In Nachfolge von “Auf der Suche nach meinem Ehering“ Jedem

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Jedem seine Wahrheit
In Nachfolge von
“Auf der Suche nach meinem Ehering“
F.S. Rost van Tonningen-Heubel
Jedem seine
Wahrheit
In Nachfolge von
“Auf der Suche nach
meinem Ehering”
F.S. Rost van Tonningen-Heubel
2
F.S. Rost van Tonningen-Heubel
JEDEM SEINE WAHRHEIT
In Nachfolge von
“Auf der Suche nach meinem Ehering”
Copyright 2005 by Konsortium Der Lebensbaum
3
Inhaltsangabe
1.
Einleitung
5
2.
Chaos
9
3.
Ein langer Marsch in Richtung ‘Kaiserstadt Goslar’ im Harz.
23
4.
Der verlorene Krieg
29
5.
Dramatische Jahre in einer umgewandelten Welt
37
6.
Offenbarung
48
7.
Meine Nachforschungen um die Ermordung meines Mannes
53
8.
Einbürgerung in Velp; mein Haus ‘Ben Trovato’
65
9.
Der heutige Stand der Dinge
69
10. Aufgerufen zu höherem Leben
88
11. Die verschiedenen Einheiten der Waffen-SS
91
12. Die Wahrheit macht frei
100
13. Die notarielle Akte F. Knolle
119
14. Schweres Schicksalslos mancher großer Menschen
123
15. Johan Wildschut, Video-Ausstrahlung Hilversum 3,
Sendung “Lopend Vuur”
127
16. Die Wahrheit – Das Licht
131
17. Gedicht “Meine Zeit mit Dir”
133
18. Kerze Rost van Tonningen
134
19. Beilagen
136
20. Personenverzeichnis
148
4
1. Einleitung
Bis heute hat sich noch niemand veranlaßt gefühlt, sich für
die Mißstände und das grobe Unrecht in den
Gefangenenlagern für die “politiek-deliquenten” (NSB)
einzusetzen, worüber am 5. Oktober 1950 ein Dokument an
den Vorsitzenden der “Enquêtecommissie-Regeringsbeleid
1940-1945, Teil 5A” (Untersuchungsausschuß-Amtsführung
der Regierung) eingereicht wurde.
So werde ich es als Witwe des im Juni 1945 ermordeten Dr.
M.M. Rost van Tonningen, während des Krieges PräsidentDirektor der Niederländischen Bank, für alle tun, die
unvorstellbar gelitten haben, verleumdet wurden und nie
ihre Ehre zurückbekamen.
Denn diejenigen, die großes Unrecht verschweigen und es
bewußt in Vergessenheit geraten lassen und sich bis heute
nicht verpflichtet gefühlt haben, etwas für eine
geschichtsgetreue Darstellung zu tun, sondern mit
unverschämter Geschichtsverfälschung nur die Lüge
unterstützen, dienen nicht der Wahrheit.
Wegen der Entwicklung neuer Informationen und einem
reiferen Urteil sah ich mich genötigt, verschiedene Kapitel
meines Buches ‘Auf der Suche nach meinem Ehering’ in
Auszügen in das jetzige Buch < Jedem seine Wahrheit > als
Grundlage aufzunehmen, um
der Wahrheit einen breiteren Raum zu ermöglichen.
Die niederländische Illegalität hat während des Krieges
1940-1945 von der holländischen Exilregierung aus England
im Januar 1944 einen Betrag von 30.000.000,- Gulden
5
erhalten. Diese Handlungsweise der Exilregierung war
gegen die Anweisungen der Beamten und Bürgermeister in
Holland gerichtet, die aufgrund des Landkriegsrechtes der
Vorkriegsregierung, das auf der Pflicht beruhte, mit
möglichen Besatzern zusammenzuarbeiten. Wie die
Demokratie vor 1940 bewiesen hatte, eine Bedrohung für
die damaligen Machthaber gewesen zu sein, mußte nach
1945 nicht eine Demokratie für das Volk, sondern eine
Demokratie gegen das Volk geschaffen werden.
Das beweisen unter anderem auch die folgenden
Publikationen : “Lagerzustände 1944/45-48”, geschrieben
von Dr. H.W. van der Vaart-Smit, mit einem Vorwort von
Prof. M.G.M.H. Russel.
Das Buch von
Koos Groen, einem sehr bekannten
holländischen Illegalen.
Weiter hat einen sehr ausführlichen Bericht Dr. A.M.
Baron van Tuyll van Serooskerken zusammen mit dem
ehemaligen Kammermitglied. Frau van Schilfgaarde,
zusammengestellt, der am 5.Oktober 1950 dem
Vorsitzenden der Enquêtecommission –Regierungsfúhrung,
vorgelegt wurde.
Um den vollen Umfang der bis in die Gegenwart reichenden
wahrheitswidrigen
Handlungen
und
schriftlichen
Darlegungen über die Zeit nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges, die vorwiegend das holländische Volk
betreffen zu begreifen , ist es unumgänglich, die
Geschehnisse, die der Wahrheit zuwiderliefen, zeitlich schon
mit dem Jahre 1940 beginnend aufzudecken.
6
Im Mai 1940, zehn Tage vor Kriegsbeginn, wurde mein
Mann aufgegriffen und bald darauf mit zwanzig Männern
aus verschiedenen Kreisen gefangengenommen.
Niederländisches Fernsehen, Drittes Programm, 20.25 bis
22.00 Uhr, 10. Mai 1990, Thema: Oranje und der Plan
“Gelb”
“Da kamen, ich weiß nicht, ob bei Sluis oder an einem
anderen Ort, zwei Lastwagen, zwei offene Militärautos mit
Militärpolizei. Und die kamen mit erhobener Rechten und
mit “Hitlergruß”, und da sagte ich, wer sind die, eh da sagt
man, das ist Rost van Tonningen, eh, enfin, die ganze
Gesellschaft. Und da habe ich die ganze Sache stoppen
lassen, und ich habe dem Offizier, der der Begleiter war, ein
Kapitän oder Leutnant – ich weiß nicht mehr – habe ich
gesagt, der, eh gerade nach draußen kam, laß sie laufen und
dann das Maschinengewehr auf sie. Eh, dann sind wir sie
los! Und da sagte mein Adjudant Pfaff, daß ich das nicht tun
könne”. Der Sohn von Pfaff ergreift das Wort. Dieser sagt:
“Ja, da haben Sie den Gegensatz zwischen dem
Berufsoffizier und Bernhard, der von Hause aus nur eine
kurze militärische Ausbildung gehabt hat, übrigens von
meinem Vater. Bernhard dachte, daß dies unter solchen
Umständen die kürzeste Lösung des Problems sei. Aber
mein Vater, der vermutete, daß hier doch mehr juristische
und kriegsrechtliche Probleme berührt wúrden, hat ihn,
wenn auch mit einiger Mühe davonabgehalten. Er sagte:
“Nein Hoheit, das können wir nicht tun; das sind genau die
7
Systeme, gegen die wir kämpfen. Da können wir uns nicht
auch so gehen lassen.”
F.S. Rost van Tonningen-Heubel 2005.
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2. Chaos
Die politische Wende
und das hierdurch entstandene Chaos
Die Eroberung der Niederlande durch die Alliierten
beendete dort den Zweiten Weltkrieg und brachte ganz
andere gesellschaftliche Gruppen an die Macht als die,
welche bisher die Führung in der Hand gehabt hatten. Die
Illegalen wurden während des Krieges durch die
niederländische Exilregierung stark unterstützt, die ihnen
z.B. im Januar 1944 einen Betrag von 30 Millionen Gulden
zukommen ließ. Damit handelte die niederländische
Exilregierung in London deutlich gegen die Überzeugung
ihrer Vorgänger - der niederländischen Regierung aus der
Zeit vor dem Kriege. Diese hatte in den “Aanwijzingen”
(Anweisungen) Beamte und Bürgermeister aufgrund der
Landkriegsordnung auf ihre Pflicht, eventuell mit dem
Besatzer zusammenzuarbeiten, hingewiesen. Da die
Demokratie der Zeit vor dem Krieg sich als Bedrohung für
die damalige Machthaber erwiesen hatte, mußte diesmal nicht
eine Demokratie für das Volk, sondern eine Demokratie
gegen das Volk geschaffen werden. Dr. H.W. van der Vaart
Smit ließ mit seiner Broschüre “Lagerzustände 1944-'45-'48”
mit einem Vorwort von Prof. Mir. G.M.G.H. Russel auch
ein Buch darüber erscheinen. Und wer kennt nicht das Buch
von Koos Groen… (in Holland ein bekannter Illegaler).
Weiter hat Dr. A.M. Baron van Tuyll van Serooskerken,
zusammen mit dem ehemaligen Kammermitglied Frau van
Schilfgaarde, einen Bericht über die Untersuchung der
Mißtände in den Lagern für politische Gefangene
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herausgegeben. Er wurde am 5. Oktober 1950 dem
Vorsitzenden der Enquete-Kommision “Regeringsbeleid”
angeboten. (Enquêtecommissie regeringsbeleid 1940- 1945,
deel 5a
Ebenso wie das was im Achtzigjährigen Krieg durch die
Spanier mit der Enthauptung von Egmont und Hoorn
geschehen war, mußte auch jetzt der Bevölkerung Angst
eingejagt werden. Das konnte am besten durch eine
Ketzerjagd auf Nationalsozialisten und Kollaborateure
geschehen. Nicht umsonst sprach Minister Anthony Eden
1945 im britischen Unterhaus über die größte Menschenjagd
der Geschichte, die damals im Gang war. In den
Niederlanden wurden zwischen 170.000 und 250.000
Menschen in die KZ-Lager gebracht, Männer, Frauen,
Kinder und Säuglinge. Das waren Lager, in denen für die
Ernährung in keiner Weise gesorgt war. Das Ausrauben der
zurückgelassenen Häuser der NSBer war so allgemein
üblich, daß man dafür eigentlich die halben Niederlande hätte
ins Gefängnis stecken müssen, wollte man diese Diebstähle
wirklich verfolgen. Deswegen nahm die Regierung
sogenannte “Beschlagnahmungen” dieses Hausrates vor,
wobei die schönsten Möbel, Silber, Wäsche, nicht
gestohlen, sondern zu lächerlichen Preisen gekauft wurden,
wobei ganze Haushalte, einschließlich Antiquitäten, für 10
Gulden oder weniger den Besitzer wechselten... (auch eine
Methode!). Die NSBer dagegen erhielten einen Bezugsschein
für die Schadensregelung in Höhe von höchstens fl 4000,-.
Dafür konnten sie natürlich nur einen ganz kleinen Teil das
Hausrates wiederbeschaffen. Natürlich kam niemand
zurecht.
10
Hier folgen einige Sätze aus dem Bericht vom 5. Oktober
1950, “Enquete-commissie regeringsbeleid 1940- 1945, deel
5a”:
Dr. A.M. Baron van Tuyll van Serooskerken schreibt: Bei der
durch mich angestellten Untersuchung habe ich mich auf die
Mißstände in den KZ-Lagern beschränkt.
Die Untersuchung hat jedoch ergeben, daß nahezu alle
Bewacher sich nicht gescheut haben, absolut wehrlose
Menschen zu quälen, zu foltern und zu mißhandeln, wobei
die durch die Deutschen während der Besatzung
angewandten Methoden übernommen wurden (…das mußte
natürlich kommen). Die Mißhandlungen haben sowohl von
Seiten der Bewacher aus eigenem Antrieb, als auch mit
Genehmigung der Lagerleitung stattgefunden. Die
schlimmsten Fälle von Mißhandlungen haben sich in der
ersten Zeit nach der Befreiung ereignet. Im KZ-Lager “De
vergulde Hand” waren die Gefangenen mit Schiffsketten, die
von der Schiffswerft Figee stammten, angekettet. Diese
Ketten wogen 2,3 Kilogramm, daran waren Bügel, mit denen
die
einzelnen
Gefangenen
an
den
Knöcheln
aneinandergekettet waren, viele Wochen lang, Tag und
Nacht.. Die Bewachung des KZ Harskamp wurde im Monat
Juli durch die Kanadier an niederländische Wachttruppen
übergeben. Die niederländischen Wachtruppen haben sich in
sehr bedenklicher Weise außerordentlich schlecht
benommen. Abends und in der Nacht haben sie durch die
Baracken geschossen. Dadurch haben sogar Gefangene selbst
im Schlaf ihr Leben verloren. Diese nächtlichen Schießereien
haben mindestens zwei- bis dreimal in der Woche
stattgefunden. Diese Mißstände haben sicher bis in das
Frühjahr 1946 weiter angehalten. Schreckliche und
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unbarmherzige Mißhandlungen von Gefangenen haben im
Strafgefängnis Scheveningen (Rost van Tonningen) in
dieser Periode stattgefunden, wobei der Direktor und die
allgemeine Leitung Niederländer waren, die im Dienste der
Kanadier standen. Die Wärter stammten in der Hauptsache aus
Scheveningen.
Am 22. Juli 1945 wurde die Leitung dem “Militair Gezag”
übertragen, wodurch diese Wahnsinnszustände im
bisherigen Maße beendet wurden. KZ Harskamp… Es war
üblich, daß beim Abendappell durch den Barackenältesten
bekannt gemacht wurde, wenn jemand im KZ gestorben war.
Eines Tages machte der Barackenälteste bekannt, daß der
Leiter Mussert erschossen worden war; daraufhin nahmen
alle 2 Minuten lang Haltung an. Dafür wurde die ganze
Baracke - ungefähr 300 Mann - bestraft: vier Wochen
Wasser und Brot, vier Stunden je Tag strafexerzieren und
vier Stunden je Tag Sprechverbot. Es kam vor, daß man in
der Zelle mit einer Kette am Arm an die Zentralheizung
angekettet wurde…
Einen anderen wollte man nur so “aus Spaß” erschießen: “Ich
bin damals vor einen Panzerwagen, auf dem einen M 24
Maschinengewehr war, gestellt worden. Der Soldat, der das
Maschinengewehr bedienen sollte, konnte das Schloß nicht
aufbekommen, wodurch das Maschinengewehr nicht
Funktionierte… und ich nicht erschossen wurde…”.
Im KZ-Harskamp war die medizinische Versorgung in der
ersten Zeit äußerst schlecht, Medikamente fehlten völlig, und
die Ernährung war zum Sterben zuviel und zum Leben zu
wenig. In Westerbork galt der Lagerkriminalbeamte
Wieringa als ein sehr unbarmherziger Mann. Infolge der
sowohl in
Harskamp wie in Westerbork erlittenen
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Behandlung ist meine linke Lunge erkrankt. Vorher war ich
völlig gesund…
Von KZ Harskamp wurde ich mit fünfzehn anderen in den
Bunker Blaskowitz gebracht. Bei der Ankunft wurden wir
alle in eine Zelle von 2 mal 3 Metern gezwängt. Wir mußten
auf unseren Knien, mit dem Gesicht zur Mauer und
erhobenen Händen sitzen. Als ich aufstand, bin ich durch
den Wächter Zieltjes mit einem Karabiner niedergeschlagen
worden… Ich habe gesehen, daß Dr. Neuthorn und Ingenieur
Grote in einem Kohlenbunker, in dem man nicht stehen
konnte, eingeschlossen wurden…
Äußerungen wie: “Ist es ein SS-Mann? Halt… dann nur
gleich unter die Erde mit ihm…” waren das Übliche.
Viele der Gefangenen lebten im Winter 1945/46 in
Erdhöhlen, manche mit von ihnen beschafften alten
Brettern etwas abgedeckt. Nachdem vom Turm zotige
Lieder gesungen worden waren, kam es dort zu folgendem
Gespräch: “Es ist ein Kerl niedergeschossen worden. Das
hat einer von der Patrouille van Dun getan, Kruyf, glaube
ich. Der Kerl stand in der Baracke am Fenster, er muß tot
sein. Aber das ist nicht schlimm, es war doch nur ein SSMann. Ich habe wohl achtzehn umgelegt...”, woraufhin der
“Korporaal” (Gefreiter, in diesem Falle Kommandant)
mitteilte: Nun, von mir liegen auch eine Menge, die in ihrem
Blut baden werden, in dem weißen Zelt da, wo die Wäsche
ist. Die Scheißkerle machen das Licht noch nicht aus, aber
dann schieße ich das ganze Lager zusammen… Es wurde
der Rat gegeben, sehr tief zu schießen: “Weil die Saukerle
sich eingegraben haben.”…
Immer und immer wieder die gleichen Berichte!!!
13
Über den Aufenthalt in diesen Lagern im April 1945 bis
1949 gibt H.J. Nijks in W. einen ausführlichen Bericht:
Nijks wurde in Blijham in der Provinz Groningen durch
inländische Streitkräfte, “de BS “ verhaftet. Er wurde mit
erhobenen Händen in die Dorfschule gebracht, wo er als
erster eintraf. Aber sehr schnell kamen weitere
Leidensgenossen dazu. In dieser Schule lagen vorher
Deutsche, die im Stroh mehrere Handgranaten zurückgelassen
hatten. Tagsüber mußten wir bei den Bauern arbeiten. Wenn
man zum WC mußte, bekam man einen Wächter mit
geladenem Gewehr mit. Sehr bald wurden wir, die
politischen Delinquenten, in das Asyl in Winschoten verlegt.
Dort war der Kommandant Dr. Hommes, Ärztlicher
Direktor des römisch-katholischen Krankenhauses in
Winschoten. Wir wurden da zu zwanzig Mann in eine kleine
Zelle gequetscht, wo für jeden nur 20 cm Bodenfläche zur
Verfügung standen. In einer Ecke war ein WC. Das Essen
war wiederum zuviel, um sterben zu können und zu wenig,
um davon zu leben. Wenn die Zellentür geöffnet wurde,
lebte jeder in der Angst, zu einem sehr schmerzlichen
Verhör geholt zu werden. So ab und zu ging Dr. Hommes mit
einer geladenen Pistole seine Runde entlang der Zellen.
Einmal holte er mich aus der Zelle und erzählte mir, daß ich
ein Lump, ein Schurke und ein Mörder sei. Tagsüber mußten
wir entweder bei den Bauern arbeiten oder bei Bürgern
allerlei Gelegenheitsarbeiten ausführen. Die Ernährung war
damals so schlecht, daß ich Gras gegessen habe, um am
Leben zu bleiben. Wenn wir von der Arbeit nach Haus
kamen, mußten wir im Gang stehen bleiben, bis die Wächter
die Zellen öffneten und wir hineingehen konnten. Wenn das
dann wiederum nicht schnell genug geschah oder jemand sich
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erschöpft auf den Boden setzte, wurden wir mit
Gewehrkolben in die Zellen getrieben. Am 7. Mai 1945
wurde ich von dem Polizisten Jürgens aus Blijham verhört. Er
stellte mir verschiedene Fragen, auf die ich keine vernünftige
Antwort geben konnte. Wenn ich die Antwort schuldig blieb,
wollte er mich mit dem Gummiknüppel verprügeln. Dadurch,
daß ich schnell aufsprang, erreichte er mich anfangs nicht. Er
holte dann 3 Männer dazu, die mich zusammen bewußtlos
schlugen. Als ich wieder zu Bewußtsein gekommen war,
mußte ich mit drei SS- Männern antreten und im Garten
hinter dem Gefängnis unser eigenes Grab graben. Während
wir mit Wasser bespritzt wurden, waren andere damit
beschäftigt, uns mit ihren Maschinenpistolen um die Ohren
zu schiessen. Im Garten waren auch Gräben, die voll Wasser
standen. Hier mussen wir hindurchkriechen. Diese Übungen
wurden bekannt als das “Wasserballett von Winschoten”. Im
Winter mußten wir in einer der Baracken Erbsen lesen. Es
geschah dann wohl mal, daß einer eine Erbse in den Mund
steckte, was streng verboten war. Einer von uns, B. Veen,
steckte sich eine Erbse in den Mund, dafür bekam er eine
Strafübung, die bestand diesmal darin, daß er schnell durch
einen breiten, tiefen Graben, der quer durch eine Weide
führte, rennen mußte. Hinter ihm lief ein dressierter
Polizeihund, ein Bouvier, der ihn wiederholt heftig biß. Als
Veen in die Baracke zurückkam, waren seine Kleider in
Fetzen gerissen, und er blutete überall. Er wurde sofort nach
dem KZ Westerbork gebracht und ist am nächsten Tag an
den Folgen dieser Strafübung gestorben.
Das waren nur einige schändliche Begebenheiten, die Bauer
Nijks mitgemacht hatte, so wurde dieser Sadismus in jedem
Lager ähnlich ausgeübt. Ich erinnere mich selbst, daß wir in
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einem unserer Frauen-KZ alle in einer Reihe stehen mußten,
Hunderte von Frauen, während “zum Spaß” in unsere
Richtung geschossen wurde, um uns zu treffen. Dann
mußten auf Befehl drei Frauen vortreten und einige
verwilderte Katzen, an denen sie hingen, in einen Sack
stopfen, diesen mit einem Stein beschweren und ins Wasser
werfen. Die arme Katzen mußten dann langsam ertrinken.
Und wir mußten unbeweglich in dieser Reihe stehen
bleiben, sonst wurden wir erschossen. Im KZ Rhijnauwen
wurde im Sommer 1947 der Internierte Lemmers durch
einen Wächter ganz aus der Nähe zum Spaß erschossen, weil
der Bewacher gemeint hatte, bei einem anderen eine
drohende Haltung festgestellt zu haben. In der Zeitung war
dann zu lesen, daß Lemmers bei einem Fluchtversuch
erschossen worden sei. In KZ Sellingerbeetse wurde eine
Frau mit ihrem Säugling völlig willkürlich erschossen. Im
KZ-Lager Ellewoutsdijk wurde am 6. April 1946 C.A. de
Kreuk bei seiner Arbeit ohne Anlaß erschossen. Im KZLager in Wezep wurde der Kommissar der Provinz
Overijssel “zum Spaß” ein Bein abgenommen, doch man
ließ bewußt alle Schrotkugeln im Oberschenkel sitzen, sodaß
sie sicher waren, daß er nie eine Prothese würde tragen
können. Ein anderer Kamerad schreibt das folgende über
seinen Vater: „Mein Vater kam in das Lager C.C.Polder,
nachdem er in anderen KZ-Lagern gesessen hatte. Die
Gefangenen kamen zu Fuß, sie wurden alle mißhandelt.
Zwei Polizisten, die mit dem Rad kamen, um einen unserer
Gefangenen, F., abzuholen, zwangen diesen, vor ihnen im
Trab herzulaufen, dabei schubsten und schlugen sie ihn
ständig. Mehrmals fiel F., und dann überfuhren die
Polizisten ihn, bis er schließlich in einem Bauernhof
geschleppt wurde, weil er aus eigener Kraft nicht mehr
16
aufstehen konnte. Ein anderer Gefangener war vor meinem
Vater an der Reihe und bekam von dem schreibenden
Polizisten zu hören: „Oh, bist du der Vater von dem
Ritterkreuzträger?” Dann mißhandelten sie ihn ganz
besonders, der Arzt kam am nächsten Tag, blieb in der
Türöffnung stehen und erklärte: „Bei dem Mann ist doch
nichts mehr zu machen. Laßt ihn ruhig sterben,” erklärte der
Arzt. Und tatsächlich starb er, ungefähr in der Mittagszeit.”
Ten H. aus Scheemda war auch im KZ-Lager C.C.Polder. Er
versuchte zu fliehen. Die Bewacher (wir nannten sie
“Plurken”) folgten ihm und schossen ihm in die Leiste.
Nach einen kurzen Aufenthalt im Krankenhaus kam er
zurück und wurde mit einer Kette an eine schwere Granate
gebunden, so daß er nicht mehr die Möglichkeit haben
sollte, eine weitere Flucht vorzubereiten. Den Frauen
wurden die Haare abgeschnitten, Hakenkreuze auf den Kopf
gebrannt. Ja, ich könnte ein ganzes Buch über diese
Greueltaten schreiben, es war und ist endlos… Über einen
Fall möchte ich als Letztes doch besonders berichten. Es
waren unter uns viele Frauen mit ihren Babys. Die Babys
wurden außerhalb eines Kreises gelegt. Die Frauen und
Mütter wurden in die Mitte getrieben, die Bewacher (Plurken)
standen um sie herum. Ehe die Frauen dann ihre Kinder
säugen durften oder ihnen Nahrung geben konnten, mußten
sie zuerst diese Bewacher sogenannt “liebhaben”, wobei sie
meistens vergewaltigt wurden, erst dann durften sie Ihre
Kinder nähren. Wenn nicht, dann durften sie nicht zu ihren
Kindern, und die Säuglinge starben... Sadismus,
Sadismus, Sadismus! Erschütternd...
Hier folgen Stellungnahmen zu der
rechtspleging” (Speziellen Rechtspflege).
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“bijzondere
Dr. R. Pollema (CHU) in der Ersten Kammer der General
Staaten:
“Wollen wir eine deutliche Sprache sprechen: Die “Bijzondere
Rechtspleging”, nach den Richtlinien der Exilregierung, die
aus London ins befreite Vaterland zurückgekehrt ist, stellt
eine Schande für die Verfassung dar. Sie ist nicht mit einem
Staatsnotstand zu rechtfertigen.”
S.H. Papst Pius XII. bei der Eröffnung des Heiligen Jahres:
Es muß jeder besonderen Rechtssprechung und Gesetzgebung
ein Ende gemacht werden, die nach so vielen Jahren noch
Strafen ausspricht und Unglück über Familien, sowie auch
Einzelne bringt und dadurch einen Geist der Verbitterung
gegenüber der Gemeinschaft, die ihnen diese Behandlung
auferlegt, weckt.” Und beim Jahreswechsel 1951/1952: “Wie
schmerzlich ist das Los derjenigen, die in manchen Ländern
unschuldig in Gefangenschaft schmachten und dies infolge
unrechtmäßiger Gesetze, oder schlimmer noch, durch
verabscheuungswürdige
politische
Leidenschaften
veranlaßt.”
Prof. Dr. G.M.G.H. Russell: Die Londoner Beschlüsse (1948)
“Die Londoner Regierung hat es für nötig erachtet, im
Frühjahr 1944 eine große Anzahl von Gesetzen zu
verkünden, die das niederländische Volk zu einem gesetzund rechtlosen Volk machten. Als nachträgliche
Strafandrohung und sogenannte Umerziehung
von
Personen in Lagern, die sich so verhielten, wie es die
Gesetze des Landes nicht verboten, war dies eine
Verletzung der Verfassung und der Gesetze, ein Ausdruck
der Engherzigkeit von Menschen, die beeinflußt sind von
18
Vorurteilen aufgrund von Phantasien. Es bleibt für den
Unvoreingenommenen ein Rätsel, wie die Regierung dazu
gekommen ist, dem niederländischen Volk ein System
aufzudrängen, das der vaterländischen Gesetzgebung
diametral entgegensteht, die tief in der Überzeugung und
dem Rechtsbewußtsein der gesunden Schichten der
Bevölkerung begründet ist.”
Nederlands Juristen Blad, jaargang 1947 blz. 216
(Niederländische Juristen-Zeitung, Jahrgang 1947, Seite 216)
“In London und in den besetzten Niederlanden sah man
diese Gruppe (die National-Sozialisten) während der
Besatzungsjahre als eine Bande asozialer und profitsüchtiger
Verräter und Verbrecher an, deren einziges Ziel es war, mit
Hilfe der Besatzung das Verlangen nach Macht und Besitz
zu befriedigen. Die ersten Londoner Beschlüsse, die in der
Praxis absolut unausführbar schienen, waren dafür der
Ausdruck; die Art und Weise, in der die Freiheitsstrafen dann
vollzogen wurden, war die Folge.”
De Linie (Zeitschrift), 13. Mai 1949:
“Wir sind verpflichtet, auf das Unrecht hinzuweisen, daß sehr
viele bestraft wurden oder Säuberungsaktionen zum Opfer
fielen entsprechend einem Standpunkt, der vollkommen dem
während der Besatzungszeit geltenden richterlichen
Standpunkt
widerspricht,
außer
einigen
offenbar
gewordenen Ausnahmen nach dem Juni 1944. “
Nieuwsblad van het Noorden, 1. Juni 1946:
“Die Rechtsprechung des Tribunals ist abgeschlossen,
aber das Erbe ist geblieben. Es ist jedoch schwer, bei
diesem Erbe ruhig zu bleiben. In dem Maße, wie die
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Strafen sich auswirken, ist nun in unserer Mitte eine
regelmäßig zunehmende Gruppe,
die sich aus der
Gemeinschaft ausgestoßen fühlt. Vielleicht werden sie
später einmal den anderen höhnend zurufen: Was haben wir
einmal gesagt von Rußland; was von Amerika; was von
Europa!
Leeuwarder Courant, 28. November 1947:
“Es muß klar gesagt werden: gegenüber den
politischen Deliquenten (Gefangenen) sind die elementaren
Menschenrechte verletzt worden… Es wurden der
niederländischen Geschichtsschreibung Seiten hinzugefügt,
die die Nachkommen nicht mit Stolz lesen werden. - Die
Illusion einer sauberen Rechtspflege auf diesem Gebiet
wurde doch von niemandem mehr aufrechterhalten.”
De Linie, 27. Februar 1948:
“Besonderes (Un)Recht. -Die Folgerung muß sein, daß
der besondere Kassationsrat mit seinem Versuch, die StaatsNotgesetzgebung theoretisch zu rechtfertigen, versagt hat,
und daß die besondere Rechtsprechung bei ihrem Versuch,
durch objektive Erfolge den Makel ihres Ursprungs zu
beseitigen, versagte.”
De Telegraaf 24. Juni 1950:
“Die Flut von Unrecht, die von dieser Rechtspflege
ausgegangen ist, hat wirklich ein vernichtendes Werk in
den Niederlanden vollbracht”. Und diese gleiche Zeitung am
25. September 1949: “Es gibt über diese besondere
Rechtspflege und deren Ausführende seit Jahr und Tag
Berichte, die allein durch die einfache Tatsache, daß sie
erzählt werden, ein Zeichen dafür sind, daß es mit der
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Rechtspolitik doch sehr hapert… Es ist ein offenes
Geheimnis, daß die alte Gerichtsbarkeit sich an manchen
Figuren, die nach dem Krieg zum Vorschein kamen, stößt.
Versuche, diese Personen zu demaskieren und um den
unentwirrbaren Knoten zwischen den während des Krieges
eingegangenen Verbindlichkeiten und der Rechtsprechung
zu lösen, sind weitestgehend mißglückt. Keiner der
Justizminister hat da Erfolg gehabt… Unser Eindruck ist, daß
in den Niederlanden der Besen eingesetzt werden muß, und
daß es in den Niederlanden eine Anzahl Dinge gibt, die
aus
einer
gesunden
Rechtssprechung
EINEN
AUGIASSTALL gemacht haben.”
Ons Noorden, 2. Juni 1948:
“Eine nationale Blamage. Das ist ja nun wohl wirklich sicher,
daß die Art, in der die besondere Rechtsprechung in unserem
Land durchgeführt wurde, dem Rechtsbewußtsein unseres
Volkes sehr geschadet hat, denn hier ist oft auf eine
unerfreuliche Weise mit zweierlei Maß gemessen worden…
Die Geschichte der besonderen Rechtsprechung ist eine
schwarze Seite in der Geschichtsschreibung unseres
Volkes geworden. Sie wurde “BESONDERE” genannt, ist
aber wohl auch in hohem Maße “BESONDERS” gewesen,
so besonders, daß das Land von Hugo Grotius zu einer
Schande geworden ist.”
De Linie, 8. April 1949:
“Dr. van Heuven Goedhart, der als Londoner Justizminister
eine schwere Verantwortung trägt für diese verhängnisvolle
Rache-Gesetzgebung, die die Orgien von Machtwollust und
Menschenvernichtung möglich machte.”
21
Dr. G.J. de Lint in “Rechtsbederf” (Rechtsverfall) (Nummer
52-55 von “Tijdseinen”):
“Die Notbeschlüsse, die die Regierung aus London
mitgebracht hat und die später zustandegekommenen haben
die niederländische Rechtsordnung zum Teil zerrüttet. Das
gilt besonders für die Notbeschlüsse für die besondere
Rechtspflege.”
De Linie, 15. April 1949:
“Der große Löffel, womit die Niederlande das kostbare und
einst gutgefüllte Faß der Demokratie ausgehöhlt haben, heißt
besondere Rechtspflege”.
Und am 27. Mai 1949 in derselben Zeitschrift:
“Das Ansehen des Rechts ist durch die außergewöhnliche
besondere Rechtspflege in den Nachkriegsjahren bis auf den
Grund zerstört worden.”
Sans justice il n'y a que des oppresseurs et des victimes.
Napoleon
(Ohne Recht gibt es nur Unterdrücker und Opfer)
N.B. Die politische Rechtssprechung der Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg ist hier selbstverständlich nicht
einbezogen.
22
3. Ein langer Marsch in Richtung
“Kaiserstadt Goslar”
Wir Alle finden einander in unserer Kaiserstadt Goslar
wieder. Meine Fahrt in dem kleinen Schiff Richtung…
schließlich bis Cuxhaven wurde eine unvergeßliche Reise.
Wir tuckerten durch die Minenfelder, von Tieffliegern
bedroht, zwischen Hoffnung und Verzweiflung über das
Wasser. Ich durfte mit meinen drei kleinen Kindern in die
winzige, sehr beengte Kajüte. Grimbert und Ebbe wurden
gleich seekrank. Herre sah so elend aus, daß ich um sein
Leben fürchtete. Ich legte ihn an die Brust, doch das half
auch nicht viel. Ich hatte keine Milch mehr. Mit dem Kapitän
zusammen suchten wir einen Weg auf der Karte, einen Weg
durch die Minen. Welch eine Nacht! Durch die übermäßige
Anspannung, Sorge und Angst verlor ich einige Male das
Bewußtsein. Einen gewissen Trost gab mir der Gedanke, in
deutsches Gebiet zu fahren. Vielleicht würde ich dann doch
noch meinen Mann wiederfinden. Welches Los wartete auf
uns? Doch das Glück, das Schicksal, blieb mir treu, inmitten
der vielen Gefahren. Wir erreichten Cuxhaven. Diese Stadt
war seit einigen Tagen von den Engländern besetzt. Unser
Schiff wurde deswegen gleich beschlagnahmt, wir durften
nicht von Bord. Der Kapitän, der herzliches Mitleid mit mir
und den Kindern hatte, versuchte trotzdem, mit einem
Krankenhaus Verbindung zu bekommen, und siehe da, er
hatte Glück. Einige Stunden später kam ein Krankenwagen
mit dem Stabsarzt Dr. Dulle. Ich gab ihm ein Schreiben des
Stabsarztes von dem Boot der Kriegsmarine, das mich
gerettet hatte. Er sagte, er sei bereit, mir und meinen Kindern
zu helfen. Es wurde höchste Zeit. Herre war fast tot, und ich
23
auch. Nach einer Untersuchung durch die Engländer fuhren
wir zum Krankenhaus und bekamen - kaum zu glauben - ein
eigenes Zimmer. Baby-Herre kam sofort in die
Säuglingsabteilung und wurde dort durch Schwester Cecilia,
eine fabelhafte Frau, versorgt. Ich hatte wieder Glück…
oder “mein” Wunder dauerte noch weiter. Wir alle vier
schwebten zwischen Leben und Tod, doch unser Stern blieb
uns treu, wir wurden gesund. In der Säuglingsabteilung war
mein Kind das einzige Kind, das an sich gesund war, alle
anderen 30 Babys waren schon bei der Geburt
geschlechtskrank, ein entsetzlicher Anblick. Mein Leben
und das meiner drei Kleinen war ein Wunder, und in
Gedanken klammerte ich mich immer an die letzten Worte
meines Mannes an seine Kinder am Donnerstag, dem 15.
März 1945: “Grimbert, ältester Sohn, Du wirst zu Mutti lieb
sein, da Vati jetzt an die Front geht, das weiß ich. Sei bitte
tapfer, kleiner Kerl. 'Tag lieber Ebbe, Vater geht an die Front
und hofft, Dich bald als einen großen Jungen wiederzusehen,
Heil Dir - Und Herre, mein Sohn, werde Muttis Glück! Euer
Vater.”
Ist das Leben nicht rätselhaft? Wo waren alle Menschen, die
meinen Weg gekreuzt hatten; von niemandem wußte ich, was
mit ihm geschehen war. Lebten sie noch? Waren sie
irgendwo gefangen? Lebte mein Mann, mein Bruder Wim,
meine Eltern, meine Schwiegermutter noch? Was war zu tun?
Doch lange brauchte ich darüber nicht nachzudenken.
Schwester Cecilia kam des nachts, um mir zu erzählen, daß es
im Krankenhaus bekannt geworden war, wer ich sei; ich sollte
am nächsten Tag mit einem Transport nach England gebracht
werden. Schnell wurden Laken aneinander geknotet… Kinder
aus dem Fenster… ich aus dem Fenster und schnell auf die
24
Straße. Mit Schwester Cecilia hatte ich verabredet, daß sie
mitten auf der Straße stehen bleiben sollte. Egal, welcher
Lastwagen; ich sollte dann die Möglichkeit nützen,
unbemerkt hinten in das Auto zu kriechen. So gesagt und
getan. Schwester Cecilia blieb mitten auf der Straße stehen,
bis ein schwerer amerikanischer Lastwagen kam; dieser mußte
knarrend anhalten, wollte er sie nicht überfahren. Ich kletterte
schnell hinten mit meinen Kindern in das Auto, und ja
wirklich, nach einigen Flüchen, die der Fahrer gegen
Schwester Cecilia ausstieß, zog der Wagen an, und wir
fuhren weiter. Durch einen Spalt in der Rückwand der Plane
konnte ich noch meine tapfere Freundin sehen und ihr
zuwinken. Ich war vorläufig gerettet. Bei der Kontrolle,
ungefähr 30 km weiter, wurde ich entdeckt, aber man war
viel zu beschäftigt, ich machte mich zu Fuß auf den Weg…
Wohin, wohin…? Ich fühlte mich wie ein gejagtes Reh, ohne
Zuhause, ohne Vaterland, ohne Geld, ohne Familie. Ich hatte
zwar für ein offizielles Papier gesorgt: “Frau Rost und ihre
Kinder aus Deventer/Holland wurden zur stationären
Behandlung im Stadtkrankenhaus Cuxhaven aufgenommen.
Frau Rost litt an Fieber im Wochenbett, das Neugeborene an
Ernährungsstörungen mit Gewichtsverlust, die beiden älteren
Kinder an Bronchitis, teils mit Fieber. Mutter und Kinder
sind soweit wieder hergestellt, daß sie aus der
Krankenhausbehandlung entlassen werden können. Die
Entlassung ist wegen Überfüllung des Krankenhauses
dringlich, da die Betten benötigt werden. Schilling,
Chefarzt.”
Wir wandern an der Seite einer Hauptstraße, eine Frau, ein
Kinder- Wägelchen vor sich herschiebend, mit einem Baby
und einen Kind in dem Wägelchen, das größere Kind neben
mir gehend, sich an meiner Jacke festhaltend. Wo war nun der
25
Unterschied zwischen einer Präsidentenfrau mit ihren Kleinen
und einer gewöhnlichen Vagabundin? Wir waren von Gott
und aller Welt verlassen, es fuhr kein Zug, kein Bus, es war
nicht einmal ein Wegweiser zu sehen. Deutschland hatte
den Krieg verloren - oh armes, verwüstetes, einsames Land,
geschlagen, bombardiert, vernichtet…
Plötzlich hielt ein MP (Militär Polizei)-Auto neben mir mit
zwei dieser grausigen Kerle mit roten Mützen darin.
Drohend schauten sie auf dies Landstreicher-Bild, bösartig
sagten sie mir, daß es verboten sei, sich auf der Straße
aufzuhalten oder gar zu gehen. Ob ich dies nicht wisse; es
war völlig gegen die durch die Besatzer bestimmten Regeln.
Ich wußte von nichts. Irgendwo aus einer meiner vielen
Taschen holte ich ein verkrumpeltes Stückchen Papier.
Darauf war ein gestohlener englischer Stempel zu sehen, den
ich noch im Krankenhaus bekommen hatte. Das war meine
letzte Chance; ich wußte, daß es eine gewagte Sache war, die
zur Enthüllung meiner waren Identität hätte führen können.
Das Ergebnis war überraschend. Plötzlich fragte er mich
freundlich: “Wo mußt Du hin, und sprichst Du englisch?” Ich
beeilte mich zu sagen, daß ich englisch spreche, und wirklich
unglaublich, ich wurde mit meinen Kindern auf den Wagen
gesetzt und bekam den Auftrag zu dolmetschen. So
erreichten wir nach einer langen Fahrt auf holpriger Straße
Hildesheim. Dort mußte ich sofort den Jeep verlassen, denn
plötzlich hatten sie es sehr eilig. Auf dem Fußweg
zurückgelassen, sprach mich ein kleiner Junge an: „Wer bist
Du, wo willst Du hin?”.
Ich sagte zu dem kleinen Jungchen, daß ich keine Unterkunft
hätte… „Oh”, sagte er: „Komm mit, meine Mutti hat ein
Zimmer...” Und so ging ich hinter diesem kleinen
reizenden Jungen her, mit meinen Knirpsen. Ganz
26
Hildesheim war bombardiert, und von jedem Haus war nur ein
kleines Stückchen bewohnbar.... Wir kamen in ein Zimmer,
wo „Mutti” mit acht Kindern an einem Tisch saß… Weiter
zwei Stühle und ein Bett… das war ihr ganzer Besitz. Der
kleine Junge erzählte aufgeregt über uns. Die Mutter sagte,
wo soviele sind können Sie auch noch dazu. Da ich
bestimmt sehr schlecht aussah, drang sie darauf, daß ich auf
dem einzigen Bett liegen müßte um auszuruhen. Für mich
eine Wohltat. Wir durften die Nacht dort bleiben, und am
folgenden Tag ging es zu Fuß nach Goslar weiter. Ich hatte
Glück, ich konnte mit einem großen Lastwagen mitfahren,
und so kamen wir wirklich in Goslar an. Goslar war nicht
durch die Russen besetzt; welch ein ungeheures Glück, sollten
meine Eltern, meine Schwiegermutter hier noch sein und
lebe?! Ich war schwindelig, als ich am Haus einer Schwester
meines Vaters klingelte, und wer öffnete die Tür? Mein
Schwager Wim. Wir flogen uns um den Hals, auch mein
Schwiegermütterchen war da, oh welch ganzes Glück!
Plötzlich wurde mein Schwager aber sehr ernst und sagte:
“Dein Vater liegt im Sterben, vielleicht schaffst du es, ihn
noch gerade lebend anzutreffen.” Ich rannte mit meinen
Kindern zum Fremdenheim Kloster Frankenberg, ließ Herre in
seinem Wägelchen kurz allein auf dem kleinen Platz und
stürmte in das Zimmer meiner Eltern, die da ein
Zufluchtszimmer gefunden hatten. Meine Mutter saß am Bett
meines Vaters, ja, er lebte noch… Langsam, ganz langsam
öffnete er seine Augen und schaute mich an, minutenlang...
“lebst du noch und die Kinder?” Ich holte schnell Herre herein
und ließ ihn die drei Jungens sehen; dann geschah ein Wunder.
Mein Vater wollte wieder leben, und es glückte.
Überglücklich, waren wir nun wenigstens wieder zusammen.
Aber was war mit meinem Mann und meinem Bruder
27
Wim.... Man hatte Gerüchte gehört, daß Rost van Tonningen
tot sei, auch mein Bruder Wim…
Welche Kraft mußte man innerlich aufbringen, um in dieser
Zeit nicht den Glauben zu verlieren, den Glauben an ein Ideal
und besonders den Glauben an die Menschen.
Es war an einem dieser Tage, daß ich, “ja ich” mir plötzlich
klar wurde - ich stehe allein, mein Mann ist vielleicht nicht
mehr. Mein Gott, ich habe drei kleine Kinder, was nun? Das
“LOS”, mein Schicksal hat mich zum Leben bestimmt. Oh
wäre ich nun doch auch hingegangen, genauso wie mein
Mann und mein Bruder Wim. Doch meinem Lebenslauf war
deutlich noch nicht zu Ende. Es lag an mir, noch eine schwere
Aufgabe zu übernehmen; ich mußte meine Kinder noch
erziehen!
In wessen Brust das “Es war einmal” seines Geschlechtes
nicht wach ist, der hat auch keine Zukunft, die ihm gehört.
Lauschen wir wieder auf der Ahnen Stimmen und hüten wir
das vor fremder Hand, was aus der eigenen Seele wachsen
will.
Stärker als Heere ist der Mensch, der den Gewalten sein
heiles “Ich” entgegenzustellen vermag.
Wulf Sörensen,
die Stimme der Ahnen.
28
4. Der verlorene Krieg
Es werden über den Zweiten Weltkrieg alle möglichen
Geschichten erzählt. Die Behauptung, Hitler habe den Krieg
gewollt, ist die unwahrste davon. Im Gegenteil: genau wie vor
dem Ersten Weltkrieg, haben die Alliierten eine
Einkreisungspolitik gegen Deutschland betrieben. Dabei
mußten sie den Zündfunken im Osten suchen. Er war bekannt,
daß Gegensätze zwischen Polen und Volksdeutschen, die bis
zum Ende des Ersten Weltkrieges zu Deutschland gehört
hatten, bestanden. Der polnische Staatssekretär für
auswärtige Angelegenheiten, Graf Szembek erzählte in
seinem Tagebuch, daß der Gouverneur der polnischen
Provinz Ostoberschlesien, der mit Namen genannt wird, der
Herr Grascynski, die Deutschen in seiner Provinz ausrotten
wollte. Das war auch den Briten bekannt, und bereits Jahre
vorher hatte man den Polen die Unterstützung der Alliierten
zugesichert, wenn ein Krieg ausbrechen würde. Anhand der
Berichte des polnischen Botschafters in Washington, Graf
Potocky, war man im Bilde, daß die Zweite und die Dritte
Internationale, Juden und Rüstungsfabrikanten nichts mehr
wünschten, als daß der Zweite Weltkrieg möglichst bald
ausbrechen möge. Graf Szembeck schreibt darüber: “Man
behandelt uns hier wie ein Negervolk und will den Krieg auf
unserem Rücken führen.” Außerdem ließ dieses Tagebuch
deutlich erkennen, daß bei ehrlichen Verhandlungen mit dem
Dritten Reich der Friede hätte erhalten bleiben können. Es ist
deswegen nicht das Dritte Reich gewesen, das den Zweiten
Weltkrieg verursachte, wohl aber die unerhörte Aggression der
Vereinigten Staaten, deren Präsident Franklin Delano
Roosevelt erklärte: die Grenzen der Vereinigten Staaten liegen
29
am RHEIN.... Es war deswegen auch durchaus verständlich,
daß deutsche Truppen ihren Volksgenossen zu Hilfe kamen,
als Deutsche von den Polen bedrängt und ermordet wurden.
30
SONDERBEFEHL
für die deutsche Bevölkerung der Stadt Bad
Salzbrunn einschließlich Ortsteil Sandberg.
Laut Befehl der Polnischen Regierung wird befohlen:
1. Am 14 Juli 1945 ab 6 bis 9 Uhr wird eine Umsiedlung
der deutschen Bevölkerung stattfinden.
2. Die deutsche Bevölkerung wird in das Gebiet westlich des
Flußes Neiße umgesiedelt.
3.
Jeder Deutsche darf höchstens 20 kg Reisegepäck
mitnehmen.
4. Kein Transport (Wagen, Ochsen, Pferde, Kühe usw.)
wird erlaubt.
5. Das ganze lebende und tote Inventar in unbeschädigtem
Zustande bleibt Eigentum der polnischen Regierung.
6. Die letzte Umsiedlungsfrist läuft am 14. Juli 10 Uhr ab.
7.
Nichtausführung des Befehls wird mit schärfsten
Strafen verfolgt, einschließlich Waffengebrauch.
8. Auch mit Waffengebrauch wird verhindert Sabotage und
Plünderung.
9.
Sammelplatz an der Straße Bhf. Bad SalzbrunnAdelsbacher Weg in einer Marschkolonne zu 4 Personen.
Spitze der Kolonne 20 Meter vor der Ortschaft Adelsbach.
10. D i e j e n i g e n Deutschen, d i e im B e s i t z
der Nichtevakuierungsbescheinigungen sind, dürfen die
Wohnung mit ihren Angehörigen in der Zeit von 5 bis 14
Uhr nicht verlassen.
11. Alle Wohnungen in der Stadt müssen offen bleiben, die
Wohnungs- und Hausschlüssel müssen nach außen gesteckt
werden.
31
Bad Salzbrunn, 14. Juli 1945, 6.00 Uhr.
ABSCHNITTSKOMMANDANT
(-) Zinkowski, Oberstleutnant
Von Anfang an haben die Alliierten auf eine bedingungslose
Kapitulation hingesteuert. Denn es ging nicht allein um
Deutschland, sondern um ganz Europa, dessen kultureller
Mittelpunkt Deutschland war: die europäische Kultur sollte
vernichtet werden. Als dann am 8. Mai 1945 diese
bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht unter
Großadmiral Dönitz stattfand, war dieses Ziel erreicht, das
man bereits jahrelang angestrebt hatte. Die große Raubaktion
konnte nun in Deutschland und den anderen besiegten
Ländern beginnen. Dies galt buchstäblich für alles!! Patente,
Erfindungen und sogar die Erfinder persönlich, wurden
insgesamt “Kriegsbeute”. Und so ging es auch mit allem
Privateigentum... Ausgeraubt wurden auch die Soldaten des
Heeres, der Waffen-SS, der Marine und der Luftwaffe. Der
Marschallstab von Großadmiral Dönitz, ebenso sein
Interimsstab, Auszeichnungen und Rangabzeichen, die
Schulterstücke der Offiziere wurden weggenommen.
Außerdem wurden private Gegenstände, wie Papiere,
Füllfederhalter, Photos von Familienangehörigen und
ähnliche Dinge geraubt. Diese Behandlung war absolut
unvereinbar mit der Genfer Konvention, aber die Alliierten
störten sich an keinen Konventionen und steuerten
unmittelbar auf einen Kriegsverbrecherprozeß los. Dabei
wurde jeder nach Gesetzen verurteilt, die erst NACH dem
Zweiten Weltkrieg erlassen worden waren. Diesen Gesetzen
wurde rückwirkende Kraft verliehen. Das war ein flagranter
Verstoß gegen alle bisher geltenden Rechtsnormen.
32
Als die Mitglieder der Reichsregierung gefangengenommen
wurden, ließ man sie erst eine Stunde in der Halle des
Gebäudes warten. Unter schwerer Bewachung wurde Graf
Schwerin von Krosigk mit den anderen Mitgliedern der
Reichsregierung und Generaloberst Jodl mit der Führung des
Oberkommandos der Wehrmacht verhaftet. Von ihnen
erfuhren wir den Ablauf der Geschehnisse im
Regierungsgebäude. Mit einem militärischen Aufgebot an
Panzern, Infanterie und Militärpolizei, das in keinem
Verhältnis zu der Aufgabe der Festnahme stand, trat man dort
auf. Es mußte ein großes Schauspiel daraus gemacht werden.
Genau wie heute, gab es auch damals den gewaltigen Zirkus
der “Ticker-Tape Parade” in New York, um die “Helden” als
Sieger zu feiern. Die Soldaten der 11. englischen Division
spielten diese Rolle auf alle Fälle genau so gut, wie vorher
der englische Kapitän im Haus des Großadmirals. Im
Regierungsgebäude ertönte, kurz nach Beginn der Sitzung,
wobei den Regierungsmitglieder die Militärs mit angelegten
Maschinenpistolen und Handgranaten gegenüberstanden,
der Befehl: “Hände hoch und Hosen runter!!!!” Die Presse
war dabei, die dann Gelegenheit hatte, dieses
entwürdigende Schauspiel zu photographieren. Alles war
ausgerichtet auf eine organisierte Ausplünderung der
Mitglieder der Regierung und des Oberkommandos der
Wehrmacht. Generalmajor Remer gibt in seinem Buch:
“Kriegshetze gegen Deutschland” die Erklärung des
Großadmirals Dönitz wieder:
1. Die Kapitulation ist von meinen Beauftragten auf
Grund einer schriftlichen Vollmacht geschlossen
worden, die ich als Staatsoberhaupt des Deutschen
Reiches und damit als oberster Befehlshaber der
33
2.
3.
4.
5.
6.
Wehrmacht ausgestellt habe, und die in dieser Form
von den bevollmächtigten Vertretern der Alliierten.
Streitkräfte verlangt war und anerkannt wurde. Die
Alliierten
haben
mich
damit
selbst
als
Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches anerkannt.
Durch die mit meiner Vollmacht am 9. Mai 1945
abgeschlossene bedingungslose Kapitulation der drei
deutschen Wehrmachtsteile hat weder das Deutsche
Reich aufgehört zu bestehen, noch ist damit mein
Amt
als
Staatsoberhaupt beendet worden. Auch die
von mir berufene geschäftsführende Regierung ist
im Amt geblieben; mit ihr hat die Alliierte
Überwachungskommission in Flensburg bis zum 23.
Mai in Geschäftsverkehr gestanden.
Die im Anschluss an die Kapitulation erfolgte
vollständige Besetzung des deutschen Reichsgebietes
hat an dieser Rechtslage nichts geändert. Sie hat nur
mich und meine Regierung tatsächlich behindert,
in Deutschland Regierungshandlungen zu vollziehen.
Ebenso wenig konnte meine und meiner Regierung
Gefangennahme auf die dargelegte Rechtslage
Einfluß haben. Sie hat nur zur Folge, daß jede
tatsächliche Amtstätigkeit für mich und meine
Regierung vollständig aufhörte.
Mit dieser Auffassung über die Rechtsfolgen der
erwähnten militärischen Vorgänge befinde ich mich
in Übereinstimmung mit den allgemein anerkannten
Grundsätzen des Völkerrechts.”
Diese Erklärung von Dönitz ist nicht nur historisch wertvoll,
sondern sie hat auch völkerrechtliche Bedeutung. Es gibt
34
nämlich keinen legalen Akt der Siegernationen, der die
Beendigung des Deutschen Reiches erklärt hat. Dönitz war
als derzeitiges Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches
gezwungen,
die
bedingungslose
Kapitulation
zu
unterzeichnen. Das Deutsche Reich blieb existent.
Generalmajor O.E. Remer hatte Hitler das letzte Mal
besucht und fand ihn durch die Jahre gezeichnet, einen
geistig völlig klaren Mann, trotz der äußerst verzweifelten
Lage wie ein Fels Kraft und Vertrauen ausstrahlend. Remer
schreibt: “Ich habe lange über diese meine letzte Begegnung
mit Hitler nachgedacht. Ich hatte immer wieder die Vision,
dem Großen König, dem alten Fritz, begegnet zu sein, als er,
gramgebeugt übers Schlachtfeld reitend, einem jammernden
schwerverwundeten Fähnrich zurief: “Sterbe Er anständig,
Junker!” Ähnlich klangen mir die soeben gehörten Worte
des Führers in den Ohren: “In einem ehrenvollen Untergang
liegt der Keim des Aufstiegs.” Für mich als Soldat war das
Auftrag und Verpflichtung.”
Die Heimat
Wenn ich den Wandrer frage: Wo kommst Du her?
Von Hause, von Hause, spricht er und seufzet schwer.
Wenn ich den Wandrer frage: Wo gehst Du hin?
Nach Hause, nach Hause, spricht er mit frohem Sinn.
Wenn ich den Wandrer frage: Wo blüht Dein Glück?
Zu Hause, zu Hause, spricht er mit feuchtem Blick.
Und wenn er mich nun fraget: Was drückt Dich schwer?
Ich kann nicht nach Hause, hab keine Heimat mehr.
35
Hilversum, September 1925 Von G. A. Heubel (Meinen
Vater)
36
5. Dramatische Jahre in einer
umgewandelten Welt
Meine Ankunft in Goslar mit meinen drei kleinen Söhnen
war eine große Freude, ein Aufatmen, eine Ruhepause in
einem “nicht zu beschreibenden, tief ergreifenden Leid”.
Wie nah liegen Leben und Tod nebeneinander…?
War ich jetzt Witwe oder war ich keine Witwe…?
Man hat mich jahrelang im Ungewissen gelassen. Der eine
erzählte mir, mein Mann sei aus drei Metern Höhe aus dem
Fenster gesprungen, der andere behauptet, “sie haben ihn tot
dahin gebracht, Selbstmord - kein Selbstmord. Mord, ja
Mord. Nein, sagte wieder jemand anders - er wußte es
sicher. Er habe flüchten können und sei nach Argentinien
gegangen. Sie erhalten von dort Nachricht. Eines steht
jedenfalls fest: man hat mich durch die englische Besatzung
in Haft nehmen lassen, damit ich die Adresse des Verstecks
meines Mannes angebe, da sie nicht glauben wollten, daß ich
selbst nichts über meinen Mann wußte. Mein Mann werde
dringend für eine “Neuorganisation” bei der “Bank von
England” gebraucht. Mein Mann hatte auf finanziellwirtschaftlichen Gebiet dort einen sehr guten Ruf… So
sieht man…: des einen Not - des anderen Brot…
Es war für mich eine große Beruhigung, daß ich meine Eltern
in Goslar wiedergefunden hatte; was wäre auch sonst mit
mir geschehen! Meine drei Söhne hatten ihre Großeltern, die
sie sehr liebten; die Nestwärme war für sie gesichert. Jetzt hinterher - begriff ich erst, durch welche Gefahren meine
Kinder und ich gegangen waren. Wie war es eigentlich
möglich, daß wir noch lebten…? Und unser geliebtes Goslar
stand noch, es wurde nicht bombardiert, wie sonst nahezu
37
ganz Deutschland vernichtet wurde - Dörfer, Städte. Tod,
Untergang…
Denken wir nur an Dresden, die Stadt, die in der Nacht
vom 13. zum 14. Februar durch die englisch-amerikanische
Luftwaffe bombardiert wurde, ein Massenmord, bei
dem innerhalb von 15 Stunden 488.000 Menschen
umgebracht wurden, qualvoll verbrannten. Davon:
37.000 kleine Kinder und Säuglinge.
46.000 schulpflichtige Kinder.
55.000 Kriegsversehrte, Ärzte, Krankenpflege-Personen.
12.800 Mitglieder der Rettungsdienste.
330.000 alte Frauen und Männer.
“Wer das Weinen verlernt hat, der lernte es wieder
beim Untergang Dresdens”, sagte entsetzt der große
Dichter Gerhart Hauptmann.
Auf dem Gedenkstein des Heidefriedhofes von Dresden
steht:
Wieviele starben
Wer kennt die Zahl?
An deinen Wunden
sieht man die Qual
der Namenlosen
die hier verbrannt
im Höllenfeuer
von Menschenhand.
Wohl war Goslar dieses Schicksal erspart geblieben; inmitten
von Tod und Verwüstung stand es da, wie eine einsame Oase,
die Ruhe und Geborgenheit versprach. Doch ich vergesse
nie, wie ich mit meinen Kindern weinend am Rand der
Straße stand und miterlebte, wie hunderte, wenn nicht
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Tausende deutsche Offiziere mit ihren Soldaten, selbst jetzt
noch in Reih und Glied, in Goslar einmarschierten, um hier
in den Hotels, „Piper’’, ’Römischer Hof’, die als Kaserne
dienten, wenn auch mit Läusen, Hungerödem höchsten
Grades, mit geschwollenen Beinen und Körpern,
untergebracht zu werden. Arme Kerle, armes Deutschland,
das gegen diese Horden den Krieg verlieren mußte! Einige
Tage nach meiner Ankunft in Goslar wurde ich durch einen
englisch-niederländischen Verbindungsoffizier abgeholt.
Vierundzwanzig Stunden wurde ich ohne jegliche Ruhe- oder
Schlafpause verhört. Am Ende dieses Verhöres sagte dieser
Verbindungsoffizier: “Ich spreche Ihnen meine Hochachtung
aus. Sie haben zum größten Teil die Wahrheit gesagt,
deswegen lasse ich Sie frei. Ich gebe Ihnen jedoch den Rat,
machen Sie, daß Sie schnell wegkommen. Ich weiß, daß der
Russe Sie gefangen nehmen will.” Ich dankte diesem guten
Mann und sorgte dafür, daß ich unauffindbar wurde. Kraft
und Trost bekam ich von meinem jüngsten Sohn, wenn ich
allein mit ihm war: “Lieber”, sagte ich dann, “Dein Vadi hat
bereits bevor Deiner Geburt soviel über Dich nachgedacht
und gesprochen und nannte Dich unser “Wendekind”, denn
Deine Geburt bedeutete für Vadi und mich “DIE WENDE”“.
Leider sollte das nicht so sein. Die Jahre 1945, 1946 und
1947 sind für mich Jahre der Gefangenschaft, Flucht mit
oder ohne meine Kinder gewesen. Etwas Malen, um das
Essen für meine Eltern und Kinder zu verdienen, Blaubeeren
pflücken, Pilze suchen in den Wäldern, um am Leben zu
bleiben, oder zu tauschen gegen etwas anderes Nötiges.
Meine Eltern und meine liebe Schwiegermutter blieben
innig mit mir verbunden. Ihre Haltung blieb unbeugsam
stolz - obwohl sie alles verloren hatten. Meine Eltern hatten
innerhalb eines Jahres nicht nur Haus, renomiertes Geschäft,
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Vermögen eingebüßt, sondern auch ihren ältesten Sohn
Dolf. Er starb nach seiner Operation in den Niederlanden,
wegen einer furchtbaren Gefangenschaft in NiederländischIndien bei den Japanern, und auch ihr zweiter Sohn, Wim
Heubel, fiel am 28. April 1945 an der Front als Offizier der
Waffen-SS, und dann mein Mann, der ihnen wie ihr eigener
Sohn war.
Meine Schwiegermutter verlor ihren jüngsten Sohn, ihren
Augapfel, meinen Mann. Als sie die Grenze in die
Niederlande überschreiten wollte, Anfang 1946, wurde sie
noch mit ihren 75 Jahren verhaftet und in ein KZ gebracht,
wo sie allerdings durch ihren ältesten Sohn Nico
herausgeholt wurde, der inzwischen zum Konteradmiral
Chef des “Militair Tehuis” von Ihrer Majestät der Königin
ernannt worden war. Doch mein liebes Schwiegermütterchen
hat all das Elend nicht mehr verkraften können. Sie ist
jämmerlich gestorben. Bei all meinen vielen Verlegungen
wurde ich diesmal in das Bewährungslager Fort Honswijk in
Schalkwijk gebracht. Zur “Krönung” des Tages veranlaßte
die Bewachung, daß ich, die einzige Frau, die sich in einem
der Keller befand, jeden Tag auf einer Art Turm stehen
mußte um zuzusehen, wie meine armen SS-Mitgefangenen
vorbeimarschieren mußten - Männer mit einem Bein, einem
Arm, weggeschossenem Kiefer... Es war mit einem Wort
grausam, diesen Sadismus miterleben zu müssen. Danach
wurden diese armen Männer jeden Tag auf einen Tisch
gesetzt, und ich mußte sagen, wer sie waren. Wenn ich das
nicht wußte, wurden sie geschlagen; ein furchtbares Elend.
Dann stieß man sie alle in einen viel zu kleinen Raum, in
dem Stacheldraht war, durch den sie sich schwer verletzten.
Eines Tages wurde die Nr. 1367 durch den Lautsprecher
aufgerufen; ich, Nr. 1367, schlenderte langsam, wie befohlen,
40
mit meinen Holzschuhen und einem kleines Bündel Kleider
unter dem Arm zum Ausgang und sah zwei Autos stehen eines ein Gefängnisauto und eines mit dem Autokennzeichen
CD (Corps Diplomatique). Automatisch wollte ich in das
Gefängnisauto einsteigen, doch kurz zuvor wurde mir vom
Lautsprecher aus befohlen, ich solle in das CD-Auto
einsteigen, wo die Kriminalbeamten Luyendijk und Karsten
mich erwarteten. Ich wurde zum Hotel “Jan Tabak”
gefahren, das zwischen Huizen und Laren liegt. Dort wurde
mir gesagt, daß ich andere Kleider, die sie für mich
mitgebracht hatten, anziehen solle. Zugleich sollte ich Geld
einnähen, deutsches und niederländisches Geld. Als ich
hinunterkam, wartete ein Dinner auf mich. Doch, da ich nur
noch 98 Pfund wog und kaum eine gute Ernährung gehabt
hatte, wagte ich nicht, viel zu essen. In zwei Stunden
erzählten mir die Herren zu meiner großen Überraschung,
wie sie meinem Mann und mir während des Krieges immer
gefolgt waren. Tatsächlich wußten sie überraschende Dinge
zu erzählen, zum Beispiel, wie ich mit meinem Mann vor dem
Antikgeschäft Catz in Dieren stand und einen Scherz mit ihm
machte, wobei ich ihm den Hut über sein Gesicht zog…
Einige Stunden später wurde ich nach Enschede gebracht,
mit dem Befehl die Rolle der Frau eines Generals des
Grenzschutzes zu spielen; wir saßen an einem großen Tisch
mit vielen Militärs. Im Laufe des Abends bekam ich einen
leichten Klaps auf meine Schulter mit dem Befehl: “Komm
mit…” Ich wurde dann in ein Rotkreuz-Auto gestoßen, die
Tür wurde hinter mir verriegelt, und ab ging es über Stock
und Stein… irgendwohin. Schließlich endete die Fahrt in
Burgsteinfurt, wo die beiden Herren mich in einen Zug
Richtung Hildesheim setzten. Sie blieben so lange stehen und
41
schauten, bis sie sicher waren, daß ich wirklich abgereist
war....
In Goslar angekommen, bekam ich im Kloster Frankenberg
für mich und die Kinder ein Zimmer. Vorher hatten sie im
Hauptgebäude bei meinen Eltern im Doppelzimmer
geschlafen. Doch lange durfte ich nicht in diesem Zimmer
bleiben. Des Nachts wurde ich plötzlich durch Soldaten
geweckt, die durch das Fenster in meinem Zimmer
eingedrungen waren. Sie setzen mir die Pistole auf die Brust
und befahlen mir, sofort mitzukommen. Ich mußte meine
drei kleinen Jungen allein zurücklassen, die Gott sei Dank
nicht wach wurden. Ich legte ein Briefchen in einen Schuh
vor dem anderen Zimmer mit meiner Ampulle Gift und der
Mitteilung für meine Eltern, für die Kinder liebevoll zu
sorgen, da ich leider weggeschlept werde, und die Ampulle
Gift, die mir der Stabsarzt in Terschelling gegeben hatte
aufzubewahren. Ich wurde in ein Auto gestoßen in dem
bereits SS-Männer saßen, die aus dem Krankenhaus von
einer Operation weg einfach mit mußten. Bei einem war der
Kiefer weggeschossen, bei dem zweiten das Bein amputiert,
und ein dritter hatte beide Beine verloren. Dieses RotkreuzAuto wurde, nachdem ich verhaftet und eingeladen war,
abgeschlossen, und so wurden wir in die Niederlande
gebracht. Wir konnten das Auto nicht verlassen, weil es
ständig zugesperrt war. Mehr als 36 Stunden mußten wir alle
zusammen in diesem kleinen Raum verbringen. Wir waren alle
beinahe tot durch den Mangel an Sauerstoff und den
unerträglichen Gestank der unversorgten Wunden dieser
armen Menschen. Wahrscheinlich war der Zweck dieser
Fahrt, daß wir alle vier sterben sollten, dann wären sie uns
losgewesen. Viel später bei einem Fluchtversuch, bei dem
ich mit einer Freundin an einem Grenzposten vorbeigehen
42
mußte, stolperte sie im entscheidenden Augenblick, wobei die
Tüte mit Kaffeebohnen, die sie in ihrem Busen versteckt
hatte, um sie mit nach Deutschland zu nehmen, herausfiel
und zerplatzte. Ich mußte weitergehen, verzweifelt über ihr
Pech und ihr Ungeschick. Einige Stunden später wurde aber
auch ich entdeckt, verhaftet und zu einem Bauernhof im
damaligen “Niemandsland”, dem Gebiet zwischen
Deutschland und Holland, gebracht. Dabei fragte der
Kommandant, der mich gefangen hatte, nach meinem
Namen. Dieser Mann war so überglücklich, Rost van
Tonningen gefangen zu haben, daß er sich in seinen
Träumen schon befördert sah. Und um dies zu feiern,
besoff er sich gründlich an dem Wein, den der dort
gefunden hatte. Benebelt von dem vielen Wein, schlief er
ein und begann zu schnarchen. Daher wagte ich es, die Tür
leise zu öffnen, meine Freundin zu befreien, und nach vielen
weiteren Schwierigkeiten sind wir doch zusammen gesund
in Goslar angekommen.
Leider war es für meine Eltern nicht mehr möglich, länger in
Deutschland zu bleiben. Das Geld reichte nicht mehr hin und
her. Und ich konnte durch meine Malerei immer weniger
verdienen. Mit letzter Kraftanstrengung vermochte ich,
meine Mutter und meinen jüngsten Sohn in die Niederlande
reisen zu lassen. Meine beiden anderen Söhne konnten mit
einem niederländischen Transport mitfahren, und ich selbst,
wie fast immer, mußte wiederum versuchen, schwarz über
das “Niemandsland” zu kommen. Das Glück war mit mir,
alles gelang, und so kam es, daß wir, meine Mutter, meine
drei Söhne und ich in Hilversum bei meiner Großmutter, der
Mutter meiner Mutter, zusammenfanden. Wir waren so
unendlich glücklich, daß ich dabei die Vorsicht außeracht
ließ. Es war ein herrlicher Abend, doch auch unser letzter
43
Abend. Am nächsten Tag stand die Hilversumer Polizei vor
dem Haus. Meine Mutter wurde verhaftet und über die
Grenze abgeschoben. Sie mußte sich ganz auskleiden und
selbst eine Scheidenuntersuchung über sich ergehen lassen,
mit der Begründung, daß sie dort vielleicht Geld versteckt
habe… Nebenbei wurde ihr der ganze Schmuck
abgenommen, besser gesagt: durch die Beamten gestohlen; nie
hat sie irgend etwas davon zurückbekommen. Ich wurde bei
der Polizei einquartiert, um später nach Amsterdam
überfuhrt zu werden. Meine Kinder wurden zuerst bei lieben
Bekannten untergebracht.
Die Behausung im Amsterdamer Polizeibüro war so
miserabel, daß ich glaubte, sterben zu müssen, denn in der
Zelle war kaum frische Luft zum Atmen, kein Wasser, kaum
Nahrung, wohl aber Tag und Nacht Licht, auch beim
Schlafen immer aufs Gesicht gerichtet. Dabei kamen jeden
Tag Männer, die sich bei mir einführten als “Brüder des
Katholischen sanitären Dienstes”, nur um mich zu quälen.
Mit ihren schmutzigen Händen müßten sie meine
Gebärmutter untersuchen, sagten sie, dabei führten sie so
gemeine Stöße aus, daß ich das Bewußtsein verlor. Für sie
war es offenbar ein alltäglicher Spaß. Ein Anstaltsgeistlicher
fand mich blutend am Boden. Er brachte mich
augenblicklich in die Krankenabteilung, wodurch ich dieser
Hölle entgangen bin. Dank dieses Anstaltgeistlichen bin ich
am Leben geblieben. Von meiner Schwester bekam ich eine
kleine Briefkarte, auf der zu lesen stand: “Diese Ruhe wird
Dir gut tun.” Über soviel Begriffsstutzigkeit wurde ich böse,
so daß ich nun erst recht zeigen wollte, daß ich trotzdem
weiterleben würde… Mit Hilfe eines guten Anwalts kam ich
frei... und nun endgültig.
44
Da ich keine Familie hatte, die mich liebevoll aufnehmen
wollte, zog ich zu einem entfernten Vetter meines Mannes, um
dort den Haushalt zu versorgen. Der Aufenthalt dort war für
mich die Hölle, da der Mann wohl dem Alkohol verfallen
war. Ich hatte aber ein Dach über dem Kopf, und das war für
mich jetzt das Allerwichtigste. Mit vielen Schwierigkeiten
glückte es mir, meine drei kleinen Kerlchen wieder bei mir
unterzubringen, damit war meine Familie wieder zusammen.
Welch ein Glück, welch ein Reichtum für eine Mutter!
War dies alles nicht eine umgekehrte Welt, in der
vaterlandsliebende Menschen immer verfolgt wurden
und dankbar sein mußten, wenigstens ein Dach über dem
Kopf zu haben! Aller Besitz war uns genommen, wir waren
bestohlen und beraubt. Die Demokratie war zu einer
Karikatur geworden. Anstelle einer Demokratie für das
Volk hatten wir jetzt eine Demokratie gegen das Volk
bekommen.
Florrie !
Sie stand im Schatten
und suchte das Licht,
Das Auge, so jung,
auf die Zukunft gericht'.
Sie hörte die Lügen
und sah das Gezücht.
Sie hatt' ein Verlangen
nach allem, was rein.
Sie hatt' ein Verlangen
nach dem Ideal
das sauber und stark war
45
wie edeler Stahl.
Das rein wie das Blut
eines alten Geschlechts
wie leuchtende Sterne
in dunkler Nacht.
Und als sie es fand,
ihr schönes Ideal
da bracht' es ihr Freude
und brachte ihr Qual.
Doch ging auch die Freude
und blieb auch der Schmerz
Sie birgt die Ideale
noch immer im Herz.
Zij stond in de schaduw
en zocht naar het licht,
Het oog, noch ZO jong,
Op de toekomst gericht.
Zij hoorde de leugen
En zag het venijn.
Zij had een verlangen
Naar alles wat rein
Zij had het verlangen
Naar HET ideaal,
Dat zuiver en sterk was
Als edele staal.
Dat rein als het bloed
Van het oude geslacht,
Als lichtend sterren
In donkere nacht.
En toen zij het vond,
46
Haar schoon ideaal,
Toen bracht het haar vreugde
En bracht het haar kwaal.
Maar ging ook de vreugde
En bleef ook de smart,
Zij draagt idealen
Nog steeds in haar hart.
Peter Kooymans.
47
6. Offenbarung
Es ist mir kürzlich erst offenbar geworden, daß es 1945 die
Absicht der Engländer gewesen war, meinen Mann zu
zwingen, seine Fähigkeiten in ihren Dienst zu stellen.
Durch meine Gefangennahme in Goslar, (Goslar hatte eine
englische Besatzung), und die damit verbundenen
unvorstellbaren Mißhandlungen, wollte man versuchen, das
Versteck meines Mannes in Erfahrung zu bringen. Als
bekannter internationaler Ökonom, bekannt als Vertreter der
Niederlande im Völkerbund, später an zweiter Stelle
stehend, Leiter der NSB, wollte man meinem Mann den
zwingenden Befehl geben, die ‘The Bank of England’ zu
reorganisieren. Ähnlich wie Wernher von Braun sollte mein
Mann gefangengenommen und nach England gebracht
werden, um ihm unter strenger Aufsicht die Reorganisation
aufzuzwingen.
Weil ich aber als Gefangene von einzelnen englischen
Offizieren in Goslar nicht antworten konnte, wo mein Mann
sich aufhielt, entließ man mich. Kurz darauf vernahm ich,
daß mein Mann inzwischen schon in die Hände der
Unterwelt des Scheveninger Gefängnisses gefallen war und
dort im Auftrag und mit Geld von Prinz Bernhard auf
grauenvolle Weise durch folgende Unterweltmenschen
ermordet worden war: Pijl, Poot, Damhof, van Rijn, Pronk
en Dr. de Reus.
Mit der Post erreichte mich ein Schreiben, in dem ein
“hereboer” (Großgrundbesitzer) Bontkes, ein guter Freund
meines Mannes, mir beschreibt, wie er meinen Mann
gesehen hat, und wie er dessen Söhne in der Zukunft sieht.
48
Der Hausspruch aus dem Jahre 1751 an einem kleinen
Bauernhof, wo die Familie Bontkes sich mit meinen Söhnen
auf der Flucht eine Zeitlang aufhielt, lautet:
“ Auf Gott und das Glück hoffen wir alle Augenblicke “
Herr Bontkes schrieb:
“Es könnte möglich sein, daß der Anflug von Genialität,
welcher bei meinem Mann aus einer langen Reihe von
Vorfahren zum Vorschein kam, bei mindestens einem der
Söhne zu einer Persönlichkeit heranwächst.”
Mein Mann kam aus einer der besten niederländischen
Familien. Sein Großvater war General-Kommandant des
niederländisch-indischen Heeres und dessen Frau eine
Tochter des bekannten General-Gouverneurs Graf Johannes
van den Bosch. Von Vaters Seite also eine gute Erblinie.
Herr Bontkes weiter:
“Die Mutter der Söhne stammt von ihres Vaters Seite aus
Goslar, der alten Kaiserstadt in Niedersachsen, von wo seit
Menschengedenken urkräftige, germanische Blutströme sich
auch nach Westen bewegt haben.
Es grüne die Tanne,
Es wachse das Erz;
Gott schenke uns allen
Ein fröhliches Herz
49
Die Mutter der drei Jungen, eine rothaarige, goldglänzende
Blondine, ein englischer Typ aus intellektuell-städtischen
Kreisen, könnte man mit Bismarcks Mutter vergleichen, die
auch eine so glänzende Verbindung mit ihrem Mann
darstellte, welche ihren höchsten Ausdruck in deren Sohn
Otto fand.
Will man noch ein Beispiel nennen, wie eine große Familie
zustande kam, denke man an die Bonapartes, Vater auch
Advokat, der Dritte, der drei ersten Söhne, auch auf der
Flucht geboren, Napoleon.
Und unsichtbar gleiten dann die Gedanken vom Heute in die
Zukunft. Mögen einst die Jüngeren ausführen, was heute
bereits der Alte als eine aufsteigende Sonne aus den Nebeln
der Zukunft schimmern sieht.
DAß SIE EINMAL WERDEN SOLLEN,
WAS IHR VATER EINST SO SEHR GEWÜNSCHT:
KRÄFTIGE SPRÖSSLINGE AN SEINEM ALTEN
STAMM UND FÜHRENDE PERSÖNLICHKEITEN.”
Dietrich Batavus-Bontkes, 16. September 1946
Das Geschlecht Rost van Tonningen
Mein Schwiegervater, Marinus Bernardus Rost van
Tonningen (R.M.W.O.3,R.N.L.),
geb. Paramaribo 24. Okt. 1852, Art. Offizier O.I.L. 1872-,
50
zuletzt Generalleutnant und Lagerkommandant in
niederländ. Indien 1907 – 1909, Adjudant i.b.D. von
Königin Wilhelmina 1898 – bis zu seinem Tode.
Gest. ‘s-Gravenhage 7. Jan. 1927, tr. Ambarawa (Semarang,
Mitten-Java) 22. Nov. 1888
Jungfrau Meinouda Sara Johanna van den Bosch geb.
Temanggoeng (Kedoe, Mitten-Java), 3. Jan. 1868,
gest. ’s-Gravenhage, 14. Juli 1946, Dr. Graf Johannes
Hendrik Willem und Dorothea Wilhelmina Beukman van
der Wijck.
Meiner Schwiegermutters Familie stammte ab von dem
bekannten General-Gouverneur von Niederländisch Indien,
Graf Johannes von den Bosch.
Der Ehe entsprangen drei Söhne:
Nicolaas Albertus
Johannes Hendrik Willem
Meinoud Marinus
1. Nicolaas Albertus Rost van Tonningen (R.N.I.Go.O.N.,
G.H.O.) geb. am 8. Sept. 1889, Ambarava,
Marine-Offizier 1912 -, zuletzt Kapitän zur See 1938 –
1945,
1948 zum Vize-Admiral befördert.
Adjutant 1930-1936 und Adjutant i.b.D 1936-1948 von
Königin Wilhelmina,
General-Adjutant 1948-1954, General-Adjutant i.b.D 1954-,
Oberzeremonienmeister 1955-1962 und
Großmeister hon. 1962- von Königin Juliana,
gest. Zeist, 15. Jan. 1979.
Vormund von meinen Söhnen nach dem Tode meines
Mannes.
51
2. Johannes Hendrik Willem Rost van Tonningen,
geb. Weltevreden (Batavia), 9. Jan, 1891,
Chemie-Ingenieur, Direktor der Bataafsche Petroleum Mij.
Abt.
Balkan ’s-Gravenhage,
Nachher Direktor der Asta Romana in Rumänien,
gest. Den Haag, 7. Jan. 1970.
Mein Schwager Willem
3. Dr. Meinoud Marinus Rost van Tonningen,
geb. Soerabaja 19. Febr. 1894,
Niederland. Wirtschafts-Abgeordneter beim Völkerbund in
Wien - 1936, Hauptschriftleiter beim Het Nationale Dagblad
1936-1941, Mitglied des Parlaments 1937-1940,
Präsident der Niederländischen Bank N.V 1941-1945,
Generalsekretär des Departements für besondere
Wirtschaftsangelegenheiten und stellvertr. Generalsekretär
der Finanzen 1941-1945,
gest. ’s-Gravenhage 6. Juni 1945.
Mein Ehemann.
52
7. Meine Nachforschungen um
die Ermordung meines Mannes
Man hat mir nie eine Nachricht vom Sterben meines Mannes
zukommen lassen. Ich war daher
gezwungen,
Nachforschungen anzustellen. Nach den Ermittlungen
meines Rechtsanwaltes mußte ich mich mit der Tatsache seines
Todes abfinden. Ich erhielt einen Auszug aus dem
Sterberegister der Stadt Den Haag, daß mein Mann am 6. Juni
1945 gestorben sei. Nach fast drei Jahren kam ich durch eine
Abrechnung des niederländischen “Beheersinstitutes”
(Staatliche
niederländische
Vermögensverwaltung
beschlagnahmter Güter) dahinter, daß mein Mann mit einem
städtischen Müllwagen aus dem Gefängnis abgeholt worden
war, um ihn nach dem Gemeindekrankenhaus zu bringen. Von
unserem gesamten Vermögen wurden mir von der
Vermögensverwaltung Fl. 3.637,- ausgezahlt, wobei man die
Brutalität aufbrachte, mir den Betrag für das Wegbringen
meines Mannes mit Fl. 47,25 noch abzuziehen. Diese
abscheuliche Tatsache brachte mich auf die Spur eines
Dramas, das sich noch nach seinem Tode abgespielt hatte.
Diese Spur brachte mich zum Gemeindekrankenhaus, wo ich
mich im Wartezimmer als Patient anstellte. Doch in dem
Augenblick, als die Glocke für mich läutete, sagte ich dem
Chefarzt, ich sei kein Patient, sondern ich wolle nur die
Tatsachen über meinen Mann hören. Dieser Dr. Michael war
durch mein Erscheinen so entsetzt, weil er dadurch mit der
schrecklichen Erinnerung an die sterblichen Überreste
meines Mannes konfrontiert wurde, daß er seine weiße Jacke
auszog, mir zwei Küsse gab, mich am Arm nahm, seine ganze
Sprechstunde vergaß und mit mir zusammen die Treppe
53
hinunterging. Zutiefst bestürzt, murmelte er: “Hier haben Sie
Geld für ein Taxi, und lassen Sie sich zum Wittebrug-Friedhof
(Kerkhoflaan) fahren; fragen sie nach dem Direktor, der weiß
mehr davon”. Der Direktor dort geriet in dieselbe Lage wie
der Chefarzt, als ich ihn nach meinem Mann fragte. Er zeigte
auf ein Regal mit einer Reihe von Ordnern - alle mit der
Aufschrift: “SECRET” (Geheim). Auch er, der Herr I.C.W.
Kaenderer, nahm mich gerührt am Arm und brachte mich
zur Abteilung “Armensorge”. Dort befand sich ein
Massengrab, vier Lagen übereinander, insgesamt 16 Leichen,
alle ohne Sarg, unter einem kleinen Stein, auf dem nur
“Nummer 19” stand. Bereits im Jahre 1950 wurde von mir ein
Gesuch an Ihre Majestät die Königin eingereicht, mir den
Platz zu nennen, wo mein Mann begraben ist. Als Antwort
darauf erhielt ich von dem Kabinett der Königin die
Nachricht, daß mein Gesuch an das Justiz- und
Innenministerium weitergegeben worden sei. Ein Jahr später
kam ich auf dieses Gesuch zurück und teilte Ihrer Majestät
mit, daß ich auf mein Gesuch noch immer keine Antwort
erhalten habe. Auch jetzt erhielt ich weder vom Justiz- noch
vom Innenminister eine Antwort. Schließlich wandte ich mich
an den Bürgermeister von Den Haag, mit dem Ersuchen, die
sterblichen Überreste meines Mannes auszugraben, um sie
dann im Familiengrab beizusetzen. Das wurde vom
Bürgermeister von Den Haag abgelehnt, worauf ich in
Berufung ging beim “Raad van State. Auch da wurde ich
abgewiesen, und man hat diese Ablehnung so lange auf die
lange Bank geschoben, bis der “Raad van State” sagen
konnte, daß das Grab schon ausgeräumt sei. Auch hiergegen
legte ich Berufung ein, bis ich schließlich vom
Innenministerium den Bescheid erhielt, daß die Berufung für
“unbegründet” erklärt werde. 1949 ließ ich durch meinen
54
Rechtsanwalt Dr. Saßen in Nimwegen bei dem
Prozeßbevollmächtigten (Procureur)-Fiscaal des Besonderen
Gerichtshofes in Den Haag, Dr. J. Zaayer, das Gesuch
einreichen, eine posthume Verfolgung meines Mannes
vorzunehmen, wobei ich persönlich meinen Mann
verteidigen wollte.
Darauf erhielt ich als Antwort, daß gegen meinen Mann keine
Verfolgung vorgenommen werde, weil sein “Vermögen
negativ” sei.
HET NEDERLANDSE BEHEERSINSTITUUT
Bureau Amsterdam
No. 10169/P.12915.
Dossier No.: NP2095
Afdeling: B/AZ/H.Do/ALo.
Amsterdam-C., 23 maart 1949
Toestel: 4
Bijlagen: geen
Onderwerp: wijlen Mr. M.M. Rost van Tonningen
Wij delen U hierdoor mede, dat de Procureur-Fiscaal bij
Het Bijzonder Gerechtshof te 's-Gravenhage, Mr. J. Zaayer,
ons per 16 dezer berichtte, dat hij tegen wijlen de Heer Rost
van Tonningen geen posthume vervolging zal instellen omdat
zijn vermogen negatief is.
Het Nederlandse Beheersinstituut
Bureau Amsterdam
(Handtekening onleesbaar!)
55
Im Heiligen Jahr habe ich, obgleich ich nicht katholisch bin,
einen Besuch bei Papst Pius XII. in Rom gemacht und durch
die Vermittlung von Luciana Frassati, die auf vatikanischem
Gebiet lebt und bei der ich wohnte, um eine Audienz bei dem
Papst nachgesucht. Am Hauptbahnhof von Rom wurde ich
durch Luciana abgeholt. Bei der langsamen Einfahrt in den
Bahnhof war es mir trotz der durcheinanderwimmelnden
Menge nicht schwergefallen, sie zu entdecken. Als
hochgewachsene Dame ragte sie stolz in einem feuerroten
Kleid und einem sehr großen schwarzen Hut mit einer Rose
darauf weit über die Menschenmenge hinaus - bildschön! Mit
einer reizenden Begrüßung und vielen Küssen wurde ich
herzlichst in Rom willkommen geheißen. Sie lotste mich in
ein teures Auto, und wir fuhren zu ihrem Haus, einem
kleinen Palais. Unterwegs erzählte sie mir, daß sie bereits
unterwegs den Drang fühlte, sofort einige Gedichte zu Papier
zu bringen. Sie hatte für mich ein Fest vorbereitet, wobei sie
mich bat, selbst als Gastgeberin aufzutreten, weil sie
unbedingt schreiben müsse. In kürzester Zeit stand ich in
meinem geliehenen langen Kleid, das übrigens wunderschön
war, in ihrem Haus, um die mehr als hundert Gäste, die sie für
mich eingeladen hatte zu empfangen. Leider waren mir die
italienischen Gebräuche nicht bekannt, denn man sollte
zuerst die teuren Pelzjacken der Gäste bewundern und erst
dann diese auffordern, ihre schönen Mäntel in die Garderobe
zu hängen.
Es war ein Abend, den ich nie vergesse, in einer
kosmopolitischen und aristokratischen Gesellschaft aus allen
Ländern Europas. Auf dem Höhepunkt des Abends, um l
Uhr Nachts, erschien plötzlich meine Freundin und
Gastgeberin Luciana in einem prächtigen silbernen
56
Abendkleid... ihre pechschwarze Haare streng nach hinten
gekämmt und in einem reichen Knoten durch silberne Nadeln
zusammengehalten. Sie war eine äußerst imponierende
Erscheinung und sofort der Mittelpunkt für all die galanten
Herren. Sie erzählte mit lauter Stimme, daß sie gerade mit
ihren Gedichten fertig geworden sei, und daß sie nun, um die
Festfreude noch zu erhöhen, für den extra aus Holland
gekommenen Gast (mich!) einen Wahrsager vorführen
werde, um aus den Händen der Gäste wahrzusagen. Ich sei
die Frau eines Freundes, der früher beim Völkerbund tätig
war, Dr. Meinoud Rost van Tonningen. Gleich streckte sie
ihre Hand aus und bekam von dem befrackten Wahrsager zu
hören, daß sie einer goldenen Zukunft entgegengehe.... Das
Fest dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Dieser Winter
war in Rom, im Gegensatz zu anderen Jahren, eisig kalt. Rund
um Rom lag auf den Bergen dicker Schnee, in Rom selbst
wehte ein kalter Wind, ganz im Gegensatz zu der so warmen
und geselligen Atmosphäre unseres Festes.
Zwei Tage später kleidete Luciana mich ein, wobei sie mir
einen glänzenden silbernen Kamm in mein rotes Haar steckte.
Alles wurde überdeckt durch eine prächtige schwarze
Mantilla aus spanischen Spitzen. Nachdem ich mich selbst im
Spiegel angeschaut hatte, ehe ich zum Vatikan ging, sagte
mir mein Spiegelbild, daß ich sehr imponierend aussähe. Bei
meinem Eintritt wurde ich von Schildwachen der Schweizer
Garde in ihren von Michelangelo entworfenen rotweißen
Uniformen, mit blanken Helmen und Hellebarden erwartet.
Ich wurde empfangen von einen päpstlichen Kammerherrn in
einer aus dem 16. Jahrhundert stammenden spanischen Tracht.
Er geleitete mich durch unendlich lange Gänge voll mit Bilder
und Gemälden mit Gold verziert, zu einem kleinen Zimmer,
wo ich, wie mir gesagt wurde, warten mußte, bis mich der
57
Papst Pius XII empfangen könne. Ich beobachtete
aufmerksam eine Tür, durch die, wie ich annahm, der Papst
kommen würde. Zu meiner größten Überraschung ging aber
plötzlich hinter mir eine kleine Tür auf, durch die der Papst
erschien. Er winkte mir, mit ihm in sein angrenzendes Zimmer
zu kommen, wo er mir die Hand reichte. Die blauen, fast
hypnotischen Augen Hitlers mit ihrer Ausstrahlung waren mir
bekannt, doch auch diese Augen des Papstes, die mich
anschauten, waren so durchdringend, daß ich Mühe hatte,
nicht meinen Blick niederzuschlagen, sondern ihn mit dem
seinen zu kreuzen. Sekunden kamen mir vor wie Minuten. Ich
hielt meine kurze Ansprache in deutscher Sprache, die ich
hier folgen lasse:
“Heiliger Vater,
Ich bin nur darum aus Holland gekommen, um Ihnen
herzlichst zu danken für die schönen Worte, gesprochen aus
Ihrem Munde, bei der Eröffnung des Anno Santo für alle
Rechtlosen. Ich möchte Ihnen danken im Namen all derer,
die nach dem Kriege in Holland schweres durchgemacht
haben; für die guten Worte, die Sie bei der Eröffnung des
Heiligen Jahres auch für uns in Holland gesprochen haben”.
Nach dieser Einleitung ging der Papst dazu über, mit mir über
meinen Mann zu sprechen. Zu meiner äußersten
Überraschung war der Papst völlig über meinen Mann
unterrichtet; eigentlich brauchte ich ihm nichts mehr
mitzuteilen. Er schaute mich anhaltend mit seinen
eindringlichen Augen an und fragte mich, wie ich meine
Kinder erziehen wolle. Ich lachte entspannt und sagte: “Nein,
nein, ich stamme aus einer protestantischen Familie - und
ebenso auch mein Mann; wenn sie alt genug sein werden, um
unterscheiden zu können, dann sollen sie selbst bestimmen,
auf welche Art sie ihr Leben führen wollen. Jetzt noch nicht.
58
Wenn Sie dies als eine Voraussetzung ansehen, um mir
wegen des Mordes an meinem Mann zu helfen, muß ich
leider darauf verzichten.” Er bestritt, daß dies seine Absicht
sei, sondern er wollte mir wegen meiner drei Söhne helfen,
um dieses Verbrechen aufzuklären. Nachdem dieser Teil der
Audienz beendet war, gingen wir in ein anderes Zimmer,
wo an die zwanzig katholische Schwestern mit
verschiedenen Rosenkränzen in ihren Händen standen. Der
Papst segnete die Kränze, die nun für katholische Gläubige
bedeutend in ihrem Wert gestiegen waren. Pius XII. schien,
nach meinem Eindruck, bestimmt durch weibliche Schönheit
beeindruckt zu sein, denn ich stellte zu meiner Freude fest,
daß er einer bildschönen, blutjungen Schwester besonders
viel Aufmerksamkeit schenkte. Nachdem jede eine
Verbeugung gemacht hatte, war die Audienz beendet.
Zurückgekehrt nach Den Haag in Holland, wurde ich am
Bahnhof im Auto des Internuntius Mgr. Giobbe abgeholt, der
mich zu seiner Wohnung brachte. Dort angekommen, wurde
ich in sein Wartezimmer geleitet, in dem in einem großen
Käfig ein Kanarienvogel war. Dieser vergnügte sich damit,
sich ausgiebig und kräftig zu baden. Kurz darauf wurde ich
von Mgr. Giobbe herzlich begrüßt. Dieses Gespräch war
außerordentlich ermutigend, nicht nur, weil Papst Pius XII.
sich gegenüber Mgr. Giobbe sehr positiv über mich
geäußert hatte, sondern speziell wegen der Tatsache, daß er
mir helfen wollte, die Umstände bei der Ermordung meines
Mannes ans Licht zu bringen. Mgr. Giobbe versprach, sich
voll einsetzen zu wollen, um diese traurige Angelegenheit zu
einer befriedigenden Lösung zu bringen. Danach wurde ich
mit seinem Auto nach Haus gebracht. Die Verabredung war,
daß ich eine offizielle Mitteilung empfangen sollte, in der die
Ermordung meines Mannes anerkannt wurde. Dafür sollte
59
ich einen Betrag in Höhe von Fl. l,- Gebühren zahlen. Der
Justizminister, Dr. Struycken ließ in seinem Ministerium
eine Untersuchung anstellen, ob dort irgendwelche
Unterlagen in Bezug auf die Ermordung meines Mannes zu
finden seien. Weil ihm dabei Schwierigkeiten gemacht
wurden und er nicht sofort Erfolg erzielte, erhielt ich Ende
des Jahres 1950 über meinen Anwalt, Dr. K. van
Rijckevorsel, die Mitteilung:
“Solange im Bezug auf das Bestehen eines Rechtes auf
Schadenvergütung der Erben von Dr. M.M. Rost van
Tonningen durch die Regierung noch keine Entscheidung
getroffen worden ist, soll seitens des Justizministers keine
Verjährung ausgesprochen werden.
Unterzeichnet: Der Minister der Justiz, Dr. Struycken.”
Dreimal wurde nach meinem Besuch beim Papst versucht,
mich mit einem Auto zu überfahren.
Inzwischen war ich Hauptbewohner des Hause, wo ich
wohnen durfte, geworden, weil der alte Mann verstorben
war. Mein Vater, der inzwischen Witwer war und nicht für
sich selbst sorgen konnte, hatte jetzt die Möglichkeit, jeweils
einen Monat lang in den Niederlanden bei mir zu bleiben.
Da mein Vater aber nur eine Aufenthaltserlaubnis für einen
Monat bekam, so pendelte er zwischen Goslar und Den Haag
hin und her. Wir beide waren aber deswegen überglücklich,
denn mein Vater bedeutete nicht nur für mich sehr viel,
sondern auch für meinen drei Jungen. Er war wie ein Vater
für sie und das war schön.
Dr. H. Mulderije folgte Minister Dr. Struycken nach am 15.
März 1951 im Amt.
Die Folge für mich war, daß man mir die schriftliche
Bestätigung für die Ermordung meines Mannes, die
60
offensichtlich vorgesehen war, nie ausgeschrieben hat,
trotz aller mündlichen Zusagen. Man wagte es nicht!!!
Inzwischen sorgte Prof. M.A. de Block vom “RAAD VAN
STATE” (Prof.
M. A. de Block wurde damals als mein politischer Vormund
beauftragt, was ein großes Glück für mich war, da er ein
absolut ehrlicher, hochbegabter Mensch war) dafür, daß mein
Schwager Nico Rost van Tonningen als Großmeister des
Hauses Ihrer Majestät der Königin als Vormund für meine
Söhne beauftragt wurde. Da er wünschte, daß meine Söhne
eine christliche Schule besuchten, meldete ich mich bei dem
Direktor der angewiesenen Schule, Herrn Oranje. Dieser
erklärte, daß mein ältester Sohn diese Schule besuchen dürfe,
aber nicht unter seinem richtigen Namen, sondern unter
einem von ihm erdachten Phantasienamen: Bertje Roest.
Das lehnte ich entschieden ab, weswegen eine andere Schule
gesucht werden mußte, was gar nicht so einfach war. Leider
konnte mein Vater allmählich nicht mehr die Kraft
aufbringen, mit all den Schwierigkeiten fertig zu werden.
Man darf nicht vergessen, daß er zwei Söhne, seinen
Schwiegersohn und jetzt vor kurzem auch seine geliebte
Frau verloren hatte. Dazu wurde auch noch sein ganzes
Vermögen (vor dem Krieg waren Vater und Mutter sehr
vermögend) als Feindvermögen durch den Staat der
Niederlande beschlagnahmt und weggenommen. Er erlitt
einen Herzanfall und starb in meinem Haus am 22.
Dezember 1952.
Wie schon gesagt, meine Kinder hatten ihren Großvater
sehr geliebt, er war sozusagen “ihr Vater”.
Prof. T. Goedewagen schreibt:
61
“Über Götter, die wir nicht anfassen, auch nicht hören oder
sehen können, aber deren Anwesenheit in unserer Mitte wir
stark spüren.
Über Menschen, die wir berühren können, hören oder sehen,
es sind viele, sehr viele, vielleicht zu viele. Und sie sind klein
und schwach.
Über Helden, von denen es nur wenige, sehr wenige gibt.
Sie sind keine Götter, keine Menschen, aber Gottesmenschen
in Menschengestalt, große, edle Gestalten, die von fern
sichtbar werden und bleiben. Sie führen den Menschen zum
Schönen, Guten und Wahren. Aber diese begreifen jene mit
Sicherheit nicht, vernichten, verbannen und töten sie sogar
manchmal. Ihr Leben ist schwer, aber immer rein und groß.
Ihr sollt danach trachten, ihnen gleich zu werden Tut das,
meine kleinen Freunde, mit all eurer Leidenschaft,
Willenskraft und Begabung.
Die Götter sind unsichtbar
und die Menschen klein und schwach
Sie haben große und starke Helden nötig
Sie verlangen nach ihnen.“
Onkel Tom, 15. Februar 1953, Den Haag.
Um noch einmal auf den Papst zurückzukommen:
Das Verhältnis zwischen dem Großdeutschen Reich und der
katholischer Kirche war immer problematisch gewesen. Nach
Abschluß des Konkordates mit dem Papst, glaubte man, das
Verhältnis geregelt zu haben. Von deutscher Seite hoffte
man auf einen endgültigen Frieden im Hinblick auf die
verschiedenen Vorrechte, die man der katholischen Kirche
zuerkannt hatte. Die Mehrheit der Priester und Bischöfe und
der größte Teil der Würdenträger des Vatikans blieben
62
jedoch Gegner dieses neuen Denkens. Demgegenüber war der
Erzbischof von München-Freising, Kardinal Faulhaber, ein
begeisterter Befürworter des Nationalsozialismus und ließ das
auch mehrmals erkennen, so wie auch der österreichische
Kardinal Innitzer. In Frankreich war es der Kardinal und
Erzbischof von Paris, Kardinal Alfred Baudrillard. Er stand
deutlich an der Seite des Nationalsozialismus, als er die
Waffen-SS-Division Charlemagne segnete und sie Kämpfer
gegen den gottlosen Kommunismus nannte. Ein deutliches
Bild, wie die Katholiken, die Anhänger des
Nationalsozialismus waren, diese Entwicklung erlebten, sind
die Äußerungen des Priesters Wilhelm Maria Senn in seinem
Buch: “Katholizismus und Nationalsozialismus”, erschienen
1932 in Karlsruhe. Er schreibt u.a. folgendes: “Und die
Bewegung, die sich heute unseren erstaunten Blicken bietet,
dürfte wohl nichts anderes sein als ein urgewaltiges
Zurückschlagen. Die Natur hat die christlichen Seele gegen
das gewappnet, was teuflische Mächte in unseren Tagen aus
der schönen Gotteswelt gemacht haben... An der
Hitlerbewegung sind schöne Blüten und Früchte zu sehen:
Glühende Vaterlandsliebe, hoher Idealismus, Gewöhnung an
Zucht und eiserne Disziplin, Kampf gegen nationale
Würdelosigkeit, Kampf gegen den stinkenden Morast in
deutschen Theatern, gegen frivolen Schmutz im Kino, Kampf
für reines Familienleben, gegen die zynischen Gegner des
Paragraphen
218,
Kameradschaft,
Treue,
Opferbereitschaft bis zum Tode…
Da stand ein Mann auf, Adolf Hitler! Er gründete eine
Bewegung und stellte sie auf christlichen Boden. Er gibt die
Parole aus: Gegen die rote und goldene Internationale! Gegen
jene Mächte, die der große Leo XIII. als die “Führer des
Satansreiches” auf Erden und als “Pest” unserer Zeit
63
bezeichnet hat… Ich grüße in dieser Stunde die junge
Hitlerbewegung!”
Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Verhältnis
zwischen Deutschland und dem Vatikan nicht besser, und das
veranlaßte Hitler dazu, dem höheren SS-und Polizeiführer in
Italien, SS-Obergruppenführer Karl Wolff, den Auftrag zu
geben, Vorbereitungen zu treffen, um es möglich zu machen,
den gesamten Vatikan ins Exil nach Deutschland zu
überführen.
Durch die weitere Entwicklung des Zweiten Weltkrieges
konnten diese Pläne nicht weiterverfolgt werden.
64
8. Einbürgerung in Velp, mein Haus “Ben
Trovato
Während der Zeit, als ich in Velp in meinem Haus ‘Ben
Trovato’ wohnte, waren Hausdurchsuchungen, zerschlagene
Fenster und Brandstiftungen an der Tagesordnung.
Diese Geschehnisse waren zum Beispiel Anlaß für einen
Widerstandskämpfer, um mir folgendes Telegram
zuzuschicken:
zozo vhc0005 jah 1544
nlax co nlam 171
amsterdam 171/153 08 0010 page 1/57/50
Mevr. weduwe Rost van Tonningen
Velp / Gelderland
Mevrouw,
U wordt beschuldigd en is schuldig bevonden aan neonazistische praktijken in Nederland. … Ik als oorlogskind
heb de opbouw van Nederland helemaal in mijn
aanwezigheid gezien te Groningen, ik nodig u niet uit voor
een gesprek, want dat heeft gezien uw achtergrond geen zin.
Ik probeer eerst langs gerechtelijke wegen u via allerlei
verzetsstrijders-organisaties naar Duitsland af te voeren, zo
niet via een kortgeding.
Komt niet uit datgene wat ik wil, dan zal ik uw huis met een
aantal mensen opblazen. Als u geen reactie geeft, zal ik via
een kort geding u als verraadster van het Nederlandse volk
laten vervolgen. (naam bekend)
65
“Madame,
Sie werden beschuldigt und sind schuldig befunden worden,
neo-nazistische Handlungen in den Niederlanden auszuüben.
… Ich als Kriegskind habe den Aufbau der Niederlande in
Groningen miterlebt. Ich lade Sie nicht zu einem Gespräch
ein, denn in Anbetracht Ihres Vorlebens hat das keinen
Zweck. Ich versuche zunächst auf dem Rechtsweg, Sie mit
Hilfe verschiedener Widerstandskämpfer-Organisationen
nach Deutschland zu überführen, eventuell im
Kurzverfahren. Geschieht das nicht, was ich wünsche, dann
werde ich mit einer Anzahl Leute Ihr Haus hochblasen.”
Glücklicherweise wurde mein Haus nicht hochgeblasen, der
Name und die Adresse dieses durchgedrehten Widerständlers
sind bekannt und wurden durch mich an die Polizei
weitergegeben. Auf meine Frage am nächsten Tag, was man
getan habe, war die Antwort: “Um Gottes Willen, dieser Mann
wohnt in einem der gefährlichsten Viertel von Amsterdam,
da können wir nicht hin, die Gegend ist uns zu gefährlich…”
Dem schlimmsten Terror bin ich aber in finanzieller
Hinsicht unterworfen worden - das heißt: durch die
Banken und die Steuerbehörde. Unter Mitwirkung des
Notars wurde ein Zwangsmoratorium eingerichtet, wobei meine
schon 34 Jahre bestehende Firma Verina GmbH mit einer
realen Wert von mehr wie einer Million Gulden und einem
laufenden Saldo von weit über fl 200.000 zu meinen Gunsten
durch einen von der Rabo-Bank vorgeschobenen früheren
Preisboxer aus Surinam, einen Herrn R. A. Kenswil, der
vorher schon Konkurs gemacht hatte, für sage und schreibe
Fl. l,-, mit allen Rechten für diesen Surinamer übertragen
werden mußte. Mir wurde kein einziges Recht zugestanden.
66
Ein Zeuge erzählte mir später: “Wenn der Notar zu Ihren
Gunsten etwas vorbrachte, zittertem dem Surinamer vor Wut
die Nasenflügel, so daß der Notar Angst davor bekam, daß
Herr Kenswil handgreiflich würde und ihn über den Tisch
ziehen werde. Er dachte dabei an seine Frau und seine Kinder.
So tat er lieber überhaupt nichts mehr in Ihrem Interesse.”
Ich mußte mich einer schweren Operation unterziehen und
war nicht imstande zu erfassen, was man mit mir vorhatte;
dafür war ich zu krank. Man versprach mir alles Mögliche;
es sei doch schön, wenn ich jetzt nicht mehr zu arbeiten
brauche und die Früchte meiner Lebensarbeit genießen
könne.
Das Ende von dieser Gaunerei war, daß die Bank diesen ganz
unmöglichen Kenswil eingesetzt hat, um mich durch ihn
finanziell zugrunde zurichten. Auf meine Bitte, mir alle meine
Unterlagen zurückzugeben, wurde nicht reagiert. Alle
Beweisstücke,
Lohnabrechnungen
usw.,
waren
verschwunden. Schriftlich wurde mir vorgehalten, ich hätte
Geld aus der Firma entnommen… Eine Lüge kam zur
anderen; eine ganze Lawine von Lügen kam auf mich zu…!
Und dann, am 26. Februar 1987, kam dieser Surinamer mit
Drs. A. Stolk, regionaler Mitarbeiter des Accountantsbureau
Amil in Velp, um mir zu sagen, die Firma müsse in Konkurs
gehen. Ich war sprachlos; das war das Ende meines 34jährigen Einsatzes für eine gutgehende Firma. Es war mir
klar, ich sollte vernichtet werden, und das hatten sie nun ja
auch fast geschafft: mein persönliches Vermögen wurde mit
hineingezogen. Wer schlagen will, findet immer auch den
Stock dafür. Nur dank moralischer und materieller Hilfe von
guten Freunden war es mir möglich, dieses schwarze Loch zu
überwinden. Sie erfuhren, was man mit mir angestellt hatte,
während ich im Krankenhaus lag. Ein Jahr später begegnete
67
mir Drs. A. Stolk, des Accountantsbüros Amil, und fragte
mich: “Frau van Tonningen, sind Sie noch böse auf mich?
Ich kann Ihnen heute sagen, daß die ganze Sache REIN
POLITISCH war, weiter nichts…!” Dafür musste mein
Lebenswerk kaputtgehen, und ich mit; so sind unsere
Gegner!!
Vieles könnte ich dazu noch
erzählen – über
Hausdurchsuchungen, Bombendrohungen, Angriffe in der
Presse - zu viel, um alles zu schildern. Ich möchte es hierbei
belassen… So führte eine unschuldige Sonnwendfeier in
meinem Garten zu einem persönlichen Drama.
“Zerstören! Zerstören ! Zerstören !”
68
9. Der heutige Stand der Dinge
Wir leben jetzt 45 Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, und
noch immer ist es für die meisten unter uns nicht erkennbar,
wer den Krieg verursacht hat, und um welchen WERTE es in
diesem Kampf in WIRKLICHKEIT GING. Und schließlich
die Frage: “Wer ist letzten Endes der WIRKLICHE
Sieger…?” Vor dem Zweiten Weltkrieg war es noch
einfacher, hinter die Dinge zu sehen. Heute wird mittels
raffinierter und perfektionierter Fälschungstechniken
manipuliert und leider allzu oft mit vollem Erfolg die
Wahrheit vertuscht und ihr das Genick gebrochen.
Ist nicht etwas Grundlegendes krank in unserer
selbstgenügsamen Demokratie? Ist diese nicht aufgebaut auf
den für Lügen und bösartige Praktiken freigegebenen
Möglichkeiten? Darf sie sich selbst “Rechtstaat” nennen,
wenn sie ihr Strafrecht auf Rechtsprinzipien der Bolschewiken
basieren läßt? Ist sie dadurch nicht illegitim geworden? Die
ideologischen Unterschiede zwischen den großen Parteien sind
heute so gering geworden, daß die Unterschiede kaum mehr
besagen als nebensächliche Variationen des gleichen Themas.
Von einer wirklichen Volksvertretung ist kaum mehr die
Rede, und wie der Rotterdamer Prof. J.W. Oerlemans es so
schön beschrieb, haben wir es heute mit einem
“Einparteienstaat Niederlande” zu tun.
Vor dem Krieg war das Weltbild der Demokratie
ausgesprochen von Vaterlandsliebe und Rassebewußtsein
geprägt. Das hat sich heute gründlich geändert.
Diese Veränderungen haben mit dem Zweiten Weltkrieg
zu tun. Zwei Ideologien prallten aufeinander und stritten
um
den
Vorrang,
nämlich
Marxismus
und
69
Nationalsozialismus. Marxismus ist wirtschaftlicher
Determinismus, der den Klassenkampf zur Folge hat,
und der Nationalsozialismus ist ein biologischer
Determinismus, der die Aufrechterhaltung des eigenen
Volkes und der eigenen Rasse bewirkt. Durch den
Zusammenbruch der Wirtschaft in Rußland und in anderen
Ostblockländern ist der Marxismus heute als Wahnidee
entlarvt geworden (wie Prof. J.W. Oerlemans das so schön
ausdrückt). Er ist aber nach dem Zweiten Weltkrieg durch den
Sieg der Alliierten zu einem weitverbreiteten Glauben
gemacht worden, der in vielen Ländern der Welt nach wie vor
die öffentliche Meinung beherrscht.
Dieser Glaube nun, der seine Unbrauchbarkeit überall
bewiesen hat, ist heute in einem Vakuum gelandet. Historisch
ist das Denken in Kategorien des Klassenkampfes zu einen
Anachronismus geworden, denn überall in den
Ostblockländern sieht man nationale Bewegungen entstehen eine wachsende Zahl von Völkern erklärt sich unabhängig und
souverän. Das bedeutet, daß sich die normale Ebbe- und
Flutbewegung, so wie man sie seit jeher kennt, erhalten
hat. Dieser Lauf der Dinge wird aber durch die Anhänger
des marxistischen Glaubens bis zum Äußersten angefochten.
Unter dem Marxismus Stalins sind in Rußland 70 Millionen
Menschen ermordet worden, weil sie laut Stalin nicht in die
Sowjetgesellschaft passten. Das Marxismus hat also im Lauf
der Zeiten sehr viel Unheil verursacht, wie man heute ganz
nüchtern feststellen muß.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie als
Zelle der Völkergemeinschaft bewußt zerstört mit dem
Zweck, ein Rassenchaos entstehen zu lassen. Der Kampf ging
darum, ob man ein Rassenchaos auf der Welt wünschte oder
nicht - oder ob der Mensch seine eigene Identität behalten
70
will oder nicht. Der britische Premier Neville Chamberlain
war der Meinung zugetan, daß der amerikanische Präsident
Roosevelt und die Juden England gezwungen haben, am
Zweiten Weltkrieg teilzunehmen. (Die Kriegserklärung der
Juden im “Daily Express” vom 24. März 1933 ist ein
unwiderlegbarer Beweis dafür).
Auch in den Niederlanden haben wir diesen schädlichen
Einfluß zu spüren bekommen, dem unsere NationalSozialistische
Bewegung
(NSB)
in
Form
einer
erbarmungslosen Ketzerjagd ausgesetzt wurde. Das war ein
Verbrechen gegen das niederländische Volk. Hauptziel dieser
un-niederländischen Aktivitäten, die ja leider der “heutigen
Haltung” genau entsprechen, ist es, jedem echten
Niederländer das “Vaterland im Innern” wegzunehmen, indem
man alles, was daran erinnert, im Radio, im Fernsehen und
selbst in der Schulerziehung systematisch kriminalisiert.
Heute muß sich jeder durchschnittliche Niederländer
ernsthaft die Frage stellen, ob dies alles überhaupt so
geschehen darf oder wünschenswert ist. Die Antwort lautet:
Das ist ganz sicher nur möglich in einer Scheindemokratie,
worin die ministerielle Verantwortung zur Farce geworden
ist, weil das Parlament zusammengesetzt ist aus sorgfältig
selektierten, völkisch gleichgültigen Elementen. Unser Gesetz
vom 22. April 1855, Staatsblad 33, konnte so etwas noch nicht
vorsehen. Damals dachte jeder Volksvertreter als
Niederländer “Niederländisch” und setzte sich für die
niederländischen Interessen ein, wobei das Herz unseren
Gesellschaft und die Arbeit unserer Bauern Hauptziel waren.
Die Tatsache, daß jetzt das internationale Großkapital eine
Hauptrolle spielt, macht die nächste Zukunft für jeden von uns
unübersichtlich.
71
Positiv ist dabei, daß man jetzt die Demokratie als einen
volksmörderischen Staat entlarven kann, und positiv ist auch,
daß die osteuropäischen Völker sich derart vom
marxistischen Denken abgewendet haben – und daß diese
Abkehr sich jetzt auch nach dem Westen fortpflanzt.
Der Nationalsozialismus glaubt an die natürliche Ordnung
und ist gegen alles, was diese natürliche Ordnung stören
will oder stört. Der ungehemmte Mißbrauch von Sex,
wodurch “AIDS” begünstig wird, der Gebrauch von
Drogen, Alkohol usw., der Mangel an Ehrfurcht vor dem
menschlichen Leben, der seinen Ausdruck findet in der
Freigabe der Abtreibung - das alles ist in unseren Augen
KRIMINELL.
Nicht, daß die alten Hemmungen und Beschränkungen
immer das Richtige waren, sicher nicht! Den
Nationalsozialismus muß man als eine revolutionäre,
erneuernde Strömung sehen, im positiven Sinn auf der
Suche nach einer Alternative zu dem ausgehöhlten
Lebensstil im Europa des 19. Jahrhunderts. Eines der
abscheulichsten Verbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg
in den Niederlanden war, daß man nach Festnahme von
170.000 bis 250.000 Menschen, der NSBer und vieler
willkürlich einfach wegen “falscher Gesinnung”
Verhafteter, alle möglichen Elemente aus der Unterwelt
zur Bewachung anstellte, um die Gefangenen auf
abscheulichste Weise zu quälen. Dadurch sind viele zu
Tode gekommen; auch mein Mann ist dem zum Opfer
gefallen. Schon die Verhaftung meines Mannes im
Jahre 1940 war rechtswidrig. Sie wurde veranlaßt durch
Baron Speyart van Woerden, Prokureur General in 'sHertogenbosch. Sie geschah auf Grund der Tatsache, daß
72
mein Mann der “OSS-AFFÄRE” auf der Spur gekommen
war, wodurch er sich verschiedene römisch-katholische
Machthaber zu Feinden gemacht hatte. Mein Mann wurde
bei dieser Verhaftung zunächst nach Ooltgensplaat gebracht
(Insel in Zeeland, Holland), aber durch die Entwicklung der
Kampfhandlungen über die holländische Grenze nach dem
Süden verschleppt mit der Absicht, ihn nach England zu
bringen. Während des Transports stieß diese Gruppe auf
Prinz Bernhard mit seinem Stab, der gerade vom Süden
nach dem Norden unterwegs war. Ganz und gar entgegen
jedem geltenden internationalen Gesetz wollte Prinz
Bernhard, daß mein Mann und die übrigen Gefangenen
sofort
ohne
Verfahren
erschossen
würden.
Glücklicherweise wußte sein Adjutant Oberst Pfaff dies zu
verhindern. Als nun Prinz Bernhard im Mai 1945 meinem
Mann in Elst in der Betuwe (Grebbeberg, Holland)
wiederum begegnete (mein Mann erneut als Gefangener),
ließ er auch gegen jede rechtliche Regel anordnen, meinen
Mann sofort nach Utrecht zu verbringen, von wo er später
ins Strafgefängnis in Scheveningen (Den Haag) überführt
wurde, wiederum mit der Absicht, ihn dort nicht überleben
zu lassen. Da er genau wußte, welch chaotische Zustände in
diesem Gefängnis herrschten, ist Prinz Bernhard als der
Hauptschuldige am tragischen Tod meines Mannes zu
betrachten. Beweis dafür, daß man auch im Königlichen
Haus zu der Meinung neigte, daß Prinz Bernhard am Tod
meines Mannes nicht unschuldig war, ist der Umstand, daß
nach dem Bericht meines Schwagers Nico Rost van
Tonningen, Vice-Admiral der Königlichen Niederländischen
Marine und Großmeister des Hauses Ihrer Majestät der
Königin, die Beziehung meines ältesten Sohnes mit
Prinzessin Margriet ihren Ursprung im Schuldempfinden von
73
Königin Juliana angesichts des Todes meines Mannes hatte.
Persönlich fand mein Schwager es unpassend, nachdem sein
Vater als General-Adjudant von Königin Wilhelmina und er
selber als Großmeister Diener der Krone waren, daß sich
andere Verbindungen entwickelten, die in seinen Augen
nicht geduldet werden konnten. Das war eine Sache des Stils
und Prinzips, und da durfte - ganz besonders im
Zusammenhang mit meinem Fall - kein Bruch entstehen.
Diese Ansicht meines Schwagers Nico hatte allgemeine
Gültigkeit, auch bei anderen Fürstenhäusern in Europa.
Ich bin meinem Schwager Nico Rost van Tonningen stets
sehr dankbar gewesen, daß er mich in dieser schweren Lage
bedingungslos unterstützt hat.
Obwohl er die Ansichten seines Bruders (meines Mannes)
nicht teilte wußte er, daß mein Mann niemals Verrat
begangen hatte. Im Gegenteil, er konnte vielen
hochgestellten Personen in der deutschen Zeit helfen. Für
meinen Schwager war das keine Überraschung, denn er
sagte mir : “Ach Florrie, daß wußte ich doch, denn Meinoud
ist letzendlich doch mein Bruder.”
Mittwintersonnenwende
O, werden wohl in unsren Ländern
in dieser Nacht die Funken sprühn,
die Feuer in den Wälder brennen
und in den Seelen weiterglüh’n?
Ich weiß, daß fremde Söldner lauern,
sie ahnen um des Glaubens Kraft,
hier wissen Städter wie die Bauern;
74
aus Erden quillt des Lebens Kraft.
Wir wissen in dem tiefsten Winter,
daß einst das Leben wiederkommt,
daß einmal doch auch die verschwinden,
und deren Recht, das uns nicht frommt.
O, flamme, flamme Sonnwendfeuer
in unseren Herzen höher noch
als in der Zeit, wo noch der Geier
nicht in so engen Kreisen flog.
Silvio van Roy
75
Dr. M.M.. Rost van Tonningen. Präsident der
Nederländischen Bank.
76
Samstag 21. Dezember 1940, Wintersonnenwende.
Eheschließung von Dr. M.M. Rost van Tonningen mit
Florentine Sophie Heubel. Links der Bürgermeister von
Hilversum, Jhr. Mr. Ernst von Bönninghausen.
77
Samstag 21. Dezember 1940, Wintersonnenwende.
Eheschließung von Dr. M.M. Rost van Tonningen mit
Florentine Sophie Heubel.
78
Mein Bruder Wim Heubel.
79
14. Dezember 1941. 10-Jahresfeier der N.S.B. in Utrecht.
Eine der vielen Veranstaltungen der N.S.B.
80
Am 5. August 1943 vermählte sich der damalige
SS-Standartenjunker W.J. Heubel mit Fräulein
Johanna van den Bergen.
81
Donnerstag 5. August 1943. Eheschließung von Wim
Heubel mit Johanna van den Bergen.
82
SS-Hauptsturmführer W.J. Heubel mit dem
Reichskommissar für die besetzten niederländischen
Gebiete, Dr. Arthur Seyss-Inquart.
83
Mein Bruder Wim Heubel als Soldat der Waffen-SS.
84
Nach der Schlacht um Arnheim, im Jahre 1944, erhielt
SS-Hauptsturmführer W.J. Heubel eine hohe Auszeichnung
aus den Händen von SS-Obergruppenführer Hanns Albin
Rauter. Links der Führer der niederländischen SS,
Standartenführer Henk Feldmeijer.
85
Gemälde von Frau F.S. Rost van Tonningen
durch den Künstler Bobeldijk.
86
Während ich beim „Raad van State“ war, im
Zusammenhang mit der Weigerung die sterblichen Überreste
meines Mannes exhumieren zu lassen, fotografierte Paul van
Tienen den „Algemene Begraafplaats“ zu Den Haag (siehe
Seite 54).
87
10. Aufgerufen zu höherem Leben
Bei der Gedenkfeier zum 175jähriges Bestehen des “HOGE
RAAD” der Niederlanden war im Gedenkbuch auch ein
Artikel dem Prozeß gegen A.A. Mussert gewidmet, wobei
gesagt wurde, daß Mussert, der Leiter der NSB, unter
normalen Umständen höchstens eine Gefängnisstrafe von
8 Jahren bekommen hätte. Hieraus geht hervor, daß das
Todesurteil gegen Mussert und seine Hinrichtung nichts
anderes als ein Justizmord gewesen sind. Bei diesem
Prozeß hatte Mussert seine Rechtfertigung nicht im
Gesetz, doch in der politischen Notsituation Hollands
gesucht, während der “Procureur-Fiscaal” Dr. jur. Zaayer
nur Gesetzesartikel hervorsuchte, um Mussert zu
verurteilen. Mussert hielt sich an eine politische
Beweisführung, Dr. Zaayer an ein juristische, doch die
beiden gingen mit ihren Ausführungen völlig aneinander
vorbei. Da Mussert aber der Angeklagte war und um sein
Leben kämpfte, so wäre es völlig normal gewesen, seiner
Verteidigung entsprechende Beachtung zu zollen. Doch da
es im voraus schon feststand, daß einige Köpfe fallen
mußten, so hatte Dr. jur. Zaayer nicht das geringste
Interesse an seinen Ausführungen. Hierdurch wurde
Mussert großes Unrecht angetan. Auch Max Blokzijl hatte
man festgenommen. Er war der Mann, der wöchentlich
vorzügliche politische Kommentare im Rundfunk gab. Es ist
eine ausgesprochene Schande, daß das Ministerium der
Justiz auch Max Blokzijl zum Tode verurteilen ließ. Er
war einen Mann, der bei Freund und Feind Achtung genoß.
Eines der letzten Worte von Max Blokzijl waren: “Da nun
das rein Kriminelle seine Chance hat, ist man in
88
krimineller Weise dabei, zielbewußt den Begriff der
Kriminalität zu verändern.”
Anton Mussert wie auch Max Blokzijl haben sich während
ihrer Prozesse sehr mutig verhalten und ein Beispiel für
viele gegeben. Sie sind den Heldentod gestorben.
Die Justiz muß sich tief schämen, edle, idealistische
Männer, die nur das Beste mit unserem niederländischen
Volk vorhatten, zum Tode zu verurteilen, aber wir und sie
wissen, daß sie zum HÖHEREN LEBEN gerufen wurden,
wo die Justiz NICHTS zu melden hat.
HEILBRENGEND-ONVERBREKELIJK
Auch Obergruppenführer H.A. Rauter, der am 6. März 1945
bei der “Woeste Hoeve” (zwischen Arnheim und
Apeldoorn) durch den Widerstand angeschossen wurde,
jedoch wie durch ein Wunder noch am Leben blieb, wurde
nachher durch die niederländische Regierung aus Deutschland
zurückgeholt, um im Gefängnis über die deutsche
Besatzungszeit auszusagen. Im Gefängnis haben Prof. Mr.
N.W. Posthumus und Drs. L. de Jong ihn hart verhört.
Danach wurde er in einem Verfahren durch die
BESONDERE Rechtspflege zum Tode verurteilt und
füsiliert. Kurz vor seiner Hinrichtung durfte ich von Rauter im
Gefängnis noch Abschied nehmen. Groß, ungebrochen stand
er vor mir, wir schauten uns fest in die Augen. “Frau
Florrie”, sagte er zu mir, “wissen Sie noch, wie wir damals
über Ihren Mann sprachen und ich Ihnen sagte: Wenn der
Moment käme, daß wir zusammen in tiefer Ehrfurcht am
Grabe Ihres Mannes stünden, gefallen für Volk und
Vaterland, wobei er vielleicht das Ritterkreuz und das
Deutsche Kreuz in Gold bekommen hätte, dann könnten Sie
89
stolz auf Ihre Mann sein. Heute ist Ihr Mann nicht mehr. Er
wurde auf grausame Weise ermordet, wie ich hörte, und in ein
Massengrab geworfen. Nun aber können Sie erst recht stolz
auf ihn sein! Sie nannten Ihren Mann immer, “den letzten
Niederländer,” weil er auf eine hinreißende Weise sich für die
Rechte seines Landes gegenüber dem Reichskommissar
einsetzte. Kein anderer Niederländer hätte gewagt so zu
sprechen. Er war durch und durch National-Sozialist, doch
andererseits auch durch und durch Niederländer. Wissen Sie,
wenn ich nun noch heute in Walhall sein werde, dann werde
ich Ihrem Mann Grüße von Ihnen bestellen und ihm sagen,
was für eine tapfere Frau er hat, und daß seine Söhne gesund
und wohlauf sind, dann wird er bestimmt sehr glücklich
sein.” Tief bewegt nahmen wir Abschied voneinander.
Man hat Rauters letztem Wunsch, seine Offiziersmütze
tragen zu dürfen und kurz zu beten, zugestimmt, wobei das
Gebet aus seinem Kommando “Feuer” bestand, so daß er auf
sein eigenes Kommando hin erschossen wurde. Wie dürfen
wir stolz sein auf “UNSERE MÄNNER”!
90
11. Die verschiedenen Einheiten der
Waffen-SS
Einige Passagen aus dem siebten und vierten Verhör von
H.A. Rauter.
Ort: Strafgefängnis Arnheim
Datum: 5. März 1947, Mittwoch, 13. Februar 1947.
Teilnehmer: Prof. Dr. N.W. Posthumus / Drs. L. de Jong.
Rauter: Also, die Einheiten der Waffen-SS. Vorgesetzter war
der sogenannte Befehlshaber der Waffen-SS in den
Niederlanden. Er war administrativ und technisch dem SSFührungshauptamt Berlin unterstellt, während er territorial
und SS-mäßig dem Höheren SS-und Polizeiführer unterstellt
war. In der ersten Zeit, von Mai 1940 bis Januar 1941, war ich
selbst General der Waffen-SS und auch des Heeres.
Wegen der vielen Einheiten der Waffen-SS bat ich den
Reichsführer um Zuteilung eines eigenen Befehlshabers. Das
war im Januar 1941. Bis November 1941 wurde vom SSFührungshauptamt der SS- Oberführer BORCHERT nach Den
Haag geschickt, von November 1941 bis März 1942 der SSBrigadeführer Generalmajor BRENNER. Von März 1942
bis März 1943 der SS-Gruppenführer und Generalleutnant
der Waffen-SS KNOBLOCH (aus dem 100.000 Mann-Heer)
und von März 1943 bis November 1944 der SSGruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS
DEMELHUBER; ein aktiver Offizier, ursprünglich der
bayerischen Landespolizei und dann der Waffen-SS (ab
1933). Er führte ein Jahr zuvor die Division Nord in Finnland.
Nach Demelhubers Weggang zur Ostfront im November 1944
91
übernahm ich wieder die Funktion des Befehlshabers der
Waffen-SS in Holland. Dazu kam, daß mich damals der
Feldmarschall MODEL, der Führer der Heeresgruppe B, mit
einer Anzahl von Sonderaufgaben betraute. Bei den
Kampfhandlungen im Raum Arnheim arbeitete ich sehr eng
mit MODEL zusammen. Model übertrug mir nach den
Kämpfen um Arnheim das sogenannte JagdgruppenKommando, eine Zusammenfassung der SS und der Marine
zur Bekämpfung weiterer Luftlandungen im IJselraum. Das
SS-Führungshauptamt stellte mir einen kleinen Stab zur
Verfügung. Auch der Ausbau der Brückenköpfe an der
IJselstellung, Zutphen, Deventer, Zwolle, wurde mir vom
Feldmarschall übertragen, sodaß ich in diesen Herbstmonaten
sehr stark militärisch in Anspruch genommen wurde. Als
schließlich die 25. Armee vom General der Infanterie
BLUMENTRITT mit seinem Chef des Generalstabes
Generalmajor Reichelt am 2. Februar 1945 übernommen
wurde, und als die zweite und sechste Fallschirmjägerdivision
aus dem Raum Arnheim-Tiel zur Verlängerung der Südfront
an die Maas heruntergezogen werden mußte, übernahm ich
im Raum Emmerich, also im Raum Emmerich-Arnheim-Tiel,
die Führung eines Korps, zusammengestellt aus Truppen der
Wehrmacht, der Waffen-SS und der Polizei. Die
Landstormdivision “Nederland”, das Polizeiregiment
Böhmer,
zwei
Regimenter
Fallschirmjäger,
ein
Landesschützenregiment,
ein
Maschinengewehrbataillon
des
Heeres,
eine
Schiffsstammabteilung der Marine, zwei Artillerieregimenter
und fünf Flakabteilungen, schwere Flakabteilungen und fünf
Panzerabteilungen, eine Sturmgeschützabteilung und zwei
Panzerjägerabteilungen mit dem Korpsgefechtsstand in
92
Didam bei Zevenaar. In dieser Zeit war ich ununterbrochen
an der Front…
Rauter über die SS Organisation:
An der Spitze der Schutzstaffel stand HEINRICH HIMMLER,
Reichsführer der SS. In seiner Umgebung hatte er einen
kleinen Stab gehabt. Zwischen dem Reichsführer und den
territorialen Instanzen der SS in der Reichsführung eingebaut
waren die sogenannten Hauptämter der SS. Das wichtigste
war
das
SS-Personalhauptamt,
Chef
war
SSObergruppenführer Wolff. In dieses Hauptamt waren die
Namen und persönlichen Angelegenheiten der Führer
eingegliedert, weiter die Forschungsabteilung des
Reichsführers auf allen möglichen Gebieten, dann das
Ahnenerbe, eine wissenschaftliche Einrichtung des
Reichsführers und schließlich der Verein Lebensborn. In
Deutschland wurden ungefähr 20 Lebensbornheime
eingerichtet. Der Zweck war folgender: Man beobachtete mit
Besorgnis die Entwicklung der Geburtenzahlen in
Deutschland und anderen germanischen Ländern. Der
Reichsführer hatte feststellen lassen, daß jährlich 60.000
Kinder aufgrund schlechter sozialer Verhältnissen nicht
geboren wurden. Hinzu kamen die besonders im Krieg für
junge Paare oft schwierigen Bedingungen. Der Reichsführer
meinte, daß jedes Kind unseren Völkern willkommen sein
müsse, und wir die Pflicht hätten, ihm sein Lebensrecht zu
verschaffen. Man begann in Deutschland damit, besondere
Heime für junge, unverheiratete oder alleinstehende
werdende Mütter einzurichten, wobei die SS eine
Pionierrolle übernahm. Die Planung, die Organisation und die
Finanzierung übernahm der Verein LEBENSBORN. Die
93
Mütter konnten auch nach der Geburt mit ihren Kindern so
lange wie nötig in diesen Heimen bleiben. Das Beispiel hat
in Deutschland ein gutes Echo gefunden.
Also, wir hatten:
1. Das Hauptamt. Chef des persönlichen Stabes.
2. Das SS-Personal-Hauptamt.
Es befaßte sich mit den Personalien der Führer der
Allgemeinen SS, der Waffen-SS, der
Sicherheitspolizei und der Ordnungspolizei.
3. Das SS-Hauptamt. Der Chef war Obergruppenführer
Jüttner.
Es bearbeitete:
a.
Alle Angelegenheiten der Allgemeinen SS.
Die Allgemeine SS war aufgebaut aus 6
SS-Oberabschnitten (Wehrkreise). Jeder
Oberabschnitt aus 3 bis 5 SS-Standarten. Jede
Standarte aus 3 Sturmbannen und jeder
Sturmbann aus 3 Stürmen.
b.
Das ganze Sportwesen und die
Leibeserziehung für SS-Angehörige.
c.
Die germanische Leitstelle. Diese
bearbeitete sämtliche Angelegenheiten der
germanischen SS-Bereiche in den germanischen
Ländern.
d.
Das ganze Ersatz- und Ergänzungswesen
der Waffen SS mit den
territorialen Ersatzkommandos.
e.
Das ganze Fürsorgewesen der Allgemeinen
SS und der eingerückten SS-Männer. (Betreuung
der Familien).
f.
Sämtliche Volksdeutsche Angelegenheiten,
sofern sie wahrhaften
94
4.
5.
6.
7.
8.
95
Charakters waren, ich meine Volksdeutsche aus
Rußland, Rumänien, Serbien, Ungarn.
Das Reichssicherheitshauptamt befaßte
sich mit der Staatspolizei (politischen Polizei), der
Kriminalpolizei (Verbrechensbekämpfung) und dem
Sicherheitsdienst (Nachrichtenorganisation).
Das Hauptamt Ordnungspolizei
umfaßte das ganze Wesen der Ordnungspolizei.
Das ist die Schutzpolizei des Staates und der
Gemeinden, die Gendarmerie, die Feuerschutzpolizei
und alle übrigen Hilfsverbände der Polizei auf allen
ganz- oder halbpolizeilichen Gebieten.
Das Ersatzwesen für die SS und Polizei war zur SS
geholt worden, wobei das Ersatzwesen durch die
Polizei durchgeführt wurde. Die Aufstellung der
Polizeiregimenter für die besetzten Gebiete im
Osten und die Aufstellung der Bataillone für die
übrigen Gebiete. Einheitliche Ausbildung,
Ausrüstung, Uniformierung, Verwaltung usw.
Das SS-Führungshauptamt, Chef war SS
Obergruppenführer und General der Waffen-SS
Jüttner. Es bearbeitete die Aufstellung und
Ausbildung aller SS-Ersatzeinheiten und die
Aufstellung von SS-Regimenten, SS-Divisionen und
SS-Korps. Es entsprach dem Chef des ErsatzHeimatheeres. Es bearbeitete alle Angelegenheiten der
Waffen-SS.
Das SS-Wirtschaftverwaltungshauptamt.
(WVHA)
Das Rasse- und Siedlungshauptamt.
Chef SS-Obergruppenführer Hoffmann. Alle SSAngehörigen wurden rassisch gemustert, rassisch auf
ihre Eignung überprüft durch eigene geschulte
Rasse-SS-Führer und ärztlich besonders untersucht
durch eigene Musterungskommissionen, wobei die
Bedingungen sehr scharf auf beiden Gebieten
abgegrenzt waren. Es war ein sehr großes Gebiet, mit
Hunderten von Führern und Ärzten, die überall in
diesen Kommissionen tätig waren. Außerdem
bearbeitet dieses Hauptamt alle
Siedlungsangelegenheiten, wobei SS-Männer
angesiedelt wurden, wenn sie verwundet waren.
9.
Das Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle.
Das Hauptamt Volksdeutsche Mittelstelle war eine
zwischenstaatliche Dienststelle volksdeutscher Art.
Es bearbeitete sämtliche volksdeutschen
Angelegenheiten der Welt und hatte eine
Reichsfunktion, vor allem im Zusammenhang mit
den Verbindungen zu den Deutschen im Ausland.
Auch der VDA war dem Hauptamt unterstellt. Chef
war SS-Obergruppenführer Lorenz.
10.
Das Hauptamt SS-Gerichte. Ihm
unterstanden sämtliche richterliche Angelegenheiten
der Schutzstaffel und der Polizei. Ihm unterstanden
sämtlicher SS-Feldgerichte, die Obergerichte und das
Oberste SS- und Polizeigericht. Die Aufstellung
genau so wie in der Wehrmacht mit denselben
Rechtsbefugnissen. Weiter gibt es noch einige
Hauptämter, etc.
Ende des Auszugs…
Die heutige Geschichtsschreibung erlaubt sich noch
immer, die SS für schwerste Verbrechen verantwortlich zu
96
machen: Ich fühle mich verpflichtet für die SS einzutreten,
ganz besonders für diejenigen, die nicht mehr reden können,
weil sie zu Tausenden und Abertausenden nach dem
Niederlegen der Waffen in KZ- Lagern in aller Welt auf
grausame Weise umgebracht worden sind. Die SS war unsere
Elite.
Ihre Haltung war bei all ihren Einsätzen immer in vorderster
Linie musterhaft.
Aus “Der Freiwillige”, Nr. 7-8 Juli / August 1990.
Ohren abgeschnitten, Zunge ausgerissen
Wie es einem böhmischen Landstädtchen zuging, schildert der
Dechant Johann Peschka aus Oberlipka. Es war das übliche
stunden- und tagelange Foltern und dann: Erschießen.
“Alle SS-Angehörigen wurden im Schulhof interniert. Nach
Rückkehr von der täglichen Zwangsarbeit wurden sie zur
“Abendgymnastik”, daß heißt zur Folter, geführt. Wir hörten
die Schreie der Gepeinigten, von denen fast täglich einer zu
Tode geschlagen wurde - bis eines Tages ein russischer Major
vom Fenster der Schule aus alles mit ansah und dieser
“Abendgymnastik” ein Ende machte.
In Eichstadt, berichtet der Dechant, wurden 12 Menschen
nach furchtbaren Qualen an den Linden bei der Kirche
aufgehängt, darunter Oberlehrer Pischel, der Bürgermeister,
Ortsleiter Hentschel, Tischlermeister Safar, weil er einen
deutschen Namen hatte. Dem Oberlehrer Pischel wurde der
Schnurbart abgebrannt, Ohren und Nase abgeschnitten, die
Zunge herausgerissen. Auch in Böhmisch-Petersdorf wurden
etwa 15 Menschen zu Tode gepeinigt.” usw.
97
Hier folgt ein Brief eines unserer tapfersten jungen SSMänner, der auch ein Freund von uns war, aus dem
schändlichen Gefängnis Landsberg.
SS-Obersturmbannführer Jochen Peiper, 15. Oktober 1950:
“...Vergeßt nicht, daß in den Kadern der Waffen-SS die
ersten
Europäer
gefallen
sind,
daß
die
Nachkriegserschlagenen zumeist aus unseren Reihen
stammten und nur wegen ihres Glaubens an die
Unteilbarkeit des Abendlandes zu Freiwild wurden.
Seid dieser Blutzeugen eingedenk. Bleibt nicht auf
halbem Wege stehen. Der Europagedanke ist das
einzige politische Ideal, für das zu streiten sich heute
noch lohnt...”
Ich kenne die endlose Reihe von Greueltaten, die an unseren
Männern und Frauen nach dem Krieg verübt worden sind,
und sie sind zum allergrößten Teil dokumentiert; doch gerade
WIR möchten vorwärts schauen und uns nicht in gleicher
Weise verhalten wie unsere heutigen Gegner, die sich jetzt
noch immer an vor fast 50 Jahren tatsächlich geschehenen
oder erfundenen Greueln festhalten… WIR hätten allen
Grund, verbissen zu sein, da wir 45 Jahre hindurch
ständig zurückgesetzt und mißhandelt worden sind, weil
wir sogenannte “FOUT” (nationalsozialistisch Denkende)
sind, doch wir wollen nicht dieselben abscheulichen Untaten
begehen, die unsere Gegner die Gesellschaft an uns verüben
ließ. Man hat die sogenannten Fakten von vor 45 Jahren
immer aufs Neue aufgewühlt, wobei man fast denken müßte,
daß nach dem Tod von Adolf Hitler immer wieder neue Hitlers
aufgestanden sind. Durch alle Medien sollen wir immer
wieder an den Krieg erinnert werden, als ob es gestern
98
geschehen wäre. Wir sollten bedenken, daß wir als NationalSozialisten in einer gesunden Gesellschaft mit sauberem
Wasser, gesunden Bäumen und gesunden Menschen mit
vielen Kindern gelebt haben. Man kann sich dabei fragen:
sind wir verrückt oder ist das heutige Leben zerstört? Es ist
ein Stück “Glück” verloren gegangen. Es entfernte sich von
uns, aber warum suchen wir nicht nach ihm? Warum nicht das
Schicksal hinwenden zur Achtung vor dem Leben und zur
Achtung vor der Vergangenheit? Gebt mir diese Welt wieder
zurück, da fühle ich mich zuhause, und dahin gehöre ich
auch.
Zum Schluß möchte ich noch einige Worte über unseren
Reichsführer SS Heinrich Himmler sagen. Heinrich Himmler
war ein großer Mann, eine Persönlichkeit, mit großer
Organisationsgabe. Er wußte die richtigen Menschen an der
richtigen Stelle zusammenzubringen. War er im Anfang
mehr organisatorisch tätig – so hat er seinen größten Einsatz
auf esoterischer Ebene erbracht, wobei die Edda für uns
Menschen aus dem Norden wieder zu einem lebendigen
Begriff geworden ist und mit seinem Einsatz für die
“Wewelsburg”. Der Wiederaufbau dieser wunderbaren Burg ist
ein lebendiger Beweis und wäre es ohne den verlorenen Krieg
auch geblieben. Doch der Same ist gesät; nach vielen Jahren
in unfruchtbarer Erde schlägt er jetzt Wurzeln und wächst
zum Licht.
Wie die Saat, so die Ernte.
99
12. Die Wahrheit macht frei
Die Wahrheit macht frei
Komm Hoffnung - Seeanker
Gute Fahrt - Gerechtigkeit
13. Februar
Es war im Monat Juli 1990, daß mir die Gelegenheit geboten
wurde mitzukommen nach Berchtesgaden. Dort eingetroffen,
fuhren wir gleich zum Hotel “Zum Türken”, um uns hier
für einige Tage einzuquartieren. Aus meinem herrlichen,
sonnigen Hotelzimmer schaute ich auf Bäume, die durch ihr
Wachstum während 45 Jahren die Stelle verdeckten, wo
Hitlers schöner “Berghof” damals gestanden hat. Nur für den,
der sich erinnern kann, sind die Fundamente des Berghofs
noch zu finden. Am Mittwoch, den 25.4.1945 bombardierten
die Engländer (das 617th eskader) den “Obersalzberg”,
(Berghof, Platterhof und das umliegende Gebiet). 1952 wurde
dieses architektonische Meisterwerk durch Sprengung dann
total vernichtet. Die Amerikaner fühlten sich dazu berufen,
weil sie Angst hatten, die Umgebung könnte zu einem
Wallfahrtsort werden.
Nichtsdestoweniger ist dieses von Gott auserwählte Stückchen
Land erst recht ein Wallfahrtsort geworden, ganz besonders
für diejenigen, die sich mit der Vergangenheit tief verbunden
fühlen. Ich möchte nicht wissen, wieviele Männer und Frauen
zuhause ein Stück Stein als Andenken von diesem “Berghof”
haben, gebaut auf “HEILIGER ERDE”.
100
Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Autobus zu einer
Hochfläche 124 Meter unter dem “Kehlsteinhaus”, von wo aus
wir wiederum einen 124 Meter langen Tunnel durchqueren
mußten, um den Eingang zu dem luxuriösen Aufzug zu
erreichen. Dieser Aufzug brachte uns in 45 Sekunden zum
“Adlerhorst”, dem höchsten Punkt des Berges, 1834 Meter
hoch. Dies war der Lieblingsplatz des Führers, sein kleines
Paradies, nah bei unserem “Walhall”. Von hier aus hat man
eine glänzende Aussicht auf den Watzmann und den Hohe
Göll. Mühsam fand ich einen Stuhl und konnte mich von den
vielen Amerikanern absetzen, die hier überall neugierig
herumschnüffeln. So nahm ich in aller Ruhe Platz an einem
Fenster und genoß die herrliche Aussicht. Bald war ich tief in
Gedanken versunken. Wie anders war es jetzt hier im
Vergleich zu Hitlers Zeit! Heute wird die ganze Umgebung
durch die vielen Amerikaner beherrscht. Wie gut konnte ich
mich noch an den Augenblick erinnern, als ich mich damals
zusammen mit meinem Mann ungefähr an dieser Stelle
befand, und wir uns an der Fülle schlichter Schönheit
erfreuten, die Hitler dort angesammelt hatte! Sein
wunderbarer Schreibtisch, die wertvollen Sessel, der
Kaminsims mit den Hoheitsadlern, und nicht zu vergessen der
ganz eigenartige Kronleuchter. Wo sind all diese Dinge
geblieben? Weg von diesen traurigen Gedanken wurde meine
Aufmerksamkeit wieder nach draußen gelenkt. Ich sah hinaus
in die einzigartig schöne Bergwelt, sah sie mit den Augen
dessen, der einmal hier oben Kraft, Energie und Eingebung
für ungeheuer schwere Aufgaben suchte und fand, die er für
sein Volk übernommen hatte. Das wirkte auf mich wie eine
Vision. Ferne Bilder zogen an mir vorüber, und ich meinte,
sie forderten von mir eine Antwort. In meiner Tasche war ein
Papier, das ich in diesen Tagen bearbeiten wollte. Es ging
101
darin um “Gespräche mit Rauter”, und es war eine
Ansprache des Führers, niedergeschrieben beim vierten
Verhör Rauters durch Drs. L. de Jong im Gefängnis in
Arnheim am 13. Februar 1947. Rauter berichtet da: “Der
Führer hat gesagt: “Die Holländer sollen sich nicht aufregen,
es ist doch Blödsinn, was die Holländer sich da vorstellen.”
Hitler habe an ein ganz lockeres Verhältnis gedacht, auf rein
geschäftlicher Grundlage. Der Führer würde es tief beklagen,
wenn eine zu enge Beziehung zwischen Deutschland und
Holland die Ursache dafür abgäbe, daß England und
Amerika die holländischen Kolonien wegnehmen würden.
Eine neue Organisation Europas sei nötig, und wenn die
Holländer dies einsähen, sei er zufrieden. Auf der anderen
Seite kann man ganz Rußland nicht mehr zu Europa zählen.
Es ist asiatisch-Europa, und England sei wohl germanisch,
stehe aber nur mit einem Fuß in Europa. Das Interesse
Englands in Europa sei sekundärer Art. Nur Deutschland
könne die Dinge in Europa schaffen, Europa organisieren. Die
germanischen Staaten müssen zueinander rücken in Europa.
Bei dem kolossal teueren Apparat der schweren Waffen,
einem Luxus, den die kleinen Staaten sich nicht leisten
können, sei es notwendig, daß die schweren Waffen
einheitlich seien, die Luftwaffe, die Marine, die Panzer,
wobei er der Auffassung war, daß die Holländer die
Kriegsmarine zusammen mit unseren Friesen übernehmen
sollten. Das Heer müße getrennt bleiben, abgesehen von
technischen Dingen. Im übrigen würde Holland seine
Selbstverwaltung behalten. Wenn die Holländer darauf
eingingen, sich auch auf diese Basis einstellten, werde er
großzügig sein. Diese Ansprache des Führers ist nie
veröffentlicht worden… Ich faltete das Geschriebene wieder
zusammen.
102
Unsere Wanderung durch Berchtesgaden wurde fortgesetzt.
Ich bin Zeugin einer bewegten und historisch bedeutsamen
Zeit gewesen mit vielen Höhen und Tiefen. Ich habe
immer aufs neue versucht, die veränderten Situationen zu
meistern und gelernt, in Übereinstimmung mit der geistigen
Basis meines Lebens die mir aufgegebene Mission in dieser
Welt zu erfüllen. Schon als Kind empfand ich es als einen
beglückenden Vorzug, derart besondere Eltern zu haben.
Unser Haus hieß das “Sonnenhaus”, und es war wirklich ein
solches. Man konnte die Gegenwart der Sonne fühlen. Bereits
als Kind liebte ich alle Kreaturen, insbesondere die treuen
Hunde, aber auch Katzen, Tauben, Meerschweinchen,
Schwäne, ja selbst Frösche und die Eidechsen. Dies war
schon als Kind meine Welt, in der ich glücklich war.
Während meiner Studienzeit habe ich, immer vom Glück
gesegnet, viele wichtige Kontakte knüpfen können, die für
mich im Elternhaus begannen und sich ins In- und Ausland
weiterspannen. Meine Arbeit als Biologin in den Wäldern
Sumatras war für mich ein bereicherndes Erlebnis. Dort gab
es noch die Urwelt in einer unverdorbenen Natur, in der
Tiger und Elefanten, Tapire und malaiische Bären und alle
Arten von Rotwild und Hirschen, zusammen mit den
Krankheiten übertragenden Moskitos als Freund und Feind
nebeneinander lebten. Meine Lehrer waren neben Dr. Bierens
de Haan, Portielje, Konrad Lorenz, Professor Heinroth auch
andere. Nach meinen Mädchenjahren wurde ich als Frau
damit beglückt, drei prächtigen Söhnen das Leben zu
schenken, doch nach einer sehr glücklichen Ehe wurde ich
plötzlich, viel zu jung noch, Witwe. Dennoch zeigte mir das
Leben seine guten Seiten in Tätigkeit und im Erleben. Als
Mutter und Großmutter, während 34 Jahren als Geschäftsfrau
und Unternehmerin fand ich noch Zeit zum Malen. Ich habe
103
mein Leben bewußt gelebt und erlebt, und ich stehe heute
immer noch im Leben mit höchster Daseinsfreude- und Kraft,
das Gute wie das Leid auskostend. Heute bin ich Großmutter
von 10 wunderbaren gesunden Enkelkindern, 6 Buben und 4
Mädchen. Den Grundstein für ein Leben, eine Ehe, eine
Familie habe meinen Mann und ich also gelegt. Ich fühle,
daß diese herrliche Schöpfungsmusik, eine immer wieder neu
beginnende Ouvertüre, einen neuen Anfang für Besseres,
Höheres in sich birgt. Sie bedeutet für mich die Verheißung
der Einheit, des nach Erfüllung strebenden. Das wird in
diesem Bereich mit dem Herzen erfaßbar und auch sichtbar.
Bei zahllosen Gelegenheiten in meinem Leben konnte ich
aufgrund der hohen Staatsstellung meines Mannes Menschen
von geschichtlicher Größe und aristokratischem Adel kennen
lernen. So kam ich mit ethisch sauberen Männern und Frauen
zusammen, die geistig-seelisch höchsten Wertvorstellungen
gerecht wurden und denen ich noch heute meine höchste
Anerkennung zolle. An erster Stelle nenne ich Adolf Hitler,
den Mann, der sein ganzes Leben für sein Volk hingab,
einem Mann, der - trotz Scheiterns - seine Lebensmission
heroisch erfüllt hat! Ein Mann, der vom Schicksal den
Auftrag hatte, Großes zu erstreben und Großes zu leisten,
weil er felsenfest überzeugt war von dem Sieg des Guten
und des Positiven. Ich hatte den Vorzug, ihm mehrmals
persönlich zu begegnen, sowohl im historischen Hotel Adlon
in Berlin, auf dem „Berghof”’ in Berchtesgaden und in
Bayreuth zusammen mit Winifred Wagner. Wer von allen
Großen dieser Welt hat es je geschafft, Männer und Frauen
aller Wirtschaftsbereiche, Klassen und Stellungen, Adelige
und Arbeiter, Bauern und Kaufleute, in einem Glauben an
ihr Volk zu einen? Er führte sein Volk zu einem
gemeinsamen Handeln, mit dem Ziel, Deutschland
104
rassisch zu stärken, es wirtschaftlich unabhängig und
staatpolitisch selbstständig zu machen. Er führte sein Volk
nach einer entehrenden Zeit zur Selbstachtung zurück, zur
Lebensbejahung und zum Dienst am Vaterland und am
Staat. Er war bereit zu dienen und sich aufzuopfern, worin
er seinem Volk selbstlos voranging. In Deutschland wurde
damals nicht die Frage gestellt - wie viele Stunden habe ich
gearbeitet, bekomme ich Überstunden bezahlt... Die
Frage war: Was schaffst Du für Dein Volk - was bist Du
bereit zu tun? Im Vertrauen zum Führer und zu sich selbst
schuf sich Deutschland ein Reich, in dem zu leben für die
Menschen ein Glück war. Welche Kraft und Schlichtheit
strahlte der Führer aus! Allein schon die einfache Tatsache,
daß Hitler in Berchtesgaden, unten an dem Berg, selbst
Zigarren für seine Gäste kaufte, in einem kleinen,
gemütlichen Laden, und da fröhlich mit dem Inhaber
plauderte, daß er in seiner freien Zeit Edelweiß züchtete - all
das zeugt von Einfachheit und Bescheidenheit. Er strahlte
liebevollstes Verständnis für jung und alt aus.
Neben Adolf Hitler bin ich auch vielen anderen
Persönlichkeiten begegnet: SS-Reichsführer Himmler und
seinem SS-Stab, Goebbels; Propagandaminister des 3.
Reiches, Walter Funk; Wirtschaftsminister und 1. Präsident
der Deutschen Reichsbank von 1939-1945, Emil Puhl;
Vize-Präsident der Deutschen Reichsbank laut meinem
Mann einer der angesehensten Finanzfachmänner die
Europa überhaupt besaß, ja sogar Hjalmar Schacht;
Reichsbank-Präsident in der Weimarer Republik und unter
Hitler, bis Anfang 1939. Mehrmals war ich Himmlers
Tischdame, und wir haben uns immer gut unterhalten. Auch
durften wir mehrmals sein schönes Jagdhaus benutzen,
wohin er uns zur Gamsjagd einlud.
105
Die bestechende Idee Himmlers war es, alle
Volksdeutschen, wo immer auch in der Welt sie wohnten,
zurückzurufen nach “Großgermanien”, damit sie sich im
weiten Ostraum des Reiches niederließen. Denn, sagte
Himmler, “Das deutsche Blut, das vor Generationen
ausgewandert ist, es WILL eines Tages zurückkommen ins
Land seiner Herkunft und das ist Deutschland. Sie sollen
nicht als Besucher oder gar als Soldaten fremder
feindlicher Mächte zu uns kommen…”
Himmler sah genau wie mein Mann, die Zukunft in
Deutschlands Ostgebieten und im benachbarten Rußland.
Dort lag die Zukunft für die arischen Völker.
Da gab es Überfluß an Boden, an Wasser, an Energie in Form
von Gas, Kohle und Wind. Da konnten Moore trockengelegt
werden, um sie in brauchbares Land zu verwandeln, um
dieses nach dem Kriege zu besiedeln mit Deutschen und
Volksdeutschen, aber auch mit Norwegern und Holländern,
Flamen, all denjenigen, die in der Lage waren, das Land
aufzubauen, Städte und Dörfer zu errichten innerhalb eines
großdeutschen arischen Reiches. So sollte es endlich ein Ende
haben mit Deutschland als “VOLK OHNE RAUM”.
Auch Seyss-Inquart, der Reichskommissar der Niederlande,
war eine Person, die ich oftmals getroffen und gesprochen
habe. Ein absoluter Herr. Hjalmar Schacht war ein Bekannter
meines Mannes, der immer wieder nach dem Krieg betonte:
Aber ich bitte Sie, Frau Florrie: Ihr Mann ist wirklich viel
genialer als ich.” In Anbetracht dessen, daß Hjalmar
Schacht ein ausgesprochener Charmeur war, habe ich
seine
Komplimente
stets
höflich
mit
einem
Gegenkompliment erwidert.
Eines Tages hatten wir unterwegs zu einem Besuch bei
Hitler auf den “Berghof” in Berchtesgaden eine
106
Autopanne, wodurch wir uns eine Stunde verspäteten. Bei
unserer Ankunft reichte Hitler uns die Hand und fragte
besorgt: “ Ist was geschehen?”, worauf mein Mann sich
entschuldigen wollte; aber bevor er überhaupt zu Worte kam,
ergriff Hitler meine Hand und fragte: “Sind Sie gesund?”
Aber ja - dann ist doch alles in Ordnung.” Vollkommen
entspannt folgten wir ihm ins Haus.
Lieber Leser - aus all dem ist doch erkennbar, daß auch
diese historischen Persönlichkeiten vollkommen “Mensch”
gewesen sind, genau so wie Sie und ich.
Die Hollywoodmethode, Menschen, die sich einsetzen für
unsere eigene Identität, für unsere Traditionen, für unsere
Urwurzeln zu verteufeln, ist “UNS VOLLKOMMEN
FREMD”. Das sind menschenunwürdige Praktiken. Das
Herz Europas ist Deutschland, wobei Holland, jetzt noch
geistig klein, hochkommen und eine Schlüsselposition
einnehmen wird. Deshalb trägt Holland als Kopf eine große
Verantwortung und unser Volk darf nicht verblendet sein
Hitler war der Exponent des völkischen Denkens! Diese
Einheit von Volk und Reich ließ Kräfte wachsen, die der
Menschheit Sinn und Ziel gaben, WOBEI DIE KRÄFTE
DES LEBENS UND DER MENSCHHEIT INEINANDER
VERSCHMOLZEN.
Das Dritte Reich ist vergangen - SIE standen auf der
Barrikade. Das Vierte Reich hat begonnen - nun stehen wir
auf der Barrikade, und wir sind voller Achtung vor den
Opfern, die gebracht wurden. Dies ist der Ausdruck der
Verbundenheit mit unserer Geschichte. Nach 1933 umtosten
uns gewaltige Unwetter, jetzt aber stehen wir in der
Endphase, der entscheidende Moment bricht an! Woher
nimmt sich die heutige Zeit das Recht, ein Land wie
Deutschland aller möglichen Greueltaten zu beschuldigen,
107
die es NIE begangen hat? Der deutsche Soldat,
zusammen mit den europäischen Freiwilligen, kämpfte für
hohe Ideale und dachte an die ZUKUNFT. Ihm war das
TÖTEN um des Tötens willen vollkommen fremd. Man
muß von ihm vielmehr als von dem Friedenssoldaten
sprechen, denn er hat sich eingesetzt für sein Land und sein
Volk, um Frieden - DIE HEILIGE FLAMME und DIE
EHRE - zu erlangen.
Diese Kämpfer waren an ihre Kultur gebunden, was man
deutlich an den prächtigen Soldatenliedern erkennt, die sie
sangen. Was waren das für schöne Lieder.... Was heute
geschieht, ist das Verkehren von gut in schlecht und von
schlecht in gut; hier liegt die Hauptursache für die immer
schrecklichere Kriminalisierung unserer Gesellschaft.
Bewußt hat man das Herz Europas krank gemacht und ihm
die Blutzufuhr gedrosselt. Denn Deutschland mit seinem
Osten ist das Herzland, und wer das Herzland hat, hat
die Welt. Viele Menschen können es offenbar nicht
vertragen, daß Deutschland nicht nur das Land der Technik,
sondern vor allem das Land der Dichter und Denker ist, von
Kant und Hegel, Goethe und Schiller, Hölderlin und
Heidegger, Wagner und Nietzsche.
O Heilig Herz der Völker, o Vaterland!
Hölderlin
Germanien
Als wüßte sie es nicht, jüngst, da ein Sturm
Toddrohend über ihrem Haupt ertönte;
Es ahnete das Kind ein Besseres,
108
Und endlich ward ein Staunen weit im Himmel,
Weil eines, groß an Glauben, wie sie selbst,
Die segnende, die Macht der Höhe sei;
Drum sandten sie den Boten, der, sie schnell erkennend,
Denkt lächelnd so: Dich, Unzerbrechliche, muß
Ein ander Wort erprüfen und ruft es laut
Der Jugendliche, nach Germania schauend:
Du bist es, auserwählt,
Alliebend, und ein schweres Glück
Bist du zu tragen stark geworden.
Hölderlin
Es war Hitler, welcher, kosmisch gesprochen, gesandt
wurde, um dem erniedrigten deutschen Volke wieder Kraft
und vor allem Mut zu geben. Und Hitler hat seinem Volk
Mut gegeben. In wenigen Jahren wußte er aus Mitteleuropa
eine gesunde Volksgemeinschaft zu machen, wo die Arbeit
kein Fluch, sondern eine Selbstverständlichkeit war. Die
deutsche Familie bekam wieder Hoffnung, Mütter von vier
oder fünf Kindern wurden geehrt und unterstützt. Man muß
Hitler als ein Werkzeug des Schöpfers sehen, als einen
Höhepunkt und eine Erfüllung. Er war immer offen für die
kosmische Eingebung.... Wir denken dabei zurück an 1940.
Die ersten Junitage mit dem Durchstoß der Deutschen bis
kurz vor Dünkirchen. Am 4. Juni, das plötzliche “HALT”,
wodurch das englische Expeditionskorps von den
Deutschen verschont und nicht vernichtet wurde, wie jede
andere Armee der Welt es getan hätte. Militärisch gesehen hat
Hitler hiermit den deutschen Sieg aus der Hand gegeben,
einen großen Fehler gemacht, da er seinen Generälen den
Befehl gab, nicht durchzustoßen. Für die deutschen Generäle
109
eine sehr verdrießliche Sache, für Hitler persönlich auch,
denn dadurch wurde der Weg durch den endlos langen
dunklen Tunnel für ihn zur Wirklichkeit - ein Alptraum.
Doch aus höherer Sicht lag es im Plan der Schöpfung:
Germanen sollten nicht Germanen vernichten. Natürlich hatte
Hitler dabei Recht, daß das englische Volk rassisch
verbunden ist mit Deutschland, nur er hat die Oberschicht
von England, und vor allem die in London Regierenden
unterschätzt. Die britische Kolonialpolitik. Der Plan der
Schöpfung
Aus dieser Sicht hat - der 4. Juni 1940 eine große Bedeutung! Aber damals nicht zu fassen, wohl
gehörte nach dem 12. Oktober 1940 das “Wir fahren gegen
Engeland” endgültig zur Vergangenheit. Alle Ereignisse
entwickeln sich “plangerecht”.
“KESSEL STALINGRAD”
Ort des Schreckens - Soldaten in tödlichem Kampf. Welch
unsichtbare Fäden sind hier gesponnen: Der Mensch - der
Soldat in seinem tiefsten Elend, und doch so nah der
Lebensquelle - der Wolga, dem großen Fluß, untrennbar
verbunden mit Himmel und Erde.
Hier fand die Entscheidungsschlacht über das Schicksal der
Menschheit statt. Nicht immer ist der Verlust einer
Schlacht auch der endgültige Sieg des “Siegers”. Aus
der blutigen Niederwerfung der Freiheit wird sich der
Menschheitstraum erheben und über Schmerzen und Wehen
hinaus ein neues Hoffen bringen.
Der Schutzwall der Wolga ist geblieben und bildet
noch
heute
die Vorverteidigungslinie gegen den
asiatischen Osten. Sie ist nach wie vor Schutzwall für das
110
Leben, wie der Kaukasus mit seinem uralten Pilgerweg der
indogermanischen Völker, dem Berg Elbrus und der Stadt
Asgard, der Stadt der Arier. Könnte es möglich sein - daß die
Verbindung sich heute festigt, was damals nicht möglich
war…?
AUFLÖSUNG – VERDICHTUNG
Der Kessel Stalingrad ist der zu vergleichen mit Verdun? Oder
war Stalingrad die “Schicksalsstunde” ? Gehört es zum
Reifungsplan unserer Schöpfung??! - Der Lebensbrunnen!
Dann Arnheim, (Holland), der Tag des Klatschmohns, am 17.
September 1944. Die Brücke über den Rhein. Kämpfe auf
Leben und Tod. Die Erde durchtränkt vom Blut der
Deutschen, Holländer, Flamen, Engländer, Polen,
Amerikaner. All das Blut versickerte gemeinsam in
UNSERER Erde - wäre es dann nicht möglich, daß auch
UNSERE GEDANKEN dorthin schweben dürfen, wo
Freundschaft und Kameradschaft möglich wäre und möglich
ist? Dieser denkwürdige Ort an unserem Fluß, dem Rhein.
Ein mystisches Geschehen. Dann Dresden 13. Februar 1945.
Es sind 488.000 (vierhundertachtund-achtzigtausend)
Menschen als lebende Fackeln verbrannt worden. Die Hölle,
wo Frauen, Kinder, Säuglinge, Alte, Verwundete... zum
kosmischen Lebensstrom eingegangen sind! —
DRESDEN, 13.2.1945
DRESDEN HEIL
DRESDEN HEIL TEEKEN
DRESDEN - HOLOCAUSTE – HEIL
111
Und dann 19. bis 20. März 1945, wo Hitler bei der
Reichskanzlei in Berlin einem Jungen über die Wange
streichelt, in Gedanken versunken. Kein strahlender,
redegewaltiger Hitler mehr, nein, ein einsamer Mensch,
scheinbar einsam, der seine Entscheidung getroffen hat, denn
er weiß, er muß gehen. Großadmiral Dönitz wird sein
Nachfolger. Es ist die Größe Hitlers, daß er immer wieder auf
die Stimme seines Herzens hört und dadurch unwiderruflich
mit dem großen Plan des Blaudrucks des Schöpfers
verbunden ist.
Am 23. Mai 1945 wird die deutsche Regierung unter
Führung von Großadmiral Dönitz in Flensburg
gefangengenommen. Das war der Wunsch der Gegner.
Haßerfüllte englische Politiker und Militärs meinten das
Recht zu haben, ihre gerade erworbene Macht mißbrauchen
zu können zu menschenunwürdigen Praktiken gegen all
diese musterhaften, hochgestellten Menschen. Der
deutsche Soldat, überall in der Welt bekannt wegen
seines strategischen Könnens, seiner Korrektheit und
Disziplin - wie haushoch standen diese. unsere Männer da,
äußerlich zertreten und gedemütigt, innerlich ungebrochen,
Persönlichkeit ausstrahlend, mit dem “All” verbunden!
Fünfundvierzig Jahre sind vergangen. Die Akten, wie
diejenigen über meinen Mann, dürfen erst im Jahre 2067
geöffnet werden. Das sagt alles.
Rudolf Hess hat man nach mehr als 40 Jahren
Einzelhaft im Spandauer Gefängnis in Berlin ermordet,
weil die Engländer schon von Gorbatschows Vorhaben
wußten, Hess freizulassen, wodurch endlich die Wahrheit
über das Dritte Reich Hitlers hätte bekannt werden
können. Rudolf Hess - geboren am 26. April 1894 gestorben am 17. August 1987.
112
Man kann Städte bombardieren, Hitlers “Berghof” dem
Boden gleichmachen... Bei aller Angstpsychose und aller
Spannung, unter der die Menschen leben müssen, gibt es
jedoch die UNTERIRDISCHEN Gänge nicht allein nur
zwischen den Bunkern des Obersalzbergs, sondern gewiß
auch in den Seelen der Menschen - wodurch wir Menschen
durch die unendlich vielen dunklen Gänge stets zueinander
zu finden wissen, und wodurch große Völkerbewegungen
zur Entwicklung kommen!
Heute ist Rußland dabei, sich vom bolschewistischen Joch
zu befreien; Noch im Oktober 1967 haben sie den
steinernen Soldaten aus der Flensburger Marienkirche
gezerrt - den steinernen Soldaten, zu dem Dönitz, bevor
er verhaftet wurde, jeden Tag ging... Kosmisch verbunden
ist er mit Oberndorf, das ich am 14. August 1986 besuchte,
wobei ich in der Gedächtniskirche stand, wo am 24.
Dezember 1818 Franz Xaver Gruber mit seinem Freund das
Lied “Stille Nacht, Heilige Nacht”… komponierte. Die
beiden Musiker selber haben die Größe dieser
gottbegnadeten Stunde nicht ahnen können…
Es wurde das bekannteste Lied aller Zeiten.
HEILBRENGEND-ONVERBREKELIJK
SONNTAG, den 2. November 1986...
Hebe ihre Augen nach dem Himmel
Tag von Allerseelen
Tag von vier
Dimensionen
Tag der Verwirrung
113
Tag von Oberndorf.
Hier auf Erde ist noch ein unberührtes Gebiet… Ein
Kompromiß mit der Gegenmacht ist nicht möglich. Eins steht
aber heute fest: alles Positive aus der Vielfalt seiner Völker
wird zusammengebracht, ein erneuertes Europa wird sich
erheben, einen Staatenbund , wo jeder souverain bleibt aber
politisch und wirtschaftlich zusammen arbeiten will, dann
wird “Friede” sein.
Er zal vrede zijn … Es wird Friede sein.
26.11. Nederland Heil
Nederland Heil
Return Orion
Return Maas. Waal, Return Maas-Waal
Das Geheimniß
der Schöpfung
Heil unser “Abendland”
Dat is de vernieuwing
Wat wonderlijk weten,
dat wij niet afhankelijk
114
zijn, van het handelen
van ingebeelde
machthebbers.
Ben ik van Duits-Dietse bloed.
115
Das ist die Erneuerung
des wunderbaren Wissens,
daß wir nicht abhängig
sind vom Handeln
eingebildeter Machthaber.
Mein Auftrag ist: Die Wahrheit
Die Wahrheit macht frei
“DAS MAGISCHE JAHR” 1992
WUNDER können geschehen!
QUI (CUI) VOI (VOY)
DIE KRAFT DER TOTEN
Unheimlich ist die Kraft der Toten.
Sie tragen den Menschen, die Völker, die Erde,
im Sterben sind sie schon wieder im Werden,
und einmal - in der Zeiten Lauf stehen die Toten in den Lebenden auf
116
Unheimlich ist die Kraft der Toten.
Wer weiß in sich ihre Lebensglut brennen,
wird in seinem Kind ihre Züge erkennen,
und einmal - in der Zeiten Lauf –
stehen die Lebenden aus Sterbenden auf.
Unheimlich ist die Kraft der Toten.
Man kann sie lieben, man kann sie hassen,
man kann sie verleumden, verhöhnen lassen,
doch einmal - in der Zeiten Lauf zur Liebe, zum Haß steh'n die Toten auf.
Wenn auch die Lebenden heute versagen,
beten und betteln, fragen und klagen,
die Gräber der Toten ihr einziges Gut,
ihre Augen weinen Tränen und Blut bedenk's:
Unheimlich ist die Kraft der Toten.
Man kann sie verleugnen bis zum Verbrechen,
doch einmal werden die Toten sich rächen,
dann stehen sie - in der Zeiten Lauf drohend, gewaltig zum Kampf wieder auf.
Unheimlich ist die Kraft der Toten.
Man kann sie verdammen, man kann sich vermessen,
die eigenen Toten sogar zu vergessen,
doch einmal - in der Zeiten Lauf stehen die Toten in euren Kindern auf!
Ward Hermans, 1946 in Berlin.
117
DAS REICH
Ich hasse das Leben des ewig sich-gleichen,
des ewig-armen und ewig-reichen.
Gestern Offizier und heut' ein Verbrecher,
Einmal ein Prinz und einmal ein Schächer;
Ich bin heute der Herr und morgen der Knecht,
So ist das Leben mir grade recht!
Ich hasse das Leben des ewig sich-gleichen,
wie Ebbe und Flut um sich stürmen und weichen.
Ich bin wie der Wind, der mal heiß und mal kalt ist,
heut zart wie ein Hauch, morgen hart wie Basalt ist;
Einem Riesen gleiche ich und einem Zwerg –
Im Tal kann ich wohnen, wie auf dem Berg.
Ich liebe das Leben, das Kampf um die Macht ist,
das heute ein Dreck und morgen die Pracht ist,
Einmal trüb und einmal helle,
Einmal ist's Pfütze und einmal die Quelle;
Geschleudert vom Schicksal und niemals gleichDas Ziel nur bleibt immer das gleiche - das Reich!
Paul van Tienen
Zwei Tage nach der Kapitulation 12.5.1945
Offiziersgefangenenlager Klein München.
118
13. Die notarielle Akte F. Knolle
U.R. 10 / 1951
Verhandelt zu Bremen am achtzehnten
Januar neunzehnhunderteinundfünfzig.
Vor mir, Notar Dr. jur. Wilhelm Bellmer
zu Bremen erschien heute, mir von Person bekannt,
der Buchhändler Friedrich Knolle, geb. 12.3.1903
wohnhaft in Bremen, Kurfürstenallee 108,
und erklärte nach Hinweis auf die Bedeutung einer
eidesstattlichen Erklärung und die Folgen der Abgabe einer
falschen eidesstattlichen Erklärung, an Eides statt was folgt:
Ende Mai 1940 wurde ich als Leiter des politischen
Nachrichtendienstes nach Den Haag versetzt. Die Aufgabe
dieses Nachrichtendienstes (S.D.) war die Erforschung der
politischen, wirtschaftlichen und sozialen Struktur des
niederländischen Volkes. Zu dieser Aufgabe gehörte
keinerlei exekutive Tätigkeit, welche durch die Geheime
Staatspolizei sowie Kriminalpolizei durchgeführt wurde.
Im Verfolg dieser Arbeit lernte ich selbstverständlich auch Dr.
M.M. Rost van Tonningen kennen, der zum Generalsekretär
des niederländischen Finanzministeriums sowie zum
Präsidenten der niederländischen Staatsbank ernannt wurde.
Dieses geschah weniger, weil Rost van Tonningen
deutschfreundlich war, als auf Grund der Tatsache, ein
vorzüglicher Kenner dieser Materie zu sein, und weil Rost
van Tonningen mehrere Jahre in Wien den niederländischen
119
Staat beim Völkerbund vertreten und seine diplomatische
Fähigkeit bewiesen hatte.
Da ich selbst als Auslandsdeutscher in Holland aufgewachsen
war und die Verhältnisse gerade in der ersten Phase der
Besatzung gut beurteilen konnte, ergab es sich von selbst, daß
ich mehrfach wöchentlich mit Rost van Tonningen
zusammentraf.
Ich lernte ihn als einen Mann kennen, der aufgeschlossen den
Problemen gegenüberstand, eine europäische Idee bejahte,
aber ebenso durchdrungen war von den Rechten des
niederländischen Volkes. Während ich persönlich diese
letztere Einstellung gut verstehen konnte, führte die oft
halsstarrige und verbissen vorgetragene und vertretene
Ansicht zu den ersten Auseinandersetzungen mit deutschen
Stellen, insbesondere mit dem Höheren SS- und Pol. Führer
Obergruppenführer Rauter.
Auf folgende Tatsachen und Vorgänge, von denen ich
dienstlich Kenntnis bekam, z.T. auch persönlich bearbeitete,
muß ich in diesem Zusammenhang hinweisen:
1)
Abwertung des holländischen Guldens Ende 1942.
Auf Anordnung von deutschen Reichsbehörden wurde der
Gulden von l .69 RM auf 1.34 RM abgewertet. Die
ursprünglich geplante noch stärkere Abwertung wurde auf
Grund des außerordentlich starken Widerspruchs seitens Rost
van Tonningen nicht durchgeführt. An den zuvor
stattgefundenen Besprechungen nahm ich größtenteils selbst
teil.
120
2)
Ausfuhr von holländischem
Deutschland Sommer 1943.
Gemüse
nach
Auch hier widersetzte sich Rost van Tonningen
leidenschaftlich, dabei insbesondere auf die Notlage der
Bevölkerung verweisend.
Im Zusammenhange damit:
3)
Einsickern
der
innerhalb
Deutschlands
wertverminderten
Reichsmark nach
Holland,
insbesondere durch Treuhändervermögen.
Auch hierin sah Rost van Tonningen wie auch ich eine
große Gefahr und konnte seinen Protest mit begründen.
4)
Ende 1943 Erhöhung des niederländischen
Beitrages zur deutschen Kriegsführung; Abtransport
von Industrieausrüstungen usw.
Als die Proteste Rost van Tonningen abgewiesen wurden,
meldete sich Rost van Tonningen freiwillig zum
niederländischen
Landsturm,
um
damit
seine
Mitverantwortung zu verneinen. Daraufhin wurden
deutscherseits weitgehende Zusagen gemacht.
5)
121
Rost van Tonningen wurde von maßgeblichen
deutschen Persönlichkeiten als “der letzte
Niederländer” bezeichnet. Diese Persönlichkeiten
wollten damit zum Ausdruck bringen, daß der
Generalsekretär Rost van Tonningen der letzte
Niederländer sei, der die Interessen des
niederländischen
Volkes
gegenüber
den
Forderungen
der
Besatzungsmacht
nachdrücklichst zu vertreten gewillt war.
Zusammenfassend möchte ich bemerken, daß sich nach
meinen aus der persönlichen Verbindung gewonnenen
Erfahrungen die Haltung des Generalsekretärs Rost van
Tonningen gegenüber der deutschen Besatzungsmacht in nichts
von jener Haltung unterschied, die maßgebliche deutsche
Politiker der westdeutschen Bundesrepublik heute gegenüber
den Besatzungsmächten zu zeigen gewillt sind, ohne daß man
in Deutschland gewillt wäre, sie deshalb als Landesverräter zu
bezeichnen
Hierauf wurde das Protokoll vorgelesen, von dem
Erschienenen genehmigt und eigenhändig unterschrieben wie
folgt:
gez. Friedrich Knolle
gez. Dr. Bellmere
Die vorstehende Ausfertigung wird hiermit dem Buchhändler
Friedrich KNOLLE, Bremen, Kurfürsten Allee 108, erteilt.
Bremen, den 18. Januar 1951
Der Notar.
122
14. Schweres Schicksalslos mancher
großer Menschen
Zu den großen Männern gehört auch mein Ehemann, Dr.
M.M. Rost van Tonningen, der in den Dreißiger Jahren des
vorigen Jahrhunderts u.a. Abgeordneter des Völkerbundes
für die Niederlande in Österreich war.
Zusammenfassung:
1.
Zehn Tage vor dem Einmarsch der deutschen Truppen
in Holland 1940:
Gefangennahme meines Mannes Dr. M.M. Rost van
Tonningen, in Ooltgensplaat (siehe: “Auf der Suche
nach meinem Ehering”, Seite 141).
2.
Es folgte der Abtransport von 21 willkürlich
festgenommenen Männern, unter denen auch mein
Mann war, Bestimmungsort: England.
3.
Der Transport, welcher unter niederländischer
Bewachung stand, wurde von Prinz
Bernhard, der zufällig in seinem Auto vorbeikam,
bemerkt. “Wer sind diese Männer?” fragte er seinen
Adjutanten. Es wurde ihm geantwortet :
“Das ist
Rost van Tonningen und andere Gefangene.” Prinz
Bernhard meinte dann, in dem er den Transport stoppen
ließ, “Wenn sie rauskommen, laßt sie laufen und
erschießt sie dann mit der MP, dann sind wir sie los.
123
Mein Adjutant war der Meinung, daß man das nicht tun
könne.”
4.
“Dolle Dinsdag”, 15. August 1944;
Der Versuch wurde gemacht, meinen Mann und mich in
unserem eigenen Haus in Diepenveen zu erschießen.
Ein Revolver russischer Herkunft wurde unter der
Matratze des Bettes in unserem Gästezimmer gefunden.
(Siehe: “Auf der Suche nach meinem Ehering, Seite
241).
5.
Anfang 1945: Angebot des Fondsmaklers der Börse,
J.C.F Overhoff, (später stellte es sich heraus, daß er ein
Führer des Widerstandes in Amsterdam war.) der
meinen Mann drängte eine Reise mit Frau und Kindern
nach Brasilien zu akzeptieren, so daß sie über ein
Kloster in Belgien entkommen könnten.
Für Herrn Overhoff stand es fest, sollte Deutschland den
Krieg verlieren, mein Mann gefangen genommen und
ermordet würde.
6.
Mai 1945: Mein Mann wird als Angehöriger der SSDiv. “Landstorm Nederland” gefangengenommen und
darauf durch
Prinz Bernhard an das kanadische
Hauptquartier in Utrecht ausgeliefert. Später wurde er
als Häftling in dem Gefängnis Scheveningen auf
grausame Weise durch die Unterwelt auf Anweisung
und mit dem Geld von Prinz Bernhard ermordet.
7.
“D-Day” 6.6.1945 (666; sechster Tag, sechster Monat
des sechsten Kriegsjahres),Tod meines Mannes um 8.00
Uhr morgens nach grausamsten Mißhandlungen.
124
8.
Seit dem Tag der Ermordung meines Mannes sind fast
60 Jahre vergangen, ohne daß ich jemals eine offizielle
Nachricht der niederländischen Regierung bezüglich der
Ermordung meines Mannes empfangen habe.
9.
Die einzige Nachricht, die ich bekam, war meine erste
Steuerabrechnung nach dem Kriege, worauf die Kosten
von Hfl. 47,25 für den Transport meines toten Mannes
im Müllwagen von Scheveningen zum Krankenhaus
nach Den Haag aufgeführt waren.
10. Erst dann wurde mir klar, daß ich tatsächlich Witwe
geworden war, also eine alleinstehende Mutter mit drei
kleinen Kindern. Wie sollte ich jetzt weiterleben?
11. 1950: In meiner großen Not, die Wahrheit über den Tod
meines Mannes zu erfahren, habe ich die Einladung
einer Bekannten in Rom angenommen, um den Papst
Pius XII. im Vatikan zu besuchen. 1950 war das Heilige
Jahr. Als ich empfangen wurde und ihm den Grund
meines Besuches mitteilte, antwortete er kurz: “Ihr
Mann ist im Gefängnis von Scheveningen ermordet
worden. Das ist mir bekannt. Es ist die Wahrheit.” Trotz
der Tatsache, daß ich keine Katholikin war, hat er mir
über seinen Nuntius Giobbe sehr geholfen. Leider ohne
Erfolg. (Siehe: “Auf der Suche nach meinem Ehering”,
Seite 324)
12. Meine Anfrage beim “Raad van State”, meinen
verstorbenen Ehemann, der in ein Armengrab, das
automatisch alle zehn Jahre geräumt wird, geworfen
125
wurde, in unser Familiengrab Rost van Tonningen
umbetten zu können, wurde abgelehnt.
13. Viele Jahre später wurde mir folgendes Photo
zugeschickt, das meinen Mann, als er von dem Sergant
Vanier (Canadian Field Security) vernommen wurde,
zeigt. Merkwürdig ist die Tatsache, daß weder seine
Kragenspiegel noch seine Schulterstücke entfernt
worden waren, da nach der Gefangennahme
normalerweise
alle Orden und Ehrenzeichen
weggerissen werden. Dies läßt vermuten, daß sie
meinten, meinen Mann für ihre Zwecke benutzen zu
können. Das Ziel könnte gewesen sein: Die
Reorganisation der Bank von England, weil in Holland
sehr viel gefälschtes Goldgeld im Umlauf war, welches
nicht gedeckt war. Mein Mann, der kein Freimaurer
war, wurde getötet. Nachdem mein Mann tot war,
wurde Dr. Hjalmar Schacht, der Freimaurer war,
eingeschaltet. Beide hatten den gleichen Sachverstand
und kannten sich sehr gut.
Dr. M.M. Rost van Tonningen nach seiner Gefangennahme;
er wird vernommen durch Sergeant Vannier (Canadesian
Field Security).
126
15. Johan Wildschut,
Video-Ausstrahlung Hilversum 3,
Sendung “Lopend Vuur”
Das Erscheinen meines Buches gibt mir Veranlassung, ihm
diesen Nachtrag hinzuzufügen.
Am 15.5.1990 habe ich mich entschlossen, mein Buch zu
schreiben. Einige Tage vorher hatte ich den Titel: “Auf der
Suche nach meinem Ehering” ausgedacht.
Warum habe ich diesen Titel gewählt? Mein Mann wurde
am 6. Juni 1945 durch die holländische Unterwelt ermordet.
Als mein Mann in Gefangenschaft geriet, hat man ihm seinen
Ehering von der Hand genommen und gestohlen.
Ich habe versucht, mein Leben zu schildern, und wie wir in
Holland die Besatzung durch die deutsche Wehrmacht
gemeinsam erlebt haben. Mein Mann war in dieser Zeit
Präsident der Niederländischen Staatsbank.
Am 21. Dezember 1990 war unser 50 jähriger Hochzeitstag
(Goldene Hochzeit), der Anlaß zur Niederschrift meines
Buches gab.
Für mich eine große seelische Belastung.
Ende August besuchte mich Herr Johan Wildschut, ein
ehemaliger Widerständler, den ich seit 10 Jahren kannte, und
bat, das Manuskript lesen zu dürfen. Nach einigem Zögern
habe ich zugestimmt und 2 Kopien machen lassen, eine für
ihn und eine für mich unter die Bedingung, daß das Manuskript
am gleichen Tag zurückgebracht würde. Das geschah auch;
er war um 17.00 Uhr mit meinem Manuskript und zwei
Kopien da. Zufrieden ging er mit seiner Kopie nach Hause.
127
Zwei Tage später rief er mich an und sagte: “Ihr
Manuskript ist eine Offenbarung. Darf ich um ihre Erlaubnis
bitten, meine Kopie ihres Buches einer befreundeten
Journalistin zum Lesen zu geben” - wozu er meine
Zustimmung erhielt.
Einige Tage später kam Herr Wildschut mit der befreundeten
Journalistin, und sie bat mich um mein Einverständnis,
einen Artikel
darüber
im “NRC-Handelsblatt”
veröffentlichen zu dürfen.
Am 22. September 1990 brachte sie, Jeannette Joosten;
Journalistin auf der Frontseite einen langen Artikel über
mein Manuskript mit den der Öffentlichkeit unbekannten
historischen Tatsachen:
1. Rost van Tonningen ist ermordet worden.
2. Rost van Tonningen schlug Fluchthilfe nach
Brasilien durch den holländischen Widerstand aus
Verantwortung für sein Vaterland ab.
Der ganze Artikel zeichnete ein positives Bild meines
Buches.
Am 3. Oktober 1990 erklärte Herr Wildschut im
niederländischen Fernsehen “Nederland 3” in der Sendung:
“Lopend Vuur” auf Befragung über den Tod meines Mannes:
“Rost van Tonningen ist ermordet worden,”
“Ich habe die Beweise aus eigener Quelle”.
Am 19. November 1990 ruft mich Herr Wildschut zwischen
12.30 und 13.00 Uhr zu Hause an, um mir nochmals zu
bestätigen, daß mein Mann ermordet wurde. Wörtlich:
128
“Vergessen Sie nicht, daß es nicht möglich ist, sich bei einem
Sturz aus dem I. Stock im Gefängnis den Schädel zu
zertrümmern. Bei einem solchen Sturz bricht man sich das
Genick. Eine Zertrümmerung des Schädels kann nur mit dem
Schlag eines Gewehrkolbens oder dergleichen geschehen.
Vergessen Sie das nicht.”
Fünf Stunden später, um 18 Uhr, findet man Wildschut
tot in seinem Bett…
Als überzeugter Widerständler, kämpfend für Freiheit und
Recht, hat Herr Jan Wildschut viele Jahre, während der
deutschen Besatzung im KZ Sachsenhausen, gefangen
gesessen, wobei er mehrere Malen dem Tod nahe war. Nach
Rückkehr 1945 schwebte ihm ein gut regiertes Holland
vor Augen, um so enttäuschter war er, als er bemerkte,
daß sich immer mehr Fremdkörper bildeten, die sich nur
zum Ziel setzen, sich selber zu bereichern. Er entdeckte
außerdem, daß nach Mai 1945 in den niederländischen
Gefangenlager genau die gleichen Zustände oder noch
schlimmer herrschten, alles was man den Deutschen gerade so
verübelt hatte. Aus eigenem Beweggrund kam er zu mir, um
sein Entsetzen auszusprechen, über die Ermordung meines
Mannes. Er war darum auch sehr glücklich über meine
positive Einstellung. Ungeachtet politischer Herkunft oder
sonst was, meinte er, daß wir versuchen müßten, alle positive
Kräfte zu bündeln, um uns gemeinsam für die Gesundung
einzusetzen und den kosmischen Aufbau Hollands, wobei
die Allmacht die Herzen dieser Menschen lenkt!. Er war
meiner Auffassung, daß Deutschland als Herz von Europa
Holland benötigte als Kopf. Leider wurde auch seine
Arbeit grauenhaft zerstört, denn der Zweck der Gegner war
129
gerade zu vereiteln, daß der Kopf nicht der Kopf von Holland
sein dürfte, daß sie einzig und allein dem Kapitalismus
anhängen mit ihren Lebensvorteilen. Nach seiner telefonischen
Aussprache mit mir über meinen Gatten fand man ihn am
gleichen Tag einige Stunden später tot im Bett.. Herr J.
Wildschut gehörte zu der geistigen Elite Hollands.
Heilbrengend, onverbrekelijk.
DER TOD MEINES MANNES BLEIBT EIN
GEHEIMNIS
- ER WUßTE ZUVIEL! UND WO IST UNSER EHERING ?
Aus eigenem Erleben
Geschildert als Beweis
gegen den “Zufall”
und für die “Ordnung
allen Seins”.
Friedrich Christian Prinz zu Schaumburg Lippe.
130
16. Die Wahrheit - Das Licht
Unsere beiden Eheringe unter der Irminsul wurden im
Gefängnis von Scheveningen für immer getrennt. Nach der
Ermordung meines Mannes kam dessen Ring mit Sicherheit
in unrechtmäßige Hände, so daß die Suche nach dem
Ehering meines Mannes schon dort ein Ende fand.
Als 89-jährige Frau zurückblickend auf das vorige, das 20.
Jahrhundert nach meinem gesamten Leben in Holland, nun
schon drei Jahre in Flandern wohnend, schmerzt es mich von
ganzem Herzen, daß unsere Zeit, (von 1931 bis 1945), bis
auf den heutigen Tag in aller Welt noch immer mit
Unwahrheiten überschüttet wird. Sie war ja um so vieles
positiver, wertvoller, stilvoller und respektvoller, gesünder,
dem natürlichen Leben zugeneigter als die heutige Zeit. Es
erfüllt mich mit Verdruß, meinen Mann, meinen Bruder und
alle meine Lieben vermissen zu müssen, die sich eingesetzt
und ihr Leben hingegeben haben für unser Ideal, während
ich mich schämen muß für die heutige Welt gegenüber
denen, die aus Idealismus gestritten haben und nach 1945
getötet oder gefangengenommen wurden.
Ich meine, daß unser aller Leben aus Respekt vor unserer
Familie, unserem eigenen Ziel, unserem Volke und unserer
Rasse, doch nicht abgleiten darf in rachsüchtige, ungerechte
Handlungen.
Unsere Jugend hat Vorbilder nötig, die ihr Volk und
Vaterland lieben, die sich stemmen gegen Streit, Haß und
131
andere Mißtände. Möge sich die Zukunft für unsere Jugend
lebens-wert entwickeln. Mein Wunsch gilt einer gesunden
Jugend in einem gesunden Europa.
Die beiden Eheringe unter der Irminsul.
132
17. ‘’Meine Zeit mit Dir”
Meine Zeit mit Dir war wie ein
Sommerwind,
der durch ein Kornfeld klingt.
Meine Zeit mit Dir war wie ein
Bach, der rinnt
und der von Sehnsucht zeigt.
Meine Zeit mit Dir, der kleinste
Augenblick, ein
Hauch von Ewigkeit.
Für diese Zeit mit Dir geb’ ich Dir
gern zurück
von meiner Wenigkeit.
Diese Zeit mit Dir hat jeden
Schmerz geheilt und
jeden Sturm besiegt.
Ich wollte, dass die Zeit mit Dir für
ewig bei uns weilt
und Dir zu Füssen liegt.
Für diese Zeit mit Dir möcht’ ich
Dir dankbar sein
wie ein Gebet.
Wofür die Zeit mit Dir und dem
Zusammensein am
Ende Amen steht.
Horst Frank
133
18. Kerze Rost van Tonningen
134
UNSERE EHRE WAR UND IST TREUE
Vreeland (het Gooi)
Vredeland
135
19. Beilagen
A.
B.
C.
D.
E.
Daily Express; 24. März 1933
Standesamt ’s-Gravenhage
Nieuwe Revu; 17. Januar 1970
Nieuwe Revu; 24. Januar 1970
Brief an das Innenministerium vom 26. September
2003
F. Brief an das Innenministerium vom 7. November
2003
G. Final Conflict 30/2002
H. Brief an Dr. Jan Peter Balkenende; 26. Juli 2004
136
A
Am 24. März 1933 erklärte das Weltjudentum dem
Deutschen Reich den Wirtschaftskrieg auf allen möglichen
Ebenen.
137
B
138
C
“…daß nahezu überall Bewacher sich nicht enthalten
haben, wehrlose Menschen zu quälen und zu
mißhandeln – wobei die während der deutschen
Besatzungszeit angewandten Methoden übernommen
wurden…”
(Parlementaire enquête commissie 1950)
139
D
140
Eine Reportage von George van Aken und Wim Koesen
Die Kehrseite unserer Befreiung
DAS DRAMA
IN DEN
GEFANGENENLAGERN (2)
In den Monaten nach der Befreiung wurden 120.000
Menschen, schuldig oder unschuldig, aufgegriffen und
eingesperrt in mehr als 100 besonders dafür hergerichteten
Gefangenenlagern. Viele von ihnen wurden durch die
Willkür der Bewacher mißhandelt und in mehreren Fällen
sogar ohne Prozeß in den Tod getrieben. Hervorgehoben: es
waren nicht die ordnungsgemäßen illegalen Kämpfer, die
sich an diesen Mißhandlungen schuldig gemacht haben. Es
waren vornehmlich Freiwillige der inländischen Streitkräfte
und des Ordnungsdienstes, die sich zum Teil durch das
Fehlen von korrekten Richtlinien und ausgebildeten
Fachkräften ungehindert ausleben konnten durch Quälen von
wehrlosen Menschen.
Bericht aus den turbulenten Befreiungstagen:
Ein Kollaborateur, der teilhatte an der Sturmwacht, die zur
Schau gestellt wurde für das von Haß erfüllte Publikum Keine Gnade für Verräter.
141
E
142
143
F
144
G
145
H
146
147
20. Personenverzeichnis
Baudrillard, Alfred, pro-nationalsozialistischer Kardinal in Paris, 63
Bellmer, Dr. Jur. Wilhelm, 119,122
Bergen, Johanna van den, Ehefrau meines Bruders, 81,82
Beukman van der Wijck, Graf J.H..W., 51
Block, Prof. M.A. de, Schriftführer "Raad van State", 61
Blokzijl, Max, Radiokommentator, hingerichtet 1946, 88,89
Blumentritt, General Günther, 92
Bönninghausen, Jhr. E.J.B, von, Bürgermeister von Hilversum, 77
Bontkes, T.E., Grossbauer, bekannt als Dietrich Batavus, 48,49,50
Borchert, SS-Oberführer, 91
Bosch, Jhr. J. van den, 49
Bosch, Jungfrau Meinouda Sara Johanna van den, 51
Brenner, SS-Brigadeführer, 91
Cecilia, Oberschwester, 24,25
Chamberlain, Neville, Ministerpräsident von Grossbritannien, 71
Demelhuber, Karl Maria, Befehlshaber der Waffen-SS in den
Niederlanden, 91
Dönitz, Karl, Grossadmiral, 32,33,35,112,113
Eden, Anthony, Englischer Vizepremier, 10
Faulhaber, Michael von, pro-nationalsozialistischer Kardinal, 63
Feldmeijer, Standartenführer Henk, Führer der niederländischen SS, 85
Frassati, Luciana, 56
Giobbe, Mgr. Paolo, Internuntius, 59,125
Goebbels, Joseph, Reichsminister für Volkaufklärung und
Propaganda, 105
Goedewagen, Prof. T., 61
Gorbatsjov, M., 112
Grasczynski, M., Gouverneur Schlesiens, 29
Grotius, Hugo, 21
Hermans, Ward, Flämischer Dichter, hat sich nach 1945 für die SS
eingesetzt, 117
Hess, Rudolf, Stellvertreter des Führers, durch seinen Friedensflug
bekannt geworden, 1987 ermordet im Spandauer
148
Gefängnis, 112,113
Heubel, G.A., mein Vater, 36
Heubel, W.J., Mein Bruder, SS-Hauptsturmführer, Leiter der 3.
Standarte der niederländischen SS, 28,40
Himmler, Heinrich, Reichsführer-SS, 93,99
Hitler, Adolf Führer des Grossdeutschen Reiches, 35,58,63,107
Hölderlin, Friedrich, 109,109
Hommes, Dr., Kommandant eines KZ-Lagers für sogenannte politische
Delinquenten in Winschoten, 14
Jong, L. de, 91,102
Joosten, J., 128
Kaenderer, J.C.W., Friedhofsdirektor, 54
Knobloch, Generalleutnant, 91,119,
Kooymans, Peter, Polizeichef Amsterdam, 47
Kreuk, C.A. de, 16
Lippe-Biesterfeld, Bernhard, Prinz der Niederlanden, Auftraggeber des
Morders an meinem Mann, 7,48,73,123,124
Model, Feldmarschall Walther, 92
Michelangelo, 57
Mulderije, H., Justizminister, 60
Mussert, Anton Adriaan, Grunder der N.S.B., 12,88
Napoleon, 22,50
Neuthorn, Dr., 13
Nijks, R J., Bauer, 13,15
Overhoff, C.F., Fondsmakler der Börse, 124
Peiper, Joachim, SS-Standartenführer; Leibstandarte SS Adolf Hitler, 98
Pfaff, Dr., 7,73
Pius XII, Papst (1876-1958), 18,56,58,125
Pollema, Dr. R, 17
Posthumus, Prof. Dr., 89,91
Poot, 48
Rauter, Hanns Albin, SS-Obergruppenführer; Höhere SS- und
Polizeiführer Nordwest, 89,91,93,102,119,120
Remer, Otto Ernst, Generalmajor, 33,35
Roosevelt, F., Präsident der Vereinigten Staaten, 29,71
Rost van Tonningen, Ing. J.H.W., Bruder meines Mannes,
Direktor von Shell, 27,52
Rost van Tonningen, M.B., mein Schwiegervater, 50
Rost van Tonningen, Dr. M.M., mein Ehemann, Präsident der
149
Niederländischen Bank, 5,52,57,119,121,123
Rost van Tonningen, N.A., Bruder meines Mannes,
Vizeadmiral, 51,61,74
Rüssel, Prof. M.G.M.H., 9,18
Schacht, Hjalmar, 105,126
Schaumburg Lippe, Friedrich Christian Prinz zu, 130
Schilfgaarde, van, Mitarbeiterin des Barons van Tuyll
van Serooskerken, 9
Schwerin von Krosigk , L., Finanzminister, 33
Seyss-Inquart, Dr. Arthur, Reichskommissar für die besetzten
niederländischen Gebiete, 106
Speyart van Woerden , Baron, 72
Struycken, Mr., Justizminister, 60
Szimbek, Graf, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in Polen, 29
Tienen, Paul van, Angehöriger der SS, 87,118
Tuyll van Serooskerken , Dr. A.M. Baron van, untersuchte die
Missstände in den KZ-Lagern für sogenannte politische
Delinquenten, 9,11
Vaart Smit, H.W. van der, Autor der Broschüre
"Kamptoestanden", 9
Wildschut, Johannes, 127,128,130
Wolff, Karl, SS-Obergruppenführer, 64,93
Zaayer, Dr. J., 55
150
Jedem seine Wahrheit
Das
vorliegende
Buch
umfaßt
Teile
meiner
Autobiographie „Auf der
Suche
nach
meinem
Ehering“,
mit
neuen
Gesichtspunkten,
welche
sich bei mir 60 Jahre nach
Kriegsende
entwickelten,
ergänzt.
Nachdem im Jahre 2000
Herr A.J. van der Leeuw, ehemaliger
Mitarbeiter
des
„Reichsinstitutes
für
Kriegsdokumentation“ in Amsterdam, in der
niederländischen Fernsehsendung „ Het Zwarte
Schaap“ hat zugeben müssen, daß mein
Ehemann, Dr. M.M. Rost van Tonningen im
Scheveninger Gefängnis auf grausame Weise
mißhandelt und schließlich ermordet worden
ist, nähert sich der Moment, wo auch die
heutige niederländische Regierung anerkennen
muß, welches Unrecht damals in Holland
geschehen ist.
F.S. Rost van Tonningen-Heubel
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