4 Wer sind die Träger des organisationalen

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Organizational Learning
FHTW-Berlin
Wirtschaftsinformatik
Fachbereich 4
Eine Ausarbeitung zum Thema
Organizational
Learning
Von
Alexander Geschonneck
Carsten Müller
Christiane Karius
Karl-Heinz Goebbels
Samstag, 14. Mai 2016
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Organizational Learning
Inhaltsverzeichnis
1
Warum organisationales Lernen ? ....................................................................... 4
2
Was ist „organisationales Lernen“ ? .................................................................... 6
2.1 Definition Lernen .............................................................................................. 6
2.2 Organisationales Lernen .................................................................................. 6
2.3 Unterschied zwischen individuellen und organisationalem Lernen .................. 8
3
Was ist eine lernende Organisation? ................................................................. 11
4
Wer sind die Träger des organisationalen Lernens? ......................................... 13
4.1 Individuen als Träger ..................................................................................... 13
4.2 Eliten als Träger ............................................................................................. 13
4.3 Gruppen als Träger ........................................................................................ 14
5
Auf welchen Ebenen findet organisationales Lernen statt? ............................... 15
5.1 Anpassungslernen ......................................................................................... 15
5.2 Veränderungslernen ...................................................................................... 16
5.3 Prozeßlernen ................................................................................................. 16
6
Was löst Lernen in Organisationen aus? ........................................................... 18
6.1 Lernen durch Konflikte und Krisen ................................................................. 18
6.2 Lernen durch Ressourcenreichtum ................................................................ 20
7
Methoden und Ansätze zur Förderung des organisationalen Lernens .............. 22
7.1 Methoden für den Themenbereich Persönliche Meisterung........................... 22
7.1.1 Coaching ................................................................................................ 22
7.1.2 Einbindung neuer Kooperationspartner .................................................. 23
7.1.3 Feedback bei der Arbeit .......................................................................... 24
7.1.4 Konfrontation mit neuen, herausfordernden Aufgaben ........................... 25
7.2 Methoden für den Themenbereich Mentale Modelle ...................................... 26
7.2.1 Bilden von Erfahrungsgemeinschaften ................................................... 26
7.2.2 Förderung von informellen Gruppenbeziehungen .................................. 27
7.2.3 Interaktionsanalyse ................................................................................. 28
7.3 Methoden für den Themenbereich Gemeinsame Visionen ............................ 29
7.3.1 Die Ideal-Organisation ............................................................................ 29
7.3.2 Projekt-Prototyping ................................................................................. 30
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Organizational Learning
7.4 Methoden für den Themenbereich Lernen in der Gruppe .............................. 31
7.4.1 Aufbau eines Vorschlags- und Innovationswesens................................. 31
7.4.2 Moderierte Teamsitzung ......................................................................... 32
7.4.3 Stärken-/Schwächenkatalog ................................................................... 33
7.5 Methoden für den Themenbereich Denken in Systemen ............................... 34
7.5.1 Beziehungslandkarte .............................................................................. 34
7.5.2 System-Simulation .................................................................................. 35
8
Welche Auswirkungen hat organisationales Lernen auf die Führung und
Entwicklung in einem Unternehmen? ....................................................................... 36
8.1 Rolle der Führungskräfte ............................................................................... 36
8.2 Auswirkungen auf die Organisation ............................................................... 37
8.3 Was bringt der Umbau zur lernenden Organisation ....................................... 38
9
Literaturverzeichnis ........................................................................................... 39
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Organizational Learning
1 Warum organisationales Lernen ?
Die Frage nach dem „warum“ ist eine Frage, die Menschen jeder Schicht in jedem
Jahrhundert gestellt haben.
Das
Konzept
der
Betriebswirtschaftslehre
„Lernenden
Organisation“
zunehmend
an
erlangt
Bedeutung
in
in
der
Hinsicht
aktuellen
auf
die
Entwicklungsfähigkeit einer Organisation.
Die Beschäftigung von Unternehmen mit dem organisationalen Lernen geschieht aus
der Notwendigkeit heraus, sich immer besser und schneller an Veränderungen ihrer
Umwelt bzw. Marktbedingungen anzupassen. Die strategische Situation in vielen
Märkten ist heute durch folgende Herausforderungen bestimmt:

permanente Überkapazitäten

politische Veränderungen (regionale Integrationen, Zerfall des Kommunismus,
EURO-Währung usw.)

schwindende Ressourcen (Rohstoffe, Energie )

Marktsättigung bzw. geringes Wachstum auf der Nachfrageseite

Angleichung von Qualität und Know-how

Wertewandel durch besser informierte und ausgebildete Mitarbeiter

zunehmende Internationalisierung

Differenzierung der Kundenwünsche
Die überwiegende Zahl von Unternehmen sind in einer Zeit entstanden und
gewachsen, in der die Umwelt des Unternehmens als überwiegend stabil und
überschaubar angesehen werden konnte.
Die heutige Zeit ist jedoch geprägt von Umbrüchen und Turbulenzen. Durch die
zunehmende Globalisierung haben weltweite Schwankungen und Turbulenzen
direkten Einfluß auf die Wirtschaft eines Landes. Da es sich bei der derzeit
gegebenen wirtschaftlichen Situation wohl kaum - wie bisher- um einen kurzfristigen
konjunkturellen Einbruch, sondern mehr um langfristige Veränderungen handeln
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Organizational Learning
dürfte, wird es für die Unternehmen immer notwendiger, bereits frühzeitig und schnell
neue Überlegungen anzustellen, und nicht erst dann, wenn die Situation krisenhafte
Formen annimmt.
Problematisch anzusehen ist die Tatsache, daß es keine pauschalen Erfolgsrezepte
gibt, die für alle Unternehmen gelten. Dies ist darauf zurückzuführen, daß kein
Unternehmen einem anderen hinsichtlich seiner Struktur, Kultur und Belegschaft bis
auf den Punkt gleicht. Jedes Unternehmen muß seinen eigenen Weg, angepaßt an
die jeweilige Situation, selbst finden.
Trotz steigender Mitverantwortung von Mitarbeitern in einer Organisation, wird das
Schicksal eines Unternehmens jedoch vom Management entscheidend beeinflußt.
Das Denken in Unternehmen und ihren Hierarchien verläuft im klassischem Sinn
nach wie vor linear und scheinbar nicht immer problemorientiert. Unternehmerisches
Handeln kann sich nicht mehr nur auf Kosten-Nutzen-Analysen beschränken. Die
Organisation steht auch in besonderer Beziehung zu ihrer Umwelt. Dies hat auch
Auswirkungen auf die Entwicklungskonzepte.
Ein Sprichwort sagt: „Wissen ist Macht“. Dieser Ausspruch trifft in der heutigen
Gesellschaft mehr denn je zu. In einer Zeit, in der ein Datenüberfluß herrscht, ist
jenes Unternehmen im Vorteil, das diese Daten, unter Anwendung seines Wissen, in
Informationen umwandeln kann. Ein Unternehmen ist demnach nur genauso gut, wie
das Wissen, das es angehäuft hat.
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2 Was ist „organisationales Lernen“ ?
2.1
Definition Lernen
Bevor man sich Gedanken darüber machen kann, was organisationales Lernen ist,
sollte geklärt werden, was unter dem Begriff „Lernen“ verstanden wird. Die
Definitionen von Lernen sind ebenso zahlreich wie die Autoren von denen sie
stammen.
Eine erste neutrale Definition des Begriffs Lernen bietet Meyers Lexikon:
"Lernen stellt eine Verhaltensänderung aufgrund von Erfahrungen dar. Der
Lernprozeß wird durch biologische, individuelle und soziale Gegebenheiten
beeinflußt und vollzieht sich in allen Altersstufen. Wichtig ist die Motivation
(Lernfreudigkeit). Lernen und Gedächtnis stehen in engem Zusammenhang. Da
Wissen und Kenntnisse heute schnell überholt sind, ist das Ziel des Lernens
nicht ein bestimmter Besitzstand von Kenntnissen und Fähigkeiten, sondern
das 'Lernen des Lernens'." (Meyers Lexikon 1983, Bd.2 S.403).
Die Tatsache, das Individuen lernen können ist unbestritten. Aufgrund dieses
Sachverhaltes ist die Aussage nachvollziehbar, daß auch Organisationen lernen
können, da diese aus einer Vielzahl von Individuen bestehen. Die Mitglieder einer
Organisation bilden somit den zentralen Ansatzpunkt wenn es darum geht, was
organisationales Lernen ist.
2.2
Organisationales Lernen
Aufgrund der unterschiedlichen Sichtweisen, von denen das Thema organisationales
Lernen im Laufe der Zeit betrachtet wurde, ist es nicht verwunderlich eine Vielzahl
von unterschiedlichen Definitionen anzutreffen.
Auf
der
Grundlage
unterschiedlicher
Autoren
läßt
sich
der
Prozeß
des
organisationalen Lernens folgendermaßen definieren:
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Organizational Learning
„Unter organisationalem Lernen ist der Prozeß der Veränderung der
organisationalen Wissensbasis, die Verbesserung der Problemlösungs- und
Handlungskompetenz
Bezugsrahmens
von
sowie
und
die
für
Veränderung
Mitglieder
der
des
gemeinsamen
Organisation
zu
verstehen.“[Probst/Büchel 1998]
Organisationales Lernen in einer ganz allgemeinen Form gesehen, beinhaltet immer
ein Prozeß, indem Informationen aufgenommen, interpretiert, in einem Lernprozeß
im engeren Sinne behandelt und als neues Wissen abgespeichert werden. Im
Prozeß des organisationalen Lernens haben Informationen einen zentralen
Charakter: sie lösen Lernvorgänge, werden in Lernvorgängen bearbeitet und als
Wissen wieder abgespeichert.
Prozesse des organisationalen Lernens erzeugen immer auch ein Produkt. Ganz
grob kann man die Produkte von organisationales Lernprozessen nach zwei
Gesichtspunkten gliedern:
1. Organisationales Lernen erzeugt, wie zuvor dargestellt, neues, organisationales
Wissen: die Organisation weiß etwas, was sie vorher nicht wußte.
2. Organisationales Lernen erzeugt neues Können: die Organisation kann etwas,
was sie zuvor nicht konnte.
Zusammenfassend lassen sich die Spezifika des organisationalen Lernens wie folgt
beschreiben. Organisationales Lernen findet statt, wenn

mehrere Mitglieder einer Organisation zusammenkommen,

um ihre jeweils individuellen Wahrnehmungen, Wissensbestände, Meinungen,
Vorstellungen, Ideen, Wünsche und Hoffnungen

in Bezug auf ein spezifisches aus den betrieblichen Geschehen herausgetrenntes
und isoliertes Ereignis, Thema oder Problem (Anlaß des Lernprozesses),

in einer für allen Beteiligten einsehbaren und verständlichen Form in die Gruppe
kommunikativ einzubringen.
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
Sie sichten, überprüfen, und gewichten die eingebrachten Wahrnehmungen,
Wissensbestände, Meinungen, Vorstellungen, Ideen, Wünsche und Hoffnungen,

entwickeln in diesem Prozeß ein gemeinsames, von möglichst allen Lernakteuren
entwickeltes kooperatives Wissen

mit dem Ziel, spezifische Veränderungen innerhalb der Organisation (z.B. neuer
Organisations-
und
Handlungsformen)
oder
in
den
Auswirkungen
der
Organisation (z.B. neue Produkte, Leistungen und Verhaltensformen) erreichen
zu können
Zwar existiert zur Zeit noch keine ganzheitliche Theorie des organisationalen
Lernens, jedoch diverse Ansätze, die zwar alle auf den Theorien des individuellen
Lernens
aufbauen,
aber
dennoch
eine
gewisse
Eigenständigkeit
für
sich
beanspruchen. Der Unterschied zwischen beiden Theorien wird im folgenden Kapitel
dargestellt.
2.3
Unterschied zwischen individuellen und organisationalem Lernen
Die Summe von organisationalen Lernprozessen und Verhaltensweisen ist nicht
gleichzusetzen mit dem Lernen einer Organisation. Zum einen besitzen Individuen
Wissen, das nicht Bestandteil des Wissens einer Organisation ist, zum anderen
haben Organisationen Wissen von Individuen, die längst nicht mehr ihr Bestandteil
sind. Für das Wissen von Organisationen läßt sich demnach schlußfolgern, daß das
Wissen einer Organisation sowohl weniger, als auch mehr der Summe des Wissens
ihrer Mitglieder entsprechen kann. Neben der Quantität hat das Resultat eines
organisationalen Lernprozesses ebenfalls eine andere Qualität als die Summe
individueller Lernprozesse. Ein Grund liegt in der Beeinflussung der Lernergebnisse
durch
menschliche
Interaktion,
Erfahrungsaustausch
sowie
in
den
Auseinandersetzungen zwischen den Individuen.
Es stellt sich nun die Frage, was individuelles Lernen von organisationalem Lernen
unterscheidet bzw. was die Transformation von der einen Ebene auf die andere
charakterisiert und wie sie vorgenommen werden kann.
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Das individuelle Lernen ist charakterisiert durch die Rationalität jedes Individuums,
die Erfahrungen, die es im Leben angehäuft hat, durch seine Bedürfnisse, seinen
Interessen und Wertvorstellungen, den Schwierigkeitsgrad des Lerngegenstandes.
Am Ende des Lernprozesses erfolgt eine Änderung bzw. Anpassung der
Verhaltensweisen.
Beim organisationalen Lernen stehen nicht wie beim individuellen Lernen individuelle
Motive,
Bedürfnisse oder Werte
im Vordergrund,
sondern
überpersönliche
Erfahrungswelten, allgemein verbindliche Entscheidungsverfahren, die zum Zweck
haben, in der Mehrheit der Mitglieder Einigung bezüglich von Entscheidungen zu
erzielen. Somit kann man sagen, das organisationales Lernen nicht nur zu einer
Anpassung an problematische Umweltkonstellationen führt, sondern auch eine
Anpassung an organisationsinterne Interessenlagen und Wertvorstellungen der
Mitglieder. Ein weitere Bedingung für organisationales Lernen ist, so abwegig es sich
auch anhört, daß sich die Mitglieder einer Organisation sowohl einig als auch uneinig
sind. Einerseits wird ein Lernergebniss nur erreicht, wenn es Unterschiede in den
Bedürfnisanforderungen zwischen den Mitgliedern gibt, andererseits kann kein Ziel
erreicht werden, wenn die Mitglieder nicht bereit sind von ihren individuellen
Bedürfnissen Abstand zu nehmen um sich mit dem erreichten Lernziel einverstanden
zu erklären. Lernen bedeutet somit die Entwicklung von neuem Verständnis.
Durch die Aneignung und die Interpretation von Wissen verändert sich die Breite des
Verhaltens.
Um die Brücke zwischen individuellem und organisationalen Lernen zu schlagen,
bedarf es einiger Transformationsbedingungen. Als Faktoren, von denen die
Transformation abhängig ist, lassen sich Kommunikation, Transparenz und
Integration benennen.
Ohne eine Kommunikation bzw. sprachliche Verständigung kann weder das Wissen
jedes einzelnen Organisationsmitgliedes verfügbar gemacht werden, noch kann eine
argumentative Auseinandersetzung zwischen den einzelnen Mitgliedern erfolgen.
Dies bildet aber keine hinreichende Bedingung, denn um individuelles Wissen
transformieren zu können, muß dieses Wissen, als auch der Verlauf und das
Ergebnis von Kommunikationsprozessen, jedem Mitglied in der Organisation
zugänglich und transparent gemacht werden.
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Organizational Learning
Man kann den Prozeß der Transformation von individuellem Lernen zum
organisatorischen Lernen in insgesamt drei Schritte einteilen.
Der erste Schritt beinhaltet die Weitergabe von individuellem Wissen von einer
Person an eine andere. Schwer verständliche Kenntnisse oder Fähigkeiten werden
auch oft über „learning by doing“ an ein anderes Mitglied weitergegeben. Was in
diesem ersten Schritt noch nicht geschieht, ist die Weitergabe von Wissen an einen
größeren Mitgliederkreis, noch, bedingt durch die Weitergabe an nur ein Mitglied der
Organisation, eine Kommunikation über das Wissen in einem Kollektiv.
Die Weitergabe von individuellem Wissen an einen größeren Personenkreis
geschieht im zweiten Schritt. Durch die Weitergabe von Wissen an einen größeren
Personenkreis kommt es zu einem Anstieg der Qualität des Wissens, wobei das
Wissen, das entsteht, nicht mehr auf einzelne Individuen zurückzuführen ist. Die
entstandene Transparenz macht es zum einen möglich das Wissen leichter zu
transferieren, zum anderen besteht in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit das
Wissen in Form von unterschiedlicher Symbolik z.B. Führungsgrundsätzen zu
speichern.
Um zu neuen Problemlösungen zu kommen ist es notwendig, das gespeicherte
Wissen zu standardisieren und kombinieren. Um die individuellen Wissensbestände
der Organisation zur Verfügung zustellen, ist es erforderlich, daß die Individuen ihre
Handlungen in das Ganze integrieren. Integration ist somit ein Bedürfnis, das sich
aus der individuellen Selbstentwicklung ergibt.
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3 Was ist eine lernende Organisation?
Während
der
Begriff
„organisationales
Lernen“
den
Prozeß
des
Lernens
kennzeichnet, bezieht sich der Begriff „lernende Organisation“ auf die Institution, in
der Prozesse des organisationalen Lernens stattfinden. Will man eine Organisation
als lernendes Unternehmen bezeichnen, setzt dies voraus, daß innerhalb dieser
Institution immer wieder Prozesse des organisationalen Lernens ablaufen, und die
„Organisation“ sich mittels dieser Prozesse verändert: lernt.
Der Begriff: „lernendes Unternehmen“ konzentriert sich auf eine spezifische Form
von Organisationen: auf wirtschaftlich tätige, gewinnorientierte Unternehmen.
Um von einem „lernenden Unternehmen zu sprechen, müssen „Zyklen des
organisationalen Lernens auf allen Ebenen der Organisation mit einer gewissen
Systematik
und
Häufigkeit
durchlaufen
werden,
hierbei
unterschiedliche
Systemfunktionen angesprochen und die dem Denken und Handeln einer
Organisation zu Grunde liegende Schemata und Deutungsmustern überprüft,
abgeglichen und zu neuen kollektiv getragenen Schemata und Verhaltensmustern
geformt werden.“ [Wahren, 1996]
Lernende Organisationen zeichnen sich desweiteren dadurch aus- und unterscheiden sich darin von schlichten Matrix-Organisationen, daß ihr permanenter
Lernprozeß darauf gerichtet ist, Kommunikation unter immer wieder neuen auf die
Zukunft gerichteten Gesichtspunkten auszulösen. Diese kommunikative Vernetzung
ist die einzig tragfähige Basis für die Verwirklichung immer komplexerer Aufgaben in
einer zunehmend unübersichtlicher werdenden Welt.
Zusammenfassend ergeben sich daraus folgende Forderungen an eine lernende
Organisation:

Lernprozesse müssen systematisch geplant sowie dauerhaft organisiert und
etabliert werden.

Lernprozesse müssen auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen ansetzen.
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
Lernprozesse
müssen
unterschiedliche
Systemfunktionen
(Anpassungs-,
Zielerreichungs-, Integrations- und Strukturerhaltungsleistungen) ansprechen.

Lernprozesse müssen unterschiedliche Lern-Ebenen ansprechen, wobei es
insbesondere darauf ankommt, daß Schemata und Deutungsmuster überprüft
und verändert werden.
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Organizational Learning
4 Wer sind die Träger des organisationalen Lernens?
Menschen und ihre geistigen Kapazitäten, Werte und Motivation sind die Rezeptoren
und Träger des Lernprozesses in einer Organisation.
In der Literatur werden meist drei Arten von Trägern des organisationalen Lernen
identifiziert. Neben den Individuen, die ein Teil der Organisation sind, werden als
Träger ebenso Eliten, ein dominierender Zusammenschluß einzelner Individuen, und
Gruppen, die meist selbstorganisiert und in einem speziellen Unternehmensbereich
zu finden sind, angeführt.
4.1
Individuen als Träger
Individuen sind zum einen in der Lage, grundlegende Prämissen zu hinterfragen
bzw. ihre Handlungstheorien zu reflektieren, zum anderen können sie ihr erreichtes
Wissen auf bestimmte Problemsituationen anwenden.[Probst/Büchel 1998]
Jedes Individuum in einer Organisation leistet seinen Betrag zum organisationalem
Lernen durch seine individuellen Lernergebnisse. Diese sind jedoch ohne die
kollektive
Argumentation
und
die
interaktive
Auseinandersetzung
sowie
Konsensfindung nutzlos. [Probst/Büchel 1998]
4.2
Eliten als Träger
Eine weitere Theorie besagt, das Wissen und Macht eng miteinander verbunden
sind. Die Aufdeckung der Notwendigkeiten von organisationalen Veränderungen und
die Festlegung des Zeitpunktes für diese Veränderungen geschieht durch die Eliten.
Somit hat das Wissen derjenigen die größte Wahrscheinlichkeit organisationale
Entscheidungen und Veränderungen zu bestimmen, die eine Position in der
Organisation inne haben, die von Macht geprägt ist z.B. die Unternehmensführung.
Deutlich wird dieser Sachverhalt, wenn mach bedenkt, daß gerade im Fall eines
Führungswechsels organisationales Lernen ausgelöst wird, da grundsätzliche
Veränderungen hervorgerufen werden, die jahrelang nicht zum Thema gemacht
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worden sind. Dadurch zeigt sich, daß eine Elite bzw. Spitze, Träger des Lernens sein
kann.
4.3
Gruppen als Träger
Die Theorie, daß Eliten Träger des organisationalen Lernens sind, hat zwar ihre
Berechtigung, aber in einer Zeit, in der das Gesellschaftsleben zunehmend
komplexer wird, ist es sehr unwahrscheinlich, daß nur Führungskräfte in einem
Unternehmen das Lernen in einer Organisation tragen und leiten. Vielmehr findet
man verstärkt selbstorganisierte Gruppen in den verschiedensten Unternehmensbereichen, die maßgeblich an der organisationalen Entscheidungsfindung mitwirken.
Das bedeutet, daß nicht nur eine dominante Koalition, sondern auch Subkulturen
jeder Art als Träger des organisationalen Lernens zu nennen sind. [Probst/Büchel
1998]
4.4
Schlußfolgerung
Aus den vorangegangenen Ausführungen läßt sich ableiten, daß demnach in erster
Linie Gruppen, in welcher Form sie sich auch manifestieren, Träger des Lernens in
einer Organisation sind. Durch diese Gruppen kommt es zu einer Veränderung des
Wissens, indem sie ihren Kontext und ihr Handlungsfeld neu bestimmen. Gruppen,
die aus Mitglieder bestehen, die aus unterschiedlichen Bereichen des Unternehmens
kommen, stellen ihr Wissen der Organisation zur Verfügung, wodurch es zu einem
Austausch zwischen den Gruppen kommt, der wiederum neues Wissen erzeugt.
Wird dieses Wissen dann noch der Organisation zugänglich gemacht, durch Regeln
und Handlungsanweisungen, so haben die Gruppen den Lernprozeß in der
Organisation
eingeleitet
und
getragen.
Durch
den
Einigungs-
und
Konsensfindungsprozeß der Organisationsmitglieder kann eine grundlegende
Veränderung des Bezugsrahmens stattfinden, was letztendlich organisationales
Lernen bedeutet.
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Organizational Learning
5 Auf welchen Ebenen findet organisationales Lernen statt?
Organisationales Lernen vollzieht sich auf unterschiedlichen Lernebenen, da die
Veränderung von Wissen verschiedene Wissensarten beinhalten kann und auch
Inhalt und Tiefe unterschiedlich sein können. Um diesem Umstand Rechnung zu
tragen, wurde ein Modell entwickelt, indem die organisationalen Lernprozesse in drei
Lernebenen eingeteilt werden:
-
Anpassungslernen („single-loop learning“)
-
Veränderungslernen („double-loop learning“)
-
Prozeßlernen („deutero learning“)
5.1
Anpassungslernen
Innerhalb einer Organisation beschreibt man Anpassungslernen als die effektive
Adaption
an
vorgegebene
Ziele
durch
Bewältigung
von
Umwelteinflüssen
[Probst/Büchel 1998]. Die Organisation reagiert auf interne und/oder externe
Umwelteinflüsse, indem die Abweichungen so korrigiert werden, daß man sich
(wieder) im Einklang mit bestehenden Normen befindet. Dieser Vorgang wird auch
als "Single-Loop Learning" bezeichnet.
Quelle: nach Argyris/Schön, 1978
Single-Loop Learning bedeutet, daß bei einer Anpassung der Ziele aufgrund von
Umwelteinflüssen bestehende Normen und Werte nicht hinterfragt werden.
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Organizational Learning
Abweichende Ergebnisse führen zu Korrekturen der Handlungen, nicht aber der
Ziele.
5.2
Veränderungslernen
Bei dieser Art des Lernens werden auch organisationale Ziele, Normen und Werte
hinterfragt, neue Prioritäten vergeben oder sogar Werte verändert.
Dabei entstehen neue Handlungstheorien, die durch eine kritische Prüfung von
Werten und Normen das Bild und die Tiefenstruktur der Organisation verändern.
Dies wird jedoch nur dann als Lernen bezeichnet, wenn sie von den Mitgliedern als
nützlich anerkannt und akzeptiert werden.
Dieses Art des Lernens wird auch als "Double-Loop Learning" bezeichnet:
Quelle: nach Argyris/Schön, 1978
5.3
Prozeßlernen
Prozeßlernen ist die Einsicht über den Ablauf der Lernprozesse, in dem Lernen zu
lernen der zentrale Bezugspunkt wird. [Probst/Büchel 1998]
Der Prozeß des Lernens zu lernen besteht aus der Erkenntnis über den Vorgang von
Anpassungs- und Veränderungslernen. Der zentrale Bestandteil dieser Lernebene ist
die Verbesserung der Lernfähigkeit, indem Lernen selbst zum Gegenstand des
Lernens wird.
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Durch die Erkennung der Muster, die in ähnlichen Situationen das Lernen ermöglicht
haben, kann eine umfassende Restrukturierung der Verhaltensregeln und -normen
herbeigeführt werden.
Quelle: nach Argyris/Schön, 1978
Wie obige Abbildung zeigt, geht es um die Reflexion, Analyse und Herstellung eines
Sinnbezugs. Damit ist die Einsicht in den Lernprozeß selbst, in die kontextuelle
Problemlösung sowie in den Ablauf von Lernprozessen gemeint.
Durch die Fähigkeit der Reflexion, des Lernens zu lernen, können mögliche Konflikte
antizipiert werden, in ihren Folgen bewertet und für interne Korrekturen ausgewertet
werden.
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6 Was löst Lernen in Organisationen aus?
In diesem Kapitel soll nun die Frage geklärt werden, wie und wodurch Lernprozessen
ausgelöst und vorangetrieben werden.
In der Regel sind Organisationen auf Standardprozeduren angewiesen, mit Hilfe
deren sie in Situation X mit Schema Y reagieren. Organisationen können und dürfen
sich nicht fortlaufend mit der Suche und Realisierung von Veränderungen befassen.
Damit würden sie Ihre Kontinuität und Stabilität in Frage stellen. Wird aber
andererseits
das
vorhandene
Wissen
nie
hinterfragt
und
wird
nur
auf
Standardprozeduren zurückgegriffen, wird Lernen verhindert.
Wodurch wird aber nun Lernen ausgelöst?
Leider sind auftretende Konflikte, Mißerfolge oder Krisen die häufigste Ursache in
einer Organisation, die die auslösenden Impulse für Veränderungen geben.
Andererseits bieten aber gerade Stabilität und Ressourcenreichtum in einem
Unternehmen die Möglichkeit Lernprozesse anzustoßen und nach Veränderungen zu
streben.
Es lassen sich also grundsätzlich zwei Ansätze zum auslösen von Lernprozessen
unterscheiden:
-
Turbulenzen und Krisen
-
Ressourcenreichtum
6.1
Lernen durch Konflikte und Krisen
Die größte Gruppe auslösender Faktoren stellen wohl ungelöste Probleme jeglicher
Art dar. Diese könne sowohl aus inneren Reaktionen als auch aus äußeren Anreizen
heraus entstehen. Sie erzeugen Spannungen, Unzufriedenheit und letztendlich das
Bedürfnis nach Veränderung.
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Die auslösenden Störeinflüsse lassen sich unterschiedlich differenzieren:
-
Unzufriedenheit von Mitarbeitern
-
Konflikte
-
Streß
-
Neugier
-
Umweltveränderungen
-
Konkurrenzdruck
Im internen Umfeld einer Organisation scheint Unzufriedenheit der Mitarbeiter mit
ungelösten Fragestellungen und Problemen die häufigste Ursache der Suche nach
Strategien zu deren Lösung zu sein. Organisationsmitglieder fangen an nach
Lösungen zu suchen, wenn Erwartungen und Ergebnisse auseinanderfallen oder
Zweifel an vorhandenen Strategien auftreten. Auch zwischenmenschliche Konflikte
können zur Betrachtung, Neubewertung der eingeschlagenen Wege führen, und
Lernen auslösen. Damit wird deutlich, daß Konflikte und Divergenz von Ergebnissen
und Erwartungen keinen rein negativen Aspekt darstellen, sondern sich durchaus
fruchtbar auf die Unternehmensentwicklung auswirken können.
Einen weiteren Aspekt, der als Ursache für die organisationale Suche nach
Problemlösungen zu sehen ist, stellt Streß dar. Dieser Fakt läßt sich darauf
zurückführen, daß Anpassung bzw. Veränderung dann erfolgt, wenn Streß
vorhanden ist. Streß, ausgelöst durch Erfolgs- oder Umweltdruck, setzt somit
Lernprozesse in Gang.
Man unterscheidet dabei zwei Artren von Streß:
-
Umwelt- bzw. Unbequemlichkeitsstreß und
-
Erfolgsstreß.
Umwelt- bzw. Unbequemlichkeitsstreß entsteht, wenn die Komplexität und Dynamik
der Umwelt die Wahrnehmungsfähigkeit der Organisationsmitglieder überfordert.
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Erfolgsstreß, wenn ein Mitarbeiter, durch den Druck vorgegebene Ziele zu erreichen,
überfordert ist. Diese beiden Formen verursachen eine Veränderung im Verhalten
von Gruppen oder Individuen, wenn das Streßniveau zu hoch wird oder wenn sie mit
den Divergenzen und Problemen nicht mehr zurecht kommen. Müssen sie sich dann
damit auseinandersetzen, findet Lernen des ganzen Systems statt.
6.2
Lernen durch Ressourcenreichtum
Wären allein die oben angeführten Situationsbeschreibungen ausschlaggebend für
lernen, so würden lediglich Organisationen, die Probleme haben, lernfähig sein. In
der Praxis zeigt sich jedoch, daß es gerade Organisationen, die erfolgreich sind und
die erforderliche Zeit und Ressourcen haben in der Lage sind, in ihrer Umwelt nach
neuen und innovativen Lösungen zu suchen und die Hinterfragung bestehender
Lösungen frühzeitig voranzutreiben.
Ressourcenreichtum entsteht, wenn die vorhandenen Ressourcen nicht vollständig
im Tagesgeschäft aufgezehrt werden und somit frei und kreativ für Prozesse des
Lernens eingesetzt werden können.
Oft wird in Unternehmen über Zeitverschwendung, Doppelarbeiten, Leerlauf oder
Personalüberschuß geklagt. Diese Erscheinungen sind es, die eben diesen
Ressourcenüberschuß hervorrufen, der es ermöglicht, Fehler und Störungen im
System zu identifizieren und so rasch wie möglich abzustellen.
Ressourcenreichtum oder „organisational slack“ kann auf zwei verschiedene Weisen
Lernen auslösen.
Zum einen kann ein Abbau dieser Ressourcen zum Lernen führen. Die Reduktion
der
überschüssigen
Ressourcen
wird
beispielsweise
durch
Prozesse
der
Restrukturierung (Business Process Reengineering) hervorgerufen.
Zum anderen können durch vorhandene freie Kapazitäten innovative Lösungen
sowie strukturelle Veränderungen erarbeitet werden, die eine Sogwirkung für interne
Veränderungs- und Lernprozesse ergeben.
Leider sind es aber noch immer sehr wenige Unternehmen die aufgrund der oben
angeführten Strukturen ihre Möglichkeiten nutzen, um neue innovative Lösungen zu
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suchen oder Möglichkeiten zu erschließen, um zukünftige Komplexität und Probleme
zu bewältigen.
Es ist leider weitaus häufiger der Fall, daß Erfolg und Überfluß die Basis für Trägheit,
Bewahrung von alten Verhaltensweisen und Ausschluß von neuen Strategien bilden.
Das Festhalten an traditionellen Schemata und Bewahrung von Wissen hat zur
Folge, daß Lernen verhindert wird. [Probst/Büchel 1998]
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Organizational Learning
7 Methoden und Ansätze zur Förderung des organisationalen
Lernens
Nachdem bisher die analytischen und konzeptionellen Aspekte des organisationalen
Lernens im Vordergrund standen, wird mit den hier folgenden Ansatzpunkten die
Gestaltungsperspektive in den Vordergrund gerückt. Deshalb sollen nachfolgend
Methoden und Maßnahmen im Hinblick auf lernende Organisationen in einem
Ordnungschema näher erläutert werden.
Dieses
Ordnungsschema
ordnet
die
Methoden
den
fünf
elementaren
Themenbereichen der Entwicklung einer Lernenden Organisation zu.

Persönliche Meisterung

Mentale Modelle

Gemeinsame Visionen

Lernen in der Gruppe

Denken in Systemen
7.1
Methoden für den Themenbereich Persönliche Meisterung
Man "wächst" als menschliches Individuum, man erkennt Möglichkeiten und
Grenzen.
7.1.1 Coaching
Beschreibung
Coaching ist eine Form von lernpartnerschaftlicher Beziehung. Beim Coaching liegt
der Fokus auf der Absicherung längerfristiger Arbeitsergebnisse, deren Erbringung
sich über einem Zeitraum von einem Monat bis zu einem Jahr erstrecken können.
Der Ansatz des Helfens liegt im gemeinsamen Durcharbeiten von Problemen mit
dem Ziel, neue Fähigkeiten auszuprobieren und zu erwerben.
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Organizational Learning
Für den Manager bedeutet dies, daß es ihm nicht gestattet ist, operative Tätigkeiten
im Team zu übernehmen. Er sorgt für den notwendigen Informationsfluß zum und
vom Team zu anderen organisatorischen Einheiten im Unternehmen und erfüllt die
Aufgabe einer Interventionsstelle für Konflikte im Team, die von diesem nicht selbst
gelöst werden können.
Chancen
-
Vollständige Entfaltung eines Individuums
-
Optimaler Einsatz des betroffenen Mitarbeiters
-
Hohe Arbeitszufriedenheit
Risiken
-
Frustration bis hin zu Arbeitsverweigerung und innerer Kündigung
Interpretation
Die Akzeptanz dieser Methode ist sehr stark von den persönlichen Einstellungen des
betroffenen Mitarbeiters abhängig. Der Erfolg der Methode ist nur dann
gewährleistet, wenn der Coach gute Führungsqualitäten besitzt.
7.1.2 Einbindung neuer Kooperationspartner
Beschreibung
Im Rahmen der Tätigkeitsfelder einer Organisationseinheit oder einer Projektgruppe
werden neue, interne oder externe Partner zur Mitarbeit eingeladen bzw. unter
Vertrag genommen.
Chancen
-
In-Gang-Bringen/Verbessern des Informationsaustausches
-
Neue Ideen, neue Sicht- und Arbeitsweise
-
Verbesserung der Kooperation
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Organizational Learning
Risiken
-
Konflikte
-
Widerstände
Interpretation
Die Einbindung neuer Kooperationspartner beginnt bereits im kleinen, z. B. ein
Mitarbeiter einer anderen Abteilung/Gruppe wird zur Zusammenarbeit in eine
Abteilung/Gruppe aufgenommen. Neue Kooperationspartner können auch externe
Berater, etc. sein. Die Akzeptanz der Methode hängt davon ab, woher der
Kooperationspartner kommt. Sie wird i.a. höher sein, wenn der Partner aus dem
eigenen Unternehmen stammt.
7.1.3 Feedback bei der Arbeit
Beschreibung
Jedes einzelne Teammitglied erhält so oft wie möglich Rückmeldungen (Feedback)
von anderen Teammitgliedern und dem Teammanager, ob und inwieweit sein
Verhalten und seine Beiträge in der Gruppe den Teamgeist stärken.
Diese Art von Intervention dient der Vermittlung neuer Einstellungen und der
Einübung adäquater Verhaltensweisen. Solche Maßnahmen sind insbesondere dann
nötig,
wenn
beim
Mitarbeiter
vorhandene
Verhaltensstrategien
nicht
mehr
angemessen sind.
Chancen
-
Weiterentwicklung der Mitarbeiter
-
Förderung der Kommunikation
Risiken
Die Wirkung des Feedbacks ist sehr stark von der Interpretation des Empfängers
abhängig. Negative Interpretationen können leicht zu einer Beeinträchtigung oder gar
Zerstörung des Gruppenklimas führen.
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Interpretation
Diese Methode ist vorwiegend als unterstützende Maßnahme für andere Methoden
geeignet. Das Feedback sollte so kurz, prägnant und direkt wie nur möglich gehalten
sein. Vorsicht: Nach den individuellen Erfahrungen eines Teammitglieds kann es
vorkommen, daß ein positiv gemeintes Feedback als ein negatives interpretiert wird.
7.1.4
Konfrontation mit neuen, herausfordernden Aufgaben
Beschreibung
Dem Mitarbeiter werden neue Aufgaben gestellt, die für ihn eine Herausforderung
darstellen. Sieht sich der Mitarbeiter in der Lage, die Aufgaben in dem geplanten
Zeitraum zu bewältigen, so wirkt dies äußerst motivierend. Diese Konfrontation bietet
auch die Chance neugelernte Verhaltensweisen zu üben.
Chancen
-
Training on the job
-
Förderung der Motivation
-
Mitarbeiter unterliegt einem ständigen Lernprozeß
Risiken
Über- bzw. Unterforderung bei der Aufgabenbewältigung kann sehr leicht zum
gegenteiligen Effekt der Demotivation bis hin zu Arbeitsverweigerung und innerer
Kündigung führen.
Interpretation
Die Methode ist sehr gut und leicht einsetzbar. Die Anwendung muß durch
entsprechendes Coaching unterstützt werden, um negativen Tendenzen (siehe
Risiken) sofort gegensteuern zu können. Eine wesentliche Voraussetzung ist, daß im
Unternehmen genügend neue Aufgaben vorhanden sein müssen. Die Methode ist
Kultur- und Strukturunabhängig einsetzbar. Abhängig vom verfolgten Ziel kann
langfristig betrachtet sowohl eine Stärkung als auch eine Schwächung der
Unternehmenskultur erreicht werden.
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7.2
Methoden für den Themenbereich Mentale Modelle
Sie beherrschen unsere Wahrnehmung der Welt. Um sie zu verändern, müssen sie
als Startpunkt für Veränderungen aufgedeckt werden.
7.2.1 Bilden von Erfahrungsgemeinschaften
Beschreibung
Personen, die gleiche oder ähnliche Tätigkeiten ausführen, treffen sich regelmäßig,
um über die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit ausführen, zu sprechen.
Insbesondere wird über die aufgetretenen Probleme und Lösungsmöglichkeiten
diskutiert. Unterstützend können Videoaufnahmen von Tätigkeitsausführungen
gezeigt und besprochen werden.
Chancen
-
Evolutionäre Prozeßverbesserung
-
Wissenstransfer
-
Fehlervermeidung/-reduzierung bei der Durchführung der Tätigkeiten
-
Verbesserung der Kommunikation und Zusammenarbeit
-
Informelle Kommunikation, Knüpfen informeller Kontakte
Risiken
Verbesserungspotentiale bleiben möglicherweise ungenutzt, weil die Konzentration
zu sehr auf den bestehende Abläufen liegt.
Interpretation
Die Akzeptanz dieser Methode ist sehr stark von den persönlichen Einstellungen der
Mitarbeiter abhängig. Der Einsatz hat auf jeden Fall Auswirkungen auf die
Mitarbeiter, da sie einem ständigen Lernprozeß ausgesetzt sind. Sie hat aber auch
Auswirkungen auf die Kultur im Unternehmen, denn eine schwache Kultur kann
durch den Einsatz gestärkt, aber eine starke NICHT geschwächt werden.
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7.2.2 Förderung von informellen Gruppenbeziehungen
Beschreibung
Um die Qualität der Teamarbeit zu verbessern, werden das Klima und alle Aktivitäten
gezielt
gefördert,
die
den
Aufbau
und
die
Pflege
von
informellen
Gruppenbeziehungen fördern. Dies kann von der Einführung von gemeinsamen
Kaffeepausen bis zur Organisierung von gemeinsamen sportlichen oder kulturellen
Veranstaltungen reichen. Das Prinzip der Freiwilligkeit muß dabei streng gewahrt
bleiben.
Chancen
-
Abbau von Schranken zwischen Abteilungen
-
Verbesserung der Kommunikation, der Kooperation, des Betriebsklimas
-
Früherkennung von Problemen
Risiken
-
Mißtrauen
-
Widerstände
-
Desinteresse
Interpretation
Durch den Einsatz dieser Methode ist es möglich, einen zentralen "Pausenraum" zu
schaffen und gleichzeitig "lokale" Kaffeekränzchen aufzulösen. Es erfolgt eine
Veränderung der Struktur in Richtung Empowerment. Mitarbeiter lernen andere
Sichtweisen kennen und verbessern dadurch ihre Zusammenarbeit und ihre
Arbeitsweisen. Sie werden verantwortungsbewußter.
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7.2.3 Interaktionsanalyse
Beschreibung
Diese Untersuchungsmethode ermöglicht die Analyse der Interaktionen von
Menschen untereinander und mit Objekten ihrer Umgebung durch die systematische
Auswertung von Videoaufnahmen. Sie erlaubt die Analyse von Praktiken im Kontext,
in dem sie erfolgen.
Chancen
Ergibt eine detailliertere "Beschreibung" der Arbeitsabläufe wie eine rein verbale, da
auch das unbewußte Verfahrenswissen des Mitarbeiters sichtbar wird.
Risiken
-
Ablehnung durch die Mitarbeiter
-
Untersuchung wirkt als Kontrolle
Interpretation
Die erfolgreiche Anwendung dieser Methode bedarf einer intensiven Vorbereitung, im
speziellen bei komplexen, interaktiven Prozessen. Weiterhin muß den Betroffenen
zugesichert werden, daß z. B. die Geschäftsleitung nicht berechtigt ist, alle Videoaufzeichnungen nach Belieben zu sichten. Die Sichtung erfolgt nur gemeinsam mit
den Betroffenen und nur zu den vorab vereinbarten Zwecken.
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7.3
Methoden für den Themenbereich Gemeinsame Visionen
Organisationen werden um eine gemeinsame Vision errichtet, zu der alle Mitglieder
beitragen.
7.3.1 Die Ideal-Organisation
Beschreibung
Mit Hilfe dieser Übung sollen die Idealvorstellungen, die jedes Organisationsmitglied
von "seiner" Organisation hat, transparent gemacht werden. Neben dem Bild einer
Ideal-Organisation werden auch persönliche Anliegen und Wünsche der Teilnehmer
als Person und Gruppe sichtbar.
Vorgehensweise :
Die einzelnen Gruppenmitglieder spielen der Reihe nach den "König" der
Organisation. Der jeweilige König gibt seine Wünsche für die Organisation bekannt
und die übrigen Teilnehmer versuchen auf diese Veränderungsvorschläge zu
reagieren. Jeder Teilnehmer versucht zu spüren, was passiert und wie die anderen
Teilnehmer reagieren. Sowohl der König als auch die übrigen Teilnehmer erzählen,
wie es ihnen gegangen ist: Wo fühlten sie sich gut, wo blockierten sie sich?
Chancen
-
Förderung der Kommunikation
-
Abbau von Vorurteilen und Schranken
-
Verstärkung der Mitarbeiterbeteiligung
-
Noch latente Krisen können erkannt und somit rechtzeitig bereinigt werden.
Risiken
-
Ausbruch von Konfliktherden
Interpretation
Die Methode ist vorwiegend für Mitarbeiter einer Organisation geeignet, die eine
Leitungsfunktion innehaben, da den anderen Mitarbeitern (meist) der Weit- bzw.
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Organizational Learning
Gesamtblick fehlt. Weiterhin soll darauf geachtet werden, daß die gesamte
Wertschöpfungskette in dieser Gruppe durch Mitarbeiter repräsentiert wird. Kein
Mitarbeiter muß über alle Teilprozesse des Unternehmens Bescheid wissen. Es
genügt, wenn jeder Mitarbeiter seinen Aufgabenbereich exakt beschreiben kann,
denn durch die Beschreibungen von Schnittstelle zu Schnittstelle bekommen alle ein
Gesamt- und später durch die Diskussion ein Idealbild der Organisation.
Der erfolgreiche Einsatz dieser Methode ist sehr stark von den Fähigkeiten des
Moderators abhängig. Nicht bewältigte und vom Moderator "geschürte" Konflikte
können negative Auswirkungen auf das Betriebsklima haben. Ein wertneutrales
Unternehmensbild des Moderators ist daher unumgänglich notwendig.
7.3.2 Projekt-Prototyping
Beschreibung
Projekt-Prototyping ist ein kooperationsunterstützendes Werkzeug. Um innerhalb
einer Projektgruppe ein gemeinsames Verständnis für die zu bewältigenden
Aufgaben im Rahmen des Projekts zu erreichen, werden in periodischen
Projektsitzungen
die
Zielvorstellungen
und
Erwartungen
der
einzelnen
Projektmitglieder erhoben und zu einer gemeinsamen Zielvorstellung geführt. Der
erzielte Konsens wird in Projektnotizen schriftlich festgehalten, um bei Bedarf darauf
zurückgreifen zu können.
Chancen
-
Entwicklung
eines
gemeinsamen
Verständnisses
und
gemeinsamer
Zielvorstellungen
-
Geordnete, ganzheitliche Teamentwicklung
Risiken
-
Nichterfüllung der Erwartungen und Ziele ergibt Konfliktpotential
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Organizational Learning
Interpretation
Kosten, Zeit und Manpower für den Einsatz dieser Methode sind als gering zu
bewerten verglichen mit der zu erwartenden Projektdauer. Eine bessere Qualität der
Projektdurchführung kann gewährleistet werden. Sie ist als eine der Kernmethoden
des organisational Learning anzusehen und kulturunabhängig einsetzbar. Im
Gegensatz zur Methode der moderierten Teamsitzung unterstützt Projekt-Prototyping
im speziellen das Entwickeln von gemeinsamen Visionen und fördert Systemdenken.
Weiters bietet sie Unterstützung bei der Projektarbeit speziell im Bereich
Geschäftsprozeßmanagement, um Prozeßentwicklung und -gestaltung zu begleiten.
7.4
Methoden für den Themenbereich Lernen in der Gruppe
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Menschen entwickeln sich über
ihren persönlichen Horizont bzw. Kapazität hinaus.
7.4.1 Aufbau eines Vorschlags- und Innovationswesens
Beschreibung
Es werden möglichst durchlässige Kanäle für Veränderungsideen geschaffen, um
kreative Veränderungsideen von allen Mitarbeitern zu fördern.
Quelle: [Probst/Büchel 1994, S 160 f.]
Chancen
-
Kreativitätssteigerung
-
Verstärkte Identifikation mit dem Unternehmen
-
Zugriff auf das Ideen/Wissenspotential der Mitarbeiter
-
Entwicklung eines Ideenmarktes
Risiken
-
Kann zu einem "Absahnungsinstrument" verkommen
-
Schüren des Konkurrenzdenkens unter den Mitarbeitern (Ideendiebstahl)
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Organizational Learning
Interpretation
Beim Einsatz dieser Methode sind sehr unterschiedliche Wege möglich ein
derartiges System einzuführen, wobei eine adäquate Unternehmenskultur der
wichtigste Erfolgsfaktor ist. In Produktionsbetrieben ist der Einsatz dieser Methode
transparenter/sichtbarer, da die Messung der Umsetzung leichter visualisierbar bzw.
meßbar ist als im Verwaltungsbereich. Die Einführung erscheint bei einer
hierarchischen
Struktur
sinnvoll,
da
diese
Methode
eine
strukturierte
Vorgehensweise verlangt und hierarchische Organisationen eindeutige Strukturen
vorziehen. In flachen, Empowerment-Organisationen sind eindeutige festgehaltene
Abläufe bei der Innovation nicht unbedingt erforderlich, oft wirken sie hindernd, da
sich die Mitarbeiter selbst entfalten wollen. Der Einsatz dieser Methode führt auf
jeden Fall in Richtung Empowerment. Vertrauen zu den Vorgesetzten ist
unabdingbare Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz der Methode.
7.4.2 Moderierte Teamsitzung
Beschreibung
Diese Vorgehensweise ist eine besondere Form der Problemlösung unter
Einbindung aller betroffenen Mitarbeiter. Alle Mitarbeiter werden zu einer moderierten
Teambesprechung eingeladen. Ziele und notwendige Zusatzinformationen werden
rechtzeitig vor dem Besprechungstermin bekanntgegeben. Alle von den Mitarbeitern
während der Besprechung eingebrachten Ideen werden gesammelt, gruppiert und
anschließend in einem Endbericht zusammengefaßt. Sie bilden die Grundlage für
anstehende Entscheidungen bzw. organisatorische Veränderungen.
Chancen
-
Schaffen eines holistischen Bildes
-
Verbesserung der informellen Kommunikation
-
Verbesserung der Kooperation
-
Informationen von allen Mitarbeitern und damit bessere Entscheidungsgrundlage
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Organizational Learning
Risiken
-
Mißbrauch bzw. Manipulation des Moderators
Interpretation
Im Unterschied zu Projekt-Prototyping wird in der moderierten Teamsitzung ein
Sachthema in einem (oder Bedarfsfall auch mehreren) Treffen behandelt. Es werden
hier KEINE Beziehungen, Erwartungshaltungen, etc. behandelt.
7.4.3 Stärken-/Schwächenkatalog
Beschreibung
In Teamarbeit werden zwei Listen erstellt, die die Stärken bzw. Schwächen der
betrachteten
Organisation
enthalten.
Sie
dienen
zur
Identifikation
der
Verbesserungspotentiale.
Chancen
-
Artikulation der Sichtweisen einzelner Mitarbeiter
-
Erkennen nicht ausgeschöpfter (Veränderungs-) Potentiale
Risiken
-
Rückzug der Mitarbeiter aus Angst vor negativem Feedback
Interpretation
Diese Methode hat sich in der Praxis bewährt und ist mit relativ geringem Aufwand
durchführbar. Man sollte sich jedoch der Subjektivität der Methode bewußt sein, da in
bestimmten Situationen eine Stärke zu einer Schwäche werden kann und umgekehrt.
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Organizational Learning
7.5
Methoden für den Themenbereich Denken in Systemen
Alles ist aus Systemen aufgebaut. Menschen sind ein Teil dieser Systeme und haben
die Fähigkeit, sie zu beeinflussen.
7.5.1 Beziehungslandkarte
Beschreibung
Ziel der Beziehungslandkarte ist es, die Qualität der Beziehungen in einer
Arbeitsgruppe, Abteilung oder zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen
sichtbar
und
bearbeitbar
zu
machen.
Eine
individuelle
und
gemeinsame
Auseinandersetzung der Teilnehmer mit dem subjektiv erlebten Beziehungsgefüge
soll in Gang gebracht werden. Die Teilnehmer erarbeiten ein gemeinsames Bild der
Beziehungssituation aufgrund ihrer persönlichen Einschätzung. Es muß darauf
hingewiesen werden, daß es sich hierbei nur um eine Momentaufnahme von sich
wandelnden Beziehungsmustern handeln kann.
Die Teilnehmer erarbeiten, jeder für sich ihre individuelle Sicht der gegenseitigen
Beziehungen im System. Anschließend werden die unterschiedlichen Sichtweisen
vorgetragen und darüber diskutiert.
Chancen
Möglichkeit, sein Empfinden und seine Meinung zu den Beziehungen in einer
Arbeitsgruppe, Abteilung usw. zu äußern. Frühzeitiges Erkennen von Potentialen für
gute Kommunikationskanäle.
Risiken
Konfliktpotential durch Offenlegung der Beziehungen.
Interpretation
Beim Einsatz dieser Methode muß man sich immer vor Augen führen, daß es nicht
leicht ist, ein gemeinsames Ergebnis zu erreichen. Sie ist aber sehr gut geeignet, um
informelle Führer zu erkennen.
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Organizational Learning
7.5.2 System-Simulation
Beschreibung
Die Teilnehmer an einer System-Simulation führen ein methodisch unterstütztes
Spiel am Computer durch. In mehreren Schritten formulieren die Teilnehmer
zunächst in strukturierten Kommunikationsprozessen ihre Fragestellungen. Danach
wird ein Modell dieser Fragestellung erstellt und die Variablen werden identifiziert,
die
aus
der
Sicht
der
Teilnehmer
auf
die
Fragestellung
wirken.
Diese
Systemvariablen werden miteinander vernetzt. Somit entsteht ein Systemmodell der
Fragestellung als Ergebnis des Gruppenprozesses.
Im eigentlichen Prozeß der Simulation werden die Einflußfaktoren systematisch
variiert. So werden systematische Zusammenhänge und Abhängigkeiten sichtbar.
Chancen
-
Exakteres und mehr Wissen über die Organisation als Ganzes
-
Transparenz der Zusammenhänge
-
Erkennen von Verbesserungspotentialen
-
Vermeidung von Konfrontationen, da man auf abstrakter Ebene arbeitet
-
Durchspielen und Bewerten von mehreren Szenarien
Risiken
-
Verlust des Realitätsbezugs, da man nur in Szenarien denkt
-
Mißinterpretation durch falschen Einsatz technischer Hilfsmittel (--> falsche
Ergebnisse, Wege)
Interpretation
Diese Methode ist als eine Kernmethode für Organizational Learning anzusehen, da
sie das Denken in Modellen und Systemen fördert. Der Einsatz dieser Methode ist
vor allem in technisch orientiertem Umfeld zu bevorzugen und kann dort zu einer
Akzeptanzsteigerung führen. Sie spricht vor allem jene Mitarbeiter an, die in
abstraktem und modellhaftem Denken geschult sind.
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Organizational Learning
8 Welche Auswirkungen hat organisationales Lernen auf die
Führung und Entwicklung in einem Unternehmen?
8.1
Rolle der Führungskräfte
Den Führungskräften kommt in der lernenden Organisation eine zentrale Rolle zu. Es
ist Aufgabe der Führungskräfte, ein Klima und die Rahmenbedingungen zu schaffen,
die ein Unternehmen zu einer lernenden Organisation werden lassen.
Bei der Erreichung dieses Zieles nehmen Führungskräfte zwei grundlegende
Funktionen ein.
Sie müssen - sicherlich mit Unterstützung von außen – Konzepte entwickeln zur
Realisierung von Prozessen des organisationalen Lernens: Wo setzt man an, welche
Stufen will man erreichen, welche Methoden setzt man ein... . Sie müssen eine
sinnvolle Ausbildung der Lernakteure ermöglichen, und sie müssen bereit sein,
organisationale Veränderungen voranzutreiben.
Zum anderen sind sie aber auch dafür verantwortlich die Prozesse des
organisationalen Lernens zu „lenken“. Im Gegensatz zur ersten Funktion betrifft
diese Aufgabe nicht nur Führungskräfte an der Spitze, sondern die Führungskräfte
aller Ebenen – bis hinunter zum Meister/Vorarbeiter. Prozesse des organisationalen
Lernens zu „lenken“ bedeutet, daß man die Kommunikation in Gruppen mittels
prozessualer Gestaltung, Moderation und den Einsatz geeigneter Methoden so
steuert, daß sich ein gemeinsames organisationales Wissen entwickelt, daß dann zu
neuen handlungsleitenden Maximen wird.
Um selbst in Zukunft erfolgreich zu sein, müssen Führungskräfte die komplexen
Zusammenhänge und dynamischen Vorgänge des Lernens nicht nur verstehen,
sondern auch anderen verständlich machen können. So werden sie in den
bestehenden Lernprozessen Vorbild, Moderator und Dienstleister zugleich.
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Organizational Learning
8.2
Auswirkungen auf die Organisation
Am Ende dieser Abhandlung kann festgehalten werden, daß sich lernende
Unternehmen nur realisieren lassen, wenn bestimmte Rahmenbedingungen gegeben
sind. Diese sollen hier nochmals kurz zusammengefaßt werden.
Die Voraussetzungen zur Entwicklung einer lernenden Organisation sind gegeben,
wenn
-
Informationen, Macht und Entscheidungsgewalt dezentralisiert werden;
-
streng
hierarchisch
gestaltete
Organisationen
durch
lose
gekoppelte,
fehlerfreundliche Systeme ersetzt werden;
-
die Mitarbeiter (im Sinne eines Empowerment) ermächtigt werden, über ihre
Arbeit,
Wahrnehmungen,
Ideen,
Wünsche
und
Hoffnungen
offen
und
vertrauensvoll zu kommunizieren sowie Dinge auszuprobieren und hierbei Ihre
Erfahrungen zu machen;
-
die Prozesse des organisationalen Lernens (und Veränderns) immer wieder im
Sinne eines Deutero-Lernens reflexiv betrachtet und aufgetretene Hindernisse
durch konstruktive Kommunikation nach und nach reduziert werden.
Bei der Entwicklung eines lernenden Unternehmens werden sich diese vier Aspekte,
die sich natürlich wechselseitig bedingen, nach und nach verändern: Mitarbeiter
können nur sinnvoll miteinander über ihre Arbeit, Probleme etc. kommunizieren,
wenn sie ausreichende Informationen haben; sie werden nur etwas Neues
ausprobieren, wenn Systeme fehlerfreundlich sind; Probleme in der Reduzierung von
Macht und der Dezentralisierung von Entscheidungsgewalt können nur
erkannt
werden, wenn sie in reflexiven Prozessen kommuniziert werden usw.
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Organizational Learning
8.3
Was bringt der Umbau zur lernenden Organisation
Abschließend soll in einer Übersicht zusammenfassend dargestellt werden, was
organisationales Lernen tatsächlich leisten kann.

Umfassende Mobilisierung der Mitarbeiter

Nachhaltige Sicherung und Mehrung von Wissen

Wertorientierte Führung und Managemententwicklung: Förderung und Steigerung
des Führungskapitals eines Unternehmens

Selbstmanagement und Umgang mit Konflikten

Kostensenkung durch reduzierte Fluktuation, hohe Unternehmensbindung,
niedrigen Krankenstand und wachsende Attraktivität
Die Kompetenzen einer lernenden Organisation und damit auch die Wege zur
erfolgreichen
Realisierung
sind
höchst
individuell
und
verschließen
sich
standardisierten Patentlösungen. Es lohnt sich aber diesen Weg zu gehen, denn die
hier realisierbaren Potentiale zahlen sich langfristig in jedem Fall für die Entwicklung
eines Unternehmens aus.
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Organizational Learning
9 Literaturverzeichnis
Argyris, C.; Schön, D.A. (1978): Organizational Learning: A Theory of Action
Perspective, Reading, Mass: Addison-Wesley
Argyris, C., Schön, D.A. (1996): Organizational Learning II: Theory, Method and
Practise, Reading, Mass.: Addison-Wesley
Eberl, P. (1996): Die Idee des organisationalen Lernens: Konzeptionelle Grundlagen
und Gestaltungsmöglichkeiten. Bern u.a.: Haupt
Geißler, H. (1995): Grundlagen des Organisationslernens, Weinheim: Deutscher
Studien Verlag
Probst, Gilbert J.B.; Büchel, B.S.T. (1998): Organisationales Lernen: Wettbewerbsvorteil der Zukunft, Wiesbaden: Gabler
Wahren, H.-K. (1996): Das lernende Unternehmen: Theorie und Praxis des
organisationalen Lernens, Berlin, New York: Walter de Gruyter
Wieselhuber & Partner(1997): Handbuch der lernenden Organisation –Unternehmenund Mitarbeiterpotentiale erfolgreich erschließen, Wiesbaden: Gabler
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