3. Der afrikanische Staat Malawi

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1. Einleitung
Zitat Dürers über seiner Zeichnung: "Do der gelbe fleck ist und mit dem finger drauff deut, do ist mir we."
Dürer schickte diese von ihm selbst angefertigte Zeichnung an seinen Arzt, als er sich im Zeitraum von
Juli 1520 bis ein Jahr später in den Niederlanden nahe Antwerpen aufhielt. Zu dieser Zeit zählte sein
Aufenthaltsort zu dem malariaendemischen Gebieten und so wird zu Recht vermutet, dass Dürer auf der
Skizze seine Leiden in Bezug auf die ihm nicht bekannt Infektion zu erklären versucht. Damals wusste
man jedoch noch nicht, wie man die Symptome deuten sollte, und somit konnte der befragte Mediziner
wenig Hilfe leisten. Dürer zog sich höchst wahrscheinlich Spätfolgen von dieser Infektion zu, die bei der
Erkrankung mit Malaria nicht auszuschließen sind, denn er schien sich nie wirklich zu erholen und starb
sechs Jahre nach seiner Erkrankung.
Im Laufe der Jahrhunderte bekamen die Mediziner immer neue Erkenntnisse über das Wesen dieser
Infektionskrankheit, vor allem, weil die Europäer bei der Kolonialisierung Afrikas und den Rest der Welt
zum größten Teil unvorbereitet mit dieser Erkrankung konfrontiert wurden.
Noch heute ist diese Erforschung nicht gänzlich abgeschlossen, da weiterhin rege Forschungen betrieben
und in regelmäßigen Abständen neue Malariabekämpfungsmittel hergestellt werden. Immer noch müssen
in den tropischen Gebieten dieser Erde, vor allem unter der größten Teils ärmeren Bevölkerung Afrikas,
viele Menschen darunter leiden und für diese Personen ist eine Erkrankung mit Malaria mit einer
steigenden Letalität verbunden.
Dieses vielseitige Thema bewegte mich dazu eigene Nachforschungen anzustreben und diese einmal
näher zu untersuchen. Hierbei steht der afrikanische Staat Malawi im Mittelpunkt unserer Betrachtungen,
da die dort lebenden Menschen besonders auf Grund einer hohen Malariainfektionsrate jährlich um ihre
Existenz fürchten müssen.
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Es folgt daher nun eine ausführliche Analyse der Malariasituation in Malawi, wobei zuerst noch die
Krankheit an sich und die Begebenheiten dieses afrikanischen Staates thematisiert werden.
2. Die tropische Krankheit Malaria
2.1 Allgemeines
Der Begriff Malaria kommt ursprünglich aus dem Italienischen, aus dem Wort „mal aria“. Dieses Wort
bedeutet übersetzt nichts anderes als „schlechte Luft“ und beruht auf der historischen Vorstellung, dass
Malaria eine Folge der schlechten Luftgegebenheiten in der Nähe von Sumpfgebieten ist. Daher kommt
auch unser deutsches Wort für Malaria, das Sumpf- oder Wechselfieber, wobei das letztere auf die
regelmäßig eintretenden Fieberschübe im Verlauf der Krankheit zurückzuführen ist. Wie uns heute
bekannt ist, ist nicht die Atmosphäre rund um die Sümpfe, für die Malaria verantwortlich, sondern eher die
Tatsache, dass diese feuchten Gegenden ideale Brutplätze für die Bedingungen des Krankheitserregers:
der Anophelesmücke schaffen(Abb. 1.1). Diese stechenden Insekten stellen, im Gegensatz zum
Zwischenwirt Mensch, den Endwirt dar, da hier die geschlechtliche Vermehrung der Plasmodien erfolgt.
„Malaria“ stellt eine umfassende Bezeichnung für mehrere fieberhafte Erkrankungen dar. All diese
werden durch parasitische Einzeller (Protozoen) verursacht, die der Gattung Plasmodium angehören. Es
gibt rund 120 Plasmodienarten, von denen jedoch nur vier krankheitserregend sind. Wie schon erwähnt
haben diese Erreger jedoch auch noch einen anderen Wirt, die Anophelesmücke. Nur die infizierten
Weibchen dieser Art können, da sie Wirbeltierblut zur Eiproduktion benötigen, die Plasmodien durch ihren
Stich in die Blutbahn des Menschen befördern und ihn so anstecken.
2.2 Zyklus
Bei dem Entwicklungszyklus der Malariaparasiten unterscheidet man drei Phasen (Sporogonie,
Schizogonie, Gametogonie), die an zwei verschiedene Zyklen gebunden sind (Abb. 1.2). Diese zwei
Zyklen wären einmal der geschlechtliche Zyklus, welcher nur in der Mücke stattfindet, und der
ungeschlechtliche Zyklus, welcher im Menschen und im Darm der Mücke erfolgt. Diesen Wechsel
zwischen den Vermehrungsformen bezeichnet man auch als Generationswechsel.
Fängt man also mit dem geschlechtlichen Zyklus an, der kurz nach dem Saugakt im Magen der Mücken
erfolgt, so kann man erkennen, das dieser bei allen Malariaparasiten gleicher Maßen vonstatten geht.
Die Mücke nimmt durch das infizierte Blut des Menschen die darin enthaltenen Vorstufen der
Geschlechtsformen, die Gamonten, auf, welche innerhalb ihres Magens zu geschlechtsreifen Gameten
umgewandelt werden. Die weiblichen Gameten besitzen im Gegensatz zu den männlichen
Mitochondrien. Die männlichen Gameten bilden außerdem noch längliche Flagellen aus, die an ihrer
Oberfläche wie Schwänze haften. Bei der Befruchtung dringt eines der Flagellen in den Gameten ein und
es entsteht eine bewegliche Zygote mit einer mosaikförmigen Struktur (Abb. 1.3). Die Zygote reift nun zu
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einem sogenannten Ookinet heran, der eine typische hantelförmige Gestalt besitzt und sich langsam
gleitend vorwärts bewegen kann. Der Ookinet macht sich nun auf den Weg durch das Darmepithel der
Mücke und entwickelt sich zur Oozyste (Abb. 1.4). Es schließt sich nun der ungeschlechtliche Zyklus im
Darm der Mücke an: In der Oozyste bilden sich Sporozoiten (Abb. 1.5) aus, die nach einer kurzen
Anreifungsphase frei werden und über die Blutbahn in die Speicheldrüse der Stechmücke wandern.
Insgesamt dauern die ersten zwei Phasen der Entwicklung in der Mücke ca. acht bis sechzehn Tage,
doch letzten Endes ist die Höhe der Außentemperatur entscheidend für die Schnelligkeit der Prozesse.
Nach dem Stich der weiblichen Anophelesmücke verweilen die Sporozoiten noch fünf bis fünfzehn
Minuten an der Einstichstelle, bevor sie in die Blutbahn des Menschen gelangen und die letzte Phase des
Entwicklungszyklus beginnt. Bei diesem ungeschlechtlichen Zyklus gelangen die Sporozoiten mit dem
Blutstrom in die Leber. In den einzelnen Leberzellen nisten sich die Sporozoiten ein und entwickeln sich
zu Schizonten (Abb. 1.6).
Dieser Prozess kann sechs bis neun Tage dauern. Nun gibt es zwei Möglichkeiten der weiteren
Entwicklung, die typisch für die jeweiligen Parasitenspezies sind und den Verlauf der Krankheit
mitbestimmen. Die erste Möglichkeit ist, dass alle Schizonten gleichzeitig in den Zellen der Leber reifen
und zahlreiche Merozoiten (Abb. 1.7) enthalten. Diese werden nach der Zerstörung der Leberzellen
freigesetzt und gelangen somit in die Blutbahn des Menschen. Dort befallen sie sofort die sich im Blut
befindenden roten Blutkörperchen , sodass diese nach dem Eindringen der Merozoiten charakteristische
Einschlüsse enthalten. Einmal in die roten Blutkörperchen hinein gelangt, wachsen die Parasiten erneut
und kurbeln ihre Vermehrung an. Diese Vermehrungsphase läuft immer in einem bestimmten Zeitraum
ab, der für die jeweilige Malariaart typisch ist. Der Vorgang der Vermehrung in den roten Blutkörperchen
wiederholt sich, sobald die befallenen Zellen platzen und neue Merozoiten freigesetzt werden, um neue
rote Blutkörperchen anzugreifen. Bei der Auflösung der roten Blutkörperchen werden jedoch nicht nur die
Merozoiten frei, sondern nun können auch die fiebererzeugenden Substanzen in den Parasiten an die
Umgebung abgegeben werden. Die Merozoiten können jedoch jeder Zeit aus diesem
Entwicklungskreislauf entzogen werden und sich zu geschlechtlichen Zellen differenzieren, den
männlichen Gamonten beziehungsweise weiblichen Gametozyten (Abb. 1.8). Diese setzen ihre weitere
Entwicklung erst wieder bei der geschlechtlichen Vermehrung in der Mücke fort.
Die zweite Art der Entwicklung der Schizonten beobachten wir bei drei der vier Plasmodienarten. Hierbei
wächst nur ein Teil der Schizonten zu reifen Zellen heran, die dann den eben beschriebenen Zyklus
durchlaufen. Der restliche Teil kann in einer Art Ruhestadium Monate, ja sogar Jahre in der Leber
verweilen. Diese Schizonten beginnen mit ihrer Reifung erst später aufgrund von bis heute nicht völlig
bekannten äußeren Einflüssen, wie Stress oder auch Infektionen. Die neu auftretenden Krankheitsschübe
werden in der Fachsprache Rezidive genannt, wobei man hier zwei Arten unterscheiden kann. Die erste
Form, die sich wie in dem oben genannten Abschnitt bestücktRückfall. Die zweite Form, die sich auf
persistierende Erreger im Blut orientiert, die der Immunabwehr des Körpers oder einer Therapie
entkommen und nach Jahren zur erneuten Aufflammung der Infektion führen, nennt man recrudescence,
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was im Deutschen so viel, wie „wieder verschlimmernd“ bedeutet. 1 Die nachträglich einsetzende Reifung
in der Leber führt zu den für diesen Malariatypen typischen Erkrankungsrückfällen, die, wegen der nicht
gleichzeitigen Aktivierung aller ruhenden Parasiten, über eine Zeitspanne von drei bis fünf Jahren
auftreten können. Sie verlaufen gleichermaßen, wie die Erstinfektion, werden aber in ihrer Häufigkeit mit
der Zeit weniger, da mit der Dauer die Anzahl der Parasiten sinkt.1 Auch dann durchlaufen die Merzoiten
die gleichen Prozesse im menschlichen Blut, mitsamt der Entwicklung eines geringen Teils an Merzoiten
zu Vorstadien der Geschlechtszellen und werden schließlich bei einem erneuten Stich der
Anophelesmücke wieder aufgenommen. So kann der geschlechtliche Zyklus wiederholt stattfinden und
der Entwicklungszyklus der Malariaparasiten beginnt von vorn.
2.3 Erreger
Es gibt, wie schon erwähnt, vier für den Menschen gefährliche Plasmodienarten, die insgesamt zu drei
verschiedenen Formen der Malaria führen.
2.3.1 Plasmodium malariae
Einer dieser Erreger ist das sogenannte Plasmodium malariae, Auslöser einer milden Form des
Wechselfiebers, der Malaria quartana (Abb. 1.9). Diese eher seltene Art, die für weniger als ein Prozent
der Erkankungen verantwortlich ist, erfordert eine Inkubationszeit von achtzehn bis vierzig Tagen, doch
auch Jahre später kann es immer wieder zu Rückfällen kommen. Dies ist darin begründet, dass die
Plasmodium malariae nicht nur Hypnozoiten in der Leber hinterlässt, sondern als eine Besonderheit auch
noch persistierende Erreger im Blut verweilen, denen es anscheinend gelingt, der Immunabwehr des
Körpers zu entkommen. Die Abfolge dieser Form der Malaria geht zunächst mit unregelmäßigen
Fieberzyklen vonstatten, die sich jedoch schnell zu einem regelmäßigen Takt entwickeln, wobei ein
Fiebermaximum alle 72 Stunden auftritt (Abb. 1.10).2 Die Dichte der Parasiten steigt selten über einen
Wert von etwa 10.000 Erregern pro Mikroliter an. Die Letalität der Erkrankungen ist bei einem Befall der
Erythrozyten von weniger als ein Prozent sehr gering.
2.3.2 Plasmodium vivax und Plasmodium ovale
Eine andere Art ist Plasmodium vivax (Abb. 1.11), das wie sein morphologisch fast identischer
Verwandter, das Plasmodium ovale (Abb. 1.12), die Malaria tertiana auslöst. Doch wo Plasmodium vivax
für etwa 43% aller Malariaerkrankungen verantwortlich ist, so kommt sein naher Verwandter gerade mal
auf circa 1%. Außerdem weisen sie einige andere Unterschiede zueinander auf: So beschränkt sich die
Verbreitung des Plas. ovale vor allem auf Westafrika und auf einige pazifische Inseln, während Plas. vivax
seine Verbreitung weltweit, aber hauptsächlich auf dem asiatischen Kontinent hat. Auch in der
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Morphologie stimmen sie nicht ganz überein. Zusätzlich dazu neigt das Plas. vivax auch eher zu
Rezidiven, viel seltener hingegen das Plas. ovale. Bei beiden ist ein Inkubationszeit von etwa zwölf bis
achtzehn Tagen zu beobachten, nach der regelmäßige Fieberschübe aller 48 Stunden auftreten (Abb.
1.13). Dabei ist zu bemerken, dass der Fieberzyklus drei unterschiedliche Phasen aufweist. Die erste ist
die sogenannte „kalte“ Phase, bei der das Auftreten von Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Erbrechen und
Rückenschmerzen üblich ist. Dazu kommt ein Schüttelfrost, der eine halbe bis zwei Stunden andauern
kann und auf den die „heiße“ Phase folgt. Dies ist die eigentliche Fieberphase, bei der die Temperatur des
Körpers für eine halbe bis zu vier Stunden auf 40 bis 42°C ansteigen kann. Die sehr hohe Temperatur
wird von rasch an- und abschwellenden Kopfschmerzen begleitet, die sehr unangenehm für die betroffene
Person seien können. In dem letzten Abschnitt der Zyklus, der „Schwitzphase“ sinkt die Körpertemperatur
auf ihren Normalwert zurück und der Patient leidet unter kräftigen Schweißausbrüchen. Diese Phase
dauert etwa drei Stunden, wonach der Patient häufig sehr schwach ist und stark zum Schlafen neigt. Die
auf den Fieberzyklus folgenden 48 Stunden sind nun fieberfrei, wobei sich der Betroffene wesentlich
besser fühlt und in manchen Fällen sogar wieder arbeitsfähig ist, bevor sich der Zyklus wiederholt. Zum
Tode führt die Malaria tertiana, wie schon die Malaria quartana, in den seltensten Fällen. Im Gegensatz zu
dieser sind es aber nur die jungen Erythrozyten, die bevorzugt angegriffen werden, doch auch so bleibt
die Parasitendichte gering. Besonders gefährlich ist diese Erkrankung jedoch deshalb für kleine Kinder,
die junge Erythrozyten zum Wachstum brauchen und deshalb durch diese Form der Malaria häufig an
Blutarmut sterben. Speziell für die Verhinderung einer Epidemie ist auch zu bemerken, dass im
Gegensatz zu den anderen Malariaarten das Blut eines Patienten mit Malaria tertiana schon von Anfang
an Merzoiten enthält, die zu geschlechtsreifen Formen heranwachsen. So sind weitere Ansteckungen in
der Umgebung dieses kranken Menschen schon weniger als drei Wochen nach der Erstansteckung
möglich.1
2.3.3 Plasmodium falciparum
Die letzte, aber zugleich gefährlichste Art der Malaria, ist die von Plas. falciparum ausgelöste Malaria
tropica (Abb. 1.14). Sie ist verantwortlich für 50% der weltweit auftretenden Malariaerkrankungen und
zeigt nach einer Inkubationszeit von acht bis fünfzehn Tagen, der Richtwert liegt bei nie unter einer
Woche, ihre ersten Symptome. Diese können so stark ausfallen, dass eine Person bei ausbleibender oder
gar falscher Behandelung innerhalb von Tagen oder sogar wenigen Stunden an einer entstehenden
Malaria maligna versterben kann. Die unregelmäßig erscheinenden Fieberwellen sind häufig (Abb. 1.15)
oder sie fallen in manchen Fällen gar ganz aus, was die Diagnose deutlich erschwert. Dagegen sind
andere Symptome, wie Kopf-, Rücken- und Muskelschmerzen und Erbrechen um so häufiger. Irreführend
ist hierbei, dass ohne das rhythmische Fieber die Anfangssymptome stark der einer normalen Grippe
ähneln und so oft eine Fehldiagnose erfolgt. Auch wenn es zu einer richtigen Diagnose kam und die
Therapie zunächst erfolgreich ist, kann es durch Resistenzen oder Reinfektionen zu Rückfällen kommen.
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Einzelnen Erregern, hauptsächlich denen, die sich in den Kapillaren der Tiefengewebe befinden, gelingt
es sich der Immunabwehr zu entziehen. Dieses Phänomen heißt Zytoadherenz und ist für die typischen
Krankheitssymptome verantwortlich. Echte Rückfälle, die noch nach Jahren zu beobachten sind, treten
bei einer Malaria tropica nicht auf. Die Erreger befallen im Gegensatz zu den anderen Plasmodiumarten
jede Altersgruppe von roten Blutkörperchen und können so innerhalb kurzer Zeit einen viel größeren
Anteil an Erythrozyten zerstören. Falls ein Patient jedoch ohne Therapie überleben sollte, müsste er nach
vier Wochen vollständig geheilt sein. Zu beobachten ist auch, dass die reifen Geschlechtsformen erst
einige Tage nach Einsetzen der Symptome entstehen und sogar nach einer erfolgreichen Behandlung
noch bis zu drei Wochen im Blut überleben. So kann der Patient 35 Tage nach der Erstinfektion immer
noch zu der Ansteckung weiterer Menschen beitragen.1
2.4 Epidemiologie
2.4.1 Gesamte Welt
Generell gesehen kann man sagen, dass Malaria in allen tropischen und subtropischen Regionen der
Erde endemisch auftritt. Die etwa 100 Länder, die davon betroffen sind, befinden sich auf allen
Kontinenten der Welt mit Ausnahme von Australien. In diesen Gebieten leben etwa 40% der
Weltbevölkerung und schätzungsweise 300-500 Millionen Erkrankungen treten jährlich in den betroffenen
Regionen auf, wobei 90% davon in Afrika geschehen.
2.4.2 Malawi
In Malawi herrscht in allen Gebieten ein ganzjährliches Risiko sich mit Malaria anzustecken. Dies ist vor
allem auf das Vorhandensein der Plasmodiumart Plas. falciparum zurückzuführen. Es gibt jedoch auch
Regionen, wie die größeren Städte, wo die Gefahr einer Ansteckung geringer ist, da viel gegen die
Vektoren der Krankheitserreger getan wird. Trotzdem ist von einer Prophylaxe nicht abzuraten.
2.5 Symptome
Bei einer Ansteckung mit Malaria fühlen sich die Patienten üblicherweise matt, schwach und leiden an
Appetitverlust, bevor die ersten Anzeichen von Malaria sichtbar werden. Hinzu kommen Kopfschmerzen
und Leiden in den Muskeln und Gelenken, gelegentlich ebenfalls Darmbeschwerden. Anschließend folgen
nach etwa einer Woche die typischen Fieberschübe.
Die ersten Auswirkungen auf den Körper nach einer Ansteckung mit Malariaerregern finden in den
Erythrozyten statt. Dies geschieht, da die Parasiten durch die Blutbahnen in die Leber gelangen und
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anschließend wieder durch (/über) diesen Weg im Körper verteilt werden. Hierbei spielt die Anzahl der
Parasiten eine geringe Rolle in Bezug auf die Krankheit, außer im Falle des Plas. falciparum, wo ein
Großteil der roten Blutkörperchen infiziert ist. Das Wachstum der Parasiten innerhalb der Erythrozyten
führt zu einer Verformung dieser, wobei die Zellen eine immer mehr kugelförmige Gestalt annehmen und
dadurch ihre Flexibilität verlieren. Es kommt dadurch zu einer Behinderung des Blutflusses, da ohne diese
Verformbarkeit die etwa 7-8 µm großen Erythrozyten sich nicht mehr durch die 5µm breiten Kapillaren
pressen können. Die mit Plas. falciparum infizierten roten Blutkörperchen weisen noch ein zusätzliche
Veränderung auf: Durch die Änderung der Oberflächenstruktur weisen die Zellen eine erhöhte Klebrigkeit
gegenüber den Kapillarwänden und auch anderen Erythrozyten auf, egal ob diese infiziert sind oder nicht.
Die daraus resultierende Verstopfung der haarfeinen Blutbahnen kann den Blutfluss sogar soweit
verringern, dass Teile des Gewebes absterben und schließlich der Organtod eintritt.
Das erste Indiz für eine Malariainfektion ist jedoch die Vergrößerung der Milz, welche unter Umständen
schon während des ersten Fieberschubes mit der Hand ertastet werden kann. Die Erweiterung ist eine
Folge der erhöhten Aktivität des Organs während einer Malariainfektion und geht aus dem komplexen
Zusammenwirken des menschlichen Immunsystems hervor. Als klassisches Malariasymptom in
endemischen Malariagebieten wird das tropische Splenomegaliesyndrom häufig beobachtet, was soviel
bedeutet, wie eine massive Vergrößerung der Milz, auf 2000- 4400g, welches die Folge einer
Überreaktion des Immunsystems auf wiederholte Malariaerkrankungen ist. Der normalerweise gutartige
Verlauf dieser Anschwellung, welche zwei Wochen nach einer Behandelung wieder vorbei ist, kann
jedoch im Zusammenhang mit einer schwierigen Anämie durch den Einfluss von Bakterien zu
Herzversagen oder auch sekundären Infektionen der Haut oder des Atmungssystems führen. Eine zu
schnelle Vergrößerung der Milz erfolgt in einem Milzriss, der Schmerzen im Bauch des Patienten bis in
den Bereich der Schultern auslösen kann. Fieber und andere Symptome der Malaria erfolgen ebenfalls
aus einem Milzriss und da er oft übersehen wird, ist diese Komplikation des Sumpffiebers in 80% der Fälle
letal.
Ein weiteres frühes Anzeichen für eine Malariainfektion ist die Anschwellung der Leber, welches meist
ebenfalls nach dem ersten Fieberschub um Vorschein kommt. Die Erweiterung ist hier auf eine
Überschwemmung der Leber durch Bilirubin, einem Abbauprodukt des Hämoglobins, und auf die
beschädigten Erythrozyten zurückzuführen. Diese beiden Erscheinungen führen zu einer Überforderung
der stationären Lymphozyten der Leber, den Kupferzellen (vergleiche
www.gigers.com/matthias/malaria/krank.htm: 4.1.2 Weitere Veränderungen). Bei einer schweren Infektion
kann es dadurch auch zu einem geringen Absterben des Lebergewebes kommen.
Oft beobachtet man als Folge so einer Störung der Leberfunktion eine. Diese Symptome treten alle bei
den milderen Formen der Malaria auf, doch bei der gefährlichsten Art, der Malaria tropica kann es zu weit
schwerwegenderen Komplikationen kommen. Eine Malaria maligna kann dann auftreten, deren
wichtigsten Veränderungen im blutbildenden System, also der Milz und der Leber vorkommen (vergleiche
www.gigers.com/matthias/malaria/krank.htm: 4.5.1 Malaria maligna). Doch abhängig vom Schweregrad
der Krankheit können ebenso Veränderungen in allen anderen Organen stattfinden und die Symptome
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können zum Teil noch über mehrere Wochen nach dem Abklingen der Infektion erhalten bleiben. Die
herausragendsten Komplikationen einer Malaria maligna sind die Hypoglykämie (Absinken des
Blutzuckerspiegels), Anämie (Blutarmut), Nierenversagen und eine zerebrale Malaria.
Eines der wichtigsten Symptome einer Plas. falciparum-Infektion ist die Hypoglykämie, welche drei
Ursachen aufweist. Eine davon ist ein erhöhter Zuckerverbrauch, welcher zurückzuführen ist auf den
Konsum der Parasiten oder auch auf den beschleunigten Stoffwechsel des Patienten während eines
Fieberschubes. Eine weitere Ursache ist die nicht ausreichende Glukagonbildung in der Leber, da diese
durch die Infektion in ihrer Funktion geschwächt ist. Zu letzt kommt noch hinzu, dass Patienten, die das
Medikament Chinin bekommen, eine erhöhte Insulinproduktion aufweisen, welches zum Blutzuckerabbau
führt. Die Symptome reichen hierbei von Angst- und Schweißausbrüche und Kältegefühl über
Bewusstseinsverlust zu Schock und Koma.
Ein weiteres Symptom, die Anämie, tritt dann in Erscheinung, wenn viel Malariapigment (Hämozoin)
nachweisbar ist und der Hämoglobingehalt des Blutes auf 5g pro 100 ml absinkt, welches nur noch ein
Drittel des normalen Wertes ist. Hierbei ist die Parasitämie, also die Parasitendichte im Blut, zwar häufig
gering, doch die Symptome können sich durch den 20-30%-igen Befall der Erythrozyten bei dieser
Malariaart rasch entwickeln. Die Abwehrreaktionen des Körpers führen nun zu einer Zerstörung des
infizierten Blutkörperchen, wobei auch nichtinfizierte Erythrozyten absterben können. Zur gleichen Zeit
werden mehr rote Blutkörperchen durch die Milz aus den Brutkreislauf ausgeschieden. So entsteht ein
Mangel dieser Zellen im Blut, der auch schwer zu ersetzen ist, da Veränderungen im Knochenmark zu
einer geringeren Produktion der Erythrozyten führen und manche Malariamittel sogar den weiteren Zerfall
der Erythrozyten fördern.
Komplikationen treten auch in der Niere auf, wobei ein akutes Versagen normalerweise wieder umgekehrt
werden kann. Die genaue Ursache ist zwar nicht bekannt, doch bei einer Malaria maligna tritt ein
Nierenversagen wahrscheinlich dann auf, wenn eine Kombination aus einer Nierenüberlastung, welches
durch die üppigen freigewordenen Stoffe beim Zerfall der Erythrozyten ausgelöst wird, und einer
Durchblutungsstörung, welches auf die verstopften Kapillaren zurückzuführen ist, vorhanden ist.
Ein Nierenversagen kann jedoch auch bei einer Malaria quartana auftreten, wobei vor allem Kinder mit
einer chronischen Veränderung der Nierenfunktion, einer Glomerulonephritis, betroffen sind. Diese Kinder
weisen allerdings schon ein Teilversagen der Nieren im Alter von etwa 15 Jahren auf.
Die jedoch am schwerwiegendste Komplikation ist die zerebrale Malaria, welche nur bei einer Infektion mit
Plas. falciparum auftreten kann. Sie wird definiert als eine tiefe Bewusstlosigkeit, wobei ein Erkrankung
des ebengenannten Plasmodiums vorherrscht und andere Faktoren, wie eine Hirnhautentzündung,
auszuschließen sind. Hauptursache ist eine zum Teil blockierte zerebrale Mikrozirkulation, die durch
parasitäre Erythrozyten verursacht wird. Wie schon erwähnt, verstopfen diese durch eine
Oberflächenveränderung die Kapillaren, so dass eine Verminderung der Sauerstoffversorgung mit der
Blockierung ein her geht. Die an den Kapillaren klebenden Erythrozyten stören den Austausch von Gasen
und Nährstoffen mit dem Gehirn und somit wird dessen Tätigkeit eingeschränkt. Die Symptome der
zerebralen Malaria sind komatöse Phasen, die meist über eine halbe Stunde dauern und oftmals von
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krampfartigen Zuckungen begleitet werden. Weitere Symptome sind eine ganze Reihe von
Bewegungsstörungen, wie abnormale Zuckungen der Augen, ein krampfartig geschlossener Mund mit
einem Zusammenreiben der Zähne und eine leichte Steifheit des Nackens. In 15% der Fälle kommt es zu
Blutungen der Augennetzhaut, welches bei Erwachsenen auf einen schwierigen Krankheitsverlauf deutet. 1
2.6 Diagnose
Bei der Anamnese werden nicht nur die letzten Wochen in Betracht gezogen, sondern auch die letzten
Monate und Jahre, sowie Organtransplantationen, Bluttransfusionen, eventuelle gemeinsame Anwendung
von Injektionsbestecken oder auch den Aufenthalt in der Nähe von internationalen Flughäfen.
Hinweisende Symptome für die Untersuchung auf eine Malariainfektion sind grippenartige Beschwerden,
sowie ein möglicherweise rhythmisch auftretendes Fieber. Es kommt aber auch schon mal vor, dass sich
hinter einem atypischen und symptomarmen Verlauf eine lebensbedrohliche Infektion versteckt. Zu den
verdächtigen Laborfunden zählen die Thrombozytopenie und Hämolysezeichen, wie eine Verminderung
des Hämoglobin oder eine LDH-Wert-Erhöhung. Im späteren Verlauf der Krankheit kann auch die Anämie
ein Indiz sein.
Die wichtigste diagnostische Methode ist die parasitologische Untersuchung des dicken und dünnen
Blutausstriches, wobei die beste Zeit für einen Nachweis der Plasmodien beim Fieberanstieg ist.
Der dicke Blutausstrich, auch „dicker Tropfen“ genannt, ist eine Methode bei der Plasmodium angereichert
wird, sodass die Empfindlichkeit sechs bis zehn mal höher ist als bei dem dünnen Blutausstrich. Er wird
dazu verwendet, um festzustellen, ob eine Malariainfektion vorherrscht, damit dann gegebenenfalls die
geeignete Medikation eingeleitet werden kann. Der Nachweis von Plasmodium im Blut ist der Beweis für
ein Malaria (Abb. 1.16), doch auch ein negatives Untersuchungsergebnis schließt eine Infektion nicht
sicher aus. Deshalb wird diese Untersuchung meist mehrmals wiederholt.
Der dünne Blutausstrich hingegen ist nicht dazu da eine Malariaerkrankung festzustellen, sondern eher
um die sich im patientenbefindende Plasmodiumart zu bestimmen. So wird diese Untersuchung
verwendet, um die Schwere einer Plas. falciparum- Infektion abzuschätzen oder ob, wie bei einem Plas.
vivax- oder Plas. ovale- Befall, an die Akutbehandelung eine Therapie mit Primaquin anzuschließen ist.
Diese Plasmodiumdifferenzierung ist fast immer eindeutig und sicher, doch aus Zeitgründen wird in
Malaria-endemischen Regionen fast ausschließlich der dicke Blutausstrich gemacht, da es weitaus
wichtiger ist zu wissen, ob überhaupt eine Malariainfektion vorliegt, als welche Art. Als einfache Diagnose
für Touristen gibt es seit Neustem den Malariaschnelltest. Dieser wird jedoch nicht von Ärzten empfohlen,
da er nicht akkurat genug ist und außerdem zu Kreuzreaktionen mit Rheumafaktoren führen kann. 2
2.7 Therapie: Vergleich der Medikamente
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Empfehlung zur Malariavorbeugung von der DTG, 2002
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Auseinandersetzung mit verschiedenen Malariamedikamente zur Therapie und Prophylaxe
Für die Auswertung der Informationen, die zu dem Finden des geeignetesten Malariamedikamentes,
einerseits für die Prophylaxe, andererseits für eine Therapie, führten, war der Gang zu umliegenden
Apotheken von Nöten. Dies sollte natürlich auch jeder Reisende tun, der vor hat sich in ein endemisches
Malariagebiet zu begeben, denn mit immer neu auf den Markt kommenden Medikamenten und
effektiveren Kombinationen derer, kann man sich vermehrt gegen diese Krankheit schützen oder
wirkungsvoll dagegen ankämpfen. Bei der Beurteilung zum Schluss wird dann das passendste
Malariamittel für den Staat Malawi mit beachtet, da hier natürlich genauere Aussagen getroffen werden
können in Bezug auf Resistenzen.
Bei der Betrachtung der etlichen, aufgelisteten Medikamenten, stößt man auch fünf verschiedene
Wirkstoffe, die eher in den Vordergrund gestellt wurden sind und somit als die wichtigsten Arzneimittel im
Kampf gegen die Malaria gelten.
Diese werden nun genauer auf ihre Einnahmebeschränkungen und möglichen Nebenwirkungen
untersucht, sodass zum Schluss, nach einer umfassenden Wertung, eine klare Bevorzugung eines oder
zwei der Medikamente aufgestellt werden kann.
Als erstes betrachten wir den Wirkstoff Proguanil, dessen Wirkung in dem Medikamenten Paludrine® und
Malarone® verwendet wird. Es eignet sich nur als eine Chemoprophylaxe und kann nicht als
Monosubstanz gebraucht werden. Bevorzugt wird es daher in Verbindung mit Atovaquon oder einem
weiteren bedeutsamen Medikament, dem Chloroquin, verabreicht. So kann man durch eine
Vorabreicherung von Proguanil, zusätzlich zur empfohlenen Chloroquin-Prophylaxe, auch in Regionen mit
einer partiellen Chloroquinresistenz eine additive Schutzwirkung erzwecken. Dieser Wirkstoff eignet sich
besonders gut, um gegen die Form des Plas. falciparum vorzugehen, die sich in den Leberzellen der
betroffen Person aufhält. Seltene Nebenwirkungen bei dieser Kombination treten in Form von
vorübergehenden Haarausfall, Schwindel und Magenbeschwerden, wie Übelkeit oder Diarroe, hervor.
Äußerst selten kann bei dieser Form der Prophylaxe eine Mundfäule auftreten, welches jedoch bisher
wegen seiner Rarität von geringfügiger Bedeutung ist.
Das zweite Mittel dieser Stoffverknüpfung, das Chloroquin, wird unter den Handelsnamen Resochin®,
Chlorochin® und Weimerquin® verkauft und kann sowohl in der Prophylaxe, als auch in der Therapie
verwendet werden. Dabei ist es jedoch wichtig, vorher zu wissen, ob gegebenenfalls eine Resistenz
gegen den Stoff im jeweiligen Gebiet vorliegt, sodass eine effektive Vorbeugung oder Behandelung
gewährleistet werden kann. Zusätzlich zu dieser Beschränkung sollte der Patient keine Schuppenflechte
aufweisen, da es sonst zu leichten Komplikationen kommen kann. Nebenwirkungen ähneln natürlich
denen, die mit der Verbindung von Proguanil auftreten, was vor allem die Bereiche der Schwindelanfälle
und der Magenbeschwerden umfasst. Hinzu kommen noch eventuelle Schlaflosigkeit und Augenflimmern.
Selten können bei der Malariavorbeugung mit diesem Mittel Schäden des Netzhautbereiches eintreten,
welches jedoch nur bei einer regelmäßigen Einnahme über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahren
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stattfinden kann. Es wird in der Regel in Form von Tabletten eingenommen, aber auch die Variante einer
Injektion ist gegeben. Chloroquin wird zurzeit als wichtigstes Malariamittel, sowohl bei der Prophylaxe, als
auch bei der Therapie, gehandelt, doch wegen der zunehmenden Bildung von Resistenzen gegen dieses
Mittel, treten nun schon andere Medikamente kräftiger in den Vordergrund.
Eines dieser Stoffe ist das Mefloquin, dessen Verwendung ebenfalls bei der Prophylaxe und Behandelung
zum Vorschein kommt. Verkauft wird es unter den Handelsnamen Larium®, welches nicht von Frauen in
ihren ersten drei Schwangerschaftsmonaten und Kleinkindern bis zu einem Körpergewicht von 15 kg
eingenommen werden darf. Frauen sollten grundsätzlich eine Schwangerschaft während der
Einnahmeperiode und bis zu drei Monate danach vermeiden. Schäden des Kindes sind sonst nicht aus zu
schließen. Geringe Nebenwirkungen treten in Form von Schwindelgefühlen und Benommenheit auf und
daher ist dieses Medikament nicht für Menschen geeignet, die Tätigkeiten ausüben, bei denen eine
räumliche Orientierung notwendig ist (z.B. Piloten).
Ansonsten ist dieses Malariamittel für Personen mit psychischen Erkrankungen oder krampfartigen
Anfällen nicht geeignet, da hin und wieder auch psychotische Nebenwirkungen auftreten können, die
schon vorhandene Probleme natürlich verstärken würden. Solche Folgen treten jedoch verstärkter bei der
Therapie hervor, da hier eine größere Dosis gegeben wird, als bei der Prophylaxe.
Eine strukturelle Ähnlichkeit zu Mefloquin hat das Mittel Chinin. Es wird unter den Handelsnamen ChininHCL® und Chinin-Sulfat® vermarktet und dient hierbei nur zur Therapie, weil es auf in Erythrozyten
eingedrungene Parasiten kaum Einfluss hat und somit nicht für eine Prophylaxe geeignet ist. Chinin ist
das älteste Malariamedikament und wird zur Zeit wieder neu entdeckt, da die Anzahl an ChloroquinResistenzen zunimmt. Resistenzen können jedoch auch bei einer Chinintherapie auftreten, dessen
Wirkstoffe entweder als Tablette oder durch eine Injektion in die Vene oder den Muskel in den Körper des
Patienten gebracht werden. Chinin ist nicht für Kinder unter acht Jahren oder für Schwangere geeignet.
Bei Letzteren könnte es zu Schwangerschaftsunterbrechungen kommen, wobei eine Behandelung mit
Chinin in Afrika trotzdem angewendet wird, wenn eine schwangere Frau an einer schweren Malaria leidet
und ihr Leben dadurch gerettet werden kann.
Als letztes gibt es noch ein Mittel namens Halofantrin, dessen Handelsname Halfan® ist und welches
ebenso nur zur Therapie geeignet ist. Halofantrin existiert schon seit Ende der 80-iger Jahre und wird als
besonders wirksam gegen den Erreger des Plasmodium falciparum geschätzt. Es sollte oral verabreichert
werden und auch bei diesem Wirkstoff gilt, dass er nicht von Schwangeren oder Kleinkindern unter einem
Gewicht von 10 kg genommen werden darf. Nebenwirkungen treten in Kombination mit Arzneimitteln oder
bei klinischen Zuständen auf, bei denen einer Verlängerung der Erregungsleitung am Herzen
hervorgerufen wird. Das Reizleitungssystem des Herzens kann dabei beeinflusst werden und daher ist
ebenfalls der Einsatz von diesem Medikament bei herzkranken Patienten eingeschränkt. In Einzelfällen
können sogar lebensgefährliche kardiale Risiken auftreten.
Um solchen Nebenwirkungen also möglichst zu vermeiden, sollte man ein Malariamittel bevorzugen,
welches denkbarst wenige Probleme nach der Einnahme zur Folge hat. Dabei müssen jedoch Sonderfälle
11
grundsätzlich ausgeschlossen werden, die von Patient zu Patient verschieden sind, und nur mit einem
Arzt besprochen werden können.
Diese Umstände beachtend, denke ich, dass als Chemoprophylaxe gegen Malaria das als erstes
genannte Mittel, Proguanil, das geeigneteste ist. Es weist relativ geringe Nebenwirkungen, auf, die nicht
lebensbedrohlich sind und in Verbindung mit Atovaquon muss man keine Resistenzfälle gegen Chloroquin
befürchten, welche zur Zeit unter anderem in Malawi bewiesen wurde. Für dieses
Medikamentkombination spricht auch die Tatsache, dass, obwohl nicht bezeugt ist, ob Kinder unter 11 kg
Körpergewicht dieses Arzneimittel sicher einnehmen können, in Tierversuchen bestätigt wurde, dass bei
der Einnahme während einer Schwangerschaft, kein Risiko für eine Missbildung des Kindes vorliegt.
Werdende Mütter müssten jedoch mit toxischen Auswirkungen rechnen. Laut der Webseite der WHO
(World Health Organasation) vom 8. Oktober 2004 wird gegen das ganzjährliche Malariarisiko,
insbesondere ausgelöst durch Plasmodium falciparum, eine prophylaktische Behandelung mit Mefloquin
empfohlen. Meiner Meinung nach ist dieses Mittel jedoch mit größerer Vorsicht zu betrachten, da nicht nur
Schäden des Kindes während der Schwangerschaft auftreten können, sondern auch weil nicht nur für die
Touristen, sondern vor allem für die Einheimischen ein Auskommen ohne Autos oder die Betätigung von
Maschinen unvorstellbar ist. Ebenso ist das Auftreten von psychotische Nebenwirkungen für den
Patienten sehr unangenehm und nicht zu unterschätzen. Insgesamt eignet sich daher Proguanil
vergleichsweise ziemlich gut für eine prophylaktische Behandelung und ist deshalb meine erste
Empfehlung.
Zum Schluss kommen wir nun zum bewährtesten Therapiemittel, welches relativ schwer zu ermitteln war
dadurch, dass ähnlich bedenkenswerte Nebenwirkungen bei allen Mitteln vorhanden waren. Durch die
Chloroquinresistenz in Malawi jedoch, sowie auch in vielen anderen tropischen Ländern der Welt, kann
man dieses Mittel schon von Anfang an außer Betracht lassen. Mefloquin gilt für mich auch bei der
therapeutischen Behandelung als zu unzumutbar und nicht sicher genug, da psychotische Störungen oft
bei einer Malariainfektion auftreten (siehe 2.5 Symptome) und dieses Medikament sie nur noch verstärken
würde. Das Mittel Halofantrin ist ähnlich gefährlich, denn, wie oben schon genannt, können
Schwächungen des Herzens sogar in lebensgefährliche Risiken ausarten. Als therapeutisches Mittel
empfehle ich daher den Medikamentstoff Chinin, dessen Bewirkung eines erhöhten Insulinproduktion zwar
die Ursache für eine Hypoglükamie, diese jedoch nicht sehr bedrohlich für den Patienten ist. Da schon
eine Behandelung gegen Malaria angefangen wurde, kann sich der Arzt auf diese Komplikation
vorbereiten und es entsteht nicht der Überraschungseffekt, wie es bei den anderen zwei Ursachen üblich
ist (siehe 2.5 Symptome). Bewahrt hat sich dieses Medikament schon seit einiger Zeit und obwohl ab und
zu Resistenzen auftreten können, ist dies in Malawi nicht der Fall und deshalb glaube ich, dass es auch
weiterhin zur akuten Behandelung von der Infektionskrankheit Malaria verwendet werden wird.
3. Der afrikanische Staat Malawi
12
3.1 Die Geschichte Malawis
3.1.1 Vom Königreich zum Missionarsstaat
Einige Spuren weisen darauf hin, dass in der Stein- und Eisenzeit das Gebiet um den Malawisee bereits
seit Jahrtausenden besiedelt wurde. Ungefähr im ersten Jahrtausend n. Chr. wanderten Bantuvölker in
das Gebiet des heutigen Malawi ein. Man vermutet das nomadisierende Buschmänner aus Ostafrika,
allerdings auch Pygmäenbuschmänner aus dem Kongobecken vorher das Land besiedelten und von den
Bantustämmen verdrängt wurden. Diese Bantu werden als Vorfahren der heute dort lebenden Stämme
angesehen. Sie blieben aber nicht lange bestehen und zerfielen sehr bald in verschiedene Gruppen, die
Chewa,Zulu,Tonga und Tumbuku . Dabei entstand das Reich Maravi, was übersetzt „widerspiegelndes
Licht“ heißt und auf die Sonnenspiegelung im Malawisee zurückzuführen ist. Sie betrieben mit den
Portugiesen Handel, welche im 15.Jahrhundert die Küste des Indischen Ozeans erreichten, dort die erste
Kolonie gründeten und selbst Söldner für deren Feldzüge belieferten. Sie drangen nicht sehr weit nur in
das Gebiet um den Sambesi bis ins Innere des Landes.
In der Gegend von Zomba und Blantyre gründeten die Yao ein Reich, wo sie an der ostafrikanischen
Küste Handelsverbindungen mit den Suaheli unterhielten und Elfenbein, Häute und Kupfer handelten.
Im 17. Jahrhundert besuchten bereits jesuitische Missionare das Gebiet um den Malawisee.
Der Sklavenhandel breitete sich im 18. Jahrhundert von Ostafrika nach Süden aus und die „menschliche
Ware“ wurde dort knapp und teuer. Die arabischen Menschenhändler vermischten sich mit den am See
lebenden Völkern und gründeten entlang des Malawisees zahlreiche Handelsposten für Sklaven und
Elfenbein. Der Sklavenhandel, den die mit den Arabern verbündeten Yao betrieben führte zu sehr hohen
Menschenverlusten in dieser Region.
In dieses Chaos stießen dann die Briten. Die malawische Geschichte erfuhr mit dem schottischen
Entdecker und Missionar David Livingston in ihrem Verlauf eine Wende, da er die Flüsse Afrikas als
Handelswege für britische Aktionen öffnen wollte. David Livingston war Gegner des Sklavenhandels und
sah in der britischen Kolonialisierung Afrikas die wichtigste Chance für dessen Beendigung. Livingston
entdeckte im September 1859 den Malawisee, als er mit seinem kleinen Dampfer irrtümlich vom Sambesi
nordwärts in den Nebenfluss Shire wendete. Livingston musste mit entsetzen feststellen, dass der Weg
entlang des Shire für die Sklavenhändler geöffnet war. Durch die Massenflucht der Menschen brach für
das Land eine verheerende Hungersnot aus. Da er und die ihn begleitenden Missionare sich in die
Stammesangelegenheiten der Menschen einmischten, schuf er sich viele Feinde, woraufhin er auch
fliehen musste.
Um das Werk des Forschers fortzusetzen wurde im Jahre 1875 die „Livingstonia Mission“ von der Free
Church of Scottland gegründet. Nach mehreren Standortwechseln gelang es im Jahre 1894 am nördlichen
Ende des Sees die ersten Menschen zu missionieren.
3.3.2.Die Kolonialzeit
13
Ende des 19. Jahrhundert gründete die „Dutch Reformed Church“ ihre erste Mission und auch
katholische Weiße versuchten sich anzusiedeln. Was aber fehlschlug und somit versuchten sie es 1902
erneut. Sie gründeten die Mua Mission, welche südlich von Cipoka lag und somit konnten nun viele
Missionare ins Land strömen.
Die Briten versuchten nun ihre Vorstellung einer Kolonie durchzusetzen und stellten den Portugiesen ein
Ultimatum das Shiretal zu verlassen. Daraufhin errichteten die Briten Polizeiforts, forderten Kriegsschiffe
an, dehnten sich im Land aus und holten erneut neue britische Siedler nach Malawi. In dieser Zeit fanden
viele Landenteignungen statt und die Briten machten die Afrikaner lohnabhängig, indem sie eine
Hüttensteuer einführten. Es gab Kautschuk- und Baumwollplantagen, aber Tabakplantagen brachten
dann doch den größten Erfolg und Ertrag.
Eine weitere Strategie war die massive Bekämpfung des Sklavenhandels, indem die Yao vertreiben und
die Sklaverei somit beseitigt wurde. Dadurch entwickelte sich das Leben in der Kolonie besser, die
europäische Bevölkerung wuchs an, bis sie stagnierte und die Malawier sich auf Wanderarbeit begeben
mussten, um die Steuern bezahlen zu können. Zu dieser Zeit wurde auch die Kolonie umbenannt, sie hieß
nun „Nyasaland“ wie der Fluss.
Aber auch der erste Weltkrieg hat eine wichtige Bedeutung für diese Zeit, denn auf dem Nyasasee fand
die erste Seeschlacht im ersten Weltkrieg statt, welche die einzige auf dem See war. Das feindliche
Deutsch – Ostafrika stand nun im Norden der Kolonie und es wurden viele junge und gesunde Männer an
die Front eingezogen, womit sich das Leben stark veränderte und viele starben. Dieser Einzug wurde
durch das Feudalkonzept „Thangata“ möglich gemacht. Dieses Feudalsystem führte auch zum ersten
Aufstand in der Kolonie. Da sich der größte Teil der britischen Truppen am 23. Januar 1915 an der Front
befand, nahm er seinen Anfang im Süden und ging als „John Chilembwe Rising“ in die Geschichte ein.
Hierbei stürmten „100 Anhänger des schwarzen Reverend Chilembwe“ Wohnhäuser und Gebäude und
töteten mehrere weiße Männer. Allerdings war dieser Überraschungsangriff schnell unterlegen, denn sie
waren den bewaffneten Streitkräften unterlegen und die Aufständischen wurden verfolgt. Nach diesem
Aufstand wurde bald darüber nachgedacht die Afrikaner politisch zu integrieren und somit wurde 1944 der
„Nyasasee African Congress“ gegründet. Die Briten setzten nun gegen den Willen der Afrikaner 1953 die
Zentralafrikanische Föderation durch, wodurch der afrikanische Widerstand stärker wurde und der
Nationalismus geweckt wurde. Nun konnten sie auch Erfolge verzeichnen, denn sie konnten bei den
Wahlen 5 Sitze beanspruchen. Aber es stellte sich nun die Frage, wer der geeignete Kopf dieser Partei
werden sollte, denn die Gründungsmitglieder waren noch zu jung und es fehlte ihnen an Erfahrung. Sie
entschieden sich für Dr. Kamuzu Banda, welcher dann auch Führer der NAC wurde. Nachdem der
Notstand ausgerufen werden musste und Banda inhaftiert war, wurde er auch der „Kopf“ der
Nachfolgepartei, die der Rechtsanwalt Chirwa gegründet hatte. Das Land bekam von der britischen
Regierung eine neue Verfassung, die von der afrikanischen Mehrheit im Legislativrat vorgesehen wurde.
Am 6. Juli 1963 wurde die Kolonie unabhängig und wieder in Malawi umbenannt.
14
3.1.3. Zeit der Unabhängigkeit/demokratischer Umsturz
Mit der im Jahr 1970 in kraft tretenden Verfassungsänderung wurde Banda Präsident auf Lebenszeit. Er
bewirkte in Malawi ein Programm zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Banda
vertrat die Interessen seines Landes und pflegte weitreichende Handelsbeziehungen mit der weißen
Minderheitsregierung Rhodesiens und freundschaftliche Beziehungen zu Mosambik. Mit der Republik
Südafrika unterzeichnete er 1967 ein Handelsabkommen und besuchte als erstes schwarzafrikanisches
Staatsoberhaupt den Apartheidstaat. Das Verhältnis zu den Nachbarländern war gespannt. Die ersten
Parlamentswahlen, obgleich die MCP als Einzelpartei zur Wahl stand wurden im Jahre 1978
durchgeführt, weite Wahlen folgten 1983, 1987 und 1992. Banda musste internationale Kritik wegen der
schlechten Lage der Menschenrechte im eigenen Land hinnehmen, denn die Wirtschaft des Landes war
durch hohe Auslandsverschuldungen, Dürrekatastrophen und den Flüchtlingsstrom aus Mosambik schwer
belastet.
Der neue Präsident Bakili Muluzi, ein Moslem, ging im Mai 1994 als Wahlsieger aus den ersten freien
Wahlen hervor. Im Jahr zuvor wurde in Malawi das Mehrparteiensystem eingeführt. Muluzi wurde neuer
Staats und Regierungschef weil seine Partei, die United Democratic Front (UDF) die absolute Mehrheit
der Mandate erreichte. Die ersten Schritte nach der Amtsübernahme waren die Auflösung der Vorstände
in den Staatbetrieben.
3.2 Geographie und Klima
3.2.1 allgemeine Fakten
Die Republik Malawi ist ein Binnenland, welches sich zwischen dem 9. und 17. südlichen Breitengrad und
dem 33. und 36. Längengrad befindet und somit noch zu den äußeren Tropen zählt.1, 2 Seine Grenzen teilt
das 118.484 km2, und daher noch kleiner als Italien, große Land mit Tansania im Norden, Sambia im
Westen und Mozambique im Süden und Osten. Malawi ist an seiner längsten Stelle knapp 1.000
Kilometer lang und die breiteste Stelle erstreckt sich über eine Ausdehnung von etwa 200 Kilometer (Abb.
2.1). Einen Großteil des Staates, circa zwanzig Prozent, machen die vielen Seen Malawis aus, von denen
die größten der Lake Chilwa im Südosten des Landes, der Lake Malombe im Osten und natürlich der am
bekanntesten der drei, der Lake Malawi (Abb. 2.2), sind.2 Allein auf diese drei Gewässer, welche als
Wasserbecken die südlichsten Ausläufer am Rande des Great Rift Valley darstellen, entfallen 24.000 km 2
der Gesamtoberfläche und mit einem Wasserspiegel von über 500 Meter oberhalb des Meeresspiegels
gehören sie fast alle in die Kategorie der Gebirgsseen. 1 Der beeindruckende Malawisee ist mit seiner
Länge von 585 Kilometern und einer Breite von 80 Kilometern der dritttiefste See Afrikas und auch im
weltweiten Vergleich nur einen Platz darunter. Der einzige Fluss, der aus seinen Wassern entspringt, ist
der Shire. Er windet sich durch die feuchten Ebenen in der Nähe des Malawisees und über tobende
1
2
Ilona Hupe 1997, S. 39
www.malawi-travel.com/de/geo.shtm
15
Wildbäche um schließlich in den Sambesi außerhalb des Landes zu münden. Unterwegs durchläuft er in
der Nähe von Nsanje den niedrigsten Punkt Malawis, der nur 38 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Die
höchste Stelle bildet der Berg Mulanje, der im Südosten des Staates im Mulanja-Massiv hervorragt und
mit seinen 3050 Metern nicht nur der gigantischste Berg Malawis, sondern auch von ganz Zentralafrika,
ist. Im Norden des Landes findet man die rundlichen Hügel der Nyikahochebene wieder, 1 die zusammen
mit den etwa 3.000 Meter hochragenden Viphya-Bergen den westlichen Rand einer imaginären Wanne
darstellen. Das Relief Malawis wirkt nämlich wie die Hälfte einer riesigen Badewanne, dessen andere
Seite sich in Mosambik befindet. Grund dafür sind neben den Bergen im Westen der sich von Norden
nach Süden durchziehende Afrikanische Graben, welcher ein Teil des weltweit größten überirdischen
Grabensystems ist. Im Norden wird er durch den Malawisee ausgefüllt, während er sich im Süden durch
das Shire-Tal fortsetzt.2
3.2.2 Folgen von Klimaveränderungen bezogen auf Malaria
Das Klima Malawis ist geprägt durch dessen Lage in einem Übergangsgebiet zwischen dem immerfeuchten
äquatorialen Bereich und dem subtropischen Trockengürtel. Aufgrund seiner auftretenden Vegetationsformen
kann man das Land jedoch ziemlich eindeutig in das Savannenklima einordnen. Kennzeichnend für diese
Gebiete sind die drei Jahreszeiten, die auch für das Wetter in Malawi ausschlaggebend sind. Eine davon ist
die feucht heiße Regenzeit, die sich von Ende November bis in den April hinein erstreckt. Sie bringt eine
Verlangsamung aller Lebensvorgänge nicht nur bei den Tieren, sondern auch bei den Menschen mit sich,
deren Leben oftmals durch die starken Überschwemmungen Stillstand kommt. Darauf folgt die trocken-kühle
Zeit von Mai bis August, der sogenannte malawische Winter. In dieser Zeitspanne kann es in den Gebirgen
auch mal über Nacht Frost geben, was auch der Grund dafür ist, dass in den Höhenlagen „nur“ eine mittlere
Jahrestemperatur von unter 18°C vorliegt. Als letzte Saison folgt nun die trocken-heiße Zeit, die von
September bis November stattfindet und in der wenig Niederschläge und sehr warme Temperaturen, vor
allem im Tiefland, typisch sind.2
Auffällig in Malawi sind die starken Unterschiede in den Niederschlägen zwischen den nördlichen und
südlichen Gebieten. So fallen im Norden jährlich über 1500 mm mehr Regen als im Süden, wo der
Jahresgesamtbetrag an vielen Stellen unter 1000 mm liegt. Grund dafür ist die große Wasseroberfläche
des Malawisees, die das Klima durch seine Verdunstung beeinflusst und für regelmäßige Regengüsse
sorgt. Besonders an den Südosthängen der Berge, wo die mit Feuchtigkeit beladenen Wolken nicht
drüber hinweg kommen, entstehen Steigungsregen, während die Regenschattenseiten, wie man sie im
Shire-Tal vorfindet, von Trockenheit bedrückt werden. Grundsätzlich herrscht eine moderate
Luftfeuchtigkeit und häufige föhnartige Wetterlagen, die verschiedene Druckverhältnisse mit sich bringen,
1
2
www.malawi-travel.com/de/geo.shtm
Hülsbömer/Belker 1995, S. 39
16
sind wegen dem ständigen Höhenwechsel nicht selten. Dagegen sind starke jahreszeitliche
Schwankungen, besonders in den heißen Monaten, eher selten und treten wenn, auch nur im Shire-Tal
auf, wo die Temperaturen auch mal die 49°C Marke erreichen können. Im zentralen Hochland hingegen,
wo auch die meisten Städte liegen, herrscht ein gemäßigtes Klima vor mit jährlichen Durchschnittswerten
von 18-22°C (Abb. 2.3).
Eine Besonderheit des malawischen Klimas stellt der sogenannte „Chiperoni“ dar. Eigentlich ist er ein
Berg, der sich im benachbarten Mozambique befindet, doch da diese Wetterlage von ihm ausgeht, wurde
sie auch nach ihm benannt. So geschieht es, dass sich dort manchmal während der Trockenzeit dichte
Wolkenbänder zusammenbrauen, die hinüber in den Süden Malawis ziehen und das Land dort mit einem
kühlen Nebel überziehen, der sehr angenehm ist in der heißesten Zeit des Jahres.1
Mit dem Klima hängt auch die Stärke der Verbreitung von Malaria zusammen und durch
Klimaveränderungen kommt es oft vor allem in Gebieten, wo sonst eine niedrige Population von
Malariapatienten war, plötzlich zu einer Epidemie. Dies bezieht sich besonders auf die Zunahme der
Anophelespopulation in Gebieten, wo deren Vorkommen und somit auch die Übertragung der Malaria
zuvor in engen Grenzen gehalten wurde. Typische Regionen sind dabei die Trockensavanne, die
Wüstenränder oder, wie es in Malawi üblich ist, die trockenen Subtropen oder die in den Tropen und
Subtropen gelegene Hochplateaus und – täler.2
Epidemien treten dann in solchen Gegenden speziell auf, wenn sich die bisher begrenzten klimatischen
Faktoren zu Gunsten der Anophelesmücke wenden. Solche Episoden können kurzfristig sein, wenn zum
Beispiel zu starke Regenfälle, längere Perioden von erhöhter Feuchtigkeit der Luft oder auch ungewöhnlich
hohe Temperaturen auftreten. Dauerhafte Veränderungen des Mikroklimas einer Region können dagegen
nur von den Menschen hervorgerufen werden, wobei man sich heute auf die Auswirkungen des
Treibhauseffektes und der Vergrößerung des Ozonloches bezieht.
Abweichungen von dem bisherigen Klima können sowohl im Bereich der Niederschläge, als auch in dem
der Temperaturen liegen. So tritt bei stärkeren Regengüssen, wie etwa bei den in der Regenzeit
entstehenden Überschwemmungen, schlagartig eine Begünstigung für die Brutplätze der
Anophelesmücke auf. Andererseits können solche günstigen Stellen auch während der Trockenzeit
entstehen, wenn Flüsse durch die Hitze zum Teil austrocknen. Man kann also sagen, dass überall eine
Gefahr besteht, sobald sich Gebiete mit stehenden oder sehr langsam fließenden Wasser bilden. Wichtig
ist noch zu wissen, dass für eine beständige Verbreitung von Malaria während drei bis fünf Monate im
Jahr ein durchschnittlicher Regenfall von 80 mm vorhanden sein muss.
Änderungen der durchschnittlichen Temperatur einer Region können auch zu einer besseren Verbreitung
der Malaria führen, denn mit der steigenden Temperatur wird nicht nur die Entwicklung der Stechmücken,
sondern auch die der in ihnen lebenden Malariaerregern gefördert. Manchmal wird daher erst die
Malariaverbreitung ermöglicht, da zuvor die Temperaturverhältnisse in diesen Gebieten nicht ausgereicht
1
2
Ilona Hupe 1997, S. 41
www.gigers.com/matthias/malaria.bedeut.htm
17
haben um eine vollständige Entwicklung der Erreger zu bewerkstelligen. Ursachen für die
Umgestaltungen der Temperatur sind oft in weltweiten Klimaschwankungen, wie zum Beispiel dem El
Niňo, begründet, welche von der lokalen Bevölkerung nicht beeinflusst und von der Regierung eines
Landes auch schlecht in deren Konsequenzen und Ausmaßen eingeschätzt werden können.
Als wichtigster Faktor für die Verbreitung der Malaria, beeinflusst die Temperatur die Infektionszyklen der
Krankheit; insbesondere den Sporozoitenzyklus des Parasiten und die Lebensdauer des Vektors, also der
Anophelesmücke. Eine zu niedrige Temperatur hätte zur Folge, dass sich der Sporozoitenzyklus und
damit auch die Inkubationszeit verzögern würde. Bei einer Temperatur von 16°C stoppt die Entwicklung
der Malariaparasiten ganz, doch auch ab 18°C ist eine Übertragung von Malaria sehr unwahrscheinlich,
da kaum eine Anophelesmücke die Inkubationszeit von 56 Tagen für die Entwicklung der
Krankheitserreger überlebt. Eine relativ hohe Ansteckungsgefahr besteht dabei schon bei Temperaturen
von 22°C, denn mit einer Inkubationszeit von jetzt nur noch drei Wochen steigt die Überlebensrate der
Mücken für diesen Zeitraum auf etwa 15 Prozent. Bei einer Wärme von über 22°C beträgt die
Inkubationszeit des Erregers weniger als eine Woche, doch sobald die optimale Temperatur, bei etwa
25°C, überschritten ist, fängt die Lebensdauer der Mücke sich wieder an zu verkürzen. So steigt die
Sterblichkeitsrate beachtlich bei über 32°C, wobei die Anopheles im Allgemeinen wenig aktiv werden, und
ab einer Temperatur von 40°C erleiden die Mücken wegen Überhitzung den Tod.
Nicht nur die Veränderungen des Klimas, wobei die Bevölkerung des betroffenen Landes meist keine
große Schuld trägt, sind verheerend, sondern auch die Veränderungen der Umwelt. Diese sind vielfach
auf die Bedürfnisse der dort lebenden Menschen zurückzuführen, die ihre Lebensverhältnisse durch die
Umgestaltung der Landschaft verbessern wollen. Doch solche Absichten führen meist zu einer
Verschlechterung der Malariasituation mit sowohl einer Verschlechterung der Gesundheit der Bewohner,
als auch einer Reduzierung des Wohlstandes zur Folge. Somit werden die Lebensumstände nur noch
verschlimmert, anstatt sich zum Positiven zu wenden. Beispiele hierfür sind ehrgeizige Projekte, wie
bessere Bewässerungssysteme, Kanäle und das Abholzen der Wälder, die zu günstigen
Lebensbedingungen für die Anopheles durch die Entstehung von mückenfreundlichen Gewässern führen.
Auch Staudämme bringen Probleme mit sich, wobei diese nicht in den Dämmen selbst liegen, sondern in
den stromabwärts entstehenden Wasserreservoirs. Besonders großen Einfluss auf die Verbreitung der
Mücken und somit auch der Malaria haben die Bewässerungskanäle, die für die Reis- und
Zuckerrohrfelder benutzt werden. Sie bieten den Anophelesmücken stille Wässerchen für ihre Brutplätze
und die bei Monokulturen massiv eingesetzten Pestizide fördern nur die Gefahr einer Resistenzbildung bei
den Mücken, welches die Bekämpfung bei einer eventuellen Epidemie erschwert.
Auch Einzelpersonen können durch das Aufstellen von unbedeckten Wasserbehältern, die oftmals nötig
sind, da es kein fließendes Wasser gibt, für die Verbreitung der Malaria sorgen. Bei dem Bau eines
Hauses können ebenso Wasserlöcher entstehen und obendrein stellen verstopfte und verdreckte
Abwasserkanäle ideale Brutplätze dar.
Jedoch auch ohne all diese vom Menschen erzeugten Faktoren herrscht in Malawi schon wegen der
vielen Seen und Flüsse, die der Anophelesmücke selbst dort Überlebensräume geben, wo sonst wegen
18
der Trockenheit kein Vorkommen mehr denkbar wäre, eine ständige Gefahr zur Ansteckung mit Malaria.
Man könnte also denken, dass die Bevölkerung in der Nähe der großen Seen deshalb besonders stark
gefährdet wären. Doch interessanterweise gibt es keinen linearen Zusammenhang zwischen der Nähe zu
einem solchen Gewässer und der Häufigkeit von Malaria. Am beständigsten gefährdet sind nach
Untersuchungen die Menschen, die auf mittlerer Distanz zu den Wasserquellen ansässig sind und nicht,
wie vielleicht erwartet, direkt am Wasser leben. Der Grund dafür ist, dass die Personen, die ein Großteil
ihres Lebens unmittelbar an Gewässern verbracht haben, sich prophylaktische Maßnahmen, wie
Antimückensprays und Mückennetze angeschafft haben, um gegen die hohe Mückenbelastung
anzukämpfen. 1
3.3 Ökonomie und Infrastruktur
3.3.1.Wirtschaft des Landes Malawi
Malawi zählt zu den zehn ärmsten Entwicklungsländern der ganzen Welt und zu den am
schwächsten entwickelten. Zahlreiche Dürreperioden und Ernteausfälle haben das Land bei der
Eigenversorgung stark zurückgeworfen. Außerdem bleibt eine noch starke Abhängigkeit von der
internationalen Nahrungshilfe und der unzureichenden Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln
bestehen. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf beträgt gerade einmal 170 US$.
Malawi ist aufgrund seiner geographischen Lage sehr benachteiligt; lange und mit hohem
finanziellem Aufwand gebaute Transportwege erschweren den wirtschaftlichen Aufschwung des
Landes.
Da Malawi ein Binnenland ist, ist es auf die Hilfe seiner Nachbarländer angewiesen, um Zugang
zu den Seehäfen zu erlangen. Durch den Bürgerkrieg in Mosambik und den Bau von neuen
Transportwegen wurde das Land finanziell noch weitaus mehr belastet. Die Regierung des
Landes ist sich sehr bewusst, dass nur mit ausländischer Unterstützung in Form von
Entwicklungshilfe und Direktinvestitionen ein wirtschaftlicher Aufschwung und eine weitere
Entwicklung der Menschen gewährleistet ist.
Im Vergleich zu anderen Staaten verfügt Malawi über einen sehr geringen Anteil an
Bodenschätzen, vor allem Marmor und Kalkstein, aber auch Bauxit, Kohle und unerschlossene
Uranvorkommen. Das Land konzentrierte sich seit der Unabhängigkeit hauptsächlich auf den
Ausbau der Landwirtschaft, welche über das gesamte Land Malawi ausgebreitet wurde. Der
Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wie Tabak, Zucker, Baumwolle und Tee, gewann
sehr an Bedeutung, dessen Produktion und Export dadurch auch enorm erhöht wurde.
Malawi ist ein Agrarland, über 88% der Exporterlöse werden im landwirtschaftlichen Bereich
erzielt. Ca. 86 % der erwerbstätigen Malawis arbeiten in der Landwirtschaft, welche eine
1
www.gigers.com/matthias/malaria.bedeut.htm
19
Selbstversorger- oder auch Subsistenzwirtschaft ist. Unter einer Subsistenzwirtschaft versteht
man, dass Bauern ein Stück Land bewirtschaften, von dem sie ihre Familie ernähren und
Kleinviehhaltung betreiben. Daraus folgt, dass nur wenig Handel betrieben wird. Auf Grund der
guten Bodenqualität und dem tropischen Klima des Landes bietet sich der Boden für einen
guten Anbau von landwirtschaftlichen Produkten an.
Hauptprobleme der Wirtschaft in Malawi sind unvorhergesehene Ernteausfälle, die durch
schwankende Niederschläge und Dürreperioden hervorgerufen werden. Das größte Problem
des Landes ist die hohe Anzahl an meist nur wenig ausgebildeten Arbeitskräften und die
schwache Infrastruktur. Daraus resultiert, dass viele Malawis als Gastarbeiter in Südafrika und
anderen umliegenden Länder tätig sind, was die Wirtschaft des Landes noch einmal
verschlechtert.
Malawi ist einer der größten Tabakexporteure Afrikas. Es beliefert als wichtigster Produzent die
deutschen und amerikanischen Märkte. Der Erlös aus der Tabakernte und der Zuckerproduktion
wird stark von den Weltmarktpreisen beeinflusst, welche extrem starken Schwankungen
ausgesetzt sind. Zum momentanen Zeitpunkt gibt es keine Alternative zum Tabak- und
Zuckeranbau, trotzdem investiert die Regierung in Obst, Kaffee, Sonnenblumen, Paprika und
Orchideen. Die Regierung versucht mit diesen Produkten die Vielfalt des Exports des Landes
fassetten- und umfangreicher zu machen.
Der Fischfang und die Fischbearbeitung stellen einen weiteren und wichtigen Exportzweig des
Landes dar. Zur Eigenversorgung wird im Shire – Fluß und den drei großen Seen Fischfang
betrieben. Ca. 250 000 Menschen wurden in der Fischindustrie und im Bootsbau beschäftigt.
Seit 1993 gingen die Lieferungen ins Ausland drastisch zurück, da die Fangmenge durch die
drohende Überfischung des Malawisees sank. Mittlerweile konnte die Fangmenge wieder erhöht
werden, denn die Regierung hat ein Programm zur Verbesserung des Fischbestandes
hervorgebracht.
Zahlreiche Gebiete, die als Lager für mosambikanische Flüchtlinge dienten, wurden nach dem
Friedensbeschluss des Nachbarlandes aufgeforstet.
Die Wald- und Baumbestände des Landes werden forstwirtschaftlich kaum genutzt, 95 % der
Holzbestände dienen als Brennholz.
Der industrielle Sektor hat nur einen geringen Anteil an der Wirtschaft Malawis. Die Steigerung
der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wird durch eine zu geringe Kaufkraft,
fehlende Qualifikation und Devisenengpässe durch die Politik des Landes behindert.
3.3.2. Hungersnot und Nahrungsknappheit
Zitat:
20
„ Die Augen und Blicke sind leer, gekennzeichnet vom endlosen Leid. Kinder kauen an alten
Wurzeln herum um das Gefühl des Hungers ein wenig zu verändern. Eltern nehmen sich aus
Verzweiflung das Leben, weil es offensichtlich kein Morgen mehr gibt.“
Reinhard Berle
Hungerhilfe Afrika
Das Zitat von Reinhard Berle sagt aus, dass die Menschen in Malawi nicht genug zu essen
haben, sie sparen sich von dem wenigen, was sie haben, noch etwas ab, damit wenigstens ihre
Kinder eine karge Mahlzeit bekommen.
Die Hauptgründe für die Hungersnot in Malawi kann man in der unzureichend entwickelten
Landwirtschaft, den Monokulturen, der Mittellosigkeit der ländlichen Bevölkerung, die sich die
Nahrungsmittel nicht kaufen kann, eine fehlende Infrastruktur, aber hauptsächlich der Korruption
und eine durch Fehler bedingte Entwicklungshilfepolitik finden.
Malawi besitzt laut EU-Angaben das geringste pro Kopf Einkommen und die am weitesten
verbreitete Armut im gesamten südlichen Afrika. In Malawi sind Millionen von Menschen vom
Hunger bedroht; das Land kämpft mit einer akuten Nahrungsmittelknappheit. Das
Hauptnahrungsmittel, Mais, ist seit dem letzten Jahr um 300% im Preis angestiegen. Dadurch
sind die Menschen gezwungen den Mais in einem noch unreifen Zustand zu essen, was eine
weitere Knappheit zur Folge hat. Millionen Menschen droht nicht nur der Hunger, sondern
dadurch auch der Hungertod. Besonders Kinder, schwangere Frauen und alte Menschen leiden
extrem unter dieser Not. Durch eine schwache Ernte kam es zu ersten Todesfällen im Jahre
2002. In der Region Malawi sind in den vergangenen Jahren die Ernten zwar schlechter
ausgefallen, als ursprünglich gedacht, dieses reicht aber nicht aus, um eine Krise derartigen
Ausmaßes zu erklären. Überschwemmungen lösten zudem eine Nahrungsmittelkrise aus, da im
Jahre 2001 komplett alle Getreidereserven verkauft worden waren, wodurch heute noch
verheerende Folgen existieren. Die ungünstigen klimatischen Bedingungen der vergangenen
Zeit (siehe 3.2 Geographie und Klima) haben auf Grund von Nahrungsmittelknappheit und
Hunger die Situation immer weiter verschlechtert. Das Welternährungsprogramm der Vereinten
Nationen benötigt für eine umfangreiche und wirkungsvolle Hilfe ca. 600 Millionen Dollar, jedoch
befinden sich nur 1/3 des Betrages in den Kassen der UN- Organisationen. Die Europäische
Union hat ihre Hilfe auf mehrere 100 Millionen Euro aufgestockt, kann aber in den betroffenen
Gebieten nur 20 % des Bedarfs decken. Von Grundschullehrern wird berichtet, dass maximal
die Hälfte der Kinder zur Schule kommen kann, da sie durch die Hungersnot so sehr
geschwächt sind und die durchaus langen Schulwege nicht mehr bewältigen können und des
weiteren die Felder für ihre Eltern mitbewirtschaften müssen. Ein Viertel der Bevölkerung lebt
von weniger als einem Euro pro Tag, ein Kilo Mais kostet aber ca. 50 Cent.
Malawi ist auf internationale Hilfe angewiesen, mittlerweile beträgt die Verschuldung des Landes
ungefähr 2,9 Milliarden US Dollar.
21
Vor allem die Bevölkerung auf dem Lande lebt in unzureichenden hygienischen Verhältnissen
und kann medizinisch nur sehr schlecht versorgt werden. Häufigste Erkrankungen sind, neben
Malaria, Aids, Hepatitis A und B, Cholera und Meningitis. Viele Menschen leiden aber
hauptsächlich an Unterernährung.
Malaria schlägt meistens während der Aussaat und Ernte, also während der Regenzeit
unbarmherzig zu, die ärmsten Menschen sind am schlimmsten betroffen. Studien haben
bestätigt, dass Malariaerkrankte nur ca. knapp die Hälfte ihres Ertrages ernten können.
3.4 Ethnologie und Kultur
Ethnologie und Kultur sind verschieden von Land zu Land. Sie beruhen auf die Zusammensetzung der
Völker, deren Geschichte und Traditionen. Malawi ist dabei keine Ausnahme und bietet als
„Vielvölkerstaat“ eine interessante Kombination aus verschiedenen Stämmen mit ihren einzigartigen
Bräuchen und natürlich auch ihrem Glauben.
3.4.1 Stämme und Sprachen
3.4.1.1 Stämme
Die stammesartig in Malawi lebenden Völker lassen sich grundsätzlich in circa 12 Gruppen einteilen, die
alle samt Nachfahren des ehemalig großen Stammes der Bantus sind. Dessen Mitglieder lebten
ursprünglich in Kamerun und wanderten um 1200, den Kontinent Afrika durchquerend, in Malawi ein und
ließen sich nieder (siehe 3.1 Die Geschichte Malawis – Vom Königreich zum Missionarsstaat). Sie sind im
Grunde genommen relativ gedrungene Menschen mit einem festen Körperbau. Die Bantustämme können
in ihrer Gesamtheit in zwei Gruppen unterteilt werden: Die, die der patriarchalischen Orientierung
angehören, und die, die der matrilinearen zugehören. In die Spalte der patriarchalischen Orientierung
gehören Stämme, wie die der Ngoni, Sena oder Ngonde. Sie haben alle gemeinsam, dass sie in runden
Häusern wohnen, welche einen Ahnenplatz im Hinterhof besitzen, und ausgiebige Viehzucht betreiben um
ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Bedeutend ist auch, dass die Heiraten nur gegen eine Bezahlung für
die Braut praktiziert werden. Die wichtigste Eigenschaft dieser Völker liegt jedoch schon im Namen. Die
patriarchalische Orientierung zeigt, dass der Mann in einer Familie oder auch dessen Verwandten das
Sagen haben über die sozialen Abläufe und Entscheidungen, die innerhalb des Haushaltes auftreten. Die
Macht über die Familie liegt hier, wie in vielen abendländischen Kulturen in der Hand des Mannes und er
ist es auch der über die Taten seiner Frau und seiner Kinder bestimmen darf.
Im Gegensatz zu dieser ersten Gruppe steht das matrilineare Prinzip. Stämme mit dieser sozialen
Einstellung sind unter anderem die Ila, Tonga, Yao und Chewa. Sie unterscheiden sich schon in den
grundsätzlichen Dingen zu den Volksgruppen der anderen Kategorie. So haben sie zum Beispiel
22
rechteckige Hütten in ihren Dörfern, bei denen der Ahnenplatz sich vor dem Haus befindet. Sie betreiben
als eines ihrer vielen Festlichkeiten ausgiebige Begräbnisfeiern und sehen ihr Geschick weniger in der
Rinderzucht, sondern eher in der Vollendung von Metallarbeiten. Eine Ausnahme bilden dabei die
Stämme der Yao und Ila, welche trotz ihrer matrilinearen Orientierung intensive Rinderzucht betreiben. 1
Aber der wichtigste Faktor ist natürlich auch hier die Beschaffenheit ihrer sozialen Struktur. Die
Besonderheit an diesen Stämmen ist, dass bei der Bestimmung über Haus und Hof nicht der Ehemann
die Oberhand hat, sondern, dass die mütterliche Seite der Familie bei allen sozialen Abläufen innerhalb
dieser, sei es die Wahl des Wohnsitzes oder die Erbfolge der Kinder, im Vordergrund steht. So wird die
Erziehung der Kinder zum Beispiel von dem ältesten Bruder der Ehefrau übernommen und dieser besitzt
mehr Rechte über sie als selbst ihr leibeigener Vater. Für diese Art der malawischen Sozialstruktur gibt es
eine ungleich wichtige soziale Einheit, die unter dem Namen ,Mbumba’ bekannt ist. Sie wird
ausgezeichnet durch eine Gruppe von Schwestern einer Familie, die sich alle unter der Führerschaft des
ältesten Bruders zusammengefunden haben. Der Bruder sorgt für sie bis sie einen Ehemann haben und
leitet all ihre Angelegenheiten, wie die Bestimmung der Hochzeit oder eben die Erziehung der Kinder.
Doch in diesem Zusammenhang ist auch wichtig zu nennen, dass nur wegen der Matrilinearität der
Stammesverfassung nicht die Hausgebundenheit der Frau verändert wird. Sie gilt trotzdem immer noch
als der „Motor“ des Haushalts und ist darin auch völlig selbständig, sodass die Männer, im Grunde
genommen, zu Hause entbehrlich sind.2
Im Folgenden werden nun die drei wichtigsten Stämme mit ihren Eigenschaften und Besonderheiten
genannt.
Chewa
Die Chewa bilden mit etwa 30% die größte Volksgruppe in Malawi. Sie leben überwiegend im Süden und
im zentral gelegenen Bereich des Landes und ihr im 17. Jahrhundert gegründetes Reich ,Maravi’ galt als
sehr mächtig und ist der Grund weshalb man dem Staat später den Namen Malawi gab.
Die Chewa sind sehr selbstbewusste und stolze Menschen, dessen Vorfahren schon Geheimbünde
(Nyau) mit einer strengen Mitgliederschaft und sehr expressive Tänze, wie den Gule Wamkulu
entwickelten. Sie wohnen in kompakten und vielfach umzäunten Dörfern und betreiben vor allem rege
Landwirtschaft, dessen Ökonomie hauptsächlich auf der Landschaftsform der Brandrodung beruht. Ihre
Erträge an Feldfrüchten zentralisieren sich um den Anbau von Mais und Sorghurhirse und ausreichend
tierische Nahrung bekommen sie durch gelegentliches Jagen und Fischen, letzteres ist besonders
verstärkt in den Siedlungen der Chewa südlich von Dwangwa, welche direkt am See gelegen sind.
In der Vergangenheit ist die Sklaverei ein universelles Merkmal gewesen, doch heute blickt man auf
diesen Abschnitt der Chewagesellschaft nur noch kritisch herab. Was aber bis heute geblieben ist, ist die
matrilineare Orientierung, die immer noch über die Abstammung, das Erbe und die Nachfolgschaft der
Chewa bestimmt, die auch die Polygamie als ein übliches Element der Familiengemeinschaft betreiben.
1
2
Ilona Hupe 1997, S. 44
Hülsbömer/Belker 1995, S. 50
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Jeder Siedlung ist als Oberhaupt ein erblich festgelegter Mann auserkoren, der zusammen mit einem
Beratungsgemeinderat, besetzt mit den ältesten Männern des Dorfes, die regierende Kraft ausmacht.
Yao
Die Yao sind eine Volksgruppe, die nach ihrer Einwanderung in Malawi ihre Siedlungen am Südufer des
Malawisees erstellten. Bis zum 18. Jahrhundert waren sie bekannt als rege Händler zwischen den
einheimischen Stämmen und den Arabern an der Ostküste (siehe 3.1 Die Geschichte Malawis – Vom
Königreich zum Missionarsstaat). Sie sind vorwiegend landwirtschaftlich betätigte Leute, die Brandrodung
benutzen zur Kultivierung ihrer Grundnahrungsmittel: Mais und Sorghurhirse. Das Anbauen von Tabak
ermöglicht den Yao ihre Einnahmen, durch dessen guten Verkauf, zu steigern. Ihre Proteine beschaffen
sie sich in Form von Fisch, welchen sie in ihren Gebieten in der Nähe von Seen und großen Flüssen leicht
besorgen können.
Die Mitglieder dieser Volksgruppe wohnen zusammen in kompakten Dörfern mit etwa 75 bis 100
Personen, die unter einem traditionellen Oberhaupt leben. Diese Position des Oberhauptes wird, wie auch
die des Häuptlings, matriarchalisch weiter vererbt, wobei die Stellung meist an den erstgeborenen Sohn
der ältesten Schwester weiter gereicht wird. Nach der Heirat verlässt der Mann, gemäß der Matrilinearität,
sein Dorf, um in das der Ehefrau einzuziehen. Somit bestehen die Dörfer der Yao aus Frauen, die alle
durch die gleiche weibliche Linie verwandt sind, und deren Ehemänner.
Das soziale Leben beinhaltet auch als wichtiges Ereignis die jährlichen Initiationsriten mit der
Beschneidung der Jungen. Traditionell wurden solche Riten sehr nah in Zusammenhang mit der Anbetung
der Ahnengeister gebracht, doch durch den arabischen Kontakt, während der Zeiten des betriebsamen
Handels, ließen sich viele Yaos zum Islam bekehren und daher beinhalten ihre Rituale nur noch
islamische Grundzüge.
Ngonde (oder Nkonde)
Der Volksstamm der Ngonde, oder auch als Nkonde bezeichnet, ist im Gegensatz zu den obengenannten
Gruppen patriarchalisch orientiert. Bei der Ngonde wird die Polygamie heute noch traditionell
weitergeführt, wobei ein erheblicher Brautpreis für die Heirat der Tochter nicht nur üblich, sondern auch
erwartet wird. Der Betreib von Viehzucht, vor allem dem Rind, nimmt eine ausgedehnte Stellung in der
regionalen Ökonomie ein, wobei hier die Männer ausschließlich für die Pflege und Versorgung der Tiere
zuständig sind. Beide Geschlechter beteiligen sich gleichermaßen an der Feldarbeit. Hierbei werden
hauptsächlich Kochbananen angebaut, die zusammen mit Mais, Hirse, Bohnen und etwas Milch das
Grundgericht der Ngonde darstellen. Zusätzlich werden noch Reis und Kaffee angepflanzt, die inzwischen
zu den Hauptverkaufsprodukten des Stammes zählen.
Die Ngonde leben nach traditioneller Art in ungewöhnlichen Dörfern, die nach dem Alter der Einwohner
zusammengestellt sind. So verweilen die Jungs bis zu ihrem 11-13ten Lebensjahr im Dorf ihrer Geburt
und verlassen dann mit den anderen gleichaltrigen Jungs ihres Bezirkes das Elternhaus. Sie gründen
daraufhin zusammen ihre eigene Gemeinschaft. Später, nachdem sie geheiratet haben, werden ihre
24
Ehefrauen mit in das neue Dorf genommen. Diese Form der Siedlungsbildung führt dazu, dass immer
wieder Orte entstehen, aber auch dazu, dass ein Dorf zu Grunde geht, sobald die Gründer an
Altersschwäche sterben.
Jede Gemeinschaft dieses Volksstammes besitzt ein Oberhaupt, welches von dem obersten Häuptling
des Bezirkes auserwählt wurde. Bei der Vererbung des Gebietes gibt es bei den Ngonde eine bestimmte
Vorgehensweise, nach der sich die Häuptlinge richten. Dabei bekommen alle erstgeborenen Söhne seiner
„Hauptfrauen“ die gleiche Fläche an Land zu geteilt. Die Antretung der Nachfolge erfolgt, wenn die Söhne
ein Alter von 35 erreicht haben und mit einer großen Feier wird der alte Häuptling pensioniert. Dieser
weist zuletzt noch definitive Wege durch das Land zu jeden der Nachfolger, die zu den neuerrichteten
Dörfer führen.
3.4.1.2 Sprachen
In Malawi gibt es über einem Dutzend unterschiedlicher Sprachen, wobei alle Versionen der
Bantusprache sind, welches auf die Zerspaltung dieses großen Stammes zurück zu führen ist. Die am
häufigsten gesprochene Mundart, Chichewa, ist die Sprache der Chewa. Das Präfix „Chi“ bedeutet
Sprache. Da zwei weitere kleinere Stämme, die der Nyanja und der Ngoni, eine ähnliche Mundart oder die
der Chewa übernommen haben, wurde Chichewa zur Nationalsprache erhoben. Weitere Muttersprachen
sind Chilimbe, Chitambuka, und Chiyao. Sie werden jeweils von 10-15% der Bevölkerung gesprochen.
Als letztes findet man im Norden Malawis eine Art des ostafrikanischen Swahili und zusätzlich dazu haben
manche Kleinstämme ihre eigenen Sprachen entwickelt.
Es wird als respektvoll und doch zugleich als sehr komisch von den Bewohnern angesehen, wenn ein
Mzungu (das Präfix „M“ bedeutet Menschenklasse, während „zungu“ weiß ausdrückt) einige Worte auf
Chichewa herausbringen kann. Die Aussprache der einzelnen Buchstaben richtet sich teilweise am
Englischen, welches die offizielle Verwaltungssprache ist und von der Bevölkerung als Chiengelesi
bezeichnet wird. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. So können die meisten der Malawier kein „r“
aussprechen und benutzen statt dessen ein „l“. Diese Besonderheit ist ähnlich bei den Buchstaben „e“
und „i“, ebenso bei „v“, „b“ und „w“. Die Wörter „Malawi“ und „Marave“ sind daher zwei unterschiedliche
Schreibweisen für dasselbe Wort.
3.4.2 Religion
Zwei Drittel der Einwohner Malawis gehören dem Christentum an. Dies ist auf die Einflüsse während der
Kolonialzeit zurück zu verfolgen, als im 19. Jahrhundert etliche protestantische Kirchen von
umherziehenden Missionaren gegründet wurden. Etwa 16% der Bevölkerung sind Moslems, wobei ihre
Anhänger vor allem im Norden zu finden sind, da in der Vergangenheit arabische Händler dort regierten
(siehe 3.3.1.1 – Yao). Naturreligionen sind jedoch mit 19% immer noch relativ stark vertreten, da viele
Christen ihren Glauben noch zusätzlich mit der traditionellen Naturreligion verbinden. Auffällig ist, dass die
25
Tendenz der Anhänger des Christentums weitläufig fällt und statt dessen der Islam sich stärker
auszubreiten scheint. Grund dafür ist der weniger bedeutende europäische Einfluss, der ersetzt wurde
von der Einwirkung aus dem Nahen Osten.
3.4.3 Traditionelle Medizin
Als traditionell wichtigste Religion werden bei dem Glaube an Naturgötter Gesundheit, Krankheiten, Glück
oder Pech nicht als zufällige Ereignisse gesehen. Stattdessen folgen sie aus den Taten der einzelnen
Menschen und den Geistern der Vorfahren. Aus dieser Sitte heraus vertrauen die Bewohner der
ländlichen Gemeinden auf die spirituellen und praktischen Fertigkeiten der traditionellen Heilkundigen,
dessen Wissen über Pflanzenarten und deren Benutzung und Rarität unmessbar ist. Sogar in den Städten
vertrauen viele, zusätzlich zur modernen Medizin, auf die Fähigkeiten der Naturärzte. Das Sammeln von
Pflanzen für medizinische Zwecke ist auf diese Heiler und deren „Lehrlinge“ in dem Sinne beschränkt,
dass sie durch spirituelles Rufen, Rituale und religiöse Kontrollen nur die besten und von ihnen gesuchten
Pflanzen sich beschaffen können.1 Neben den verschiedenen Pflanzenteilen werden ebenfalls
Schildkrötenpanzer, Schlangenhäute und Raupen benutzt. Das Wissen über die Wirkung der einzelnen
Naturprodukte und über die richtige Zusammensetzung und Zubereitung eines Arzneis wird von
Generation zu Generation weiter gegeben. Dies trägt zusätzlich zu einem größeren Vertrauen der
ländlichen Bevölkerung in die Heilkundigen bei, da diese sehr integriert sind in der dörflichen
Gemeinschaft und ein großes Feingefühl für die Denkweise ihrer Patienten besitzen. 1
Eine Studie von 1987 zeigte wie groß die Spanne zwischen der „alten“ und „neuen“ Medizin wirklich ist:
So gab es in diesem Jahr 17.000 Heilkundige in Malawi, aber nur 35 medizinische Ärzte (vergleiche
www.rbgkew.org.uk/peopleplants/pdf/wp1e.pdf: Medical plant use in Afrika). Um die Bevölkerung zu
einem Wechsel von den traditionellen Heilern zu modernen Ärzten zu bewegen, müsste sowohl ein sozialökonomischer, als auch kultureller Wandel stattfinden, wobei der Zugang zu besserer Bildung an
vorderster Stelle steht. Dieser Weg zu westlicher Biomedizin, angemessener Bildung und Arbeitschancen
erfordert jedoch ökonomisches Wachstum, welches unter anderen afrikanischen Staaten Malawi nicht
aufweisen kann.
Dazu kommt, dass die staatlichen Ausgaben für essentielle pharmazeutische Medikamente in den Jahren
1985 bis ’89 um 75% gefallen sind, jedoch zur gleichen Zeit die Population pro Jahr um 3% stieg
(vergleiche www.rbgkew.org.uk/peopleplants/pdf/wp1e.pdf: Medical plant use in Afrika). Daraus folgen
steigende Schwierigkeiten, um eine angemessene Bereitstellung von westlichen Gesundheitsleistungen
zu gewährleisten. Gerade aus diesem Grund ist es wichtig die traditionellen Heilkundigen in dem
nationalen Gesundheitswesen zu involvieren. Durch das Antrainieren und die Auswertung von effektiven
Mitteln werden die „Medizinmänner / -frauen“ in einigen Methoden der modernen Medizin geschult, da die
Heiler bei der meist ländlichen Bevölkerung die größte und einflussreichste Gruppe im einfachen
1
Ilona Hupe 1997, S. 65
26
Gesundheitswesen ausmachen. Zusätzlich dazu ist eine Zusammenarbeit anders herum ebenso von
Nutzen: Das Wissen der Heilkundigen über medizinisch nutzbare Pflanzen bringt auch einen Fortschritt
für die westliche Medizin mit sich. So gibt es etliche Parallelen zwischen der modernen Medizin und den
früher von der westlichen Welt als primitiv bezeichneten Medizinmännern /-frauen. Gleiche Naturextrakte,
die auch von den Heilkundigen verwendet werden, werden inzwischen in Laboratorien analysiert und ein
Großteil der westlichen Medikamente bauen auf Wildpflanzen oder tierische Erzeugnisse, bzw. aus den
Erkenntnissen, die aus deren Untersuchung stammen. Dieser beiderseitige Vorteil wurde mittlerweile
auch schon erkannt und so werden die traditionellen Heilmethoden heute staatlich gefordert. Die
Heilpraktiker in Malawi, in der Landessprache Sin’ganga genannt, werden inzwischen durch die „Society
of Traditional Herbalists“ vertreten und müssen eine vom Land erhaltene Lizenz ständig bei sich tragen.
Da die Heiler jedoch nur „einfache“ Beschwerden, wie Kopfschmerzen, Infektionen, Fieber und
Schlangenbisse behandeln können, sind sie nicht dazu geeignet Hospitäler und Krankenhäuser zu
ersetzen. Sie leisten dennoch mit ihrer psychomedizinischen Grundversorgung in den Dörfern für einen
bedeutsamen ersten Beitrag vor Ort.1
4. Malariabekämpfung in Malawi
4.1 Strategien
4.1.1 Trockenlegung von Sümpfen
In den einheimischen Gebieten Malawis wird versucht mit Hilfe einer aktiven Bekämpfung der
Anophelesfliegen die Krankheit einzudämmen. Dabei muss gegen die Entwicklungsstadien als auch
gegen adulte Anophelen vorgegangen werden. Die Eindämmung der Malaria wird durch Trockenlegung
von Sümpfen, Brutplatzsanierung mit Drainagen, Verstärkung der Wasserströmung etc. erreicht. Hierbei
können gute Ergebnisse nachgewiesen werden. Auch die Ölfilmbehandlung der Wasseroberfläche, die
Anwendung von Larviziden sowie biologische Dezimierung durch Larvenfressende Fische werden in
bestimmten Gebieten erfolgreich eingesetzt. Die erste Wahl einer Bekämpfungsstrategie ist die
Verringerung von Brutstätten welche in vielen Regionen der Welt zum Erfolg führte. Weiterhin gibt es eine
ganze Reihe von Interventionen die von Einzelpersonen durchgeführt werden können. Die Entwicklung
der Larven kann dadurch eingeschränkt werden, in dem diese mechanisch an der Atmung gehindert
werden. Das Aufbringen einer Ölschicht auf die Wasseroberfläche, welches eine nicht gerade
umweltfreundliche Methode ist dient zur Vernichtung der Anopheleslarven. Eine andere Möglichkeit
besteht darin, dass kleine Polyesterkugeln auf die Wasseroberfläche gebracht werden. Sie verhindern den
Anaphelesweibchen die Eiablage.
1
Ilona Hupe 1997, S. 65
27
4.1.2 Chem. Mückenbekämpfung und Repellents
DEET gilt weltweit als chemisches Insektenabwehrmittel mit einem breiten Wirkspektrum und einer langen
gleichmäßigen Wirkdauer. Repellents sind Substanzen, die auf die Haut aufgetragen werden und somit
vor Mückenstichen schützen. Mittlerweile gibt es schon mehrere neue Wirkstoffe, die eine gute Wirkung
auf die Reduzierung von Mückenstichen, wie die bisherigen DEET- Repellentien, haben. Produkte wie
Citronella oder Eukalyptusöl, haben zwar eine abschreckende Wirkung auf Stechmücken, bieten aber nur
einen Schutz von geringer Dauer. Die auf dem Markt vertriebenen Mückenschutzmittel zeigen große
Unterschiede in der Wirkungsdauer. Die Verwendung von Mückenschutzmitteln ist meist zu teuer und
zeitaufwendig, da für eine gute Schutzwirkung sämtliche Körperstellen eingerieben oder eingesprüht
werden müssen. DEET reizt zudem Schleimhäute und greift Kunststoffe an, eine Unbedenklichkeit ist
noch nicht nachgewiesen, weshalb es bei Kindern und in der Schwangerschaft möglichst nicht
angewendet werden sollte.
4.1.3 Moskitonetze
Die Wirksamkeit der Moskitonetze besteht darin das die Mücken ihre schlafenden Opfer nicht erreichen
können und bei einer Berührung mit einem behandeltem Moskitonetz absterben. Hierbei gibt es
verschiedene Modelle, Materialen und Lochgrößen. Dabei ist wichtig, dass man beachtet wohin man fährt
und welcher Schutz benötigt wird, denn Moskitonetze schützen nicht nur vor Stechmücken sondern auch
vor anderen Insekten. Bei der Anwendung eines Moskitonetzes ist es wichtig das man bestimmte Dinge
beachtet, denn sonst verlieren sie ihre schützende Wirkung. Man sollte also beim Kauf darauf achten, das
das Netz so groß ist das es das ganze Bett umhüllt, man Bewegungsfreiheit hat und dabei den Menschen
nicht berührt, da sonst die Gefahr besteht das Insekten an Stellen saugen die durch das Berühren
ungeschützt sind. Man sollte also lieber immer die größere Variante kaufen Weiterhin sollte es nicht zu
kurz sein und man sollte es unter der Matratze befestigen oder einschlagen, so dass keine Insekten
herein kommen. Auch zu beachten ist die Aufhängung des Netzes, denn ist nützt einem nichts, wenn man
ein Netz hat, dieses aber nicht aufhängen kann. Bei einem längeren Aufenthalt sollte das Netzt zudem mit
Pyrethroiden eingesprüht werden, da dies den Schutz erhöht. Außerdem kann ein Netz auch gewaschen
werden. Imprägnierte Netze tolerieren Löcher und kleine Risse eher, es ist also sehr zu empfehlen. Es
tötet somit die Insekten ab, ist aber für den Menschen ungefährlich. Es ist aber davon abzuraten Netze zu
benutzen, die einem Baldachin ähneln und offen sind, denn diese bieten keinen Schutz auch wenn sie zu
gemacht werden. Moskitonetze haben also den größten Schutzfaktor und sind immer zu empfehlen, da
sie auch nicht zu teuer sind .Die Vorteile eines Moskitonetzes liegen also darin das sie nicht sehr teuer,
nicht sehr schwer sind, ihre Anwendung sehr einfach ist und sie nicht nur vor Moskitos schützen sondern
auch vor anderen kleinen Tieren wie Flöhen, Läusen, Bettwanzen und Küchenschaben beispielsweise.
4.1.4 Prophylaxe
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Zur Vorbeugung der Erkrankung Malaria gibt es zwei Möglichkeiten: die Chemoprophylaxe und das
Vermeiden von Insektenstichen durch infektiöse Mücken.
Die Chemoprophylaxe erhöht zwar die Sicherheit nicht an Malaria zu erkranken, bietet aber keinen
absoluten Schutz vor der Erkrankung. Die Anwendung der Chemoprophylaxe sollte mindestens eine
Woche vor der Einreise und 4 Wochen nach der Rückkehr aus dem malariagefährdeten Gebiet erfolgen.
Weiterhin sollten sich Malawireisende vom Arzt über erforderliche Vorsorgemaßnahmen für das jeweilige
Gebiet beraten lassen und informieren. Das am verträglichsten geeignete Malariamittel Chloroquin ist in
geringer Dosis auch für Schwangere und Kinder geeignet. Andere Medikamente besitzen starke
Nebenwirkungen. Durch die Einnahme der verschiedenen Malariamedikamente kann zwar nicht die
Infektion verhindert werden, aber die erythrozytäre Entwicklungsphase. Vor jedem Reiseantritt in
entsprechende Länder empfiehlt es sich Informationen über den Stand der Vorbeugung zu treffen, um
eine bestmögliche Prophylaxe zu gewährleisten, da sich die Resistenz der Erreger schnell verändern
kann. Für die Malariaprophylaxe und die Malariabehandlung werden die gleichen Medikamente genutzt,
nur die Dosierung ist anders.
Die zweite Maßnahme ist die Vermeidung von Insektenstichen. Dies kann man mit dadurch realisieren
indem man Mückenschutzgitter an Fenster und Türen anbringt, unter mit Insektiziden imprägnierten
Mückennetzen schläft, Mückenabwehrmittel auf die Haut aufträgt ebenso wie man hautverdeckende, helle
Kleidung bevorzugen sollte ,da sonst die Gefahr der Mückenstiche erhöht wird. Auch sollte man nach
Sonnenuntergang das Haus nicht verlassen, da die Mückenweibchen meist nur in der Nacht stechen.
4.2. Weltweite Initiativen zur Malariabekämpfung
4.2.1. WHO: „Roll Back Malaria“
Die WHO ( Weltgesundheitsorganisation ) wurde am 7.4.1948 in Genf gegründet. Es ist eine
Internationale Organisation, der über 191 Mitgliedstaaten angehören, zu welchem auch Deutschland
gehört. Die Aufgaben dieser Organisation sind es, die Regierungen der Mitgliedstaaten beim Aufbau des
öffentlichen Gesundheits- und Fürsorgedienstes zu unterstützen, Seuchen und Infektionen die weltweit
verbreitet sind zu bekämpfen und auszurotten, medizinische Ausbildungen und wissenschaftliche
Forschung auf den Gebieten der Medizin, Hygiene und des öffentlichen Gesundheitswesen zu fördern
und unterstützten, und somit eine einheitliche Norm für Medikamente und Versorgung aufzustellen.
Diese Organisation, sowie die UNICEF, die Weltbank und das Entwicklungsprogramm der Vereinten
Nationen ( UNDP ) gründeten 1998 eine globale Initiative Namens „Roll Back Malaria“. Das Ziel dieser
Initiative ist es bis 2010 die Anzahl an Malariaerkrankungen zu halbieren. Dieses Programm hilft den
Ländern also eine Strategie zu entwickeln um dies zu bewältigen. Hierbei werden auch Bildung, Umwelt
und die Landwirtschaft mit einbezogen um dies zu verbessern. „ Roll Back Malaria“ stützt sich auf 4
verschiedene Aktionen: das ein schneller Zugriff für eine wirksame Behandlung möglich ist, es
29
insektizidbehandelte Moskitonetze gibt, eine Versorgung für schwangere Frauen stattfindet und das
Malariaepidemien bekämpft werden bzw. es ein Notfallfallkonzept gibt oder dieses entwickelt wird. Bei der
schnellen Behandlung versucht „ Roll Back Malaria“ die Staaten so zu unterstützen dass die Hilfe nicht
nur in öffentlichen Bereichen ankommt, sondern auch vor Ort in kleinen Dörfern etc. Auch ist es dieser
Organisation wichtig, das dass Leben der Kinder somit erhalten werden kann. Denn ein Kind kann 24 h
nach dem sich die Symptome zeigen sterben und hier versucht die Organisation einzugreifen. Bei den
Moskitonetzen, welche nicht sehr teuer sind, sich die Einheimischen allerdings bei ihrem niedrigen Lohn
nicht leisten können, ist es wichtig dass diese ausgewechselt werden. Durch dieses Auswechseln kann
eine sinkende Kindersterblichkeitsrate verzeichnet werden. Und dies hat auch positive Ergebnisse für
Schwangere, denn hier liegt das Potential dann niedriger und durch Einnahme von Medikamenten kann
das Geburtsgewicht gesteigert werden. Das Notfallkonzept hingegen muss auf die jeweilige Regionen
angepasst werden, wobei eine Berücksichtigung der jeweiligen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt
werden muss. Dieses Initiative sowie die WHO wird von den Beiträgen der Mitgliedstaaten finanziert.
4.2.2 Bill-Gates-Stiftung
Diese Stiftung wurde im Januar 2000 von Bill und Melinda Gates gegründet. Er hat sich bereits vorher für
arme Länder eingesetzt und spendete Geld, doch erst 2000 verwirklichte er diese Aktionen einer Stiftung.
Bill Gates hat seiner Foundation bereits 5.5 Million Euro gespendet und macht somit großen
Organisationen wie der UNICEF oder der „ Roll Back Malaria“ Konkurrenz, was nicht gerne gesehen wird.
Das Ziel was sie verfolgen ist, „ Dritte Welt“ Ländern zu helfen, Tests zu entwickeln sowie Impfungen zu
verstärken, was sie auch mit dem Geld dieser Organisation durchsetzten. Bill Gates wird somit hoch
angesehen und fungiert als Vorbild. Er versucht weiter zu spenden und sich für die Menschen
einzusetzen.
4.2.3 UNICEF
UNICEF ist die Abkürzung für United Nations International Children's Emergency, welches das
Kinderhilfswerk der Vereinigten Staaten ist. Es wurde 1946 für Kinder gegründet, die vom 2. Weltkrieg
betroffen waren und nichts mehr hatten. 1953 gibt es eine Umbenennung in United Nations Children's
Fund und wird zur ständigen UN-Organisation erklärt, welche sich nun um Kinder aus
Entwicklungsländern kümmerte. Die Aufgaben der Organisationen sahen so aus, dass sie sich vor allem
um medizinische Maßnahmen, Ernährungsberatungen, Nahrungsversorgung, Gesundheitsprophylaxe,
Bildung und Familienplanung für Kinder und Frauen kümmern. Dafür bekam UNICEF auch 1965 den
Friedensnobelpreis. Der Hauptsitz ist in New York und finanziert sich durch Spenden. Doch auch in
Deutschland gibt es einen Abzweig dieser Stiftung der 1966 gegründet wurde, UNICEF ist also weltweit
vertreten.
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4.2.4 Deutsche Vereine
Neben den aufgeführten großen Organisationen gibt es auch in Deutschland kleinere Vereine, die sich um
eine Malariabekämpfung speziell in Malawi bemühen. Beispiele dafür sind der Verein Malawi e.V., das
Zomba-Hospital sowie Ärzte ohne Grenzen. Sie versuchen dem Land durch Spenden und
Spendenaufrufe zu helfen, aber auch selbst dort arbeiten und dies teilweise mit geringer Bezahlung bzw.
ehrenamtlich, um den Menschen dort helfen zu können. So bauen sie beispielsweise Krankenhäuser und
Schulen mit auf, oder stellen ihre Einsatzkraft dort zur Verfügung.
5. Zusammenfassung: Interview mit Herrn Olaf Bach
Fragebogen:
1. In welchem Lebensjahr erkrankten sie an Malaria? 36+37
2. Wo infizierten sie sich? Malawi, wahrscheinlich im Krankenhaus bei Nacht.
3. Aus welchem Grund erkrankten sie? Keine medikamentöse Prophylaxe und Exposition.
4. Haben sie, vor dem Aufenthalt in Malawi, Prävention vor Malaria betrieben?(bitte um
Begründung)
Ich habe, wie das wohl empfohlen wird, 2 Wochen vor Abreise mit Lariam° begonnen, dann aber
nach 3 Monaten wegen Angst vor Nebenwirkungen aufgehört einzunehmen.
5. Welche Art der Malaria hatten Sie? Malaria tropica (Falciparum)
6. Mit welchen Erst- und Folgesymptomen hatten sie zu kämpfen?
Fieber, Abgeschlagenheit, extreme Schwäche, Schweißausbrüche, unangenehme Fieberträume,
akustische Halluzinationen (Habe immer das Telefon klingeln gehört, was gar nicht gestimmt hat)
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7. Haben Sie jemals daran gedacht das Sie an Malaria sterben könnten? Nein
8. Wie erfolgte die Erst- und Weiterbehandlung?
Erst wurde über 1 Woche lang die Diagnose verkannt, nicht zuletzt von mir selbst. Die Ausstriche
waren negativ, aber das ist bei Weißen keine Seltenheit. Dann hat mich ein alter Missionsarzt mit
Chinin behandelt, weil ich nun schon ungefähr 10 Tage Fieber hatte aber keinen Anstieg der
weißen Blutkörperchen (Was für eine bakterielle oder virale Infektion gesprochen hätte) oder
irgendwelche andere klinischen Symptome die zu einer bakteriellen oder viralen Infektion gepasst
hätten. Bereits nach Stunden später ging es deutlich besser. Der Erfolg gab ihm also Recht.
9. Sind Sie heute noch von gesundheitlichen Folgeerscheinungen betroffen?
nein (Malaria Tropica hinterlässt keine Folgeschäden)
10. Hat sich durch die Erkrankung ihre Lebenseinstellung verändert?
Nein, aber ich weiß jetzt was Menschen in Malariagebieten durchmachen.
11. Wie reagierte das Umfeld auf ihre Erkrankung?
Die Freunde, die auch ärztliche Kollegen waren, waren zunächst damit beschäftigt, die richtige
Diagnose zu finden und diskutierten darüber viel, wurden als Freunde aber immer besorgter, als
es nach einer Woche noch immer nicht bergauf ging. Nicht medizinische weiße Freunde waren
ziemlich besorgt, mein Koch hat sich rührend um mich gekümmert, aber war recht cool. Er hatte
halt Erfahrung mit Malaria.
12. Welche Ratschläge Würden sie Malawireisenden geben?
Unbedingt medikamentöse Prophylaxe, bei Aufenthalten länger als 3 Monate stand-by prophylaxe
(=ständiges Bereithaben eines in der jeweiligen Region sicher wirksamen Antimalariamittels und
sein sofortiger Einsatz beim Auftreten von Krankheitszeichen.
13. Wie würden Sie die Situation der Erkrankung Malaria im heutigen Malawi beurteilen?
Das Land und besonders seine Kinder leiden erheblich unter Malaria. Es ist wissenschaftlich
erwiesen (Artikel allerdings in English habe ich in der Klinik), dass es einen Teufelskreis von
Armut und Malaria gibt. Wer arm ist, also kein gutes Haus mit Moskitogaze an den Fenstern und
Netzen über den Betten bewohnt oder in Massenunterkünften leben muss hat ein höheres Risiko,
an Malaria zu erkranken. Wer dazu schlecht ernährt ist und/oder ein schwaches Immunsystem
hat, erkrankt leichter und schwerer. Wer vor allem als Kind oft oder schwer Malaria hatte, wird in
seiner geistigen und körperlichen Entwicklung behindert und kann u.U. weniger verdienen. Dieser
Teufelskreis gilt auch auf nationalökonomischer Ebene: Malaria macht große volkswirtschaftliche
Schäden und behindert die Entwicklung von Ländern, andererseits kommt Malaria nur in armen
32
Ländern vor. Tropische Länder wie Zum Beispiel Singapur, dass ja fast auf dem Äquator liegt,
haben die Malaria ausgerottet. Es ist ja eigentlich ganz einfach: Es gibt kein Tier das an für den
menschengefährlicher Malaria erkranken kann. Wenn man also alle Menschen, die an Malaria
erkranken, in einer Stadt oder einem Land sofort wirksam behandelt, finden die Moskitos keine
malaria-positives blut zum saugen und können keinen weiteren Menschen infizieren. Die Seuche
läuft sich tot.
14. welchen Einfluss haben Hilfsorganisationen ihrer Meinung nach?
Hilfsorganisationen alleine können das Problem nicht lösen. Die Lösung ist, dass sich die Länder
entwickeln und das Gesundheitswesen und die Lebensbedingungen verbessern, dann löst sich
das Problem fast von allein. Dazu gehört nicht nur rechtzeitige Behandlung aller Erkrankten,
ordentliche Wohnungen, etc sondern auch Maßnahmen, wie Kanalisation und Sanierung von
Sümpfen und offenen Gewässern.
Einige Hilfsorganisationen setzen auf die Entwicklung von Impfungen, z.B. die Linda-und-BillGates-Stiftung. Die beiden haben schon über eine Milliarde $ dafür gespendet. Einen
Anfangserfolg gibt es nun. Selbst im günstigsten Falle sind noch mindestens 5 Jahre Forschung
nötig, bevor der Impfstoff massenweise eingesetzt werden kann. Selbst für diese Forschung gibt
es noch nicht genug Mittel. Der Impfstoff würde 10-20 US$ pro Injektion kosten. Du kennst sicher
die Zahlen Über die Häufigkeit von Malaria und kannst Dir die Kosten ausrechen. Wer soll für alle
von Malaria bedrohten Neugeborenen die Impfungen bezahlen und wer soll die Ärzte und
Schwestern bezahlen, die die Impfungen verabreichen. – Allerdings: das Budget der US + UKTruppen im Irak von 1-2Tagen würde wahrscheinlich für ein Jahr reichen, Kannst es ja mal
nachrechnen, Die Zahlen findest Du alle im Internet.
15. Denken Sie dass mehr Aufklärung weltweit betrieben werden müsste?
Aufklärung ist auch wichtig, aber nur wenn die Leute die materiellen Möglichkeiten haben, sich zu
schützen, wenn sie sich z.B. Moskitonetze leisten könnten oder Behandlung angeboten wird und
es nur darum geht, dass die Leute rechtzeitig kommen und zum Beispiel nicht stattdessen zum
Medizinmann gehen. In Malawi gab es ein amerikanisches Programm (war noch unter Clinton!),
dass Werbefachleute angestellt hat, um Marketing für Moskitonetze zu betreiben und so viele wie
möglich zu verkaufen. Gleichzeitig waren die Preise extrem subventioniert, so dass sich eigentlich
fast jeder hätte eins leisten können. Das war sehr wirksam und ein guter Ansatz, viel besser, als
den Leuten z.B. Netze zu schenken. Für Reisende ausreichend Ländern, die ja alle Möglichkeiten
sich zu schützen, ist Aufklärung sehr wichtig, denn der einzige Grund, warum so jemand an
Malaria erkranken kann ist Unwissenheit oder Nachlässigkeit.
Diese Aussagen sollten nochmals als eine Zusammenfassung dieser Arbeit dienen, die Malaria
als eine Krankheit darstellen soll, welche das Leben vieler Menschen in Malawi beeinflusst. Ihr
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Alltag wird bestimmt und ausgerichtet von dieser Infektionskrankheit, die nicht nur eine
Entwicklung erstarren lässt und die Bevölkerung durch langzeitig bleibende Schäden
kennzeichnet, sondern täglich aufs Neue weitere Opfer fordert. Um diese Krankheit bekämpfen zu
können gibt es verschiedene Strategien, die sowohl ausgehend von Einzelpersonen, als auch von
großen internationalen Organisationen durchgeführt werden können. Für die Zukunft ist es also
wichtig, dass dieses Zusammenarbeiten weiter erhalten bleibt und ein breiteres Spektrum an
Strategien verfolgt werden muss, um den best möglichen Erfolg zu erzielen. Nur somit kann den
Menschen in Malawi, ebenso wie in anderen durch Malaria geschwächten Ländern, eine zweite
Chance gewährleistet werden. Es ist genauso wichtig, dass die Forschung ihre Bestrebungen
auch in den nächsten Jahren nicht aufgibt, sodass als großes Ziel ein Impfstoff gefunden wird
werden kann, dessen Wirkung diese Krankheit restlos bekämpft, für alle Menschen und noch
dazu nicht zu teuer ist. Es muss eine Verständigung zwischen den Industrienationen dieser Erde
zu Stande kommen, dessen medizinisches Ziel es nicht nur sein soll, nur die Krankheiten in ihren
Ländern zu bekämpfen, sondern über ihre Grenzen hinaus zu blicken. Sie allein haben die Gelder
und Mittel, um den Ländern der dritten Welt unter die Arme zu greifen und so weit entfernt diese
Krankheiten auch sein mögen, durch die rege Globalisierung und eine Veränderung der
klimatischen Bedingungen können solche Gefahren schon näher sein als wir glauben. Ein
Zusammenarbeiten in der Forschung würde uns schon einige Schritte weiter ans Ziel heran
führen, sowie das Helfen vor Ort durch ausgebildete Kräfte aus den Industrienationen und
großzügige Spenden aus aller Welt. Viele Menschen setzten sich bereits für solche Aktionen ein
und letzten Endes bedeutet dies auf eine Vereinigung, die uns als eine Welt näher zusammen
bringt.
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