STAB - timebandits

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präsentiert:
eine Produktion der unafilm
DIE GROSSE DEPRESSION
Eine Komödie zur Lage der Nation
Eine Dokumentation von Konstantin Faigle
Koproduktion: ZDF/ Das Kleine Fernsehspiel
Redaktion: Lucas Schmidt
gefördert mit Mitteln der Filmstiftung NRW
Presseheft
Kinostart: 01. September 2005
Infos und Fotos zum Download unter:
www.timebandits-films.de
Kontakt Verleih:
Timebandits Films GmbH
Stubenrauchstraße 2
14482 Potsdam
Tel: 0331-704450
email [email protected]
Pressebetreuung:
VIA BERLIN
Neue Schönhauser Strasse 16
10178 Berlin
Tel: 030 / 24 08 77 3, Fax: 030 / 24 08 77 47,
e-mail: [email protected], www.via-berlin.com
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STAB
Buch und Regie:
Co-Recherche:
Kamera:
Schnitt:
Szenenbild:
Kostüm:
Casting(Spielszenen):
Produktionsleitung:
Herstellungsleitung:
Redaktion:
Produzent:
Konstantin Faigle
Michael Pfizenmaier
Hajo Schomerus
Dora Vajda
Irina Kurtishvili
Marpa Schneider
Amparo Jardón Rodriguez
Dennis Eichstädt
Annette Schilling
Lucas Schmidt
Titus Kreyenberg
Mitwirkende:
Alice Schwarzer
Prof. Walter Jens
Prof. Dr. Florian Holsboer
Pater Anselm Grün
Hans und Josefine Faigle
Vera F. Birkenbihl
Prof. Dr. Ortwin Renn
Prof. Günter Jerouschek
die „Bild“
eine Produktion der unafilm
in Koproduktion mit dem ZDF/Das Kleine Fernsehspiel
gefördert mit Mitteln der Filmstiftung NRW
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KURZINHALT:
Sind wir Deutsche depressive Jammerlappen oder sind wir einfach nicht ganz
dicht?!
Der Filmemacher Konstantin Faigle konnte irgendwann einmal den ganzen
„Scheißdreck“ in Deutschland nicht mehr hören: das ständige Gejammere, der
Pessimismus und die Depression. Und da er dieses Land und seine Sprache liebt
und vor allen Dingen Vater wird, hat er beschlossen, mit einem Film der
Sache auf den Grund zu gehen: Warum sind die Deutschen so, wie sie sind?
Warum haben wir hier diese immense Lust am Jammern und an der
Schwarzmalerei? Und warum sehen wir das Glas immer halb leer? Konstantin
Faigle will einfach nicht, dass sein Kind in ein „kollektiv depressiv
verstimmtes Land” mit einem depressiv verstimmten Vater hineingeboren wird.
Selbst ein chronischer Hypochonder und laut Diagnose seines Arztes depressiv
verstimmt, begibt sich der Filmemacher auf eine ethnologische, historische,
soziologische und naturwissenschaftliche Reise kreuz und quer durch seine
Heimat. Auf dem Weg trifft er prominente Antidepressiva wie Vater Faigle,
Pater Anselm Grün, Ludwig II, Alice Schwarzer und Walter Jens.
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PRESSENOTIZ:
„Kaum jemand spricht so gerne schlecht über sich wie die Deutschen“, sagt Johannes Rau –
aber warum eigentlich? Konstantin Faigle, der für sein Debüt „Out of Edeka“ mit dem
Bayrischen Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet wurde, hält in seinem zweiten Kinofilm sich
selbst und seinen Landsleuten den Spiegel vor. Mit „Die große Depression“ betreibt er
satirische Ursachenforschung in Anlehnung an Michael Moore und begegnet auf seinem
Roadtrip durch das Land der Dichter und Denker und der Richter und Henker britischen
Touristinnen ebenso wie Ludwig II. Dabei sieht er sich mit jeder Menge
Klischeevorstellungen, aber auch erstaunlich viel Optimismus konfrontiert und beweist
einmal mehr, dass Selbstironie meist wirkungsvoller ist als Selbstkritik. Die freche und vor
allem sehr persönliche Doku-Komödie mit dem ernsten Hintergrund, für die Faigle auch Alice
Schwarzer oder Walter Jens vor die Kamera bekam, feierte ihre Premiere vor einem
begeisterten Publikum beim Filmfest München 2005.
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LANGINHALT:
Die „schwere deutsche Seele“ kennt Konstantin Faigle von sich selber nur allzu gut. Schon als
Knirps von vier Jahren kreisten seine Gedanken daheim im Schwabenländle um Sparbücher
und Rente, Jahre später gesellen sich eingebildete Allergien und Schwermutsattacken hinzu.
Typisch deutsch sollte man meinen. Schließlich jammern wir hierzulande nur allzu gerne, sei
es über Arbeitslosenzahlen, das schlechte Wetter oder die Leistung unserer
Fußballnationalmannschaft.
Aber möchte man in diesem deutschen Jammerland auch Kinder groß ziehen? Als der
Regisseur von der Schwangerschaft seiner Lebensgefährtin Amparo erfährt, kommen ihm
allmählich Zweifel. Liegt uns die Schwermut tatsächlich im Blut? Ist ganz Deutschland
dauerhaft in Depression verfallen? Und falls ja, wo liegen die Gründe für unsere schlechte
Stimmung? Im Kleinbus begeben sich Faigle und sein Team auf eine ungewöhnliche Reise
durch ihr Heimatland, um endlich Antworten – und hoffentlich auch ein wenig Abhilfe – zu
finden.
Liegt’s an den Genen? Professor Dr. Florian Holsboer vom Münchner Max-Planck-Institut für
Psychiatrie, der „Papst der Depression“, weiß Faigle zu berichten, dass es sich bei der
klinischen Depression tatsächlich um eine vererbbare Krankheit handelt, die dazu führt, dass
man irgendwann nur noch an die eigene schlechte Stimmung denken kann. Also könnte auch
unsere deutsche Depression genetisch bedingt sein. Wie gut haben es dagegen die Menschen
des indischen Staates Kerala. Dort leben angeblich die glücklichsten Menschen der Welt. Eine
klinische Untersuchung zwischen Faigle und einem Keralaner soll Aufschluss geben über das
„deutsche Depressions-Gen“. Da der Mensch aber weit über 100.000 Gene besitzt, würde es
bis zu einem Ergebnis Jahre dauern – zu lange für den Film. Ein wenig mehr deutschindische Ehen könnten jedoch das Erbgut kommender Generationen durchaus positiv
verändern.
Möglicherweise sind wir Deutschen aber auch einfach viel zu neidisch. In seinem
schwäbischen Heimatort Empfingen jedenfalls ist Faigle diesem Phänomen mehr als einmal
begegnet, und auch seine Eltern können ein Lied davon singen. Nach ihrem Auftritt im ersten
Kinofilm ihres Sohnes schlug ihnen zumindest allerlei Missgunst entgegen. Und beim
Werkstattbesitzer Georg Hellstern in einem der Nachbardörfer wird gar so mancher Porsche
untergestellt, den die Besitzer eher ungern vor der eigenen Garage präsentieren möchten.
Ganz anders sieht man dagegen die Lage in Tübingen, der Hochburg humanistischer Bildung.
Der Schriftsteller und Rhetoriker Prof. Walter Jens, der selbst an Depressionen litt, hält die
Krankheit jedenfalls für nicht ehrenrühriger als eine Blinddarmentzündung. Helfen allerdings,
so erzählt er dem Regisseur, tut vor allem eins: man muss den eigenen Zustand richtig
artikulieren, statt sich nur hinter der schlechten Stimmung zu verkrümeln.
In Stuttgart erkennt der Risikoforscher Prof. Dr. Ortwin Renn allerdings ein ganz anderes
Problem. Ob beim Waldsterben oder dem BSE-Skandal – die Deutschen neigen dazu, die
Proportionen im Krisenfall nicht mehr zu sehen und vor lauter Pessimismus die Größe des
Risikos weit zu überschätzen. Die Ursache dieser Übertreibung sieht Renn darin, dass die
Deutschen den Sprung zwischen Romantik und Aufklärung nie verkraftet haben. Sind wir
also einfach nur Jammerlappen mit dem Hang zur romantischen Übertreibung?
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Doch Konstantin Faigle geht im Verlauf seines Roadtrips auch anderen Gedanken nach.
Könnte ein neuer Glaube an eine höhere Macht dabei helfen, die Erwartungen ans eigene
Leben nicht zu hoch zu schrauben, wie Pater Anselm Grün in Münsterschwarzach glaubt? Ein
Aussteiger in Bebra hat zumindest schon mal die Gottheit in sich selbst lokalisiert. Vielleicht
nützt es aber auch schon, noch einmal auf Alice Schwarzer zu hören, die das Konterkarieren
gängiger Rollenerwartungen fordert, um bereits in der Beziehung zwischen Mann und Frau
der alltäglichen „kleinen Depression“ vorzubeugen. Und wenn gar nichts mehr geht – wie
wäre es mal wieder mit einem König für Deutschland? Immerhin erfreut der Anblick von
Ludwig II. noch heute die Touristen, obwohl doch der Herr von Neuschwanstein selbst zu
schweren Depressionen neigte.
Die aufgebrachten Teilnehmer einer Leipziger Montags-Demonstration haben da natürlich
ganz andere Sorgen, ganz zu schweigen von den Bewohnern des zwischen den Orten Elend
und Sorge gelegenen Asylbewerberheims im Harz. Und während die Lerntrainerin Vera F.
Birkenbihl das Jammern auf negative Meme zurückführt, diagnostiziert Prof. Günter
Jerouschek bei den Deutschen den Wunsch nach einem Barbarossa-ähnlichen Erlöser.
Wer aber hat nun Recht? Alle haben sie Recht! Unsere deutsche Depression ist eine sehr
komplexe Angelegenheit, die viele Ursachen hat, und Faigle benennt diese Facetten in seinem
Film. Doch was kann man dagegen tun? Jammern allein hilft ja nicht. Nicht einmal die BILDZeitung mag sich dazu äußern – obwohl sie ja vom Jammern ordentlich profitiert. Eine
Erkenntnis bleibt trotzdem: Die Fähigkeit zum Optimismus ist uns noch nicht ganz abhanden
gekommen – weder in Starnberg (der glücklichsten Stadt Deutschlands) noch in Dessau (der
unglücklichsten Stadt Deutschlands). Gründlich nachdenken und selbst Initiative ergreifen
kann schon viel bewirken. Wir sind doch die Dichter und Denker! Es besteht also gar kein
Grund, schwarz zu sehen für die Zukunft des neugeborenen Töchterleins Alma.
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PRODUKTIONSNOTIZEN:
Die Idee, einen Dokumentarfilm über Deutschlands schlechte Stimmung und das allseits
verbreitete Jammern zu drehen, hatte Konstantin Faigle bereits im April 2003, „ als sich
abzeichnete, dass die Wirtschaftsflaute nicht aufhören würde und die Medien nur so
überquollen vor Schreckensnachrichten. Schon im Herbst des gleichen Jahres nahm das
Projekt dann konkrete Züge an, was auch daran lag, dass der Regisseur von seiner
bevorstehenden Vaterschaft erfuhr und nicht wollte, dass sein Kind in ein depressives Land
hineingeboren wird. So war der persönliche Rahmen für seinen Film geboren, der das Projekt
endgültig zu einer Herzensangelegenheit machte.
Etwa zur gleichen Zeit bekam Faigle außerdem das Gerd-Ruge-Stipendium bewilligt, was
sich als Glücksfall für die Vorproduktion erwies, wie er erzählt: „Das Stipendium hat die
Sache sehr erleichtert. Mit dem Geld konnte ich sozusagen die ganze Recherche, inklusive
der Reisen im Vorfeld zu meinen potentiellen Interviewpartnern abdecken. Das ist ja bei
Dokumentationen sonst nie der Fall. Da gab es bei mir also wirklich nix zu Jammern...“
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Faigle bereits eng mit dem Produzenten Titus Kreyenberg und
seiner Firma unafilm zusammen. Kennengelernt hatten die beiden sich an der
Kunsthochschule für Medien in Köln – nicht zuletzt, weil Kreyenberg ein großer Fan von
Faigles Film „Out of Edeka“ war. Auch dem Produzenten war es ein Anliegen, einen Film
über die Lage Deutschlands zu drehen, schließlich hatte er längere Zeit im Ausland gelebt
und aus der Distanz seine Heimat noch mehr schätzen gelernt. Also entwickelte man
gemeinsam die Idee zu „Die große Depression“ und arbeitete auch eng am Drehbuch
zusammen.
Vereinfacht wurde die Arbeit an dem Film zusätzlich durch die Kooperation mit der
Redaktion des Kleinen Fernsehspiels vom ZDF, wie Kreyenberg berichtet. „Der Film wäre
ohne die vorbehaltlose Unterstützung des Kleinen Fernsehspiels und dort durch Lucas
Schmidt, Claudia Tronnier und Heike Hempel sowie durch die daraus bedingte, großzügige
Förderung der Filmstiftung nicht zustande gekommen. Dank ihnen konnten wir den Film
letztlich realisieren.“
Auch Faigle war von der Zusammenarbeit mit dem ZDF höchst zufrieden, auch wenn er
gelegentlich mal eine seiner Ideen wieder fallen lassen musste : „Der Redakteur Lucas
Schmidt hat mir viele Freiheiten bei dem Projekt gelassen. Doch er und Titus Kreyenberg
waren auch genau im richtigen Moment da, um mich zu steuern. Gott sei Dank haben wir eine
Szene zum 30-jährigen Krieg nicht gemacht, denn das hätte vermutlich einen Großteil des
Budgets verschlungen. Aber sowohl der Produzent als auch der Redakteur haben mir die
Freiheit gelassen, meinen Vogel auch auszuspinnen. Das war mir sehr wichtig.“
Auch wenn Faigle relativ freie Hand gelassen wurde, nahm er den kreativen Input seines
Produzenten natürlich gerne an. „Ich habe immer in engem Dialog mit dem Regisseur
gestanden,“ erzählt Kreyenberg. „Wir haben sehr lange und sehr hart miteinander gerungen –
im positiven Sinne! Es hat am Anfang, glaube ich, etwas gedauert, bis er wusste, dass wir
beide dasselbe Ziel hatten: einen unterhaltsamen Film über Deutschland zu machen, der im
Kino läuft und den die Menschen sehen wollen.“
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2004 begannen dann die eigentlichen Dreharbeiten, in zwei Blöcken. Zunächst wurde etwa
zweieinhalb Wochen gedreht, später noch einmal drei Wochen. Insgesamt dauerte die
dokumentarische Reise also gut sechs Wochen, unterbrochen von circa zwei Wochen Pause.
Im Anschluss wurden schließlich noch die inszenierten Spielszenen gedreht, während andere
Kleinigkeiten, wie etwa das Werbevideo für Dessau, bereits im Vorfeld fertig gestellt wurden.
Für den Dreh reisten Faigle und sein Team tatsächlich mit jenem Kleinbus durch
Deutschland, der auch im Film zu sehen ist. Mit von der Partie waren der Kameramann, der
Tontechniker, der Fahrer – der gleichzeitig auch als Fotograf und als Ludwig II-Double tätig
war – sowie ein guter Freund Faigles, der die Funktion des Regieassistenten übernahm, bei
der Recherche half und auch das Barbarossa-Lied für den Film komponierte. Eine bestens
eingespielte Truppe, wie Faigle bestätigt: „Jeder hat seine Aufgabe gehabt und das war auch
sehr sinnvoll, denn der Drehplan war ganz schön straff – und so eine Kamera ist ganz schön
teuer zu mieten.“
Parallel dazu gab es einen Aufnahmeleiter, der dem Team in der Regel zwei Tage voraus fuhr
und sich um Locations, Drehgenehmigungen, Unterkunft und Komparsen kümmerte und auch
in aller letzter Sekunde noch das schöne Ballett für Kaiser Barbarossa organisierte.
Kreyenberg ist immer noch beeindruckt, wie reibungslos der Dreh trotz des organisatorischen
Aufwands abgelaufen ist.
Die Reiseroute ergab sich nach Faigles Drehbuch und auf Grund der ausgewählten
Interviewpartner letztlich wie von selbst. Zwar musste man sich mit den Terminen
gelegentlich nach den Experten richten, wie der Regisseur bestätigt, aber „ alles hat dann doch
irgendwie chronologisch geklappt, so dass wir überhaupt keine Schlenker fahren mussten.
Das war wirklich Glück in Kombination mit einer guten Produktionsleitung. Und es gab
trotzdem genug spannende Spontaninterviews während der Fahrt, z.B. mit dem ‚Jesus von
Bebra’. Und der konnte mehr erzählen als so mancher Intellektuelle.
Produzent Kreyenberg war während der Dreharbeiten nicht vor Ort involviert. „Das war eher
ein Steuern aus der Ferne. Ich war zweimal bei den Dreharbeiten, die ja in ganz Deutschland
stattfanden, und dachte mir, ich lasse die eingeschworene Gemeinschaft besser alleine
reisen. Allerdings habe ich Muster gesehen. Aber bei 90 Stunden Material sicherlich nicht
alles!“
Aus soviel Rohmaterial schließlich den fertigen Film zu schneiden, fiel Faigle letztlich
leichter als erwartet: „Das Schneiden ging eigentlich zunächst recht flott, da wir uns an mein
Doku-Drehbuch gehalten haben und dann die Sache umstellten, sobald etwas nicht
funktioniert hat. Schwierig wurde es dann nur kurz im Endstadium, beim Kürzen und
Schrauben an der Dramaturgie.“ Aber die Möglichkeit, nicht verwendete Szenen – etwa einen
Besuch beim Versicherungsvertreter zwecks einer Rentenvorsorge – vielleicht später einmal
auf DVD zu veröffentlichen, hat er natürlich längst ins Auge gefasst.
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INTERVIEW MIT DEM REGISSEUR
Was hat Sie auf die Idee zu „Die große Depression“ gebracht? Gab es einen bestimmten
Anlass, das Thema aufzugreifen?
Eigentlich waren es verschiedene Komponenten. Wir haben ja 2004 gedreht, und in dem Jahr
wurde man mit Hiobsbotschaften über Deutschland ja geradezu überschüttet. ‚Es geht mit
Deutschland endgültig den Bach runter!’ ‚Früher war alles besser, und es wird nie wieder so
gut wie es mal war!’usw. So etwas hörte man ständig, daher lag das Thema natürlich in der
Luft. Und als dann noch unsere Fußballmannschaft die EM verpatzt hat, war die
Weltuntergangsstimmung in Deutschland perfekt.
Außerdem bin ich selbst ein Jammerer, da nehme ich mich gar nicht aus. Auch ich neige zum
Schwarzsehen, beispielsweise beim Arzt oder wenn es um Allergien geht. Und auch im
Freundeskreis konnte ich die schlechte Stimmung permanent beobachten. ZB auf Parties mit
der Frage ‚Wie geht’s dir?’“Gut, aber...“ fängt das an und schon gerät man ganz schnell in
eine Spirale des Jammerns. Das entscheidende Kriterium war letztlich aber, dass ich Vater
werden sollte und mir gesagt habe, dass mein Kind nicht in ein depressiv verstimmtes
Jammertal hineingeboren werden soll – noch dazu mit einem ebenso jämmerlichen Vater. Als
dann auch noch Friedrich Merz im Fernsehen sagte, jedes Kind in Deutschland käme bereits
mit 16500 Euro Schulden auf die Welt, war das für mich der Punkt an dem ich dachte, jetzt
geht’s aber los! Und ich ging dann auch los, um dem Phänomen mit unserer Depression auf
den grund zu gehen.
Warum war Ihnen gerade dieser persönliche Aspekt - Sie selbst als Person und ihre
anstehende Vaterschaft - für den Film so wichtig?
Ich wollte dem Zuschauer einfach keine objektiven Weisheiten vorgaukeln. Da ich mich
selbst zu dieser Gemeinde der Jammerer dazuzähle, wollte ich auch alles aus meiner ganz
persönlichen Sicht zeigen. Schon bei der Recherche habe ich außerdem festgestellt, dass das
ein sehr komplexes Problem ist. Ich hätte da nicht wie Michael Moore vorgehen können, der
einfach beschließt, einem Problem auf den Grund zu gehen und ruckzuck weiß, was er dazu
zeigen will und mit welcher Polemik. Ich glaube, durch meine persönliche Sicht zeigt der
Film einfach, dass es zwar viele Ursachen für die deutsche Depression gibt, aber auch
Lösungen, wenn man die Welt mit einer ganz bestimmten Sicht sieht. Nämlich mit der des
Filmes: mit Humor, Ironie und Selbstironie. Ich denke, meine Herangehensweise an dieses
Thema ist eine der Lösungen der deutschen Depression. Und natürlich kann sich jeder
verändern. Ich selbst habe ja im Verlauf der Dreharbeiten mit jedem Gesprächspartner und
mit jeder Situation auch etwas dazugelernt. Nur über das Jammern zu jammern wäre mir bei
meinem Film entschieden zu wenig gewesen, deswegen musste ich mich selber in das Projekt
hineinbegeben.
Es haben auch viele Freunde und Verwandte von Ihnen mitgewirkt. War beispielsweise
Ihre Freundin von Anfang an begeistert von dem Projekt oder gab es auch Vorbehalte?
Meine Lebensgefährtin, die das Kind erwartet hat, war natürlich zunächst ein bisschen
skeptisch. Aber schon in meinem vorherigen Film „Out of Edeka“ hatte ich meine Eltern und
mich selbst porträtiert, daher wusste sie, dass ich großen Respekt vor den beteiligten Personen
habe. Natürlich wird die Teilnahme an einem solchen Projekt trotzdem immer irgendwie zur
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Nabelschau und man muss etwas von sich preisgeben, damit der Zuschauer einen auch für
wahr nimmt. Genau in dieser Ehrlichkeit liegt aber für mich auch eine große Qualität des
Films, was ihn gegenüber anderen Filmen unterscheidet. Ich habe versucht, auch ehrlich zu
mir selber zu sein und nicht nur zu sagen: Die anderen (Jammerer) sind schuld und sollen sich
gefälligst ändern.
Und wie haben Sie Ihre prominenten und intellektuellen Gesprächspartner ausgesucht?
Ich habe mir einfach logisch vor Augen geführt, woran Deutschlands Problem liegen könnte.
Wer könnte was Interessantes dazu sagen und vielleicht auch neue Facetten auftun, die man
nicht schon hundertmal im Fernsehen gehört hat? Intensive Recherche hat dann zu den
Gesprächspartnern im Film geführt, die ich dann auch fast alle schon vor den Dreharbeiten zu
einem Vorgespräch besucht habe. Die Auswahl der Gesprächspartner ist einfach mein
persönliches Spektrum an Menschen in Deutschland, die mir etwas Wichtiges zu diesem
Thema sagen konnten.
Mindestens genauso wichtig wie die Gesprächspartner ist der Humor im Film. War „Die
große Depression“ von Anfang an als Komödie geplant?
Ja, ich glaube, wie gesagt, dass man dem Thema ohne Humor nicht beikommen kann. Ich
wollte mich nicht einreihen in die gewohnte Selbstgeißelung oder Polemik, die hier sonst
vorherrscht, sondern mal eine andere Art der Herangehensweise zeigen. Natürlich kann ich
keine Generallösung präsentieren und vielleicht erzähle ich einigen noch nicht einmal etwas
Neues. Aber die Sicht auf das Problem muss eine andere sein und wenn jemand – noch bei
dem Thema - dann gutgelaunt aus dem Kino kommt und dann noch vielleicht ein wenig über
sich nachdenkt, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Gleichzeitig ist der Film auch ein Road Movie.
Den Road Movie-Charakter habe ich in erster Linie gewählt, damit man einfach mal etwas
von Deutschland sieht. Zwischen Neuschwanstein und dem Meer kennen ja viele überhaupt
nicht mal ihre schöne Heimat. (Eher schon Kuba, Patagonien oder Neuseeland.) Außerdem
bekam ich so filmisch die Chance, zwischendurch noch einmal persönlich zu reflektieren.
Wenn es nur von einem Gesprächspartner zum nächsten gegangen wäre, hätte es so gar keine
Möglichkeit gegeben, auch meine eigenen Gedanken über das Geschehene noch
unterzubringen. So konnte man den Zuschauer am besten mitführen. Und „Die große
Depression“ ist ja im Endeffekt eine innere Reise zu unserem deutschen Charakter.
Das Ende Ihres Films ist ein hoffnungsvolles. Erkennen Sie seit Ende der Dreharbeiten
denn schon erste Zeichen für eine positive Entwicklung?
Natürlich. Die Anti-Depression hat schon begonnen. Was ich in Ostdeutschland gesehen
habe, gerade bei den jungen Leuten, finde ich sehr ermutigend. Zwar gibt es noch immer eine
beträchtliche Landflucht. Aber diejenigen, die dableiben, gehen mit der Situation eigentlich
gut um. Die sagen: Dass wir keine Chance haben und Deutschland und die Welt sowieso
untergehen, das wissen wir schon längst. Doch was nützt es. Die wissen, dass sie einfach
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selbst etwas unternehmen müssen. Wenn das dann auch nicht klappt, kann man immer noch
nach Norwegen auswandern. Aber erstmal muss man etwas probieren.
Außerdem vergleiche ich die Situation gerne mit dem Fußball, denn da zeigt sich ein bisschen
Wandel in der Gesinnung am schnellsten. Was der Klinsmann geschafft hat, in seiner
Mischung aus schwäbischer Biederkeit – die ich ja zu genüge kenne - und kalifornischem
Tatendrang, gefällt mir sehr. Dieses Gucken über den Tellerrand, auch mal etwas machen
ohne alles hundertmal hin und herzuwenden und nicht immer nur zu meckern! Und es trägt ja
auch erste Früchte. Selbst als wir 2:3 gegen Brasilien beim Confederations-Cup verloren
haben, waren die Brasilianer die wirklich Angespannteren. Die Deutschen haben plötzlich
brasilianischer als die Brasilianer gespielt. Die Haltung macht es eben aus: gut überlegen, aber
ohne Angst, dann machen und wenn’s eben nicht 100%ig hinhaut, macht man’s eben anders.
Vielleicht ist es dann auch gar nicht so schlecht, wenn Deutschland ein bisschen ärmer wird
und nicht jeder einen Zweitfernseher im Kinderzimmer hat. Dann kommen wir wieder an
unsere eigentlichen deutschen Fähigkeiten ran.
War der Film von Anfang an fürs Kino geplant?
Es war von Anfang an durchaus ein gewisser Druck , oder besser gesagt eine bestimmte
Erwartung, da. Ich hatte Ende 2003 das Gerd-Ruge-Stipendium erhalten, das für die
Entwicklung eines Kino-Dokumentarfilm vergeben wird. Als ich das erste Mal davon hörte,
dachte ich an „Nomaden der Lüfte“, „Rivers and Tides“ und ähnliche Filme und habe mir
überhaupt keine Chancen ausgerechnet. Das ist ja ein ganz anderer Ansatz als ich ihn habe.
Aber anscheinend habe ich den Nerv dann doch ganz gut getroffen mit meiner Art Filme zu
machen - nicht zuletzt dank der fernen Mithilfe eines gewissen amerikanischen
Dokumentarfilmers, der damals gerade große Erfolge feierte. Dieser Druck ins Kino zu
kommen war also da, und wir hatten folglich von Anfang geplant, dass am Ende ein Kinofilm
herauskommt. Druck ist ja nichts schlechtes, wenn man daran nicht zerbricht – und das sind
wir nie: ich und mein Produzent haben immer an dem Film geglaubt und waren jeder auf
seine Art hartnäckig, das Ding zu schaukeln. Trotzdem waren wir natürlich an dem Punkt
froh, als wir irgendwann auch tatsächlich einen Verleih gefunden hatten, der uns jetzt sehr
unterstützt.
Wo wir gerade von Michael Moore und Kollegen sprachen – wie erklären Sie sich den
aktuellen Boom des Dokumentarfilms?
Ich glaube, die Menschen wollen wieder etwas Reales, Wahres sehen, was mit ihrer
unmittelbaren Umgebung und ihrem Leben zu tun hat. Sehr häufig – das fiel mir gerade
wieder auf dem Münchner Filmfest auf – sind ja junge deutsche Spielfilme Milieustudien, sei
es skurrile oder drastische. Da mag es auch mal eine gewisse Identifikation geben, aber ich
denke, dass eine große Sehnsucht nach Themen besteht, die unmittelbar am Leben des
normalen Zuschauers und seiner Welt sind. Spielfilme können das auch leisten, haben aber
natürlich eine sehr viel längere Vorlaufzeit. Da kann ein Dokumentarfilm viel flexibler
vorgehen und ganz aktuell an Ort und Stelle Stimmungen aufgreifen. Man ist einfach wieder
neugierig auf Realität und will nicht nur davor fliehen, wenn man ins Kino geht..
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DIE FILMEMACHER:
Konstantin Faigle (Buch und Regie)
Geboren 1971 in Sulz im Schwarzwald. Nach dem Abitur und Zivildienst als Schreiner und
Psychiatriepfleger in München. 1993-1998 Studium der Medientechnik in Stuttgart mit dem
Abschluss als Dipl.Ing. Danach Arbeit als freier Cutter, Autor und Regisseur u.a. für den
WDR, arte und das ZDF. 1999 – 2002 Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für
Medien in Köln im Bereich Drehbuch und Regie. Seit dem Diplomabschluss tätig als freier
Filmemacher.
Bereits für seinen ersten Kurzfilm „Ritus“ wurde er 1995 mit dem Hochschulpreis des
Süddeutschen Rundfunks ausgezeichnet. Für seinen ersten langen Dokumentarfilm „Out of
Edeka“ erhielt er 2001 den Bayrischen Dokumentarfilmpreis. Seine Vielfältigkeit als
Regisseur stellte Faigle auch mit Hörspielen, Puppentrickfilmen und Musikvideos unter
Beweis.
Filmografie:
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2002
2003
2005
Ritus (Kurzfilm)
D’Bronx (ländliches Hörspiel)
Die Loreley (Ausstellungsfilm für die Kunsthalle Düsseldorf)
Ein kurzer Film über die Liebe (Puppentrick)
Nur drei Worte... (Kurzfilm)
Bach légère (Musikvideo)
Out of Edeka (Dokumentarfilm)
Materazzo (Kurzfilm)
Die große Depression (Dokumentarfilm)
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Titus Kreyenberg (Produktion)
Im Jahr 2004 gründete Titus Kreyenberg die private und unabhängige Produktionsfirma
unafilm mit Sitz in Köln. Die Firma entwickelt und produziert Spiel- und Dokumentarfilme
für Fernsehen und Kino. Darüber hinaus führt unafilm im Auftrag Produktion und
Entwicklung von Serien und Fernsehfilmen aus und engagiert sich in der Aus- und
Weiterbildung des filmschaffenden Nachwuchses. Konstantin Faigles „Die große Depression“
ist der erste von unafilm produzierte Kinofilm. Außerdem zeichnete die Firma bisher für
Miriam Steins Kurzfilm „soon“ verantwortlich.
Titus Kreyenberg schloss 1989 sein Studium der Modern German Filmstudies an der
University of Sussex ab und arbeitete anschließend für Limehouse Television sowie das
Institute of Contemporary Arts in London. 1993 war es als Regieassistent an Peter F.
Bringmanns Film „Die Sturzflieger“ beteiligt und bei Lars Büchels Dokumentarfilm „Fritz
und Erna – ein Liebesfilm“ für die Produktions- und Herstellungsleitung verantwortlich. Mit
beiden Regisseuren arbeitete er später noch häufiger zusammen. Von 1991 bis 1995 war
Kreyenberg außerdem künstlerisch-wisschenschaftlicher Mitarbeiter an der Kunsthochschule
für Medien Köln (KHM).
Weitere Erfahrungen als Regieassistent und Herstellungsleiter machte er auch bei diversen
TV-Serien und –Filmen sowie bei Theaterproduktionen für das Berliner Ensemble und
Theater am Halleschen Ufer in Berlin. Zu seinen bekanntesten Projekten als Produzent
gehören die Serien „Die Anrheiner“, „SK Kölsch“ und „Der Fahnder“ (Nominierung für den
Deutschen Fernsehpreis 2001) und die Fernsehfilme „Die Spur meiner Tochter“ mit Götz
George und Jan Josef Liefers und „Liebe und Verlangen“ mit Katja Flint und Natalia Wörner.
Filmografie:
1998Männer aus zweiter Hand (TV)
Ich liebe meine Familie, ehrlich! (TV)
1999Die Spur meiner Tochter (TV)
Die Anrheiner (TV-Serie)
2000Sainkho
Der Fahnder (TV-Serie)
2002Liebe und Verlangen (TV)
2004SK Kölsch (TV-Serie)
Was nicht passt, wird passend gemacht (TV-Serie)
2005soon (Kurzfilm)
Die große Depression
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DIE INTERVIEW-PARTNER:
Prof. Dr. Florian Holsboer, Psychiater (*1945)
„In Deutschland herrscht eine gehemmte Depression. Aber nicht in einem streng klinischen
Sinne, sondern eher als eine milde Form, die aber aufgrund der Massenhaftigkeit im ganzen
Land schon schwere Auswirkungen auf die Gesamtbefindlichkeit und auf die Gesamtleistung
hat.“
Seit 1989 ist Florian Holsboer Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München.
Zuvor hatte der promovierte Chemiker und Psychiater leitende Stellen an den psychiatrischen
Universitätskliniken in Mainz und Freiburg inne. Holsboer ist Mitglied aller international
wichtigen Neurologie- und Psychiatrie-Gesellschaften und wurde 1997 mit dem Guy
Lassac/Alexander von Humboldt-Preis ausgezeichnet. Einem breiteren Publikum wurde er
unter anderem durch seine Behandlung des Fußballstars Sebastian Deissler bekannt.
Prof. Walter Jens, Rhetoriker (*1923)
„Es kommt darauf an, seine Situation zu artikulieren und nicht sich zu verkrümeln und zu
sagen, es geht mir irgendwie nicht gut. Eine Depression, an der Millionen in Deutschland
heute leiden, ist nicht ehrenrühriger als eine Blinddarmentzündung.“
Der Schriftsteller, Literaturhistoriker, Kritiker und Hochschullehrer Walter Jens gehörte ab
1950 zum einflussreichen Intellektuellenzirkel „Gruppe 47“. Mit Romanen wie „Nein. Die
Welt der Angeklagten“, „Vergessene Gesichter“ und „Der Mann der nicht alt werden wollte“
gelang ihm ihn zur damaligen Zeit auch der Durchbruch als Autor. Mitte der 60er Jahre wurde
Jens auf den ersten deutschen Lehrstuhl für Rhetorik an der Universität Tübingen berufen –
eine Position, die er bis 1988 innehatte. Von 1976 bis 1982 war er außerdem Präsident des
PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland, von 1989 bis 1997 dann Präsident der
Akademie der Künste in Berlin. Walter Jens, der selbst eine Zeitlang unter Depressionen litt,
wurde unter anderem mit dem Alternativen Georg-Büchner-Preis, dem Heine-Preis der Stadt
Düsseldorf und der Bruno-Snell-Medaille ausgezeichnet. Neben Romanen veröffentlichte er
auch zahlreiche Essays, Hör- und Fernsehspiele sowie wissenschaftliche Arbeiten.
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Vera F. Birkenbihl, Mem-Expertin (*1946)
„Jedes Mem, das ich entlarvt habe als Mem, das ein Virus ist und mein Denken lähmt, macht
mich stärker. Wenn ich sage, Memetik ist ein Schlüssel, um das aufzubrechen, dann haben
wir eine Chance – und die brauchen wir.“
Über die Grenzen Deutschlands hinaus ist Vera F. Birkenbihl als Lerntrainerin und Autorin
bekannt. Die gebürtige Münchnerin ist Leiterin des Instituts für gehirngerechtes Arbeiten.
Dank ihrer populären Vorträge und Seminare, die mittlerweile von über 400.000 Menschen
besucht wurden, gehörte sie schon vor Jahren zu den Erfindern des Infotainments. Bereits seit
Ende der 60er Jahre entwickelt sie Lerntechniken auf der Basis der Hirnforschung. Auch ihre
Bücher, in denen sie so unterschiedliche Themen wie die Komplexitätstheorie, Erfolgsdenken,
Zukunftstauglichkeit oder Memetik behandelt, finden immer wieder eine große Leserschaft.
Ein breites Publikum konnte sie darüber hinaus in der 22teiligen Reihe „Kopfspiele“ des
Senders BR Alpha begeistern.
Prof. Dr. Ortwin Renn, Sozialpsychologe und Risikoforscher (* 1951)
„Die Leute bekommen die Größenordnung der Gefahr mental nicht mehr in den Griff. Ein
Beispiel ist die BSE-Krise: Wir hatten insgesamt etwa 135 Tote europaweit durch BSE in den
letzten 25 Jahren. Das entspricht genau der Zahl von Toten, die durch das unachtsame
Trinken von Lampenöl gestorben sind.“
Der promovierte Sozialpsychologe und studierte Diplomvolkswirt war von 1992 an
Vorstandsmitglied der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg, in
den letzten beiden Jahren vor ihrer Schließung 2003 sogar ihr leitender Direktor. Seit 1994 ist
der bekannte Risikoforscher außerdem Inhaber eines Lehrstuhls für Technik- und
Umweltsoziologie an der Universität Stuttgart, nachdem er zuvor bereits in Worcester, USA,
sowie in Zürich gelehrt hatte. Zu den Themenschwerpunkten des auch als Autoren und
Herausgeber tätigen Renn gehören neben der Risikoforschung auch Techniksoziologie und
Modernisierung. Er ist Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste,
der US-National Academy of Sciences und zahlreicher anderer Akademien und Ausschüsse.
Pater Anselm Grün, Benediktinermönch (*1945)
„Ich denke, das Wichtigste vom christlichen Gesichtspunkt ist, sich auszusöhnen mit seiner
Geschichte. Schon die Heilige Hildegard von Bingen sagt, die Kunst der Menschwerdung
besteht darin, dass die Wunden zu Perlen verwandelt werden.“
Nach einem Studium der Philosophie, Theologie und Betriebswirtschaft wurde Anselm Grün
1977 wirtschaftlicher Leiter des Klosters Münsterschwarzach bei Würzburg. Dank zahlreicher
Vorträge und Kurse, in denen er mit Hilfe alter religiöser Traditionen ebenso wie mittels
moderner Psychologie auf die Nöte und Sorgen seiner Zuhörer eingeht, wurde er zum
spirituellen Berater zahlreicher deutscher Topmanager. Mit rund 90 Titeln, die insgesamt über
15
zwei Millionen mal verkauft und in rund 30 Sprachen übersetzt wurden, gehört Pater Anselm
Grün darüber hinaus zu den meistgelesenen christlichen Autoren unserer Zeit.
Alice Schwarzer, Frauenrechtlerin (*1942)
„Die Schwermut des deutschen Mannes? Ich finde, so ein bisschen Melancholie steht ja
Männern ganz gut. Es gibt doch nichts Langweiligeres als solche Kraftmeier, die so gar nicht
nachdenken.“
Seit über 30 Jahren ist die Autorin und Journalistin Alice Schwarzer die einflussreichste und
wichtigste Figur in der deutschen Frauenbewegung. Nach einigen Jahren als freie
Korrespondentin in Paris sorgte Schwarzer in den 70er Jahren mit spektakulären Aktionen
u.a. für das Recht auf Abtreibung ebenso für Aufsehen wie mit zahlreichen Publikationen und
Fernsehauftritten. Außerdem ist sie Gründerin und Herausgeberin der Zeitschrift EMMA. Zu
ihren erfolgreichsten Büchern gehören neben „Der kleine Unterschied und seine großen
Folgen“ und „Von Liebe und Hass“ auch Biografien zu Romy Schneider oder Marion
Dönhoff. Schwarzer ist Trägerin des Bundesverdienstskreuzes und Ritter der französischen
Ehrenlegion, außerdem wurde sie mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
ausgezeichnet. Gemeinsam mit Günther Jauch erhielt sie 2004 außerdem ein Bambi für ein
Prominenten-Special der Sendung „Wer wird Millionär?“
Prof. Günter Jerouschek, Jurist und Psychologe (*1950)
„Es hat viel mit der inneren Spannung zu tun, mit diesem permanenten ‚Dagegen-KämpfenMüssen’, diesem protestantischen ‚und trotzdem’. Das dann dieses Gefühl da ist, jemand
erlöst mich aus der lebenslangen, unendlichen Spannung, kann jeder von uns nachvollziehen.
Wenn ich mich selber nicht erlösen kann, dann warte ich eben auf die große Figur.“
An der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist Günter Jerouschek seit 1997 Inhaber des
Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht und Geschichte des Strafrechts. Nach seinen
Promotionen in Jura und Psychologie war er zuvor auch an den Universitäten von Hannover
und Halle/Wittenberg tätig. Die Stadt Esslingen am Neckar verlieh ihm 1992 den FritzLandenberger-Preis für Stadtgeschichte. Er veröffentlicht und forscht zu so unterschiedlichen
Themen wie der Geschichte des Abtreibungsverbotes, der Hexenverfolgung und der
Strafrechtsgeschichte.
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Wo leben die glücklichsten, wo die unglücklichsten Deutschen?
(Die Studie wurde im Auftrag von McKinsey, ZDF, AOL und der Zeitschrift Stern erhoben
und veröffentlicht.)
Die glücklichsten Regionen Deutschlands 2004
1. Starnberg
2. Südlicher Oberrhein
3. Freising
4. Osnabrück
5. Südostoberbayern
6. Stuttgart Umland
7. Bayerischer Untermain
8. Bonn
9. Oberland (Bayern)
10. Regensburg
11. Dachau
12. Stuttgart
13. Würzburg
14. Bodensee Oberschwaben
15. Mittlerer Oberrhein
16. München
17. Oldenburg
18. Neckar-Alb
19. Münsterland
20. Hochrhein-Bodensee
Die unglücklichsten Regionen Deutschlands 2004
1. Dessau
2. Halle/ Saale
3. Altmark
4. Vorpommern
5. Mecklenburg. Seenplatte
6. Oberlausitz-Niederschlesien
7. Magdeburg Stadt
8. Magdeburg Land
9. Lausitz-Spreewald
10. Nordthüringen
11. Uckermark-Barnim
12. Westsachsen
13. Südwestsachsen
14. Chemnitz-Erzgebirge
15. Südthüringen
16. Oderland-Spree
17. Ostthüringen
18. Oberes Elbtal/ Osterzgebirge
19. Mittelthüringen
17
20. Mittl. Mecklenburg/ Rostock
Die glücklichsten Regionen Deutschlands 2005
1. Stuttgart
2. Mittlerer Oberrhein
3. Ebersb./ Erding/ Freising
4. Bayerischer Untermain
5. München
6. Ludwigsburg/ Böblingen
7. Südlicher Oberrhein
8. Bodensee-Oberschwaben
9. Starnberg/ Lk. München
10. München nordw. Umland
11. Donau-Iller (BW)
12. Bonn
13. Stuttgart östl. Umland
14. Südostoberbayern
15. Hamburg
16. Ingolstadt
17. Neckar-Alb
18. Hochrhein-Bodensee
19. Würzburg
20. Hamburg-Umland-Süd
Die unglücklichsten Regionen Deutschlands 2005
1. Altmark
2. Halle/ Saale
3. Dessau
4. Lausitz-Spreewald
5. Mecklenburg. Seenplatte
6. Oberlausitz-Niederschl.
7. Vorpommern
8. Nordthüringen
9. Magdeburg
10. Südwestsachsen
11. Westmecklenburg
12. Ostthüringen
13. Südthüringen
14. Bremerhaven
15. Westpfalz
16. Oberfranken-Ost
17. Chemnitz-Erzgebirge
18. Uckermark-Barnim
19. Duisburg Stadt
20. Westsachsen
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