Studiengang: Psychologie B.Sc. Studiensemester: 2. Fachsemester

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Studiengang: Psychologie B.Sc.
Studiensemester: 2. Fachsemester
Modul 3: Allgemeine Psychologie
Seminar: Emotion, Motivation
Semester: SoSe 2008
Gruppe: B
VAK-Nummer: 11-58-2-M3-08
Name: Moritz Zimmermann
Matrikelnummer: 2274130
E-Mail: [email protected]
Seminarleiterin: Dr. Birgit Mathes
Bremen, 11.07.2008
Abstract
In dieser schriftlichen Ausarbeitung geht es um den Bereich der Emotionsforschung „Angst und
Angststörungen“. Es wird auf die Definition kognitiver Angst, die Panikstörungen sowie auf das
Phänomen Angstlust eingegangen. Angst unterteilt sich in „Zustandsangst“ und „Ängstlichkeit“,
außerdem wird auf die Symptome, Bewältigungsmöglichkeiten und die Entstehung von Emotionen
eingegangen. Bei einer Panikstörung treten Panikepisoden unterschiedlicher Dauer auf während
denen eine enorme Angst vor einer für den Betroffenen nicht näher definierbaren Gefahr herrscht.
Es werden sowohl Ursprung der Krankheit als auch Ablauf einer Panikattacke und vielfältige
Therapiemöglichkeiten aufgeführt. Angstlust tritt unter anderem beim konsumieren von
gewaltorientierten Filmen auf. Weshalb nun gerade ein Jugendliches Publikum sich dieser Art von
Beschäftigung hingibt wird anhand Gesellschaftlicher und Historischer Belege aufgearbeitet und
zudem der Verlauf, wie Angstlust erlebt wird, beschrieben. Angstlust scheint demnach ein Ersatz
für die menschliche Neugier nach Gewalt und Alltagsfremden Inhalten zu sein, die über die Medien
befriedigt wird.
1. Einleitung
Angst ist ein sehr komplexes wie auch vielschichtiges Thema und außerdem die am meisten
erforschte Emotion. Trotzdem ist das Thema Angst unglaublich weitläufig und längst nicht
komplett erklärt, weswegen es im Folgenden auch nur um einige Teilaspekte geht. Zuerst soll der
kognitive Teil der Angst beschäftigen, die Ursachen und Bewältigungsmöglichkeiten, um die darauf
aufbauenden weiteren Aspekte der Angst besser zu verstehen, im Falle dieser Ausarbeitung die
Panikstörungen und die Angstlust. Ist nun die normale Funktion von Angst gestört, nämlich eine
Art Frühwarnsystem zu bilden und kommt es zu Panikattacken ohne erkennbare Gefahr so spricht
man von einer Panikstörung. Diese ist nicht nur für die Betroffenen äußerst hinderlich, sondern
mitunter auch für die Angehörigen und das restliche Umfeld eine Last. Formen der Therapie,
Selbsthilfe wie auch Symptome und Folgen im Alltag werden ausführlich abgehandelt. Doch kann
andererseits der Angst eine erregende und damit interessant machende Komponente nicht
abgesprochen werden, weswegen es auch durchaus Menschen gibt die sich bewusst in gefährliche
Situationen begeben oder sich über Filme in solche hineinversetzen und die Angst gezielt suchen.
Angstlust ist ein relativ neues Phänomen, denn um Angstlust zu erleben, wurden erst in den letzten
Jahrzehnten die geeigneten Voraussetzungen in Form von Filmen, Extremsport oder
Jahrmarktsfahrgeschäften geschaffen. Es wird vor allem versucht aufzuklären, was die Faszination
des Angsterlebens ausmacht, hierfür werden sowohl gesellschaftliche als auch historische Gründe
herangezogen. Zudem ist der Ablauf des Erlebens sowie das, was nötig erscheint für das lustvolle
Erleben von Angst näher zu beleuchten.
2. Angst
Bevor näher auf die Emotion Angst eingegangen wird, sollte das Wort Angst definiert werden.
Angst ist ein „affektiver Zustand des Organismus, der durch erhöhte Aktivität des autonomen
Nervensystems
sowie
durch
die
Selbstwahrnehmung
von
Erregung,
das
Gefühl
des
Angespanntseins, ein Erlebnis des Bedrohtwerdens und verstärkte Besorgnis gekennzeichnet ist.“
(Krohne, 1996). Angst kann sowohl auf einer physischen Ebene erlebt werden, wo es zum
subjektiven Empfinden der typischen Angstsymptome, wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern,
Herzklopfen oder einem flauen Gefühl im Magen kommt, dies wird allgemein als “Aufgeregtheit”
bezeichnet. Unter “Besorgnis” versteht man jedoch eher psychische Angstsymptome wie
auftretende Sorgegedanken, Misserfolgserwartungen und eine negative Selbstbewertung (Liebert &
Morris, 1967).
Um das Entstehen von Angst und ganz allgemein Emotionen aufzuklären, gibt es die von
Lazarus (1966,1991) entwickelte kognitiv-transaktionale Theorie von Stress und Emotionen,
welche besagt, dass verschiedene Emotionen dann entstehen, wenn über eine Einschätzung einer
spezifischen Situation eine Entscheidung getroffen wird, wie zu reagieren ist. Hierbei werden zwei
kognitive Einschätzungen komplett unbewusst und gleichzeitig vorgenommen, zum einen die
Ereigniseinschätzung (primary appraisal) und zum anderen die Ressourceneinschätzung
(secondary appraisal). Anschließend kommt es zum Verschieben der Situation in eine gewisse
Kategorie, beispielsweise Herausforderung, Bedrohung, Schaden, Verlust oder Genuss. Je nach
Kategorie wird im Folgenden eine andere Emotion ausgelöst, folglich resultiert aus der Kategorie
“Bedrohung” die Emotion Angst (Lazarus, 1991; Schwarzer, 1993). Die Hauptfunktion von Angst
ist das frühzeitige Entdecken von Bedrohungen, damit der Körper schnell genug reagieren und in
Sicherheit gebracht werden kann.
Wichtig ist außerdem die Unterscheidung zwischen Angst und Ängstlichkeit, die zwei
unterschiedliche Zustände darstellen. Zum einen gibt es die “Angst als Zustand”, welche auch als
“state anxiety” bezeichnet wird, sie stellt die emotionale Reaktion auf eine Situation dar. Die
“Ängstlichkeit” (trait anxiety) hingegen bezeichnet die Eigenschaft einer Person, in verschiedenen
Situation ängstlich zu reagieren. Diese beiden Konzepte wurden von Spielberger (1972) zum
“Trait-State-Angstmodell” zusammengeführt. Das Modell besagt, dass Personen, die eine hohe
Grundangst haben (Hochängstliche), demnach Situationen mit hoher Selbstwertbedrohung als viel
bedrohlicher wahrnehmen als Personen, die
eine eher niedrige Ängstlichkeit aufweisen
(Niedrigängstliche). Hochängstliche erfahren deswegen einen größeren Anstieg der „state anxiety“
in bedrohlichen Situationen als Niedrigängstliche. Das Modell erlaubt, wenn es auch mittlerweile
veraltet ist, Angst und Ängstlichkeit getrennt zu erheben. Evolutionstechnisch gesehen ist eine
völlige Angstlosigkeit jedoch nicht vorteilhaft, auch wenn gesellschaftlich das Bild des furchtlosen
starken Mannes bevorzugt wird, denn für das Überleben ist es meist sinnvoller zu fliehen, als sich
einer zu großen Gefahr zu stellen (Eysenck, 1992).
Die Art der Bedrohungen, von denen die Angst ausgeht, lässt sich, trotz theoretisch
unendlicher Menge an Ängsten, in 2 Kategorien unterteilen. Auf der einen Seite gibt es die
körperlichen Bedrohungen, bei denen es sich um konkrete Gefahren handelt, wie zum Beispiel
Feuer, ein wildes Tier, oder einen anderen Menschen, der Bedrohung ausstrahlt. Die
Selbstwertbedrohungen bilden die andere Seite, diese lassen sich zusätzlich in die Sozialangst und
die Leistungsangst unterteilen. Sozialangst bezeichnet die Angst vor öffentlichen Auftritten oder
ähnlichem, wohingegen die Leistungsangst die Furcht vor Prüfungen in verschiedenen Bereichen
wie Sport, Mathematik oder auch Bewerbungsgesprächen darstellt (Buss, 1980).
Will man Angst nun untersuchen, gibt es vier Möglichkeiten, Daten zu erheben, diese
werden Angstindikatoren genannt. Bei der Verhaltensbeobachtung wird auf sichtbare Indizien wie
verzerrte Mimik oder motorische Abwehrbewegungen geachtet und diese bewertet. Physiologische
Messungen erfassen die klassischen Angstsymptome, unter anderem Schwitzen, Zittern, erhöhten
Herzschlag und beschleunigte Atmung. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, die Probanden per
Selbstbericht über einen Fragebogen nach dem momentanen Angstniveau und ihren Erfahrungen zu
befragen. Diese Möglichkeit wird gemeinhin als die zuverlässigste angesehen, da zwar leicht
falsche Angaben gemacht werden können, jedoch die Chance auf einen Fehler beim Beobachten
von Gesichtsausdrücken und Messen von physiologischen Symptomen weit höher ist, weil jeder
Mensch
unterschiedlich stark ausgeprägte Mimik und Angstsymptome aufweist (Glanzmann,
1989). (Neuronale Korrelate).
Um sich der Angst zu stellen und diese zu bewältigen, gibt es mehrere Methoden, eine
davon stellt das mehrdimensionale Modell von Billings (1984) dar, die so genannt wird, weil es bei
dieser Methode drei verschiedene Möglichkeiten der Angstbewältigung gibt, nämlich die
bewertungszentrierte-, die problemzentrierte- und die emotionszentrierte Bewältigung. Jede dieser
Möglichkeiten zeigt eine andere Herangehensweise, wie das Problem der Angst zu regulieren ist.
Die bewertungszentrierte Bewältigung versucht, die Angstquelle durch eine logische Analyse und
Neubewertung der Situation zu entschärfen. Als Beispiel sei zu nennen, dass ein anstehendes
Bewerbungsgespräch anstatt als Bedrohung nun als eine Herausforderung angesehen wird, die es zu
meistern gilt. Beim Prinzip der problemzentrierten Bewältigung wird durch Gegenarbeiten die
Bedrohung beseitigt, man sichert sich nach Möglichkeit die Unterstützung anderer, bei dem
Problem behilflich zu sein, und greift somit auf das soziale Netzwerk zurück, um die empfundene
Gefahr zu vermindern. Beispielsweise werden vor einer Prüfungssituation Informationen
gesammelt über den in der Vergangenheit abgefragten Stoff, um sich daraufhin gut vorzubereiten
und schlussendlich die Bedrohlichkeit der Situation, die durch Unwissen über den abgefragten Stoff
entstanden ist, zu senken. Zuletzt wird bei der emotionszentrierten Bewältigung versucht, die Angst
durch tiefes Durchatmen und Entspannen des Körpers zu kontrollieren.
3. Panikstörungen
Was bei Angst nun als sinnvoll angesehen werden kann, nämlich durch einen angespannten Körper
und optimale Wachsamkeit einen erhöhten Selbstschutz zu gewährleisten, ist bei den
Panikstörungen geschädigt. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was Menschen, die von
Panikstörungen betroffen sind, durchstehen müssen, wenn sie eine Panikattacke überfällt, ist es
sinnvoll, eine Definition von Panik aufzustellen. Panik tritt dann ein, wenn in einer
furchtauslösenden Situation die übliche Fluchtreaktion blockiert ist, beziehungsweise der
Betroffene glaubt sie sei blockiert. Kommt es beispielsweise in einem Kino zum Ausbruch eines
Feuers, passieren Dinge wie zum Beispiel, dass Leute einfach überrannt oder zu Tode getrampelt
werden und Mütter ihre Kinder hilflos stehen lassen, nur um sich selbst zu retten, der
Selbsterhaltungstrieb übertrifft in solcher Art von Paniksituationen alle anderen Gefühle und
Gedanken. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen normaler Panik und Panikattacken, um die es
im Folgenden gehen soll; bei der Panik liegt eine reale lebensbedrohliche Gefahr vor, wohingegen
bei Panikattacken die Gefahr nur eingebildet wird (Breton, 1986).
Die erste Panikattacke tritt häufig im frühen Erwachsenenalter auf, wobei eine von 75
Personen überhaupt von Panikstörungen betroffen ist (Myers, 2005). Durch regelmäßiges Rauchen
wird das Erkrankungsrisiko sogar um zwei- bis viermal höher als bei Nichtrauchern (Breslau &
Klein, 1999; Goodwin & Hamilton 2002). Auslöser dieser ersten Panikattacke ist oftmals
körperliches oder geistiges Unwohlsein zusammen mit Umweltfaktoren, die gemeinsam korrelieren
und damit alles in Gang setzen; eine wirkliche Gefahr ist hingegen gar nicht vorhanden. Eine solche
Panikattacke dauert meist mehrere Minuten, kann aber trotzdem variieren und länger oder kürzer
erscheinen. Während der Episode herrscht beim Betroffenen eine intensive Angst, dass etwas
Schlimmes passiert. Herzklopfen, Kurzatmigkeit, Erstickungsgefühl, Zittern und Übelkeit sind
einige der Symptome, die auftreten können. Durch diese körperliche Beanspruchung kommt es in
der Folge zu starker Erschöpfung und gipfelt, falls keine Rettung durch Flucht aus der Situation
erfolgen kann, in Ohnmacht (Myers, 2005). Wie auch immer es ausgeht, die betroffene Person wird
sich irgendwann wieder in einer ähnlichen Situation befinden wie zuvor und sich daran erinnern,
was das letzte Mal passiert ist. Auf das Wiederaufrufen der Szene in Gedanken und Aufkommen
der Angst reagiert auch der Körper mit Angstsymptomen. Die Symptome sind im Grunde
vollkommen natürlich und haben nichts mit der Panikattacke zu tun, allerdings werden das Zittern,
der erhöhte Puls, oder was der Betroffene sonst erlebt, falsch interpretiert; es wird vom Beginn
einer neuen Panikattacke ausgegangen, wodurch sich ein Gefühl des Gefangenseins breit macht.
Die Angst- wie auch die Paniksymptome werden immer stärker während der Betroffene sich mehr
und mehr in seine Panik hineinsteigert. Wie bereits erwähnt, endet die Attacke mit Ohnmacht oder
aber der Flucht und dem langsamen Abklingen der Symptome. Bei Panikstörungen suchen die
Betroffenen zwar konkret benennbare Objekte als Auslöser ihrer Panik, zum Beispiel den Bus, in
dem sie eine Panikattacke erlitten haben, das Objekt ist allerdings schuldlos, denn es handelt sich
um die Angst vor der Angst und nicht vor dem Bus, also die Angst davor, im Bus eine Panikattacke
zu erleiden (Breton, 1986).
Ein bestimmtes Objekt als Grund der Angst wäre zudem ein Indiz für eine Phobie, es gibt
jedoch auch Phobien, die sich nicht auf Objekte sondern auf Situationen beziehen, sie werden
unspezifische Phobien genannt, da sie keinen greifbaren Bezug haben. Unspezifische Phobien treten
relativ häufig in Kombination mit einer Panikstörung auf, zu nennen sind hierbei die Agoraphobie
und die Soziale Phobie. Bei der Agoraphobie kommt es unter anderem zu einer Angst vor dem
Alleinsein, dem Einkaufen, Anstehen in Schlangen, vor öffentlichen Auftritten, oder auch
Busfahrten. Die Betroffenen entwickeln ein Vermeidungsverhalten, und da sich die Angst meistens
nicht ausschließlich auf eine Situation beschränkt, kommt es teilweise zu einem regelrechten
Einschließen der Personen in ihrem Haus. Die Kombination aus der Angst vor dem Auftreten einer
Panikattacke an bestimmten Orten, beziehungsweise in einer bestimmten Situation und dass es
keine, oder nur als peinlich empfundene Fluchtmöglichkeiten gibt, ist die Folge des
Zusammenspiels von Agoraphobie und einer Panikstörung. Eine soziale Phobie beschreibt die
Angst vor dem Umgang mit Fremden und auch Freunden, denn die Betroffenen halten sich für
uninteressant und haben Angst, als wertlos, langweilig oder auf andere Weise des Kontaktes
unwürdig abgetan zu werden, dies kann ebenso wie die Agoraphobie zu starkem
Vermeidungsverhalten führen. Hinzu kommen sogenannte „helfende Mittel“ im Verlauf der
Erkrankung, die jedoch nicht die Hilfe versprechen, die ihr Name vermuten lässt. Ein „helfendes
Mittel“ ist meist ein Gegenstand zu dem sich der Betroffene einredet, er würde ihm im Falle von
Panikattacke helfen. Für gewöhnlich sind es Dinge wie ein Schluck Alkohol oder Wasser, der
einem einmalig geholfen hat und nun als ein Allheilmittel angesehen wird. Das geschieht so lange,
bis das „helfende Mittel“ die Panikattacke einmal nicht mehr zu unterdrücken vermag. Ist dieser
Punkt erreicht, wird der Zustand des Erkrankten meist noch schlimmer als er ohnehin schon ist,
denn das vormals so zuverlässig die Panikattacke bekämpfende Mittel ist plötzlich nutzlos (Breton,
1986).
Verständlicherweise gibt es für Menschen mit Panikstörungen, je nach Ausprägung, zum
Teil immense, vor allem die Freiheit einschränkende Folgen. Die Betroffenen führen meist ein sehr
zurückgezogenes Leben, um den für sie angstauslösenden Situationen zu entgehen. Dadurch gerät
oft auch die Arbeitsstelle in Gefahr. Angestellte, die wegen ihrer Angst vor Panikstörungen auf dem
Weg zur Arbeit diesen gar nicht erst antreten, verlieren schnell ihren Arbeitsplatz, falls sie keinen
Grund für ihr Fehlen nennen können, was vielen wegen der fehlenden Diagnose "Panikstörung"
nicht möglich ist. Die Lebensqualität sinkt aufgrund all dieser Umstände rapide ab und wenn dann
auch das nähere Umfeld des Betroffenen beginnt, diesen zu meiden, verschlimmert sich dessen
Zustand immer weiter (Breton, 1986).
Freunde und Familie können sich aber ebenfalls als helfende Hand herausstellen,
beispielsweise indem sie mit dem Erkrankten gemeinsam einkaufen gehen oder ihn zu anderen
Orten begleiten, wenn das Besserung verspricht. Es sollte außerdem darauf geachtet werden, nicht
zu voreilig mit Vorwürfen zu sein. Angebote zur Begleitung an angstauslösende Orte sollten
gemacht werden, jedoch dabei der Betroffene keinesfalls gezwungen werden, diese aufzusuchen
wenn er das nicht möchte. Die Lebensqualität zusätzlich steigern können selbst alltägliche Dinge
wie ein gelegentliches Aussprechen von Lob oder Deutlichmachen, dass man den Betroffenen trotz
allem gern hat (Breton, 1986).
Interventionen des Umfelds reichen jedoch erfahrungsgemäß nicht aus, um die
Panikstörungen erfolgreich zu behandeln, deshalb gibt es zum einen Ansätze zur Selbsthilfetherapie
und zum anderen die psychotherapeutische Therapie. Die Selbsthilfetherapie ist zu aller erst einmal
lediglich als Unterstützung der Psychotherapie zu sehen. Es handelt sich hierbei um Maßnahmen,
mit denen sich die Angst entweder kontrollieren oder vorrübergehend vertreiben lässt. Ganz
allgemein hilft es, wenn der Erkrankte sich ablenkt, zum Beispiel verliebt ist und die Liebe auch auf
Gegenseitigkeit beruht. Die durch das Verliebtsein einsetzende Euphorie und Ablenkung helfen
sehr dabei die Panikattacken in den Hintergrund zu drängen. Positives Denken ist ein weiterer
wichtiger Aspekt, der Besserung verschafft, denn der Gedanke, „Was wäre wenn ich jetzt in diesem
Moment eine Panikattacke hätte?“, der die Angstspirale in Gang setzt, kommt durch die positiv
gerichtete Einstellung gar nicht erst auf. Hinsichtlich dieses Gedankens ist es ohnehin wichtig, dass
der Betroffene sein Denken beobachtet, um früh genug zu erkennen und sich gegebenfalls selbst
klar zu machen, dass ein bestimmter Einfall unsinnig ist. Dadurch wird dem Betroffenen
idealerweise auch klar, dass er selbst der Auslöser für die Panikattacken ist, nicht der Bus oder der
Supermarkt; dies stellt einen weiteren wichtigen Schritt dar. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, sich
anderweitig aktiv abzulenken. Kleine Gedankenspiele, zum Beispiel das Zählen von Gegenständen,
der Versuch, hypothetische Fragen zu klären, wie „Ich frage mich was die Frau dort vorne in ihren
Einkaufstüten mit sich trägt“, oder auch das aufmerksame Beobachten der Umgebung, helfen das
Risiko einer Panikattacke zu mindern, denn ähnlich wie beim Verliebtsein werden weniger
Gedanken an eine Panikattacke verschwendet. Abschließend gibt es zwei unterschiedliche
Methoden des Rückzugs, den möglichen- und den tatsächlichen Rückzug, die als zusätzliche
Hilfsmittel angesehen werden können. Der Betroffene sollte beim „möglichen Rückzug“ sich von
vornherein überlegen, wie im Fall von ausbrechender Panik der Raum oder der Ort verlassen
werden kann. Dies gibt zusätzliche Sicherheit im Umgang mit den für den Erkrankten schwierigen
Situationen. Außerdem kann man sich kleine Ziele setzen, wie zum Beispiel noch zehn Minuten
länger durchzuhalten, anstatt jetzt sofort den Ort zu verlassen. Merkt man, dass sich trotzdem eine
Panikattacke anbahnt, sollte früh genug die Flucht ergriffen werden. Dadurch, dass schon im
vornherein beim „möglichen Rückzug“ über Fluchtstrategien nachgedacht wurde, kann man nun
beim „tatsächlichen Rückzug“ diese Strategien in die Tat umsetzen und den Gang zur Toilette oder
ins Auto antreten. Wichtig ist hierbei nur, die Panikattacke früh genug zu erkennen, damit sich die
Strategie auch in die Tat umsetzen lässt (Breton, 1986).
Auch wenn es sich hierbei um Selbsthilfestrategien handelt, werden diese selbstverständlich
meist nicht vom Erkrankten selbst erarbeitet, sondern von einem Therapeuten eingeführt. Es gibt
daneben aber auch Therapiemöglichkeiten, die nur mit dem Therapeuten durchführbar sind, eine
davon ist die Desensibilisierung. Unter Desensibilisierung versteht man das langsame Herantasten
und Bekämpfen der Angst indem man sich, der angstauslösenden Situation bewusst aussetzt. Der
Therapeut erstellt hierbei, zusammen mit dem Betroffenen, z. B. eine Liste der Orte, die als
Auslöser für die Panikattacken gelten und sortiert sie nach dem Grad der Angst, die dort empfunden
wird. Daraufhin wird diese Liste nach und nach abgearbeitet und die Orte aufgesucht. Vor jedem
Betreten des Ortes wird jedoch die Methode der aktiven Muskelentspannung durchgeführt: Der
Körper wird dabei praktisch von einem auf den anderen Moment, sobald man es möchte, entspannt.
Hat man diese Methode erst einmal erlernt, erleichtert sie die Desensibilisierung ungemein. Stetiges
Herantasten an die Situation und immer längere Konfrontation ermöglichen es nach und nach, sich
einer solchen wieder ungefährdet von einer Panikattacke auszusetzen. Kritisiert wird an der
Desensibilisierung allerdings, dass sie als sehr zeitaufwändig für Patient und Therapeut angesehen
werden muss, denn es dauert länger, Orte zu besuchen als, wie bei spezifischen Phobien, ein Objekt
an den Patienten heranzuführen. Außerdem ist die Rückfallrate relativ hoch, wahrscheinlich
deshalb, weil viele Patienten den Therapeuten als ein „helfendes Mittel“ sehen könnten und nach
der Therapie schnell wieder rückfällig werden und Panikattacken erleiden (Breton, 1986).
4. Angstlust
Angst wurde von der Natur, wie bereits erwähnt, eigentlich als Schutzmechanismus vorgesehen,
damit der Mensch schneller auf Gefahren reagieren und überleben kann, Panik ist die Folge wenn
die Fluchtreaktion, die durch Angst ausgelöst wird, nicht ausgeführt werden kann. Warum nun setzt
man sich freiwillig der Angst aus, indem Filme oder andere Medien konsumiert werden? Zuerst
einmal gilt es, den gemeinen Horrorfilm näher zu bestimmen, um den es im Folgenden gehen soll.
Als Horrorfilm gelten diejenigen Filme in denen eine Atmosphäre des Entsetzens und Grauens
typisch ist (Meyers Lexikon). Populäre Horrorfiguren stellen Geister, Vampire oder Zombies dar, es
gibt aber trotzdem eine Fülle von weiteren Kreaturen und auch der Mensch kann in einem
Horrorfilm den Platz des Monsters einnehmen.
Allerdings ermöglichen nicht nur Horrorfilme das Erleben von Angstlust sondern auch eine
Fülle weiterer Genres, unter anderem der Psychothriller, Splatter-, Gangster-, Detektiv-, Actionund Science-Fictionfilme (Wierth-Heining, 2000). Solcherlei Filme haben auch oft einen Bezug
zum aktuellen Weltgeschehen, beispielsweise war der Film „Jurassic Park“ von Stephen Spielberg
in Zeiten der aufkeimenden Debatten über Genmanipulation sehr aktuell. Heutzutage dominieren
Terroristen und Naturkatastrophen die Leinwand (Mayer). An jedes der Filmgenres wird außerdem
mit einer gewissen Erwartung herangegangen. Hat man etwa Lust, sich einen Film anzusehen, in
dem es eher spannend zugehen soll, anstatt dass der Horror durch übertriebene Gewalt dargestellt
wird, schaut man sich wohl eher einen Psychothriller als einen Splatterfilm an (Wierth-Heining,
2000).
Doch es interessiert vorerst nur das Horrorgenre, dieses rekrutiert seine Zuschauer zu einem
großen Teil aus Jugendlichen, weswegen Erwachsene auf eine gewisse Weise ausgegrenzt werden;
denn die meisten Erwachsenen lehnen das schockierende Geschehen ab (Rogge, 2000). Es werden
oftmals Filmabende geplant bei denen mit einer Gruppe Gleichaltriger einer oder gleich mehrere
Filme konsumiert werden. Man kann also von einem Gruppenereignis sprechen, welches die
Bindung untereinander fördert (Mayer). Diese Filmabende sind außerdem eine Art von Mutprobe,
denn die Jugendlichen sind häufig noch nicht volljährig und schauen sich trotzdem einen Film an,
der erst ab 18 Jahren freigegeben ist, und auch explizite Gewaltdarstellungen wie verstümmelte
Körper erträgt nicht jeder. Beim Horrorfilm schwingt dadurch die Faszination des Verbotenen mit
(Mayer). Dies und die Tatsache, dass Horrorfilme nicht als gesellschaftsfähig angesehen gelten und
man sich durch das Anschauen eines solchen gegensätzlich zur Allgemeinheit verhält, stellt einen
Affront gegen die öffentliche Ordnung dar, unnötig zu erwähnen, dass Jugendliche solch ein
Verhalten teils mit Freuden an den Tag legen (Mayer).
Die Opfer in Horror- beziehungsweise Splatterfilmen werden gefoltert, verbrannt, zerfetzt,
zerstückelt gefressen oder sonstwie von den Tätern getötet. Was macht nun die Anziehungskraft
solcher Bilder aus? Um diese Frage zu beantworten macht es Sinn, einen Blick zurückzuwerfen in
die menschliche Geschichte. Schon vor 2000 Jahren gab es Gladiatorenkämpfe, bei denen es um
Leben und Tod ging, und diesem Schauspiel wohnten Tausende von Menschen bei, zudem gab es
auch in späteren Jahren noch öffentliche Hinrichtungen, die ebenfalls ein Massenspektakel
darstellten. Statt der Guillotine gibt es heutzutage Unfälle, die von Schaulustigen umringt sind, und
schaltet man den Fernseher an, gibt es gerade in Kriegszeiten viele brutale Szenen ganz nah am
Geschehen zu sehen, ohne dass sich irgendjemand daran stört. Man sieht also, selbst heutzutage
kann anscheinend nicht ohne schreckliche Bilder ausgekommen werden, obwohl sich unsere
Gesellschaft im Gegensatz zu früher doch um einiges weiterentwickelt hat. Diese Neugier am
Schrecklichen wird von Stephen King als das „Lasst uns den Unfall genauer ansehen“-Syndrom
bezeichnet. Er nennt einerseits das beruhigende Gefühl, dass es einen selbst bei diesem Unfall nicht
erwischt hat und auf der anderen Seite erhält man „den Genuss der Ordnung in Anschauung der
Möglichkeit des Chaos“, also die Erkenntnis was einem hätte passieren können. Es ist demnach
nicht möglich, eine spezifische Generation oder ein bestimmtes Alter als besonders „gewaltverliebt“
hervorzutun. Das Verlangen danach scheint tief verwurzelt zu sein, denn es gibt diese
Anziehungskraft schon lange, daher kommt mit Sicherheit auch die Affinität Horrofilmen
gegenüber, denn sie bieten einen Ersatz für etwas, das man im Alltag nicht mehr erleben kann.
Beim Konsumieren von Horrorfilmen gibt es unterschiedliche Gründe, warum zwar die
Angst vorhanden ist, aber diese Angst gleichzeitig als lustvoll erlebt werden kann. Als erstes wäre
zu nennen, dass ähnlich wie bei Gladiatorenkämpfen und ähnlichen zuvor genannten Ereignissen
man sich nicht selbst am Geschehen beteiligt. Für den Zuschauer ist es also möglich, in einem
ungefährlichen Rahmen etwas zu erleben und neue Erfahrungen zu machen und Emotionen zu
erleben, ohne dass eine ernsthafte Bedrohlichkeit besteht (Mayer). Weiterhin kann man seine
aggressive Seite ausleben oder sich Handlungen hingeben, die gesellschaftlich verpönt sind, ohne,
wie im realen Leben, deshalb irgendwelche Konsequenzen fürchten oder Verantwortung
übernehmen zu müssen (Mayer). Hinzu kommt, dass das, was dem Opfer im Film zustößt,
theoretisch auch den Zuschauer treffen könnte, deswegen gibt es eine „als ob“ Situation bei der man
sich ausmalt wie man selbst wohl in solcherlei Umgebung handeln würde, gleichzeitig bleibt man
trotz dieses Hineinfühlens in den Charakter natürlich vollkommen unbehelligt und somit entspannt
(Mayer). Tritt Schrecken in gemäßigter Form auf, ist dies oft mit einem anschließenden Hochgefühl
verbunden, ähnlich wie nach einer Achterbahnfahrt (Heidtmann, 2003).
Wie bereits angedeutet, ist das Geschehen auf der Leinwand für die meisten Menschen, trotz
dem Versuch größtmöglicher realistischer Darstellung, noch als fiktiv auszuweisen. Dieses Wissen
macht es auch für den Zuschauer einfacher, sich mit dem Opfer oder auch dem Täter zu
identifizieren. Eine Verwechslung von Fiktion und Realität findet nur äußerst selten statt, zwar
gehen aufgrund von Realitätsverlust durchgeführte Amokläufe durch alle Medien, aber verglichen
mit der Gesamtanzahl an Film- beziehungsweise Computerspielkonsumenten ist die Zahl derer, die
sich derart abweichend verhalten, extrem gering (Kepplinger & Tullius, 1995). Das Bewusstsein um
Fiktion ist zudem enorm wichtig für eine lustvolle Auseinandersetzung mit dieser Art
gewaltorientierter Beschäftigung. Bei einer zu distanzierten Haltung zum Geschehen kann meistens
kein Spannungsmoment aufgebaut werden. Lässt man sich hingegen auf den Film ein und versucht,
in die Geschichte einzutauchen, bezeichnet man dies als „involvierte Rezeption“. Filme die man
involviert statt distanziert angeschaut hat, werden demzufolge im Nachhinein meist als besser
empfunden als Filme die man von vornherein skeptisch angeht und ablehnt (Wierth-Heining, 2000).
Die Spannung und der Schrecken werden gesteigert, wenn einer oder mehrere der Protagonisten im
Film dem Zuschauer sehr sympathisch sind und man möchte, dass dieser Charakter den Film auch
übersteht und nicht vorzeitig sein Ableben besiegelt ist (Wierth-Heining, 2000). Je glaubhafter sich
die Opfer im Film fürchten und erschrecken, desto intensiver wird das Erlebnis auch für den
Zuschauer. Filme mit schlechter schauspielerischer Leistung der Darsteller werden aus diesem
Grund oft eher als lustig statt gruselig empfunden, trotz des Versuchs einen ernsthaften Film zu
drehen (Heidtmann, 2003).
Der Verlauf der Angstlust lässt sich gut in drei Phasen wiedergeben. Zuerst findet ein
stetiger Erregungsaufbau statt, dies ist die erste Phase. Darauf folgend kommt es in der zweiten
Phase dazu, dass der Zuschauer immer mehr in den Bann des Filmes gezogen wird. Zuletzt kommt
der Film in einem oder mehreren Erregungsgipfeln, in der dritten Phase, zum Ende (Rogge, 2000).
Ein abschließender Erregungsabbau ist laut Emotionsforschung unbedingt notwendig, da der
Spannungsabbau nach einem intensiv erlebten Film als besonders angenehm empfunden wird
(Rogge, 2000). Was dem Ganzen ein wenig entgegentritt ist die Tatsache, dass viele Horrorfilme
heutzutage auf dem Prinzip der „Rettung in letzter“ Sekunde basieren, wodurch ein gemäßigter
Spannungsabbau nicht gegeben ist. Ein Besprechen des Films unter Freunden ist im nachhinein
deswegen so wichtig, weil es den Ersatz für den Erregungsabbau bildet (Rogge, 2000).
Die Bestandteile, die nötig sind, Angstlust zu erleben, lassen sich ganz allgemein wie folgt
zusammenfassen: Am Anfang muss der Zuschauer bereit sein, sich freiwillig der auf dem
Bildschirm dargebotenen Gefahr auszusetzen, sonst kommt es zu der vormals angemerkten
Distanzierung. Im Folgenden muss für den Zuschauer das Gefühl einer objektiven Gefahr
vorhanden sein, zum Beispiel durch Identifikation mit dem Helden. Schließlich muss es das
befriedigende Ende geben, entweder durch geregelten Spannungsabbau, Besiegen des Bösen oder
auch durch das schlichte Überleben des Helden, der sich retten kann (Rogge, 2000).
5. Diskussion
Aufgrund der unglaublichen Komplexität des Themas Angst, ist es schwer in einer so kurzen
Ausarbeitung auf alle Aspekte einzugehen. Vernachlässigt wurden deshalb weitere Ansätze zur
Angstentstehung, unter anderem die Reiz-Reaktion-Theorie und der psychoanalytische Ansatz von
Freud. Die unterschiedlichen Theorien zeigen vor allem recht deutlich, dass man zwar Fortschritte
gemacht hat, seit der Untersuchung von Angst als Emotion, jedoch zunächst noch zu keiner klaren
Lösung gelangt ist. Bei einem gestörten Angstempfinden bei hochängstlichen Personen und auch
bei Panikstörungen lassen sich zusätzlich zu einer Psychotherapie auch Neuroleptika einsetzen.
Diese sind jedoch keinesfalls als komplett Angsteliminierend anzusehen, sondern setzen lediglich
die Angstschwelle herab, gerade bei der Desensibilisierung kann dies aber enorm nützlich sein.
Zwar wurde in der Ausarbeitung Angstlust als ein Phänomen dargestellt, welches durch
gesellschaftliche Abgrenzung jugendlicher entsteht und auf die blutige menschliche Vergangenheit
zurückzuführen ist, aber auch die hormonale Entwicklung der Jugendlichen scheint einen großen
Einfluss auf die Faszination zu haben. Mayer geht davon aus, dass gerade pubertäre
Allmachtsfantasien durch Charaktere im Film mit außergewöhnlichen Fertigkeiten angesprochen
werden und auch die Ohnmacht des überall lauernden Bösen auf das Leben der Jugendlichen
übertragen wird. Auch in der Darstellung von Sexualität und sozialem Zusammenleben erkennen
sich Jugendliche wieder, da Horrorfilme dies meist unnatürlich oder überdreht visualisieren.
Hartwig Hartwig (1986) bezeichnet die Filme als einen Spiegel der jugendlichen Innenwelt, was die
große Faszination erklären würde. Interessant zu erfahren wäre schlussendlich noch wie sich das
wiedereinführen von öffentlichen Hinrichtungen oder statt Fussball der Kampf auf Leben und Tod
in den Stadien behaupten würde. Schließlich hat sich unsere Gesellschaft im Gegensatz zu früher
doch um einiges weiterentwickelt, die Indizien für Lust an Gewaltdarstellungen sind aber nicht
völlig abgeklungen, wie sich anhand der vielen Schaulustigen und dem hohen Interesse an
Horrorfilmen beweisen lässt. Mit der Frage nach der Schädlichkeit von zu intensivem
Gewaltmedienkonsum, die in letzter Zeit oft in den Medien aufgeworfen wurde, ließe sich allein
eine ganze Arbeit füllen. Aufgrund der niedrigen Anzahl von Menschen die einen Realitätsverlust
erleiden, wie bereits geschildert, scheint diese Annahme aber trotz aller Aktualität des Themas und
immer neueren Studien die dies belegen und widerlegen aber unwahrscheinlich.
6. Fazit
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Angst vor allem eine Schutzfunktion einnimmt,
die den Körper Handlungsbereit hält um auf Gefahren zu reagieren. Sollte das Angstempfinden
geschädigt sein, spricht man von Angststörungen, die jedoch trotz des eigentlichen Vorteils, den
Angst dem Körper verschafft, keinesfalls als vorteilhaft anzusehen sind. Panikstörungen sind eine
Form der Angststörung bei der unerwartet intensive Angstgefühle in spezifischen Situationen
auftreten und somit einen geregelten Alltag verhindern. Angstlust stellt das freiwillige Erleben von
Angst auf einer genussvollen Ebene dar. Zwar halte ich den dargebotenen Ansatz, die Entwicklung
Jugendlicher spiele ebenfalls in die von Horrorfilmen ausgehende Faszination mit hinein für äußerst
spannend, aber um wirklich von einem belegbaren Grund zu sprechen ist mir die Theorie noch zu
lückenhaft. Die von mir dargestellten Gründe für lustvolles Ansgterleben halte ich aber für
durchweg nachvollziehbar. Zur weiteren Forschung stellt dieser Punkt aber einen Schritt in die
richtige Richtung dar und sollte weiter verfolgt werden. Die Vorstellung von blutigen Wettkämpfen
als völlig alltägliche Unterhaltung lässt mich schaudern, ich könnte mir aber durchaus vorstellen,
dass so etwas sich etablieren würde, wenn auch meine Hoffnung auf die Vernunft größer ist. Von
heute auf morgen würden solche einschneidenden Veränderungen aber sicher nicht akzeptiert
werden. Abschließend sei zu sagen, dass ich der Behauptung Gewaltspiele sowie Filme führen zu
Kontrollverlust und sind schädlich nur in sehr geringem Ausmaß zustimmen kann. Zwar bin ich
nicht der Meinung, der Konsum führe zu einem drastischen Realitätsverlust, wohl aber kann ich
dem ganzen nicht absprechen, dass man droht abzustumpfen. Das alleine ist natürlich absolut kein
Grund Amok zu laufen sondern hat wohl eher andere, den Umfang sprengende, Gründe. In den
nächsten Jahren wird zum Thema Angst bestimmt noch einiges klargestellt werden, aber ebenso
neue Fragen aufgedeckt, es bleibt also auch in Zukunft ein spannendes und interessantes Thema.
7. Literaturverzeichnis
Breton, S. (1989). Angst als Krankheit. Stuttgart: TRIAS – Thieme Hippokrates Enke.
Myers, D.G. (2005). Psychologie (7. Aufl. , S. 726-732). Berlin: Springer.
Otto, J.H., Euler, H.A. & Mandl, H. (2000). Emotionspsychologie (S. 189-198). Weinheim: PVU.
http://www.igpp.de/german/eks/faszination.pdf
http://www.hdm-stuttgart.de/ifak/ifak/pdfs/Gewalt.pdf
http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek/wirth_heining_gewalt/wierthheining_gewalt.html
http://www.sgbviii.de/S90.html
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