Über die Nützlichkeit von Interpretationen

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Dietachmair Jakob
0308487
Rezension zu Noam Chomsky
„Über die Nützlichkeit von Interpretationen“
aus dem Buch „Media Control“
Zusammenfassung:
Im Text „Über die Nützlichkeit von Interpretationen“ aus dem Buch „Media Control“ verfasst
von Noam Chomsky, gilt es zu Beginn einmal abzuklären, was überhaupt mit dem Begriff
Demokratie impliziert wird. Nach Winston Churchill ist Demokratie, wenn die Regierung in
den Händen der „Reichen, die friedlich in ihren Behausungen leben“¹hergestellt ist. Eine
gegenteilige Meinung liefert Chomskys Definition des Begriffs: „Demokratie, so gibt man
uns zu verstehen, ist also ein System, das substantielle demokratische Formen zugunsten
reduzierter Konsumtion und übermäßiger Ausbeutung zurückstutzt, während der Staat im
Verbund mit einheimischen und ausländischen Konzernen die Wirtschaft kontrolliert.“²
Im Falle Costa Ricas wird diese Annahme einer demokratischen Form deutlich, obwohl diese
„demokratische Form“ nicht unbedingt gegeben sein muss. Es wird behauptet, dass die USamerikanische Unterstützung Costa Ricas die These: „Ein hauptsächliches Ziel der USAußenpolitik liege darin, das Aufkommen von nationalistischen Regimes, die sich der
Liberalisierung von Handelsrechten widersetzten, zu verhindern“³ widerlegt werden müsse,
da die Vereinigten Staaten die Demokratisierung eines Landes nicht voraussetzen, sondern
lediglich die Handelsabkommen mit dem jeweiligen Land stimmen müssen. So herrscht in
Costa Rica weiterhin das nach dem Putsch von José Figueres errichtete System, in dem die
Rechte der Arbeiter zu Gunsten von internationalen Konzernen drastische Beschränkt wurden.
Interessant ist, dass die amerikanischen Interventionen immer mit guten Gründen erfolgen. So
konnte zum Beispiel bis zum Zeitpunkt des Zusammenbruches der UDSSR der
Kommunismus als Feindbild schlechthin aufrechterhalten werden. Darum waren finanzielle
bzw. militärische Subventionen von Seiten der Amerikaner immer gerechtfertigt. Konnte
jedoch nicht die Gefahr des Kommunismus wie zum Beispiel die Dominotheorie als
Rechtfertigung herangezogen werden, wurde die Gefahr in Terrorismus umgewandelt mit
Wurzeln im kommunistischen System. Vor einem großen Problem stand die Regierung unter
„Reagan“ 1981. Die amerikanische Bevölkerung musste in einen Zustand der „permanenten
Bedrohung“ gesetzt werden, der durch den internationalen Terrorismus ausgelöst wurde.
Prinzipiell sind nur westliche Länder dem Terrorismus ausgesetzt, wurde von der
„Propagandamaschinerie“ festgelegt. Hauptziel der PR-Aktion war natürlich die
Rechtfertigung weiterer Kriege. 1981? Wenn man diese Jahreszahl hört, könnte man denken
na gut 20 Jahre das ist eine lange Zeit, jedoch ist es überhaupt kein Problem, anstatt der
Regierung Reagan hier die Regierung Bush George W. einzusetzen.
Die unverkennbare Rolle der Medien besteht darin, eine möglichst Breite Zustimmung der
Bevölkerung für die hohen Kosten des Krieges, Todesopfer usw. zu bekommen. Historisch
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Dietachmair Jakob
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Rezension zu Noam Chomsky
„Über die Nützlichkeit von Interpretationen“
aus dem Buch „Media Control“
gesehen, hat selten ein amerikanischer Präsident ohne Umfragen in Bezug auf die
Außenpolitik gesehen, eine Intervention ohne große Zustimmung der amerikanischen
Bevölkerung durchgezogen. Dies erfolgt vor allem aus populistischen Gründen, um eine
mögliche Wiederwahl und somit eine zweite Amtperiode anzustreben.
Gegenüber dem Problem des Terrorismus kann man sich nach Chomsky auf dreierlei Weise
verhalten: „Zum einen kann man, wie immer die Tatsachen beschaffen sein mögen, offiziell
Feinde dafür verantwortlich machen; zum anderen kann man die ganze Diskussion darüber als
ideologisch motivierten Unsinn abtun; zum dritten kann man das Phänomen ernstnehmen,
indem man es untersucht, für verurteilenswürdig erklärt und schaut, wohin die Folgerungen
führen.“4
Klar durchgesetzt hat sich die Variante eins welches auch deutlich an den außenpolitischen
Folgen von 9/11 sichtbar wird.
Skurril wird die Situation am Beispiel Jassir Arafat. Der mittlerweile verstorbene
Palästinenserpräsident sollte im November 1988 eine Rede vor der UN-Generalversammlung
in New York halten. Das amerikanische Außenministerium weigerte sich jedoch Arafat ein
Visum auszustellen mit der Begründung, dass die USA nicht bereit seihen Terroristen in ihr
Land zu lassen. Ein weiterer Grund für die Ablehnung Arafats war die Begründung, dass
seine Gruppe Menschen tötet, was für den israelischen Premierminister Schimon Peres
natürlich keineswegs gilt, denn er wurde als „Mann des Friedens in Washington begrüßt“.5
Ebenso waren Staatsmänner aus Lateinamerika, ob Diktatoren oder demokratisch gewählte
Persönlichkeiten sei dahingestellt, regelmäßige Gäste im Weißen Haus.
Vermehrt zu beachten ist nach Chomsky die Begrifflichkeitswahl der Medien. So üben zum
Beispiel Palästinenser Vergeltung durch Selbstmordattentate in Israel, während die Israelische
Armee durch die Zerstörung ganzer Siedlungen, oder durch gezielte Tötungen von ranghohen
PLO (palestine liberation organization) Mitgliedern eine „Verhinderung“ bzw.
„Verminderung“ der Gewalt betreiben. „Geeignete Interpretationen vermitteln uns also den
Eindruck, dass die Vereinigten Staaten und ihre Vasallen Demokratie, Sozialreformen und
Selbstbestimmung gegen Kommunisten, Terroristen und gewalttätige Elemente aller Art
verteidigen. Die Medien haben die Aufgabe, die Demokraten zu lobpreisen und den
offiziellen Feind – die Sandinisten, die PLO oder wer sonst noch im Weg steht – zu
dämonisieren.“6
1 Winston, Churchill, The Second World War, Bd. 5 (Houghton Mifflin, 1951, S. 382)
2 Chomsky Noam, Media Control/Über die Nützlichkeit von Interpretationen, (Toronto, 1991, S. 148)
3 Gordon, Connell-Smith, The Inter-American System (Oxford, 1966,)
4 Chomsky, Noam, Media Control/Über die Nützlichkeit von Interpretationen (Toronto, 1991, S. 154)
5 ebd. S. 157
6 ebd. S. 159
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Dietachmair Jakob
0308487
Rezension zu Noam Chomsky
„Über die Nützlichkeit von Interpretationen“
aus dem Buch „Media Control“
„Wer das System der Medien angemessen bedienen will, muß begreifen, dass der Terror, den
man der PLO, Ghaddafi oder Khomeini zuschreiben kann, Opfer hinterlässt, die unser
Mitgefühl verdienen, was für diejenigen, die den Verbrechen der USA und ihren Verbündeten
zum Opfer fallen, nicht gilt.“7
Durch das Aufkommen von neuen Gruppierungen wie etwa zahlreichen NGO´s (non
governmental organizations) findet eine Änderung der politischen Landschaft sowie der
Medienberichterstattung statt. Dennoch gibt sich Chomsky für die Zukunftsaussichten eher
pessimistisch: „ Die Erfolgsaussichten einer demokratischen Kommunikationspolitik bleiben
beschränkt, solange sich die Macht, über den Kurs und die Funktionsweise großer
gesellschaftlicher Institutionen zu entscheiden, in wenigen Händen konzentriert.“8
Auswertung und Besprechung
Die Relevanz für die Medienpädagogik ist bei diesem Artikel, ja nicht nur beim Artikel,
sondern bei dem gesamten Buch klar gegeben. Wir wissen nicht und sind uns darüber in
keiner Weise bewusst, wie uns die Medien beeinflussen bzw. nur begrenzt. An den vielen
Beispielen des Artikels sowie den Interpretationen des Artikels, können wir klar erkennen,
dass die wirkliche Wirklichkeit von denen der Medien zum Teil grob unterschiedlich ist. Bei
genauerer Betrachtung der Vorkommnisse im Nahost-Konflikt, oder beim
„Demokratisierungsprozess“ in Südamerika ist die Einmischung der Hegemonialmacht
Amerika klar erkennbar. Das Problem hierbei ist, dass die Medien teilweise nicht über die
Tatsachen wie sie an sich sind berichten. Dies erfolgt eventuell aus Gründen der
Marktwirtschaft. Dies soll heißen, dass es für Medien heutzutage ein großes Problem darstellt
finanziell zu überleben. So handeln Medien mehr und mehr nach „Manager-Manier“. Primär
werden Storys veröffentlicht die den Leser/die Leserin anziehen und schockieren aber die die
wirkliche Wirklichkeit keineswegs knallhart an den Tag legen. Das nächste Problem ist auch,
dass in Amerika das vorhanden sein eines öffentlich rechtlichen Mediums fast bist gar nicht
existiert.
7 Friedman, Thomas, NYT, 16. Okt.,, 1986;
8 Chomsky, Noam, Media Control/Über die Nützlichkeit von Interpretationen, (Toronto, 1991, S. 170)
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Dietachmair Jakob
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Rezension zu Noam Chomsky
„Über die Nützlichkeit von Interpretationen“
aus dem Buch „Media Control“
Ich denke, dass die Situation heute mit der damaligen gut verglichen werden kann. Nach 9/11
habe die amerikanischen Medien ihre Rolle als objektive Berichterstatter zum Großteil nicht
mehr ausgeübt, sonder es ist eine regelrechte Einheitsstimmung bemerkbar geworden – unter
dem großen Deckmantel der permanenten mediatisierten Terrorgefahr. (vgl. Regierung
Reagan)
Wirklich lobenswert erfolgte die Reaktion der New York Times nachdem sie sich ebenfalls
selber aus der Rolle eines objektiven Berichterstatters in Bezug auf 9/11 gehoben hatten. Sie
entschuldigten sich bei Ihren Leser und Leserinnen öffentlich im Printmedium.
Zur Theorie des Textes bzw. einzelnen theoretischen Passagen des Textes:
Klar erkennbar ist an diesem Verhalten der US-amerikanischen Außenpolitik die
„Realistische Schule“, welche als Grundannahme das negative der Menschheit in den
Vordergrund stellt, und das Streben nach Macht als zentrale Fragestellung der Forschung
annimmt. Man kann zwar in diesem Verhalten der US-Politik nicht wirklich von einem
Streben nach Macht im Sinne von Eroberung sprechen. Eher ist es am besten die
gegenwärtigen Entstehungen auch der Neo-Imperialistischen Schule zuzuschreiben, welche
im Imperialismus primär die kapitalistische Durchdringung der 3. Welt sieht.
Schlussfolgernd bleibt noch zu sagen, dass in der Zeit die wir unsere Jetzige nennen, in immer
kürzeren Abständen neue Medien entstehen. Das Internet wird einen großen Teil zur
Fortführung der objektiven Berichterstattung geben, da sich zu kleinsten Thematiken
unzählige Foren finden lassen können. So können sich immer mehr Rezipienten aus
verschiedenen Quellen Informationen besorgen, um sich dann ihre eigene Meinung zu bilden,
die fernab von einer „Gedankensteuerung durch Eliten“ liegt.
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