Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor 6020 Innsbruck Austria Tel +43.512.576523 -0 Fax +43.512.576523-303 [email protected] www.oncotyrolt.at Presseaussendung In jedem Land wird es anders gemacht: Große Unterschiede bei Bewertung medizinischer Verfahren Oncotyrol-Wissenschaftler erarbeiten gemeinsamen Rahmen für Health Technology Assessment. Erste wissenschaftliche Ergebnisse publiziert (Hall, 05.8.09) Medizinforscher arbeiten international, Pharmakonzerne agieren weltweit, Zulassungen erfolgen länderübergreifend: medizinische Innovation ist längst globalisiert. National ist hingegen die Gesundheitspolitik. Landesbehörden und –ministerien entscheiden darüber, welche Therapien von den Krankenkassen erstattet werden und welcher Preis dafür angemessen ist. Solche Entscheidungen basieren auf höchst unterschiedlichen Methoden und Entscheidungsprozessen. Dies hat eine wissenschaftliche Untersuchung ergeben, die im Rahmen des Tiroler Forschungszentrums für Personalisierte Krebsmedizin, ONCOTYROL, durchgeführt worden ist. Kein Wunder also, dass auch die Ergebnisse nationaler Gesundheitspolitik höchst unterschiedlich ausfallen. Neue medizinische Verfahren werden daran gemessen, ob sie innovativ sind, und ob sie einen Mehrwert gegenüber herkömmlichen Verfahren bieten. Entscheidungen darüber sind folgenschwer, daher sollten Nutzen, Risiken und Kosten gründlich untersucht und zueinander ins Verhältnis gesetzt werden. Es spielen nicht nur medizinische Aspekte eine Rolle, sondern auch ethische, rechtliche und organisatorische, die ein komplexes Geflecht bilden. Zunehmend werden umfassende wissenschaftliche Bewertungsverfahren wie Health Technology Assessment (HTA) herangezogen. HTA übernimmt die Rolle des „Advokaten“ für Patienten und Ärzte, wenn es darum geht, abzuwägen, ob ein neues medizinisches Verfahren mehr Nutzen als Risiken erwarten lässt. Auch dient HTA dazu, Entscheidungsträger aller Art bei der Auswahl sinnvoller und effizienter Maßnahmen zu unterstützen. Es wird unter anderem an nationalen HTA-Organisationen durchgeführt. Dr. Ruth Schwarzer von der Health and Life Sciences University UMIT in Hall und Univ.-Prof. Dr. Uwe Siebert, der dort das Department für Public Health leitet und auch an der Harvard University lehrt, haben die Stationen von HTA verfolgt - von der beauftragten HTAOrganisation, über die wissenschaftlichen Bewertungsmethoden bis hin zur Implementation und Wirkung. Hierfür wurden Methoden, Prozesse und Akteure in ihren Rahmenbedingungen, mit ihrem Blickwinkel und ihren Beweggründen in führenden europäischen Industrienationen verglichen und ihre Ergebnisse jetzt in der im Bereich HTA international führenden Fachzeitschrift International Journal of Technology Assessment in Health Care (1) veröffentlicht. Verglichen wurde „HTA“ an den beiden deutschen Organisationen DAHTA@DIMDI und IQWiG, sowie NICE (England), HAS (Frankreich) und SBU (Schweden). Es traten deutlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten zutage, insbesondere im Bereich der Entscheidungsfindung und in deren Folge. „Die Tatsache, dass der Vergleich von nur fünf Agenturen deutlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten zutage fördert, zeigt, dass eine internationale Harmonisierung schwierig ist, auch weil gesundheitspolitische Rahmenbedingungen berücksichtigt werden müssen“, schlussfolgert Dr. Schwarzer. „Als universitäre Einrichtung arbeiten wir insbesondere daran, die Qualität der wissenschaftlichen Methodik und die Transparenz der Entscheidungsprozesse zu verbessern“ ergänzt Univ.-Prof. Dr. Siebert. Er und sein Team arbeiten im Rahmen eines Oncotyrol-Projekts mit internationalen Forschungsinstitutionen, Entscheidungsträgern und Arzneimittelherstellern genau an dieser Aufgabe. Sie wollen einen standardisierten Rahmen für HTA-Untersuchungen schaffen. Dabei konzentrieren sie sich auf die Bewertung personalisierter Krebstherapien, und zwar bereits früh in deren Entwicklung. Das „frühe HTA“ soll helfen, bereits während der Entstehung neuer Technologien deren Einfluss auf Patient und Gesellschaft abzuschätzen. Forschungsinstitutionen und auch Forschungsabteilungen von Unternehmen müssen fortwährend Entscheidungen treffen, welche ihrer zahlreichen Projekte besonders großen Erfolg versprechen und weiterverfolgt werden sollen, und welche Projekte eher hinten anstehen. Das Ergebnis einer frühen HTA-Bewertung kann wertvolle Anhaltspunkte für derartige Entscheidungen liefern. (1) Schwarzer R. und Siebert U., Methods, procedures, and contextual characteristics of health technology assessment and health policy decision making: comparison of health technology assessment agencies in Germany, United Kingdom, France, and Sweden, International Journal of Technology Assessment in Health Care, 25:3 (2009), 305-314 Foto: HTA als Instrument zur Unterstützung von gesundheitspolitischen Entscheidungen. (Quelle: UMIT) Hintergrund ONCOTYROL: ONCOTYROL ist ein Verbund kompetenter Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft zur beschleunigten Entwicklung und Evaluierung individualisierter Krebstherapien, sowie prognostischer und präventiver Methoden. Im Bereich der Wissenschaft stehen die drei Tiroler Universitäten, die Medizinische Universität, die Leopold-Franzens Universität und die Private Health and Life Sciences Universität UMIT im Zentrum. Sie arbeiten mit internationalen Wissenschaftspartnern wie der Harvard Medical School zusammen. Auf Seiten der Wirtschaft sind regionale, überregionale und international agierende Firmen beteiligt. ONCOTYROL wurde im Rahmen des Strukturprogramms COMET der österreichischen Bundesregierung als K1-Zentrum in Innsbruck gegründet und wird mit nationalen und Landesmitteln zu rund 50% gefördert. Die Förderung findet über die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die Bundesministerien BMVIT und BMWFJ und auf Landesebene über die Tiroler Zukunftsstiftung und die steirische Förderungsgesellschaft statt. Schwerpunkte der Forschung sind Prostata-, Brustkrebs und Leukämie. Gemanagt wird ONCOTYROL von der Innsbrucker CEMIT GmbH Center of Excellence in Medicine and IT. CEMIT initiiert und managt Großforschungsprojekte an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, z.B. Kompetenzzentren oder EU-Projekte oder –Programme. Seite 2 von 4 Seite 3 von 4 Rückfragen CEMIT – Center of Excellence in Medicine and IT GmbH Carola Hanisch 6020 Innsbruck, Karl-Kapferer-Straße 5 / III. Floor Tel. +43.512.576523-221, Fax. +43.512.576523-301 Email: [email protected] www.oncotyrol.at UMIT Hannes Schwaighofer Eduard Wallnöfer-Zentrum 1 A-6060 Hall in Tirol Tel: +43 (0)508648 4414 Fax: +43 (0)508648 674414 Email: [email protected] Seite 4 von 4