AutorIn - Thomas A. Bauer

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Noam Chomsky
Rezension zur „Einleitung“
(aus: MEDIA CONTROL. Wie die Medien uns manipulieren. Noam Chomsky, Europa
Verlag, 2. Auflage 2003)
Abstract
Chomsky bezieht sich im Buch auf die Verhältnisse in USA, er setzt sich mit dem Begriff der
Demokratie auseinander. Der Begriff der Demokratie wird dabei in zwei geteilt: jener (aus
seiner Sicht) wünschbaren Demokratie, die real vom Bürger bestimmt wird und in der real
existierenden, bei der die Bürger nichts zu sagen haben and alles von einer Elite
intellektueller Spezialisten manipuliert. Sehr scharfzüngig, detailreich und kritisch erklärt
er wie die amerikanische Regierung die Methoden wie Verbrechen des Feindes akribisch zu
beleuchten und mit einer Lupe zu untersuchen versuchen, während sie die eigenen
Methoden oder die verbündeter Staaten in das milde Licht rücken, „denn es gehört zu den
Prinzipien der geistigen Kultur, dass man die Verbrechen anderer untersucht, jedoch
niemals die eigenen.“(S.14) Die Kritik seitens der Medien ist dabei nicht verboten, diese
aber machen aus Kritik nichts aus und verstehen sich nicht als Gegner sondern als Partner
der Regierung und ihrer gesteckten Ziele.
Schlagwörter
Medienpädagogik: Begriffe, Methoden, Ansätze
Biographie: Noam Chomsky
Manipulation in den Medien
Terrorismus
Mediendemokratie und Medienpolitik
Propaganda
BELETZ Julia 0304870
IBRAHIMOVIC Amira 0106897
MISHEVA-FRANTA Ilijana 0208650
696511 VO Medienpädagogik: Medienbildung, Medienkompetenz, Medienkultur
Univ.-Prof. Dr. Thomas A. Bauer, Institut für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, WS 2004/2005
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Noam Chomsky versucht anhand seines Gedankensexperiments1 den „Krieg gegen den
Terrorismus“ zu erklären und auf diese Weise auch „wie das Thema der Übereinstimmung
– Fairness, Genauigkeit, Bedeutung usw. behandelt werden sollte“ (S.11). Zuerst möchte er
in seinem Buch ausführen, dass der „Krieg gegen den Terrorismus“ nicht mit George Bush
Jr. sondern gleich mit dem Amtsantritt der Regierung Reagan begann, wo man die
„bösartige Geißel des Terrorismus“ (S.11) verdamme. Dieser Krieg wird in der USAußenpolitik als zentrale Aufgabe angeführt und als Hauptangriffsziel gelten der staatlich
unterstützte Terrorismus (aus der islamischen Welt und Mittelamerika). Möchte man
Antwort auf die Frage was Terrorismus ist, beantworten, dann könnte man auch geeignete
Methoden nehmen, um diese zu finden. In US-Gesetzestexten wird der Terrorismus als
„kalkulierte Anwendung oder Androhung der Gewalt ...um durch Einschüchterung, Zwang
oder Fürchteinflössung Ziele zu erreichen, die ihren Wesen nach, politisch, religiös oder
ideologisch sind.“ (S.16) definiert. Die Methoden und Ziele der US-Regierung sind auch
klar definiert: „der Angriff wird weitergehen bis das Land eine andere Führung hat“ (S.19)
oder „bis die Verdächtigten ausgeliefert werden“ (S.20), weil die Weltmächte sich keiner
Autorität beugen. Auch geht es um„Minimalbedingung in der Anerkennung gleicher
Rechte: wenn eine Handlung für uns richtig ist, dann auch für andere, und wenn andere
etwas Falsches machen, wird nicht richtig, wenn wir es tun.“(S.15). So lassen sich die
israelische Graultaten in Libanon oder der amerikanische Krieg in Südvietnam erklären, der
auch seitens der amerikanischen Regierung auf unerklärliche Weise gerechtfertigt wird,
weil „Terrorismus ist was man uns antut. Wenn wir anderen noch Schlimmeres antun, ist
das kein Terrorismus.“ (S.22). Die Berichterstattung in den USA war in den meisten dieser
Fälle gleich null. „Den Terrorismus hielt George Schultz gar für bedrohlich, dass er ihn
„Krebsgeschwür in unserer Hemisphäre“ bezeichnete,, das schnell ausschmerzen müsse,
weil es ganz offen die von Hitler in MEIN KAMPF gepredigten Ziele verfolge und schon
dabei sei, die Weltherrschaft an sich zu reißen. “(S.12). Würde jemand aber die eigenen
Greultaten unter die Lupe nehmen, dann würde man ihn als Verfechter einer der
„Ein Marsbewohner, der die Journalistenschulen von Harvard und Columbia besucht und dort
anspruchsvolle Dinge gelernt hat, die er zudem auch richtig hält, schreibt über „Krieg gegen den Terrorismus“
MEDIA CONTROL. Wie die Medien uns manipulieren. Noam Chomsky, Europa Verlag, 2. Auflage
2003. S.11
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„gefährlichen Ketzer“ bezeichnen, und man würde behaupten, dass sie sich des
„moralischen Relativismus“ oder der „moralische Äquivalenz“ schuldig machen (S.15).
Propaganda ist ein anderer Begriff, die unter „unterschiedlichen Konzeptionen von
Demokratie“ beleuchtet werden soll. Im sog. „Propaganda-Modell“ sind „die Wirkungen
der staatlichen Propaganda umso größer, je mehr sie von gebildeten Schichten unterstützt
und keine Kritik daran zugelassen wird.“ (S.30). Auch eine „gut funktionierende
Gesellschaft bestehe, nach Lippmann, aus zwei unterschiedlichen Klassen von Bürgern,
nämlich der Spezialisten, „die mit den Angelegenheiten der Allgemeinheit betraut sind“
(also die Politiker) und der „verwirrten Herde“(die Bevölkerung), vor deren „Getrampel
und Gelärm“ sich die „Spezialisten“ schützen müssen. Dies nenne man „DemokratieTheorie“ (S.30-31). Eine demokratische Gesellschaft braucht Informationen, die
bekanntlich medial vermittelt werden, und die Medien spielen hier natürlich eine große
Rolle, weil sie u.a. zur Herstellung der öffentlichen Meinung beitragen. Auch könnte aus
Informationen Wissen werden, wäre da nicht die Macht über die Medien, die das
Gewaltmonopol des Volkes lenkt. Die Medien gehören Konzernmonopolen, die im
Wesentlichen die gleichen Anschauungen vertreten. Propaganda sei eben ein Mittel um
„das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu kontrollieren“ sei (S.33) und diese Absichten
verfolgt die PR-Industrie, weil „die Rationalität eine nicht eben weit verbreitete
menschliche Eigenschaft sei...und (...) darum müssen wir, schon aus Gründen gewöhnlicher
Moralität, dafür sorgen, dass die Massen nicht die Gelegenheit bekommen, ihre Fehlurteile
umzusetzen.“ (S.32). Einige Vorraussetzungen sollen auch erfüllt werden: die
„kriegerischen Werte“ müssen akzeptiert werden, es besteht die Notwendigkeit die
Geschichte zu fälschen und umzuschreiben, auch Propaganda einzusetzen und
Bemühungen anstellen, um das Denken zu kontrollieren und Konsens herzustellen. Das
alles diene natürlich einem guten Zweck, nämlich dem, eine „gewaltbereite Gesellschaft“
herzustellen (S.36-39). Und es ist auch egal, ob die Kirchen oder andere Institutionen der
Zerstörung widersprechen, es ist auch egal, dass die innenpolitischen Probleme –
Gesundheit, Bildung, Gefängnisse, Verfall der Innenstädte – nicht behandelt werden. Was
wichtig ist, ist dass eine Weltmacht ihre außenpolitische Ziele erreichen kann. Und die
Medien in den USA beten förmlich die staatliche Politik an und interessieren sich wenig für
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die Situation in anderen Ländern, auch wenn sich die Politik des eigenes Staates in diese
einmischt (Beispiele S. 1-49). Es werden in den Medien nur „Erfolge“ und Desinformation
eigener Politik vermittelt, keine Opposition wird zur Kenntnis genommen.
Kritik
Die Medien dienen als Schaltstelle der Kommunikation, aber nicht nur die Medien, sondern
auch die Experten oder der Diskurs können einen Medialcharakter erfüllen. Die Medien
fungieren in der Gesellschaft als eine Organisation, die eine soziale Struktur (des
Fernsehens, des Radios etc) hat. Gleichzeitig soll auch diese Organisation mit ihrer Struktur
soziale Prozesse ausmachen und ihre eigene Wahrnehmung zwischen Rolle des
Rezipieneten und der Rolle des Produzenten definieren. In der Einleitung des Buches von
Noam Chomskys Buch „Media Control“ ist festzustellen, dass die Experten eine Gruppe
von Menschen ausmachen, die die Kommunikation in den Medien manipulieren. Es sind
die Politiker, die auch gleichzeitig die Rolle des Produzenten ausmachen, die Inhalte in den
Medien regieren. Die „verwirrte Herde“ ist die Bevölkerung, bei der wichtig ist, vieles aus
eigener Erfahrung zu erkennen, was aber eine Unterstellung ist, weil die Rezpienten (die
Bevölkerung/Öffentlichkeit) dem Ritual angewiesen sind, die Informationen aus den
Medien zu holen. Was aber passieren kann, wenn die Medieninhalte von „Experten“
manipuliert werden, kann man in dieser Einleitung feststellen. Die Hauptthese von Noam
Chomsky ist, dass die Medien hier Propaganda-Agenturen darstellen, die die Interessen der
Mächtigen schützen sollen, indem sie für die entsprechende propagandistische
Unterstützung der Macht sorgen. Die Öffentlichkeit muss auf Ereignisse eingestimmt
werden, die sie eigentlich ablehnt. Die Wirkung auf die Öffentlichkeit ist folgende: „in den
Medien wird die „öffentliche Meinung“ vermittelt, die in diesem Zusammenhang als
„wertgeladene, insbesondere moralisch aufgeladene Meinungen und Verhaltensweisen, die
man – wo es um fest gewordene Übereinstimmung handelt z.B. Sitte, Dogma2 - öffentlich
zeigen MUSS, wenn man sich nicht isolieren will.“3 Damit soll erklärt werden, dass die
2
hier unserer Meinung nach die Ideologie der amerikanischen Politiker die seit Beginn des 20. Jahrhunderts
über Medien vermittelt wird
3
Schweigespirale-Ansatz aus Burkart, Roland: Kommunikationswissenschaft. Böhlau Wien Verlag. 3
aktualisierte Auflage 1998; S.258
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Menschen sich vor sozialer Isolation fürchten und ihre eigene Meinung dann eher
verschweigen, wenn sie die Mehrheitsmeinung gegen sich glauben. Hier ist mit
Mehrheitsmeinung die Meinung der Medien bzw. die Meinung der „Experten“ gemeint, die
durch die Propaganda die ihre Meinung und Ideologien zur Mehrheitsmeinung macht.
Dadurch haben die Medien eine staatstragende Rolle: Sie vermitteln die richtigen
Überzeugungen und kontrollieren das Bewusstsein der Öffentlichkeit, und das stellt die
Funktion der US-Medienlandschaft dar. Hier kann die existierende Meinungsfreiheit der
Vereinigten Staaten angezweifelt werden. Bestimmte Inhalte werden seitens der Politiker
verschwiegen und die Medien haben kein Interesse diese aufzuhüllen und die Öffentlichkeit
aufzuklären, und dies stellt ein medienpädagogisches Problem dar. Die Medien
kommunizieren mit den Rezipieneten nicht im Sinne der Verständigung, sondern im Sinne
der Manipulation. Auch die ideologiekritische Position kann bestätigt werden: „Die
Massenmedien stehen unter dem politischen Manipulationsverdacht. Die Subjekte wird zum
hilflosen Opfer der Medien.“ wenn sie diese Medieninhalte konsumieren.4
Die gesellschaftskritische Medienpädagogik knüpft an die Kritische Theorie der
Frankfurter Schule (Horkheimer, Adorno, Marcuse, u.a.) und setzt auf die aufklärerische
Kritik und Medienanalyse (cf. Heinze 1990, Schulte 1992) sowie Möglichkeiten der
Schaffung einer kritischen „Gegenöffentlichkeit“. Massenmedien rücken hier als
Herrschafts- und Machtinstrumente ins Blickfeld. Die Medienindustrie wird als Bestandteil
des kapitalistischen Produktionszusammenhangs aufgefasst („Kulturindustrie“), die
vorfabrizierte Denk- und Wahrnehmungsangebote für den massenhaften Konsum
(„Bewusstseinsindustrie“) mit dem Ziel der Sicherung und Ausweitung bestehender
Herrschaftsverhältnisse verbreitet.5
Die Medien haben u.a. die Aufgabe als Kommunikationsschaltfläche zu fungieren. Der
Sinn der Kommunikation liegt im Sinne der Vergemeinschaftlichung von Unterschieden.
Aus dem Prinzip der Vergemeinschaftung machen die Unterscheide einen Sinn, denn wenn
man die zusammenbringt, werden sie erst vergleichbar. Folge: der Wert von
4
http://www.aufenanger.de/Seminare/wise2004/Medienpaedagogik%20031104.pdf
5 http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek/hug_medienpaed/hug_medienpaed.html
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Kommunikation kann nicht nur in der Verähnlichung von Positionen liegen
(Verständigung) sondern der Wert von Kommunikation liegt auch in der Entähnlichung.
Wenn man dieses Modell hat, dann kann man die Unterschiede entdecken und erarbeiten,
was in den amerikanischen Medien nicht geschieht. Die kulturellen Unterschiede und die
Opposition (global bezogen) werden in diesen Medien nicht dargestellt.
Die Gesellsacht, in der man lebt, macht eine rasante soziale Entwicklung durch,
insbesondere in Bezug auf die sozialen Beziehungen, die man zu einander pflegt, um die
Beziehungen beschreiben zu können, andere Modelle braucht als die, die man schon hat,
um die Kommunikation beschreiben zu können. Warum? Weil man mit der Beschreibung
der Kommunikation als Vorgang der Verständigung im Sinne der Verähnlichung die
Gesellschaftsmodelle beschreiben (wenn man eine gelungene Gesellschaft nur als solche
ansieht, wenn man alle Andersartigkeiten ausschalten kann). Das ist die Problematik, wenn
man nur von der Kommunikation redet, man muss den Gegenteil als Möglichkeit in die
Betrachtung ziehen, man muss die Entähnlichung oder die Differenzierung nicht nur als ein
zufälliges Ergebnis der Kommunikation sehen, sondern als ein sinnstiftendes Ergebnis der
Kommunikation, weil man dadurch die Differenzierung der Gesellsacht damit feststellen
kann das nicht alles gleich ist, man muss für die Unähnlichkeiten auch Platz finden, z.B.
multikulturelle Gesellschaft; Konfliktgesellschaft; eine Gesellschaft der Individualitäten
sind ein positiv geeigneteres Modell, als immer Toleranzräume sicher zustellen, weil sich
die Gesellschaft ändert.
Literaturverzeichnis:
MEDIA CONTROL. Wie die Medien uns manipulieren. Noam Chomsky, Europa Verlag, 2.
Auflage 2003
KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT. Burkart, Roland. Böhlau Wien Verlag. 3 aktualisierte
Auflage 1998
http://www.mediaculture-online.de/fileadmin/bibliothek/hug_medienpaed/hug_medienpaed.html
http://ezwi1.uibk.ac.at/ark/aufenanger_1103.pdf
http://www.praxisphilosophie.de/frchomsky.doc
http://www.aufenanger.de/Seminare/wise2004/Medienpaedagogik%20031104.pdf
http://www.mediacultureonline.de/fileadmin/bibliothek/huether_grundbegriffe/huether_grundbegriffe.pdf
http://www.mediacultureonline.de/fileadmin/bibliothek/hug_medienpaed/hug_medienpaed.pdf
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