Sport und Schönheit - Liebfrauenschule Sigmaringen

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Seminarkurs:
Sport und Schönheit:
Körper machen Leute
Abbildung 1
Abbildung 2
Eine Arbeit von
Irina Keinath & Sabrina Strobl
Seminararbeit:
Sport und Schönheit:
Welche Rolle spielt die Schönheit bei der Vermarktung des
Sportlers und
hat die Schönheit mehr Gewicht in der Öffentlichkeit als die
Leistung?
von
Irina Keinath
Sabrina Strobl
Seminarkurs 2000/2001:
Sport - vom Kultus zum Kult
Dehne / Loges
Liebfrauenschule
Sigmaringen
April 2001
Gliederung:
1. Einleitung................................................................................................
S. 4
2. Geschichte des Schönheitsideals ................................................. S. 6
2.1. Definitionsversuche .........................................................................
2.2. Schönheit im Wandel von Zeit und Kultur ........................................
2.2.1. Das Schönheitsideal der Vergangenheit in Europa ...........
2.2.1.1. Exkurs: Korsett und Lilienfuß ...............................
2.2.2. Das aktuelle Schönheitsideal .............................................
2.2.3. Entwicklung des Schönheitsideals in der Gesellschaft.......
2.2.3.1. Der Mythos vom „schönen Geschlecht“................
2.3. Haben es schöne Menschen leichter?............................................
2.4. Auswirkungen des Schönheitsmythos ...........................................
2.5. Zusammenfassung ..........................................................................
S. 6
S. 9
S.10
S.16
S.18
S.20
S.23
S.27
S.29
S.31
3. Geschlechtsspezifische Unterschiede im Leistungs- und
Breitensport ........................................................................................... S.32
3.1. Entwicklung der geschlechtsspezifischen Unterschiede.................
3.1.1. Männer-Domäne Sport......................................................
3.2. Leistungssport ................................................................................
3.2.1. Das Bild der Frau im Leistungssport.................................
3.2.2. Medien...............................................................................
3.2.2.1. Sportberichterstattung..........................................
3.2.2.1.1. Darstellung der Frau in der
Sportberichterstattung .....................................
3.2.3. Vermarktung......................................................................
3.2.4. Stellungnahme von Ralf Leberer.......................................
S.32
S.32
S.34
S.34
S.38
S.39
S.40
S.44
S.46
3.3. Breitensport
3.3.1. „Es körpert überall!“........................................................... S.49
3.3.2. Umfrage ............................................................................ S.55
3.3.3. Exkurs: Bodybuilding......................................................... S.61
3.3.3.1. Frauenbodybuilding.............................................. S.62
4.Schlusswort............................................................................................... S.64
1. Einleitung
Der Begriff „Schönheit“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Jeder wäre gern schön
und viele Menschen versuchen mit allen Mitteln „Schönheit“ zu erlangen. Es gibt
bestimmt nicht viele, die dieses Attribut ablehnen würden, denn in unserer
Gesellschaft hat „Schönheit“ einen hohen Stellenwert. Ständig werden wir in den
Medien (Werbung, Zeitschriften, usw.) in der Schule, am Arbeitsplatz und sogar in
unserer Freizeit damit konfrontiert. Wer schön ist fällt auf, wer es nicht ist bleibt
unbeachtet. Das ist wohl einer der Gründe dafür, dass „Schönheit“ so begehrt ist. Wir
stellen uns die Frage, ob die „Schönheit“ Einfluß auf alle Bereiche unserer
Gesellschaft hat und ob auch der Sport davon betroffen ist?
Wir stellen uns die Frage um herauszufinden, welche Funktionen „Schönheit“ im
Sport einnimmt und wieviel Aufmerksamkeit man ihr dort schenkt. Uns interessiert
nun in diesem Zusammenhang welche Rolle „Schönheit“ bei der Vermarktung des
Sportlers/der Sportlerin spielt und ob die „Schönheit“ mehr Gewicht in der
Öffentlichkeit hat als die Leistung. Dabei untersuchen wir, ob geschlechtsspezifische
Unterschiede auftreten.
Unsere Arbeit wird zwei große Themenbereiche umfassen. Im ersten Bereich
versuchen wir den allgemeinen Begriff der „Schönheit“ zu klären und erst im
nächsten werden wir auf die Verbindung von Sport und „Schönheit“ eingehen.
Unter anderen beschäftigen wir uns mit folgenden Fragen:
Was ist schön?
Wie entwickelte sich die Schönheit?
Warum spielt sie eine so große Rolle für den Menschen?
Wir werden versuchen den Begriff „Schönheit“ so gut wie möglich zu definieren, denn
ist es nicht so, dass „Schönheit“ von verschiedenen Menschen unterschiedlich
gesehen wird? Anschließend werden wir auf die diversen Schönheitsideale der
Vergangenheit eingehen, um herauszufinden was in welcher Kultur als schön galt
und welche verschiedenen Ideale es in der Geschichte überhaupt gab und wie die
Menschen versuchten ihren Idealen nahe zu kommen. Aber wie würde ein heutiger
Betrachter die damaligen Schönheitsideale bewerten? Würde er das einzelne
Schönheitsideal als solches erkennen und es ebenso als „schön“ bezeichnen?
Danach befassen wir uns mit dem aktuellen Schönheitsideal, wobei sich die Frage
stellt, was die heutzutage bevorzugten Attribute sind und ob es unterschiedliche
Anforderungen an die beiden Geschlechter gibt?
Sind sich die Leute einer Gesellschaft wirklich darüber einig was schön ist?
Wie weit beeinflußt die Gesellschaft die Durchsetzung des Ideals, ist „Schönheit“
nicht Ansichtssache? Hier versuchen wir auf die Rolle der Gesellschaft einzugehen,
die nicht ganz unbedeutend für unsere Fragestellung ist.
Bemerken die Menschen überhaupt noch, wie sich die Schönheitsideale ändern und
wie sie von ihnen manipuliert werden?
Wie äußern sich die geschlechtsspezifische Unterschiede, ist die „Schönheit“ für
Männer und Frauen in der Gesellschaft gleichbedeutend?
Außerdem untersuchen wir, ob schöne Menschen in unserer Gesellschaft Vorteile
haben und von der „Schönheit“ profitieren. Interessant erscheinen uns auch die
Auswirkungen des Schönheitsmythos und wie sie zustande gekommen sind.
Wir gehen davon aus, dass vor allem die Frauen davon betroffen sind, da wir
glauben, dass die Frauen unter einem größeren „Schönheitsdruck“ stehen.
Um diesen Aspekt vollständig zu berücksichtigen, müssen wir uns fragen, wie weit
die Menschen und vor allem die Frauen gehen, um das Attribut des „Schönseins“ für
sich beanspruchen zu können?
Wenn wir alle diese Fragen ausreichend beantworten können, haben wir eine
Ausgangsposition für den nächsten Teilbereich geschaffen. Nur wenn wir sämtliche
Aspekte der Schönheit berücksichtigt haben, können wir uns auf das Zusammenspiel
zwischen Sport und Schönheit konzentrieren.
Im nächsten Teilbereich werden wir uns besonders mit den geschlechtsspezifischen
Unterschieden im Leistungssport und Breitensport beschäftigen.
Zunächst gehen wir auf die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Unterschiede
ein um eine Ausgangssituation für unsere folgenden Unterpunkte zu schaffen. Wir
sind davon überzeugt, dass Sport eine Männerdomäne ist und schon immer war, in
der Frauen sich zwar ihren Platz langsam erkämpften, aber immer noch nicht
gleichberechtigt sind. Aber haben Männer wirklich Vorteile im Leistungssport und
werden die Frauen deshalb diskriminiert?
Eigentlich nehmen wir ja an, dass Frauen diskriminiert werden, denn müssen auch
Männer Leistung bringen und gut aussehen, um beliebt zu sein?
Anschließend untersuchen wir die Berichterstattung, in der die Unterschiede
zwischen Männern und Frauen vielleicht deutlich werden.
Was glauben sie, sind hübsche Sportler/Sportlerinnen interessanter für die Medien?
Wir gehen davon aus, dass vor allem hübsche Sportlerinnen von den Medien
abgebildet werden und z.B. Kugelstoßerinnen und Gewichtheberinnen keinen Platz
in der Medienwelt haben.
Im nächsten Unterpunkt werden wir uns mit den Voraussetzungen einer guten
Vermarktung auseinandersetzen. Welche Rolle spielt hier das Aussehen des
Sportlers/der Sportlerin und können sie auch durch andere Werte Sponsoren auf sich
aufmerksam machen?
Wir hatten das Glück, uns mit einem Leistungssportler per e-Mail auszutauschen, der
uns Einblicke in die Welt des Leistungssports verschaffte. Geduldig beantwortete er
unsere Fragen und half uns der Antwort zu unserer Leitfrage näher zu kommen.
Um unsere Arbeit abzurunden, werden wir schließlich noch den Breitensport
untersuchen und hoffen belegen zu können, dass Fitness heutzutage in der
Gesellschaft ein hohen Stellenwert hat. Aber ist die Fitness so bedeutend, dass das
Aussehen und die Körpermodellierung wichtiger geworden ist als die Leistung? Unter
anderem haben wir dazu eine Umfrage gemacht, um die Meinung der Öffentlichkeit
zu diesem Thema und zu den vorausgegangenen Fragen mit einbeziehen zu
können.
Abschließend beschäftigen wir uns mit Bodybuilding, die einzige Sportart, bei der das
Äußere bzw. die verschiedenen Posen bewertet werden. Hat diese Sportart wirklich
etwas mit Schönheit und Ästhetik zu tun, so wie sie immer dargestellt wird?
Wir hoffen alle Bereiche in unserer Arbeit berücksichtigt
Ausgangsfrage ausreichend beantworten zu können.
zu haben, um unsere
2. Geschichte des Schönheitsideals
2.1. Definitionsversuche
In jeder Epoche und zu unterschiedlichen Zeiten gab es unterschiedliche Ansichten,
was Schönheit ist.
Jeder Einzelne aber definiert den Begriff individuell für sich selbst, dabei gibt es in
den verschiedenen Kulturen diverse Vorstellungen von Schönheit.
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Platon: „Das Schöne sei „das Herausscheinendste“.
Die Faszination, die vom Schönen ausgeht, ist eine erotische.
Liebe sei das Begehren des Schönen und das Begehren bestehe darin, das
Schöne haben zu wollen.“
Cicero: „ Da es nun zwei Arten der Schönen gibt, von denen die eine die
Anmut(venustas) ist, muss die andere die Würde für männlich gehalten werden.“
Frauenzimmerlexikon von 1715:„ Schönheit ist eine äußerliche wohlgefällige
Gestalt und höchst angenehme Disposition des weiblichen Leibes, so aus einer
richtigen Proportion, Größe, Zahl und Farbe der Glieder herrührte und dem
weiblichen Geschlechts von Gott und Natur mitgetheilet, auch durch eigene
Politur und angewendete künstliche Verbesserung immer mehr und mehr erhöhet
wird.“
Albrecht Dürer (1471-1528): entwarf ein geometrisch genau berechnetes
Portrait des Schönen.
Imanuel Kant (1724-1804): „ Das weibliche Geschlecht wurde nun als „Das
schöne Geschlecht“ deklariert und dem männlichen Geschlecht kam die
Erhabenheit zu.“
Hegel (1770- 1831): „ Das Schöne ist „ der sinnliche Schein der Idee“
Stendhal(1783-1842): „ Die Schönheit ist lediglich Verheißung von
Glück...“(„promesse de bonheur“)
Dostojewskij (1821- 1881): „ Die Schönheit ist etwas schreckliches und etwas
Erschreckendes ... schrecklich, weil sie unbestimmt ist.“
Rilke(1875-1926): sah im Schönen nichts als „ des Schrecklichen Anfang“.
Arzt Carl Heinrich Stratz 1898: „Die Schönheit ist das, wovon ein Höchstwert an
positivem ästhetischen Empfinden ausgelöst wird.“ 1/ 2
Schönheit spielt eine entscheidende Rolle, seit die Menschen sich und die Umwelt
in Bild und Schrift darstellten. Sie ist eine alltägliche Herausforderung und findet
Ausdruck in Mode, Frisuren und Kosmetik, allerdings auch in Körpermerkmalen, wie
Gewicht, Größe, Körperbau, Gesichtszügen und Haut.3
1
Farideh Akashe-Böhme- Hrsg. (1992): Reflexionen vor dem Spiegel; Gender studies-edition suhrkamp;
Frankfurt am Main- S.15/16
2
Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987): Muss der Speck weg?- Der Kampf ums Idealgewicht im Wandel
der Schönheitsideale; Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co.; München- S.104
3
vgl. Waltraud Posch (1999): Körper machen Leute: Der Kult um die Schönheit; Campus Verlag; Frankfurt am
Main- S.14
Lebendigkeit und Schönheit stehen ebenso in Verbindung miteinander wie Schönheit
und Jugend. Nur selten gibt es eine Verbindung zwischen Schönheit und Alter. 1
Menschen wollten schon immer herausfinden was Schönheit eigentlich ist. Die
häufigste Definition lautete, dass Schönheit etwas Überdurchschnittliches,
Herausragendes, etwas nicht für jeden Menschen Erreichbares ist. Aber Schönheit
hat auch eine ausschließende Funktion, in der die Minderheit, die über dieses
Ungewöhnliche verfügt, von der Mehrheit, bei der das nicht der Fall ist, abgegrenzt
wird. Die Normen und Erwartungshaltungen werden so hoch geschraubt, dass
Schönheit nie für alle erreichbar ist und etwas Exklusives bleibt. „Als knappes Gut ist
sie um so begehrenswerter.“
Ebba D. Drolshagen:„Wenn alle so aussehen könnten [...] verliert das Makkellose
an Reiz. Was ist noch schön, wenn alle schön sind- oder jedenfalls schön
gemacht?“2
„Die Sehnsucht und das Streben nach Schönheit hat es in allen Zeiten und in allen
Kulturen gegeben und es handelt sich offenbar um ein Grundbedürfnis des
menschlichen Geschlechts.“3
Jeder, in dessen Leben die Schönheit eine Rolle spielt, hatte irgendwann in seinem
Leben ein Schlüsselerlebnis. Durch den Blick und den Beifall der Anderen wurde er
auf den Wege der Schönheit geführt.4
Schönheit ist ein Werkzeug, das dazu dient Anerkennung und Privilegien zu
erlangen. Das Aussehen ist mit dem Umgang mit anderen Menschen wichtig, kann
uns Lebenschancen eröffnen und verschließen. Die Macht des „Schönen“ liegt darin
unser Leben zu beeinflussen und zu prägen. 5
Dennoch ist der Umgang mit der Schönheit oft mit zwiespältigen Gefühlen
verbunden, denn sie hat einen zutiefst widersprüchlichen Charakter. Zum einen ist
sie eines der großen Objekte unsere Verlangens - stellt also einen erstrebenswerten,
hohen Wert dar. Zum anderen wird sie als bloße Fassade und übernatürliche Kraft
bezeichnet. „Schönheit kann entweder innere Qualität oder äußeren Glanz
bedeuten.“ 6
„Schönheit ist auch die der schönen Seele, der Faszination an Menschen und Dinge
– also ein Absehen von sich selbst.“7
1
vgl. Farideh Akashe-Böhme/ Barbara Sichtermann (1992) - S.30
Waltraud Posch (1999) – S.14
3
Anm. 1 – S.16
4
vgl. ebd. - S.133
5
vgl. Anm.2– S.190
6
vgl. ebd.- S.15
7
Anm. 1 /Karin Andert(1992) – S.174
2
Schönheitsideale
Ideal stammt von Idee, was so viel heißt, wie Vorstellung, Gedanke, Einfall. Ein Ideal
ist vom Wortverständnis her „ein gedachtes, vollkommenes Muster“ und wird von den
einzelnen Individuen „nur vollkommen realisiert“.
Die Bedeutung hat sich bis heute sehr verändert. Durch Massenmedien sind
Schönheitsideale allen zugänglich. Mit „Ideal“ meinen wir das erstrebenswerte
Vorbild, und nicht das für alle Erreichbare und Vollkommene. Die gedachten Modelle
des schönen Körpers wurden zu erreichbaren Leitbildern – angeblich für alle.
Unablässig werden uns heute Bilder von schönen Menschen präsentiert, die uns
realistisch erscheinen, weil wir von der Annahme „Fotos lügen nicht“ ausgehen.
Schönheitsikonen (Ikone=Kultbild) sind nicht mehr nur zum Anhimmeln, sondern
auch zum Nachahmen da. Dank der technischen Neuerungen hat die Schönheit ihre
Mystik und die Assoziation mit dem Unerreichbaren verloren.1
Der gut gebaute Körper wird sofort von jedermann erkannt und beachtet. Auffallend
oder gar krankhaft unter– oder überwüchsige Menschen werden spontan und
vordergründig nicht gerade als schön bewertet. Die großen Helden und Recken der
Mythen, Märchen und in historischen Darstellungen sind normalerweise
wohlgestaltete, stattliche, starke und selbstverständlich auch gute, treue, gerechte
Männer in bestem jugendlichem Alter. Das ist bis in die Gegenwart so geblieben, ob
es nun die arischen Siegfrieds oder die Allerwelt-Rambos sind. Auf der anderen
Seite bestechen die Göttinnen, Feen, Nymphen, Prinzessinnen durch ihreAnmut und
Schönheit.
Fitnesscenter und Trimm-Dich-Einrichtungen haben eine gute Konjunkturlage, da der
gut gebaute, schöne Mensch als gesund, tüchtig, leistungsfähig und damit sozial
erfolgreich gilt. Die Werbung beeinflusst beide Geschlechter mit Penetranz und
Überfluß.2
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.35-37
vgl. Klaus Richter (1999): Die Herkunft des Schönen – Grundzüge der evolutionären Ästhetik; Verlag Philipp
von Zabern; Mainz am Rhein – S.75/76
1
2
2.2.
Schönheit im Wandel von Zeit und Kultur
In fast allen Zeitaltern und Kulturen haben Menschen uns in ihren Kunstwerken
Eindrücke davon hinterlassen, welche Ideale und Vorbilder ihren
Zeitgeschmack entsprachen. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass
man diese Schönheitsideale erst seit der Erfindung fotografischer Techniken
und der Entstehung der Massenmedien gut rekonstruieren kann, die von den
breiten Schichten der Bevölkerung anerkannt waren. Aus der Zeit davor
verfügen wir nur über Skulpturen und Gemälde als geeignete Materialien,
welche meist im Auftrag der Oberschicht entstanden. Die Kunst von
Bildhauern und Malern war zwar vom herrschenden Zeitgeist geprägt, aber die
Ideale wurden von einer kleinen Schicht, die im Besitz der Macht war, getragen.
Außerdem spielten bei der Entstehung der Kunstwerke persönliche Vorlieben
und Abneigungen eines Künstlers eine große Rolle.
Diese Einschränkungen machen deutlich, dass uns die „Wirklichkeit“ der
Vergangenheit teilweise verschlossen bleibt. Die Bruchstücke von denen wir
uns ein Bild machen, erfüllen dennoch ihren Zweck, nämlich zu zeigen, wie
sehr das
„Schöne“ vom jeweiligen Geschmack – der sich ändern kann - abhängt.1
Der historische Wandel des Schönheitsideals war immer eng mit der Stellung der
Frau in der jeweiligen Gesellschaft verbunden und von männlichen Vorurteilen zur
Wirksamkeit bestimmter erotischer Signale beherrscht.2
Die Beispiele aus der Geschichte zeigen, wie die Körperideale von ästhetisch –
schlank über ausgeprägt weiblich bis hin zu „ richtig dick“ in einem breiten
Spektrum variiert haben. Sie werden vom Standpunkt eines heutigen
Betrachters beurteilt, dessen Meinung zeitgebunden ist.3
Die wechselnden Schönheitsideale sind für Frauen recht gut rekonstruierbar,
jedoch für Männer überhaupt nicht. Um Körperformen miteinander vergleichen
zu können, ist es notwendig, Abbildungen des unbekleideten Körpers zu
haben.4
Es gibt jedoch wenige Abbildungen auf denen der unbekleidete Männerkörper als
Objekt künstlerischen Schaffens zu sehen war. Andererseits mangelt es aber nicht
an nackten Frauendarstellungen.5
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.128
vgl. ebd. - S.2
3
vgl. ebd. - S.130
4
vgl. ebd. - S.129
5
vgl. ebd. - S.130
1
2
2.2.1.
Das Schönheitsideal der Vergangenheit in Europa
Wir wollen nun auf das breite Spektrum der vielen verschiedenen
Schönheitsideale, die sich im Laufe der Zeit häufig verändert haben, eingrehen.
Nicht immer war Schlankheit untrennbar mit Schönheit verbunden, in manchen
Kulturen galt sie als „unschön“ und verachtenswert. Das ist kaum vorstellbar
für unsere heutige „Ideologie“. In allen Epochen existiert eine Vorstellung von
der schönen Frau, wobei das Ideal der Männer nicht immer erwähnenswert war.
Schon immer ist die Schönheit der Frau wichtiger als die der Männer.
1.)
Jüngere Altsteinzeit (30 000 – 10 000 v. Chr.):
Bis heute fand man nur wenige, dafür aber sehr eindrucksvolle, weibliche Figuren
aus dieser Zeit, diese bestanden aus Elfenbein, Knochen und Ton. Männliche
Figuren wurden bis zu diesem Zeitpunkt noch keine entdeckt. 1
Auf der Suche stößt man auf ganz unterschiedliche Körperformen. Die Varianten
reichen von extrem üppig bis nach heutigen Begriffen normalgestaltig. Bei der
üppigen Form sind vor allem Bauch und Brüste überbetont. Aufgrund dessen kommt
man zur Vermutung, dass es sich um Fruchtbarkeitssymbole handeln könnte - der
Bestand einer Sippe hing immerhin von der Fruchtbarkeit ab. Es könnte sogar sein,
dass der „üppige Typ“ höhere Überlebens, - und Fortpflanzungschancen besaß. Er
trug die Nahrungsvorräte sozusagen am eigenen Leib.2
2.)
Griechische Klassik 460 – 330 v.Chr. und Hellenismus 330 – 30 v.Chr.:
In der griechischen Klassik ist das Bestreben erkennbar, den Menschen, Mann und
Frau, in seiner „idealen“ Körperform zu verewigen. Der Mensch wird in der Kunst
dieser Zeit in einer ausgewogenen und idealisierten Schönheit verherrlicht. Bei
Skulpturen aus der griechischen Klassik fallen besonders Harmonie, Gleichgewicht,
Ordnung, Proportionen und Maß auf - alles Werte die im Gegensatz zu tierischer
Wildheit, ungebildetem Barbarentum usw. stehen. Die Statuen gehören zu der
damaligen Vernunftwelt und drücken deshalb wahrscheinlich einen so geringen
erotischen Reiz aus, zumindest für den heutigen Betrachter. Diese Kunst zeugt von
einer vermenschlichten Religion, in der die Götter am Leben der Sterblichen
teilnahmen und nicht abgesondert irgendwo in einem entfernten Reich lebten.
Die Statuen hatten Vorbildfunktion, denn die Männer zumindest versuchten zum Teil,
den „Idealkörper“ durch sportliches Training zu erreichen. 3
Im Hellenismus galt weiterhin das idealisiert - ästhetische Ideal, nur kam noch ein
Element hinzu: die ausgewogene Haltung wird durch einen Ausdruck von innerer
Spannung und Bewegtheit ersetzt. Das war der erste Schritt zu einer realistischeren
Art der Darstellung des Menschen.
Die „Idealfrau“ des Griechen war eine vollerblühte, reifere Frau, die in unserer Zeit
recht stämmig wirken würde.4
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.37
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.131-133
3
vgl. ebd. - S.134
4
vgl. ebd. - S.135
1
2
Die Bevorzugung dieses Frauentyps könnte im Zusammenhang mit ihrer
mütterlichen Funktion gesehen werden. Brüste und Hüften weisen auf Fruchtbarkeit
hin.1 Erstaunlich für jene Zeit aber war, dass die Frau überhaupt idealisiert dargestellt
wurde, denn das Dasein der Frau beinhaltete fast nur „Schattenseiten“. 2 Die Frau
galt zu jener Zeit generell als minderwertiges Geschöpf, und die Homosexualität
gewann immer mehr an Bedeutung. Männer mussten förmlich zur Ehe gezwungen
werden, da die Frauen so reizlos erschienen. 3 Palades schrieb, dass es im Leben
des Ehemannes zwei Festtage gebe, den ersten, wenn er zum ersten Mal mit seiner
Braut schläft, den zweiten, wenn er sie begräbt.
3.)
Renaissance: (etwa ab 1400 )
Die Zeit seit dem Untergang Roms war von der Ausbreitung des Christentums und
der Völkerwanderung geprägt. Die Römer hatten dasselbe Körperideal wie die
Griechen, was nicht verwunderlich ist, wenn man den Umstand betrachtet, dass sie
als Kopisten der Griechen galten, zumindest was die Kunst angeht.4
Aber die Frau in Rom gewann, obwohl auch das Patriarchat (Vater = Oberhaupt)
herrschte, zunehmend an Rechten und Selbstbewusstsein.
Seit dem Untergang des römischen Reiches ließen sich kaum mehr Darstellungen
finden, die den nackten Menschen zeigen und erst mit dem Beginn der Renaissance
traten der menschliche Körper und die Sinnlichkeit wieder in den Vordergrund. Der
Mensch stand wieder im Mittelpunkt der Gegenwart, die er mit Leben erfüllen sollte.
„Die starke, kühne, skrupellose, und waghalsige Persönlichkeit war das Ideal dieser
Zeit.“
In der schöpferischen Wiedergeburt der Antike – wie die Renaissance bezeichnet
wird- wurde das antike Erbe noch erweitert. Aber auch hier gab es noch keine
Gleichberechtigung der Frau - sie wurde als schwächeres minderwertiges Geschöpf
betrachtet.5
In Hoch- und Spätrenaissance gehörte reichlich Essen und Trinken zum gehobenen
Lebensstil, was sich auch in der Körperform beider Geschlechter widerspiegelt.
Üppige Körperformen waren begehrt und Künstler stellten besonders oft üppige,
sinnlich-verlockende Frauen Körper dar.6
In der Frührenaissance waren Frauen mit jugendlich-schlanken Körpern, kleinen
Brüsten und betont runden Bäuchen bervorzugt.
vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.137
vgl. ebd. – S.135
3
vgl. ebd. – S.136
4
vgl. ebd. – S.137
5
vgl. ebd. – S.139/140
6
vgl. ebd. – S.142
1
2
4.)
Barock: ( etwa zw. 1600- 1750)
Das Ideal im Barock spiegelt Dekadenz, Macht, Sinnesfreude und Prunk wider.
Reichliches Essen und Trinken gehörte im Barock zum gehobenen Lebensstil,
Festmähler und Leibesfülle unterstrichen den Stand des Herrschers.1
Für Männer als auch für Frauen galten Größe und Korpulenz als schön. Bei den
Herren wurde die Körpergröße durch Allonaperücken hervorgehoben, bei den
Damen durch hochfrisierte Haare und Perücken. Damit sie wohlbeleibter erschienen,
trugen die Männer Hüft- und Wadenpolster. Die Frauen schnürten sich in steife
Mieder, aber dafür wurde die Brüste und Arme betont, ebenso die Hüften durch die
damalige Kleidermode.
Jedenfalls wurde jenes Renaissance- Ideal von den üppigen Barock-Körpern weit
übertroffen.
Die Frau erschien generell unterlegen, auch wenn nicht alle Männer offen feindselig
gegenüber den Frauen eingestellt waren. Schon im Barock zeigten sich aber schon
erste Ansätze einer Frauenrechtsbewegung. 2
5.)
Klassizismus (etwa 1770 – 1830) und
Romantik (etwa 1800 - 1830) 3
Hier war für kurze Zeit Natürlichkeit angesagt, was sich in der veränderten
Kleidermode zeigte. Das Körperideal war wohlproportioniert.4 Die fehlende
Busenfülle wurde durch kunstvolle Wachsbrüste ersetzt und die Damen mussten sich
nicht mehr in Korsetts einschnüren.5
Aber ab 1830 wurde das Korsett wieder geholt, die Taille wurde wieder zur größten
Zerbrechlichkeit geschnürt und die neue „Natürlichkeit“ verschwand.6
Die körperliche Zerbrechlichkeit und hilflose Zartheit entwickelte sich zur attraktiven
weiblichen Eigenschaft. 7Die Kleidermode behinderte sämtliche Bewegungen der
Frauen. Das wichtigste Schönheitsattribut aber war ein wohlgerundeter Busen.
In der Zeit um die Wende des 19. Jahrhunderts - die Zeit der Romanik - gab es eine
gesamteuropäische Bewegung, welche Innerlichkeit und Individualität bedrohte.8
vgl. Waltraud Posch (1987) – S.37
vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.144/145
3
Der große Duden- Fremdwörterbuch/ Band 5 (1971); Dudenverlag; Speyer- S.581
4
vgl. Anm 2 – S.38
5
vgl.Anm. 1 – S.146
6
vgl. ebd. – S.149
7
vgl. Anm. 1 – S.38
8
vgl. Anm. 2 – S.149
1
2
6.)
Viktorianische Ära (von etwa 1850 bis 1900)
Seit dieser Zahl ist es uns möglich, bevorzugte Körperideale objektiver durch
Kunstwerke darzustellen. Es wird deutlich, dass Frauen bis in die Jahre des ersten
Weltkrieges nicht ausgesprochen dick, aber wohlgerundet und fraulich zu sein
hatten. Damals galten „Dünne“ als mager und unschön. Die schmale Taille wurde
durch das Tragen eines Korsetts erzielt, Brüste, Arme, Schultern und Waden
mussten rundlich und weich sein. Die fehlende Oberweite wurde ausgepolstert. Im
Allgemeinen waren auch wohlsituierte Männer körperlich übergewichtig.
Frauen waren auch zu dieser Zeit ziemlich rechtlos, in der Bürgerschicht wurden sie
als eine Art „luxuriöses Haustier“ gehalten, das gerade einmal die Aufgabe hatte die
Dienstboten zu beaufsichtigen. Im Arbeitsleben, war sie eine Art ausgebeutetes
„Lasttier“, das oft nicht die Hälfte des Lohnes eines Mannes verdiente. Auch in dieser
Epoche war sie minderwertig.8
8
vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.150/151
7.)
Von der Jahrhundertwende bis zu den 70 er Jahren
Im Laufe diese Jahrhunderts hat sich das Körperideal relativ häufig verändert:
Bis zu Beginn waren bei Frauen üppige Formen bevorzugt, bei Herren im gereiften
Alter galt der Bauch nach wie vor als „Gütezeichen“.1
Kurz danach galt nun schlank als schön, die weibliche Körperideale bewegten sich
nicht mehr zwischen „schönes Kleid“ und „hässliches Kleid“, sondern zwischen
„schlank“ und „dick“.
„Die Schlankheit ersetzte das Korsett und wurde zur neuen Zwangsjacke der
Frauen.“ 2
Nachdem in den 30 er Jahren die weiblichen Rundungen wieder eher betont wurden
und die Emanzipation wieder in den Hintergrund gedrängt wurde, bedeutete die
Machtergreifung Hitlers, das vollständige Ende des freien Umgangs mit dem Körper.
Der Nationalsozialismus bracht einen enormen Rückschritt für die Frauen mit sich,
denn Weiblichkeit wurde wieder gleichgesetzt mit Mütterlichkeit. Die Frau wurde über
den Mann definiert. Adolf Hitler sagte: „Die Welt der Frau ist der Mann. An etwas
anderes denkt sie nur ab und zu.“
Die ideale „deutsche Frau“ betonte ihre Natürlichkeit und verzichtete auf Luxusgüter,
sie achtete im Sinne des Volkes auf ihren Körper und die Mutterschaft bedeutete für
sie das höchste Glück. Die Auswirkungen des nationalsozialistischen Einflusses auf
das Schönheitsideal sind deutlich zu erkennen: dünne Frauen waren unmodern, der
üppige Körper wurde bevorzugt. Die Hüften mussten breit , die Brust prall sein und
füllig zum Stillen, die Taille sollte betont und die Brust hochgehoben werden. 3
Eine besondere Art der Weiblichkeit war nach dem 2. Weltkrieg bis in die späten
60er Jahre begehrt: die Frauen, die Sexappeal ausstrahlten, mit langen,
wohlgeformten Beinen, ausgeprägter Taille und üppigen Brüsten. Durch Sexidole wie
Marilyn Monroe, Gina Lollobrigida, Sophia Loren, [...] wurde dieses Ideal verkörpert.
Um deren Aufsehen erregenden Körperformen nachzueifern, trug die Normalfrau oft
hautenge Pullover und trichterförmige Büstenhalter, die oft mehr vortäuschten , als
wirklich vorhanden war. Einen riesigen Aufschwung erlebte die Strickwaren und
Korsettindustrie. Brust, Taille, schmale Hüften waren Formen die durch die Kleidung
betont wurden.
„Die schmale Taille erschien durch weit schwingende Röcke besonders zerbrechlich,
hautenge Röcke hingegen hoben den „Hüftschwung“ hervor, der auch beim Gehen
praktiziert wurde.“
Ende der 60 er Jahre war das Mannequin „Twiggy“ - von der Kritik als „teuerste
Bohnenstange der Welt“ bezeichnet – das Modesymbol schlechthin. 4
Das englische Topmodell zeigte wie dünn Beine zum Minirock zu sein hatten, sie
wog bei einer Größe von 1,67 m ganze 41 Kilo. Magersüchtig, kulleräugig, eckig,
stumm und körperlos erweckte sie den Eindruck von Hilflosigkeit und
Unselbständigkeit. 5
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.157
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.38
3
vgl. ebd. – S.40/41
4
vgl. Anm. 1 – S.157/158
5
vgl. Anm. 2 – S.46
1
2
Vor allem die jüngere Damenwelt war bemüht „Twiggys Körperformen“, die an eine
Magersüchtige erinnern, nachzueifern. Chronologisch fällt dieses Ideal mit der
Studentenbewegung (68 er Szene) zusammen. In jener Zeit wurden gesellschaftliche
Strukturen in Frage gestellt und die feministische Bewegung nahm einen verstärkten
Aufschwung.1
Ausgerechnet dann, als die Frauen begannen sich selbstbestimmter zu fühlen wurde
die Superschlankheit und die Hilflosigkeit zum Ideal, das sie wieder in ihre
Schranken zurückweisen sollte. 2
Seit Mitte der 70 er Jahre pendelte sich erstmals die Vorstellung von der bevorzugten
Körperform für Männer und Frauen ein, die in etwa dem Idealgewicht entspricht. 3
Sieht man von individuellen Unterschieden ab, entspricht die „schöne“ Körperform
eines Menschen dem Broca-Idealgewicht.4
Modern war hier die schlanke, langbeinige, sportliche Frau. Durch die Fitnesswelle
und einem Aerobicboom wurde das Ideal „schlank und muskulös“ in den 80 er Jahre
geschaffen. Das Fitnessstreben dieser Zeit diente nicht vorrangig zur Gestaltung
bestimmter Körperzonen, es stand vor allgemein schlanker Körper, Kondition,
Gesundheit und größere Belastbarkeit im Vordergrund. 5
In unserer Welt gab es schon immer Schönheitsideale, denen man nachjagte
und dies wird auch immer so bleiben. Man orientiert sich an Vorbildern, die
diesen Idealen entsprechen und versucht diese nachzuahmen.
Sicherlich können auch heutzutage Sportler als „Vorbilder“ dienen, denn sie
spiegeln das bevorzugte Attribut „Sportlichkeit“ wider, welches in der
Gesellschaft einen hohen Stellenwert hat.
vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.158/159
vgl. Waltraud Posch (1999) - S.46
3
vgl. Anm. 1 – S.160
4 vgl. Anm. 1 – S.15
Broca-Idealgewicht: Frauen: Körpergröße in cm minus 100 minus 15%
Männer: Körpergröße in cm minus 100 minus 10%
5
vgl. Anm. 2 – S.46
1
2
2.2.1.1.
Exkurs: Korsett und Lilienfuß
Frauen beschäftigen sich schon immer intensiver mit der Schönheitspflege als
Männer und scheuten keine Anstrengung, auch wenn dies auf Kosten ihrer der
Gesundheit ging.
Es gibt Beispiele in der Geschichte, in der Frauen auch vor Körperdeformationen
nicht zurückschreckten, aufgrund der damals herrschenden Schönheitsidealez.B. der chinesische Lilienfuß und die europäische Einschnürung ins Korsett.
Diese schmerzhaften Verschönerungsmethoden wurden angewandt um die Chancen
einer Frau auf dem Heiratsmarkt zu vergrößern.
Im China der Kaiserzeit war der Lilienfuß der Inbegriff der „Erotik“. In gehobeneren
Schichten hatte eine Frau mit normal gewachsenen Füßen keine Heiratschance,
wohingegen eine Frau aus der unteren Schicht den sozialen Aufstieg durch einen
extrem klein geschnürten Fuß bewältigen konnte. Schon bei kleinen Mädchen
wurden die Zehen durch festes Schnüren unter die Fußsohle gedrückt, nach einigen
Jahren wurde dann die Ferse durch festes Umbinden dem großen Zehen genähert,
so dass schließlich eine Fußform entstand, die dem „Klumpfuß“ ähnelte.
Das Schönheitsideal der Europäerinnen war die „Wespentaille“, weshalb sie sich
lange Zeit den Atem mit Korsetts zuschnürten.1 Bereits 12jährige Mädchen mussten
diese Prozedur ertragen, um dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen. 2
„Ein zeitgenössischer Beobachter, der Arzt Carl Heinrich Stratz vermutete, dass die
Frauen jedes Volkes die Merkmale besonders hervorheben, die ihrem Körperbau
entsprächen: bei Asiatinnen seien die kleinen Füße schon von vornherein besonders
ausgeprägt, bei Europäerinnen die Taille.“
Durch das Einschnüren wurde nicht nur die schmale Taille der Europäerinnen betont,
sondern auch die Brust hervorgehoben, denn es galt auch die Devise- je üppiger der
Busen, desto besser. Das Korsett ist eine Weiterentwicklung des Mieders, und kam
in seiner „einengenden“ Form im 16. Jahrhundert in Frankreich auf, wurde aber
während der französischen Revolution als „unnatürlich“ abgelegt. (siehe
Klassizismus)
Aber seit 1813/1814 kam es erneut auf. Vor den gesundheitlichen Schäden war von
vielen Seiten gewarnt worden, doch ohne Erfolg.
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.45/46
vgl. Hubert Ch. Ehalt/ Otmar Weiß – Hrsg. (1993): Sport zwischen Disziplinierung und neuen sozialen
Bewegungen/ Band 23; Böhlau Verlag; Wien, Köln, Weimar – S.-43
1
2
So schließt z.B. ein Zeitungsartikel von 1893 mit den Worten: „Denn die Thorheit und
Eitelkeit der Menschen ist berghoch, die Vernunft aber einem Sandkorne gleich und
so wird auch diese Warnung wie die Stimme eines Predigers in der Wüste
wirkungslos verhallen, und der Panzer der Damen wohl erst mit dem Erlöschen des
Menschengeschlechts aussterben.“
Das Schnüren wurde als Modetorheit beibehalten obwohl die Folgen bekannt waren:
- Deformation des Brustkorbs, Schädigung der Lungen, Einschränkung der
Atemfunktion
- Degeneration von Bauch- und Rückenmuskulatur
- Störung des Blutkreislaufs usw.
Beim Radfahren machte sich die Kurzatmigkeit und körperliche Leistungsschwäche
der Mädchen und Frauen bemerkbar, die von den Ärzten zu angeborenen
Eigenschaften abgestempelt wurden. Sie übersahen dabei die eigentlichen Gründe
für ihre Leistungsschwäche. Eine einfache Erklärung für die Funktionseinschränkung
der Kreislauforgane war die Einschnürung des Bauchkorbes durch das Korsett.
Aufgrund dieser Fehldiagnose hielt sich das Vorurteil, dass Frauen für den
Ausdauersport ungeeignet seien, weit bis in das 20. Jahrhundert.
Erst um die Jahrhundertwende gab es eine Art „Reformkleidung“, mit der es sich die
Frauen etwas bequemer machten. Vollständig verschwunden war das Korsett aber
erst nach dem 2. Weltkrieg.
Taillenmaße, die damals mit dem Korsett erzielt wurden, sind heute eher
durchschnittlich. Dies ist nicht verwunderlich, da im 19. Jahrhundert eher „weiche“
Formen bevorzugt wurden. 1
Hinzugefügt werden muss, dass auch heute noch Deformationen in unserer
fortschrittlichen Gesellschaft existieren, um sich zu „verschönern“.
Heutige Deformationen wie z.B Piercings oder Tättowierungen gehören mittlerweile
zu unserem Alltag. Allerdings ist dies für unsere Generation zu einer
Selbstverständlichkeit geworden, wobei wir mit dem Lilienfuß und dem Korsett eine
unvorstellbar grausame Schönheitsvorstellung verbinden. Jedoch können wir heute
nicht beurteilen, wie ein Betroffener der damaligen Zeit unsere „Modeerscheinungen“
bewerten würde, vielleicht fände er sie genauso abstoßend und unvorstellbar.
2.2.2.
Das aktuelle Schönheitsideal
Das aktuelle, ästhetische Schönheitsideal der Frau ist definiert durch einen extrem
schlanken Körper und möglichst lang währende Jugend.
Der weibliche Körper ist durch das Hormon Östrogen von der Natur mit mehr
Fettgewebe ausgestattet worden wie der männliche. Gegen diese Fettpolster
-eigentlich eine Mitgift der Natur- muss angekämpft werden, um „schön“ zu sein.
Das aktuelle Schönheitsideal erinnert an einen unterernährten Körper. Die
Oberschenkel sollen straff, die Taille schmal, der Bauch flach und die Arme zart sein.
Die einzigen Körperteile, die noch an das „Rohmaterial“ erinnern dürfen, sind Po
(knackig) und Busen (fest). Im allgemeinen lautet die Formel: „Fett ist out“!1
1
1
Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.46-49
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.48
Dies zeigte sich auch in der Veränderung des Verhaltens der Bevölkerung zur
Ernährung: Galten „Dicke„ noch vor 15 Jahre als sympathisch, umgänglich,
ausgeglichen und hilfsbereit, so werden sie heute als willensschwach, unflexibel und
emotional fehlangepasst beurteilt. Übergewicht wird als „Volksseuche Nr.1“
angeprangert. 2
Ebba D. Drolshagen zum heutigen Körperideal: „Wenn sie sich ansehen, was die
Medien als Körperideal propagieren, dann wird ihnen auffallen, dass das , was
traditionell als weiblich galt – und biologisch auch ist – nicht tabuisiert , sondern auch
verteufelt wird.“ Sie macht deutlich, dass jeglicher Fettansatz am weiblichen Körper
abgelehnt wird und er, außer an den Brüsten, an den richtigen Stellen gerade zu sein
hat. 3
Zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten, also etwa 1935-1945, hatte der
erwünschte Frauentyp noch „blond, blauäugig, gesund, auch kraftvoll, mütterlich,
asexuell (ungeschlechtlich) bis frisch“ zu sein und die bevorzugten Körperformen
„schlank bis kräftig“ wandelten sich unter Veränderung der Ideologien bis in die 80 er
Jahre zu den Attributen „stark, selbstbewusst, sportlich, braungebrannt, mit
natürlichem Sexappeal, berufstätig“ mit den Körperformen „hochgewachsen,
breitschultrig, durchtrainiert, in Grenzen muskulös, schmale Hüften, flacher Bauch,
lange Beine“.
Die Veränderung des weiblichen Körpers hat in den letzten Jahrzehnten hat zu einer
Annäherung weiblicher und männlicher Merkmale geführt, indem der Frauenkörper
vermännlicht wird und man somit von einem „Maskulierungstrend“ sprechen kann.
Der Mann hat ein homo-erotisches Spiegelbild bekommen, es sich vielleicht sogar
selbst geschaffen. Die weibliche Ästhetik hat sich jedenfalls der des Mannes
angeglichen und nicht umgekehrt. 4
„Das traditionelle Schuldenken hat den Frauen, wenn überhaupt, eine harmlosere
Schönheit zugedacht , eine Schönheit, die nicht ergreift, die nicht bannt, nicht
bedroht, sondern bezaubert.“5
Nicht nur „Dicke“ werden in zunehmendem Maß diskriminiert, sondern auch
Normalgewichtige fühlen sich zu „dick“, machen Diäten und verlieren das natürliche
Verhältnis
zur
Nahrungsaufnahme,
die
an
sich
eine
lustbetonte
Selbstverständlichkeit sein sollte. Das was als „schön“ und ästhetisch angesehen
wird, hat sich im Laufe der letzten 15 Jahre grundlegend verändert, die Toleranz
gegenüber individuellen Körperformen ist auf jeden Fall gesunken. Nur noch schlank
ist schön. 1
Eine afrikanische Lehrerin, die in Deutschland studiert hatte, äußert in einem
Interview: „Die deutschen Frauen meinen, sie müssten immer hübsch sein. Die letzte
Zeit war in Deutschland das Problem mit der Figur. Ja, selbst wenn sie schlank sind,
versuchen sie mit allen Mitteln dünner zu werden. Vielleicht sind sie schon dünn,
vgl. Angelika Grauer & Peter F:Schlottke (1987) – S.2
vgl. Gabriele Splett (1993): Sport und Mode/Band 2; Lit Verlag; Münster – S.27
4
vgl. ebd. – S.26/27
5
Farideh Akashe-Böhme/Sidonia Blättler (1992) – S.126
1
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.15
Broca-Normalgewicht für Frauen und Männer: Körpergröße minus 100
2
3
dann versuchen sie die Maße zu halten. Und da hab ich, als ich da war, auch
gedacht, ich müsste auch mal unbedingt ein paar Pfund verlieren. Aber seit ich hier
bin (in Afrika), da fühle ich mich sehr wohl. Man kann dick sein und trotzdem eine
gute Figur haben. Und wenn man schön ist, dann nicht unbedingt für den Mann. Für
sich selbst, ja.“ 2
In der Literatur ist fast immer nur die Rede von der Frau, deswegen können wir auch
gar nie viel über den Mann berichten, auch nicht in anderen Teilbereichen. Es ist nun
mal eine Tatsache, dass man mit dem „Schönheitsideal“ eher die Frau in Verbindung
bringt, als den Mann. Die Frau wirkt in diesem Zusammenhang auch viel
interessanter und erwähnenswerter.
Das aktuelle Schönheitsideal des Mannes wird bis heute von der Kultur geprägt,
deren Blütezeit Tausende Jahre zurückliegt. Die Kultur der Antike prägt bis heute
unser Bild von männlicher Schönheit,
das im Gegensatz zum weiblichen
Schönheitsideal durch die Jahrhunderte relativ unverändert blieb. 3
Aufgrund dessen musste sich der Mann nicht ständig umorientieren und hatte es als
„Platzhalter der Macht“ auch gar nicht nötig. Außerdem ist das heutige Ideal dem
Mann viel näher als der Frau, denn er besitzt normalerweise solch einen Körper, wie
er von ihm verlangt wird. Frauen dagegen müssen sich ihn zuerst erarbeiten und
erkämpfen.4
Allerdings konnte es nicht ausbleiben, dass früher oder später auch die Männer als
Objekt der Schönheit entdeckt wurden.5 Das neue Ideal des männlichen Körpers ist
ein Paradoxon (zugleich wahre und falsche Aussage): hypermaskulin – muskulös,
potent und feminin gepflegt zugleich („Psychologie Today“) 6
ebd. – S.45
vgl. Andrea Hurton (1995): Kultobjekt Mann; Eichborn Verlag; Frankfurt am Main – S.45
4
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.27
5
vgl. Anm. 3 – S.54
6
vgl. ebd. – S.137
2
3
2.2.3. Entwicklung des Schönheitsideals in der
Gesellschaft
Im Laufe unserer Einordnung in die Gesellschaft werden das gemeinsame “Wissen“
und Verhalten, das gesellschaftlich anerkannte Verständnis unserer Alltagswelt und
die symbolischen Bedeutungen immer wieder neu geschaffen, indem wir uns damit
identifizieren, durch Erziehung legitimieren und weitergeben.
Phänomene unserer Alltagswelt - dazu gehören Geschlechterverhältnisse,
Körperideale, Bewegungsbedeutungen und Gesundheitsvorstellungen - die wir als
objektiv und wirklich erleben, sind unabhängig von uns nicht zu verstehen. 1
„Normal“ ist nicht das was alltäglich ist, sondern das was von den Inhabern sozialer
Macht bestimmt wird. 2
„Schönheit ist keine objektive Größe. Ihre Wandlungsfähigkeit erklärt auch die große
Vielfalt an Schönheitsidealen, die es im Laufe der Geschichte gab. Schönheit hängt
immer vom sozialen Kontext. Was zählt ist nicht die Erscheinung, das Aussehen
einer Person selbst, sondern wie es von der jeweiligen Gesellschaft bewertet wird.
Denn Schönheit ist Ansichtssache.“3
Schönheit ist relativ, denn sie ist eine Geschmacksfrage die jedes Individuum
verschieden beantwortet.4
„Es gibt keine Schönheit aus sich heraus - entscheidend ist der Geschmack, der von
Epoche zu Epoche ganz andere Bewertungskriterien setzen kann.“ 5
Menschen einer Kultur oder Epoche haben dennoch klare Vorstellungen davon, was
sie als schön definieren.6 Diverse Kulturen haben unterschiedliche Schönheitsvorstellungen befolgt bzw. sich selbst auf den Leib gezwängt - vor allem Frauen:
gebundene Füße für die Chinesinnen, fliehende Stirn für die Mayas, lange Hälse für
die Massai, wie Teller hervortretende Unterlippen für einige Stämme Afrikas und
Südamerikas, Korsetts für die Europäerinnen, usw. 7
Auch gab es Kulturformen, die von Frauen die Verleugnung ihrer Reize forderten
aufgrund von familiären Gegebenheiten wie z.B. der islamitische Schleier,oder
viktorianische Prüderie.8 Die menschliche Fantasie scheint bei der Umformung des
Körpers keine Grenzen zu kennen. Das Besondere daran ist, dass sich immer die
Mehrheit diesen zum Teil schmerzhaften Idealen unterworfen hat, und nur Einzelne
es wagen konnten bzw. können sie zu ignorieren. 9Wenn sich ein Ideal erst einmal
festgesetzt hat, sind sich die Menschen weitgehend darüber einig, was schön ist und
was nicht.10
vgl. Claudia Kugelmann (1996): Starke Mädchen – schöne Frauen?: Weiblichkeitszwang und Sport im Alltag;
Afra-Verlag; Tübingen – S.15
2
vgl. ebd. – S.35
3
Waltraud Posch (1999) – S.14
4
vgl. ebd. – S.14
5
Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S. 105
Gabriele Splett (1993) – S.25
6
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.103
7
vgl. Farideh Akashe-Böhme/Margrit Brückner (1992) – S.185
8
vgl. ebd./Barbara Sichtermann – S.23
9
vgl. ebd./Margrit Brückner – S.185
10
vgl. Anm. 3 – S.15
1
Diejenigen Träger einer ästhetischen Funktion, die zu einer bestimmten Zeit oder in
einem bestimmten Land anerkannt sind, könnten zu einer anderen Zeit oder in einem
anderen Land für diese Funktion unpassend sein. Die Grenzen der Ästhetik sind
veränderlich und nicht durch die Realität gegeben. 1
Jedoch gibt es Merkmale, die in fast allen Kulturen als „unschön“ gelten:
Verkrüppelungen, Narben schwerer Verletzungen, extremer Groß- oder Kleinwuchs.2
In dem Maß, in dem Religion an Bedeutung für das alltägliche Handeln verlor, traten
andere symbolische Werte an ihre Stelle, um die Ordnung der Geschlechter zu
garantieren. Körperliches Aussehen und Fitness, sowie „Gesundheit“ galten als neue
Heilsversprechen und Orientierungsmuster. Die „Wiederkehr des Körpers“ zeigt eine
zeitgemäße Möglichkeit, Identität zu entwickeln und in der Realität handlungsfähig zu
bleiben.3
Der Körper selbst und nicht mehr die sozialen Symbole des Reichtums und der
Autorität wird zum Objekt der Arbeit und der kulturellen Anerkennung.
Der legitime Körper ist ein durch besondere, zeitraubende Übungen, durch
kostspielige Ausrüstung und strenge Disziplin kultivierter Körper, ein schlanker,
muskulöser, zu jeder Jahreszeit sonnengebräunter und von den Zeichen des Alters
befreiter Körper.4
In den meisten Kulturen spielen jenseits der allgemeingültigen Schönheitsvorstellungen einer Gesellschaft, geschlechtsspezifisch unterschiedliche Bilder eine
Rolle. In unserer Kultur ist es vor allem der weibliche Körper, der sich wandelnden
Idealen unterwerfen muss, um weiblich zu erscheinen und den Männern zu gefallen. 5
Schlankheits- und Schönheitsvorstellungen sind Ausdruck des geteilten „Wissens“
wie Frauen in unserer Kultur dargestellt und gesehen werden: jung, straff, glatt, sexy,
nicht zu intelligent, dem männlichen Blick ein Wohlgefallen. Um diese Frauenbilder
zu bekräftigen existieren Modelle und Vorbilder, die das „typisch Weibliche“
verkörpern.6 Von vielen Seiten wird die Anpassung an ein übertriebenes
Schlankheitsideal gefordert und gefördert, so dass es schwer für die Frauen ist, sich
diesen Ansprüchen zu widersetzen.7 Zu allen Zeiten haben die Frauen versucht, dem
jeweiligen Schönheitsideal zu entsprechen.8
„Doch eine schleichende Frustration macht sich breit, gepaart mit hektischen, stets
erneuerten, stets vergeblichen Versuchen, das begehrte Gut doch noch zu
ergattern.“9So wie sich das Schönheitsideal verändert hat, so hat sich die
Einflußnahme auf den Körper verändert. Heutzutage wird der Körper durch Sport in
seine richtige Form gebracht.10
Hier erkennt man die jetzige Funktion des Sports. Er wird als Mittel zum Zweck
benutzt um seinen Körper zu gestalten. Der Sport wird immer mehr ein Mittel um
die gewollte „Schönheit“ zu erlangen und verliert dadurch seine ursprünglichen
Wertvorstellungen.
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.105
vgl. ebd. – S.103
3
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.27
4
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.26
5
vgl. Farideh Akashe-Böhme/Margrit Brückner (1992) – S.185
6
vgl. Anm. 3 – S.135
7
vgl. Anm. 1- S.89
8
vgl. Anm. 4 – S.24
9
siehe Anm. 5/Barbara Sichtermann – S.28
10
vgl. Anm. 4 – S.25
1
2
Heute entpuppt sich das Schönheitsideal immer mehr als Waffe gegen gewonnene
Freiheiten. „In dem Maß, wie es Frauen gelang, sich vom Kinder - Küche - Kirchen Zwang zu lösen, übernahm der Schönheitsmythos dessen Funktion als Instrument
sozialer Kontrolle.“1
Unbemerkt rücken die Männer ins Bild, indem sie die unsichere Stellung der
modernen Frau gefährden, die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in ihrem
Leben als Selbstverständlichkeit ansehen möchte. Einerseits setzt die schöne Frau
auf den sexualisierten Effekt ihrer Erscheinung, um gesellschaftliche Vorteile zu
erlangen, andererseits muss sie als emanzipierte Frau den Beschränkungen auf ihre
Geschlechtsexistenz um ihren Anspruch auf Persönlichkeit und Individualität
kämpfen. Das Dilemma lässt sich innerhalb eines männlichen Systems nicht lösen. 2
Durch den männlichen Einfluß kann sich die Frau dem „Schönheitsmythos“ nicht
entziehen. Ob sie will oder nicht, sie muss sich den gesellschaftlichen Zwängen
fügen.
1
2
Claudia Kugelmann (1996) – S.135
vgl. Farideh Akashe-Böhme/Sidonia Blättler (1992) – S.121
2.2.3.1.
Der Mythos vom „schönen Geschlecht“
Dieser Unterpunkt ist vor allem deswegen wichtig, weil hier besonders gut die
Unterscheide zwischen den Geschlechtern deutlich werden.
Bei jedem weiteren Unterpunkt wird noch klarer, wie wichtig „Schönheit“ vor allem für
die Frauen ist, und genauso, vermuten wir, wird es sich auch im Sportbereich
verhalten.
Friedrich Nietzsche 1878 (bekannt durch seine zwiespältige und abschätzige
Einstellung gegenüber Frauen) : „Schöner ist das Frauenzimmer - interessanter ist
der Mann.“
Oscar Wilde lässt seinen Sir Henry zu Dorian Gray sagen:“ Die Weiber sind das
dekorative Geschlecht. Sie haben nie etwas zu sagen, aber sie sagen es
entzückend.“ In der Literatur findet sich also seit dem 18. Jahrhundert der Mythos
vom „schönen Geschlecht“.1
Wenn man Geschlecht als soziale Kategorie betrachtet, so sind die Frauen
tatsächlich das schöne Geschlecht. Für sie ist in jedem Alter ihre körperliche
Attraktivität wichtiger als für die Männer. Das Aussehen einer Frau wird kritischer und
bereitwilliger beurteilt. Wenn sie schön sind, werden sie stärker bestätigt und belohnt,
aber heftiger zurückgewiesen und mit Nachteilen bedacht, wenn sie den
gesellschaftlichen Normen nicht entsprechen. Außerdem neigt man dazu am
Äußeren und am Auftreten einer Frau ihr Befinden und ihre Einstellung zu sich selbst
abzulesen. 2
Festzuhalten bleibt, dass hauptsächlich der weibliche Körper einer ästhetischen
Norm unterworfen ist, die sich immer wieder neu etabliert und durch die Frauen
selbst, die dieser Norm innerhalb der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen
vorangetrieben wird. 3
Immer noch verweigert die Gesellschaft den Frauen die Annahme bestimmter
Eigenschaften. Nur eine können sie für sich exklusiv beanspruchen - ein
schmückendes Schönheitsobjekt zu sein. 4
Je mehr Bedeutung die Frauen gewann, desto mehr Bedeutung gewann die
Schönheit. Schönheit ist für sie eine Bedingung, die sie erfüllen müssen. 5
Sicherlich kommt keine Frau von selbst auf die Idee, ihr Leben der Beschäftigung mit
ihrem Körpergewicht zu widmen. Gesellschaftliche Hintergründe, anerkannte Ideale,
das Monopol der Frauen, „schön sein zu dürfen bzw. zu müssen“, sind Gründe sich
ausgiebig mit dem Körper zu beschäftigen.6
Wenn sich die Frauen schön machen, akzeptieren sie sich selbst als
Geschlechtswesen,7 so dass sie lange keinen Widerstand gegen ein übertriebenes
Schlankheitsideal leisteten. Schlank sein wurde als natürlichster Zustand der Welt
betrachtet, unnatürliche Üppigkeit musste bekämpft werden.8
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.19
vgl. ebd. – S.16
3
Gabriele Splett (1993) – S.28
4
vgl. Anm. 1 – S.21
5
Naomi Wolf (1991): Der Mythos Schönheit; Rowohlt Verlag; Reinbeck bei Hamburg – S.35
6
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.56
7
vgl. Farideh Akashe-Böhme/Barbara Sichtermann (1992) – S.25
8
vgl. Anm. 6 – S.58
1
2
Sogar heute noch glauben Millionen von Frauen, sie machten freiwillig eine Diät nach
der anderen und unterzögen sich nicht nur für sich selbst schmerzhaften
Schönheitsprozeduren. Das „nur für sich selbst“ ist nicht ganz richtig, denn Schönheit
verlangt immer den Blick der anderen Menschen.1 Die „Schöne“ ist das Objekt des
Begehrens und sie kann sich der Situation der Unterworfenheit nicht entziehen. 2
Indem sich Frauen schön machen, werden sie zu einem „Objekt des Anschauens“.
Sie werden zu einem „Anblick“, der Begehren erweckt und sie können nicht
bestimmen oder verhindern, wer sie mit den Blicken begehrt, da sie ihnen
unterworfen sind.3 Sie können den damit verbundenen Selbstverlust nicht vermeiden,
da der Betrachtende und Anschauende die Freiheit hat sie zu einem Objekt zu
machen, indem er die Freiheit hat, sie in den Blick zu nehmen.
„Frauen suchen ein Angeschautwerden, worin sie sich verbergen können, denn das
Nicht-Angeschautwerden ist eine „Krankheit“ die zum Tod führt.4
Das Schönheitsideal unterscheidet sich nicht nur nach dem Geschlecht, sondern
auch durch die Voraussetzung Schönheit wahrnehmen zu können, der Blick ist
geschlechtsspezifisch verformt.5 Die Wahrnehmung der Frau ist vermittelt, während
die Männer eine unmittelbare Wahrnehmung genießen. Die Beobachterin unterzieht
sich einer ängstlichen Selbstprüfung, denn sie weiß sich jederzeit im
Beobachtungsfeld der anderen Frau, die dem selben Imperativ des männlichen
Blickes gehorcht. 6Die ganze Welt ist besessen von den weiblichen Reizen. Die
Frauen fungieren dabei als Anbieter, und die Männer als Nachfrager. 7
„Für Weiblichkeit ist Schönheit unabdinglich, für die Männlichkeit ist sie (noch) eine
Nebensache und wenn vorhanden, eine angenehme Begleiterscheinung.“
Mittlerweile ist den Männern auch ihr Aussehen nicht mehr egal, aber sie besitzen
mehr Handlungsspielraum: sie haben die Möglichkeit ihre Attraktivität durch Leistung,
Talente, Fähigkeiten und Geld zu beweisen. Frauen besitzen nur bedingt diese
Möglichkeit, sie müssen zusätzlich immer noch gut aussehen. 8
Die allgemeine Körperaufwertung der letzten Jahre machte auch den männlichen
Körper zu einem Betrachtungsobjekt, aber sicher hat es kaum Auswirkungen auf
seine Körperidentität wenn er dem Ideal (z.B. breitschultrig, schmale Hüften,
muskulös) nicht gerecht wird. Folglich ist Schönheit für die Männer ein zusätzliches
Attribut, während die Frau schön sein muss um Erfolg zu haben. Frauen wird ein
Körperschema aufgezwungen, während den Männern eine eigene Persönlichkeit und
Identität zugesprochen wird. Eine Analyse von Pressephotos, Portraits, und
Selbstportraits zur stilistischen Repräsentation von Frauen und Männern ergab, dass
Frauen wesentlich häufiger durch ihren Körper und Männer durch ihre Köpfe
dargestellt werden. Die unterschiedliche Wertigkeit der Körper und das verschiedene
Verhältnis zur Individualität einer Persönlichkeit wird durch die Unterscheidung
zwischen „Frauen - Körpern und Männer - Köpfen“ deutlich gemacht. 9
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.35
vgl. Farideh Akashe-Böhme (1992) – S.17
3
vgl. ebd. – S.18
4
vgl. ebd. – S.17
5
vgl. ebd./Margrit Brückner – S.187
6
vgl. ebd./Sidonia Blättler – S.124/125
7
vgl. ebd./Sidonia Blättler – S.27
8
vgl. Anm. 1 – S.22
9
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.32/33
1
2
Auch wenn der Mann seine Diät und sein Bauchmuskeltraining vernachlässigt, würde
ihm zur Steigerung seiner Attraktivität immer noch der Pilotenschein bleiben. 1
„Klug hat der Mann seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen gewußt, denn seine
Schönheit ist an seine Taten, an seine Bedeutung viel mehr gebunden, als an seinen
vergänglichen Leib.“ 2
Schlüsselpositionen gesellschaftlicher Macht liegen immer noch in den Händen der
Männlichkeit. Das was Frauen an Anerkennung, Einfluß und Erfolg erreichen können
hängt sehr von ihrer Akzeptanz bei den Männern ab. Zwar sind Frauen in der
Öffentlichkeit stark präsent, aber sie sind immer noch darauf angewiesen , von der
Männerwelt wahr bzw. ernstgenommen zu werden. In der Redewendung vom
„schönen Geschlecht“ ist die Schönheit eine Bezeichnung für die Macht die Frauen
als einzige besitzen dürfen, was zu der Reduktion weiblicher Lebensperspektiven auf
das Geschlecht führt. 3
Hässlichkeit gilt als unweiblich, mehr noch: Gleichgültigkeit gegenüber Schönheit gilt
als unweiblich. Fast keine Frau will aber „unweiblich“ und damit geschlechtslos oder
männlich wirken. Daher müssen Frauen zusätzlich zu ihren sonstigen Aktivitäten ihre
Schönheit erhalten und kultivieren, um ihre Attraktivität nicht einbüßen zu müssen.
Denn eine Frau als unattraktiv zu bezeichnen ist gleichbedeutend mit einer
Abwertung ihrer gesamten Person.4 Wenn man einer Frau mangelnde Schönheit
vorwirft, trifft sie das tief in ihrem Inneren, dort, wo ihr Selbstwertgefühl und ihre
Sexualität miteinander verbunden sind. Wir sind daran gewöhnt, dass „Schönheit“
etwas ist, das uns von außen zugesprochen wird. Die zugesprochene Schönheit
kann uns deshalb auch wieder genommen werden - es reicht, einer Frau zu sagen,
sie sei hässlich, damit sie sich hässlich fühlt, sich hässlich benimmt, hässlich wird.
Umgekehrt hält es eine Frau innerlich im Gleichgewicht, wenn sie sich schön fühlt. 5
Schlankheit wird mit Schönheit gleichgesetzt, so wie Dicksein mit Hässlichkeit. 6
Das Hässliche verhält sich in der Definition wie das Schöne. Im Umgangssprachgebrauch steht
häßlich synonym zu abstoßend, verunstaltet, scheußlich, garstig, nicht schön, u ästhetisch. Antonym
verhält es sich zu den Worten angenehm, erfreulich, ordentlich, formvollendet, schön. Die Ableitung
der Bedeutung des „Hässlichen“ steht in Verbindung mit der Ablehnung und dem Bezug zum
Hassenswerten.7
Frauen machen sich mehr Gedanken um ihr Aussehen als Männer und sie
unternehmen mehr, um vom „hässlichen Entlein“ zum „stolzen Schwan“ zu werden.
Frauen machen ihren Selbstwert eher abhängig vom Aussehen als die Männer. 8
Sie gehen härter mit ihrem Körper ins Gericht, leiden mehr unter ihm, tun mehr für
seine Verschönerung, denn für sie hat das Aussehen stärkere Konsequenzen. 9
Unter Frauen ist die Ablehnung des Sports und bestimmter Sportarten weitverbreitet,
aber viele unterliegen den permanenten Zwang, ihren Körper auch nach aktuellen
Schönheitsidealen zu stilisieren und handeln somit gegen ihre Abneigung. 10
vgl. Farideh Akashe-Böhme/Sidonia Blättler (1992) – S.122
ebd./ Theresa Georgen – S.81
3
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.21
4
vgl. ebd. – S.22
5
vgl. Naomi Wolf (1991) – S.47
6
vgl. Anm. 3 – S.49
7
vgl. Klaus Richter (1999) – S.260/261
8
vgl. Anm. 3 – S.16/17
9
vgl. ebd. – S.201
10
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.93
1
2
Mädchen registrieren im Gegensatz zu Jungen vom 12. Lebensjahr an zunehmend
mehr Probleme mit ihrer Figur, machen sich Gedanken um ihr Äußeres und haben
Angst nicht gut auszusehen. An Mädchen wird die Erwartung „hübsch auszusehen“
weitaus öfters gestellt als an Jungen. Mit Anweisungen zur Schönheits- und
Körperpflege wird häufig ein Zwang zur Attraktivität vermittelt. Die Reduktion der
Frau auf das Aussehen, also auf die äußere Hülle, zeigt uns, dass die Frauen ihre
Äußerlichkeit zum Stellvertreter und Maßstab ihres Daseins machen. Deshalb wird
ihre Körperidentität zu ihrer Persönlichkeitsidentität. 1
„Pluralität und Individualität gelten als Grundinhalte des menschlichen Lebens. Doch
von alledem merkt man nur etwas, solange es nicht um die Schönheit geht. Die
Wertschätzung der Individualität hört heute beim Körper auf.“ 2
Mädchen haben, ob sie wollen oder nicht, spätestens ab ihrer Pubertät jeden Tag
einen Schönheitswettbewerb. Schon immer gehört es zu den normalen
Denkprozessen, automatisch die optischen Qualitäten der Frauen zu bewerten. 3
Die in einer Umfrage befragten Frauen, die einen schlanken, straffen Körper als
selbstverständliches Ziel ihres Lebens ansahen, zeigten eine Tendenz, sich selbst
als eher mangelhaft zu bezeichnen, sei es in bezug auf die Figur, auf Haut oder
Haare. Sie scheinen auch geringere Fähigkeiten zum Genießen zu besitzen als
Frauen, die Schlankheit nicht so wichtig finden und sich in ihrer Leiblichkeit
akzeptieren. Es gibt individuelle Unterschiede, doch keine der Frauen hatte ein
durchweg
positives
Körperselbstbild,
wenn
sie
sich
körperbezogene
Weiblichkeitsstereotype zum Vorbild nahm.4
Auf die Frage “Was halten sie davon, dass heutzutage eigentlich nur die schlanke
Frau als schön gilt?“ lautete die Antwort einer Frau: „ ich finde es schrecklich, dass
heute alles einem Ideal hinterherjagt, egal ob es zum Typ passt oder nicht. Wir
Frauen riskieren unsere Gesundheit und unser Selbstvertrauen mit all diesen
Schönheitsdogmen(Lehrmeinung). Viel persönliches Leid ist auf die Unzufriedenheit
mit dem eigenen Körper zurückzuführen. Krankheiten, wie Mager- oder Fettsucht
oder Bulimie resultieren aus der Forderung der Gesellschaft, jung und schlank zu
sein.“ 5
Auch hier ist die Frau hilfloses Opfer, denn ihr werden die Vorstellungen der
Gesellschaft aufgezwungen. Das „schöne Geschlecht“ soll den Schönheitsidealen
gerecht werden und jede Frau versucht, zum Teil auch unbewusst, diese
Anforderungen zu erreichen, denn Hässlichkeit gilt als unweiblich. Viele Frauen
leiden unter den, von der Gesellschaft geforderten Maße, was eine Veränderung
ihrer Persönlichkeit nach sich ziehen kann. Frauen müssen sich mehr mit ihrem
Aussehen beschäftigen und machen deshalb auch ihr Selbstwertgefühl abhängig von
ihrem Körper.
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.30
Waltraud Posch (1999) – S.76
3
vgl. Andrea Hurton (1995) – S.25
4
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.175
5
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.66
1
2
2.3. Haben es schöne Menschen leichter?
„Außergewöhnlich „schöne“ Menschen leiden oft unter der Unsicherheit, ob sie nur
wegen ihres Aussehens bevorzugt werden. Wer möchte schon nur wegen seines
Äußeren anerkannt und beliebt sein oder geliebt werden?“1
Aber die „Schönen“ können sich mehr zuschulden kommen lassen, werden
nachsichtiger beurteilt und werden milder bestraft, wenn sie ihrer Umgebung
unangenehm aufgefallen oder straffällig geworden sind. 2 Sie werden außerdem
besser eingestuft und besser behandelt – sowohl in zwischenmenschlichen als auch
in beruflichen Bereichen. 3
Die „Damen“ haben die Erfahrung gemacht, dass die schlanke und attraktive Frau im
Vorteil ist und sie kämpfen deshalb darum, das heutige Schönheitsideal zu
erreichen.4 Weil in unserer westlichen Kultur Frauen mehr nach ihrem Aussehen
beurteilt werden als die Männer, wollen sie attraktiv sein.
Eine attraktive Frau hat die Vorteile, dass ihre Leistungen nachsichtiger beurteilt
werden, dass sie begehrter ist und man ihr bessere Charaktereigenschaften
zugesteht. 5
In der Anfangsphase einer Beziehung ist das Aussehen eines Menschen besonders
wichtig, denn in der Anfangsphase einer Beziehung bauen sich die Beteiligten ein
Bild voneinander auf, das nicht unbedingt der Realität entsprechen muss. Um sich
ein Urteil über den anderen zu bilden, haben sie nur wenige Anhaltspunkte und nur
wenig gesichertes Wissen. Jedoch verspüren sie Sympathie oder Antipathie, haben
den Wusch den anderen näher kennenzulernen oder sind nicht an ihm interessiert.
Wenn es sich um die Entscheidung über die Zu- oder Abwendung geht ist das
äußere Erscheinungsbild besonders wichtig und hierbei ist vor allem die Attraktivität
ausschlaggebend.6
Hinzufügend muss erwähnt werden, dass beruflich besonders erfolgreiche Frauen
sich immer wieder in der Situation befinden, in der sie feststellen müssen, dass eine
Frau nur dann als „vollwertige“ Person akzeptiert wird wenn sie attraktiv ist und dem
Schönheits- bzw. Schlankheitsideal entspricht. 7
Als die Frauen in den 80 er Jahren vermehrt in die Machtstrukturen drängten, war
Schönheit nicht mehr länger eine symbolische Währung, sie wurde buchstäblich zu
Geld.8
Erstaunlich für war, dass wir in der Literatur wirklich gegensätzliche Aussagen
fanden. Die „Schönheit“ hat nicht nur gute Seiten, denn für den „schönen“ Menschen
können sich dadurch auch Nachteile ergeben.
Das ist jedoch von Fall zu Fall verschieden und man kann keine pauschalisierende
Aussage darüber machen, ob es schöne Menschen leichter haben.
Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.86
vgl. ebd. – S.84
3
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.182
4
vgl. ebd. – S. 113
5
vgl. ebd. – S.92
6
vgl. ebd. – S.83
7
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.82
8
vgl. Naomi Wolf (1991) – S.25
1
2
Denn Diejenigen, die ihr Äußeres als Erwerbsquelle verstehen und ihre Identität nicht
darauf aufbauen wollen, stehen fast immer unter dem Zwang – vor sich selbst und
vor anderen – zu beweisen, dass ihre Schönheit nicht in Verbindung mit ihren
Leistungen stehen. Schönheit ist nicht immer assoziiert mit Gutsein, und nicht immer
sind die Schönen ihrer Umwelt willkommen; oft werden sie zur Zielscheibe von Neid ,
Aggressionen und Vorurteilen. Eines dieser Vorurteile lautet, schöne Frauen seien
dumm. Wenn also eine besonders attraktive Frau beruflich aufsteigen und
weiterkommen möchte, wird sie ihre Attraktivität so gut wie möglich durch
unauffällige und geschlechtsneutrale Kleidung verbergen. Wir können in Ratgebern
für Karrierefrauen lesen, dass sie nicht allzu attraktiv erscheinen dürfen:
„Karrieregemäß“ bedeutet sich von ihrer Schönheit zu distanzieren; denn die Frau
will nicht als Dummerchen abqualifiziert werden, wo „Schönheit versus Intelligenz“
ein unausgesprochenes Vorurteil ist. Durch strenge Kostümierung wird sie ihre
Sinnlichkeit und Attraktivität verdecken, was für die Betroffenen Selbstbegrenzung
und Selbstreduzierung bedeuten kann. 1
Bekanntlich haben aufsehenerregende Frauen oft größere Schwierigkeiten einen
Partner zu finden als durchschnittlich aussehende Frauen. Viele Männer sind zu
schüchtern Kontakt zu einer „Schönheit“ aufzunehmen. Einerseits setzen sie voraus,
dass eine attraktive Frau schwer zu erobern sei, weil sie genug Auswahl habe und
versuchen deshalb ihr Glück nicht, andererseits haben sie Angst vor ihrer
potentiellen Konkurrenz. 2
Die „Dicken“ haben es besonders schwer in unserer Gesellschaft, denn je mehr sich
das Schönheitsideal in Richtung Idealgewicht bewegt, um so strenger werden die
Kriterien, wer als „dick“ gilt. Häufig werden heute Leute, die bei Normalgewicht liegen
oder knapp darüber, für „dick“ gehalten, besonders wenn sie ungünstige
Proportionen haben. Den Übergewichtigen fehlt die positive Rückmeldung, die ihnen
zeigt, „dass alles in Ordnung ist“ und werden dadurch gezwungen ihr Leben in Frage
zu stellen. Es fällt ihnen schwer ein positives Selbstbild zu entwickeln oder
beizubehalten. Sie müssen viel investieren, um als „normal“ akzeptiert zu werden –
sie begegnen Vorurteilen, dürfen sich weniger erlauben, müssen mehr Rücksicht auf
andere nehmen und sich stärker um die Anerkennung ihrer Umgebung bemühen. Sie
stoßen auf Ablehnung, Diskriminierung und Vorurteile und der Kampf darum ,
dennoch akzeptiert zu werden, trägt zur Entwicklung emotionaler Störungen bei.
„Wer sozusagen immer im Rampenlicht und gleichzeitig unter Leistungsdruck steht,
wird sich letztendlich zurückziehen.“ 3
Die Frau mit Idealgewicht wird tatsächlich bevorzugt, dies zeigt sich auch in der
Modebranche, wo schicke, ganz moderne Kleidung im allgemeinen nur bis Größe 42
zu kaufen ist. 4
Wir kommen zu dem Ergebnis, dass attraktive Menschen, obwohl sie auch mit
Vorurteilen konfrontiert werden, es auf jeden Fall leichter haben als die „Dicken“.
Anscheinend werden „dicke“ Menschen in unserer Gesellschaft nicht wirklich
akzeptiert.
Wir wollen hier darauf hinweisen, dass es auch in der Welt des Sports, nicht nur
attraktive und schlanke Sportler gibt!
vgl. Farideh Akashe- Böhme (1992) – S.138
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.87
3
vgl. ebd. – S.89
4
vgl. ebd. – S.50
1
2
2.4. Auswirkungen des Schönheitsmythos
Wir haben uns für diesen Unterpunkt entschieden, um die Gesamtdarstellung der
Rubrik ‚Schönheit‘ abzurunden. Die negativen Aspekte des „Schönheitsmythos“
gehören ebenso dazu, wie die positiven.
„Es gibt wohl keine Frau, die noch nie einen Gedanken an
ihre „Linie“ verschwendet hat, die noch nie mit anderen
Frauen darüber diskutiert hat; die „schlanke Linie“ ist ein
beliebter und ständiger Gesprächsstoff.“
Jede Frau wird bewundert, die es „geschafft“ hat, ein paar
Pfunde herunterzuhungern. Aber die Frau, die „alles essen
kann und nie zunimmt“, wird noch neidvoller bewundert.1
Es gibt einen Punkt an dem Körperpflege von der Lust zur
Last wird, und die Grenzen fließend sind. Es ist wichtig,
genau diesen Übergang zu finden- die Grenze zwischen
jener Körperinszenierung, die Spass macht und freiwillig
geschieht, und jener, die Druck, Last und Leid bedeutet.
Erst ab dem Zeitpunkt, wo der Zwang beginnt, macht
Schönheit krank. 2
Junge Frauen und Mädchen sind auf der Suche nach ihrer Identität.
Durch das Gefühl der körperlichen Unzulänglichkeit, das manche Frauen ihr ganzes
Leben lang nicht verlässt3, leiden heute viele Mädchen und Frauen an den
sogenannten „neuen Frauenkrankheiten“. Spektakulär sind die Zahl der an
Essstörungen betroffenen Menschen weiblichen Geschlechts (85%). 4
Dank des Schlankheitsideals fallen die Erkrankten kaum auf, 5 die Dunkelziffer ist
relativ hoch und die Ausbreitung epidemisch (Augsburger Allgemeine) was
alarmierende Zahlen für das Gesundheitswesen bedeutet.6
Erschreckend ist, dass selbst Normalgewichtige, meist weibliche Jugendliche, sich
als „fett“ bezeichnen und häufig die Konsequenzen daraus ziehen: hungern. 7
Die ganz Schlanken kontrollieren ihr Gewicht besonders oft, damit jedes Gramm
Übergewicht sofort erkannt und bekämpft werden kann.8 Die ständige
Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führt zu Diätversuchen oder
eingeschränktem Essen.9
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.55
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.24
3
vgl. Claudia Kugelmann (1996) - S.138
4
vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung –S.3
5
vgl. Anm. 1 –S.51
6
vgl. Anm. 3 – S.136
7
vgl. Anm. 4 – S.4
8
vgl. Anm. 1- S.51
9
vgl. Anm. 4 – S.5
1
2
Die genannten Zahlen sind erschreckend und wir finden es wichtig, sich über diese
„neuen Frauenkrankheiten“ Gedanken zu machen- wir kommen nicht umhin
zuzugeben, dass sie heutzutage keine Seltenheit mehr sind. Viele junge Mädchen
und Frauen betrifft dieses Schicksal und das nur deshalb, weil die Schönheit bzw. die
Schlankheit das Wichtigste in ihrem Leben darstellt. Sie tun einfach alles dafür- sie
setzen auch ihre Gesundheit aufs Spiel und das nur um dem „Schönheitsideal“ zu
entsprechen.
Eine Art der Gewichtskontrolle ist modern geworden, unter der die Betroffenen sehr
stark leiden: selbst herbeigeführtes Erbrechen- Bulimie- ist keine Seltenheit mehr
und zudem besteht Suchtgefahr.1
Fakten und Zahlen: Bulimie
 Panische Angst vor noch so geringer Gewichtszunahme, übertriebene
Beschäftigung mit Figur und Gewicht, krankhafte Furcht davor dick zu werden
 Gefühl, jegliche Kontrolle über sich zu verlieren
 3,5% aller Frauen zwischen 15 und 35 sind betroffen
 Durchschnittliche Erkrankungsdauer: 7 Jahre
 Etwa 60% der Magersüchtigen werden bulimisch
 60% erbrechen 1-2 mal täglich, 30% bis zu 6 mal, 10% noch häufiger
 Selbstinduziertes Erbrechen, Medikamentenmißbrauch
Folgeschäden:
Schwellungen der Speicheldrüsen,
Zahnschmelzschäden,
Speiseröhreneinrisse,
Magenwandperforation(Durchlöcherung, Durchbruch).
Es kann zu Nierenschäden und Herzrhythmusstörungen kommen
2
Eine andere Art der Gewichtskontrolle, ist die krankhafte Magersucht.
Magersüchtige sind auffallend dünn und stehen nicht mehr in Kontakt zu ihrem
Körper.
Fakten und Zahlen:
 Gewichtsverlust von 20% vom Ausgangsgewicht innerhalb kurzer Zeit.
 Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt:
streng kontrollierte und eingeschränkte Nahrungsaufnahme
übertriebene körperliche Aktivität
selbstinduziertes Erbrechen oder Abführen
 Ständiges, übertriebenes, gedankliches Kreisen um Nahrung und Körper.
 Perfektionismus
 Hyperaktivität
 Körperstörungen
 Extreme Angst vor Gewichtsverlust
 Fehlende Krankheitseinsicht
10 % aller Magersüchtigen sterben daran
16 mal mehr Frauen als Männer sind betroffen
jede/jeder 17. Jugendliche ist ein Magersucht-Risikofall
1
2
vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke(1987) – S.53
vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – S.16/17
Folgeschäden:
Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur.
Durch Hormonelle Veränderungen entsteht Müdigkeit, Frieren, Verstopfung, trockene
Haut , brüchige Haare
Körperbehaarung
Ausbleiben der Menstruation3
3
vgl. ebd. - S13/14
2.5. Zusammenfassung
In diesem zweiten Kapitel haben wir einiges über die Schönheit, ihre Funktion und
ihren Wandel in verschiedenen Zeitaltern kennengelernt. Wir mussten erkennen,
dass man Schönheit nicht wirklich definieren kann, denn jedes Individuum hat eine
andere Vorstellung von diesem Begriff - Schönheit ist Ansichtssache. Dennoch
haben die Menschen in jedem Zeitabschnitt ähnliche Ansichten von „Schönheit“, die
sich größtenteils überschneiden. So ist es möglich von einem allgemeinem
„Schönheitsideal“ zu sprechen. Wir haben viele unterschiedliche Schönheitsideale
entdeckt und waren erstaunt wie viele unterschiedliche existieren. Jedoch mussten
wir feststellen, dass auch in früheren Kulturen die Schönheit der Frau eine wichtigere
Rolle spielte und erwähnenswerter war, als die der Männer. Die Schönheitsideale
reichten von dick über mollig bis zu magersuchtähnlichen Erscheinungen. Für uns ist
heute kaum vorstellbar, dass einmal die dicke Frau das bevorzugte Objekt des
Mannes war.
Die ständige Entwicklung des Schönheitsideals war geprägt von der jeweiligen
Kultur, auch unser heutiges „Ideal“ entstand durch die sozialen Umstände. Die Ideale
der Frau sind in der heutigen Gesellschaft Schlankheit, Jugendlich und Fitness. Die
Männer dagegen sollen muskulös und maskulin wirken.
Um diese Idealvorstellungen der Gesellschaft zu erlangen, sind vor allem Frauen
dazu bereit große Opfer zu bringen. Das haben sie schon immer getan, das machen
sie heute und werden sie immer tun. Beispiele hierfür aus der Vergangenheit ist der
Lilienfuß der Chinesen und das Korsett der Europäerinnen, wo sich die Frauen große
Schmerzen und Deformationen ausgesetzt haben. Es gibt heutzutage moderne
Krankheiten, von denen vor allem Frauen betroffen sind. Man kann sie auf das
heutige Schönheitsideal zurückzuführen, denn die an Bulimie und Magersucht
Erkrankten haben Angst den gängigen Gesellschaftsvorstellungen nicht gerecht zu
werden. Fast jede Frau bemüht sich den „Idealen“ nahe zu kommen und nur wenige
können es sich leisten sie zu ignorieren. Der zwanghafte Wunsch nach Schönheit
schädigt das Selbstwertgefühl der Frauen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind.
Sie merken nicht, dass sie ihren Selbstwert von ihrem Körper abhängig machen.
Viele verbinden mit Schönheit nur gesellschaftliche Vorteile und sehen dabei nicht,
dass sie auch negative Aspekte mit sich bringt. Einerseits können sich „schöne“
Menschen mehr zu schulden kommen lassen und werden besser eingestuft, aber
andererseits werden sie auch oft mit Vorurteilen konfrontiert. Karrierefrauen müssen
sich z.B. von ihrer Schönheit distanzieren, um nicht als Dummerchen zu gelten.
Einen weiteren Nachteil haben schöne Frauen bei der Partnersuche, da sie größere
Schwierigkeiten haben einen Partner zu finden als durchschnittlich aussehende
Frauen - auch wenn man sich dies kaum vorstellen kann. Jedoch muss erwähnt
werden, dass „Dicke“ in unserer Gesellschaft einen besonders schweren Stand
haben. Heutzutage werden sogar Normalgewichtige als dick bezeichnet, vor allem
wenn sie ungünstig proportioniert sind, denn die Kriterien, wer als „dick“ gilt, werden
immer strenger. Die Schlankheit wird sozusagen zu einer „Manie“.
Abschließend müssen wir noch auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern
eingehen. Für Männer ist die Schönheit kein lebenswichtiges Attribut, denn sie
können sich auch durch andere Werte bestätigen, wie z.B. Leistung, Geld usw.
Dagegen ist die Schönheit der Frau unverzichtbar, denn bei ihr wird „Schönheit“
vorausgesetzt. Sie ist schließlich auch das „schöne Geschlecht“.
Wir erwarten im folgendem Kapitel ähnliche Ergebnisse, denn auch im Sport wird für
Frauen die Schönheit eine wichtige Rolle spielen – auf jeden Fall eine weit größere
als für die Männer. Wir hoffen das im nächsten Kapitel bestätigen zu können.
3. Geschlechtsspezifische Unterschiede im
Leistungs- und Breitensport
3.1. Entwicklung
des
Sports
und
der
geschlechtsspezifischen Unterschiede
In bezug auf den heutigen Sportbegriff wird davon
ausgegangen, dass der Sport eine soziale Konstruktion für
einzelne Gruppen, soziale Schichten und verschiedene
Gesellschaften ist und für die Einzelnen unterschiedlich
erfolgen kann- wir also Sport nicht autonom definieren
können, sondern von der alltagsweltlichen Interpretation
von Bewegungsabläufen als Sport auszugehen haben.
Sport stellt in unserer Gesellschaft ein soziales Phänomen
allerersten Ranges dar. Das äußert sich sowohl in der
wachsenden Zahl der aktiven Sportler als auch in der
allgemeinen Wertschätzung des Sports. In den letzten
Jahrzehnten gab es eine deutliche Zunahme an sportlichen
Aktivitäten und inhaltliche Veränderungen.
Die wachsende Bedeutung der Eigenschaft „sportlich“
steht
auf
der
Liste
der
erwünschten
Persönlichkeitsmerkmale sehr weit oben. „Sport ist in!“ 1
3.1.1.
Männer-Domäne Sport
Sport ist eine Männerdomäne. Dies beruht auf seiner historischen Entwicklung,
auf seiner Vorliebe für Wetten bei Rennen,
auf der
Wiederentdeckung
antik-klassischer
Körperkulturen
(moderne olympische Spiele) und auf den von Männern
beherrschten
Gremien
und
Vorstände
im
2
Funktionärsbereich.
Unsere Kultur ist durchgängig zweigeschlechtlich
strukturiert, folglich ist
auch der Sport
von dieser
3
Zweigeschlechtlichkeit betroffen.
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.12
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.100
3
vgl. Deutscher Sportbund /Bundesauschuss Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (1996): Frauen im
Sport: Orientierungen – Ideen – Programme; Frankfurt am Main – S.14/16
1
2
Die Benachteiligung der Frauen im Sport lässt sich auf die allgemeinen Probleme der
Frau in der Gesellschaft zurückführen.4 Das „Weibliche“ wird im Sport als
Sekundärkategorie dargestellt, was seiner allgemein-gesellschaftlichen Bewertung
entspricht.5
Alle
gesellschaftlichen
Bereiche
haben
eine
Gemeinsamkeit, sie werden von Männern dominiert und
kontrolliert. Frauen nehmen dadurch eine schwächere
Position
ein
und
haben
nur
ein
begrenztes
Mitspracherecht.
Verstärkt wird dies dadurch, dass der Sport als
„männlicher“ Bereich angesehen wird, in dem „männliche“
Wert- und Orientierungsmuster und Handlungsformen
dominieren.6
Als männliche Tugenden werden Dominanz, Leistungsund Wettkampfstreben, Durchsetzungswille, Kampf und
Härte bezeichnet.7
Die Dominanzansprüche der Männer erfährt die Sportlerin
sicherlich
an
der
Unterbewertung
des
Frauenleistungssports,und daran dass es „ganz wie im
Leben zugeht“.
Diese Unterbewertung schlägt sich konkret in Finanzen
nieder. Für den Frauenleistungssport wird erheblich
weniger Geld
ausgegeben, als für den der Männer.
Insbesondere bei den Ballsportarten tendieren die Vereine
dazu,
im
Entscheidungsfall
eher
eine
Frauenbundesligamannschaft einzusparen und aufzulösen,
als eine Männerbezirksligamannschaft. 1
Innerhalb des Leistungssports war das Eindringen der
Frauen eine der wichtigsten Veränderungen.
„Noch Ende des 19. Jahrhunderts beschränkten sich die
Leibesübungen der Frauen auf Turnen, Spiel und
Gymnastik.
vgl. Dr. Michael Klein (1987): Frauen im Sport- Gleichberechtigt?/Band 19; Verlag W. Kohlhammer; Köln –
S.78
5
vgl. Anm. 2 – S.100
6
siehe Anm. 4 – S.78
7
siehe Anm. 3 – S.16
1
Claudia Kugelmann (1996) – S.113
4
Die Hinwendung der Frauen zu wettkampforientierten
Sportarten stieß auf wenig Gegenliebe, da Kampf und
Leistungsstreben als typisch männlich galten, während die
Frauen ästhetische Normen, wie Grazie, Anmut, etc. zu
verkörpern hatten.
Sitte und Tradition und viele unfachmännische Urteile von
Ärzten, die den Frauen bei der Ausübung von
leistungsbezogenem Sport gesundheitliche Schädigungen
voraussagten waren dafür, dass die Frauen im Sport nur
als männliche Augenweide auftreten, was neben
unveränderlichem Verhalten auch eine permanente
Unterforderung mit sich brachte. Zusätzlich waren die
Frauen zu jener Zeit durch das Tragen eines Korsetts und
langen Röcken beim Sport in ihrer Bewegungsfreiheit stark
eingeschränkt. Trotz allem fanden - auch wegen der 1.
Emanzipations-bewegung der Frauen - am Anfang des 20.
Jahrhunderts die ersten Wettkämpfe zwischen Frauen,
gegen den erbitterten Widerstand statt. 2
„1905 fand ein Wettkampf zwischen deutschen und
französischen Läuferinnen statt, der von der männlichen
Presse mit folgenden Worten kommentiert wurde: „ Von
den Siegern dieses ersten deutsch-französischen
Wettkampfes verzeichnen wir hier nur die Vornamen.
Getreu unserem Grundsatz, jeden Menschen so lange für
anständig zu halten, bis uns das Gegenteil bewiesen wird,
nehmen wir an, dass wir es trotz des zweifelhaften
Unternehmens mit anständigen Damen zu tun haben, deren
Familien es unmöglich angenehm sein kann, wenn ihre
Namen in dem Bericht öffentlich genannt werden. So
registrieren wir denn nur, dass bei dem Wettlauf der
Berlinerinnen ein Fräulein Hedwig erste wurde, die zweite
Annie hieß und die dritte Marie [....] Die deutschen Frauen
siegten auf der ganzen Linie: Die Französinnen kamen
vielleicht nicht auf die Beine, obgleich sie kürzere
Pumphosen trugen, vielleicht deshalb, weil ihr Bestreben,
schön und verführerisch zu sein, größer war als ihr
Verlangen, den Sieg zu erringen.“
2
vgl. ebd. – S.62/63
Hat sich die Rolle der Frau im Leistungssport über die
Jahrzehnte hinweg bis in unsere Zeit auch stark verändert,
so ist diese Art der sexistischen Berichterstattung in den
Medien jedoch gleich geblieben.3
Frauen mussten sich den Weg in den Leistungssport hart erkämpfen, aber auch
heute noch werden sie nicht richtig ernst genommen
3.2. Leistungssport
Wir müssen uns auch hier auf das Bild der Frau beschränken, da nur wenig Material
über das männliche Geschlecht im Leistungsport in Verbindung mit der „Schönheit“
existiert. Dafür fanden wir um so mehr Informationen über Frauen und Schönheit im
Leistungssport. Hier verhält es sich ähnlich wie in der Gesellschaft, wo für Männer
die Schönheit meist nur nebensächlich ist.
Wir können also jetzt schon sagen, dass die „Schönheit“ auch für den Leistungssportler keine entscheidende Rolle spielt.
3.2.1. Das Bild der Frau im Leistungssport
Hochleistungssport ist das Produkt und das Vorbild einer an Funktionsfähigkeit und
Fortschritt interessierten Hochleistungsgesellschaft. Als Teil der Gesellschaft trägt er
zur Durchsetzung des Weiblichkeitszwanges bei. 1
Der fast durchgängig zweigeteilt, geschlechtlich strukturierte Hochleistungssport
verstärkt den Unterschied zwischen Männern und Frauen und unterstützt damit die
gesellschaftlich erwünschten Geschlechterverhältnisse. Die Betonung des
„Weiblichen“ lässt der persönlichen Ausgestaltung von Identität in der Sportszenerie
wenig Raum. Die Sportlerin hat Schwierigkeiten das Frau-sein und das Sportlerinsein miteinander zu vereinbaren. 2
Aber gerade von Sportlerinnen wird erwartet, dass sie dem gängigen
Schönheitsideal unserer Gesellschaft entsprechen. Sie sollen nicht nur gute
Leistungen erbringen, sondern auch gut aussehen. Athletinnen scheinen besonders
akzeptabel, wenn sie vor allem „Weiblichkeit“ ausstrahlen. 3
In der „Tageszeitung“ vom 16 Dez. 1998 steht: „Im Frauensport gibt es beim
„selfposing“ neben den beeinflußbaren Faktoren Bereitschaft, rhetorisches Geschick
und Erfolg noch einen Faktor, der bei Männern – sorry Georg Hackl!- eine
untergeordnete Rolle spielt. Das männliche Diktat in der Medienwelt des Sports kann
man vereinfacht so ausdrücken: reden muss man können oder aussehen können
oder, noch besser, gleich beides.“
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.79
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.102
2
vgl. ebd. – S.104/105
3
vgl. Deutscher Sportbund/ Bundesauschuss Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (1995): Fair Play;
Frankfurt am Main – S.42
3
1
Hier wird bereits deutlich, dass „Schönheit“ für die Sportlerinnen im Leistungsport
eine bedeutende Rolle spielt. Trotzdem müssen die Frauen auch noch gute
Leistungen bringen.
Schlussendlich heißt das, dass die Frau gut aussehen und Leistung bringen muss,
um in der Öffentlichkeit akzeptiert zu werden und aufzufallen. Die Leistung ist dazu
da, das Interesse der Öffentlichkeit auf die Sportlerin zu lenken, aber anschließend
wird dann doch nur ihr Aussehen bewertet.
Außerdem ergab eine Untersuchung der Publizistin Andrea Bachmann, dass
Leistungssportlerinnen nach ihrem Aussehen und nach ihrer Attraktivität beurteilt
werden, und kaum nach ihren Leistungen. Oft erscheinen Frauen, die ihr Geld mit
Leistungssport verdienen auf Pressefotos als Sexsymbole. Die Athletinnen befinden
sich durch diese Art der Berichterstattung in einem Dilemma.
Um den Medien aufzufallen, die hauptsächlich auf hübsche Frauen ihre Kameras
richten, müssen sie durch Accessoires, Kleidung und Make-up versuchen dem
Weiblichkeitsideal zu entsprechen. Denn nur wenn sie von den Medien beachtet
werden, sind sie für die Sponsoren interessant. Denn nur mit einer ausreichenden
Absicherung durch Sponsoren können sie sich uneingeschränkt auf ihren Sport
konzentrieren. 1
Selbst in bisher eher geschlechtsneutralen Sportarten wie in der Leichtathletik gibt es
eine Tendenz und den Erwartungsdruck zur Selbstdarstellung als „weibliche“
Sportlerin. Das darf uns nicht bei einem System wie dem Sport überraschen, der die
gesellschaftlichen Wertvorstellungen transportiert. Die Outfits der Sprinterinnen und
Hochspringerinnnen werden immer „knapper“, die Sportlerin zeigt Bein und Figur,
trägt Schmuck und verspielt-glitzernde Kleidung, stylt ihre Haare - sie betont bei
ihrem Auftritt ihren Körper, ihre Grazie, ihr Frau-Sein. Die Attraktivität des
Wettkampfgeschehens und der Bilder in den Medien wird gesteigert, „wenn der 100
Meter Sprint zur Modenschau, die Tartanbahn zum Laufsteg wird“. Erstaunlich ist,
dass dann Frauen besonders gut sind, wenn sie bei aller Arbeit und bei allem Erfolg
„weiblich“ bleiben können.2
Doch wenn die Sportlerinnen auf das eine Frau auszeichnende, „weiblich besondere“
verzichtet, ist der Preis dafür besonders hoch, denn sie werden dann wegen ihrer
„Unweiblichkeit“ belächelt, in unvorteilhaften Posen abgebildet und finanziell weniger
gefördert als männliche Kollegen. Wenn die Athletin für Werbung in
Frauenangelegenheiten auftritt, werden weniger ihre sportlichen als ihre weiblichen
Seiten betont. 3
Wie z. B. Katharina Witt, die in „Sports“ 1992/10 oder Gabriela
Sabatini in der Kosmetikwerbung abgebildet wurden, werden als
Identifikationsfiguren gezeigt, wo mehr ihre Weiblichkeit zählt als
ihre sportliche Leistungsfähigkeit.4
Dies wird besonders durch folgende Zeitungsartikeln deutlich:
Die „Welt“ vom 27. Jan 1999 schreibt davon, dass Katharina Witt
eine knappe
Million Mark vom Playboy kassierte, für die
Nacktfotos, die auf Hawaii geschossen wurden.
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.105
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.106
3
vgl. ebd. – S.109
4
vgl. ebd. – S.97
1
2
In der „Tageszeitung“ vom 29. Nov. 1997 ist die Rede von der Turmspringerin Annika
Walter, die, obwohl sie in Atlanta die Silbermedaille gewann, erst nachdem sie nackt
im Playboy posierte, richtig bekannt wurde.
Abbildung 12
In der Stuttgarter Zeitung vom 17. Dez. 1998 steht: „Warum verlangt der
Volleyballverband mittlerweile schon, dass die Kubanerinnen in Trikots spielen, die
so knapp und schmal sind, dass man sie besser als Stirnband benutzen würde?
Warum lassen sich die deutschen Handballerinen, die derzeit bei der
Europameisterschaft in Holland den Ball fangen, in Unterhöschen fotografieren?“
Der am Prinzip der Leistungssteigerung und des Leistungsvergleichs orientierte
Sport verlangt den für die diversen Anforderungen geeigneten, funktionalen Körper.
Die Körperbilder, die wir mit den Frauen in den unterschiedlichen Sportarten in
Verbindung bringen, sind nur in ihren Einzelheiten verschieden.
„Läuferinnen haben meist eher lange Beine, Schwimmerinnen einen breiten Rücken,
Turnerinnen sind klein und schmal, Basketballerinnen groß und geschmeidig,
Handballerinnen kräftig.“
Doch genügen sie fast alle der Forderung nach Schlankheit und Jugend, wenn man
einmal von den eher exotischen Kugelstoßerinnen absieht. Frauen die der Ästhetik
des Sportkörpers nicht gerecht werden, die ein weniger günstiges Last-KraftVerhältnis und Hebelverhältnis haben, und die das sogenannte Idealgewicht nicht
erreichen, die nicht so geschickt oder sogar schon älter sind haben in dieser
Sportwelt keinen Platz. 1
In einigen Sportarten gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der sportlichen
Ausübung und der körperlichen Attraktivität. Die Mehrzahl der Schwerathleten wie
z. B. Gewichtheber, Kugelstoßer, erscheinen uns eher als unattraktiv. Sie benötigen
einen überproportionalen Muskelaufbau, um Spitzenleistungen zu erzielen. 2
Auf der anderen Seite findet man in der Literatur Behauptungen, dass die sportlichen
Frauen den gewöhnlichen Weiblichkeitsbildern nicht entsprechen. Ihr körperliche
Erscheinung, ihr Bewegungsziel, ihre Motive und Gefühle erscheinen eher
unweiblich. Sie sind nicht die Vorbilder, mit denen sich die Mädchen und Frauen
identifizieren können. Sie werden jedoch als Leitfiguren für „bestimmte“ Tugenden,
wie z.B. Disziplin, Selbstbeherrschung, Leistungswillen, nicht aber als Weiblichkeitsideale gesehen. Diejenigen Mädchen und Frauen, die sich an ihnen orientieren
entfernen sich vom gesellschaftlich erwünschten Frauenbild.3
Dieser Aspekt überraschte uns, da wir eigentlich damit gerechnet haben, dass die
Leistungssportlerinnen meist als Vorbilder dienen und nicht abschreckend wirken.
Das heißt für uns, das wir differenzieren müssen und nicht alle Sportlerinnen für die
Funktion als „Leitbild“ in Frage kommen.
Das problematische Verhältnis zum Körper existiert auch im Frauenleistungssport
wird dort aber bedauerlicherweise kaum berücksichtigt. Hinsichtlich des
Körperbewusstseins, der Körperproblematik und der Körperängste lassen sich hier
spezifische Unterschiede feststellen, je nachdem, ob die Leistung der Sportlerin
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.136/137
vgl. Dr. Axel Dreyer (1986); Werbung im und mit Sport; Verlag Cognos Institut, Göttingen – S.100
3
vgl. Anm. 1 – S.97
1
2
gemessen oder nach Punkten und auch nach ihrem Eindruck her bewertet wird. Es
kommt bei gemessener Leistung darauf an, den Körper zur Erbringung der Leistung
in optimaler Weise funktional einzusetzen (idealtypisch: Leichtathletik).4
Es gibt Schutzmechanismen zur Bewältigung der daraus resultierenden
Körperängste, z. B. die Leichtathletinnen weisen in erster Linie das zurück, dass den
Körper „unweiblich“ verändert (Verweigerung des Gewichtstrainings, mangelnde
Trainigsintensität). 5
Wir kennen jedoch auch Bilder von Frauen, die ihre Weiblichkeit beim Sport
bewahren, bei ästhetischen und körperlichen, die Schönheit dienenden Praktiken:
Von Vorturnerinnen, von Tänzerinnen, Sportgymnastinnen und Eistänzerinnen. Doch
sie zeigen eine verzerrte, Weiblichkeit, die im Alltag im allgemeinen nicht erreichbar
ist, jedoch den gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht.1
Die Spitzensportlerinnen der kompositorischen Sportarten werden in ihrer
Darstellung im Hinblick auf ein Idealbild kontrolliert.2
Z. B. beim Geräteturnen werden Kleidung, Körperform und Bewegungsstiel nach
Kriterien der geltenden Weiblichkeitsnorm beurteilt: Jugendliches Aussehen,
Schlankheit, lange Beine, knappe, die Erotik betonende Kleidung, „bereits die
äußere Erscheinung der Turnerin muss herrschenden Schönheitsvorstellungen
genügen.“3 Ihre Körperlichkeit wird von Kampfrichtern und dem Publikum in der
Relation zu ihren Konkurrentinnen gesehen. Die „Stimmigkeit“ ihrer Proportionen und
Formen sowie ihre Attraktivität und die Art ihrer Präsentation werden intensiv und bis
ins letzte Detail kontrolliert.
Die Sportlerinnen sind daher ängstlich und erfahren ihren Körper als unvollkommen.
„Entscheidend sind [...] nicht die Regeln, die Sportarten als solche konstituieren,
sondern die gesellschaftlichen Regeln, die tiefen Strukturen des jeweiligen
menschlichen Zusammenlebens.“ 4
Es existiert außerdem eine besonders gravierende Benachteiligung im Frauenleistungssport. In der Sportförderung ist dies besonders offensichtlich, da die Frauen
hier strukturell benachteiligt werden. Sportförderungsmittel, Startgelder, Siegprämien,
finanzielles Entgelt der Trainer müssten theoretisch generell im Frauen- und im
Männerleistungssport gleich gehandhabt werden. Es sollte eine stärkere
Selbstbestimmung der Frauen im Leistungssport geben, denn es ist unangemessen,
dass nach wie vor Männer darüber entscheiden, was Frauen tun sollen, dürfen, etc. 5
Erst in den 70er Jahren verschafften sich die Frauen vermehrt Zugang zu den
„höheren Sportarten“. Die Zeit der 2. Emanzipationsbewegung wirkte sich auch auf
den Leistungssport aus. Man spricht hier ebenfalls von einem Maskulierungstrend,
wenn die Frauen in bisherige männliche Domänen einbrechen, und sich den
männlichen Leistungsgedanken des „höher, schneller, weiter“ unterstelllen. 6
vgl. ebd. – S.62
vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.65
1
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.97
2
vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.65
3
vgl. Anm. 1 – S.108
4
vgl. Anm. 2 – S.65
5
vgl. ebd. – S.79
6
vgl. Gabriele Splett (1993) –S.24
4
5
Sport, vor allem der Leistungssportgalt, galt und gilt auch heute noch als Bereich,
indem die Frauen etwas lernen können, das sie ihrer Emanzipation näher bringt. 7
3.2.3.
Medien
Unser Ziel ist es zu belegen, dass die Frau in den Medien und in der Sportberichterstattung diskriminiert wird. Wir erwarten, dass sich dies durch sexistische Darstellung der Frau bestätigt.
Medien spiegeln unsere Wirklichkeit nicht objektiv wider. Manche Beiträge mögen
realistisch und wertfrei erscheinen, zeigen uns die Wirklichkeit aber immer nur aus
einem bestimmten Blickwinkel. Der Aspekt, den wir im Enddefekt sehen, hören oder
lesen, nehmen wir als Wirklichkeit wahr. Fakt ist, dass das nicht „das reale Leben ist“
sondern nur ein gewerteter und verzerrter Ausschnitt daraus.
Das Bild der Frau in den Medien
Die Frauen sind in den Medien trotz aller Emanzipation schön und angepasst.
Wir sind ständig mit Medienbilder konfrontiert, die Schönheitsideale und
Körperbilder gewissermaßen öffentlich inszenieren.1
Die Darstellung der Frau in Werbeanzeigen ist besonders klischeehaft und
diskriminierend und proklamieren ein eindeutiges Frauenbild, das sich gegen
die Emanzipation der Frau richtet: das Lustobjekt Weib, der Vamp, der sexy
Teenager...
Der Mythos vom schönen Geschlecht wird zu Zwangsjacken der Weiblichkeit.2
In der Berichterstattung sind Frauen oft unterpräsentiert, oft werden sie
ignoriert und ihre Belange und Anliegen werden unsichtbar gemacht.
Die Sprache in der Berichterstattung vermittelt eine unbewußte
Rollenbeschränkung „einen besseren, wertvolleren, machtvolleren Platz [..] in
der Öffentlichkeit für die Männer, einen engeren, eher häuslichen,
minderwertigeren, machtloseren für die Frauen.“ 3
Die äußerlichen Aspekte (Kleidung, Figur, Frisur, Attraktivität etc.) sind immer
eine Schlagzeile wert, egal in welchem Zusammenhang über eine Frau
berichtet wird.
In der Berichterstattung über Männer findet sich nichts Entsprechendes.
Bedenklich dabei ist, dass auch kompetente, und fachlich außergewöhnlich
erfolgreiche Frauen auf ihr Aussehen reduziert werden.4
Schon mit diesen wenigen Ergebnissen können wir sagen, dass sich unsere
Vermutungen bestätigen und sich diese Aspekte auf jeden Fall auch auf die
Sportberichterstattung übertragen lassen. Schönheit spielt in der Öffentlichkeit und in
den Medien eine bedeutende Rolle. Natürlich sind auch hier wieder vor allem die
Frauen betroffen.
vgl. Anm. 1 – S.105
vgl. Waltraud Posch (1999) - S.100
2
vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985); Goldmädel, Rennmiezen und Turnküken – Die Frau in der
Berichterstattung der Bild-Zeitung; Bartel & Wernitz Verlag KG; Berlin -S.13
3
vgl. Anm. 1 - S.102
4
vgl. ebd. - S.103
7
1
3.2.3.1.
Sportberichterstattung
„ Der vornehmlich in den Massenmedien konsumierte Spitzensport ist [..] ein Indiz für
die Steigerung von Körperdistanzierung und Körperaufwertung. Durch den
Fernsehgenuß wird nicht der eigene Körper bewegt, sondern die spezialisierte
Körperlichkeit anderer konsumiert. Massenmedien als entkörperlichende Instanzen
kultivieren zudem nicht die Nah-, sondern die Fernsinne. Mit Hilfe eines
ausgelagerten Auges lassen sich Differenzerfahrungen sammeln, die ansonsten
nicht möglich wären[...]. Sportereignisse[...] werden [..] telekratisch aufbereitet und
augengerecht serviert. Indem Heroen und Idole gemacht werden und durch
Legendenbildung und Medienpräsenz abgestützt werden, können breite Massen in
den Bann dieses Mediums geschlagen werden, und zwar über sämtliche
Schichtdifferenzen hinweg.“ 1
Früher versuchten die Medien das Sportgeschehen abzubilden und dabei stand die
Information im Vordergrund, aber heute schlägt die Information immer mehr im
inszenierte Unterhaltung um.2
Zu dieser inszenierten Unterhaltung gehört auch die Darstellung der Frau als Objekt
der Begierde, und deswegen spielt hier das Aussehen auch eine entscheidende
Rolle. Auf diese Tatsache werden wir aber im nächsten Punkt noch näher eingehen.
1
2
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.68
vgl. Medien + Erziehung 1/1992; Leske Verlag +Buderich GmbH – S.66
3.2.3.1.1.
Darstellung der Sportlerin in der
Sportberichterstattung
Frauen werden in der Sportberichterstattung nicht angemessen berücksichtigt,
obwohl rund 10 Millionen (40% aller Sportvereinsmitglieder) Frauen und Mädchen
zum Deutschen Sportbund zählen. 1
Außerdem sind Frauen in der Sportberichterstattung mit einem Anteil von 4,3% an
der gesamten Sportfläche erheblich unterrepräsentiert. Das Verhältnis von Männer
zu Frauensport beträgt magere 22:1.
Journalist Hans-Dieter Krebs: „ Frauen sind in der alltäglichen Berichterstattung
Männer zweiter und dritter Wahl. Der dritte Platz eines Mannes erscheint immer noch
bedeutender, als die knapp verlorene Goldmedaille einer Frau.“ 2
Die Zeitschrift „Sports“ vom Oktober 1992 wurde exemplarisch ausgewählt um
die Geschlechtstypisierung in Sportbildern auszudrücken: Von 89 abgebildeten
Männern waren 72 Sportler, 16 Werbeträger einer Reklame und ein Pfarrer. Von
den 11 abgebildeten Frauen waren 9 Reklamefiguren und 2 sogenannte
„Sportlerinnen“, zu denen es einen kurzen Text gab. Die eine war Katharina
Witt in der Pose einer offenherzigen Schlangenfrau, wie sie für ein
amerikanisches Magazin Modell liegt. Die andere war Madonna in einer
Filmrolle als Baseballspielerin verkleidet. 3
´
Neben der Darstellung der Leistung, die anerkannt und gewürdigt wird, ist der Bezug
zur weiblichen Rolle, optische Attribute, Alter soziale Beziehungen von Sportlerinnen
oft Bestandteil von (männlicher) Berichterstattung. 4
Ebenso findet man Betonungen sexuell attraktiver Körperformen, sexuelle
Anspielungen oder Bezüge zwischen Aussehen und Verhalten.5
Erwähnung des Aussehens: 6
Befragte = 274
ja
nein
Frauen
154
120
56,2 %
43,2 %
Männer
51
223
18,6 %
81,4 %
Besonders ältere, leistungsschwache, nicht attraktive Frauen finden sich mit
ihren Sportinteressen in den Medien überhaupt nicht vertreten. 7
Dies könnte aus der geringen Anzahl an Sportjournalistinnen resultieren, was
vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft/ Christa Thiel (1999); Sport und Buch Strauß; Köln – S.13
vgl. Deutscher Sportbund/Bundesausschuss (1995) – S.41
3
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.98
4
vgl. Anm. 1 – S.13
5
vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.77
6
vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) - S. 70
7
vgl. ebd. – S.45
1
2
sich an hand der Bildzeitung bestätigt: Neben 1.539 Sportjournalisten arbeiten
lediglich 69 Sportjournalistinnen in den Sportredaktionen, das sind 4,3% 1
Die Berichterstattung über Sportlerinnen ist weit weniger sachbezogen und fachlich
informativ als die über männliche Sportler. Die Berichterstattung von Frauen in der
Presse, in die „typische Weiblichkeitsmuster“ oder „Rollenklischees“ teils offen teils
verdeckt einfließen, sind diskriminierend.2
Medien überschreiten die Grenze des Zumutbaren, wenn sie Bilder von Frauen
übermitteln, die diskriminierend wirken. Besonders wenn erfolgreiche
Spitzensportlerinnen den bestimmten Körperidealen nicht entsprechen.3
Frauenbilder im Sportteil werden als „optische Auflockerung“ benutzt, die
auch einen sexuellen Anreiz ausstrahlen, worauf die starke Überpräsentation
der Frauensportfotos hinweist.
Besonders hoch ist der Prozentsatz der Fotos, die Frauen inaktiv oder in einer
bestimmten Pose zeigen. Im Gegensatz dazu findet man nur 11,9% derartige
Abbildungen bei Männerfotos4, sie werden auf Fotos immer in eindeutigen
sportlichen Situationen und Aktionen dargestellt.5
„Wird über Spitzensportlerinnen berichtet, dann mit einem besonderen
voyeuristischen Blick. Schnappschüsse unter Tennisröckchen scheinen
besonders beliebt und quotenträchtig zu sein - nicht nur bei Anna Kournikowa,
die als „Tennis-Pin-up“ für ihre erotischen Posen bekannt ist.
Hochglanzmagazine und Tageszeitungen lassen Bilder, die Aktivität, Kraft,
Anstrengung und Kampf zeigen, unveröffentlicht in Schreibtischschubladen
verschwinden - zugunsten von Fotos in graziler und anmutiger Haltung. Frauen
in knapp geschnittener und verschwitzter Sportkleidung, so wird vermittelt,
sind eine Augenweide.“6
In der Regel sind zwei Fotos mit unterschiedlichen Motiven und Funktionen
aufeinander bezogen. Ein großflächiges Bild zeigt die Sportlerin meist leicht bekleidet
in einer Haltung, die die sexuelle Attraktivität ihres Körpers hervorhebt, z.B. im
Minirock, im kurzen Hemdchen, „unten ohne“, oder im Bikini. Auf dem zweiten
kleineren Foto ist die Sportlerin, meist in gestellter Pose, bei der Ausübung ihrer
Sportart dargestellt (Größenverhlältnis 1:10).7
Die BILD- Zeitung hat für den Frauensport nur wenig Platz, findet aber immer
eine Möglichkeit ein attraktives Foto einer Sportlerin unterzubringen. 8
Einseitige Darstellungsweisen und Manipulationen von Fotos können durch
entsprechende Bildunterschriften verstärkt werden.9 Damit leistet die
Sportberichterstattung
einen
beträchtlichen
Teil
zur
ungleichen
Sportsozialisation von Männern und Frauen. 10
vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) – S.19
vgl. Dr. Michael klein (1987) – S.77
3
vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft (1999) – S.9
4
vgl. Anm. 1 - S.41
5
vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.77
6
Waltraud Posch (1999) – S.105
7
vgl. Anm. 1 - S.81
8
vgl. ebd. – S.41
9
vgl. ebd. – S.43
10
vgl. Anm. 5 – S.75
1
2
Eine Umfrage des WDR-Sportmagazins ergab, dass 8 von 10 männlichen
Fernsehzuschauern sich den Frauensport in erster Linie wegen der erotischen
Ausstrahlung ansehen. 11
Physische Attraktivität von Frauen bedeutet häufig Attraktivität als Sexualobjekt.
Durch die Körperhaltung der fotografierten Sportler werden sekundäre
Geschlechtsmerkmale besonders hervorgehoben. Gespreizte Beine mit Blick auf die
Genitalregion sowie die perspektivische Betonung von Gesäß und Busen sind
eindeutig als sexuelle Auslöserreize einzuordnen.1
Die Abbildung sportlicher Ereignisse stellt eine „bereinigte Wiedergabe“ der
Geschehnisse dar: sie erhöht dessen Wirkung, stellt alles „Schmuddelige“ als
unbedeutend hin blendet, lässt es ganz in der Versenkung verschwinden, oder aber
rückt es in das Zentrum der Darstellung, wenn es sich um etwas handelt, dass die
Einschaltquoten hochtreiben kann.2
Der Frauensport wird in der Sportberichterstattung zweitrangig behandelt - die
Sportlerinnen werden nicht ernst genommen und in diskriminierender Weise
dargestellt. Erotische Posen und sexistische Darstellungen sind keine Seltenheit.
Über Schwerathletinnen wird kaum berichtet, weil sie optisch nichts „hermachen“.
Die von Männern beherrschte Gesellschaft zeigt sich auch hier in der
unterschiedlichen Behandlung von Mann und Frau.
„Mädchen wie Junge sind geschlechtsspezifische Ausdrücke für Kinder. Während
aus den Jungen ein junger Mann oder ein Herr X wird, werden Frauen selbst im
Erwachsenenalter als Mädchen bezeichnet, was bedeutet, dass sie bevormundet,
versorgt und beschützt werden müssen.“
Bekanntlich werden Frauen in der Sportberichtertstattung abwertend und nicht
gleichrangig behandelt, was auch durch die Reduzierung der Frau auf
„Kindchenmuster“ deutlich wird. Beispielsweise werden Sportlerinnen in typischer
Weise auch mit ihren Vornamen angeredet.3 Eine besondere Nähe zum weiblichen
Sportidol wird durch die Art der Anrede (Vorname, Kosename) hergestellt. 4
Wenn man diese Anredeform für Männer anwendet, wird der diskriminierende
Charakter entlarvt. „Wäre es denkbar, dass von „dem hübschen Jungen, süße 17
Jahre alt“ gesprochen wird, oder dem „langbeinigen Schönen“ oder dem
„Spielgefährten des Jahres“? 5
Zeitungen informieren ihre Leser mit Begriffen wie „Tennis-Pin-Up“, „Turnflöhe“ oder
„quirlige Springinkerl“ über die Sportlerinnen. Die deutsche Schwimmerin Franziska
van Almsick wird von der Presse als „unserer Nachbarn liebste Badenixe“ oder als
„Franzi- Darling“ bezeichnet.6
Üblich sind auch Anredeformen, die das Aussehen der Sportlerinnen
beschreiben oder die einen erotischen Bezug darstellen, wie z.B.
„Die Schöne mit den blonden Haaren“,
„Die Spielgefährtin des Jahres“
„Claudia mit den rehbraunen Augen“ 7
vgl. Anm. 3/ Marion Thielenhaus – S.14
vgl. Marie- Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) - S.76
2
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.103
3
vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.77
4
vgl. Anm. 1 – S.63
5
vgl. Anm. 3 – S.77
6
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.102
7
vgl. Anm. 1 – S.63
11
1
Die Sportsprache allgemein bzw. des Sprachgebrauchs in der Bildzeitung wird als
Sprache der Männer bezeichnet. Sie zeigt ebenso einen sexistischen Charakter auf, 1
wie der Sport selbst.
Darüber hinaus werden Gruppen von Sportlerinnen vielfach die „Damen“ genannt
wodurch Vorstellungen von Weiblichkeit, Eleganz, „damenhaftem“ Verhalten geweckt
werden.2
Eine Frauenzeitschrift kommentierte die Österreichischen Schwimmerinnen bei
der Olympiade1996 mit den Worten: „Das Mädchen-Wunder. Lächelnd für
Olympia: Österreichs Schwimmerinnen punkten im ORF mit Charme und
Schönheit“.
Österreichs Schwimmer, Fußballer, Skifahrer und Leichtathleten „punkten im ORF
mit Leistung, Stärke, Mut, Risikobereitschaft, Disziplin und Erfolg“, aber sicher nie mit
„Charme und Schönheit!“ 3
Charakteristisch für die Sportberichterstattung über Frauen ist zudem der Vergleich
ihrer Leistungen mit denen der Männer. Wenn Frauen „ wie die Männer kämpfen“
(z.B. beim Skifahren) werden sie an männlichen Maßstäben gemessen, was immer
eine Abwertung bzw. eine Relativierung ihrer Leistungen bedeutet. Diese
Herabsetzung der Leistung durch einen Vergleich mit dem anderen Geschlecht
kommt in der
Männersportberichterstattung nicht vor. So würde es den Sportreportern nie in den
Sinn kommen, z.B. im Kunstturnen die Bodenübung der Männer mit den
ästhetischen Maßstäben der Frauen zu vergleichen. Der Sportler käme sicher
schlecht dabei weg.4
Unsere übergeordnete Fragestellung, ob die Schönheit bei der Vermarktung
und in der Öffentlichkeit mehr Gewicht hat als die Leistung, bestätigt sich hier
zumindest teilweise. Bei Männern ist dies nur bedingt der Fall, sie müssen
nicht unbedingt gut aussehen, um beachtet zu werden.
Frauen jedoch müssen neben ihren guten Leistungen auch gut aussehen, um
von den Medien anerkannt zu werden.
vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) – S.62
vgl. ebd. – S.63
3
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.104
4
vgl. Anm. 1 - S.87
1
2
3.2.4.
Vermarktung
Die Einstellung der Gesellschaft zum Sportsponsoring ist überraschend positiv,
wahrscheinlich deshalb, weil man akzeptiert, dass der Sport durch seine Attraktivität
und Breitenwirkung für alle möglichen Werbemaßnahmen geeignet ist. 1
Der Sportbetrieb wird hauptsächlich durch die Medien und werbetreibenden
Sponsoren aufrecht erhalten.2
Die Vermarktung ist im Hochleistungssport eine organisierende Größe geworden.
Die Übertragungs- und Bildrechte sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der Einfluß auf
Ablauf und Bewertung der Sportereignisse nimmt. Allein die TV- Übertragungsrechte
für die Leichtathletik- Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart kostete laut Spiegel
32/1993 65 Millionen DM.3
„Die Faszination der Bewegungsabläufe, Ästhetik- das ist ja wie in der Kunst: Alles
was gut, irgendwie perfekt ist, hat ja einen Genusswert.“ 4
Menschen sind verrückt nach Stars, denn schon die Zuschauer der antiken
Olympischen Spiele feierten ihre Idole. Zeiten, Weiten, Zahlen waren ihnen egal
und nur die Namen der Sieger gingen aus den Aufzeichnungen hervor. Heute
vereinnahmt die Unterhaltungsindustrie den Sport und es wird immer noch
extremer. Die Asse des Fußballs , des Boxens, der Leichtathletik und der
Formel 1 sind in den Medien präsent wie Hollywood-Stars.
Viele Spitzensportler können für eine Vielzahl von Menschen in bestimmten
Situationen als Leitbilder für ihr Verhalten auftreten. Unternehmen machen sich
dies zunutze, indem sie Spitzensportler in die Werbung aufnehmen. Durch ihre
Vollkommenheit und dadurch, dass sie das Erstrebenswerte bereits erreicht
haben, wirken die Leitbilder interessant. So existiert der Versuch durch
Imitation des Leitbildes sein Verhalten auf sich selbst zu übertragen. 5
Anstatt der totalen Identifikation identifiziert sich das Individuum nur mit bestimmten
Eigenschaften eines Leitbildes. Menschen haben die Angewohnheit sich an diverse
Ideale zu binden, je nachdem suchen sie sich ein Leitbild, das in ihr Selbstbild passt.
Es müssen also solche Sportler herausgesucht werden, die in einer bestimmten
Zielgruppe als Leitbild angenommen werden. 6
Der Zuschauer erfährt durch das Zusammenwirken von Sport und Fernsehen die
Attraktivität und Anziehungskraft der Athleten und bekommt die Möglichkeit die
eigenen Empfindungen und Sympathien auf die in den Medien vertretenen Sportler
zu projezieren. 7
Doch ob ein Sportler als Modell angenommen wird, hängt von seinem Image ab. 8
Relevante Faktoren der Imagebildung sind, das äußere Erscheinungsbild, der
Erfolg und die Persönlichkeitsmerkmale. Aber die Sportart, die der Sportler
ausübt beeinflusst dazu noch die Wahrnehmung der Zuschauer. 9
Wen interessieren denn
schon die Geher? Wofür lässt sich mit
vgl. Erhard Thiel (1991): Sport und Sportler – Image und Marktwert; Verlag moderne Industrie AG & CO.;
Landsberg am Lech – S.172
2
vgl. Medien + Erziehung 1/1992 – S.68
3
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.102
4
vgl. Anm. 2 – S.71
5
vgl. Dr. Axel Dreyer (1986) – S. 92
6
vgl. ebd. – S.93
7
vgl. Anm. 2 – S.66
8
vgl. Anm. 5 – S.95
9
vgl. ebd. – S.99
1
Hammerwerfen werben? Manche Sportarten sind einfach nicht von Interesse
für die Industrie.1
Das Idol kann auch ein Verlierer sein, wenn es über eine ganz spezielle
Ausstrahlung verfügt- „es muss den Idealen eines Lebensstils entsprechen“.2
Mit diesen Idealen könnte man z.B. die Schönheitsideale meinen, die in unserer Zeit
eine ausschlagebende Rolle spielen. Wenn ein Sportler diesen entspricht hat er gute
Chancen als Leitbild für die Allgemeinheit in Frage zu kommen.
Der Betrachter geht davon aus, dass von schönen , sympathischen Menschen eher
positive Handlungen und Ergebnisse ausgehen, als von hässlichen und
unsympathischen Personen. Der Beobachter nimmt immer nur, die für ihn wichtigen
Reize des äußeren Erscheinungsbildes auf.3
Vor allem von Leistungssportlerinnen wird verlangt, dass sie dem gängigen
Schönheitsideal entsprechen. Es zählen nicht nur ihre guten Leistungen, sondern
auch ihre physische Attraktivität. Sie scheinen dann eher akzeptabel, wenn sie
besonders ihre Weiblichkeit betonen. 4
Für Sportlerinnen ist es schwerer gute Sponsorverträge zu ergattern als für ihre
männlichen Kollegen. Sie haben so gut wie keine Chance, wenn sie nicht dazu bereit
sind, ihre Hüllen zumindest teilweise fallen zu lassen.5
Am Beispiel der Kanutin Birgit Fischer wird deutlich, wie ungerecht öffentliche
Aufmerksamkeit und Sponsorengelder verteilt sind. Denn trotz fünf
olympischer Gold- und drei Silbermedaillen bleibt sie völlig unbeachtet. Ihr
werden drei Fehler vorgeworfen: sie sieht nicht so aus, wie die TitelblattMacher einer Illustrierten sich das vorstellen, 99,9% der Bevölkerung
interessiert ihre Sportart überhaupt nicht und hinzu kommt, dass sie auch
noch aus den Neuen Bundesländern stammt.
Das Gegenbeispiel liefert uns Magdalena Brzeska, die es in der Rhythmischen
Sportgymnastik zu keinem internationalen Sieg, geschweige denn zu einer
Olympischen Medaille gebracht hat. Aber weil sie gut aussieht, stehen die
Sponsoren Schlange und sie verdient Millionen dabei.6
vgl. Medien + Erziehung 1/1992 – S.72
vgl. Erhard Thiel (1991) – S.19
3
vgl. Dr. Axel Dreyer (1986) – S.100
4
vgl. Deutscher Sportbund/ Bundesauschuss (1995) – S.42
5
vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft/ Marion Thielenhaus (1999) – S.15
6
Egbert Dreher; Schwäbische Zeitung (11.9. 1999); Quelle = Z&W; Ressort = Zeit und Welt; - S.7
1
2
3.2.2.
Stellungnahme von Ralf Leberer zum Thema
Schönheit/Attraktivität im Leistungssport:
Wir sind uns im Klaren, dass diese Stellungnahme eine Einzelaussage ist und man
sie nicht verallgemeinern darf. Dennoch sind wir froh, die Sichtweise eines
Leistungssportlers kennenzulernen.1
Geboren
: 26.10. 1973
Verein
: SSV Ulm 1846
Disziplin(en): 110 m Hürden, 60 m Hürden
Erfolge:
Deutscher Hallenmeister 60 m Hürden 2001
Olympiateilnehmer Sydney 2000
Deutscher Vizemeister 110 m Hürden 2000
Deutscher Vizemeister 60 m Hürden 2000
WM Teilnehmer Sevilla 1999
Abbildung 16
„Spielt deiner Meinung nach Attraktivität im Leistungssport eine Rolle?“
Leberer: Wie auch im normalen Leben haben es im Leistungssport attraktive
Menschen leichter als Menschen, die von Natur aus nicht so gut ausgestattet
wurden. Das bezieht sich weniger auf die Anerkennung der sportlichen Leistung.
Aber gerade Profisportler müssen sich ständig nach Sponsoren umsehen, damit sie
ihren Sport finanzieren können. Ein gut aussehender Mensch kommt als
„Werbeträger“ eher in Frage. Das wird einem schon bewusst, wenn man nur die
Fernsehwerbung ansieht: fast ausnahmslos schöne Menschen.
Susen Tiedke, die als schönste deutsche Leichtathletin galt / gilt, zieht sicherlich
nicht nur wegen ihrer sportlichen Leistung im Weitsprung die Aufmerksamkeit auf
sich. Deshalb ist sie auch „attraktiv“ für Sponsoren und immer gern gesehen. Auch
die Amerikanerin Florence Griffith Joyner benutzte ihr attraktives Äußeres um ihren
Marktwert zu steigern. Unvergessen sind die Bilder , wie sie sich mit ihren
zentimeterlangen Fingernägeln in die Startblöcke quälte. Als Gegenbeispiel könnte
man vielleicht die Siebenkämpferin Sabine Braun nennen. Sie ist zwar nicht
„hässlich“, hat aber durch ihre Art (emotionslose Interviews, drückt ihre Freude nach
außen hin nicht aus, sieht den Sport nur als Beruf,...) an Attraktivität verloren.
Etwas mehr Ausstrahlung hätte ihr sicherlich geholfen , mehr ins Rampenlicht
gerückt zu werden.
„Gibt es in diesem Punkt Unterschiede zwischen Männern und Frauen?“
1
Wir hatten E-mail Kontakt mit Ralf Leberer und bezogen auch so unsere Informationen
Leberer: Bei Männern ist erfahrungsgemäß das Aussehen nicht ganz so wichtig wie
bei Frauen. Eine „große Klappe“ beim Auftreten bei Wettkämpfen und Interviews
kann das Aussehen des Sportlers in den Hintergrund drängen.
Dieter Baumann mit seiner typischen Langstreckenläuferfigur würde ich z.B. nicht
gerade als Super-Model bezeichnen, aber mit seiner Art Interviews zu geben und
seinem Schwäbisch hat er sich in die Herzen vieler Leute und Sponsoren „gelaufen“.
Bis zu einem gewissen Punkt wirkt sich dann die finanzielle Unterstützung positiv auf
die Leistung aus ( wenn z.B. ein zusätzliches Trainingslager finanziert werden kann).
Es gab aber auch schon genug Fälle, die aufgrund zu großer Popularität
„abgehoben“ sind und die sportliche Leistung darunter gelitten hat.
Viele Sportlerinnen geraten durch ihr Aussehen mehr in den Vordergrund als andere
gleich gute Sportlerinnen. Bei den Männern steht mehr die Leistung im Vordergrund.
Aber natürlich wirkt sich auch hier ein „schönes“ Äußeres positiv auf den
Bekanntheitsgrad des Athleten aus. Es reicht aber oft schon, wenn das Aussehen
vom Standard abweicht. Der Handballer Stefan Kretschmar fällt allein schon durch
seine Piercings und seine immer wechselnde Haarfarbe auf.
„Kennst du Beispiele, wo die Attraktivität bei Frauen eine
größere Rolle spielte als die Leistung, bei der Vermarktung?“
Leberer: Da fällt mir spontan nur Anke Feller ein. Sie ist eine gute
400m Läuferin und zeigte auch bei Weltmeisterschaften in der 4x400m Staffel was
sie kann. Allerdings konnte sie außerhalb der Staffel nie ganz in die Weltspitze
vordringen. Trotzdem hat sie eine ganze Zeit lang ihre Konkurrenz in Sachen
„Aufmerksamkeit erregen“ übertrumpft. Wegen ihres hübschen Aussehens durfte sie
sich für den Playboy ausziehen und zog damit dann natürlich auch auf der Laufbahn
die Blicke auf sich.
Größtenteils hat Ralf Leberer unsere Hypothesen bestätigt und uns einen weiteren
Beweis dafür geliefert, dass „Schönheit“ eine entscheidende Rolle im Frauensport
spielt.
Sport ist eine Männer-Domäne, in der die Frauen zweitrangig behandelt und
diskriminiert werden.
Männer haben auch im Sport mehr Handlungsspielraum als Frauen. Wie wir
schon vermutet haben ist auch im Sport, wie in der Gesellschaft, die Schönheit
der Frau wichtiger als die des Mannes. Das erkennt man schon daran, dass
Männer im Sport fast nie in Verbindung mit Schönheit gebracht werden und an
dem mangelnden Material. Spitzensportlerinnen müssen Leistung bringen und
gut aussehen um akzeptiert zu werden und um aufzufallen. Viele
gutaussehende Sportlerinnen mit weniger guten Leistungen stehen im
Vordergrund und sind beliebter als ihre weniger „hübschen“ Konkurrentinnen.
Meist wird nur das Aussehen der Sportlerinnen bewertet und sie werden als
Sexsymbole dargestellt. Auch die Medien achten hauptsächlich auf die
hübschen Sportlerinnen, welche deshalb versuchen müssen dem
Weiblichkeitsideal zu entsprechen. Das Dilemma ist vorprogrammiert, denn nur
die Sportler, die in den Medien präsentiert sind, sind interessant für die
Sponsoren. Die Sportler/Sportlerinnen, die den Schönheitsidealen entsprechen
haben gute Chancen als „Werbeobjekt“ in Frage zu kommen. Aber bei Männern
genügt es, wenn sie eine „große Klappe“ haben, um ins Rampenlicht zu
rücken, was uns auch Ralf Leberer ins seiner Stellungnahme bestätigt hat. Die
Outfits der Sportlerinnen werden immer knapper, um die Einschaltquoten zu
steigern, denn es gibt viele Männer, die sich für Frauensport nur wegen der
erotisch-sexistischen Darstellung interessieren. Frauen die nicht dazu bereit
sind ihre Hüllen fallen zu lassen, haben so gut wie keine Aussicht auf einen
guten Sponsorvertrag. Oft steht nicht ihr Sport im Vordergrund, sondern nur
die Attraktivität der Sportlerinnen. So wird die Frau von den Medien zum Objekt
der Begierde umfunktioniert. „Weshalb hat wohl der Volleyballverband
verlangt, dass die Kubanerinnen in Trikots spielen, die so knapp und schmal
sind, das man sie besser als Stirnband benutzen würde.“(Stuttgarter Zeitung
17.12 .1998)
3.3. Breitensport
3.3.1. „Es körpert überall“ 1
„Der Körper ist ein weites Feld geworden – ein Schlachtfeld? ..... Tatsächlich scheint
es um Besetzung des Körpers zu gehen, wie um Eroberung und Landnahme,
Unterwerfung, Ab- und Umrüstung, ein Feld, auf dem die verschiedensten Parteien
gegeneinander antreten im Streit um Körperertüchtigung, Körperbild und
Körpertherapie, körperliche Identität und körperliche Politik, Körpersprache und
Körperbewusstsein.“ 2
„Das Sprichwort „Kleider machen Leute“ müsste längst „Körper machen Leute“
heißen. In den Zeiten von Diäten, Schönheitschirurgie und Fitness geht es nicht
mehr um Kleidungsveränderungen, sondern um Körperveränderungen.“
Alle sind sich darüber im klaren, dass Kosmetik und Kleidung nicht mehr ausreicht
um schön zu sein. Kürzere Röcke, engere Hosen und knappere Kleider sind das
1
2
Gabriele Splett (1993) – S.46
vgl. ebd. – S.24
Ergebnis der Körperfixierung. „Je mehr vom Körper gezeigt wurde, desto wichtiger
wurde seine Form.“ Es widerspricht dem Zeitgeist, seine Nacktheit zu verstecken,
denn heute darf alles gezeigt werden. Jedoch mit jeder Schicht die gefallen ist, gab
es weniger Möglichkeiten unliebsame Stellen seines Körpers zu verdecken. Es ist
das erste Mal in der Geschichte, dass das Schönheitsideal nicht den bekleideten,
sondern den unbekleideten Körper betrifft. Es ist kein Fehler mehr die falschen
Kleider zu tragen, man kann nur noch einen falschen Körper haben. Es ist einem
nicht mehr unangenehm sich vor anderen auszuziehen, es ist nur dann peinlich,
wenn man nicht gut aussieht. 3
Sogar 70% oder noch mehr der weiblichen Bevölkerung Deutschlands trägt
Kleidergröße 42 und mehr. Die Frauen, die Größe 36/38 haben sind in der Unterzahl.
Aber fast jede Frau strebt danach dieser Randgruppe anzugehören. Fast jede zweite
Frau hat bereits eine oder mehrere Schlankheitsdiäten hinter sich gebracht, wobei
die Frauen nicht mitgezählt sind, die „Entschlacken“ oder sich „gesund ernähren“. 4
Kommentare von Frauen aus der Bevölkerung:
- „Figurmäßig könnte es besser sein, aber man lernt damit zu leben und sich
einigermaßen damit abzufinden.“( 18 Jahre ; 1,70m groß ,60 kg)
- „Es gab die zwei Stars mit Einsern, dann der Rest Zweier und Dreier und zwei –
naja, die waren auch dick, haben immer Vierer gehabt.“(39 Jahre)
- „ Mit 13 habe ich 70 Kilo gewogen, meine Mitschülerinnen haben mich immer die
„Dampfwalze“ genannt, die Lehrerin auch.“ (42 Jahre) 5
Frauen streben nach dem Schönheitsidealen und identifizieren sich emotional mit
jugendlich-schlanken Leitfiguren und verinnern somit die gesellschaftlichen
Weiblichkeitsbilder mit ihrer hierarchischen Geschlechterordnung.
„Der Konflikt ist vorprogrammiert: jede Frau ist anders, weil Größe, Gewicht, Alter,
Aussehen Ausdruck individueller Lebensgeschichten und individueller Persönlichkeit
sind.“ 1
So gut wie keine Frau ist vollständig zufrieden mit ihrem Körper, sie findet immer
etwas, das nicht so richtig stimmt und zu verbessern wäre.2
Der Körper genügt unter Umständen nie den eigenen Ansprüchen und wird deshalb
getrimmt, um Aufmerksamkeit zu erregen und nicht nur Teil der Masse zu sein. 3
Für Frauen ist Schönheit wichtiger als für Männer, deswegen setzen sie sich auch im
starken Maße dieser Sisyphusarbeit4 aus. Zwar haben es einige wenige aufgegeben,
aber der größere Teil versucht es immer wieder von neuem. Manchmal wird
Schönheit zur Last und zur einzigen zwanghaften Beschäftigung. 5
„body-shaping“
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.33/34
vgl. Claudia Kugelmann(1996) – S.134
vgl. Deutscher Sportbund / Bundesausschuss(1996) – S.17
5
vgl.Anm. 3 – S.134
1
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.135
2
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.79
3
vgl. Gabriele Splett (1993) – S.47
4
nach dem sagenhaften altgriechischen Straßenräuber, der in der Unterwelt zur Strafe einen immer wieder
zurückrollenden Stein auf einen Berg rollen mußte: sinnlose Anstrengung, vergebliche Arbeit
Der große Duden – Fremdwörterbuch / Band 5 (1971) – S.655
5
vgl. Farideh Akashe- Böhme / Karin Andert (1992) – S.173/174
3
4
Der Körper ist in unseren komplexen Welt die letzte Instanz auf die wir unmittelbar
Einfluß nehmen können. Deshalb sind auch so viele Menschen verschiedenen Alters
und Geschlechts von „bodybuilding“ oder „body-shaping“ fasziniert. Die körperlichen
Erscheinungen finden in der Öffentlichkeit mehr oder weniger Anerkennung.
Körperideale sind gesellschaftlich positiv bewertete äußere Merkmale, sie zu
erreichen oder anzustreben ist für viele die Voraussetzung eines positiven
Selbstbildes. Körperideale sind geschlechtsspezifisch und werden unterschiedlich
gewichtet. 6
Denjenigen Frauen, die in Fitnessstudios Hantel- und Kraftmaschinentraining
absolvieren, geht es vor allem um die Modellierung ihres Körpers, also um „bodyshaping“. Damit wollen sie die Beseitigung von Problemzonen an Hüfte, Schenkel,
Bauch, eine schönerer Brust, straffere Haut statt Orangenhaut und ihr „Idealgewicht“
erreichen. 7
Die meisten Frauen, die regelmäßig ins Fitnessstudios gehen, sind als
Fitnesssportlerinnen zu betrachten, sie trainieren in erster Linie wegen ihrem
Gewicht und ihrer Figur. Zwar unterziehen sie sich der „Ganzkörpermethode“, wollen
aber keine „sichtbare Muskeln“ aufbauen. Diese Fitnesssportlerinnen nennen wenig
gesundheitliche Beschwerden und sind am zufriedensten mit den eigenen Körper.8
In diesem Zusammenhang scheint es, dass es den Frauen nicht um einen Zuwachs
an Kraft geht. Im Gegenteil: sie fürchten eher, zu muskulös zu werden. „Stark sein“
ist nicht nur unweiblich, sondern erscheint oft gleichbedeutend mit „dick sein“ (im
bayerischen Sprachgebrauch sind die Begriffe Synonym). Und dick sein oder so zu
erscheinen, widerspricht dem aktuellen Schönheitsideal.9
Die Weiblichkeit beherrscht den Schönheitssport in Fitnessstudio. Stereotype
Weiblichkeitsbilder, nach denen eine Frau adrett, attraktiv, jugendlich, fit du
leistungsfähig zu sein hat sind der Hintergrund und das Ziel aller Bemühungen um
die Kundinnen. Man verspricht den weiblichen Körper nach dem Maßstab der
Schönheit- und Schlankheitsideale formen zu können. Die Übungsauswahl und
Übungsziele unterscheiden sich prinzipiell von dem, was Männern angeboten wird,
ihr Körperideal wird mit anderen Maschinen und Übungen geformt und befriedigt
primär ihre eigenen Bedürfnisse: „Männer sehen, Frauen werden gesehen.“1
Wir haben festgestellt, dass die meisten Leute Sport nicht mehr zur Verbesserung
ihrer Leistungsfähigkeit betreiben. Männer sowie Frauen haben ein höheres
Figurbewusstsein entwickelt. Figur bzw. Körper und Fitness haben einen hohen
Stellenwert in der Gesellschaft und sind gesellschaftlich anerkannte Attribute.
Jeder strebt danach, „fit“ und „schön“ zu sein, das heißt gesellschaftlich „in“ zu sein.
Dieser Wunsch ist bei den Frauen ausgeprägter als bei den Männern, denn die
Männer können sich immerhin noch durch ihre Leistungsfähigkeit ihre Persönlichkeit
bestätigen.
vgl. Anm. 1 – S.78/79
vgl. ebd. – S.81
8
vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.65
9
vgl. Anm. 1 – S.81
1
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.132
6
7
Fitness
„Gesundheit, körperliche Fitness und Unversehrtheit, dies sind die gesellschaftlichen
akzeptierten, mehrheitsfähigen Attribute eines dynamischen, jugendlichen,
junggebliebenen, erfolgreichen Menschen.“
Überall wird Gesundheit, Spannkraft, Leistungsfähigkeit und Jugendlichkeit
versprochen, angepriesen und verkauft. Von der Kosmetikindustrie über die
Bekleidungs- und Touristikbranche bis hin zu den kommerziellen Fitnessstudios. 2
Eine sozial höchst erwünschte Eigenschaft ist die Fitness als Synonym der
Sportlichkeit. Im umgangssprachlichen Gebrauch ist das Wort „Fitness“ verwandt mit
Gesundheit und körperlicher Leistungsfähigkeit. „Körperlich fit zu sein bedeutet aber
auch im weiteren Sinn beruflich fit zu sein und „in“ zu sein, das heißt sozial fit zu
sein.“ Fitness nimmt einen zentralen Stellenwert ein und es ist wichtig für den
Einzelnen, selbst fit zu sein oder zumindest so zu wirken. Dadurch erklärt sich die
Beliebtheit von Sportkleidung bei Nichtsportlern, die verschiedenen Methoden zum
schlank werden und der muskulöse Körperbau. 3
Je mehr die Muskelarbeit an Bedeutung verliert, sie an Maschinen, Technik,
Mikrotechnologie usw. abgibt, umso stärker entwickelt sich der Kult „der Freude am
schönen Körper.“ Im Fitnessstudio sieht man an der Wand schön fotografierte,
durchgestylte Männer und auf der anderen Seite in Raum die armen Kreaturen, die
sich abmühen und plagen. Die Jagd nach der Schönheit wird ständig verloren, das
macht die Leute entweder noch mehr fertig oder es spornt sie an. „ Und in den
Spitzensportlern sehen sie eben, wie Ideal und Wirklichkeit zusammenfallen, in der
perfekten Leistung.“ Diese Tatsache ist ein Grund für die Faszination des
Leistungssports. 4
In Verbindung mit der Fitnesswelle hat sich das Aerobic in nahe zu allen Studios
etabliert und sich bisher gehalten. Ausschließlich Frauen, mit einem komplexen
Körperbewusstsein machen diese „Sportart“. Aerobic ist die „Philosophie“ der jungen,
modernen, unabhängigen, starken und körperbewussten Frau, die einerseits das
weibliche Gemeinschaftsgefühl erleben möchten, durch Gymnastik mit Frauen und
unter der Leitung von Frauen, und andererseits ihre ästhetisch-erotische Wirkung auf
den männlichen Betrachter provoziert.1
In unserer Sportwelt gibt es so viele Angebote, die Frauen für die Erhaltung ihrer
jugendlichen Schönheit nutzen können. Diejenigen, die dieses Angebot nicht in
Anspruch nehmen, scheinen kein Mitleid zu verdienen. In einer Welt, die
Jugendlichkeit und Gesundheit voraussetzt, gelten sie leicht als unbeherrscht, träge
und willensschwach. 2Mit der Absage an die Gegenwart und seine Ideale, schließt
man auf die Absicht, nicht mehr auffallen zu wollen, sich nicht mehr ernsthaft
beteiligen zu wollen, und keine erkennbaren Spuren zu hinterlassen.3
Frauen, die sich mit Aerobic, Jogging und Hanteltraining die Annäherung an ihr
Idealbild versprechen entscheiden sich für den anderen Weg. Um gesellschaftliche
vgl. Elk Franke – Hrsg./ Gunther A. Pilz (1968) Sport und Gesundheit; Rororo Sport –Arbeitsbücher; Rowohlt
Verlag - S.111
3
vgl. ebd. – S.95
4
vgl. Medien + Erziehung 1/1992 – S.71
1
vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.67
2
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.137
3
vgl. Farideh Akashe-Böhme/Karin Andert (1992) – S.169
2
Anerkennung und in positives Selbstbild zu erlangen, passen sie sich den gängigen
Idealvorstellungen an, doch meist betrügen sie sich damit selbst. Solange sie den
Körper nur als Mittel zum Zweck gebrauchen, solange sie die Verantwortung für ihn
am Eingang der Sportstätte an „Experten“ abgeben, werden sie nicht das erhalten
was sie suchen. Sie zeigen damit nur, dass sie bereit dazu sind, sich
gesellschaftlichen Vorstellungen auch in Bezug auf ihre Weiblichkeit, zu fügen. Ihr
„Selbstwert“ ist abhängig vom Erfolg und ist stets in Frage gestellt, durch das
alltägliche Geschehen, auf das sie meist keinen Einfluß haben.4
Frauen ist ihr Aussehen und ihre Figur wichtiger als den Männern. Sie treiben Sport
um ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern, Der Körper der Frau ist
zentraler Bestandteil des Selbst, während der Körper des Mannes und sein Selbst
nicht so eng miteinander verbunden sind.5
„Frauen vertreten hauptsächlich das Konzept des „Körper–Sein“, das heißt sie
identifizieren sich mit ihrem Körper und definieren sich über ihn, wohingegen Männer
mehr dem „Körper-Haben“ verpflichtet sind, das heißt sie gebrauchen ihren Körper.“
Frauen sind wesentlich auf ihren Körper fixiert und leiten ihre Identität davon ab.6
Der eigene Körper wird zu einem Gegenstand, dessen Mängel und Störungen
ständig analysiert wird und unter Anleitung von Spezialisten verbessert werden soll.
Die Schönheit der Frau wird zum bloßen Material, das zu verbessern, zu
modellieren, zu verfeinern, zum umhüllen und zu akzentuieren ist. Die
Anstrengungen der Frauen gehen nicht mühelos an ihnen vorbei, sie müssen
kritische Distanz zum eigenen Körper, Kompetenz, Rücksichtnahme und eine
beträchtliche Bereitschaft, Strapazen auf sich zu nehmen, zeigen. Das alles soll
unbemerkt bleiben und den schönen Schein nicht gefährden. 7
Die Frauen setzen alles daran, um anderen zu gefallen und durch die Bestätigung
von außen sich selbst mögen zu können. Die ständige Beschäftigung mit einem
schlanken Körper aber schwächt ihr Selbstbewusstsein und deshalb ist Schönheit
immer nur eine Scheinlösung.8
Durch die permanente Thematisierung des mangelhaften weiblichen Körpers wird die
Diskriminierung und Reduktion der Frau deutlich. Anscheinend wissen männliche
Experten über die Problemzonen von Frauenkörpern und ihre Behandlung mehr als
die Betroffenen. Der eingeengte Handlungsbereich der Frauen lässt eine andere
Arbeit, als die Modellierende, nicht zu. Das eng definierte Angebot reduziert die
Bewegungs- und damit Welterfahrungen der Frauen. Natürlich betrifft diese
Einschränkung auch männlicher Kunden, doch diese benutzen das Fitnessstudio oft
nur als Ergänzung zu anderen sportlichen Aktivitäten. Frauen hingegen nutzen das
kommerzielle Studio oft als erste und einzige Bewegungsgelegenheit. Sie können
hier in privaten Rahmen, ohne Wettkampfbetrieb und ohne langfristige Verpflichtung
Sport treiben. 1
Frauen entscheiden sich meist für ihnen gesellschaftlich zugestandene
Bewegungspraktiken, die zu ihrer körperlichen Verbesserung dienen. 95% betreiben
Sport zur Fitness, dazu gehört Gymnastik und body-shaping.2
Wir glauben, schlank, jung, nett und fit sein zu müssen um gesellschaftliche
Akzeptanz zu erfahren. Das Ringen um den perfekten Körper ist schon so alltäglich,
vgl. Anm. 2 – S.137
vgl. Anm. 3 /Margrit Brückner – S.204
6
Gabriele Splett (1993) – S.29
7
vgl Anm. 3/Sidonia Blättler – S.128
8
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.99
1
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.132
2
vgl. Deutscher Sportbund/ Bundesausschuss (1996) – S.17
4
5
dass es uns gar nicht bewusst ist. 3
Während für Männer der muskulöse Oberkörper ein Vorbild ist, orientieren sich
Frauen am schlanken knabenhaften Ideal. Der Sport erhält dabei eine neue
Funktion. Er dient nicht mehrt nur Fitness und Gesundheit, sondern auch der
Schönheit, denn Fit ist schön !!!! 4
Nicht mehr nur für Männer gehören Muskeln zum non plus ultra für einen schönen
Körper, auch für Frauen sind nun Muskeln statt Fett angesagt. Sport ist also ein
perfekter Weg zum propagierten Körper, dabei gibt es geschlechtsspezifische
Unterschiede. Männer trainieren intensiv Brust, Arme und Schulter, Frauen dagegen
konzentrieren sich auf Beine, Po und Bauch.5
Der Fitnesssport ist in vielen Bereichen identisch mit dem Schönheitssport. 6
Durch den Fitnesskult wird der Körper immer mehr zu einem „Leib-für-andere“.
„Es geht also nicht um den Sport als l’art pour l’art oder Charakterschule, sondern
um das Produkt, das dieser Sport fabriziert, in den Augen der anderen.“ 7
Durch einen schönen Körper hat man die Chance anderen aufzufallen und sie auf
sich neugierig zu machen und ihre Aufmerksamkeit zu erregen. „Schönheit kann
Status verleihen und als Werkzeug der Macht dienen.“ 8
Es gibt eine neue Zivilisationskrankheit: die verbissenen Sucht nach unaufhörliche
Fitness. Diese soziale Krankheit verbreitet sich in allen politischen, sozialen und
kulturellen Bereichen. 9
Sport und Fitness gehören nicht nur teilweise zu unserem Leben, sondern sind in
ihrer Kombination zu einer neuartigen Lebensphilosophie geworden. Es gibt jedoch
schichtsspezifische Unterschiede. Die Mittelschicht legt mehr Wert auf einen
„überarbeiteten Körper“ als untere soziale Schichten. Plumpe, dicke, vernachlässigte
und schlecht gekleidete Körper deuten auf die untere Schicht hin.
Sie zeigen eine Vorliebe für kalorienreiche Nahrung, d.h. sie sind in ihrer eigenen
Körperlichkeit gegenüber ziemlich gleichgültig. Die dominante Mittelschicht ist
verantwortlich für den Entwurf eines neu zu formenden Körpers: der Mensch als
Architekt seines Körpers.1
Der Körper wird zum Objekt sozialer Kontrolle und persönlicher Pflege und wird
damit der Dressur2 unterworfen, vor allem in den herrschenden Schichten.3
Der perfekte Körper ist eines der höchsten Ziele in unserer Gesellschaft und steht
damit eindeutig über der Leistung. Aber natürlich gibt es auch hier individuelle
Unterschiede, denn es gibt sicherlich auch noch Menschen die Sport wegen der
Leistung treiben.
Der Körper und somit auch die „Schönheit“ ist eines der wichtigsten Güter, die man
besitzen kann und deshalb nehmen wir die Leistungssportler teilweise als Vorbilder,
vgl. Waltraud Posch (1999) – S.123
vgl. ebd. – S.158
5
vgl. ebd. – S.157
6
vgl. Anm. 1 – S.139
7
Gabriele Splett (1993) – S.12
8
vgl. Anm. 3 – S.181
9
vgl. Anm. 1 – S.51
1
vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.54
2
Die menschl. Willensäußerungen begreifen und danach reagieren lehren
Das moderne Lexikon/Band 5 (1971); Bertelsmann Lexikon-Verlag GmbH; Gütersloh - S. 35
3
vgl. Farideh Akashe-Böhme /Margit Brückner (1992) – S.179
3
4
an denen wir uns orientieren können.
3.3.2.
Umfrage
Alter:
Geschlecht:m
w
1) Warum treiben sie Sport?- Mehrfachnennungen möglich
 Figur
 Fitness
 Spass
 Leistung
 Geselligkeit
 Stressabbau
 Gesundheit
 Attraktivität
2) Spielt Schönheit eine wichtige Rolle in ihrem Leben?
Angabe von 0 = gar keine bis 6 = sehr wichtig /( 3 = egal)

3) Welche Voraussetzungen sind für die Vermarktung eines
Sportlers besonders wichtig?
Angabe von 0 = total unwichtig bis 6 = sehr wichtig
Frauen:
Attraktivität:
Leistung:
sexy:



Männer:



4) Wie sieht ihr persönliches Schönheitsideal aus?
bei Frauen
 groß
 sexy
 zierlich
 durchtrainiert
 rundlich
 sportlich
 schlank
 gepflegt
 kurvig
 klein
 muskulös
anderes
bei Männern
 groß
 sexy
 zierlich
 durchtrainiert
 rundlich
 klein
 schlank
 muskulös
 gepflegt
 sportlich
anderes
5) Wie stark schätzen sie Attraktivität, Leistung und Beliebtheit
bei folgenden Sportlern ein?
Anna Kournikowa:
Franziska van Almsick:
Martin Schmitt:
Boris Becker:

Leistung:

Beliebtheit: 
Attraktivität: 
Leistung:

Beliebtheit: 
Attraktivität: 
Leistung:

Beliebtheit: 
Attraktivität: 
Leistung:

Beliebtheit: 
Attraktivität:
6)Wie stellen sie sich den „typischen“ Sportler vor?
Frauen:
 durchtrainiert
 groß
 intelligent
Männer:
 durchtrainiert
 klein
 intelligent
 zierlich
 attraktiv
 schlank
 muskulös
 sexy
 groß
 attraktiv
 schlank
 muskulös
 sexy
anderes
anderes
Auswertung der Umfrage:
Befragte: 47 Personen im Alter von 12 - 50
Männlich: 25
Weiblich: 22
In unserem Fragebogen gab es eine größere Auswahl an Antworten, auf die wir
jedoch nicht vollständig eingehen möchten, da sie für uns nicht von Interesse sind.
Da wir nur die Meinung von 47 Leuten zu bewerten hatten, können wir im Folgenden
nur die Tendenzen der Allgemeinheit ausmachen.
1.) Warum treiben Sie Sport?
Mit dieser Frage wollten wir zeigen, dass für Frauen die
Figur eine größere Rolle spielt und für die Männer
hauptsächlich die Leistung im Vordergrund steht.
Figur
Fitness
Leistung
Attraktivität
Frauen = 22
13
59,1%
10
45,5%
2
9,1%
7
31,8%
Männer = 25
5
20 %
14
65 %
11
44 %
7
28 %
Unsere Ausgangshypothese bestätigt sich im großen und ganzen, da ca. 60% der
befragten Frauen Sport wegen ihrer Figur treiben. Auffällig ist ist außerdem, dass nur
etwa 10% von ihnen Sport aus Leistungsinteresse machen.
Überraschend für uns war aber, dass nur 44% der Männer Sport zur Verbesserung
ihrer Leistungsfähigkeit machen, aber immerhin 65% zur Steigerung ihrer Fitness.
Erstaunlich für uns war außerdem, dass die Attraktivität bei beiden Geschlechtern
eine gleich große Rolle spielt. Daran sieht man, dass das Aussehen bzw. die
Schönheit auch dem Mann nicht mehr gleichgültig ist.
2.) Spielt Schönheit eine wichtige Rolle in ihrem Leben?
0 = gar keine; 3 = egal; 6 = sehr wichtig
Hier wollten wir beweisen, dass die eigene Schönheit niemandem ganz egal ist.
Jeder wird in seinem Leben mit diesem Ausdruck konfrontiert, egal welchen
Geschlechts. Keiner kann sich dem Einfluß der Schönheit entziehen.
Schönheit : 0-6
Frauen
 3,8
Männer
 4,0
Das Ergebnis war für uns sehr überraschend, da wir davon
ausgingen, dass der Durchschnittswert der Frauen höher
liegen würde, als der der Männer.
Jedoch sieht man, dass Schönheit den Frauen sowie den Männern nicht egal ist,
obwohl wir uns höhere Werte vorgestellt hatten.
Festzuhalten bleibt, dass sowohl bei den 12 jährigen als auch bei den 40-50 jährigen
das eigene Aussehen eine Rolle spielt.
3.) Wie sieht ihr persönliches Schönheitsideal aus?
Wir gingen davon aus, dass das Schönheitsideal der Frau
schlank sein soll und das der Männer sportlich und groß.
Hier haben wir die Angaben der Männer und Frauen
zusammengerechnet(Frauen =22 + Männer=25).
schlank
sportlich
durchtrainiert
muskulös
zierlich
sexy
rundlich
groß
Frauen = 47
40
37
11
4
7
33
0
nicht relevant
85,1%
78,7%
23,4%
8,5%
14,9%
70,2%
0%
Männer = 47
23
40
34
27
nicht relevant
15
2
38
48,9%
85,1%
72,3%
57,4%
31,9%
4,2%
80,9%
Größtenteils wurden wir in unseren Annahmen auch bestätigt.
Die „ideale“ Frau soll nach der Umfrage vor allem schlank, sportlich und sexy sein,
die erwünschten Attribute des Mannes sind sportlich, groß und durchtrainiert.
22 befragte Frauen und 25 befragte Männer machten folgende Angaben:
schlank
sportlich
durchtrainiert
muskulös
zierlich
sexy
Frauen =22
19
86,4%
15
68,2%
3
13,6%
0
0%
3
13,6%
14
63,6%
Männer =22
9
40,9%
18
81,8%
13
59,1%
14
63,6%
nicht relevant
9
40,9%
Frauen = 25
21
84%
22
88%
8
32%
2
8%
4
4%
19
76%
Männer = 25
14
56%
22
88%
21
84%
13
52%
nicht relevant
6
24%
rundlich
groß
0
0%
nicht relevant
0
18
0%
81,8%
0
0%
2
nicht relevant 20
8%
80%
Beide befragten Geschlechter haben sehr ähnliche Vorstellungen von den
verschiedenen Schönheitsidealen. Frauen, sowie Männer erwarten von dem
weiblichen Schönheitsideal Schlankheit, Sportlichkeit und erotische Ausstrahlung.
Ebenso identisch ist die Vorstellung vom männlichen Ideal - der ideale Mann soll
sportlich groß und durchtrainiert sein, aber dabei gaben nur ca. 60% der Frauen
„durchtrainiert“ an, während die Männer mit 84% darauf mehr Wert legten.
4.) Wie stellen Sie sich den „typischen“ Sportler vor?
Wir erwarteten in unserer Auswertung, eine gewisse
Übereinstimmung mit der vorherigen Frage. Auch hier
haben wir beide Geschlechter gemeinsam
bewertet(Frauen=22 + Männer=25).
schlank
durchtrainiert
muskulös
sexy
attraktiv
groß
Frauen = 47
36
38
13
23
36
nicht relevant
76,6%
80,9%
27,7%
48,9%
76,6%
Männer = 47
27
45
38
12
21
40
57,4%
95,7%
80,9%
25,5%
44,7%
63,8%
Die „typische“ Sportlerin soll schlank, durchtrainiert und
attraktiv sein. Der Athlet dagegen soll durchtrainiert,
muskulös und groß sein.
Die Idealbilder aus den Fragen 3+4 sind sich sehr ähnlich und stimmen weitgehend
überein.
22 befragte Frauen und 25 befragte Männer machten folgende Angaben:
schlank
durchtrainiert
muskulös
sexy
attraktiv
groß
Frauen = 22
14
63,6%
18
81,8%
5
22,7%
8
36,4%
17
77,3%
nicht relevant
Männer = 22
11
50%
21
95,5%
19
86,4%
6
27,3%
9
40,9%
20
90,9%
Frauen = 25
22
88%
20
80%
8
32%
15
60%
19
76%
nicht relevant
Männer = 25
16
64%
24
96%
19
76%
6
24%
12
48%
18
72%
Die Aussagen der befragten Männer und Frauen waren sich in den meisten Fällen
einig, jedoch gab es auch einige Abweichungen. Während Männer zu 88% erwarten,
dass eine Sportlerin schlank ist, befinden die Frauen Schlankheit für eine Sportlerin
nicht ausschlaggebend(64%).
Besonders fiel uns noch bei der Auswertung dieser Frage auf, dass etwa doppelt so
viele Männer angaben, dass eine Sportlerin sexy sein soll. Das könnte daher
kommen, da die Männer Frauensport nur wegen der „erotischen Ausstrahlung“
ansehen.
5.) Welche Voraussetzung sind für einen Sportler bei der Vermarktung
besonders wichtig?
Wir glaubten, dass die Attraktivität bei der Vermarktung der Frauen ausschlaggebend
ist, dass aber natürlich auch die Leistung eine bedeutende Rolle spielt. Für Männer
ist vor allem die Leistung wichtig und das Aussehen ist nebensächlich.
Attraktivität
Leistung
sexy
Frauen = 47
234
216
221
 5,0
 4,6
 4,7
Männer = 47
195
259
168
 4,1
 5,5
 3,6
Unsere Vermutung hat sich weitgehend bestätigt. Die
Attraktivität, die Leistung und die erotische Ausstrahlung
der Sportlerin sind annähernd gleichbedeutend für die
Vermarktung.
Die Leistung des Athleten wird als wichtigstes Kriterium
genannt, obwohl die Befragten die Attraktivität der Männer
auch für sehr wichtig halten. Jedoch spielt die erotische
Ausstrahlung der Männer keine entscheidende Rolle.
6.) Wie stark schätzen sie Attraktivität, Leistung und
Beliebtheit bei folgenden Sportlern ein? Angaben von 0-6
Befragte = 47
Mit dieser Frage wollten wir belegen , dass die Atttraktivität
der Frauen mit ihrer Beliebtheit zusammenhängt. Dabei ist
die Leistung nicht ausschlaggebend.
Wir meinen, dass dies bei den Männern nicht so sehr der
Fall ist, denn sie können die Öffentlichkeit auch durch ihre
Leistung für sich gewinnen.
Anna Kournikowa: Ihre Attraktivität (5,1) wurde besser
eingeschätzt als ihre Leistung (3,4), auch ihre Beliebtheit
(4,7) hatte einen besseren Durchschnittswert.
Sie ist ein Beispiel dafür, dass eine Sportlerin vor allem
durch ihr Aussehen vermarktet und bekannt wird. Bisher
hat sie noch keine größeren Erfolge zu verzeichnen und
trotzdem kennt sie jeder. (siehe Vermarktung/Magdalena
Brzeska)
Franziska van Almsick: Auch hier steht die Attraktivität (4,1)
an erster Stelle, wenn auch nur ganz knapp. Leistung (3,9)
und Beliebtheit (3,8) weichen nicht weit voneinander ab.
Wir wollen nicht näher auf diese Werte eingehen, da
Franziska v. Almsick nicht mehr ganz so präsent in der
Öffentlichkeit ist.
Martin Schmitt: Bei ihm steht eindeutig die Beliebtheit (5,5)
ganz vorne, dicht gefolgt von seiner Leistung (5,4). Hier
wird deutlich, dass das Aussehen (4,0) der Männer keine
ausschlaggebende Rolle für die Vermarktung spielt und sie
ihre Leistung ausreicht , um das Interesse der
Öffentlichkeit zu wecken.
Boris Becker: Die Leistung (4,5) hat hier den höchsten Wert,
wobei man beachten muss, dass er sich bereits aus dem
Wettkampfgeschehen zurückgezogen hat. Seine
Attraktivität (2,7) wird am schlechtesten eingeschätzt,
knapp hinter seiner Beliebtheit (3,9).
Größtenteils haben sich unsere Hypothesen bestätigt. Obwohl wir nur 47 Leute
befragt haben, können wir annehmen, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine
ähnliche Ansicht haben. Frauen müssen einfach gut aussehen, um wirklich „Erfolg“
zu haben.
3.3.2.
Exkurs: Bodybuilding
Definition 1- Bodybuilding:
Moderne Methode der Körperbildung und Vervollkommnung der Körperformen durch
gezieltes Muskeltraining mit besonderen Geräten. 1
Definition 2- Bodybuilding:
In Amerika aus der Grundlage schwerathletischer Übungsformen entwickeltes
Trainingssystem zur Entwicklung der Muskuluatur. Es besteht aus Übungen mit
Scheiben- und Kurzhanteln, verstellbaren Gewichten und Widerstandsapparaten
u.a.2
„Der Bodybuilder ist die extreme, konsequenteste Form des modernen
Gesundheitssportlers. Er braucht keine Ausrüstung. Seinen Body hat er immer dabei,
und builden kann er ihn im Studio, [...]Sein Statussymbol ist der schwellende Muskel:
den kann er überallhin mitnehmen, an den Strand und in die American Bar.“ 3
Die Hauptkriterien in einem Wettkampf sind: Muskelmasse, Proportionen und
Muskulösität – bei Frauen wird zusätzlich ihre Ästhetik und ihre feminine
Ausstrahlung bewertet. Diese Bewertung erfolgt durch eine Jury, die auf Symmetrie,
Harmonie, den Körperbau, die gleichmäßige Muskelentwicklung, den
Gesamteindruck und die Präsentation der Athleten beurteilen muss.
Um die Vielfalt der unterschiedlichen Körpertypen objektiv beurteilen zu können,
bedarf es einer Einteilung in Altersklassen, Gewichtsklasse und Wertungsrunden.
Um überhaupt an Wettkämpfen teilnehmen zu können, müssen die Bodybuilder der
Spitzenklasse härter dafür trainieren, als die meisten Athleten anderer Sportarten.
Der begriff Bodybuilding wird immer wieder falsch interpretiert, denn heutzutage
bedeutet er „Entwicklung des Körpers und seiner sportmotorischen Fähigkeiten“.
Dabei wird die Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Schnelligkeit
verbessert. Bodybuilding gilt als wirksamste, risikoloseste und effektivste Möglichkeit
den Körper zu formen und zu trainieren. Das reicht vom Training für behinderte über
Rehabilitation und Prävention bis hin zur extrem sportlichen Zielsetzung des
Leistungsbodybuildings. 4
Wir meinen, dass diese Aussage nicht ganz der Wahrheit entspricht, denn es ist
bekannt, dass sowohl Männer als auch Frauen im Leistungsbodybuilding nicht mit
Dopingpräparaten und anderen schädlichen Mitteln sparen - der Sport also nicht
ganz so risikolos ist, wie er hier dargestellt wird.
Bei diesem Sport ist nicht die Leistung ausschlaggebend, sondern die äußere
Erscheinung, die Stimmigkeit und Zusammensetzung des Körpers, wobei dieser dem
gängigen Schönheitsideal nicht entspricht und eine neue extreme Auffassung von
Schönheit widerspiegelt.
vgl. Der große Duden – Fremdwöterbuch/Band 5 (1971) – S.102
vgl. Das moderne Lexikon/ Band 3 (1971); Bertelsmann Lexikon-Verlag GmbH, Gütersloh - S.124
3
Gabriele Splett (1993) – S.54
4
vgl. www.dbfv.de
1
2
Die Möglichkeiten des Bodybuilding sind so vielfältig, dass immer mehr Männer und
Frauen jeden Alters die Angebote wahrnehmen mit dem Ziel die körperliche Fitness
zu steigern und dabei ist das Verletzungsgefahr äußerst gering. 1
Im richtigen Maß dient Bodybuilding sicherlich der Gesundheit, doch sollte man es
nicht übertreiben, da es sonst das Gegenteil bewirken könnte.
3.3.2.1.
Frauenbodybuilding:
Die Leistungsschau von Bodybuilderinnen besteht aus einer reinen Repräsentation,
im Unterschied zu allen anderen Sportarten die auf maximale Verausgabung im
Wettkampf beruhen.Nicht die Leistung sondern die vollbrachte Gewichtsarbeit ist das
Kernstück dieses Sports.Der Körper der Sportlerin ist ein Zeichen mehr oder weniger
gelungener Körperumformungen.
M. McLuhan:„ Der Körper (selbst) ist die Botschaft. Damit
befindet sich das Bodybuilding in unmittelbarer
Nachbarschaft von Miss-Wahlen, Haute Couture-Schauen
etc. und einer Geschichte der Diät und wechselnder
Moden.“ 2
Die wachsende Zahl von Fitness-Studios und die Arbeit
von
Frauen
an
Kraftmaschinen
im
Frauenhochleistungssport lässt
den Trend weiblicher
Körperformen erkennen: Einerseits steht die Femininität
muskulöser Athletinnen nach dem Vorbild US –
amerikanischer Leichtathletinnen im Vordergrund, aber
andererseits auch die Anreicherung der femininen Figur
mit Muskeln als Freizeitvergnügen. In diesem Punkt hat das
Bodybuilding eine avantgardistische3 Funktion.4
Dass das Frauenbodybuilding der Ästhetik und der
Schönheit dient, ist ein umstrittener Punkt. Bei dieser
Sportart gehen die Meinungen weit auseinander.
Das Erstaunenswerte ist, dass Bodybuillding eine der
wenigen Sportarten ist, wo nicht die Leistung sondern das
Aussehen zählt.
Aber ist das „schön“?
1
vgl. www.dbfv.de
vgl. Hubert Ch. Ehalt/ Otmar Weiß – Hrsg. (1993) – S.136
3
Avantgardismus: für neue vorkämpferische Ideen eintretend.
vgl. Der große Duden - Fremdwörterbuch (1971) – S.152
4
vgl. Anm. 2 – S.137
2
Aus Gesprächen mit Bodybuilderinnen ging hervor, dass
der Akt des Gewichtstrainings, des Muskelaufbaus, der
Körper(um)formung im Unterschied zur Inszenierung, zur
Schau gestellte, wettkampfgestylte Körper sind.5
Bodybuilderinnen
unterscheiden
sich
von
ihren
männlichen Kollegen durch die Zurschaustellung ihres
Körpers, weil sie den Begriff Bodybuilding als zentrales
Element
des
Schaugeschäfts
auffassen
und
unproblematischer mit dem Suchtcharakter des Sports
umgehen können.
Der Wettkampf dient zur Demonstration muskulärer
Weiblichkeit. Die richtige Plazierung der Muskeln und nicht
allein der Muskelumfang werden beurteilt. Diese
Anordnung muss ein feminines Gesamterscheinungsbild –
schmale Taille, lange Beine- zulassen.
Im Gegensatz zum männlichen „posing“ besteht die
Präsentation auf einer tänzerischen Kür, die die weibliche
Note im Frauenbodybuilding verdoppelt.
Die richtige Figur ist für die Sportlerin von großer Bedeutung, die nicht davor
zurückschreckt pharmazeutische Hilfen, auch Dopingpräparate, zu nehmen um die
gewünschte Körperform zu erzielen. Außerdem schrecken sie auch nicht vor
Eingriffen der plastischen Chirurgie zurück.
Der kritische Punkt im Frauenbodybuilding ist die Grenze von Muskularität zu
Maskulinität, denn im Zentrum des weiblichen Bodybuilding steht der makellose
muskuläre Frauenkörper, dessen Schönheit bzw. die Zurschaustellung
verführerischer Körperformen soziale Anerkennung erfährt. 1
Die Sportlerin benötigt viel Selbstdisziplin, die sich in der geduldigen, systematischen
Trainingsarbeit äußert. Das Bodybuildingtraining benötigt eine totale Umgestaltung
des Körpers: genaue Bearbeitung jeder Körperpartie, jeder einzelne Muskel wird auf
planvolle Weise mit Kraftmaschinen bearbeitet.2
Sichtbare Resultate lassen sich nicht nur durch systematische Training erzielen,
sondern durch Planung und Ordnung der anderen Lebensbereichen wie z.B.
Ernährungspläne, kontrollierte Geselligkeit, ein auf Trainings- und Wettkampfzeiten
ausgerichtetes Vergnügen und strikte Körperhygiene.
vgl. ebd. – S.139
vgl. Hubert Ch.Ehalt/ Otmar Weiß - Hg. (1993) – S.140
2
vgl. ebd. – S.141
5
1
Die Verschärfung der Diät, die Reduktion gesunder Ernährung zur Wettkampfdiätauf ein Minimum, im restliches Fettgewebe abzubauen und dadurch die Muskeln
deutlicher hervortreten zu lassen- ist kennzeichnend für das ultimative Stadium im
Kampf um die Schönheit: Die Selbstdisziplin der Sportlerinnen bis zu ihrem
(körperlich-sozialen) Verschwinden.
„Je stärker sich die Bodybuilderinnen dem Ideal der Makellosigkeit annähern, desto
mehr geht der soziale Sinn der sportlichen Betätigung [...] verloren.“
Als richtiges Bodybuilding sehen die Frauen technisch systematische Arbeit an
seinem symmetrisch-muskulären (und zugleich femininen) Gesamterscheinungsbild.
Dazu gehört weder der Einsatz aller Kraft beim Stemmen von Höchstlasten, noch die
übermäßige Vergrößerung bestimmter Körperregionen.
Bodybuilding verschiebt die Grenzen fraulicher Muskularität und eröffnet neue
Horizonte der Femininität. 3
4. Schlusswort
Eigentlich hätten wir unsere Fragestellung ändern können und nur nach der
Beziehung zwischen Frau und Sport fragen sollen.
Wir hatten ja hauptsächlich Material über Frauen, denn im Zusammenhang mit
„Schönheit“ wird selten über Männer geschrieben. Im Sportbereich kommt der
Begriff „Schönheit“ , genauso wie in der Gesellschaft meist nur in Verbindung mit der
Frau vor, und der Mann spielt dabei eine Nebenrolle.
In der Einleitung haben wir einige allgemeine Fragen zur Schönheit gestellt, die wir
nun- da wir am Ende unserer Arbeit angekommen sind- beantworten können.
Was ist schön?- Fit und schlank!
Wie entwickelte sich die Schönheit?- In jeder Epoche zu jeder Zeit gab es diverse
Auffassungen von dem Begriff „Schönheit“ und sie war immer mit der jeweiligen
gesellschaftlichen Situation verbunden.
Warum spielt sie eine so große Rolle für den Menschen? - „Schönheit“ fasziniert
die Menschen und wirkt anziehend. Es gibt sie schon immer und zu jeder Zeit
strebten die Menschendanach, bis auf wenige Ausnahmen, sie zu erlangen. Für viele
ist sie das Erstrebenswerteste, das es zu erreichen gibt. Um „schön“ zu werden
schreckte man nicht vor schmerzhaften Prozeduren(z.B Korsett und Lilienfuß) zurück
und setzte teilweise sogar seine Gesundheit aufs Spiel ( z.B. Magersucht, Bulimie).
Denn Menschen tun und taten alles für die „Schönheit“ und vor allem Frauen sind
von ihr abhängig, ob sie wollen oder nicht.
Allerdings kann es vorkommen, dass Frauen den „Schönheitskult“ übertreiben,
indem sich Muskulösität in Maskulinität umwandelt. Dies sieht man vor allem beim
3
vgl. ebd. – S.143 ff
Bodybuilding, wo die Grenze zur Ästhetik erreicht ist und sich die Meinungen über
diese Art der „Schönheit“ weit entfernen.
Wie wir bereits gezeigt haben, existiert eigentlich kein einheitliches Bild von
„Schönheit“ und jeder definiert sie irgendwie unterschiedlich.
Unsere Umfrage bestätigte uns in allen Bereichen. Wir hatten zum Beispiel recht mit
unserer Vermutung, das die Öffentlichkeit von einem Sportler nahezu dasselbe
erwartet, wie von ihrem eigenen Schönheitsideal.
Der Sportler soll am liebsten, groß, durchtrainiert und muskulös sein.
Die Athletin soll bevorzugt die Merkmale durchtrainiert, attraktiv und schlank haben.
Auch Ralf Leberer bestätigte dies und noch mehr. Er ist auch der Ansicht, dass es
attraktive Sportler einfacher hätten Sponsoren zu finden, die sie finanziell
unterstützen und ihnen dabei helfen, sich auf ihren Sport konzentrieren zu können.
Mit unseren zahlreichen Ergebnissen und Erkenntnissen können wir nun unsere
Ausgangsfrage beantworten.
„Welche Rolle spielt die „Schönheit“ bei der Vermarktung des Sportlers und hat die
„Schönheit“ mehr Gewicht in der Öffentlichkeit als die Leistung?“
Wir meinen abschließend, dass „Schönheit“ eine wichtige Rolle bei der Vermarktung
des Sportlers spielt und auch in der Öffentlichkeit ein wichtiges Kriterium darstellt.
Jedoch sind für die Vermarktung auch noch andere Aspekte wie z.B. Erfolg und
Sportart von Bedeutung. Jedoch muss man beachten, dass auch die
geschlechtsspezifischen Unterschiede von großer Bedeutung sind, da sie das
Sportgeschehen besonders beeinflussen. Frauen müssen, um gut vermarktet zu
werden, neben ihrer Leistung immer noch zusätzlich gut aussehen, damit ihnen
Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Das ist wohl das Schicksal des „schönen Geschlechts“, denn es scheint, als ob eine
Frau, die nicht gut aussieht, keine Aufstiegsmöglichkeit hätte.
Männer sind eindeutig in der besseren und machtvolleren Position, denn sie sind die
„Platzhalter der Macht“.
Ein Mann muss genau wie die Frau seine Leistung bringen, aber dann genügt eine
große Klappe, um die Blicke auf sich zu ziehen. Männer haben mehr Spielraum als
d Frauen, denn ihr Aussehen ist für sie immer nur eine Nebensache und nicht
unbedingt erforderlich, sie können sich auch anders beweisen. Ihr äußeres
Erscheinungsbild steht nicht im Vordergrund wie das bei den Frauen der Fall ist.
Abschließend müssen wir noch den Zusammenhang zwischen Sport und der
Gesellschaft erläutern.
Der Sport spiegelt die Gesellschaft wider, mit all ihren Eigenheiten und
die Stellung einer Frau im Sport ist mit ihrer Stellung in der Gesellschaft nahezu
identisch. Die Frauen sind diesem „Zwang“ nach Weiblichkeit hilflos in allen
Bereichen ausgeliefert, nicht einmal im Sport bleiben sie davor verschont.
Literaturliste:
- Georg Anders/ Elisabeth Braun-Laufer (Red.) (1999): Sportlerinnen in den MedienMöglichkeiten und Grenzen;
Sport und Buch Strauß GmbH, Köln
- Farideh Akashe-Böhme- Hrsg. (1992): Reflexionen vor dem Spiegel;
Gender studies- edition suhrkamp; Frankfurt am Main
- Bundesinstitut für Sportwissenschaft (1999),
Sport und Strauß GmbH; Köln
- Klaus Cachay (1988): Sport und Gesellschaft –
Zur Ausdifferenzierung einer Funktion und ihre Folgen/
Reihe Sportwissenschaft; 22;
Verlag Karl Hofmann, Schorndorf
- Dr. Axel Dreyer (1986): Werbung im und mit Sport;
Verlag Cognos Institut, Göttingen
- Hubert Ch. Ehalt/ Otmar Weiß – Hrsg./ Band 23(1993): Sport zwischen
Disziplinierung und neuen sozialen Bewegungen;
Böhlau Verlag; Wien, Köln, Weimar
- Harald Fischer (1986): Sport und Geschäft – Professionalisierung im Sport
Bartels & Wernitz Sportverlag GmbH; Berlin
- Elk Franke - Hrsg. (1986): Sport und Gesundheit;
Rororo sport – Arbeitsbüchersport;
Rowohlt – Verlag;
- Angelika Grauer & Peter F. Schlottke(1987): Muss der Speck weg?
Der Kampf ums Idealgewicht im Wandel der Schönheitsideale;
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co; München
- George L. Hersey (1998): Verführung nach Maß – Ideale des perfekten Körpers
Siedler Verlag, Berlin
- Andrea Hurton (1995): Kultobjekt Mann;
Eichborn Verlag; Frankfurt am Main
- Dr. Michael Klein (1987): Frauen im Sport - Gleichberechtigt?/ Band 19
Verlag W. Kohlhammer; Köln
- Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985); Goldmädel,
Rennmiezen, und
Turnkücken- Die Frau in der Sportberichterstattung der
Bild –Zeitung;
Bartels & Wernitz Verlag KG, Berlin
- Claudia Kugelmann(1996): Starke Mädchen - schöne Frauen?:
Weiblichkeitszwang und Sport im Alltag;
Afra – Verlag; Butzbach-Griedel
- Prof. Dr. Ommo Grupe - Hrsg.( 1990): Kulturgut oder Körpergut?
Attempto Verlag; Tübingen
- Prof. Dr. Ommo Gruppe – Hrsg.( 1989/4): Sportwissenschaft/ 19.Jahrgang
Verlag Karl Hofmann; Schorndorf
- Helmut Ortner (1987): Das Geschäft mit dem Sport;
Verlag Arthur Moewig GmbH; Rastatt
- Gertrud Pfister- Hrsg.(1980): Frau und Sport;
Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main
- Waltraud Posch (1999): Körper machen Leute: der Kult um die Schönheit;
Campus Verlag; Frankfurt am Main
- Klaus Richter (1999): Die Herkunft des Schönen –
Grundzüge der evolutionären Ästhetik;
Verlag Philipp von Zabern; Mainz am Rhein
- Peter Roth (1986): Sportwerbung;
Verlag moderne Industrie AG & Co; Landsberg am Lech
- Werner Scheel / Kunibert Bering - Hrsg. (1997): Kunst und Ästhetik –
Erkundungen in Geschichte und Gegenwart
Reimer Verlag, Berlin
- Norbert Schneider (1979): Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur
Postmoderne
Reklam-Verlag, Stuttgart
- Gabriele Splett (1993): Sport und Mode/ Band 2
Lit Verlag; Münster
- Erhard Thiel (1991): Sport und Sportler – Image und Marktwert
Verlag moderne Industrie AG & Co; Landsberg am Lech
- Naomi Wolf (1991): Der Mythos Schönheit;
Rowohlt Verlag; Reinbeck bei Hamburg
Lexikons:
- Das moderne Lexikon /Band 3 (1971); Bertelsmann Lexikon-Verlag GmbH,
Gütersloh
- Der große Duden- Fremdwörterbuch /Band 5 (1971); Dudenverlag; Speyer
Zeitschriftenliste:
- Medien + Erziehung 1/1992
Leske Verlag + Budrich GmbH
Sonstiges:
- Veltins Sportstudie 2000
- Deutscher Sportbund /Bundesausschuss Frauen im Sport des Deutschen
Sportbundes (1996): Frauen im Sport: Orientierungen – Ideen – Programme
Frankfurt am Main
- Deutscher Sportbund/ Bundesausschuss Frauen im Sport des Deutschen
Sportbundes (1995) : Fair Play
Frankfurt am Main
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (1999); Köln
- die tageszeitung; Frank Ketterer / 29. November 1997
- die tageszeitung; Ralf Mittmann / 16. Dezember 1998
- Stuttgarter Zeitung / 17. Dezember 1998
- die Welt / 27. Januar 1999
- Schwäbische Zeitung vom 11.9.1999; Egbert Dreher; Quelle = Z&W;
Ressort= Zeit und Welt; (Informationen über e-mail erhalten)
Links:
- www.dbfv.de
(Deutscher Bodybuilding + Fitness-Verband e.V.)
Bildverzeichnis:
Abb.1:Titelbild „Sports“: www.franzi.de/d/
Abb.2: Boris henry : www.sz-newsline.de/sport/erotik/henry.htm
Abb.3: Twiggy: www.modmodworld.com/twiggy2.html
Abb.4: Korsett: www.korsett.org/marrup/1000d416.jpg
Abb.5: Korsett: www.korsett.org/zeich
Abb.6: Katharina Witt: members.easyspace.com/bigking/kathi/title.html
Abb.7: Ralf Leberer: www.leichtathletik-ulm.de/
Abb.8: Susan Tiedke: www.sz-newsline.de/sport/erotik/susan.htm
Abb.9: Anke Feller: 212.172.8/newsarchiv/nackte98/anke1g.htm
Abb.10:Katharina Witt: members.easyspace.com/bigking/kathi/kathi03.html
Abb.11: Birgit Fischer: www.birgit-fischer.de
Abb.12: Magdalena Brzeska:www.magda.de/21wh.97wb.html
Abb.13: Anna Kournikowa: www.sz-newsline.de/sport/erotik/anna.htm
Abb.14: Franziska von Almsick: www.franzi.de/de/
Abb.15: Martin Schmitt: www.geicities.com/saturnchen/Oberstdorf/vs.html.
Abb.16: Boris Becker: poll.sportsline.com/u/tennis/players/Becker.jpg
Abb.17: Annett Witig: www.posedown.de
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