erklären, da sie meinte, dass der Teufel in ihrem Körper wäre
und sie in die Hölle kommen würde.
Da die Symptomatik erst seit 1 Monat auftrat und sich schnell entwickelte, gibt es eine gute
Prognose für die Heilung.
 Patientin hat eine akute, polymorphe, psychotische Episode (mit Diagnose der
Schizophrenie vorsichtig sein, da nach Belastung und erst seit kurzem aufgetreten ist).
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
7. Kapitel: Ich – Störungen
Fragen:
Ich - Störungen
1. Was sind Ich – Störungen?
2. Beschreibe die Dimensionen der Ich – Störungen.
3. !!!Was sind Leitsymptome einer Ich – Störungen?
4. Wo treten Ich – Störungen auf?
Zusammenfassung: Ich - Störungen
Ganz kurze Zusammenfassung: Störungen der Ich-Identität und Ich-Demarkation beruhen auf einem Verlust
der Ich-Umwelt-Abgrenzung. Sie äußern sich als Gedankenentzug, -eingebung oder -ausbreitung oder
Transitivismus mit dem Gefühl, nicht mehr »Herr im eigenen Haus« des Selbst zu sein und im
Denken und Vorstellen von außen manipuliert zu werden (Symptome 1. Ranges für Schizophrenie).
Das „Ich“
- kontrollierter, steuernder und regelnder hypothetischer Bewusstseinskern einer Person
- das Wissen als einheitliche Person zu existieren, als ein – und derselbe Mensch im Wahrnehmen,
Denken, Erinnern, Erleben, Handeln; Repräsentation durch Personalität
- neuronale Organisation durch medialen, präfrontalen Kortex, der von Informationen aus der Insula und
dem Hippocampus versorgt wird.
- das Selbst: Gesamtheit aller psychischen Eigenschaften und Funktionen, die dem „Ich“ zugehörig sind
Definitionen
- Störungen, bei denen sich die Ichhaftigkeit des Erlebens verändert (Derealisation, Depersonalisation)
oder bei denen die Grenze zwischen Ich und Umwelt durchlässig erscheint
- “Ich-Bewußtsein ist die Gewißheit des wachen bewußtseinsklaren Menschen:. Das Ich macht den
wachen bewußtseinsklaren Menschen aus, der um sich selbst weiß, sich als gestimmt, gerichtet,
wahrnehmend, wünschend, bedürftig, getrieben, verlangend, fühlend, denkend, handelnd in der
Kontinuität seiner Lebensgeschichte erfährt. Wir gebrauchen das substantivistische Abstraktum “Ich”
zur Benennung dieses eigenen Selbstseins und spüren dabei die Zusammengehörigkeit von Ich und
Welt als etwas Selbstverständliches.” (Scharfetter, 1985, S. 46)
- Man muss bei Ich – Störungen unterscheiden zwischen:
o Ich – Störungen: Depersonalisation und Derealisation
 bei Meditation/ Trance, Ermüdung/ Erschöpfung (Burn – Out), schwere psychische
Belastung/ Psychotrauma, epileptische Aura, Rauschdrogen (Ecstasy, Pilze),
ausgeprägten PS (schizoid oder Borderline), Depression (Leergefühl), schizophrene
Psychose, Zwangskrankheit
o Verlust der Ich – Identität (schwerwiegender): Gedankenentzug, Gedankeneingebung,
Gedankenausbreitung, Transitivismus (kritiklose Übertragung des eigenen Zustand auf
andere)
 am Häufigsten bei schizophrener Psychose (Symptome ersten Ranges)
Dimensionen der Ich – Störung (nach Scharfettter, 1985)
Gefallen Franz nicht!
- Ich-Vitalität: Wir erfahren uns- “bei vollem Bewusstsein”- selbstverständlich als lebendig, leibhaftig,
anwesend. Dies ist immer verbunden mit einer bestimmten Stimmung (Vitalgefühl).
- Ich-Aktivität: Dem Gesunden ist es selbstverständlich, dass er selbst es ist, der erlebt, erfährt,
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
wahrnimmt, fühlt, gestimmt ist, denkt, spricht, sich bewegt, handelt. Wir erfahren uns selbst als die
Akteure unseres Denkens und Handelns.
- Ich-Konsistenz und -Kohärenz: Wir erfahren uns als Einheit von bestimmter Beschaffenheit, als
zusammengehörig in unserem Selbstsein.
- Ich-Demarkation / Ich-Grenzen: Wir sind uns unserer selbst bewusst und damit auch dessen, was
wir nicht selbst sind, unterscheiden Ich und Nicht-Ich. Wir können unterscheiden, was dem Ich
angehört und was von außen an uns herankommt.
- Ich-Identität: Bewusstsein der eigenen Identität und Kontinuität trotz des Wandels der eigenen Person
und der Umwelt im Verlauf der Lebensgeschichte.
!!!Ich – Störungen nach modernen Definitionen (Leitsymptome einer Ich – Störung)
im weiteren Sinne:
- Depersonalisation: eigenes Ich o. Körperteile werden als fremd, unwirklich oder verändert erlebt.
- Derealisation: Umgebung erscheint Patient unwirklich, fremdartig oder auch räumlich verändert.
- Gedankenausbreitung: Der Kranke klagt darüber, dass seine Gedanken nicht mehr ihm allein gehören,
dass andere daran Anteil haben und wissen, was er denkt.
- Gedankenentzug: Kranke hat das Gefühl, es würden ihm die Gedanken weggenommen, abgezogen.
- Gedankeneingebung: Der Kranke findet seine Gedanken und Vorstellungen als von außen eingegeben,
beeinflusst, gemacht, gelenkt, gesteuert.
- Fremdbeeinflussungserlebnisse: Der Kranke findet sein Fühlen, Streben, Wollen und Handeln als von
außen gemacht, gelenkt, gesteuert.
- Transitivismus (Verlust der Ich – Identität): Kritiklose Übertragung des eigenen Zustand auf andere 
Patient hält z.B. den Arzt, Freunde, etc. für geistesgestört und bringt Angehörige als vermeintlich
krank in die Sprechstunde
im engeren Sinne: Gedankenausbreitung, Gedankenentzug, Gedankeneingebung
Das „Ich“
- kontrollierter, steuernder und regelnder hypothetischer Bewusstseinskern einer Person
- das Wissen als einheitliche Person zu existieren, als ein – und derselbe Mensch im
Wahrnehmen, Denken, Erinnern, Erleben, Handeln
- neuronale Organisation durch medialen, präfrontalen Kortex, der von Informationen
aus der Insula und dem Hippocampus versorgt wird.
- Repräsentation durch Personalität (Erleben seiner Selbst in Bezug auf eigene Existenz,
Tätigkeit, Eigenständigkeit, Abgegrenztheit nach Außen und der bleibenden Identität
im zeitlichen Bereich)
- Erworben im Verlauf der Kindheitsentwicklung durch Differenzierungsprozess
zwischen Innen (Selbst) und Außen (nicht selbst), gegen Ende des 2. Lebensjahres
keine diffuse Subjekt – Objekt Einheit mehr
- Test: Erkennen im Spiegel (Demnach erkennen Schimpansen und Menschen sich
selbst im Spiegel, ab einem bestimmten Alter)
- Selbstbewusstsein = die Person, in der man von sich selber spricht
- das Selbst: verwandter Begriff zu dem „Ich“
o Gesamtheit aller psychischen Eigenschaften und Funktionen, die dem „Ich“
zugehörig sind
o Empfinden des Selbst ist gebunden an Daseins – und Aktivitätsbewusstsein
o Kennzeichnung der eigenen Person mit einem unbeeinträchtigen Erleben der
Ich – Identität (Selbstkonzept)
Definitionen von Ich - Störungen
- Störungen, bei denen sich die Ichhaftigkeit des Erlebens verändert (Derealisation,
Depersonalisation) oder bei denen die Grenze zwischen Ich und Umwelt durchlässig
erscheint  Minderung der Gewissheit über Einheitlichkeit, Eigenständigkeit und
Kontinuität der eigenen Person
- “Ich-Bewußtsein ist die Gewißheit des wachen bewußtseinsklaren Menschen: “Ich bin
ich selber.” „Das Ich macht den wachen bewußtseinsklaren Menschen aus, der um
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Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
sich selbst weiß, sich als gestimmt, gerichtet, wahrnehmend, wünschend, bedürftig,
getrieben, verlangend, fühlend, denkend, handelnd in der Kontinuität seiner
Lebensgeschichte erfährt. Wir gebrauchen das substantivistische Abstraktum “Ich” zur
Benennung dieses eigenen Selbstseins und spüren dabei die Zusammengehörigkeit
von Ich und Welt als etwas Selbstverständliches.” (Scharfetter, 1985, S. 46)
!!!Symptome ersten Ranges für Schizophrenie
Beispiel: Patient glaubt, dass andere seine Gedanken hören oder dass er die Gedanken
anderer hören kann.
Man kann bei Ich – Störungen unterscheiden zwischen:
o Ich – Störungen:
 Minderung oder Verlust über die Einheitlichkeit, Eigenständigkeit,
Kontinuität der eigenen Person
 Formen hier: Depersonalisation und Derealisation
 bei Meditation/ Trance, Ermüdung/ Erschöpfung (Burn – Out), schwere
psychische Belastung/ Psychotrauma, epileptische Aura, Rauschdrogen
(Ecstasy, Pilze), ausgeprägten PS (schizoid oder Borderline), Depression
(Leergefühl), schizophrene Psychose, Zwangskrankheit
o Verlust der Ich – Identität (schwerwiegender):
 Auflösung der Ich – Umwelt Abgrenzung (= Ich – Demarkation), die
oft von außen kontrolliert erlebt wird
 Durch Kontrollverlust Gefühl über sich selbst nicht mehr frei verfügen
zu können (Gefühl der Fremdbeeinflussung, des „Gemacht“ – werden)
 Ohnmacht, Verwirrung, Hilflosigkeit, Angst nicht mehr zwischen
real und irreal zu unterscheiden, Depressivität, Rückzug, Isolation
 Formen hier: Gedankenentzug, Gedankeneingebung,
Gedankenausbreitung, Transitivismus (kritiklose Übertragung des
eigenen Zustand auf andere)
 am Häufigsten bei schizophrener Psychose (Symptome ersten Ranges),
bei qualitativer Bewusstseinsstörung, toxischer Psychose (Rauschdrogen),
während epileptischer Aura
Dimensionen der Ich – Störung (nach Scharfettter, 1985)
Gefallen Franz nicht!
-
Ich-Vitalität: Wir erfahren uns- “bei vollem Bewusstsein”- selbstverständlich als
lebendig, leibhaftig, anwesend. Dies ist immer verbunden mit einer bestimmten
Stimmung (Vitalgefühl).
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
-
Ich-Aktivität: Dem Gesunden ist es selbstverständlich, dass er selbst es ist, der erlebt,
erfährt, wahrnimmt, fühlt, gestimmt ist, denkt, spricht, sich bewegt, handelt. Wir
erfahren uns selbst als die Akteure unseres Denkens und Handelns.
- Ich-Konsistenz und -Kohärenz: Wir erfahren uns als Einheit von bestimmter
Beschaffenheit, als zusammengehörig in unserem Selbstsein.
- Ich-Demarkation / Ich-Grenzen: Wir sind uns unserer selbst bewusst und damit
auch dessen, was wir nicht selbst sind, unterscheiden Ich und Nicht-Ich. Wir können
unterscheiden, was dem Ich angehört und was von außen an uns herankommt.
- Ich-Identität: Bewusstsein der eigenen Identität und Kontinuität trotz des Wandels
der eigenen Person und der Umwelt im Verlauf der Lebensgeschichte.
!!!Ich – Störungen nach modernen Definitionen (Leitsymptome einer Ich – Störung)
im weiteren Sinne:
-
-
-
-
-
Depersonalisation (Ich – Störung): man fühlt sich selbst fremd, verändert oder das
eigene Tun fühlt sich fremd an. Man hat das Gefühl, dass eigene Gedanken von
jemand anderem „gemacht“ werden. Der eigenen Person fehlt es an Ich – Vitalität und
Dynamik, so werden Handeln, Sprechen und Denken als unvertraut (ich – dysthon)
erlebt.
o z.B. man fühlt sich selbst fremd oder das eigene Tun fühlt sich fremd an. Man
hat das Gefühl, dass eigene Gedanken von jemand anderem „gemacht“
werden.
o Beispiel: “Wenn ich depressiv bin, ist im Kopf plötzlich eine Leere, ich fühle
mich denn kalt, wie tot.”
Derealisation (Ich – Störung): vertraute Umgebung erscheint einem fremd,
traumartig, blass, irreal, künstlich oder fremde Umgebung erscheint einem vertraut.
Person fühlt sich isoliert/ ausgeschlossen ( gefühlsmäßige Anteilnahme an der
Umgebung und Wahrnehmungsintensität nimmt ab) Vorstufe zu Wahnstimmung.
o z.B. vertraute Umgebung erscheint einem fremd oder fremde Umgebung
erscheint einem vertraut. Vorstufe zu Wahnstimmung
Gedankenausbreitung (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke klagt darüber, dass
seine Gedanken nicht mehr ihm allein gehören, dass andere daran Anteil haben und
wissen, was er denkt.
o Gedankenlautwerden: Andere hören vermeintlich die akustisch vernehmbaren
Gedanken des Patienten
o Beispiel: “Die Leute merken, was ich denke. Alle wissen, was in meinem Kopf
vorgeht. Die hören meine Gedanken!”
Gedankenentzug (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke hat das Gefühl, es
würden ihm die Gedanken weggenommen, abgezogen und der Allgemeinheit
zugänglich gemacht werden.
Gedankeneingebung (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke findet seine
Gedanken und Vorstellungen als von außen eingegeben, beeinflusst, gemacht, gelenkt,
gesteuert.
o
o
-
Beispiel: “Sie hypnotisieren mir Gedanken in den Kopf, die gar nicht meine sind.”
DD Zwang: die Gedanken/ Impulse werden zweifelsfrei als selbstgedacht/ selbstgemacht, bzw.
ich – zugehörig erlebt.
Fremdbeeinflussungserlebnisse (Verlust der Ich –Identität): Der Kranke findet
sein Fühlen, Streben, Wollen und Handeln als von außen gemacht, gelenkt, gesteuert.
Beispiel: “Die machen, dass ich schreie. Die steuern meinen Herzschlag, die machen
ihn langsam und schnell.”
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Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Transitivismus (Verlust der Ich – Identität): Kritiklose Übertragung des eigenen
Zustand auf andere  Patient hält z.B. den Arzt, Freunde, etc. für geistesgestört und
bringt Angehörige als vermeintlich krank in die Sprechstunde
o DD: Doppelgängererlebnis (autoskoptische Halluzination), man nimmt sich
selbst als Begleiter war  Kombi aus Wahrnehmungstäuschung und
Erinnerungsverfälschung
im engeren Sinne
- Gedankenausbreitung
- Gedankenentzug
- Gedankeneingebung
8. Kapitel: Störungen der Affektivität, Ängste und Zwänge
Fragen:
Ängste und Zwänge
1. Welche Arten von Angststörungen gibt es und welche Symptome begleiten sie?(S. 39)
2. Beschreibe den Entscheidungsbaum der Angst und das Teufelskreismodell der Angst!
3. Wie kann man Zwänge aufteilen? (Seite 41)
Störungen der Affektivität
4. Welche Formen der affektiven Störung gibt es? (Seite 42)
5. Was ist Affektivität und wie beschreibt man sie? (Seite 42 – 43)
6. Welche Syndrome gibt es bei den affektiven Störungen? (Seite 43)
7. Was ist eine Depression? (Seite 44)
8. Was ist eine Manie? (Seite 45)
Zusammenfassung: Störungen der Affektivität, Ängste und Zwänge
Ängste
Arten von Angststörungen
- Panikattacken: ohne sichtlichen Auslöser und nicht vorhersagbar. Es kann zu Teufelskreis mit
Erwartungsängsten und verstärkter Selbstaufmerksamkeit kommen.
- Phobien: objektabhängige Angst: Agoraphobie, Sozialphobie, Tiere, …
- Generalisierte Angststörung: ständige, übertrieben Sorgen über alltägliche Bereiche, z.B. Finanzen.
Frei flottierend, ständige Angstbereitschaft, Angst wechselt Objekt.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Teufelskreismodell der Angst
Zwänge
Arten von Zwang: Zwangsgedanke, Zwangshandlung, Zwangsimpuls
Affektive Störungen
Wichtige Begriffe zur Affektivität
- Affektivität: Gesamtheit der Affekte, Stimmungen und Gefühle, die den Denkvorgängen und
Erlebnisinhalten eine lust – oder unlustbetonte Tönung geben
- Affekt: intensives Gefühlserlebnis von nicht länger anhaltender Dauer
- Affektive Resonanz: Gefühlsmäßige Ansprechbarkeit, die zu emotionalem Mitschwingen und
gefühlsmäßigen Angeregt werden führt
- Gestimmtheit/ Stimmungslage: hintergründige, überdauernde Gefühlslage
- Gefühle: Wesentlich an Kommunikation und Interaktion beteiligt. Geben Rückmeldungen über eigene
körperliche und psychische Befindlichkeit
- Gemütsleben: Gesamtheit der Affekte, Empfinden, verspüren, angemutet – und angeregt werden,
Appetenz und Befindlichkeit
 Beschaffenheit von Affektivität und affektive Resonanz sind bedeutende Parameter psychologischer
Erkrankungen, erschließbar durch Beobachtung, Erlebnisschilderung
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Syndrome
-
-
-
-
-
-
Symptom
Affekt ↓
Formales Denken
gehemmt/
verlangsamt/
entscheidungsunfähig
Inhaltliches Denken:
Wahnideen (bei
psychotischer
Depression)
Ich - Erleben↓
Motorik↓ oder ↑
Fakultativ somatische
Symptome
Affekt ↑ (euphorisch,
über optimistisch,…)
Formales Denken
beschleunigt und
einfallsreich, assoziativ
Antrieb↑
Inhaltliches Denken:
Selbstüberschätzung,
Größenwahn
Motorik↑ (bis zum
Toben)
Syndrom
Depressives Syndrom
(!!!depressiv ist kein
Symptom, sondern nur ein
Syndrom!!!)
Manisches Syndrom
Diagnose
Als Syndrom an sich unspezifisch und
häufig! Unter anderem bei
- Affektiven Störungen (mit/ohne
psychotische Symptome)
- Begleitend bei Schizophrenie,
organische Psychosen, Demenz)
- Persönlichkeitsabwandlungen,
Borderline PS
- Neurotisch und erlebnisreaktive
Störungen
- Exogene Noxen und
Körperkrankheiten
Unter anderem bei:
- bei monopolaren o. bipolaren
Psychosen („schizoaffektiven
Psychosen”)
- Akute (> chronische) organische
Psychosen
- Manie kann auch bei Drogen
auftreten!
Wichtige Begriffe der Affektivität
- Affektivität: Gemeint ist gesamtes Gefühlsleben nach seinem momentan hervorstechenden Charakter
 Prüfung: aus Verhaltensbeobachtung und Gespräch
- Ambivalenz: Gleichzeitiges Nebeneinander von positiven und negativen Gefühlen
 Vorkommen: Gesunde, grübelnde Depressive, Schizophrenie
- Parathymie: Widerspruch zwischen gegenwärtigem Erleben und Affektivität.
 Vorkommen: Schizophrenie, selten Hysterie
- Gefühl der Gefühllosigkeit: Quälendes Nichtfühlen-Können, keine Liebe, keine Trauer
 Vorkommen: schwere Depression (mit/ ohne psych. Symptome), möglich auch bei Borderline – PS
- Affektverflachung: Wenig schwingend, teilnahmslos, “hölzern”.
 Vorkommen: chronische Schizophrenie, “Minussymptomatik der Schizophrenie” oder auch als
Antipsychotika - / Neuroleptikanebenwirkung
- Affektlabilität: Vergrößerte affektive Auslenkbarkeit, überstarke emotionale Reaktion
 Vorkommen: z.B. Manie (euphorisch, Hochstimmung, Reizbarkeit)
- Affektinkontinenz: Steigerung d. Affektlabilität, mangelnde Affektsteuerung, Affekte abnorm stark
 Vorsicht: Normale, emotionale Reaktionen nicht pathologisieren und Kulturabhängigkeit der
Affekthandhabung beachten!
 Vorkommen: akute > chronische organische Psychosen, Oligophrenie
Depression
Erscheinungsbilder: gehemmt, agitiert, larviert
Verlauf: allmählicher Beginn, selten akut odersubakut, Dauer von Tagen bis Jahren, durchschnittlich 6 Monate,
50% erleiden ein Rezidiv
Depression ist ernste Krankheit: 10-15% der Patienten sterben durch Suizid
Heute Unterteilung im ICD 10 nach psychosozialen und klinischen Kriterien: Schweregrad (leicht/ mittel/
schwer), Verlauf (chronisch, akut, in Schüben und Phasen), Auslöser (z.B. bei der Anpassungsstörung)
Manie
Typische Merkmale
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
- unsinnige Geldausgaben bis hin zum wirtschaftlichen/ ökonomischen Totalschaden
- maßloser Optimismus
- möglich auch gehetztes Verhalten
Wahnsymptomatik: synthymer, stimmungskongruenter Wahn (Größenwahn, z.T. Verfolgungswahn)
Erscheinungsbilder: Hypomanie, Manie, verworrende Manie
Verlauf: langsam oder sprunghaft (d.h. über Nacht); Drogen können auch zur Manie führen!
Zwangseinweisung bei Manie: wegen akuter Eigen – oder Fremdgefährdung oder durch bestellten Betreuer
Diagnostik affektiver Störungen
- Primär klinisch Psychopathologischer Befund, gezielte Anamnese
- Psychologische Testverfahren
- Die ganze Palette der klinischen Diagnostik (MRT, Labor, EKG, EEG, Neurologie, internistisch, etc.)
- Gespräch: „Wie ist die Stimmung?“, „Wie geht es Ihnen?“, ging es ihnen vor einer Woche besser?“
- Beobachtung des Verhaltens, ist Patient z.B. bedrückt, hilflos, überfordert
Einleitung: Ängste und Zwänge
-
Beides gehört mit zu den Psychosen, da die Realitätskontrolle verloren geht
Stimmenhören ist ein Unterschied (Halluzination), da ohne Schallquelle etwas gehört
wird. Bei Zwängen und Ängsten sind es eigene Gedanken (Ich – Störung) und
Patienten können das Gefühl haben, das immer ein Teil von ihnen verloren geht (ist
aber keine Halluzination)
Ängste
Arten von Angststörungen
-
-
Panikattacken: kommen ohne sichtlichen Auslöser und sind nicht vorhersagbar. Es
kann zu Teufelskreis mit Erwartungsängsten und verstärkter Selbstaufmerksamkeit
kommen und Panikattacken können zu einer Panikstörung werden.
Phobien: objektabhängige Angst: Agoraphobie, Sozialphobie, Tiere, Gewitter,
Umwelt (z.B. Höhen)
o
-
Agoraphobie:
 Abklären wovor Patient Angst hat (vor
schlechten Bewertungen anderer oder
davor umzukippen und hilflos zu sein, DD
zu Sozialphobie dann)
 Patient hat Angst in eine nicht vertraute
Umgebung zu gehen oder in eine
Umgebung ohne Fluchtmöglichkeit 
Fluchtmöglichkeit und vertraute Person als
Begleitung ist für Agoraphobiker wichtig
(z.B. Platz in der Nähe der Tür, die beste
Freundin fährt mit Bus)
Generalisierte Angststörung: ständige, übertrieben Sorgen über alltägliche Bereiche,
z.B. Finanzen. Frei flottierend, ständige Angstbereitschaft, Angst wechselt Objekt. Ist
zum Beispiel die Angst, dass das Auto kaputt geht nicht mehr da, hat der Patient Angst
davor nicht genug zu essen im Haus zu haben. Ist diese Angst weg hat Patient Angst
davor zu verarmen. Und so weiter.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Häufige Begleitsymptome von Angst
allgemein:
Teufelskreismodell der Angst
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Zwänge
Arten von Zwang
Zwang = Zwänge äußern sich in Gedanken, Impulsen oder Handlungen, die gegen den Willen
des Betroffenen gedacht, erlebt oder durchgeführt werden müssen, obgleich sie als unnötig
oder gar unsinnig beurteilt werden und Nachteile im sozialen, rechtlichen oder beruflichen
Bereich und Verlust von Lebensqualität. Im Gegensatz zu Zwangsbefürchtungen in Form von
Phobien können sich die Betroffenen den Zwangsritualen nicht durch Vermeidungsverhalten
entziehen. Zwang gehört mit zu den inhaltlichen Denkstörungen.
-
-
Zwangshandlungen (Kompulsionen): Monoton – ritualisierte, wiederkehrende
Handlungen aufgrund von Zwangsgedanken oder Zwangsimpulsen. Unterlassung
führt zu Angst, Durchführung lindert Angst, allerdings nur kurz. Bei der zwanghaften
PS liegen keine derartigen Rituale vor, sie sind ich – synthon und bestehen schon seit
Jugend.  z.B. Kontroll – und Ordnungszwang, Waschzwang
Zwangsgedanken (Obsessionen): stereotype Ideen oder Gedanken, die perseverierend
auftreten (oft bedrohlich, aggressiv, blasphemisch oder obszön).
 z.B. „Ich denke immer an Sex mit dem alten Pfarrer.“
-
Zwangsimpulse: angsterzeugende, repetitive Antriebserlebnisse gegen inneren
Widerstand (z.B. Zählzwang, Schluckzwang)
 z.B. eine Frau hat den Impuls ihr Kind zu erstechen, mag die Vorstellung aber nicht (hier gute
Abklärung wichtig!), daraus kann auch eine Zwangshandlung entstehen, z.B. alle Messer wegschließen
Differentialdiagnose
- DD zu Wahn: Der Wahn ist ich – synthon und Zwang ist eher ich – dysthon (man will den
Zwangsgedanken nicht denken, bzw. die Zwangshandlung gar nicht durchführen)
- DD Tourettsyndrom: Dieses Syndrom ist keine Zwangsstörung
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Epidemiologie der Zwangsformen
- Am Häufigsten: Kontroll – und Waschzwang
- Am Seltensten: Horten/ Sammeln und Zählen
Vorkommen:
überkorrekte und pedantische Persönlichkeit, frühkindlicher Autismus, Zwangskrankheit,
anankastische Depression (Depression mit Zwangssymptomatik im Vordergrund),
gelegentlich bei beginnender Schizophrenie
Störungen der Affektivität
Übersicht über affektive Störungen
-
-
Zyklothemie: „Bipolar Light“, da man
hypomane und dysthyme Episoden hat.
Dysthymie: Kriterien und Schweregrad
der Symptomatik reichen nicht für eine
Depression aus, dennoch möglich, dass es
auf dem Boden einer Dysthymie zu einer
Depression kommt.
Wichtige Begriffe zur Affektivität
-
-
Affektivität:
o Gesamtheit der Affekte, Stimmungen und Gefühle, die den Denkvorgängen
und Erlebnisinhalten eine lust – oder unlustbetonte Tönung geben
o Gemeint ist gesamtes Gefühlsleben nach seinem momentan hervorstechenden
Charakter  Prüfung: aus Verhaltensbeobachtung und Gespräch
Affekt: intensives Gefühlserlebnis von nicht länger anhaltender Dauer
Affektive Resonanz: Gefühlsmäßige Ansprechbarkeit, die zu emotionalem
Mitschwingen und gefühlsmäßigen Angeregt werden führt
Gestimmtheit/ Stimmungslage: hintergründige, überdauernde Gefühlslage
Gefühle:
o Wesentlich an Kommunikation und Interaktion beteiligt. Geben
Rückmeldungen über eigene körperliche und psychische Befindlichkeit
o neuronales Korrelat ist das limbische System, welches mit dem Vegetativum
und dem Endokrinum zusammenhängt
o
o
-
Zwei – Faktoren Theorie (Schachter und Singer): Gefühle sind eine Funktion von einer
physiologischen Erregung, die kognitiv bewertet wird
Ekman’s Theorie (basiert auf Darwins Theorie): Es gibt sechs Primäremotionen (Angst,
Wut, Ekel, Trauer, Überraschung, Freude)
Gemütsleben: Gesamtheit der Affekte, Empfinden, verspühren, angemutet – und
angeregt werden, Appetenz und Befindlichkeit
 Beschaffenheit von Affektivität und affektive Resonanz sind bedeutende Parameter
psychologischer Erkrankungen, erschließbar durch Beobachtung, Erlebnisschilderung
 Gefühlsstörungen äußern sich in quantitativer Hinsicht als abnormaler Mangel oder
Überschuss an Affekten oder unpassenden, bzw. labilisierten Affektlagen und Gestimmtheit
 Qualitative Gefühlsstörungen = Veränderungen der Gefühlsinhalte
 Ubiquitäre Verstimmungen (z.B. Wehmut, Missmut, Ängstlichkeit) haben keine
krankhafte Natur, sondern können normal oder auch durch Hormone verursacht sein.
47
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
In der klinischen Erfahrung gibt es lediglich typische Veränderungen der Affektivätt:
Ambivalenz
Parathymie
Gefühl der
Gefühllosigkeit
Affektverflachung/
Affektverarmung
Affektlabilität
(Rührseligkeit)
Affektinkontinenz
Affektstarre
Alexithymie
Hyperthymie
Affektiertheit
Beschreibung
Gleichzeitiges Nebeneinander von positiven und
negativen Gefühlen, Stimmungen, Strebungen.
 Beispiel: Patient ist sich unsicher ob er das
Arztzimmer verlassen oder bleiben soll
Widerspruch zwischen gegenwärtigem Erleben
und Affektivität
 Beispiel: Patient erzählt amüsiert vom Tod
des Vaters
Quälendes Nichtfühlen-Können, keine Liebe,
keine Trauer, etc. Gefühl der Gefühllosigkeit
keine Dissoziation (bei Dissoziation sind noch
Gefühle da, die abgespalten werden, bei dem
Gefühl der Gefühllosigkeit gibt es aber kein
Gefühl mehr)!
Wenig schwingend (schwingen = Einstellung
auf die Affektlage anderer, sich gegenseitig
schöne/ traurige Dinge erzählen), teilnahmslos,
“hölzern”.
 Beispiel: Patientin wünscht , nach
Körperhaltung, keine weiteren Fragen, als sie
von Studenten befragt wird und diese stellen
keine weiteren Fragen  Schwingung bei
Studenten intakt
Vergrößerte affektive Auslenkbarkeit,
überstarke emotionale Reaktion. Zum Beispiel
von freudiger Erregtheit bis zur Weinerlichkeit
kommt es schon bei geringem Anlass.
Beinhaltet auch Stimmungsschwankungen (von
sehr gut bis sehr traurig)
Steigerung der Affektlabilität, mangelnde
Affektsteuerung, Affekte sind abnorm stark.
Übergang zur Rührseligkeit ist fließend
 allerdings sehr emotionale Reaktionen bei
schweren Situationen nicht pathologisieren!
Ausbleibendes oder mangelhaftes, emotionales
Mitschwingen, bzw. fehlende
Affektmodulation. Betroffene wirken wenig
empathisch, kühl, unzugänglich, distanziert und
gleichgültig.
Unvermögen eigene oder fremde Gefühle
wahrzunehmen oder zu äußern. Betroffene
zeigen meistens auch einen Mangel an
Einfühlungsvermögen, Empathie und affektiver
Ansprechbarkeit
Anhaltende, subeuphorische – kritiklose
Gestimmtheit  Unbekümmertheit,
Oberflächlichkeit, verflachter Affekt, oft auch
Umtriebigkeit und Beschäftigungsdrang
gekünseltes, geziertes Ausdrucksverhalten
Vorkommen
Gesunde, grübelnde Depressive,
Schizophrenie
Schizophrenie, selten Hysterie,
Simulation und Dissimulation
schwere Depression (mit/ ohne
psychotische Symptome), möglich
auch bei Borderline – PS
- v.a. chronische Schizophrenie
(v.a. Hebephrenie und chronische
Psychose)
- auch bei psychotische
Residualzustände, hirnorganisches
Psychosyndrom, Sucht (v.a.
chronischer Missbrauch von
Beruhigungsmitteln)
“Minussymptomatik der
Schizophrenie” oder auch als
Antipsychotika - /
Neuroleptikanebenwirkung (dann
wird Affektverarmung als quälend
empfunden)
- v.a. Manie (euphorisch,
Hochstimmung, Reizbarkeit)
- auch bei emotional - instabiler
PS, Zyklothymia, organischem
Psychosyndrom, Hirnschädigung,
Demenz, Psychose
- v.a. akute > chronische
organische Psychosen,
Oligophrenie,
- auch bei Demenz, hirnorgan.
Schädigung, chron. Alkoholismus,
neurol. Systemerkrankung (MS)
schizoide PS, dämpfende
Medikamenten & Drogen, chron.
Psychose
dementieller Persönlichkeitsabbau,
narzisstische/ schizoide/ depressive
Persönlichkeit
Dauergestimmtheit überaktiver
Personen, Drogen oder
Beruhigungsmittel, hirnorganische
Störung, ADHS
keine Angabe
48
Anne Maria Auler
Affekstau
Affektsperre
Affektstupor
Analgesie
Anhedonie
Parahedonie
Negativismus
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Aufstauung nicht geäußerter Gefühle
Blockader der Gefühle
Unfähigkeit emotional zu reagieren
Gefühlslosigkeit/ Schmerzunempfindlichkeit
Unfähigkeit sich zu freuen/ zu genießen
grundlose Heiterkeit
allgemeine Verweigerung
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
keine Angabe
Syndrome
Symptom
-
-
-
Affekt ↓
Formales Denken
gehemmt/ verlangsamt/
entscheidungsunfähig
Inhaltliches Denken:
Wahnideen (bei
psychotischer
Depression)
Ich - Erleben↓
Motorik↓ oder ↑
Fakultativ somatische
Symptome
Syndrom
Depressives Syndrom
(!!!depressiv ist kein
Symptom, sondern nur ein
Syndrom!!!)
Diagnose
Als Syndrom an sich unspezifisch und
häufig! Unter anderem bei
- Affektiven Störungen (mit/ohne
psychotische Symptome)
- Begleitend bei Schizophrenie,
organische Psychosen, Demenz)
- Persönlichkeitsabwandlungen,
Borderline PS
- Neurotisch und erlebnisreaktive
Störungen
- Exogene Noxen und
Körperkrankheiten
Das depressive Syndrom ist gekennzeichnet durch einen generellen Verlust an Lebensfreude,
Leistungsfähigkeit und körperlichem Wohlbehagen. Zusätzlich können synthyme Wahnvorstellungen
auftreten; schwerer Depressive neigen außerdem zur Suizidalität. Dysthymia ist eine leichte Form der
Depression.
-
-
-
Affekt ↑ (euphorisch,
über optimistisch,…)
Formales Denken
beschleunigt und
einfallsreich, assoziativ
Antrieb↑
Inhaltliches Denken:
Selbstüberschätzung,
Größenwahn
Motorik↑ (bis zum
Toben)
Manisches Syndrom
Unter anderem bei:
- bei bipolaren Störungen
- „schizoaffektiven Psychosen”
- Akute (> chronische) organische
Psychosen
- Manie kann auch bei Drogen
aufoder Alkohol auftreten!
- stimmungslabile Personen
- bzw. bei Zyklothymia
- Demenz
Maniforme Syndrome sind gekennzeichnet durch eine Steigerung von Antrieb, Aktivität, Denkabläufen,
Gestimmtheit und Vitalgefühlen. Bei affektiver Psychose (endogener Manie) kann sich die Grenze
zwischen Selbstüberschätzung und Größenwahn auflösen. Hypomanie ist eine leichtere Form der Manie.
Manisches Syndrom
- Affekt: heiter - euphorisch, optimistisch. Seltene Variante: gereizt (in Tabelle: Affekt
gesteigert positiv – euphorisch – und negativ – gereizt)
- Formales Denken: einfallsreich - assoziationsreich - assoziativ – ideenflüchtig
- Inhaltliches Denken: Selbstüberschätzung – Größenwahn
- Antrieb ↑
- Motorik: Bewegungsbedürfnis - Erregung – Toben
- Vegetativ: Schlafbedürfnis und Essbedürfnis sinkt
 Kraeplin fasst 1856 das phasenhafte Alternieren von manisch und depressiven
Symptomen als „manisch – depressives Irrsein zusammen
49
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
 gereizte Manie: Umtriebigkeit, missmutig – gereizte Stimmung
 stille Manie: heiter – gehobene Stimmungslage mit jovial – gönnerhaftem
umgänglichen Verhalten
Depressives Syndrom
- Affekt: nicht ‚traurig‘, sondern: schwermütig, lustlos, herabgestimmt bis versteinert,
niedergedrückt bis vital entleert, pessimistisch – hoffnungslos. Selbst Dinge, die früher
Spaß gemacht haben, machen dem Patienten keinen Spaß mehr
- Formales Denken: oft gehemmt/ verlangsamt, oft entscheidungsunfähig, Ambivalenz
- Inhaltliches Denken: bei psychotischer Depression fakultativ Wahnideen (Schuld,
Krankheit, Verarmung, Kleinheits- und Nichtigkeitswahn, nihilistischer Wahn).
Synthymer‘, stimmungskongruenter Wahn!
o Schizophrenie: Zeiger der Schuld/ Bedrohung auf eigenen Menschen
o Depression: Zeiger der Schuld/ Bedrohung auf sich selbst
- Ich-Erleben: fakultativ Ich-Vitalität , Depersonalisation, wenig schwungvoll, seelische
Frische fehlt. Man fühlt sich verändert, so als wäre man nicht mehr der/die Alte
(Depersonalisation).
- Antrieb: gesenkt
- Motorik: verlangsamt bis zu Mutismus oder Stupor; möglich ist aber auch eine
gesteigerte Motorik
- Somatische Symptome: Häufig Appetitmangel, Kopf-, Nacken-, Rückenschmerzen,
Obstipation, Druckgefühl im Bauch
 Depression wird gekennzeichnet von negativer Emotionalität, Antriebsverlust, sozialer
Rückzug, körperliche Beschwerden und negative Kognition
 Kraeplin (1865 – 1926) integrierte die Symptome der Depression, die bisher unter
Melancholie, Blödsinn oder Willenlosigkeit in manisch – depressiven Krankheitskomplex
 Das depressive Syndrom ist gekennzeichnet durch einen generellen Verlust an
Lebensfreude, Leistungsfähigkeit und körperlichem Wohlbehagen. Zusätzlich
können synthyme Wahnvorstellungen auftreten; schwerer Depressive neigen
außerdem zur Suizidalität.
Depression
somatische Symptome
- Obstipation, Diarrhoe, Appetitlosigkeit
- Libido- und Potenzverlust
- Kopf- und Rückenschmerzen
- Herzrasen, Schwindel, Rhythmusstörungen
- Dyspnoe, Hyperventilation
- Mundtrockenheit , Schwitzen
Erscheinungsbilder
- gehemmte Depression
- agitierte Depression (stark erhöhte Aktivität, z.B. raschen Wechsel von Sitzposition,
erhöhtes Klagen; möglich bei Patienten mit Schuldkomplex, da sie meinen nicht faul
herumsitzen zu dürfen)
- larvierte Depression (somatische Beschwerden stehen im Vordergrund, Patienten fällt
es schwer die psychiatrische Diagnose zu akzeptieren)
Verlauf
50
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
allmählicher Beginn, selten akut odersubakut
Dauer von Tagen bis Jahren, durchschnittlich 6 Monate
50% erleiden ein Rezidiv
Epidemiologie
- Durchschnittserkrankungsalter: Uniploar (40 – 45 Jahre), Bipolar (30 – 35 Jahre)
- Lebensprävalenz der Dysthymie (früher “neurotische Depression”) 2-10%
- Fr / Mä = 2 : 1 (unipolar), 1:1 (Bipolar)
- Schaden durch nicht o. nicht lege artis behandelte affektive Störungen: 20-50
Milliarden Dollar (USA)
- !!!10-15% Tod durch Suizid  Depression ernste Krankheit und kein einfaches
„geht es uns heute mal nicht wieder gut“!!!
Unterteilung
- Traditionelle Unterteilung: psychogen (reaktiv/ neurotisch), endogen (anlagebedingt)
und somatogen (organisch bedingt)
- Heute Unterteilung im ICD 10 nach psychosozialen und klinischen Kriterien:
o Schweregrad: leicht (Patient kann noch gut im Alltag und Beruf funktionieren),
mittel (Patient kann mit Mühe im Alltag und Beruf funktionieren), schwer
(Patient kann gar nicht mehr im Alltag und Beruf funktionieren  Gefahr der
Verwahrlosung, den ganzen Tag im Bett liegen)
o Verlauf: chronisch/ akut/ in Schüben und Phasen
o Auslöser: z.B. bei der Anpassungsstörung gibt es explizit einen Auslöser
Manie
Typische Merkmale
- unsinnige Geldausgaben was bis zum wirtschaftlichen/ ökonomischen Totalschaden
führen kann
- Aggressivität, Reizbarkeit (vor allem wenn Patienten auf Grenzen stoßen, stationär
bleiben sollen oder andere nicht so schnell sind wie sie. „Warum dauert die Vorlesung
so lange, macht mal schneller ihr Schlappis, ich muss noch etwas anderes tun heute“).
- maßloser Optimismus
- möglich auch gehetztes Verhalten, zum Beispiel hat der Patient keine Zeit für ein
Psychiatergespräch und will sofort weg.
Wahnsymptomatik: synthymer, stimmungskongruenter Wahn (Größenwahn, z.T.
Verfolgungswahn)
Erscheinungsbilder
- Hypomanie (der Patient bekommt u.U. Veränderungen noch mit)
- Manie (u.a. mit Denkstörungen und Orientierungsstörungen)
- verworrene Manie
Verlauf: Bei der Manie kann es sich entweder langsam steigern oder man kann über Nacht
manisch werden.
- In der Therapie lernen die Patienten die Zeichen der Manie zu erkennen um rechtzeitig
eingreifen zu können, wenn sie wieder einen Rückfall haben.
- Drogen können auch zu manischen Symptomen führen!
51
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Zwangseinweisung bei Manie
- Aufgrund von akuter Eigen – oder Fremdgefährdung. Durch einen Betreuer, der
bestellt wird, wenn der Patient zu stark erkrankt ist, aber keine akute Eigen – oder
Fremdgefährdung zeigt
Beispiel
- Patient (Student, nicht sehr wohlhabend) kaufte in Berlin für 50.000 Euro eine
Prostituierte frei, in die er meinte sich verliebt zu haben. Dann bekam er bei der Bank
noch einen Kredit für 100.000 Euro (musste also schon ziemlich überzeugend gewirkt
haben) um eine Jazzkneipe zu eröffnen. Um immer genug Kunden zu haben,
beantragte er, dass die Straße an seiner Kneipe geändert und zu einer Einbahnstraße
gemacht wird, die genau nur auf seine Kneipe hinführte).
Diagnostik affektiver Störungen
- Primär klinisch Psychopathologischer Befund
- gezielte Anamnese
- Psychologische Testverfahren
- Labordiagnostik, EEG, EGK, CCT, MRT, Neurologie, internistischer Befund
- Gespräch: „Wie ist die Stimmung?“, „Wie geht es Ihnen?“, ging es ihnen vor einer
Woche besser?“
- Beobachtung des Verhaltens, ist Patient z.B. bedrückt, hilflos, überfordert
- Bei Manie ist der Aufbau des Vertrauensverhältnisses am Anfang wichtiger als die
Untersuchung, da man ansonsten auch Probleme bekommt, diese durchzuführen. Als
Hinweis auf körperliche Ursachen kann man bei Manikern auch auf den äußerlichen
Gesundheitszustand und das Alter achten.
Fallbeispiel für depressive Symptomatik
Die Patientin wirkte wie ein kleines Häuflein Elend, im Dunkeln hockend. Sie zuckte nervös
mit den Händen und vermied Blickkontakt. Sie zeigte Zeichen einer Spätdyskenesie, da sie im
Rahmen einer früheren Schizophrenie mit Antipsychotika behandelt worden war. Sie fühlt
sich antriebslos und hat wenig Appetit. Die Patienten befand sich wegen Depression bereits
schon einmal in Behandlung. Seit einigen Wochen lag sie wieder den ganzen Tag nur im Bett
und hatte den ganzen Tag über keinen Antrieb. Ihre Freundinnen sagten ihr, dass es besser für
sie wäre, in die Klinik zu gehen. Die Patientin war bei der Entscheidung in die Klinik zu
gehen sehr unsicher und hatte viel hin und überlegt. Als möglichen Auslöser der erneuten
Depression wird der Umzug vermutet, den die Patientin erst vor kurzem hinter sich gebracht
hat. Von der neuen Wohnung behaupten ihre Freundinnen, dass diese ein dunkles, kleines
Loch wäre. Sie äußerte Angst wegen ihren beiden Katzen, die jetzt aufgrund ihrer Krankheit
in ein Tierheim müssten (diese Angst ist allerdings normal!). Die Patienten äußerte keine
Suizidabsicht.
Psychopathologischer Befund
- Patientin war wach und örtlich, zeitlich, situativ und zur eigenen Person voll orientiert
(sie wusste z.B., dass sie vor Studenten saß).
- Das formale Denken war geringfügig verlangsamt. Die Patientin gab nur kurze
Antworten und benötigte führende Fragen. Es entstand kein Gesprächfluss.
- Die Aufmerksamkeit war leicht eingeschränkt (Patientin wirkte zeitweise so als würde
sie in einer anderen Welt versinken, reagierte aber auf Fragen vom Therapeuten)
52
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
-
Die Stimmung war gedrückt und die Schwingungsfähigkeit eingeschränkt. Die
Patienten hatte eine starre Mimik und eine leise, monotone Stimme. Ambivalenzen
waren sichtbar (da die Patientin den Eindruck machte, dass sie zwar gerne hatte gehen
wollen, allerdings blieb sie sitzen).
- Der Antrieb war deutlich verringert, sogar soweit, dass die Patientin mehrere Tage
lang im Bett liegen blieb.
- Psychomotorik war erhöht. Die Körperhaltung war gebeugt und die Patientin spielte
nervös mit den Händen herum (das ist keine Agitiertheit! Agitiertheit ist z.B. raschen
Wechsel von Sitzposition, erhöhtes Klagen)
- Sie äußerte keine Suizidalität
- (die Patientin vermied auch Blickkontakt)
 Schwere, depressive Episode, da alle 4 Kardinalsymptome erfüllt sind
(Antriebslosigkeit, Interessenverlust, Freudlosigkeit, gedrückte Stimmung) + es eine
Reihe von Nebensymptomen gibt.
Aggressivität
Aggression
-
Definition: Tendenz Beschädigung, Entwertung oder Vernichtung von Personen (sich
selbst = Autoaggression oder andere = Heteroaggression) oder Gegenständen.
-
Entstehung
o spontan („Spaß an Aggression“)
o durch Provokation (reaktiver Typ)
o geplante und gezielte Handlung (proaktiver Typ)
o aus Hostalität (Feindseligkeit, Aggression wegen innerer Abneigung und
Gehässigkeit gegenüber bestimmten Personen oder Objekten)
o Notwehr (Bedrohung der eigenen Unversehrtheit oder leibliche Existanz)
 Sie kann phantasiert, verbal oder körperlich sein, sowie offen oder verdeckt sein
-
körperlicher Vorgang:
o Adrenalin wird ausgeschüttet, das vegetative NS erhöht den Sympathikus (nutzt
NA und A als NT)  erhöhte Handlungsbereitschaft, Unruhe, muskuläre
Anspannung, Rötung des Gesichtes.
o Aggression wird gefördert durch
 Drogen oder Alkohol (v.a. wenn GABA↑ & somit Hemmschwelle erniedrigen)
 Funktionsstörungen im emotionsregulierenden Frontalhirnbereich
 Funktionsstörungen im Serotoninhaushalt
-
Aggression kann vorkommen in:
o Autoaggression: Suizid, Borderline – PS, Kasteiungen, exzessives Fasen, rituelle
Selbstverstümmelungen, artifizielle Störung/ Münchhausen Syndrom (= Menschen
fügen sich selbst Verletzungen zu um im Krankenhaus Aufmerksamkeit zu
bekommen)
o Heteroaggression: Alkoholeinfluss, stimulierende Drogen/ bzw. pathologischer
Rausch, psychotischer Wahn, gereizte Manie, epileptischer Dämmerzustand,
organisches Psychosyndrom (durch frühkindliche Hirnschädigung verminderte
Frustrationsschwelle), Demenz, selten im Rahmen katatoner Erregtheit
(ungerichtete Aggressionhandlung)
53
Anne Maria Auler
Symptome
- Aggression hoch
- Hostalität (Aggression gegenüber
einer Person oder einem Objekt
mit bestimmten Eigenschaften)
- möglich noch sympathikotone
Reaktionslage (Unruhe, Rötung
des Gesichtes, muskuläre
Verspannung)
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Syndrom
Hostalitätssyndrom
Diagnose
Unter anderem bei
o Alkoholeinfluss
o stimulierende Drogen/ bzw. pathologischer
Rausch
o psychotischer Wahn
o gereizte Manie
o epileptischer Dämmerzustand, organisches
Psychosyndrom
(durch
frühkindliche
Hirnschädigung
verminderte
Frustrationsschwelle)
o Demenz
o selten im Rahmen katatoner Erregtheit
(ungerichtete Aggressionhandlung)
54
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
9. Kapitel: Antriebs – und psychomotorsiche Störungen,
Fragen:
1. Was sind Störungen des Antriebs und der Psychomotorik? (Seite 49)
2. Welche Syndrome gibt es? (Seite 49 – 50)
3. Welche Begriffe gibt es? (Seite 50 – 51)
4. Was sind Differentialdiagnosen? (Seite 53 – 54)
Zusammenfassung:
Grundlegendes zu Störungen des Antriebs und der Psychomotorik
Definition:
Unter den Störungen des Antriebs und der Psychomotorik werden üblicherweise alle Störungen
zusammengefasst, die die Energie, Initiative und Aktivität eines Menschen betreffen (Antrieb) sowie die durch
psychische Vorgänge geprägte Gesamtheit des Bewegungsablaufes (Psychomotorik). Diese Störungen ergeben
sich größtenteils spontan aus der Beobachtung des Patienten.
Syndrome zur Störung des Antriebs und der Psychomotorik
Katatones Syndrom
zentrale Symptome: Mutismus, Stupor, Antriebsminderung, gehemmte Motorik (Vorsicht: Nicht alle mit Stupor
sind kataton!). Patienten nehmen bizarre Posen ein und bleiben stundenlang still stehen.
perniziöse Katatonie: In 50% der Fälle geht die Katatonie nicht weg, sondern es gibt eine gefürchtete, in 20%
der Fälle letale Verlaufsform
55
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Diagnostik
Zur Diagnostik immer den gesamten Eindruck mit einbeziehen! Das heißt Augen, Mimik, Körperhaltung. Wenn
da etwas nicht zusammenpasst, dann ist dies ein Hinweis auf Katatonie. Wogegen beim Depressiven alles passt:
gebeugte Haltung, herabgestimmte Mimik, traurige Augen..
Wichtige Begriffe zum Antrieb und zur Psychomotorik
Mangel an Energie und Initiative
Antriebsarmut:
Starrezustand des ganzen Körpers bei wachem Bewusstsein. Bewegungen
Stupor:
werden nicht oder nur sehr langsam ausgeführt. Der Patient muss hier immer
wach sein
Im Gegensatz zur Antriebsarmut wird die Initiative und Energie vom Patienten
Antriebshemmung:
nicht als an sich vermindert, sondern als gebremst erlebt.
Workargheit bis Nichtsprechen.
Mutismus:
Übermäßiger Rededrang.
Logorrhoe:
Zunahme der Aktivität und der Initiative im Rahmen einer geordneten Tätigkeit.
Antriebssteigerung:
Ziellose & ungerichtete motorische Aktivität.
Motorische Unruhe:
Automatische Handlungen, die Patient als nicht von selbst intendiert empfindet.
Automatismen:
Gleichzeitig nebeneinander vorkommenden, entgegengesetzte Willensimpulse.
Ambitendenz:
Äußerungen, die lange Zeit in immer gleicher Form wiederholt zu werden
Stereotypien:
Gleichförmig wiederkehrende, rasche und unwillkürliche Muskelzuckungen.
Tic:
Mimisches Verhalten und affektiver Erlebnisinhalt stimmen nicht überein.
Paramimie:
Sonderbare, unnatürliche, gekünstelte, posenhafte Züge des Verhaltens.
Manierismen:
Patient erweckt den Eindruck, dass er sich darstellt und die Situation
Theatral. Verhalten:
dramatisiert.
Neigung zu Tätlichkeiten.
Aggressivität:
Verminderung der Sozialkontakte.
Sozialer Rückzug:
Differentialdiagnosen
Dissoziative Störung (Konversionsstörung) DD: Plötzlich einsetzendes, fokal neurologisches Defizit. Es kann
aufgrund einer der Trauma ähnlichen Situation zu plötzlichen Lähmungserscheinungen kommen. WICHTIG:
immer Verlauf/ Labor abprüfen!!! Anhand klinischer Kriterien keine sichere Differenzierung möglich.
Ticstörungen DD zu Zwangsstörungen: unwillkürliche, rasche, wiederholte, nicht-rhythmische motorische
Bewegung (gewöhnlich umschriebener Muskelgruppen) oder Lautproduktion, die plötzlich einsetzt und keinem
offensichtlichen Zweck dient. Tics werden als nicht willkürlich beeinflußbar erlebt, können aber meist für
unterschiedliche Zeiträume unterdrückt werden.  reine neurologische Störung!!!
Differentialdiagnosen zur Katatonie
- psychisch: depressiver Stupor, Konversionsstörung, Schreckreaktion, Müdigkeit, Hypnose
- somatisch: Systemerkrankungen, Infektionskrankheiten
- neurol.: MNS, ZNS – Schädigungen, akinetischer Mutismus, Parkinson/ Dyskenesien/ GTS, Epilepsie
MNS (malignes, neurologisches Syndrom)
Die Reaktion auf Neuroleptika, kann zu MSN führen. Die Symptomatik ähnelt der Katatonie.
Unterschied zu Katatonie: Patienten nehmen keine bizarren Posen ein
56
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Grundlegendes zu Störungen des Antriebs und der Psychomotorik
Definition:
Unter den Störungen des Antriebs und der Psychomotorik werden üblicherweise alle
Störungen zusammengefasst, die die Energie, Initiative und Aktivität eines Menschen
betreffen (Antrieb) sowie die durch psychische Vorgänge geprägte Gesamtheit des
Bewegungsablaufes (Psychomotorik). Diese Störungen ergeben sich größtenteils spontan
aus der Beobachtung des Patienten.
Syndrome
Antriebssteigerung ist spezifisch, Antriebsminderung aber sehr unspezifisch (psychiatrische und
neurologische!!! Ursachen möglich).
Antriebsstörung ist ein ganz zentrales Symptom bei dem depressiven Syndrom, der Negativsymptomatik der
Schizophrenie (z.B. hier Sprachverarmung) und der Katatonie! Zur Negativsymptomatik der Schizophrenie
gehören die 5 A’s (Anhedonie, Asozialität – soz. Zurückgezogenheit –, Affektlosigkeit, Apathie,
Sprachverarmung)
Katatones Syndrom
-
zentrale Symptome: Mutismus, Stupor, Antriebsminderung, gehemmte Motorik
(Vorsicht: Nicht alle mit Stupor sind kataton!). Patienten nehmen bizarre Posen ein
und bleiben stundenlang still stehen.
57
Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
perniziöse Katatonie: In 50% der Fälle geht die Katatonie nicht weg, sondern es
kommt zur perniziösen Katatonie. Sie ist eine besonders schwere und akut
lebensbedrohliche Form der katatonen Schizophrenie. Hier kommt es zu einem Stupor
(oder auch einem heftigen Erregungszustand mit raschen und ungezielten
Bewegungen) und einer Erhöhung der Körpertemperatur sowie
Elektrolytverschiebungen und Kreislaufkomplikationen.  perniziöse Katatonie ist
die gefürchteste Verlaufsform.
Symptomatik der Katatonie
(für die Prüfung nicht alle körperlichen Ursachen kennen, man muss nur wissen, dass es welche gibt).
Das katatone Dilemma: Damit wird der Konflikt bezeichnet, bei dem sich Ärzte nicht sicher
sind, ob ein Patient ein malignes neurol. Syndrom hat (weitere Neuroleptika wären tödlich)
oder ob es sich um eine periziöse Katatonie handelt (Neuroleptika wären lebensrettend).
Diagnostik
Zur Diagnostik immer den gesamten Eindruck mit einbeziehen! Das heißt Augen, Mimik,
Körperhaltung. Wenn da etwas nicht zusammenpasst, dann ist dies ein Hinweis auf Katatonie.
Wogegen beim Depressiven alles passt: gebeugte Haltung, herabgestimmte Mimik, traurige
Augen.
Wichtige Begriffe
Wichtige Begriffe zum Antrieb und zur Psychomotorik
Antriebsarmut:
Mangel an Energie und Initiative, u.a. an der spärlichen spontanen Motorik und der
mangelnden Aktivität erkennbar.
Stupor:
Der Stupor ist ein Starrezustand des ganzen Körpers bei wachem Bewusstsein und
58
Anne Maria Auler
Antriebshemmung:
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
damit ein Artefakt der Entwicklung (Starre oft bei Schreck, „wie eine Salzsäule
erstarren“). Bewegungen werden nicht oder nur sehr langsam ausgeführt. Nahrung
und Flüssigkeit werden nicht oder bestenfalls unter intensiver pflegerischer Hilfe
aufgenommen.
Je nach Krankheit zeigt der Patient noch Reflexe oder nicht.
Der Patient muss beim Stupor immer wach sein!!! Dies also abklären!!! bei
verschiedenen Störungen gibt es Stupor, da die Endstrecke die gleiche ist.
Es gibt unter anderem: depressiver (gebeugte Sitzhaltung, depressive und herab
gestimmte Ausdrucksmotorik), psychogener, schizophrener & katatoner Stupor.
Bei der Antriebshemmung werden im Gegensatz zur Antriebsarmut die Initiative
und Energie vom Patienten nicht als an sich vermindert, sondern als gebremst
erlebt. Vorsicht! Ein Medikament sollte anfangs leicht den Antrieb UND die
Kognition steigern, da bei starker, alleiniger Antriebssteigerung kann es zu
Nervosität, Hetzen und Unruhe bei den Patienten kommen und besteht erhöhte
Suizidgefahr. Parallel zu den Medikamenten gibt es bei psychiatrischen bedingten
Störungen Soziotherapie.
Unterscheidung der Antriebshemmung bei versch. Krankheiten
- Depression: depressiver Affekt, Patient ist herabgestimmt, bedrückt und
erlebt es als unangenehm, nichts zu fühlen
- Schizophrenie: Affektverflachung, Gleichgültigkeit und Patienten wirken
hölzern. Sie leiden auch nicht darunter, sondern es ist ok für sie.
- Katatonie: neben gesenktem Antrieb noch geminderte Motorik
(mutistisch)
Mutismus:
Workargheit bis Nichtsprechen.
Logorrhoe:
Übermäßiger Rededrang.
Antriebssteigerung:
Zunahme der Aktivität und der Initiative im Rahmen einer geordneten
(zielgerichteten) Tätigkeit.
Motorische Unruhe:
Ziellose und ungerichtete motorische Aktivität, die sich bis zur Tobsucht steigern
kann.
Automatismen:
Der Patient führt automatische Handlungen aus, die er als nicht von sich selbst
intendiert empfindet. Dazu gehören u.a. Negativismus (auf eine Aufforderung
hin wird automatisch das Gegenteil des Verlangten oder nichts getan),
Befehlsautomatie (automatenhaftes Befolgen gegebener Befehle), Echolalie /
Echopraxie (alles Gehörte oder Gesehene wird nachgesprochen oder nachgemacht).
Ambitendenz:
Gleichzeitig nebeneinander vorkommenden, entgegengesetzte Willensimpulse
machen ein entschlossenes Handeln unmöglich.
Stereotypien:
Äußerungen auf sprachlichem und motorischem Gebiet, die die Tendenz aufweisen,
lange Zeit in immer gleicher Form wiederholt zu werden, und sinnlos erscheinen.
Tic:
Gleichförmig wiederkehrende, rasche und unwillkürliche Muskelzuckungen, ggf,
mit Ausdrucksgehalt.
Paramimie:
Mimisches Verhalten und affektiver Erlebnisinhalt stimmen nicht überein.
Manierismen:
Sonderbare, unnatürliche, gekünstelte, posenhafte Züge des Verhaltens. Besonders
bei der Katatonie, wo die Menschen in bizarren Posen stundenlang ausharren, die
auch in gesunder Mensch eigentlich nicht machen könnte. Verrückterweise können
nach der Katatonie die Menschen diese Posen nicht mehr einnehmen.
Theatralisches
Verhalten:
Der Patient erweckt den Eindruck, daß er sich darstellt, daß er die Situation bzw.
seine Beschwerden dramatisiert.
Aggressivität:
Neigung zu Tätlichkeiten.
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Anne Maria Auler
Sozialer Rückzug:
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Verminderung der Sozialkontakte.
Einige Bilder zur Störung der Psychomotorik
Depressive Haltung: Gebeugt, Mundwinkel
heruntergezogen.
Dissoziativer Stupor bei einer schweren
Entscheidung.
Kataton: bizarre Pose
Kataton: Augen, Mund und Mimik passen
nicht zusammen.
60
Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Differentialdiagnosen
Dissoziative Störung (Konversionsstörung) DD:
Plötzlich einsetzendes, fokal neurologisches Defizit. Es kann aufgrund einer der Trauma
ähnlichen Situation zu plötzlichen Lähmungserscheinungen kommen. WICHTIG: immer
Verlauf/ Labor abprüfen!!! Anhand klinischer Kriterien keine sichere Differenzierung
möglich.
‚stroke mimics‘(stroke = Insult): dissoziative Störung, epileptischer Anfall mit Todd‘scher
Parese, Migräneanfall mit Aurasymptomatik, Akute Hypoglykämie, Peripher – vestibuläre
Störung, Akute entzündliche ZNS-Erkrankung
Laiensystem: Symptomwahrnehmung � Notruf
Rettungssystem: Erstversorgung + Zuweisung (geeignetes Krankenhaus/stroke unit)
Krankenhaus: Akutdiagnostik + -therapie
-
Beispiel: Eine Patientin, die eine schlechte Vaterbeziehung hatte und im Therapeuten
den Ersatz sah, wurde eifersüchtig, als sie sah, dass eine Mitpatientin schon in der
ersten Sitzung guten Kontakt zum Therapeuten hatte. Daraufhin hatte sie den Impuls
diese zu schlagen, allerdings war der Impuls zu „böse“ für sie, sodass sie
Lähmungserscheinungen am Arm hatte.
Ticstörungen DD zu Zwangsstörungen
 Hat nichts mit Psychiatrie zu tun!!! Reine neurologische Störung!!!
 Syndrome, bei denen das vorwiegende Symptom ein Tic ist.
 Definition Tic: unwillkürliche, rasche, wiederholte, nicht-rhythmische motorische
Bewegung (gewöhnlich umschriebener Muskelgruppen) oder Lautproduktion, die
plötzlich einsetzt und keinem offensichtlichen Zweck dient. Tics werden als nicht
willkürlich beeinflußbar erlebt, können aber meist für unterschiedliche Zeiträume
unterdrückt werden.
 Tourette Syndrom: Wirkt explosiv, man hört Patienten von weitem. Ein Patient mit
Tourette - Syndrom kann sich aber normal im Alltag zurechtfinden. Er kauft ein und
kann neben einem an der Ampel stehen.
 Klassifikation der Tics als:
o a. einfach: motorisch: Blinzeln, Kopfwerfen, Schulterzucken, Grimassieren
vokal: Räuspern, Bellen, Schnüffeln, Zischen
o b. komplex:
 motorisch: Sich – selbst – schlagen, Springen, Hüpfen
 vokal: Wiederholung bestimmter Wörter, Gebrauch von sozial
unannehmbaren bzw. obszönen Wörtern (Koprolalie), Wiederholung
eigener Laute bzw. Wörter (Palilalie)
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie





Der Schweregrad variiert von fast normal (d.h. vielleicht zeigt 1 von 5 10 Kindern passagere Tics) bis zu dem Tourett-Syndrom, das eine
seltene chronische und behindernde Störung ist.
Ticerkrankungen treten wesentlich häufiger bei Jungen als bei
Mädchen auf und üblicherweise gibt es eine familiäre Häufung von
Tics.
Die häufigste Ticform tritt vor allem im Alter von 4 - 5 Jahren auf.
Vorübergehende Ticstörungen: sie dauern nicht länger als 12 Monate
Chronische motorische / vokale Ticstörungen: sie treten einzeln oder
multipel (in der Regel) auf und dauern länger als 1 Jahr
Differentialdiagnosen zur Katatonie
- psychisch: depressiver Stupor, Konversionsstörung, Schreckreaktion, Müdigkeit,
Hypnose
- somatisch: Systemerkrankungen, Infektionskrankheiten
- neurologisch: MNS, ZNS – Schädigungen, akinetischer Mutismus, Parkinson/
Dyskenesien/ GTS, Epilepsie
MNS (malignes, neurologisches Syndrom)
Die Reaktion auf Neuroleptika, kann zu MSN führen. Die Symptomatik ähnelt der Katatonie.
Unterschied zu Katatonie: Patienten nehmen keine bizarren Posen ein.
Symptomatik des MNS
- Akinese + Rigor  Stupor
- Temperaturerhöhung (38 -42°C)
- Fluktuierende Bewusstseinslage
- Vegetative Entgleisung
- CPK ↑, Leukozyten ↑, BSG ↑
- Liquor , EEG , cranielles CT
Fallbeispiel
Patient mit heterophrener Schizophrenie. Er zeigte keinen depressiven Affekt, sondern lächelte
verschmitzt. Trotz des Lächelns war keine tiefe Schwingungsfähigkeit da, auch nicht als er von der
problematischen Beziehung mit seiner Mutter geredet hatte. Er gab sehr eintönige Antworten, zuckte
oft gleichgültig mit den Schultern und musste durch viele Fragen gelenkt werden.
Seit er in der Klinik ist, sitzt er jeden Tag vor dem Fernseher. Nach der Frage, was er am Liebsten
sieht, antwortete er, wie so oft im Interview: „Weiß nicht!“ und er konnte auch nicht 3 Wünsche
nennen, die er hätte, wenn er sie sich jetzt erfüllen könne. Ebenso war er sehr gleichgültig seiner
Einstellung gegenüber, dass er kein Lebensziel hat. Der Patient hatte einen Selbstmordversuch hinter
sich. Er sprang aus dem Fenster und als er nach medizinischer Behandlung wieder auf der Station war,
sagte er ohne jeden Affekt zu dem Selbstmordversuch, dass ihm einfach so danach gewesen wäre.
Der Motivationsverlust bei der Affektverflachung kommt dadurch, dass auch das Dopaminsystem mit
betroffen ist, daher wird im Falle des Patienten ein Medikament genommen, welches das Dopamin nur
teilweise blockt, da der Patient ansonsten gar nichts mehr machen würde.
Die Therapie mit ihm wird aufgrund seiner schweren Antriebsstörung und Affektverflachung kaum
möglich sein. Demnächst kommt der Patient in betreutes Wohnen, wo er einen Betreuer hat.
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
10. Kapitel: Suizidalität
Fragen:
1. Welche Methoden, Gründe und Risikofaktoren gibt es bei Suizidversuchen? (Seite 56 bis 58)
2. Wie kann man Suizidalität abschätzen? (Seite 58 bis 59)
3. !!!Was ist das präsuzidiale Syndrom und welche 3 wichtigen Konstrukte gibt es? (Seite 58)
4. !!!Patient mit Verdacht auf SV: Wann ist stationäre Aufnahme nötig? (Seite 59)
Zusammenfassung:
Risikofaktoren, Methoden, Gründe
Arten des Suizids
Erweiterter Suizid, Gemeinsamer Suizid, Bilanzselbstmord, Appellcharakter, “cry for help“, Parasuizidale
Geste, Wunsch nach Ruhe (die gefährlichste Form)
Methoden
“Harte“: Erhängen, Erschießen, Sturz, Ertränken, Eröffnen der Pulsader, Verkehrsunfall  eher bei Männern
“Weiche“: insbesondere Tablettenintoxikation (64% in einer Studie)  eher bei Frauen
Gründe
Subjektive Beweggründe
Unter anderem: Enttäuschung,
Kränkungserlebnis, (drohender)
Verlust einer nahen Bezugsperson,
Angst vor einer Erkrankung, auch
vor dem Ausbruch und der
Wiederkehr einer psychiatrischen
Erkrankung, nicht fertig werden
mit dem Altern
Psychodynamische Modelle
narzisstische Krise, Wendung der
Aggression gegen die eigene
Person, aggressiver Akt gegen
Bezugspersonen
Biologische Modelle
Serotonerge Dysregulation,
Mangelnde Impulskontrolle,
Erniedrigte HIES-Spiegeln im
Liquoe, Impulshaftigkeit
(besonders
aggressives/autoaggressives
Verhalten), Praediktor für weitere
SV
Risikofaktoren
Frühe SV, Suizidankündigungen, Sucht, Depression, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen, Alleinstehende,
Kinderlosigkeit, Bindungsunfähigkeit, Kontaktstörungen, Höheres Lebensalter, Pubertät, Verlust der familiären
Bindungen, Flüchtlinge, Entwurzelte, Verfolgte, Chronisch oder unheilbar Kranke, Frauen: Liebeskonflikte,
Männer: Berufskonflikte, Sinnentleerung, Ordnen der Nachkommenschaft
Prävention und Therapie: Psychiatrische St.
Häufigstes Vorkommen von SV und vollendeten Suiziden
- depressive Kurzschlussreaktionen, Neurosen und Persönlichkeitsstörungen, Borderlinepatienten,
Schizophrenie, schwere Depressionen: SV am häufigsten
- endogenen Psychosen: vollendete Suizide häufiger in Folge einer Pseudoeinengung,
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Abschätzen der Suizidalität
!!!Folgende klinischen Konstrukte sollten Sie kennen
- „Erwägung, Ambivalenz und Entschluss“ (Pöldinger: “suizidale Entwicklung“): Risiko vom Suizid in
Entschlussphase höher als in Erwägungsphase
- „Präsuizidales Syndrom“ (Ringel): Das Syndrom umfasst die drei Merkmale Einengung,
Aggressionsumkehr und Suizidphantasien, die nach Ringel regelmäßig einer Suizidhandlung
vorausgehen.
„Ruhe vor dem Sturm“ (Präsuizidale Pause): Keine Verbalisierung der Suizidgedanken mehr, aber
ruhige, besonnene Vorbereitung, u.U. Euphorie (‚Stimmungsbesserung‘) – Patient wirkt scheinbar
‚gebessert‘, entlastet‘  !!!Vorsicht wenn ein immer klagender und leidender,
therapieresistenter Patient plötzlich nicht mehr klagt, da er dann schon in der Entschlussphase
sein kann
Offenheit: Befragung der Patienten nach Suizidabsichten sollte in jedem Fall geschehen. Die Mehrzahl der
Patienten gibt ehrliche Antworten und ist durch das klare Ansprechen dieses Themas auch erleichtert.
Therapeutisches Vorgehen
- !!!Behandlung stationär: Bei eindeutiger, nicht beeinflussbarer oder abschätzbarer Suizidabsicht
ist die Einweisung in ein psychiatrisches Krankenhaus unumgänglich, notfalls auch durch
Unterbringungsbeschluss.  Es ist eine unterlassene Hilfeleistung, wenn man einen suizidalen
Patienten einfach so nach Hause gehen lässt!
o Als psychologischer Psychotherapeut muss man im Falle eines Verdachtes auf Selbstmord
den Hausarzt, sozialpsychiatrischen Dienst, eine Psychiatrieambulanz oder eine Ambulanz
der Nervenklinik informieren und die Verantwortung an den Patienten an diese Kräfte
abgeben. Davor darf man den Patienten aber nicht alleine lassen!!!
- Behandlung ambulant: wenn Patient konkrete Behandlungsabsprachen zuverlässig einhalten kann
seine familiären und partnerschaftlichen Beziehungen hinreichend tragfähig sind.
- Bester Schutz gegen Realisieren der Suizidabsicht: Eine feste Bindung (religiös, sozial, finanziell,
etc.) und keine Vorbereitung, sowie Verpflichtung und gute Beziehung gegenüber dem Arzt!
Vorsicht wenn keine festen Bindungen mehr bestehen und Patient schon alles vorbereitet hat.
- Jeder Verdacht auf suizidale Tendenzen erfordert eingehende Exploration im Sinne des PP Befundes
- Entscheidend: Aufbau einer verlässlichen therapeutischen Beziehung. Verbindung zum suizidalen
Patienten darf nicht abreißen.
Epidemiologie, Risikofaktoren, Methoden, Gründe
Epidemiologie von Suizid und Suizidversuch in Deutschland (2000)
Vollendete Suizide:
- Männer: 8145 Suizide = 20,28 / 100.000 Einwohner
- Frauen: 2934 Suizide = 6,97 / 100.000 Einwohner
Suizidversuche (SV):
- !!Suizidalität spielt in jeder therap. & allgemeinmedizinischen Praxis eine Rolle!
- !!Im Alter nehmen Suizidrate und Ernsthaftigkeit zu (4300 von 12000 Suiziden
jährlich begehen Menschen über 60 Jahren)
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Anne Maria Auler
-
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
-
!!Suizide sind bei Jugendlichen & jungen Erwachsenen nach Unfällen häufigste
Todesursache
!!Rate an Suizidversuchen mindestens 10x höher (bei hoher Dunkelziffer) als Suizide
WHO: weltweit ca. 500.000 Suizide jährlich
Ein Suizidversuch ist der beste Prädiktor für einen Suizid, klinisch relevante
Suizidgedanken sagen in 66% aller Fälle einen Suizid in den nächsten 24 Stunden
voraus
-
Männer
SV: 108/100.000 Einwohner
mehr harte Methoden
eher vollendete Suizide als Suizidversuche
im Vergleich zu Frauen
-
Frauen
SV: 131 / 100.000 Einwohner
mehr weiche Methoden
eher Suizidversuche als vollendete Suizide
im Vergleich zu Männern
Arten des Suizids
Erweiterter Suizid
Gemeinsamer Suizid
Bilanzselbstmord
Appellcharakter, “cry for help“
Parasuizidale Geste
Wunsch nach Ruhe:
Parasuizid
Nahe Bezugsperson wird mit umgebracht
z.B. Liebespaar bringt sich um
Negatives Ergebnis bei der Überlegung, was einem noch positives und
negatives im Leben bevorsteht (besonders bei schwerer Krankheit,
Schulden)
Patient baut genug Sicherheitsmaßnahmen ein, dass er noch rechtzeitig
gerettet wird. Zum Beispiel könnte eine Patientin die Schlaftabletten
nehmen, kurz bevor ihr Mann zu Hause ankommt.
Eine besonders gefährliche Form! oft bei schweren Depressionen oder
schweren Krankheiten, wo die Patienten nach langer, fehlgeschlagener
Therapie keine Lust mehr haben und einfach nur ihre Ruhe haben wollen.
Depressionen sind bald übrigens die 2. häufigste aller Krankheiten!
- Handlung mit nicht tödlichem Ausgang, bei der ein Mensch sich
absichtlich Verletzungen zufügt oder ein Medikament/eine Droge
außerhalb des anerkannten Dosisbereichs einnimmt, ohne sterben zu
wollen.
- oder merkwürdige Unfälle
- parasuizidale Versuche können auch verdeckte SV sein.
- Beispiel: Jemand fährt unangeschnallt mit überhöhter
Geschwindigkeit bei Glatteis um eine enge Kurve und wird aus dem
Wagen geschleudert beim Unfall.
Methoden
“Harte“ Methoden
- Erhängen (4% in einer Studie)
- Erschießen
- Sturz aus großer Höhe (4% in einer
Studie)
- Ertränken
- Eröffnen der Pulsader (16% in einer
Studie)
- Verkehrsunfall (6% in einer Studie)
“Weiche“ Methoden
- insbesondere Tablettenintoxikation
(64% in einer Studie)
Gründe
Subjektive Beweggründe (nach
Huber)
Psychodynamische Modelle
Biologische Modelle
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Anne Maria Auler
-
-
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Enttäuschung,
Kränkungserlebnis
(drohender) Verlust einer
nahen Bezugsperson
Angst vor einer Erkrankung,
auch vor dem Ausbruch und
der Wiederkehr einer
psychiatrischen Erkrankung
Einbuße an sozialem Prestige
und Angst davor
berufliche Misserfolge
Angst vor Abwertung in der
Meinung der anderen
Angst vor Einsamkeit,
Isolierung, Sinnentleerung
Nichtfertigwerden mit dem
Altern
-
!narzisstische Krise: negative
Wertschätzung der eigenen
Person oder Abwertung/
Kränkung durch andere
Personen
 Borderline Patienten
machen SV nach Frustration
bis hin zum erpresserischen
SV (Aggression gegen andere)
- !Wendung der Aggression
gegen die eigene Person
(besonders bei der Depression,
auch ohne SV)
- !aggressiver Akt gegen
Bezugspersonen
 Aggression spielt bei dem
Suizid eine große Rolle, ohne
Aggression wäre kein Suizid
möglich
-
-
Serotonerge Dysregulation
Mangelnde Impulskontrolle
Erniedrigte HIES-Spiegeln im
Liquor: Erhöhte
Impulshaftigkeit, besonders
aggressives/autoaggressives
Verhalten,
Praediktor für weitere SV
Risikofaktoren
- Frühe SV, Suizidankündigungen
- Sucht, Depression, Schizophrenie, Persönlichkeitsstörungen
- Alleinstehende, Kinderlosigkeit, Bindungsunfähigkeit, Kontaktstörungen
- Höheres Lebensalter, Pubertät, Verlust der familiären Bindungen
- Flüchtlinge, Entwurzelte, Verfolgte
- Chronisch oder unheilbar Kranke
- Frauen: Liebeskonflikte, Männer: Berufskonflikte
- Sinnentleerung, Ordnen der Nachkommenschaft
Prävention und Therapie: Psychiatrische St.
Häufigstes Vorkommen von SV und Suizid
-
depressive Kurzschlussreaktionen: SV sind am häufigsten in akuten Krisensituationen
endogenen Psychosen: vollendete Suizide häufiger in Folge einer Pseudoeinengung,
Neurosen und Persönlichkeitsstörungen: SV
Schizophrenie, schwere Depression: manchmal raptusartige Suizidversuche
Borderlinepatienten: Nutzen SV oder Ankündigung von SV um Aufmerksamkeit zu
kriegen und die Bezugsperson zu erpressen (z.B. beim Verlassenwerden)
Abschätzen der Suizidalität
!!!Folgende klinische Konstrukte sollten Sie kennen
„Erwägung, Ambivalenz und
Entschluss“ (Pöldinger: “suizidale
Entwicklung“)
„Präsuizidales Syndrom“: Ringel
-
Risiko steigt mit der Phase, d.h. der Patient in der
Entschlussphase hat ein hohes Risiko, da er nur noch klären
muss wie, wann und wo er den Selbstmord begeht
I. Zunehemende Einengung: Gedankenfokus nur auf Selbstmord
gerichtet. Je geringer die Bindung (religiös, familiär, finanziell) ist,
desto größer ist die Einengung.
a) Situative Einengung
b) Dynamische Einengung (einseitige Ausrichtung v. Apperzeption,
Assoziationen, Verhaltensmustern und Abwehrmechanismen)
c) Einengung der zwischenmenschlichen Beziehungen
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
d) Einengung der Wertwelt
II Aggressionsstauung und Aggressionsumkehr
Fehlende Aggressionsabfuhr und Wendung der Aggressionen gegen
die eigene Person
„Ruhe vor dem Sturm“
(präsuizidale Pause)
III Suizidphantasien
a) Aktiv intendiert
b) Passiv sich aufdrängend
- sehr gefährlich, da selbst erfahrene Therapeuten getäuscht
werden können
- Oft bei therapieresisten Patienten
- Keine Verbalisierung der Suizidgedanken mehr, aber ruhige,
besonnene Vorbereitung, u.U. Euphorie (‚Stimmungsbesserung‘)
– Patient wirkt scheinbar ‚gebessert‘, entlastet‘
- !!!Sehr verdächtig: Wenn ein Patient, der normalerweise
immer sehr viel klagt und leidet plötzlich sagt, dass es ihm
besser geht und er keine Sorgen mehr hat, dann kann er
schon in der Entschlussphase des Selbstmords sein!
Offenheit
Es ist nicht nur möglich und sinnvoll, die Patienten selbst zu ihrer Suizidalität zu befragen,
sondern dies sollte in jedem Fall DIREKT geschehen. Die Mehrzahl der Patienten gibt auf
Fragen zur Suizidalität ehrliche Antworten. Ein großer Teil der Patienten fühlt sich durch
das klare Ansprechen dieses Themas auch erleichtert.
Fragen
1. Denken Sie daran sich das Leben zu nehmen? Häufig?
!2. Sind diese Gedanken wie ein Zwang?
!3. Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie vorgehen würden?
!4. Haben Sie schon Vorbereitungen getroffen?
!5. Haben Sie schon einmal einen Versuch unternommen?
6. Ist in Ihrer Familie oder im Umkreis so etwas schon passiert?
!7. Sehen Sie die Situation als aussichtslos für sich an?
8. Haben Ihre Kontakte zu Freunden/Verwandten abgenommen?
9. Wohnen Sie allein?
!10. Fühlen Sie sich familiär, beruflich, religiös oder weltanschaulich nicht mehr
eingebunden?
 WICHTIG: Fragen nach der Einbindung des Patienten, denn umso kleiner sie ist, umso
größer ist die Gefahr des Selbstmordes!!! Besonders gefährlich: Keine Einbindung mehr und
bereits schon Vorbereitung getroffen!!!
 WICHTIG: Direktes Ansprechen auf Suizidideen! Man kann den Patienten nicht auf
falsche Ideen bringen, da er sie häufig, wenn er suizidal ist, bereits schon hat!
Therapeutisches Vorgehen
- Behandlung ambulant: wenn Patient konkrete Behandlungsabsprachen zuverlässig
einhalten kann seine familiären und partnerschaftlichen Beziehungen hinreichend
tragfähig sind.
o Bester Schutz gegen Realisieren der Suizidabsicht:
 feste mitmenschliche Beziehungen und Verpflichtungen dem Arzt, den
Angehörigen und anderen Bezugspersonen gegenüber
 multidisziplinäre Organisation der Hilfe
- !!!Behandlung stationär: Bei eindeutiger, nicht beeinflussbarer oder
abschätzbarer Suizidabsicht ist die Einweisung in ein psychiatrisches
Krankenhaus unumgänglich, notfalls auch durch Unterbringungsbeschluss. 
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Anne Maria Auler
Ausarbeitung der VL Psychopathologie
Es ist eine unterlassene Hilfeleistung, wenn man einen suizidalen Patienten
einfach so nach Hause gehen lässt!
o Als psychologischer Psychotherapeut muss man im Falle eines Verdachtes
auf Selbstmord den Hausarzt, sozialpsychiatrischen Dienst, eine
Psychiatrieambulanz oder eine Ambulanz der Nervenklinik informieren
und die Verantwortung an den Patienten an diese Kräfte abgeben. Davor
darf man den Patienten aber nicht alleine lassen!!!
- Sicherung: Vertrauen < Antisuizidversprechen < Überwachung (heutzutage haben
Kliniken neben dem Sicherungsauftrag noch einen therapeutischen Auftrag)
- Jeder Verdacht a. suizidale Tendenzen erfordert Exploration im Sinne d. PP Befundes
- Nicht scheuen, Patienten gezielt auf die Suizidalität anzusprechen.
- Entscheidend: Aufbau einer verläßlichen therapeutischen Beziehung. Verbindung zum
suizidalen Patienten darf nicht abreißen.
- Multidisziplinäre Organisation der Hilfe: Intensivierung + Netzwerkknüpfung, z.B.
durch z.B. Seelsorger, Sozialarbeiter, Erzieher, Kontakt- und Beratungsstellen,
Familienangehörige und Freunde (multidisziplinäre Organisation der Hilfe).
Klinischer Verlauf
- zunächst passiver Rückzug auf sich selbst und Entwicklung eines Gefühls der
Einsamkeit, Sinnlosigkeit und Ausweglosigkeit
- Innere Beschäftigung mit Konfliktfeld, Aufgabe von Auswegen und Hilfen
- dann innere, ohnmächtige Aggressionen (Aggressionsanstieg) mit Vorwürfen gegen
die anderen, Schuldgefühle und Aggressionsumkehr gegen die eigene Person mit
schmerzlicher Resignation und Ankündigungen der Suizidabsicht,
- schließlich Suizidphantasien mit Ausmalen der den anderen aus dem eigenen Suizid
entstehenden Leiden.
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