Die Bedeutung religiöser Orte

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Die Bedeutung religiöser Orte (Lehrerversion)
Stundenaktivitäten
Du wirst:
 feststellen, dass es sich bei Religion nicht nur um Meinungen
zum Glauben handelt, sondern ebenfalls um Phänomene wie
Landschaft, Orte und Bebauungen
 die Bedeutung heiliger Orte der Gegenwart betrachten
 mitbekommen, dass widersprüchliche Meinungen zur
Bedeutung religiöser Orte bestehen
Aufgabe 1
Du wirst dir ein Interview mit Katka Chovancová aus der Slowakei
anschauen. Sie wird dir von einem ihrer Lieblingsorte erzählen: die
Dorfkirche.
Warum ist die Dorfkirche für Katka so besonders?
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Aufgabe 2
Die Kirche ist ein Beispiel dafür, wie Religion durch Kultur und
Lifestyle die Landschaft prägt. Religiöse Strukturen, wie
Gotteshäuser und andere heilige Orte, dominieren viele Städte,
Dörfer und Landschaften.
Suche in deinem eigenen Dorf oder deiner eigenen Stadt nach
Beispielen für religiöse Orte und religiöse Erscheinungen. Zum
Beispiel:
1 Kirchen, Moscheen, Synagogen, Klöster, Kapellen etc.
2 Friedhöfe, Denkmäler etc.
3 „heilige Orte"
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Hans Palings Fontys, Tilburg
Hans Palings, Fontys University of Applied Science Tilburg
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Die Bedeutung religiöser Orte (Lehrerversion)
Für Katka hat die Dorfkirche eine besondere Bedeutung. Laut dem amerikanischen
Geographen Yi Fu Tuan entsteht ein Ort, wenn die Menschen dem Ort eine Bedeutung
geben. Der Begriff „Ort“ bezieht sich auf Gebäude, Städte, Landschaften etc. Einige
Orte haben durch die Gesellschaft eine stärkere Bedeutung, Definition oder einen
Namen erhalten, als andere. Das sind die Orte, die eine starke Bedeutung haben.
Geographen, Soziologen und Stadtplaner untersuchen, warum gewisse Orte für
bestimmte Menschen oder Völker bedeutsam sind. Orte, die eine große Bedeutung
haben, haben eine starke Identität und einen starken Charakter, welche von
Einwohnern und vielen Besuchern gespürt wird.
Die meisten Religionen bezeichnen bestimmte Orte als heilig. Diese Bezeichnung
bestärkt Gläubige oft darin, diese Orte in Wallfahrten zu besuchen und überträgt den
religiösen Autoritäten die Verantwortung sie für unsere nachfolgenden Generationen
zu schützen. Orte mit einer starken religiösen Bedeutung werden als heilige
Orte/Stätten bezeichnet. Wir können drei Merkmale von heiligen Stätten bestimmen:
1)
sie sind heilige Stätten für ihre Anhänger, da diese ihnen eine Bedeutung
geben
2)
sie besitzen oft landschaftlich reizvolle Qualitäten
3)
der Ort könnte für Besucher eine Touristenattraktion darstellen, ein
sehenswerter Ort
Aufgabe 3 (Gruppenarbeit)
Es gibt immer noch viele Gotteshäuser und heilige Stätten auf der Welt.
A
Diskutiere mit deinen Gruppenmitgliedern Beispiele religiöser Orte auf der Welt,
die mit den oben genannten Merkmalen übereinstimmen (1 heiliger Ort für ihre
Anhänger, 2 landschaftlich reizvolle Qualitäten, 3 touristische Attraktion)
Schreibe die Namen dieser Orte auf und gib Argumente für deine Wahl.
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Für diese Aufgabe braucht ihr ein Foto eines heiligen Ortes. Ihr könnt ein Foto
von einer religiösen Stätte oder einem heiligen Orte von irgendwo auf der Welt
wählen oder ihr wählt ein Foto eines Ortes in eurem Dorf, eurer Stadt oder
Umgebung, der als heilig angesehen wird oder für die Menschen von
besonderer Bedeutung ist. Legt dieses Foto in die Mitte der Graphik, die sich
auf dem nächsten Blatt befindet. Euer Lehrer gibt euch eine Kopie der Graphik.
Diskutiert gemeinsam die Fragen und schreibt die Antworten in die Graphik.
C
Tauscht eure Ergebnisse mit den anderen Gruppen aus. Welches Fazit kann
gezogen werden?
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Die Bedeutung religiöser Orte (Lehrerversion)
Aufgabe 4
Der deutsche Soziologe Max Weber sprach von der Entzauberung der Welt. Laut
Weber sind Gott, die Magie und der Mythos durch Logik und Wissen ersetzt worden.
Die Entzauberung ist für ihn ein Ergebnis der Modernisierung der Wissenschaft im 15.
und 16. Jahrhundert. Die Menschen begannen sich beim Suchen der Wahrheit mehr
auf wissenschaftliche Untersuchungen zu verlassen. Das bedeutet, dass die
Menschen sich von dem Gedanken losgelöst haben, dass unsere Umwelt durch
mysteriöse Kräfte, Geister und Dämonen dominiert wird. Dies resultierte in dem
Rückgang des Glaubens an Gott, Mythen und dem Magischen.
A
Beschreibe die unterschiedlichen Ansichten von Tuan und Weber.
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B
Welchen Standpunkt bevorzugst du? Den von Tuan oder Weber? Nenne
Argumente für deine Wahl.
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Aufgabe 5
Schau dir die Aufgaben und Ergebnisse der Aufgabe 1-4 an und beantworte die
Fragen in der Tabelle.
Was ich schon zu diesem
Thema wusste?
Was unbedingt behalten
werden sollte?
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Was ich wissen möchte?
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Evaluationsfragen (für Schüler)
Dieses Arbeitsblatt hat einige Aspekte von religiösen Orten und heiligen Stätten, sowie
die Bedeutung derer für die Menschen untersucht. Was hast du verstanden, das du
vorher noch nicht gewusst hast?
Was hast du an diesem Arbeitsblatt gemocht? Erkläre bitte warum.
Was mochtest du an diesem Arbeitsblatt nicht? Erkläre bitte warum.
Hast du weitere Anmerkungen?
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Lehrerinformationen
Diese Stunde befasst sich mit den realen Aspekten der Religion. Kirchen, heilige Orte,
religiöse Stätten etc. sind für uns sichtbar. Sie wurden oftmals zu einer Zeit erbaut oder
erschaffen, in der sie wichtige Wahrzeichen waren und den Menschen eine religiöse
Erfahrung ermöglichten. In dieser Stunde diskutieren die Schüler, ob diese Orte noch
immer eine besondere Bedeutung für die Menschen haben. Zwei gegensätzliche
Ansichten werden vorgestellt; die des Geographen Yi Fu Tuan und die des Soziologen
Max Weber. Tuan glaubt, dass Menschen gewissen Orten immer noch eine Bedeutung
beimessen. Es ist kein intrinsisches Merkmal des Gebäudes oder Ortes, das ihm die
Bedeutung gibt, sondern ist es abhängig von der Bedeutung, den der Ort für die
Menschen hat. Laut Weber wurden Gott, die Magie und der Mythos durch Logik und
Wissen ersetzt.
Die Aufgabe nimmt ungefähr eine Zeitstunde in Anspruch und ist für Altersgruppen
zwischen 14-16 Jahren erstellt worden.
Die Stunde kann sowohl in Geographie als auch im Religionsunterricht unterrichtet
werden. Da Diskussion eine wichtige Tätigkeit ist, kann diese Aufgabe auch in einer
Englischstunde stattfinden.
Zwei Phasen des Rahmenlehrplans stehen im Mittelpunkt: Zusammenhänge herstellen
(Aufgabe1-3 ) und Verständnis Vertiefung (Aufgabe 4).
Aufgabe 1: Zusammenhänge herstellen
Das Interview mit Katka Chovancová aus der Slowakei wird als Einstieg für die Stunde
genutzt. Die Transkription des Interviews ist den Lehrerinformationen beigefügt.
Die Schüler werden erfahren, dass die Kirche eine spezielle Bedeutung für Katka
einnimmt. Diese Aufgabe sollte es den Schülern verdeutlichen, dass die Bedeutung
von Orten, der Hauptfokus dieses Arbeitsblattes ist.
Katka geht in die Kirche, um über einige Dinge nachzudenken und um an der Messe
teilzunehmen. Sie mag die Kirche. Ihrer Meinung nach ist es eine der schönsten.
Aufgabe 2: Zusammenhänge herstellen
Diese Frage lässt die Studenten über mögliche religiöse und heilige Orte in ihrer
Umgebung nachdenken.
Individuelle Antworten
Aufgabe 3: Zusammenhänge herstellen
A
Individuelle Antworten. Beispielsweise: Lourdes, der Vatikan, Stonehenge,
Mekka etc.
Auf www.sacred-destinations.com1 sind viele Beispiele aufgeführt. Diskutieren
sie mit den Schülern, ob die gewählten Orte Merkmale von heiligen Orten
haben.
B
Individuelle Antworten.
C
Individuelle Antworten. Die wichtigsten Schlussfolgerungen können
aufgeschrieben werden.
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Die Orte auf der Website sind noch lange nicht vollständig.
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Aufgabe 4: Verständnis Vertiefung
A
Es sollte den Schülern einleuchten, dass die Meinungen von Weber und Tuan
gegensätzlich sind. Die Frage ist, ob wir den religiösen Orten und Stätten heute
auch noch eine Bedeutung zukommen lassen oder nicht.
B
Individuelle Antworten
Quellen
 Feier, A (2003) Religionsgemeinschaften in Deutschland in Praxis Geographie
12/2003 pag. 14 – 19. Braunschweig: Westermann Schulbuchverlag GmbH
 Knippenberg, H. (2009) Hoe God emigreerde naar Amerika, Geografische
bespiegelingen over godsdienst in Europa en de Verenigde Staten. Amsterdam,
Vossiuspers UvA
 Muir, R. (2002) The NEW Reading the Landscape, Fieldwork in Landscape History.
Exeter,:University of Exeter Press
 Park, C. (2004) Religion and geography. Chapter 17 in Hinnells, J. (ed) Routledge
Companion to the Study of Religion. London: Routledge
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Transkription des Interviews mit Katka Chovancová, Slowakei
Jetzt befinden wir uns an einem anderen Lieblingsplatz von mir – wir sind in unserer
Dorfkirche. Von Zeit zu Zeit komme ich hier her, um über einige Dinge nachzudenken.
Sehr oft, eigentlich während jeder Messe, ist dieses Pult der Platz, von dem aus ich die
heilige Schrift vorlese. Dies ist meine Art an der Messe teilzunehmen. Ich mag die
Kirche sehr. Meiner Meinung nach ist sie eine der schönsten. Man kann nicht viel mehr
darüber sagen; es ist einfach einer meiner Lieblingsplätze.
Da wir schon fast Weihnachten haben, möchte ich erwähnen, dass die Kirche während
Weihnachten wundervoll dekoriert ist. Genau dort befindet sich dann eine große
Krippe, ein großer Stern, hier liegt das Jesuskind und jedes kleine Kind kommt hier
her, um es sich anzuschauen und ist begeistert, wie schön alles geschmückt ist. Dort
befinden sich auch einige kleine Kühe, Esel, die drei Könige und eigentlich alles das,
was wir aus der Bibel kennen. Dann ist dieser Ort wirklich magisch. Das schönste ist,
wenn während der Mitternachtsmesse an Heiligabend die Lichter ausgeschalten
werden und wir alle zusammen Stille Nacht, Heilige Nacht singen. Das ist wirklich toll.
Da ich gläubig bin, versuche ich immer an der Sonntagsmesse teilzunehmen und die
religiösen Traditionen zu bewahren, also gemäß dem, was uns die Religion vorgibt und
was gepredigt wird, zu handeln. Deswegen verbringe ich jeden Sonntag etwas Zeit in
der Kirche und wenn möglich auch manchmal in der Woche. Ich freue mich in der
Kirche zu sein, da ich dort neue Energie bekomme.
Ich bin christlich-katholisch. Deswegen glaube ich, wie die meisten Leute in dieser
Religion, an Gott und betrachte den Papst als Kirchenoberhaupt.
Meiner Meinung nach gibt die Kirche den Menschen eine Antwort auf den Großteil
ihrer spirituellen Bedürfnisse. Ein Mann hat eine Vielzahl von Fragen und teilweise ist
es schwierig Antworten darauf zu finden. Deshalb ist die Kirche die Institution, die den
Menschen dabei hilft. Ich denke auch, dass sie im sozialen und Familienleben hilft.
Eigentlich ist die Kirche Organisator vieler Dinge, die der Menschheit helfen.
Ich persönlich spreche zu Gott, indem ich morgens, abends oder eigentlich zu jeder
Zeit, wenn mir danach ist bzw. wenn ich denke, dass ich Hilfe brauche oder wenn ich
mit jemand sprechen will, still bete.
Ich bezeichne mich selbst nicht als Religionsverehrer. Ich denke, dass ich bloß ein
gewöhnlicher Gläubiger bin, der seine eigenen Werte hat und denen folgt. Ich nehme
alles nicht ganz so ernst, wie “jetzt muss ich das und dann das machen”, sodass es
geordnet ist. Es kommt auf die Persönlichkeit jedes Einzelnen an, so sehe ich das.
Ich denke nicht, dass es in der Welt nur eine wahre Religion gibt. Jeder hat seine
eigene Meinung, also vielleicht gibt es nur einen Gott. Da jede Religion an einen
eigenen Gott glaubt, gibt es auch einen Gott. Er ist die Basis, jedoch haben alle
Menschen unterschiedliche Auffassungen vom Leben. Da sie in vielen
unterschiedlichen Ländern leben, erzeugt dies ebenfalls die Unterschiede. Ich denke
jedoch nicht, dass es notwendig ist, dass alle Menschen an das Selbe glauben oder
das Selbe tun. Wir sind alle verschieden, also warum versuchen wir gleich zu sein.
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Park, C. (2004) Religion and geography. Chapter 17, pp 19 – 21 in Hinnells, J. (ed)
Routledge Companion to the Study of Religion. London: Routledge
HEILIGER ORT UND HEILIGER RAUM
Eine der bekannteren geographischen Dimensionen religiöser Äußerungen ist der
Begriff des heiligen Ortes. Die meisten Religionen bezeichnen bestimmte Orte als
heilig. Diese Bezeichnung bestärkt Gläubige oft darin, diese Orte in Wallfahrten zu
besuchen und überträgt den religiösen Autoritäten die Verantwortung sie für unsere
nachfolgenden Generationen zu schützen.
Der Großteil der Arbeit zu diesem Thema basiert auf der Basis, die Eliade (1959) in
seinem einflussreichen Buch „Das Heilige und das Profane“ gelegt hat. Er untersucht,
wie gewöhnlicher (profaner) Raum zu einem heiligen Raum verwandelt wird. Des
Weiteren schlägt er vor, dass dieser symbolische Prozess die spirituellen
Charakteristiken reflektiert, die sowohl mit den physischen Merkmalen assoziiert
werden, als auch mit den tieferen, abstrakten Implikationen, die eine bestimmte Stätte
als heilig abgrenzen. Die Benennung eines Ortes als heilig ist eine allgemeine Antwort
zu zwei Sorten von Ereignissen. Einige Ereignisse (die er als hierophanisch betitelt)
erfordern eine direkte Manifestation eines Gottes auf Erden, in anderen
(theophanische) Ereignissen erhält jemand eine Nachricht von Gott und interpretiert
diese für alle anderen.
Der religiöse Ausdruck von heiligen Orten variiert stark zwischen Ort und Zeit und es
gibt reichlich Beweise aus vielen Kulturen, dass der Begriff des heiligen Ortes tief
verwurzelt und langlebig ist. Früher Paganismus hatte seine eigene Definition eines
heiligen Ortes. Dieser kontrollierte, wo die Menschen hingehen, was sie tun und wie
sie es tun.
HEILIGE STÄTTEN
Es gibt keine einfache Antwort auf die Frage, was die Heiligkeit eines Ortes definiert. Yi
Fu Tuan (1978 S.84) argumentiert, dass die wahre Bedeutung von “heilig” über die
stereotypen Bilder von Tempel und Schreinen hinausgeht, da “ausgehend von den
Erfahrungen, heilige Phänomene jene sind, die sich vom Alltäglichen abheben und die
Routine unterbrechen.“ Er setzt den Schwerpunkt auf Qualitäten, wie das
Getrenntsein, die Jenseitigkeit, die Regelmäßigkeit und Ganzheit, wenn er definiert,
was heilig ist. Heilige Orte teilen ebenfalls zwei wichtige Merkmale – sie sind nicht
übertragbar (sie werden wertgeschätzt aufgrund ihrer zugehörigen Heiligkeit) und sie
brauchen nicht bei jeder neuen Generation neu etabliert zu werden (es gibt eine
vererbte Wertschätzung der Heiligkeit der Stätten).
Wie werden heilige Stätten ausgesucht? Dafür gibt es keine einfache Antwort, da
unterschiedliche Religionen ihre heiligen Stätten aufgrund von unterschiedlichen
Kriterien auswählen und die Kriterien, die in einer Religion genutzt werden können,
sich auch im Laufe der Zeit verändern. Die meisten heiligen Stätten sind
fortbestehend, was bedeutet, dass die Wahl einer heiligen Stätte, zu einer beliebigen
Zeit in der Geschichte, auf viele vorherige Entscheidungen beruht. Einige heilige
Stätten werden ausgesucht, da sie mit Menschen verbunden sind, die eine besondere
religiöse Bedeutung oder Glaubwürdigkeit besitzen. Dazu zählen z.B. viele individuelle
Wallfahrtsstätten des Islams und Hinduismus, die bedeutende Orte des Lebens ihrer
Gründer oder Oberhäupter darstellen. Stätten die mit dem Leben von Buddha
verbunden werden wie sein Geburtsort Lumbini in Nepal, Bodh-Gaya in Indien, wo er
aufgeklärt wurde und Sarnath (in der Nähe von Varanasi), wo er das erste mal predigte
- sind sowohl heilige Stätten als auch stark besuchte Stätten. Heilige Stätten werden
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manchmal ausgesucht aufgrund eines Zusammenhangs mit früheren Mythen und
Legenden. Viele Landschaftslegenden berufen sich auf den Teufel, der als Gottes
Vertreter der Vergeltung agiert und viele prähistorische Monumente (Steinkreise und
Steinausrichtungen, einzeln stehende Steine, Überreste von Grabkammern) wurden
dadurch in der Vergangenheit erklärt. Eine der berühmtesten Art von lokalen Legenden
in Europa sind die, die von Gebäuden oder Städten handeln, die vom Meer, See oder
Sumpf überschwemmt wurden, da ihre Einwohner gottlos waren (wie z.B.: Llyn
Syfadon - Llangorse Lake - in Wales).
Viele heilige Stätten sind aufgearbeitete frühere religiöse Stätten. Es gibt viele
Beispiele wie z.B. die christlichen Gotteshäuser in Ägypten, die aus vor-christlichen
Steingräbern entstanden sind, alte ägyptischen Tempel werden nun christlich
verwendet und frühe christliche Kirchen wurden in alten Tempeln Ägyptens und
Zyperns erbaut. Viele frühe britische Kirchen wurden entweder auf oder angrenzend an
prähistorische oder heidnische Monumente errichtet. Die Wiederverwendung von
bereits bestehenden heiligen Stätten förderte stark die frühe Verbreitung des
christlichen Glaubens unter Ungläubigen, aber sicherte auch, dass sie als heilige
Stätten bestehen blieben (wenn auch mit einer anderen religiösen Orientierung)
Die Position von heiligen Stätten in Indien spiegelt größtenteils historische und
topographische Faktoren wieder. Ein topographischer Faktor der von besonderer
Bedeutung im Hinduismus ist, ist die Nähe zum Wasser. Viele heilige Stätten
konzentrieren sich entlang der sieben heiligen Flüsse der Hindus - dem Ganges, dem
Yamuna, dem Saraswati, dem Narmada, dem Indus, dem Cauvery und dem Godavari.
Der Ganges ist Indiens heiligster der heiligen Flüsse. Aus diesem Grund befinden sich
entlang seines Ufers viele heilige Schreine.
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