Glaube und Aberglaube gehen Hand in Hand

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Nr. 118 - Donnerstag, 28. April 2011
Reportage
"Glaube und Aberglaube gehen Hand in Hand" – Ausstellung
"Zauberwahn und Wunderglauben" in Einsiedeln
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Schweiz
Pfäffikon SZ
Bauprojekt Ufnau: Verwaltungsgericht gibt dem Kloster
Einsiedeln weitgehend recht
4
Zürich
Paulus-Akademie kann Neubau-Pläne weiter verfolgen
5
Basel
Nach Konflikten verlässt der Direktor "Mission 21"
5
Bern
"Unangenehm, aber wahr" – Streitgespräch von Gottfried
Locher und Christoph Mörgeli über Kirche und Politik
6
Wabern BE
Auch der Kirchendirektor wusste nichts über Vorgeschichte
7
Bern
"Haus der Religionen" soll keine städtische Subvention erhalten
8
Zürich
Präsident des Kirchenbunds trifft Abt des Klosters Mor Gabriel
9
Ausland
Deutschland
Gemmingen: Rasche Seligsprechung entspricht
Mediengesellschaft
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Deutschland
Neuer Erzbischof von Berlin schon in wenigen Wochen
11
USA
Scientology erwirbt hochmodernes Studiogelände in Hollywood
11
Bolivien
Fides-Chefredaktor mutmasslich ermordet
12
Slowakei
Appell zur Angabe des Religionsbekenntnisses
12
Österreich
Heiligenkreuzer Abt: Ordensleute müssen missionarisch sein
13
Vatikan
"Rom ist sicher" – Zur Seligsprechung am 1. Mai gelten scharfe
Zitat
Sicherheitsmassnahmen
14
Königliche Inspiration
15
Weshalb so eilig?
15
Redaktion dieser Ausgabe: Josef Bossart, Petra Mühlhäuser
Administration
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Donnerstag, 28. April 2011
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Schweiz
Einsiedeln: Ausstellung "Zauberwahn und Wunderglauben" im Museum Fram
"Glaube und Aberglaube gehen Hand in Hand"
Von Andrea Moresino / Kipa
Einsiedeln SZ, 28.4.11 (Kipa) Gibt es heute noch Wunder? Gäbe es sie nicht mehr,
würde auch die Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai nicht
stattfinden. Ein Wunder, welches ihm zugeschrieben werden kann, ist Voraussetzung
dafür. Rund 2.000 Wunder wurden in den letzten dreihundert Jahren in Einsiedeln
registriert. Half das Gebet vor der Gottesmutter, das Amulett oder das eingenähte
Stoffsäckchen unterm Rock? Das Museum Fram zeigt die fliessenden Grenzen
zwischen Glaube und Aberglaube, Wunder und Magie in seiner neuesten Ausstellung.
"Der Glaube und der Aberglaube gehen Hand in Hand", sagt die Direktorin Detta Kälin an der
Medienorientierung für die neue Ausstellung. Sogar in Einsiedeln, dem wohl bekanntesten
Wallfahrtsort in der Schweiz. Bis ins 20. Jahrhundert gehörten Religion und Magie in den
Alltag der Dorfbewohner.
Schabmadonna
Das Kloster selbst stellte zwischen dem 17. und dem 18. Jahrhundert so genannte
Schabmadonnen her. Dies waren Tonfiguren, der Gottesmutter oder dem Heiligen Meinrad
nachempfunden, die bei Krankheit von Mensch und Tier zum Einsatz kamen. Schon bei der
Herstellung wurde dem Ton angeblich Reliquienstaub beigegeben, der eine heilende Wirkung
haben sollte. Bei Bedarf schabte man mit dem Messer etwas Pulver von der Madonna ab,
ass es oder mengte es einem Getränk bei.
Das Kloster liess dazu verlautbaren, dass die Verwendung einer originalen
Schabmadonna, wie sie sie herstellten, keineswegs ein Aberglaube sei. Verwendete man
eine unautorisierte Kopie, dann werde Aberglaube praktiziert. Handel betrieb das Kloster mit
den Madonnen nicht: Bei Bedarf konnte man sich eine Schabmadonna kostenlos im Kloster
abholen.
Medaille des Heiligen Benedikt
Medaillen finden sich auch heute noch an jedem Devotionalienstand, ob mit der Gottesmutter
darauf oder dem Heiligen Franziskus: Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen und
Formen. Gesegnet sind sie nach einer Wallfahrt auch ein beliebtes Mitbringsel für
Daheimgebliebene. Dass der Sprung zu einem Amulett sehr nahe liegen kann, zeigt die
Ausstellung anhand der Medaille des Heiligen Benedikt: Auf der Vorderseite ist Benedikt
abgebildet und auf der Rückseite - und dies mache den Unterschied aus - eine
Aneinanderreihung verschiedener Buchstaben. Dahinter versteckt sich der Benediktussegen,
der laut dem Zauberbuch "Geistliches Schild" so wirkt: Unter dem Türschwall oder an die Tür
angenagelt, verhindere die Medaille, dass Zauberer oder Hexen einkehren können. Wird die
Medaille ins Wasser gelegt und das Vieh damit gewaschen, dann weiche jede Verzauberung
vom Vieh.
Amulette waren ein Mittel der Lebensbewältigung, deren Funktion auf der Übertragung von
Kraft basierte. Man traute ihnen zu, dass sie die Natur bezwingen konnten und sie dienten als
Universalmittel gegen jede Art von Bedrohung. Krankheit, Unfälle und Krisen jeglicher Art
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Donnerstag, 28. April 2011
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konnten damals existenzbedrohend sein. Für Hilfe waren die Menschen sehr dankbar und
suchten sie auf verschiedene Art und Weise zu erlangen.
Votivtafeln und Mirakelbücher
Unter den rund 200 Exponaten, die unter anderen aus dem Museum Fram, dem Kloster
Einsiedeln und auch von Privaten stammen, finden sich auch zahlreiche Votivtafeln - so
genannte "Ex Votos - aus dem Versprechen heraus". Sie sind Zeugnisse dafür, dass
Menschen nach einem erlebten Wunder ihre Dankbarkeit dafür ausdrücken. Im hinteren
Bereich der Klosterkirche sind auch heute noch mehrere Votivtafeln zu sehen. Sie stammen
grossteils aus dem 19. Jahrhundert. In den letzten Jahren werden jedoch nur mehr selten
Votivtafeln im Kloster abgegeben, teilt die Klosterpforte auf Anfrage mit. Das letzte noch
erhaltene "Ex Voto" aus Holz in Form eines Beines ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Dass die zahlreichen Wunder den Sprung in die Gegenwart geschafft haben, ist den
Mirakelbüchern zu verdanken. Seit dem Mittelalter wurden darin die Wunderberichte
festgehalten. War einem ein Wunder widerfahren, so trug er die Geschichte dem dafür
zuständigen Pater Notarius im Kloster vor. Dieser prüfte, ob alle Punkte dafür erfüllt wurden.
Bereits im 17. Jahrhundert erstellte das Kloster einen Kriterienkatalog, nach dem die
Beurteilung der Wunder vollzogen wurde. Kam der Pater Notarius zu einem positiven Urteil,
dann wurde das Wunder ins Mirakelbuch eingetragen. Vor allem im 19. Jahrhundert, als
Einsiedeln zu einem Zentrum der europäischen Wallfahrt wurde, gab es eine grosse Zahl von
Wundern.
"Pünteli"
Ein wahres Sammelsurium von Amuletten und Bildern ist das so genannte Pünteli: Die
Schabmadonna gegen Krankheit und Unfälle, ein Stück rotes Papier gegen die Dämonen,
eine Wacholderbeere gegen Diebstahl, Warzen und Hexen, das Christusmonogramm IHS für
einen allgemeinen Schutz und noch einiges mehr findet sich eingewickelt in Papier. Klein
zusammengefaltet und in ein Stoffsäcklein gesteckt, wurde es am Körper getragen.
Vorzugsweise wurde das Pünteli in die Kleidung eingenäht und durfte nur bei Todesgefahr
geöffnet werden.
Eine hölzerne Stachelkugel, die die Gebärmutter und die Schmerzen bei der Geburt
symbolisiert, ein Käppchen, welches den Gebärenden ebenso wie den Sterbenden
aufgesetzt wurde, oder in kleine Fläschchen abgefülltes heiliges Öl aus der Gnadenkapelle,
welches bei Beschwerden eingerieben oder getrunken wurde: Für fast jede Lebenslage, ob
Mensch oder Tier, gab es die unterschiedlichsten Mittel, sich Hilfe und Beistand zu erbeten.
Hinweis: Die Ausstellung "Zauberwahn und Wunderglauben - Amulette, Ex Voto und Mirakel
von Einsiedeln" ist vom 30. April 2011 bis zum 6. Januar 2012 im Museum Fram,
Eisenbahnstrasse 19 in Einsiedeln zu sehen. Weitere Informationen unter www.frameinsiedeln.ch
Hinweis für Redaktionen: Zu diesem Beitrag sind kostenpflichtige Bilder erhältlich.
Bestellungen sind zu richten an: [email protected]. Honorare für Nutzungsrecht: Erstes Bild
CHF 80.-, ab dem zweiten Bild zum gleichen Anlass CHF 60.-.
(kipa/am/pem)
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Bauprojekt Ufnau: Verwaltungsgericht gibt dem Kloster weitgehend recht
Pfäffikon SZ, 28.4.11 (Kipa) Das Verwaltungsgericht des Kantons Schwyz hat die
Beschwerde des Heimatschutzes Schwyz, des Vereins Ufenau ohne Neubau und der
Schweizerischen Aktionsgemeinschaft zum Schutz der Flüsse und Seen, Aqua Viva,
gegen ein Bauprojekt des Klosters Einsiedeln auf der Insel Ufnau bis auf einen
Verfahrensaspekt abgewiesen. Es argumentiert unter anderem mit der Benediktsregel.
Die Beschwerde richtete sich gegen die Bewilligung von vier Baugesuchen des Klosters
Einsiedeln, zu der die Ufnau gehört. Der Regierungsrat wies einen Teil der Beschwerden ab,
auf einen Teil trat er nicht ein. Das Nichteintreten gegen das Konzessionsgesuch für eine
Grundwasserentnahme befand das Gericht als nicht haltbar. Nach der materiellen Prüfung
lehnte es aber diesen Teil der Beschwerde ab - mit der geplanten Wasserentnahme seien
keine negativen Auswirkungen auf Natur- und Landschaftswerte zu befürchten.
Schutz der Moorlandschaft ist kein Veränderungsverbot
Ansonsten weist das Gericht sämtliche Teile der Beschwerden ab und folgt damit der
Argumentation des Klosters Einsiedeln und der Vorinstanzen (Gemeinde Freienbach und
Regierungsrat des Kantons Schwyz). Die Beschwerdeführer wollten unter anderem das Haus
zu den zwei Raben im derzeitigen Zustand bewahrt haben. Für das Gericht ist jedoch die
Wiederherstellung des barocken Zustands mit Abbruch eines späteren Anbaus nicht zu
beanstanden.
Das Natur- und Heimatschutzgesetz (NHK) unterscheidet zwischen Mooren und
Moorlandschaften. Für letztere ist die Gestaltung und Nutzung zulässig, soweit diese "der
Erhaltung der für die Moorlandschaften typischen Eigenheiten nicht widersprechen". Es gibt
für das Gericht kein absolutes Veränderungsverbot.
Benediktinische Gastfreundschaft
Was die Ersatzbaute für den Gastwirtschaftsbetrieb (Sommerrestaurant) betrifft, kann das
Verwaltungsgericht nachvollziehen, dass die Attraktivitätssteigerung des Gastrobetriebes
auch mehr Besucher anziehen werde und dies den Schutzzielen zuwider laufen könne. Die
Klostergemeinschaft von Einsiedeln sei jedoch seit über 1.000 Jahren Eigentümerin der Insel
und habe sich immer bemüht, ihren Charakter zu bewahren. Es handle sich zudem um einen
über tausendjährigen Kultort, der noch immer in Betrieb ist. Die Bewirtung von Gästen an
diesem Ort ist verankert in der Benediktsregel. Diese trägt den Mönchen Gastfreundschaft
auf und damit auch dem Kloster Einsiedeln als Benediktinerkloster. Ein gewisser
Besucherverkehr ist daher Teil der traditionellen Nutzung. Und zu den Schutzzielen gehört
nicht nur die natürliche, sondern auch die kulturelle Eigenheit der Moorlandschaften. Die
Bewilligung für das Sommerrestaurant sei daher vertretbar. Die Platzierung ist günstig, weil
der Bau von der Schwyzer Seite des Zürchsees aus kaum in Erscheinung tritt.
Ob der nun schon einige Jahre währende Konflikt um das Projekt des Klosters Einsiedeln
damit beendet ist, muss sich noch erweisen: Ein Weiterzug ans Bundesgericht ist möglich.
Projektgruppe: "Klarheit des Entscheids"
In einer Stellungnahme erklärt die Projektgruppe Ufnau: "Für die Erhaltung der Insel Ufnau ist
dies ein wichtiger Entscheid. Die Klarheit des Entscheides zeigt, wie sorgfältig und
umfassend die Planung und die gemeinsame Suche mit den nationalen Verbänden nach
einer nachhaltigen Lösung für die Restaurierung des Hauses "Zwei Raben" und des
Ersatzbaus für die Gastfreundschaft erfolgten." Nur wenn die Infrastruktur für die Besucher
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und den Gastwirtschaftsbetrieb saniert werde, könne der Gastwirtschaftsbetrieb aufrecht
erhalten bleiben und nur so sei der öffentliche Zugang zur Ufnau, einem Kleinod von
besonderer Bedeutung, langfristig gesichert. Man hoffe, dass der Entscheid nun von allen
Seiten akzeptiert werde.
(kiap/com/pem)
Paulus-Akademie Zürich: Neubau-Pläne können weiter verfolgt werden
Zürich, 28.4.11 (Kipa) Die Paulus-Akademie führt ihr Neubau-Projekt weiter. Das
schreibt das "Forum", Pfarrblatt der katholischen Kirche im Kanton Zürich, in seiner
aktuellen Ausgabe. Im Januar war die Wohnbaugenossenschaft "Kraftwerk 1" aus dem
gemeinsamen Projekt ausgestiegen. Nun will der Grundstückbesitzer selber auf dem
Areal in Zürich-West eine Wohnüberbauung realisieren und mit der Paulus-Akademie
zusammenarbeiten.
Ursprünglich strebte die Paulus-Akademie von "Kraftwerk" ein Stockwerkeigentum an, nun
will sie eine eigene Parzelle erwerben, so das Pfarrblatt. Hier sollen auch die ebenfalls im
Bildungsbereich tätigen "Theologiekurse.ch" und die "Bibelpastorale Arbeitsstelle" einen
neuen Standort finden. Das "Zürcher Lehrhaus" werde vermutlich ein Stockwerk erwerben.
Die Zustimmung zum Neubau der Paulus-Akademie hat die Synode, das Zürcher
Kirchenparlament, im Juni 2010 erteilt. Sie sprach dafür einen Kredit von knapp 15 Millionen
Franken.
Auf dem Weg zur "Stadtakademie"
Seit Jahren versucht die Paulus-Akademie Zürich, den Sitz für ihr "Forum für Religion, Ethik
und Kultur" an eine zentralere Lage als am gegenwärtigen Standort im Vorstadt-Quartier
Zürich-Witikon zu verlegen und zur "Stadtakademie" zu werden.
Die Stiftung Paulus-Akademie wurde 1998 durch den Verein Paulus-Akademie, die
römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich sowie das Generalvikariat Zürich
gegründet, 2008 ist der Verband der römisch-katholischen Kirchgemeinden der Stadt Zürich
als weiterer Stifter dazu gekommen. Zweck der Stiftung ist gemäss Homepage "der Betrieb
der katholischen Paulus-Akademie Zürich mit der Aufgabe, den Dialog zwischen Glauben
und Welt zu fördern und christliche Hoffnungs- und Handlungsperspektiven in den
gesellschaftlichen Prozess einzubringen."
Hinweis: www.paulus-akademie.ch
(kipa/arch/pem/job)
Nach Konflikten verlässt der Direktor "Mission 21"
Basel, 28.4.11 (Kipa) Martin Breitenfeldt, Direktor von "Mission 21", hat seinen Rücktritt
eingereicht und um sofortige Freistellung gebeten. Das meldet das Hilfswerk in einem
Communiqué. Der Vorstand würdigt seine Person und nimmt dabei Stellung zu
Vorwürfen, die in den Medien an die Adresse des Direktors erhoben worden seien.
In letzter Zeit hatte eine Reihe Kündigungen beim Hilfswerk Schlagzeilen gemacht. Diese
waren in verschiedenen Medienberichten mit dem Direktor in Verbindung gebracht worden.
Zudem war in den Berichten von einer verstärkt evangelikalen Ausrichtung die Rede, die
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nicht von allen Mitarbeitern mitgetragen worden sei. Die Medienmitteilung weist "Kritik am
Direktor inhaltlich und insbesondere auch einzelne ehrverletzende Aussagen zu seiner
Person zurück". Der Vorstand zeigte sich empört über "anonyme Stimmen aus dem Kreis
ehemaliger Vorstandsmitglieder oder Mitarbeitender" gegen die Person des Direktors.
Landeskirchliche Ausrichtung
Und zur inhaltlichen Ausrichtung: "Die kirchliche und theologische Ausrichtung von ´Mission
21´, die Verantwortung für die finanziellen Ressourcen sowie die Entscheidungen über die
Zusammenarbeit mit den Trägervereinen - wie z.B. mit der Südafrika-Mission SAM - sind bei
´Mission 21´ allein Sache des Vorstandes. Dem Direktor zu unterstellen, er habe im
Missionswerk weitreichende Strategieänderungen eingeleitet, nimmt für das Amt des
Direktors eine Machtfülle an, die bei ´Mssion 21´ konstitutionell nicht gegeben ist." Der
Direktor von "Mission 21" sei in diesen Bereichen nur für die Umsetzung von
Vorstandsentscheiden verantwortlich. "Was die theologische und kirchliche Ausrichtung des
Werkes betrifft, gibt und gab es zwischen Vorstand und dem scheidenden Direktor zu keiner
Zeit unterschiedliche Auffassungen. Er hat nie etwas anderes umgesetzt als die schon seit
langem bestehende landeskirchliche Ausrichtung des Missionswerkes."
Die für einige Monate des vergangenen Jahres überdurchschnittliche Personalfluktuation
in der Abteilung "Kommunikation" habe unterschiedliche Gründe und sei abgeschlossen.
Direktorin ad interim
Der Vorstand respektiere den Schritt des Direktors und würdige Breitenfeldts Absicht, damit
den Weg frei zu machen für einen Neuanfang. "Der Vorstand ist der Überzeugung, dass
Martin Breitenfeldt das Werk nach aussen hervorragend vertreten hat. Er hat durch sein
visionäres Mitdenken wesentliche Diskussionsbeiträge geliefert", so die Mitteilung.
Per sofort hat der Vorstand Magdalena Zimmermann als Direktorin ad interim eingesetzt.
Sie arbeitet seit 15 Jahren im Missionshaus, zuerst bei der Basler Mission, heute als Leiterin
der Abteilung "Bildung, Austausch, Forschung" von "Mission 21" und war bereits bisher
stellvertretende Direktorin. (kipa/com/arch/pem)
Streitgespräch von Gottfried Locher und Christoph Mörgeli über Kirche und Politik
SEK-Präsident Locher: "Unangenehm, aber wahr"
Bern, 28.4.11 (Kipa) Ausgesprochen interessant haben der Ratspräsident des
Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds, Gottfried Locher, und der Zürcher
SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli in der Zeitung "reformiert" die Klingen gekreuzt.
Thema: Wie politisch darf die Kirche sein?
Die Positionen sind schnell abgesteckt: Christoph Mörgeli möchte, dass sich die Kirche auf
die Verkündigung des Evangeliums beschränkt und keine politischen Stellungnahmen abgibt,
und so steht es auch im Parteiprogramm der Schweizerischen Volkspartei (SVP). "Tatsache
ist, dass sich die Kirche in letzter Zeit stets im Gleichklang mit der SP linksideologisch
positioniert hat. Kaum je höre ich ein kirchliches Plädoyer für Marktwirtschaft, individuelle
Freiheit, Privateigentum, die doch die Fundamente unseres Wohlergehens bilden."
Abstimmungsparolen und das Evangelium, das gehe nicht zusammen. "Die Kirche soll allen
Menschen zurufen: Ihr seid erlöst durch die Gnade Gottes. Nichts weniger und nichts mehr."
Die Kirche dürfe nicht vorschreiben, wie man abzustimmen habe. Er fand, eine gerechte
Gesellschaft gehe nur mit Überwachungsstaat und Diktatur.
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Kirchen haben Widerstandsrecht
Locher hielt dagegen. Gerechtigkeit und Gleichmacherei dürfe man nicht verwechseln. Jesus
rufe zum fairen Handeln auf. "Christliche Werte sind nicht nur individuelle Werte, sondern
auch gesellschaftliche." Die Kirche dürfe nicht ideologisch oder parteipolitisch argumentieren.
Die Pfarrer dürften auch nicht mit dem Anspruch, die absolute Wahrheit zu besitzen, die
Leute von der Kanzel herunter gängeln. Aber sie dürften erklären, wie sie persönlich die
biblische Botschaft verstehen.
Und wenn sich die Kirche nicht politisch äussern würde, hätte es auch keine Barmer
Erklärung gegeben, die die Christen zum Widerstand gegen das Nazi-Regime aufrief. Das
SVP-Parteiprogramm skizziere eine duckmäuserische Kirche, die sich auf Seelsorge
beschränke und zu Gesellschaftsfragen schweige.
Der "unfriedliche Christus"?
Die beiden diskutierten im Zusammenhang mit der Waffeninitiative auch über die Frage, wie
pazifistisch Jesus war. Mörgeli behauptete, der "unfriedliche Christus" habe im Gleichnis von
den anvertrauten Pfunden (Lk 19,12 f.) zum Mord an Gottes Feinden aufgerufen. Locher
dazu: "Wie Sie habe auch ich lange Zeit versucht, den Pazifisten Jesus wegzudiskutieren.
Doch das geht nicht. Und noch ein Tipp: Das Auslegen von Gleichnissen will geübt sein". Der
SEK-Präsident findet es gut, wenn Pfarrerinnen und Pfarrer daran erinnern, dass Jesus die
Gewaltlosigkeit gelebt und gelehrt habe. "Das ist unangenehm, aber wahr." Beide sind
Oberstleutnants der Armee.
Zum Schluss des ausgesprochen interessanten Gesprächs versuchte sich Locher als
Redner auf die traditionelle SVP-Tagung Albisgüetli in Zürich einzuladen. Und als Mörgeli
abwiegelte und die Wirksamkeit der kirchlichen Entwicklungshilfe in Frage stellte, schlug
Locher vor, wenn er aufs Albisgüetli kommen dürfe, nehme er Mörgeli auf eine Reise nach
Südafrika zu einem Projekt des Hilfswerks der evangelischen Kirchen der Schweiz (Heks)
mit. Die Antwort blieb offen.
Hinweis: Für das
www.reformiert.info
(kipa/pem/job)
Internet
ist
eine
Langfassung
des
Gesprächs
angekündigt:
Wabern: Auch der Kirchendirektor wusste nichts über Vorgeschichte
Wabern BE, 28.4.11 (Kipa) Die Probleme am alten Arbeitsplatz des katholischen
Pfarrers von Wabern, gegen den bei der Justiz-, Gemeinde- und Kirchendirektion (JGK)
des Kantons Bern ein Amtsenthebungsverfahren läuft, waren bei der Anstellung nicht
nur den kirchlichen Behörden nicht bekannt, sondern auch dem Kanton Bern nicht.
Das schreibt die Berner Zeitung (28. April). Der Pfarrer war zuvor in Himmelried SO
tätig gewesen.
Seit zwei Jahren arbeitete der Pfarrer in Wabern BE. In dieser Zeit ist es gemäss Berner
Zeitung zu neun Kündigungen gekommen, vier allein Anfang Jahr. Eine Katechetin
bezichtigte ihn der sexuellen Übergriffe, der Pfarrer behauptet, die Katechetin habe ihm einen
"unsittlichen Antrag" gemacht und aus unerfüllter Liebe nun ein Mobbing gegen ihn
angezettelt.
Ein Untersuchungsbericht des Kantons befand die Katechetin für glaubwürdig, die
Vorwürfe aber für nicht beweisbar. Es gelte: Im Zweifel für den Angeklagten, so einer der
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Autoren des Berichts in der Berner Zeitung. Strafrechtlich relevantes Verhalten liege nicht
vor, schreibt die katholische Kirchgemeinde Region Bern in einer Medienmitteilung. Der
Bericht stelle fest, dass das Führungsverhalten des Pfarrers "klar ungenügend" sei, es ist von
organisatorischen und administrativen Defiziten sowie diskriminierendem Verhalten
gegenüber Mitarbeitenden die Rede.
Veruntreuung endete mit Vergleich
Daraufhin zeigte sich, dass der Pfarrer an seiner vorherigen Stelle in Himmelried SO im
Konflikt mit dem Kirchgemeinderat gegangen war. Die Kirchgemeinde zeigte ihn im
Nachhinein wegen Veruntreuung an - in einem Fonds fehlten mehrere tausend Franken. Die
Sache endete mit einem Vergleich. Das Bistum Basel wusste zum Zeitpunkt, als der Priester
seine gegenwärtige Pfarrerstelle antrat, nichts von der Strafuntersuchung. Das sagte
Generalvikar Markus Thürig gegenüber der Presseagentur Kipa.
In der Berner Zeitung gibt nun auch Regierungsrat und JGK-Direktor Christoph Neuhaus
an, der Kanton habe nichts gewusst von den Problemen in Himmelried SO. "Der Datenschutz
schützt Mitarbeitende davor, dass Informationen über sie weitergeleitet werden." Der
Kirchendirektor garantierte im Interview ein faires Verfahren. Dieses könne gut bis Herbst
dauern.
Pfarrer klagt gegen Kanton
Der Pfarrer hat gegen die JGK und gegen den Beauftragten für kirchliche Angelegenheiten
eine aufsichtsrechtliche Anzeige eingereicht. Letzterer ist nun in den Ausstand getreten und
am Amtsenthebungsverfahren nicht beteiligt. Dieses wird vom Generalsekretariat der JGK
durchgeführt.
Im Kanton Bern sind Pfarrer Kantonsangestellte, weshalb der Kanton für
Amtsenthebungsverfahren zuständig ist. Derzeit läuft neben dem Verfahren gegen den
Pfarrer von Wabern auch eines gegen den reformierten Pfarrer von Köniz. Dies sei Zufall davor sei es zwanzig Jahre lang ruhig gewesen, so der Kirchendirektor gegenüber der
Zeitung. In den 250 Kirchgemeinden des Kantons Bern werde gut gearbeitet.
Der Pfarrer von Wabern ist derzeit krank geschrieben.
(kipa/arch/pem/job)
Bern: "Haus der Religionen" soll keine städtische Subvention erhalten
Bern, 28.4.11 (Kipa) Das geplante "Haus der Religionen" in Bern soll keine jährliche
Subvention der Stadt von 200.000 Franken erhalten, wie dies der städtische Finanzplan
2012 bis 2015 ab 2015 vorsieht. Dies wollen die Vertreter der Grünliberalen, der
Freisinnigen, der Schweizerischen Volkspartei und der Eidgenössisch-Demokratischen
Union an der Sitzung von heute Donnerstagabend im Stadtparlament (Stadtrat)
fordern.
Eine Subventionierung von religiösen Institutionen verletze die Religionsfreiheit, schreiben die
vier Parteien laut Medienberichten in einer gemeinsamen Erklärung. "Einmal mehr müssen
Konfessionslose religiöse Institutionen finanzieren", sagte Michael Köpfli von den
Grünliberalen gegenüber der Berner Tageszeitung "Der Bund" (28. April). Die
Konfessionslosen müssten im Kanton Bern bereits zur Finanzierung der Pfarrgehälter
beitragen, welche über das ordentliche Kantonsbudget und nicht über die Kirchensteuern
erfolge.
Kipa-Dienst Nr.
Donnerstag, 28. April 2011
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Zwar werde das Haus der Religionen überkonfessionell sein, aber alle Religionen seien
dennoch nicht vertreten. Ein integrationspolitisches Engagement der Stadt Bern sei zwar
richtig, das Haus der Religionen aber nicht der geeignete Ort dafür, meinen die Gegner der
Subvention.
Fünf Kultusräume und ein "Dialog"-Bereich
Das Haus der Religionen am Europaplatz in Bern wird auf zwei Stockwerken 17 Prozent
einer Gesamtüberbauung (Hotel, Grossverteiler, Wohnungen, Büros) belegen. Beherbergen
wird es fünf Kultusräume - für Aleviten, Buddhisten, Christen, Hindus und Muslime - sowie
einen grossen Bereich "Dialog", in dem drei weitere Weltreligionen - Baha´i, Juden und Sikhs
- mitwirken.
Die unterschiedlichen Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Religionsgemeinschaften
waren eine grosse Herausforderung für die Architekten, erläuterte der zuständige
Projektverantwortliche Stefan Graf vom Büro "Bauart" in Bern kürzlich gegenüber Radio DRS.
700.000 Franken werden dringend benötigt
Die Finanzierung des "Hauses der Religionen", auf 10 Millionen Franken veranschlagt, sei
gegenwärtig zu 83 Prozent sichergestellt, sagte Geschäftsleiter Hartmut Haas gegenüber der
Presseagentur Kipa. Dringend benötigt würden derzeit 700.000 Franken der noch fehlenden
1,7 Millionen Franken.
Haas rechnet damit, dass das "Haus der Religionen" erst 2014 eröffnet wird - ein Jahr
später als geplant. Es sei in der heutigen Gesellschaft, "die Religion weitgehend
abgeschrieben hat", schwierig geworden, Unterstützung für ein solches Vorhaben zu finden.
Zinsloses Darlehen der katholischen Kirche
An seiner Sitzung vom 4. Mai wird das Kirchenparlament (Grosser Kirchenrat) der römischkatholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung über die Gewährung eines
zinslosen Darlehens von 1 Millionen Franken an das Bauvorhaben befinden.
In seiner Botschaft an das Parlament spricht der Kleine Kirchenrat vom Haus der
Religionen als einem "herausragenden, in der ganzen Schweiz und weit über unsere
Grenzen hinaus" beachteten Projekt. Mit der Gewährung des Darlehens werde unterstrichen,
dass Berns katholischer Kirche am Dialog und am friedlichen Zusammenleben der Religionen
gelegen sei. Auch lasse die Kirche etwas vom Steuerertrag der juristischen Personen den
Angehörigen der Minderheitsreligionen konkret wieder zukommen.
(kipa/job/pem)
Präsident des Kirchenbunds trifft Abt des bedrohten Klosters Mor Gabriel
Zürich, 28.4.11 (Kipa) Der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen
Kirchenbundes (SEK), Gottfried Locher, setzt ein Zeichen der Solidarität gegenüber
diskriminierten Christen - so heisst es in einer Medienmitteilung des SEK. Nach einem
Aufruf zum Schutz bedrängter Christen in der Türkei und einem Brief an die türkische
Botschaft habe er sich am Donnerstag mit dem Kirchenoberhaupt Erzbischof
Timotheos, Abt des bedrohten Klosters Mor Gabriel, getroffen.
Als Geste der Solidarität übernehmen die Zürcher und Thurgauer reformierten Kirchen einen
Teil der heute anfallenden Anwalts- und Gerichtskosten.
Der Erzbischof Mor Timotheos Samuel Aktas, der zugleich Kirchenoberhaupt der syrischorthodoxen Kirche in der Diözese Tur Abdin und Abt des Klosters Mor Gabriel ist, kam auf
Kipa-Dienst Nr.
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Einladung des SEK und der reformierten Kirche des Kantons Zürich in die Schweiz, um über
die Situation der Christen in der Türkei und die Lage des Klosters Mor Gabriel zu berichten.
Das syrisch-orthodoxe Kloster wurde im Jahr 397 gegründet und ist das wichtigste Kloster
in der Region Tur Abdin im Südosten der Türkei. Es ist für die Pflege der syrischen Sprache
und Kultur sowie für die kirchliche Ausbildung von grosser Bedeutung. Die seit Jahrhunderten
durch rechtsgültige Urkunden gesicherten Eigentumsrechte werden jedoch von den
türkischen Behörden mittels umstrittener Gerichtsverfahren in Frage gestellt.
Gemeinsame Erklärung von SEK und Bischöfen in der Schweiz
Schon im Februar wandten sich die Präsidenten des SEK und der Schweizer
Bischofskonferenz in einem Aufruf zur Solidarität und zum Gebet an die Christen und
Christinnen in der Schweiz.
Im Gespräch mit dem Abt in Zürich habe Gottfried Locher, Präsident des Rates SEK,
erklärt, der Kirchenbund setze sich weiterhin für die Unterstützung der Glaubensgeschwister
in der Türkei ein. Das schliesse auch das bedrohte Kloster Mor Gabriel ein. "Wir werden den
Fortgang der Gerichtsverfahren in der Türkei aufmerksam verfolgen", so Locher gemäss der
Mitteilung. Erzbischof Timotheos ist überzeugt: "Mor Gabriel ist ein Prüfstein für die
Demokratisierung der Türkei." Er dankte für die vielfältige Unterstützung, insbesondere für die
finanzielle Hilfe, die er von den reformierten Kirchen Zürich und Thurgau entgegen nehmen
konnte.
(kipa/com/pem)
Ausland
Gemmingen: Rasche Seligsprechung entspricht Mediengesellschaft
Augsburg, 28.4.11 (Kipa) Mit der raschen Seligsprechung von Johannes Paul II. passt
sich die Kirche nach Ansicht des Jesuitenpaters Eberhard von Gemmingen dem
Tempo der Mediengesellschaft an. Die Breitenwirkung sei jetzt viel grösser, als wenn
der polnische Papst erst in 50 Jahren seliggesprochen worden wäre, sagte der frühere
Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan am Donnerstag dem Portal
"weltbild.de" in Augsburg. "Jetzt haben die Menschen Johannes Paul noch in lebhafter
Erinnerung."
Auch Benedikt XVI. habe den Ruf "Santo subito" kurz nach dem Tod seines Vorgängers nicht
überhören können, so von Gemmingen. Dabei entspreche die schnelle Vorgehensweise nicht
der Art des deutschen Kirchenoberhauptes. "Papst Benedikt XVI. ist - ganz im Gegensatz zu
seinem Vorgänger - kein Stürmer, sondern wesentlich zurückhaltender im Umgang mit Seligund Heiligsprechungen."
Trotz der kurzen Verfahrensdauer von knapp sechs Jahren zeigte sich der Jesuit
überzeugt, dass die Untersuchungen sorgfältig und kritisch durchgeführt worden seien.
(kipa/kna/job)
Kipa-Dienst Nr.
Donnerstag, 28. April 2011
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Neuer Erzbischof von Berlin schon in wenigen Wochen
Berlin, 28.4.11 (Kipa) Die Ernennung des neuen Berliner Erzbischofs kommt offenbar
schneller als erwartet. Wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) aus Berliner
Kirchenkreisen am Donnerstag erfuhr, ist die nach dem Wahlrecht erforderliche
Vorschlagsliste mit drei Namen bereits auf dem Weg von Rom nach Berlin.
Sobald sie beim Berliner Domkapitel eingetroffen ist, muss die Wahl binnen acht Tagen
erfolgen. Anschliessend ernennt der Papst den vom Domkapitel gewählten Kandidaten. Mit
der offiziellen Ernennung rechnen kirchliche Kreise bis Mitte Mai. Danach könnte der neue
Erzbischof sein Amt im Hoch- oder Spätsommer antreten.
Mögliche Kandidaten
Als mögliche Kandidaten werden in Medienberichten unter anderem der Bamberger
Erzbischof Ludwig Schick (61), der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck (46), der
Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-von Elst (51), der Osnabrücker Bischof Franz-Josef
Bode (60) sowie der derzeitige Berliner Diözesanadministrator Matthias Heinrich (56)
genannt.
Am 24. Februar hatte Papst Benedikt XVI. den altersbedingten Rücktritt des gesundheitlich
schwer angeschlagenen Erzbischofs, Kardinal Georg Sterzinsky (75), angenommen. Das
vergleichsweise hohe Tempo bei der Wahl eines Nachfolgers erklären kirchliche Beobachter
mit dem am 22. September bevorstehenden Besuch des Papstes in der deutschen
Hauptstadt.
(kipa/kna/job)
Scientology erwirbt hochmodernes Studiogelände in Hollywood
Berlin, 28.4.11 (Kipa) Die umstrittene "Church of Scientology" will offenbar ihre
weltweiten Medienaktivitäten ausweiten. Sie erwarb nach eigenen Angaben ein 4,5
Hektaren grosses TV-Studiogelände in Hollywood. Die Areal sei hervorragend für den
Ausbau eigener religiöser und sozialer Produktionen geeignet, teilte der deutsche
Zweig von Scientology am Donnerstag in Berlin mit.
Das Anwesen verfüge über zwei Tonstudios, umfangreiche Studios für die Nachbearbeitung,
hochmoderne TV-Technik sowie Satelliten-,Internet- und Rundfunk-Sendefähigkeiten. Wie
Scientology erklärte, sollen die neuen Studios als zentrale Drehscheibe für das gesamte
Netzwerk der weltweit agierenden Organisation genutzt werden.
Vom deutschen Verfassungsschutz beobacht
Scientology gilt als eine der zweifelhaftesten ideologischen Gruppierungen weltweit. Die
meisten Staaten erkennen sie nicht als Religionsgemeinschaft an. Kritiker werfen der
Organisation eine menschenverachtende, pseudowissenschaftliche Lehre vor, die den
Einzelnen nur als profitorientierten Mechanismus versteht. Wegen des Verdachts auf
antidemokratische Tendenzen wird Scientology in Deutschland vom Verfassungsschutz
beobachtet.
(kipa/kna/job)
Kipa-Dienst Nr.
Donnerstag, 28. April 2011
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Bolivien: Fides-Chefredaktor mutmasslich ermordet
La Paz, 28.4.11 (Kipa) Der Chefredaktor der kirchlichen Presseagentur Fides in
Bolivien, der 42-jährige David Niño de Guzmán, ist mutmasslich einem SprengkörperAttentat zum Opfer gefallen. Er ist gemäss einer Mitteilung der bolivianischen
Bischofskonferenz am 21. April am Ufer des Flusses Orkajahuira in La Paz tot
aufgefunden worden. Er wurde seit dem 19. April vermisst.
Die Bischofskonferenz hat die zuständigen Behörden um rasche Aufklärung des
mutmasslichen Mordes ersucht. Nach Angaben von Bewohnern ertönte am Tag des
Verschwindens von Guzmán eine Explosion in jenem Quartier, in welchem später seine
Leiche aufgefunden worden war. Der Sprengkörper fügte Guzmán tödliche Verletzungen im
Unterleib zu. Die Polizei schliesst nach ersten Ermittlungen allerdings weder eine
Abrechnung noch einen Suizid nicht aus.
Guzmán, Journalist seit 16 Jahren und Vater von zwei Kindern, war Chefredaktor der
Agencia de Noticias Fides (ANF) in Bolivien. Er soll sich nach Angaben seiner Frau in den
Tagen vor seinem Verschwinden sehr verängstigt gezeigt haben.
(kipa/com/ggc/job)
Slowakei: Appell zur Angabe des Religionsbekenntnisses
Pressburg, 28.4.11 (Kipa) Die katholischen Bischöfe der Slowakei fordern in einem
Hirtenbrief die Bürger des Landes auf, sich bei der bevorstehenden Volkszählung zu
ihrer jeweiligen Konfession zu bekennen. Da die in drei Wochen startende
Volkszählung ein "wahres Bild auch der religiösen Situation" abgeben solle, sollten
sich die Menschen zu ihrem Glauben bekennen, auch wenn die Kirche "den
Schwerpunkt nicht auf Quantität, sondern auf Qualität" lege.
Bei der letzten Volkszählung vor zehn Jahren hatte die katholische Kirche einen europaweit
einzigartigen Zuwachs von 8,5 Prozent auf einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von 68,9
Prozent erzielt. Auf die Finanzierung der Kirchen, die in der Slowakei nach wie vor durch den
Staat erfolgt, hat der Ausgang der Volkszählung keine unmittelbare Auswirkung, da sie sich
an der Anzahl der Geistlichen und nicht der Gläubigen orientiert.
Dialog über neue Finanzierungsmodelle
Der Sprecher der Bischofskonferenz, Jozef Kovacik, betonte dazu, dass die Ergebnisse für
die Kirche "allgemein informativen Charakter" hätten. Aufgrund der Daten könne sie "die
richtigen pastoralen Vorgangsweisen für ihr Wirken in der Gesellschaft wählen".
Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass staatlicherseits erneut zur Sprache kommt, ob
die Beiträge, die an Religionsgemeinschaften geleistet werden, nicht besser an die Zahl der
Gläubigen gebunden sein sollten. Hintergrund ist der soeben angelaufene Dialog von Staat
und Kirche über neue Finanzierungsmodelle.
Ausdrücklich bitten die Bischöfe der römisch-katholischen Kirche und der griechischkatholischen Kirche auch jene um ihr Bekenntnis, die sich von der Glaubenspraxis entfernt
haben oder die am Glauben zweifeln. Auch jene, "deren Ehe durch irgendein Unglück
zerbrochen ist" und die in Verhältnissen leben, die nicht dem Ideal der Kirche entsprechen,
sollten bei der Volkszählung ihr Bekenntnis anführen, denn sie würden "von der Kirche
"weiterhin als ihre Söhne und Töchter betrachtet".
Kipa-Dienst Nr.
Donnerstag, 28. April 2011
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"Sich niemals des Evangeliums schämen"
Angesichts der Missbrauchsfälle in der katholischen Weltkirche - in der Slowakei sind bisher
kaum solche publik geworden - erwarten die Bischöfe in der Endphase der Vorbereitung auf
die vom 21. Mai bis zum 6. Juni stattfindende Volkszählung eine Kampagne durch
kirchenfeindliche Medien. Die Gläubigen sollten sich durch sie nicht beirren lassen, heisst es
in dem Text. Denn die Kirche in der Slowakei diene "seit mehr als 1.000 Jahren nicht nur
Gott, sondern auch dem Volk und der Heimat". Das Land brauche den Glauben und die
Kirche heute "mehr denn je".
Der Aufruf schliesst mit einem Zitat aus der Ansprache Johannes Pauls II. bei der
Seligsprechung von Bischof Vasil Hopko und Schwester Zdenka Selingova am 14.
September 2003 in Bratislava-Petrzalka. Darin wird das "geliebte slowakische Volk"
aufgerufen, es möge sich "niemals für das Evangelium schämen" und es "in seinem Herzen
als den wertvollsten Schatz bewahren", aus dem es "Licht und Kraft für das Alltagsleben
schöpfen" könne.
Dieser Ausspruch werde auch für die Plakate der kirchlichen Kampagne zur Volkszählung
verwendet, wie Episkopatssprecher Kovacik bekanntgab. Die Plakate sollen im ganzen Land
zu sehen sein.
(kipa/kap/job)
Heiligenkreuzer Abt: Ordensleute müssen missionarisch sein
Wien, 28.4.11 (Kipa) Den missionarischen Auftrag der Ordenleute heute hat der neue
Abt von Heiligenkreuz, Maximilian Heim, hervorgehoben. Die Ordensleute seien
gesendet, nicht "sich selber ins Spiel zu bringen", sondern das Evangelium zu
verkünden. Vielen Menschen heute seien Orientierung und Ziele verloren gegangen,
stellte Heim in einem Interview für die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" fest.
Ordensleute "müssen wieder Menschen werden, die allein schon durch das eigene
Leben, durch das eigene Auftreten in Bescheidenheit und Demut, anziehend wirken".
Dazu bedürfe es täglich einer neuen Anstrengung und einer neuen Entscheidun, unterstrich
der neue Abt. Es gehe um die Frage: "Wie kann ich Christus hineintragen in die Welt?"
Abt Heim betonte die "ur-benediktinische" Form des Lebens: "Ora et labora et lege - Bete,
arbeite und lies." Beim Gebet sei es wichtig, "dass wir in die Haltung der Anbetung
hineinkommen", so der Abt: "Die Eucharistie ist für uns Quelle und Höhepunkt und Ursprung
unseres christlichen, monastischen Lebens." Daraus schöpfe der Mönch Kraft für die Arbeit
und die geistliche Lesung.
Im Durchschnitt 45-jährig
Angesprochen auf sein "volles" Kloster meinte der neue Abt: "Es ist eine grosse Freude, dass
wir eine Abtei sind, die ausreichend Nachwuchs hat." Die Gemeinschaft habe einen
Altersdurchschnitt von 45 Jahren, eine ganze Reihe von jungen Mitbrüdern und sieben
Novizen. Heim: "Gott schenkt die Berufungen, die können wir nicht machen, die kann kein
Abt machen. Dies ist zugleich eine Aufgabe und eine Verpflichtung."
Zur Frage, was ihn am Theologen Joseph Ratzinger fasziniere - Heim ist Mitglied des
erweiterten Ratzinger-Schülerkreises -, sagte der Abt wörtlich: "Ich habe in Ratzingers
Sprache eine Ausdrucksform entdeckt, die in Kontinuität zu meinem Glauben stand, den ich
von meinem Elternhaus bekommen habe, und die zugleich ein Weiterdenken, ein tieferes
Kipa-Dienst Nr.
Donnerstag, 28. April 2011
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Verstehen, ein Eingeholt-Werden vom Ganzen der Theologie war." Das sei eine Faszination,
"die mich bis zum heutigen Tag nicht verlässt".
Heim ist am Ostermontag, 25. April, vom römischen Zisterzienser-Generalabt, dem
Schweizer Mauro-Giuseppe Lepori, zum Abt von Stift Heiligenkreuz geweiht worden. Heim ist
50 Jahre alt und stammt aus Kronach in Bayern. Er studierte an der Hochschule in
Heiligenkreuz. Bis zu seiner Wahl zum Abt war er Prior und Professor an der stiftseigenen
Hochschule.
(kipa/kap/job)
Vatikan
Zur Seligsprechung am 1. Mai gelten scharfe Sicherheitsmassnahmen
"Rom ist sicher"
Von Johannes Schidelko / Kipa
Rom, 28.4.11 (Kipa) Bis zu einer Million Teilnehmer, 70 Regierungsdelegationen, 40
Staatsoberhäupter, Ministerpräsidenten oder hochrangige Regierungsvertreter. Für
Roms Polizeichef bergen die Seligsprechungsfeiern von Johannes Paul II. am
Wochenende durchaus ein "terroristisches Risiko". Aber "Rom ist sicher" versicherte
Antonio Manganelli laut italienischen Medien vom Donnerstag.
Um diese Sicherheit zu garantieren sieht das 200 Seiten starke Sicherheitskonzept der Stadt
den Einsatz von 2.000 Polizisten und Militärs vor. Scharfschützen werden auf den Dächern
rund um den Vatikan postiert, über der Zone kreisen Hubschrauber mit weitauflösenden
Kameras, für den Luftraum über dem Kirchenstaat gilt ein Flugverbot. Froschmänner
kontrollieren einen breiten Tiberabschnitt.
Drei Sicherheitszonen
Auf dem Boden gelten drei interne Sicherheitszonen: Der Petersplatz ist nur nach einer
Kontrolle durch Metalldetektoren betretbar. Die einen Kilometer lange Via della Conciliazione
und die angrenzenden Plätze mit Blickkontakt auf den Papstatar gelten als Sperrzone, die
Fussgängern vorbehalten ist. Ein dritter Kreis mit Sperrgittern schliesst die Borgo-Viertel bis
zur Engelsburg, zum Tiberufer und der Piazza Risorgimento ein. Bis zu zwei Kilometer ist
Richtung Westen dann noch der Bereich, in dem ein Fahrverbot für Privatautos, Busse und
auch für den öffentlichen Nahverkehr gilt.
Dem Warnhinweis des Polizeichefs, die von den italienischen Medien noch zugespitzt
wurden, liegen freilich keine Erkenntnisse über Terrordrohungen zugrunde, wie sie die
italienischen Geheimdienste etwa vor einigen Jahren zum Weihnachtsfest ermittelt hatten.
Vielmehr steht dahinter die generelle Überlegung, dass Grossveranstaltungen mit viel
Prominenz die Gefahr beinhalten, Fanatiker könnten die Aufmerksamkeit für irgendwelche
wirren Ziele nutzen, Personen schaden oder Panik auslösen.
Die meisten Gäste aus Polen
Die meisten Gäste zu Seligsprechung des polnischen Papstes werden natürlich aus dessen
Heimat erwartet sowie aus ganz Italien. Aus dem deutschen Sprachraum rechnen
Touristikexperten mit bis zu 10.000 Besuchern. Neben eigens organisierten Sonderfahrten
und -flügen halten sich bereits zahlreiche Besucher in Rom auf, die bis zum 1. Mai bleiben
Kipa-Dienst Nr.
Donnerstag, 28. April 2011
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wollen. Zudem weiss man von Gruppen, die eigens zur Papstfeier auf dem Petersplatz
anreisen und im Laufe des Nachmittags wieder zurückkehren. Viele spanische und auch
französische Pilger haben eine Schiffsreise nach Civitavecchia gebucht, und fahren in den
Morgenstunden per Bus Richtung Ewiger Stadt.
VIP-Liste bis zum Schluss geheim
Die genaue Liste der VIP-Gäste bei der Kirchenfeier wird bis zum Schluss geheimgehalten nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen. Aber schon jetzt sickerte durch, dass etwa die
Staatspräsidenten von Polen und Italien kommen, Bronislaw Komorowski und Giorgio
Napolitano, ausserdem der belgische König Albert und aus Spanien Kronprinz Felipe mit
Gattin Letizia.
Als Vertreter der Schweizer Bischofskonferenz reist der Basler Weihbischof Denis
Theurillat an.
(kipa/cic/job)
Zitat
Königliche Inspiration
28.4.11 (Kipa) "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das eine oder andere Paar, das am
Freitag diese Hochzeit sieht, wenn es dann heiraten will, zum Pfarrer geht und sagt: ‚Wir
hätten gerne dieses oder jenes Element übernommen´. Ich wünschte mir von allen, die so
angesprochen werden, dass sie nicht gleich sagen ‚Nein, das geht bei uns nicht´, sondern
überlegen, wie es denn vielleicht in einer ähnlichen Form geht. Und wenn sich jemand von
der Hochzeit am Freitag angesprochen fühlt, auch kirchlich zu heiraten, dann sollte man ihm
nicht zu viele Steine in den Weg legen."
"Königshaus-Experte" Helmut Pathe am 27. April im Kölner Domradio zur Hochzeit in
Grossbritanniens Königsfamilie am 29. April und über die Auswirkungen auf die TVZuschauer.
(kipa/rv/job)
Weshalb so eilig?
28.4.11 (Kipa) "Vielleicht hätte man dann, um das Jahr 2050 herum, gefunden, dass eine
Seligsprechung am Platze sei und dass damit der Gesamtkirche und der Ökumene ein Dienst
geleistet würde. Zu dieser Überzeugung kann ich mich jetzt noch nicht durchringen."
Der Kirchenkenner und Ostkirchenfachmann Iso Baumer über die seines Erachtens übereilte
Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. am 1. Mai unter dem Titel "Santo subito! - Eilt es
so sehr?" in der aktuellen Ausgabe von "Forum", dem Pfarrblatt der katholischen Kirche im
Kanton Zürich. Eine Forschungsequipe hätte einige Jahrzehnte zu tun gehabt, um "ein derart
gewaltiges, bedeutungsvolles Leben" zu sichten, meint Baumer und betont: "das wäre
seinem Nachruhm bekömmlich gewesen".
(kipa/job)
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