Endschlacht. l. Der Glaube an eine eschatologische Schlacht ist weit

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Endschlacht.
l. Der Glaube an eine eschatologische
Schlacht ist weit verbreitet. Ob in germanischer
Zeit bereits von einer allgemeinen Schlacht oder
von einzelnen Kämpfen (Thor — Schlange, Odin
— Wolf) (s. Eschatologie) die Rede war, wissen
wir nicht; wahrscheinlich dürfte das letztere sein.
In frühgeschichtlicher Zeit wandert die
Vorstellung von einem Dämonenheer (Muspelz
lydir, fifls megir) ein, das unter Surts Führung
auf Vigridr oder Öskopnir gegen die Äsen unter
Freyr kämpft. Die Vorlage dafür sieht Neckel in
Apoc. Joh. 9, 3 ff. 14 ff.1). Deutsche wie
nordische Zeugnisse berichten von demo
muspille2). Der Ragnarökmythus hat später alle
endzeitlichen Kämpfe zusammengefaßt 3).
Die für das MA. wichtigere, weil geläufigere
Form der E.mythe basiert auf der Gog und
Magog-Mythe (s. d.), über die auch „dürrer
Baum**,
„Schlachtenbaum**
und
der
Sagenkreis
vom
schlafenden
und
wiedererwachenden Kaiser zu vergleichen ist 4).
All diese Nachrichten verlegen die E. in die
Nähe von Jerusalem; ihr folgt als letzter
eschatologischer Akt die Niederlegung der
Krone am Kreuz (dem dürren Baum) durch den
letzten römischen Kaiser. Diese Sage verblaßt im
l6./l7. Jh. zugunsten des dritten Typus, nach dem
ein
weißer
Erretterkönig
unter
dem
Schlachtenbaum (s. d.) den Erbfeind schlagen
wird.
l
) G. N e c k e l Weltuntergang in Sitzb. Heidelb. 9
(1918), Abhdlg. 7. 2) Ebd. 25 ff, 3) Siehe
„Eschatologie". So auch, wie ich jetzt erst sehe, Neckel
18f. Olriks Herleitung der Ragnarök-schlacht aus dem
Keltischen, die ich in,, Eschatologie" ablehnte,
verwerfen auch K a u f f -mann ZfdPhiL 35, 405;
Heusler in Deutsche LitZtg. 1915, 440; Neckel 50 N. i.
4
) Eine Durchsicht der Kamperschen (Kaiseridee) und
verwandter Arbeiten zeigt das ganz deutlich.
2. Die E. wird über Gog und Magog erfochten
werden. Sobald man irgendwelche historische
Völker mit Gog und Magog identifizierte (wie
Widukind, res gestae saxoniae I. 19 mit den
Avaren, das 13. Jh. mit den Tartaren) 5), mußte
die E. auf diese Völker umgestimmt werden. So
hat man um 1241 in den Tartaren die Ismae-liten
des Pseudo-Methodius 6) gesehen 7);
so wird im 15. Jh. der Türke dem Ismae-liten
gleichgesetzt, und die pseudo-me-thodianische
Prophezeiung vom Siege des letzten Königs der
Welt auf ihn bezogen 8). Die ungeheure Angst
vor den Türken 9), deren Züge Prognostica weit
nach Deutschland hineinreichen lassen10), ließ
die oft prophezeite E. in Deutschland stattfinden,
und zwar an dessen westlichster Grenze, am
Rhein, bei Köln11). Lichtenberger (s. d.) ist m.
W. der erste, der 1488 davon handelt. Das 16. Jh.
hat Lichtenbergers Weissagung dauernd wiederholt 12), und dann hat sie das Volksbuch „12
Sybillen Weissagung**, in den entscheidenden
Teilen auf Lichtenberger beruhend, dem 17. Jh.
weitergereicht13). Um 1670 entsteht im
Mainzischen eine Prophezeiung von einem
großen Krieg zur Kornblütezeit. Man wird dann
wie die Vögel fliegen, in Wagen ohne Pferden
fahren; die Frauen werden mitkämpfen; viel
Witwen und Waisen werden sein; für einen Laib
Brot wird man drei Äcker bieten; der Türke wird
die Pferde im Rhein bei Köln tränken. Der
Norden wird Führer Deutschlands sein, dort wird
die Freiheit aufgehen14). Die Prophezeiung wird
einer
Hellseherin
Sibylle
von
Kemel
zugeschrieben, sie zeigt volkstümliche Motive.
Sicher geht die Weissagung von der E. bei
Köln auf eine ältere Prophetie zurück. In den
Annales Marbacenses heiß
817
es 1222 von den Tartaren, die damals (wie 1488
die Türken) Gog und Magog repräsentierten:
Dicebant tarnen quidarn, quod versus Coloniam
vellent ire et tres Magos de gente eorum natos
ibidem ac-cipere15). Ob ein Zusammenhang der
Nachricht mit Lichtenbergers Prophezeiungen
besteht, ist schwer zu sagen;
die Volksüberlieferung scheint eher an einen
Kampf mit Frankreich gedacht zu haben; denn die
Angabe, daß nach dem Kampf Frankreich in viele
Teile zerrissen werde 16), hat wohl nur Sinn, wenn
das der Feind gewesen ist.
Auch andrerorts sind E.prophetien bekannt.
Friesische Weissagungen um 1580 kennen eine
Entscheidungsschlacht zu Rispel17); auch da
scheint eine alte Überlieferung vorhanden gewesen
zu sein. Noch älter ist die Angabe, daß bei Straßburg die E. gegen Frankreich stattfinden werde;
Melanchthon, aus der Pfalz gebürtig, nennt sie eine
„sehr alte Prophecey" 18). In England wird im 16.
Jh. von der E. zu Sheriffmoor und anderorts gesprochen 19), zu der ein Hörn das schlafende Heer
aufruft. Da diese Weissagung von der des
Sibyllenbuchs unbeeinflußt erscheint, dürfte es sich
hier ebenfalls um alte Volksüberlieferung handeln.
Obwohl die Bindeglieder zwischen german. Zeit
und dem 15./l 6. Jh. fehlen, — wir dürfen aus
schlesischen Sagen vielleicht annehmen, daß sie
zur Kolonisationszeit (13. Jh.) lebendig waren,
weil die Einwanderer sie ja mitbrachten, — möchte
ich an den Zusammenhang dieser Sagen mit der
Mythe von der Muspellschlacht glauben.
6
) Ernst S a c k u r Sibyllin. Texte u. Forschungen
1898, 5. •) Vgl. über diesen S a c k u r i ff. 7) Ebd. 5 N. 3.
8
) Ebd. 5; vgl. Quidam tractatus de Turcis, Nürnberg
1481; Omas ecciesiae 1531. c. 49. 9) Grauert in Internationale Wochenschrift 5, 51 f. 10) Vgl. etwa Nicolaus
Orphanus Judicium astrologicum 1573 CA. C 4 A;
David Herlicius Pro-gnostica von gefährlichen
Verenderungen in dieser Welt 1628, i3. 14; Paulus
Severus Newe Zeitunge (in Phys. IV. Qu. in 78 der Bresl.
Univ.-Bibliothek). n) Z a u n e r t Rheinland 2, 248 ff;
Hessen-Nassau 1929, 255;
ZfdMyth. 3, 34 f.; i. 189; R i eh l Land u. Leute 1861,
319; Kühnau Oberschles. Sagen 1926, 493. Vgl. auch
Vernaleken Alpen
818
sagen 66 f.; J. V. K u t s c h e i t Sechs bisher unbekannte
höchst merkwürdige Prophezeiungen
1848 ==
P.Bahlmann Rheinische Seher und Propheten 1901, 99 ff.
40. 43 f. 48 f. 52; Beykirch Prophetenstimmen (1849), 64.
69. ") Die weissagunge Johannis Lichtenbergers deudsch,
Wittemberg 1527, I. c. 26; III^c. 14;
Vaticiniorum Lichtenbergii interpretatio P a r a -celsica
im Appendix zu Bd. 10 der Huserschen Quartausgabe.
Basel 1589, 270. 272 f.;
Neue Zeitung 1537 bei Rieh. Schröder Die deutsche
Kaisersage. Heidelberg 1891, 17 f.; vgl. Mittign.
Salzburg. Landeskd. 54, 77 f.; Adam Nachenmoser
Prognosticon theologicum;
das ist Gaystlich Große Practica.. . Von der Welt Naahe
vnd Garauß 1588. III. 46 R unter Berufung auf
Lichtenberger, Hilfen, Merlin und Wünschelburger von
Amberg, bei dem aber (Sitzb. München 1884, 604 f.)
nichts zu finden ist = Corrodi Chiliasmus 3, 46. Vgl.
ferner v. B e z o l d in Sitzb. München 1884, 572 ff.; N,
Jahrb. f. class. Altertum 3, 2iof.
13
) Erfurt 1677. Dvj. Vgl. auch Moscherosch bei
Schwebel Tod u. ewiges Leben 367.
14
) Zentralbl. f. Okkultismus 9 (1915—1916), 114. 117 f.
15
) Rohr Die Geschichte Deutschlands, seiner
Verbündeten und seiner Feinde im Lichte alter
Weissagungen 1918, 47; MGSS. in usum scholarum ed.
Reincke-Bloch 1908, 89 f. le) Z a u n e r t Rheinland 2,
253. Vgl. Vernaleken Alpensagen 66 f.; Meier Schwaben
22 f. 17) ZfdA. 3, 458. 459. 1B) S t ö b e r Elsaß 1858, 368
ff. == Schwebel Tod und ewiges Leben 366 f. 1() KuhnSchwartz 495 f.
3. Lokalisierung der E. Was dazu geführt hat,
die E. zu lokalisieren, läßt sich kaum sagen. Oft
mögen alte Schlachtfelder genannt werden; die
Bayern lassen sie z. B. auf dem Lechfelde
geschehen20), die Böhmen am Weißen Berge bei
Prag56). Vielleicht ist bei Straßburg eine ähnliche
Erinnerung vorhanden 18). Für die westfälische
Sage hat man Nachklänge der Römerschlachten
annehmen wollen21). Oft wird sie am Rande des
bebauten Landes 22), an Grenzen 23) und
Landmarken2A) lokalisiert. Der Feind durcheilt das
ganze Land (Deutschland bis Köln), ehe er aufgehalten und vernichtet werden kann. Ein gleiches
Gefühl spricht sich in der Annahme aus, daß erst
die zweite oder dritte Schlacht Entscheidung
bringt25).
Als Ort der E. (vgl. Schlachtenbaum) wird
angegeben: Sheriffmoor (England17), das Feld von
Ringsiede bei Gent 26), die Gegend von
Amersvoord (Holland)27), Köln 11), Koblenz 28),
Neumagen (Mosel-
820
69; vgl. Peuckert Schles. Volkskunde 1928, 19 f. 25)
Zaunert Westfalen 244; ZfdA. 3, 459; Kühn Westfalen I,
206; Ztschr. f. Kult.gesch. 4. Folge 4 (1897), 286. 26)
Luken Die sibyllin. Weissagungen u. ihr Nachhall bis in
unsere Zeit. Progr. Gymn. Meppen 1871, 17 nach S e p p
Jerusalem u. das Hl. Land i, 69 ff. 27) Ebd. 28) Th. B e y k
i r c h Propheten-Stimmen (1849), 70 Anm. 15; P. B a h l
m a n n Rheinische Seher u. Propheten 1901, 25 f. 29)
ZfdMyth. i, 189. 30) Schwebe l Tod u. ewiges Leben 368.
31
) Z a u n e r t Rheinland 2, 250; S i m r o c k
Mythologie 5 131. 32) Zaunert Westfalen 241. 33) Ebd.
244. 31) K u h n Westfalen l, 205 f. 35) Beykirch
Prophetenstimmen 67. 36) ZfdA. 3, 459. 37) Strackerjan I,
151 f. 154. 38) Grimm Sagen Nr. 293. 39) A n d r e e
Brazmschweig 374. 40) M ü 11 e n -hoff Sagen 374. 41)
Ebd. 377. 42) B a s t i a n Elementargedanke I, 44 N. 2 =
Schwebel Tod u. ewiges Leben 373. 43) S i m r o c k Mythologie 5I3I. 44) Knoop Hinterpommern 92;
A. H a a s Pommersche Sagen 1921, 125.
45
) Schwebel Tod u. ewiges Leben 371. 45a) P. Zaunert
Hessen-Nassau 1929, 255.
46
) Ebd. 365 f. 47) R o c h h o l z Schweizer-sagen 1,61;
Bächtold Soldatenbrauch (1917), 7 f.; Schwebel Tod u.
ewiges Leben 361. 48) Rochholz I, 135 f. 49) Verna1eken
Alpensagen 66; Schwebel Tod u. ewiges Leben 360 f. 50)
K r o n f e l d Krieg 146.51) Zingerle Sagen 1859, 406 52)
Ebd. 407. 53) Schwebel Tod u. ewiges Leben 364 f. 54)
ZfVk. i, 218 f. 55) s. Anm. 24 56) Kühnau Sagen 3, 517 f.57)
Ebd. 3, 520. 58) Schles. Provzbl. N.F. 1861, 194. 59)
Kühnau 3, 520 f.59a) Ebd. 521. 60) Müller Siebenbürgen 4
f. 60a) Grohmann Sagen 24. 60b) Schwebe l Tod u. ewiges
20
) J. N. S e p p Das Heidenthum I (1853), 502. 21) Leben 378 f., nach Grohmann Sagen 14. 60c) Ebd. 379
Hülsenbeckim Programm Gym-nas. Paderborn 1878; vgl. nach S e p p Heidenthum l, 502. 61) Grabinski Neuere
Friedr. Z u r b o n -s e n Sage v. d. Völkerschlacht d. Mystik 227.
Zukunft am Birkenbaume" 1897, 36 ff.; Histor.
4. Der Feind. Selten werden die Gegner der E. so
Vierteljahrs-schr. 12, 406 f. 22) So der Seeborn bei
Kolbnitz am Rande des Mönchswaldes (Bober- unbestimmt angegeben, wie in den westfälischen
Katzbachgebirge) K ü h n a u Sagen 3, 516 f. Vgl. Weissagungen, nach denen der Norden gegen den
Peuckert Schlesien 70. So hoch die Haselstauden Süden 62), der Westen gegen den Osten 63) zieht.
wachsen: Kronfeld Krieg 146; die Lärchen, die roten
Schon da versucht man bestimmtere Deutungen
Nummern reichen:
64
Peuckert Schlesien 72. Kamenz am Rande der wie Preußen gegen Österreich ), Deutsche gegen
33
23
mittelschles. Ebene: K ü h n a u Sagen 3, 517. ) So Russen ). In Braunschweig sind's die undeutschen
Köln als westlichster Punkt Deutschlands. Kolbnitz als 39), in Schleswig-Holstein blaue Truppen über
Westpunkt der mittelschles. Ebene. 21) Dreigräben: Kühn See41), sonst die Franzosen65), Türken 66) oder
a u Sagen 3, 517 = Peuckert Schlesien
67
68
69
land) 29), bei Trittenheim 30), die Wahner Heide
(Rheinland) 31), das Birkenwäldchen, ein Bach bei
Bodberg32), Dorf Schmerlecke am Lusebrinke 33), oder
der Lausebrink bei Salzkotten 34), der Bockskamp 36), das
Sintfeld bei Paderborn 34), Goldenstedt bei Vechta35),
Rispel37), die Schöffe zwischen Eilenhausen und
Markoldendorf 38), auf der Königsau 40), die Windmühle
von Burgdorf 39), bei der Wiedingharde im Amt Tondern
A1
), Bornhövede oder die Kropper Heide 43), das
Rudental mit dem Jakobsbrunnen zwischen Sackshöhe
(Neu-Zizow) und Köp-nitz44), zwischen den Dörfern
Nohra und Viselbach bei Erfurt45), zwischen den
Gander-Dörfern auf dem Eichsfelde 45a), am Odensberge
in Hessen 45), am Siegesküppel hinter Lützelwig
(Hessen) 45a), Straßburg18), Rems in Baden46), auf dem
Emmenfeld, Ochsenfeld 47), die Semilower Heide bei
Ratzeburg 42), auf der Guggernollen 4S), der Ulfiswiese
49
) (= bei Innsbruck)50), bei Meran 51), auf der langen
Wiese bei Kranewitten 52), auf dem Lechfelde 20), bei
Waldmünchen in der Oberpfalz53), vom Gebirge
(Schweiz) her an den Flüssen abwärts (Obersteiermark)
54
), in Schlesien an den Dreigräben 55), bei Winzig56),
Beuthen OS.57), Schloß Camenz58), Glatz59), an der
Walkbrücke bei Braunau (Nordböhmen) 59a), zwischen
Kronstadt und Broos in Siebenbürgen 60). Die Tschechen
wissen von der E. am Weißen Berge bei Prag60), am
Blanik 60b), die Ungarn auf der Ebene von Debreczin
60C
), die Polen bei Pinsk (?)61).
Tartaren ), Chinesen ), Schweden ), den
Katholischen die Reformierten 48), den Tirolern die
Schweizer ,,mit gefrorenen Schuhen"70), also
immer feindliche Nachbarn.
62
) Anm. 32; Kühn Westfalen I, 208. Vgl. Karl Gold
Einheitl. Anschauung u. Auf-
821
fassung d. Chronik Eckehards v Aura. Diss. Greifswald
1916, 23 63) Anm 40; Zaunert Westfalen 243 f. 244;
ZfdA. 3, 458. 459. 64) Kühn Westfalen l, 205. 65) Vgl.
Anm. 16. 18. 49. 68. 66) Anm. n. 29. 40. 44. 54. 55; W.
H. R i e h l Land u. Leute 1861 5, 315 ff.; Zaunert
Hessen-Nassau 255; Müllenhoff Sagen 377;
Kühnau Sagen 3, 516 ff. Nr. 1922. 1923. 1925. 1926.
1928. 1929. 67) Ebd. Nr. 1925. 68) Glatzer Heimatbl. 3
(1917), 55 N.I (aus Lothringen).
69
) Kühnau Sagen 2, 516 f. Nr. 1923.
70
) Anm. 52. 57; Zingerle Sagen 1859, 407.
5. Termin der E. Da es sich um einen
eschatologischen Akt handelt71), sind die
Vorzeichen des Weltendes (s. jüngster Tag) auch
die der E. Ihr geht soziale und sittliche
Verwilderung voraus 72), Übermut besonders in
der Kleidung (rote Hüte!)73); Frauen tragen
Hosen 74), die Städter gehen auf die Alm und
feiern dort Feste75), Menschen fliegen75), Wagen
laufen ohne Pferde76). Es werden viele neue
Häuser
(Kasernen)
gebaut76).
Fromme
Gebräuche lassen nach77), sogar die Geistlichen
sind verderbt78). Von Hungerzeiten79) ist seltener
die Rede, als daß der letzte Winter kein Winter
mehr sein wird; ein zeitiger 80) und fruchtbarer
Sommer kommt81). Zuweilen hat man lokale
Zeichen: die Brücke zu Köln wird fertig sein82),
unbebaute Landstücke werden gebrochen 83), die
nicht ausgebaute Kirche in Kastelreuth stürzt
ein83a), die Glocken beider Türme in S. Johann
schlagen zusammen 84), Schloß Camenz ist
ausgebaut 85), Kraniche fliegen durch die Glatzer
Brotbänke86). Aber die Schlacht wird ganz
plötzlich sein, ohne daß jemand was ahnt87). In
Notzeiten (1848) 88), auch 1913, rechnete man in
Schlesien auf die Schlacht. Die Friesen erwarten
sie, wenn ein König mit weißem Haar des
Landes vertrieben werden wird89), die Deutschen
um Leitmeritz (Böhmen), wenn ein Schimmel
sich zeigt90), mit einem Wort, wenn Übermut und
Frechheit aufs höchste gestiegen sein wird. Die
90er Jahre91) sollten es sein, dann wieder 1913
(mündlich). Vgl. ferner Schlachtenbaum und
schlafendes Heer, Kyffhäuser.
71
) ZfdMyth. I, 34 f.; Vernaleken Alpensagen 62;
Müller Siebenbürgen 4 f.
822
Aus Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3 (1917) N. I.
72
) Müller Siebenbürgen 4 f.; Zaunert Rheinland
2, 248. 73) ZfdMyth. 3, Strackerjan l, 154;
französisch: Zentralbl. f. Okkultismus 7, 610; 8,
682; Belege zu 72.
74
) Zaunert Rheinland 2, 247. 248. Lothringen:
Glatzer Heimatbl. 3, 55 N.I.
75
) Zentralbl. f. Okk. 8, 682. 76) Ebd. 683 77) Ebd.;
Zingerle Sagen 1859, 406; Z au n e r t Westfalen
243. 78) Vgl. ,,jüngster Tag 79) ZfdMyth. 3, 34 f.;
Peuckert Schlesien 72. 80) Zaunert Westfalen 243.
81
) M ler Siebenbürgen 4 f. 82) Zaunert Ki land 2,
248 f. 83a) Zingerle Sagen 1859), 83) Strackerjan i,
154. 84) Vernaleken Alpensagen 66 f. 85) K ü h n a
u Sagen 3, Nr. 1925. Aus Lothringen: Glatzer
Heimat (1917), 52. 86) Kühnau 3, 520 f. 87)
Zaunert Westfalen 243 f; Rheinland 2, 247 f.;
Verna l e k e n AIpensagen 66 f.; französisch:
Zentrtralbl. f. Okkultismus 7, 610. 88) Kühl Sagen
3, 518 f. 89) Müllenhoff Sagen 90} Jos. Kern Die
Sagen des Leitmet Gaues 1922, 57. 91) Zentralbl.
f. Okk. 682,
6. Die Schlacht und ihr Ausgang. Die
Feinde kommen so schnell daß sie die
Arbeiter am Wege überraschen 92). Alles
flieht 93) auf die Berge 94) bis über die
Haselstauden95), übers Wasser96), auf eine
Waldwiese97);
Mädchen im roten Rock96), ein Schäfer mit
weißem Hunde98) werden als letzte über die
Brücke gehen. Die Feinde erschlagen die
Geistlichen96), schlachten eine rote Kuh 96)
(sonst gilt das über Brücke führen der roten
Kuh als Vorzeichen der E.) 99), stellen ihre
Pferd in die Kirchen100). Die E. dauert drei
Tage101), im obd. Glauben aber kurze Zeit,
so daß das Essen noch warm bleibt95);
deshalb braucht man auf Flucht nur ein Brot
mitzunehmen Viele fallen 103); das Blut
steht den Männern bis zu den Schenkeln,
den Pferden bis zum Bauch 104); es fließt so
viel E daß eine goldne (Wunsch-) Rute
bloßgespült wird104a). Die Bauern und
jährigen aus den Schneebergen105) jungen
Leute 106), die Weiber geben Ausschlag 107).
Anders wieder glaubt man, Gott selbst
schlage die Türken 108) ein Erretterkaiser (s.
Schlachtenbaum schaffe Raum. Die Feinde
fliehen schnell, daß die Schinken auf den
Zäunen unangetastet bleiben109). Dann
bricht neue, glückliche Zeit unter dem
Retter-
823
kaiser herein 110); Paderborn hat wieder eigne
Herren111). Aber das Land ist menschenleer112);
zehn Jungfern schlagen sich um eine
Mannshose113), es gibt keine Geistlichen mehr
114); für einen Brotlaib zahlt man einen
Bauernhof115); eine Kuh führt man an goldner
Kette 114). Manche Stadt (Prag) wird vom
Erdboden verschwunden sein 116).
92
) Z a u n e r t Westfalen 243. 244; Kühn Westfalen l,
206. Vgl. Müllen ho ff Sagen 379.93) Strackerjan 1,51 f.
94
) Z a u n e r t Westfalen 243; Josef Kern Die Sagen des
Leitmeritzer Gaues 1922, 57. 95) Vernaleken Alpensagen
66 f. 96) Zaunert Westfalen 243; Rheinland 2, 248 f. 97)
Ebd. 2, 249. 98) Zaunert Westfalen 244. 99) M ü l l e n h o f
f Sagen 378. 100) Zaunert Rheinland 2, 250; Z i n g e r l e
Sagen 1859, 406;
Vernaleken Alpensagen 66 f. 101) Zaunert Westfalen 244.
102
) D e r s. .Rheinland 2, 249; Kühn Westfalen I, 206; Z i
n g e r l e Sagen 1859, 407; Vernaleken Alpensagen 66
f.; Roch h öl z Sagen 1,135! 103) Strakke r j a n l, 154;
Müller Siebenbürgen 4 f.104) Zaunert Rheinland 2, 249;
Kühn Westfalen I, 205. 206; S t r a c k e r j a n , 151 f.;
Zingerle Sagen 1859, 407; französisch:
Zentralbl. f. Okkultismus 7, 610. 104a) Zaunert HessenNassau 256. 105) Rochholz Sagen I, 61. 106) Zentralbl. f.
Okkultismus 8, 682. 107) Z i n g e r l e Sagen 1859, 407.
108
) Zfd-Myth. 3, 34 f. 109) Zaunert Westfalen 244;
.Rheinland 2, 249. 110) Zaunert Westfalen 244; HessenNassau 256; K ü h n a u Sagen 3, 520; Peuckert
Schlesien 72. Doch: A. H a a s Pommersche Sagen 1921,
125. 111) Kühn Westfalen i, 205. 112) Rochholz Sagen I,
61; K ü h n a u Oberschles. Sagen 1926, 492 f. Aus
Lothringen: Glatzer Heimatbl. 3, 55 N. i. 113) Zaunert
Westfalen 244; Zingerle Sagen 1859, 406; Vernaleken
Alpensagen 67; Zentralbl. f. Okkultismus 8, 682. 114)
Zaunert Westfalen 244. 115) Vernaleken Alpensagen 67;
A. H a a s Pommersche Sagen 1921, 125. Aus
Lothringen:
Glatzer Heimatbl. 3, 55 N. I. 116) Vernaleken Mythen in;
Peuckert Schlesien 72. Vgl. K ü h n a u Sagen 3, 507 f.
496;
Zentralbl. f. Okkultismus 8, 683. Peuckert.
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