Thema 1 - Корпоративный портал ТПУ

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ФЕДЕРАЛЬНОЕ АГЕНТСТВО ПО ОБРАЗОВАНИЮ
Государственное образовательное учреждение высшего профессионального образования
«ТОМСКИЙ ПОЛИТЕХНИЧЕСКИЙ УНИВЕРСИТЕТ»
Lilia Schakirowa
Stefan Karsch
Konferenzdolmetschen
Deutsch-Russisch
Russisch-Deutsch
(Textbuch mit Aufgaben und СD)
Учебно-методические пособие
Издательство
Томского политехнического университета
Томск 2008
УДК 803.0:81´25(075.8)
ББК Ш143.24-923.7(Ш176)
Л.Р. Шакирова, Ш. Карш
Перевод текстов конференций (сборник текстов с заданиями и
аудиоприложением) / Л.Р. Шакирова, Ш. Карш. – Томск: Изд-во Томского
политехнического университета, 2008. - ??? с.
Учебно-методическое пособие представляет собой сборник текстов с
заданиями и аудиоприложением, предназначенный, прежде всего, для студентов
обучающихся по специальности «Лингвистика и переводоведение», а также может
быть использовано в рамках дополнительной специализации в сфере
профессиональной коммуникации и для самостоятельной отработки навыков и
умений синхронного и последовательного перевода.
Редактировано к печати Редакционно-издательским советом
Томского политехнического университета
Рецензенты:
Кандидат филологических наук, доцент кафедры
романо-германской филологии ФИЯ ТГПУ
Корнилова Н.В.
Кандидат филологических наук, доцент кафедры
лингвистики и переводоведения ИМОЯК ТПУ
Лазарева Е.В.
Кандидат педагогических наук, доцент кафедры
английской филологии ФИЯ ТГУ
Житкова Е.В.
 Томский политехнический университет, 2007
 Оформление. Издательство ТПУ, 2007
 Л.Р. Шакирова, Ш. Карш, 2008
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Vorwort
Das vorliegende Lehrbuch besteht aus einer Sammlung von Reden und
Vorträgen, ihrer Didaktisierung und einer Audio-CD. Es ist vor allem für
Studenten der Fachrichtungen Linguistik und Übersetzungswissenschaften
erarbeitet worden. Das Lehrbuch will folgende Fähigkeiten schulen:
- die Fähigkeit, offizielle Reden zu schreiben, zu analysieren und
vorzutragen
- die Dolmetschkompetenzen im klassischen Arbeitsfeld besonders des
Synchrondolmetschers - den offiziellen Reden
- die Fähigkeit, nach verschiedenen Prinzipien thematische Lexik
aufzubereiten
- die Vervollkommnung der Anwendung von Stenografie beim
Dolmetschen
Die abgedruckten Reden und Vorträge sind authentisch. Dies eröffnet den
Studenten zum einen die Möglichkeit, verschiedene Vortragstechniken und stile kennen zu lernen. Zum anderen können sie anhand dieser originalen
Quellen gelungene Stellen mit weniger geglückten vergleichen. Gleichzeitig
können die Texte als Musterbeispiele für offizielle Reden zu den
verschiedensten Anlässen verwendet werden.
Um sinnvoll mit diesem Lehrbuch arbeiten zu können, benötigen die
Studenten bestimmte Vorkenntnisse, vor allem Grundkenntnisse der
Übersetzungstechniken und die entsprechenden praktischen Fähigkeiten, aber
auch die Beherrschung eines Grundwortschatzes zu den am häufigsten
anzutreffenden Themen der öffentlichen Reden: Politik, Gesellschaft, Kultur,
internationale Beziehungen, Bildung, Umweltschutz, Ökonomie, Finanzen
u.a.
Alle Texte wurden für die beigelegte Audio-CD von Muttersprachlern
aufgenommen. Dies erlaubt den Studenten einen variantenreiche Umgang mit
dem Material. So können sie zum Beispiel bereits im vorbereitenden
Selbststudium mit den aufgezeichneten Reden schon vor dem Dolmetschen
im Unterricht üben, die für die Übersetzung notwendige Voranalyse
durchführen und die schwierigsten Wörter und Passagen erkennen,
zusammenstellen und übersetzen.
Die Aufnahmen sind von verschiedenen Rednern gemacht worden, so dass
die Studenten mit den Realitäten ihres späteren Berufs konfrontiert werden.
Häufig geraten nämlich unerfahrene Übersetzer angesichts einer
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„ungewohnten Stimme“ und ihrer unerwarteten Besonderheiten
(Geschwindigkeit, Dialekt, Stimmlage oder auch Sprachfehler) unter
zusätzlichen Druck.
Die Texte können, je nachdem, welches Ziel der Unterricht verfolgt, dazu
verwendet werden, das Übersetzen kompletter Reden oder auch nur einzelner
Passagen oder Formulierungen zu trainieren.
Wir empfehlen für die Vorbereitung auf den Unterricht folgendes
Herangehen:
- Machen Sie sich mit dem Text vertraut. Bestimmen Sie das
Kommunikationsziel, die Quelle und den wahrscheinlichen
Rezipienten.
- Bestimmen Sie sowohl die kognitive als auch die expressive
Information des Textes und die dazugehörigen Ausdrucksmittel.
Übersetzen Sie diese.
- Stellen Sie die wichtigsten Wörter und Wendungen der jeweiligen
Thematik zusammen und finden Sie Äquivalente in der Zielsprache.
- Übersetzen Sie die Rede von der CD mündlich und zeichnen Sie ihre
Übersetzung auf.
- Hören Sie sich ihre eigene Übersetzung an und werten Sie diese aus,
indem Sie den abgedruckten Text im Lehrbuch zu Hilfe nehmen.
Fortgeschrittenen Studenten, die sich auf die realen Arbeitsbedingungen des
Dolmetschers vorbereiten wollen, können auch eine andere
Herangehensweise wählen:
- Sehen Sie sich zuerst nur den Titel der Rede und die Stellung des
Redners an. Versuchen Sie aus diesen Informationen auf die
wahrscheinliche Kommunikationsabsicht und den Inhalt der Rede zu
schließen.
- Sammeln Sie Informationen zum Thema der Rede aus verschiedenen
Quellen. Versuchen Sie auch, Informationen über den Redner und die
Veranstaltung zu finden.
- Stellen Sie eine Liste der wichtigsten Wörter und Wendungen zum
Thema zusammen und finden Sie Entsprechungen in der Zielsprache.
- Übersetzen Sie nun die Rede mündlich von der Audio-CD und
zeichnen Sie ihre Übersetzung auf.
- Hören Sie sich ihre eigene Übersetzung an und werten Sie diese mit
Hilfe des abgedruckten Textes aus. Markieren Sie Ihre Fehler und
übersetzen Sie jene Passagen schriftlich, die Ihnen beim mündlichen
Dolmetschen am meisten Schwierigkeiten gemacht haben.
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Da ein Übersetzer in seinem Arbeitsalltag in der Regel den Text im Moment
des Dolmetschens erstmalig hört, empfehlen
wir bei der
Unterrichtsvorbereitung beide von uns vorgeschlagenen Varianten
wechselweise anzuwenden.
Über diese allgemein gültigen Vorbereitungstechniken hinaus sind den
einzelnen Texten konkrete Aufgaben zugeordnet, die den Studenten helfen
sollen, die Besonderheiten der jeweiligen Rede genauer zu erschließen und
sich darauf einzustellen.
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Thema: Frauenrechte. Gleichberechtigung.
Text 1
Eröffnungsrede zur Konferenz von Kerstin Müller, Staatsministerin im
Auswärtigen Amt „Frauen in der islamischen Welt, Musliminnen in
Deutschland: positive Rollenmodelle“
Sehr geehrte Teilnehmerinnen und Moderatorinnen, meine Damen und
Herren!
Ich freue mich, dass Sie so zahlreich meiner Einladung gefolgt sind, und
danke Ihnen, dass Sie zum Teil von sehr weit gekommen sind, um an dieser
Konferenz teilzunehmen. Unsere Runde heute umfasst Frauen aus 20
Ländern der islamischen Welt sowie Musliminnen, die hier in Deutschland
leben und arbeiten. Sie, meine Damen, kommen aus den unterschiedlichsten
gesellschaftlichen
Bereichen.
Am
Tisch
vertreten
sind
Menschenrechtsaktivistinnen,
Richterinnen,
Wissenschaftlerinnen,
Unternehmerinnen, Politikerinnen, Journalistinnen – engagierte und
motivierte Frauen aus den verschiedensten Bereichen, die in ihren
Gesellschaften oft Vorkämpferinnen für die Rechte der Frauen sind.
Mit dem hier versammelten Kreis von Teilnehmerinnen erheben wir keinen
Anspruch auf Repräsentativität oder Vollständigkeit. Die heutige
Veranstaltung soll vielmehr ein Forum für einen offenen Austausch und
lebhafte Diskussionen sein.
Ein wichtiger Aspekt dieser Konferenz ist es nicht zuletzt, sich gegenseitig
kennen zu lernen, Kontakte zu knüpfen und miteinander ins Gespräch zu
kommen. Wir wollen die Möglichkeit zum Dialog geben, der mit dieser
Konferenz nicht zu ende ist, sondern im Sinne einer Netzwerkbildung
fortgeführt und verstetigt werden soll.
Meine Damen und Herren,
die Rolle der Frau im Islam ist ein Thema, das in der deutschen
Öffentlichkeit und auch in den Medien zeitweise große Aufmerksamkeit
gefunden hat. Ich meine, die sog. Kopftuchdebatte. Die Frage, ob eine
Lehrerin an der Schule ein Kopftuch tragen darf – und was „das Kopftuch“
symbolisiert hat die deutsche Öffentlichkeit intensiv beschäftigt.
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Dabei wird in der Diskussion oftmals zu wenig differenziert. Die Frau „hinter
dem Schleier“ und ihre persönlichen Motive finden im Grunde zu wenig
Beachtung. Das Kopftuch wird zu einem Symbol für die Unterdrückung von
Frauen schlechthin stilisiert – vor allen von Frauen im Islam.
Wie die Rolle von Frauen in den islamischen Ländern tatsächlich ist, spielt
dabei leider kaum eine Rolle. Wie ist die Rolle von Frauen in den
islamischen Ländern tatsächlich – wie viel Rechte für Frauen lässt der Koran
zu, ist also die eine Seite der Diskussion. Andererseits ist es aber auch eine
Debatte darüber, wie viel Toleranz und Freiheit diese Gesellschaft verträgt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Bundesverfassungsgericht hat im September letzten Jahres entschieden,
dass ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen auf jeden Fall einer gesetzlichen
Grundlage bedarf. An dem Urteil ist besonders wichtig, dass das
Verfassungsgericht eindeutig den Auftrag erteilt hat, den Grundsatz der
Gleichbehandlung aller Religionen zu beachten.
Die Bundesländer sind nun dabei, dieses Urteil umzusetzen, indem sie
Gesetze vorbereiten und zum Teil schon erlassen haben, welche die
Zulässigkeit des Tragens religiöser Symbole an öffentlichen Schulen regeln.
Dabei gilt es sorgfältig zwischen der negativen Glaubensfreiheit der
Schülerinnen und Schüler und der staatlichen Neutralitätspflicht einerseits
sowie der Glaubensfreiheit und den Persönlichkeitsrechten der Lehrkräfte
andererseits abzuwägen. Das ist nicht einfach.
Meine Damen und Herren,
aber auch jenseits des Kopftuchstreits spielt das Thema Frauen und Islam in
der europäischen und deutschen Öffentlichkeit momentan eine große Rolle.
Ich sagte es eingangs schon: Muslimische Frauen werden häufig im so
genannten Westen eher als unterdrückt und entrechtet wahrgenommen. Aber
das entspricht weder der Realität noch der Selbstwahrnehmung der hier
angesprochenen Frauen.
Daher finde ich es um so interessanter, die Perspektive zu wechseln, das
Blickfeld auszuweiten und hier zu hören, was muslimische Frauen zu diesen
Fragen zu sagen haben, welchen Problemen sie begegnen und vielleicht auch
welche Kraft sie aus ihrem Glauben oder aus ihrer islamisch geprägten
Identität schöpfen, um gerade auch mehr Rechte für Frauen durchzusetzen.
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Der Dialog darüber ist deshalb so wichtig, weil nur so auf beiden Seiten
vorhandene unbegründete Ängste, Vorurteile und Abwehrhaltungen
ausgeräumt werden können. Zu den häufigen Missverständnissen des so
genannten Westens zählt, dass dieser die islamische Welt und die Muslime
als monolithischen Block wahrnimmt und das auch noch ausschließlich in
seiner radikalen und fundamentalistischen Ausprägung: kurz als den
bedrohlich Anderen.
Eine solche Wahrnehmung wird der überwältigenden Mehrheit der Muslime
nicht gerecht, hier müssen wir darum kämpfen, dass mehr differenziert und
der Blick auf die Tatsachen wieder frei wird. Oder wie es Johannes Rau
gesagt hat „Ob wir über die Situation in unserem eigenen Land oder in der
gesamten Welt nachdenken, uns sollte immer bewusst sein, dass es das
Judentum sowenig gibt wie den Islam und sowenig wie das Christentum oder
die westliche Welt.“
Angesichts der verschiedenen traditionellen und modernen, liberalen und
konservativen Interpretationen der Religion des Islam in den einzelnen
muslimischen Ländern und Gemeinschaften ist es irreführend, a priori von
einer Unvereinbarkeit zwischen den Lehren des Islam und einer
gleichberechtigten Stellung der Frau auszugehen. Es gibt Interpretationen, die
mit den Frauenrechten in Einklang zu bringen sind.
Viele islamische Staaten sind Vertragsparteien der VN-Konvention zur
Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (CEDAW). Allerdings
haben beispielsweise fast alle arabisch-islamischen Staaten ihre Unterschrift
unter das Dokument mit grundlegenden Vorbehalten verknüpft: Die
Bestimmungen der CEDAW-Konvention dürften nicht im Widerspruch zu
Normen der Scharia, also des islamischen Rechts stehen. Nur so weit sie mit
diesen von Gott abgeleiteten Rechtsquellen vereinbar sei, soll die
Gleichberechtigung der Frau gewährleistet sein.
Eines muss jedoch klar sein: Ein Scharia-Vorbehalt darf nicht zur
Aushöhlung der allgemein anerkannten Menschenrechte und damit auch der
Frauenrechte führen. Religiös begründete Vorgaben dürfen nicht zu einer
Preisgabe universeller Grundwerte oder einer Relativierung von
Frauenrechten weltweit führen!
Sehr geehrte Damen und Herren,
die in der Diskussion zu beobachtende Polarisierung zwischen „dem Westen“
und „dem Islam“ ist zu kurzsichtig. Sie übersieht, dass „der Islam“ schon
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längst hier „im Westen“ angekommen ist. Durch die Migration des letzten
Jahrhunderts ist Deutschland ein multireligiöses Land und auch ein
islamischer Kulturraum geworden: In Deutschland leben heute rund 3,2 Mio
Muslime. In der erweiterten Europäischen Union leben bereits mehr als 12
Mio Muslime.
Das Zusammenleben ist nicht immer spannungsfrei: Der Bau von Moscheen,
der frühmorgendliche Ruf des Muezzins und eben auch die von den
nichtmuslimischen Einheimischen als untergeordnet wahrgenommene
Stellung muslimischer Frauen führen bisweilen zu Befremden, manchmal
auch zu Überreaktionen.
Voreingenommenheit, stereotype Wahrnehmungen und Vorurteile gibt es auf
beiden Seiten. Seitens muslimischer Gesellschaften wird dem „Westen“ oft
vorgeworfen, er zeichne sich im Wesentlichen durch übersteigerten
Individualismus, Materialismus und Gewinnstreben und durch das Fehlen
wahrer Werte aus. Der „Westen“ hingegen hält der islamischen Welt vor, sie
sei rückständig, auf patriarchalisch-traditionelle Strukturen aufgebaut und
dadurch fortschritts- und entwicklungsfeindlich. Beides stimmt so pauschal
natürlich nicht.
Unterschiede in den Wertvorstellungen bzw. im Ausleben dieser Werte sind
dennoch zweifellos vorhanden und sollten ruhig auch benannt werden: In der
islamischen Welt hat beispielsweise der traditionelle Familienverband, der
auch mehrere Generationen umfassen kann, eine viel essentiellere Bedeutung
als bei uns „im Westen“. Das wirkt sich natürlich auch und gerade auf das
Rollenverständnis der Frauen aus.
In den westlichen Gesellschaften steht hingegen eher die Freiheit der
individuellen Lebensgestaltung im Vordergrund. Auch der Stellenwert der
Religion ist sehr unterschiedlich: In Deutschland haben wir eine
grundsätzliche Trennung von Staat und Kirche. Die Gesellschaft ist
weitgehend säkularisiert in dem Sinne, dass Religion Privatangelegenheit des
Bürgers ist und die Politik den autonomen Raum der Religionen respektiert
und möglichst wenig berührt.
Viele muslimische Gesellschaften hingegen sind ganz von Religion
durchdrungen und meist stolz darauf, dass der Glaube die Tagesabläufe, das
öffentliche und das private Leben prägt.
Trotz oder gerade wegen dieser Unterschiede ist der Dialog, die
Verständigung über gemeinsame Werte von so großer Bedeutung. Wir
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müssen die gegenseitige Abschottung überwinden, wir müssen uns kennen
lernen, damit unser Verständnis füreinander wachsen kann und unzutreffende
Vorstellungen überwunden werden können.
Sehr geehrte Damen und Herren,
gestern feierte das deutsche Grundgesetz seinen 55. Geburtstag. Seit 1949 ist
die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in unserer Verfassung
verankert. Und doch wird uns die Gleichberechtigungsdebatte noch für
geraume Zeit beschäftigen, denn in der Praxis gibt es noch viel zu tun: Von
dem Ziel einer tatsächlichen Gleichstellung sind wir auch hierzulande noch
weit entfernt. Frauen erhalten für die gleiche Arbeit im Durchschnitt immer
noch rund 30 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. In den
Leitungspositionen von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik haben Frauen
die 5-Prozent-Hürde noch immer nicht überschritten. Die Führungsgremien
vieler Konzerne kommen oft immer noch als reiner „Herrenclub“ daher. Dies
zu ändern ist ein elementares Gebot der Gerechtigkeit! Gleichstellung und
Chancengleichheit sind strategische Fragen, an denen sich auch die
Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft entscheidet.
Die mangelnde Beteiligung von Frauen am politischen und wirtschaftlichen
Leben stellt einem aktuellen Bericht der VN zufolge ein wesentliches
Hemmnis auch bei der Entwicklung der arabischen Staaten dar.
Ich bin mir sicher, dass wir mit unserer heutigen Diskussion auch einen
Beitrag zu dieser Diskussion über die Erneuerung, Modernisierung und
Demokratisierung der islamischen Welt leisten werden. Denn eines steht fest:
alle Gesellschaften in Nord und Süd, denen es gelingt, das Potenzial, das
Frauen mitbringen, zu nutzen, haben die größeren und besseren
Entwicklungschancen.
Ich bin sehr neugierig auf die individuellen Beiträge. Ich bin mir sicher, dass
wir einen interessanten Tag und spannende Diskussionen vor uns haben. In
diesem Sinne wünsche ich uns allen eine erfolgreiche Konferenz!
Quelle: http://www.kerstin-muellermdb.de/cms/default/dok/64/64023.frauen_in_der_islamischen_welt_musliminn.html
Aufgaben
1) Fassen Sie den Inhalt der Rede zusammen. Schreiben Sie je einen Satz
(maximal zwei) für jeden Abschnitt. Bereiten Sie anhand Ihres Kurztextes
eine ausführlichere Rede vor.
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2) Überlegen Sie im Voraus die Übersetzung des Zitats von Johannes Rau.
Durch welche sprachliche Mittel in der Zielsprache kann die Funktion des
bestimmten Artikels in diesem Satz wiedergegeben werden.
3) Finden Sie im Internet die Texte der CEDAW-Konvention auf Deutsch und
Russisch und erstellen Sie eine Liste von thematisch relevanten
Schlüsselwörtern mit Äquivalente in beiden Sprachen.
Text 2
Выступление с докладом на тему «Статус женщины в Исламе»
Уважаемые дамы и господа,
уважаемые коллеги,
гости и участники нашей конференции!
Я рад, что сегодняшняя конференция привлекла не только внимание
борцов за равные права женщин и мужчин, собрала активистов этого
движения, но и привлекла внимание широких кругов общественности.
И начать свой доклад я хотел бы с положения о равенстве мужчины и
женщины перед Аллахом.
Некоторые западные обозреватели заявляют, что Ислам является
оковами женщины, унижающими ее достоинство и разрушающими ее
как личность, что женщина полностью подчинена мужчине, который
господствует абсолютно во всем и превосходит ее.
Прежде чем разъяснить положение женщины в Исламе, следует сделать
краткий обзор истории женского вопроса в Европе.
До 19 века женщина в Европе считалась существом, с которым никто не
считался. «Ученые» и «философы» затевали споры по этой проблеме.
Например, обсуждался вопрос, есть у женщины душа или нет. Если
душа все-таки есть, то она человеческая или звериная? Если все же
предположить у нее наличие человеческой души, то ее социальное
положение по отношению к мужчине является рабским или несколько
выше?!
Даже в те короткие периоды, когда женщина занимала относительно
высокое социальное положение, будь то в Греции или Римской
империи, это вовсе не было достижением женщин, как части населения
в целом, а касалось лишь ограниченного числа женщин, выступавших в
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роли столичных красавиц, украшавших собой любое общество и
являвшихся непременным атрибутом роскошной жизни богатых людей.
Однако при этом женщина абсолютно не пользовалась истинным
уважением, как живое человеческое существо, обладающее чувством
собственного достоинства. Экономическая ситуация феодальной эпохи,
приведшая к сельскохозяйственной оседлости, обязала мужчину
содержать женщин и семейство, что было вполне естественным в
подобных условиях. Кроме того, женщина трудилась по дому,
занималась
примитивным
ремеслом
по
переработке
сельскохозяйственной продукции и, таким образом, “окупала” расходы
на свое содержание.
Промышленная революция резко изменила всю ситуацию, как в
деревне, так и в городе. Были подорваны основы семьи, нарушились
внутрисемейные связи, так как женщины и дети вынуждены были пойти
работать на промышленные предприятия. Рабочий день был слишком
велик, а заработная плата у женщины была меньше, чем у мужчины,
который делал то же самое и на том же предприятии. Такая ситуация
сохранилась и до наших дней. По данным исследования Мичиганского
Университета, из всего количества занятых 75% составляют мужчины и
25% - женщины, причем средняя зарплата у первых около 25000 дол. в
год, а женщины получают лишь 10000 дол.
Для привлечения внимания к себе женщины использовали такие
средства, как забастовки и манифестации, митинги и пресса. Затем
женщины почувствовали необходимость участия в политике, чтобы
покончить с источником угнетения. Они потребовали, во-первых, права
участия в выборах, а затем права представительства в парламенте.
История борьбы женщин за свои права состоит из ряда
последовательных этапов. В наши дни такое движение приобрело
законченные формы и стало носить название феминизм. Однако оно не
сделало женщину более счастливой или защищенной, вознеся на
уровень механического равенства с мужчиной во всем. Наоборот, это
дало толчок к так называемой сексуальной революции 70-х годов,
разврату и разложению нравственности в обществе. Начиная с
рекламных щитов и заканчивая детскими мультфильмами, женщина
преподносится как объект мужского внимания, имеющий высокую цену
и уважение лишь при наличии красивой внешности.
Уважаемые дамы и господа,
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вернемся к положению женщины в Исламе. Женщина в Исламе
занимает важное место. Она рассматривается как драгоценность,
требующая заботы и бережного отношения. С этой целью имеются
некоторые предписания, направленные на сохранение ее чести,
достоинства, красоты. Однако, как было сказано ранее, как мужчина,
так и женщина обладают полным равенством, что дает им все
соответствующие права — это защита жизни, чести, имущества и
достоинства. Эти права неприкосновенны, не ущемляются и не
оспариваются. Соблюдается неприкосновенность личности и жилища.
Все предписания и законы распространяются на всех без исключения.
Ислам установил определенные различия в некоторых правах и
обязанностях между мужчиной и женщиной вследствие особенностей
организма мужчины и женщины, а также возложенной на них роли в
обществе. Это различия, которые формируют исламское мировоззрение
мусульманки, ее богатый внутренний мир и убеждения.
Уважаемые дамы и господа,
я хотел бы напомнить Вам одну старую притчу.
Однажды, путешествуя, пророк Мухаммед увидел нескольких женщин,
ехавших на верблюде. Погонщик гнал животных слишком быстро,
забыв, что такая езда причиняла женщинам большие неудобства. Тогда
Пророк сказал ему: «Ты везешь хрустальные шкатулки, будь с ними
поосторожнее».
Бесспорной и непреложной аксиомой в Исламе является то, что
согласно исламскому праву женщина является живым человеческим
существом, имеющим точно такую же душу, как и мужчина. Коран дает
четкое доказательство тому, что женщина полностью равна с мужчиной
перед Аллахом по своим правам и обязанностям.
Каждый человек, будь то мужчина или женщина, несет ответственность
за совершенные поступки. При оценке поступков мера наказания и
вознаграждения будет зависеть только от соответствия деяний добру
или злу на чаше весов.
В исполнении религиозных обрядов, таких как ежедневные молитвы,
пост, обязательные пожертвования в пользу бедных и паломничество,
обязанности женщины не отличаются от обязанностей мужчины. А в
некоторых случаях женщина имеет некоторые привилегии по
сравнению с мужчинами. Например, женщина освобождается от
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ежедневных молитв и от поста во время менструального периода и в
течение шестидесяти дней после деторождения, если у нее есть
выделения. Она имеет право отсрочить пост на период беременности и
кормления ребенка грудью и ухода за ним, если имеется какая-либо
опасность ее здоровью или здоровью ребенка. Если пропущенный пост
(в месяце Рамадан) является обязательным, то она может пропущенный
пост возместить в любое время. Она не обязана компенсировать
пропущенные по любым указанным выше причинам молитвы. Хотя
женщины могут ходить и ходили в мечеть в дни Пророка (да
благословит его Аллах и приветствует), тем не менее, посещение
мечети во время пятничной молитвы для них необязательно, в то время
как это обязательно для мужчин (в пятницу). Ислам принимает во
внимание физиологические и психологические особенности, связанные
с естественными функциями женского организма, облегчая
предписанные ей обязанности.
Разговоры о том, насколько унизительно положение женщины в Исламе
не новы. Однако прежде чем вступать в дискуссию по этому вопросу,
постарайтесь разобраться, в чем же на самом деле заключается
противоречие. Является ли причиной, зачастую поистине недостойного
положения женщины предписания Ислама, или лишь неверные,
сделанные в чью-то угоду его трактовки.
Спасибо за внимание. Буду рад, если мой доклад вызовет оживленную
дискуссию, и с удовольствием отвечу на любые Ваши вопросы.
Quelle: http://www.iran.ru/rus/statusgenscinivislame.php
Aufgaben
1) Der Text enthält Lexik, die zum thematischen Feld „Religion“ und
„Islam“ gehört. Finden Sie diese Wörter und erstellen Sie eine Liste mit
Äquivalenten in der Zielsprache. Ergänzen Sie diese Liste durch selbständig
gefundene Lexik.
2) Bereiten Sie sich auf eine Diskussion vor. Formulieren Sie mögliche
Fragen und stellen Sie die entsprechenden Antworten zusammen. Bereiten
Sie sich sowohl auf die Rolle eines Diskussionsteilnehmers, als auch auf die
des Dolmetschers vor.
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Text 3
Rede von Khalida Messaoudi zum Thema: „Menschenrechte sind
unteilbar“
Guten Tag meine Damen und Herren,
heute spreche ich hier in Namen der Frauen, die bereit sind ihre Stimme zu
erheben, damit der ganzen Welt verständlich wird, dass Gleichberechtigung
noch längst nicht überall existiert und nicht das gleiche Bedeutet.
Wir Algerierinnen, Marokkanerinnen, Iranerinnen und Sudanesierinnen
haben uns zusammengetan, um etwas zu fordern, was im Westen
selbstverständlich ist: die Universalität der Menschenrechte, die unabhängig
von Geschlecht, Hautfarbe oder Religion für alle gelten. In meinem Land
jedoch verbinden die Feinde der Frauen mit dem Begriff Universalität immer
auch das Attribut „international“, was für sie gleich „westlich“ ist. Aber die
Abgeordneten der Vereinten Nationen scheinen in ihrem tiefsten Innern zu
glauben, die Unterdrückung der algerischen Frauen läge in der Kultur unseres
Landes begründet - und unter dem Vorwand des „Respekts vor anderen
Kulturen“ müsse man eben auch die Unterdrückung der Frauen respektieren
und akzeptieren.
Wir Algerierinnen nennen das „die Kulturfalle“. In diese Falle sind die
westlichen Länder voll getappt. Sie glauben, unsere Unterdrückung sei eine
kulturelle Frage - und wollen nicht verstehen, dass sie eine rein politische
Frage ist. Aus unserer Geschichte und Kultur lässt sich die Unterdrückung
der Frauen ebenso wenig ableiten wie aus der der westlichen Länder - auch
wenn das so mancher algerische Mann gerne hätte.
Jedes Mal, wenn eine algerische Frau aufsteht, um ihre Rechte zu
verteidigen, steht ein Mann hinter ihr, der fragt: Was willst du eigentlich,
willst du etwa wie die Europäerinnen werden? Unsere Antwort lautet: Wir
wollen wie Kahina werden! Kahina war eine algerische Herrscherin im
siebten Jahrhundert. Sie hat ihr Land nicht in Angst und Schrecken geführt,
wie es die Männer heute tun.
Wir wünschten, die Völker des Abendlandes lernten wenigstens unsere
Geschichte, bevor sie über uns richten. Wir leiden unter der rassistischen
Sichtweise, Universalität sei geographischen Grenzen unterworfen und habe
nicht überall Gültigkeit. So habe ich im französischen Fernsehen Prozesse
gegen Beschneiderinnen gesehen, die ihren afrikanischen Töchtern und
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Enkelinnen die Klitoris verstümmeln. Da standen doch tatsächlich weiße
Männer, Anwälte und Journalisten, die erklärten, das sei nun einmal ihre
Kultur. Doch seit wann sind Verletzungen der Menschenrechte und
Verbrechen gegen die Menschlichkeit relativ und eine Frage der Kultur?
Natürlich kann es keine Lösung für die Opfer des islamischen
Fundamentalismus sein, den Westen zu bitten, die Sache für uns zu regeln.
Aber wir brauchen bei unserem Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen
in den islamischen Ländern die Hilfe und Unterstützung der europäischen
Länder.
In Algerien hat es in den letzten Jahren Hunderttausende von Toten gegeben,
darunter viele Frauen, Journalisten, einfache Leute; und Tausende von
vergewaltigten und gefolterten Frauen. In den letzten acht Jahren wurden
2.084 Frauen von islamistischen Gruppen verschleppt, ohne dass irgendein
internationales Gremium dagegen protestiert hat. Schlimmer noch: Eine
algerische Frau hat auch in Deutschland kein Recht auf politisches Asyl,
wenn sie von der GIA, den bewaffneten „Gotteskriegern“, verfolgt wird,
denn sie wird ja nicht vom Staat bedroht. Dafür erhalten ihre Verfolger Asyl,
denn ihnen droht nach all den Verbrechen in ihrer Heimat ja die Todesstrafe.
Damit nicht genug. Selbst Frauen, die in einem so genannten „Gottesstaat“
verfolgt werden, verweigert man das politische Asyl; ebenfalls unter dem
Vorwand, diese Verfolgung sei kulturell und nicht politisch bedingt. Eines
Tages musste ich in „Le Monde“ lesen, Taslima Nasrin verdiene ihr
Schicksal, denn sie habe es ja geradezu darauf angelegt, indem sie sich in
einem Entwicklungsland gegen die Religion gewandt habe.
Das alles kann die Welt nicht länger ignorieren. Die Grenzen der
internationalen Menschenrechtserklärung müssen angesichts der neuen
Totalitarismen und der terroristischen Bewegungen im Iran, in Algerien, im
Sudan und Afghanistan dringend erweitert werden. Wir Algerierinnen
fordern, dass die Verbrechen an den 2.084 Frauen, die in einem kriegerischen
Akt in den letzten Jahren verschleppt und vergewaltigt wurden, als
Menschenrechtsverletzungen angesehen werden. Wir fordern, dass auf
internationaler Ebene Maßnahmen gegen solche Verbrechen ergriffen
werden.
Ich bin Algerierin, ich lebe in Algier und bin heute Abgeordnete der
Nationalversammlung. Ich bin stolz darauf, von meinen Landsleuten mit dem
Wissen gewählt worden zu sein, dass ich Demokratin und nicht religiös bin.
Darauf hatte ich meine Kampagne aufgebaut.
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Doch ich kann zwar gewählt werden, aber ich habe noch nicht einmal die
elementarsten Menschenrechte. Denn nach dem herrschenden Gesetz - das
nicht von den Fundamentalisten gemacht wurde, sondern von der algerischen
Republik - bin ich als Frau eine Unmündige. 1984 verabschiedete das
algerische Parlament das neue Familienrecht, den „code de la famille“, den
algerische Feministinnen nur „code de l’infamie“ nennen. Danach kann ich
als algerische Abgeordnete im Parlament zwar die Gesetze mitmachen, im
Privatleben aber bin ich eine Minderjährige.
Die Polygamie ist gesetzlich erlaubt, und ein Ehemann kann seine Frau noch
immer quasi verstoßen. Wollte ich heiraten, dürfte ich das nicht selbst
entscheiden, sondern mein 74-jähriger Vater müsste es für mich tun. Gäbe es
ihn nicht mehr, entschiede ein Bruder oder Onkel, ja sogar ein Sohn für mich;
auch, ob ich ins Ausland reisen darf oder nicht.
Wir haben in Algerien dank unserer Geschichte und des gemeinsamen
Kampfes von Männern und Frauen gegen die französische Kolonialmacht
eine relativ starke Frauenbewegung. Doch auch sie konnte die Entrechtung
der Frauen 20 Jahre nach der Befreiung unseres Landes nicht verhindern.
Jetzt, da die Männer sehen, dass sie selbst bedroht sind von den Ungeheuern,
die sie riefen – dem Nationalismus, Männlichkeitswahn und religiösen
Fanatismus -, gibt es ein Erschrecken. So veranstaltete der „Hohe
moslemische Rat“ (HCI), der die Regierung berät, jüngst in Algier ein
dreitägiges Seminar zu dem Thema Frauenrechte. Der Vorsitzende erklärte
öffentlich, er sei für die sofortige Abschaffung der Polygamie und des ganzen
unwürdigen Familienrechts. Das ist ein - relativer - Fortschritt, der
unzweifelhaft dem Druck der Frauen zu verdanken ist.
1993 verhängte die GIA ihr Todesurteil über mich. Das war und ist schlimm.
Es ist allerdings einfacher, zum Tode verurteilt zu sein und zu wissen warum,
als zu den Tausenden Frauen und Menschen aus dem algerischen Volk zu
gehören, die hingerichtet wurden, ohne zu wissen warum. Es gibt nichts
Schrecklicheres als die Morde an diesen Mädchen und Frauen, die niemals
politisch aktiv waren, niemals öffentlich aufgetreten sind und die einsam und
hilflos starben. Ich weiß, warum sie getötet wurden: im Zuge einer Strategie
des willkürlichen Terrors, des totalen Krieges gegen ein Volk, um es der
übelsten aller Diktaturen, dem Gottesstaat, zu unterwerfen.
Bis 1998 habe ich fünf Jahre lang jede Nacht meinen Aufenthaltsort
gewechselt. Mittlerweile ist es besser geworden, ich ziehe nur noch alle zwei
bis drei Monate um.
17
Meine allererste Rede im Ausland gegen den Terror der islamischen
Fundamentalisten habe ich 1992 hier in Deutschland gehalten, auf Einladung
von Alice Schwarzer. Damals wusste ich noch gar nicht, wie man eine Rede
hält, und nun vertrete ich seit acht Jahren die algerischen Frauen im Ausland.
Ich werde darum mein ganzen Leben lang den europäischen Feministinnen
dankbar dafür sein, dass sie sich nicht täuschen ließen und gleich verstanden
haben, worum es in Algerien wirklich geht.
Wir waren Anfang der 90er Jahre in einer sehr schwierigen Lage: Das Land
drohte von einem autoritären Regime mit Militär im Rücken in einen
theokratischen Totalitarismus zu verfallen, und wir mussten gegen diese
Bedrohung kämpfen. Wir kämpften vergeblich. Die demokratischen Staaten
im Westen haben uns zu ihrer großen Schande einsam sterben lassen. Damit
Sie mich nicht falsch verstehen: Ich erwarte nicht, dass jemand mit uns stirbt.
Wir hätten nur, wenn schon die Einsamkeit unser Schicksal ist, ganz gerne,
dass man uns nicht auch noch in den Rücken fällt.
„Was wollt ihr Frauen eigentlich?“, werden wir im In- und Ausland gefragt.
Die Fundamentalisten sind doch gewählt worden. Seit acht Jahren werde ich
nicht müde zu erklären, dass auch Hitler damals gewählt wurde und nicht
durch einen Staatsstreich an die Macht kam. Der Abbruch der Wahlen nach
dem ersten Durchgang 1991 war in der Tat absolut undemokratisch. Die
religiösen Fanatiker der FIS (Front islamique du salut) aber haben in
Algerien keinesfalls eine überwältigende Wählermehrheit hinter sich wie
Hitler damals in Deutschland. Ich als Frau werde es niemals hinnehmen, dass
die Frauen auf irgendjemandes Altar verkauft werden, im Namen welcher
Theorie oder Strategie auch immer. Es gibt keine Demokratie ohne die
Frauen.
Bei den französischen Kommunalwahlen im letzten Jahr weigerten sich
sowohl die rechten als auch die linken Politiker, mit der rechtsextremen Front
National zusammenzuarbeiten, weil sie rassistisch und antisemitisch ist.
Dieser Rassismus und Antisemitismus ist auch unter den islamischen
Fundamentalisten weit verbreitet. Vom Sexismus ganz zu schweigen. Sie
machen sogar eine Doktrin daraus. Ich wünschte darum, die algerischen
Demokraten hätten dieselbe Haltung wie die französischen: Für alle
Demokraten sollte es selbstverständlich sein, sich mit einer solchen Partei
nicht zu verbünden.
Wir haben es mit einer einflussreichen fundamentalistischen Internationalen
zu tun, die eine klare Strategie hat. Um die Frauenrechte zu sichern, brauchen
18
auch wir eine demokratische Internationale der Frauen - sonst haben wir
keine Chance gegen das Ungeheuer. Nicht nur die algerischen, auch die
sudanesischen, iranischen und afghanischen Frauen wissen, wovon ich rede:
Sie kennen das Grauen der „Gottesstaaten“ nur zu gut. Doch allein, ohne eure
Unterstützung, ohne die der Frauen- und Menschenrechtler der westlichen
Länder, verlieren wir diesen Kampf um Leben und Tod.
Quelle: http://www.frauenmediaturm.de/3468.html
Aufgaben
1) Suchen Sie alle im Text vorkommende Eigennamen und Abkürzungen von
Organisationen und informieren Sie sich darüber. Finden Sie Äquivalente in
der Zielsprache und achten Sie auf deren Aussprache.
2) Im Text kommt ein Wortspiel auf Französisch vor – „code de la famille“
– „code de l’infamie“. Übersetzen Sie mit Hilfe eines Wörterbuches und
versuchen Sie, wenn möglich ein ähnliches Wortspiel in der Zielsprache zu
formulieren.
3) Erstellen Sie anhand des Textes einen eigenen gekürzten Text (maximal
3000 Zeichen). Transkribieren Sie den Text mit Notizentechnik. Bereiten Sie
sich darauf vor, anhand der Notizen den Text im Unterricht wiederzugeben.
19
Thema: Demographischer Wandel
Text 1
Anhörung des Parlamentarischen Beirates für Nachhaltigkeit des
Deutschen Bundestages „Demographie und Infrastruktur“
Sehr geehrter Dr. Krings! Sehr geehrte Damen und Herren!
Nordrhein-Westfalen wird heute 60 Jahre alt – mein „Bindestrich-Land“
altert, genau wie unsere Gesellschaft.
Und die alternde Gesellschaft ist wieder – oder immer noch - das Thema in
den
Medien.
Keine
Tageszeitung,
keine
Talk-Show,
kein
Nachrichtenmagazin, das sich nicht über die Kinderlosigkeit und den
Bevölkerungsschwund in Deutschland Gedanken macht.
Inzwischen gibt es zumindest in den Medien eine neue positive Richtung in
der Debatte, die lange durch Horrorvisionen von entvölkerten und vergreisten
Städten bestimmt war. Der Schwerpunkt wird deutlich auch auf die Chancen
einer alternden Gesellschaft gelegt - facettenreich beschrieben zum Beispiel
von Norbert Pötzl im aktuellen SPIEGEL spezial. Ich bin sehr froh über
diesen „Paradigmenwechsel“ und hoffe, dass er sich auch auf die
Demographiedebatte in den Kommunen auswirkt.
Denn dort ist eine positive Leitbildentwicklung mit entsprechenden
Strategien und Zielen für politisches Handeln immer noch eher selten – nicht
ohne Grund. Wenn wir uns mit den Folgen des demographischen Wandels
befassen, müssen wir weit reichende Perspektiven und Strategien in den
Blick nehmen - und die reichen deutlich über die nächsten Wahltermine
hinaus.
Trotzdem brauchen wir in unseren Städten und Gemeinden unbedingt
positive Ziele, um den demographischen Wandel kreativ gestalten können.
Wir müssen auch dort wegkommen von einer immer noch von Angst
besetzten Diskussion - hin zu einer konstruktiven Auseinandersetzung. „Gute
Demographen versuchen, Horrorgeschichten zu verhindern“ sagt James
Vaupel, Direktor des Max Planck Instituts in Rostock, in einem ZEIT Interview. Ich stimme ihm ausdrücklich zu!
Wie gehen wir in Bielefeld das Thema an?
20
Für den Oberbürgermeister der Stadt Bielefeld Eberhard David war früh klar,
dass er angesichts der demographischen Veränderungen handeln muss, und
so hat er den Themenkomplex „Demographische Entwicklungsplanung“ im
April 2004 durch die neu eingerichtete Stabsstelle in seinem Dezernat stärker
in der Verwaltung verankert.
In Ihrem Fragenkatalog, der für mich spezielle Fragen aufweist, wollen Sie
wissen: Was macht eine Demographiebeauftragte?
Eine meiner Hauptaufgaben war es bisher, ein kommunales
Handlungskonzept zu entwickeln. Das Konzept mit dem Titel
„Demographischer Wandel als Chance?“ liegt jetzt vor. Es soll dafür
sorgen, dass der demographische Faktor bei künftigen Entscheidungen
berücksichtigt wird und dafür Entscheidungshilfen geben. Vor allem wollte
und will ich dazu anregen, auch die Chancen zu nutzen, die die
Bevölkerungsentwicklung bietet. Mir geht es vor allem um eine einheitliche
Strategie und politisch abgestimmte langfristige Planungen. Die sollen sich
zukünftig auch in der Finanzpolitik, also bei den Haushaltsberatungen und –
Entscheidungen bemerkbar machen. Das Demographiekonzept ist am 31.
August d.J. einstimmig im Rat der Stadt Bielefeld beschlossen worden. Dazu
eine Anmerkung: Wer Verwaltung kennt mit ihrem komplizierten
Wechselverhältnis zur Politik kann sich sicher vorstellen, dass das nicht
einfach war. Und deswegen habe ich mich über diesen
fraktionsübergreifendenden Konsens auch sehr gefreut.
Wie sieht das Konzept aus?
Ich werde es nur kurz skizzieren, weil ich Ihnen auch noch ein konkretes
Beispiel erläutern möchte: Für das Konzept habe ich eine systematische
Herangehensweise gewählt und unterschiedliche Bausteine entwickelt: Es
werden zunächst Ergebnisse demographischer Forschungen skizziert und daraus abgeleitet - Fragen formuliert, die für die kommunale Praxis und
damit auch für Bielefeld wichtig sind. Mir war wichtig, das Thema in einen
theoretischen Bezug zu stellen - das gehört für mich unbedingt dazu. Konzept
und somit praktisches Handeln sollten sich daraus ableiten.
Und ich habe sechs demographiepolitische Ziele und damit zukünftige
Handlungsschwerpunkte für Bielefeld entwickelt. Diese Ziele leiten sich ab
aus den Ergebnissen der Demographieforschung, den Ergebnissen einer
Befragung, die ich in den Fachdezernaten der Verwaltung zu
demographiepolitischen Aktivitäten und Vorstellungen durchgeführt habe.
Aber auch die Gespräche mit lokalen Akteuren vor Ort, und vor allem die
21
Potentiale unserer Stadt habe ich dabei berücksichtigt. Es ist also ein
passgenauer Vorschlag für Bielefeld, den wir aus eigener Kraft erarbeitet
haben. Es ging mir nicht darum, konkrete Maßnahmen vorzuschlagen. Diese
können und sollen sinnvoller weise erst erarbeitet werden, wenn sich
Verwaltung und Politik auf Ziele verständigt haben.
Eines der Ziele heißt: „Wir wohnen zukunftsfähig!“: Dieser
Handlungsschwerpunkt wird jetzt - nach dem Ratsbeschluss - in einer
Pilotphase umgesetzt.
Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, mit diesem Themenkomplex zu
beginnen, und die Politik ist diesem Vorschlag nach intensiven Beratungen
gefolgt. Denn die demographischen Veränderungen zeigen sich beim „Bauen
und Wohnen“ durch die Leerstände schnell.
Und gerade in diesem Bereich muss besonders langfristig geplant werden Bau- und weitere Infrastrukturmaßnahmen wie Leitungsgebundene
Versorgung durch Gas, Wasser, Strom oder Fernwärme oder
Leitungsgebundene Entsorgung z.B. durch Abwasserkläranlagen sind teuer
und belasten die kommunalen Haushalte.
Mein besonderes Augenmerk gilt in diesem Zusammenhang den Stadtteilen.
Denn Studien zeigen, dass sich nicht nur Regionen und Städte
unterschiedlich entwickeln, sondern auch Stadtteile in den Städten selbst
zukünftig stark verändern werden. Diese Entwicklung, bereits typisch z.B.
für die Ruhrgebietsstädte, gibt es in Ansätzen auch in Bielefeld: In einigen
Stadtbezirken steigt der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund
deutlich, und diese Entwicklung ist mit einer starken Fluktuation der
Bewohner durch Zu- und Wegzüge verbunden (sog. „Durchgangsquartiere“).
Andere Stadtteile verändern sich in eine andere Richtung: Hier leben zum
Beispiel überproportional viele alte Menschen.
Für die kommunale Planung stellt sich also die Frage: Wie entwickeln wir
zukünftig unsere Stadtgebiete? Hier geht es einmal um die soziale
Dimension, Stichwort: „Segregation verhindern“, also eine weitere
Aufspaltung der Gesellschaft. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigt die aktuelle
Armuts-Debatte. Genauso müssen wir uns aber auch mit städtebaulichen
Dimensionen auseinandersetzen, wenn die Bevölkerung abnimmt oder sich
deren Zusammensetzung verändert. Es gilt also, neue Stadtteilkonzepte zu
überlegen, die alle Fragen des Zusammenlebens berücksichtigen.
Ich las jetzt in der Frankfurter Rundschau, dass in Frankreich eine „ethnische
Statistik“ diskutiert wird. Damit sollen die sozialen Konflikte in den
banlieues – den französischen Vororten – verhindert werden. Ganz deutlich:
22
Das meine ich genau nicht; ich denke vielmehr an neue Strategien, zum
Beispiel: Benachteiligte Stadtteile besonders fördern, die kommunalen
Finanzen also anders gewichten.
Das heißt dann auch, Planungen für die städtische Infrastruktur – z.B.
Schulen und Kindergärten – trotz zurückgehender Kinderzahlen neu und
anders zu diskutieren. Also nicht vorschnell Schulen schließen oder
Kindergartengruppen abbauen. Wir müssen uns andere – flexible – Lösungen
überlegen – auch um eine Ghettobildung zu verhindern
Um hier Wege aufzuzeigen, habe ich in Bielefeld das Projekt „Räume der
Zukunft“ angestoßen. Unterschiedliche Akteure – städtische Planer genauso
wie Vertreter von Wohnungswirtschaft, Einzelhandel, Universität,
Jugendhilfe und Stadtmarketing – haben Instrumente entwickelt, mit denen
Stadtteile untersucht werden können, um ein „soziales Frühwarnsystem“ für
die Zukunft entwickeln. Die Vorschläge sollen – quasi als „Werkzeugkasten“
- auch für andere Stadtteile als Anregung und Leitfaden dienen, um den
demographischen Veränderungen konstruktiv zu begegnen.
Frage: Reicht das?
Kann alleine diese systematische und langfristige Herangehensweise
Verwaltungsmitarbeiter und auch Bürger motivieren, sich mit dem Thema
„Demographischer Wandel“ zu befassen und über notwendige
Veränderungen nachzudenken? Sicher nicht! Menschen sind erst dann zum
Mitmachen motiviert, wenn nicht nur das „Unternehmen Stadt“ sondern auch
sie selbst davon profitieren können.
Aus diesem Grund habe ich bereits jetzt mit ganz konkreten Projekten
begonnen, zwei Beispiele:
Die generationenübergreifende Zukunftswerkstatt „Wie wollen wir leben in
Bielefeld im Jahr 2050?“ mit Bürgerinnen und Bürgern. Oder der
„Demographische StadtRundGang“, der die Veränderungen im Stadtteil und
Quartier erfahrbar machen soll.
Ich bin überzeugt: Erst dieser „policy mix“ aus verschiedenen Aktivitäten
kann dazu beitragen, die Folgen der demographischen Entwicklung - wo
immer möglich -abzumildern.
Mein
Fazit:
Städte
brauchen
eine
„demographieorientierte
Kommunalpolitik“, an der sich alle beteiligen und mitwirken. Die richtigen
Konzepte und Strategien müssen wir immer wieder neu denken und
23
weiterentwickeln. Nur so können wir die Zukunft unserer Stadt für unsere
Kinder erfolgreich gestalten.
Quelle:
http://www.bundestag.de/parlament/gremien/parl_beirat/anhoerungen/6_sitz/stellungnahm
e_tatje.pdf
Aufgaben
1) Wiederholen Sie alle Namen der Bundesländer, deren Landeshauptstädte
und die Äquivalenten in der Zielsprache.
2) Der Text enthält mehrere Zitate, Benennungen von Projekten und
Aktivitäten usw., die nicht leicht zu übersetzen sind. Finden Sie diese,
übersetzen und erklären Sie, welche Übersetzungsmittel und Techniken Sie
dabei verwendet haben.
3) Geben Sie in wenigen Sätzen die Grundposition des Redners wieder.
Text 2
Rede des Staatssekretärs Peter Ruhenstroth-Bauer, anlässlich des
Symposiums „Die Zukunft heißt Methusalem“ im Hygiene-Museum,
Dresden
Sehr geehrte Damen und Herren,
seit 30 Jahren ist uns die demographische Entwicklung bekannt. Wir wissen,
dass die Lebenserwartung weiter steigt und dass die Geburtenrate zu niedrig
ist. Seit etwa 10 Jahren gelingt es, das eine oder andere öffentliche
Schlaglicht zu setzen. Wir kennen die Trends, wir wissen, sie sind
unumkehrbar.
Die Debatte über den demographischen Umbruch schwankt zwischen
Unwissen, Verharmlosung und Angst. Vom „Aussterben unserer
Gesellschaft“ ist die Rede, von der „Vergreisung“ oder gar vom „Krieg der
Generationen“. Vielleicht ist es eine Eigenart von uns Deutschen, an
Herausforderungen stets mit den schlimmsten Befürchtungen heranzugehen.
Die Japaner, die mit rund 77 Jahren bei Männern und rund 84 Jahren bei
Frauen weltweit die höchste Lebenserwartung haben und mit einer
Geburtenrate von 1,28 Kindern pro Frau noch stärker als wir vom
demographischen Wandel betroffen sind, sprechen von ihrem Land als „Land
des langen Lebens“.
Die Chancen des demographischen Wandels kommen in der öffentlichen
Debatte bislang zu kurz. Mit einem längeren Leben und einer im
24
Durchschnitt älteren Bevölkerung muss - entgegen landläufiger Meinung kein sinkender Lebensstandard verbunden sein. Stärker als bisher müssen wir
uns klar machen, dass der demographische Wandel und seine Folgen
gestaltbar sind. Und mehr noch: Der demographische Wandel kann zu einem
umfassenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Innovationsschub
führen.
Wir sind gezwungen, neue Strukturen zu entwickeln und bestehende
Strukturen zu ändern. Der demographische Wandel bringt die Chance eines
umfassenden Reformprozesses. Es liegt an uns, den Wandel zu gestalten. Die
Verlängerung der durchschnittlichen Lebenserwartung darf nicht als Problem
betrachtet werden. Sie muss vielmehr als das gewertet werden, was sie im
historischen Vergleich auch ist: ein Gewinn für den Einzelnen und für die
Gesellschaft.
Sehr geehrte Damen und Herren,
damit wir die gewonnene Lebenszeit auch tatsächlich zu einem Gewinn für
alle machen können, brauchen wir ein neues, positives und differenziertes
Bild vom Alter.
Was ist Alter? Heute gilt mehr denn je: Alter ist eine Frage der Einstellung!
Ein heute 60-Jähriger ist biologisch im Schnitt fünf bis sechs Jahre jünger als
es ein Mann gleichen Alters vor 30 Jahren war. „Alt sind nur die anderen“ ist
der zutreffende Titel eines Buches, das sich mit dem Altern der Gesellschaft
beschäftigt.
Die Journalistin Elisabeth Niejahr beschreibt darin, wie der Alltag in der
Zukunft einer gealterten Gesellschaft aussehen könnte - und das Bild, das sie
zeichnet, ist durchaus ermutigend.
Doch schauen wir auf die Realität:
Alter ist, wenn man damit den Zeitraum zwischen dem 60. Lebensjahr und
dem Tod eines Menschen meint, nicht gleichbedeutend mit Hilfs- und
Pflegebedürftigkeit, mit Armut, Senilität oder Gebrechlichkeit. Gerade mal 5
Prozent der über 60-Jährigen sind pflegebedürftig, darunter sind die
Hochaltrigen mit über 90 Jahren die große Gruppe, 97 Prozent leben und
versorgen sich selbst im eigenen Haushalt.
Dass die Prozentsätze in all diesen Punkten jenseits des 80. Lebensjahres
dramatisch steigen, darf uns den Blick nicht davor verstellen, dass die
Menschen zwischen 60 und 80 geistig und körperlich fit sind.
Sehr geehrte Damen und Herren,
diese Generation erwartet mehr vom Leben und ist auch bereit mehr zu
geben.
25
Der kürzlich veröffentlichte Alterssurvey, der im Auftrag unseres Hauses
erstellt wurde, zeigt dies ganz deutlich: die Deutschen stellen sich
zunehmend darauf ein, länger zu arbeiten und später in Rente zu gehen als
bisher: Planten 1996 noch die Hälfte aller Befragten, mit spätestens 60 Jahren
aus dem Erwerbsleben auszuscheiden, sind es jetzt nur noch ein Drittel.
Zugleich sind die meisten Senioren und Seniorinnen mit ihrer
Lebenssituation insgesamt zufrieden, bleiben länger gesund als frühere
Generationen und wollen diese „gewonnenen Jahre“ nicht nur für sich,
sondern auch für die Allgemeinheit gewinnbringend nutzen, indem sie sich
ehrenamtlich engagieren.
Es wäre viel zu kurz gegriffen, eine verlängerte Lebensarbeitszeit
ausschließlich der Notwendigkeit der Rentenfinanzierung zuzuschieben.
Arbeiten, Erfolg haben, Geld verdienen, weiter mitten im Leben stehen, dies
ist nicht nur für Jüngere sondern auch für Menschen jenseits der 60 wichtig.
Wer heute 60 ist, der hat im Durchschnitt als Mann noch 19 Lebensjahre und
als Frau noch über 23 Lebensjahre vor sich. Ein Viertel, ein Drittel oder
sogar in vielen Fällen - dank der weiter steigenden Lebenserwartung - noch
weit mehr seines Lebens im Ruhestand zu verbringen, das ist für viele
sicherlich nicht attraktiv.
Ältere verfügen über Fähigkeiten und Erfahrungen, die sie in Wirtschaft und
Gesellschaft
einbringen
können
und
wollen.
Wir
müssen
Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich die Potenziale der wachsenden
Zahl der Älteren entfalten können.
Dabei kommt es wesentlich darauf an, eine längere Beteiligung am
Erwerbsleben, eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und die
Ausübung bürgerschaftlichen Engagements mit den Bedürfnissen und
Möglichkeiten älterer Menschen zu verknüpfen.
Die Erwartungen Älterer an das Leben und ihre Bereitschaft etwas zu geben,
darin liegt die gesellschaftliche und ökonomische Chance eines Landes wie
der Bundesrepublik mit einer viel zu niedrigen Geburtenrate und einer
steigenden Lebenserwartung.
Sehr geehrte Damen und Herren,
bislang werden diese Chancen jedoch zu wenig genutzt. Die Fähigkeiten
älterer Menschen und ihr Erfahrungswissen werden immer noch zu gering
geschätzt, insbesondere in Unternehmen.
26
Alle Untersuchungen belegen:
Die Beschäftigungstauglichkeit wird durch das Alter an sich nicht
grundsätzlich eingeschränkt. Trotzdem ist in 41 Prozent aller Betriebe
niemand über 50 Jahren beschäftigt.
Gerade einmal 4 von 10 Menschen im Alter von 55 bis 64 Jahren sind in
Deutschland erwerbstätig. Das muss sich ändern. Wir brauchen eine höhere
Beschäftigtenquote der Älteren, denn sie nützt diesen selbst und kommt ihren
Wünschen entgegen und sie bewahrt die jüngeren Generationen vor der nicht
zu bewältigenden Überforderung.
Betriebe und Verwaltungen müssen ihre „Jugendzentrierung“ aufgeben und
sich auf eine veränderte Altersstruktur ihrer Belegschaften einstellen. Dafür
gibt es quantitative aber auch qualitative Notwendigkeiten:
 Studien belegen, dass altersgemischte Teams die besten
Arbeitsergebnisse hervorbringen. Sie stellen zudem den notwendigen
Wissens- und Erfahrungstransfer sicher.
 Schon zwischen 2020 und 2030 werden die geburtenstarken Jahrgänge der
60er Jahre langsam in die Rente hineinwachsen. Das hat zur Folge, dass die
Zahl der Menschen im Erwerbsalter abnimmt. Während die
Gesamtbevölkerung in den kommenden 30 Jahren lediglich um 3 Prozent
zurückgehen wird, wird die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter um fast 8
Millionen sinken.
Das entspricht einem Rückgang von über 24 Prozent.
Wir konnten den Trend zur Frühverrentung stoppen. Die
Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen ist - gegen den allgemeinen
Trend auf dem Arbeitsmarkt - seit 1998 von 37,7 % auf 41,2 % in 2004
gestiegen. Das reicht nicht: Die Europäische Union hat sich die Zielvorgabe
gesetzt, die Erwerbsquote von älteren Arbeitskräften bis 2010 auf 50 Prozent
zu steigern.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir können es uns in Zukunft nicht länger leisten, auf das Wissen und die
Erfahrungen, die Potenziale der älteren Menschen in Wirtschaft und
Gesellschaft zu verzichten.
Aus diesem Grund hat die Bundesregierung im Rahmen ihrer nationalen
Nachhaltigkeitsstrategie das Thema „Potenziale älterer Menschen“ zu einem
Schwerpunkt gemacht.
Negative Altersvorstellungen hat die Forschung längst korrigiert. Im
öffentlichen Bewusstsein ist das bisher aber nicht verankert. Erst langsam
27
wächst in unserer Gesellschaft das Bewusstsein für den Wert älterer
Menschen, für ihre Erfahrungen und Kenntnisse.
Deshalb hat die Bundesregierung im Juni die Initiative „Erfahrung ist
Zukunft“ gestartet. Wir wollen öffentlichkeitswirksam auf die Potenziale
älterer Menschen aufmerksam machen und ein neues Bild von älteren
Menschen vermitteln - ein Bild, das ihre Möglichkeiten hervorhebt, zu
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen beizutragen.
Die Initiative ist offen für Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und
Gesellschaft. Zur Beteiligung an der Debatte sind alle eingeladen, denn nur
wenn sich viele an der Initiative beteiligen, kann eine breite Resonanz
gelingen.
Als nächste Schritte sind geplant:
 weitere Partner in Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu
gewinnen, die - jeder in seinem Bereich - die notwendigen Veränderungen
voranbringen;
 Beispiele guter Praxis in Betrieben zu sammeln und zu dokumentieren
und
 weitere Veranstaltungen unter dem Dach der Initiative durchzuführen.
Auch beim freiwilligen Engagement dürfen wir die Potenziale älterer
Menschen nicht verschenken.
Die Bereitschaft älterer Menschen, ein Ehrenamt zu übernehmen, ist in
Deutschland zwischen 1999 und 2004 um fast sechs Prozent gestiegen, so der
Freiwilligensurvey unsers Hauses. Fast 40 % der 50- bis 59-Jährigen und
immerhin noch 26 % der über 60-Jährigen ist heute ehrenamtlich aktiv.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wenn wir über die Chancen des demographischen Wandels sprechen, sollten
wir im Blick haben, dass die Potenziale der heutigen Senioren und
Seniorinnen auch ein Wirtschaftsfaktor sind.
Im bereits anfangs erwähnten Japan ist man sich darüber viel bewusster als in
Europa:
Mit den richtigen Produkten und Dienstleistungen lässt sich zum einen die
Lebensqualität älterer Menschen verbessern und gleichzeitig durch ein
verbessertes Angebot die Kaufkraft älterer Menschen mobilisieren.
Diese Kaufkraft ist beachtlich: Bereits heute verfügen die Seniorenhaushalte
(über 60 Jahren) mit über 300 Mrd. Euro jährlich über ein Drittel der
Kaufkraft. Und die Bedeutung von älteren Menschen für den Konsum wird in
28
den kommenden Jahren noch steigen - nicht nur in Deutschland, sondern in
ganz Europa und schließlich weltweit.
Für Betriebe und Branchen, die Produkte und Dienstleistungen für mehr
Lebensqualität im Alter anbieten, bedeutet das hervorragende Wachstumsund Beschäftigungsperspektiven. Das betrifft vor allem den Bereich der
personenbezogenen
Dienstleistungen,
aber
auch
traditionelle
Produktionsbereiche
wie
beispielsweise
die
Automobilund
Konsumgüterindustrie.
Gerade hier sehe ich Chancen des demographischen Wandels, die bislang
vernachlässigt wurden. Erst in jüngster Zeit ist ein Umdenken in der
Wirtschaft zu beobachten.
Unternehmen stellen sich auf den demographischen Wandel ein und
berücksichtigen sowohl bei Produktentwicklung als auch Werbung
zunehmend die Konsumentengruppe der älteren Menschen.
Aber das ist steigerungsfähig, in vielen Bereichen könnte viel mehr für die
ältere Generation getan werden. Hier bieten sich große Chancen, mit
intelligenten Produkten und Dienstleistungen eine kaufkräftige und auch
generationenübergreifende Kundschaft zu gewinnen.
Denn es hat sich gezeigt, dass die für die ältere Generation entwickelten und
optimierten Produkte und Dienstleistungen regelmäßig auch zu einer höheren
Zufriedenheit und Kaufbereitschaft in jüngeren Käuferschichten führen.
Nicht nur ältere Menschen wissen ein Mehr an Komfort zu schätzen.
Die Bundesregierung unterstützt diese Entwicklung, in dem sie
 das Marktvolumen und die Wachstums- und Beschäftigungspotenziale
dieses Marktes aufzeigt,
 Unternehmen für die Bedürfnisse älterer Menschen sensibilisiert und
 Entwicklungsimpulse für die entsprechende Gestaltung von Produkten
und Dienstleistungen gibt.
So wollen wir ein neu zu entwickelndes Qualitätssiegel initiieren, welches
Ansporn für Unternehmen sein soll, Produkte und Services anzubieten, die
sich an den Bedürfnissen der älteren - und damit oftmals aller - Generationen
orientieren.
Galten in den achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts die
wichtigsten Wachstums- und Beschäftigungshoffnungen den Informationsund Kommunikationstechnologien, so besteht die begründete Erwartung,
29
dass dies in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts auf Produkte und
Dienstleistungen für mehr Lebensqualität zutreffen wird.
Es geht darum, das Altern der Gesellschaft als produktive Kraft für
Innovationen und als Motor der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung
herauszustellen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
dieser Bericht ist eine wichtige Grundlage für unsere Politik in der
kommenden Legislaturperiode. Denn die Potenziale der älteren Generation in
Wirtschaft und Gesellschaft besser zu nutzen, bleibt eine zentrale Aufgabe.
Wenn wir im demographischen Wandel bestehen wollen, müssen wir
wegkommen vom negativen Image des Alterns. In der Gesellschaft muss eine
selbstverständliche und allgemein geteilte Überzeugung bestehen, dass
Kompetenz, Kreativität und Innovationskraft auch jenseits der Lebensmitte
vorhanden sind, dass Lernfähigkeit und persönliche Weiterentwicklung nicht
mit dem Eintritt in das höhere Lebensalter enden.
Eine Gesellschaft des langen Lebens ist kein Schreckgespenst. Die gestiegene
Lebenserwartung ist eine Chance. Mit klaren Perspektiven können wir die
Entwicklung positiv nutzen: die Chancen für Wachstum, Beschäftigung und
gesellschaftliche Entwicklung.
Quelle:http://www.bmfsfj.de/Kategorien/Archiv/15Legislaturperiode/reden,did=48824.html
Aufgaben
1) Suchen Sie in der Rede die Wörter und Wortgruppen, die zum
semantischen Feld „Demographischer Wandel“ gehören, erstellen Sie eine
Liste mit Äquivalenten, die Ihnen während der Simultanübersetzung helfen
könnten.
2) Untersuchen Sie die appellative Funktion der Rede: An wen appelliert der
Redner? Welche Appelle richtet er an die Hörer? Welche besonderen
rhetorischen Mittel verwendet er?
30
Text 3
Доклад на заседании Народного правительства «Демография главный национальный проект России»
Уважаемые коллеги!
Сегодня на рассмотрение Народного правительства вынесен важнейший
и один из самых болезненных вопросов для нашего народа - о развитии
демографической ситуации.
Абсолютно бесспорно, что состояние демографии в нашей стране
находится в глубочайшем системном кризисе. Все последние тенденции
говорят о том, что он нарастает и усугубляется. Положение дел
настолько серьезно, что в последнее время все чаще слышны заявления
о том, что Россия уже прошла так называемый рубеж невозврата и
восстановить численность населения уже не удастся.
И хотя мы категорически не согласны с такой точкой зрения, нельзя не
замечать, что состояние демографии несет прямую угрозу
существованию нашей страны. Если нынешние тенденции не будут
переломлены, жить в стране и производить ее национальное богатство
будет попросту некому. И это - вопрос не отдаленного будущего, а
ближайших десятилетий.
Нынешний кризис уже четвертый в стране с начала ХХ века. Однако
следует понимать, что его причины качественно отличаются от тех,
которые привели к трем предыдущим. Ведь два самых тяжелых
демографических провала в России пришлись на периоды Первой и
Второй мировых войн - то есть на время колоссальных и безвозвратных
людских потерь на поле боя.
Сегодня наша страна ни с кем не воюет. И главная причина нынешнего
демографического кризиса состоит в том, что в стране на протяжении
последних 15 лет проводится социально-экономический и политический
курс, абсолютно чуждый национально-государственным интересам
страны и интересам российского народа. А это означает, что решить
проблемы демографии можно, только решив в комплексе основные
социально-экономические проблемы страны. Иными словами - создав
максимально благоприятные условия для жизни людей в России.
В чем же выражаются нынешние демографические проблемы в России?
31
Это, прежде всего, низкая рождаемость, которая давно уже не
обеспечивает даже простого воспроизводства населения. Более того, за
последние 15 лет она снизилась почти на 30% и продолжает падать.
Во-вторых - это крайне высокая смертность россиян. Ее уровень в 1,6
раза превышает показатели развитых государств. Мужская смертность в
4 раза превышает женскую. Крайне высокой в нашей стране остается и
младенческая смертность - она более чем в 1,5 раза выше, чем в Европе.
В январе-августе текущего года смертность в 1,6 раза превысила
рождаемость, а в 23 регионах страны - в 2-2,8 раза.
В-третьих - это низкая продолжительность жизни в нашей стране. По
данному показателю Россия опустилась с 35-го места в мире, которое
она занимала в 1975 году, до 142-го места в настоящее время. Это уровень Ирака и Гондураса, ниже только страны Африки и Океании.
Все вместе это ведет к общему сокращению численности населения в
России. За последние 15 лет мы потеряли около 5 миллионов человек,
или 3,2% населения. В настоящее время численность жителей страны
ежегодно сокращается почти на 700 тысяч человек.
И даже официальные прогнозы в этом вопросе отнюдь не утешительны
- уже к 2050 году население России может сократиться до 77 миллионов
человек, что в 2 раза меньше нынешнего уровня.
Среди других острых демографических проблем следует отметить
следующие:
- заметное снижение доли детей и молодежи в структуре населения;
- рост доли граждан пенсионного возраста;
- более чем двукратный рост числа инвалидов за последние 13 лет;
- нарастание доли мигрантов, в том числе нелегальных, отношения
которых с местным населением нередко складываются как
конфликтные, а временами и откровенно враждебные.
Между тем, по различным оценкам, в России в настоящее время
проживает от 1,5 до 6 миллионов нелегальных мигрантов, положение
которых зачастую просто невыносимое. Их нерешенные проблемы
несут прямую и реальную угрозу социальной и политической
стабильности в нашей стране. И в этом смысле недавние события во
Франции могут показаться почти безобидными по сравнению с
возможными проблемами в России.
32
В итоге последствия демографического кризиса для нашей страны
выглядят весьма тревожными.
Первое. России принадлежит 13% мировой территории, а вот наша доля
в населении Земли может сократиться к 2050 году до 1%.
А ведь еще в начале ХХ века жители Российской империи составляли
8% мирового населения.
Второе. Три четверти территории нашей страны уже сегодня
представляют собой фактически незаселенные пространства.
В стране существует 13 тысяч населенных пунктов без жителей и почти
столько же - где проживает менее 10 человек.
Такое положение имеет особую опасность для приграничных регионов
на востоке страны, где плотность населения в сопредельных регионах
соседних государств в 100 и более раз превышает плотность
российского населения. А значит, мы рискуем попросту утратить
данные территории.
К глубокому сожалению, этот список можно продолжать и далее.
Однако сегодня нам бы хотелось более подробно остановиться на тех
шагах и действиях, которые необходимо срочно предпринять для
немедленного исправления демографической ситуации в стране.
Прежде всего мы глубоко убеждены, что в России не существует
какого-либо одного метода решения демографической проблемы.
Обеспечить рост численности нации можно только в комплексе,
поднимая и экономику, и социальную сферу, а также качественно
развивая инфраструктуру в стране.
Иными словами, никто не может приказать российским женщинам
рожать в десять раз больше здоровых детей, а пожилым гражданам жить не менее 100 лет.
Но власть может, должна и обязана создать для этого необходимые
условия.
В чем же они?
Первое. Поскольку ухудшение состояния здоровья - одна из главных
причин сверхсмертности россиян всех возрастов, нужна качественная
модернизация всей системы здравоохранения в стране.
И начинать здесь необходимо с остановки проводимой реформы
медицины и смены ее направления на 180 градусов. Ведь даже
33
правительство России на своем недавнем заседании было вынуждено
признать, что идущая реформа положительного результата, по сути, не
дала. Напротив, за это время многие показатели только ухудшились.
Например, общая заболеваемость возросла на 16%.
Есть и другие тревожные симптомы. В настоящее время
финансирование
здравоохранения
удовлетворяет
потребности
медицинских учреждений менее чем наполовину. Медицинская помощь
и лекарства неизменно дорожают и становятся все более недоступными
для граждан. Система профилактики и предупреждения заболеваний
почти полностью разрушена. Сопровождение беременности и роды в
частных клиниках большинству российских женщин не по карману, а в
государственных - зачастую небезопасны для жизни и здоровья как
матери, так и ребенка. В планах правительства России - фактическая
ликвидация педиатрии и ряда других медицинских направлений, что
сами медики рассматривают не иначе, как геноцид нации и так далее.
На своем заседании в Ростове-на-Дону Народное правительство
детально рассмотрело проблемы медицины и сформировало четкую
программу мощного развития этой сферы на уровне XXI века. Мы
убеждены, что ее реализация способна дать быстрый и ощутимый
результат.
Второе. Это незамедлительное решение жилищной проблемы в
масштабах всей страны. Нельзя не замечать, что отсутствие
нормального жилья напрямую тормозит рождаемость, особенно среди
молодежи.
Мы считаем, что в стране должна быть создана эффективная система
ипотеки, доступной для всех желающих приобрести свое жилье. Ее
условия должны быть понятными людям и выгодными для них.
Третье. Это изменение системы распределения доходов всех граждан
России. Главная задача - это значительный рост доходов каждой
российской семьи. Фактически стране нужна новая социальная
политика. Ведь бедность и нищета остаются злейшими врагами
основной массы российских семей. А если матери не на что кормить
одного ребенка, то будет ли она задумываться о том, чтобы завести
второго, не говоря уже о третьем?
Мы неоднократно отмечали, что в стране имеются все необходимые
ресурсы и возможности для решения этой проблемы. Представляя свой
проект федерального бюджета на будущий год, мы четко показали, как
34
и за счет чего заработная плата всех бюджетников страны уже в
будущем году может быть увеличена не менее чем вдвое.
Кроме того, мы предложили реальные источники для роста пенсий,
пособий и иных социальных выплат.
Ведь очевидно, что те же мизерные пособия по рождению ребенка и
уходу за ним практически никак не компенсируют реальных затрат
родителей. И мы уже не раз приводили пример маленькой Исландии,
где правительство платит абсолютно фантастические для нас 25 тысяч
евро за первого ребенка, 50 - за второго и 75 - за третьего. А в
результате эта страна прочно удерживает лидерство по уровню
рождаемости в Европе.
Четвертое. Это смена курса государственной экономической политики,
препятствующей нормальному развитию нации.
Чтобы продемонстрировать это, приведу только один пример
Ивановской области. Как известно, одна из основ ее экономики текстильная промышленность. Между тем Россия планирует вступить
во Всемирную торговую организацию, что приведет к фактическому
уничтожению текстильной промышленности в нашей стране. Конкретно
для Иванова это означает, что десятки тысяч работников, в основном
женщин, будут выброшены на улицу, а их семьи лишатся последних
средств к существованию. Очевидно, что в этих условиях о рождении
детей не будет идти и речи.
И с какой болью в этой связи вспоминаются слова известной песни:
„Брошу все и уеду в Иваново, ведь Иваново - город невест…“
Пятое. Нужно возродить в стране традиции здорового образа жизни.
Ведь сегодня мы повсеместно наблюдаем абсолютно обратную
ситуацию.
Массовыми явлениями стали пьянство и алкоголизм, особенно на селе.
В России курят две трети мужчин и более трети женщин. Угрожающе
нарастает количество курящих детей, в старших классах школы
систематически курят более 20% подростков.
По различным данным, более 4 миллионов жителей России пробовали
наркотики, а 2,5 миллиона употребляют их постоянно, из них 76% молодежь до 30 лет.
Шестое.
Необходимо
подавить
преступность,
восстановить
нравственные устои общества и в первую очередь - ценность
человеческой жизни.
Ведь сегодня у нас сложилась почти всеобщая безответственность и
государства, и самих граждан за свою жизнь и жизнь тех, кто рядом.
35
Так, самоубийств у нас совершается больше, чем даже умышленных
убийств. Уровень суицидов в нашей стране более чем в два раза
превышает среднемировые показатели.
В стране продолжается настоящий беспредел на дорогах. Ежегодно в
дорожно-транспортных происшествиях гибнет число граждан, равное
населению небольшого города.
Остаются крайне высокими гибель и травматизм людей на
производстве, а также в быту.
Крайне негативное влияние на морально-психологическое состояние
общества оказывает неспособность государства подавить терроризм и
организованную преступность, насаждение через средства массовой
коммуникации культа силы и насилия.
Естественно, представленный перечень мер и действий по преодолению
демографического кризиса не является абсолютно исчерпывающим.
Надеюсь, что в своих выступлениях члены Народного правительства
дадут более подробную информацию по своим направлениям.
Однако если реализовать представленные шесть основных позиций, то
этого будет достаточно для коренного перелома в развитии
демографической ситуации в нашей стране: от глубочайшего кризиса к
нормализации положения и постепенному возрождению нации. И если
начать действовать незамедлительно, то к 2050 году население России,
по расчетам ученых, может вырасти до 160 миллионов человек.
Думается, что этот показатель должен быть заложен как минимальная
цель в наш с вами главный национальный проект России - неуклонный
рост числа ее здоровых, благополучных и счастливых граждан!
Quelle: http://ethnocid.netda.ru/analitika/051219semigin.htm
Aufgaben
1) Der Text enthält viele Zahlenangaben. Wiederholen Sie die dafür nötigen
Präpositionen. Bilden Sie als Dolmetscherübung für andere Studenten 3-5
Sätze auf Russisch und Deutsch mit Zahlangaben zum Thema
„Demographischer Wandel“.
2) Geben Sie den Inhalt jedes Abschnittes in Stichwörtern wieder. Bereiten
Sie anhand dieser Stichwörter eine ausführliche Rede zum Thema
„Demographischer Wandel in Russland“ vor.
3) Bereiten Sie sich auf eine Diskussion vor. Formulieren Sie mögliche
Fragen und stellen Sie die entsprechenden Antworten zusammen. Bereiten
Sie sich sowohl auf die Rolle eines Diskussionsteilnehmers, als auch auf die
des Dolmetschers vor.
36
Thema: Drogenpolitik. Präventionsmaßnahmen.
Text 1
Rede „Die Schwerpunkte in der Drogenpolitik der Bundesregierung –
Vorhaben in der Prävention bei Kinder und Jugendlichen“
Sehr verehrte Damen und Herren,
Ich freue mich über die Einladung, heute auf Ihrer Jahrestagung des
„Kriminalpräventiven Rates“ der Stadt Ingelheim als neue Drogenbeauftragte
der Bundesregierung über Drogen- und Suchtpolitikpolitik informieren zu
können.
Ich will dabei auf die Schwerpunkte der Drogen- und Suchtpolitik zu
sprechen kommen, die aus meiner Sicht in den kommenden Jahren im
Vordergrund stehen werden.
Dies ist insbesondere die Altersgruppen junger Menschen und die Prävention,
denn je früher Kinder und Jugendliche auf die Gefahren des Konsums von
Suchtmitteln hingewiesen werden, desto größer ist die Chance, dass Sie erst
möglichst spät oder gar nicht mit dem regelmäßigen Rauchen oder zu frühen
Alkoholkonsum beginnen.
Zu Recht findet die Prävention auch bei Ihnen in der Stadt Ingelheim große
Aufmerksamkeit. Das ist gut so, denn Vorbeugung ist besser als heilen.
So ist die Frage, „Schützen wir unsere Kinder und Jugendlichen genug vor
Sucht und Drogen“ ein wahrer Dauerbrenner, denn Jugendliche
experimentieren, sind neugierig, suchen Grenzen und überschreiten diese
dabei. Eltern und Lehrer stehen oft ratlos daneben und fragen sich, an
welchem Punkt und wie sie einschreiten können.
Für die Politik muss der Gesundheitsschutz für Kinder und Jugendliche
grundsätzlich Vorrang haben. Es ist also wichtig, nicht nur heute über dieses
Thema zu sprechen und unsere Erfahrungen und Positionen zusammen zu
tragen.
Zwischen Stadt und Land gibt es heute bei den Konsummustern von
Suchtmitteln keine großen Unterschiede. In Zeiten von MTV und Internet
haben wir eine globale Jugendkultur. Die Rollenmuster von Jugendlichen
nähern sich immer weiter an. Auch die Verfügbarkeit von Suchtmitteln ist in
37
ländlichen Strukturen heute kein Problem. Und hier möchte ich auf einen
wichtigen Punkt hinweisen:
Die größten Probleme gehen ohne jede Frage von den legalen Suchtmitteln
Alkohol und Tabak aus und das betrifft gerade junge Menschen.
Es gibt viele Antworten, wie Jugendliche vor Drogen und Sucht geschützt
werden können, aber auch hier keinen Königsweg. Wir müssen uns darüber
in klaren sein, dass im Leben von Jugendlichen viele Einflussfaktoren die
Fähigkeiten beeinflussen, ob sie mit Risiken angemessen umgehen können
oder nicht.
Deshalb ist es wichtig, die zentralen Lebensbereiche vor Auge zu haben, die
für die gesunde Entwicklung eine bedeutende Rolle spielen:
 Zunächst ist das Elternhaus und die Familie zu nennen. Hier wird das
Verhalten von Kindern und Jugendlichen maßgeblich geprägt. Eltern sind
Vorbilder. Eltern müssen auch Grenzen setzen und dabei auch einen
ehrlichen und offenen Dialog mit ihren Kindern führen.
 Die Schule ist ebenfalls der Ort, an dem sich Verhaltensmuster
entscheidend prägen. Die Schule muss dazu beitragen, dass Kinder und
Jugendliche lernen, mit Konflikten und Risiken umgehen zu können und wie
sie diese bewältigen können.
 Die die Gruppe der Gleichaltrigen hat als „peer group“ großen Einfluss
auf jugendliche Umgangsweisen. Natürlich und gerade auch auf den Konsum
von Suchtmitteln, angefangen von Zigaretten über Alkohol, Cannabis,
„Partydrogen“ bis hin zum Probieren harter Drogen.
 Nicht zuletzt spielt aber gerade auch das gesellschaftliche Verständnis
zum Umgang mit Suchtmitteln eine wichtige Rolle, ob Drogen in Leben von
Jugendlichen eine zentrale oder eine nebensächliche Rolle spielen.
Die Verantwortung der Politik ist es, hier einen gesellschaftlichen Rahmen zu
setzen und Orientierung zu geben. Durch gesetzliche Maßnahmen wird die
Zugänglichkeit zu legalen und illegalen Drogen erschwert. Aber die
Gesellschaft muss auch ein Vorbild vermitteln, wo die Grenzen des Konsums
liegen und muss Verantwortung übernehmen, wo diese überschritten werden.
Hier sind alle gefragt. Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens vor
riskanten Konsumformen.
Das Jugendschutzgesetz ist zum Beispiel nur so gut, wie es auch eingehalten
wird. Elternhaus, Schule und Gemeinde müssen lernen Probleme zu erkennen
und dürfen sie nicht ignorieren.
38
Nehmen wir das Beispiel „Rauchen“. In der Karriere einer Suchtentwicklung
steht das Rauchen am Anfang. Das Einstiegsalter liegt durchschnittlich bei
13,6 Jahren. Laut einer Studie der WHO aus dem Jahr 2004 sind die
deutschen Jugendlichen beim Rauchen „Europameister“.
Trotz eines erfreulichen Rückgangs in der bundesweiten Raucherquote der
12- bis 17-Jährigen von 28% im Jahr 2004 auf 20% im Jahr 2007 raucht
heute jeder immer noch fünfte Jugendliche. Daher muss es das vordringliche
Ziel bleiben, die Anzahl der jugendlichen Raucher weiter zu senken und den
Konsum einzudämmen.
Hier zeigt sich aber auch ein gemeinsamer Erfolg der Prävention und
gesetzlicher Maßnahmen in den vergangenen Jahren. Durch die „rauchfrei“Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und die
Tabaksteuererhöhung konnte erstmals eine Reduzierung der Raucherquote
unter jungen Menschen erreicht werden konnte.
Dem Appell meiner Vorgängerin an die Kultusminister der Länder, ein
generelles Rauchverbot an Schulen zu erlassen sind bislang 8 Bundesländer
nachgekommen, weitere 2 werden in diesem Jahr folgen. Rheinland-Pfalz
gehört leider nicht zu den Ländern und setzt bislang noch auf Freiwilligkeit
und schulbezogene Regelungen.
Ich bin mir aber sicher, dass nur ein generelles Rauchverbot an Schulen für
die nötige Klarheit sorgt und Schulen hier ihrer große Verantwortung gerecht
werden müssen. Die Schülerinnen und Schüler sollen die Schule als einen
rauchfreien Raum erleben - frei vom Gruppendruck aus der Raucherecke.
Natürlich muss dieses durch Präventionsprogramme an Schulen vermittelt
werden, wie dem Programm „Be smart - don't start“. An dem jährlichen
Wettbewerb zum Nichtrauchen nehmen 2006/2007 bereits über 12.000
Klassen teil, ein neuer Rekord, darunter auch 213 aus Rheinland-Pfalz.
Beim Thema Rauchen geht es nicht allein um das Problem Tabak. Wir
wissen sehr genau, dass Jugendliche, die regelmäßig legale Drogen
konsumieren, auch eher bereit sind, illegale Drogen auszuprobieren. Sehr gut
sieht man diesen Zusammenhang beim Tabak und Cannabiskonsum, der
nicht allein auf das Rauchen zurückgeführt werden kann.
„Seuche Cannabis“ war der Titel einer „Spiegel“-Titelgeschichte im Sommer
2006, der für viel Diskussionsstoff gesorgt hat. Cannabis ist die am
39
häufigsten konsumierte illegale Droge, nicht nur bei uns in Deutschland,
sondern überall in Europa.
Wir brauchen eine Risikodebatte über Cannabis. Unter dem Titel „Jugendkult
Cannabis: Risiken und Hilfen“ gab es deshalb Ende Dezember 2004 eine
zweitägige Fachkonferenz in Berlin, zu der von meiner Vorgängerin
Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis eingeladen
wurden.
Ziel der Tagung war es zu klären, wie sich die Konsummuster bei Cannabis
in den letzten Jahren verändert haben und welche Strategien der Prävention
und Behandlung geeignet sind, um dem problematischen Konsum vor allem
unter Jugendlichen zu begegnen.
Überall in Europa nimmt der Cannabiskonsum zu. Die große Mehrheit der
Konsumenten belässt es bislang bei einem bloßen „Probieren“. Gleichzeitig
„kiffen“ aber immer mehr junge Leute in exzessivem Ausmaß. Das
Einstiegsalter ist in den letzten Jahren gesunken. Cannabis ist die einzige
illegale Droge, bei der in den letzten Jahren das Durchschnittsalter beim
Erstkonsum gesunken ist. 1993 lag es bei 17,5 Jahren, aktuell liegt es bei
16,4 Jahren. Deshalb ist frühe Intervention besonders wichtig und
verdeutlicht auch hier die Bedeutung der Prävention.
Das bisherige Hilfesystem ist noch nicht auf diese neuen exzessiven
Konsummuster bei Cannabis eingerichtet. Junge Cannabiskonsumenten
können nicht mit den gleichen Methoden behandelt werden wie
beispielsweise zumeist ältere Alkoholkranke oder Opiatabhängige. Das
Beratungs- und Therapieangebot muss stärker auf die Zielgruppe der
jugendlichen
Cannabiskonsumenten
ausgerichtet
werden.
Die
Bundesregierung geht hier bereits neue Wege, wie z. B. mit dem
internetgestützten Ausstiegsangebot „Quit the Shit“ oder dem deutschschweizerischen Projekt „Realize it!“
Es gibt inzwischen eine Initiative von Einrichtungsträgern der Drogen- und
der Jugendhilfe und der Kinder- und Jugendpsychiatrie, die enger
zusammenzuarbeiten und Erfahrungen auszutauschen, welche Methoden für
die Behandlung einer Cannabisabhängigkeit Jugendliche überhaupt erreichen
und helfen. Das ist eine erfreuliche Entwicklung, denn vor nicht allzu langer
Zeit, haben Berater das Problem doch eher bagatellisiert.
Mit dem Bundesmodellprojekt „HaLT“ haben wir in der Alkoholprävention
40
ein gezieltes Angebot für Jugendliche auf den Weg gebracht, die bereits
durch exzessiven Alkoholkonsum aufgefallen sind.
Das Modellprojekt zeigt, wie wichtig es ist, unmittelbar auf neue
Konsummuster zu reagieren und entsprechende Hilfsangebote zu entwickeln.
An „HaLT“ beteiligen sich bislang 8 Bundesländer, auch das Land Rheinland
Pfalz mit einem Projekt in Ahrweiler.
Zu „HaLT“ gehört neben der Beratung für auffällige Jugendliche auch ein
proaktiver Baustein. Es wird in Zusammenarbeit mit den kommunalen
Verantwortlichen ein Konzept entwickelt, dass dem Jugendschutz mehr
Bedeutung einräumt. So wird zum Beispiel auf Volksfesten verstärkt auf die
Einhaltung der Altersgrenzen bei der Abgabe von Alkohol geachtet.
Auch wenn Prävention der wichtigste Pfeiler in der Drogen- und Suchtpolitik
der Bundesregierung darstellt, kann auf gesetzliche Regelungen nicht immer
verzichtet werden. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Alkopops. Diese süßen
Mischgetränke, in denen zwei Schnäpse geradezu „versteckt“ sind, wurden
innerhalb kürzester Zeit zum beliebtesten alkoholischen Getränk bei
Jugendlichen. Gerade hier fühlten sich junge Mädchen auch besonders
angesprochen, denn die Getränke galten als cool und hipp.
Kinder und Jugendliche begannen durch diese neuen alkoholischen
Mixgetränke bis zu 2 Jahre früher regelmäßig Alkohol zu trinken. Hier war
der Gesetzgeber gefragt und musste handeln. Die Bundesregierung beschloss
mit dem „Gesetz zur Verbesserung des Schutzes junger Menschen vor
Gefahren des Alkohol- und Tabakkonsums“ eine Sondersteuer, die ab 2.
August 2004 wirksam wurde. Zum 1. Januar 2005 wurden die Hersteller
verpflichtet, auf das Frontetikett in großer Schrift den „Hinweis „Abgabe an
Personen unter 18 Jahren verboten, § 9 Jugendschutzgesetz“ zu drucken. Das
Alkopopgesetz wurde ein gesundheitlicher Erfolg.
Mit der Sondersteuer, aber ebenso durch die breite Information und
Diskussion in der Gesellschaft, wurden diese neuen Getränke unattraktiv.
Viele Händler nahmen die Produkte aus dem Sortiment. Ein Jahr nach
Einführung des Gesetzes hat sich die Zahl der jugendlichen Konsumenten
von Alkopops halbiert!
Für mich war die Diskussion um die Sondersteuer auch deshalb so wichtig,
weil sie gezeigt hat, dass die Menschen durchaus interessiert sind über einen
verantwortlichen Umgang mit Alkohol in Deutschland nachzudenken. Es
haben sich sehr viele an der Debatte beteiligt - Lehrer, Eltern,
41
Verbraucherverbände, die Medien und vor allem die Jugendlichen selbst. Für
mich war das ein wichtiges Signal.
Es ist mir daher ein wichtiges zukünftiges Anliegen, dass diese Debatte
weitergeführt wird und wir es schaffen, in der Gesellschaft eine breite
Bewusstseinskampagne und ein gemeinsames Verständnis für einen
verantwortungsvollen Alkoholkonsum zu erreichen.
Ich freue mich, dass Sie mit der Diskussion zur Prävention längst begonnen
haben und möchte Sie bestärken, diese weiterzuführen. Auf Ihre Erfahrungen
bin ich gespannt.
Vielen Dank!
Quelle: http://www.bmg.bund.de/nn_999596/DE/Presse/Reden/RedenDrogenbeauftragte/rede-20-2-06,param=.html
Aufgaben
1) Suchen Sie alle in dieser Rede vorkommenden Anglizismen und Ausdrücke
auf Englisch. Überlegen Sie, ob sie in der Ausgangssprache variiert werden
können. Suchen Sie ihre zielsprachlichen Äquivalente.
2) Erstellen Sie eine Liste der Schlüsselwörter dieser Rede. Ordnen Sie diese
nach semantischen Feldern (z. B. Ernährung, Bewegung, usw.). Finden Sie
Äquivalente in der Zielsprache.
Text 2
Доклад депутата государственной думы РФ Е. В. Ройзмана
«Национальная сфера ответственности: власть, бизнес, общество против наркомании в России»
Дорогие друзья!
Перед докладом должен поставить вас в известность, что нами в
Государственную Думу внесен проект федерального закона,
усиливающий ответственность за торговлю наркотиками. Которым, в
частности, при наличии отягчающих обстоятельств (особо крупный
размер, использование служебного положения и продажа заведомо
несовершеннолетним), предусматривается пожизненное лишение
свободы. Этот законопроект одобрили Верховный Суд Российской
Федерации и Комитет Государственной Думы по безопасности.
42
Полагаю, что нашу инициативу
большинство населения России.
также
поддержит
абсолютное
Я делаю этот доклад по предложению Общероссийской общественной
организации «Деловая Россия» как депутат Государственной Думы и
просто как отец троих детей.
Тема доклада «Наркотики и бизнес: синонимы или антагонисты?»
Заранее договоримся, что слова «наркотики» и «бизнес» не имеют
ничего общего.
Чтобы решать проблему, надо понимать, что происходит. Понимают
немногие. На парламентские слушания по проблеме профилактики
наркомании со всей страны в Государственную Думу съехались порядка
300 специалистов. С трибуны был задан простой вопрос: «Кто из вас
видел, как выглядит передозировка от наркотиков?» Из почти 300
человек этого не видел никто. Чуть не спросил: «Так вы хоть знаете, с
чем собрались бороться? Вы же не понимаете, о чем идет речь!»
Данных, реально отражающих наркоситуацию в России, нет ни у кого.
Количество ввезенного в Россию героина учету не поддается.
Подлинный критерий - это только смертность от употребления
наркотиков.
В связи с либерализацией законодательства и пресловутым
Постановлением Правительства №231 «О средних и разовых дозах…» с
мая и до конца 2006 года смертность от передозировки наркотиков
увеличилась почти в 2 раза по сравнению с предыдущим годом (по
данным бюро судмедэкспертизы). В частности, по Москве - в 3,5 раза,
по Санкт-Петербургу - почти в 3 раза, по Калининграду - в 3,6 раза, по
Екатеринбургу - в 3,5 раза и т.д. И в этом году смертность от
употребления наркотиков в России продолжает расти обвальными
темпами.
Чтобы было ясно, фиксируются только смерти, наступившие вследствие
передозировки. Но никто не считал, какое количество людей,
употреблявших наркотики, умерло от гепатита, цирроза печени,
воспаления легких, сепсиса и сколько тел было просто найдено под
забором, в гаражах, на лестничных клетках....
43
По оценкам экспертов, в 2005 году от употребления наркотиков в
России погибло 70 000 человек (9 из 10 - от героина). В 2006 году
С.М.Миронов озвучил цифру: 100 000 человек! Наркотиками
выбивается, в основном, трудоспособное население. Абсолютное
большинство погибших - это мужчины в возрасте до 30 лет.
Первая и основная причина наркомании - наркоторговля. Здесь
предложение рождает спрос. Нет наркотиков - нет наркомании.
Давайте попытаемся просчитать количество наркоманов в России.
Цифры приводят самые разные: два, четыре, шесть, иногда семь
миллионов. Уверяю вас, эти данные неточные. Механизм их получения
совершенно неясен.
Поскольку в нашей стране отсутствует обязательное тестирование при
диспансеризации, надо сказать честно, количество наркоманов в России
тоже учету не поддается.
Попробуем просчитать финансовую часть наркоторговли.
Каждый поступающий к нам на реабилитацию наркоман заполняет
подробную анкету. Обобщив сотни результатов, удалось выяснить, что
среднесуточная доза потребления героина составляет порядка 0,5
грамма.
Никто не скажет, что эта цифра точная, потому что никакой средней
дозы в природе не существует. Любой профессионал и любой наркоман
знает, что, сколько будет денег, сколько будет героина, столько и
проколят. Затем я просчитал цену на героин.
Средняя розничная цена для промышленного города, типа
Екатеринбурга, составляет немногим более 600 рублей за грамм.
Среднеоптовая - 300 рублей за грамм.
Героин стоит в Афганистане порядка 800 долларов за килограмм.
Оптовики-таджики, укрепившиеся в российских городах, за
привезенный героин рассчитываются со «своими» по цене от $5 000 до
$8 000 за кило. Цыганам героин достается уже по цене $10 000 $12 000.
Поэтому минимальная обоснованная цена за грамм героина - 300
рублей. Точно зная цены (среднерозничная - 600 рублей за грамм,
среднеоптовая - 300 рублей), мы видим, что, практически, половина
44
денег, потраченная наркоманами на героин, вывозится из России в
Таджикистан. Деньги увозятся самыми разными способами, в основном,
«наличкой» через пассажиров и членов экипажей Таджикских
авиалиний.
Считаем дальше. Я думаю, что мы не будем ориентироваться на
количество в шесть миллионов наркоманов по стране. Никто не знает,
сколько их на самом деле.
Четыре миллиона наркоманов - тоже страшно представить.
Давайте возьмем заведомо заниженную цифру - один миллион
наркоманов. То есть, каждый сто сорок пятый.
А теперь подведем итог. Один миллион наркоманов - это полтонны
потребляемого героина в день (182,5 тонн в год). Стоит это
удовольствие для страны 300 миллионов рублей в день.
Соответственно, в год - 110 миллиардов.
Мы берем только героин. Не считаем кокаин, синтетику и прочую
дрянь.
Для двух миллионов наркоманов, соответственно, тонна героина в день,
а за год - 365 тонн и 220 миллиардов рублей.
И все-таки, даже два миллиона - это заведомо заниженная цифра.
Но подождите! Это еще не все!
Представляете, сколько выкачивается денег из нашего бюджета под
борьбу с наркотиками?
Стоит ли продолжать?
А представляете, какие финансовые потери мы несем по борьбе с ВИЧСПИД?
А по последствиям?! Это ведь тоже наркотики.
В какую сумму мы оценим уничтожение генофонда?
Заодно объясняю способы добывания денег на наркотики. Когда вам
пытаются рассказать, что наркоманы покупают героин на заработанные
деньги - не верьте! Это может быть, первый месяц-полтора. Или два.
Все деньги, потраченные на эту дрянь, украдены. Украдены у
45
родителей, у младших братьев и сестер. Это драгоценности, украденные
мобильные телефоны, машины, квартиры...
А сколько денег украдено наркоманами с предприятий, куда им удалось
устроиться на работу? Все предприниматели, так или иначе, с этим
сталкивались.
И еще есть способы добывания денег. Все, кто связан с банковским
делом, знают, какой пошел процент невозврата потребительских
кредитов, полученных мошенническим путем. В каких-то случаях эти
деньги просто пропадают и потери несут банки, а в каких-то случаях
расплачиваются родители, продавая последнее.
А потом вдруг вспомним, что нам известны случаи, когда за героин
молодые матери-наркоманки отдавали маленьких детей. И подскажите,
в какую графу потерь это отнести?!
Ну и в качестве легких уже штрихов.
Как выглядит передозировка, представляете?
По стране в сутки тысячи вызовов на передозировки. Откачать
наркомана стоит столько же, сколько откачать инфарктника. Как вы
думаете, кто за это платит? Бюджет! Например, один вызов в 2006 году
стоил 860 рублей, а в бюджете на 2007 год заложена стоимость в 916
рублей!
Ну что еще добавить про экономику?
Потери от наркоторговли и наркомании в России не просчитать. Но
никто не будет спорить с тем, что финансовые потери, которые мы
обозначили только навскидку, сопоставимы с некоторыми статьями
бюджета страны.
И никакими деньгами не измерить смерти, убийства, самоубийства,
загубленные жизни и людское горе!…
Мы можем четко обозначить причины, по которым пришли к
катастрофе.
 Отсутствие внятной антинаркотической позиции государства.
 Либерализация законодательства.
46
 Постановление правительства №231, которое, легализовало
употребление наркотиков в России и создало безопасную нишу для
розничной наркоторговли.
 Плюс несуразное миграционное законодательство, в частности,
введение
упрощенного
въезда
в
Россию
для
жителей
наркопроизводящих регионов.
 Открытые границы со Средней Азией и все увеличивающийся
наркопоток из Таджикистана.
 И на этом фоне полный и частичный паралич правоохранительных
органов. Хотя, непонятно, что можно с них спрашивать при таком
законодательстве и открытых границах.
 И коррупция.
 И равнодушие населения.
 Никакой Госнаркоконтроль не спасет страну, которая не хочет
сопротивляться.
Что делать нам всем?
Сопротивляться.
Работать, не пытаться спасать мир, просто не давать торговать
наркотиками в своем подъезде (поверьте, это может каждый). В своем
дворе. В своем городе. А это может получиться - прецеденты есть!
Помогать всем, кто работает. И помнить, что наших детей кроме нас
самих никто не спасет. И не забывать, что Россия - это наша Родина, и
нам отсюда бежать некуда. И что, если захотим, то мы справимся.
Просто потому, что нам больше ничего не остается. И если уж мы
сумели победить в Великой Отечественной Войне, нам ли бояться
подлых наркоторговцев?!
Надеюсь, что мои мысли были ясны и понятны для каждого.
Желаю всем удачи и спасибо за внимание.
Quelle: http://www.nobf.ru/about/dokladi/
Aufgaben
1) Erstellen Sie eine Liste der Schlüsselwörter dieser Rede. Ordnen Sie diese
nach semantischen Feldern (z. B. Drogen, Drogenhandel, Prävention usw.).
Finden Sie Äquivalente in der Zielsprache.
2) Übersetzen Sie Absätze mit vielen Zahlangaben schriftlich.
3) Erstellen Sie anhand der Rede einen eigenen gekürzten Text (maximal
3000 Zeichen). Transkribieren Sie den Text mit Notizentechnik. Bereiten Sie
eine Wiedergabe des Textes anhand der Notizen vor.
47
Text 3
Grußwort zur 4. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle in Heidelberg
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrte Frau Dr. Pötschke-Langer,
ich freue mich, auf der heutigen 4. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle
die politischen Bemühungen der Bundesregierung zum Nichtrauchen
darstellen zu dürfen.
Rauchen ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko unserer Zeit und die
gesundheitlichen Schäden durch das Rauchen und Passivrauchen sind
bekannt. Diese Sätze werden von Akteuren in der Tabakprävention oft gehört
und sie kommen in fast jeder Rede zur Tabakpolitik vor.
Seit an dieser Stelle – auf der 3. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle im
vergangenen Jahr - das Deutsche Krebsforschungszentrum die alarmierende
Zahl von jährlich 3.300 Toten durch Passivrauchen bekannt gab, wird in der
Öffentlichkeit ein zeitgemäßer Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens
noch
stärker
diskutiert.
Von
Expertengruppen,
Verbänden,
Nichtregierungsorganisationen und in der Presse wird die Forderung nach
einem Rauchverbot in öffentlichen Einrichtungen und in der Gastronomie
immer nachdrücklicher.
Ich möchte dem Deutschen Krebsforschungszentrum für diese gute und
nachhaltige Arbeit für den Schutz vor Passivrauchen meinen besonderen
Dank und Anerkennung aussprechen. Die Arbeit ist eine wichtige Grundlage
für den schwierigen und langen Weg in der Tabakkontrollpolitik und damit
von größtem Wert für den Diskussionsprozess in der Gesellschaft. Im
Deutschen Bundestag spiegelt sich diese Diskussion.
Die Abgeordneten über Parteigrenzen hinweg sind sich der gesundheitlichen
Verantwortung bewusst, dass den konkreten Gefahren des Passivrauchens
mit klaren Regelungen begegnet werden muss. Anfang Oktober wurde ein
interfraktioneller Gruppenantrag eingebracht, der ein Rauchverbot in
öffentlichen Räumen, einschließlich der Gastronomie und im öffentlichen
Personenverkehr fordert.
Um den gegenwärtigen Stand des Wissens zum Passivrauchen und die
Erfahrungen anderer europäischer Länder in der Gesetzgebung für politische
Entscheidungsträger zusammenzutragen, lud ich im Oktober die Mitglieder
des Deutschen Bundestages und die Verantwortlichen der Bundesressorts zu
48
einer Veranstaltung zum „Schutz vor Passivrauchen“ ein. Auf der Tagung
haben hochrangige internationale Vertreter auf überzeugende Weise darlegt,
wie der politische Weg zu rauchfreien Arbeitsplätzen und einer rauchfreien
Gastronomie in ihren Ländern realisiert wurde und welche überraschend
positiven Erfahrungen einer klaren gesetzlichen Regelung folgten.
In Berlin verhandelte eine sechsköpfige Arbeitsgruppe mit Vertretern der
Regierungsfraktionen von CDU/CSU und SPD sowie vom Gesundheits- und
Verbraucherministerium über eine bundeseinheitliche Regelung für einen
besseren Schutz der Bevölkerung vor den Gefahren des Passivrauchens. Am
vergangenen Freitag wurde die Vereinbarung bekannt und in der Presse breit
diskutiert. Sie sieht vor, dass öffentliche Gebäude, Krankenhäuser,
öffentlichen Verkehrsmitteln, Schulen und alle anderen Einrichtungen, in
denen Kindern betreut werden, rauchfrei werden. Außerdem darf in
Speiserestaurants und Diskotheken nicht mehr geraucht werden. Ausnahmen
soll es nur für getrennte, abgeschlossene Raucher-Räume geben.
Ausgenommen von einer rauchfreien Gastronomie sind nur Bars, Nachtclubs,
Kneipen und Bierzelte. Damit wurde ein Weg gewählt, über den wir hoffen,
eine parlamentarische Mehrheit zu finden. Ich hoffe, dass die Fraktionen von
CDU/CSU und SPD, den Kompromiss der zuständigen Arbeitsgruppe
mittragen. Ich verstehe, dass viele von Ihnen sich enttäuscht über die
Ergebnisse zeigen. Die Einigung ist jedoch zu diesem Zeitpunkt ein großer
Erfolg und er geht in die richtige Richtung.
Der Kompromiss ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem besseren
Schutz der Bevölkerung von den Gefahren des Passivrauchens. Klarere,
deutlichere Regelungen wären auch für mich wünschenswert gewesen. Doch
jeder Vorschlag muss mehrheitsfähig sein. Jetzt sind klare Festlegungen
notwendig, wie die zulässigen Raucherräume in Restaurants ausgestattet
werden müssen. Möglichkeiten der Interpretation müssen ausgeschlossen
werden, um Wettbewerbsverzerrungen und fehlende Akzeptanz bei
Betreibern und Gästen zu vermeiden. Eindeutig geregelt werden muss auch,
ob in den Raucherräumen bedient werden darf.
Die Einigung der Arbeitsgruppe ist auch ein weiterer Schritt zum
gesellschaftlichen Konsens, das Nichtrauchen der Normalfall ist. Je breiter
dieser Konsens wird, umso schneller kann der nächste Schritt - die gesamte
Gastronomie rauchfrei zu machen – erfolgen. Der Gesundheitsschutz umfasst
alle Menschen in Deutschland, unabhängig davon, wo jemand arbeitet. Die
Einigung in der Arbeitsgruppe sieht ebenfalls vor, dass das Abgabeverbot
von Tabakwaren an Kinder und Jugendliche von unter 16 Jahren - aus dem
Jahre 2003 – auf unter 18 Jahre angehoben wird. Dies greift eine Empfehlung
49
der Tabakrahmenkonvention auf. Eine Änderung der Altersgrenze allein wird
nicht dazu führen, dass die Raucherquote bei Jugendlichen weiter sinkt. Die
Regelung kann nur Teil des Policy Mix sein, zu der die Stärkung der
Prävention ebenso zählt wie mehr Kontrollen zur Einhaltung des
Jugendschutzes. Die föderale Struktur in Deutschland sieht nur in
eingeschränkten Bereichen des Gesundheitsschutzes eine gesetzliche
Kompetenz beim Bund. Bislang vorliegende Gutachten reichen eine
Bundeskompetenz für den Schutz vor Passivrauchen von einer sehr
eingeschränkten bis zu einer völligen Regelungskompetenz durch den Bund.
Diese strittige Frage besteht in anderen Regelungsbereichen auch. Das BMG
und die Arbeitsgruppe sehen den Nichtraucherschutz aber als direkte
Maßnahme zur Gefahrenabwehr gemeingefährlicher Gifte und stützen die
Gesetzgebung damit auf den Gesundheitsschutz im Art. 74, Absatz 1, Nr. 19
des Grundgesetzes. Damit ist eine Bundeskompetenz für das Gesetz gegeben.
Die Diskussion darf uns nicht davon abhalten, aus gesundheitspolitischer
Verantwortung Farbe zu bekennen und uns für klare gesetzliche Regelungen
zum Schutz vor Passivrauchen auf Bundesebene auszusprechen. Es muss aus
gesundheitlicher Sicht ein solches Gesetz geben! Den Bundesländern steht es
frei, die bundeseinheitlichen Regelungen zu verschärfen. Hinter die
Bundesgesetze zurückfallen darf natürlich kein Bundesland. Auch muss eines
klar sein:
Wenn wir eine möglichst funktionierende nationale Regelung zum
Nichtrauchen anstreben, kann diese nicht von Bundesland zu Bundesland,
insbesondere im Bereich der Gastronomie, völlig unterschiedlich ausfallen.
Ich möchte noch auf die Ausnahmen weiter eingehen. Ausnahmen sind
erforderlich, um eine mehrheitsfähige gesetzliche Regelung in Deutschland
einführen zu können.
Noch ist diese nicht erreicht.
Jedoch müssen diese Ausnahmen genau bedacht werden. Dies zeigt die
Erfahrung aus Spanien, in denen Ausnahmeregelungen so angelegt sind, dass
sie international inzwischen als Beispiel für eine nicht funktionierende
Umsetzung des Nichtraucherschutzes gelten. Dagegen haben meine
Vorredner gezeigt, dass umfassende Gesetze bisher in keinem Land zu
wirtschaftlichen Nachteilen durch eine rauchfreie Gastronomie geführt
haben, dafür aber zu einer großen Zustimmung bei den Gästen und dies unter
den Rauchern selbst. Wir können inzwischen gut von Ländern lernen, die in
den vergangenen Jahren in Europa vorangegangen sind. Und immer mehr
Länder kommen in der EU hinzu. Ab dem 1. Januar 2007 werden
beispielsweise in Frankreich, umfassende gesetzliche Regelungen zum
50
Nichtrauchen in der Gastronomie eingeführt. Die bestehende
Zielvereinbarung in Deutschland mit dem DEHOGA zu Nichtraucherplätzen
in der Gastronomie steht hier nicht im Widerspruch. Das BMG hat Anfang
2005 versucht, das Nichtrauchen in der Gastronomie mit einer feiwilligen
Vereinbarung ein gutes Stück weiter zu bringen. Die Einbeziehung der
eigenen Verantwortung der Betreiber ist ein wichtiger Schritt. Doch zeichnet
sich zunehmend ab, dass die freiwillige Zielvereinbarung in der Gastronomie
nicht zum vereinbarten Erfolg führt. Deshalb wird das BMG den
Umsetzungsstand zur nächsten Stufe der Vereinbarung zum 1. März 2007 mit
einer eigenen Untersuchung überprüfen. Kann das vereinbarte Ziel nicht
erreicht werden, ist bereits in der Vereinbarung ausdrücklich eine gesetzliche
Regelung angekündigt, die den Nichtraucherschutz in der Gastronomie im
gesundheitlichen Interesse aller gewährleisten soll. Das Ergebnis der
Überprüfung wird für die Entscheidung der Abgeordneten im Bundestag eine
wichtige Grundlage sein. Wird der Kompromiss gebilligt und findet das
Gesetz im Frühjahr eine Mehrheit, könnte das Nichtraucherschutzgesetz zum
1. Juli 2007 in Kraft treten.
Damit das Nichtrauchen und der Schutz vor Passivrauchen in Deutschland
zum Normalfall werden, brauchen wir dieses Gesetz. Denn trotz der
Erkenntnis, dass Tabakrauchen das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko
darstellt, setzen sich 16,7 Millionen Deutsche den bekannten Risiken aktiv
aus. Dies sind 39% der Männer und 31% der Frauen. Neben der oft
unfreiwilligen individuellen Entscheidung zum Rauchen hat dies auch zur
Folge, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in vielen
Lebensbereichen dem Tabakrauch und deren negativen Folgen unmittelbar
ausgesetzt sind. Die Reduzierung der Tabakkonsums und ein besserer Schutz
vor Passivrauchen war in Deutschland in den vergangenen Jahren deshalb ein
prioritäres Ziel der Gesundheits- und Suchtpolitik der Bundesregierung.
Dieser Prozess muss weiterhin Schritt für Schritt umgesetzt werden. Lassen
Sie mich die wichtigen gesetzlichen und präventiven Maßnahmen in den
letzten Jahren zusammenfassen:
 2001 wurde eine erste Tabaksteuererhöhung beschlossen
 2002 trat die Arbeitsstättenverordnung in Kraft, die nichtrauchenden
Beschäftigten einen wirksamen Schutz vor Passivrauchen zusichert
 2002 trat ebenfalls die Tabakprodukte-Verordnung in Kraft, mit
Warnhinweisen
auf
Zigarettenschachteln
und
herabgesetzten
Höchstmengen von Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid
 2003 kam die Novellierung des Jugendschutzgesetzes, mit dem
Abgabeverbot von Tabakwarten an Jugendliche unter 16 Jahren, dem
Werbeverbot im Kino vor 18 Uhr und die Verpflichtung zur Umrüstung von
Zigarettenautomaten bis ende 2006
51
 2003 wurde weiter die dreistufige Erhöhung der Tabaksteuer
beschlossen, die zum 1.3.04, 1.12.04 und 1.9.05 in Kraft trat und mit jeder
Stufe mühsam verteidigt werden musste
 2004 wurde von Deutschland die Tabakrahmenkonvention, das erste
weltweite Gesundheitsabkommen, ratifiziert, die in Deutschland 2005 in
Kraft trat
 2004 wurde auch das Gesetz zum Schutze junger Menschen vor den
Gefahren des Alkohol- und Tabakkonsums - das Alkopopgesetz verabschiedet, das die kostenlose Abgabe von Zigaretten zu Werbezwecken,
den Stückverkauf von Einzelzigaretten und die Festschreibung des
Mindestgehalts von Zigarettenpackungen von 17 Stück vorschreibt und
 seit 2003 haben auf der Ebene der Bundesländer inzwischen 10
Bundesländer gesetzliche Maßnahmen zur rauchfreien Schule eingeführt und
einige Gesetze zu Rauchverboten in öffentlichen Einrichtungen.
 Seit 2000 führt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die
„rauchfrei“-Kampagne mit vielfältigen, setting- und zielgruppenspezifischen
Maßnahmen zur Tabakprävention durch.
 Zwei Bundesmodellprojekte, "Rauchfrei am Arbeitsplatz" und seit 2005
der „Aufbau des Netzwerkes rauchfreier Krankenhäuser“ unterstützen den
Weg zum Nichtrauchen am Arbeitsplatz und im Krankenhaus.
Alles zusammen brachte dies in den vergangenen Jahren erste Erfolge in der
Tabakpolitik und dies insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Es ist der
Policy Mix von strukturellen und präventiven Maßnahmen, der diese Erfolge
möglich machte. Seit 2001 ist die Raucherquote im Alter von 12 bis 17
Jahren von 28% auf 20% im Jahr 2005 gesunken. Es ist mein Ziel, dass wir
bis 2008 eine weitere Senkung auf unter 17% erreichen. Neben strukturellen
Maßnahmen spielt aber auch das eigene Gesundheitsverhalten eine
wesentliche Rolle, die nicht außer Acht gelassen werden darf.
Durch ein gutes Zusammenwirken staatlicher Maßnahmen und dem
Engagement der Akteure im Gesundheitswesen, in Unternehmen,
Kommunen, Schulen sowie dem Einsatz der im Aktionsbündnis
Nichtrauchen engagierten Organisationen kann jeder den Weg zum
Nichtrauchen besser bewältigen. Diese Konferenz für Tabakkontrolle gibt
vielfältige Anregungen dafür. Die Schlüsselworte für ein gemeinsames
gesellschaftliches Klima zum Nichtrauchen lauten: Gesundheitsrisiken
aufzeigen,
öffentliches
Bewusstsein
schaffen,
erforderliche
Rahmenbedingungen dafür schaffen und diesen Prozess durch weitere
Bemühungen auf allen Ebenen fortsetzen.
52
Ich wünsche dieser Konferenz hierfür Freude an bisherigen Erfolgen und vor
allem Auftrieb, den Weg unermüdlich fortzusetzen.
Vielen Dank.
Quelle:www.bmg.bund.de/cln_041/nn_999596/DE/Presse/Reden/RedenDrogenbeauftragte /tabakkontrolle-06-12-06,param=.html
Aufgaben
1) Schreiben Sie einen kurzen Bericht zum Thema „Rauchen“ oder
„Drogenkonsum“. Bereiten Sie sich auf eine Diskussion vor. Stellen Sie
dafür mögliche Fragen und die entsprechenden Antworten zusammen.
Bereiten Sie sich sowohl auf die Rolle eines Diskussionsteilnehmers als auch
auf die des Dolmetschers vor.
2) Erstellen Sie eine Liste von themenrelevanten Wörtern und
Redewendungen mit Äquivalenten in der Zielsprache, die Ihnen beim
Dolmetschen einer Konferenz behilflich sein könnten.
53
Thema: Umweltschutz
Text 1
Заседание Совета Безопасности
экологической безопасности России
по
вопросу
обеспечения
В.Путин: Добрый день, уважаемые коллеги!
В нашей сегодняшней повестке дня тема действительно
общенационального значения. Разговор пойдёт об обеспечении
экологической безопасности страны, о практических задачах, решение
которых должно быть реализовано в ходе нашей совместной работы.
Речь идёт о защите природы, улучшении условий жизни граждан
России. Качество среды обитания прямо влияет на развитие
демографического потенциала и здоровья нации. В конечном итоге
свидетельствует об отношении к будущему нашей страны, к
сегодняшним и будущим поколениям.
Проблемы охраны окружающей среды стоят сегодня перед всеми
экономически развитыми странами мира. И на саммите «восьмёрки» в
2006 году они были отнесены к числу глобальных вызовов
современности. Мы не раз предметно рассматривали эти вопросы и в
рамках Госсовета России, и в Правительстве Российской Федерации, и в
Совете Безопасности. У нас приняты Экологическая доктрина и
Федеральный закон «Об охране окружающей среды».
Главная задача нынешнего этапа в том, чтобы, во-первых,
последовательно и до конца реализовать уже принятые решения. Вовторых, создать действенную систему экологической безопасности в
стране, такую, которая эффективно справлялась бы с имеющимися
техногенными и антропогенными факторами загрязнения и при этом
результативно отвечала бы на возникающие новые проблемы и новые
вызовы в этой сфере.
В условиях экономического подъёма наша промышленность,
транспортные, инфраструктурные комплексы постоянно увеличивают
техногенную нагрузку на природные экологические системы. Так, по
мнению экспертов, темпы роста образования токсичных отходов
достигают 15–16 процентов в год, тем самым значительно опережая, как
мы с вами видим, темпы роста ВВП.
54
Кроме того, в целом ряде регионов начата реализация крупных
инвестиционных проектов, что, естественно, неплохо, даже хорошо. Мы
с вами давно об этом говорили и начали их реализовывать. В
реализацию этих проектов вовлечены большие по протяжённости
территории России, ранее относящиеся к так называемой дикой
природе. В их числе строительство газопровода «Северный поток»,
нефтепровода «Восточная Сибирь – Тихий океан», такие программы,
как освоение шельфовой зоны Баренцева, Карского, Охотского морей,
развитие Приполярного Урала. В этих районах, естественно, негативные
последствия интенсивной хозяйственной деятельности должны быть
минимизированы.
При этом надо восстанавливать окружающую среду, загрязнённую в
результате прошлой хозяйственной деятельности и аварий. Её
последствия ещё отмечаются в Красноярском крае, в Брянской,
Челябинской, Свердловской, целом ряде других областей.
Особое внимание следует уделить экологической чистоте источников
питьевого водоснабжения. Экологи считают, что в некоторых регионах
от 35 до 60 процентов питьевой воды не удовлетворяют санитарным
нормам. Это очень опасная цифра.
Всё ещё не удаётся остановить загрязнение целого ряда бассейнов рек в
европейской части страны, в Сибири, а наиболее высокими темпами оно
идёт вокруг российских мегаполисов и крупных городов.
Более эффективно должны решаться проблемы утилизации отходов, а
также выбросов вредных веществ в атмосферу, в том числе и в связи с
ростом промышленности и объёмом транспортных перевозок. По
оценкам, с 1999 по 2006 год выбросы от предприятий и других
стационарных источников выросли более чем на 10 процентов, а от
автотранспорта – более чем на 30 процентов.
Наконец, надо учиться эффективно защищать интересы России на
международной арене, прежде всего, парируя угрозы экологической
безопасности, вызванные трансграничным загрязнением территории
Российской Федерации. Так, в последнее время обострилась
экологическая ситуация в регионах Балтийского, Охотского, Чёрного,
Каспийского морей, в бассейнах рек Амур и Иртыш.
Подчеркну, сегодня разговор об экологических проблемах надо вести в
наступательном и практическом ключе и выводить природоохранную
работу на уровень системной, ежедневной обязанности государственной
власти всех уровней.
55
Правительство должно ускорить принятие федеральной целевой
программы по химической и биологической безопасности на 2009–2013
годы и в целом создать необходимые предпосылки, чтобы в
дальнейшем рост российской экономики базировался на высоких
экологических стандартах. Кстати говоря, такие технологии, как
правило, являются в конечном итоге более эффективными и с
экономической точки зрения. Мы об этом ещё поговорим позднее. Это
напрямую будет связано с ростом производительности труда в стране.
Условия для постановки и решения таких масштабных экологических
задач, конечно, у нас есть. Выросли и финансово-экономические
возможности стимула для внедрения в промышленность экологически
чистых технологий, программ ресурсо- и энергосбережения.
Сформированы правовые условия для государственно-частного
партнёрства в этой сфере, и, что немаловажно, выросла общественная
активность в зонах экологической политики. Всё это значимые
предпосылки, чтобы совместными усилиями добиться в этой сфере
реальных практических результатов, хочу это подчеркнуть. Мы в
состоянии это сделать, и мы обязаны это сделать.
Предоставляю слово для доклада Дмитрию Анатольевичу Медведеву.
Д. Медведев: Уважаемый Владимир Владимирович!
Уважаемые коллеги!
Уже в ближайшие годы качество окружающей среды станет одним из
ключевых факторов конкурентоспособности страны и каждого
российского региона, не говоря уже о существенном влиянии этих
факторов на демографическую ситуацию, на здоровье нации. Как
только что отметил в своём вступительном слове Президент России, в
условиях роста нашей экономики крайне важно заложить
экологическую платформу её развития. И хотел бы более подробно
остановиться на решении этой задачи в практическом плане.
Прежде всего, о недостатках правовой базы природоохранной
деятельности. Несмотря на наличие специального законодательства, тем
не менее, она сегодня не стимулирует переход на экологически
эффективные технологии и проведение природоохранных мероприятий.
Не определены статус и режим регулирования пограничных и
трансграничных водных объектов и особо охраняемых природных
территорий. Медленно идут реформы технического регулирования, что
тормозит разработку обязательных экологических требований, кстати
сказать, несмотря на то, что изменились принципы формирования
56
технологических регламентов. Отсутствуют, кроме того, правовые
механизмы возмещения экологического вреда. Говоря в целом,
надлежащее качество окружающей среды должно быть сегодня
законодательно закреплено как необходимый элемент социальных
стандартов жизни в стране. Считаю, что поправки в законодательство,
направленные на охрану окружающей среды и повышение
энергоэффективности экономики, могут быть внесены уже до конца
текущего года.
Во-вторых, должны быть предприняты серьёзные меры для ликвидации
отходов, накопленных в результате десятилетий хозяйственной и
военной деятельности, а также тех техногенных аварий, которые
произошли в нашей стране. Достаточно сказать, что на территории
России в отвалах и хранилищах накоплено более 80 миллиардов тонн
твёрдых отходов. При этом одновременно надо стимулировать создание
в российской экономике целого сектора чистых технологий. И один из
путей – это ужесточение санкций за негативное воздействие
предприятий на окружающую среду.
Пока позитивная тенденция к сокращению наблюдается только по
сбросам загрязнённых сточных вод. Эта тенденция образовалась, может
быть, лет 5–7 назад. Их объём уменьшился примерно на 40 процентов
против тех показателей, которые были в начале 90-х годов. Однако не
отвечают санитарным правилам и нормам порядка 40 процентов
поверхностных и 17 процентов подземных источников питьевого
водоснабжения. При этом увеличиваются выбросы загрязняющих
веществ в атмосферный воздух, растут объёмы отходов и площади
нарушенных этими проблемами земель. Главные виновники здесь – так
называемые грязные предприятия и автотранспорт. Самое высокое
загрязнение атмосферного воздуха от промышленных предприятий
зарегистрировано в Норильске, Нижнем Тагиле, Магнитогорске,
Новокузнецке, Череповце, а от автотранспорта – в главных
мегаполисах: Москве, Санкт-Петербурге, Краснодаре.
Недавно об этом шла речь на встрече в Челябинске (я там встречался с
представителями экологических организаций), и люди в загрязнённых
регионах ждут, что условия их работы будут соответствовать
экологическим нормам, хотя бы постепенно приближаться к ним, а
жизнь городов и поселков – развиваться в чистой среде. Однако
руководство предприятий весьма спокойно идёт на нарушение
экологического законодательства. Что неудивительно: число подобных
нарушений, которые, кстати, ежегодно выявляются прокуратурой,
57
выросло с 2000 по 2006 год в 3,5 раза. Да и бояться им особо нечего,
ведь штраф за экологические нарушения зачастую в десятки, а то и в
сотни раз меньше стоимости так называемых платежей за согласование
экологических требований, а эти платежи сами превратились в способ
кормления довольно значительной части федерального и регионального
чиновничества. Считаю, что нужно серьёзно пересмотреть отношение
государства к таким «грязным производствам» – они не только затратны
и ресурсоёмки, но и крайне опасны для людей. А в перспективе, имею в
виду экономические последствия, они ещё и абсолютно
неконкурентоспособны.
Устарела
практика
выдачи
предприятиям
так
называемых
индивидуальных временных разрешений на сбросы и выбросы –
экологические требования должны основываться не на частных
индивидуальных договорённостях, а на технологических нормативах, и
устанавливаться эти нормативы должны по понятным процедурам.
Что касается небольших предприятий, к примеру в сельском хозяйстве,
порядок выдачи разрешений в этих случаях иногда можно и упростить,
ввести
практику
декларирования
соблюдения
экологических
требований и контролировать их через систему экологического аудита.
Разумеется, нужно выработать такую систему экологических платежей,
которая стимулировала бы предприятия к модернизации основных
фондов и использованию ресурсо- и энергосберегающих технологий.
Бизнес должен быть финансово мотивирован на внедрение таких
технологий. Кроме того, в топливно-энергетическом и жилищнокоммунальном комплексах, строительстве и на транспорте нужны
дополнительные меры по повышению экологической эффективности и
рациональному потреблению энергии и ресурсов.
Третье. Сегодня нужно активно развивать экологические новации – это
один из высокоприбыльных и бурнорастущих секторов мировой
экономики, к тому же позволяющий экономить и значительные
бюджетные средства. По данным экспертов, в 2006 году в мире только в
технологии возобновляемой энергии было инвестировано более 50
миллиардов долларов. Это на 33 процента больше, чем было до того, и
ожидается, что по итогам только что закончившегося года эти
инвестиции составят уже около 70 миллиардов долларов. Это огромные
деньги. И такие инновационные технологии, по сути, превратились в
самостоятельный ёмкий и перспективный рынок. И Россия должна
вовремя закрепиться на этом рынке.
58
И, наконец, сектор чистых технологий невозможен без решения
вопросов утилизации и вторичного использования отходов. Считаю, что
действительно современный вариант ответа на ситуацию – создание в
стране целой отходоперерабатывающей индустрии. Её развитие будет
прямо влиять на структуру затрат предприятий и стимулировать к
переходу на ресурсосберегающие технологии. Это особенно актуально в
сельском хозяйстве. Общеизвестный факт, что в развитых странах
значительная часть топлива, в том числе электроэнергии, производится
в сельских районах из отходов агропромышленного производства.
И последнее по этой теме. Нам следует учитывать растущую
озабоченность в мире в связи с изменениями экологических кондиций и
условий климатического фактора и иметь в виду, что в обозримом
будущем российский бизнес может столкнуться с ограничениями на
доступ на международные рынки. Предлогом здесь станет низкая
экологическая безопасность наших продуктов. Над такой угрозой
сегодня должны уже задуматься все заинтересованные федеральные и
региональные ведомства.
Уважаемые коллеги!
С учётом названных факторов уже в ближайшее время следует серьёзно
изменить эффективность государственного управления, контроля и
надзора в природоохранной сфере и при этом исключить существующее
сегодня дублирование. Сейчас здесь действует сразу несколько
федеральных
структур:
Росприроднадзор,
Ростехнадзор,
Роспотребнадзор
и
Россельхознадзор.
Отдельные
надзорные
полномочия в сфере экологии есть и у других ведомств. Полагаю, что
можно было бы упорядочить их функции, при этом чётко разграничить
полномочия экологической экспертизы и экологического контроля, а
также завершить процесс разграничения полномочий между
федеральными и региональными органами в сфере экологии – тот
процесс, который уже начался.
Надо
в
целом
сформировать
современную
экологическую
инфраструктуру, имея в виду лицензирование и сертификацию
природоохранной деятельности, страхование экологических рисков (оно
у нас почти не проводится, а если проводится, то по завышенным
неконкурентоспособным ставкам), развивать экологический аудит, а
также сделать более эффективной программу статистических
наблюдений за уровнем загрязнения экологической среды. Решать такие
задачи необходимо путём совместной работы всех уровней власти и
общественных экологических организаций – они к этому готовы.
59
Следует шире привлекать экологические движения к мониторингу
природоохранной ситуации, к прогнозированию и предупреждению
биологических угроз. Сегодняшнее заседание Совета Безопасности
должно в этом смысле дать реальный импульс к решению
вышеназванных проблем.
Спасибо.
Quelle: http://www.kremlin.ru/text/appears/2008/01/158674.shtml
Aufgaben
1) Beachten Sie bei der Übersetzung den hohen und formellen Stil der Rede.
Suchen Sie im Voraus besonders schwierige Stellen und übersetzen Sie diese.
2) Überprüfen Sie im Internet die Benennungen verschiedener Projekte, die
im Text vorkommen, in der Zielsprache.
3) Erstellen Sie eine Liste der erwähnten Ämter und Behörden. Finden Sie
Äquivalente in der Zielsprache. Falls solche nicht existieren, übersetzen Sie
selbst.
Text 2
Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung Edelgard
Bulmahn anlässlich der deutsch-britischen Konferenz zum
Klimawandel.
Ihre Majestät!
Herr Botschafter Herr Tory,
Prof. Töpfer,
Mr. Trittin, Damen und Herren!
Ich danke dem britischen Botschafter für die Einladung zu dieser Konferenz,
die sich grundlegenden Fragen des Klimawandels zuwendet. Diese wichtige
Fachkonferenz passt nach meiner Überzeugung auch thematisch zum
Deutschland-Besuch Ihrer Majestät, der Königin von Großbritannien, der ja
unter dem Motto: „Jugend und Innovation“ steht.
Jugend, Innovation und Klimawechsel, jeder dieser drei Begriffe verweist
uns auf Kernfragen des 21. Jahrhunderts, die eng mit einander verbunden
sind, und die Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft in
gemeinsamer Anstrengung lösen müssen.

Wie - so lautet eine der zentralen Fragen - sichern wir den jungen
Menschen in Europa die Gestaltungsmöglichkeiten, die sie brauchen, um mit
60
den enormen Herausforderungen umgehen zu können, die der veränderte
Altersaufbau in unseren Gesellschaften mit sich bringt?
 Was müssen wir tun, um in einem sich verschärfenden internationalen
Wettbewerb wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben und auch in Zukunft
Arbeit, Wohlstand und sozialen Ausgleich dauerhaft zu sichern?
 Und wie schaffen wir es, die Kernprobleme des „Globalen Wandels“ zu
lösen, unsere natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und kommenden
Generationen eine lebenswerte Welt zu übergeben?
Eine der zentralen Antworten darauf kann nur lauten: durch Bildung und
Qualifikation, durch Vorsprung bei Forschung und Technik, durch innovative
Verfahren und neue Produkte, die den Bedürfnissen der Gegenwart
entsprechen, die Märkte von morgen erschließen und zugleich die Grundlage
zum Beispiel für eine wirksamere medizinische Versorgung, bessere
Arbeitsbedingungen und den Erhalt einer intakten Umwelt liefern.
Aus dieser Erkenntnis heraus hat die deutsche Bundesregierung im Bildungsund Forschungsbereich in den letzten Jahren wichtige Weichen neu gestellt
und tief greifende Reformen auf den Weg gebracht. Bessere Bildungschancen
für unserer Kinder in Ganztagsschulen, eine modernisierte Berufsausbildung,
ein modernes Dienstrecht an unseren Hochschulen und der Ausbau eines
innovationsorientierten Forschungsförderung sind nur einige Beispiele
hierfür.
Bildungs- und Forschungspolitik ist aber nur dann wirklich
zukunftsorientiert, wenn sie dem Grundsatz der Nachhaltigkeit folgt.
Nachhaltige Entwicklung heißt, die Zukunft verantwortungsbewusst zu
gestalten. Der entscheidende Punkt dabei - nicht nur in der Umweltpolitik,
sondern in allen Politikfeldern - ist langfristige Orientierung,
vorausschauendes Denken und Handeln. Es geht im Kern deshalb auch um
den Ausgleich unterschiedlicher Interessen, um Generationengerechtigkeit
und einen schöpferischen Dialog darüber, wie wir in Zukunft leben und wie
wir auf die Herausforderungen der globalisierten Welt antworten wollen.
Meine Herren und Damen,
das Klima ist ohne Zweifel eines der komplexesten Systeme, mit denen sich
die Wissenschaft heute befasst. Moderne Klimaforschung kann und darf aber
bei diesen Fragen nicht stehen bleiben. Denn inzwischen besteht unter
Klimaforschern Einigkeit darüber, dass sich ein anthropogener, also vom
Menschen verursachter Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten kaum
mehr vermeiden lässt.
61
In den Vordergrund rücken deshalb Fragen über das Ausmaß solcher
Klimaveränderungen und die Zuordnung ihrer Ursachen und Folgen.
Zugleich muss es uns verstärkt darum gehen, die gewonnenen Erkenntnisse
der Wissenschaft so rasch wie möglich in Lösungsvorschläge und gezielte
Klimaschutzstrategien umzumünzen, die sowohl sozialverträglich als auch
wirtschaftlich effizient sind, und die einen optimalen Ausgleich zwischen
Vermeidung von Klimaänderungen und Anpassung an diese herstellen.
Wenn wir über Klimaschutz reden, spielen Fragen der Energieversorgung
und hier vor allem Konzepte zur effizienten Nutzung der Ressourcen eine
entscheidende Rolle. Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung kann
man davon ausgehen, dass die Erderwärmung der letzten Jahrzehnte
wesentlich durch die Zunahme der anthropogenen Treibhausgase verursacht
worden ist.
Die wirtschaftliche Entwicklung vor allem auch in bevölkerungsreichen
Ländern wie China und Indien lässt vermuten, dass sich vor allem das
Problem steigender Kohlendioxid-Emissionen künftig noch verstärken wird.
Wir müssen deshalb schon heute gezielt entgegensteuern.
Es ist ein wirklicher Erfolg, dass das Kyoto-Protokoll durch die Ratifizierung
Russlands endlich in Kraft treten kann. Allerdings reichen die in Kyoto
getroffenen Vereinbarungen bei weitem nicht aus. Sie können lediglich ein
erster Schritt auf dem Weg sein, den die Weltgemeinschaft in Sachen
Klimaschutz zu gehen hat. Vor allem werden wir nur dann deutliche
Fortschritte erzielen, wenn alle Länder, die für erhebliche Emissionen
verantwortlich sind, ihren Beitrag leisten.
Natürlich müssen die westlichen Industrienationen hier eine Vorreiterrolle
übernehmen. Zum einen, weil wir für einen großen Teil des Energie- und
Ressourcenverbrauchs und den damit verbundenen Schadstoffausstoß
verantwortlich sind. Zum anderen, weil wir das größte Know-how besitzen,
um Ressourcen schonende Technologien, Materialien und Verfahren zu
entwickeln und umzusetzen.
In Europa, ja weltweit, zählen Großbritannien und Deutschland zu diesen
Vorreitern. Beide Länder gehören bei der Einhaltung der EUVerpflichtungen für Kyoto zu den europäischen Motoren. Nur
Großbritannien und Deutschland konnten bisher ihre Emissionen deutlich
reduzieren: 2002 lagen in Großbritannien die Werte um 15 Prozent unter dem
Niveau von 1990, in Deutschland waren es rund 19 Prozent. Ohne diese
62
Reduktionen läge der EU-Wert um 10 Prozent höher als 1990. Leider
beobachten wir eine solche Steigerung weltweit. Deshalb müssen wir uns
auch heute schon auf die absehbare weitere Entwicklung einstellen und
Maßnahmen ergreifen, um uns an Klimatrends und extreme Wetterereignisse
besser anzupassen.
Trotz der Erfolge, die wir in unseren beiden Ländern erreicht haben, dürfen
wir uns also nicht auf dem Erreichten ausruhen. Wie geht es in Zukunft
weiter? Welche Ziele müssen wir uns stellen, mit welchen Konsequenzen?
Welche Innovationen sind möglich, welche Rahmenbedingungen nötig?
Diese Fragen sind aktueller denn je. Es sind genau die Fragen, die in den
Arbeitsgruppen heute Nachmittag zur Diskussion stehen. Ich bin gespannt, zu
welchen Ergebnissen Sie kommen werden.
Meine sehr geehrten Herren und Damen,
Klimaforschung ist Klimaschutz, der seine größte Wirksamkeit entfaltet,
wenn Forschergruppen aus verschiedenen Ländern zusammenarbeiten und
ihr Wissen austauschen.
Ich begrüße daher ganz ausdrücklich die Initiativen, die zum heutigen
Zusammentreffen geführt haben. Diese deutsch-britische Klimakonferenz
trägt in hervorragender Weise dazu bei, den Gedankenaustausch zwischen
unseren beiden Ländern voranzutreiben. Darüber hinaus geht es aber auch
um ganz konkrete Vorschläge für eine noch stärkere Zusammenarbeit in der
Forschung.
Ganz besonders freue ich mich deshalb, dass mein Kollege Lord Sainsbury
und ich uns einig sind, die deutsch-britische Kooperation zu verstärken und
unsere gemeinsamen Aktivitäten in der Klimaforschung auszubauen. Wir
werden hierzu ein „Memorandum of Understanding“ vereinbaren.
Eine gute Ausgangsbasis dafür haben wir zum Beispiel durch die
Zusammenarbeit im Weltklimaforschungsprogramm bereits in der
Vergangenheit gelegt. Verbindungen gibt es beispielsweise auch zwischen
dem britischen Hadley-Zentrum und dem deutschen Klimarechenzentrum. In
beiden Einrichtungen arbeiten Wissenschafter an Entwicklungen zur
Erdsystemmodellierung auf hohem internationalem Niveau.
Meine Herren und Damen,
wir wissen längst, dass wir die komplexen Probleme des Klimawandels nur
dann verstehen und schließlich auch lösen werden, wenn sich Wissenschaft,
Wirtschaft, Gesellschaft und Politik auf ein abgestimmtes Vorgehen und
gemeinsame Konzepte verständigen können.
63
Für den Bereich der Forschung bedeutet dies die Erschließung neuer, stärker
anwendungsorientierter Aufgabenfelder, ohne auf der anderen Seite die
wichtige Grundlagenforschung zu vernachlässigen. Dies setzt ein im
Vergleich zu heute viel höheres Maß an Arbeitsteilung und Koordination
zwischen
den
verschiedenen
Forschungsförderern
und
Wissenschaftseinrichtungen voraus.
Das Tyndall-Zentrum in Großbritannien ist ein virtuelles Netzwerk zwischen
verschiedenen Einrichtungen. In Deutschland gibt es im Klimabereich nichts
Vergleichbares. Wir müssen uns also fragen: Wie können wir unsere
Forschung so ausrichten, dass wir zu einer entsprechenden Vernetzung
kommen und neben den vorhandenen Forschungseinrichtungen frühzeitig
auch Entscheidungsträger und Anwender einbinden?
Eine solches Netzwerk durchleuchtet nicht nur die komplexen
Zusammenhänge, die dem Klimawandel zugrunde liegen, sondern schätzt
auch Risiken ab, ermöglicht Vorhersagen, zeigt Handlungsmöglichkeiten für
Politik und Gesellschaft und leistet auf diesem Weg einen unverzichtbaren
Beitrag zu einer wirklich nachhaltigen Entwicklung.
Meine Damen und Herren,
die Herausforderung Klimawandel duldet keinen Aufschub. Wir sollten die
Chancen nutzen, die die heutige Konferenz bietet. Ich habe Ihnen einige
Beispiele aufgezeigt, wie wir die britisch-deutsche Zusammenarbeit
verstärken können. Gemeinsam haben wir das Potenzial, neue, wesentliche
Beiträge
zur
Lösung
des
Klimaproblems
zu
entwickeln.
Daher mein Appell an alle, die in der Wirtschaft, in den
Forschungseinrichtungen und Förderorganisationen, in den Hochschulen oder
anderen Institutionen für die Klima- und Global-Chance-Forschung
Verantwortung tragen: Helfen Sie mit, die gute Kooperation zwischen
Großbritannien und Deutschland beim Klimaschutz weiter voranzubringen.
In diesem Sinne wünsche ich dieser Konferenz viel Erfolg!
Quelle: www.britischebotschaft.de/statevisit/de/press/rede_bulmahn.htm
Aufgaben
1) Informieren Sie sich im Internet oder mittels anderer Quellen über das
Kyoto-Protokoll. Bereiten Sie einen kleinen Vortrag darüber vor.
2) Geben Sie die Rede in gekürzter Fassung wieder. Orientieren Sie sich
dabei an folgenden Fragen: Welche Probleme werden vom Redner
angesprochen? Welche Lösungen werden empfohlen?
64
Text 3
Выступление Ритт Бьеррегаард, члена Европейской Комиссии, по
вопросам экологии. Окружающая среда для Европы.
Дамы и господа,
Я хотела бы выразить признательность за возможность выступить
сегодня на этой важной конференции. Задачи и приоритеты в области
экологии
в
изменяющейся
Европе
необходимо
постоянно
пересматривать,
и
эта
конференция
является
подлинно
общеевропейским форумом для оценки достигнутого и определения
приоритетов наших дальнейших действий. Для Европейского Союза и
Европейской Комиссии процесс «Окружающая среда для Европы»
играет важную роль в деле расширения диалога и совместных действий
на нашем континенте.
Хорошим отправным моментом обсуждения этого пункта повестки дня
является только что прозвучавшая оценка состояния окружающей
среды в Европе. Хотелось бы вновь воздать должное Европейскому
Экологическому Агентству за хорошую и важную работу по подготовке
этого документа. Мне хотелось бы вновь привлечь наше внимание к
ряду важных политических выводов этого доклада.
Во-первых, необходимо укрепить осуществление и обеспечение
исполнения существующего национального и международного
природоохранного законодательства. Во-вторых в докладе содержится
напоминание о том, что существующий экологический нормативный
режим в Европе необходимо дополнить отражением экологических
проблем и требований во всех видах отраслевой политики, в частности в
промышленности, транспортном секторе, энергетике и сельском
хозяйстве. Такой подход – предложенный Комиссией – был недавно
одобрен на самом высоком политическом уровне главами правительств
Европейского союза в Кардифе.
Нам также необходимо продолжать проводить периодические обзоры
состояния экологии в Европе. Хотелось бы воспользоваться этой
возможностью, для того чтобы еще раз призвать все государстваучастники более тесно сотрудничать с Европейским Экологическим
Агентством в будущем. Это создаст оптимальные возможности для
мониторинга и отчетности во всей Европе. В рамках этого процесса
последующих шагов было бы желательно, чтобы страны-кандидаты в
65
Европейский союз в самое ближайшее время стали полными членами
Европейского Экологического Агентства.
Мы подошли к следующему вопросу, который мне хотелось бы с вами
обсудить.
С момента нашей последней встречи в Софии в 1995 году произошло
важное политическое событие. Европейский союз официально объявил
о начале процесса присоединения десяти стран центральной и
восточной Европы, а также Кипра и приступил к переговорам о
членстве с шестью из этих государств. Все они активно готовятся к
вступлению в Европейский Союз.
Расширение Европейского Союза связано с дополнительной
ответственностью, но оно также создает новые возможности. Я хорошо
знаю об искренних и существенных усилиях стран-кандидатов по
приведению их природоохранного законодательства в полное
соответствие с законодательством Европейского Союза. Я совершенно
уверена, что эта работа уже приводит к укреплению и
совершенствованию экологического контроля в этом регионе.
Эффективный подход с четким определением приоритетов к этому
процессу приведения законодательства в соответствие с необходимыми
нормами является исключительно важным и требует со стороны странкандидатов для вступления в Европейский Союз стратегического
планирования и затратоэффективных программ.
Мы в Европейском Союзе уже активно работаем с этими странами по
ряду направлений для содействия развитию этого процесса. Страны
Центральной и Восточной Европы уже получают существенные
инвестиции, поддержку и техническое содействие в экологической
области. В результате этого экологическое сотрудничество между
странами Центральной Европы и Европейским Союзом еще более
укрепляется. Процесс «Окружающая среда для Европы» безусловно,
создал условия для этой работы.
В то же время расширение Европейского Союза как таковое приблизит
нас к странам бывшего Советского Союза. Это подчеркивает нашу
особую ответственность за выработку подхода сотрудничества к поиску
совместных решений общих экологических проблем.
Полностью осознавая трудности зачастую болезненного переходного
политического и экономического периода, представляется особенно
66
важным, чтобы экологические проблемы адекватно учитывались на
уровне принятия политических и экономических решений в условиях,
когда другие вопросы, в частности финансовые проблемы и
безработица, решаются на более приоритетной основе. Для достижения
успеха в этой области, все те, кто имеет отношение к вопросам экологии
–
лица,
принимающие
политические
решения,
научноисследовательские институты, финансовые организации, НПО, деловые
и промышленные круги – должны быть вовлечены в целенаправленный
и постоянный диалог.
Процесс «Окружающая среда для Европы» является для нас
действенным механизмом для ведения такого диалога. По мере того, как
страны Центральной и Восточной Европы готовятся к вступлению в
Европейский Союз, мы в Европейской Комиссии хотели бы, чтобы в
рамках процесса «Окружающая среда для Европы» уделялось еще
больше внимания экологическим потребностям новых независимых
государств.
Со своей стороны Европейская Комиссия будет по-прежнему следить за
тем, чтобы экологические проблемы были должным образом отражены
во всех аспектах ее сотрудничества с новыми независимыми
государствами. Действующие сегодня Положение ТАСИС уже
содержит так называемое «обязательство об интеграции», то есть
требование о том, чтобы экологические потребности принимались во
внимание при разработке и осуществлении проектов, финансируемых
ТАСИС. Следует также отметить, что после конференции министров в
Софии в 1995 г., произошло заметное расширение финансирования
ТАСИС экологических проектов.
В то же время я сознаю, что в рамках ТАСИС могло бы быть сделано
еще больше в экологической области. С помощью программы ТАСИС
можно было бы приступить к осуществлению нескольких крупных
новых экологических инициатив. Можно было бы усилить конкретные
общерегиональные программы по экологическим фондам и выделению
средств на экологические проекты, по развитию организаций по
управлению окружающей средой, созданию новых Региональных
экологических центров, экологическому управлению на предприятиях, а
также совершенствованию нашего сотрудничества по составлению
периодических отчетов о состоянии окружающей среды в Европе. Если
бы такие программы получили приоритетное внимание, то помимо
нынешних 45 миллионов ЭКЮ, выделяемых ежегодно в рамках
67
финансирования ТАСИС экологических проектов, можно было бы
обеспечить наличие существенных дополнительных ресурсов.
Необходимо расширить содействие инвестированию в области ядерной
безопасности и экологии, принимая во внимание обязательство
Европейского Союза оказать содействие России в работе по
разрешению проблем радиоактивных отходов на Северо-западе России,
что было недавно подтверждено в выводах встречи в Кардифе. ТАСИС
также хотела бы более тесно сотрудничать с другими финансирующими
организациями, в частности международными банками. Необходимо
найти соответствующий баланс национальных, трансграничных и
глобальных приоритетов.
Таковы элементы новых направлений работы ТАСИС в области
экологии, которые будут более подробно изложены в вырабатываемой
«экологической стратегии ТАСИС» и которые, как мы надеемся, будут
отражены в новом Положении ТАСИС, которые будут действовать,
начиная с 2000 г.
В этом контексте следует отметить, что после совещания в Софии и с
помощью Комитета по подготовке проектов, в рамках программ Phare и
ТАСИС были предоставлены гранты в размере более 148 миллионов
ЭКЮ из общего инвестиционного экологического портфеля,
составляющего почти 5 миллиардов ЭКЮ. С точки зрения самых
строгих требований это достижение Комитета по подготовке проектов
является весьма существенным.
Наконец мне остается сказать лишь одно. Никто не может перенять
ответственность народов и стран Европы за их будущее - они сами
должны взять на себя главные обязательства и обеспечить основной
вклад. Содействие может лишь помочь, но не может само по себе
решить все проблемы.
Памятуя об этом, представляется полезным обратить внимание на те
факторы, которые позволили проводить глубокие экологические
реформы и обеспечили приток экологических инвестиций, в
особенности в Центральной Европе:
1) Прогресс в области общих экономических реформ;
2) Приверженность на самом высоком политическом уровне решению
экологических задач;
68
3) Разработка эффективного природоохранного законодательства и
обеспечение его исполнения;
4) Ориентированные в будущее государственные структуры на
национальном и местном уровнях, укомплектованные хорошо
подготовленным персоналом и имеющие юридически определенные
полномочия по обеспечению исполнения;
5) Разработка национальных экологических стратегий и планов
действий в сотрудничестве с национальными, региональными и
местными органами власти, деловыми кругами и общественными
экологическими организациями;
6) Четко определенные приоритеты в области экологического
инвестирования;
7) Эффективная мобилизация национальных ресурсов на основе
использования тарифов, сборов, платежей и налогов;
8) Эффективное управление инвестициями при прямом взаимодействии
с предприятиями, организациями, предоставляющие коммунальные
услуги, и муниципалитетами, в частности с использованием
экологических фондов;
9) Активное
участие,
заинтересованность
и
поддержка
общественностью экологических программ.
Европейская Комиссия готова и в дальнейшем укреплять экологическое
сотрудничество и программы содействия с нашими партнерами в
Европе. Поддержка политических и административных реформ и
мобилизация ресурсов в рамках приоритетного инвестирования
остаются нашей первоочередной задачей. Мы также убеждены в том,
что процесс “Окружающая среда для Европы” будет оставаться
действенными рамками нашей совместной работы.
Благодарю за внимание.
Quelle: www.mem.dk/aarhus-conference/download/russisk/W4W1r.doc
Aufgaben
1) Informieren Sie sich im Internet oder mittels anderer Quellen über Tacis.
Bereiten Sie einen kurzen Bericht über dieses Programm, seine Ziele und
Aufgaben vor.
2) Bereiten Sie sich auf die Rolle eines Konferenzteilnehmers vor, der einen
Vortrag zum Thema Umweltschutz hält und an der folgenden Diskussion
teilnimmt.
69
3) Erstellen Sie eine Liste von themenrelevanten Wörtern und
Redewendungen mit Äquivalenten in der Zielsprache, die Ihnen beim
Dolmetschen einer Konferenz behilflich sein könnten.
70
Thema: Bildung. Wissenschaft und Technik
Text 1
Berliner Rede von Bundespräsident Horst Köhler in der KeplerOberschule, Berlin-Neukölln. Bildung für alle.
Im vergangenen Jahr erreichten in Deutschland 80.000 Jungen und Mädchen
keinen Schulabschluss. Es fehlen Ausbildungsplätze - in diesem Herbst
wahrscheinlich 30.000. Klingt Ihnen das zu abstrakt? Dann nehmen Sie das
Beispiel dieser Schule, der Kepler-Oberschule in Berlin-Neukölln: Am 4. Juli
haben hier 51 Schüler ihr Abschlusszeugnis bekommen. Nur einer von ihnen
- ich wiederhole: EINER - hatte zu diesem Zeitpunkt eine Lehrstelle
gefunden.
Weiter: In Deutschland erwerben vergleichsweise wenig junge Menschen die
Hochschulreife, und zu wenige schließen ein Studium ab. Andere Nationen
wandeln sich mit Begeisterung zu Wissensgesellschaften, in denen Lernen
und Können als Auszeichnung gelten - Deutschland tut sich schwer damit.
Wir hören von Schulen, in denen Gleichgültigkeit, Disziplinlosigkeit, ja
Gewalt den Alltag bestimmen. Auch dadurch verliert unser Land intellektuell
und sozial jedes Jahr einen Teil seiner jungen Generation.
Und: Ein Kind aus einer Facharbeiterfamilie hat im Vergleich zu dem Kind
eines Akademikerpaares nur ein Viertel der Chancen, aufs Gymnasium zu
kommen. Die Ursachen dafür mögen vielschichtig sein; der Befund ist
beschämend. Bildungschancen sind Lebenschancen. Sie dürfen nicht von der
Herkunft abhängen. Darum werde ich immer auf der Seite derer sein, die
leidenschaftlich eintreten für eine Gesellschaft, die offen und durchlässig ist
und dem Ziel gerecht wird: Bildung für alle.
Auf dieses Ziel müssen wir hinarbeiten. Und es gibt ja viel Gutes, an das wir
anknüpfen können. Engagierte Pädagogen machen immer noch das Beste
auch aus schwierigen Bedingungen, und deutsche Schulen, Universitäten und
Forschungseinrichtungen bringen immer noch Spitzenleistungen hervor.
Aber mit „immer noch“ dürfen wir uns nicht länger zufrieden geben. Gerade
in Sachen Bildung müssen wir im Interesse aller viel ehrgeiziger sein.
Konzentrieren wir uns also auf das Wesentliche. Konzentrieren wir uns auf
Bildung.
Deutschland steht nicht zum ersten Mal vor einer solchen Herausforderung.
Vor 200 Jahren half Wilhelm von Humboldt, sein Land - Preußen - aus
71
Rückständigkeit und Unfreiheit zu führen. Er entwickelte ein neues
Bildungsideal, er weckte Begeisterung dafür und er entwarf ein
Bildungswesen auf der Höhe der Zeit. Das schuf zugleich die Grundlagen für
den Aufstieg Deutschlands zu einer der führenden Wissenschaftsnationen.
Klare Bildungsziele, ein Klima der Bildungsfreude und ein modernes
Bildungswesen - diesen Dreiklang brauchen wir heute wieder.
Bildung hilft, die Welt und sich selbst darin kennen zu lernen. Aus dem
Wissen um das Eigene kann der Respekt für das Andere, das Fremde
wachsen. Und sich im Nächsten selbst erkennen, heißt auch: fähig sein zu
Empathie und Solidarität. Bildung ohne Herzensbildung ist keine Bildung.
Unsere Fähigkeiten und unser Wissen, unser Einfallsreichtum und unsere
Kreativität sind die wichtigste Ressource, die wir in Deutschland haben. Der
globale Wettbewerb ist längst ein Wettbewerb der Bildungssysteme. Und da
zählt eben auch, wie lange eine Ausbildung dauert und wie alt zum Beispiel
ein Akademiker ist, wenn er seine erste Stelle antritt. In der Welt von heute
ist es nicht gleichgültig, ob junge Menschen in ihrer Heimat gute Lern- und
Arbeitsbedingungen finden - oder ob sie die lieber im Ausland suchen. In der
Welt von heute ist es nicht gleichgültig, ob ein Land seinen Bedarf an
Facharbeitern, Ingenieuren und Naturwissenschaftlern selbst heranbilden
kann - oder ob es in diesen Schlüsseldisziplinen auf Zuwanderung von außen
hoffen muss.
In Deutschland leben über 15 Millionen Menschen mit ausländischen
Wurzeln. Die Hälfte davon hat einen deutschen Pass. Heute hat jeder vierte
Neugeborene in Deutschland mindestens einen ausländischen Elternteil; in
wenigen Jahren werden etwa 40 Prozent der Menschen in Deutschlands
Großstädten eine Migrationsgeschichte haben. Jeder von ihnen prägt unser
Land mit. Auch das macht Deutschland aus. Also geht es schlicht um die
Frage, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten.
Und da geht es eben uns alle an, dass fast jeder fünfte ausländische
Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlässt, dass vier von zehn jungen
Menschen mit Migrationshintergrund keine abgeschlossene Berufsausbildung
haben und dass die Chance, eine qualifizierte Ausbildung zu bekommen, für
ausländische Jugendliche nur halb so hoch ist wie für deutsche. Die Folgen
sind bekannt: Die Arbeitslosenquote der Ausländer in Deutschland ist
doppelt so hoch wie die der Einheimischen. Das sind keine guten
Voraussetzungen für den Zusammenhalt und den wirtschaftlichen Erfolg
unserer Gesellschaft.
72
Integration fordert beide Seiten. Unsere Gesellschaft muss Zuwanderern gute
Bildungschancen bieten, und die Zuwanderer müssen sich im Klaren darüber
sein, was auf ihrer Seite den Bildungserfolg fördert. Zum Beispiel zeigen
Untersuchungen, dass eine gute Leseleistung von Schülern, deren Eltern
zugewandert sind, sehr davon abhängt, dass in ihren Familien Deutsch
gesprochen wird. Und von den Deutschkenntnissen und der Lesekompetenz
der Kinder hängt dann wiederum entscheidend ab, wie gut sie in der Schule
insgesamt mitkommen. Das heißt doch: Eltern hier in Deutschland, die ihren
Kindern im Leben Erfolg wünschen, sprechen mit ihnen Deutsch - nicht
unbedingt nur Deutsch allein, aber jedenfalls auch Deutsch. Und Eltern, die
selber noch nicht Deutsch können, die lernen es - aus eigenem Interesse und
um ihrer Kinder willen. Angebote dafür gibt es. Und wo sie noch fehlen, da
müssen sie geschaffen werden. Aber an dieser gemeinsamen Anstrengung
führt kein Weg vorbei.
Was brauchen wir, um in unserem Land mehr und bessere Bildung zu
erreichen?
Erstens: Bildung braucht Anerkennung! Wer jungen Menschen Bildung
vermittelt, hat Achtung und Unterstützung verdient. Und wer mit Freude lernt
und sich mit Eifer neues Wissen aneignet, hat Anspruch auf Wertschätzung
und Respekt. Anerkennung: Das ist immer noch der stärkste
Motivationsfaktor.
Bildung braucht zweitens Anstrengung! Um etwas zu lernen - ob nun eine
Mathematikformel oder ein Musikinstrument, ob Judo oder Vokabeln braucht man Zielstrebigkeit, Übung und Ausdauer. Das macht nicht immer
Spaß, aber die Mühe wird meist belohnt - mit der Freude am Erfolg. Diesen
Zusammenhang kennt jeder von uns; aber beim Thema Bildung ist er
zunehmend vernachlässigt worden - auch darum verlieren viele in Schule und
Ausbildung zu schnell den Mut und geben auf. Es muss wieder deutlicher
werden: Ja, Bildung braucht Anstrengung und Beharrlichkeit, aber nochmals
ja, diese Mühen tragen auch ihren Lohn in sich.
Bildung braucht mehr Anstrengung - auch von Seiten des Bildungswesens.
Wir wissen: Nicht alles ist messbar. Aber PISA hat uns genügend
Anhaltspunkte dafür gegeben, dass unser Bildungssystem sich nicht auf der
Höhe der Zeit befindet. Die Verantwortlichen in den Ländern und im Bund,
vor allem die Ministerpräsidenten und die Kultus- und Bildungsminister,
haben den Menschen in Deutschland versprochen, die Defizite abzubauen.
Diese Botschaft höre ich gerne. Und ich habe den Eindruck: Die Deutschen
werden die Vergleichsstudien und Ranglisten sehr genau verfolgen. Denn
dort lässt sich durchaus ablesen, wie es um die Anstrengungen der
73
Verantwortlichen steht. Für mich ist es ein zentraler Prüfstein für die
Zukunftsfähigkeit unserer bundesstaatlichen Ordnung, ob ihr die
Verbesserung unseres Bildungswesens gelingt.
Und schließlich drittens: Bildung braucht Vorbilder! Bildung lebt davon, dass
Menschen sich am guten Beispiel anderer orientieren, dass sie sich begeistern
und mitnehmen lassen. Jeder kann ein Vorbild sein: Eltern, Nachbarn,
Trainer, Lehrer, Klassenkameraden.
Gutes Lernen findet nicht allein im Klassenzimmer und nicht nur während
der Unterrichtszeit statt. Und gute Schule gibt den Kindern möglichst viel
Gelegenheit zu Erfolgserlebnissen. Gute Schule will eigenständiges Denken
und fördert selbständiges Arbeiten. Es geht dabei immer um die richtige
Balance zwischen Selbsterprobung und Anleitung. Wir sollten die alten
Debatten hinter uns lassen, in denen Disziplin mit Drill,
Leistungsorientierung mit Überforderung, Benotung mit persönlicher
Demütigung gleichgesetzt wurden.
Keine Frage: Junge Menschen „bei der Stange zu halten“, sie für den
Unterricht zu begeistern und Lernfortschritte mit ihnen zu erzielen - das ist
oft alles andere als einfach. Ich halte diese Rede mit Bedacht in einer
Hauptschule. Wir alle wissen: In den Hauptschulen bündeln sich viele
Schwierigkeiten. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass manche es sich
zu leicht machen, indem sie Schüler einfach sitzen bleiben lassen oder von
einer Schule zur anderen weiterreichen.
Schulen müssen die Lebensbedingungen ihrer Schüler in den Blick nehmen
können - und die sind von Stadtteil zu Stadtteil, von Region zu Region
unterschiedlich.
Darum brauchen die Schulen nicht nur Lehrpläne, Stellen- und Budgetpläne,
sondern sie benötigen innerhalb dieser Pläne auch Freiheit für eigene
Gestaltungsideen. Sie sollen inhaltlich ihr eigenes Profil entwickeln können,
sie sollen mitentscheiden, welches Personal zu ihrem Profil passt.
Getragen wird die Arbeit in den Schulen von Menschen - vor allem von
Lehrerinnen und Lehrern und den Schulleitern und Schulleiterinnen an der
Spitze.
Wir alle kennen Lehrer, die ihre Schüler im Unterricht begeistern können.
Wir alle kennen Pädagogen, für die der Einsatz für ihre Schüler nicht nach
dem letzten Klingelzeichen endet. Wir wissen, wie viele Schulleiter sich
bemühen, ihre Schule nach vorn zu bringen. Ihnen allen danke ich ganz, ganz
herzlich!
74
Wir brauchen Lehrer, die nicht nur das Talent, sondern auch das
Handwerkszeug haben, um Kinder auf die Welt vorzubereiten. Ich finde es
richtig, dass der Praxisbezug bei der Aus- und Weiterbildung von
Lehrerinnen und Lehrern stärker betont wird. Ein Beispiel dazu:
Lehramtsstudenten aus Köln erteilen im Rahmen ihrer Ausbildung Kindern
aus Zuwandererfamilien Zusatzunterricht in Deutsch. Dabei lernen beide
Seiten etwas: die Kinder die deutsche Sprache und die künftigen Lehrer,
Schüler mit einem anderen kulturellen Hintergrund zu fördern.
Wir brauchen gute Lehrer - und wir brauchen auch genug Lehrer: Genug
Lehrer, um den Unterrichtsausfall zu minimieren; genug Lehrer für
vernünftige Klassengrößen; genug Lehrer für alle vorgesehenen Schulfächer.
Wir müssen endlich ernst machen mit der individuellen Förderung von
Schülern. Und dafür brauchen Lehrer mehr Unterstützung von Spezialisten zum Beispiel von Logopäden, Schulpsychologen und Sozialarbeitern.
Mehr Teamwork macht es auch leichter, Kinder mit Behinderungen
gemeinsam mit ihren nicht-behinderten Altersgenossen zu unterrichten.
Gleiches gilt für die Kindertagesstätten. Bei den Kindern mit Behinderung
stärkt das Zusammensein in der Gruppe oder dem Klassenverband das
Gefühl: „Wir gehören dazu.“ Und die anderen lernen auf diese Weise schon
sehr früh, dass es normal ist, verschieden zu sein. Ich wünsche mir, möglichst
viele Kinder könnten diese Erfahrung machen.
Wenn es um Bildung geht, muss auch über Geld gesprochen werden. Das war
übrigens schon zu Humboldts Zeiten so. Seine Heimat, Preußen, war damals
von Napoleon besiegt, war halbiert und finanziell ausgeblutet. Aber Preußen
und später ganz Deutschland wurde ein „Schulstaat“ - gegen alle
Widerstände von Eltern, die glaubten, das Leben sei ihren Kindern
Lehrmeister genug; gegen den Widerstand der Städte und Gemeinden, denen
ganzjährige statt der bisherigen „Winterschulen“ zu teuer waren; gegen den
Widerstand von Unternehmern, die von Kinderarbeit profitierten. Hier in
Berlin waren die Volksschulen 1840 noch vierklassig und kosteten
Schulgeld, 15 Jahre später waren sie achtklassig und schulgeldfrei. Das
Gymnasium wurde aus dem Muff der alten Lateinschulen neu erschaffen,
und Preußen gründete die Berliner Universität, die heute Humboldts Namen
trägt.
Und was ist uns heute Bildung wert?
Nur jeder zehnte Euro, den die öffentliche Hand in Deutschland ausgibt,
fließt ins Bildungssystem. Bei den Ausgaben für die allgemeinbildenden
75
Schulen liegen wir deutlich unter dem Durchschnitt der OECD-Länder, und
der Abstand hat über die letzten Jahre zugenommen.
Warnen möchte ich in diesem Zusammenhang vor dem Trugschluss, wir
könnten das Problem durch eine bloße Umverteilung innerhalb der
Bildungsausgaben lösen. So richtig es ist, dass wir mehr Geld für die
frühkindliche Bildung und Erziehung ausgeben müssen, so falsch wäre es,
dafür beispielsweise die Hochschulausgaben zu kürzen. Wir brauchen
angemessene Finanzmittel für alle Bereiche des Bildungswesens, denn unsere
Bildungsausgaben sind insgesamt zu niedrig.
Für genauso kurzsichtig halte ich die Vorstellung, man könnte sinkende
Schülerzahlen zum Anlass nehmen, um die Ausgaben für Schule und
Bildungswesen zu kürzen. Der demographische Wandel muss für die Schule,
für das Bildungswesen, als zusätzliche Chance genutzt werden. Sinkende
Schülerzahlen
eröffnen
finanzielle
Spielräume
und
neue
Gestaltungsmöglichkeiten. Machen wir was daraus!
Ich weiß um die schwierige Kassenlage der Länder, und ich kenne die Nöte
der Haushaltspolitiker. Aber ohne ausreichende und effektive
Bildungsausgaben wird der Weg zu gesunden Staatsfinanzen noch
schwieriger. Deshalb müssen wir den Mut und die politische Kraft haben,
anderes zugunsten der Bildung zurückzustellen. Sie ist die wichtigste
Investition, die unsere Gesellschaft und jeder Einzelne tätigen kann. Wer an
der Bildung spart, spart an der falschen Stelle. „Es gibt nur eine Sache auf der
Welt, die teurer ist als Bildung - keine Bildung.“ (John F. Kennedy)
Ich bin in unserem Land vielen Menschen begegnet, die lernen und etwas aus
sich machen wollen. Ich habe mit Schülern und Lehrern, mit Studenten und
Professoren, mit Azubis und Handwerksmeistern gesprochen, die eine genaue
Vorstellung davon haben, was sie sich von Bildung erhoffen, was sie
persönlich dafür leisten wollen und wo es in unserem Bildungswesen hakt.
Alle diese Menschen haben Anspruch darauf, dass unser Land die besten
Voraussetzungen für Bildung schafft.
Dafür kommt es auf uns alle an, auf unsere Einstellung, auf unsere
Anstrengung, auf unser Vorbild. Bildung für alle - das gelingt am besten,
wenn sich alle dafür einsetzen, wenn wir alle uns bewegen. Was hindert uns?
Auf geht's!
Quelle: www.bundespraesident.de/-,2.633054/Berliner-Rede-von-Bundespraesi.htm
Aufgaben
1) Vergleichen Sie die Bildungssysteme in Russland und Deutschland.
Erstellen Sie eine Liste mit Wörtern, die für beide Systeme relevant sind, und
76
versuchen Sie, Äquivalente zu finden oder geben Sie gegebenenfalls eigene
Übersetzungsvarianten.
2) Überlegen Sie, wie das Wortspiel „Bildung ohne Herzensbildung ist keine
Bildung“ in die Zielsprache übersetzt werden kann.
3) Finden Sie die Übersetzung des Zitats von John F. Kennedy in der
Zielsprache. Falls es keine gibt, versuchen Sie selbst eine Übersetzung.
Text 2
Вступительное слово В.В. Путина на заседании Совета по науке,
технологиям и образованию
Добрый день, уважаемые члены Совета!
В сегодняшней повестке дня один, но очень важный вопрос. Речь
пойдет о программе фундаментальных научных исследований на 2008–
2012 годы. Такая отдельная программа принимается у нас впервые – по
сути, в значительной степени по инициативе Академии наук. И впервые
за долгие годы на фундаментальную науку выделяются столь
значительные средства. На протяжении почти пяти ближайших лет
будет обеспечено ее стабильное и ритмичное целевое финансирование.
Хотел бы при этом отметить, что суммарные бюджетные расходы на
науку в этом году составили более 200 миллиардов рублей. Это почти в
пять раз больше, чем мы тратили на эти же цели в 2000 году. В пять раз!
Причем к 2010 году совокупные расходы на науку удвоятся. Еще раз
удвоятся в ближайшие два года и составят около 400 миллиардов
рублей, а с учетом планируемых затрат отечественного бизнеса сумма
составит 600 миллиардов рублей. При этом хотел бы обратить ваше
внимание на несколько все-таки тревожную тенденцию.
Мы с членами Правительства обсуждали отдельные положения нашей
сегодняшней встречи, и на что они обратили внимание: чем больше
бюджетных денег приходит в систему, тем меньше востребованы
деньги бизнеса. Они, по сути, начинают выдавливаться, они вроде, как и
не нужны. А зачем? И так все стабильно. Это неправильно: нам нужно
создавать стимулы для привлечения денег бизнес-сообщества.
Как вы понимаете, всё это – все вопросы, связанные с увеличением
финансирования, – всё это весомые ресурсы и они должны послужить
дальнейшему серьезному развитию отечественной науки. Здесь
находятся не только представители Российской академии наук, но и
77
руководство всех государственных академий. И, безусловно, вам
хорошо известно, что фундаментальные исследования – это базовая
часть науки, мы к этому так и относимся, это основа её развития, и, что
не менее важно, они являются стартовым звеном всего инновационного
цикла.
В этой связи опережающее развитие фундаментальной науки
становится необходимым и изначальным условием модернизации
российской экономики, завоевания лидирующих позиций в мировом
разделении труда. Поэтому приоритеты программы, равно как и
инструменты ее реализации, должны быть направлены на эффективную
отдачу академической науки для общества и государства.
Вы знаете, в последние годы нам удалось не просто сохранить
интеллектуальную базу науки, но и существенно поддержать ряд новых
перспективных направлений, в их числе: нанотехнологии, ядерная
энергетика, оптоэлектроника, биоинформатика, биоинженерия, другие
направления.
Заметно укрепилась правовая база науки, принят обновленный закон о
науке и научно-технической политике, в котором закреплена и
обсуждаемая сегодня программа.
Буквально несколько лет назад, вы это знаете хорошо, Правительство
России утвердило новый устав Российской академии наук, укрепивший
правовой статус большой Академии и расширивший ее возможности, ее
самостоятельность, зону ответственности.
При этом хотел бы обратить ваше внимание на то, что с расширением
самостоятельности увеличивается и ответственность. Необходимо
думать об оптимизации сети: 600 учреждений, из них только 400
занимается непосредственно научной деятельностью, 200 – не
занимаются.
Хочу обратить ваше внимание, что Академия наук – это не бизнескорпорация, это некоммерческая организация. Главной целью являются
научные исследования, а не коммерческая деятельность для извлечения
прибыли. Это касается и использования вот этих самых 200 объектов,
которые не занимаются напрямую научной деятельностью. Обращаю на
это ваше внимание.
Уже есть и результаты пилотного проекта по совершенствованию
оплаты труда в Российской академии наук. Еще совсем недавно не
верилось, что мы сможем достичь достаточно быстро неплохих, в
78
общем, результатов в этой сфере. Это в целом Академии наук,
руководству Академии наук сделать удалось. Средняя зарплата научных
работников увеличилась более чем в два раза, и, конечно, она будет
расти и дальше.
Должен с сожалением констатировать, что Правительство не владеет в
полном объеме реальными знаниями о том, что происходит в этой
сфере. В целом с Академией наукой договорились, а что там реально
происходит – не владеют ситуацией. В целом Правительство, конечно,
должно будет обратить на это особое внимание в ближайшее время.
Нужно разобраться, в конце концов, надбавки за научную степень и
академические стипендии – это одно и то же или нет. Надбавки за
научную степень получают все члены Академии наук и членкоры. И
плюс еще академическую стипендию? Либо академическая стипендия
поглощает эту надбавку? Это не самое главное, чем должны заниматься
ученые, но государство, Правительство, конечно в диалоге с
руководством Академии, ясно и четко должны себе представлять, что в
этой сфере происходит.
Здесь нужно навести порядок, это совершенно очевидно.
Сегодня главная задача академической науки – конвертировать новые
возможности. Они, повторяю, будут возрастать, без всяких сомнений.
Здесь ни у кого не должно быть сомнений. Правительство будет уделять
этому должное внимание, и возможности, в том числе и финансовые,
будут возрастать. Нужно конвертировать эти новые возможности в
действительно востребованные и конкурентоспособные в мире знания,
технологии и продукты.
Отмечу, что принятие столь развернутой программы потребует и
дальнейших существенных преобразований в организации самих
исследовательских работ, прежде всего в их планировании, в выборе
приоритетов. От того, какой базовый задел сформирует в ближайшие
годы наша фундаментальная наука, зависит не только успех
стратегических и оборонных отраслей, но и развитие общественных
процессов в Российской Федерации.
К примеру, в сфере гуманитарных наук одним из приоритетов остается
создание обновленной методологии исследований. Она сейчас особенно
нужна таким дисциплинам, как обществоведение, история, социология,
философия. И, разумеется, нам необходим глубокий анализ развития
современного российского общества, причем с учетом влияния новых
глобальных тенденций на нашу страну в мире.
79
В экономике крайне востребованы стратегический сценарий и прогнозы
социально-экономического
развития
как
для
национального
хозяйственного комплекса в целом, так и для отдельных территорий,
для отдельно взятых отраслей. Повторю, само будущее
фундаментальной науки прямо зависит от ее способности обеспечить
инновационный рост в стране, а значит, от эффективной интеграции
науки с производством и профессиональным образованием. И здесь
соглашусь с недавним выводом Общественной палаты, что эти три
составляющие, к сожалению, все еще идут по разным дорогам,
развиваясь в отрыве друг от друга.
Академический сектор также должен создавать вокруг себя
инновационную среду, должен тесно взаимодействовать с другими
исследовательскими центрами, с уже созданными государством
институтами
развития.
Будущее
науки
(исключаю
чисто
фундаментальные исследования) – в том числе за активным участием в
создании технико-внедренческих зон, технопарков, других структур
инновационного бизнеса и, конечно, за продуктивными формами
интеграции науки и образования, о закреплении и развитии которых
мною только что подписан соответствующий Федеральный закон. Речь
идет о том, чтобы расширить возможности академической науки,
привлекать молодых ученых из вузов, привлекать студентов. И в то же
время дает возможность вузам использовать оборудование, которое
находится в распоряжении академических институтов.
Считаю перспективным и правильным самое тесное сотрудничество
Академии с вузовской наукой. Она, безусловно, способна и должна
стать весомой частью фундаментальной науки страны в целом.
Остановлюсь еще на одном принципиальном положении программы –
на вовлечении в фундаментальные исследования молодежи. Думаю, что
вы со мной согласитесь, молодым нужно прежде всего видеть ясные
перспективы своего научного роста, быть заинтересованными,
задействованными на интересных востребованных направлениях, иметь
возможность непосредственно участвовать в глобальных научных
обменах и исследованиях.
Убежден, решить эту задачу во многом способна сама академическая
среда, ведь материальные стимулы для талантливой молодежи пусть
постепенно, но все-таки создаются, и уважение к труду и к профессии
ученого вновь возрастает, мы это совершенно очевидно наблюдаем в
обществе.
80
Кроме того, по инициативе нашего Совета была подготовлена
федеральная программа воспроизводства в стране научнопедагогических кадров. Она тоже рассчитана на годы вперед и
находится сейчас на рассмотрении Правительства. Обязательно обращу
внимание Правительства на то, что она должна быть принята в самое
ближайшее время.
Дело, как обычно в таких случаях, опять упирается в финансирование:
нужно эти деньги выделять. Это важнейшее направление нашей с вами
деятельности. Принятие этого документа поможет обеспечить не только
преемственность научных традиций, но и необходимое обновление
отечественных фундаментальных школ.
И еще один вопрос, нужно подумать, прошу и вас подумать,
подключиться к этой работе, сформулировав по результатам нашей
сегодняшней работы соответствующее поручение Правительству
Российской Федерации. Нужно подготовить программу дальнейшего
технического обновления фундаментальной науки, укрепления
технической и технологической базы науки.
Вместе с тем хочу сразу же обратить ваше внимание. Согласен с
членами Правительства в том, что эта программа не должна быть
узковедомственной, она должна быть широкой: где, что ставить, что
является приоритетом. Это все должно быть выработано и в таком
составе, в диалоге с Правительством принято и отфинансировано.
Уважаемые коллеги! Мы находимся в историческом месте, в здании, где
уже более 70 лет располагается Российская академия наук. В этом зале
заседаний не раз принимались судьбоносные для отечественной науки
решения. Само учреждение Академии изначально задумывалось Петром
I как важнейший шаг к созданию мощного интеллектуального ресурса
страны, способного значительно укрепить Российское государство и его
положение в мире. Идеями служения обществу были проникнуты на
протяжении почти трех веков все главные академические начинания.
Рассчитываю, что и сегодня академическая наука, все ваши коллеги, все
мы сделаем всё необходимое для поддержки решения стратегических
долгосрочных задач развития России.
Quelle:
www.kremlin.ru/appears/2007/11/30/2021_type63374type63378type82634_152751.shtml
81
Text 3
Выступление В.В. Путина на встрече с членами президиума
Российской академии наук
Добрый вечер!
Я очень рад вас приветствовать здесь, в Кремле. Хочу поздравить вас с
тем событием, в котором мне, к сожалению, не пришлось участвовать. Я
имею в виду общее собрание академии, на котором были приняты
важные решения по реформированию Российской академии наук, на
котором был вновь переизбран президент Юрий Сергеевич Осипов. И я
сердечно вас, Юрий Сергеевич, поздравляю. Желаю вам всего самого
доброго, успехов, решения тех задач, которые общее собрание
поставило перед президиумом. Здесь много проблем, которые подлежат
обсуждению, в том числе и совместно с нами. Собственно говоря, мы
сегодня с вами для этого и собрались, чтобы в самом общем виде
поговорить об этих проблемных вопросах.
Считаю важным фактом, что РАН начала непростую, но необходимую
работу по модернизации. Думаю, что к следующему годичному
собранию ее основные направления должны быть окончательно
приняты. Мы с Юрием Сергеевичем на эту тему часто говорили, знаю,
что практически все члены академии думают на этот счет.
Все эти годы академия работала в тех же условиях, что и вся страна.
Академии, конечно, доставалось, было сложно, это были трудные
времена. При этом ученые России все же добивались уникальных
результатов. Это факт, и про это мы тоже не должны забывать. Страна
это высоко ценит.
Некоторые из ученых работали на мировую науку, вне территории
России. И главной причиной было отсутствие необходимых условий.
Причем, по собственному признанию ученых, не только материальных.
Хотя, конечно, мы понимаем, что это важная составляющая любой
деятельности.
Сегодня, и я думаю, что вы тоже это чувствуете, наука все более и более
востребована. И государство старается ей помогать. Хорошо понимаем,
что помогаем пока недостаточно. Вместе с тем очевидно, что у самой
академии есть большие внутренние резервы.
82
Так, достаточно давно говорим о необходимости инвентаризации
структуры и материальной базы науки. Фондовооруженность самой
РАН сейчас на 40 процентов выше, чем у остальной части госсектора
науки. Но эффективность использования финансов, площадей и
оборудования, равно как и цели их использования, должны быть иными.
В рыночной экономике наука не должна зарабатывать на аренде
помещений, так же как и высшая школа.
Говоря об увеличении бюджетного финансирования, следует
одновременно обсуждать и новые механизмы участия отечественного
капитала в научных инновациях. И помнить, что сегодня, по разным
оценкам,
только
половина
институтов
РАН
работает
с
промышленностью. А примеров, успешно сотрудничающих с бизнесом
новых научных структур очень мало, совсем мало. Так, за последнее
десятилетие внебюджетное финансирование науки выросло с 5 до 50
процентов, но темпы коммерциализации науки пока крайне низки.
Экономика, основанная на знаниях, уже давно стала в мире основным
фактором производства и главным стратегическим запасом. Об этом мы
тоже со многими из присутствующих многократно говорили. В ведущих
странах не энергоносители, а новые технологии дают, по оценкам
экспертов, свыше 50 процентов прироста ВВП. Уверен, что нам еще
очень многое надо сделать. В этом будущее России.
В этой связи необходимо создание целостной национальной
инновационной системы. Она подразумевает развитую инфраструктуру,
цивилизованный рынок технологий и правовую охрану результатов
интеллектуального труда.
Крайне важно уточнить юридический статус самой Академии наук,
зафиксировать положение о ротации кадров, решить некоторые другие
вопросы.
Сегодня академия имеет так называемый смешанный статус. С одной
стороны, самоуправляемая организация. Но с другой – пользуется
рядом преимуществ государственного учреждения. Я абсолютно
убежден, что государственная поддержка науки, конечно, необходима,
без нее невозможно. Но уставные документы РАН надо как можно
быстрее приводить в соответствие с современным гражданскими
правовыми нормами, имущественным законодательством.
83
Это надо, прежде всего, самой академии, чтобы она чувствовала себя
устойчиво в рамках существующей системы государства. Надо, чтобы к
ней не предъявлялись претензии, будто РАН живет по собственным
законам и является «государством в государстве». В известном смысле
это, может быть, и неплохо, но все должно функционировать в рамках
правого поля страны.
Ключевой проблемой остается перевод системы управления наукой на
современные, адекватные нашему времени принципы. Сегодня именно
из-за отсутствия профессионального менеджмента Россия теряет
научные кадры и уникальные наработки – не только, но в том числе и
из-за этого. А по существу кредитует за свой счет другие страны, их
науку и технологический потенциал.
Пора переходить от так называемого базового, целевого к конкурсному
планированию и финансированию науки. Менять экономику институтов
РАН. Создавать гибкие и мобильные научные коллективы, увеличивая
долю фондов в финансировании исследований, поощряя тех, кто
способен эффективно использовать ресурсы и успешно конкурировать
на мировом рынке идей, высокотехнологичных товаров.
На рынке идей должны быть созданы равные для всех условия. Хочу
это в этом кругу подчеркнуть особо. Эти равные условия предполагают,
что независимо от административного статуса и научного звания
авторов все работают одинаково, если добиваются реальных
результатов в научной деятельности. Известные научные деятели РАН
должны не только организовать конкурсы и руководить ими, но и
участвовать наравне с другими, участвовать в научной деятельности.
Важнейший вопрос – четкая и ясная форма государственного заказа в
научно-технической сфере. Государство обозначило свои научнотехнические и прикладные приоритеты, основанные на доктринальных
документах внутренней и внешней политики. И государственный заказ
науке – это в первую очередь реализация таких приоритетов.
Необходимо оздоровление всей системы фундаментальных наук. Ими
Россия всегда была особенно сильна. И мы гордимся фундаментальной
наукой до сих пор, и гордимся по праву.
Но сегодня роль академии в развитии фундаментальных наук должна
быть содержательной и концептуальной, а не сводиться к одному лишь
административно-финансовому регулированию.
84
От наук об обществе в новых условиях требуется не «идеологическая
рамка», а экспертная оценка государственных решений. От
исследований в сфере естественных наук требуется целостная система
прогнозирования кризисных явлений, в том числе природных.
Очень велика потребность в осмыслении контуров новой политической
системы России, функционирования современных институтов
государства и общества. К сожалению, практически без участия
академии идет и подготовка к Всероссийской переписи населения.
Думаю, государство вправе рассчитывать на более активное
задействование РАН во всех этих вопросах. Не скрою, наверное, здесь и
государственные институты должны действовать активнее, ставить
более точно задачи и более кооперативно работать с учеными.
Стратегическая задача науки – ее интеграция с высшей школой. Пока
же практическое продвижение, к сожалению, здесь тоже очень
невелико. В итоге потери несут обе системы. Существующая программа
интеграции кардинально не решает проблемы функционального
объединения науки и образования. Отдельные примеры есть. Вот
напротив сидит наш нобелевский лауреат. Я помню, был у него, видел,
какую он выстроил систему. Но это всего лишь единичный пример. Нам
нужно либо подобную структуру распространять шире, либо искать
другие инструменты, но интеграция должна быть более осязаемая.
Приобщение студентов и молодых преподавателей к науке создает для
них дополнительные – и материальные, и статусные – стимулы, что, на
мой взгляд, в науке, так же как и в искусстве, играет не последнюю
роль. А наука сможет, наконец, пополниться самым продуктивным
поколением исследователей – 25–40-летних.
Все наиболее важные вопросы развития науки будем выносить на
недавно созданный Совет по науке и высоким технологиям. Некоторые
из вас являются его членами. Для большей продуктивности предлагаю
всем подумать над созданием при совете комиссий по приоритетным
проблемам. Комиссий, где обязательно должны быть представители
самой широкой научной общественности и независимые эксперты.
Думаю, также было бы полезным одно из первых заседаний совета
посвятить вопросу о реформировании большой академии. Мы это уже
обсуждали с президентом академии, и будем подходить к нему очень
аккуратно, чтобы не разрушить то положительное, что наработано в
Академии наук за долгие-долгие годы.
85
Уважаемые коллеги!
В конечном итоге наша общая цель – «развернуть» академию лицом к
государству
и
обществу,
сделать
ее
более
эффективно
функционирующей. Ведь воспроизводство самой себя не есть базовая
цель РАН. Главное, как и в любом другом деле, это конечный продукт.
РАН не просто важнейший атрибут государственности. Ее ресурс
должен работать, прежде всего, на успех страны. Так, как это было уже
очень много раз в истории нашего государства, когда Российская
академия наук стояла впереди решения самых сложных вопросов. И
государство, пользуясь результатами деятельности Академии наук,
занимало самые передовые рубежи, оставалось в списке ведущих
государств мира – именно благодаря нашим ученым. Я думаю, что мы
выполним свою задачу, если все сделаем для того, чтобы в новых
условиях вдохнуть в Академию наук новую жизнь.
Предлагаю переходить к разговору.
Quelle:www.informika.ru/text/magaz/newpaper/messedu/cour0112/2500.htm
Aufgaben zu den Texten 2 und 3
1) Beachten Sie bei der Übersetzung den formellen Stil der Rede. Erklären
Sie an Beispielen, wodurch er sich auszeichnet.
2) Fassen Sie den Inhalt der beiden Reden zusammen. Schreiben Sie je einen
Satz für jeden Abschnitt.
3) Finden Sie besonders schwierige Stellen und übersetzen Sie diese
schriftlich im Voraus.
86
Thema: Toleranz
Text 1
Rede von Bundesaußenminister Steinmeier anlässlich der Veranstaltung
„Perspektive Europa“ in der Akademie der Künste zu Berlin „Europa
und der Blick von Außen“
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren,
Politikern fällt es mitunter schwer, den Abstand zwischen Kultur und
politischer Praxis zu respektieren, aber dieser Abstand wird und muss weiter
bestehen - dass die Kunst grundsätzlich die Freiheit vom Diktat aktueller
Themen braucht, ist verständlich und verteidigenswert.
Dass wir nicht nur als Politiker, sondern generell als Europäer in unserer
Selbstwahrnehmung blinde Stellen haben, wissen wir, und genau deshalb
wollen wir diesen Austausch.
Aufgabe der auswärtigen Kulturpolitik, vielleicht sogar von Kulturpolitik
überhaupt, in jedem Fall die Aufgabe der Außenpolitik ist es, gerade
dasjenige kreative Potential zu schützen und zu fördern, welches in den
Differenzen liegt. Wir können für Frieden, Stabilität und Wohlergehen besser
sorgen, wenn wir Unterschiedlichkeiten nicht als Unglück, sondern als
Chance betrachten.
Wir müssen nicht alles gutheißen, was andere sagen, aber wir sollten zu
verstehen versuchen. Weil aber das Verstehen nicht immer leicht zu haben
ist, sollten wir wenigstens das tun, was Grundvoraussetzung für Verstehen
ist: den anderen achten und - ihn fragen!
Das sind keine ganz abstrakten Überlegungen, wie man meinen könnte.
Denken wir an die Diskussionen der letzten Tage und Wochen zwischen
Europa und Russland. Ohne Respekt für die nationale Überlieferung und die
geschichtlich bedingten Traumata, ohne den Blick auf diese tieferen
Schichten in jedem Gespräch können wir solche Diskussionen nicht
verantwortungsvoll führen.
Denn, um es mit den Worten Milan Kunderas zu sagen: „Alle Nationen
Europas erleben dasselbe gemeinsame Schicksal, aber jede Nation erlebt es
aufgrund ihrer jeweiligen Erfahrungen anders.“ Und gerade deshalb gibt es
für mich keine Alternative zu einem anspruchsvollen Dialog. Das bleibt
unsere Aufgabe auch dort, wo Ergebnisse auf sich warten lassen.
87
Sprachlosigkeit oder gar die Verweigerung von Dialog vertieft die Konflikte.
Es gibt in der wechselvollen Geschichte der internationalen Beziehungen nur
allzu viele Belege dafür.
Das gilt nicht nur in Europa. Auf allen meinen Reisen habe ich diese
Erfahrung gemacht. Die Vermutung, dass wir wohl nie restlos verstehen
werden, eint uns mehr als sie trennt. Dann nämlich, wenn überhaupt ein
Bewusstsein von der Kreativität der Verschiedenheit existiert. Wir können
ein solches Bewusstsein bestimmt nicht allein, und bestimmt nicht allein
durch politische Gespräche herstellen.
Sondern wir brauchen hierzu die kulturelle Begegnung, die dieses Potential
sinnlich erfahrbar macht, weil sich da die Köpfe und Herzen der Menschen
am unmittelbarsten erreichen. Und unsere Aufgabe als Politiker ist es, hierfür
Raum, ausdrücklich: Räume zur Verfügung zu stellen. Räume, in denen wir
uns als Teil des alten Europa erklären, im besten Sinne des Wortes
„verständlich“ machen. Und das über die ganze Bandbreite unserer
politischen und kulturellen Ausdrucksformen!
Ich persönlich glaube: Unsere Aufgabe ist es, vor der Verschiedenheit keine
Angst zu haben und uns nicht gegen Menschen aus anderen Kulturen
abzuschotten. Sondern wir sollten zuhören, wenn möglich verstehen und uns
anregen lassen von dem, was uns einleuchtet. Wir dürfen dabei selbstbewusst
bleiben, und wenn wir eine andere Lebenspraxis für uns selbst und innerhalb
unserer Grenzen ablehnen müssen, dann tun wir das in Ruhe, ohne ein Drama
daraus zu machen.
Wir haben in Europa viel Erfahrung mit Doktrinen, mit dem Anspruch auf
den Besitz der absoluten Wahrheit, mit Rezepten zur angeblich endgültigen
Erlösung des Menschen. Ich habe Respekt vor allen, die um das richtige
Leben ringen, aber es gibt bekanntlich Gewissheiten, denen wir bescheiden
und energisch den Rechtsstaat und das Prinzip demokratischer Freiheitsrechte
entgegensetzen müssen - das weiß das alte Europa! Und die Freiheit der
Kunst ist ausdrücklich mit gemeint.
Nun verheißen Freiheitsrechte keineswegs immer nur das reinste Glück für
alle. Sie müssen manchmal nicht nur von Minderheiten, sondern auch von
der Mehrheit der Gesellschaft regelrecht ausgehalten werden, nicht nur in
Fällen von kränkender Herabsetzung oder exzessiv schlechtem Geschmack.
Aber aufs Ganze gesehen bringt uns Toleranz weiter als das Gegenteil,
solange wir nicht gerade deren entschlossenste Feinde tolerieren.
88
Wir Europäer, und vielleicht der ganze so genannte Westen, haben uns sehr
daran gewöhnt, dass unsere Gewohnheiten und Denkweisen allerorts für
richtig und vernünftig befunden und übernommen werden. Sie sind es nicht
immer ganz von selbst. Wir müssen uns wieder angewöhnen zu überzeugen;
geduldiger, nachhaltiger, vor allem widerspruchsfreier, als wir es manchmal
tun. Unsere im letzten Jahrhundert dominierende ökonomische Hegemonie
mit dem ihr inne wohnenden Drang nach gleichzeitiger kultureller Dominanz
hat das etwas in Vergessenheit geraten lassen.
Der Wille, anderen Kulturen mit der notwendigen Empathie zu begegnen, ist
weniger verbreitet als das Gegenteil. Obwohl auch die Offenheit für die
Außenwelt, die Neugier auf andere Lebensweisen in der europäischen Kultur
eine lange Tradition hat. Denken wir allein daran, wie viel Denkanstöße, wie
viel Wertvolles aus Ostasien, aus Afrika oder Lateinamerika nach Europa
vorgedrungen ist.
Dazu noch eine außenpolitische Bemerkung, die im Grunde nicht nur
außenpolitisch und dadurch hoffentlich umso glaubhafter ist: Wirkliche
Sicherheit entsteht nur durch einen Dialog, in welchem wir Unterschiede
sehen, aber nicht aufhören, das Gemeinsame zu suchen.
Sie entsteht nicht dadurch, dass wir den Dialog verweigern, etwa weil wir uns
unserer Werte und Meinungen schon ganz sicher glauben. Wer das große
Glück gehabt hat, sich ein unmittelbares Bild von der Welt zu machen, wer
von der reichen Kultur Irans, von der Schönheit der arabischen Poesie auch
nur eine Ahnung bekommen hat, wer die grandiosen Kulturdenkmäler
entlang der Seidenstraße einfach einmal mit eigenen Augen gesehen hat, der
wird nicht länger zu beweisen versuchen, dass die eigenen Traditionen
notwendig ewiger seien als die der anderen, und der wird auch weniger
häufig den Zeigefinger der Überlegenheit erheben.
Diese kulturelle Offenheit ist die Vorbedingung dafür, dass wir eine ohnehin
gemeinsame Zukunft auf diesem Planeten auch gemeinsam gestalten.
Schauen wir auf diese europäische Geschichte. Von Beginn an hat dieser
Kontinent es sich und anderen schwer gemacht. Streit flammte auf zwischen
Städten und Staatsformen seit der Antike, zwischen den Bekenntnissen, den
Ländern und Regionen. Die Geschichte Europas ist vom Streit geprägt, und
nicht jedes Mal hatte der Streit edle Motive. Immer wieder stellten sich die
Europäer, und mit ihnen ihre Denker und Philosophen die Frage: Warum sind
wir so, warum sind wir immer wieder ein Unglück für uns selbst und
füreinander? Diese Frage hat die Nachdenklichen umgetrieben, und die
gefundenen Antworten haben zu einem Prozess beigetragen, den wir
89
„Aufklärung“ nennen und in diesem Zusammenhang noch zu etwas anderem:
der Liebe zur Utopie. Seit jeher fantasierte man in Europa vom idealen Staat,
von der idealen Gesellschaft. Oft vermutete man, dieses Utopia existiere
irgendwo jenseits der Ozeane wirklich, manche Seefahrer behaupteten sogar,
es entdeckt zu haben.
Und man hat versucht, die ideale Welt gewaltsam herbeizuführen, nur um
dann zu sehen: das Glücksgefühl beim Aushecken von Simplifizierungen und
Radikallösungen hielt nicht an, vor allem brachte es kein Glück. Die
europäische Geschichte ist reich an Beispielen dafür, wie es nicht geht.
Europa hatte niemals und hat auch heute nicht auf jede Frage eine
überzeugende Antwort, aber es hat - nach einer langen Geschichte eigener
und fremder Leiden - ein paar Überzeugungen zu bieten.
Wir haben über Jahrhunderte europäischer Kriege, Bürgerkriege und
Revolutionen die Erfahrung gemacht, dass ein wenig mehr Bereitschaft zur
Ungewissheit uns gegen absolutistische Geltungsansprüche und gegen
Totalitarismen immun macht. Nicht immer hat diese Auffassung gesiegt, oft
ist sie gescheitert, und schrecklich viel Leid haben wir dabei erfahren.
Im Grund hat die Vernunft nie spektakulär gesiegt. Aber es fehlte zu ihr doch
jede Vertrauen erweckende Alternative, also siegte sie doch. Wir haben durch
den säkularen Rechtsstaat einen Rahmen geschaffen, der uns veränderbar und
dennoch selbstbewusst bleiben lässt, wir müssen allerdings täglich daran
arbeiten.
Blaise Pascal hat gesagt: Einheit ohne Vielfalt ist unnütz für andere, Vielfalt
ohne Einheit ist schädlich für uns. So ist es, und das bedeutet, dass das
Ringen, Verhandeln und Überzeugen kein Ende finden wird. Aber wir sind,
soweit ich sehe, einigermaßen im Training, wo es darum geht, sachliche
Gegensätze friedlich zu halten, Positionen darzustellen und ebenso freundlich
wie hart miteinander zu verhandeln. Interessengegensätze gibt es innerhalb
Europas ebenso wie außerhalb, unterschiedliche Ansichten über die
Verteilung von Lasten, Kämpfe um Vorteile und selbstverständlich auch den
Streit ums Geld.
Unser System hat Mängel, und es wirkt möglicherweise noch mangelhafter,
als es ist. Weil es keine absoluten Wahrheiten oder unbedingte Einsichten
bietet. Freiheit, Wohlergehen und Gerechtigkeit sind nie ein- für allemal
gesichert. Wertkonflikte zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen dem
Recht auf Teilhabe und der freien Entfaltung der Persönlichkeit, zwischen
90
dem Achtungsanspruch der Religion und dem Geltungsanspruch der Gesetze
sind in den europäischen Ländern durchaus verschieden geregelt und werden
immer wieder neu justiert.
Aber eben hierin kann eine Stärke Europas in der Welt liegen. Wir stehen uns
zwar häufiger selbst im Weg, aber wir haben gelernt damit zu leben. Wir
wissen, wie das Sten Nadolny vor einem Jahr gesagt hat, „es gibt weder
politische noch religiöse Wege, die sicher und unmittelbar ins Glück führen.
Jeder eingeschlagene Weg muss regelmäßig überprüft und korrigiert werden,
wenn er nicht zuverlässig ins Unglück führen soll“.
Solange wir das beherzigen, solange werden wir wohl doch nicht, wie viele
drinnen und draußen befürchten, in Egoismus und Kommerzialisierung und
in einer eindimensionalen Lebensweise versacken, denn nichts hindert uns
daran, diese Gefahr zu sehen und im Auge zu behalten.
An die Künstler, die Schriftsteller und Intellektuellen richte ich nochmals die
Bitte: Lassen Sie die Politik, vor allem aber die Bürgerinnen und Bürger
nicht allein. Selbstverständlich werden Sie Ihre Kunst niemals der Diktatur
des politischen Zeitgeistes, seiner Überschriften und medialen
Ausdrucksformen unterordnen. Und wir hätten daran kein Interesse, denn nur
die schon erwähnte Banalität des Geistes könnte das von Ihnen verlangen.
Quelle:http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Infoservice/Presse/ Reden/2007/070602PerspektiveEuropaRede.html
Aufgaben
1) Fassen Sie den Inhalt der Rede zusammen. Schreiben Sie je einen Satz für
jeden Abschnitt.
2) Geben Sie in wenigen Sätzen die Grundposition des Redners wieder.
3) Erstellen Sie eine Liste von thematisch relevanten Schlüsselwörtern.
Finden Sie die Äquivalente in der Zielsprache.
Text 2
Rede von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in der Debatte „Für
Toleranz und Menschlichkeit - gegen Fremdenfeindlichkeit,
Antisemitismus und Gewalt in Deutschland“
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Wir debattieren
heute über ein Thema, das uns alle beschäftigt, bedrückt, herausfordert, und
zugleich über ein Thema, bei dem die Einigkeit der Demokraten, unsere
grundlegende Übereinstimmung sich zeigen wird und sich bewähren muss.
91
Was ist neu am Ende dieses Sommers? Nach Wochen und Monaten, in denen
die deutsche Öffentlichkeit aufgeregt, empört, entsetzt über Intoleranz,
Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und extremistische Gewalt diskutiert hat,
haben wir etwas gelernt. Haben wir wirklich etwas gelernt? Oder war das
Ganze nur ein mediales Sommertheater? Ich hoffe es nicht. Denn neu ist
nichts.
93 Tote, 93 Opfer rechtsextremistischer Gewalt hat es in den letzten zehn
Jahren in Deutschland gegeben. Das haben zwei Zeitungen dokumentiert.
Über 1 000 Schändungen jüdischer Friedhöfe in den letzten Jahrzehnten - das
ist die grausige Bilanz eines gerade erschienenen Buches. Die Namen
Rostock und Mölln, Eberswalde und Solingen, Hoyerswerda, Guben und
Hünxe - die Namensliste ließe sich fortsetzen - sind verbunden mit der
Erinnerung an schreckliche Gewalttaten gegen Bürger ausländischer
Herkunft.
Ich sage nicht, dass Deutschland ein rechtsextremistisches Land ist, dass die
Deutschen ein ausländerfeindliches Volk sind. Das wäre nicht nur schlicht
falsch, sondern eine Beleidigung für die übergroße Mehrheit der Deutschen.
Ich will auch betonen, damit wir uns darüber nicht zerstreiten, dass Intoleranz
und Gewalt in jedem Falle unsere Ächtung und unseren Widerstand finden
müssen, egal, ob sie rechts- oder linksextremistisch motiviert, begründet,
drapiert ist. Aber in dieser Zeit haben wir eine Gefahr vor allem von
Rechtsaußen und der haben wir uns zu stellen - jetzt. Sie ist die
Herausforderung unserer demokratischen Gemeinschaft.
Ich hoffe, nein ich bin überzeugt, dass sich alle in diesem Hause in der
Abwehr dieser Gefährdung unseres friedlichen Zusammenlebens, dieses
Angriffs auf die Wertegrundlagen unserer Demokratie einig sind. Das heißt
aber auch, zu begreifen, dass es nicht mehr um ein so genanntes
Randphänomen geht, sondern dass die Gefährdung bis weit in die Mitte der
Gesellschaft hineinreicht.
Rechtsextremismus ist eben nicht mehr ein parteipolitisch isolierbares
Phänomen. Man konnte in den vergangenen Jahren in der Bundesrepublik, im
Westen immer glauben, dass es ein parteipolitisch isolierbares Phänomen ist.
Die NPD wurde in Landtage gewählt; nach vier Jahren fiel sie wieder heraus,
weil die Bürger von dem Verhalten der Abgeordneten enttäuscht waren. Man
konnte immer glauben, das sind die alten Herren, die ein paar junge Leute um
sich versammeln, ein isolierbares Phänomen.
Nein, jetzt müssen wir begreifen: Es hat sich etwas zum Schlimmen geändert.
92
Ausländerfeindlichkeit ist eben bei nicht wenigen Menschen ein fast
selbstverständlicher Teil des Alltagsbewusstseins geworden. Der
Rechtsextremismus ist geradezu ein kulturelles Phänomen geworden. Er
bedient sich unterschiedlicher kultureller Instrumente, um sich zu vermitteln.
Er ist weniger parteipolitisch fassbar.
Ich war in den vergangenen anderthalb Jahren viel unterwegs, besonders in
Orten rechtsextremistischer Gewalttaten, in so genannten rechten
Hochburgen. Ich habe mir vorher nicht vorstellen können, was man da
erleben kann, das Ausmaß von Angst, das sich bereits verbreitet hat. Es war
mir unvorstellbar, dass junge Leute nicht mehr wagen, in bestimmte Teile
einer Stadt zu gehen, einen Jugendclub zu besuchen. Die Gespräche mit
Opfern von Gewalt, mit von ihrer Angst gelähmten Jugendlichen haben mich
nicht mehr losgelassen. Es gibt wirklich, was die Rechtsextremen großtönend
„nationale befreite Zonen“ nennen. Wir können es anders nennen:
Stadtquartiere und Gegenden, in denen die rechten Schläger und die rechten
Ideologen dominieren und die anderen nur unter Angst leben und existieren
können.
Aber ich habe bei diesen Besuchen auch etwas anderes erlebt, nämlich
alltäglichen demokratischen Anstand, vielfältige Initiativen von jungen
Leuten, von Lehrern, von Kommunalpolitikern, die sich dagegen wehren,
Aktivitäten an Schulen. Deswegen sage ich immer: Wir müssen die falsche
Faszination durch Gewalttäter und Gewalttaten überwinden und uns wieder
faszinieren lassen durch den normalen alltäglichen Anstand unserer Bürger
und gerade auch unserer jungen Leute.
Ich habe aber auch erlebt - auch das gehört zu meinen Erfahrungen -, dass es
durchaus Verharmlosung, Beschönigung gibt aus Angst um die
Beschädigung des Images einer Stadt. Ich verstehe das. Man darf die Namen,
die ich genannt habe, nicht auf diese Gewalttaten reduzieren. Ich verstehe
das. Trotzdem ist das eine Haltung, die zu überwinden ist. Ich sage
ausdrücklich: Es handelt sich hier nicht vor allem und nicht nur um ein
ostdeutsches Problem - damit wir uns nicht missverstehen.
Ich sage ferner: Mir sind bei diesen Besuchen und den Erfahrungen, die ich
gemacht habe, alle einfachen, alle monokausalen Erklärungen für den
Rechtsextremismus und für Gewalt, etwa nach dem Muster, Arbeitslosigkeit
und Ausbildungsplatznot bewirke rechtsextreme Einstellungen, vergangen.
Wir wissen doch, dass viele von den rechtsextremen Ideologen und
Schlägern nicht Arbeitslose sind und nicht ohne Ausbildung sind.
93
Dies gilt auch für Behauptungen, die deutsche Einheit, die Delegitimierung
der DDR und ihres Antifaschismus seien schuld. So etwas habe ich eher aus
Ihren Reihen gehört.
Nein, so einfach dürfen wir es uns nicht machen.
Es gibt ein ganzes Bündel von Ursachen: Reden wir von
Überforderungsängsten und vom Vereinfachungsbedürfnissen. Das
bekommen wir doch mit. Wir sind inmitten eines rasanten Wandels, einer
beschleunigten Entwicklung: ökonomisch, technologisch, in der Forschung,
im sozialen Leben. Wir erleben die radikale Veränderung der Arbeitswelt.
Dieser rasante Wandel erzeugt Verunsicherung und massive Ängste bei
denjenigen, die nicht sicher sind, nicht sicher sein können, dass sie
erfolgreich darin sein können.
In Ostdeutschland ist das besonders deutlich zu sehen. Die Radikalität des
Umbruchs in allen Lebensbereichen hat jeden betroffen. Die Komplexität,
das scheinbar Überwältigende der Probleme erzeugt ein menschlich gewiss
sehr verständliches Vereinfachungsbedürfnis, das Bedürfnis nach einfachen
Antworten auf komplexe, überwältigende Fragen. Diese Bedürfnisse und
diese Ängste machen Menschen empfänglich für die Botschaften radikaler,
bösartiger Vereinfachungen.
Reden wir von der Ethnisierung sozialer Konflikte. Unsere Gesellschaft hat
gewiss Integrationsprobleme. Sie sind sehr unterschiedlicher Art. Die Ängste
aber vor Desintegration, davor, den Anschluss zu verlieren, nicht mithalten
zu können, sind groß und ebenso das Bedürfnis nach Bindung, nach
Beheimatung, nach sozialer Zugehörigkeit, nach Gruppenzugehörigkeit.
Auch daran knüpfen die rechtsextremen Ideologen an. Das Kernstück ihres
Angebots ist die Ideologie der Ungleichwertigkeit.
Was ist zu tun, liebe Kolleginnen und Kollegen? Wir sind uns einig: Wir
müssen die Gewalt energisch bekämpfen und mit außerordentlicher Geduld
und viel Kraft die Ursachen der Gewalt bearbeiten. Wir reden über einen
Antrag zum Verbot rechtsextremistischer Parteien, also der NPD. Polizei und
Justiz haben selbstverständlich ihre Pflicht zu tun. Natürlich geht es darum,
dass wir Arbeitslosigkeit verringern und verlässliche Perspektiven für junge
Leute schaffen.
Aber es geht eben auch - das ist sehr schwierig - um ein neues Begreifen des
Rangs und Gewichts von Bildung und Aufklärung. Es muss uns erschrecken,
dass nach so vielfältigen Anstrengungen unterschiedlicher Art in den
vergangenen 40, 50 Jahren in Deutschland bei Umfragen unter jungen
94
Leuten, was Auschwitz oder Holocaust bedeute, so viel Unwissenheit zum
Ausdruck kommt. Das zwingt uns zum Nachdenken darüber, was wir anders
machen müssen, was falsch gelaufen ist, was wir gegenüber einer neuen
Generation verändern müssen, damit dieses geschichtliche Gedächtnis und
die Verpflichtung daraus für das Heute weiterleben.
Wir müssen an den Vorurteilen arbeiten, die von einer unerträglichen
Zähigkeit sind. Ich war in Hoyerswerda, einer Stadt mit 50 000 Einwohnern.
Ich fragte den Bürgermeister: Wie viele Ausländer gibt es hier? Er antwortete
500. In einem Gespräch mit jungen Leuten - sie waren alle keine
Rechtsaußen - nannten sie mir auf die Frage, wie viele Ausländer denn nach
ihrer Meinung in Hoyerswerda lebten, Zahlen zwischen 2 000 und 10 000. So
übertragen sich Vorurteile über eine Gefahr und Gefährdung. Daran müssen
wir arbeiten. Wir müssen begreifen, dass demokratische und moralische
Erziehung wieder von viel größerem Gewicht sein müssen; denn wir müssen
hier auch vom Phänomen moralischer Entwurzelung sprechen, wenn
elementarste Regeln des menschlichen Zusammenlebens, etwa das
Gewalttabu, das auch bedeutet, dass man nicht auf jemanden tritt, der am
Boden liegt, nicht mehr funktionieren. Hier müssen wir nach den Ursachen
fragen: Was ist in der Schule los, was passiert in den Familien, was tun die
Massenmedien? Ich sage auch hier: Bei einer Gesellschaft, die Gewalt zum
wichtigsten Gegenstand ihrer abendlichen Fernsehunterhaltung macht, ist
etwas nicht in Ordnung.
Es geht darum, demokratische Initiativen zu stärken, die alltägliche Courage
zu unterstützen. Wir haben Gewalt energisch und entschlossen zu
bekämpfen. Daneben dürfen wir aber die anderen Aufgaben, die mittel- und
langfristiger Natur sind, nicht aus den Augen verlieren. Denn worum geht es?
Um eine Kultur der Anerkennung oder, wie Bundespräsident Rau es
wunderbar und treffend formulierte, um eine Gesellschaft, in der wir
Menschen ohne Angst verschieden sein können.
Herzlichen Dank.
Quelle: http://www.bundestag.de/parlament/praesidium/reden/2000/019.html
Aufgaben
1) Untersuchen Sie die appellative Funktion der Rede: An wen appelliert der
Redner? Welche Appelle richtet er an die Hörer? Welche besonderen
rhetorischen Mittel verwendet er?
2) Suchen Sie in der Rede die Wörter/ Wortgruppen, die zum semantischen
Feld „Rechtsextremismus“ gehören.
95
3) Erstellen Sie anhand der Rede einen eigenen gekürzten Text (maximal
3000 Zeichen). Transkribieren Sie den Text mit Notizentechnik. Bereiten Sie
eine Wiedergabe des Textes anhand dieser Notizen vor.
Text 3
Выступление В.И. Гараджа
религиозная терпимость»
с
докладом
«Толерантность
и
Проблема толерантности как социальная проблема подразумевает не
солидарность, не понимание и согласие между «нами» и «другими», но
признание за другими права быть не такими как мы, не соглашаться с
нами.
В нормальном обществе люди не пребывают в идиллическом согласии
друг с другом. Борьба мнений сопряжена с конфликтными ситуациями;
она служит двигателем общественной жизни, если не сводится к
навязыванию своей воли другим и не вырождается в нетерпимость к
инакомыслию. Согласие в равной степени важно, но не ценой
насаждения принудительного единомыслия.
Конформизм и нетерпимость – взаимодополняющие способы
достижения этой цели. Проблема социальной толерантности, в
конечном счете, - проблема баланса между столкновением и
согласованием интересов. Установление такого баланса зависит от
наличия в обществе доверия и готовности к компромиссу – умению
добиваться своего, считаясь с интересами, убеждениями, верованиями,
обычаями и привычками других людей.
Толерантность вошла в фундаментальную схему европейских
ценностных различений в Новое время в ходе формирования основных
институтов либерального гражданского общества. В религиозной сфере
она нашла выражение в принципах веротерпимости, религиозной
свободы и свободы совести.
Здесь толерантный подход основывался на признании несовершенства
человека, с одной стороны, и свободы как непременного условия
достойной и благой жизни, с другой: добродетель нельзя навязывать
людям, к их заблуждениям и даже порокам следует относиться
снисходительно, терпимо, позволяя существовать тому, что может
считаться нежелательным или даже неправильным, чтобы не впасть
самим в осуждаемый фанатизм.
96
Философия Просвещения рассматривала толерантность в нравственноправовом поле как моральное качество личности, исходя при этом из
убеждения, что нормой является доминирование в обществе прочных
моральных убеждений. Религиозное самоопределение Кант относит к
сфере «практического разума» как дело веры, а не знания. Это
моральная проблема, а не политическая: церковь должна быть отделена
от государства. В обществе, где большинство сохраняет веру, исповедуя
при этом разные религии, веротерпимость связана с представлением о
том, что главное в религии – мораль и важно не то, какую веру человек
исповедует, а само наличие у него (и в обществе) той или иной веры.
Толерантный в этом смысле индивид и толерантное общество не
сомневаются в том, что обладают знанием о добре и истине и что их
терпимость является выражением этого знания.
Толерантность в постсовременном обществе означает нечто иное:
моральный плюрализм интерпретируется здесь в духе релятивизма,
убежденности в том, что принципы веры и поведения являются
абсолютно субъективными и произвольными. В таком случае
толерантный подход означает признание того, что любая точка зрения
не хуже и не лучше всех остальных. Никакая религия не может
претендовать на исключительное обладание истиной.
Как социальный феномен, толерантность существует в процессах
взаимодействия, имеющих характер межкультурного контакта, включая
отношения между этносами и расами, между полами и поколениями,
социальными стратами и религиозными группами. Исторически и в
индивидуальном развитии первична оппозиция между «своим» и
«чужим», в рамках которой толерантности нет места: кто не такой как
мы (не с нами), тот против нас.
Толерантность можно рассматривать как различение между тем, что
признается допустимым (терпимым, приемлемым) и тем, что считается
недопустимым (нетерпимым, неприемлемым). Как социальный феномен
толерантность означает, следовательно, во-первых, позицию, т.е.
сложившееся отношение (индивида, группы) к тем социальным реалиям
(всякому «другому» - другим людям и другим группам), которые
оцениваются позитивно, как допустимые, несмотря на их «инаковость»,
во-вторых - выражающее это отношение поведение, направленное на
конструктивное взаимодействие с этим «другим».
97
Толерантность характеризует позицию, занятую по отношению к
реалиям, признаваемым достаточно важными, «имеющими значение»,
чтобы их можно было просто игнорировать, относиться к ним
безразлично, не принимать во внимание и не считаться с их
особенностями. Вопреки расхожему мнению, толерантность не
равнозначна просто безразличию. Так, религиозный индифферентизм не
является необходимым условием возможности толерантного отношения
к иноверцам. Толерантное отношение и здесь предполагает признание
их права на существование.
В контексте межкультурного и межрелигиозного контакта
толерантность может рассматриваться двояко: либо как исходная
позиция в общении, своего рода «стартовая площадка», которая дает
возможность в дальнейшем развивать более тесные отношения, либо
как сам по себе ценимый, устраивающий участников социального
взаимодействия и поддерживаемый ими тип отношений. В таком случае
общение минимизировано и имеет чисто ритуальное значение
(приветствие «Как поживаете?» - вовсе не приглашение к тому, чтобы
на самом деле рассказывать о своем житье-бытье). Такая толерантность
держится не на внимании или сочувственном «понимании», а скорее на
соблюдении принятых приличий при нежелании входить всерьез в
обстоятельства «партнера».
Толерантность может фиксироваться как укоренившееся личностное
свойство, как социальный тип «толерантная личность», т.е. как позиция
индивида по отношению к определенного рода явлениям, позиция,
мотивируемая его ценностными ориентациями и связанная,
следовательно, с полученным воспитанием и культурным уровнем. Она
может фиксироваться также как санкционируемая обществом модель
поведения (толерантность как социальный институт), связанная с
идеями, верованиями, обычаями, законами и другими факторами,
которые могут действовать более или менее согласованно: в одних
условиях - чисто ситуативно и потому достаточно противоречиво, в
других – достаточно устойчиво и системно.
В этом втором случае толерантность предстает как характеристика
обществ и социальных групп, господствующих в них нравов и
моральных требований, политических режимов, отношений между
полами, поколениями, в семье, внутри и между религиозными группами
и т.д. При этом толерантность в обществах разного типа может
проявляться более или менее фрагментарно, носить избирательный
характер, так что достаточно высокий уровень толерантности в одной
98
сфере общественной жизни может соседствовать с проявлениями
нетерпимости в других. Критерием наличия и степени толерантности
общества является мера допустимой «инаковости», индивидуальных
особенностей и отклонения от общего образца, от того, что является
приоритетом - стремление общества нивелировать индивидуальность
своих членов (меньшинств), или напротив – развивать разнообразие и
проявления индивидуальности.
В разных культурах и типах общества нормы классификации
недопустимо «отклоняющегося» поведения различны. В целом,
социальная
дифференциация,
возрастающая
плюралистичность
общества ведут к сужению сферы, в которой требуется единообразное
«нормативное» поведение людей. Наряду с едиными, непреложными и
общеобязательными нормами поведения, соблюдение которых делает
человека (группу) членом данного социума, появляются более
«расплывчатые» нормы, делающие возможным более индивидуальное и
разнообразное поведение. Создается тот «допуск», расширение в
пределах которого репертуар поведения, разномыслия и разноверия, не
только не ставит под угрозу существование сообщества, но может
повышать его жизнеспособность; толерантность становится тем самым
востребованной. Толерантность располагается, таким образом, не
только в плоскости того, что называется техническим «допуском»,
медицинской или социальной нормой, погрешностью в вычислениях и
т.д.
С точки зрения определения и создания предпосылок, обеспечивающих
успешную модернизацию российского общества, необходимо
культивировать те культурные ценности и установки, которые
повышают потенциал взаимного доверия и взаимопомощи в
межличностном пространстве; к таковым относятся: ориентация на
поиск взаимопонимания, сотрудничества и разумных компромиссов,
основанная на моральной вере в базовые общечеловеческие цености и
уважение прав человека и основных свобод. Важная роль в создании
этих предпосылок принадлежит системе образования. Вместе с тем
реализация принципов толерантности в религиозной сфере
предполагает их перевод в правовые нормы и создание правовой основы
религиозной толерантности.
К концу 80-х – началу 90-х гг. серьезных негативных стереотипов на
религиозной почве как таковой в российском обществе не существовало
(так, антисемитизм в условиях советской атеистической культуры имел
политический и идеологический, а не религиозный характер, равно как
99
источником нетерпимости по отношению к любого рода «религиозным
пережиткам» был трансформированный в составную часть
коммунистической идеологии, программный для КПСС, атеизм).
Скорее, доминировала достаточно широкая веротерпимость. Рост
религиозной нетерпимости в 90-е гг. проходил в условиях
либерализации религиозной жизни и утверждающегося религиозного
плюрализма. Активизация множества религиозных групп самой
разнообразной направленности, включая так называемые новые
религиозные движений, появление необычных для России, подчас
экзотических религиозных практик, вплоть до радикальных и социально
опасных религиозных групп, - все это поставило общество и власти
перед необходимостью определить свои позиции в отношении
действующих в стране религий. Проблема религиозной свободы
оказалась связанной в этих условиях с проблемой религиозного
равноправия.
На политической и правовой почве проявлением религиозной
нетерпимости считается всякое отступление (в политической практике,
законодательстве) от принципа равноправия религий, наделение
привилегиями одних («традиционных») и дискриминация других
(«нетрадиционных») религий (религиозных организаций).
В заключение хотел бы подчеркнуть, что дискриминация по
религиозному признаку в современном обществе является
недопустимой,
а
задача
воспитания
толерантности
во
взаимоотношениях представителей различных религий и слоев
общества сложной, справиться с решением которой можно только
совместными усилиями и на основе комплексного подхода.
Quelle: http://lib.socio.msu.ru/l/library?e=d-000-00---0kongress--00-0-0-0prompt-10---4-----0-1l--1-ru-50---20-help---00031-001-1-0windowsZz-125110&cl=CL1&d=HASHb7d49f0632b1cd6da208a7.1.1&x=1
Aufgaben
1) Beachten Sie bei der Übersetzung den hohen Stil der Rede - besonders die
Wortwahl und die Struktur der Sätze, die dem Vortrag wissenschaftlichen
Charakter verleihen.
2) Übersetzen Sie im Voraus besonders schwierige Stellen schriftlich,
versuchen Sie beim Simultandolmetschen allerdings ohne diese
auszukommen.
100
Thema: Bankwesen
Text 1
Rede von Christian Brand, Vorsitzender des Vorstands der L-Bank beim
Wirtschaftsforum Heilbronn-Franken am 29. Juni 2006
Sehr geehrter Herr Bundespräsident Professor Herzog,
es ist mir eine Ehre, Sie und Ihre Gattin heute bei unserer Veranstaltung
begrüßen zu dürfen. Sie haben ja sozusagen ein „Heimspiel“, sind Sie doch
bestens mit der Wirtschaftsregion vertraut und seit einigen Jahren sind Sie,
Herr Bundespräsident, nun auch hier heimisch geworden.
Begrüßen möchte ich unsere Kunden, die Unternehmen in der Region. Sie
haben sich heute für uns Zeit genommen und ich hoffe, dass diese Zeit für
Sie Gewinn bringt. Als Ihre Repräsentanten freue ich mich, die Präsidenten
der Industrie- und Handelskammer und der Handwerkskammer HeilbronnFranken Herrn Philippiak und Herrn Bräuninger willkommen zu heißen.
Danken möchte ich Ihnen Beiden für die gute Zusammenarbeit im Vorfeld
der Veranstaltung. Diesen Dank möchte ich weitergeben an unsere Partner
vor Ort, die Banken und Mitaussteller hier in der Region.
Ich freue mich sehr, Sie alle heute im Audi-Forum in Neckarsulm zu unserem
gemeinsamen Wirtschaftsforum begrüßen zu dürfen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir beobachten, dass der
Informationsbedarf des Mittelstands im Zuge der Veränderungen in seinem
Finanzierungsumfeld wächst. Aus diesem Grund haben wir, gemeinsam mit
unseren Partnern, den Wirtschaftskammern und Banken, ein neues Konzept
entwickelt. Das auch dem regional verwurzelten Mittelstand ein umfassendes
und wie ich hoffe besseres Informations- und Beratungsangebot bietet.
Sie sind also heute bei einer Premiere. Warum sind wir hierzu nach Heilbronn
gekommen? Nun, die beiden Kammern hier vor Ort sind im Land
federführend für die Wirtschaftsförderung - sie sind für uns sehr wichtige
Ansprechpartner, wenn es um Fragen der Förderung- und Finanzierung von
Unternehmen geht. Und wir befinden uns hier in einer außerordentlich
wachstumsintensiven Region – mithin einer guten Plattform für ein
Wirtschaftsforum, bei dem es um Liquidität für Unternehmen, Investitionsund Übernahmefinanzierungen geht. Genauso wird die finanzielle Begleitung
bei Auslandsaktivitäten und Eigenkapitalstärkung angesprochen.
101
Sie wissen als Unternehmer besser als ich, dass es gilt einiges anzupacken ich erinnere mich da auch an Ihre Rede Herr Bundespräsident Prof. Herzog,
in der Sie den Ruck anmahnten, der durch Deutschland gehen müsse - auf
den Sie und wir alle bis heute noch warten.
Was zeichnet heute unser Land, das heißt einen guten Standort aus? Ein guter
Standort bietet Raum für Entwicklungen und Platz für neue Ideen. Das gilt
für die Unternehmen vor Ort genauso wir für die Menschen, die dort leben
und arbeiten. Was heißt das für Sie als Unternehmer? Sie benötigen
qualifizierte Arbeitskräfte, günstige finanzielle Rahmenbedingungen und
geeignete Gewerbeflächen.
Um diese zu gewinnen, muss aber das Umfeld stimmen. Deshalb werden
attraktiver und bezahlbarer Wohnraum und auch eine flexible
Kinderbetreuung immer wichtigere Standortfaktoren. Ich denke viele von
Ihnen kennen das Problem, ob wir zuziehenden Fachkräften adäquaten
Wohnraum anbieten können. Die L-Bank versucht zu helfen, indem Sie über
ihre Förderung diese Familien gerade auch in Ballungszentren bei der
Finanzierung von Eigentum unterstützt.
Für Baden-Württemberg wird, laut Leibniz Institut, Dresden – gegen den
Bundestrend - bis 2015 mit einem Bevölkerungswachstum von 3 Prozent
gerechnet. Zusammen mit den gleichzeitig sinkenden Haushaltsgrößen führt
dies zu einem zusätzlichen Bedarf in der Größenordnung von etwa 580.000
Wohnungen. Bei einer Bautätigkeit auf derzeitigem Niveau fehlen uns im
Land jährlich ca. 20.000 Wohnungen - insbesondere in den Ballungszentren.
Hier sehe ich den richtigen Ansatz für die Wohnungsbauförderung der
nächsten Jahre.
Das Stichwort Demographischer Wandel ist in aller Munde – und wir haben
keine Chance, uns dieser Entwicklung zu entziehen. Kinder werden für
unsere Gesellschaft immer wertvoller, sie sind die Leistungsträger von
Morgen. Aus diesem Grund hat die Landesregierung das Kinderland BadenWürttemberg ausgerufen und die L-Bank sich der Bildungsfinanzierung
verschrieben. Kinder mit Migrationshintergrund werden schon im
vorschulischen Bereich über Programme der L-Bank beim Erlernen der
deutschen Sprache unterstützt. Die Integration dieser Jugendlichen ist einer
der Schlüssel unserer Zukunft, denn nur so können Sie später die Jobs
annehmen, die unser aller Altersvorsorge bedeuten - und nur so können die
Unternehmen ihren Bedarf an qualifizierten Fachkräften künftig decken,
wenn sie nicht Arbeitsplätze in Länder verlagern wollen, in denen mehr junge
Arbeitskräfte vorhanden sind. Der stark im Land verwurzelte Mittelstand
kann und will sich das Ausweichen ins Ausland oft nicht leisten und sollte
102
diesen Weg, auch im Interesse der Zukunftssicherung unseres Standorts ohne
gewissenhafte Abwägung nicht gehen. Deswegen wollen wir Sie und Ihre
Unternehmen in der Region stärken.
Investitionen sind mutige Entscheidungen von Unternehmern, die prüfen und
abwägen. Aber wer ein echter Unternehmer ist, sucht nach der
Herausforderung. Der englische Mathematiker Alfred North Whitehead
(1861-1947) hat dies einmal trefflich und nicht ohne Neid formuliert „wenn
man einen Deutschen mit ein paar Konservendosen in den Urwald jagt,
kommt er mit einer Lokomotive wieder heraus!“
Heute geht es nicht mehr um Konservendosen und Lokomotiven - sondern
um neue Technologien. Uns interessiert dabei besonders, wie es um den
Transfer zwischen Forschung und Wirtschaft in Baden-Württemberg, der
bundesweit im Vergleich vorbildlich ist, steht. Deshalb haben wir das FAZInstitut mit einer Studie beauftragt, die zusammengefasst sagt, dass viele
Unternehmen aus dem Land intensiv sehr praxisorientierte Forschung und
Entwicklung betreiben. Aber sie schöpfen das Innovationspotential, das Hochschulen und externe Institute bieten, bei Weitem nicht aus. Ein noch engerer
Austausch zwischen Forschung und Entwicklung könnte aber dazu beitragen,
dass mehr technologische Innovationen aus dem Land in badenwürttembergischen Unternehmen zur Anwendung kommen.
Nun ist aber genug mit der Theorie. Ich kann Ihnen unser Engagement für
Ihre schöne Region und die Wirtschaft im Land auch anhand von harten
Fakten belegen: Der Bundesverband Öffentlicher Banken hat im letzten Jahr
eine ländervergleichende Statistik für die Jahre 1992 bis 2004 veröffentlicht.
Dabei ist festzustellen, dass die Wirtschaftsförderung bundesweit rückläufig
war. Völlig anders stellt sich die Situation in unserem Land dar. Das
Zusagevolumen hat sich in den letzten 8 – 10 Jahren vervielfacht. Allein im
vergangenen Jahr konnten wir das Fördervolumen nochmals um rund 40
Prozent (auf über 1,7 Mrd. EUR) steigern.
Für unsere Region hier in Heilbronn-Franken heißt das, dass wir in den ersten
fünf Monaten dieses Jahres im Bereich Wirtschaftsförderung rund 300
Unternehmen unterstützt und damit ein Investitionsvolumen von 173 Mio.
EUR ausgelöst haben. Damit stehen die Chancen auf eine anständige
Steigerung gegenüber dem Jahr 2005 recht gut. Mit diesen Finanzierungen
werden wir in 2006 ca. 10.000 Arbeitsplätze in der Region sichern.
In unseren Gesprächen mit mittelständischen Kunden hören wir, dass die
Kreditaufnahme als schwieriger empfunden wird und teilweise auch teurer
103
geworden ist. Unser Auftrag als Staatsbank für Baden-Württemberg ist es,
die finanziellen Rahmenbedingungen für den Mittelstand im Land
gemeinsam mit unseren Partnern zu gestalten und dafür zu sorgen, dass die
notwendige Liquidität für Wachstum und Innovationen ankommt – und zwar
zu einem fairen Preis. Mit „fair“ meine ich in diesem Zusammenhang
ausdrücklich nicht einen Einheitspreis für alle Kunden, sondern einen
Kreditzins, der dem jeweiligen Kreditausfallrisiko Rechnung trägt. Nach
diesem Prinzip reichen wir seit einem guten Jahr auch unsere Förderkredite
aus.
Die Einführung risikogerechter Zinsen war allerdings nur eine Maßnahme
von vielen. So haben wir in den vergangenen Jahren systematisch unsere
Produktpalette durchforstet und ergänzt – immer mit dem Fokus, den
Unternehmen zinsgünstige Förderdarlehen zügig und schlank, und wo nötig
und gewünscht auch mit Risikoentlastungen, anzubieten. Ich nenne nur die
Gründungs- und Wachstumsfinanzierung, Exportfinanzierung und Bürgschaften. Sie können sich nachher in den Workshops entsprechend
informieren.
Als aufmerksame Leser der Wirtschaftspresse lesen Sie sicher immer
häufiger von „mezzaninen“ Finanzierungsangeboten. Dabei handelt es sich
um eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital. Mit mezzaninen
Instrumenten lassen sich nach meiner Überzeugung viele Ihrer
Finanzierungsprobleme lösen. Inzwischen hat der Markt punktuell interessante Angebote hervorgebracht. Leider sind diese für den Mittelstand in
seiner ganzen Breite nicht immer geeignet. Sei es, weil nur beste Bonitäten
bedient werden oder ein Standartprodukt für die Bedürfnisse des jeweiligen
Unternehmens nicht flexibel ist. Aus diesem Grund hat die L-Bank ein neues
mezzanines Finanzierungsprodukt, „L-MezzaFin“ genannt entwickelt, das
wir unseren Kunden in Kürze zur Verfügung stellen werden. - Soweit zur
Kreditfinanzierung. Lassen Sie mich damit zu einem zweiten, nicht weniger wichtigen
Handlungsfeld kommen: Der Eigenkapitalfinanzierung. Ich will jetzt nicht
auf die schwache Eigenkapitaldecke des Mittelstands, deren Ursachen und
Folgen, eingehen. Nur so viel: Auch auf diesem Gebiet hat die L-Bank mit
ihrer L-EigenkapitalAgentur – kurz L-EA genannt – einiges zu bieten: Ich
nenne unseren L-EA Venture Fonds, den L-EA Mittelstandsfonds, der erst
kürzlich auf 250 Mio. Euro aufgestockt wurde, und den L-EA Garantiefonds.
Neben diesen Finanzierungsinstrumenten haben wir in den letzten Jahren
gemeinsam mit den Kammern zusätzliche Beratungsangebote zu
104
Förderfragen aufgebaut. Auch hier war Heilbronn-Franken der Vorreiter bzw.
der Nukleus für Baden-Württemberg. Unsere gemeinsamen Sprechtage
wären ohne die Unterstützung und das Engagement der Herren (Dr.) Kessler
und Gmyrek nicht zustande gekommen. Mittlerweile hat sich das Konzept
Baden-Württemberg weit etabliert und es finden flächendeckend Sprechtage
einmal im Monat in jeder Region statt. Ich möchte den Kammern hier
ausdrücklich für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit danken. Der
„Heilbronner Weg“ verbindet uns aber darüber hinaus auch beim Thema
Unternehmensnachfolge - einem gemeinsamen Schwerpunktthema unserer
Häuser.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, auch in Zukunft wird es uns darum
gehen, dem Mittelstand zinsgünstige Kredite zur Verfügung zu stellen. Ich
wage, schon im Vorfeld der heute Nachmittag stattfindenden
Fachveranstaltung, die Prognose, dass der Kredit seine zentrale Bedeutung in
der Unternehmensfinanzierung behalten wird. Denn unser Auftrag als
Staatsbank für Baden-Württemberg ist es gemeinsam mit unseren Partnern,
größenbedingte Nachteile des Mittelstands gegenüber großen Firmen
auszugleichen. Um damit für Sie optimale finanzielle Rahmenbedingungen
zu schaffen.
Ich versichere Ihnen, dass die L-Bank ihren eingeschlagenen Weg fortsetzt
und wir unser Produktangebot fortlaufend den Anforderungen des Marktes
anpassen werden.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Quelle: http://www.landespreis-bw.de/downloads/Rede_Brand.pdf
Aufgaben
1) Erstellen Sie eine Liste der verwendeten Schlüsselwörter, die zum Thema
Bankwesen und Wirtschaft gehören. Suchen Sie dazu Erklärungen und
Definitionen sowie Äquivalente in der Zielsprache.
2) Überlegen Sie sich im Voraus die Übersetzung des Zitats von Alfred North
Whitehead und die Übersetzung des darauf folgenden Satzes.
3) Erstellen Sie anhand der Rede einen eigenen gekürzten Text (maximal
3000 Zeichen). Transkribieren Sie den Text mit Notizentechnik. Bereiten Sie
eine Wiedergabe des Textes anhand dieser Notizen vor.
105
Text 2
Rede von Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank
AG zur Jahrespressekonferenz der Deutsche Bank AG am 1. Februar
2007
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich begrüße Sie auch im Namen meiner anwesenden Kollegen sehr herzlich
zur heutigen Jahrespressekonferenz der Deutschen Bank.
Es freut mich sehr, Ihnen heute über ein sehr erfreuliches Geschäftsjahr für
unser Haus berichten zu können. Drei zentrale Aussagen möchte ich gleich
zu Beginn treffen:
- Erstens: Das Jahr 2006 war ein Rekordjahr für die Deutsche Bank. Nie
zuvor haben wir operativ ein besseres Ergebnis erzielt.
- Zweitens: Unsere Aktionäre sollen von dieser Wertschaffung profitieren.
Dank eines herausragenden Ergebnisses pro Aktie wollen wir der
Hauptversammlung im Mai eine Dividende in Höhe von 4 Euro vorschlagen.
Auch dies ist ein neuer Höchstwert für die Deutsche Bank AG.
- Und drittens: Wir sind sehr zuversichtlich, unsere Wachstumsdynamik
beibehalten zu können. Denn wir sind sehr gut vorbereitet auf die
Entwicklungen, die unser Geschäft in den nächsten Jahren nachhaltig prägen
werden.
Lassen Sie mich diese Entwicklungen an dieser Stelle kurz skizzieren.
Der wichtigste Trend ist die Globalisierung. Russland, die Länder in Mittelund Osteuropa sowie Lateinamerika, vor allem aber China und Indien, haben
sich für den internationalen Handel und Kapitalverkehr geöffnet. Diese
schnell wachsenden Schwellenländer gewinnen in der Weltwirtschaft
zunehmend an Bedeutung. Sie bieten neue attraktive Geschäftsmöglichkeiten
für globale Unternehmen. Für diese wird eine lokale Präsenz zunehmend
wichtiger, um vor Ort den unterschiedlichen Wünschen der Kunden besser
gerecht zu werden.
Die Globalisierung hat längst auch die Kapitalmärkte erfasst. Weltweit
verzeichnen sie ein starkes Wachstum. Investoren haben einen immensen
Anlagebedarf. Sie verlangen Produkte, die ihrem individuellen Rendite- und
Risikoprofil entsprechen. Sie wünschen Innovationen, mit denen sie
unterschiedlichste Marktentwicklungen nutzen können. Aber auch die
Unternehmen sind stärker an den Kapitalmärkten aktiv. M&A-Transaktionen
und IPOs gewinnen an Fahrt. Für ihre Finanzierung sowie für das Cash- und
Risikomanagement
suchen
Unternehmen
intelligente
Lösungen.
106
Finanzhäuser sorgen für eine effiziente Verteilung von Risiken. Kredite etwa
werden in zunehmendem Maße verbrieft und in Form von Asset Backed
Securities oder ähnlichen Instrumenten den Kapitalmärkten zugeführt.
Weltweit steigt mit dem wachsenden Wohlstand der Bevölkerung die
Nachfrage nach Vermögensanlageprodukten. In Deutschland und anderen
europäischen Ländern ergibt sich die erhöhte Nachfrage vor allem durch die
Notwendigkeit zur privaten Altervorsorge. In Asien, Mittel- und Osteuropa
sowie Lateinamerika geht der wirtschaftliche Aufholprozess mit einer
zunehmenden Bildung privater Vermögen einher. Zur besseren
Diversifizierung der Vermögensanlage gewinnen alternative Anlageklassen
wie etwa Devisen, Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien und private
Unternehmensbeteiligungen an Gewicht. Damit einher geht eine wachsende
Bedeutung von Hedge Fonds und Private Equity-Gesellschaften für den
Anleger als zusätzliche Investmentformen.
Meine Damen und Herren,
das sind die Eckpunkte für zukünftiges Wachstum. Wir sind sehr gut
positioniert, um an diesen Wachstumstrends zu partizipieren. Ich werde
darauf später genauer zu sprechen kommen. Zunächst aber zu den
wichtigsten Entwicklungen der Bank im vergangenen Jahr.
Wir haben in einem freundlichen Umfeld gewirtschaftet.
Die Weltwirtschaft war 2006 weiterhin in sehr guter Verfassung und ist um
knapp 5% gewachsen. Und dies, obwohl sich die US-Konjunktur aufgrund
der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank und des sich abkühlenden
Immobilienmarktes leicht abgeschwächt hat. Dagegen setzten die asiatischen
Schwellenländer, insbesondere China und Indien, ihr Wachstum mit
unverändert hohem Tempo fort. Im Euro-Raum hat sich der Aufschwung
gefestigt.
Diese guten wirtschaftlichen Fundamentaldaten spiegeln sich in einer
insgesamt positiven Entwicklung der Finanzmärkte wider. Allerdings hatten
wir es im Verlauf des letzten Jahres mit wechselhaften Marktverhältnissen zu
tun. Nach sehr günstigen Bedingungen im ersten Quartal nahm die Volatilität
an den internationalen Finanzmärkten im Mai und Juni stark zu. Auslöser
waren wachsende Inflationsängste und die Erwartung höherer Zinsen in
Verbindung mit anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten.
Diese Befürchtungen lösten weltweit Kurskorrekturen an den Aktienmärkten
aus und setzten vor allem die Börsen einiger Schwellenländer unter Druck.
Im Jahresverlauf nahmen die Inflationsängste aufgrund der Verlangsamung
des Wirtschaftswachstums in den USA und der nachgebenden Energiepreise
107
wieder ab. Die Finanzmärkte konnten sich weltweit wieder stabilisieren. Die
Aktienmärkte haben sich sowohl in den etablierten Märkten als auch in den
Schwellenländern bestens erholt. Der MSCI World, der Euro STOXX 50 und
der DAX 30 sind auf ihren höchsten Ständen seit sechs Jahren. Und in den
USA erreichte der Dow Jones sogar ein neues Allzeithoch.
Von diesem insgesamt günstigen Umfeld haben wir uneingeschränkt
profitiert. Wir haben profitiert, weil unser Geschäftsmodell effektiv ist. Wir
haben profitiert, weil wir in wichtigen Geschäftsbereichen Spitzenpositionen
halten und weil wir global aufgestellt sind. Und wir haben profitiert, weil wir
unverändert führend in unserem Heimatmarkt Deutschland sind.
Unser Bekenntnis zu unserem Heimatmarkt hat sich ausgezahlt. In einer
insgesamt robusteren Wirtschaft in der Euro-Zone hat sich Deutschland vom
Wachstumsschlusslicht zur Konjunkturlokomotive entwickelt. Neben den
kräftig gestiegenen Exporten sind die Ausrüstungsinvestitionen zum zweiten
Konjunkturmotor in Deutschland geworden. Der Konsum zog dank
rückläufiger Arbeitslosigkeit und der Fußballweltmeisterschaft an. Auch die
Bauwirtschaft hat sich wieder erholt.
Meine Damen und Herren,
ich freue mich daher, Ihnen heute über ein außerordentlich erfolgreiches Jahr
für die Deutsche Bank berichten zu können. Das Geschäftsjahr 2006 war für
die Deutsche Bank in der Tat ein Rekordjahr. Alle wichtigen Kennzahlen
fielen nochmals wesentlich besser aus als im Jahr zuvor, das ja schon ein sehr
gutes war.
Die Gesamterträge der Deutschen Bank betrugen im letzten Jahr 28,3 Mrd.
Euro. Dies sind 11 % mehr als im Vorjahr. Weil wir weiter kostenbewusst
gewirtschaftet haben und die Risikovorsorge niedrig halten konnten, setzten
wir dieses Ertragswachstum in eine 33-prozentige Ergebnissteigerung auf 8,1
Mrd. Euro vor Steuern um. Der Jahresüberschuss erhöhte sich auf 6 Mrd.
Euro und ist somit um 70 % gestiegen.
Der Jahresüberschuss enthält einen einmaligen Steuerertrag von rund 350
Mio. Euro. Dieser ergibt sich aus der erstmaligen Aktivierung unseres bereits
vorhandenen Körperschaftsteuerguthabens aus dem alten deutschen
Anrechnungsverfahren vor 2001. Diese Aktivierung ist Folge einer
Gesetzesänderung kurz vor Ende letzten Jahres, die die Erstattung an die
Unternehmen regelt. Bei anderen deutschen Unternehmen sieht man ähnliche
Einmaleffekte.
108
Die Eigenkapitalrendite hat sich auf 31 % erhöht. Damit haben wir unser
Renditeziel von 25 % im mehrjährigen Durchschnitt übertroffen. Dabei
haben wir in 2006 zur Finanzierung unseres langfristigen Wachstums sogar
1,6 Milliarden Euro mehr Eigenkapital eingesetzt als im Jahr 2005.
Mit unserem Kapitalmanagement verfolgen wir drei wesentliche Ziele:
- Finanzierung der Investitionen zur Ausweitung unseres Geschäfts,
- Erhaltung unserer Kapitalstärke sowie
- Wertschaffung für unsere Aktionäre.
Alle drei Ziele haben wir erreicht. Obwohl die Risikoaktiva aufgrund unseres
Wachstums zulegten, erhöhte sich unsere BIZ-Kernkapitalquote auf knapp
9%. Sie liegt damit am oberen Ende unserer Zielbandbreite von 8 bis 9 %.
Mit dieser Kapitalausstattung sind wir in der Lage, auch größte Mandate als
Lead Manager zu übernehmen, sofern wir die damit verbundenen Risiken
auch eingehen wollen.
Meine Damen und Herren,
diese eindrucksvollen Zahlen für das Geschäftsjahr 2006 belegen:
Wir schaffen Wert für unsere Aktionäre. Das Ergebnis je Aktie verbesserte
sich gegenüber dem Vorjahr um stolze 66 % auf 11 Euro 55. An dieser
Ergebnissteigerung partizipieren unsere Aktionäre. Wir wollen im
Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat für das Geschäftsjahr 2006 eine
Dividende von 4 Euro pro Aktie vorschlagen. Wenn dieser Vorschlag von der
Hauptversammlung am 24. Mai beschlossen wird, so erhöht sich die
Dividende gegenüber dem Vorjahr um 60 %. Dies stellt eine Verdreifachung
seit 2002 dar, als wir die Phase 1 unserer Management-Agenda gestartet
hatten.
Auch der Kurs unserer Aktie entwickelte sich sehr erfreulich. Er hat die 100Euro-Schwelle übersprungen und einen neuen Höchststand markiert. Die
Kursentwicklung der Deutsche Bank-Aktie seit Beginn des letzten Jahres war
mit einem Anstieg von 31 % besser als die Entwicklung des EuroStoxx
Banken-Index, der um 27 % zulegte und hat auch den DAX um 5
Prozentpunkte übertroffen.
Zur Sicherung unserer Wettbewerbsfähigkeit und strategischen
Weiterentwicklung ist es unser Ziel, Mehrwert für unsere Aktionäre zu
schaffen. Dieses Ziel haben wir erreicht. Wir können aber nur Mehrwert für
unsere Aktionäre schaffen, wenn drei Voraussetzungen erfüllt sind.
109
Erstens: Zufriedene Kunden. Sie stehen bei uns im Mittelpunkt, und dies gilt
für alle Geschäftsbereiche und Regionen. Sie sind die Grundlage unseres
Erfolgs. Die Deutsche Bank wäre heute nicht in einer so starken Position,
würden wir nicht unsere Kunden mit Spitzenleistungen überzeugen und ihr
Vertrauen in uns rechtfertigen. Dazu gehört auch, dass wir nicht gleich bei
einem etwas heftigeren Sturm einen Markt verlassen. So sind wir etwa
nach der Asienkrise – im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern – in der
Region geblieben. Dies haben die Kunden und auch die Politik und Medien
vor Ort honoriert. Und dies zahlt sich heute für uns aus. In Indien
beispielsweise konnten wir im Investment Banking in den letzten beiden
Jahre erhebliche Marktanteile hinzu gewinnen und sind dort in allen
wesentlichen Geschäftsfeldern die Nummer Eins oder Nummer Zwei.
Zweitens: Hoch qualifizierte und hoch motivierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter aus allen Teilen der Welt. Ihre Vielfalt, ihre unterschiedlichen
Erfahrungen und kulturellen Hintergründe sind wichtige Trümpfe in unserer
Branche, die wie kaum eine andere durch die Globalisierung der Märkte
gekennzeichnet ist und zugleich lokale Kulturen und Wünsche der Kunden zu
berücksichtigen hat. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hierzu
bestens in der Lage. Sie sind es, die tagtäglich mit ihrem Know-how, ihrer
Leistungsbereitschaft und ihrer Kreativität innovative Leistungen für unsere
Kunden erbringen. Sie sind der Garant für das gute Ergebnis der Bank. Ihnen
allen gilt daher mein ganz besonderer Dank für ihren unentwegten Einsatz
und ihre hervorragenden Leistungen im Jahr 2006.
Die dritte Voraussetzung ist, dass wir gesellschaftliche Verantwortung
übernehmen. Die Deutsche Bank ist fest davon überzeugt, dass es zwischen
internationaler Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung
keinen Widerspruch gibt. Ganz im Gegenteil: Nur wer im Wettbewerb
besteht und Gewinne erwirtschaftet, kann es sich auch leisten, soziale
Verantwortung zu übernehmen. Wir haben im vergangenen Jahr rund 85
Mio. Euro für soziale Zwecke ausgegeben. Dieses Geld ist zielgerichtet
investiert worden in den Regionen, in denen wir geschäftlich tätig sind. Es
sind die sozialen und kulturellen Engagements, die ein Unternehmen „erden“,
die zeigen, dass wir die Bedürfnisse der Gesellschaft nicht aus dem Blick
verlieren. Die Interessen der Gesellschaft und die Interessen unserer
Eigentümer sind für uns zwei Seiten derselben Medaille.
Meine Damen und Herren, ich fasse zusammen:
Die Deutsche Bank ist in Deutschland und weltweit gut aufgestellt. Wir
haben eine starke, wettbewerbsfähige Position in den wesentlichen
110
Wachstumsfeldern. Diesen Vorteil haben wir zur Erzielung eines
hervorragenden Ergebnisses umgesetzt.
Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.
Quelle: http://www.deutsche-bank.de/presse/de/downloads/Rede_JahresPK_dt._1.2(3).pdf
Aufgaben
1) Der Text enthält viele Termini aus Wirtschaft und Bankwesen, darunter
auch viele Anglizismen und Internationalismen. Finden Sie diese Wörter und
Wendungen, informieren Sie sich im Internet oder mittels anderer Quellen
über deren Bedeutung, finden Sie Äquivalente in der Zielsprache.
2) Schreiben Sie einen kurzen Bericht zum Thema „Bankwesen“. Bereiten
Sie sich auf eine Diskussion vor. Formulieren Sie mögliche Fragen und
stellen Sie die entsprechenden Antworten zusammen. Bereiten Sie sich
sowohl auf die Rolle eines Diskussionsteilnehmers, als auch auf die des
Dolmetschers vor.
Text 3
Выступление Председателя Правительства России М.М. Касьянова
на XI съезде Ассоциации российских банков
Уважаемые участники съезда!
Сердечно поздравляю всех членов и руководство Ассоциации с
десятилетием со дня ее создания. Банковская система новой России еще
очень молода, но за эти годы она прошла значительный путь и
приобрела неоценимый опыт в ходе взлетов и кризисов, пережитых
российской экономикой.
Все это время Ассоциация принимала самое непосредственное участие
в совершенствовании банковского законодательства, развитии
передовых технологий и стандартов банковского дела в России и
защите интересов кредитных организаций. В результате АРБ считается
без преувеличения одним из самых авторитетных объединений
предпринимательских кругов страны и включает более 600 членов.
Укрепление национальной банковской системы - это важнейшее
направление экономической политики любого цивилизованного
государства. Основными задачами модернизации банковской системы
являются формирование условий для обеспечения устойчивости и
прозрачности кредитных организаций, совершенствование правовых
111
механизмов, регулирующих их деятельность, прежде всего в сфере
обеспечения прав кредиторов.
Нужно упомянуть и вопрос налогообложения. Мы, наконец, подошли к
тому, чтобы устранить давний пережиток - безосновательную
налоговую дискриминацию банков. Согласно новой главе Налогового
кодекса, на скорое принятие которой мы рассчитываем, уплачиваемая
ставка налога на прибыль будет единой для всех субъектов
хозяйствования.
Начавшийся в нашей стране экономический рост требует
максимального развития инфраструктуры финансовой сферы, к которой
относится и банковская система. Реформирование банковской системы
следует рассматривать в одном контексте с восстановлением и
развитием всех сегментов российского финансового рынка - фондового,
валютного, страхового. И хотя в настоящее время общее состояние
финансового рынка в целом отвечает данному этапу экономического
развития, прогресс в финансовой сфере недостаточен. Она может стать
тормозом роста экономики в самом ближайшем будущем.
Правительство и Банк России стремятся обеспечить консервативность и
предсказуемость бюджетной и денежно-кредитной политики, сокращая
общесистемные
экономические
риски,
наиболее
сильно
препятствующие нормальной банковской деятельности, повышению
кредитной активности коммерческих банков.
Отрадно, что кредитование банками экономики в реальном выражении
уже превысило докризисный уровень. Однако этого недостаточно.
Дальнейшую
кредитную
экспансию
сдерживает
отсутствие
качественных, платежеспособных заемщиков. Найти и «воспитать»
таких заёмщиков в тех секторах экономики, которые ранее находились
вне поля зрения банковского сообщества, - важнейшая задача для
кредитных организаций, которые хотят завоевать выгодные
конкурентные позиции на рынке.
Как известно, банковская система России серьезно пострадала от
финансового кризиса в августе 1998 года. Самой большой потерей,
стала утрата доверия к банкам со стороны их контрагентов и клиентов населения, зарубежных банков, международных финансовых
организаций.
112
Восстановить это доверие можно только за счет повседневной
кропотливой работы надзорных и судебных органов, неуклонного
исполнения банками принятых на себя обязательств и искоренения
самим банковским сообществом недобросовестного поведения
отдельных кредитных организаций, порочащих все российские банки.
В последние годы мы являемся свидетелями растущей финансовоэкономической взаимозависимости стран и целых регионов мира.
Банковский бизнес - один из лидеров процесса глобализации. Мировой
рынок капитала, ставший сердцевиной этого бизнеса, является уже
вполне осязаемой реальностью для российских хозяйствующих
субъектов, включая кредитные организации.
Это проявляется в выходе российских банков на международные
финансовые рынки, в установлении ими корреспондентских отношений
с зарубежными банками, в принятии рекомендаций Базельского
Комитета банковского надзора и других международных организаций, в
появлении на отечественном рынке дочерних учреждений зарубежных
банков и открытии нашими банками своих филиалов и
представительств за рубежом.
Безусловно, международной деятельности нашей банковской системы и
снятию с российских банков несправедливых обвинений в «отмывании»
денег будет способствовать принятие закона о противодействии
легализации доходов, полученных преступным путем, разработку
которого сейчас заканчивает правительство. Большое значение будет
иметь также переход на международные стандарты бухгалтерского
учета и отчетности, создание равных условий конкуренции для банков с
различной формой собственности, укрепление нормальных принципов
корпоративного управления.
Сегодня перед российским банковским сообществом стоит много
непростых задач, но и перспективы развития этого сектора экономики также впечатляющие. Естественно, что столь необходимое наращивание
капитализации российской банковской системы не произойдет само
собой, а может явиться лишь отражением экономического роста и
повышения прибыльности банковского бизнеса как вида экономической
деятельности. Позвольте пожелать Вам и вашим кредитным
организациям успехов и плодотворной работы, на благо развития
российской экономики, в целях приумножения национального
богатства.
113
Quelle: http://www.ln.mid.ru/ns-dipecon.nsf/dff5f8b5eb3dfce
743256a0c003fb91e/43256a0c0033bf7a43256a2c0051c352?OpenDocument
Aufgaben
1) Erstellen Sie eine Liste der thematisch relevanten Organisationen/
Institutionen und den entsprechenden Übersetzungen.
2) Informieren Sie sich auf der Homepage der Assoziation der russischen
Banken über die wichtigsten Arbeitsfeldern, Ziele und Grundprinzipien
dieser Organisation. Bereiten Sie darüber einen kurzen Vortrag auf Deutsch
oder Russisch vor.
3) Ergänzen Sie Ihre Wortliste durch Termini und Fachausdrücke, die in
dieser Rede vorkommen.
114
Thema: Gesundheitswesen
Text 1
Доклад главы Минздравсоцразвития России Татьяны Голиковой об
итогах работы Министерства в 2007 году и задачах на 2008 год.
Уважаемые участники заседания коллегии!
Сегодня мы собрались для того, чтобы обсудить планы наших действий
по продвижению новой социальной политики, политики направленной
на улучшение социального самочувствия граждан нашей страны.
За последние два года государственная социальная политика претерпела
серьезные изменения. Она стала концентрироваться на наиболее острых
социальных проблемах и ориентироваться на приоритетные
программы.
Дополнительные государственные вложения в здравоохранение,
образование, социальную защиту и жилищное строительство,
сделанные в последнее время, позволили сдвинуть с мертвой точки
вопросы, не решавшиеся в течение многих лет.
Ярким примером усиления внимания к развитию человеческого
потенциала стало принятие и реализация крупных социальных
проектов, прежде всего, приоритетного национального проекта
«Здоровье» и долгосрочной программы улучшения демографической
ситуации.
Центральным системообразующим звеном для всех направлений
деятельности, как министерства, так и социальных служб субъектов
Российской Федерации и муниципальных образований является
Концепция демографической политики на период до 2025 года,
утвержденная Указом Президента Российской Федерации в октябре
прошлого года.
В Концепции соединены в одно целое политика денежных доходов,
семейная политика, программы действий на рынке труда, политика
охраны здоровья и охраны труда.
Именно этот документ определил направления и программу наших
совместных действий на длительную перспективу. В плане
мероприятий по ее реализации на 2008-2010 годы определены задачи
для каждого из присутствующих в зале – для специалистов в сфере
115
здравоохранения и социальной защиты, для работников служб труда и
занятости.
Напомню, что за период с 1 января 2007 года по 1 апреля 2008 года в
России родились более 2 млн. детей. Это настоящий демографический
взрыв, который не демонстрирует ни одна из развитых стран. Мы
гордимся тем, что граждане России ответственно подошли к будущему
страны, правильно отреагировали на принятые меры по
стимулированию рождаемости.
Задача сегодняшнего дня – обеспечить родившимся детям достойное
развитие, сохранение и укрепление здоровья, благоприятную среду
семейного воспитания.
Особая ответственность за это лежит на органах здравоохранения и
социального обслуживания населения. К сожалению, здесь еще не все
обстоит благополучно. В ряде субъектов Российской Федерации
учреждения здравоохранения оказались не готовы к такому росту
рождаемости. В текущем году (данные за два месяца) в 48 субъектах
Российской Федерации зарегистрирован рост смертности детей в
возрасте до 1 года. Самая неблагоприятная динамика этого показателя в
Новгородской, Иркутской, Владимирской, Брянской, Омской,
Московской, Курской областях, республиках Карелия и Алтай.
Чрезвычайно высоким остается уровень младенческой смертности в
Ненецком и Ямало-Ненецком автономных округах, Амурской области,
Приморском крае, Республике Дагестан.
Мириться с этим больше нельзя. Прошу руководителей органов
здравоохранения субъектов Российской Федерации разобраться в
сложившейся ситуации и принять экстренные меры.
Со своей стороны федеральные органы будут продолжать проводить
мероприятия по стимулированию рождаемости и улучшению
медицинской помощи женщинам в период беременности, родов и в
послеродовой период. С этого года введена индексация
государственных пособий гражданам, имеющим детей с учетом роста
потребительских цен. Будет завершена подготовка нормативных
правовых актов, обеспечивающих предоставление с 2010 года
материнского капитала. Федеральный бюджет выделил средства на
медикаментозное обеспечение женщин в период беременности, на
профилактическое
наблюдение
ребенка,
поставленного
на
диспансерный учет.
116
Мы ожидаем, что мероприятия по стимулированию рождаемости и
развитию службы родовспоможения позволят добиться увеличения
коэффициента рождаемости с 11,3 на 1000 населения в 2007 году до
11,8-12 в 2008 году, а также снижение коэффициента младенческой
смертности с 9,4 на 1000 родившихся в 2007 году до 9,0 в 2008 году.
2008 год объявлен в Российской Федерации Годом семьи. Намеченные
мероприятия должны быть, безусловно, выполнены. Вместе с тем, Год
семьи должен положить начало новой семейной политике, во главе
которой будет приоритет семейных ценностей. Задача региональных
органов государственной власти обеспечить выполнение обязательств
государства, данных при введении материнского (семейного) капитала.
Необходимо
уже
сейчас
принять
программы
обеспечения
дополнительным жильем женщин, которые захотят в 2010 году
использовать соответствующие средства на приобретение жилья.
Требуется принять специальные программы строительства дошкольных
образовательных
учреждений
и
развития
дополнительных
образовательных программ, которые могли бы финансироваться из
средств материнского (семейного) капитала.
В 2008 году особое внимание должно быть обращено на состояние
здоровья и социальное положение детей, находящихся в трудной
жизненной ситуации.
Главная задача 2008 года создать задел для решения в ближайшие дватри года проблемы высокой смертности от сердечно-сосудистых
заболеваний и от дорожно-транспортных происшествий причин –
главных
виновников
преждевременного
ухода
из
жизни
трудоспособных людей.
Хотя динамика показателей смертности в 2007 году по сравнению с
2006 годом улучшилась, положение дел в этом направлении остается
неудовлетворительным.
Именно
этот
показатель
создает
демографический кризис. Именно он вносит решающий «вклад» в
низкую,
неприемлемую
для
развитых
стран,
ожидаемую
продолжительность жизни в России.
Мы должны качественно преобразовать систему оказания экстренной
медицинской помощи больным с инфарктами и инсультами,
одновременно внедрив модель ранней реабилитации больных
мультидисциплинарными бригадами.
117
Из 1 млн. больных, которых мы теряем ежегодно от сердечнососудистых заболеваний, мы должны сохранить уже в первый год 150
тысяч.
Задача нелегкая, но решаемая.
На создание 12 региональных и 36 первичных сосудистых отделений в
этом году будут направлены субсидии бюджетам 12 субъектов
Российской Федерации на сумму 3,6 млрд. рублей. На эти же цели в
2009 и 2010 гг. предусмотрено еще 4,6 млрд. рублей.
Вторая задача - это снижение смертности при дорожно-транспортных
происшествиях. Мы не должны допускать, чтобы ежегодно по этой
причине уходило из жизни более 30 тысяч граждан, в большинстве
своем молодых, здоровых и трудоспособных, а около 300 тысяч
становилось инвалидами. Все, что зависит от эффективного и
своевременного оказания медицинской помощи должно быть нами
решено. Предстоит оснастить реанимобилями и медицинским
оборудованием 76 медицинских учреждений, расположенных вдоль
федеральных автомобильных дорог, в 11 субъектах Российской
Федерации. На эти цели предусмотрено в 2008-2010 годах 7,5 млрд.
рублей.
Важнейшей задачей 2008 года является разработка и принятие
Концепции развития здравоохранения на период до 2020 года, над
которой
сейчас
работают
ведущие
специалисты
страны.
Прорабатываются вопросы развития программы государственных
гарантий медицинской помощи, системы управления как отраслью в
целом, так и отдельными типами лечебно-профилактических
учреждений, инновационного, информационного и кадрового
обеспечения здравоохранения. Особое место отводится выработке
решений по изменению системы обязательного медицинского
страхования. Это сложная тема, требующая взвешенного подхода.
Решения по ней будут приниматься на основе опыта пилотных регионов
и с учетом долгосрочной перспективы.
Важнейшим элементом политики улучшения социального самочувствия
граждан является развитие системы социальной защиты и социального
обслуживания населения, которая пока еще далека от совершенства.
Новые демографические тенденции, прежде всего, старение населения в
ближайшей перспективе приведут росту потребности в качественных
социальных услугах, ориентированных на граждан старших возрастов.
118
Уже сейчас услугами соответствующих учреждений пользуются свыше
17,5 млн. человек. Это самый высокий показатель за последние 10 лет.
Субъекты Российской Федерации делают много для развития
соответствующих учреждений. В регионах открываются домаинтернаты с комфортными условиями проживания, расширяется охват
пожилых людей надомным обслуживанием. Но этого недостаточно. К
сожалению, увеличение объема оказанных социальных услуг не всегда
сопровождается улучшением качества.
Настало время уходить от государственной монополии на социальные
услуги. Развитие социальной защиты должно идти по пути
выравнивания предоставления социальных услуг, включая внедрение
элементов
стандартизации
социального
обслуживания,
устанавливающих основные требования к объему и качеству
социальных услуг, порядку и условиям их оказания.
Особого, лишенного любых проявлений бюрократизма, требуют
действия в отношении инвалидов. Первым шагом в этом направлении
стало принятие решения о введении новых правил признания
инвалидом, которые упростили процедуру установления инвалидности
и исключили необходимость повторного обращения граждан для
оформления инвалидности при отдельных видах заболеваний. На
очереди совершенствование законодательства об обеспечении
инвалидов специальным автотранспортом и об обеспечении жильем
граждан, вставших на учет до 1 января 2005 года.
Уважаемые участники заседания коллегии!
Программа действий, которую мы определили на 2008 год, очень
масштабная. Наша задача обеспечить их полное и качественное
исполнение.
В 2008 году мы должны заложить основу для системных действий по
развитию здравоохранения и социально-трудовой сферы на длительную
перспективу. Цель этих действий – новая социальная политика, прямо
нацеленная на повышение качества жизни каждого гражданина нашей
страны.
Спасибо за внимание.
119
Quelle:
http://www.pharmvestnik.ru/docs/dokumenty_minzdravsocrazvitiya_rf/doklad_ministra_z
dravooxraneniya_i_social_nogo_razvitiya_rf_tat_yany_golikovoj_na_itogovoj_kollegii_2
4_aprelya_2008_g.doc
Aufgaben
1) Erstellen Sie eine Liste mit thematisch relevanten Wörtern und
Redewendungen. Finden Sie Äquivalente in der Zielsprache. Achten Sie auf
die Benennungen von Institutionen, Projekten oder Gesetzen.
2) Informieren Sie sich über die Realisierung des Nationalprojektes
Gesundheit in Ihrer Region (oder einer anderen Region Russlands).
Berichten Sie darüber.
Text 2
Rede des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz Horst Seehofer. Regierungserklärung zur
Ernährungspolitik am 10. Mai 2007 im Deutschen Bundestag
Herr Präsident!
meine sehr verehrten Damen und Herren!
Prävention ist bekanntlich noch immer die beste Medizin. Sie ist notwendig,
denn in Deutschland - wie auch in allen Industrienationen - nimmt die Zahl
der Krankheiten zu, die durch frühzeitige Prävention vermieden werden
könnten. Das gilt für Fehlernährung, das gilt für Übergewicht, das gilt für
Bewegungsmangel. All dies beeinträchtigt die Lebensqualität vieler
Menschen, und diese Krankheiten können die Lebenserwartung verkürzen
und bewirken hohe Kosten für Gesundheits- und Sozialsysteme.
Die Bundesregierung hat deshalb gestern ein Eckpunktepapier beschlossen,
das die Grundlage für einen nationalen Aktionsplan zur Prävention von
Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und den damit
zusammenhängenden Krankheiten sein soll. Denn dies ist eine der größten
gesundheits- und ernährungspolitischen Herausforderungen der kommenden
Jahre. Übergewicht und Adipositas, also Fettleibigkeit, sind maßgeblich
beteiligt an der Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie Herz-KreislaufErkrankungen, Diabetes mellitus Typ II sowie Rücken- und
Gelenkbeschwerden.
Eine bedarfsgerechte Versorgung mit Nährstoffen und ausreichend
Bewegung bilden die Grundlagen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit in
allen Altersgruppen. Es gibt schon vielfältige Aktivitäten auf nationaler und
120
europäischer Ebene sowie durch die Weltgesundheitsorganisation. Durch all
diese Aktivitäten wurde bisher aber keine Trendwende herbeigeführt.
Mit unserem Aktionsplan verfolgen wir daher die Ziele, die zum Teil
erfolgreichen Projekte im staatlichen und nichtstaatlichen Bereich zu
identifizieren, zu vernetzen, und besser aufeinander abzustimmen.
Falsches Essen und zu wenig Bewegung führen bei immer mehr Menschen
zur Einschränkung ihrer Lebensqualität. Ich sage noch einmal: Das betrifft
nicht nur uns Deutsche, sondern alle Industrienationen. Rund 1,6 Milliarden
Menschen auf der Welt sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation
übergewichtig. Besonders betrüblich ist, dass darunter 20 Millionen Kinder
unter fünf Jahren sind. In Europa sterben jährlich mehr als eine Million
Menschen an durch Fettleibigkeit bedingten Krankheiten.
Heute gibt es bereits 14 Millionen Kinder in Europa mit Übergewicht. Die
Folgen, die deshalb auf uns zukommen, sind offenkundig. Die Kosten für die
Behandlung von Krankheiten, die durch Fehlernährung und Übergewicht
mitbedingt sind, werden allein in Deutschland mit 30 Prozent, also mit fast
einem Drittel, aller Gesundheitskosten kalkuliert. Das sind mehr als 70
Milliarden Euro.
Alleine die Kosten für die Behandlung von Diabetes belaufen sich auf 30
Milliarden Euro. Erschreckend ist, dass 6.000 Kinder jährlich neu an
Altersdiabetes erkranken. Es ist eine der ganz großen Herausforderungen in
der Gesundheitspolitik, dass Altersdiabetes mittlerweile epidemische
Auswirkungen im Kindheitsalter hat und dass wir hier nach allen Prognosen
in den nächsten Jahren noch drastische Erhöhungen erleben werden. Neben
dem individuellen Leid wird das auch Unsummen an Behandlungskosten
verursachen, denn kaum eine Behandlung ist wegen der vielfältigen
Folgeerkrankungen so teuer, wie die Behandlung von Diabetes. Dabei ist die
Hauptursache von Diabetes längst bekannt: falsche Ernährung und zu wenig
Bewegung. Wir wissen alle, dass es dafür persönliche, soziale und historische
Ursachen gibt. Für die Generation, die den Zweiten Weltkrieg und die
nachfolgenden Jahre mit Entbehrungen und Hunger erlebt hat, war es eine
Wohltat, als es wieder Butter, Zucker, Nudeln und Fleisch gab. Diese
Erfahrung aus der Notzeit wurde in vielen Familien weitergegeben und war
auch eine Ursache für die Entwicklung der Folgezeit.
In diesen Nachkriegsjahren gab es zu wenig zu essen und genug Bewegung.
Heute gibt es - jedenfalls in den Industrienationen - in den allermeisten Fällen
genug zu essen, aber zu wenig Bewegung.
121
Wir wissen heute auch um die genetischen Strukturen, die die körperliche
Konstitution festlegen. Dazu gehört auch, wie Studien ergaben, dass
Menschen je nach genetischer Disposition ganz unterschiedliche
Essensverwerter sind. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass sich die
Ernährungsgewohnheiten im frühkindlichen Alter bis in die genetischen
Strukturen niederschlagen und später nur schwer wieder verändert werden
können.
Alle diese Erkenntnisse zeigen, wie falsch es wäre, allen Menschen eine
bestimmte Ernährung aufzuzwingen oder eine einheitliche Regel für ein
ganzes Volk aufzustellen. Die Untersuchungen haben aber auch gezeigt, dass
über die genetische oder historisch-soziale Vererbung hinaus jeder Mensch
hinsichtlich der Ernährung einen eigenen disponiblen Handlungsbereich
besitzt. Geschichte oder Gene können jedenfalls nicht mehr erklären, warum
sich die Zahl der übergewichtigen und fettleibigen Kinder in der Zeit von
1985 bis 1999 verdoppelt hat. Man kann den Menschen als Ganzes nicht
verändern, aber es gibt auch immer Möglichkeiten zu neuen Einsichten und
Verhaltensweisen.
Wenn einseitige Ernährung und Bewegungsmangel Hauptursachen für
Übergewicht sind, dann muss man hier ansetzen und versuchen,
Verbesserungen zu erreichen. Wir alle - mich eingeschlossen - kämpfen
heute mit manchen negativen Folgen unseres modernen Lebensstils. In
unserer hochindustrialisierten und technisierten Welt verbrauchen wir in
unserer Arbeit nur noch einen Bruchteil der Energie von früher. Es gibt
immer weniger Schwerarbeiter. Das ist auf der einen Seite ein Segen und auf
der anderen Seite eine Herausforderung. Moderne Maschinen ersetzen unsere
Körperkraft. Autos und Aufzüge nehmen uns unsere täglichen Schritte ab. In
den letzten 40 Jahren ist der notwendige Kalorienverbrauch bei Männern um
40 Prozent, bei Frauen um 30 Prozent zurückgegangen.
Unsere Ernährung hat sich diesen reduzierten Anforderungen jedoch nicht
angepasst. Hinzu kommt die Veränderung unserer Nahrungsmittel insgesamt.
Mit Blick auf Fastfood, Fertigprodukte und funktionelle Lebensmittel kommt
es einem so vor, als hätte sich das, was wir essen, in den letzten 30 Jahren
stärker verändert als in den 30 000 Jahren davor. Es ist heute wichtiger denn
je, dass wir wieder einen kenntnisreichen, verantwortungsvollen Umgang mit
Lebensmitteln pflegen.
In gleicher Weise haben sich die Lebensumstände der Kinder in den letzten
Jahrzehnten drastisch verändert. Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir
viel auf der Straße, im Wald oder im Park gespielt haben. Diese
122
Straßenkindheit im positiven Sinne ist weitgehend verloren gegangen. Jetzt
sitzt ein Kind im Durchschnitt fünf Stunden vor dem Computer, dem
Fernsehgerät oder der Spielkonsole. Diese Zeit geht für das Herumtollen,
Fußballspielen oder Fahrradfahren verloren. Bewegung, die früher
selbstverständlich war, muss wieder künstlich erlernt werden. Das gilt auch
für uns Erwachsene. Sportliche Betätigung bleibt in unserem modernen und
hektischen Alltag oft auf der Strecke.
Wir Deutschen sollen sogar ganz besondere Bewegungsmuffel sein, wie
internationale Studien zeigen. Laut der jüngsten Umfrage treiben nur 21
Prozent der Deutschen regelmäßig Sport. In anderen europäischen Ländern
ist dieser Wert doppelt so hoch.
Die Bundesregierung gibt deshalb mit dem Aktionsplan einen Startschuss zur
Prävention von Fehlernährung, Übergewicht und damit zusammenhängenden
Krankheiten. Erstens brauchen wir mehr Forschung im Bereich Ernährung
und Gesundheit. Ich erinnere beispielsweise an die weit verbreiteten
Ernährungsirrtümer. Bis vor kurzem standen zum Beispiel Eier als
gefährliche Cholesterinbomben oder Nüsse als fette Dickmacher auf dem
Index. Mittlerweile gibt es hier völlig neue Erkenntnisse. Heute darf und soll
man wieder sein Frühstücksei essen, und Nüsse sind wegen ihrer
ungesättigten Fettsäuren wieder wertvoll. Ich darf Ihnen in diesem
Zusammenhang sagen: Wir haben die Ressortforschung in meinem
Verantwortungsbereich reformiert. Die Ernährung wird in diesem
reformierten Forschungskonzept einen ganz wichtigen Platz einnehmen.
Zweitens: Wir müssen mehr Aufklärung über gesunde Lebensmittel leisten.
Wir sollten keinen Kampf gegen Lebensmittelprodukte oder die
Lebensmittelwirtschaft führen, sondern in erster Linie für einen vernünftigen
Gebrauch von Lebensmitteln tätig sein.
Drittens: Wir wollen den Schwerpunkt auf die Prävention legen. Ich verweise
auf die jüngste Gesundheitsreform - oft kritisiert, aber in diesem Punkt völlig
unterschätzt -, durch die die Prävention zu einem zentralen Element gemacht
wurde und die Unterstützung der ärztlichen Vorsorgeleistungen massiv nach
vorne getrieben wird, zum Beispiel durch einen konsequenten
Gesundheitscheck zur Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen für
Menschen, die in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind. Wir
brauchen individuellere Programme der Krankenkassen. Es hat sich in der
Vergangenheit gezeigt, dass man, wenn man für alle das Gleiche tut, für
einige zu viel und für andere zu wenig macht. Das geschah oft mehr unter
Werbegesichtspunkten der Sozialversicherung und weniger mit dem Ziel, den
Menschen mit ihren individuellen Anliegen zu helfen.
123
Wir wollen bundesweite Qualitätsstandards - nicht durch Paragraphen,
sondern eigenverantwortliche, von der Politik unterstützte Qualitätsstandards
- und vor allem auch die Möglichkeit, gutes Essen zu einem fairen Preis in
Kantinen und ähnlichen Einrichtungen, vor allem in Schulen, anzubieten.
Wir haben uns deshalb entschlossen, in Nordrhein-Westfalen ab dem 1.
Januar des nächsten Jahres kostenfrei bzw. deutlich kosten reduziert in den
Schulen Milch oder Milchprodukte anstelle von Cola Light und anderen
Softgetränken anzubieten. Das wird die Bundesregierung unterstützen.
Ich bitte, dass wir diese Diskussion auf der einen Seite natürlich mit dem
nötigen Ernst und mit Elan, auf der anderen Seite aber auch mit Spaß und
Freude führen. Ich glaube, dass man nur mit einer gesunden, zuversichtlichen
und freudigen Grundeinstellung, die die Quelle jeder Veränderung ist, die
Menschen mitnimmt und in der Realität etwas in Richtung mehr
Lebensqualität für die Menschen verändert.
Vielen Dank.
Quelle: http://seehofer.schwarzmedia.de/index.php?download=585
Aufgaben
1) Erstellen Sie eine Liste der Schlüsselwörter in dieser Rede. Ordnen Sie
diese nach semantischen Feldern (z. B. Ernährung, Bewegung, usw.). Finden
Sie Äquivalente in der Zielsprache.
2) Geben Sie die Rede in gekürzter Fassung wieder. Orientieren Sie sich
dabei an folgen Fragen: Welche Probleme werden vom Redner
angesprochen? Welche Lösungen werden empfohlen?
Text 3
Rede von Staatssekretär Dr. Marcel Huber
11. Bad Kissinger Gesundheitstage - Eröffnungsveranstaltung
Verehrte Aussteller, Referenten und Kurgäste;
meine Damen, meine Herren!
Herzlich willkommen im unterfränkischen Frühling!
Persönlich und im Namen der Staatsregierung begrüße ich auch heute wieder
alle Organisatoren, Aussteller und Besucher zur festlichen Eröffnung der Bad
Kissinger Gesundheitstage!
124
Ein öffentlicher Extra-Dank gilt traditionell dem Veranstalter für sein
beispielhaftes Engagement: dem Förderverein Gesundheitszentrum Bad
Kissingen!
Bad Kissingen stellt sich uns heuer schon zum 11. Mal als Heilort und KurStandort allererster Güte vor - im stolzen Bewusstsein seiner ehrwürdigen
Tradition:
Bekanntester deutscher Kurort.
Nachweislich seit 1520 suchen und finden Kurgäste hier Gesundheit und
Erholung - darunter gekrönte Häupter wie Kaiserin Elisabeth von Österreich,
Zar Alexander II. oder König Ludwig I. von Bayern; Reichskanzler Fürst
Otto von Bismarck war oft hier - und Künstlerfürsten wie der Schriftsteller
Leo Tolstoi oder der Meister des Realismus Adolph von Menzel.
Nach einer EMNID-Umfrage gilt Bad Kissingen als bekanntester Kurort
Deutschlands - wen wundert's?!
Doch auf diesen Lorbeeren ruhen Sie nicht aus:
Regelmäßig an den Gesundheitstagen präsentieren Sie Ihr breites Angebot zu
unser aller Wohlbefinden - und so auch jetzt wieder, an diesem Wochenende!
Menschheitsanliegen Gesundheit
Gesundheit wünschen wir uns alle schon immer. Sie bleibt eines der größten
Menschheitsanliegen.
Und überall auf der Welt schreiben wir seit jeher in jeden ordentlichen
Geburtstagsgruß mit hinein, dass wir unseren Lieben v. a. Gesundheit
wünschen - eindeutig vor Karriereglück oder Reichtum etc.
Die Gesundheit gilt heute jedenfalls als größter Zukunfts- und
Wachstumsmarkt:
Und entsprechend mächtig ist erwartungsgemäß auch hier in Bad Kissingen
immer das öffentliche Interesse an den Gesundheitstagen.
Ebenso richtig ist freilich, dass uns die Gesundheitskosten davonlaufen und wenn wir so weiter machen - womöglich unser gesamtes Sozialsystem
sprengen: Jeder dritte Euro davon geht heute bereits aufs Konto der so
genannten chronischen Volkskrankheiten: Herz- und Kreislaufleiden,
Diabetes, Adipositas etc.
Prävention - gegen ungesunden Lebensstil
Die Zusammenhänge kennen wir längst: Immer mehr Menschen wiegen
zuviel und essen zu ungesund; sie rauchen, trinken zuviel Alkohol, bewegen
sich zu wenig und haben zuviel Stress.
Kurz: Es fehlt uns an Gesundheitsbewusstsein, und unser Lebensstil ist nicht
gesundheitsfördernd!
125
Im Umkehrschluss heißt das: Beste und billigste Abhilfe ist die gezielte
Prävention. Solche Krankheiten sollten erst gar nicht entstehen. Und ein
vernünftiger Lebensstil kann sie verhindern.
Das spricht nicht gegen die therapeutische Medizin. Diese wird mit immer
besseren Forschungsergebnissen und Behandlungsmethoden sicher weiterhin
ihren zentralen Stellenwert halten. Gleichwohl gilt es, unsere Bemühungen
im Bereich Prävention und Gesundheitsförderung zu forcieren: Wir müssen
die Prävention zur 4. Säule unseres Gesundheitswesens machen!
Gesundheitsförderung geht alle an!
Umso richtiger und wichtiger ist es, dass Prävention und
Gesundheitsförderung auch diesmal wieder im Mittelpunkt Ihrer
Veranstaltung stehen!
Prävention lohnt sich immer und unbedingt: Sie erspart den Patienten enorm
viel Leid - und der Solidargemeinschaft der Versicherten auch viel Geld. Die
fast 10 Mrd. Euro Mehrkosten, die uns derzeit in Deutschland Jahr für Jahr
nur die Frührente kostet, könnten wir durch Prävention erheblich verringern!
Darum ist die Gesundheitsförderung eine Aufgabe für alle gesellschaftlichen
Gruppen und eine zentrale Herausforderung für die Politik. Und darum
handelt Bayern hier besonders vorausschauend und verantwortungsbewusst:
Denn Bayern hat bereits 2002 als erstes deutsches Land eine
Präventionsoffensive gestartet.
Gesundheitsinitiative: Gesund.Leben.Bayern.
Um überall in Bayern auf breiter Front Aktivitäten der Prävention und
Gesundheitsförderung zu fördern, hat mein Haus 2004 auch die aktuelle
Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. ins Leben gerufen. Sie soll
möglichst viele Organisationen, Gruppen und letztlich die ganze bayerische
Bevölkerung zu einem wachen Gesundheitsbewusstsein motivieren. Und Sie
alle sollen Ihre Gesundheit und die Ihrer Kinder von sich aus und aktiv
erhalten und fördern!
Unsere Botschaft von „Gesund.Leben.Bayern.“ ist: dass ein gesunder
Lebensstil erstens unsere Lebensqualität spürbar verbessert und dass das
obendrein auch noch Spaß macht! Dafür investieren wir auch heuer und in
den nächsten zwei Jahren wieder erhebliche Fördermittel aus unserem
Haushalt - jeweils rd. 5,5 Mio. Euro für jede Menge Initiativen, Projekte und
Maßnahmen.
126
Hauptzielgruppe Kinder und Jugendliche
Es geht immer darum: Gesundheitsbewusstsein und Eigenverantwortung zu
wecken; - ordentlich Lust zu machen auf einen gesünderen Lebensstil; und
letztlich die Zivilisations- und Volkskrankheiten zu stoppen - d.h. den Trend
wieder umzukehren!
Natürlich sprechen wir dabei auch Erwachsene an. Unsere Hauptzielgruppen
aber sind Kinder und Jugendliche - weil Aufklärung in dieser Altersgruppe
am meisten bewirkt - nämlich sowohl durch Verhaltensprägung wie
unmittelbar für ihre körperliche Entwicklung.
Wer nachhaltige Erfolge sehen möchte, muss klare, positive Botschaften
vermitteln, die im täglichen Leben umsetzbar sind; - und das bewusst schon
im Kindes- und Jugendalter: „Jung gewohnt - alt getan!“
Projektschwerpunkte + wichtigste Problemfelder
Unsere Projektschwerpunkte liegen bevorzugt in den Lebenswelten des
Alltags: v. a. in Kindergärten, Schulen oder am Arbeitsplatz. Ich skizziere
Ihnen gern einige Projekte, die mein Haus im Rahmen der
Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. unterstützt:
Projekt „Disco-Fieber“ - Umgang mit Alkohol
Z.B. das Projekt „Disco-Fieber“ - ein Präventions-Projekt gegen
Verkehrsunfälle - speziell für unsere Jugend und junge Erwachsene!
Bei Verkehrsunfällen in Bayern wurden im Jahr 2006 231 junge Leute
getötet (noch mehr wurden verletzt): überproportional viel zu viele im
Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil - und das typischerweise oft bei sog.
„Disco-Unfällen“ zwischen 20 und 6 Uhr! Die Kampagne „Disco-Fieber“
appelliert v. a. zum verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol: Die „Kids“
sollen nachdenken, wie sie sich im Verkehr verhalten - und können ihre
Gedanken und Gefühle z.B. in eigenen Songs oder im Internet umsetzen.
Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband ist beim „Disco-Fieber“
mit von der Party - mit seiner Anregung nämlich, in möglichst vielen
bayerischen Discotheken einen alkoholfreien Cocktail speziell für junge
Autofahrer anzubieten: den „Drivers-Drink“!
Rauchen und Gesundheitsschutzgesetz
Meine Damen und Herren,
Alkohol gilt bei uns als sog. „legale Droge“; - und auch das Rauchen gehört
in diesen Bereich.
Hier haben wir seit dem Jahreswechsel einen Paradigmenwechsel erlebt durch unser neues Gesundheitsschutzgesetz zum Schutz vor den Gefahren
des Passivrauchens - bzw. durch seinen verhältnispräventiven Ansatz: Es
127
setzt allgemeingültige Rahmenbedingungen, die für alle Mitglieder unserer
Gesellschaft gelten.
Ähnliche Rauchverbote im öffentlichen Raum haben in den letzten Jahren
auch schon einige europäische Nachbarn erlassen - mit besten Erfahrungen.
Dort sinken v. a. die Zahlen der akuten Herzinfarkte - und zwar z.T. im
zweistelligen Prozentbereich! Ähnliche Zahlen erwarten wir nun auch für
Bayern.
Herausforderung „alternde Gesellschaft“
Die deutsche Gesellschaft steht vor einer weiteren großen Herausforderung. Ich denke hier v. a. an ihre demographische Veränderung in der Zukunft.
Jeder vierte Deutsche ist heute 60 Jahre und älter. Das betrifft derzeit bereits
rd. 20 Mio. Menschen. Bis zum Jahr 2050 werden es aber rund 36 Mio. sein;
und zugleich schrumpft die Zahl der 20 - 60-jährigen. Rund 8 Mio. Deutsche
werden jenseits der 80 sein! D.h. 11% dieser Gesellschaft sind
„Hochbetagte!“
Ein höheres Durchschnittsalters bedeutet aber, dass ein immer größerer Teil
der Bevölkerung altersabhängige Krankheiten entwickelt - und dass viele
zugleich an mehreren Krankheiten leiden.
Schon jetzt gibt die gesetzliche Krankenversicherung 43 % ihrer Mittel für
Menschen über 65 Jahre aus. Dass unter den skizzierten Vorzeichen unser
Solidarsystem demnächst an die Grenzen der Leistungsfähigkeit stößt, ist
durchaus vorstellbar.
Jeder ist für seine Gesundheit selbst zuständig
Nicht primär unsere Ärztinnen und Ärzte sind für unsere Gesundheit
zuständig, - sondern wir selbst! Jeder einzelne sollte dazu möglichst viel
beitragen!
Gesünder zu leben fängt mit einfachen Fragen an: Wie viele Schritte gehe ich
täglich zu Fuß?
Wie viel Obst esse ich jeden Tag? - u.s.w. Überdenken Sie Ihren eigenen
Lebensstil! Überlegen Sie dann, was Sie ändern sollten! Und dann fangen Sie
an! - Sofort! - Noch heute: Ihr Körper dankt Ihnen für jede kleine Aktivität
und jedes Training, das Sie ihm gönnen. Jede Bewegung zählt, - und jede ist
ein Gewinn!
Attraktives Programm der Gesundheitstage
Dafür und für noch vieles andere bieten uns die Bad Kissinger
Gesundheitstage einmal mehr ein Sport- und Aktivprogramm für jeden
Geschmack. Machen Sie mit - und werden Sie fit!
128
Die zentrale Botschaft heißt: Prävention geht alle an! Sie fordert von uns oft
Geduld und Ausdauer, umso nachhaltiger aber ist der Erfolg.
Dank und gute Wünsche
Diese Gesundheitstage stellen wieder unter Beweis, dass das Bäderland
Bayerische Rhön eine unserer modernsten Gesundheitsregionen ist - mit
einer absolut vorbildlichen, vernetzten Angebotspalette! Daher nochmals ein
begeistertes
„Dankeschön“
ausdrücklich
dem
Förderverein
Gesundheitszentrum Bad Kissingen und all seinen Kooperationspartnern für
diese beliebte und bewährte Veranstaltung!
Ich appelliere in diesem Sinne auch nochmals ausdrücklich an alle Besucher
und Gäste: Lassen Sie sich motivieren zum Mitmachen! Und setzen sie
zumindest einige dieser tollen Anregungen für einen gesünderen Lebensstil
regelmäßig in Ihrem persönlichen Alltag um!
Ich darf schließen mit einem spanischen Sprichwort: Wer zu „beschäftigt ist,
sich um seine Gesundheit zu kümmern, ist wie ein Handwerker, der keine
Zeit hat, sein Werkzeug zu pflegen.“
Nehmen Sie sich diese Zeit!
Pflegen Sie sich!
Und bleiben Sie alle noch lange gesund!
Quelle: www.stmugv.bayern.de/aktuell/reden/detailansicht.htm?tid=14332
Aufgaben
1) Fassen Sie den Text zusammen. Die Zwischentitel helfen Ihnen dabei.
2) Informieren Sie sich im Internet über den kommunikativen Kontext. Um
was für eine Veranstaltung handelt es sich?
3) Welche appellativen Funktionen hat die Rede?
129
Thema: Naher Osten
Text 1
Выступление Генерального секретаря ООН Кофи Аннана на
заседании Совета Безопасности ООН по случаю принятия
резолюции по ливано-израильскому конфликту, 11 августа 2006
года
Я от всей души приветствую проект резолюции, который Совет
собирается принять, и я испытываю огромное облегчение в связи с тем,
что он предусматривает полное и немедленное прекращение военных
действий. Абсолютно жизненно важно, чтобы боевые действия сейчас
прекратились. Если это произойдет, я думаю, что эта резолюция
обеспечит возможность заключить в ближайшие дни устойчивое и
прочное соглашение о прекращении огня, и я надеюсь, что это может
положить начало процессу урегулирования основных политических
проблем в регионе с помощью мирных средств.
Однако с моей стороны было бы упущением, если бы я не сказал
присутствующим, как глубоко я разочарован тем, что Совет не вышел
на этот рубеж гораздо раньше, и я убежден в том, что мои
разочарование и горечь разделяют сотни миллионов людей во всем
мире. В течение вот уже нескольких недель я и многие другие
неоднократно призывали к немедленному прекращению военных
действий в интересах гражданского населения обеих сторон, которое
страдает от таких чудовищных, ненужных боли и потерь.
Все члены Совета должны осознавать, что такая неспособность
принимать оперативные решения серьезно поколебала веру всего мира в
его авторитет и добросовестность.
Начиная с 12 июля, когда «Хезболла» совершила неспровоцированное
нападение на Израиль, убив восемь израильских солдат и захватив еще
двоих, как Ливан, так и Израиль вновь оказались в пучине войны,
смерти и разрушений.
Согласно информации правительства Ливана, убито более 1000
ливанцев и более 3600 получили ранения. Почти четверть всего
населения Ливана, около 1 миллиона человек, была вынуждена
покинуть свои дома. Есть очень много жертв среди детей. В
действительности, в результате этого конфликта погибло больше детей,
чем участников боевых действий. Израильские бомбардировки
130
превратили в руины тысячи домов. Были также разрушены десятки
мостов и дорог, в результате чего более 100 тысяч человек не имеют
возможности перебраться в безопасные места; нет также возможности
доставить им гуманитарную помощь.
Со своей стороны, израильтяне вновь столкнулись с угрозой, которая,
как они вполне обоснованно надеялись, была устранена тогда, когда –
согласно заверениям Совета по моей рекомендации – они покинули
Ливан шесть лет тому назад. Сейчас погиб уже 41 гражданин и
пострадали сотни тысяч людей, которые вынуждены укрываться в
убежищах или покинуть свои дома из-за ракетных атак «Хезболлы»,
которая совершает неизбирательные ракетные обстрелы, сея
практически повсеместный террор, не делая при том никаких усилий
для того, чтобы отличить гражданские цели от военных, а также
подвергая опасности мирных граждан на своей собственной стороне,
осуществляя запуски ракет из густонаселенных районов.
Нанесенный ущерб не ограничивается только Ливаном и Израилем.
Обстановка в регионе, который вряд ли может позволить себе пережить
еще одну главу насилия и иметь еще один источник нестабильности,
стала еще более взрывоопасной. Экстремистам поставляются новые
вооружения. Организация Объединенных Наций сама стала мишенью
протестов и насилия, несмотря на гуманитарные усилия, включая
усилия наших самоотверженных миротворцев в составе ВСООНЛ, по
доставке помощи людям, оказавшимся в чрезвычайно тяжелом
положении из-за перекрестного огня. ВСООНЛ вынуждены иметь дело
с такой ситуацией, для разрешения которой у нее нет ни мандата, ни
возможностей.
Меня переполняют гордость и восхищение мужественными мужчинами
и женщинами, которые служат под флагом Организации Объединенных
Наций. C самого начала, с 12 июля, они проявляют исключительное
мужество при исполнении своих обязанностей, находясь в центре
интенсивных военных действий, в результате чего было ранено 16
сотрудников Организации Объединенных Наций и, что поистине
трагично, было убито еще пять других.
В действительности, благодаря стойкости персонала ВСООНЛ стало
возможным дипломатическое решение, которое вы, члены Совета
Безопасности, только что разработали. Без этого вам пришлось бы
столкнуться с трудной перспективой вывода ВСООНЛ. По сути, вам,
возможно, предется столкнуться с этим в предстоящие дни и часы, если
131
не будет принято решение о немедленном прекращении военных
действий, как то предусмотрено в проекте резолюции.
Таким образом, на подготовку этого проекта резолюции потребовалось
немало времени, и он стал важным шагом вперед. Я рад тому, что члены
Совета смогли урегулировать свои разногласия, согласовать многие
точки зрения, и я надеюсь, что они примут этот документ единогласно.
Сделав это, они должны будут с такой же приверженностью работать
ради того, чтобы полностью реализовать свои договоренности на
местах.
Прежде всего, конвоям с гуманитарной помощью и гуманитарному
персоналу должны быть предоставлены реальные гарантии безопасного
прохода и доступа к тем, кто нуждается в помощи. Как только военные
действия будут прекращены, мы столкнемся с невероятно сложной
задачей по оказанию помощи людям в обеспечении безопасного
возвращения в их дома и нормализации их жизни.
Во-вторых, ключевыми аспектами проекта резолюции по праву
являются суверенитет и территориальная целостность Ливана.
Международное сообщество должно предоставить правительству
Ливана всевозможную поддержку, с тем чтобы оно могло сделать этот
суверенитет действенным. Только там, где существует одна власть и
одна армия, есть возможность обеспечить прочную стабильность.
Ливанское государство, как и любое другое суверенное государство,
должно иметь монополию на применение силы на своей собственной
территории.
Разумеется, это подразумевает полный и быстрый уход Израиля со всей
ливанской территории. Сейчас мы располагаем четким сценарием для
достижения этого.
Решение правительства Ливана о развертывании 15 тысяч
военнослужащих на юге страны имеет большое значение. Однако,
проявляя готовность и желание к тому, чтобы армия могла взять на себя
эту задачу, правительство само признало, что ему необходима помощь.
Вследствие этого решение Совета об укреплении мандата и увеличении
численности ВСООНЛ стало жизненно важным элементом всего пакета.
Теперь ВСООНЛ сталкиваются с новой задачей, возможно, даже еще
более сложной и опасной, чем предыдущая. Они должны действовать
132
решительно и эффективно, не допуская, чтобы между уходом Израиля и
размещением ливанских сил возник «вакуум».
Совершенно очевидно, что, если им предстоит выполнять этот новый
мандат, надлежит в самом срочном порядке увеличить их численность и
обеспечить их современным военным потенциалом. Совет не может
себе позволить расслабиться ни на минуту. Я настоятельно призываю
его членов провести напрямую консультации - и уже сейчас - как с уже
существующими,
так
и
с
потенциальными
странами,
предоставляющими войска, с тем чтобы как можно скорее обеспечить
необходимые дополнительные силы, причем до того, как ситуация на
местах вновь выйдет из-под контроля. И я настоятельно призываю
Совет обеспечить, чтобы них были необходимые для этого
оборудование и техника.
Я также обращаюсь ко всем потенциальным донорам с призывом
быстро откликнуться на просьбу правительства Ливана об оказании
финансовой помощи сейчас, когда оно изо всех сил борется за
восстановление своей разрушенной страны.
Некоторые, возможно, сделают это неохотно в отсутствие твердых
заверений в том, что на сей раз мир установится надолго. Такие
заверения, действительно, важны. И они должны основываться не
только на прекращении боевых действий и развертывании
миротворческих сил большей численности, а на разрешении
основополагающих коренных политических проблем, включая
освобождение заключенных, начиная с тех, кто был захвачен в
заложники, а также на урегулировании вопроса о районе фермы Шебаа
в соответствии с резолюцией 1680 (2006).
Ливан слишком долго был жертвой. Погрязнув в процессе
незавершенных политических преобразований со времени окончания
гражданской войны, он оставался той ареной, на которой местные и
региональные участники могли осуществлять свои эгоистичные
замыслы.
Эта страна и ее народ заслуживают лучшей участи. Они заслуживают
того, чтобы Организация Объединенных Наций полностью поддержала
их усилия, направленные на то, чтобы сбросить оковы внешнего
вмешательства и внутренней борьбы. Такие действия потребуют как
достижения национального консенсуса между ливанцами, так и
конструктивного сотрудничества, основанного на взаимной доброй воле
133
и постоянном диалоге, всех соответствующих сторон и участников на
региональном уровне, включая правительства Сирии и Ирана.
По существу, на протяжении последних пяти недель мы получили еще
одно напоминание о том, каким хрупким, напряженным, подверженным
кризисам регионом стал Ближний Восток – возможно, как никогда
более сложным и трудным. Сейчас он претерпевает перемены, сдвиги и
преобразования таких масштабов и такого стратегического значения,
каких не наблюдалось со времени ухода колониальных держав по
завершении второй мировой войны. Возможно, еще более зловещий
характер, чем физические разрушения, носят те изменения в
представлениях, которые происходят как в самом регионе, так и за его
пределами. Ближний Восток, который уже длительное время занимает
верхние строки повестки дня нашего Совета, вероятно, останется там в
течение долгих последующих лет.
Проект резолюции, который вы собираетесь принять, является всего
одним шагом на пути к всеобъемлющему подходу, который необходим.
Потребуется предпринять другие шаги - множество других шагов. Для
того чтобы избежать еще одной вспышки насилия и кровопролития,
международное сообщество должно быть сейчас готово предложить
постоянную поддержку и помощь в интересах политического и
экономического восстановления Ливана, а также рассмотреть более
широкий контекст кризиса в регионе.
В частности, мы должны не оставаться безучастными к кровопролитию,
страданиям и тяготам, которые продолжает испытывать палестинское
гражданское население в Газе и на Западном берегу, или к опасности,
исходящей от ракет «Кассам», которые продолжают нести угрозу
израильским общинам, расположенным на границе с сектором Газа.
Прогресс в мирном процессе на Ближнем Востоке, несомненно, будет
способствовать разрешению конфликтов в других частях региона, и
наоборот. Поэтому в дальнейшем различные кризисы в регионе следует
рассматривать не изолированно и не на двусторонней основе, а как
часть единых и всеобъемлющих усилий с целью установления мира и
стабильности в регионе в целом, которые будет санкционировать и
отстаивать наш Совет.
Параллельные кризисы, разворачивающиеся в Ливане и в Газе на
протяжении последних нескольких недель, вновь продемонстрировали,
что этот конфликт не имеет военных решений. Война не является
134
«продолжением политики другими средствами». Наоборот, она
знаменует собой полный крах политического мастерства и воображения
– утрату мирной политикой той главенствующей роли, которая ей
должна принадлежать. Сделав первый шаг к прекращению военных
действий в Ливане, Совет с опозданием подтвердил эту
главенствующую роль, предусмотренную для него отцамиоснователями этой Организации.
Только политические решения будут носить устойчивый характер в
долгосрочной перспективе. Мирные договоры между Израилем и
Египтом и между Израилем и Иорданией являются формами выражения
стабильных политических договоренностей и соглашений. Благодаря
этим договорам руководители соответствующих стран самоотверженно
принесли стабильность и мир на те рубежи, где раньше царило насилие,
и, следовательно, их народам. В конечном итоге подобные
договоренности, основанные на хорошо известных всем нам принципах,
необходимо заключить в пределах всех тех границах, где продолжается
конфликт. Только всеобъемлющие решения могут привести к прочному
миру.
Организация Объединенных Наций выступает за справедливое решение
всех этих вопросов. Мы выступаем за безопасность для Ливана,
Израиля и всего региона. Мы выступаем за всеобъемлющее решение, и
поэтому должны сделать все возможное для того, чтобы разрешить все
отдельные, но взаимосвязанные проблемы и конфликты в регионе, будь
то явные или скрытые. Отсрочки приведут лишь к новым людским
жертвам, разбитым надеждам и дальнейшему ослаблению авторитета и
падению престижа нашего Совета и Организации.
Мы должны избавить народ Ливана, Израиля и всего региона от
дальнейшего насилия - как в настоящее время, так и в предстоящие
месяцы и годы.
Quelle: http://un.by/news/statements/11-08-06-15.html
Aufgaben
1) Informieren Sie sich über die wichtigsten Ereignisse und Konflikte im
Nahen Osten in den letzten Jahren. Schreiben Sie kurze Nachrichten darüber
(maximal 500 Wörter).
2) Erstellen Sie anhand der Rede einen eigenen gekürzten Text (maximal
3000 Zeichen). Transkribieren Sie den Text mit Notizentechnik. Bereiten Sie
eine Wiedergabe des Textes anhand dieser Notizen vor.
135
Text 2
Rede von Bundesaußenminister Fischer anlässlich der Verleihung des
Menschenrechtspreises der Friedrich-Ebert-Stiftung an die „Israeli
Palestinian Coalition for Peace“
Deutsch - Israelischer Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten e.V.
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident a.D.,
lieber Holger Börner,
meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete,
sehr geehrte Preisträger,
meine Damen und Herren,
die Bundesregierung sieht - gemeinsam mit ihren Partnern in der EU, den
USA und in Russland und mit vielen, vielen Menschen in Deutschland - die
Situation im Nahen Osten mit tiefer Sorge. Einer Sorge, die auch in der Nähe
Europas zu diesem Konflikt begründet liegt. Diese Sorge nimmt unser aber
nicht den Willen und die Kraft, weiter für den Frieden zu arbeiten. Trotz und
gerade wegen der gegenwärtigen Zuspitzung ist es notwendig, den Blick in
die Zukunft zu richten: Die einzig akzeptable Option für die Zukunft ist ein
Naher Osten mit zwei Staaten, Israel und Palästina, die friedlich und in
gesicherten Grenzen miteinander leben. Es gibt viele Umwege dorthin, sicher
auch viele Irrwege, aber letzten Endes gibt es keine andere Option, die
politisch wünschenswert, durchsetzbar und dauerhaft sein kann.
Ich freue mich deshalb ganz besonders, das diejenigen, die es trotz der
Zuspitzung der Gewalt nicht aufgegeben haben, für einen solchen gerechten
und dauerhaften Frieden zwischen beiden Völkern einzutreten, heute mit dem
Menschenrechtspreis der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet werden. Ich
gratuliere den Preisträgern sehr herzlich. Ich gratuliere auch der FriedrichEbert-Stiftung zur Wahl der Preisträger. Denn angesichts des täglichen Leids
und der vielen Opfer erfordert es wirklich Kraft und Mut, den breiten Graben
zwischen Israelis und Palästinensern zu überbrücken und dafür auch
öffentlich einzutreten. Die beiden Pianisten haben uns eben eindrucksvoll
gezeigt, wie wundervoll Israelis und Palästinenser harmonieren können wenn das auch im täglichen Leben im Nahen Osten gelänge, würde wohl ein
Traum für uns alle wahr. Allerdings ist der Vertrauensverlust zwischen
beiden Völkern und ihren Führungen nahezu vollständig.
Das ist einer der Gründe, warum ein solches, von Vertrauen und einem
starken Willen getragenes, Engagement notwendiger ist denn je. Für diese
Entschlossenheit zum Frieden setzt die Israelisch-Palästinensische
136
Friedenskoalition ein bewundernswertes Zeichen. Sie zeichnet sich aus durch
die Zuversicht, dass Frieden möglich ist, ebenso durch die Bereitschaft, sich
gemeinsam der Wahrheit zu stellen. Dies als bewusste Alternative zu zwei
getrennten Wahrnehmungen - einer israelischen und einer palästinensischen die sich kaum mehr berühren und das Leid und die Opfer des jeweils anderen
kaum noch zur Kenntnis nehmen. Ich habe die Friedenskoalition deshalb im
Februar dieses Jahres besucht. Ich halte die Unterstützung ihrer Ziele und
ihrer Mitglieder auch in der heutigen Situation nach wie vor für einen
Schlüssel zum Frieden im Nahen Osten. Die Staats- und Regierungschefs der
EU haben die Arbeit der Friedensgruppen in Barcelona ausdrücklich
gewürdigt. Zwei Staaten, ein Frieden - über dieses Ziel gibt es einen breiten
Konsens, gerade zwischen Europa und den USA.
Wir unterstützen voll die Vision, die Präsident Bush vor der
Generalversammlung der Vereinten Nationen und erneut in seiner wichtigen
Rede im April skizziert hat. Die Vision zweier Staaten, Israel und Palästina,
Seite an Seite in Frieden und Sicherheit. Wir begrüßen auch die Initiative des
saudi-arabischen Kronprinzen Abdallah, die auf dem Gipfel der Arabischen
Liga in Beirut von allen arabischen Staaten bestätigt wurde.
Diese Initiative ist ein Signal an Israel, dass die arabischen Staaten bereit sind
zu gutnachbarlichen Beziehungen und zur Berücksichtigung des
fundamentalen Interesses Israels im Rahmen einer Verhandlungslösung.
Nach der neuerlichen Eskalation seit den Ostertagen kommt nun doch wieder
Bewegung in den politischen Prozess. Dennoch scheinen die Konfliktparteien
heute zu einer Lösung aus eigener Kraft kaum in der Lage. Es kommt deshalb
darauf an, einen stufenweise Prozess zu beginnen, der folgende wesentliche
Elemente verbindet:
eine klare Definition des politischen Ziels des Prozesses: zwei Staaten - Israel
und Palästina.
eine Wegskizze für die einzelnen Schritte zu diesem Ziel, einen
verbindlichen Zeitplan,
und eine dritte Partei, die die Umsetzung der Schritte absichert und
garantiert.
Dieser letzte Punkt ist von zentraler Bedeutung. Ohne ein aktives
Engagement der USA - das wissen wir alle - wird sich im Nahen Osten nichts
zum Besseren wandeln. Aber auch die USA allein sind bei allem Krafteinsatz
bei der Lösung des Konflikts bislang nicht erfolgreich gewesen. Diese
Erkenntnis hat ein „Quartett“ aus USA, EU, Russland und dem
Generalsekretär der Vereinten Nationen entstehen lassen und ist auch
Grundlage der sehr engen transatlantischen Zusammenarbeit in der Region.
137
Das Quartett kann die geeignete internationale Garantiemacht sein, um die
notwendigen starken Selbstverpflichtungen beider Seiten zu überwachen.
Dazu gehört: gegenseitige Anerkennung des Existenzrechts; Abschwören
aller Gewalt; Beendigung des Terrors; konsequente Verfolgung aller
Terroristen; Ende der Hasspropaganda - um nur die wichtigsten zu nennen.
Diese Selbstverpflichtungen müssen Teil der Beschlüsse einer internationalen
Konferenz sein, wie sie in diesen Wochen diskutiert wird. Viele Einzelheiten
mögen noch offen sein. Wir sind mit unseren EU-Partnern und den USA in
intensivem Kontakt, dass diese Konferenz ein Erfolg wird. Auch meine Reise
Ende dieses Monats nach Israel und in die palästinensischen Gebiete dient
diesem Ziel.
Am Ende muss auch die volle Anerkennung Israels durch die arabischen
Staaten stehen - wie in der saudiarabischen Initiative vorgesehen. Darauf
werden Europäer und Amerikaner, ausgehend von dem jetzt notwendigen
Waffenstillstand, gemeinsam hinarbeiten. Ohne einen klaren Zeithorizont
und feste internationale Garantien wird dieses Ziel nicht zu erreichen sein.
Solange es aber nicht erreicht wird, bleibt Israels Existenz prekär. Daran
können, ja dürfen wir alle kein Interesse haben. Deshalb gibt es zu einem
fortgesetzten deutschen und europäischen Engagement in der Krisenregion
und zu einer engen amerikanisch-europäischen Zusammenarbeit im Nahen
Osten aus meiner Sicht keine sinnvolle Alternative.
Deutschland hat ein historisch begründetes Sonderverhältnis zum Staat Israel,
das sich gerade in schweren Zeiten in Solidarität bewähren muss und wird.
Daran darf es keinen Zweifel geben. Deutschland steht zu seiner
Verantwortung für das Existenzrecht Israels und die Sicherheit seiner Bürger.
Ich habe neulich an anderer Stelle formuliert, dass diese Verantwortung keine
Frage aktueller politischer Konstellationen ist, sondern ein Fundament, eine
Konstante jeder deutschen Politik. Israel kann sich auf das demokratische
Deutschland als Partner verlassen, heute und in Zukunft. Was die Sicherheit
Israels anbelangt, kann es keine Äquidistanz geben.
Zugleich unterstützen wir nachdrücklich und mit großem Engagement das
Recht der Palästinenser auf ein Leben in Würde, das Recht auf einen eigenen
Staat. Darin sehen wir auch die beste Garantie für die dauerhafte Sicherheit
Israels. Wir begrüßen die demokratischen Reformen wie auch Neuwahlen,
die Präsident Arafat in diesen Tagen angekündigt hat, ebenso die
Unterzeichnung des Gesetzes über die Justizreform, eine wichtige Bedingung
für die Fortführung der Budgethilfe. Europa ist bereit, im Rahmen eines
künftigen Friedensprozesses seinen substantiellen Beitrag zur Entwicklung
eines demokratischen, eines pluralistischen Palästina zu leisten. Und dieses
138
Palästina hat ein großes demokratisches Potential. Dafür stehen nicht nur die
heutigen palästinensischen Preisträger, sondern auch viele andere, wie ich
aus persönlicher Erfahrung weiß. Gerade in der Perspektive des Wegs zurück
an den Verhandlungstisch ist die Stärkung demokratischer palästinensischer
Strukturen von großer Bedeutung. Ein dauerhafter Friede wird nur möglich
sein, wenn in Jerusalem zwei demokratische Gesellschaften sich die Hand
zur Versöhnung reichen.
„We are each other's most important allies in the struggle for peace“ - wir
sind gegenseitig unsere stärksten Verbündeten im Ringen um den Frieden:
Dieses Bekenntnis der Mitglieder der Israelisch-Palästinensischen Koalition
für den Frieden beschreibt die Brücke, über die beide Parteien dieses
tragischen Konflikts zu einem friedlichen Miteinander finden können und
müssen - allen furchtbaren Rückschlägen, allen Frustrationen zum Trotz. Der
Frieden beginnt in den Köpfen. Er beginnt mit der Anerkennung und dem
Respekt vor meinem Gegenüber. Diese Botschaft inmitten der Gewalt
beharrlich zu wiederholen ist das große Verdienst der heutigen Preisträger.
Dafür gebührt ihnen unsere Anerkennung, unser Respekt, unsere
Bewunderung - vor allem aber unsere tatkräftige Unterstützung, damit ihr
Traum von einem friedlichen Nahen Osten Wirklichkeit wird.
Vielen Dank.
Quelle: http://www.diak.org/Aleitseiten/leitseite%20dokumente.htm
Aufgaben
1) Untersuchen Sie die Stellung des Redners zu dem israelischpalästinensischen Konflikt. Wie beschreibt er die Situation? Welche
Lösungen sieht er?
2) Sammeln Sie die Schlüsselwörter und übersetzen Sie diese.
Text 3
Laudatio von Bundesaußenminister Steinmeier für Bundeskanzler a.D.
Gerhard Schröder, Ehrenvorsitzender des NUMOV-Vorstandes
Hoheit,
Exzellenzen,
sehr geehrter Herr Bay,
sehr geehrte Frau Rang,
meine Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Bundeskanzler,
lieber Gerd!
139
Seien sie unbesorgt, ich werde mein Grußwort nicht missbrauchen, um in
Konkurrenz zum Laudator zu treten. Aber ich möchte meine Glückwünsche
sagen zu Ihrer Ernennung zum Ehrenvorsitzenden des Nah- und MittelostVereins!
Ich bin sicher, Herr Bay wird die zahlreichen Gründe, die den Nah- und
Mittelost-Verein zu dieser Wahl bewegt haben, ausführlich darlegen. Doch
eine Bemerkung sei mir vorab gestattet: Ich habe während meiner Golf-Reise
in der vergangenen Woche bestätigt gefunden, was ich während unserer
Zusammenarbeit nur ahnte: Gerhard Schröder ist die Neudefinition des
Verhältnisses von Deutschland zur arabischen Halbinsel gelungen.
Wirtschaftlich, politisch und kulturell. Sie haben in Deutschland eindringlich
und nachhaltig auf die ungeheure wirtschaftliche Dynamik der Region, auf
ihre Potentiale für die Bereiche der Energie, der Petrochemie und des
Anlagenbaus frühzeitig hingewiesen. Hier liegen Möglichkeiten, die bei
weitem noch nicht ausgeschöpft sind.
Das gleiche könnte ich für den Bereich des Politischen sagen: Nie war
deutlicher als heute, dass wir die Staaten der Golfregion einbinden müssen in
den Fragen der internationalen Politik, dass wir sie als Partner gewinnen
wollen und müssen für die politischen Herausforderungen. Ich nennen hier
nur als Beispiele das iranische Nuklearprogramm und die Situation im Nahen
Osten.
Drittens – auch das hat meine Reise deutlich gemacht – müssen die Themen
Bildung und Kultur eine herausgehobene Rolle in unserem Verhältnis
spielen. Eine engere Zusammenarbeit mit unseren Bildungsinstitutionen im
schulischen, beruflichen und akademischen Bereich wird in diesen Staaten
gewünscht – ebenso wie eine engere kulturelle Zusammenarbeit.
Vor allem aber ist mir während meiner Reise eines aufgefallen: Viel von dem
Vertrauen, das Deutschland und über Deutschland hinaus Europa
mittlerweile in der Region genießt; viel von dem, was das Fundament der
politischen Zusammenarbeit ausmacht, ist mit dem Namen Gerhard Schröder
verbunden. Und die Erwartungen an uns – politisch, wirtschaftlich und
kulturell –entsprechen diesem Vertrauen.
Ihr Einsatz für die strategischen Interessen der Bundesrepublik in den
Ländern des Nahen und Mittleren Ostens und Ihr persönliches Engagement
für eine vertiefte Beziehung zu diesen Ländern waren im besten Sinne des
Wortes wegweisend für die deutsche Außenpolitik.
140
Ich erinnere hier nur daran, dass die Reise von Bundeskanzler Schröder nach
Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate im Oktober 2003
nach über 20 Jahren die ersten Besuche eines deutschen Bundeskanzlers in
den arabischen Golfstaaten waren.
Dass diese Kooperation im März 2005 mit einer weiteren Reise diesmal in
alle sechs Mitgliedsstaaten des Golfkooperationsrates und in den Jemen
vertieft und so der Grundstein für eine langfristige strategische
Zusammenarbeit gelegt wurde.
Die zentrale Botschaft, die Sie der Nahost-Region bereits im Herbst des
Jahres 2000 – kurze Zeit nach dem Ausbruch der sog. Zweiten Intifada –
übermittelt haben, besitzt auch weiterhin Gültigkeit:
„Deutschland ist auch in schwierigen Zeiten ein verlässlicher Partner für alle
Staaten des Nahen Ostens“.
Es ist geradezu folgerichtig, wenn Sie heute in einer neuen Funktion als
Ehrenvorsitzender des Nah- und Mittelost-Vereins Ihr Wissen und Ihre
Erfahrung weiter zum Wohle der wirtschaftlichen, aber eben gerade auch der
politischen Zusammenarbeit einsetzen.
Wir brauchen heute – davon bin ich überzeugt – nötiger denn je eine enge
politische Kooperation zwischen unseren Nachbarn des Nahen und Mittleren
Ostens und unserem Land bei der Bewältigung der drängenden politischen
Herausforderungen.
Das habe ich mit meinen Gesprächspartnern auf der Reise erörtert: Im Falle
des Iran müssen wir gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die langfristig
Sicherheit und Stabilität in der Region gewährleistet.
Eine nukleare Aufrüstung des Iran würde Sicherheit und Stabilität in der
Region akut gefährden. Wir müssen deswegen gemeinsam darauf hinwirken,
die Fähigkeiten des Iran zur nuklearen Aufrüstung und damit die Gefahr
eines nuklearen Wettrüstens in der Region dauerhaft und verlässlich zu
verhindern. Alle müssen alle diplomatischen Mittel nutzen, die uns zur
Verfügung stehen, um dieses Ziel zu erreichen - und ich will, vermutlich im
Unterschied zum heute Geehrten, wirtschaftlichen Druck nicht von
vornherein ausschließen.
Hierbei kommt den Staaten des Nahen und Mittleren Ostens eine wichtige
Rolle zu. Denn sie teilen unsere Sorge. Das habe ich auf meiner Reise
141
deutlich gespürt. Es ist jetzt wichtig, dass wir alle dem Iran deutlich machen,
welche Erwartungen wir an ihn haben.
Wichtig ist unsere politische Zusammenarbeit auch angesichts des weiterhin
ungelösten Regionalkonfliktes zwischen Israel und den Palästinensern. Wir
müssen der Hamas-Regierung verdeutlichen, dass es keine Alternative gibt
zur Erfüllung der drei Quartettkriterien – Gewaltverzicht, Anerkennung des
Existenzrechts Israels und Akzeptanz der erreichten Vereinbarungen.
Und wir müssen beiden Seiten gegenüber bekräftigen, dass es keine
Alternative zu einer Verhandlungslösung geben kann. Der Weg zum Frieden
führt über Verhandlungen, die auf dem Nahost-Friedensplan basieren. Wir
müssen helfen, dass beide Seiten den Weg zur road-map zurück suchen und
finden.
Ein Weiteres ist mir erneut auf meiner Golfreise hier klar geworden:
Die Wege der klassischen Diplomatie und des wirtschaftlichen Austausches
liegen auf dem Brückenpfeiler der Kultur und Bildung auf. Wir brauchen
engere kulturelle Beziehungen über alle bestehenden Grenzen hinweg – und
ein offenes, dialogisches Verständnis von Kultur.
Kultur also gerade nicht als Identität, die sich vornehmlich gegen andere
abgrenzt und kulturelle Grenzen in den Mittelpunkt stellt. Sondern Kultur als
der eigene Beitrag und Standpunkt für das offene Gespräch und die
Zusammenarbeit mit anderen.
In Abu Dhabi konnte ich gerade ein besonderes Institut eröffnen, das auf
diesem Gedanken aufbaut: Goethe-Institut, Deutscher Akademischer
Austauschdienst und die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
arbeiten dort unter einem Dach.
Dieser Dreiklang von Sprachkenntnis, praktischer Zusammenarbeit in Beruf
und Bildung und kultureller Verständigung ist notwendig.
Um an die Stelle des drohenden Kampfes der Kulturen den Kampf um Kultur
zu setzen, wie das Gerhard Schröder genannt hat.
Auf diese Zusammenarbeit mit den Staaten des Nahen und Mittleren Osten in
Politik und Kultur kann die deutsche Außenpolitik heute aufbauen. Auch im
Interesse der Wirtschaft.
Das Auswärtige Amt teilt mit dem Nah- und Mittelost-Verein das Ziel, die
deutschen Unternehmen bei ihren Wirtschaftsbeziehungen im Ausland zu
unterstützen. Das Gespräch mit der Wirtschaft - mit Unternehmen,
142
Ländervereinen und Verbänden - und die außenwirtschaftliche Flankierung
sind wichtiger Teil der außenpolitischen Agenda.
Außenpolitik darf, kann und muss Türöffner für unsere Wirtschaft sein - und
zum Teil auch Wegweiser. Bei der klassischen Sicherheitspolitik ebenso wie
im Bereich der Nachhaltigkeit, effizienzsteigernder Technologien und
politischer und sozialer Reformen.
Gemeinsam können Politik und Wirtschaft stabilisierend und moderierend
tätig sein.
Dies ist im Nahen und Mittleren Osten und insbesondere am Golf der Fall.
Eine auf Frieden und Stabilisierung ausgerichtete Außenpolitik schafft die
Voraussetzungen für wirtschaftlichen Austausch.
Aber Türöffnen wird nicht reichen: Einmal geöffnete Türen müssen auch
offen gehalten werden. Dabei sind Partner gefragt wie der Nah- und
Mittelost-Verein.
Der Nah- und Mittelost-Verein ist seit über 70 Jahren Bindeglied zwischen
Deutschland und dem Nahen und Mittleren Osten. In der deutschen
Öffentlichkeit wirbt er erfolgreich für ein besseres Verständnis des Orients.
Er unterstützt das Engagement deutscher Unternehmen im Nahen und
Mittleren Osten. Er baut Brücken für die deutsche Wirtschaft und fördert
Deutschlands Wirtschaftsbeziehungen zu dieser Region. Und er leistet damit
nicht zuletzt einen wichtigen Beitrag zum Dialog mit den Menschen im
Nahen und Mittleren Osten.
Der Nah- und Mittelost-Verein ist so zu einem wichtigen Partner in den
Beziehungen der deutschen Politik und Wirtschaft zu einer faszinierenden
und wichtigen Nachbarregion Europas geworden.
Ich wünsche Ihnen, lieber Gerhard Schröder, als neuem Ehrenvorsitzenden
und allen Mitgliedern und Freunden des Nah- und Mittelost-Vereins viel
Glück und Erfolg bei dieser wichtigen Aufgabe.
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Infoservice/Presse/Reden/ 2006/060529NUMOV.html
Aufgaben
1) Informieren Sie sich im Internet (z.B. auf der Internetseite des
Auswärtigen Amtes, in Zeitungen und Nachrichtenmagazinen) über die
deutsche Außenpolitik der letzten Jahre in Fragen des Nahen Ostens.
143
2) Fassen Sie die Informationen zusammen, die der Redner über die deutsche
Außenpolitik im Nahen Osten mitteilt.
3) Erstellen Sie eine Liste von Organisationen/ Institutionen, die in dieser
Sphäre tätig sind.
144
Thema : Mittelstand
Text 1
Cредние слои в современной России
Повышенный интерес к проблеме формирования средних слоев в социальной структуре современного российского общества объясняется
многими причинами. Прежде всего и в главном, объективным
состоянием социальной структуры российского общества, масштабом
тех преобразований, которые произошли за годы реформ и которые
привели к качественной трансформации всей социально-экономической
системы. Изменились критерии социальной дифференциации, возникла
многомерность социального структурирования общества, в процессе
становления находятся экономические классы - класс собственников и
класс наемных работников. Заметим также стремление многих
исследователей перенести модель социального структурирования
западного общества на российскую действительность.
Известно, что средний класс характеризуется неоднородностью,
противоречивостью интересов, сознания и политического поведения.
Различают также старый средний класс (средние и мелкие
собственники) и новый средний класс, включающий управляющих,
профессиональных работников умственного труда – „белые
воротнички“ или менеджеры.
Практически во всех развитых странах доля среднего класса составляет
примерно 55-60%. Старые средние слои - мелкие предприниматели, торговцы, ремесленники, представители свободных профессий, мелкое и
среднее крестьянство - подвержены изменению. Стремительный рост
технологии и науки, всплеск сферы услуг, а также всеохватывающая
деятельность современного государства способствовали появлению на
современной арене армии служащих, техников, интеллигенции, не
владеющих собственными средствами производства, но живущих за
счет продажи собственной рабочей силы и знаний.
В современном российском обществе средние слои формируются как за
счет предпринимателей, частных собственников, так и за счет слоя менеджеров, численность которых будет расти в условиях оживления производственной деятельности. К сожалению, ни статистика, ни
социологические исследования сегодня не дают четкой картины по
145
этому вопросу. Попытаемся на основе наших данных, которые пока
ограничены, приблизиться к рассмотрению данной ситуации.
В социологической литературе понятия „средний класс“, „средний
слой“ используются достаточно часто. Предметом анализа становятся
содержание, структура, качественный состав, критерии выделения этого
социального образования в связи с трансформацией социальной
структуры российского общества. Причем очень часто делается
попытка расширительного толкования его границ, отождествления с
какими-либо уже существующими группами.
Некоторые аналитики придерживаются мнения, что средний класс
формируется из всех слоев общества - от рабочих и колхозников до
крупных бизнесменов, от учителей до академиков, от рядовых
инженеров до директоров предприятий, от уличных торговцев до
сотрудников банка. Подобный подход достаточно спорен, так как
указанный набор групп не может по своей природе обладать
качествами, образующими единую социальную общность. Здесь все - и
собственники (крупные), к которым, кстати, могут быть отнесены и
представители правящего класса - директора предприятий, и банкиры, и
наемные работники всех уровней.
В тоже время многие исследователи сдержанны в оценках сегодняшнего
состояния и перспектив развития среднего класса в России. Речь идет
лишь о его потенциальных ресурсах, к которым можно отнести
специалистов высшей и средней квалификации промышленности и
науки, руководителей высшего и среднего звена управления,
преподавателей вузов и школ, медицинских работников и некоторых
других категорий „служилого“ населения.
Драматизмом развития российского общества социологи называют
процесс маргинализации, что привело к резкой поляризации общества,
делению на „очень богатых“ и „очень бедных“, в подобной структуре
просто нет места среднему классу. Об этой тенденции свидетельствуют
как данные государственной статистики, так и конкретных
социологических исследований.
Стратегия экономической политики, осуществляемой в 1992-1996 годах,
привела к резчайшему разрыву в уровне благосостояния населения. По
данным Госкомстата России соотношение доходов 10% наиболее и
наименее обеспеченного населения составило 12,8 раза в январе 1997
года.
146
В январе 1997 года численность населения с денежными доходами ниже
прожиточного минимума составила 21,6%. В то же время, как считает
ряд экономистов, официальный порог бедности является заниженным,
он вдвое выше официального прожиточного минимума и за его
пределами находится более 40% населения.
По данным исследований, проведенных авторами в Иркутске и Нижнем
Новгороде в 1993-1995 годах, среди городского занятого населения доля
неимущих (обладают минимальными средствами только для
поддержания жизни) составляет более 50%. малообеспеченных (имеют
средства только на повседневные нужды и в случае крайней
необходимости располагают минимумом для лечения и укрепления
здоровья) - 30%.
Как видим, произошло абсолютное и относительное снижение
жизненного уровня, социального статуса, условий труда, престижности
и численности многих социально-профессиональных групп (ученых,
инженеров, офицерства, преподавателей и др.) и одновременно рост
престижности и численности других групп (банковских работников,
служащих госаппарата и т.д.). Итак, разброс мнений относительно
определения среднего класса в России даже на основании приведенных
данных достаточно широк.
Современные сложные социальные процессы требуют разнообразных
методологических подходов и конкретных процедур исследования.
Обнаружение на эмпирическом уровне результатов развития
стратификационных процессов дает объективную картину состояния
социальной структуры общества.
На наш взгляд, к средним (срединным) слоям общества, которое не приобрело еще четких контуров социально-слоевой структуры, можно
отнести тех, кто по своим социальным позициям, безотносительно того,
какую отдельную социальную группу он представляет, занимает
срединное положение в социальной вертикали.
Рассмотрим далее основные социальные характеристики полученной
общности и прежде всего социальную среду формирования, иначе
говоря, ее социальный состав. Можно отметить следующие социальные
группы, образующие основной костяк (ядро). По убыванию удельного
веса следуют: руководители среднего и низового уровней: заведующие
147
лабораториями, отделами, секторами, бригадиры, мастера (около 45%),
затем финансовые работники (25%), работники науки и образования
(12%). Незначительными долями представлены инженерно-технические
работники, рабочие различной квалификации.
Говоря о социальном составе, важно проследить уровень профессионализма данного слоя. Это достаточно сложная категория, индивиды,
входящие в него, имеют определенный тип профессионального
образования, удовлетворены своей профессией и возможностями,
предоставляемыми им для повышения образования, квалификации.
Судя по социальному составу, можно сказать, что представители
данного слоя - профессионалы в общем понимании этого слова, так как
получили в большинстве своем высшее образование (техническое или
гуманитарное).
Более того, 63,3% из них отметили, что полученные ими профессия и
квалификация соответствуют требованиям выполняемой в настоящее
время работы. Они также весьма положительно оценивают
возможности для повышения квалификации в той организации, где
работают (47% отметили даже значительные возможности). Общая
удовлетворенность профессией и должностью велика. Омрачает их
положение как работников отсутствие возможностей повышения
оклада. В случае смены работы основным фактором становится
стремление повысить зарплату. Но даже если есть угроза безработицы,
60% опрошенных отметили, что будут искать работу по той же
специальности.
Какими видами собственности владеют средние слои? Существуют ли
различия между ними и опрошенными всех других слоев в этом
отношении? Анализ показывает, что существенных различий не
существует. Приватизированная квартира, дача с небольшим участком
земли, акции и некоторые другие ценные бумаги. Исключение
составляет лишь владение автомобилем, здесь доля владельцев среди
первых в 3 раза больше, чем среди всех остальных.
Для современного состояния российского общества характерно
динамичное развитие структурных процессов. Поэтому актуальным
становится рассмотрение новой системы социальных ценностей:
социально-политических, социо-культурных. Респондентам был
предложен ряд тестов, с которыми они должны были согласиться или не
согласиться. Это касалось свободы и несвободы людей, приобретенных
148
или утраченных прав (на труд, образование, медицинское обслуживание
и т.д.). Вот ответы респондентов:
- я свободен, так как теперь есть реальная свобода слова, печати,
собраний, демонстраций - 10,8%;
- я свободен, так как сейчас есть реальная свобода совести, вероисповедания - 26,7%;
- я свободен, так как теперь могу устраивать свою жизнь сам - 23,3%;
- я не свободен, так как теперь лишен права на труд - 33,3%;
- я не свободен, так как оплата моего труда не обеспечивает мне
прожиточного минимума - 38,0%;
- я не свободен, так как нет уверенности в завтрашнем дне - 50,0%.
Когда мы говорим об усилении социальной дифференциации и о социальном неравенстве в обществе, часто не принимаем во внимание тот
факт, что неравенство в доходах, имущественном положении - скорее
внешнее проявление глубинных социальных процессов. Существуют
сложнейшие проблемы равенства социальных возможностей различных
слоев населения, социальных гарантий, на реализацию которых должна
быть направлена политика государства, объявившего себя социальным
и демократическим.
Последний сюжет, на котором мы хотим остановиться - это особенности
структуры потребления средних слоев и их динамика. Можем ли мы на
основе данных, которые получили, говорить о падении или росте
уровня жизни среднедоходных слоев? Итак, за последний год остались
без изменения питание, покупка одежды. Ухудшились возможности
отдыха, путешествий, экскурсий, посещение театров, а также покупка
предметов культурного назначения. Одним словом, человеку, даже
принадлежащему к среднему слою, хватает средств лишь для того,
чтобы накормить себя и своих ближних, купить одежду.
Мы рассмотрели лишь некоторые аспекты формирования средних
слоев, которые в любом цивилизованном обществе составляют его
костяк, являются наиболее массовой и активной социальной силой.
Перспективы становления собственно среднего класса в России сейчас
крайне ненадежны. Прежде всего, это связано с тем, что экономическое
состояние страны и налоговая политика приведут к еще большему
обнищанию тех массовых групп, которые призваны историей стать
средним классом. К сожалению, их бедственное положение можно
расценить не как временное, а как постоянное явление. Формирование
средних классов может произойти только с учетом новых реалий,
149
главным образом, в сфере социально-экономических отношений,
структурной перестройки экономики, трансформации социальной
политики.
Quelle: http://www.bankreferatov.ru/
Aufgaben
1) Fassen Sie den Inhalt der Rede zusammen. Schreiben Sie je einen Satz
(maximal zwei) für jeden Abschnitt. Bereiten Sie aufgrund dieser
Zusammenfassung eine ausführlichere Rede im Unterricht vor.
2) Untersuchen Sie die appellative Funktion der Rede: An wen appelliert der
Redner? Welche Appelle richtet er an die Hörer? Welche besonderen
rhetorischen Mittel verwendet er?
3) Bereiten Sie sich auf die Rolle eines Konferenzteilnehmers vor, der einen
Vortrag zum Thema Mittelstand hält und an der folgenden Diskussion
teilnimmt, und auch auf die Rolle eines Simultan- oder
Konsekutivdolmetschers.
Text 2
Rede von Minister Walter Hirche anlässlich der Überreichung des
Mittelstandsberichts der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand
Sehr geehrte Damen und Herren,
sehr geehrter Herr Präsident Professor Korth,
herzlichen Dank für die Einladung zu Ihrer Veranstaltung. Ihr Papier „Macht
Mittelstand“ ist eine wirklich starke Aussage.
Der Mittelstand ist die Struktur bestimmende „Wirtschaftskraft“ und damit
„Wirtschaftsmacht“ in Niedersachsen, auch wenn dies wegen der
Vielfältigkeit des Mittelstands in der öffentlichen Wahrnehmung nicht
ausreichend gewürdigt wird.
Gleichzeitig sehe ich in dem Titel natürlich auch den Imperativ, also die
Aufforderung an alle und vor allem an die Politik: „macht“ - und ich füge
hinzu - „macht mehr“ für den Mittelstand, vor allem aber die Aufforderung:
„Macht endlich das Richtige!“.
Der Mittelstand ist Struktur bestimmend in Niedersachsen
Die statistische Bedeutung des Mittelstandes kennen Sie alle. Statistisch
gesehen gehören 99,6 % der niedersächsischen Unternehmen zum
Mittelstand. Etwa 81 % der niedersächsischen Beschäftigten sind im
150
Mittelstand tätig. Der Mittelstand ist der Ausbilder schlechthin: Über 86 %
der Auszubildenden werden im Mittelstand ausgebildet. Diese Zahlen
sprechen eine deutliche Sprache.
Der besondere „Wert“ des Mittelstands liegt aber in der
Unternehmensführung. Die mittelständischen Unternehmerinnen und
Unternehmer stehen mit ihrer ganzen Person für das Unternehmen und die
Mitarbeiter ein. Sie kennen Ihren Betrieb und die Mitarbeiter.
Eigenverantwortung, Selbstlosigkeit, Pflichtbewusstsein, Fürsorge für
Mitarbeiter, volles Engagement, häufig unterstützt von der Familie sind die
Basis für den unternehmerischen Erfolg. Das gilt auch für die finanzielle
Seite. Oft genug steckt das ganze Vermögen einer Familie im Unternehmen.
Gerade die mittelständischen Unternehmen sind eng mit Ihrer Region und
daher weit enger mit dem Land Niedersachsen verbunden als
Großunternehmen. Sie sind darauf angewiesen, dass das Land Niedersachsen
auch morgen und übermorgen seinen ureigensten Aufgaben nachkommt und
Sie fragen mit Recht die Landespolitiker nach der Zukunft des „Standortes
Niedersachsen“.
Wirtschaftspolitik in Niedersachsen ist daher in erster Linie immer
Mittelstandspolitik.
Der Mittelstand steht im Mittelpunkt unserer Wirtschaftspolitik
Ich treffe mich mehrmals im Jahr mit den Spitzen der Verbände und
Kammern des niedersächsischen Mittelstands, um grundlegende
mittelstandspolitische Fragestellungen zu erörtern. Sie, die hier anwesenden
Vertreter der AG Mittelstand, sind immer dabei.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche bilaterale Kontakte zu einzelnen
Verbänden und Kammern, wenn es um sektortypische und
branchenpolitische Aspekte gibt.
Natürlich ist auch die Wirtschaftsförderung auf den Mittelstand ausgerichtet.
Die NBank, die zahlreiche Angebote bereithält, ist die zentrale Anlaufstelle
für alle förderrelevanten Anliegen der Unternehmen.
Was wir aber vor allem in Deutschland brauchen, ist Wirtschaftswachstum.
Eine Aufbruchstimmung wird es aber nur dann geben, wenn die Politik der
Wirtschaft verlässlich zur Seite steht. Sie wissen, für welche Politik ich
eintrete: grundlegende Reformen der sozialen Sicherungssysteme,
Absenkung der Lohnzusatzkosten, Stärkung der Eigenkapitalbasis in den
151
Unternehmen und eine nachhaltige Entbürokratisierung. Der gefesselte
Gulliver muss wieder atmen und sich bewegen können.
Viel getan - viel zu tun. Wichtige Anliegen der mittelständischen
Wirtschaft
Lassen Sie mich daher auf Aspekte eingehen, von denen ich weiß, dass diese
ihre Liste wichtiger Forderungen anführen, da es sich um die zentralen
Anliegen der mittelständischen Wirtschaft handelt.
Stärkung der allgemeinen und beruflichen Bildung
Hier sind zentrale Weichen gestellt worden, wie Sie alle wissen und wie
Ihnen, zumindest Ihnen, als Verbands- und Kammervertreter, Herr Busemann
anlässlich des Forums Mittelstand im Februar d. J. erläutert hat. Diese
Reformen sind sehr umfangreich und weitreichend. Der Erneuerungsprozess
wird fortgeführt. So wird z.B. das Konzept der eigenverantwortlichen Schule
voran gebracht. Weitere Vorhaben sind in der Erprobung und Planung.
Der Ausbildungspakt war bereits zweimal erfolgreich. Ich bin zuversichtlich,
dass auch für dieses Ausbildungsjahr die Lücken in den kommenden Wochen
und Monaten geschlossen werden können.
Entbürokratisierung
Ein wichtiges Ziel ist es, mit einer durchgreifenden Verwaltungsreform durch Abschaffung der Bezirksregierungen und einer damit verbundenen
Aufgabenkritik - die Verwaltung des Landes schlanker und schneller zu
machen. Es geht um die Einsparung von 6500 Stellen, aber auch um den
Wegfall und die Beschränkung öffentlicher Aufgaben: Entbürokratisierung,
Privatisierung und Aufgabenverlagerung auf die Kommunen.
Im Rahmen des Ressorts übergreifenden Abbaus bürokratischer Vorschriften
wurde die Zahl der Verwaltungsvorschriften im Geschäftsbereich des
Wirtschaftsministeriums seit Februar um rd. 54 % reduziert.
Entscheidend ist darüber hinaus nicht nur eine möglichst große Anzahl
abgeschaffter Vorschriften, sondern dass die Unternehmen von unnötigen,
teuren
und
zeitraubenden
Vorschriften
befreit
werden.
Im
Wirtschaftsministerium ist dazu ein Referat eingesetzt worden, um
insbesondere den Abbau von Hürden und Hindernissen für mittelständische
Unternehmen gezielt voranzutreiben.
Beispiele:
Arbeitsstättenverordnung:
Entgegen der bisherigen Regelung, die konkrete Zahlenangaben für die
maßliche Gestaltung von Arbeitsräumen (Mindestgrundfläche, lichte Höhe,
Mindestluftraum - z. B. mussten Arbeitsräume eine Grundfläche von
mindestens 8 qm haben) und auch die Gestaltung von Pausen-, Bereitschafts-
152
und Sanitärräumen vorschrieb, legt die neue Arbeitsstättenverordnung nur
noch die grundlegenden Pflichten der Arbeitgeber in Bezug auf die Sicherheit
und den Gesundheitsschutz in Arbeitsstätten fest. Ersatzlos gestrichen
worden ist die Verpflichtung, Räume für körperliche Ausgleichsübungen
vorhalten zu müssen. Auch die bisherigen Regelungen für die Einrichtung
von Toilettenräumen sind wesentlich vereinfacht worden. Hierdurch wird den
Betrieben
Spielraum
für
an
ihre
Situation
angepasste
Arbeitsschutzmaßnahmen gegeben. Speziell für kleine und mittlere
Unternehmen (KMU) liegt in diesen Neuregelungen eine spürbare Entlastung
von bisher bestehenden bürokratischen Anforderungen.
Streichung
der
Pflicht
zur
Erstellung
betrieblicher
Abfallwirtschaftskonzepte und – bilanzen
Mit Wirkung vom 01.07.2005 wurde im Abfallrecht die Pflicht für private
Erzeuger zur Erstellung von Abfallwirtschaftskonzepten und -bilanzen
aufgehoben. Bis dahin mussten ab einer bestimmten Abfallmenge Art und
Verbleib der Abfälle nachgewiesen werden. Den Unternehmen wurde damit
ein Stück Eigenverantwortung zurückgegeben.
Einsatz von Fachkräften für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte nur
noch in gefahrengeneigten Betrieben
Bislang müssen Betriebe auch ohne jegliches Gefährdungspotential
Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Betriebsärzte beschäftigen.
Niedersachsen hat eine Bundesratsinitiative für eine nachhaltige Reform der
Unfallversicherung und auch eine Vereinfachung der Regelungen für
Arbeitssicherheit und Betriebsärzte beschlossen.
Steuern
Notwendig ist eine große Steuerreform, die die Kriterien niedrig, einfach und
gerecht erfüllt.
- Gerecht: Durch eine grundlegende Steuerreform sollen Subventions- und
Ausnahmetatbestände im deutschen Steuerrecht beseitigt werden.
- Niedrig: Dies schafft Spielräume für Steuerentlastungen für Unternehmen,
was
die Eigenkapitalkraft der Unternehmen stärken kann.
- Einfach: Einfachheit und Transparenz müssen im Vordergrund stehen.
Dann dürften sich auch die Unart rückwirkender Steuergesetze oder
kurzfristiger Steuerrechtsenderungen erübrigen. Die Unternehmen brauchen
dringend Planungssicherheit.
Vorrang haben Konzept und Umsetzung einer grundlegenden Steuerreform.
Sofern die grundlegende Steuerreform nicht schnell genug auf den Weg
153
gebracht werden kann, sind für eine Übergangszeit Bereiche wie die
Ökosteuer, die Abschaffung der Gewerbesteuer oder die Problematik der IstBesteuerung anzugehen.
Arbeitsmarktpolitik
Wir brauchen auch eine spürbare Senkung der Lohnzusatzkosten, damit in
Deutschland wieder neue Arbeitsplätze entstehen. Alle sozialen
Sicherungssysteme gehören auf den Prüfstand:
- Die Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung kann durch
vielerlei
Maßnahmen erreicht werden.
- Die
Gesetzliche
Krankenversicherung
und
die
Gesetzliche
Rentenversicherung
müssen auf ihre Kernelemente zurückgeführt werden und auf eine
marktwirtschaftliche Basis gestellt werden.
- Die Pflegeversicherung muss auf dem Prinzip der Kapitaldeckung
umgestellt werden.
- „Der erste Arbeitsmarkt zu erst.“ Das Land setzt darauf, reguläre
Beschäftigung zu stärken, denn nur so erreichen wir eine nachhaltige
Wirkung für unsere Maßnahmen.
Entwicklung der Innenstädte
Mit dem Thema „Innenstädte mittelstandsgerecht entwickeln“ sprechen Sie
ein wichtiges Thema an. Ich habe dazu bei der Verleihung des AbacusPreises des Niedersächsischen Einzelhandels ausführlich Stellung
genommen. Vieles liegt in der Hand der Kommunen. Der innerstädtische
Einzelhandel braucht verlässliche Rahmenbedingungen für seine
Entwicklung auch auf der kommunalen Ebene. Dennoch wollen wir weniger
oben und mehr unten entscheiden.
Die Entscheidungskompetenz muss dort liegen, wo auch die tatsächliche
Wirkung entsteht. So haben wir z.B. die landesrechtlichen Regelungen über
die Erhebung kommunaler Parkgebühren aufgehoben. Jetzt liegt es in der
Hand der Kommunen, was diese daraus machen. Zudem führt mein Haus
zurzeit intensive Gespräche mit dem Sozialministerium bezüglich der
Novellierung der Niedersächsischen Bauordnung. Gegenstand dieser
Gespräche ist auch eine Liberalisierung bei der Stellplatzabgabe.
Novellierung § 108 der NGO.
Darüber hinaus kann ich Ihnen ganz klar sagen, dass ich die Novellierung des
§ 108 der Niedersächsischen Gemeindeordnung für dringend geboten halte.
Es kann nicht sein, dass Gemeinden sich wirtschaftlich betätigen, wenn diese
Aufgaben ebenso gut und wirtschaftlich durch die Privatwirtschaft erfüllt
154
werden können. Ordnungspolitisch richtig ist allein der Ansatz, dass der Staat
sich aus Abgaben finanziert und die Wirtschaft den Privaten überlässt. Wir
dürfen den Wettbewerb nicht weiter verzerren. Das privatwirtschaftliche
Erwerbsgeschäft bietet für die Kommunen auf Dauer keinen Ausweg aus der
Finanzmisere und hat zudem keine positiven arbeitsmarktpolitischen
Auswirkungen.
Auf
der
Agenda
laut
Bundesrechnungshof:
Mehrwertsteuergleichbehandlung öffentlicher Betriebe mit privaten.
Für mich ist der Mittelstand im Fokus. Wir sind auch in weit mehr Feldern
aktiv, als jene, über die ich gerade gesprochen habe. Ich denke da zum
Beispiel
- an das große Feld der Innovationspolitik,
- an unseren Anstrengungen die Internationalität mittelständischer
Unternehmen zu unterstützen
- oder den gesamten Bereich der Verkehrspolitik.
Niedersachsen hat aufgeholt im nationalen Standortwettbewerb und wir
werden in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, damit der Aufwärtstrend
weitergeht. Ich nehme das Papier entgegen und Sie können sicher sein, dass
ich Ihre Forderungen sehr genau lesen und in meine Arbeit einbeziehen
werde.
Quelle: http://www.walter-hirche.de/walter_hirche/files/r6.pdf
Aufgaben
1) Sammeln Sie die schwierigen Wörter und Wortgruppen, wie z.B.
fachspezifische Zusammensetzungen. Erklären und übersetzen Sie diese.
2) Sortieren Sie den Fachwortschatz nach Bereichen und semantischen
Feldern.
Text 3
Rede von Dagmar Wöhrl, Parlamentarische Staatssekretärin, anlässlich
des 18. Verbandstages des Verbandes Innovativer Unternehmen.
Maßnahmen des BMWi zur Stärkung der Eigenkapitalsituation
Forschung und Entwicklung betreibender kleiner und mittlerer
Unternehmen
Sehr geehrter Herr Prof. Fuchs,
sehr geehrte Damen und Herren,
155
es ist völlig falsch, die Begriffe Innovationen und Innovationsfähigkeit
immer mit Großunternehmen zu verbinden! Unser Mittelstand ist auch bei
Forschung und Innovation ein wesentlicher Stützpfeiler unserer Wirtschaft!
Von den rund 3,5 Millionen kleinen und mittleren Unternehmen in
Deutschland (Unternehmen weniger als 500 Beschäftigte) bringen jährlich
mehr als 100 000 Unternehmen innovative Produkte oder technologische
Neuheiten auf den Markt; rund 30 000 investieren kontinuierlich in
Forschung und Entwicklung. Diese kleinen und mittleren Unternehmen sind
als innovative Zulieferer, Ideengeber und Weltmarktführer in Nischen von
zentraler Bedeutung für Wachstum und Beschäftigung. Sie schaffen so
überdurchschnittlich viele hoch qualifizierte Arbeitsplätze. Das
Leistungsvermögen der innovativen kleinen und mittleren Unternehmen und
das Innovationspotenzial im KMU-Bereich sind jedoch bei weitem noch
nicht ausgeschöpft.
Daher spielt die Förderung der kleinen - und mittleren Unternehmen auch bei
der „High-Tech-Strategie für Deutschland“ eine gewichtige Rolle. Zum
ersten Mal haben wir mit der „High- Tech-Strategie für Deutschland“ die
Forschungs- und Technologiepolitik aller Ministerien zu einem Gesamtpaket
verwoben.
Bis 2010 wollen wir die Ausgaben für Forschung und Entwicklung
gemeinsam mit der Wirtschaft auf 3 % des Bruttoinlandsproduktes erhöhen.
Dabei kommt es nicht allein auf die Höhe der eingesetzten Mittel ein,
sondern vielmehr auch auf ihre effektive Verwendung.
Mit den zusätzlichen 6 Mrd. Euro, die wir in Forschung, Technologie und
Innovationen stecken, sollen Ideen und Innovationen auch endlich in
marktfähige Produkte umgesetzt werden. Forschung fürs Archiv bringt uns
nicht weiter!
Eine weitere Neuigkeit in der Strategie ist die verstärkte Ausrichtung auf so
genannte „Leuchturmprojekte“. Das sind Technologien, die die Märkte der
Zukunft bestimmen, z.B: Informations- - und Kommunikationstechnologien,
Luft- und Raumfahrt, Sicherheitstechnik, Querschnittstechnologien wie die
Nano -und Biotechnologie. Insgesamt sind es 17 Zukunftsfelder.
Das Klima im globalen Wettbewerb ist rauer geworden. Deutschland ist zwar
nicht schlechter als früher, aber osteuropäische Länder und vor allem die
Schwellenländer China und Indien agieren weitaus dynamischer. Sie sind
nicht mehr nur die „verlängerte Werkbank“ für Europa. Sie sind auch im
High-Tech-Bereich die neuen Herausforderer auf dem Weltmarkt. Außerdem
sind diese Länder wesentlich risikobereiter, neue Technologien zu testen.
156
Deutschland muss in einem schneller werdenden Wettbewerb deutlich an
Tempo zulegen. Deutsche Unternehmen gehören zwar bei Innovationen
immer noch zur internationalen Spitze. Wir stehen mit zwölf Prozent aller
weltmarktrelevanten Patente und mit 16,5 Prozent der OECD-Exporte an
Technologiegütern wieder ganz oben auf der Siegertreppe. Doch so Erfolg
versprechend das auch klingen mag. Patent- und Exportweltmeisterschaft
sind in Deutschland keineswegs immer die zwei Seiten einer Medaille.
Den Erfolg verdanken wir den „global playern“ und „hidden champions“:
Den großen Automobil- und Chemiekonzernen. Mittelständischen
Maschinen- und Anlagenbauern, Medizintechnikunternehmen oder
Produzenten eben von Nischenprodukten, die sich seit langem durch hohe
Qualität international behaupten. Eine hohe Exportquote allein - zumal sie
mit hohen Importen von Zulieferteilen korrespondiert - kann Deutschland
über die Herausforderung einer globalisierten Wirtschaft nicht herüberretten.
Dem raschen Vordringen der aufstrebenden Schwellenländer müssen sich
auch die USA und die anderen europäischen Länder stellen. Im Gegensatz zu
Großbritannien und den USA fehlt es aber in Deutschland an einer stärkeren
Verlinkung von Forschung und Wirtschaft. Die Gründung eines Start-ups
aufgrund einer hervorragenden „Idee“ ist dort keine Seltenheit. Deutschland
bleibt hier weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Die Ursachen sind vielfältig. Einerseits die mangelnde Risikobereitschaft.
Andererseits das knappe Angebot an Seedkapital - Gründungskapital. Banken
und Venture-Capital-Gesellschaften waren hier in der Vergangenheit viel zu
zögerlich. Erfreulicherweise scheint sich nach den jüngsten Nachrichten hier
eine Trendwende zu vollziehen.
Deshalb hat das Wirtschaftministerium auch durchgesetzt, dass gleichzeitig
mit der Unternehmenssteuerreform zum 01.01.2008 ein sog. „Private Equity
Gesetz“ verabschiedet wird, um die Rahmenbedingungen für Risikokapital
zu verbessern. Zusammen mit den High-Tech- Gründerfonds setzen wir
damit ganz gezielt auf die Förderung junger Technologieunternehmen.
In Deutschland ist gerade der „Transfer über Köpfe“ aus der Wissenschaft in
die Wirtschaft noch deutlich steigerungsfähig. Mit der bevorstehenden
Neuausrichtung des Programms „EXIST - Existenzgründungen aus
Hochschulen“ verbessert das BMWi darüber hinaus das Gründungsklima an
Hochschulen und in ihrem Umfeld und unterstützt konkrete
Ausgründungsvorhaben. Technologisch sehr anspruchsvollen Projekten wird
157
künftig eine höhere Aufmerksamkeit gewidmet und so der Übergang zum
High-Tech-Gründerfonds erleichtert.
Dass gerade die Finanzierungsinstrumente so gut angenommen werden, zeigt,
dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Besonders eindrucksvoll ist der Erfolg des ERP-Innovationsprogramms.
Innovative Mittelstandsunternehmen unterstützt das Programm bei
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben mit bis zu fünf Millionen Euro. Das
Finanzierungspaket besteht aus Fremdkapital und Nachrangkapital. Für die
Nachrangtranche muss das Unternehmen keine Sicherheiten stellen; das
Ausfallrisiko der Nachrangmittel wird von der KfW und vom Bund getragen.
Mittelständlern bietet die Förderung gleich zwei Vorteile: Zum einen
verbessert das Nachrangkapital die Finanzierungsstruktur der Unternehmen.
Zum anderen profitieren sie von den besonders günstigen Zinskonditionen
deutlich unter dem Marktniveau. Inzwischen sind weit überplanmäßig bereits
über 550 Millionen Euro zugesagt worden.
Auch der High-Tech-Gründerfonds, der September 2005 gestartet wurde, hat
die Erwartungen weit übertroffen. Angetreten ist der Fonds, um die Lücke
auf dem deutschen Markt für Gründungskapital zu schließen. In 58 Fällen
konnten schon Beteiligungszusagen erteilt werden. Darunter befinden sich
sehr Erfolg versprechende Unternehmen mit starker technologischer Basis
und hoher unternehmerischer Kompetenz. Mit dem Volumen von 262 Mio.
Euro sollen durch den High-Tech-Gründerfonds in den kommenden Jahren
bis zu 300 neu entstehende Technologieunternehmen mit Beteiligungskapital
ausgestattet werden. Die deutliche Mehrheit sind Gründer aus der
Wissenschaft, die auf langjährige Forschungsarbeiten der Wissenschaft
zurückgreifen. Angelegt ist der High-Tech-Gründerfonds als Public-PrivatePartnership. Das BMWi, die KfW Bankengruppe sowie die
Industrieinvestoren BASF, Deutsche Telekom und Siemens speisen den
Fonds. Aber wir hoffen, dass sich noch weitere Unternehmen mit Kapital und
Know-how, an dem Gründerfonds beteiligen werden.
Darüber hinaus bietet der High-Tech- Gründer-fonds ein Netzwerk von
Beratern, die die Unternehmen vor allem in kaufmännischen und
Managementfragen unterstützend begleiten.
Um im weltweiten High-Tech-Markt erfolgreich zu sein, ist die
interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendiger denn je. Kooperationen,
Netzwerke und Cluster sind deshalb Kernelemente der Innovations - und
Technologieförderung durch das BMWi. Mit dem Programm PRO INNO II,
aus dem nahezu 50% der Mittel nach Ostdeutschland fließen, werden
Projekte
mit
in
und
ausländischen
Unternehmen
und
158
Forschungseinrichtungen unterstützt. Neben der weit überproportionalen
Aufstockung dieses zentralen Programms zur Förderung marktnaher
Kooperationsprojekte haben wir auch dessen Ausgestaltung weiter
verbessert. Dazu gehören u.a. der Wegfall von Zugangsbeschränkungen und
eine größere Stimulierung von transnationalen Projekten. Auf diese Weise
werden wir die Wirksamkeit des Programms für den innovativen Mittelstand
spürbar erhöhen.
Mit dem Ausbau der FuE-Kooperationsförderung reagieren wir auf die in
hohem Tempo komplexer werdenden Innovations- und Produktionsprozesse,
die auch vom innovativen Mittelstand eine verstärkte Bündelung von
Ressourcen erfordern.
Das Programm INNO-WATT werden sicher die Mehrzahl von ihnen kennen
und nutzen. Das Programm ist auf aussichtsreiche Wachstumsträger
konzentriert und setzt daher genau dort an, wo es insbesondere in den neuen
Bundesländern noch Schwächen gibt - bei der erfolgreichen industriellen
Verwertung von FuE-Ergebnissen.
Die erst kürzlich abgeschlossene Erfolgskontrolle wird vielen von Ihnen noch
lebhaft im Gedächtnis sein. Während die gesamten FuE-Ausgaben des
Bundes im Zeitraum 2005 bis 2009 mit rund 6 % p.a. wachsen, verzeichnen
die relevanten BMWi-Programme einen Anstieg von ca. 450 Mio. Euro auf
rund 670 Mio. Euro. Mit über 10% jährlich ist das eine bisher einmalige, weit
überproportionale Steigerungsrate.
Die Handlungsspielräume des Mittelstands für Investitionen zu stärken ist
aber nur die halbe Miete. Auf der anderen Seite müssen wir deren innovative
Kräfte und Köpfe stärken! Spitzenkräfte sind eine ebenso wichtiges Kapital Human-Kapital - für innovative Unternehmen. Die Nachfrage nach
Hochqualifizierten steigt stetig, auch wenn man es heute angesichts der
Arbeitslosenzahlen kaum glauben mag - Deutschland wird mittelfristig unter
Fachkräftemangel leiden. Dies rührt auch daher, dass viele hochqualifizierte
Kräfte abwandern. Fachkräfte werden in Deutschland teuer ausgebildet und
gehen danach - aufgrund der dortigen, für sie besseren persönlichen
Perspektive - ins Ausland. Diesen „Brain Drain“ müssen wir aufhalten, damit
ihnen nicht auch dieses Kapital ausgeht!
Deutschland muss zu einem „High-Tech- Wirtschaftswunderland“ werden!
Nur in enger Partnerschaft zwischen Bund, Ländern und unseren innovativen
kleinen - und mittelständischen Unternehmen können wir dieses
anspruchsvolle Ziel erreichen und so die entscheidenden Impulse für
Wirtschaftswachstum und Beschäftigung setzen.“
159
Quelle: http://www.bmwi.de
Aufgaben
1) Suchen Sie alle in dieser Rede vorkommenden Anglizismen. Überlegen Sie,
ob sie in der Ausgangssprache variiert werden können. Suchen Sie ihre
zielsprachlichen Äquivalente.
2) Sammeln Sie alle Fachtermini aus dem Bereich Wirtschaft. Übersetzen Sie
diese.
160
Thema: Gentechnik
Text 1
Rede von Bundesumweltminister Jürgen Trittin beim Symposium
„Monitoring von gentechnisch veränderten Pflanzen: Instrument einer
vorsorgenden Umweltpolitik“
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Frau Kollegin Höhn,
liebe Kollegen Abgeordnete,
lieber Herr Troge,
lieber Herr Professor Grunwald,
die Verwendung von „gentechnisch veränderten Kulturpflanzen“, wie es hier
immer so schön heißt, kann man auch als Verwendung gentechnisch
„manipulierter“ Kulturpflanzen in der Landwirtschaft bezeichnen.
Ihre Freisetzung in der Umwelt und letztendlich das Auftauchen dieser
Produkte in unseren Lebensmitteln ist sicherlich eines der umstrittensten
Themen in der heutigen Gesellschaft.
Nicht nur bei uns. Ich war gestern und vorgestern mit einem recht bekannten
britischen Gentechnikgegner unterwegs, mit dem Prinzen von Wales. Prinz
Charles vertritt - anders als die britische Regierung - in dieser Frage eine
völlig eindeutige, engagiert ablehnende Position.
Die Befürworter dieser Technologie sind besorgt, wichtige Innovationen und
wirtschaftliche Entwicklungen zu versäumen. Dieses Argument ist bekannt
und beliebt. Das Argument ist nicht so überzeugend, wie es auf den ersten
Blick erscheint. Aber es wird immer wieder bemüht.
Die Kritiker halten diesem Argument entgegen, der Einsatz gentechnisch
manipulierter Pflanzen in der Landwirtschaft sei ein nicht hinnehmbares
Risiko für Umwelt, Gesundheit und Gesellschaft.
Auch dieses Argument muss geprüft werden. Wir brauchen eine
differenzierte und verantwortliche Auseinandersetzung über die Grüne
Gentechnik. Dabei müssen alle möglichen Folgen bedacht und diskutiert
werden, die gesellschaftlichen und vor allem die ökologischen. Erst dann
können wir sauber zwischen den Chancen und den Risiken der Gentechnik
differenzieren.
161
Ich möchte im Folgenden einige der Maßnahmen und Initiativen vorstellen,
die wir in den vergangenen vier Jahren ergriffen haben, um den Umgang mit
der Grünen Gentechnik zukunftsfähig zu gestalten.

Eins war und ist uns besonders wichtig. Wir müssen sicherstellen, dass
die Gentechnologie nicht zur Bedrohung für den Erhalt der Artenvielfalt
wird. Deshalb hatte es für uns international hohe Priorität, das Protokoll über
die biologische Sicherheit durchzusetzen. Das ist uns in zähen
Verhandlungen im Jahr 2000 mit dem Cartagena-Protokoll gelungen.
 Der zweite, für uns besonders wichtige Punkt war, den Vorrang des
Schutzes von Mensch und Umwelt im deutschen und europäischen
Gentechnikrecht festzuschreiben und das Vorsorgeprinzip zu verankern.
Auch das ist uns gelungen.
 Unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft haben wir die EUFreisetzungsrichtlinie verändert und damit das Schutzniveau für Mensch und
Umwelt vor solchen genmanipulierten Organismen deutlich verbessert.
 Wir haben neue „Sicherheitselemente“ in diese Richtlinie eingebaut.
Beispielsweise
wird
die
Verwendung
der
umstrittenen
Antibiotikaresistenzgene schrittweise verboten. Schon heute können in
Deutschland manche Krankheiten nicht mehr behandelt werden, weil es
Resistenzen gegen wichtige Antibiotika gibt. Genehmigungen zur
Vermarktung von gentechnisch veränderten Pflanzen werden nur noch
befristet erteilt. Wir haben ein verpflichtendes Gen- und Anbauregister
vorgeschrieben. Eilverfahren ohne Öffentlichkeitsbeteiligung gibt es nicht
mehr.
 Da stellt sich nur noch die Frage: Warum wurde diese Richtlinie noch
nicht in deutsches Recht umgesetzt? Die Antwort ist einfach: Weil die EU
einige wichtige Fragen bisher nicht geregelt hat. Was geschieht z. B., wenn
genmanipulierte Organismen in Futtermitteln von Tieren aufgenommen
werden und dann über tierische Produkte in die Nahrungskette gelangen.
Dieser ganze Bereich ist bisher nicht geregelt.
Die gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Union hat im Auftrag
der Europäischen Kommission untersucht, wie sich der Anbau von
gentechnisch manipulierten Pflanzen auf die sonstige Landwirtschaft, die
konventionelle wie die ökologische Landwirtschaft, auswirken würde. Die
Studie betrachtet zwei Szenarien:
 Zum einen die „maßvolle“ Einführung transgener Pflanzen, bei der 10
Prozent der Nutzpflanzen auf den Feldern Europas gentechnisch manipuliert
wurden,
 und zum anderen die „gentechnikfreundliche“ Variante, bei der die Hälfte
der Kulturen aus gentechnisch manipulierten Pflanzen besteht.
162
Das Ergebnis dieser Studie ist auch für unsere heutige Debatte hochbrisant.
Die Studie zeigt nämlich, dass es auch bei einer sog. maßvollen Einführung
von transgenen Sorten sehr, sehr schwer sein wird, in den übrigen Produkten
Verunreinigungen zu vermeiden. Ich will an dieser Stelle feststellen, dass ich
mir gar nicht anmaße, stellvertretend für einzelne Menschen dieser
Gesellschaft zu entscheiden, ob Gentechnik nun gut oder schlecht ist.
Letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden. Es ist jedoch die
Verantwortung der Politik, dafür zu sorgen, dass die Menschen, die ein
vermutetes Risiko nicht eingehen wollen, dazu auch die Möglichkeit
bekommen. Es ist die Verantwortung der Politik dafür zu sorgen, dass man
sich gentechnikfrei ernähren kann. Ein mündiger Bürger und eine mündige
Bürgerin, eine mündige Verbraucherin und ein mündiger Verbraucher
müssen die Möglichkeit haben, selbst entscheiden zu können, ob sie sich
einem Risiko aussetzen oder ob sie sich ihm nicht aussetzen wollen. Als
Verantwortliche in der Regierung müssen wir uns der Aufgabe stellen, denen,
die sich schützen wollen, dazu die Möglichkeit zu schaffen oder zu erhalten.
Diese Studie hat erstmals durchgerechnet, welche Kosten wirklich auf die
Landwirtschaft und letztlich auf die Verbraucher zukommen. Die Studie ist
daher von besonderer Brisanz. Natürlich kann man die Gefahr reduzieren,
dass nicht genmanipulierte Pflanzen verunreinigt werden: Man kann die
Felder sehr weiträumig abgrenzen, man kann unterschiedliche Anbauzeiten
wählen. Nur: An dieser Stelle kommt dann die Ökonomie ins Spiel.
Diese Trennung ist nicht umsonst zu haben. Schon ein relativ hoher
Schwellenwert von 1 Prozent möglicher Verunreinigung hätte beispielsweise
- so diese Studie - bei Mais und Kartoffeln eine Kostensteigerung von 9
Prozent zur Folge, bei Raps sogar bis zu 41 Prozent. Zusätzlich zu den
Kosten für veränderte Anbauverfahren wären selbstverständlich auch
zusätzliche Kontrollen zu bezahlen. Dann wird es für den konventionellen
Landbau schon schwierig. Diese Schwierigkeiten steigern sich sogar
exponentiell für den Ökolandbau.
Auch wenn wir die Kosten sehen, wir müssen an dem Prinzip festhalten:
Jeder muss die Freiheit haben, im Zweifel gentechnikfrei leben zu können.
Das heißt, die viel zitierte „friedliche Koexistenz“ von genmanipulierten
Organismen in der Landwirtschaft und gentechnikfreien Produkten würde
sehr teuer. Sie ist nur mit einem beachtlichen finanziellen Aufwand zu
erreichen.
163
Nun stellt sich natürlich die Frage, wer trägt die Kosten für diese „friedliche
Koexistenz“? Da muss ich mit aller Nachdrücklichkeit sagen: Es ist nicht
einzusehen, dass die Kosten für die Anwendung dieser Technik von denen
getragen werden, die auf die Anwendung dieser Technik verzichten, weil
durch diese Technik die entstandenen Produkte verunreinigt werden können.
Da muss das Verursacherprinzip zum Tragen kommen. Das heißt, die
zusätzlichen Kosten für die Koexistenz in diesem Bereich sind von denen zu
begleichen und zu tragen, die diese Technik nutzen wollen. So halten wir es.
Anderenfalls würden wir einen wesentlichen Pfeiler unserer Umweltpolitik
auf den Kopf stellen.
Sie sehen, der Einsatz dieser Pflanzen und die rechtliche Regelung aller
damit verbundenen Fragen birgt eine Menge an Konfliktstoff. Es gibt eine
Vielzahl schwieriger Fragen zu lösen, bevor man sich überhaupt entscheiden
kann, ob man diese Technik überhaupt will oder nicht. Es ergeben sich also
unabhängig von der Frage Pro oder Contra Gentechnik sehr gravierende
Probleme.
Die Koalition hat 1998 beschlossen, ein Langzeitmonitoring zu starten, falls
Freilandversuche und der großflächige Anbau von solchen Pflanzen
stattfinden sollten. Niemand bestreitet im Übrigen die ökologischen Risiken,
die mit dem Anbau von genmanipuliertem Mais, Raps, Kartoffeln und
Zuckerrüben verbunden sind. Auch die Hersteller sehen diese Risiken. Wenn
man das Vorsorgeprinzip also ernst nimmt, bedarf es eines solchen
Monitorings. Bei der fallspezifischen Beobachtung ist der Betreiber in der
Pflicht. Die allgemeine überwachende Beobachtung ist aber eine staatliche
Aufgabe. Um die Grundlagen für diesen Vollzug festzulegen, hat die
Umweltministerkonferenz 1998 den Bund gebeten, ein entsprechendes
Konzept für die Langzeitbeobachtung zu entwickeln.
Wir haben viel Energie und Geld investiert, um die ökologische
Begleitforschung zu intensivieren und ein umfassendes Konzept für ein
Langzeitmonitoring zu entwickeln. Denn dies ist ein wissenschaftlich höchst
anspruchsvolles Vorhaben. Das Bundesumweltministerium hat daher einen
eigenen Förderschwerpunkt eingerichtet, um die Konzeptentwicklung für das
Monitoring zu fördern. Das BMU hat gemeinsam mit den Bundesländern
Modellprojekte durchgeführt. Wir haben untersucht, was ein ökologisches
Risiko ist, wie es bewertet werden soll, und wo der Vollzug des
Gentechnikgesetzes verbessert werden kann.
Die EU-Richtlinie weist diesem Monitoring ausdrücklich auch die Funktion
eines Frühwarnsystems zu, damit man schädlichen Entwicklungen rechtzeitig
164
entgegentreten kann. Um den Anforderungen der Richtlinie gerecht zu
werden, müssen wir sicherstellen, dass Umwelt und ökologische
Fragestellungen ebenfalls im Mittelpunkt dieses Monitoring stehen. Wir
wollen nicht nur das Agrarökosystem betrachten. Für uns ist nicht nur
wichtig, was eigentlich hinsichtlich Ertrag und Schädlingsbefall passiert.
Sondern auch, was passiert, wenn genmanipulierte Pflanzen sich auskreuzen,
verwildern und unbeabsichtigte Wirkungen auf Nicht-Zielorganismen
entfalten. Wer das nicht erfassen will, der setzt sich dem begründeten
Verdacht aus, dass er etwas zu verbergen hat.
Aber viele Fragen sind in Bezug auf dieses Langzeitmonitoring noch zu
klären: Wer soll wie die zentrale Koordinierung übernehmen? Das
Bundesumweltministerium hat hier eine Entscheidung innerhalb des eigenen
Geschäftsbereiches zu treffen. Die Entscheidung wird im Geschäftsbereich
unter dem Aspekt der Biodiversität getroffen werden müssen.
Wir
haben
in
dieser
Bundesnaturschutzgesetz und
begonnen: hin zu einer
Landwirtschaft. Wir haben uns
erreichen.
Legislaturperiode
mit
dem
neuen
mit der Agrarwende eine neue Politik
umweltverträglichen, einer nachhaltigen
das Ziel gesetzt, 20 Prozent Ökolandbau zu
Das heißt, wir müssen sicherstellen, dass diese Entwicklung nicht durch den
Einsatz gentechnisch manipulierter Organismen in der Produktion
konterkariert wird.
Das heißt, wir können Gentechnik nur zulassen, wenn tatsächliche eine
Koexistenz zwischen Gentechnik und Naturschutz, zwischen Gentechnik und
Ökolandbau möglich ist.
Das geplante Langzeitmonitoring ist ein unverzichtbares Instrument einer
vorsorgenden Umweltpolitik. Es ist notwendig, um das zu erreichen, was wir
jenseits aller ideologischen Diskussionen brauchen: den Erhalt der
Wahlfreiheit für jeden Einzelnen. Das ist sozusagen der Kern unseres
bürgerrechtlichen Anspruchs. Jeder muss selbst entscheiden können, mit
welchen Produkten er oder sie sich ernähren will.
Deshalb brauchen wir klare Regeln für die Anwendung von Technologien,
um über ein Für und Wider zu entscheiden. Darüber kann und wird man noch
sehr lange streiten.
165
Quelle: http://www.bmu.de/reden/archiv/bundesumweltminister_juergen_trittin/doc/print
/697.php
Aufgaben
1) Finden Sie die Hauptinformationen dieser Rede.
2) Formulieren Sie die zentralen Stellen um: suchen Sie andere
Möglichkeiten des sprachlichen Ausdrucks in der Ausgangssprache.
3) Finden Sie für die umformulierten Passagen entsprechende
Transformationsmöglichkeiten in der Zielsprache.
4) Erstellen Sie eine Liste der Fachtermini und übersetzen Sie diese.
Text 2
Трансгенные продукты. Мифы и реальность.
В последние годы все большее влияние на здоровье населения планеты
оказывает качество и структура питания. В международном научном
сообществе существует четкое понимание того, что в связи с ростом
народонаселения Земли, которое по прогнозам ученых должно достичь
к 2050 году 9-11 млрд. человек, необходимо удвоение или даже
утроение мирового производства сельскохозяйственной продукции, что
невозможно без применения трансгенных растений, создание которых
многократно ускоряет процесс селекции культурных растений,
увеличивает урожайность, удешевляет продукты питания, а также
позволяет получить растения с такими свойствами, которые не могут
быть получены традиционными методами.
Основные объекты генной инженерии в растительном мире: соя,
кукуруза, картофель, хлопчатник, сахарная свекла. При этом
вырабатывается повышенная резистентность к колорадскому жуку, к
вирусам, защита от насекомых. Возможно улучшение коммерческих
показателей: у томатов - увеличение сроков хранения, у картофеля повышение крахмалистости, обогащение аминокислотами, витаминами.
Путем генной инженерии возможно повышение урожайности на 4050%. За последние 5 лет в мире земельные площади, используемые под
трансгенные растения, увеличились с 8 млн. га до 46 млн. га.
Нужно отметить, что ни одна новая технология не была объектом
такого пристального внимания ученых всего мира. Все это обусловлено
166
тем,
что
мнения
ученых
о
безопасности
генетически
модифицированных источников питания расходятся. Нет ни одного
научного факта против использования трансгенных продуктов. В тоже
время некоторые специалисты считают, что существует риск выпуска
нестабильного вида растений, передача заданных свойств сорнякам,
влияние на биоразнообразие планеты, и главное потенциальная
опасность для здоровья человека.
На данный момент в России зарегистрировано множество видов
продуктов из модифицированной сои, среди которых: фитосыр, сухие
заменители молока, мороженое, 32 наименования концентратов соевого
белка, 7 видов соевой муки, модифицированные бобы сои, комплексные
пищевые добавки в ассортименте и специальные продукты для
спортсменов, тоже в немалом количестве и некоторые другие.
Также Департамент государственного санитарно-эпидемиологического
надзора выдал «сертификаты качества» одному сорту картофеля и двум
сортам - кукурузы.
Получение трансгенных растений является на данный момент одной из
перспективных
и
наиболее
развивающихся
направлений
агропроизводства. Существуют проблемы, которые не могут быть
решены такими традиционными направлениями как селекция, кроме
того, что на подобные разработки требуются годы, а иногда и
десятилетия. Создание трансгенных растений, обладающих нужными
свойствами, требует гораздо меньшего времени и позволяет получать
растения с заданными хозяйственно ценными признаками, а также
обладающих свойствами, не имеющими аналогов в природе. Примером
последнего могут служить полученные методами генной инженерии
сорта растений, обладающих повышенной устойчивостью к засухе.
Создание трансгенных растений в настоящее время развиваются по
следующим направлениям:
1. Получение сортов с/х культур с более высокой урожайностью.
2. Получение с/х культур, дающих несколько урожаев в год (например,
в России существуют ремантантные сорта клубники, дающие два
урожая за лето).
3. Создание сортов с/х культур, токсичных для некоторых видов
вредителей (например, в России ведутся разработки, направленные на
получение сортов картофеля, листья которого являются остро
токсичными для колорадского жука и его личинок).
167
4. Создание сортов с/х культур, устойчивых к неблагоприятным
климатическим условиям (например, были получены устойчивые к
засухе трансгенные растения, имеющие в своем геноме ген скорпиона)
5. Создание сортов растений, способных синтезировать некоторые
белки животного происхождения (например, в Китае получен сорт
табака, синтезирующий лактоферрин человека)
Таким образом, создание трансгенных растений позволяет решить
целый комплекс проблем, как агротехнических и продовольственных,
так и технологических, фармакологических и т.д. Кроме того, уходят в
небытие пестициды и другие виды ядохимикатов, которые нарушали
естественный баланс в локальных экосистемах и наносили
невосполнимый ущерб окружающей среде.
Многих потребителей сегодня волнует вопрос, как отличить
трансгенные продукты от натуральных?
Выяснить, содержит ли продукт измененный ген, можно только с
помощью сложных лабораторных исследований. В 2002 году минздрав
России ввел обязательную маркировку продуктов, содержащих более
пяти процентов генетически модифицированного источника. Реально ее
нет практически никогда. По словам главного государственного
санитарного врача России Геннадия Онищенко, результаты проверок
показали, что только в Москве в 37,8 процента случаев пищевые
продукты, содержащие генетически модифицированное сырье, не
имеют соответствующей маркировки, и это очень высокий показатель.
Чтобы получить право на ввоз, производство и реализацию продукции,
содержащей генетически модифицированные источники, нужно пройти
государственную гигиеническую экспертизу и регистрацию. Процедура
платная для предприятия. Не многие готовы тратить на это
дополнительные средства. Или считают, что подобное указание на
этикетке отпугнет покупателей.
На Западе на прилавках уже давно и открыто лежат генетически
измененные продукты. На этикетках появились даже специальные
наклейки, чтобы человек знал, что покупает. У нас наклеек нет, но
продукты, как уверяют экологи, тоже заполняют магазины. В Интернет
длинный список трансгенных товаров, от которых ломятся наши
прилавки. Однако все эти продукты из-за границы. В России
генетически измененные культуры можно встретить только на
экспериментальных полях.
168
Особая гордость наших специалистов - картошка, от которой гибнут
колорадские жуки. Для экологов она же главный раздражитель.
Специалисты говорят, что при поедании трансгенного картофеля, у
крыс наступает изменение состава крови, изменение размеров
внутренних органов, а также появляются патологии в значительно
большем количестве, чем при поедании обычного картофеля.
Однако ученые заявляют, что случающиеся проколы не повод
запрещать направление в целом. Трансгенные исследования в десятки
раз быстрее мичуринского метода селекции и даже безопаснее.
Ученые не настаивают на немедленном внедрении своих открытий в
производство. Коровы с молоком невиданной жирности, рыба,
живущая, как в соленой, так и в пресной воде, свиньи без сала – все
нужно, прежде всего, для развития науки.
Основное преимущество трансгенных продуктов в их цене. Они
значительно дешевле обычных, поэтому сейчас они покоряют, прежде
всего, рынки слабо развитых стран, куда направляются в качестве
гуманитарной помощи.
Но в будущем, несмотря на протесты экологов, чистые мясо и овощи,
вероятно, станут ассортиментом небольших, но очень дорогих
магазинов.
Генетически модифицированные продукты - большой и перспективный
бизнес. В мире уже сейчас 60 миллионов гектаров занято под
трансгенные культуры. Их выращивают в США, Канаде, Франции,
Китае, Южной Африке, Аргентине. Продукты из вышеперечисленных
стран к нам ввозятся - та же соя, соевая мука, кукуруза, картофель и
другие.
По объективным причинам. Население земли растет год от года.
Некоторые ученые считают, что через 20 лет нам придется кормить на
два миллиарда человек больше, чем сейчас. А уже сегодня хронически
голодают 750 миллионов.
Всевозможные экологические организации (например, „Гринпис“),
объединение „Врачи и ученые против генетически модифицированных
источников питания“ считают, что рано или поздно „пожинать плоды“
придется. Причем, возможно, не нам, а нашим детям и даже внукам.
169
Сейчас 90 процентов экспорта трансгенных пищевых продуктов
составляют кукуруза и соя. Что это значит применительно к России? То,
что попкорн, которым повсеместно торгуют на улицах, стопроцентно
изготовлен из генетически модифицированной кукурузы, и маркировки
на ней до сих пор не было. Если вы закупаете соевые продукты из
Северной Америки или Аргентины, то на 80 процентов это генетически
измененная продукция.
Что хотелось бы отметить в заключении.
Генетически модифицированные продукты стали одним из достижений
биологии ХХ в. Но основной вопрос - безопасны ли такие продукты для
человека, пока остается без ответа. Проблема ГМП актуальна,
поскольку в ней экономические интересы многих стран приходят в
противоречие с основными правами человека. Прочитав много газет и
журналов, я решила, что не буду употреблять ГМП, пока у нас нет
полной информации о них и всех последствиях их употребления.
Большинство людей не знают о ГМП и возможных последствиях их
использования. Раньше люди боялись стихийных бедствий, войн, теперь
становится опасно есть мясо и овощи. Чем выше технология, тем выше
риск. Людям следует постоянно помнить о простой закономерности:
всякая технология имеет очевидные плюсы и неизвестные минусы.
Надеюсь, что уже в ближайшем будущем нам удастся собрать как
можно больше объективной информации о ГМП, положительных и
отрицательных качествах таких продуктов.
Quelle: http://referats.5-ka.ru/10/526/1.html
Aufgaben
1) Informieren Sie sich im Internet auf der Homepage von Greenpeace über
die Änste und Gefahren, die mit der Verwendung von Gentechnologien
verbunden sind. Bereiten Sie einen kurzen Bericht darüber vor.
2) Transkribieren Sie Ihren Text mit Notizentechnik. Halten Sie den Vortrag
anhand dieser Notizen.
3) Erstellen Sie eine Liste von themenrelevanten Wörtern und
Redewendungen, die in dieser Rede und Ihrem Bericht vorkommen, und
finden Sie Äquivalente in der Zielsprache.
170
Text 3
Rede von Eva Bulling-Schröter:
überflüssig und gefährlich
Gentechnik
im
Agrarbereich
Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Eine Mehrheit in diesem Land will kein Genfood. Ich denke, das sollten Sie
sich noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. In meinem Heimatland
Bayern vergeht keine Woche, in der nicht mindestens eine Veranstaltung
oder Demonstration zu diesem Thema stattfindet, Ende des Monats wieder in
Pfaffenhofen, dem Produktionsstandort der Firma Hipp, die sich sehr
detailliert zu den Risiken und zu ihrer Ablehnung geäußert hat.
Frau Happach-Kasan, ich sage Ihnen nur eines: Die Menschen haben sehr
wohl verstanden, und sie wollen, dass die Politik endlich versteht. Das ist,
denke ich, der richtige Weg.
Herr Kelber, Sie haben von Presseerklärungen gesprochen. Stimmt; da haben
wir vielleicht ein bisschen wenig gemacht. Aber Presseerklärungen sind nicht
alles. Wir unterstützen die Initiativen vor Ort, und davon haben diese
manchmal mehr.
Aber jetzt zu den Anträgen aus den Reihen der Opposition und dem TABGentechnikbericht. Zum Antrag der FDP zur Änderung des
Gentechnikgesetzes gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Jedes gesprochene
Wort wäre eine unverhältnismäßige Aufwertung dieses industriehörigen und
verbraucherfeindlichen Vorschlages.
Jetzt zum Bericht des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen
Bundestag. Um es kurz zu fassen: Er ist ein Nackenschlag für alle, die große
Hoffnungen in die Anwendung der Agro-Gentechnik haben. Die Gefahren
für Mensch und Umwelt nehmen in der zweiten und dritten Generation eben
nicht ab, sondern zu. Der wirtschaftliche Nutzen ist fraglich. Ich kann mich
noch an das Gejammere der Industrie während unserer Anhörung erinnern.
Der Bt-Mais MON810 steht europaweit in der Kritik. Wir begrüßen hier die
Maßnahmen der Länder Österreich und Ungarn.
Beide Staaten haben aus berechtigten Zweifeln Konsequenzen gezogen und
Regelungen geschaffen, die den Anbau von MON810 behindern. Erst wenn
alle Unklarheiten beseitigt sind falls das überhaupt möglich ist, könnte der
171
transgene Mais dort angebaut werden. Ich bin gespannt auf das GreenpeaceGutachten.
Die Linke fordert hier grundsätzliche Lösungen. Es muss europaweit die
Möglichkeit geben, sich regional und national gegen den Anbau transgener
Kulturpflanzen auszusprechen.
Es kann nicht sein, dass eine Region, die diese Pflanzen nicht will, durch
europarechtliche Regelungen zum Anbau gezwungen wird. Anbauverbote
und Einfuhrbeschränkungen sollten jedem europäischen Staat zur Verfügung
stehen. Gentechnikfreiheit bietet gerade den europäischen Landwirtinnen und
Landwirten echte Vermarktungschancen. Diese gilt es nicht zu zerstören.
Auch Sie wollen das doch nicht.
Thema Koexistenz. Die Grünen fordern im Antrag eine europaweite
Regelung - ein guter Vorschlag. Wir fordern allerdings Klarheit, was unter
Koexistenz eigentlich zu verstehen ist. Der Begriff wird genauso gedehnt und
missbraucht wie der Begriff Nachhaltigkeit seit Rio. Folgt man der Logik von
FDP, CDU/CSU und Monsanto, dann heißt Koexistenz, dass es quasi ein
Recht auf Kontamination des Nachbarn bis zu einem Anteil von 0,9 Prozent
gibt. Das ist auf keinen Fall zu akzeptieren.
Koexistenz bedeutet für die Linke ein Nebeneinander ohne jegliche
Kontamination, Verschleppung oder Vermischung. Landwirtinnen und
Landwirte der gentechnikfreien Produktion haben ein Recht auf ein
Nebeneinander. Ein vermischtes Miteinander muss verhindert werden.
Nur so ist die viel zitierte Wahlfreiheit der Kundinnen und Kunden überhaupt
möglich. Wer zahlt schon für ein als gentechnikfrei gekennzeichnetes
Produkt, wenn es bis zu 0,9 Prozent Gentechnik enthalten kann?
Die Nachweisgrenze liegt heute bei 0,005 Prozent. Ich wiederhole: bei 0,005
Prozent. Daran muss man sich orientieren. Können BASF, Monsanto und
ihre Freunde aus der Politik nicht garantieren, dass ihre Pflanzen nicht in
andere Kulturen auskreuzen, egal, wie groß ein Sicherheitsabstand auch sein
mag, dann sollten sie diese auch nicht anbauen dürfen. Gentechnik muss
sicher sein oder sich vom Acker machen! Das verstehe ich unter Koexistenz.
Das bedeutet ein wirkliches Nebeneinander.
Ganz kurz noch zu den Freisetzungsexperimenten. Grundsätzlich sieht die
Fraktion Die Linke Forschung an transgenen Pflanzen in Bezug auf
Auskreuzungen, Verschleppung und sonstige Kontamination genau so
kritisch wie beim kommerziellen Anbau.
Wir teilen die Kritik vor allem in Bezug auf Haftung, Referenzmaterial und
172
Forschungsbedarf. Der Aspekt „Bienen und Gentechnik“ muss noch mehr im
Vordergrund stehen.
Forschung im offenen System ist immer risikobehaftet; eine
hundertprozentige Sicherheit kann es nicht geben. Wir brauchen den Schutz
von Mensch und Tier. Die Rolle der grünen Gentechnik in diesem
Zusammenhang ist sehr fraglich.
Noch eine Bemerkung zu den Ausführungen von Frau Pieper: Sie hat gesagt,
es gehe um mehr. Das stimmt: Es geht um die Verantwortung, um
Verbraucherrechte und auf der anderen Seite um Millionengewinne von
großen Konzernen. Sie haben die Wahl.
Quelle: http://www.linksfraktion.de/rede.php?artikel=1319898943
Aufgaben
1) Welche These vertritt die Rednerin?
2) Erstellen Sie einen Katalog der Argumente, die Sie zur Unterstützung ihrer
These bringt.
3) Sprechen Sie über die rhetorischen Mittel, die die Rednerin verwendet.
4) Informieren Sie sich über die erwähnten Genpflanzen.
173
Thema: Abrüstung
Text 1
Стенограмма выступления Министра иностранных дел России
С.В.Лаврова на пленарном заседании Конференции по
разоружению, Женева, 12 февраля 2008 года
Уважаемый господин Генеральный секретарь,
Уважаемый господин Председатель,
Уважаемые коллеги, дамы и господа,
Прежде всего, хотел бы приветствовать всех участников Конференции
по
разоружению.
Рад
возможности
выступить
на
этом
представительном форуме, поделиться оценками положения дел в
разоруженческо-нераспространенческом процессе, которое не может не
вызывать всеобщей озабоченности.
Достижения науки и внедрение передовых технологий открывают
невиданные возможности решения главнейшей для каждого государства
задачи – обеспечения устойчивого развития и процветания.
Возрастающая взаимозависимость глобализирующегося мира и
нарождающаяся многополярность создают благоприятные условия для
расширения международного сотрудничества в интересах максимально
полного использования таких возможностей на благо всех стран и
народов. В свою очередь, появление все новых и обострение многих
существующих угроз глобального масштаба – от терроризма и
расползания оружия массового уничтожения до изменения климата –
требуют ответа солидарными усилиями всего международного
сообщества. Это – веление времени.
Стержневым элементом современной системы международной
безопасности является Договор о нераспространении ядерного оружия.
Через несколько месяцев здесь, в Женеве, состоится вторая сессия
Подготовительного комитета по очередному обзору ДНЯО. Мы
заинтересованы в максимально конструктивной и результативной
работе этого форума, призванного создать благоприятные условия для
успешного проведения Обзорной конференции 2010 года. Главное –
обеспечить дальнейшую действенность Договора, имея в виду единство
его трех фундаментальных составляющих: нераспространения, мирного
использования атомной энергии и разоружения.
174
Важнейшее значение в деле реального разоружения имеют российскоамериканские отношения в сфере ограничения и сокращения
стратегических наступательных вооружений. К сожалению, нет
определенности относительно будущего этого процесса. В декабре 2009
года истекает срок действия Договора СНВ-1. Мы заблаговременно,
еще три года назад, выступили с идеей разработки и заключения новой
полноформатной договоренности о дальнейшем контролируемом
сокращении и ограничении СНВ.
Наша цель – сохранить стабильность и предсказуемость в
стратегических отношениях России и США. Поэтому мы предлагаем
взять все лучшее из действующего Договора и заложить это в новую
договоренность. Такой документ – разумеется, юридически
обязывающий – мог бы зафиксировать новые, более низкие подлежащие
проверке
потолки
как
на
стратегические
носители
(межконтинентальные баллистические ракеты, баллистические ракеты
подводных лодок, тяжелые бомбардировщики), так и размещенные на
них боезаряды. Однако выйти на приемлемые решения пока не удается.
Рассчитываем, что американские переговорщики прислушаются к
призыву таких авторитетов в этой области, как Джордж Шульц, Генри
Киссинджер, Сэм Нанн и Уильям Перри, которые убедительно
обосновали необходимость продолжать ядерное разоружение,
укреплять международные режимы нераспространения и поддерживать
стратегическую стабильность на многосторонней основе. Многие их
идеи созвучны российским инициативам, хотя, конечно же, есть и
моменты, требующие дополнительного обсуждения при согласовании
конкретных путей решения столь непростых задач.
Хочу особо отметить, что нас не может не беспокоить ситуация, когда
на фоне перспективы прекращения действия договорных ограничений
на СНВ наращиваются усилия США по развертыванию своей
глобальной системы ПРО. Неразрывная связь стратегических
наступательных и оборонительных вооружений известна, и не
учитывать это в дальнейшем военном планировании невозможно.
Считаем, что стратегическая стабильность более не может оставаться
эксклюзивной областью российско-американских отношений. Эту
остаточную биполярность надо преодолевать на путях открытия данной
сферы для всех заинтересованных государств, готовых к активному
взаимодействию в интересах укрепления общей безопасности. Такое
сотрудничество, по нашему твердому убеждению, должно основываться
175
на равноправии, взаимном уважении, конструктивном диалоге,
совместном анализе и учете интересов всех сторон при выработке и
принятии решений.
Эти принципы Россия будет и впредь отстаивать в своей внешней
политике. На них же традиционно строится и работа Конференции по
разоружению – уникального и незаменимого международного
переговорного форума, обладающего солидным интеллектуальным и
профессиональным потенциалом. Конференция внесла весомый вклад в
дело
укрепления
мира
и
безопасности,
разоружения
и
нераспространения оружия массового уничтожения и средств его
доставки, разработав важнейшие международно-правовые документы в
этой области.
Как и подавляющее большинство других государств, Россию, конечно
же, не устраивает ситуация, когда вот уже в течение 10 лет
содержательная работа КР остается заблокированной, а в сфере
разоружения, контроля над вооружениями и нераспространения
наблюдается застой. Убеждены, что при наличии политической воли
можно выправить положение. Важнейшая предпосылка – создание
благоприятных международных условий для разоруженческого
процесса, продвижение которого возможно лишь на основе взаимности,
соблюдения принципа равной безопасности и международной
законности.
В последнее время масштабы и значимость исследования и
использования космического пространства существенно возросли.
Интересы дальнейшего динамичного развития международного
космического сотрудничества настоятельно требуют принятия мер с
целью не позволить превратить космическое пространство в арену
противостояния, обеспечить его сохранение свободным от оружия
любого вида.
Год назад, выступая в Мюнхене, Президент В.В.Путин предостерег
против появления новых высокотехнологичных дестабилизирующих
видов оружия, новых сфер конфронтации. Как он подчеркнул,
милитаризация космоса может спровоцировать непредсказуемые для
мирового сообщества последствия – не меньшие, чем начало ядерной
эры. Президент сообщил, что для недопущения подобного развития
готовится проект специального договора. Такой документ был
разработан нами в соавторстве с КНР и неофициально распространен
среди заинтересованных делегаций на Конференции в июне прошлого
176
года. Реакция абсолютного большинства партнеров – позитивная.
Многие государства настроены на предметную работу по этой
проблеме.
Сегодня Российская Федерация совместно с Китайской Народной
Республикой официально вносят проект Договора о предотвращении
размещения оружия в космическом пространстве, применения силы или
угрозы силой в отношении космических объектов (ДПРОК) для
рассмотрения на КР. Считаем Конференцию наиболее подходящим
форумом для многосторонней работы по проекту Договора с учетом ее
мандата, повестки дня и высокого экспертного потенциала в области
военного космоса.
В проекте учтены предложения, сделанные государствами-участниками
КР в ходе совместной работы над элементами Договора, которые были
ранее предложены Россией и Китаем вместе с группой соавторов и
плодотворно обсуждались здесь на протяжении более пяти лет.
Современное международное космическое право не запрещает
размещения в космическом пространстве оружия, не являющегося
ОМУ.
Проект ДПРОК предусматривает запрет на размещение оружия любого
вида в космическом пространстве, применение силы или угрозы силой в
отношении космических объектов. Договор призван устранить
существующие пробелы в международном космическом праве, создать
условия для дальнейшего исследования и использования космического
пространства, обеспечить сохранность космической собственности,
укрепить всеобщую безопасность и контроль над вооружениями.
Задача предотвращения гонки вооружений в космическом пространстве
стоит на повестке дня Конференции. Пора приступить к серьезной
практической работе в этой области, действуя на упреждение. Иначе
момент может быть упущен. Предотвратить угрозу всегда легче, чем
устранять.
Все государства обладают равным и неотъемлемым правом на доступ в
космическое пространство, его исследование и использование.
Закономерно, что обеспечение безопасности в космосе – наша общая
задача, и надо сообща найти такое ее решение, которое будет работать
на укрепление международной безопасности и стабильности. У нас нет
сомнений в том, что ДПРОК является эффективным и реалистичным
177
способом достижения этой цели. Готовы к тесному сотрудничеству со
всеми государствами-участниками Конференции.
Еще одна актуальная проблема, которая оказывает значительное
влияние на стратегическую стабильность и международную
безопасность, связана с ракетным распространением. В октябре 2007
года Президент В.В.Путин выдвинул инициативу о придании
глобального характера обязательствам, зафиксированным в Договоре
между СССР и США о ликвидации их ракет средней и меньшей
дальности (РСМД).
Инициатива была поддержана американскими партнерами. Наши общие
позиции отражены в Совместном заявлении по Договору о РСМД,
распространенном в качестве официального документа на 62-й сессии
Генассамблеи ООН и на Конференции по разоружению. Отклик
подавляющего большинства членов мирового сообщества –
одобрительный. Но есть и государства, которые по разным причинам не
проявили готовности его поддержать. Мы принимаем во внимание их
подходы
и
хотели
бы
продолжить
совместный
поиск
взаимоприемлемого решения проблемы.
С этой целью предлагаем разработать и заключить многостороннее
соглашение на базе соответствующих положений Договора о РСМД.
Основными элементами такой универсальной международно-правовой
договоренности могли бы стать следующие.
Во-первых, обязательство сторон не проводить летных испытаний и не
производить никаких РСМД, их ступеней и пусковых установок.
Во-вторых, обязательство государств-участников к согласованному
сроку ликвидировать все свои РСМД, их пусковые установки и
связанные с ними вспомогательные сооружения и оборудование.
В-третьих, установить правила засчета и определения типа РСМД, их
размещения и перемещения в процессе подготовки к ликвидации,
процедуры ликвидации и проверки выполнения обязательств.
В заключение хотел бы кратко остановиться на внешнеполитической
философии новой России применительно к проблематике разоружения.
В новом веке цель любого государства – играть и выигрывать в мировой
конкурентной борьбе, а не на полях сражений. Вся внешняя политика
178
России ориентирована на то, чтобы сохранить открывшуюся перед нами
впервые
историческую
перспективу
подлинно
самобытного,
самостоятельного развития в семье других наций. Это будет
невозможно без продолжения ускоренного социально-экономического
подъема страны, который и будет одной из ключевых гарантий нашей
безопасности. Во внешнем плане ее должна обеспечить более
справедливая и по-настоящему демократическая архитектура
международных отношений. К сожалению, мир, избавившись от
«холодной войны», никак не может обрести новое равновесие. Весьма
высок конфликтный потенциал, в том числе в районах, близких к
российским рубежам.
Вот почему мы последовательно выступаем за утверждение
коллективного образа действий и укрепление правовых начал в
региональной и глобальной политике на основе Устава ООН и
признания неделимости безопасности и развития в современном мире.
Вот почему мы выступаем за создание открытых систем коллективной
безопасности, прежде всего – формирование единого пространства
безопасности в Евроатлантическом регионе. Убеждены: безопасность
нужна не друг от друга и тем более не против кого-то, а от
трансграничных угроз.
Вот почему, как заявил на днях Президент В.В.Путин, мы не дадим
втянуть себя в затратную конфронтацию, в том числе в новую гонку
вооружений, пагубную для внутреннего развития страны.
Вот почему мы выступаем за сохранение преемственности в процессе
разоружения и контроля над вооружениями, его дальнейшее договорноправовое развитие, в том числе на многосторонней и универсальной
основе – в духе стратегической открытости.
Не Россия бросает эти вызовы своим международным партнерам – их
бросает сама жизнь всем без исключения государствам, прежде всего
ведущим, от которых во многом зависят судьбы мира. Мы свой выбор
сделали и готовы к совместной работе.
Quelle: http://www.un.int/russia/new/MainRootrus/docs/off_news/ 120208/newru1.htm
Aufgaben
1) Suchen Sie im Text alle Abkürzungen, schreiben Sie diese aus und suchen
Sie dazu Äquivalente in der Zielsprache.
179
2) Suchen Sie im Internet die Rede von Vladimir Putin auf der Münchener
Sicherheitskonferenz 2007 und ihre Übersetzung. Kürzen Sie die Rede bis auf
maximal 5000 Zeichen. Lernen Sie Ihre gekürzte Rede auswendig oder
notieren Sie sich einige Stichwörter, die Ihnen beim Vortrag helfen können.
3) Vergleichen Sie die Rede und die Übersetzung und erstellen Sie eine Liste
von thematisch relevanten Wörtern und Redewendungen, die Ihnen bei der
Simultanübersetzung helfen können.
Text 2
Rede von Bundesminister Steinmeier auf der SPD-Fachkonferenz
„Frieden
durch
Abrüstung:
Völkerrecht
und
nukleare
Nichtverbreitung“ in Berlin
Sehr geehrter Herr Generaldirektor,
sehr geehrter Herr Vorsitzender,
Exzellenzen,
liebe Genossinnen und Genossen,
meine Damen und Herren!
Einige von Ihnen werden nachgedacht haben, ob die heutige Tagung zur
Abrüstung eigentlich zeitgemäß ist.
In der Tat: Nach den Hochzeiten in den letzten Jahrzehnten ist es um die
Rüstungskontrollpolitik ziemlich still geworden.
Die Genfer Abrüstungskonferenz tritt seit sieben Jahren auf der Stelle. Auf
dem letztjährigen VN-Gipfel wurde keine einzige Empfehlung zur weiteren
Abrüstung ausgesprochen. Ich halte, offen gesagt, diesen Trend für
besorgniserregend. Ich weiß, auch das möchte ich gleich eingangs sagen,
dass es wenige Politikbereiche gibt, in denen es so sehr auf Geduld und
beharrliche Überzeugungsarbeit ankommt wie bei der Abrüstung.
Und weil es Zeit braucht, müssen wir vor allem auch darauf achten, dass der
abrüstungspolitische Aquis nicht durch Desinteresse und mangelndes
Engagement langsam erodiert.
An die Länder, die vom Rohstoff- und Exportboom der letzten Jahre
besonders profitiert haben, möchte ich einen nachdrücklichen Appell richten:
„Verschwenden Sie Ihren neu gewonnenen Wohlstand nicht für
rüstungspolitische Prestigeprojekte! Aufrüstung schafft keine Sicherheit!
Zukunftssicherung, das sind Investitionen in Bildung, in Forschung, vor allen
Dingen aber in sozialen Zusammenhalt!“
180
Ich möchte meine heutigen Ausführungen auf drei Kernaufgaben
konzentrieren:
- Nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung,
- Kontrolle von Kleinwaffen sowie
- Europäische Rüstungskontrolle
Was stand eigentlich am Anfang?
Zu Beginn der sechziger Jahre sah sich die damalige Kennedy-Regierung mit
einem Alptraum-Szenario konfrontiert: Es drohte die Entstehung von
zwanzig bis dreißig Kernwaffenstaaten innerhalb von 10 bis 20 Jahren. Der
Ausbruch eines Nuklearkrieges schien nur noch eine Frage der Zeit.
Vor diesem Hintergrund entschied sich die damalige amerikanische Führung,
den irischen Vorschlag für einen nuklearen Nichtverbreitungsvertrag zu
unterstützen, der 1970 in Kraft trat.
Sicherheitspolitisch hat sich die Lage mit dem Ende des Kalten Krieges
durchgreifend geändert. An die Stelle der bipolaren Weltordnung sind neue,
schwerer kalkulierbare Konflikte und Konfrontationsmuster getreten:
- regionale Konfliktpotentiale, die während des Ost-West Gegensatzes
unterdrückt waren,
- neue Regionalkonflikte als Folge des Zerfalls der Sowjetunion,
- der internationale Terrorismus
- neue Proliferationsgefahren.
Vor diesem Hintergrund zeichnet sich erneut eine Entscheidungssituation ab.
Sollten die iranische und nordkoreanische Nuklearkrise nicht gelöst werden,
dass muss ich leider prognostizieren, droht mit Ablauf des nächsten
Jahrzehnts erneut ein nuklearer Wettlauf. Denn weder in Nordostasien noch
im Nahen und Mittleren Osten werden die näheren und weiteren Nachbarn in
der Region sich dem nuklearen Bedrohungs- und Erpressungspotential
aussetzen oder ihre eigenen gemutmaßten oder gewünschten regionalen
Vormachtansprüche unterlaufen lassen wollen.
Andere statusbewusste Staaten mit Führungsanspruch in Afrika,
Lateinamerika und Asien könnten ihre frühere Entscheidung, auf Kernwaffen
zu verzichten, überdenken. Nukleare Abschreckung würde unter diesen
neuen Bedingungen zersplitterter Konfliktzonen und nuklearer Ausbreitung
kaum noch funktionieren. Terroristische Netzwerke hätten leichteren Zugang
zu nuklearem Waffenmaterial.
181
Die Verhinderung einer solchen Entwicklung ist ein wichtiger Grund für
unser Engagement im Streit um das iranische Nuklearprogramm.
Es geht nicht darum, einen einzelnen Staat unter Anlegung eines doppelten
Maßstabs zu diskriminieren. Niemand will dem Iran seine vertraglich
zustehenden Rechte auf friedliche Nutzung der Kernenergie beschneiden.
Das haben wir etliche Male zum Ausdruck gebracht. Aber wer 18 Jahre lang
die internationale Gemeinschaft hintergeht und vertragliche Pflichten eklatant
verletzt, muss die Verantwortung dafür übernehmen, verlorenes Vertrauen
wiederherzustellen und für eine rückhaltlose Aufklärung zu sorgen.
Beim Iran geht es nicht nur um die Autorität des Nichtverbreitungsvertrages,
sondern auch um die Verhinderung eines nuklearen Wettrüstens im Nahen
und Mittleren Osten und – nicht zuletzt – den Schutz Israels vor einer
existenziellen Bedrohung.
Das zwischen den EU 3, den USA, Russland und China abgestimmte
Kooperationsangebot eröffnet dem Iran Aussichten auf eine weit reichende
und zukunftsorientierte Kooperation.
Es kommt jetzt, das habe ich dem iranischen Außenminister am Samstag in
aller Deutlichkeit gesagt, auf den Iran an, das große Potential dieses
Angebots für seine Wirtschaft und seine Sicherheit zu erkennen.
Hat der Iran das verloren gegangene Vertrauen wieder hergestellt, so spricht
nichts dagegen, dass er dann wieder in vollem Umfang seine Rechte nach
dem Nichtverbreitungsvertrag wahrnimmt.
Wir erwarten deshalb, das habe ich Herrn Mottaki gesagt, vom Iran ein
konstruktives Eingehen auf unser Angebot und die Bereitschaft, verloren
gegangenes Vertrauen in die mit dem iranischen Nuklearprogramm
verfolgten Ziele und Absichten wiederherzustellen.
Die Gefahr der sprunghaften Ausbreitung nuklear bewaffneter Staaten und
die damit verbundenen massiven Sicherheitseinbußen unterstreichen die
Notwendigkeit, am Ziel einer Welt ohne Atom- und andere
Massenvernichtungswaffen festzuhalten.
Deshalb muss uns tiefe Sorgen bereiten, dass die multilateralen
Vertragswerke ernsten Erosionsgefahren ausgesetzt sind. Das Scheitern der
Überprüfungskonferenz zum Atomwaffensperrvertrag erst im letzten Jahr ist
eine ernste Warnung.
182
Darin zeigte sich eine Tendenz der letzten Jahre, den Grundgedanken dieses
Vertrages
immer
weniger
akzeptieren
zu
wollen.
Der
Atomwaffensperrvertrag beruht im Kern auf einem Gegengeschäft: Verzicht
der Nichtkernwaffenstaaten auf Atomwaffen einerseits gegen Abrüstung der
Kernwaffenstaaten andererseits.
Wollen wir die Autorität und Integrität des Vertrages aufrechterhalten und
die bestehenden Erosionsgefahren abwehren, so müssen wir dem
Grundgedanken des Gegengeschäfts neue Geltung verschaffen.
Das heißt, wir können nicht einseitig nur die Nichtverbreitung betonen und
einfordern. Vielmehr brauchen wir auch ein neues Momentum für die
nukleare Abrüstung.
Wenn ich im Folgenden unsere wichtigsten Anstrengungen skizziere, werden
Sie die große Nähe zu den eben gehörten Vorschlägen von Dr. El Baradei
feststellen.
Was wollen wir erreichen?
Wir wollen in erster Linie die Glaubwürdigkeit stärken. Wir setzen uns ein
für eine Wiederbelebung des nuklearen Abrüstungsprozesses. Grundlage
dafür sind die Vereinbarungen der Überprüfungskonferenz aus dem Jahre
2000.
Hierzu
zählen
die
Inkraftsetzung
des
umfassenden
Kernteststoppvertrages (CTBT), die Wiederaufnahme von Substanzarbeiten
in der Genfer Abrüstungskonferenz, die Fortsetzung der Bemühungen der
Kernwaffenstaaten zur weiteren ausgewogenen Abrüstung ihrer strategischen
Kernwaffenpotentiale und auch die schrittweise rüstungskontrollpolitische
Erfassung substrategischer Systeme. Hier stehen insbesondere Russland und
die USA in der Pflicht. Die im Bericht der Blix-Kommission erwähnten
nahezu 27.000 Nuklearwaffen befinden sich hauptsächlich in ihren
Arsenalen.
Dazu müssen wir Regelungslücken schließen. Dazu sind vorrangig
Verhandlungen über ein Verbot der Produktion von Spaltmaterial für
Waffenzwecke (sog. Cut-off-Vertrag) aufzunehmen. Daneben müssen
weitere Regelungen zur Verhinderung des Missbrauchs der zivilen Nutzung
der Kernenergie geschaffen werden. Dabei dürfte es auch um multilaterale
Konzepte für die Nutzung des Brennstoffkreislaufes gehen, die eine erneute
Zwei-Klassen-Gesellschaft vermeiden. Die internationale Diskussion – zum
Beispiel bei den G8 - geht in diese Richtung.
183
Wir müssen auch überlegen, wie wir die zivil genutzten Bestände an
hochangereichertem Uran erfassen und überall dort sukzessive ersetzen, wo
dies technisch möglich ist.
Wir wollen die Entdeckung von Vertragsverletzungen erhöhen. Das ist auch
der Kern der Sicherheitsrats-Resolution 1540, die alle Staaten verpflichtet,
die Weitergabe von Massenvernichtungswaffen zu kriminalisieren, strikte
Exportkontrollen zu gewährleisten und die für Massenvernichtungswaffen
relevanten Materialien zu sichern.
Wir wollen die universelle Wirkung des Atomwaffensperrvertrags erreichen.
Das heißt auch, dass aus unserer Sicht auch Indien, Pakistan und Israel dem
Vertrag beitreten sollten. Wir wissen allerdings auch, dass dieses Ziel in
kurzfristiger Perspektive unrealistisch ist. Deshalb müssen wir nach Wegen
suchen, die diese Staaten näher an das Nichtverbreitungsregime heranführen.
Unter diesem Gesichtspunkt wäre es ein gutes Signal, wenn Indien dem
umfassenden Teststoppvertrag beiträte, ein Produktionsmoratorium für
Spaltmaterial für Waffenzwecke erklärte und auch Verpflichtungen zur
Beschränkung und letztendlich zur Abrüstung seines Kernwaffenprogramms
akzeptierte.
Handelt es sich um Sicherheitsprobleme, setzt eine erfolgreiche Lösung
voraus, dass die legitimen Sicherheitsinteressen der Staaten anerkannt
werden. Daher messe ich der regionalen Sicherheitspolitik so große
Bedeutung bei. Daher kommt der Gewährung von Sicherheitsgarantien eine
große Bedeutung zu.
Sie stehen in einer Reihe von Maßnahmen zur Schaffung einer regionalen
Sicherheitsarchitektur,
die
vertrauensbildende
Maßnahmen,
Rüstungskontrollregime
und
massenvernichtungswaffenfreie
Zonen
einschließen.
Ich komme nun zu den beiden anderen Kernaufgaben unserer
rüstungskontrollpolitischen Agenda.
Die wahren Massenvernichtungswaffen der Gegenwart sind die so genannten
Klein- und Leichtwaffen. In jedem Jahr werden schätzungsweise 300.000 bis
500.000 Menschen durch ihren Gebrauch getötet – weit mehr als mit Waffen
aller anderen Kategorien zusammen.
Die große Verbreitung dieser Waffenart trägt zur Verschärfung von
Konflikten bei. Sie ist geeignet, Gesellschaften und Staaten zu destabilisieren
und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung zu untergraben. Die
Kleinwaffenkontrolle und –zerstörung ist deshalb häufig eine Bedingung für
184
eine erfolgreiche Stabilisierungs- und Entwicklungspolitik. Sie trägt zur
Krisenprävention und Friedenskonsolidierung bei. Deshalb engagiert sich
Deutschland in besonderer Weise in diesem Bereich.
Ernste Sorgen bereitet mir die europäische Rüstungskontrolle. Das Scheitern
der dritten Überprüfungskonferenz zum KSE-Vertrag gefährdet ein
Kernstück der europäischen Sicherheitsarchitektur. Erinnern wir uns kurz,
worum es bei diesem Vertrag ging.
Mit dem Wiener Dokument und dem Vertrag über den Offenen Himmel hat
der alte KSE-Vertrag ein System wechselseitiger Information,
partnerschaftlicher Verifikation und ausgewogener, transparenter Abrüstung
und Rüstungskontrolle geschaffen.
Seit 1992 wurden etwa 60.000 konventionelle Waffensysteme im gesamten
Anwendungsgebiet des Vertrages abgerüstet. Es entstand ein stabiles
Gleichgewicht konventioneller Streitkräfte in Europa auf niedrigem Niveau,
ohne die Fähigkeit zu Überraschungsangriffen und groß angelegten
Offensivhandlungen.
Der friedliche Wandel in Europa und die Herstellung der deutschen Einheit
wären ohne den KSE-Vertrag kaum so erfolgreich verlaufen.
Angesichts der politischen Veränderungen nach dem Kalten Krieg musste
das Vertragswerk den neuen Bedingungen angepasst werden. Mit dieser
Anpassung konnte die Stabilität der europäischen Sicherheitsarchitektur
bewahrt werden.
Das 1999 unterzeichnete Anpassungsübereinkommen ersetzt daher die
ursprüngliche Blockorientierung durch ein System nationaler und territorialer
Obergrenzen für konventionelle Waffensysteme. Es ist jedoch bisher nicht
gelungen, den angepassten KSE Vertrag in Kraft zu setzen. Dies dürfen wir
nicht gleichgültig hinzunehmen.
Wir werden auch deshalb so energisch für das europäische
Rüstungskontrollregime kämpfen, weil wir wissen, dass sein
Zusammenbruch Konsequenzen weit über unseren Kontinent hinaus hätte.
Noch gilt Europa weltweit als Modell zur Schaffung von Sicherheit und
Stabilität.
Dieses Modell stünde auf dem Spiel - und damit unser Leitgedanke, dass
Sicherheit nur miteinander und nicht gegeneinander geschaffen werden kann.
Gerade angesichts der neuen Gefahren weltweit bin ich der Meinung, dass
dieser Leitgedanke wichtiger ist denn je.
185
Wir haben in den Zeiten des Kalten Krieges gelernt, dass Kooperation
allemal fruchtbarer ist als Isolation und Konfrontation. Und diese Lektion
dürfen wir auch unter veränderten Bedingungen nicht vergessen.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Infoservice/Presse/ Reden/2006/060626Abruestung.html
Aufgaben
1) Suchen Sie die Schlüsselstellen der Rede. Variieren Sie die
Formulierungen des Redners durch andere sprachliche Mittel.
2) Erstellen Sie eine Liste von thematisch relevanten Organisationen/
Institutionen. Finden Sie die Übersetzungen.
Text 3
Bundesaußenminister Steinmeier zum Thema „Haltung der
Bundesregierung zur Raketenstationierung in den Ländern Osteuropas“
in der Aktuellen Stunde des Deutschen Bundestages
Sehr geehrter Herr Präsident,
meine Damen und Herren,
es ist lange her, dass das Thema Abrüstung als brisantes und tagesaktuelles
Thema der Politik wahrgenommen wurde. Und es ist ein Thema, das sich
nicht für Klamauk eignet.
Ich habe auf die Notwendigkeit und die bevorstehende Renaissance einer
neuen Abrüstungspolitik häufiger - zuletzt in der abrüstungspolitischen
Debatte hier im Parlament - allerdings vor nicht besonders gut gefüllten
Bänken, hingewiesen. Darum ist es gut, dass jetzt alle Parteien dem Thema
die Aufmerksamkeit schenken, die es nach meiner Meinung schon länger
verdient.
Ich möchte es noch einmal mit allem Nachdruck sagen: Die Welt steht am
Scheideweg. Die Zahl von Staaten mit Atomwaffen ist seit dem Kalten Krieg
gestiegen. Immer mehr Staaten sind in der Lage, Atomwaffen zu bauen, und
auch terroristische Organisationen versuchen möglicherweise, sich Material
zum Bau so genannter schmutziger Bomben zu beschaffen. Zudem arbeiten
manche Länder an der Entwicklung von Trägersystemen, die auch
europäische Hauptstädte erreichen können. Der entscheidende Unterschied
zum Zeitalter des Kalten Krieges ist: Damals bedrohten sich praktisch nur die
186
USA und die Sowjetunion mit solchen Waffen - das war vergleichsweise
überschaubar.
Vielleicht schon bald werden aber viel mehr Staaten sich eine ähnliche
Machtposition verschaffen können. Darin liegt die Gefahr einer neuen
Rüstungsspirale, und die Aussicht, dass dann irgendjemand eines Tages auf
den roten Knopf drückt, wäre ungleich größer. Die Entwicklung erfüllt mich
mit großer Sorge. Und meine Antwort lautet: Wir brauchen dringend neuen
Schwung für eine neue Abrüstungspolitik.
Das ist der Grund, warum ich mich seit meinem ersten Tag im Auswärtigen
Amt so intensiv um den Iran-Konflikt kümmere. Wenn der Iran eines Tages
Atomwaffen besäße, bedeutete das nicht nur Gefahren aus dem Iran. Nein!
Es brächte weitere Staaten - nicht nur in der Region - in unmittelbaren
Zugzwang. Und das hätte unabsehbare Folgen auch für die Sicherheit in
Europa und Deutschland. Diese Büchse der Pandora darf sich nicht öffnen!
Am Beispiel Iran erkennen wir jedoch auch, dass wir die größten
Herausforderungen, die schwierigsten Probleme unserer Zeit, nur gemeinsam
lösen können. Nicht nur beim Klimaschutz sitzen die Menschen von Alaska
bis Auckland, von Spitzbergen bis Südafrika, in einem Boot!
Und darum unterstreiche ich hier meine Position: Dauerhafter Friede basiert
heute weniger denn je auf militärischer Abschreckung, sondern auf der
Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zur Überwindung politischer
Trennlinien.
Hier liegt auch der tiefere Kern des Konflikts um die Raketenabwehr. Die
grundlegende Frage ist, mit welcher Strategie wir uns gegen die neuen
Gefahren durch Raketentechnologien und Massenvernichtungswaffen
wappnen. Die USA wollen dies im Kern erreichen, indem sie einen
weltweiten Abwehrschirm errichten. Dafür sind sie bereit, eine beträchtliche
Summe in die Hand zu nehmen - bislang mindestens 100 Milliarden Dollar.
Oberstes Ziel unserer Anstrengungen war es bisher, mit präventiver
Diplomatie - und das schließt Druck ein - Bedingungen zu schaffen, dass
interessierte Staaten auf die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und
Raketentechnologie verzichten. Das erfordert kluges und entschiedenes
Handeln der Staatengemeinschaft - wie wir es im Falle des Iran derzeit
versuchen und wie es im Falle Nordkoreas zu ersten Erfolgen geführt hat.
Das erfordert aber auch - und hier beziehe ich mich ausdrücklich auf den
wegweisenden Artikel von George Shultz, William Perry, Henry Kissinger
187
und Sam Nunn im Wall Street Journal - klare Signale der Kernwaffenstaaten,
dass sie es Ernst meinen mit ihren Abrüstungsverpflichtungen aus dem
Nichtverbreitungsvertrag - und nicht durch unbedachtes Handeln die
bestehende Abrüstungsarchitektur weiter erodieren lassen.
Ja, die Zeit des Kalten Krieges ist vorbei. Aber er wirft noch lange Schatten.
Sie tragen die Namen Misstrauen und Sprachlosigkeit. Das zeigt der Streit
um die geplante Stationierung der amerikanischen Raketenabwehr in Polen
und der Tschechischen Republik. Wir sehen hier, wie alte Reflexe aus der
Zeit des Kalten Krieges bis in unsere Zeit ihre Wirkung entfalten - in den
USA, aber auch Russland und Polen. Ich empfehle dazu nur den Artikel von
Henry Kissinger in der heutigen Herald Tribune, ein kluger Appell für mehr
Einfühlungsvermögen in die jeweiligen Sicherheitsinteressen und
Bedrohungswahrnehmungen der russischen und amerikanischen Seite.
Genau an diesem Verständnis hat es nach meinem Eindruck bislang gefehlt,
und vielleicht ist es ein Fortschritt, dass mir sowohl der amerikanische
Verteidigungsminister als auch die amerikanische Außenministerin
signalisiert haben, dass auch sie hier vertieften Gesprächsbedarf sehen.
Auch wenn internationale Politik oft kompliziert ist, sind die Regeln nicht
anders als im ganz normalen Leben: Vertrauen bildet sich durch ehrliche
Gespräche und durch Zeit, die man sich füreinander nimmt. Genau das ist
jetzt beim Streit um die geplante Raketenabwehr gefragt. Wir müssen
miteinander an einen Tisch und die Positionen und Interessen sorgsam
austarieren. Viele Fragen technischer, aber vor allem auch politischstrategischer Art sind noch unbeantwortet.
Ich verstehe den Wunsch der USA, sich vor einem Angriff mit
Langstreckenwaffen zu schützen. Aber ich sage auch: Mit militärischer
Überlegenheit allein lassen sich weder Freundschaft noch Frieden erzwingen.
Darum bitte ich die USA, den Preis für eine im Streit durchgesetzte
Stationierungsentscheidung genau zu bedenken, zumal es die iranischen
Langstreckenwaffen, gegen die sie gerichtet sein sollen, noch nicht gibt.
Die Gefahr einer Spaltung Europas und der Nato und ein Russland, das in
alte Reflexe verfällt, wären aus meiner Sicht ein sehr hoher Preis.
Deutsche Außenpolitik zielt auf die Einheit Europas, die transatlantische
Partnerschaft und die strategische Partnerschaft mit Russland. Ein neuer
Kalter Krieg zwischen den USA und Russland, auch wenn er nur mit Worten
ausgetragen wird, schadet den Sicherheitsinteressen unseres Landes.
Darum appelliere ich auch an Russland, die Gesprächsangebote aus Europa
und den USA anzunehmen und Interesse am Dialog zu zeigen. So kann aus
188
dem Streit um die Raketenabwehr sogar eine Chance werden: Wenn wir
dieses Thema nicht isoliert betrachten, sondern einbetten in einen
transatlantisch-russischen Dialog, einen Dialog, in dem wir ernsthaft darüber
reden, wie wir mit den neuen Proliferationsbedrohungen umgehen - die sich
ja am Ende nicht nur gegen den Westen richten, sondern ebenso gegen
Russland! Oder, wie es Hans-Dietrich Genscher schon vor 20 Jahren als
Auftrag verstanden hat: die Arbeit an der Perspektive eines Raums
gemeinsamer Sicherheit von Vancouver bis Wladiwostok. Eine Perspektive,
an die das andere in der deutschen Außenpolitik kaum minder bekannte
Geburtstagskind - Egon Bahr - in Reden und Artikeln erinnert hat.
Eine mögliche Antwort - und ich betone hier: mögliche Antwort - könnte ja
sein, dass wir: erstens darüber nachdenken, ob ein gemeinsames System oder
mindestens gemeinsame Anstrengungen der Raketenabwehr möglich und
wünschbar sind, dass wir zweitens gemeinsam und vor allem mit präventiver
Diplomatie Proliferationsgefahren begegnen (wofür es ja im Falle Iran und
Nordkorea ganz erfolgreiche Ansätze gibt), und uns drittens der Erkenntnis
nicht verschließen, dass die Kernwaffenbesitzer eine Bringschuld haben,
wenn die Zahl der Kernwaffenstaaten nicht unkontrolliert ausufern soll.
Der Nichtweiterbreitungsvertrag verpflichtet alle Kernwaffenbesitzer auf den
Weg der Abrüstung und jeder, der sich nicht daran hält, gefährdet ihn in
seiner Substanz. Lassen Sie mich schließlich einen vierten Punkt erwähnen,
der mir nicht hinreichend wahrgenommen zu werden scheint: Die
europäische Abrüstungsarchitektur, an der wir gemeinsam über Jahrzehnte
gearbeitet haben, ist ein wegweisendes Modell auch für andere
Konfliktregionen. Wir dürfen dieses Erfolgsmodell nicht gefährden! Auch
deshalb ist bei allen Stationierungsentscheidungen besondere Sorgfalt am
Platz!
Wir Deutsche haben ein strategisches Interesse daran, dass der Streit um die
Raketenabwehr nicht eskaliert, sondern zum Ausgangspunkt für neues
Vertrauen und einen neuen Geist von Verständigung wird. Lassen Sie uns
also nicht um kleine innenpolitische Landgewinne streiten, sondern eine
Diskussion führen, die die langfristige Sicherheit für die Menschen in
Deutschland und Europa stärkt. Ich persönlich werde im Streit um die
Raketenabwehr alles für eine Lösung tun, die dieses Ziel erreicht.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Quelle: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Infoservice/Presse/ Reden/2007/070321Abruestung-Btg.html
189
Aufgaben
1) Fassen Sie den Inhalt der Rede zusammen. Schreiben Sie je einen Satz für
jeden Abschnitt.
2) Geben Sie in wenigen Sätzen die Grundposition des Redners wieder.
3) Erstellen Sie eine Liste von thematisch relevanten Schlüsselwörtern.
Finden Sie die Äquivalente in der Zielsprache.
190
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Thema: Frauenrechte. Gleichberechtigung
Text 1
Eröffnungsrede zur Konferenz von Kerstin Müller, Staatsministerin im Auswärtigen
Amt „Frauen in der islamischen Welt, Musliminnen in Deutschland: positive
Rollenmodelle“
Text 2
Выступление с докладом на тему «Статус женщины в Исламе»
Text 3
Rede von Khalida Messaoudi zum Thema: „Menschenrechte sind unteilbar“
Thema: Demographischer Wandel
Text 1
Anhörung des Parlamentarischen Beirates für Nachhaltigkeit des Deutschen
Bundestages „Demographie und Infrastruktur“
Text 2
Rede des Staatssekretärs Peter Ruhenstroth-Bauer, anlässlich des Symposiums „Die
Zukunft heißt Methusalem“ im Hygiene-Museum, Dresden
Text 3
Доклад на заседании Народного правительства «Демография - главный
национальный проект России»
Thema: Drogenpolitik. Präventionsmaßnahmen
Text 1
Rede „Die Schwerpunkte in der Drogenpolitik der Bundesregierung – Vorhaben in
der Prävention bei Kinder und Jugendlichen“
Text 2
Доклад депутата государственной думы РФ Е. В. Ройзмана «Национальная
сфера ответственности: власть, бизнес, общество - против наркомании в
России»
Text 3
Grußwort zur 4. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle in Heidelberg
Thema: Umweltschutz
Text 1
Заседание Совета Безопасности по вопросу обеспечения экологической
безопасности России
Text 2
Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung Edelgard Bulmahn anlässlich
der deutsch-britischen Konferenz zum Klimawandel
Text 3
Выступление Ритт Бьеррегаард, члена Европейской Комиссии, по вопросам
экологии. Окружающая среда для Европы.
Thema: Bildung. Wissenschaft und Technik
Text 1
Berliner Rede von Bundespräsident Horst Köhler in der Kepler-Oberschule, BerlinNeukölln. Bildung für alle
Text 2
Вступительное слово В.В. Путина на заседании Совета по науке, технологиям
и образованию
191
3
6
6
11
15
20
20
24
31
37
37
42
48
54
54
60
65
71
71
77
Text 3
Выступление В.В. Путина на встрече с членами президиума Российской
академии наук
Thema: Toleranz
Text 1
Rede von Bundesaußenminister Steinmeier anlässlich der Veranstaltung
„Perspektive Europa“ in der Akademie der Künste zu Berlin „Europa und der Blick
von Außen“
Text 2
Rede von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in der Debatte „Für Toleranz und
Menschlichkeit - gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Gewalt in
Deutschland“
Text 3
Выступление Гараджа В. И. с докладом «Толерантность и религиозная
терпимость»
Thema: Bankwesen
Text 1
Rede von Christian Brand, Vorsitzender des Vorstands der L-Bank beim
Wirtschaftsforum Heilbronn-Franken am 29. Juni 2006
Text 2
Rede von Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Bank AG zur
Jahrespressekonferenz der Deutsche Bank AG am 1. Februar 2007
Text 3
Выступление Председателя Правительства России М.М. Касьянова на XI
съезде Ассоциации российских банков
Thema: Gesundheitswesen
Text 1
Доклад главы Минздравсоцразвития России Татьяны Голиковой об итогах
работы Министерства в 2007 году и задачах на 2008 год
Text 2
Rede des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Horst Seehofer. Regierungserklärung zur Ernährungspolitik am 10. Mai 2007 im
Deutschen Bundestag
Text 3
Rede von Staatssekretär Dr. Marcel Huber 11. Bad Kissinger Gesundheitstage Eröffnungsveranstaltung
Thema: Naher Osten
Text 1
Выступление Генерального секретаря ООН Кофи Аннана на заседании Совета
Безопасности ООН по случаю принятия резолюции по ливано-израильскому
конфликту, 11 августа 2006 года
Text 2
Rede von Bundesaußenminister Fischer anlässlich der Verleihung des
Menschenrechtspreises der Friedrich-Ebert-Stiftung an die „Israeli Palestinian
Coalition for Peace“. Deutsch - Israelischer Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten
e.V.
Text 3
Laudatio von Bundesaußenminister Steinmeier für Bundeskanzler a.D. Gerhard
Schröder, Ehrenvorsitzender des NUMOV-Vorstandes
192
82
87
87
91
96
101
101
106
111
115
115
120
124
130
130
136
139
Thema : Mittelstand
Text 1
Cредние слои в современной России
Text 2
Rede von Minister Walter Hirche anlässlich der Überreichung des
Mittelstandsberichts der Arbeitsgemeinschaft Mittelstand
Text 3
Rede von Dagmar Wöhrl, Parlamentarische Staatssekretärin, anlässlich des 18.
Verbandstages des Verbandes Innovativer Unternehmen. Maßnahmen des BMWi
zur Stärkung der Eigenkapitalsituation Forschung und Entwicklung betreibender
kleiner und mittlerer Unternehmen
Thema: Gentechnik
Text 1
Rede von Bundesumweltminister Jürgen Trittin beim Symposium „Monitoring von
gentechnisch veränderten Pflanzen: Instrument einer vorsorgenden Umweltpolitik“
Text 2
Трансгенные продукты. Мифы и реальность.
Text 3
Rede von Eva Bulling-Schröter: Gentechnik im Agrarbereich überflüssig und
gefährlich
Thema: Abrüstung
Text 1
Стенограмма выступления Министра иностранных дел России С.В.Лаврова на
пленарном заседании Конференции по разоружению, Женева, 12 февраля 2008
года
Text 2
Rede von Bundesminister Steinmeier auf der SPD-Fachkonferenz „Frieden durch
Abrüstung: Völkerrecht und nukleare Nichtverbreitung“ in Berlin
Text 3
Bundesaußenminister Steinmeier zum Thema „Haltung der Bundesregierung zur
Raketenstationierung in den Ländern Osteuropas“ in der Aktuellen Stunde des
Deutschen Bundestages
193
145
145
150
155
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161
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174
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186
194
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