Litauen – ANED

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Akademisches Netzwerk für europäische Behindertenpolitik (ANED)
Litauen – ANED-Länderprofil
Einleitung
Die Informationen auf dieser Seite wurden im Dezember 2011 aktualisiert und
werden von unserem Länderteam gepflegt.
Name: Jonas Ruškus
Adresse: Faculty of Social Sciences, Vytautas Magnus University, K. Donelaičio g.
52-301, LT-44244 Kaunas, Litauen
E-Mail: [email protected]
Website: http://smf.vdu.lt
Name: Roberta Motiečien
Adresse: Faculty of Social Sciences, Vytautas Magnus University, K. Donelaičio g.
52-301, LT-44244 Kaunas, Litauen
E-Mail: [email protected]
Website: http://smf.vdu.lt
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Organisationen für Menschen mit Behinderungen
Dachorganisation der Organisationen für Menschen mit Behinderungen:
Der Litauische Verband für Menschen mit Behinderungen hat 21 assoziierte
Mitglieder in ganz Litauen.
Die folgende litauische Organisation vertritt Menschen mit Behinderungen auf
europäischer Ebene (Europäisches Behindertenforum):
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Das Litauische Forum der Menschen mit Behinderungen arbeitet nach dem
Grundsatz: „Nichts über uns ohne uns.“ Ziel ist es, Informationen zu verbreiten,
Einfluss auf die Entwicklung politischer Maßnahmen zu nehmen und Forschung
zum Thema Behinderung anzuregen.
Weitere wichtige Organisationen für Menschen mit Behinderungen:
Es gibt über 40 weitere wichtige Organisationen, die mit der Abteilung für Behindertenfragen des Ministeriums für Soziale Sicherheit und Arbeit zusammenarbeiten.
UNRIIS ist ein allgemeines, umfassendes Informationssystem über Einrichtungen zur
Rehabilitation und Integration von Menschen mit Behinderungen.
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Ansprechpartner im Bereich Behindertenpolitik
Hauptanlaufstelle für die Koordination der Behindertenpolitik auf nationaler Ebene:
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Die Abteilung für Behindertenfragen des Ministeriums für Soziale Sicherheit und
Arbeit plant und koordiniert die Sozialpolitik zur Integration und
Gleichberechtigung von Menschen mit Behinderungen (einschließlich eines
nationalen Programms zur sozialen Integration). Kontakt: Adresse: Vivulskio g.
13, LT-03221 Vilnius, Litauen, Tel.: (8-5) 231 66 49, Fax: (8-5) 2316660, E-Mail:
[email protected]
Öffentliche Informationen über behindertenspezifische Ansprüche und Leistungen
sind bei folgenden Einrichtungen erhältlich:
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Das Ministerium für Soziale Sicherheit und Arbeit der Republik Litauen setzt
wirksame politische Maßnahmen zur sozialen Sicherheit und Beschäftigung um
und versucht damit, hochwertige Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen
sowie die soziale Sicherheit in der Gesellschaft, die Versorgung von Familien
und den sozialen Zusammenhalt zu gewährleisten. Es erstellt auch
vierteljährlich die zuverlässigsten Sozialstatistiken zu behindertenspezifischen
Ansprüchen und Leistungen.
Ausschuss des staatlichen Sozialversicherungsfonds im Ministerium für soziale
Sicherheit und Arbeit (kurz „SODRA“): Die Hauptaufgabe von „Sodra“ ist es, die
Durchsetzung der Rechtsakte zur Regelung der staatlichen Sozialversicherung
sicherzustellen. Arbeitsunfähigkeitsrente (Invaliditätsrente)
Die litauische Arbeitsvermittlung im Ministerium für Soziale Sicherheit und Arbeit
unterstützt Arbeitsuchende bei der Suche nach einem Arbeitsplatze und bietet
ihnen die Möglichkeit, sich die notwendigen Fähigkeiten anzueignen, um am
Arbeitsmarkt konkurrenzfähig und erfolgreich zu sein. Sie zahlt Arbeitslosengeld
und hilft ArbeitgeberInnen, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden.
Weitere wichtige nationale Einrichtungen, die für Behindertenfragen zuständig sind:
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Rat für Behindertenfragen im Ministerium für Soziale Sicherheit und Arbeit.
Das Büro des litauischen Gleichstellungsbeauftragten ist eine unabhängige
öffentliche Einrichtung, die für die Umsetzung und Durchsetzung der im
Gleichbehandlungsgesetz von 2005 verankerten Rechte verantwortlich ist und
Einzelbeschwerden untersucht.Das Gesundheitsministerium der Republik
Litauen hat die Aufgabe, die Gesundheitsdienste für alle BewohnerInnen des
Landes gleichermaßen zugänglich zu machen.
Abteilung für Sonderpädagogik im Ministerium für Bildung und Wissenschaft.
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Rechtsvorschriften und politische Maßnahmen
Nähere Informationen zu den nationalen Politikinstrumenten, auch in Bezug auf die
Umsetzung des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von
Menschen mit Behinderungen, bietet DOTCOM: Online-Tool der Europäischen
Kommission zum Thema Behinderung.
Aktuelle nationale Strategie oder aktueller Aktionsplan zugunsten von Menschen mit
Behinderungen:
Eine eigene nationale Strategie oder ein Aktionsplan zugunsten von Menschen mit
Behinderungen sind nicht bekannt.
Weitere wichtige nationale Gesetze, politische Maßnahmen oder Strategien, die
Menschen mit Behinderungen und das Thema Behinderung betreffen:
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Gesetz über die soziale Integration von Menschen mit Behinderungen (2005 Nr.
I-2044). Dieses Gesetz soll sicherstellen, dass Menschen mit Behinderungen
gleiche Rechte und Chancen in der Gesellschaft haben.
Nationales Programm zur Sozialen Integration von Menschen mit
Behinderungen 2003–2012 (2002 Nr. 57-2335).
Gesetz über soziale Dienste (2006 Nr. X-493)
Gesetz über den Ausgleich von Beförderungskosten (2000 Nr. 32-890)
Gesetz zur Förderung der Beschäftigung (2006 Nr. 73-2762)
Gesetz über staatliche Wohn- und Mietbeihilfen (2003 Nr. IX-1188)
Weitere Informationen zu litauischen Behindertengesetzen sind auch bei UNRIIS
(Universali neįgaliųjų reabilitacijos ir integracijos sistema: Allgemeines
Informationssystem zur Rehabilitation und Integration von Menschen mit
Behinderungen) und LZNS (Lietuvos žmonių su negalia sąjunga: Litauischer
Verband für Menschen mit Behinderungen) erhältlich.
Daten und Forschung
Anfragen zu offiziellen Daten zum Thema Behinderung können an folgende Stellen
gerichtet werden:
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Das Statistische Amt der Regierung der Republik Litauen bietet die neuesten
offiziellen Statistiken zum Thema Behinderung.
Die Abteilung für Behindertenfragen des Ministeriums für Soziale Sicherheit und
Arbeit stellt offizielle Daten und Jahresberichte zum Thema Behinderung bereit.
Daten aus nationalen Erhebungen zum Thema Behinderung:
Eine eigene landesweite Erhebung zum Thema Behinderung ist nicht bekannt.
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Wichtige wissenschaftliche Fachzeitschriften oder Netzwerke:
In Litauen gibt es im Bereich der Disability Studies derzeit kein nationales wissenschaftliches Netzwerk.
Es gibt einige öffentliche Forschungseinrichtungen. Universitäten betreiben Forschung zu verschiedenen Aspekten des Themas Behinderung, wobei diese aber
nicht durchgehend und systematisch durchgeführt wird.
Das Forschungszentrum für Sonderpädagogik (Special Education Research Centre)
an der Šiauliai Universität wurde 1995 gegründet. Bis 2005 stand es unter der Leitung von Professor Jonas Ambrukaitis. Das Forschungszentrum hat erfahrene und
junge litauische ForscherInnen sowie DoktorandInnen zusammengeführt, die verschiedene Bereiche der Pädagogik für Menschen mit Behinderungen untersuchen
und Forschung zu Möglichkeiten betreiben, deren pädagogische, psychologische und
soziale Bedürfnisse zu erfüllen, sowie zu den Themen Logopädie und soziale Integration. Der Forschungsschwerpunkt des Zentrums liegt derzeit auf dem Thema
„Exklusion und soziale Teilhabe: pädagogische und psychosoziale Fragestellungen“.
Wissenschaftliche Forschung wird auch vom Litauischen Sozialforschungsinstitut
durchgeführt.
Wichtige wissenschaftliche Fachzeitschriften:
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Das Forschungszentrum für Sonderpädagogik gibt die wissenschaftliche
Zeitschrift „Special Education“ für ForscherInnen und Personen aus der Praxis
heraus, die sich mit Bildung und sozialer Teilhabe von Menschen mit
Behinderungen beschäftigen.
Einige Ausgaben der Zeitschrift konzentrieren sich auf die Belange von Menschen
mit Behinderungen.
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Die Fakultät für Sozialwissenschaften der Vytautas Magnus Universität gibt die
Zeitschrift „Social Work: Experience and Methods“ heraus.
Die Mykolas Romeris Universität veröffentlicht die Zeitschrift „Social Work“.
Die Klaipėda Universität gibt die Zeitschrift „Bridges“ heraus.
Kürzlich veröffentlichte Studien und Publikationen:
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Phenomenological analysis of the lifeworld of persons with motor disability
[Phänomenologische Analyse der Lebenswelt von Menschen mit
Körperbehinderung] (2011). Autorin: Valuckienė Jolita.
Das Thema dieser Studie ist die Lebenswelt von Menschen mit
Körperbehinderung. Hauptziel der Dissertation ist es, diese soziale Realität zu
analysieren, wie sie von Personen im Rollstuhl intersubjektiv erfahren und
wahrgenommen wird. Die Studie folgt der theoretischen Perspektive der
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phänomenologischen Soziologie von A. Schütz. Sie untersucht Geschichten
von Menschen mit Körperbehinderung und geht dabei auf die wichtigsten
phänomenologischen Themen der Lebenswelt ein. Die Forschungsergebnisse
zeigen, dass diese Menschen aufgrund ihres behinderten Körpers und der
Erfahrung, sich mit dem Rollstuhl fortzubewegen, sowie aufgrund ihres
Wissens, über das nichtbehinderte Mitglieder der Gesellschaft nicht verfügen,
eine eigene und einzigartige Beziehung zur Welt haben. Die Gesellschaft ist mit
der sozialen Realität der Menschen mit körperlichen Behinderungen nicht
vertraut. Aufgrund dieser Unkenntnis sind behinderte Mitglieder der
Gesellschaft in sozialen Interaktionen mit ungleichen Beziehungen konfrontiert.
Mažeikienė, N.; Ruškė, J. (2011).The concept and development of dignity for
people with disabilities from different theoretical perspectives: from essentialism
to social constructivism. Special Education. ISSN 1392-5369. 2011, Nr. 1(24).
Deimantė Šėporaitytė, Vytautas Magnus University, Artūras Tereškinas,
Vytautas Magnus University (2007). Disabled people’s opportunities to employ
and study in Lithuania.
Alle aktuellen Studien und Forschungsprojekte sind im Informationssystem UNRIIS
zu finden.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen zur Gleichstellung von Menschen mit
Behinderungen oder zu Barrierefreiheit:
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Ruškus, Jonas (2009). Vytautas Magnus University. Regard critique sur
l’intégration des personnes handicapées en Lituanie [Eine kritische Betrachtung
der Integration von Menschen mit Behinderungen in Litauen]. L’éducation
inclusive en France et dans le monde. Suresnes: Ed. de l’INS HEA. ISSN 19570341.
In Litauen sieht die soziale Realität heute so aus, dass es beim Treffen von Entscheidungen zwangsläufig zwei entgegengesetzte Management- und
Handlungsstile sowie Herangehensweisen gibt. Ein Stil ist geprägt durch
Abgeschlossenheit, Hierarchien und Einheitlichkeit. Der andere strebt nach
Offenheit und berücksichtigt die Vielfalt. Prinzipiell wurden neue Gesetze zu
Sonderpädagogik und sozialer Integration von Menschen mit Behinderungen
verabschiedet, aber segregierende Einstellungen und Verhaltensweisen üben
noch immer einen gewissen Einfluss aus. Der Autor knüpft an andere neuere
Studien an und zeigt, dass im Bildungsbereich einige Aufgaben von besonderer
Bedeutung sind: die Definition der zu berücksichtigenden pädagogischen
Bedürfnisse, die Arbeit an der Koordination von pädagogischen und
Bildungsprojekten, die Schaffung positiver Unterrichtsmodelle für junge
Menschen mit Behinderungen und die Berücksichtigung der Sichtweisen der
Betroffenen (Eltern, Kinder) durch ExpertInnen.
Ruolytė, Rūta (2008). Vytautas Magnus University. Disabled students’
counselling centre – precondition of equal opportunities [Beratungszentren für
StudentInnen mit Behinderungen – Voraussetzung für Chancengleichheit].
Social work. Experience and methods. Kaunas.
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Die litauischen Gesetze sehen vor, dass alle Hochschulen oder höhere
Bildungseinrichtungen Bedingungen dafür schaffen, dass StudentInnen mit
Behinderungen studieren können, und dass jedem/jeder AbiturientIn das Recht
zu studieren gewährt wird. StudentInnen mit Behinderungen stoßen an
Hochschulen auf Probleme wie mangelnde Barrierefreiheit der Umgebung;
Mangel an angepasstem Lehr- und Bildungsmaterial (Literatur in Brailleschrift,
Hörbücher etc.); mangelnde Anpassung der Wohnumgebung (Wohnheime) an
ihre besonderen Bedürfnisse; Bedarf an AssistentInnen sowie eine negative
Einstellung einiger Mitglieder der akademischen Gemeinschaft.
Ruškus, Jonas (2008). Vytautas Magnus University. Professional career and its
management of persons with disability: state and possibilities. Vocational
Education: Research and Reality. Kaunas. ISSN 1392-6241.
Zahlen und Fakten
Weitere Details sind unter den ANED-Indikatoren für die Gleichbehandlung von
Menschen mit Behinderungen in Europa zu finden. Die folgenden Eckpunkte, die für
die Europäische Strategie zugunsten von Menschen mit Behinderungen 2010–2020
und die Europa-2020-Ziele besonders relevant sind, wurden aus verschiedenen
Datenquellen auf europäischer und nationaler Ebene zusammengefasst.
Indikatoren im Bereich Beschäftigung:
Nach den EU-SILC-Daten von 2009, die von ANED zusammengestellt wurden, lag
die Beschäftigungsquote von Menschen mit Behinderungen (zwischen 20 und 64
Jahren) in Litauen bei 38,2 % (Männer: 33,4 %, Frauen: 41,8 %), gegenüber 73,2 %
bei Menschen ohne Behinderungen. Die Arbeitslosenrate lag bei 17,0 % und die
Erwerbsquote bei 46,1 %.
Indikatoren im Bereich Bildung:
Nach den EU-SILC-Daten von 2009, die von ANED zusammengestellt wurden, lag
der Anteil von Menschen mit Behinderungen (zwischen 30 und 34 Jahren), die über
einen tertiären Bildungsabschluss verfügen, in Litauen bei 12,6 % (Männer: 9,6 %,
Frauen: 17,2 %), gegenüber einem Anteil von 41,4 % bei Menschen ohne
Behinderungen. Der Anteil von jungen Menschen mit Behinderungen (zwischen 18
und 24 Jahren), die die Schule abgebrochen haben, lag in Litauen bei 28,7 %, im
Vergleich zu 7,6 % bei Menschen ohne Behinderungen.
Indikatoren im Bereich Armut und Einkommen:
Nach den EU-SILC-Daten von 2009, die von ANED zusammengestellt wurden, lag
der Anteil von Menschen mit Behinderungen (zwischen 16 und 59 Jahren), die in
armutsgefährdeten Haushalten leben oder von sozialer Ausgrenzung betroffen sind,
in Litauen bei 21,1 % (Männer: 27,3 %, Frauen: 16,7 %), im Vergleich zu 3,6 % bei
Menschen ohne Behinderungen.
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