Bevölkerungsentwicklung mit drei Altersgruppen

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Bevölkerungsentwicklung mit drei Altersgruppen
Projektseminar in Sommersemester 2006: Simulation komplexer Systeme
Technische Universität Clausthal
Institut für Umweltwissenschaften
Leibnizstraße 21-23
38678 Clausthal-Zellerfeld
Betreuer(in) : PD Dr. rer. nat. habil. Helmut Lessing
Dipl.-Wirtsch.-Inform. Jana Görmer
vorgelegt von:
Name:
xxx
Matr.-Nr.:
xxx
Studiengang: xxx
xxx
xxx
xxx
Clausthal-Zellerfeld, 10. Juli 2006
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ...................................................................................................
2
2 Problemstellung .........................................................................................
3
3 Systemstruktur ..........................................................................................
4
3.1
Teilmodell Kinder-Klasse ...........................................................
3.1.1 Wortmodell mit Erklärung ...................................................
3.1.2 Vom Wortmodell zum Wirkungsgraph ................................
3.1.3 Vom Wirkungsgraph zu mathematischen Ausdrücken ........
3.1.4 Kritische Parameter .............................................................
3.2 Teilmodell Eltern-Klasse ............................................................
3.2.1 Wortmodell mit Erklärung ..................................................
3.2.2 Vom Wortmodell zum Wirkungsgraph ................................
3.2.3 Vom Wirkungsgraph zu mathematischen Ausdrücken ........
3.3 Teilmodell Alte-Klasse ...............................................................
3.3.1 Wortmodell mit Erklärung ...................................................
3.3.2 Vom Wortmodell zum Wirkungsgraph ................................
3.3.3 Vom Wirkungsgraph zu mathematischen Ausdrücken ........
4
4
5
6
6
8
8
8
8
9
9
9
9
4 Quantifizierung des Simulationsmodells .................................................
10
5 Simulation der Bevölkerungsentwicklung ...............................................
12
5.1
5.2
5.3
5.4
Vom Strukturdiagramm zum Simulationsmodell ........................
Standardlauf ................................................................................
Parametermanipulation ...............................................................
Gleichgewichtspunkt ...................................................................
12
13
14
15
6 Erweiterbarkeit ..........................................................................................
15
6.1
6.2
Vereinfachungen ..........................................................................
Erweiterungsmöglichkeiten .........................................................
6.2.1 Einflussgrößen .................................................................
6.2.2 Strukturelle Verfeinerung .................................................
15
16
16
16
Literaturverzeichnis ..................................................................................
18
Anhang ........................................................................................................
19
1
1. Einleitung
1. Einleitung
Im ersten Buch Moses lesen wir: „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid
fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und
herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über
alles Getier, das auf Erden kriecht.“
Wir wissen nicht genau, wann diese Worte zum ersten Mal formuliert wurden und wie
groß die Erdbevölkerung damals war. Man darf aber annehmen, dass der Ursprung
des Bibelzitats in die Zeit zwischen 2000 v. Chr. und Christi Geburt fällt. Damals
lebten etwa 250 Mill. Menschen auf der Erde; das entspricht zweifach der heutigen
Einwohnerzahl Japans.
Derzeit (2006) leben auf der Erde mit 6.5 Mrd. Menschen etwa 26 mal so viele wie zu
jener Zeit. Und es kommen jährlich etwa 90-100 Mill. Menschen hinzu. Wir erleben
eine gewaltige Zunahme der Weltbevölkerung. Zu Beginn der 90er Jahre müssen wir
uns für konsequente Maßnahmen entscheiden, um das Bevölkerungswachstum aufzuhalten, die Armut zu bekämpfen und die Umwelt zu schützen. Anderenfalls können
wir unseren Kindern nur ein vergiftetes Erbe hinterlassen.
Dazu ist notwendig, die Bevölkerungsentwicklung der einzelnen Länder zu untersuchen. Es gibt charakteristische demographische Unterschiede zwischen den Bevölkerungen der Industrie- und Entwicklungsländern. Die Bevölkerung in den Industrieländern z.B. Japan, Deutschland, wächst nur noch schwach an, der Anstieg der Weltbevölkerung rührt aus der derzeitigen Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungsländern (z.B. Indien, VR China) her. Wir suchen nach entsprechenden Modellen, die
Verhalten der Bevölkerungsentwicklung in einer bestimmten Region beschreiben und
möglichst auch Hinweise auf notwendige Änderungen oder Einwirkungen geben
können, um zulässige oder gar gefährliche Entwicklungen zu vermeiden.
Die erste Phase der Modellbildung hat sich mit dem Erkennen und der Darstellung der
verhaltensrelevanten Systemstruktur zu befassen. In Kapital 2 werden die Problemstellung und der Modellzweck klar umrissen. Dann folgt die Entwicklung des Systemkonzeptes, das in einem Wortmodell erfasst wird. Anschließend sind die Systemelemente und ihre Wirkungsbeziehungen herauszuarbeiten und im Wirkungsdiagramm
darzustellen. Wir haben die Arbeitsschritte in drei Teilmodelle aufgeteilt, die wir in
Kapitel 3 erläutern. Die Quantifizierung des Modells finden wir in Kapital 4. Nach der
Modellprogrammierung und ersten Simulationen wird durch Analyse des Modellsystems einen tieferer Einblick in das ganze Sprektrum des Verhaltens geboten. Es
besteht die Aufgabe, das dynamische System durch gezielte Systemveränderung (z.B.
Kinder pro Frau) und Einwirkungen von außen so zu lenken, dass sich daraus ein
optimales Verhalten ergibt. Mit den entsprechenden Arbeitsschritten befasst sich das
Kapitel 5. In Kapitel 6 wird die Erweiterbarkeit des Modells untersucht.
Bevölkerungsprognosen stellen eine der Grundvoraussetzungen für die Vorhersage
und Planung des Zukünftigen Bedarfs im Bereich von Nahrungsmitteln, Energie,
Arbeitsplätzen, Infrastruktur und sozialen Leistungen dar.
Es wäre ideal, wenn man sich auf eine einzige Bevölkerungsprognose bezöge, welche
allgemeine Zustimmung findet. Da jedoch die Faktoren, welche die Bevölkerungsent2
2. Problemstellung
wicklung beeinflussen – Fruchtbarkeit, Sterblichkeit, Wanderungsbewegungen – nicht
vollständig vorausgesagt werden können, stellen solche Prognosen zumeist individuelle oder kollektive Einschätzungen dar, die selbst unter Experten sehr stark voneinander abweichen. Auch über die Daten, die als Grundlage der Prognosen dienen,
herrscht oft Uneinigkeit. Wegen dieser inhärenten Schwierigkeiten, ist die Frage,
anhand welcher Datenreihen wir die Bevölkerungszahl auswählen?
2. Problemstellung
Bevölkerungsentwicklungen können zwar mit tatsächlichen oder angenommenen
Geburten- und Sterberaten als exponentielle Wachstumsprozesse grob abgeschätzt
werden, doch ist dieser Ansatz für die meisten Zwecke oft nur unzureichend.
Grobe Fehler entstehen vor allem dadurch, daß man von einer homogenen Bevölkerung ausgeht, deren Altersstruktur völlig unberücksichtigt bleibt. Dabei hängt der
Geburtenzuwachs lediglich von der Bevölkerungszahl ab. Diese Vereinfachung mag
für Bakterienpopulationen zulässig sein, bei der menschlichen Bevölkerung macht
es dagegen offensichtlich einen Unterschied, ob die Bevölkerung vorwiegend aus
Kindern und Erwachsenen im reproduktionsfähigen Alter oder aus Alten besteht.
Die Bevölkerungsgruppe der Alten meint hier die über 44 Jährigen, die in der Regel
keine Kinder mehr bekommen und nicht mehr zur Reproduktion beitragen. Kinder
bis zum 14. Lebensjahr können in der Regel noch keine Kinder bekommen und tragen
dadurch selbstverständlich nicht zur Reproduktion bei.
Zur Berechnung der Geburtenzahlen muss daher die Zahl der gebährfähigen Mütter
und deren Fertilität (Fruchtbarkeit) bekannt sein. Die Fertilität ist eine in der Demografie verwendete Einheit und wird in der Statistik durch die Gesamtfruchtbarkeitsrate
gleichbedeutend mit zusammengefasster Geburtenziffer (total fertility rate) gemessen.
Sie gibt an, wie viele Kinder eine Frau durchschnittlich im Laufe des Lebens hätte,
wenn die aktuellen Verhältnisse für den gesamten Zeitraum gelten würden.
Ähnliche Überlegungen sprechen dafür, auch die Zahl der Sterbefälle über altersspezifische Mortalitäten zu berechnen. Mortalität ist definiert als die Anzahl der
Gestorbenen pro 1000 Menschen und Jahr in der jeweiligen Altersgruppe.
Für die Bevölkerungsentwicklung wurde lediglich eine bestimmte Entwicklung der
Mortalität angenommen. Schätzungen der Mortalität im Basis-Jahr der Prognose und
für den Zeitraum bis zum Simmulationsende wurden mit Hilfe von geschätzten
Sterbetafeln entwickelt. Die Sterbetafeln des Jahres, von dem die Prognosen ausgehen,
wurde gewöhnlich aus einer Reihe von Unterlagen zusammengestellt. Dazu gehörten
behördlich registrierte Daten über Sterbefälle bezüglich Alter und Daten aus Untersuchungen und Volkszählungen über die Todesfälle des vorangegangenen Jahres (nach
entsprechender Auswertung und Korrektur falls nötig).
Es ist noch zu berücksichtigen, dass hier Migrationseffekte nicht berücksichtigt
werden. Das Modell spiegelt also die Entwicklung einer natürlichen Bevölkerung
ohne räumliche Grenzen wider.
Erst in einem Modell, das die wichtigsten Altersgruppen enthält, können einigermaßen zuverlässige Aussagen über den Bedarf an infrastrukturellen Einrichtungen
3
3. Systemstruktur
(Bau von Kindergärten, Schulen, Universitäten, etc.), über private und öffentliche
Dienstleistungen (Ausbildung, Verwaltung, Gesundheit, usw.) bzw. über Staatsausgaben (Sozialausgaben, Beihilfen, Renten, usw.), über wirtschaftliche Entwicklung
(Arbeitskräfte, Verbraucher, usw.) und über vieles andere gemacht werden.
Das hier vorgestellte Modell gilt nicht nur für die menschliche Bevölkerungsentwicklung, sondern allgemeiner auch für die Populationsdynamik von Tieren und
Pflanzen bei verschiedenen Entwicklungsstadien. Ein ähnlicher Ansatz gilt z.B. zur
Beschreibung einer Insektenpopulation (Ei, Raupe, inchworm, Ruppe, Schmetterling)
oder der Waldentwicklung (Baumhöhenklassen).[Bossel2004S, S. 120]
3. Sytemstuktur
Um eine Bevölkerungsentwicklung eines bestimmten Landes korrekt zu beschreiben,
müssen mindestens drei Altersgruppen explizit dargestellt werden:
 Kinder (im Alter von 0 bis 14 Jahren)
 Eltern (im Alter von 15 bis 44 Jahren)
 Alte (älter als 44 Jahre).
Kinder haben daher 15 Altersjahrgänge, die später auch als Verweildauer genannt wird.
Entsprechend haben Eltern 30 Verweildauer. Die Verweildauer der Alten kann man
nicht genau sagen, da hier die Veränderung der maximalen Lebenserwartung eine
Rolle spielt. Diese Einteilung geschiet vor allem im Hinblick auf eine genaue
Berechnung der Geburtenzahlen. Die Gesamtbevölkerung ergibt sich aus der Summe
der drei Bevölkerungsgruppen.
In vorliegenden Fall lassen sich die wichtigen Zustandsgrößen erkennen: Kinder,
Eltern, Alte. Entsprechend haben wir drei Teilmodelle für das Modell entwickelt:
 Teilmodell: Kinder-Klasse
 Teilmodell: Eltern-Klasse
 Teilmodell: Alte-Klasse
Diese drei Teilmodelle betrachten wir nachfolgend getrennt, um das Wortmodell,
Wikungsgraphen und Mathematisches Modell jeweils herzuleiten.
Wir wissen, dass das Wortmodell die Grundlage für die weitere Modellentwicklung ist,
und daher die Basis für den Wirkungsgraphen ist. In dem Wirkungsgraphen werden
die Systemgrößen und ihre Wirkungsstruktur bzw. Wirkungszusammenhängen dargestellt. Dann verwenden wir den Wirkungsgraph zur Herleitung der Mathematischen
Ausdrücke für die Beziehungen zwischen den Systemgrößen.
3.1 Teilmodell Kinder-Klasse
3.1.1 Wortmodell mit Erklärung

Kinder hat Zuwachs durch Geburten pro Jahr, deren Zahl offensichtlich von der
Zahl der Mütter (Frauen) in der Gruppe der Eltern und deren Fertilität pro Jahr
abhängt. Wir nehmen an, dass die Hälfte der Eltern gebärfähige Frauen sind.
 Fertilität ist hier definiert als die Zahl der Kinder pro Frau in einem Jahr, deswegen soll sich die Kinderzahl pro Frau auf die 30 Jahre VERWEILDAUER in der
4
3.1.2 Vom Wortmodell zum Wirkungsgraph





Gruppe der Eltern verteilen. Daher ist offensichtlich, dass Fertilität umgekerht
zum VERWEILDAUER ELTERN ist.
Die Zahl der Kinder pro Frau kann hier über vier Szenarioparameter als Zeitfunktion vorgegeben werden.
Abnahme Kinder besteht aus zwei Teile, nämlich Sterbefälle Kinder und die
ErwachsenWerdenen. Diese beiden führen zu einem Verlust von Kindern.
Jede Bevölkerungsgruppe hat eine altersspezifische Sterberate (Mortalität), die
bei der Gruppe der Alten am höchsten ist. Die MORTALITÄT KINDER beeinflusst die Zahl der Sterbefälle Kinder. Die Sterbefälle sind proportional zur mortalität. MORTALITÄTEN werden in unserem Modell als konstanten betrachtet.
Kinder werden erwachsen. Wenn ein Kinderjahrgang erwachsen wird, wird er
bei der Elterngruppe mitgezählt. D.h. wenn Kinder das 14. Lebesjahr
überschrei- ten, so gehen sie über in die Gruppe der Eltern. Entsprechend
verringert sich die Zahl der Kinder um den Betrag ErwachsenWerden. Damit ist
offen- sichtlich Zuwachs Eltern gleich ErwachsenWerden.
ErwachsenWerden (also, der Übergang von einer Altersgruppe in eine andere) ist
proportional zum Inhalt (Kinder) und umgekehrt proportional zur VERWEILDAUER in der Ausgangsaltersklasse Kinder. Dabei ist innderhalb der Altersklasse der Kinder jeder Jahrgang gleich groß. Kinder haben 15 Altersjahrgänge,
deswegen verlässt dementsprechend jedes Jahr 1/15 diese Klasse.
3.1.2 Vom Wortmodell zum Wirkungsgraph
Im Wortmodell finden wir alle Systemgrößen und Wirkungszusammenhängen für das
Teilmodell Kinder-Klasse. Zustandsgrößen werden als fettige Schrift gezeichnet. Vorgabengrößen bzw. Parameter und Konstanten werden von anderen Systemelementen
nicht beeinflusst und in Großbuchstaben geschrieben. Die anderen Größen sind sich
ständig verändernde Zwischengrößen oder Flüsse, die Kursiv geschrieben sind. Die
‚automaren’ Wirkungsbeziehungen lassen sich nun leicht in Form eines Wirkungsgraphen auftragen. (Siehe Abb. 3.1)
Kinder-Klasse
Kinder pro Frau
Abb. 3.1: Wirkungsgraph der
Fertilität
-
Systemgrößen für das Teilmodell
VERWEIDAUER
KINDER
Geburten
pro Jahr
VERWEILDAUER
ELTERN
Kinder
kennzeichnen gegensinnige Wirkung;
alle anderen Wirkungsbeziehungen
-
Erwachsen
Werden
Kinder-Klasse. Die Minus-Zeichen
Eltern
Sterbefälle
Kinder
MORTALITÄT
KINDER
5
sind gleichsinnig.
3.1.3 Vom Wirkungsgraph zu mathematische Ausdrücken
3.1.3 Vom Wirkungsgraph zu mathematische Ausdrücken
Im nächsten Schritt verwenden wir den Wirkungsgraph zur Herleitung der mathematischen Ausdrücke für die Beziehungen zwischen den Systemgrößen. Es ergibt sich
daher die folgenden Modellgleichungen für das Teilmodell Kinder-Klasse.
Geburten pro Jahr = (1/2) * Eltern * Fertilität [Mill. Menschen/Jahr]
Fertilität = Kinder pro Frau * (1/VERWEILDAUER ELTERN) [1/Jahr]
Sterbefälle Kinder = Kinder * MORTALITÄT KINDER [Mill. Menschen/Jahr]
ErwachsenWerden = Kinder * (1/VERWEILDAUER KINDER) [Mill. Menschen/Jahr]
Die Zustandsgleichung (Zustandsveränderungsrate) wird auch entsprechend ermittelt,
die ergibt aus der Differenz zwischen den Zunahme und Abnahme Kinder mit der
Dimension [Mill. Menschen/Jahr]:
d(Kinder)/dt = Zunahme Kinder – Abnahme Kinder
= Geburten pro Jahr – Sterbefälle Kinder – ErwachsenWerden
Wir haben die Dimensionen (Maßeinheiten) für jede Systemgrößen mitbetrachtet. Die
Einheiten der Größe sind in eckigen Klammern angegeben. Z.B. die Einheit der
Kinder pro Frau ist [1] = [Mensch/Mensch], daraus bekommen wir die Einheit der
Fertilität bezogen auf einem Jahr [1/Jahr]. Mathematische Ausdrücke aus dimensionsbehafteten Größen sind nur dann korrekt, wenn sie angegebenen Operationen nicht
nur für die Werte dieser Größen, sondern auch für ihre Dimensionen stimmen. Die
Dimensionen können daher zur Herleitung der richtigen mathematischen Ausdrücke
hilfreich sein, z.B. durch Überprüfung der dimensionalen Stimmigkeit der Modellgleichungen oder durch Ermittlung korrekter Umrechungensfaktoren.
3.1.4 Kritische Parameter
Der kritischste Parameter der Bevölkerungsentwicklung ist die Fertilität, d.h. die Zahl
der Kinder pro Frau. Diese Zahl der Kinder Pro Frau wird als Szenario mit linearer
Veränderung von KINDER PRO FRAU ANFANGS zum Zeitpunkt BIS ZUM JAHR auf
KINDER PRO FRAU ENDE zum Zeitpunkt AB DEM JAHR ermittelt (Siehe Abb. 3.2).
Dafür benutzen wir die Ramp-Funktion, Die Ramp-Funktion erzeugt eine linear mit
einer konstanten Steigung anwachsende Funktion. Die Steigung kann sich aus der
Szenarienparametern ergeben.
Szenarioparameter
Abb. 3.2: Wirkungsgraph
KINDER PRO BIS ZUM
FRAU ANFANGS JAHR
KINDER PRO
FRAU ENDE
AB DEN
JAHR
der Systemgrößen für die
Szenarioparameter.
Kinder pro Frau
Fertilität
Die Szenarioparameter sind das Stellwerk dieses Modells. Hierüber wird Einfluss auf
die Werte der zeitpunktbezogenen Zustände der Größe Kinder pro Frau genommen.
6
3.1.4 Kritische Parameter
Wie in Abbildung 3.3 skizziert, wird zu einem Zeitpunkt t0 ein Istwert k0 der benannten Stellgröße abgenommen und zum Zeitpunkt tend hin in seinem Niveau auf den
Wert kend verändert. Genau diese Aufteilung charakterisiert das Modell, worauf aber in
späteren Kapiteln noch genauer eingegangen wird.
Kinder pro Frau
k0
kend
t0
tend Betrachtungsperiode
Abb. 3.3:
Szenarioparameter
Diese Werte bestimmen die Steigung, welche als Wirkung in eine zeitpunktabhängige
Ramp-Funktion eingeht. Diese Steigung kann man auch als die Veränderung der
Anzahl der Kinder pro Frau auf den Zeitraum zwischen t0 und tend sehen. Die entsprechende formale Beschreibung hat folgende Ausprägung:
Steigung = (kend – k0) / (tend – t0)
Wie bereits beschrieben geht nun diese Steigung in die Ramp-Funktion ein um den
Wert über die Laufzeit für die Größe Kinder pro Frau zu ermitteln. Dies geschieht
durch eine Summe von k0 und einer Ramp-Funktion Kombination. Diese Kombination ist wie folgt zu beschreiben. Ab einem Zeitpunkt t0 wird die Steigung wirksam,
durch Subtraktion einer weiteren Ramp-Funktion, mit gleicher Steigung und Wirkung
ab dem Zeitpunkt tend, von der Ersten, wird die Wirkung der ersten Funktion ab diesem zweiten Zeitpunkt aufgehoben und somit wieder ein starres Niveau erreicht.
Kinder pro Frau = k0 + Ramp(Steigung, t0) – Ramp(Steigung, tend)
Dieser Wert Kinder pro Frau geht nun bezogen auf die Verweildauer in der Betrachtungsklasse der Eltern, in die Fertilität ein.
7
3.2 Teilmodell Eltern-Klasse
3.2 Teilmodell Eltern-Klasse
3.2.1 Wortmodell mit Erklärung





Die Zahl der Eltern nimmt durch ErwachsenWerden zu. Wir haben im Teilmodell
Kinder-Klasse bereit erfahren, dass im jeden Jahr 1/15 der Kinder 15 Jahre alt,
und wird als den Zuwachs der Eltern angesehen.
Die Zahl der Eltern nimmt durch AltWerden und Sterbefälle Eltern ab.
AltWerden ist ein ähnliche Übergangsvorgang (wie ErwachsenWerden), der
zwischen der Gruppe der Eltern und der Gruppe der Alten stattfindet. Es wird
jährlich ein Elternjahrgang zu der Gruppe der Alten verschoben.
AltWerden ist proportional zum Inhalt (Eltern) und umgekehrt proportional zur
VERWEILDAUER ELTERN. Eltern haben 30 Altersjahrgänge bzw. Verweidauer,
deswegen werden in jedem Jahr 1/30 der Eltern 45 Jahre alt und geht über in die
Gruppe der Alten.
Die Sterbefälle Eltern ergeben sich aus der Zahl der Eltern multipliziert mit der
spezifischen MORTALITÄT ELTERN.
3.2.2 Vom Wortmodell zum Wirkungsgraph
Mit diesen oben genannten Systemgrößen und den im Wortmodell festgestellten
Wirkungszusammenhängen lässt sich nun der Wirkungsgraph in Abb. 3.4 zeichnen.
Eltern-Kasse
VERWEILDAUER
ELTERN
Erwachsen
Werden
Eltern
Abb. 3.4 : Wirkungsgraph der Systemgrößen für
-
das Teilmodell Eltern- Klasse. Die Minus-Zeichen
Alt
Werden
kennzeichnen gegensinnige Wirkung; alle anderen
Wirkungsbeziehungen sind gleichsinnig.
Sterbefälle
Eltern
MORTALITÄT
ELTERN
3.2.3 Vom Wirkungsgraph zu mathematischen Ausdrücken
Anhand des Wirkungsgraphen ermitteln wir wieder die folgenden Modellgleichungen
für das Teilmodell Eltern-Klasse:
ErwachsenWerden = Kinder * (1/VERWEILDAUER KINDER) [Mill. Menschen/Jahr]
Sterbefälle Eltern = Eltern * MORTALITÄT ELTERN [Mill. Menschen/Jahr]
AltWerden = Eltern * (1/VERWEILDAUER ELTERN) [Mill. Menschen/Jahr]
Dementsprechend können wir daher die Zustandsgleichung der Eltern-Klasse ermitteln (Mit der Dimension [Mill. Menschen/Jahr]):
d(Eltern)/dt = ErwachsenWerden – Sterbefälle Eltern – AltWerden
8
3.3 Teilmodell Alte-Klasse
Bisher haben wir zwei Zustandsgrößen Kinder und Eltern betrachtet, in folgenden
erläutern wir kurz das dritte auch letzte Teilmodell Alte-Klasse.
3.3 Teilmodell Alte-Klasse
3.3.1 Wortmodell mit Erklärung



Die Zahl der Alte ist erhöht sich durch die Zahl der AltWerden pro Jahr.
Die Zahl der Alte ist verringert sich nur durch die Zahl der Sterbefälle Alte pro
Jahr. Es gibt bei der Gruppe der Alten (über 44 Jahre) keinen weiteren Übergang.
Alle Alten werden irgendwann sterben.
Die Sterbefälle Alte ergeben sich aus der Zahl der Alte multipliziert mit der
spezifischen MORTALITÄT ALTE.
3.3.2 Vom Wortmodell zum Wirkungsgraph
Aus dem Wortmodell kann nun den Wirkungsgraph schön in Abb. 3.5 gezeichnet
werden.
Alte-Kasse
Abb. 3.5: Wirkungsgraph der Systemgrößen für das
Alt
Werden
Alte
Teilmodell Alte-Klasse. Alle Wirkungsbezieh- ungen sind
gleichsinnig.
Sterbefälle
Alte
MORTALITÄT
ALTE
3.3.3 Vom Wirkungsgraph zu mathematischen Ausdrücken
Die Gleichung der AltWerden (Zunahme für Alte) haben wir in Teilmodell ElternKlasse ermittelt, es bleibt noch die Gleichung der Sterbefälle Alte (Abnahme für Alte)
zu ermittlen:
Sterbefälle Alte = Alte * MORTALITÄT ALTE [Mill. Menschen/Jahr]
Die Zustandsgleichung ist nun leicht herzuleiten:
d(Alte)/dt = AltWerden – Sterbefälle Alte [Mill. Menschen/Jahr]
Wir haben drei Teilmodelle Kinder, Eltern und Alte für das Modell Bevölkerungsentwicklung sorgfälltig untersucht. Der gesamte Wirkungsgraph der Systemgröße für
die Bevölkerungsentwicklung kann nun daraus gezeichnet werden (Siehe Abb. 3.6):
Im diesen Bild ist noch zu zeigen, dass Gesamtbevölkerung hängt von der Zahl der
Kinder, Eltern und Alte.
9
4. Quantifizierung des Simulationsmodells
KINDER PRO
BIS ZUM KINDER PRO
FRAU ANFANGS
JAHR
FRAU ENDE
AB DEN
JAHR
Kinder Pro Frau
Fertilität
-
Abb. 3.6:
VERWEIDAUER
KINDER
VERWEILDAUER
ELTERN
-
Geburten
pro Jahr
Kinder
Wirkungsgraph der
Systemgrößen für
-
Erwachsen
Werden
Alt
Werden
Eltern
die Bevölkerungs-
Alte
entwicklung .
Sterbefälle
Eltern
Sterbefälle
Kinder
Sterbefälle
Alte
Gesamtbevölkerung
MORTALITÄT
KINDER
MORTALITÄT
ELTERN
MORTALITÄT
ALTE
4. Quantifizierung des Simulationsmodells
Die Wirkungsbeziehungen zwischen den Elementen wurden (in Kapitel 3) in ihrer
funktionalen Abhängigkeit eindeutig spezifiziert. Anfangswerte der Zustandsgrößen,
Systemparameter und exogene Einflüsse müssen quantifiziert werden; sie können in
späteren Simulationen nach Bedarf geändert werden. Werden im Wirkungsdiagramm
die funktionalen Beziehungen und die Parameterwerte und Anfangswerte eingetragen,
so erhalten wir das Simulationsdiagramm als Grundlage des Simulationsprogramms.
Wir fassen nun die Funktionen bzw. Modellgleichungen (in Tabellen 4.1-4.5) noch
einmal zusammen. Wir führen dabei Abkürzungen für jede der Größen ein, notieren
die jeweilige Maßeinheit und schreiben die Zahlenwerte von bereits bekannten
Parametern auf. [Bossel1994 S. 322]
1) Parameter (Szenarioparameter und Systemparameter)
Hier wird oft zwischen Systemparametern und Szenarioparametern unterscheiden.
- Szenarioparameter können bei Szenariountersuchungen häufig geändert werden.
- Systemparameter bleiben normalerweise konstant.
Abkürzung
Größe
Zahlenwert
Dimension
k0
KINDER PRO FRAU, ANFANGS
=5
[1]
t0
BIS ZUM JAHR
= 2000
[Jahr]
kend
KINDER PRO FRAU AM ENDE
= 2.3
[1]
tend
AB DEM JAHR
= 2050
[Jahr]
m
VERWEILDAUER KINDER
= 15
[Jahr]
n
VERWEILDAUER ELTERN
= 30
[Jahr]
p
MORTALITÄT KINDER
= 4/1000
[1/Jahr]
q
MORTALITÄT ELTERN
= 5/1000
[1/Jahr]
r
MORTALITÄT ALTE
= 40/1000
[1/Jahr]
Tabelle 4.1: Parameter
10
4. Quantifizierung des Similationsmodells
2) Anfangswerte der Zustandsgrößen
z
Kinder (Anfangswert)
= 40
[Mill. Menschen]
y
Eltern (Anfangswert)
= 46
[Mill. Menschen]
x
Alte (Anfangswert)
= 14
[Mill. Menschen]
Tabelle 4.2: Anfangswerte der Zustandsgrößen
3) Algebraische Zwischengrößen
u
Kinder pro Frau
= k0+Ramp(e, t0) – Ramp(e, tend)
[1]
e
Steigung
= (kend – k0) / (tend – t0)
[1/Jahr]
f
Fertilität
= (1/n)*u
[1/Jahr]
g
s_K
s_E
s_A
e_W
Geburten pro Jahr
Sterbefälle Kinder
Sterbefälle Eltern
Sterbefälle Alte
ErwachsenWerden
= f *(1/2)*y
= p*z
= q*y
= r*x
= z*(1/m)
[Mill. Menschen/Jahr]
[Mill. Menschen/Jahr]
[Mill. Menschen/Jahr]
[Mill. Menschen/Jahr]
[Mill. Menschen/Jahr]
a_W
z_E
z_A
s
AltWerden
Zunahme Eltern
Zunahme Alte
Gesamtbevölkerung
= y*(1/n)
= e_W
= a_W
= x+y+z
[Mill. Menschen/Jahr]
[Mill. Menschen/Jahr]
[Mill. Menschen/Jahr]
[Mill. Menschen]
Tabelle 4.3: Algebraische Zwischengrößen
4) Zustandsgleichungen
d(Kinder)/dt
dz/dt
= g – s_K – e_W
[Mill. Menschen/Jahr]
d(Eltern)/dt
dy/dt
= z_E – s_E – a_W
[Mill. Menschen/Jahr]
d(Alte)/dt
dx/dt
= z_A – a_A
[Mill. Menschen/Jahr]
Tabelle 4.4: Zustandsgleichung
5) Laufzeitparameter
Nach der Eingabe und Überprüfung des Strukturdiagramms, aller Modellgleichungen
und aller Parameterwerte kann nun simuliert werden. Hierzu müssen zunächst die
laufzeitdaten (beginn, Ende, Rechenschrittweite, gegebenenfalls Speicherschrittweite)
gestetzt werden. Die Wahl der Rechenschrittweite ist für die Geschwindigkeit und
Genauigkeit der Simulation von Bedeutung. Die Speicherschrittweite bestimmt die
Menge der anfallenden Ergebnisdaten.
Simulationsbeginn
= 1990
[Jahr]
Simulationsende
= 2090
[Jahr]
Rechenschrittweite
= 0.1
[Jahr]
Tabelle 4.5: Laufzeitparameter
Die Voreinstellungen der Modell- und Laufzeitparameter entsprechen im Normalfall
dem ‚Standardlauf’.
11
5. Simulation der Bevölkerungsentwicklung
6) Wahl des numerischen Integrationsverfahren
Es müssen zusätzlich noch das numerische Integrationsverfahren gewählt werden. Die
meisten Programmsysteme für die Simulation dynamischer Systeme verfügen über
mindestens zwei verschiedene Verfahren für die numerische Integration der Zustandsgleichungen: das Euler-Cauchy-Verfahren und das Runge-Kutta-Verfahren 4. Ordnung. Empfehlenswert ist hier, das Euler-Cauchy-Verfahren zu verwenden, da wir
nicht das tatsächliche kontinuierliche System der Bevölkerung eines Landes betrachten, sondern ihr diskretes statistisches Abbild bei jährlicher Erhebung bzw. Veröffentlichung der Daten.
5. Simulation der Bevölkerungsentwicklung
5.1 Vom Strukturdiagramm zum Simulationsmodell
Modellstruktur und Modellgleichungen für die Bevölkerungsentwicklung wurden in
Kapital 3 und 4 entwickelt. Diese Informationen werden jetzt in ein graphischinteraktives Programmsystem – Stella – eingesetzt, um ein rechenfähiges Simulationsmodell zu entwickeln.
Das Simulationsmodell in Abb. 5.1 zeigt das gesamte System für die Bevölkerungsentwicklung, dass in fünf Container eingeteilt wurde. Dabei enthalten die oberen die
Steuergrößen für diese Modellauslegung und die unteren die andere Systemgrößen.
Abb. 5.1: Das Gesamtsystem für die Bevölkerungsentwicklung
Deutlich erkennbar sind hier die funktionalen Gefüge zwischen den Steuer- und
Systemgrößen, wobei auf diese in späteren Abschnitten näher Bezug genommen wird.
12
5.2 Standardlauf
Worauf beim Layout des Modells großen Wert gelegt wurde, ist die schematische
Beziehung zwischen den Systemgrößen durch offensichtliche Gestaltungsähnlichkeiten zu verdeutlichen. So soll der Betrachter anhand der Symmetrie der Darstellung
leicht auf die Wirkungszusammenhänge der Parameter innerhalb und die Verwandtschaft der Betrachtungsklassen untereinander schließen können.
Die containerlosen Parameter, hier im speziellen die prozentualen Verteilungen der
Mengen auf die Gesamtbevölkerung, sind eine Implementierung, welche die Ausgabe,
bzw. die Darstellung der Ausgabe bereichern soll. Diese Parameter sind in der
ursprünglichen Modellbeschreibung von Bossel nicht vorhanden.
5.2 Standardlauf
Die von [Bossel1994] angegebenen Modell- und Laufzeitparameter (Vgl. Tabellen
4.1,4.2 und 4.5) entsprechen im Normalfall dem „Standardlauf“. Wir untersuchen
zunächst das Modellverhalten mit diesen Parameterwerten. Die zeitliche Darstellung
der Ergebnisse (Zeit als horizontale Achse; Kinder, Eltern und Alte vertikal) sind in
Abb. 5.2 gezeigt.
Abb.5.2: Zeitdiagramm für den Standardlauf
Beginn aller Niveaus sind die jeweiligen Initialisierungswerte, welche in der Tabelle
4.1 aufgelistet sind. Bis zum Einsatzpunkt der Ramp-Funktion verläuft die Größe
Kinder pro Frau also auf dem Level 5.
Das bedeutet einen gleichmäßigen Anstieg der Menge der Kinder. Ab dem Einsatzpunkt der Ramp-Funktion sinkt der Wert Kinder pro Frau auf das Niveau 2.3, was ein
Abflachen des Anstiegs der Verlaufskurve der Systemgröße Kinder zur Folge hat.
Dieses Abflachen wirkt sich nach der Verweildauer der Kinder-Klasse, also nach dem
Übergang der Kinder in die Klasse der Eltern auch auf diese Menge und somit auf den
Zeitverlauf aus. Gleiches ist nach erreichen der Altergrenze der Alte-Klasse zu beobachten. Die Minderung der Anzahl der Eltern hat aber eine direkte Minderung der
Klasse der Kinder zur Folge. Daraus resultiert ein leichtes Einknicken der Kurve
bevor sie einen relativ geglätteten, hier mit diesen Werten nicht konstanten Verlauf
erreicht.
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5.3 Parametermanipulation
5.3 Parametermanipulation
Wie oben ermittelt werden konnte, ist es sinnvoll den Steuerparameter Kinder pro
Frau zu manipulieren um eine veränderte Systemausgabe herbei zu führen. Genau
hier setzen wir wieder bei Abbildung 3.3 an und wollen anhand der Stellgrößen eine
Typisierung, bzw. Klassifizierung der Auswirkungen vornehmen. Im speziellen wollen wir auf den eigentlich wichtigsten Stellparameter eingehen. Dieser zeigt den Sinn
dieses Modells, eine zeitpunktbezogene Geburtenkontrolle zu realisieren, in der
Dimension der Anzahl der Kinder. D.h. wir werden den Parameter kend manipulieren.
Hier lassen sich zwei Typen, bzw. Wirkungen feststellen. Eine Möglichkeit ist den
Wert kend größer als 2.44 zu setzen. Dabei kann beobachtet werden, dass eine stetige
Zunahme der Kinder-Klasse und damit zeitverzögert aller Klassen erfolgt. Dies lässt
sich auch mathematisch durch die Tatsache erklären, dass in diesem Zustand die
Differenz aus Zunahme und Abnahme größer Null ist und somit die Zunahme größer
als die Abnahme. Gegensätzliches bewirkt die Veränderung des Wertes kend kleiner als
2.44. Hierbei lässt sich eine stetige Abnahme der Niveaus innerhalb des Systemgrößenvektors beobachten.
Diese Entwicklung würde zwangsläufig zum Aussterben der betrachteten Population
führen. Auch hier lässt sich die mathematische Situation durch einen größeren Abnahmewert, als jener der Zunahme erklären. Schließlich kann man also drei Wirkungstypen für die Werte von kend festhalten.
 Bevölkerungszunahme
 Gleichgewicht
 Bevölkerungsabnahme, bzw. Aussterben
Die Intensität dieser Wirkungen wird sicherlich auch durch den Abstand zum Wert
Kinder pro Frau (2.44) und dem Einsetzen des Wirkungszeitpunktes tend bestimmt. So
kann man sagen, dass ein frühes oder spätes Einsetzen der Wirkung von kend eine
Verschiebung des Peak mit sich bringt.
Wir wollen nun auf die Veränderlichkeit des Wertes k0 eingehen. Dazu nehmen wir an,
dass kend den Wert 2.44 hat. Wird jetzt k0 < kend gesetzt ergibt sich ein anfänglich
fallender Kurvenverlauf für die Kinder-klasse, da der Wert kleiner 2.44 ist und somit
eine Abnahme begründet. Setzt nun die Wirkung der Ramp-Funktion ein, wird der
Pegel auf kend gebracht und damit der Verlauf der Kurve stabilisiert. Die Auswirkungen auf die beiden nachfolgenden Klassen sind hier nicht so stark, da nach Bossel
Standardparametern die Wirkung der Ramp-Funktion erst ab dem Jahr 2000 startet
und da aber schon nahezu eine Generation in die nächste Klasse übergegangen ist und
damit den Effekt aufhebt. Setzt man also den Wert k0 nun größer kend steigt der Verlauf
der Kurve bis zur Wirkung der Ramp-Funktion. Zu erklären ist dies durch eine höhere
Zunahmerate als die der Abnahme.
Eine Manipulation an den zeitbezogenen Variablen t0 und tend kann eine Verschiebung
des Peak zur Folge haben, wenn der Abstand gleich bleibt. Wird der Abstand zwischen den Zeitpunkten verändert, nimmt der Einfluss auf die Wirkung und Wirkungsdauer der Größe Kinder pro Frau. Sowohl vor als auch während der Ramp-Funktion.
Der schematische Kurvenverlauf bleibt zwar erhalten, aber die Skalierung verändert
sich.
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5.4 Gleichgewichtspunkt
5.4 Gleichgewichtspunkt
In diesem Modell ist der Gleichgewichtspunkt, oder auch stationärer Punkt, ein Vektor
in den die Werte aller 3 Systemgrößen einfließen. Kann ein Gleichgewicht zwischen
Zunahme und Abnahme dieser erreicht werden, stagnieren die zeitabhängigen Werte
der Verläufe auf einem festen Niveau. Das bedeutet ebenfalls die Summe von Zunahme und Abnahme muss den Wert 0 annehmen.
Wird nun diese Gleichung auf jede einzelne aller Systemgrößen angewandt, lässt sich
das formal wie folgt darstellen:
dx/dt = 1/30*y – 0.04*x = 0
(Alte)
dy/dt = 1/15*z – 1/30*y – 0.005*y = 0
(Eltern)
dz/dt= Fertilität * 1/2*y – 1/15*z – 0.004 *z = 0
(Kinder)
Wobei hier zu sagen ist, das der grundlegenden Systemeigenschaft entsprechend, die
Quelle, also die Zunahmerate der Kinder-Klasse, der Ansatzpunkt für eine Suche nach
den Gleichgewichtspunkt bestimmenden Variablen sein muss. Stellt man also diese
Gleichung um und löst sie nach Kinder pro Frau auf, erhält man hierfür den Wert 2.44.
Diese Zahl ist natürlich auf den Parametern aus dem Bossel ermittelt. Würde man
obige Gleichungen verändern, z.B. die Mortalitätsrate der Kinder-Klasse (0.004),
würde sich auch der Wert 2.44 verändern.
Um die Grenzbereiche ausloten zu können nehmen wir also auch hier die BosselReferenzparameter und den daraus ermittelten Gleichgewichtspunktvektor als Ausgangs- und Richtwert zur Beschreibung der Veränderungen an.
6. Erweiterbarkeit
Im Folgenden soll auf die Systemschwächen eingegangen werde, wobei sich hier
grundsätzlich auf die Implementierung der Bossel-Vorgaben bezogen wird.
Da dieses Modell eine sehr einfache Abstraktion der Wirklichkeit darstellt, ist genau
hier auch der Ansatz der Schwächenanalyse zu setzen.
6.1 Vereinfachungen
Diese Analyse soll keinem Anspruch nach Vollständigkeit gerecht werden, sie orientiert sich hauptsächlich an den durch Anpassung veränderbaren Schwachpunkten des
erstellten Modells. Was bedeutet, dass diese Punkte am vorhandenen Modell zu
ändern wären, ohne dieses von Grund auf neu zu strukturieren und aufzubauen.
Als erstes Beispiel wäre hier die Menge des Übergangs von einer in die nächste
Altersklasse zu nennen. Hier von der Kinder-Klasse in die Eltern-Klasse. Die Zunahme ist laut Bossel, definiert durch Anzahl Kinder / Verweildauer Kinder. Was in
15
6.2 Erweiterungsmöglichkeiten
diesem Quotienten nicht berücksichtigt wird ist die Mortalitätsrate der Kinder, diese
hat nur Auswirkung auf die Abnahme der Kinder-Klasse. Ein Lösungsvorschlag besteht also darin eine Größe, welche die Sterbefälle pro Jahr im Durchschnitt ermittelt
(Mortalität Kinder / Verweildauer Kinder) und diese dann in die Zunahme der ElternKlasse einfließe zu lassen.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die Verteilung der Geschlechter im Verhältnis 1:1.
Diese Annahme verfälscht die Anzahl der Frauen und damit die der Neugeborenen.
Abhilfe könnte hier ein Parameter schaffen, der eine Prognose über die Verteilung
enthält. Wobei diese Prognose sicherlich von manigfaltigen Umständen beeinflusst
wird und damit auch leicht selbst zum Schwachpunkt werden kann.
Ein artverwandtes Problem ist die Verwendung statischer betrachtungsklassenspezifischer Mortalitätsparameter. Auch hier könnte auf Basis der obigen Lösung eine Korrektur vorgenommen werden, sicherlich aber auch mit den oben aufgezählten möglichen
Folgeproblemen.
Ein besonders schwieriger Punkt ist hier die Mortalitätsrate der Alte-Klasse, da hier
alle Sterbefälle eingerechnet werden. Sowohl die Menschen die ein durchschnittliches
Höchstalter erreichen und auch jene die schon vorher versterben.
6.2 Erweiterungsmöglichkeiten
Abschließend möchten wir noch auf ein paar Möglichkeiten eingehen, das System
auszubauen bzw. zu erweitern.
6.2.1 Einflussgrößen
Als erster Punkt sind die Einflussgrößen zu nennen. Hier kann man ähnlich dem
Steuermodul der Anzahl Kinder pro Frau auch andere zeitpunktbezogene Maßnahmen
einfließen lassen, welche sich auch auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken.
Beispiele hierfür wären politische Maßnahmen und im speziellen
 Kindergeld,
 Kosten für Kindertagesstätten oder auch
 Ausbildungskosten.
6.2.2 Strukturelle Verfeinerung
Eine Ausprägung dieser Maßnahme, wäre die Aufgliederung der Betrachtungsklassen
nach Altersklassen. Im speziellen die Variante mit 4 Altersklassen, diese findet der
Leser im Anhang als BE4.STM. Hier wird die Aufteilung in die Klassen anders vorgenommen. Es wird ein Teil der Eltern-Klasse und ein Teil der Alte-Klasse zu einem
Container zusammengefasst, der als Älteren-Klasse benannt wird. Diese Klasse
unterscheidet sich von der übrigen Eltern-Klasse lediglich durch den Umstand, dass
die hier erfassten Menschen schon Nachwuchs bekommen haben und damit aus dieser
Menge heraus treten. Ein Sinn besteht darin alle arbeitsfähigen Menschen zu erfassen,
sowohl jene die noch Kinder bekommen wollen, als auch die, die schon Kinder bekommen haben.
Vorteile einer solchen Aufspaltung sind auf der einen Seite die Fähigkeit dieses Syste16
6.2.2 Strukturelle Verfeinerung
ms, z.B. Vorruhestandsregelungen, oder das Renteneintrittsalter auswerten zu lassen.
Oder aber eine genauere Steuerung von sozialen Maßnahmen, bishin zu einer
Erfassung der Möglichen Staatseinnahmen. Wobei hier sicherlich noch eine Aufteilung in steuerrechtlich abgegrenzte Gruppen vorgenommen werden müsste.
Diese Verfeinerung kann dann beliebig ausgebaut werden, beispielsweise pro Jahr
eine separate Betrachtungsklasse. Eine zweite Ausprägung findet sich in der Aufteilung der Lebensbeziehungen. Lebt ein Mensch allein oder gründet er eine Familie,
bleibt diese Familie zusammen? All diese Klassen würden wieder Möglichkeiten und
Ansatzpunkte für neue Einflussgrößenmessungen bieten.
Woraus sich auch ein sehr passender Abschlusssatz formulieren lässt.
Diese Modellierung besitzt noch offenes Potential und dadurch einen hohen Nutzwert
für vielerlei praktische Einsatzzwecke.
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Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis
[Bossel1994] Hartmut Bossel: Modellbildung und Simulation: Konzepte, Verfahren
und Modelle zum Verhalten dynamischer Systeme; ein Lehr- und Arbeitsbuch 2., veränd. Aufl. mit verbesserter Simulationssoftware; Braunschweig [u.a.] : Vieweg, 1994
[Bossel2004] Hartmut Bossel: Systeme, Dynamik, Simulation: Modellbildung, Analyse und Simulation komplexer Systeme; Norderstedt : Books on Demand, 2004
[Bossel2004S] Hartmut Bossel: Systemzoo 3, Wirtschaft, Gesellschaft und Entwicklung; Norderstedt : Books on Demand, 2004
[Jischa1993] Michael F. Jischa: Herausforderung Zukunft: technischer Fortschritt und
ökologische Perspektiven; Spektrum Akad. Verl. Heiderberg 1993 (S.46)
[Kaiser1981] Kaiser, Reinhard [Hrsg.]: Global 2000 : der Bericht an den Präsidenten /
Aus dem Amerikanischen von Thomas Berendt; 16. Aufl. Frankfurt a.M.: Zweitausendeins, 1981 (S. 39, S.143)
[Meadows1992] Meadows, Donella H. ; Meadows, Dennis L. ; Randers, Jørgen: Die
neuen Grenzen des Wachstums: die Lage der Menschheit: Bedrohung und Zukunftschancen; Stuttgart : Dt. Verl.-Anst., 1992 (S. 35)
[Kohorst1996] Helmut Kohorst, Philipp Portscheller, Peter Goldkuhle: Modellierung
und Simulation dynamischer Systeme;
http://www.learn-line.nrw.de/angebote/modell/modlist.htm
[Hupfeld2002] Walter Hupfeld: Modellbildung und Simulation dynamischer Systeme;
http://zope.schulnetz.hamm.de:9673/modsim/index_html
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Anhang
Anhang
Vortrag
- Bevoelkerungsentwicklung_Vortrag_Teil_1.pdf
- Bevoelkerungsentwicklung_Vortrag_Teil_2.pdf
Ausarbeitung
- Bevoelkerungsentwicklung_Ausarbeitung.pdf
Stellamodelle
- BE1.STM (Modell nach Bossel)
- BE2.STM (Verbesserte Version von BE1.STM)
- BE4.STM (Erweiterung des Modells BE2.STM um eine zusätzliche Altersklasse)
Die hier aufgelisteten Dateien befinden sich auf der beigelegten CD und sind
ebenfalls unter nachfolgender URL als Download verfügbar.
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