Überarbeitetes Thesenpapier

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DAS Symposium – Betrachtungsfeld: Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau
Leiter der Arbeitsgruppe: Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Müller
Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)
1
1. Die Auswirkungen des Klimas mit seinen Implikationen auf das Betrachtungsfeld im
Hinblick auf …
A.
Leitbilder und Strategien für Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau
(1)
Leitbilder: Eignung bisheriger Leitbilder zur Stadt- und Regionalentwicklung, z.B. der „kompakten Stadt“ bzw. „Stadt der kurzen Wege“, angesichts des Klimawandels ungewiss, gegebenenfalls aber auch neue Chancen für deren Umsetzung; Entwicklung von integrierenden
Konzepten und Umgang mit entsprechenden Konflikten wird schwieriger, z.B. Stadtverdichtung vs. Erhalt klimaverbessernder Grünflächen; Bedeutung von Grünflächen und blau-grüner
Infrastruktur (Urban Green and Urban Waterways) als Elementen von Leitbildern steigt; Rolle
von Kulturlandschaft; Stadt-Land-Beziehungen
(2)
Strategien: Bedeutung integrierter Strategien nimmt zu; Verbindung von Vermeidungs- und
Anpassungsstrategien wird wichtiger; ebenenübergreifende Verbindung von Ansätzen, z.B.
gebäudespezifischen, nachbarschaftlichen, stadt- und regionalplanerischen Aspekten bei der
Strategieentwicklung wird wichtiger; Neujustierung der Trennungslinie zwischen Gemeinwohl
und Selbstverantwortung notwendig; sowohl direkte als auch indirekte Wirkungen bedeutsam
und zu beachten (Auswirkungen des Klimawandels auf globale wirtschaftliche und soziale
Prozesse und ihre Rückwirkungen auf Städte und Regionen; z.B. Ressourcenknappheit,
Klimamigranten)
B.
Physische Strukturen von Städten und Regionen
(3)
Stadträume, Siedlungsstrukturen, Verkehr, Infrastruktur: u.a. Wärmebelastungen der
städtischen Bevölkerung nehmen zu; Hitze und höhere Luftbelastung mit Auswirkungen auf
Gesundheit und menschliches Wohlbefinden; Zunahme von Schadstoffbelastungen, insbesondere Ozon; Verstärkung der Wärmeinseleffekte (Heat Islands); Relevanz von städtischem
Grün nimmt zu; Energieversorgungsstrukturen als wichtige Rahmenbedingung für Anpassungsoptionen; Veränderung der allgemeinen Rahmenbedingungen in klimarelevanten Bereichen bedeutsam (z.B. Thema Energiewende); Trockenheit als Problem in Stadt und Region;
Grundwasservorkommen verändern sich; Stadt-Land-Beziehungen werden wichtiger; differenzierende Wirkung von Siedlungsstrukturen; Verhältnis von Klimawandel und Mobilität bedeutsam (z.B. Angepasstheit von Pendlergewohnheiten und -distanzen, Verkehrsnetzen, Verkehrssystemen, Kommunikationsstrukturen); Bedeutung kritischer Infrastrukturen; Trink-,
Frisch- und Brauchwasserversorgung teilweise problematisch; Abwasserentsorgung schwieriger; Überlastungen des Kanalnetzes aufgrund von extremen Niederschlagsereignissen; erhöhte Risiken durch Überschwemmungen von Flüssen; Identifikation von vulnerablen Räumen
wichtig
(4)
Biodiversität, Böden und Vegetation: u.a. Veränderung der (urbanen) Biodiversität, schutzwürdiger Lebensräume und Artenzusammensetzung; Gefährdung seltener Arten; Ausbreitung
invasiver Arten; Veränderung natürlicher Bodenprozesse; erhöhte Schadensanfälligkeit der
Vegetation, z.B. Bäume; negative Auswirkungen auf das Wachstum von Straßenbäumen und
andere Vegetationstypen (z.B. Rasenflächen)
(5)
Bauen, Wohnen, Wohnungswirtschaft: u.a. erhöhte Materialbeanspruchung; Aufheizung
von Gebäuden; Spannungsfeld zwischen sommerlicher (passiver) Kühlung und winterlichem
Lichtbedarf (und Wärmedämmung) bei Gebäuden; klimaangepasste Baumaterialien und klimatische Angepasstheit unterschiedlicher Bebauungstypen zunehmend relevant; steigender
Beratungsbedarf der Immobilien-/Wohnungswirtschaft im Hinblick auf klimagerechtes Bauen
bzw. entsprechende Investitionen; Veränderungen im Bereich der Bauwirtschaft (Baumaterialien etc.); Veränderungen rechtlicher Rahmenbedingungen und finanzieller Anreizstrukturen
(z.B. in Bezug auf Dämmung); Problem der hohen Irreversibilität bei der Schaffung physischer
Strukturen; Schäden an historischer Bausubstanz durch höhere Luftfeuchtigkeit; erhöhtes
Schadensrisiko durch Extremwetterereignisse; verändertes Nutzungsverhalten der Bewohner
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Leiter der Arbeitsgruppe: Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Müller
Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR)
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C.
Prozesse der Stadt- und Regionalentwicklung und des Wohnungsbaus
(6)
Soziale Ungleichheit, Vulnerabilität und Resilienz: u.a. ungleiche Betroffenheit und erhöhte
Vulnerabilität sozialer Gruppen (kontextabhängig z.B. Alte, Arme, Ausländer, Kinder, Kranke);
neue Anforderungen an die Resilienz der Bevölkerung
(7)
Partizipationsbereitschaft: u.a. neue Herausforderungen hinsichtlich der Sensibilisierung der
Bevölkerung für Folgen des Klimawandels; erhöhte Anforderungen an die Mitwirkungsbereitschaft von Hauseigentümern beim klimagerechten Stadtumbau (z.B. Umbau der technischen
Infrastruktur, Kosten für Mitigations- bzw. Adaptionsstrategien); steigende Anforderungen hinsichtlich der Kostenverteilung und Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung
(8)
Steuerung, Koordination und Governance: u.a. steigende Nachfrage nach Information und
Orientierung (z.B. Regionalplanung, Stadtplanung, Immobilienwirtschaft, Versicherungswirtschaft); steigende Bedeutung integrierter Planung (Stadt- und Regionalplanung, Raumordnung); veränderter fach-, ebenen- und gebietsübergreifender Koordinationsbedarf zur Klimaanpassung; steigende Bedeutung der regionalen Ebene als Koordinationsebene; veränderte
Anforderungen hinsichtlich einer konsistenten Verankerung der Klimaanpassung in der formellen Planung auf regionaler und städtischer Ebene; neue Anforderungen an die Kommunalpolitik und regionale Entscheidungsträger; Kooperation von Staat, Kommunen, Privaten und Zivilgesellschaft zunehmend bedeutsam
(9)
Bedeutung von entscheidungsrelevanten Informationen und Prognosen: u.a. Folgenabschätzung und Monitoring zunehmend relevant; zusätzliche Anforderungen an Folgenabschätzung und Monitoring angesichts erhöhter Planungsunsicherheit; steigende Bedeutung
von Szenarios zur Einschätzung der zukünftigen Vulnerabilität und Resilienz
2. Stand des Wissens
2a. Auswirkungen des Klimas mit seinen Implikationen
Zu A.
Leitbilder und Strategien für Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau
„Klimagerechter Stadtumbau“ mittlerweile auf der bundespolitischen Agenda und als Handlungsfeld in
der Nationalen Stadtentwicklungspolitik anerkannt; zunehmend deutlich, dass Städte sowohl Verursacher als auch Betroffene des Klimawandels sind; gleichzeitig sind Städte und Regionen Orte mit spezifischen und komplexen Anpassungspotenzialen zur Bewältigung des Klimawandels; Detailuntersuchungen fehlen
Zu B.
Physische Strukturen von Städten und Regionen
Auswirkungen des Klimawandels im Betrachtungsfeld sind teilweise bekannt, z.B. zu hinsichtlich …
… Stadträumen, Siedlungsstrukturen, Verkehr, Infrastruktur: „Wärmeinseleffekte“: längere Sonnenscheindauer, Erhöhung der Durchschnittstemperatur, Hitzeinseln in der Stadt, Belastungen für hitzeempfindliche Nutzungen (Kühlhäuser, temperaturempfindliche Waren) sowie Verstärkung gesundheitlicher Belastungen (insbesondere Personen mit Kreislaufproblemen), daraus folgend besondere Anforderungen an Krankenhäuser, Altenheime u. ä., Veränderungen der Stoffkreisläufe; Trockenheit:
geringerer Niederschlag im Sommer, weniger Schneefall und somit weniger Feuchtigkeitsspeicherung
im Winter mit der Folge, dass sich die Grundwasserspeicher nicht mehr ausreichend erneuern könnten, Zunahme von Aerosolen und Stäuben in der Luft; Veränderung von Grundwasservorkommen:
Absenkung des Grundwasserspiegels durch Trockenheit; Probleme bei der Trink-, Frisch- und
Brauchwasserversorgung (erhöhter Verbrauch, geringere Vorkommen im Grundwasser, verminderte
Grundwasserneubildung), Probleme der Abwasserentsorgung: Verringerung des Wasserverbrauchs
führt zu geringerer Abwassermenge und somit Problemen der Auslastung von Abwasserleitungen
(Querschnitte, notwendige Spülungen); erhöhtes Schadensrisiko durch Extremwetterereignisse, z.B.
Windschäden, Starkregen, Hochwasser, Frostperioden
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… Biodiversität, Böden, Vegetation: Veränderungen der (urbanen) Biodiversität: veränderte jahreszeitlichen Temperaturverläufe führen zu Veränderungen der Vegetationszeit (frühere Blüte, längere Belaubung), der Brutzeit, des Wanderverhaltens sowie zur Zunahme von Neophyten und Neozooen
ebenso wie Anpassungsreaktion der endemischen Flora und Fauna; erhöhte Schadensanfälligkeit der
Vegetation (z.B. Bäume): Schwächung der Bäume durch Trockenheit, Beschädigung der Bäume
durch Extremwetterereignisse (Sturm, Starkregen, Hochwasser)
… Bauen, Wohnen, Wohnungswirtschaft: Aufheizung von Gebäuden: Sonneneinstrahlung durch große Fensterflächen, konstruktiv bedingte mangelnde „Kältedämmung“ (Konstruktion und Materialität
der Außenhaut, große Öffnungen, große Oberflächen); erhöhte Materialbeanspruchung: größere
Temperaturschwankungen beanspruchen Material (Dehnung, Schrumpfung, Durchfeuchtung, Frost
der Oberflächen), Schädigung durch Sonnenlicht (Ausbleichen, Versprödung), Beanspruchung der
Konstruktionen durch erhöhte Windlasten (höhere Spitzenbelastung bei Sturm) und Regen; verändertes Nutzungsverhalten der Bewohner: „Hitzeflüchtlinge“ in den suburbanen Raum oder angrenzende
ländliche Regionen; Verlagerung der Freizeitaktivitäten in Grünflächen (Zunahme der Nutzungsintensität bei gleichzeitig zunehmender Sensitivität gegen Nutzung), Nachfrage nach klimatisierten Gebäuden; mehr Leben im öffentlichen Raum (Belebung des Stadtbildes, Zunahme der Lärmbelästigung in
den Abendstunden durch veränderten Tagesrhythmus; Leben allerdings zyklisch verändert, Tagesverlauf)
Zu C.
Prozesse der Stadt- und Regionalentwicklung und des Wohnungsbaus
Aktuelle Untersuchungen zielen v. a. auf die primäre Wirkungen des Klimawandels (auf Umweltfunktionen) und teilweise auf sekundäre Wirkungen (auf die von Umweltfunktionen abhängigen
Raumnutzungen); Einzeluntersuchungen existieren zu Bewältigungsstrategien sozialer Gruppen im
Zuge von Extremereignissen und ihren Folgen (soziale Vulnerabilität und Resilienz); Untersuchungsansätze für gesamträumliche Zusammenhänge fehlen weitgehend; Aussagen zu künftigen Veränderungen mit erheblichen Unsicherheiten verbunden (Szenarien bedeutsam)
2b. Anpassungsbedarf
Zu A. Leitbilder und Strategien für Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau
In den letzten Jahren vor allem Fragen der Mitigation diskutiert; Fragen der Anpassung erst seit kurzem Gegenstand von Untersuchungen; insofern kaum Erfahrungen mit Leitbildern und Anpassungsstrategien im Bereich Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau
Zu B. Physische Strukturen von Städten und Regionen
Wissen über den Anpassungsbedarf vorhanden, so z.B. hinsichtlich …
… … Stadträumen, Siedlungsstrukturen, Verkehr, Infrastruktur: „Wärmeinseleffekte“: Verbesserung
des Lokal- bzw. Bioklimas durch Grünflächen / Bäume; Anlage von Durchlüftungsschneisen zur
Frisch- und Kaltluftzufuhr; bauliche Verschattung, enge Gebäudestellung, Anpassung der Stadtstruktur zur Realsierung von „Temperaturdämpfungseffekten“; Trockenheit: wassersparende Technologien
(z.B. Haushaltsgeräte, Industrieanlagen), Einsatz trockenheitsresistenter Stadtpflanzen; Veränderung
Grundwasservorkommen mit Problemen bei der Trink-, Frisch- und Brauchversorgung: Verminderung
von Wasserentnahme, wassersparende Technologien, Mehrfachnutzung von Wasser, Anpassung der
Abwasserentsorgung; erhöhtes Schadensrisiko durch Extremwetterereignisse: Anpassung durch Planung und Bauweise
… Biodiversität, Böden, Vegetation: Veränderungen der (urbanen) Biodiversität: Monitoring der Veränderung der Standortverhältnisse und der Floren- und Faunenentwicklung u. a. zur Früherkennung
von problematischen Veränderungen; vegetationstechnischer „Umbau“ der städtischen Grün- und
Freiflächen, Entwicklung und Einsatz vegetationstechnischer Maßnahmen (Erhalt der Grünflächen
und des städtischen Baumbestandes); erhöhte Schadensanfälligkeit der Vegetation: Einsatz robuster
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Baumarten, vegetationstechnische Veränderung bei anspruchsvoll gestalteten Pflanzenbereichen,
Verwendung angepassten Pflanzenmaterials, Einbringen weniger hitzeempfindlicher Vegetation
… Bauen, Wohnen, Wohnungswirtschaft: Aufheizung von Gebäuden: veränderte Gestaltung (massive
Bauweise, kompakte Kubaturen, neue technologische Lösungen), Verwendung wenig hitzereflektierender Materialien; erhöhte Materialbeanspruchung in Baukonstruktion: Einsatz robuster Materialien,
veränderte Konstruktionen, Auswirkungen auf die Bauwirtschaft, Umstellungsprozesse, neue Chancen; verändertes Nutzungsverhalten der Bewohner: größeres Angebot an verschatteten Freiflächen,
veränderte Orientierung (Norden, Osten) von Freisitzen, Gebäudeöffnungen, Kühlung direktes Wohnumfeld durch Pflanzen und bauliche Maßnahmen,
Zu C. Prozesse der Stadt- und Regionalentwicklung und des Wohnungsbaus
Anpassung auf der gesamträumlichen Ebene erfordert systemische Lösungen; solche Lösungen können nur fachübergreifend entstehen; Wirkungsfolgenabschätzungen; analog zu szenariobasierten
Klimaprojektionen erweiterte (und unterschiedliche Stakeholder-Gruppen einbeziehende) Ansätze
zum Umgang mit Unsicherheiten erforderlich; in Praxis herrscht bisher Reduktion alternativer Projektionen und Modellrechnungen auf singuläre Annahmen vor, wodurch weder Robustheit noch Flexibilität
von Handlungsalternativen berücksichtigt werden kann; planerische Steuerung von Klimafolgen kann
von einzelnen Akteuren nicht geleistet werden; Kooperation erforderlich; existierendes Planungssystem sieht zwar vertikale und horizontale Abstimmungen vor, zu erwartende Änderungen in Verbindung
mit dem gesellschaftlichen Wandel stellen jedoch besondere Anforderungen an eine breite Interpretation der Verantwortlichkeit einzelner Akteure zur Erreichung nachhaltiger, wettbewerbsfördernder und
adaptiver Lösungen; Fragen der Klimaanpassung sind bei Instrumenten der Umwelt- und Raumentwicklung nur ansatzweise berücksichtigt
3. Forschungsbedarf
3a. Auswirkungen des Klimas mit seinen Implikationen
Offene Forschungsfragen umfassen weniger technische Einzellösungen als prozessuale und institutionelle (z.B. rechtliche, finanzielle und planerische) Rahmenbedingungen, Fragen nach integrierten
Ansätzen, Konzepten und Instrumenten, nach sozialer Verträglichkeit, Kommunikationsstrategien
sowie (komplexer) Steuerung des klimagerechten „Umbaus".
Zu A. Leitbilder und Strategien für Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau
Wie ist ein Downscaling von Klimaszenarien auf die regionale und städtische Ebene zu erreichen (z.B.
hierarchisch-gestufte Konzepte für die Verwendung von ganzheitlichen Szenarien, die von überregionalen Projektionen bis auf die Ebene von kommunalen Plänen reichen)? Wie werden Städte und Regionen und ihrer Ökosysteme durch den Klimawandel verändert? Lässt sich dies nachweisen bzw.
messen? Was ist daraus abzuleiten? Wo besteht besonderer Handlungsbedarf? Welche Wechselwirkungen zwischen unterschiedlichen (auch ressortbezogenen) Strategien gibt es? Wie können diese
durch Szenarien dargestellt und in Szenarien berücksichtigt werden? Welche Leitbilder müssen für die
klimagerechte Stadt(-Region) der Zukunft müssen entwickelt werden? Ist die „kompakte Stadt“ nach
wie vor die beste Lösung? Sind die aktuellen (Stadt-)Umbaukonzepte und Regionalen Entwicklungskonzepte geeignet, Fragen des klimagerechten Umbaus zu integrieren? Welche Veränderungen sind
notwendig? Hat dies Konsequenzen für die Gültigkeit bestehender räumlicher Leitbilder und Bewertungsmaßstäbe in der räumlichen Planung? Welche Veränderung an vorhandenen Regelwerken (z.B.
Normen) und welche neuen Regelwerke sind erforderlich? Gibt es Synergien und Konflikte zwischen
Klimastrategien und anderen Strategien, z.B. zur Nachhaltigkeit von Städten? Wie können systematische Lösungen für Problemfelder wie z.B. Wasserverfügbarkeit, thermische und luftchemische Belastung urbaner Zentren, Änderung der Artenvielfalt und des Landschaftscharakters mit Effekten für Naturschutz und Tourismus, Folgen klimabedingter Änderungen von Raumnutzungen (z.B. Landwirtschaft, Wintersport) entwickelt werden?
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Zu B. Physische Strukturen von Städten und Regionen
Welche Rolle spielen städtische Wärmeinseln? Welche raumzeitlichen Wärme-Differenzierungen sind
am Tage und welche in der Nacht für die menschliche Gesundheit relevant? Wie lassen sich städtische Hitzeinseln in kleinteiligen Klimamodellen abbilden (Klima-Downscaling)? Welche Methoden zur
Modellierung/Simulation von Überwärmungseffekten, Ableitung von Zusammenhängen zwischen städtebaulicher Strukturmustern und Erwärmungsverhalten als Grundlage für die Abschätzung der Relevanz stadtplanerischer Entwicklungen sind erforderlich? Welche Rolle spielen globale Veränderungen
der Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Städten und Regionen (z.B. Knappheiten auf den
Märkten, Klimawandel in anderen Weltregionen)? Welche Rolle kommt der blau-grünen Infrastruktur
zu? Welche Rolle spielen dezentrale Versorgungskonzepte (z.B. Energie) und deren Entwicklung?
Welche Folgen hat der Klimawandel auf die Qualität von Oberflächengewässern? Welche Vulnerabilitäten hinsichtlich eines erhöhten Schadensrisikos durch Extremwetterereignisse gibt es? Welche hitze-, staub- und gasresistente Baumarten sind geeignet? Wie wird sich zukünftig der sommerliche
Kühlungsbedarf entwickeln und wie kann einer Zunahme durch Gebäudedesign entgegengewirkt werden? Mit welchen Methoden kann die Aufheizung der Gebäude modelliert werden? Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen Baumaterialien und Stadtklima? Welche Veränderungen kommen auf
die Bauwirtschaft zu? Wie verändert sich das Nutzungsverhalten der Bewohner und wie lässt es sich
prognostizieren (Analyse und Prognose von Verhaltensweisen wie Freizeitverhalten, Gesundheitsvorsorge, Analyse tageszeitlicher Veränderungen der Aktivitäten)? Welche Veränderungen kommen auf
die Wohnungswirtschaft zu? Wie können Wechselwirkungen (z.B. zwischen Wohnen und Energie
oder Stadtentwicklung und Wirtschaft) besser berücksichtigt werden?
Zu C. Prozesse der Stadt- und Regionalentwicklung und des Wohnungsbaus
Wie kann die zukünftige Vulnerabilität sozialer Gruppen eingeschätzt werden? Welche Gruppen sind
besonders von unterschiedlichen Folgen des Klimawandels betroffen? Welche Differenzierungen sind
vorzunehmen? Welche weiteren Bewertungsverfahren und -kriterien sind zu entwickeln, z.B. um soziale Folgen von Klimastrategien zu beurteilen? Wie können Betroffene und Entscheidungsträger mobilisiert und zum Handeln motiviert werden? Welche Rolle könnten dabei Partizipationsprozesse und auf
spezifische Gruppen (z. B. Kinder/Jugendliche als Mediatoren) ausgerichtete Umweltbildungsmaßnahmen spielen? Welche Steuerungsaufgaben sollten auf welchen Planungsebenen wahrgenommen
werden? Wie kann ein langfristiger, klimagerechter Stadtumbau unter finanziellen Restriktionen und
den Unsicherheiten von Szenarien der wirtschaftlichen, demographischen und klimatischen Entwicklung erfolgreich gestaltet werden? Welche ganzheitlichen wirkungsanalytischen Untersuchungsansätze sollten zur Abschätzung der gesamträumlichen Klimafolgen (Multi-Risiko-Ansatz) für Städte, Regionen, Landschaften als Grundlage der Umwelt- und Raumentwicklung konzipiert und erprobt werden?
3b. Anpassungsbedarf
Zu A. Leitbilder und Strategien für Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau
Wie kann ein integrierter Ansatz des klimagerechten Stadtumbaus aussehen, der sowohl Vermeidungs- als auch Anpassungsstrategien berücksichtigt? Wie lassen sich Mitigations- mit Adaptionsstrategien verknüpfen, wie kommt man zu komplexen Lösungen, die sowohl der Vermeidung als auch der
Anpassung dienlich sind? Wo sind die Synergien zwischen Mitigations- und Adaptionsstrategien und
wo liegen Zielkonflikte? Welche Rolle spielt der Klimawandel im Verhältnis zu anderen Faktoren (z.B.
demographischer Wandel und wirtschaftlicher Strukturwandel) bei der Stadt- und Regionalentwicklung? Gibt es win-win Strategien zwischen Vermeidung und Anpassung? Wie groß ist das Potenzial,
Städte an den Klimawandel durch die physische Struktur (Bebauung, Grünstruktur) anzupassen? Wie
variieren die Potenziale in unterschiedlichen Regionen, Stadttypen und Stadtstrukturtypen? Welche
Anpassungsstrategien müssen für welche Raumskalen entwickelt werden und wie können sowohl
gebäudespezifische als auch stadt- und regionalplanerische Aspekte berücksichtigt werden?
Zu B. Physische Strukturen von Städten und Regionen
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Wie können Fragen der Irreversibilität von Handlungs- und Entscheidungsfolgen besser berücksichtigt
werden (z.B. Investitionen in den Gebäudebestand oder die Infrastrukturentwicklung)? Welche verbrauchsoptimierten, wassersparenden Technologien sind zu entwickeln? Wie sehen Ver- und Entsorgungssysteme aus, die an den Klimawandel angepasst sind? Wie sehen klimaangepasste Grünstrukturen aus? Wie klimatisch angepasst sind unterschiedliche Bebauungstypen? Welche Chancen ergeben sich für Wohnungs- und Bauwirtschaft? Welche Verfahren und Technologien zur energiesparenden, natürlichen Kühlung bieten sich an? Wie können Gebäudebestand und insbesondere auch historische denkmalgeschützte Gebäude nachgerüstet werden? Welche Methoden zum Schutz historischer Materialien sind zu entwickeln? Wie kann die Baugesetzgebung reagieren? Welche Regelwerke
/ Normen bedürfen einer Anpassung? Welche Kosten verursacht die Klimaanpassung im Baubereich?
Welche weiteren Kosten sind u.a. auch durch ein verändertes Nutzerverhalten der Bewohner (z.B.
Maßnahmen der Anpassung der Gestaltung öffentlicher Räume durch Umrüstung/Nachrüstung (Pergolen etc.) oder für Umzüge der „Hitzeflüchtlinge“ und deren Folgekosten) zu berücksichtigen? Wie
kann die Notwendigkeit sommerlicher (passiver) Kühlung und winterlichen Lichtbedarfs (und von
Wärmedämmung) architektonisch gelöst werden? Welche Bedeutung können passive Kühlung und
begrünte Dächer in der klimagerechten Stadt gewinnen? Wie muss das bestehende Hitzewarnsystem
verbessert werden, damit auch Einzelpersonen erreicht werden?
Zu C. Prozesse der Stadt- und Regionalentwicklung und des Wohnungsbaus
Von wem werden die Veränderungen in der Stadt- und Regionalentwicklung im Hinblick auf den Klimawandel aus? Welche Interaktionsprozesse spielen sich ab? Wie lassen sich Einzelmaßnahmen zu
integrierenden Ansätzen zusammenbinden? Welche Akteursgruppen (Staat, Kommunen, Wirtschaft,
Zivilgesellschaft, Individuen) spielen dabei eine Rolle? Wie können Raum- und Stadtplanung ihre Integrationspotenziale besser zur Geltung bringen? Welche Planungsinstrumente und Programme mit
Blick auf soziale Ungleichheit, Vulnerabilität und Resilienz sind vorhanden bzw. zu entwickeln? Welche Formen eines gesellschaftlichen Vorteils- und Lastenausgleichs sind notwendig? Welche Kosten
und Nutzen sind mit der Umsetzung von Konzepten und Maßnahmen verbunden? Wer soll die Kosten
tragen? Wie sollten Förderinstrumente auf den einzelnen Ebenen (EU, nationale Ebene, Länder) aussehen? Wie können wirtschaftliche und soziale Rahmenbedingungen (z.B. wirtschaftlicher Strukturwandel und demographischer Wandel) und die mit ihnen verbundenen Vulnerabilitäten bei der Erarbeitung von Anpassungsstrategien für den Klimawandel wirksam integriert werden? Wie können wirtschaftliche Entwicklungen für die Erhöhung von Anpassungspotenzialen (z.B. Technologieentwicklung) genutzt werden? Welche Akteure sind wann und wie in die Entwicklung und Umsetzung von
Anpassungsstrategien einzubeziehen? Wie kann die Wirtschaft aktiv eingebunden werden? Welche
planerischen Möglichkeiten bestehen zur Erhöhung der Anpassungsfähigkeit von Städten und Regionen an den Klimawandel? Wie können vorhandener planerische Instrumente für den Stadtumbau (u.a.
integrierte Stadtentwicklungskonzepte) genutzt werden? Wie soll die Arbeitsteilung zwischen den Institutionen der räumlichen Gesamtplanung (Raumordnung, Regional-, Bauleitplanung) und der raumbezogenen Fachplanung aussehen (z.B. Landschaftsplanung, Umweltfolgenprüfungen, wasserwirtschaftliche Bewirtschaftungsplanung)? Welche Anpassungsoptionen sind zu entwickeln (reaktiv oder
präventiv)? Wie wirkt sich dies auf das Planungssystem (integrierende Planung, Fachplanungen,
Ebenen Europa, Bund, Länder, Regionen, Gemeinden) aus? Welche Planungsinstrumente sollten wie
(weiter-)entwickelt werden (Stichwort „Anpassungsplanung“)? Sind Veränderungen der Zuständigkeitsbereiche der Stadt-und Regionalplanung als integrierenden Planungen zu erwarten oder sollten
sie angestrebt werden? Inwieweit kann die kommunale Ebene die Anpassung an den Klimawandel
bewältigen und inwieweit kommen auf Regionen neue Funktionen (z.B. Vernetzung, Vorsorge-, Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen bzgl. der Veränderung der Grundwasservorkommen) zu? Inwieweit
sind politische Steuerungsansätze erforderlich, die den klimagerechten Stadt- und Regionsumbau als
Querschnittsaufgabe angehen? Ist ein Paradigmenwechsel in der Planung notwendig? Inwiefern können die neueren Instrumente kooperativer und integrierter Steuerung bei der Anpassung an den Klimawandel hilfreich sein? Welche Rolle kommt „good practice examples“ bei der Stadt- und Regionalentwicklung zu? Wie können „Adaptions-Netzwerke“ entstehen, in denen Städte und Regionen voneinander lernen? Wie können Monitoring und Folgenabschätzungen verbessert werden, dass sie wirksam dazu beitragen, dass die Bereitschaft von Politik und Verwaltung zum Handeln unter Bedingungen von Unsicherheit (z.B. Aufgreifen von Anpassungsoptionen) steigt?
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4. Prioritäten
Vorbemerkung: Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau als strategischer und integrierender Schwerpunkt der DAS und als durchgängige Betrachtungsebene für alle anderen Betrachtungsfelder
Das Betrachtungsfeld Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau ist äußerst komplex und vielschichtig, da in ihm nicht nur gesamtgesellschaftliche Entwicklungen und globale wie lokale Rahmenbedingungen zum Tragen kommen, sondern auch die Mehrzahl der anderen im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) behandelten Betrachtungsfelder in ihrer räumlichen Inzidenz und Differenzierung eine Rolle spielt.
Insofern hat dieses Betrachtungsfeld auch eine ganz entscheidende Bedeutung für die Entwicklung
von integrativen Anpassungsstrategien. Integration ist dabei in dreierlei Hinsicht zu verstehen: (a)
Vertikale Integration meint eine Integration über alle Handlungs- und Entscheidungsebenen hinweg
(z.B. Europa, Bund, Land, Region, Kommune, Quartier). (b) Horizontale Integration bezieht sich auf
die Integration von Fachdisziplinen und -planungen. (c) Eine dritte Dimension der Integration wird
durch das Zusammenspiel von Akteuren der öffentlichen Hand (Staat, Kommunen), Privatwirtschaft
und Zivilgesellschaft (Gruppen, Individuen) gebildet. Raumentwicklung auf regionaler und lokaler
Ebene betrifft jeden Einzelnen als Mitglied lokaler und regionaler Verantwortungsgemeinschaften unmittelbar.
Das Forschungsfeld Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau sollte daher einerseits einen (herausgehobenen) strategischen integrativen Schwerpunkt der DAS an sich darstellen, gelingt es
doch mit diesem Forschungsfeld, unmittelbar bis auf die kleinteilige Ebene einer Kommune oder eines
Quartiers Wirkung zu erzielen. Andererseits ist räumliche Differenzierung auch in allen anderen
Betrachtungsfeldern unabdingbar. Insofern sollte das Betrachtungsfeld Raumentwicklung, Städte- und
Wohnungsbau durchgängig in allen anderen Betrachtungsfeldern Berücksichtigung finden.
Aus Sicht der Arbeitsgruppe werden vor diesem Hintergrund die folgenden Empfehlungen hinsichtlich der Prioritätensetzung im Betrachtungsfeld Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau gegeben:
(1) Roadmap für das Forschungsfeld Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau erarbeiten
Die Komplexität des Handlungsfeldes legt es nahe, die Erarbeitung einer Roadmap zum Thema
Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau zu erarbeiten. Diese ist deshalb von besonderer Bedeutung, weil die Vielzahl der oben aufgeworfenen Fragen einer intensiveren Analyse und Diskussion
bedarf. Bei der Erarbeitung der Roadmap sollten die folgenden drei Bereiche (siehe oben) Berücksichtigung finden:
(a) Szenarien, Leitbilder und Strategien für Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau: Zukunftsprojektionen und –perspektiven für die Stadt- und Regionalentwicklung, Ableitung bzw. Überprüfung von Leitbildern, Entwicklung von angepassten Strategien der Stadt- und Regionalentwicklung,
(b) Physische Strukturen von Städten und Regionen: Stadträume, Siedlungsstrukturen, Verkehr,
Infrastruktur; Biodiversität, Böden und Vegetation; Bauen, Wohnen, Wohnungswirtschaft,
(c) Prozesse der Stadt- und Regionalentwicklung und des Wohnungsbaus: Soziale Ungleichheit,
Vulnerabilität und Resilienz; Partizipationsbereitschaft; Steuerung, Koordination und Governance;
Bedeutung von entscheidungsrelevanten Informationen und Prognosen.
Dabei sollte es konkret darum gehen, die Rolle der einzelnen Faktoren einzuschätzen, Wirkungsketten und Interdependenzen zwischen den einzelnen Bereichen aufzuzeigen, Dringlichkeiten von Handlungs- und Forschungsbedarf einzuschätzen und zu beurteilen, wo die Gefahr irreversibler Fehlentscheidungen und -allokationen besonders groß ist, wenn der Stand des Wissens nicht (erheblich)
erweitert wird. Die Roadmap sollte unter breiter Beteiligung von Wissenschaft und Praxis (Politik,
Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft) erarbeitet werden. Ein intensiver Dialog mit Handlungs- und
Entscheidungsträgern auf der lokalen Ebene ist unabdingbar.
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(2) Planungssystem: Leitbilder, Planungsinstrumente und Regelwerke auf den Prüfstand stellen und Lösungsansätze entwickeln
In dem Handlungsfeld Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau spielen Leitbilder, Strategien,
(Planungs-)Instrumente und Regelwerke (z.B. technische Normen) eine große Rolle, findet doch
über sie der größte Teil an Steuerungsleistungen auf regionaler und kommunaler Ebene statt. Es kann
bereits heute gesagt werden, dass das zur Verfügung stehende formale und informelle Planungsinstrumentarium (z.B. formale Pläne und Prüfverfahren; informelle Konzepte und Formen der Zusammenarbeit) nicht ausreicht, um auf den Klimawandel im Sinne einer Anpassung angemessen zu
reagieren.
Einerseits sollte herausgefiltert werden, inwieweit Leitbilder, Strategien, Planungsinstrumente und
Regelwerke den zukünftigen Herausforderungen der Anpassung an den Klimawandel gerecht werden
können (z.B. hinsichtlich Flexibilität oder Integrationsfähigkeit neuer Erkenntnisse) und wo sie Defizite
– insbesondere hinsichtlich ihrer Integrationsfähigkeit – aufweisen. Andererseits sollte es darum gehen, zu fragen, welche neuen Planungsinstrumente erforderlich werden bzw. wie die bestehenden
formalen und informellen Planungsinstrumente so weiterentwickelt werden können, dass sie den instrumentellen Anforderungen einer Anpassung an den Klimawandel gerecht werden, gleichzeitig aber
auch gesellschaftliche Akzeptanz finden.
Bei Initiativen in diese Richtung empfiehlt es sich, die relevanten Ressorts, z.B. das BMVBS (für
Raumordnung und Stadtentwicklung) oder das BMVEL (für ländliche Räume), mit „ins Boot“ zu holen.
(3) „Gute Beispiele“ für den klimagerechten Umbau von Siedlungen und Siedlungsstrukturen
entwickeln und deren Erfolgsfaktoren analysieren
Anpassung an den Klimawandel kann im Betrachtungsfeld Raumentwicklung, Städte- und Wohnungsbau nicht losgelöst von der Praxis, d.h. Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, erfolgen. Zudem ist nicht damit zu rechnen, dass es einen „Königsweg“ der Klimaanpassung auf regionaler
und/oder lokaler Ebene geben wird.
Insofern sind „Experimente“ auf lokaler und regionaler Ebene unabdingbar. Diese dürfen allerdings nicht losgelöst voreinander umgesetzt werden, sondern sollten in einen vergleichenden Analyseprozess eingebunden werden. Dabei sollte es darum gehen, Erfolgsfaktoren der Anpassung (z.B.
Rahmenbedingungen, innovative inhaltliche Lösungen, handelnde Akteure bzw. Akteurskonstellationen, institutionelle Faktoren, Instrumente) zu eruieren und auf ihre allgemeine Übertragbarkeit hin zu
überprüfen.
Auf dieser Grundlage könnten Ansätze für ein bundesweites Benchmarking der kommunalen und
regionalen Klimaanpassung entwickelt werden. Dabei wäre u.a. zu prüfen, welche Informationsgrundlagen notwendig sind, wie diese bereitgestellt werden können, wie sich Handlungs- und Entscheidungsträger verhalten, welche Faktoren eine schnelle Umsetzung von Erkenntnissen und Konzepten begünstigen etc.
(4) Soziale, kulturelle und ökonomische Rahmenbedingungen für die Anpassung an den Klimawandel auf regionaler und lokaler Ebene identifizieren
Anpassungsbereitschaft und tatsächliche Anpassung an den Klimawandel sind von vielfältigen sozialen, kulturellen und ökonomischen Faktoren abhängig, die kleinräumig sehr unterschiedlich ausgeprägt sein können. Hier gilt es, günstige Rahmenbedingungen auf lokaler und regionaler Ebene
zu identifizieren und im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit zu überprüfen. Die hieraus erwachsenden
Erkenntnisse könnten für eine Vielzahl weiterer Aktivitäten, so zum Beispiel für Bildungsprogramme,
Informationskampagnen etc., genutzt werden.
5. Bezug zu anderen Betrachtungsfeldern
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Alle anderen Betrachtungsfelder sind im Hinblick auf ihre räumlichen Zusammenhänge (Region, Stadt,
Nachbarschaft, Bauen und Wohnen) wichtig. Insofern besteht mit allen Betrachtungsfeldern Abstimmungsbedarf. Besonders enge Beziehungen bestehen zu Verkehr und Kommunikation; Energie; Basisdienstleistungen der Natur; natürlicher Wasserhaushalt; Schutz vor Extremereignissen; Klimawandel und Gesundheit; Klimawandel, Tourismus, Naturerleben; Naturschutz und biologische Vielfalt. Das
Querschnittsthema Extremereignisse-Gesundheit-Raumentwicklung bündelt und fokussiert zugleich
zentrale Fragestellungen.
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