Quelle http://www.unileoben.ac.at/~warmetec/Institut/Downlod/581650.DOC Vorlesung 58 16 50 Thermische Energietechnik nichtfossiler Energieträger Ausgearbeitet von Dipl.-Ing. G. Rieder im Frühjahr 2003 2 3 1. Einleitung: Seit einigen Jahrzehnten wird die Bevölkerung unserer Erde mit der Tatsache konfrontiert, dass sich die Weltenergiesituation immer mehr zuspitzt. Der Beginn der Ölkrise im Jahr 1973 hat das Problem der Energieversorgung zu einem zentralen Problem werden lassen. Auch die Beruhigung am Energiepreissektor in den letzten Jahren hat dieses Problem nicht aus der Welt schaffen können. Die Anstrengungen eine Alternative zu den bisher praktizierten Energieversorgungen zu finden wurden weiter verfolgt. Vor allem den Industriestaaten muss es gelingen, ihren Verbrauch an fossilen Energieträgern zu verringern. Dies einerseits, um die Energievorräte nicht weiterhin durch Umwandlung in Wärme zu schmälern und andererseits, um auf die Umwelt und deren Belastung durch die Verbrennungsprodukte Rücksicht zu nehmen. Die heute bedeutendsten Schwierigkeiten im Bereich der Umweltproblematik hängen primär mit unseren Energieproblemen zusammen. Vor diesem Hintergrund begannen die Entwicklungen und Forschungen auf dem heute so bedeutenden Sektor der alternativen Energien. Wie bereits festgestellt wurde durch die Ölkrise 1973 erstmals die Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht, dass der bis dahin betriebene Raubbau an den Energieträgern nicht mehr fortgeführt werden kann. Wenn auch durch die Entwicklung am Weltenergiemarkt die damals bestehenden Probleme weitgehend geschwunden sind, so wird doch auch heute noch, vorangetrieben durch das verstärkt vorhandene Umweltbewusstsein, der Gedanke des Energiesparens und der Substitution von fossilen Energieträgern durch alternative Energien aufrecht erhalten. 1.1 Die Entwicklung des Energieverbrauches und seine Abhängigkeiten: Die vergangenen Jahrzehnte zeigen, dass die Entwicklung des Energieverbrauches durch die weitgehende Industrialisierung sprunghaft angestiegen ist und der Verbrauch fossiler Energieträger immer weiter vorangetrieben wurde. Diesem Energiebedarf steht das Energieangebot gegenüber. Zur Deckung dieses unseres Bedarfes stehen zwei Arten von Energiedargeboten zur Verfügung. Die in der Erde enthaltenen Energieträger die als Vorräte oder Ressourcen bezeichnet werden und in erster Linie die fossilen Energieträger betreffen und diejenigen Energieträger, die als erneuerbare Energien bezeichnet werden. Die nutzbaren Energieströme entspringen dabei drei grundsätzlich verschiedenen Primärenergiequellen: 1. dem Isotopenzerfall im Erdinneren 2. der Planetenbewegung, verbunden mit der Massenanziehung und 3. der thermonuklearen Umwandlung in der Sonne. Das Bild 1 zeigt die nutzbaren regenerativen Energiequellen und die sie hauptsächlich bestimmenden Primärenergiequellen. Versuche diese Energiequellen zu erschließen gibt es seit Menschengedenken. Wenn also heute in der Energietechnik häufig der Begriff "Neue Energietechnologien" für die Beschreibung von Technologien zur Nutzung regenerativer Energiequellen verwendet wird, so ist das unangebracht. Noch in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts deckten regenerative Energiequellen mehr als 90% des Weltenergiebedarfes. Erst die zunehmende Industrialisierung hatte diese Energieträger durch die heute verwendeten Energieumwandlungstechniken verdrängt. So besitzen regenerative Energiequellen heute zum Teil nur noch enge, regionale Bedeutung ( geothermische Energie, Gezeitenenergie) oder haben ihre frühere Bedeutung zumindest in den Industrieländern praktisch völlig eingebüßt (Windenergie, biochemische Energie in Form von Holz usw.). Nur eine der schon früher genutzten Energiequellen trägt auch heute noch in nennenswertem Umfang zur Energiebedarfsdeckung bei: die Wasserkraft. 4 Das Bild 1 zeigt aber auch, dass die Primärenergiequellen auf zwei grundsätzlich verschiedene Arten genutzt erden können: zum einen direkt, also lediglich mit Hilfe eines durch den Menschen erstellten Energiewandlers (Solarzelle), zum anderen aber indirekt, das bedeutet nach Zwischenschaltung eines natürlichen Energieumwandlungsprozesses. Im Energieflussbild der Erde, das im Bild 2 dargestellt ist sind die Größenordnungen aufgelistet, die die regenerativen Energieströme aufweisen. Den größten Beitrag liefert demnach die solare Strahlung, die jährlich auf die Atmosphäre der Erde auftrifft mit 5,6 * 106 EJ/a (= 191,2*106 Mio. t SKE). Bezogen auf den Weltenergieverbrauch, der in der Mitte des Bildes angegeben ist, ist dies etwa 20 000 mal mehr als die Menschheit Jahr für Jahr an Energie umsetzt. Der Vergleich dieser theoretischen Potentialangaben mit dem Weltenergieverbrauch führt häufig dazu die Nutzung dieser Energiequellen als "Alternative" zur heutigen Energieversorgung zu bezeichnen. Im theoretischen Aspekt ist dies sicher richtig. Die eingrenzenden Randbedingungen für den Einsatz regenerativer Energietechnologien aber rechtfertigen diese Bezeichnung nicht oder nur regional. Die primären und die aus ihnen abgeleiteten sekundären regenerativen Energiequellen weisen neben ihrer praktischen Unerschöpflichkeit einige gemeinsame Eigenarten auf, die teilweise ihre Nutzungsmöglichkeiten stark einschränken. Hier ist insbesondere die geringe Leistungsdichte zu nennen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Tatsache, dass das Energieangebot aus regenerativen Energiequellen teilweise außerordentlich hohen zeitlichen Schwankungen unterworfen ist und auch regional sehr weit verteilt auftritt. 2. Nutzung von Niedertemperaturwärme mittels Wärmepumpen: Der Bereich des Raumwärmebedarfes aber vor allem die Warmwasserbereitung verbraucht in den Industriestaaten rund 40% des gesamten Primärenergiebedarfes. Bislang wird zur Deckung dieses Anteiles immer noch vorrangig Primärenergie in Form von Kohle, Erdgas oder Heizöl eingesetzt. Das Endprodukt nämlich die Niedertemperaturwärme im Bereich unter 100°C ist dabei ein Produkt mit sehr geringer Exergie. Darüber hinaus führen die Energieumwandlungsaggregate trotz der heute hohen Wirkungsgrade zu eminenten Umweltbelastungen. 2.1. Thermodynamische Grundlagen der Wärmepumpe: Eine in jedem System auftretende Energieform ist die innere Energie die den molekularen Bewegungszustand der Materie beschreibt. Sie steigt mit zunehmender Temperatur an. Am absoluten Nullpunkt hört die molekulare Bewegung auf, die innere Energie wird zu null. In offenen Systemen, bei denen sich die Massen in flüssigem oder gasförmigen Aggregatzustand bewegen tritt außer der inneren Energie auch Bewegungsenergie auf. Die Summe aus innerer Energie und Bewegungsenergie wird als Enthalpie bezeichnet. Aus der Definition der inneren Energie und der Enthalpie ergibt sich, dass bei Temperaturen oberhalb des absoluten Nullpunktes jedes System thermische Energie enthält. Energetische Vorgänge sind immer Energieumwandlungen. Das bedeutet, dass die Summe der beteiligten Energien in einem energiedichten System immer gleich bleibt. Diese Erkenntnis führte zur Formulierung des 1. Hauptsatzes der Thermodynamik. Der 1. Hauptsatz ist das Gesetz von der Erhaltung der Energie; sie kann weder erzeugt noch vernichtet werden. Es gibt nur eine Energieumsetzung. Der 2. Hauptsatz ist das Gesetz vom notwendigen Temperaturgefälle; Wärme kann nur von einem höheren Temperaturniveau auf ein tieferes übergehen. Die der Umgebung als Wärme zugeführte Energie wird zur inneren Energie der Umgebung, die als Energiespeicher großen Ausmaßes dient. 5 Bei den Umwandlungsprozessen lässt sich zwischen unbeschränkt umwandelbaren Energieformen - kinetische Energie - und beschränkt umwandelbare Energieformen - Wärmeenergie - unterscheiden. Als letzte Umwandlungsstufe bei energetischen Vorgängen tritt immer thermische Energie mit der Umgebungstemperatur auf, die keine Arbeitsfähigkeit besitzt. Die Energie lässt sich daher nach zwei Kriterien unterscheiden. Zum einen nach der Form ihres Auftretens und zum zweiten nach ihrer Wertigkeit. Nach der Form des Auftretens ergeben sich die speicherbaren Energien, wie die innere Energie und die Enthalpie und die systemüberschreitenden Energien in Form von Wärme und Arbeit. Nach der Wertigkeit wird die Umwandelbarkeit der Energie in andere Energieformen beurteilt. Während elektrische Energie beliebig in andere Energieformen, wie mechanische Energie oder auch thermische Energie umgewandelt werden kann, lässt sich thermische Energie nicht voll in elektrische Energie umformen. Tritt die thermische Energie bei hoher Temperatur auf, ist diese Umwandlung in einem größeren Prozentsatz möglich als bei einer Temperatur, die näher dem Umgebungszustand liegt. Um den Anteil der unbeschränkt umwandelbaren Energie an einer thermischen Energie besser erfassen zu können, wird die thermische Energie in einen unbeschränkt umwandelbaren Anteil, die Exergie, und in einen nicht umwandelbaren Anteil, die Anergie, aufgeteilt. Exergie und Anergie sind demnach komplementäre Größen. Mit Hilfe dieser Definition werden die wesentlichen Aussagen des 1. und 2. Hauptsatzes über die Energieumwandlungen verständlich zusammengefasst. 1. Hauptsatz: Bei allen Prozessen bleibt die Summe von Exergie und Anergie konstant. Aus dieser Formulierung wird jedoch deutlich, dass sich das Verhältnis von Exergie und Anergie in diesem System ändern kann. Die möglichen Veränderungen werden am besten durch die Formulierung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik deutlich: 2. Hauptsatz: Bei allen irreversiblen Prozessen verwandelt sich Exergie in Anergie. Nur bei reversiblen Prozessen bleibt die Exergie konstant. Anergie kann nicht in Exergie umgewandelt werden. Aus dieser Aussage erkennt man, dass mit Exergie problemlos Anergie als Wärme auf dem Niveau der Umgebungstemperatur erzeugt werden kann, während sich aus Wärme bei Umgebungstemperatur (Anergie) keine Exergie gewinnen lässt. 2.1.1. Exergiebedarf beim Heizen: Beim Beheizen von Gebäuden liegt im Winter die Raumtemperatur oberhalb der Umgebungstemperatur des Gebäudes. Durch diese gewünschte Temperaturdifferenz zwischen Raum und Umgebung ergibt sich ein Wärmestrom durch die Umschließungswände. Dieser Wärmestrom ist wiederum von der Wärmedämmung des Raumes und von der Temperaturdifferenzen zwischen Raum und Umgebung abhängig. Da die Temperaturdifferenzen bezogen auf die Absoluttemperaturen sehr gering sind ergibt sich, dass der aus dem Raum an die Umgebung gehende Wärmestrom nur einen sehr geringen Anteil an Exergie hat. Diesen Vorgang kann man auch wie im Bild 3 gezeigt darstellen. Aus den Zusammenhängen des Bildes ergibt sich, dass eine exergetisch optimale Heizung dem zu beheizenden Raum Wärme mit dem selben Exergieinhalt zuführen sollte, wie auf Grund des beschriebenen Vorganges notwendig ist. Der Exergiefluss bei einem durch elektrische Widerstandsheizung beheizten Raum ist ebenso im Bild 3 gezeigt. Nach den bisherigen Ausführungen stellt die elektrische Energie reine Exergie dar. Es zeigt sich, dass bei den kleinen Temperaturunterschieden zwischen Raumtemperatur und Umgebungstemperatur in der elektrischen Widerstandsheizung ein großer Exergieverlust auftritt. Eine Bewertung der verschiedenen Systeme kann durch die Erstellung eines exergetischen Gütegrades E erfolgen. 6 E = EQ/E E = EQ + BQ E = EQ / (EQ + BQ) Darin bedeuten EQ die wiedergewonnene Exergie, E die zugeführte Exergie und BQ die Anergie. Betrachtet man weiters den Energie-Exergie-Fluss vom Kraftwerk bis zum beheizten Raum, so erhält man das Bild 3a Berechnet man die exergetischen Gütegrade für verschiedene Heizsysteme von der Brennstoffexergie bis hin zur Exergie der Raumluft im beheizten Raum, so ergeben sich für die verschiedenen Heizungssysteme die in der Tabelle 1 angegebenen Werte. 2.1.2. Möglichkeiten des Wärmetransports entgegen dem natürlichen Temperaturgefälle: Der Wärmetransport entgegen dem Temperaturgefälle bedeutet eine Zunahme von Exergie, was nach den bisherigen Ausführungen nur möglich ist, wenn durch einen entsprechenden Prozess Exergie von außen in den betrachteten Kreislauf geführt wird. Diese Exergiezufuhr zu einem Energiestrom ist mit einer Wärmepumpe möglich. Entweder durch einen Energiestrom, der aus 100 % Exergie besteht, oder durch einen Energiestrom, der nur den erforderlichen Anteil an Exergie enthält und außerdem Anergie mitführt. Im Bild 4 sind als derartige Beispiele die Exergieflussbilder der Kompressionswärmepumpe und der Absorptionswärmepumpe angeführt. In beiden Fällen wird dem zu kühlenden Luftstrom eine geringe Exergie zuzuführen sein und ein großer Anergiestrom entnommen werden. Wärmepumpen können also betrieben werden mit elektrischem oder mechanischem Antrieb, also mit reiner Exergie, als Kompressionswärmepumpe mit Strömungs- oder Verdrängungsverdichtern mit thermischem Antrieb, wobei der erforderliche Exergiestrom als Teil eines Wärmestromes zugeführt wird. Hierzu gehören Dampfstrahlverdichter und Kreisläufe mit Austreiber und Absorber (Absorptionswärmepumpe). 2.1.2.1. Die Kompressionswärmepumpe: Die Kompressionswärmepumpe besteht im wesentlichen aus dem Verdichter mit Antriebsmotor, dem Verdampfer, dem Verflüssiger (Kondensator) und dem Drosselorgan (Expansionsorgan). Diese Bauteile sind über Rohrleitungen zu einem geschlossenen System verbunden. In diesem System zirkuliert ein Kältemittel mit geeigneten thermodynamischen Eigenschaften. Das Bild 5 zeigt den Ablauf der Wärmeübertragung. Der umgewälzte Wärmeträger entnimmt einer Wärmequelle die zur Verdampfung notwendige Verdampfungsenthalpie. Das nun gasförmig vorliegende Kältemittel wird von einem Verdichter angesaugt und auf höheren Druck verdichtet. Die Druckhöhe ist abhängig von der gewünschten Endtemperatur des Kältemittels. Im Anschluss an die Verdichtung wird der Wärmeträger einem Wärmetauscher zugeführt, in dem er seinen Wärmeinhalt an die Wärmesenke - einem Heizwasserkreislauf – abgibt und dabei wieder kondensiert. Bevor nun der Kreislauf wieder geschlossen werden kann, muss der hohe Druck auf der Verflüssigungsseite durch ein Drosselventil auf den niedrigen Druck der Verdampferseite entspannt werden. Der auf diese Weise durchlaufene Kreisprozess wird in der Thermodynamik im allgemeinen in einem h-lg p - Diagramm dargestellt, wie es das Bild 6 zeigt. Entsprechend den bisherigen Ausführungen wird entlang der Linie 2 - 3 isobar der Wärmequelle Wärme entzogen und das Kältemittel verdampft, anschließend verdichtet (Linie 3 - 4) und wiederum unter Wärmeabgabe an die Wärmesenke kondensiert (Linie 4 - 1). Bei der Abkühlung wird zunächst auf Kondensationstemperatur Tk = f(pk) abgekühlt (Punkt 1a), dann kondensiert (Punkt 1b) und unter Umständen auch unterkühlt (Punkt 1). Über das Drosselventil wird nun das Kältemittel auf den 7 Verdampferdruck p0 entspannt. Der Darstellung wie sie im Bild 6 gegeben wird können auch die wichtigsten Berechnungsgrößen der Wärmepumpe entnommen werden. Wärmezufuhr (Verdampfer) 2/3 = m . (h3 - h2) Heizleistung (Kondensator) 1/4 = m . (h4 - h1) Antriebsleistung (Kompressor) Ltechn = m . (h4 - h3) Leistungsziffer der Wärmepumpe = (h4 - h1)/(h4 - h3) Um eine möglichst hohe Leistungsziffer zu erhalten, sollte die Temperaturdifferenz zwischen der Heiztemperatur und der Temperatur der Wärmequelle möglichst gering sein. Darüber hinaus wird die Leistungsziffer auch von der Art des Kältemittels beeinflusst. 2.1.2.2. Absorptionswärmepumpe: Bei dieser Art der Wärmepumpe wird das umlaufende Arbeitsmedium ebenfalls bei niedrigem Druck unter Wärmeaufnahme aus der Wärmequelle verdampft und bei höherem Druck durch Kondensation die Wärme an das Heizungssystem abgegeben. Zur Entspannung vom Verflüssigungsdruck auf den Verdampferdruck dient wie bei der Kompressionswärmepumpe ein Drosselventil. Der Kompressor der Kompressionswärmepumpe und somit die Exergiezufuhr wird bei der Absorptionswärmepumpe durch eine kombinierten Absorptions- und Austreibungsprozess ohne mechanischen Verdichter ersetzt. Druckerhöhend wirkt also nicht ein Kompressor sondern die Absorber/Austreiber Kombination, ein "Thermischer Verdichter". Die Wärmeübertragung erfolgt durch ein Zweistoffgemisch aus Absorptionsmedium und Wärmeträger. Im Lösungsmittelkreislauf der Absorptionswärmepumpe zirkuliert ein Zweistoffgemisch, dessen eine Komponente (Arbeitsmittel) ein hohes Lösungsvermögen in der zweiten Komponente (Lösungsmittel) aufweist. Diese beiden Komponenten werden zum Teil innigst gemischt, zum anderen getrennt durch die Anlage geführt. Im Bild 7 ist ein vereinfachtes Fließ- und Funktionsschema einer Absorptionswärmepumpe dargestellt. Das in einer derartigen Anlage umlaufende Zweistoffgemisch besteht im allgemeinen aus Wasser + Ammoniak oder Wasser + Lithiumbromid. Im Niederdruckteil des Systems wird aus der Wärmequelle im Verdampfer die zur Verdampfung des Arbeitsmittels notwendige Wärme entzogen. Das nun dampfförmig vorliegende Arbeitsmittel tritt in den Absorber ein, wo es in einem Lösungsmittel (meist Wasser) absorbiert wird. Die dabei frei werdende Absorptionswärme ist im allgemeinen klein gegenüber den restlichen umgesetzten Wärmemengen, kann aber wie im Bild 7 dargestellt genutzt werden. Die mit Arbeitsmittel hoch angereicherte Lösung wird jetzt über die Lösungspumpe auf ein höheres Druckniveau gebracht und in den Austreiber geleitet. Hier erfolgt durch Wärmezufuhr die Trennung zwischen Lösungsmittel und Arbeitsmittel. Die im Austreiber aufzuwendende Wärme muss von außen aufgebracht werden. Dazu werden im allgemeinen Heizungen mit fossilen Brennstoffen oder aber auch wie im Bild 8 dargestellt Sonnenenergie verwendet. Die an Arbeitsmittel verarmte Lösung wird über das Expansionsventil dem Absorber zugeführt und nimmt dort erneut Arbeitsmittel auf. Das Arbeitsmittel gelangt unter hohem Druck und Temperaturniveau in den Verflüssiger und kondensiert hier unter Wärmeabgabe. Über ein Expansionsventil wird der kondensierte Wärmeträger wieder dem Verdampfer zugeführt und damit der Kreislauf geschlossen. 2.1.2.3. Vergleich zwischen Kompressions- und Absorptionswärmepumpe: Ein für den Betreiber interessanter Aspekt der Absorptionswärmepumpe liegt in der Verwendung von einfach aufgebauten Komponenten, wie Wärmeübertrager und 8 Lösungspumpe, die gegenüber den relativ kompliziert aufgebauten Verdichtern in den Kompressionswärmepumpen Vorteile bezüglich Wartungs-, Verbrauchsund Betriebskosten bei industriellen Anlagen erwarten lassen. Ein gutes Teillastverhalten lässt sich im Vergleich zur Kompressionswärmepumpe nur mit einem entsprechend hohen regelungstechnischen Aufwand beherrschen, so dass grundsätzlich die Anwendung im Grundlastbereich zu empfehlen ist. 2.2 Die Anwendung der Wärmepumpe: Um das Prinzip der Wärmepumpe zu verstehen, muss man zurückkehren zu dem anfangs festgestellten Phänomen, dass Wärme eine Energieform ist, deren Menge völlig unabhängig von der Temperatur ist, auf der sie sich gerade befindet. In der Luft, dem Erdreich und Gewässern, aber auch in der Fortluft von Gebäuden und in Abwässern aller Art stecken enorme Mengen an Wärme, die für uns nur deshalb nutzlos sind, weil wir die Wärme bei einer höheren Temperatur benötigen. Aus allen diesen Wärmequellen kann Wärme gewonnen und mit der Wärmepumpe unter Zuführung eines Bruchteiles an höherwertiger Energie auf ein für Heizzwecke nutzbares Temperaturniveau angehoben werden. 2.2.1. Bauarten von Wärmepumpen: Der Begriff Wärmepumpe umschließt den kältetechnischen Teil der Gesamtanlage, also den Wärmetauscher auf der kalten Seite, die Temperaturerhöhungseinrichtung mit der Zuführung der Antriebsenergie, den Wärmetauscher auf der warmen Seite und in den meisten Fällen eine Entspannungseinrichtung zum Schließen des kältetechnischen Kreisprozesses. Für die Wärmepumpe sind alle bekannten Kältemaschinen anwendbar und auch schon angewendet worden. Die weitaus größte Bedeutung hat die Kaltdampfwärmepumpe mit mechanischer Verdichtung der Kältemitteldämpfe. 2.2.2. Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen: Die Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen sind außerordentlich weit gestreut. Sie reichen von Anschlussleistungen von wenigen Watt für einen thermoelektrischen Heizund Kühlapparat bis zu Anschlussleistungen von einigen Megawatt für große Brüdenverdichtungsanlagen in der Industrie. Die wesentlichsten Anwendungsgebiete sind: Kleinwarmwasserbereiter, fabrikgefertigt, teilweise kombiniert mit Kühlschränken, Anschlusswerte von 200 bis 800 W. Ganzjahresklimageräte und Heizwärmepumpen für Einzelräume, Einfamilienhäuser, kleinere Bürokomplexe, Gasstätten und ähnliche Objekte. Heizleistungen bis etwa 120 kW. Anschlusswerte von 2 bis 20 kW. Wärmepumpen zur Heizung und Wärmerückgewinnung Für Großklimaanlagen in Bürogebäuden, Warenhäusern und ähnlichen Objekten. Heizleistungen bis über 1200 kW, Anschlusswerte von 20 bis über 400 kW. Heiz-Kühl-Wärmepumpen Zum gleichzeitigen Heizen und Kühlen von Räumen. Gegenständen oder Stoffströmen. Abwärmeverwertungswärmepumpen Zur Ausnutzung oder Wiederverwertung von abfließender, wegen der niedrigen Temperatur nicht mehr verwendbarer Wärme.. Brüdenverdichter und Kochereianlagen Zum Eindampfen von Lösungen und Eindicken von Säften, Milch, Pharmazeutika uä. Wärmepumpen-Destillieranlagen 9 Zum Herstellen von Trinkwasser. Je nach dem Zweck der Anlage, kann sie die gleichen riesigen Abmessungen haben wie eine Brüdenverdichteranlage. Es gibt aber auch Kleinanlagen für Schiffe und militärische Zwecke mit Destillierleistungen von nur einigen Litern je Stunde. Die Tabelle 2 zeigt eine Anzahl von Anwendungsmöglichkeiten 2.2.3. Wärmequellen: Betriebseigenschaften und Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe werden wesentlich von der Wärmequelle, aus der sie Niedertemperaturwärme zum Hochpumpen schöpft, bestimmt, da die theoretische und in noch größerem Maß die praktische Leistungsziffer von der zu überwindenden Temperaturdifferenz abhängt. Die Temperatur der warmen Seite, die Verflüssigungstemperatur, ist durch die Heizaufgabe vorgegeben. Da der Heizwärmebedarf mit fallender Außentemperatur steigt, muss auch die Vorlauftemperatur entsprechend steigen; dadurch werden die Leistungsziffer und auch die Wirtschaftlichkeit ungünstiger. Die Grundvoraussetzungen für den wirtschaftlichen Betrieb von Wärmepumpen, sind: Kleine Temperaturdifferenz zwischen gewünschter Nutzwärme und verfügbarer Wärmequelle Möglichst hohe Temperatur der Wärmequelle. Die weiterhin an die Wärmequelle zu stellenden Anforderungen sind vielfältig und in vielen Bereichen mit den Anforderungen an alternative Anergiequellen identisch. Sie muss zu jeder Zeit die erforderliche Wärmemenge mit einer möglichst hohen Temperatur liefern Sie sollte keine zusätzlichen Kosten zu ihrer Erschließung erforderlich machen. Der Energieaufwand zum Transport der Wärme für Pumpen, Ventilatoren und anderen Aggregaten sollte niedrig sein und die Gesamtleistungszahl zu verbessern Das Wärme transportierende Medium sollte die wärmeaustauschenden Apparate weder chemisch noch physikalisch angreifen oder beeinflussen (Korrosion, Verschmutzung, Vereisung) Soweit es sich um serienmäßig hergestellte Hausheizwärmepumpen handelt, sollten sie überall erschließbar sein und nicht oder möglichst wenig von geographischer Lage, Klima und Bodenverhältnissen abhängen. Verschiedene der aufgezählten Wünsche schließen sich gegenseitig aus und es ist offensichtlich schwer, eine wirklich geeignete Wärmequelle zu finden. Es kommen zunächst alle Formen von Abwärme oder ablaufendem Warmwasser in Betracht. Ähnlich gut ist Grundwasser geeignet. Bei Oberflächengewässern ist die Verwendung problematisch wegen der Einfriergefahr. Auch mit der Außenluft oder dem Erdreich ist keine endgültige Lösung gefunden. Deutlich verbessert hat sich in der jüngsten Zeit die Anwendung der Sonnenstrahlung über geeignete Kollektoren. 2.2.3.1. Natürliche Wärmequellen: Unter natürlichen Wärmequellen sollen alle in der Natur oder unmittelbar aus der Natur ableitbaren, allgemein zugänglichen Wärmequellen verstanden werden. Tabelle 3 Wesentliches Merkmal ist, dass diese Wärmequellen die Wärme aus dem normalen Klimageschehen entnehmen. Sie haben alle mehr oder weniger einen jahreszeitlich bedingten Gang der Temperatur, der um so kleiner bleibt, je größer die Wärmekapazität der Wärmequelle ist. 2.2.3.1.1 Luft: Die normale Atmosphäre ist bezüglich der zeitlichen und örtlichen Verfügbarkeit die ideale Wärmequelle. Sie liefert fast jede gewünschte Wärmemenge, allerdings bei sehr unterschiedlichen Temperaturen. Der unüberwindbare Nachteil der Wärmepumpe ist die 10 große Abhängigkeit der Heizleistung von der Verdampfungstemperatur und damit von der Außentemperatur. Sinkt diese wird der Heizwärmebedarf größer, aber die Heizleistung der Wärmepumpe wegen der größeren Temperaturdifferenz kleiner. Ein weiterer Nachteil von Luft als Wärmequelle ist die Bereifung oder Vereisung des Luftkühlers. Bildet sich Reif, der zu immer dickeren Schichten anwächst, behindert dies den Wärmeübergang. Es ist dann die Betriebszeit der Wärmepumpe durch geeignete Anzahlen von Abtauzyklen zu unterbrechen. Die dazu notwendig Wärmemenge wird dann häufig der Innenluft entnommen. Durch die erzwungenen Standzeiten treten Heizungsverluste auf, die bei der Bemessung der Wärmepumpe, aber insbesondere bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung berücksichtigt werden müssen. 2.2.3.1.2. Erdreich: Aus der Gegebenheit, dass aufgrund der geothermischen Tiefenstufe je nach Bodenart die Bodentemperatur mit zunehmender Tiefe um 20 - 35 m jeweils um 1 K, ausgehend von der mittleren Oberflächentemperatur zunimmt, kann der Erdboden als ungeheures Wärmereservoir angesehen werden. In einer Tiefe von 1 - 2 m verschwinden nahezu die täglichen und in einer Tiefe von 8 m die jährlichen Bodentemperaturschwankungen. Die Temperaturunterschiede sind selbst in einer Tiefe, die unterhalb der Frostgrenze liegt derart gering, dass ein in Form von Rohrschlangen waagerecht verlegter Verdampfer schon wirtschaftlich interessante Ergebnisse erwarten lässt. Der Erdboden ist also im Hinblick auf Temperaturkonstanz, Temperaturlage und örtliche und zeitliche Verfügbarkeit eine sehr günstige Wärmequelle. Trotzdem hat diese Wärmequelle noch keine wirtschaftliche Bedeutung erlangt. Die schlechten Wärmeleitungsund Speichereigenschaften des Erdreiches bedingen, dass der Wärmetauscher beachtliche Größe annimmt. Man rechnet mit rund 30 bis 60 m² Bodenfläche je kW Heizleistung. Die Bodentemperaturabsenkung durch den Wärmeentzug kann ebenfalls empfindlich sein. Wird der Wärmetauscher nahe oder unterhalb des Grundwasserspiegels eingebaut, so sind nicht nur die günstigen Wärmeleitwerte für den nassen Boden gültig, sondern zusätzlich ist auch ein Wärmetransport durch den Grundwasserfluss feststellbar. 2.2.3.1.3. Wasser: Wasser ist wegen seiner hohen Wärmekapazität und seiner guten Wärmeübertragungseigenschaften die beste Wärmequelle überhaupt. Leider wird Wasser ein immer seltenerer und teurerer Stoff, so dass die an sich naheliegende Nutzung von Grundwasser immer mehr ausscheidet, insbesondere für eine generelle Versorgung größerer Komplexe. Oberflächenwässer, insbesondere Flüsse, können als Wärmetransportmittel eingesetzt werden. Viele Flüsse sind so stark durch Abwässer, industrielles Kühlwasser oder Kraftwerke wärmebelastet, dass sie überhaupt nicht mehr zufrieren. Jede Wasserentnahme, auch wenn das Wasser wieder eingeleitet wird ist genehmigungspflichtig. 2.2.3.1.3.1. Grundwasser: Grundwasser hat eine Temperatur, die im allgemeinen während des gesamten Jahres zwischen 8 und 10°C liegt. Dadurch kann die maximal erreichbare Leistungsziffer der Wärmepumpe bei = 5 liegen. Die Temperatur ist auch gleichmäßig und ergibt auch im Winter eine konstante Wärmequelle. Als Richtwert für Einfamilienhäuser gilt die Formel: Wohnfläche [in m²] mal 10 gleich erforderliches Fördervolumen [in l]. Der Tagesbedarf beträgt etwa das zehnfache die Betriebsdauer 200 d/a. Selbst wenn der Brunnen auf eigenem Gelände kostenlos Wasser liefert ist zu beachten, dass: 11 Förder- und Unterhaltungskosten entstehen bei Abführen des gekühlten Wassers in das öffentliche Kanalnetz Kanalgebühren entstehen. Es kann wirtschaftlicher sein das Wasser wieder in eigenen Sickerbrunnen versickern zu lassen, wenn dies von der Behörde bewilligt wird. Schlechte Wasserqualität bedeutet erhöhte Korrosionsgefahr und unvertretbaren Wartungsaufwand. Wenn der pH Wert kleiner als 7, freies Kohlendioxid vorhanden, der Eisenoxidgehalt größer als 0,15 mg/l und der Mangangehalt größer als 0,1 mg/l ist muss von der Verwendung abgeraten werden. 2.2.3.1.3.2. Oberflächenwasser: Über die Temperatur von Oberflächenwasser liegen kaum Messdaten vor. Laufwasser hat in der Regel eine annähernd gleichbleibende Temperatur, so dass auch bezüglich der Leistungsziffer befriedigende Ergebnisse erreicht werden können. In strengen Wintern muss mit dem Einfrieren gerechnet werden. Trotz dieser Einschränkung lohnt es sich Flüsse als Wärmequelle zu nutzen, da im langjährigen Durchschnitt über 90 % der erforderlichen Wärme entnommen werden kann. Da im allgemeinen die Wassermenge reichlich ist, wird auch die eintretende Abkühlung nur geringfügig sein. Wegen der umfangreichen Zulassungsverfahren ist die Nutzung von Oberflächenwasser in der Regel nur der öffentlichen Hand möglich. Hier sind aber auch für größere Bauwerke gute Voraussetzungen eines wirtschaftlichen Betriebes gegeben, insbesondere in größeren Ansiedlungen an Flussläufen oder Seen. 2.2.3.1.4. Sonnenstrahlung: Die Nutzung der Sonnenenergie war schon in der Zeit des Energieüberschusses das Steckenpferd einiger weitblickender Wissenschafter. Bereits im Jahr 1955 konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, wenn die Klimavoraussetzungen gegeben sind, ein Haus lediglich unter Ausnutzung der von der Sonne zugestrahlten Energie zu beheizen. Freilich müssen dazu auch zur Überbrückung sonnenarmer Zeiten entsprechende Speicher vorgesehen werden. 2.2.3.2. Andere Wärmequellen: Interessante Wärmequellen ergeben sich auch durch die Ausnutzung von Abwärmeströmen. Hierzu gehören vor allem Abwässer und Abluft. Zwei Punkte sind hervorzuheben. die zentrale Zusammenfassung von Abwärmeströmen die Speicherung der dadurch erzielten Wärme unter Berücksichtigung des periodischen Anfalls dieser Wärme. 2.2.3.2.1. Nutzung der Abwärme: In vielen Industriebetrieben aber auch im Haushalt fallen beachtliche Mengen an Abwärme in Form von Abluft, Kühlwasser und Abwasser an. Bei den Industrie- und Gewerbebetrieben ist vor allem dem Kühlwasser große Bedeutung zuzumessen. Abwässer, die in einem Temperaturniveau von 30 bis 60°C vorliegen sollten einer weiteren Nutzung zugeführt werden. 2.2.3.2.1.1. Wärmenutzung aus Haushaltsabwässer: Neben der benötigten Raumwärme wird ein bedeutender Teil der, in den Haushalten verbrauchten, Primärenergie zur Erwärmung des Brauchwassers verwendet. Aus diesem Grund bietet sich gerade für diesen Energieverbrauchssektor eine Rückgewinnung von Wärme aus diesem Abwasser an. Die Rentabilität einer solchen Wärmerückgewinnung wird besonders dadurch erschwert, weil für eine gezielte Rückgewinnung die Abwasserleitungen von den Fäkalienleitungen getrennt werden müssen. Auch müssen 12 entsprechende Speichermöglichkeiten vorgesehen werden. Wegen des Schmutz- und Fettgehaltes des Abwassers ist auch für eine optimale Reinigungsmöglichkeit der Wärmetauscher, oder durch entsprechend ausgelegte Filter für eine Reinigung des Abwassers zu sorgen. 2.2.3.2.1.2. Wärmerückgewinnung aus Abluft: Auch mit der Abluft aus beheizten oder klimatisierten Räumen gelangt eine bedeutende Wärmeenergie ungenutzt ins Freie. In einigen Fällen ist die Rückgewinnung der Abwärme in den Klimaanlagen bereits integriert. Besondere Hoffnungsgebiete ergeben sich auf allen gebieten der Lüftungstechnik. Hierzu gehören: der haustechnische Bereich mit Schulen, Hallenbädern, Kaufhäusern, Theatern, Versammlungsräumen, Wohngebäuden und Bürogebäuden. der industrielle Bereich mit maschinenbau- und elektrotechnischen Fertigungsstätten, kerntechnischen Arbeitstätten, Lebensmittelindustrie und Trocknungsanlagen. Im Bundesschulzentrum Deutschlandsberg ist zum Beispiel ein rotierender regenerativer Wärmetauscher in Betrieb, die aus der Abluft der Turnsäle die Wärme zurückgewinnt. Das Bild 9 zeigt einen derartigen regenerativen Wärmetauscher. Die aus dem Gebäude tretende Fortluft und die eintretende Außenluft werden im Gegenstrom aneinander vorbeigeführt. Sie strömen durch den Rotor. Im Fortluftstrom kommt es zum Aufwärmen der Rotormasse, im Außenluftstrom wird die Wärme wieder abgegeben. Die Rotordurchmesser dieser Anlagen betragen 0,5 bis 5,0 m, die dazugehörenden Luftdurchsätze liegen bei 1000 bis 180000 m³/h und Gerät. Die Bautiefen sind mit 300 bis 600 mm relativ klein. Wird die Kondensationstemperatur der Fortluft an der Austauschfläche unterschritten, dann tritt Wasser als Kondensat in Tröpfchenform auf der Oberfläche auf, das beim Erwärmen der Zuluft wiederum aufgenommen wird. Bei rekuperativen Wärmetauschern erfolgt die Wärmeübertragung durch eine zwischen den beiden Medien liegende Übertragungsfläche. Die Wärmeübertragung erfolgt nach den Prinzipien des Wärmeüberganges an Wärmetauscherflächen. 2.2.4. Ausführungsvarianten und Anlagenkomponenten: Die Unterscheidung der einzelnen Wärmepumpensysteme hängt davon ab, welchen Medien die Wärme entzogen und an welches Medium die Wärme abgegeben werden soll. Man unterscheidet daher: Luft - Luft- Wärmepumpen: Der Verdampfer der Wärmepumpenanlage steht in Verbindung mit der Außenluft, der Verflüssiger in Verbindung mit der Raumluft. Die in der Außenluft enthaltene Wärmemenge wird im Verdampfer vom Kältemittel aufgenommen und im inneren Wärmetauscher, dem Kondensator, an die Raumluft abgegeben. Wasser - Luft - Wärmepumpe: Der Verdampfer dieses Wärmepumpensystems deckt seinen Wärmebedarf aus Grund, See-, Fluss- oder Abwasser. Im Kondensator wird die Wärme wiederum an die Raumluft abgegeben. Erdreich - Luft - Wärmepumpe: Der Verdampfer wird in den Erdboden verlegt und entzieht diesem die notwendige Wärmemenge, die wieder über den Kondensator an die Raumluft abgegeben wird. Luft - Wasser - Wärmepumpe: Zum Unterschied zur Luft - Luft - Wärmepumpe wird bei dieser Art der Wärmepumpe die Wärmemenge, die im verdichteten Kältemittel enthalten ist, über den Kondensator an ein Heizwassersystem übertragen, das seinerseits wieder für die verschiedensten Wärmezwecke eingesetzt werden kann. Wasser - Wasser - Wärmepumpe: 13 Beide Wärmetauscher dieses Wärmepumpensystems, sowohl der Verdampfer als auch der Kondensator, werden vom Wasser umspült. Diese Art der Wärmepumpe gewinnt immer mehr an Bedeutung, vor allem zur Ausnutzung von Abwasserwärmen. Erdreich - Wasser - Wärmepumpe: Für diese Art der Wärmepumpe gilt das gleiche wie bei der Erdreich - Luft Wärmepumpe mit dem Unterschied, dass die Heizwärme in diesem Falle an ein Wassersystem übertragen wird. Die bisherigen Ausführungen zeigen. dass die Wärmepumpentechnik in folgenden Bedarfssektoren angewendet wird: Bereich der Hausbeheizung (Ein- und Mehrfamilienhäuser) Bereich der Warmwasserbereitung Kommunale Einrichtungen Industrie und Gewerbe Die unterschiedlichen Anforderungen aus den jeweiligen Einsatzgebieten führen zu spezifischen Merkmalen der Wärmepumpenbauarten sind in der Tabelle 4 zusammengestellt. Während im Bereich der Hausheizung kompakte, modular aufgebaute und standardisierte Maschinen mit hohen Anforderungen an Geräuscharmut, Bedienungskomfort, Wartungsarmut, Lebensdauer und auch optischer Gefälligkeit erwünscht sind, dominiert in der industriellen prozesstechnisch ausgerichteten Anwendung die individuell angepasste Wärmepumpe In kommunalen Einrichtungen werden ebenfalls weitgehend standardisierte Maschinen und Steuerungskonzepte eingesetzt, die jedoch aufgrund der meist höheren Heizleistungen andere Konstruktionsmerkmale aufweisen als die im Hausbereich verwendeten Aggregate. Im industriellen und kommunalen Anwendungsbereich kann bei speziellen Anwendungen (z.B. in der Milchindustrie oder Fleischwarenindustrie) die bei der Kältebereitstellung abzugebende Verflüssigerwärme der Kälteanlage für eine Heizaufgabe genutzt werden. Mögliche Einsatzgebiete für Wärmepumpen zeigt die Tabelle 5. 2.2.4.1. Wärmepumpenantrieb: Für mechanische Verdichter werden hauptsächlich elektromotorische Antriebe verwendet. Sie haben gegenüber Verbrennungsmotoren einige Vorteile. Im Leistungsbereich von rund 50 % bis 100 % ist eine im Vergleich zum Elektromotor einfache Leistungsregelung über die Drehzahl möglich. Während der Elektromotor am Einsatzort schadstofffrei betrieben und dem mit der Verbrennung fossiler Energieträger einhergehenden Schadstoffausstoß im Kraftwerk wirksam begegnet werden kann, ist bei verbrennungsmotorischem Antrieb der lokale Schadstoffausstoß gegeben. Verbrennungsmotorische Antriebe werden überwiegend in Großwärmepumpen eingesetzt. 2.2.4.2. Arbeitsmittel: Das Arbeitsmittel hat bei Wärmepumpen einen entscheidenden Einfluss auf die Art und Größe der einzusetzenden Bauteile. An das umlaufende Arbeitsmittel werden folgende Anforderungen gestellt: kein Ozonabaupotential geringer Treibhauseffekt keine schädigenden Wirkungen auf den menschlichen Organismus nicht explosiv in Verbindung mit dem Luftsauerstoff 14 Verdampfungsdruck oberhalb Atmosphärendruck für die jeweilige Anwendung möglichst niedriger Kondensationsdruck große spezifische Verdampfungs- bzw. Kondensationswärme hohe volumetrische Heizleistung hohe Stabilität gegenüber Werkstoffen, Dichtungen und Schmierölen keine Mischungslücke mit Schmierölen keine Zersetzung und Polymerisation im thermischen Anwendungsbereich niedrige dynamische Viskosität gute Wärmeübertragungseigenschaften einfache großtechnische Herstellung und gute Handhabung geringe Bezugskosten und einfache Entsorgung bzw. einfaches Recycling. Der notwendige Kondensationsdruck bei einem Arbeitsmittel ist durch die geforderte Vorlauftemperatur vorgegeben. Es sollte jedoch bei der Auslegung von Wärmepumpen nach Möglichkeit ein maximales Kondensationsdruckniveau von rund 20 bar eingehalten werden. Bei höheren Drücken steigen die Investitionskosten für die Anlagenteile an. - 2.2.4.3. Verdichter: Nach ihrer Arbeitsweise werden mechanische Verdichter in Strömungsmaschinen und Verdrängermaschinen eingeteilt. Einen Überblick gibt das Bild 10. 2.2.4.3.1. Hubkolbenverdichter: Bei Hubkolbenverdichtern wird die Druckerhöhung durch eine Verkleinerung von abgeschlossenen Verdichterräumen erreicht. Vollhermetische Verdichter (Antriebsmotor und Verdichter befinden sich gemeinsam in einem gekapselten Gehäuse) werden bei Antriebsleistungen bis 25 kW, halbhermetische Verdichter (Motor und Verdichter in einem demontierbaren Gehäuse) bis zu einer Antriebsleistung von rund 90 kW und offene Maschinen (Motor und Verdichter getrennt) für darüber hinausgehende Antriebsleistungen verwendet. Die Saugvolumenströme reichen bis 1600 m³/h. Die Maschinen werden sowohl für kleinere als auch für größere Leistungen mit 4 bis 16 Zylindern ausgeführt. Die Leistungsregelung erfolgt stufenweise über Zu- und Abschalten der Zylinder. Eine stufenlose Regelung ist nur über eine Drehzahlregelung möglich. 2.2.4.3.2. Schraubenverdichter: Schraubenverdichter mit zwei Rotoren gewinnen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Technisch ausgereifte Produkte sind auf dem Markt. Schraubenverdichter sind mit einem Steuerschieber bestückt, der den Volumenstrom des Arbeitsmittels zur Regulierung der Leistung verändert. Der Teilwirkungsgrad des Schraubenverdichters liegt nur geringfügig unter dem von Hubkolbenverdichtern. Der Saugvolumenstrom der Schraubenverdichter beträgt im industriellen Bereich bis rund 5800 m³/h. 2.2.4.3.3. Turboverdichter: Turboverdichter sind Strömungsmaschinen, die aus einer oder mehreren Verdichterstufen aufgebaut sind. Eine Verdichterstufe besteht aus einem Laufrad mit fester Beschaufelung und Leitschaufeln zur Umwandlung kinetischer in potentielle Energie. Turboverdichter werden für große Saugvolumenströme als Radial- oder Axialmaschinen eingesetzt. Vorwiegend sind es Radialmaschinen. Zur Leistungsregelung wird in erster Linie die Drehzahlregelung, aber auch die Leitschaufelverstellung angewendet. Da Turboverdichter keinesfalls im instabilen Bereich (Pumpbereich) arbeiten dürfen wird in vielen Fällen mit Bypasseinrichtungen gearbeitet, die zwar die Verdichter in einem stabilen Arbeitsbereich halten, den Wirkungsgrad aber sehr stark herabsetzen, Sie eignen sich daher besonders gut zur Abdeckung von 15 Grundbedarf mit möglichst konstanten Randbedingungen wie etwa konstantem Saug- und Verdichtungsdruck. 2.2.4.4. Wärmeübertrager: Wärmeübertrager, in der Praxis als Wärmetauscher bezeichnet, sind Apparate, die Wärme in Richtung des Temperaturgefälles zwischen zwei oder mehreren Stoffen übertragen und gleichseitig zur gezielten Zustandsänderung der Stoffe dienen. Bei Wärmepumpen dienen sie in erster Linie zur Wärmeübertragung zwischen Wärmequelle und Wärmeträger bzw. zwischen Wärmeträger und Wärmesenke. Ihre Auslegung beeinflusst die spezifischen Investitionskosten und bestimmt in entscheidendem Maße auch die spezifischen Verbrauchskosten der Wärmepumpe. Die Baugröße wird hauptsächlich von der sogenannten Grädigkeit bestimmt. Die Grädigkeit des Verdampfers ergibt sich aus der Temperaturdifferenz zwischen der abgekühlten Wärmequelle und der Verdampfungstemperatur. Bei einer vorgegebenen Leistung kann daher eine kleine Grädigkeit (geringe Temperaturdifferenz) gleichgesetzt werden mit einer großen Wärmetauscherfläche und damit hohen Investitionskosten. In der Praxis haben sich Werte um 5 K als ein vernünftiger Kompromiss erwiesen. Wärmetauscher werden nach der Strömungsrichtung der beteiligten Medien in Gleichstrom- Gegenstrom- und Kreuzstromwärmetauscher eingeteilt. In der Praxis kommen häufig Mischformen vor. Wegen der in der Tabelle 6 dargestellten Wärmedurchgangskoeffizienten werden in Wärmepumpen überwiegend Rohrbündel und Plattenwärmetauscher für Sole oder Wasser als Wärmeträger verwendet. In Luft-WasserWärmepumpen kommen Lamellenrohrverdampfer zur Anwendung. 2.2.4.4.1. Rohrbündelwärmetauscher: Rohrbündelwärmetauscher werden sowohl als Verdampfer als auch als Verflüssiger eingesetzt. Sie bestehen aus mehreren Rohren, dem sogenannten Rohrbündel, die jeweils an ihren Enden von einem kreisförmig ausgebildeten Rohrboden gehalten werden. Das so aufgebaute Rohrbündel wird in ein Mantelrohr eingeschoben und an den Rohrböden mit diesem in geeigneter Weise verbunden. Es ergeben sich damit zwei voneinander getrennte Räume, der Mantelraum und das aus den einzelnen Rohrinhalten sich ergebende Rohrgesamtvolumen. Bild 11 2.2.4.5. Expansionsventil: Für die Gesamtfunktion der Wärmepumpe ist das Expansionsventil ein außerordentlich wichtiges Anlagenbauteil. Es drosselt das aus dem Verflüssiger strömende Arbeitsmittel von Kondensationsdruck auf den niedrigeren Verdampfungsdruck. Die zweite Funktion des Expansionsventils besteht in der Regelung des umlaufenden Arbeitsmittelstromes im Wärmepumpenkreislauf. Man unterscheidet o Thermostatische Expansionsventile und o Schwimmerventile 2.2.5. Umwelttechnische Aspekte: Sowohl Kompressionswärmepumpen als auch Absorptionswärmepumpen können einen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Wärmepumpen sind in der Lage durch die Einsparung an Brennstoff die fossilen Reserven zu schonen, nicht genutzte Abwärme und Umgebungswärme zu verwenden, sowie bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehende Emissionen zu reduzieren. Folgende Randbedingungen sind dabei zu beachten: 16 für jeden vorgegebenen Anwendungsfall gute energietechnische Auslegung und optimierte Einbindung der Wärmepumpe bezüglich Heizleistung und Betriebstemperaturen regelmäßige Überwachung und Wartung der Wärmepumpe Reduzierung der Arbeitsmittelfreisetzung in die Umwelt während des Betriebes der Anlage und bei Wartungs- und Reparaturarbeiten Einsatz von umweltfreundlichen Arbeitsmitteln Projektierung von Wärmepumpenanlagen mit möglichst hohen Leistungszahlen oder Komponenten mit möglichst hohen Wirkungsgraden Verwendung von gasbetriebenen Verbrennungsmotoren mit hohem Gesamtnutzungsgrad Verwendung von Primär- und Sekundärmaßnahmen zur Reduzierung der Schadstoffemission bei verbrennungsmotorisch angetriebenen Wärmepumpen; Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften Einsatz von Lärmschutzmaßnahmen bei Verbrennungsmotoren, wie z.B. Schallschutzkabinen optimierte Steuerungs- und Regelungstechnik Einsatz optimierter Wärmepumpenkreisprozesse. Voraussetzung zur Einsparung von Primärenergie durch den Einsatz von Wärmepumpen ist das Erreichen einer ausreichend hohen Leistungszahl. - 2.2.6. Einsatzkriterien für Wärmepumpen: Aus der Gegebenheit, dass die Leistungsziffer einer Wärmepumpe vom Verhältnis der umgeschichteten Wärmemengen abhängt und von der Erreichung einer möglichst hohen Leistungsziffer die Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpe beeinflusst wird, ist eine geringe Temperaturdifferenz zwischen der Endtemperatur des Mediums, an das die Wärme abgegeben wird und der Ausgangstemperatur des Mediums, aus welchem man die Wärme entnimmt, notwendig. Das bedeutet, wie schon früher ausgeführt, dass die Heiztemperatur möglichst niedrig, die Verdampfungstemperatur aber möglichst hoch liegen soll. Mit zunehmender Heizmitteltemperatur sinkt demnach die Leistungsziffer der Wärmepumpe und damit der Wirkungsgrad der Anlage ab. Daraus ist zu entnehmen, dass bei Wärmepumpenanlagen mit Wasser oder Luft als Wärmeträger nur niedrige Vorlauftemperaturen wirtschaftlich günstig zu erreichen sind. Ein Haupthindernis für eine weitgehende Anwendung der Wärmepumpen bilden die hohen Anlagekosten. Wird die Wärmepumpenanlage parallel zur Heizung auch zur Kühlung verwendet, so wird eine wirtschaftliche Vergleichsrechnung günstige Ergebnisse zugunsten der Wärmepumpe erbringen. Außer in den bereits vorhandenen Einsatzbereichen wird sich die Anwendung der Wärmepumpe vor allem dort durchsetzen können, wo Niedertemperaturwärme in geeigneten Mengen und zu wirtschaftlichen Bedingungen vorzufinden ist. Für die einzelnen Typen von Wärmepumpen sind zum Teil Einschränkungen im Anwendungsbereich gegeben. Die Wasser - Wasser - Wärmepumpen, die das klassische Prinzip der Wärmepumpenanlagen darstellen, wurden schon vor rund 50 Jahren gebaut und eingesetzt. Sie hatten damals den Nachteil, aufgrund des ausschließlichen Wärmepumpeneinsatzes relativ teuer zu sein. Heute kann für diese Anlagen ein Trend zur Massenfertigung und zum gleichzeitigen Einsatz als Kältemaschine und Wärmepumpe festgestellt werden, wodurch auch die Kosten gesenkt werden konnten. Eine besonders interessante Variation stellt die Gaswärmepumpe dar. Bei diesem Wärmepumpensystem wird zur Wärmemenge, die aus der Umgebung entnommen wird, auch noch die Abwärme des Gasmotors, der dem Antrieb der Wärmepumpe dient, in der Anlage genutzt. Da diese Abwärme ein hohes Temperaturniveau, meist bis zu 100°C 17 aufweist, können mit dieser Anlage die gleichen Heizwasservorlauftemperaturen erreicht werden, wie bei konventionellen Anlagen. 2.3 Ausblick auf die zukünftige Entwicklung: Für die großtechnische Anwendung von Wärmepumpen ist das System der Kompressionswärmepumpe überall dort wirtschaftlich einzusetzen, wo die geforderten Leistungen im kW - Bereich liegen. Im kommunalen und privaten Bereich ist zu erwarten, dass die Entwicklung der Kompressionswärmepumpe, mit elektrischem oder verbrennungsmotorischem Antrieb in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht weiterschreiten wird. Überaus wichtig in diesem Zusammenhang ist die vermehrte Untersuchung und Erforschung der vorhandenen Abwärmereservoire. Dies gilt in besonderen Maße für sämtliche industriellen Abwärmen. Wenn auch festgestellt werden muss, dass keine allgemein gültige Liste für die Anwendung der Wärmepumpe aufgestellt werden kann, wird die Industrie dennoch für die weitere Sicherung der Energieversorgung den Einsatz der Wärmepumpe als energiesparende Maßnahme bei günstiger Kostenrelation nicht außer acht lassen dürfen. Einsatzmöglichkeiten im Niedertemperaturbereich werden in den folgenden Kapiteln noch eingehend diskutiert werden. 3. Energieumwandlung aus dem Meer: 3.1 Einführung: Wenn im Zusammenhang mit Betrachtungen zur Energieumwandlung und Energienutzung der Begriff „Meeresenergie“ fällt, ist die erste Reaktion wohl eine gewisse Unsicherheit. Die Aussage, dass das Meer einen gewaltigen Energievorrat birgt und dass diese Energie durch geeignete Vorrichtungen genutzt werden kann, ist zunächst wenig verständlich und lässt sich nicht sofort nachvollziehen. Einige allgemeine Betrachtungen sollen diesen Sachverhalt daher verdeutlichen, bevor detaillierter auf konkrete Pläne zur Nutzung der im Meer enthaltenen Energien eingegangen wird. Wenn man von der chemisch gebundenen Energie und der Wärme im Erdinneren absieht, bezieht die Erde die notwendige Energie zur Aufrechterhaltung des derzeitigen quasistationären Zustandes unseres Lebensraumes als Strahlungsenergie von der Sonne. Da etwa 71 % der Erdoberfläche von den Ozeanen eingenommen wird, fällt ein großer Strahlungsanteil auf das Meer, das gleichzeitig als gigantischer natürlicher Solarkollektor und guter Speicher für thermische Energie wirkt. Diese Einstrahlung führt in weiten Bereichen, insbesondere in einem äquatorialen Gürtel zwischen den beiden Wendekreisen zur Ausbildung einer warmen Deckschicht an der Meeresoberfläche. Die Folge dieser Sonneneinstrahlung und der damit verbundenen unterschiedlichen Erwärmung der verschiedenen Breiten der Erde ist ein ausgeprägtes, atmosphärisches Zirkulationssystem mit den Passatwinden als vielleicht bekanntester Erscheinungsform. Dies führt seinerseits wieder zur Wellenbildung an der Meeresoberfläche und bewirkt in Verbindung mit Temperatur- und Dichteunterschieden im Meer und der Erddrehung ozeanische Strömungssysteme wie beispielsweise den Golfstrom. Zusätzlich zu dieser direkten Übertragung von Energie gibt es einen für das Klimageschehen und das Leben auf den Kontinenten mindestens ebenso bedeutsamen Energiefluss in Form latenter Wärme, der bei der Verdunstung an der erwärmten Meeresoberfläche beginnt und mit dem Festlandsabfluss von Frischwasser und der dabei resultierenden Vermischung von Meer- und Frischwasser endet. 18 Neben diesen energetisch auf die Sonneneinstrahlung zurückzuführenden Vorgängen ist ein weiteres Phänomen zu erwähnen, das seine Energie aus der Gravitationswechselwirkung zwischen Erde, Sonne und Mond bezieht: die Gezeiten und die durch das Wechselspiel der Wasserstände hervorgerufenen Gezeitenströme. Damit sind die wesentlichen Erscheinungsformen der im Meer enthaltenen Energie angesprochen, die zu einer Nutzung herangezogen werden können: Meereswärme in Form vertikaler Temperaturdifferenzen zwischen Deckschicht und Tiefenwasser Wellenbewegung Meeresströmungen Salzgehaltsunterschiede beim Eintrag von Frischwasser in das Meer Gezeitenbewegungen Aus dieser Zusammenstellung wird sofort deutlich, dass die verschiedenen Formen der Meeresenergie nicht überall dort genutzt werden können, wo Meere und an sie angrenzende Küsten zu finden sind, sondern dass es bezüglich der Nutzung der Meeresenergie starke geographische Einschränkungen gibt. Generell kann zur technischen Nutzung der Meeresenergie gesagt werden, dass abgesehen von einzelnen Pilot- oder Prototypenanlagen der derzeitige Entwicklungsstand im wesentlichen bei der Auslegung und Planung von Anlagen liegt und die technische Ausführung sich auf Versuchseinrichtungen beschränkt. Dazu kommt ferner, dass die "Umwelt Meer" mit ihren typischen Erscheinungen wie Seegang, Korrosion, Bewuchs oder eingeschränkte Zugänglichkeit besonders hohe Anforderungen an die Energiegewinnungseinrichtungen und ihren dauernden Betrieb stellt, was sich ebenfalls kostenerhöhend auswirkt. Von diesen Gesichtspunkten her wird die Feststellung verständlich, dass Arbeiten zur Nutzung und Umsetzung der Meeresenergie sich im wesentlichen noch im Stadium einer vorindustriellen Forschung und Entwicklung befinden und technische Meeresenergieanlagen keinesfalls industrielle Routineerzeugnisse darstellen. 3.2. Nutzung des Meereswärme: Wenn man die mittlere jährliche Intensitätsverteilung der Globalstrahlung an der Erdoberfläche betrachtet, kommt man zu Einstrahlungswerten über einen 24 Stunden Tag, die für den äquatorialen Gürtel zwischen den Wendekreisen der Sonne etwa bei 200 W/m² liegen. Diese Strahlungsleistung die zwischen 20 °N und 20 °S zu dem gigantisch anmutenden Betrag von 30 000 TW führt (Bei einem Weltenergieverbrauch von 9 TW thermischer Leistung) bewirkt im ozeanischen Bereich zweierlei: eine beträchtliche Erwärmung der oberflächennahen Schichten in den Weltmeeren (fühlbare Wärme) eine starke Verdunstung von der Meeresoberfläche (Latente Wärme) und als Folge davon, sowie aufgrund der unterschiedlichen breitenabhängigen Einstrahlung und den damit verbundenen horizontalen Temperaturdifferenzen die atmosphärischen Zirkulationssysteme. Durch die beträchtliche, durch die Sonneneinstrahlung hervorgerufenen Erwärmung liegen die Oberflächentemperaturen im äquatorialen Bereich zwischen 25 und 30 Grad Celsius und gehen erst bei 37° nördlicher Breite und 30° südlicher Breite auf 20 Grad Celsius zurück. Der Vertikalverlauf dieser Temperaturen wird im Bild 12 gezeigt. Nach diesem Bild lassen sich vereinfacht zwei Wasserkörper unterscheiden: 1. Eine etwa 100 m starke, warme Deckschicht mit einer mittleren Temperatur um 28 Grad Celsius und Jahreszeitlichen Schwankungen, die für den Pazifischen Ozean zwischen 20° N und 20° S mit etwa 1,5 Grad Celsius angegeben werden. 19 2. Kaltes Tiefenwasser mit Temperaturen unter 10 Grad Celsius, das von 500 m Tiefe bis zum Meeresboden reicht. Je nach Tiefendifferenz stehen Temperaturunterschiede von 15 bis 20 K zur Verfügung. Mit einem derartigen Temperaturunterschied zwischen zwei Wärmereservoiren lässt sich ein thermisches Kraftwerk betreiben, wobei der Wirkungsgrad für eine idealen Kreisprozess nach Carnot gegeben ist durch (ideal) = (T1 - T2)/T1 mit T1 als oberem und T2 als unterem Temperaturniveau. Mit T = 20 K und T1 = 301 K (28 Grad Celsius) ergibt sich ein theoretischer Wirkungsgrad von (ideal) = 6,6% . Nimmt man einen realen Wirkungsgrad von 3 % für die Umwandlung an, so kann auf dieser Basis abgeschätzt werden welches Energiepotential unter dem Stichwort Meereswärme zur Verfügung steht. Im Gegensatz zu landfesten Anlagen sind jedoch bei der Meereswärme zwei Aspekte zu berücksichtigen, die eine Nutzung der solaren Einstrahlung in größerem Umfang begünstigen und ein „Abernten“ des Wärmeinhaltes in der ozeanischen Deckschicht erleichtern. Das Meer wirkt, wie bereits erwähnt, selbst als Kollektor und Speicher für thermische Energie, so dass die auf dem Land erforderliche Bedeckung großer Areale mit technischen Kollektoren entfallen kann. Aufgrund von Windeinflüssen und Gezeiten ist die ozeanische Deckschicht nicht statisch festliegend, sondern in ständiger Bewegung, wobei teilweise ausgeprägte Strömungssysteme wie Passatstrom oder Monsunstrom auftreten. Diese Strömungssysteme sorgen einmal zusammen mit dem Seegang an der Meeresoberfläche für die weitgehend homogene Verteilung der eingestrahlten Wärme in einer etwa 100 m starken Deckschicht. Diesen Vorteilen der Meereswärmenutzung stehen typische Nachteile gegenüber. Die zur Energieumwandlung nutzbare Temperaturdifferenz ist mit etwa 20 bis 25 K klein, wodurch sehr geringe reale Wirkungsgrade zustande kommen. Dieser kleine Wirkungsgrad macht den Durchsatz erheblicher Wassermengen erforderlich, der zudem noch aus 500 bis 1000 m Wassertiefe zu erfolgen hat. 3.2.1. Meereswärme Kraftwerk: Wenn von Nutzung der Meereswärme oder im englischen von Ozean Thermal Energy Conversion (OTEC) gesprochen wird, handelt es sich thermodynamisch korrekt formuliert um die mit der Überführung von Wärme aus dem Reservoir des warmen Oberflächenwassers zum kalten Tiefenwasser verbundene Umwandlung eines Teiles dieser Wärme in nutzbare Energie. Ein Meereswärme Kraftwerk arbeitet also prinzipiell wie ein konventionelles Wärmekraftwerk mir der Besonderheit, dass wegen der unter Kraftwerksgesichtspunkten sehr geringen Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle und Wärmesenke die erzielbaren realen Umwandlungswirkungsgrade mit 2 bis 3 % außerordentlich klein werden. Das Arbeitsprinzip einer OTEC Anlage ist im Bild 13 dargestellt. Entsprechend dem Arbeitsprinzip besteht eine OTEC-Anlage aus den folgenden Hauptkomponenten: Verfahrensplattform Niederdruckturbine Pumpen Wärmetauscher Kaltwasserrohr Sehr kritische und bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit über längere Zeiträume noch weitgehend unsichere Komponenten eines derartigen Kraftwerkes stellen derzeit noch die 20 Wärmetauscher dar. Aufgrund der Temperaturunterschiede sind beträchtliche Flächen notwendig, die zwischen 2000 bis 4000 m² je 1 MWe installierter Leistung liegen. Die bezüglich der technologischen Entwicklung schwierigste Komponente ist aber das Kaltwasserrohr. Dieses hängt wie ein großer Saugrüssel unter der Anlagenplattform in die Tiefe und hat die Aufgabe das kalte Tiefenwasser aus Wassertiefen von 500 bis 1000 m an die Anlage heranzuführen. Die Grundidee zu dieser Energieumwandlung stammt bereits aus dem Jahr 1881 und wurde von einem französischen Forscher entwickelt. Um 1930 baute einer seiner Schüler eine Versuchsanlage an der Küste von Kuba, ohne nennenswerte Erfolge erzielen zu können. Auch spätere Versuche an der Elfenbeinküste brachten nicht die erwünschten Erfolge. In den USA wurde dieses Prinzip dann in der Energiekrise von 1973 wieder aufgegriffen. So wurde im Sommer 1979 unter der Bezeichnung MINI-OTEC eine 50 kWe leistende Anlage unter realen Umweltbedingungen auf vor der Küste von Hawaii mit Erfolg in Betrieb genommen. Das wesentliche Ziel dieser Anlage war die Erprobung des Gesamtsystems unter realen Umweltbedingungen, sowie die Durchführung von Tests für die Weiterentwicklung. Ein weiteres Projekt wurde 1980 begonnen, bei dem die Errichtung und der Betrieb eines 1Mwe Kraftwerkes untersucht werden sollte. Dieses Projekt wurde aber bereits wiederum wegen Budgetkürzungen eingestellt. Es bleibt abzuwarten, welches Land als erstes sowohl einen erfolgreichen technischen Dauerbetrieb als auch wettbewerbsfähige Stromgestehungskosten auf der Grundlage der Meereswärmenutzung nachweisen kann. 3.3. Nutzung der Meereswellenenergie: Meereswellen entstehen im wesentlichen abgesehen von seismischen Prozessen, luftdruckbedingten Schwingungen oder Gezeiteneinflüssen durch die Einwirkung von Wind auf die Meeresoberfläche und sind daher eine indirekte Folge der Sonneneinstrahlung auf die Erde und der dadurch hervorgerufenen atmosphärischen Störungen. Für das Zustandekommen von Wellen und ihren Energieinhalt lassen sich qualitativ einige Einflussgrößen benennen. Es handelt sich dabei um die Windgeschwindigkeit, die Wirkdauer (die Zeit, während der der Wind auf die See einwirkt), die Wirklänge (die Strecke, auf welcher der Wind auf die See einwirkt) und schließlich die Wassertiefe. Welcher Energieinhalt steckt nun in einer Meereswelle? In Beantwortung dieser Frage gilt es zunächst einmal festzuhalten, dass eine Welle stets Energie in Form der kinetischen Energie, als horizontale Wellenbewegung und als Orbitalbewegung der Wasserteilchen, sowie der potentiellen Energie, als Druckunterschied zwischen Wellenberg und Wellental, enthält. Umfangreiche Messungen haben weiters gezeigt, dass das Energiepotential einer Welle von der Wellenhöhe H, der Wellenbreite b und der Wellenperiode beeinflusst wird. Alle diese Parameter sind ihrerseits in starkem Maße von den jeweiligen meteorologischen und geographischen Verhältnissen abhängig. Daher kann eine Abschätzung des Energiepotentials einer Welle und auch desjenigen der Wellenenergie insgesamt nur in sehr groben Grenzen, auf der Basis vorhandener langjähriger Mittelwerte, erfolgen. In der Fachliteratur wird dafür häufig die Formel g2 P H 2 b 32 angegeben, wobei neben den bereits erwähnten Daten noch die Dichte des Wassers und die Erdbeschleunigung g herangezogen werden. 21 Die konkrete spezifische Leistung einer Meereswelle schwankt dabei ganz beträchtlich. Eine mittlere Nordseewelle vor der Küste der BRD bringt es auf nur 14 kW/m. Aufgrund des unterschiedlichen Wellenangebotes werden Erfahrungswerte für das Jahresmittel des realen Energieangebotes aus der Wellenenergie etwa 40 % der theoretischen Werte angenommen. Setzt man nun noch den zu erwartenden Wirkungsgrad der Wellenenergiewandler – er wird unabhängig von der eingesetzten Technologie mit rund 60 % eingeschätzt – in Rechnung, so ergibt sich eine elektrische Leistung von knapp 24% der mittleren Leistung. Es kann also davon ausgegangen werden, dass die Wellenenergie in den Primärenergiebilanzen nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen wird. Dennoch hat wohl keine andere erneuerbare Energiequelle die Phantasie von Technikern, Erfindern und Bastlern so angeregt wie die Wellenenergie. In England wurden in den letzten hundert Jahren beispielsweise über 350 Patente zu diesem Thema angemeldet. Um eine gewisse Übersicht zu ermöglichen, werden die Verfahren zur Nutzung der Wellenenergie im allgemeinen geordnet nach: der Art der genutzten Energie: potentielle oder kinetische der Lage der Umwandlungsanlagen zur Wellenfront; dabei wird zwischen den Terminatoren – die Anordnung der Wellenenergiewandler erfolgt parallel zur Wellenfront – den Attenuatoren – hier liegen die Energiewandler quer zur Wellenfrontund den Punktabsorbern unterschieden. der Vertikalposition des Umwandlungssystems, die entweder schwimmend, halb getaucht oder ganz getaucht sein kann. Ein Grundprinzip der Wellenenergienutzung ist im Bild 14 dargestellt. Wie gering die Anzahl derjenigen Verfahren ist, die einer ernsthaften Prüfung unter technischen und ökonomischen Gesichtspunkten auch wirklich standhalten, zeigt das Beispiel einer im Auftrag des britischen Energieministeriums erstellten Studie über die Nutzungsmöglichkeiten der Wellenenergie in Großbritannien. Von 300 verschiedenartigen Ideen zur Umwandlung der Energie aus Meereswellen waren demnach nur neun wirklich für eventuell künftige Vorhaben geeignet. Auch in Deutschland gab es eine Untersuchung mit ähnlichem Ergebnis. Die vier besten Konzepte im Rahmen des britischen Forschungsprogrammes seien hier noch näher betrachtet. Es handelt sich dabei um: schwimmende Nockenwellen (Salter Ducks) gekoppelte Flöße (Cockerell rafts) große Ringbojen (Masuda Prinzip) schiffsförmige Großbojen. (Kamai Konzept) Die schwimmenden Nockenwellen, die nach ihrem Erfinder dem englischen Physiker S.H. Salter auch als "Salter Ducks" bezeichnet werden zeigt das Bild 15. Gekoppelte Flöße, oder nach ihrem Erfinder Sir Christopher Cockerell, dem Erfinder des Luftkissenfahrzeuges, "Cockerell Rafts" genannt, werden ebenfalls als geeignete Wellenenergiewandler vorgeschlagen. Sie bestehen aus zwei oder drei über Gelenke miteinander verbundenen Floßeinheiten. Beim Durchgang der Wellenfront führen die einzelnen Floßteile Relativbewegungen zueinander um die Koppelgelenke aus. Niederdruckwasserpumpen erzeugen dadurch einen Wasserstrom, der dann über eine Turbine/Generator Kombination in elektrischen Strom umgewandelt wird. Die große Ringboje wurde von Y. Masuda in Japan als Wellenenergiewandler vorgeschlagen. Beidseitig eines mittleren Ringes aus Tragflößen sind nach unten offene, teilweise luftgefüllte Kammern angebracht, die auf ihrer oberen Seite eine Ventilanordnung und eine Luftturbine tragen. Beim Durchgang des Wellenzuges wird aufgrund der Wasserstandsschwankungen in den offenen Kammern der Luftraum über dem Wasserspiegel verkleinert oder vergrößert, so dass die daraus resultierende Luftbewegung die Luftturbine mit angeschlossenem Generator treibt. Eine andere Ausführung der Wellenenergienutzung durch oszillierende Wasserstandsänderungen in nach unten geöffneten, teilweise luftgefüllten Kammern ist in 22 Form einer von Masuda entwickelten schiffsförmigen Großboje verwirklicht worden. Die Anlage besteht aus einem schiffsrumpfähnlichem Gebilde, das eine Reihe nach unten offener Luftkammern enthält. Beim Durchgang der Wellen wird in diesen offenen Kammern durch die Luftbewegung über Turbinen elektrische Energie erzeugt. Die Ergebnisse von Versuchsreihen lassen sich in folgenden Aussagen zusammenfassen: die maximal gemessenen Ankerkräfte an der Bugverankerung lagen bei 92 t die maximalen signifikanten Wellenhöhen lagen bei 5,9 m und brachten Leistungswerte von 290 kW an der Turbine die Turbinendrehzahlen betrugen zwischen 400 und 900 U/min, der Wirkungsgrad für die Turbine lag zwischen 45 und 74 % Die schiffsförmige Großboje ist somit das erste, erfolgreich auf See unter natürlichen Bedingungen erprobte technische Konzept mit einer mittleren Leistung während der Testperioden von 300 kW. Durch weitere technische Verbesserungen soll die Leistung noch um den Faktor 3 vergrößert werden. 3.4. Nutzung der Meeresströmungen: Aus der Wechselbeziehung Ozean/Atmosphäre entstehen in Verbindung mit der ablenkenden Kraft der Erdrotation und der Form und Lage der Kontinente die bekannten Strömungszonen und Strömungssysteme der Erde. Daher tauchen auch immer wieder in der Energiewirtschaft Überlegungen auf, die Meeresströmungen, wie etwa den Golfstrom oder den Floridastrom, zur Energiegewinnung heranzuziehen. Wenn das Nutzungspotential von Meeresströmungen betrachtet werden soll, so muss, die pro Zeiteinheit durch die Strömung transportierte Masse ermittelt werden, da die kinetische Energie des bewegten Wassers die eigentliche Ressource darstellt. Durch geeignete Vorrichtungen soll diese Energie umgewandelt und einer Nutzung zugänglich gemacht werden. Für die Leistung P einer Meeresströmung gilt: P 1 mv2 2 t Darin ist m die in der Zeit t mit der Geschwindigkeit v bewegte Wassermasse. Unter der Verwendung der Querschnittsfläche A senkrecht zur Richtung der Strömung und der Dichte des bewegten Meerwassers wird m A v t und daraus P 1 A v3 2 Dies bedeutet, dass die Strömungsgeschwindigkeit mit der dritten Potenz in den Ausdruck für die Leistung einer Meeresströmung eingeht. Damit bestimmt sie aber auch in entscheidenden Maße die umwandelbare Energie. Bei den natürlich vorkommenden Strömungsgeschwindigkeiten bis zu 2,0 m/s (etwa 4 Knoten) fallen demnach maximal 4 kW/m² an spezifischer mechanischer Leistung an, die als Quelle zur Energieentnahme zur Verfügung stehen. 23 Bei der Nutzung des Golfstromes wurde davon ausgegangen, dass die Umwandlung der Bewegungsenergie des Wassers in elektrischen Strom über große verankerte langsam drehende rohrähnliche Unterwasserturbinen erfolgt. Diese Turbinen sollten einen Durchmesser von 150 m haben. Etwa 15 derartige Turbinen zusammen in einer Tiefe von 30 bis 130 m würden somit einem Kraftwerk mit einer Blockgröße von 1100 bis 1200 MW e entsprechen. Die wirtschaftlichen Überlegungen lassen die Realisierbarkeit in weite Ferne gerückt sehen, wenn man bedenkt, dass ein Meeresströmungskraftwerk etwa 5 mal so große Investitionskosten verursacht als ein konventionelles Wärmekraftwerk. Weit mehr ins Gewicht fallen aber die möglichen ökologische Folgen. Immerhin wird die Strömungsgeschwindigkeit am Turbinenaustritt durch die Energieumwandlung empfindlich herabgesetzt. Die Auswirkungen einer solchen Veränderung sind bisher noch nicht ernsthaft untersucht worden. Dass sie aber vor allem schwerwiegend für das Klima in Europa sein können ist evident. Bewirkt doch der Golfstrom, dass die Jahrestemperaturen an den europäischen Westküsten um etwa 10 K höher liegen, als es ihnen der geographischen Lage nach zukommt. Denkbare Folge einer auch nur teilweisen Drosselung dieser "Warmwasserheizung Europas" wären unter anderem eine Zunahme der Vergletscherung in den europäischen Hochgebirgen, die Verschiebung der Grenze der Dauerfrostbodenzone nach Süden und die Vereisung der Häfen in Norwegen im Winter. 3.5. Nutzung des Salzgehaltsgradienten: Ein weiteres, ständig durch die Sonneneinstrahlung in Erneuerung befindliches Potential an Meeresenergie liegt in dem Salzgehaltsunterschied zwischen Meerwasser und Frischwasser. Im hydrologischen Kreislauf auf der Erde beträgt der Frischwasserabfluss vom Festland in die Meere ca. 35 000 km³/a. Im Gegensatz zum Salzgehalt von Meerwasser, der im Mittel über die Ozeane etwa bei 35 g Salz pro kg Wasser liegt, beträgt der Salzgehalt der Festlandabflüsse 0,5 bis 1 g Salz pro kg Wasser. Dieser Konzentrationsunterschied ist in Form der sogenannten Verdünnungsarbeit bei der Vermischung von Frisch- und Meerwasser durch geeignete Vorrichtungen als Energie nutzbar, da Unterschiede im chemischen Potential des Lösungsmittels Wasser vorliegen, die sich auszugleichen trachten. So ergeben sich für den durch 1 m³ Frischwasser bewirkten osmotischen Effekt und den damit verbundenen Betrag an potentieller Energie Epot = 2352 [kWs/m³] Auf der Grundlage derartiger Überlegungen könnte aus der Verdünnungsarbeit in der Elbemündung maximal etwa 1900 MW an Leistung gewonnen werden. Bei einem Wirkungsgrad für die Stromerzeugung von 0,5 und etwa 10 % Ausnutzung der Gleichgewichtsbedingungen für die Verdünnungsarbeit bleibt für die Leistung von Kraftwerken auf der Basis von Salzgehaltsgradienten in der Elbemündung etwa 100 MWe. Hochgerechnet auf die Festlandabflüsse der Erde ergäbe dies ein weltweites Potential von 70 000 MWe. Obwohl derartige Ideen prinzipiell durchaus realisierbar erscheinen ist eine technische Umsetzung der bislang lediglich theoretischen oder im Labormaßstab durchgeführten Untersuchungen noch nicht abzusehen. 3.6. Nutzung der Gezeitenenergie: Während die bisher diskutierten Erscheinungsformen der Meeresenergie durchwegs mehr oder weniger direkt auf die Strahlungsenergie der Sonne zurückzuführen waren, liegen die Ursachen für die im Meer enthaltene Gezeitenenergie bei den 24 Gravitationswechselwirkungen zwischen Erde, Mond und Sonne. Auf der Erde ist auf der mondzugewandten Seite die Massenanziehung und auf der mondabgewandten Seite die Fliehkraft überwiegend. Die resultierenden Kräfte führen zu einer Verschiebung der auf der Erde befindlichen beweglichen Massen, also des Wassers, derart, dass jeweils im Mondzenit und im Mondnadir ein Wasserberg entsteht. Die Frequenz der Gezeitenwelle, die Zeitdauer von Flut zu Flut liegt bei 12,5 Stunden, weshalb man auch halbtägigen Gezeitenrhythmus spricht. Man schätzt das theoretische Potential der Gezeitenkraft auf etwa 3.10 6 MW. Technisch nutzbar ist es jedoch nur in Gebieten, die einen Tidenhub größer 3 m aufweisen. Die möglichen Standorte für Gezeitenkraftwerke sind im Bild 16 angegeben. Bei einem mittleren Tidenhub von 3 bis 5 m, der als Minimalforderung zum Betreiben von Gezeitenkraftwerken angesehen wird, werden nur 37 Standorte genannt. Um einen vernünftigen Turbinenbetrieb mit entsprechender Leistungsabgabe zu garantieren, darf der Höhenunterschied zwischen dem Meeresspiegel und dem Beckenspiegel einen Mindestwert Hmin nicht unterschreiten. Dieser Mindestwert wird vom Tidenhub der Turbinenleistung und der Betriebsdauer der Turbinen bestimmt. Im Bild 17 sind die auftretenden Zeitabschnitte dargestellt. Der Turbinenbetrieb beginnt bei t 1 nachdem der Mindestwert Hmin erreicht worden ist. Das Wasser strömt nun vom Meer in das Becken und treibt dabei die Turbinen an. Bei t 2 wird der Mindestwert Hmin wiederum unterschritten und die Turbinen abgestellt. Das Wasser strömt nun zunächst bis t 3 weiter in das Becken und dann wird der weitere Wasseraustausch bis t4 unterbunden. Der Meeresspiegel sinkt während der Zeit t3 bis t4 weiter ab und der Mindestwert Hmin wird wieder überschritten. Nun setzt der Turbinenbetrieb bis zum Erreichen der Zeit t 5 wieder ein. Durch weitere Absenkung erreicht der Beckenspiegel bei t6 seinen Mindeststand. Von t6 bis t7 wird der Wasseraustausch wieder gesperrt. Zur Zeit t7 beginnt ein neuerlicher Arbeitsvorgang. Gegenwärtig sind weltweit vier Gezeitenkraftwerke in Betrieb. Das erste auf diesem Prinzip aufgebaute Kraftwerk wurde an der Mündung der Rance in St. Malo an der französischen Atlantikküste errichtet. Es kann insgesamt bei diesem Kraftwerk von einem erfolgreichen Betrieb gesprochen werden, obwohl ökologischen Auswirkungen durch die veränderten Strömungsverhältnisse kaum zu vermeiden sind. Für eine weitere Ausweitung der Nutzung der Gezeitenenergie sind folgende Bedingungen für günstige Standorte ausgearbeitet worden: günstige natürliche Voraussetzungen wie Uferrelief, Wassertiefe um die Baukosten für den Damm und das Becken möglichst gering zu halten ein durchschnittlicher Tidenhub von 5 bis 12 m eine möglichst unkomplizierte Einbindung in das vorhandene Stromverteilungsnetz eine möglichst geringe Beeinflussung der vorhandenen natürlichen Umwelt 3.7. Zusammenfassung und Ausblick: Bei einer Zusammenfassenden Betrachtung der verschiedenen Formen der Meeresenergie, ihres jeweiligen Nutzungspotentials und der im Zuge der technologischen Entwicklung vorgeschlagenen Systeme zur Umwandlung von Meeresenergie in nutzbare mechanische oder elektrische Energie ist folgendes festzuhalten: Meeresenergie ist nicht überall auf den Weltmeeren oder an den Küsten in gleichem Umfang oder in der gleichen Form verfügbar, Regionen mit hohem Energieangebot fallen selten zusammen mit Bereichen großer Energienachfrage, das Angebot ist bei manchen Formen der Meeresenergie stark intermittierend. Meeresenergie weist wie alle anderen Formen regenerativer Energie eine geringe Leistungsdichte auf und erfordert infolgedessen beträchtlichen Anlagenaufwand und damit verbundenen hohen spezifische Investitionskosten. Trotz der kostenlosen 25 Energiequelle sind daher, abgesehen von besonderen lokalen Gegebenheiten, die Energiegestehungskosten höher als bei herkömmlichen Kraftwerken. Systeme zur Gewinnung von Meeresenergie sind zwangsläufig der Umwelt „Meer“ anzupassen. Sie müssen auf die Beanspruchung durch Seegang und Strömung ausgelegt werden, in bezug auf die eingesetzten Materialien dem korrosiven Medium Meerwasser standhalten, bewuchsverhindernd ausgeführt werden und hinsichtlich des Routinebetriebes häufig unter eingeschränkter Zugänglichkeit gefahren werden, was ebenfalls die Energiegestehungskosten erhöht. 4. Energiegewinnung aus Biomasse: 4.1 Einleitung: Unter Biomasse versteht man alle Materie aus lebenden und toten Zellkulturen pflanzlichen und tierischen Ursprungs, die durch Biosynthese entstehen. Biokonversionsprozesse wandeln Biomasse um und werden in zwei Klassen eingeteilt: extraktive, thermochemische Verfahren biologische Verfahren. In der ersten Klasse werden Kohlenwasserstoffe extraktiv, thermisch und/oder chemisch gewonnen oder direkt in Energie umgeformt. Hierunter Fallen: Verbrennung Vergasung, Entgasung (Pyrolyse) Methanolherstellung über Vergasung und Synthese Ölextraktion (Rapsöl) chemische Hydrolyse (chem. Spaltung der Polymere zu gärfähigen Zuckern durch Wasseranlagerung) Zur zweiten Klasse biologischer Verfahren gehören: Hydrolyse anaerobe Gärung zu Äthanol oder Butanol anaerobe Fermentation zu Biogas Die Konversionsverfahren sind in vielen Fällen anwendungstechnisch noch nicht ausgereift und noch unwirtschaftlich. Verbrennung und Biogas werden dezentral den größten Beitrag zur Bioumwandlung liefern. Vergasung und Synthese von Methanol für kohlefördernde Industriestaaten und Äthanol für Agrarstaaten können mittelfristig an Bedeutung gewinnen. Die Pyrolyse kann allenfalls als Vorstufe der Vergasung oder Verbrennung das Umwandlungsverhalten feuchter, giftigere Abfälle vergleichmäßigen und scheidet als Produzent flüssiger oder gasförmiger Brennstoffe aus Biomasse zunächst aus. In Biomasse liegt im allgemeinen chemisch gebundene Energie vor. Sie weist damit gegenüber den übrigen erneuerbaren Energien den Vorteil auf, dass die Probleme der Energiespeicherung und Bevorratung vergleichsweise gering sind. Im Gegensatz zu den meisten übrigen erneuerbaren Energieträgern ist die Anpassung der Nutzenergiebereitstellung von Wärme Strom oder Kraft, an den wechselnden Bedarf problemlos möglich. Für die Bereitstellung von Biobrennstoffen sind im wesentlichen Energiepflanzen wie Roggen, Weizen, Zuckerrüben, Raps, Pappeln oder Weiden, oder Reststoffe wie Hackschnitzel, Rinde, Stroh, Pellets aus verschiedenen Rohstoffen und tierische Abfälle zu nennen. Darüber hinaus gelangen ständig neue Pflanzenarten und Reststoffe als mögliche Biomasseenergieträger in die Diskussion. Eine spezielle Problematik der biogenen Energieversorgung stellt die relativ geringe Energiedichte der Ausgangsprodukte dar. Zur Verdichtung und Reduzierung des 26 Transportaufkommens steht eine breite Palette von Aufbereitungsmöglichkeiten zur Verfügung. Das zur Endverwertung bereitgestellte Produkt weist damit sehr verschiedene Erscheinungsformen auf. Während die zur Erzeugung einer Energiemenge benötigte Masse eines Brennstoffes noch in relativ engen Grenzen schwankt, sind beim Lagerraumbedarf und beim Transportvolumen sehr große Unterschiede vorhanden. Beispielsweise liegt zwischen den Brennstoffformen "Pellets" und "gehäckseltes Stroh" ein Verhältnis von 1:8 beim Raumbedarf vor. Für Biobrennstoffe gilt allgemein, dass mit der Zunahme der Aufbereitungsintensität auch das Einsatzspektrum bei der energetischen Umwandlung wächst. Schüttfähige Festbrennstoffe mit hoher Dichte (z.B. Pellets und Hackschnitzel) lassen sich in Feuerungsanlagen relativ leicht zudosieren und können daher vorzugsweise für lastsensible Prozesse eingesetzt werden. Während die festen Biomassebrennstoffe ihren Haupteinsatzbereich in der thermischen Verwertung finden, ist mit den vielfältig einsetzbaren Flüssigbrennstoffen auch der Ersatz fossiler Brennstoffe im mobilen Anwendungsbereich oder bei der dezentralen Stromerzeugung möglich. Letzteres gilt auch für gasförmige Biobrennstoffe wie zum Beispiel dem Biogas aus organischen Reststoffen oder Schwachgas aus der Vergasung von Festbrennstoffen. Laut Angaben der UNO werden derzeit zwischen 6 und 13 % des Weltprimärenergiebedarfes durch Nutzung von Biomasse gedeckt. Allerdings spielt sie in den Industrieländern nur eine untergeordnete Rolle. So beträgt der Anteil an der Primärenergiebilanz der USA nur 3 %, in Deutschland und Großbritannien sogar nur 2,5 % und in Österreich 12 %. 4.2 Verbrennung fester Biobrennstoffe: 4.2.1 Müllverbrennung: Das Schlagwort "BRAM" "Brennstoff aus Müll" beschäftigt schon seit einigen Jahren bzw. Jahrzehnten einerseits die Energiewirtschaft bei der Suche nach Möglichkeiten der Verminderung der Deponiemengen und der Bereitstellung von Wärmeenergie und andererseits die Umweltschützer bei ihren Bemühungen solche Anlagen zu verhindern. Erschwerend kommt in letzter Zeit noch hinzu, dass auch die Mülldeponien in ihrem Fassungsvermögen einer Grenze entgegengehen. Zudem sind neue Deponien nur mehr sehr schwer realisierbar, da die Umweltschutzbedingungen dafür wesentlich verschärft wurden. Diese Zusammenhänge führten dazu, nach Möglichkeiten zu suchen die anfallende Deponiemenge zu verringern. Eine dieser Lösungen liegt in der Müllverbrennung. Die in diesen Anlagen erzeugte Wärme wird in ein angeschlossenes Fernwärmenetz geliefert und zur Raumwärmeversorgung und Warmwasserbereitung verwendet. Zur besseren Auslastung der Verbrennungsanlagen in jener Zeit in der keine Raumwärme benötigt wird werden die Müllverbrennungsanlagen mit einer Erzeugung von elektrischem Strom gekoppelt. Solche Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen führen neben der notwendigen Müll- und Abfallentsorgung zur thermischen und elektrischen Energieversorgung und damit zur Einsparung von Primärenergie und Sekundärenergie. 4.2.2 Verbrennung von Holz und Stroh: Das verfügbare Energiepotential aus Stroh und Holz ist nicht genau bestimmbar, da aus der Landwirtschaft nicht unbedeutende Mengen, die bisher in der landwirtschaftlichen Produktion verwendet wurden noch gewonnen werden könnten. Geht man davon aus, dass 20% der jährlichen Stroherzeugung zu Energiebedarfsdeckung herangezogen würden, so ergäbe sich eine Strohmenge von 5 Millionen Tonnen mit einem Energiepotential von 1,6 Millionen Tonnen Heizöl. Eine Österreichische Studie geht davon aus, dass im Osten Österreichs rund 25 Strohkraftwerke mit einer installierten Leistung 27 von je 25 MW e betrieben werden könnten. Als Heizwert des Strohs wurden in dieser Studie 15 bis 17 MJ/kg zugrunde gelegt. Einige Beispiele zur Strohverwertung sind in den nächsten Bildern dargestellt. Bild 18 zeigt einen Durchbrandkessel für Strohballen und Holz. Die Primärluft allein reicht nicht aus eine vollständige Verbrennung auch der flüchtigen Bestandteile herbeizuführen. Die entstehenden flüchtigen Verbrennungsprodukte müssen daher in einer Nachbrennkammer mit der Sekundärluft nachverbrannt werden. Wirkungsvoller ist aber die Anwendung des Unterbrandprinzipes, bei dem die Verbrennungsgase durch den Brennraum gezogen und damit automatisch einer Nachverbrennung unterzogen werden. (Bild 19) Für den Leistungsbereich von 300 bis 1200 kW werden Großballenöfen erzeugt von denen ein Vertreter im Bild 20 gezeigt wird. 4.2.3 Verbrennung von Häckselstroh und Holzhackschnitzel: Hackschnitzel und Rinde fallen in nicht unerheblicher Menge in der Sägeindustrie und in Forstbetrieben an. Die bei der Verbrennung erzeugte Wärme wird vornehmlich in der Schnittholztrocknung und der Heizwärmeversorgung eingesetzt. Eine Untersuchung am Institut hat gezeigt, dass die gesamte Wärme, die zur Holztrocknung benötigt wird durch die Verbrennung der im Sägewerk selbst anfallenden Holz und Rindenabfälle gedeckt werden kann. Verbrennungsanlagen für diese Brennstoffe wurden in vor allem in Schweden und Deutschland aber auch in Österreich entwickelt. Eine als Unterschubfeuerung ausgeführte Hackschnitzelfeuerung zeigt das Bild 21. 4.2.4 Nutzungsaspekte und Bewertung: Die Holzindustrie nutzt ihre Holzrückstände seit Jahren zur Deckung ihres eigenen Wärmebedarfes. Kleine Verbrennungsanlagen für Holz, Stroh, Müllpellets usw. möglichst mit einem Wassergehalt kleiner 18 % werden für die Trocknung und Raumheizung genutzt. auf einen Brennstoffvorrat von mindestens 5 Stunden ist zu achten. Der Jahresbedarf für die Beheizung eines bäuerlichen Wohnhauses beträgt im Mittel: 7 500 l Heizöl (EL) = 45 Raummeter Holz = 1800 t Stroh (4,5 ha) Die Eigenstromerzeugung lohnt für Holzfeuerungen etwa ab 1000 kW Strom- und Wärmebedarf. Voraussetzung dafür sind aber: Holzeinstandspreis wirtschaftlich gegenüber dem Heizölpreis ganzjährige Nutzung der Energie zweischichtiger Betrieb automatische Beschickung Es muss darauf hingewiesen werden, dass bei der Holz- und Strohverbrennung insbesondere in Kleinanlagen die Gefahr der Polyaromaten- Furan- und sogar Dioxinbildung in der Flugasche groß ist, weil eine vollständige Verbrennung aller Entgasungsprodukte nicht immer gewährleistet ist. 4.2.5 Zusammenfassung: Bei der Konstruktion von Verbrennungsanlagen ist auf lange Wege für den Ausbrand oder auf das Durchdrücken der Schwelgase durch die Glutzone (Nachverbrennung, Unterbrandprinzip) und den Zyklon vor dem Kamin zu achten. Ein Teillastbetrieb unter 50% der Leistung ist zu vermeiden. Die Feuchte des Brennstoffes sollte nicht mehr als 18 % betragen. Das Unterbrandprinzip ist günstiger als das Durchbrandprinzip, selbst mit Nachbrennkammer. Die dezentrale Stroh- und Brennholznutzung und Waldrestholzverwertung der Landwirte sowie die Energiegewinnung in der Holzindustrie aus den eigenen Rückständen ist eine der tragfähigen Alternativen zur Ölfeuerung. Biomasse ist nur mit hohem technischen Aufwand in Großanlagen umweltfreundlich zu verbrennen. Ein geeigneter Einsatz ist daher insbesondere in Gestalt kleiner Nahwärmesysteme zu suchen. Derartige 28 Vorstellungen zur Anwendung von Hackschnitzelfeuerungen werden zur Zeit auch in der Steiermark verfolgt. 4.3 Vergasung fester Biobrennstoffe zu Generatorgas: 4.3.1 Einleitung: Vergasung fester Biomasse ist die Umsetzung zu gasförmigem Brennstoff unter Verwendung von Vergasungsmitteln, wie Luftsauerstoff oder Wasserdampf. Dazu sind hohe Temperaturen notwendig, die durch Verbrennung eines Teiles der eingebrachten Biomasse entstehen. Im Gegensatz zur Verbrennung erfolgt bei der Vergasung jedoch eine unterstöchiometrische Sauerstoffzufuhr, wobei im wesentlichen Kohlenmonoxid und Wasserstoff entstehen. Der Rückstand ist nichtbrennbare Asche. Das Gasgemisch ist sowohl vom Ausgangssubstrat (C:H:O – Verhältnis, Wassergehalt) als auch vom Vergasungsmittel (Art, Menge, Druck) abhängig. Im Vergasungsreaktor unterscheidet man verschiedene Zonen: 1. Trocknungszone (bis 150 °C) 2. Schwel- oder Pyrolysezone (bis 500 °C) 3. Verkohlungszone (bis 700 °C) 4. Oxidationszone (bis 1600 °C) 5. Reduktionszone (bis 500 °C) In der Reduktionszone wird aufgrund der Abkühlung durch die Anwesenheit von Wasserdampf und Kohlenstoff CO2 teilweise zu CO reduziert. Bei der Vergasung mit Luft entsteht wegen des hohen Stickstoffgehaltes im Produktgas ein Schwachgas oder Generatorgas mit einem Heizwert von etwa 5 MJ/m³ (1,4 kWh/m³) (bei 20 % Feuchte). Im Vergleich dazu hat Biogas aus der Faulung einen Heizwert von 21,5 MJ/m³ (5,9 kWh/m³) und Erdgas bis zu 40 MJ/m³ (11,1kWh/m ³). Als Richtschnur für die Gaszusammensetzung können folgende Bandbreiten in Volumsprozenten angesehen werden: H2 Wasserstoff 10 % bis 25 % CO Kohlenmonoxid 20 % bis 30 % CO2 Kohlendioxid 2 % bis 15 % CH4 Methan 0 % bis 4 % N2 Stickstoff 45 % bis 60 % Die Zusammensetzung des Gases hängt von mehreren Einflussfaktoren ab: geometrische Form der Biomasse Verhältnis Volumen zu Gewicht Stoffzusammensetzung Feuchtigkeitsgehalt thermisches Reaktionsverhalten Aschegehalt und Ascheschmelzpunkt Bei der Vergasung unter Druck mit Sauerstoff und Dampf entsteht aus Holz das Synthesegas, ein Gemisch aus überwiegend Kohlenmonoxid und Wasserstoff. Es unterscheidet sich vom Schwachgas durch den höheren Heizwert. Die Synthesegasherstellung bildet die Voraussetzung für den weiteren Verfahrensschritt der Methanolsynthese zur Bereitstellung von biogenen Kraftstoffen. Je nach Führung des Vergasungsmittels im Reaktionsraum relativ zur Bewegung des Substrates unterscheidet man drei Vergasungsarten 1. aufsteigende Vergasung oder Gegenstromvergasung 2. absteigende Vergasung oder Gleichstromvergasung 3. Wirbelschichtvergasung mit auf- und absteigenden Zonen 29 Bei der Vergasung soll einerseits ein möglichst hoher Anteil der Energie des Vergasungsgutes in gasförmige Energieträger umgewandelt, gleichzeitig jedoch das Gas von schädlichen Anteilen aus der Biomasse und dem Vergasungsmittel möglichst frei gehalten werden. Beide Forderungen führen zu unterschiedlichen Vergasungsarten und Wirkungsgraden. Bedingt durch die teerhaltigen Einsatzstoffe entstehen minderwertige Kracköle, die hochviskos, korrosiv und thermisch instabil sind. 4.3.2 Energieumsetzung: Das Bild 22 zeigt aufsteigende und absteigende Vergasung mit der unterschiedlichen Reihenfolge der Reaktionszonen und Höhe der Oxidationstemperatur bei Luftbetrieb, was sich entscheidend auf das Asche- oder Schlackenverhalten auswirkt. Aufsteigende Vergasung: Bei 1600°C in der Oxidationszone tropft bereits die zähflüssige Schlacke durch den Rost. Die Gase durchdringen den Brennstoff im Gegenstrom, treten oben aus der Trocknungszone und der Vorwärmzone aus und passieren Kältefalle und Filter vor einer motorischen Verbrennung. Diese Art der Vergasung liefert den höchsten Wirkungsgrad mit bis zu 85. Das Gas wird jedoch noch kondensierbare Anteile (Teere) enthalten, die den motorischen Einsatz behindern, und auch der Forderung nach möglichst hoher Umweltverträglichkeit entgegenstehen. Absteigende Vergasung: Bei der absteigenden Vergasung werden zwar geringere Wirkungsgrade von 50 % bis etwa 80 % erreicht, durch den Gleichstrom von Brennstoff und Vergasungsmittel Bild 22 werden aber die Schwelgase gezwungen, das Glutbett an der Basis des Konverters zu passieren. Hier werden die Teere gespalten, anschließend CO2 und ein Teil des Wasserdampfes in brennbare Gase umgewandelt. Die Temperaturen werden durch die Reaktionen soweit vermindert, dass die Asche nicht schmilzt. Es entsteht dadurch ein praktisch teerfreies Gas, das ohne weitere aufwändige Reinigung verbrannt oder in Verbrennungsmotoren umweltfreundlich eingesetzt werden kann. Die besondere Begrenzung besteht darin, hochwertiges Generatorholz verwenden zu müssen, das bei der notwendigen Reaktionstemperatur im Glutbett eine stabile und durchlässige Struktur eines Stückkohlegerüstes erhält oder aufbaut. Wirbelschichtvergasung: Bei der Wirbelschichtvergasung wird die trockene Biomasse so kleinstückig in den Reaktor eingebracht, dass sie vom im Gegenstrom eingeblasenen Vergasungsmittel im Schwebezustand gehalten wird. Die schnellen Reaktionen in der Wirbelschicht durch große spezifische Kontaktflächen ergeben gute Wirkungsgrade bei kleinen Bauabmessungen, die der Gegenstromvergasung entsprechen. Diese Miniaturisierung wird durch die Wirbelschicht - Druckvergasung weiter fortgesetzt. Das Verfahren stößt jedoch für Biomasse im Gegensatz zur Kohle noch auf eine Reihe technischer Schwierigkeiten. 4.3.3 Nutzungstechniken: Die Gleichstromvergasung bei Atmosphärendruck hatte schon einmal in den Holzgasgeneratoren und Holzgasmotoren bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg große Verbreitung gefunden. Der im Bild 23 gezeigte Imbert Vergaser verarbeitete stückiges Holz mit einer Feuchte von maximal 20 %. Der Gasstrom wird durch den Saugzug eines Gebläses oder des Gasmotors aufrecht erhalten. Die jeweils erforderliche Vergasungsluft wird also lastabhängig durch die Anlage gesaugt. Stückgutvergaser mit Motor-Generatoreinheiten werden in Einheiten von 20 kW bis 10 MW angeboten, wobei Aggregate bis 60 kW auf fahrbaren oder versetzbaren Rahmen 30 montiert sind. Das Gas kann in mittelschnell oder schnellaufenden Schwachgasmotoren, verwendet werden. Die kleineren Vergaser zur Reststoffnutzung sind in Tischlereien und bei Landwirten einzusetzen, große Einheiten in Sägewerken. 1 kg lufttrockene Holzmasse liefert 2,3 m³ Schwelgas. Das Teillastverhalten ist ebenso ungünstig wie das der Verbrennung. Der Gesamtwirkungsgrad an der Klemme beurteilt beträgt 15 bis 20 %. 4.3.4 Zusammenfassung: Stückiges Hartholz und Sägespäne mit Feuchten von weniger als 30 % können ohne verfahrenstechnische Probleme in dezentralen Kleinanlagen vergast werden Im logischen Vorfeld müssen für Sammlung, Zerkleinerung, Transport und Vermarktung von Generatorholz etwa 45 % des Holzheizwertes als Kraftstoff verbraucht werden, entsprechend 72 l Dieselöl für 1 t Generatorholz. Die Vergasung von Rückständen steht vor allem mit der Verbrennung in Konkurrenz. Die Fließbettvergasung wird besonders in den USA, Kanada und auch Deutschland weiterentwickelt. 4.4 Extraktion von Kohlenwasserstoffen aus landwirtschaftlichen Ölsaaten: 4.4.1 Einführung: Unter Extraktion versteht man den Entzug von Energieträgern direkt aus Biomasse z.B. durch kaltes oder heißes Pressen, Dampfaufschluss, Säureaufschluss oder andere Verfahren. Pflanzliche Öle dienten bereits in der Steinzeit der menschlichen und tierischen Ernährung, heute auch als Industrierohstoffe für Alkydharze, Tenside, Weichmacher, Netzmittel Lacken, Farben, Seifen und Kosmetikartikel. Einige Pflanzen sind in der Lage neben C-H Verbindungen wie Zellulose und Lignin auch völlig sauerstofffreie Kohlenwasserstoffverbindungen zu bilden, die als Pflanzenöle unmittelbar als Energieträger eingesetzt werden können. Ölpflanzen sind vor allem die Kreuzblütler wie Raps, Senf und Ölrettich, von geringer Bedeutung sind Flachs, Hanf, Mohn und Sonnenblumen. In den Tropen gedeihen Ölbaum, Ölpalme, Kokospalme, Erdnuss, Baumwolle, Soja, Rizinus, Kakaobaum und andere. In Europa sind Raps und Sonnenblumen, in Österreich in erster Linie Raps von Bedeutung. Pflanzliche Öle sind Mischungen aus Glyceriden und Lipoiden, sind bei 20 °C meist flüssig, haben einen Heizwert, der im allgemeinen etwa 10 % unter dem des Dieselkraftstoffes liegt und besitzen ähnliche physikalische Eigenschaften wie Heizöl und Diesel, was sie grundsätzlich als Treibstoffe brauchbar macht. 4.4.2 Nutzungstechniken und Systeme: Von den vielen möglicherweise geeigneten fett- und ölhaltigen Pflanzen wird zur Zeit Raps an erster Stelle als Kraftstoff für Dieselmotoren diskutiert. Rapsöl kann entweder als chemisch unverändertes, gereinigtes Pflanzenöl oder nach entsprechender Raffination als Rapsöl-Methylester eingesetzt werden. Im ersten Fall müssen speziell angepasste Dieselmotoren eingesetzt werden. Rapsöl-Methylester kann in konventionellen Dieselmotoren eingesetzt werden. In beiden Fällen ist der Treibstoff aus Biomasse ohne Steuer derzeit teurer als Dieselkraftstoff inklusive Steuer. Ergebnisse über Versuche mit Pflanzenölen in Dieselmotoren mit Vorkammer und Direkteinspritzung liegen aus verschiedenen Untersuchungen vor. Dabei haben sich Raps- 31 und auch Sonnenblumenöl in bestimmter Mischung mit Diesel (40%), Wasser (19%) und Emulgator (1%) als brauchbar erwiesen. 4.4.3 Zusammenfassung: Rapsöl ist ein hochwertiger Energieträger und für den Langzeitbetrieb von Motoren durch Additive (Emulgatoren) und Kraftstoffmischungen anwendbar. Nebenprodukte sind Futtermittel ohne Entsorgungsprobleme. Zahlenangaben über Emissionen, Ablagerungen und Korrosion im Motor nach einem Testlauf über 100 Stunden und mehr sind nicht bekannt. 4.5 Faulung organischer Feuchtmassen zu Biogas: 4.5.1 Einleitung: Ähnlich wie bei der Holzgastechnologie ist das Verfahren zur Biogaserzeugung schon seit geraumer Zeit bekannt. In der Natur entstehen bei Fäulnisvorgängen, wie sie beim Abbau organischer Substanzen unter Luftabschluss stattfinden, Gase, die einen hohen Anteil an Methan enthalten. Weitere Anteile sind Kohlendioxid, Wasserstoff und Spuren von Schwefelwasserstoff. Als Ausgangsmaterialien zur Biogasherstellung eigenen sich alle faulbaren organischen Stoffe mit einem Brennwert unterhalb von 3,5 - 4,5 MJ/kg (1000 kcal/kg 1163 kWh/kg ). Oberhalb dieses Wertes wird die Verbrennung energetisch das zwei- bis dreifache bringen als die Verbrennung von Faulgas (50 - 70% Methan). Bei der Faulung handelt es sich um eine anaerobe Gärung, die wässrige organische Massen tierischer und pflanzlicher Reststoffe in unterschiedlichen Niedertemperaturbereichen zu methanreichem Biogas abbaut. Die besten Ausbeuten werden aus dem Flüssigmist der Tierhaltung erreicht, weil dieses Material für die Reaktion gut aufgeschlossen ist. Aus diesem Grunde ist gerade bei der Massentierhaltung das Biogasverfahren als Abfallverwertungssystem besonders gut anwendbar, da der Stallmist leicht sammelbar ist und auch zur Reinhaltung der Ställe gesammelt werden muss. Festmist (mit Stroh gemischt) führt dagegen zu erheblichen Schwierigkeiten. Das Interesse an den Reststoffen wird durch das Energiepotential und in modernen Industriestaaten durch die Notwendigkeit einer umweltschonenden Beseitigung bestimmt. Die Biogasanlage betreibt in idealer Weise einen Abbau von Ballaststoffen bei Normaltemperatur. Vorteile des Biogassystems liegen in den relativ niedrigen Investitionskosten, in der Tatsache, dass das Ausgangsprodukt auf landwirtschaftlicher Basis erzeugt werden kann und die endgültigen Abfallprodukte in der Regel wiederverwertbar sind. Die Nachteile liegen darin, dass bei der Verwendung von Hausmüll als Ausgangsstoff der Rückstand nicht ohne weiteres verwertbar ist, zur Erzeugung von größeren Mengen an Biogas große Reaktorvolumina notwendig sind und zur Aufrechterhaltung des Faulvorganges Temperatur dem System zugeführt werden muss. 4.5.2 Der Prozess des Biogasverfahrens: Die zur Biogasgewinnung geeigneten Substrate stammen im wesentlichen aus drei Quellen: Fäkalien der Landwirtschaft kommunale Klärschlämme organische Massen aus der Nahrungs- und Genussmittelindustrie einschließlich gewerblicher Schlachthöfe. Für diese Substrate sind andere Verfahren zur Nutzung des Energieinhaltes vorläufig nicht erkennbar. 32 Die Bildung von Methan aus organischem Material (Exkremente, Abfälle) erfolgt in drei Stufen. Die beiden ersten Stufen sind Vorbereitungsschritte, die eigentliche Methanbildung erfolgt erst in der dritten Stufe. In jeder Stufe des Umwandlungsprozesses sind andere Bakterien wirksam, die sich während der Umsetzung vermehren. Die drei Stufen sind: 1. die Säurebildung oder Hydrolyse (Spaltung der Fette, Proteine und Polysaccharide) 2. der Säureabbau und 3. die bakterielle Methanbildung. Säurebildung oder Hydrolyse (Stufe 1): Bei der Hydrolyse werden die Biomassebauteile, die als Protein, Fett oder Kohlehydrat vorliegen, durch die Einwirkung von Wasser gespalten. Dabei entstehen folgende Produkte: Fett Fettsäuren Protein Aminosäuren Kohlehydrat Zucker Diese Grundmoleküle werden durch fementative Bakterien zu verschiedenen Zwischenprodukten vergoren. Dabei entstehen im wesentlichen: H2, H2O, CO2, NH4 Essigsäure (CH3COOH) Alkohol und niedere organische Säuren. Säureabbau (Stufe 2) In der zweiten Stufe werden die Alkohole und die niederen organischen Säuren durch acetogene Bakterien in folgende Produkte vergoren: H2O, CO2, H2 Essigsäure (CH3COOH) Das Gärendprodukt ist die Essigsäure. Methanbildung (Stufe 3) In der dritten Stufe schließlich werden die Essigsäuren der ersten und zweiten Stufe durch methanbildende (methanogene) Bakterien in Biogas umgewandelt. Die drei Stufen des Abbaus existieren nebeneinander, und die Abbauprodukte der vorausgegangenen Stufe dienen den Bakterien der nachfolgenden zum Teil als Nährstoffe. Die erzielbare Gasausbeute sowie der CH4-Gehalt hängen im wesentlichen von folgenden Einflussparametern ab, welche die Umweltbedingungen für die Bakterien bestimmen. Substrat Trockensubstanz Temperatur Faulzeit (Verweilzeit im Fermenter) pH-Wert Substratzufuhr Das Substrat: Ausgangsstoffe für die Methangewinnung sind Stallmist, Pflanzenabfälle, Rückstände aus der Nahrungsmittelindustrie und Klärschlamm. Das Gülleergebnis ist beim Rind am größten mit etwa 50 kg/d und Großvieheinheit (500 kg Lebendgewicht) und einer Gasausbeute von 1500 l Gas/d, gefolgt vom Schwein mit 20 kg/d,GVE und 800 l Gas/d aber mit dem "Nachteil" von etwa 5 Stück je GVE. Geflügelmist ergibt bei 1 GVE = 250 Stück 25 kg/d Gülle und 3000 l Gas /d. Rückstände aus der Nahrungsmittelindustrie eignen sich zum Teil sehr gut für eine Biogaserzeugung. Dazu gehören vor allem Schlachthofabfälle, Rückstände der Obst- und Gemüseverwertungsindustrie und Rückstände der Getränkeherstellung. 33 Bei Klärschlamm wird die Umsetzung im technischen Maßstab in Kläranlagen durchgeführt. Hier ist die Zielsetzung aber nicht die Energiegewinnung, sondern die biologische Stabilisierung des Klärschlammes. Es gibt eine Reihe von Stoffen mit antibakterieller Wirkung, die eine optimale Gärung hemmen oder gar zum Erliegen bringen. Dazu gehören: Schwermetalle z.B. im Klärschlamm Mittel zur Desinfektion von Ställen Antibiotika zur Behandlung des Viehs. Der Trockensubstanzgehalt: Der optimale Trockensubstanzgehalt der Gesamtfaulmenge (Substrat) liegt im Bereich von 3% bis 10%. Dieser Wert wird durch Zugabe von Wasser eingestellt. Ist die Konzentration zu gering, dann wird der Reaktorbehälter zu groß, ist die Konzentration zu hoch, dann ist die gesamte Gasausbeute größer, aber es besteht die Gefahr einer Vergiftung durch eine zu große Menge bestimmter Zwischenprodukte. Die Temperatur: Man unterscheidet zwei methanbildende Bakteriengruppen, die eine optimale Temperatur benötigen: mesophile Bakterien, Temperaturen zwischen 20 °C und 40 °C thermophile Bakterien, Temperatur zwischen 45 °C und 60 °C Daher läuft im allgemeinen der Prozess im jeweiligen Temperaturoptimum mesophil bei 33 °C 3K oder thermophil bei 55 °C 1K ab. Befüllen mit kaltem Substrat, Temperaturschichtungen und schlechte Wärmeisolation können sich nachteilig auf die Bakterien und damit auf die Gasproduktion auswirken. Die Faulzeit: Die günstigste Faulzeit hängt von der Temperatur ab und beträgt für den mesophilen Prozess 20 bis 25 Tage, für den thermophilen Prozess 3 bis 10 Tage. Der als Rückstand verbleibende Schlamm ist weitgehend frei von Krankheitserregern geruchlos und ebenso wie das Abwasser ein hervorragendes Düngemittel. Der pH-Wert: Eine optimale Gasausbeute wird in einem pH-Bereich von 6,5 bis 7,2 erreicht. Die Substratzufuhr: Biogasanlagen arbeiten kontinuierlich. Täglich muss eine bestimmte Menge an Biomasse zugesetzt und eine entsprechende Menge an ausgegorenem Substrat abgezogen werden. Eine wichtige Kenngröße für eine kontinuierlich arbeitende Biogasanlage ist die Raumbelastung Rb. Sie gibt an, mit wie viel kg organischer Trockenmasse pro Tag die in einem Kubikmeter Fermentervolumen enthaltenen Bakterien belastet werden. Rb mSU COTM VR kg 3 d m darin bedeuten: mSU tägliche Substratmenge in kg/d VR Reaktorvolumen in m³ COTM Konzentration der organischen Trockenmasse Ist der Reaktor gefüllt, so gilt näherungsweise VR = VSU (m³) VSU = Substratvolumen im Reaktor Für COTM gilt wiederum: 34 COTM m V mOTM VOTM OTM mSU VSU SU Dichte in kg/m³ Masse in kg Volumen in m³ Die Verweilzeit in Tagen kann folgendermaßen berechnet werden TVw = mSU/mSU = SU .(COTM/Rb) [d] Mit kleiner werdender Raumbelastung wird die Verweilzeit größer. Das Bild 24 zeigt die Zusammenhänge zwischen diesen charakteristischen Größen. Mit steigender Verweilzeit nimmt die kumulative Gasproduktion pro kg OTM zu. Die Gasausbeute pro m³ Reaktorvolumen wird kleiner. Unter diesem Aspekt wird natürlich eine möglichst hohe Raumbelastung anzustreben sein. Dem stehen aber zwei Gründe entgegen: bei zu hoher Raumbelastung (geringe Verweilzeit) ist das Substrat nicht ausgegoren bei zu hoher Raumbelastung ist der Gärprozess nicht mehr stabil. Die erzielbare Gasproduktion je kg OTM nimmt dann sehr stark ab, so dass die Gasausbeute je Fermentervolumeneinheit auch absinkt. Diese Verhältnisse werden sehr stark von der Art und der Zusammensetzung des Substrate beeinflusst. 4.5.3. Ausführung von Biogasanlagen: Der schematische Aufbau einer Biogasanlage ist im Bild 25 dargestellt. In der Praxis sind viele unterschiedliche Ausführungen für die einzelnen Anlagenkomponenten bekannt. Die wichtigsten Anlagenkomponenten werden in der Folge besprochen. 4.5.3.1. Faulbehälter (Fermenter): Man unterscheidet im Hinblick auf die Beschickungsweise zwei Behältersysteme: Durchflussbehälter Wechselbehälter Beim Durchflusssystem wird dem Behälter einmal oder mehrmals täglich frisches Substrat zugeführt und gleichzeitig wird am Ende der Anlage ausgefaulter Schlamm entnommen. Bei gleichmäßiger Versorgung können optimale Prozessbedingungen erreicht werden. Die meisten Anlagen arbeiten daher heute nach dem Durchflussprinzip. Auch die im Bild gezeigte Anlage Bei der Vergärung von faserigen und groben Stoffen kann es bei diesem System zu Verstopfungen kommen. In diesen Fällen wird das Wechselbehältersystem angewendet. Dabei wird der Fermenter gefüllt und verschlossen. Das Substrat bleibt solange im Fermenter bis es ausgegoren ist. 4.5.3.2. Heizung: Unter den Bedingungen unseres Klimas muss die Biogasanlage sowohl bei mesophilem als auch bei thermophilem Betrieb beheizt werden. Die Heizung erfolgt im allgemeinen durch großflächige Wärmetauscherrohre, die spiralförmig im Fermenter angeordnet sind. Beim Durchflusssystem ist eine Vorheizung des zulaufenden Substrates notwendig, damit der Gärprozess nicht durch zu niedrige Temperaturen lokal gestört wird. Durch die Heizung werden in unseren Breiten 15% bis 30% des erzeugten Biogases verbraucht. 35 4.5.3.3. Rührwerk: Der Faulraum muss aus folgenden Gründen durchmischt werden: Vermeidung von Sinkschichten am Boden des Fermenters Unterbindung von Schwimmschichten auf der Oberfläche des Substrates Erzielung einer gleichmäßigen Temperatur gleichmäßige Versorgung der Bakterien mit Nährstoffen. Das Rühren führt bei gleicher Verweilzeit zu einer höheren Gasausbeute. Zur Durchmischung des Substrates werden häufig mechanische Rührwerke eingesetzt. Daneben sind Umwälzpumpen, Gaseinpressung oder selbsttätige Einrichtungen, die den Druck des entstehenden Biogases ausnutzen, denkbar. 4.5.4. Wirtschaftlichkeit von Biogas: Bei der Untersuchung der Wirtschaftlichkeit lässt sich nur die energetische Seite des Biogases exakt bewerten. Die Nebeneffekte, wie Geruchsverminderung der Gülle und Düngerwerterhöhung des Substrates lassen sich kostenmäßig nicht erfassen und werden hier auch nicht berücksichtigt. Die spezifischen Kosten einer Biogasanlage sind stark von der Kapazität abhängig, die meist in Großvieheinheiten (GVE) angegeben werden. Wie bei allen Technologien zur Nutzung regenerativer Energiequellen wird auch für Biogasanlagen noch eine erhebliche Kostenreduktion erwartet, wenn sie in Serie gefertigt werden. Derzeit ist mit Anlagekosten von etwa € 145 000 für eine 200 GVE Anlage zu rechnen. Ein wesentlicher Faktor bei der Berechnung der Gestehungskosten ist der Gasnutzungsgrad. Wirtschaftlich am günstigsten ist Biogas für Betriebe, die eine konstante Energienachfrage befriedigen können. 4.5.5. Verwertung des Biogases: Für die Verwertung von Biogas sind im wesentlichen drei Bereiche zu nennen: die Wärmeerzeugung zur Deckung der Warmwasserbereitung und Raumheizung sowie zur Trocknung, die Stromerzeugung die Verwendung als Treibstoff. Im Normalfall wird das Biogas zur Wärmeerzeugung verwendet. Für die Raumheizung und Warmwasserbereitung bestehen grundsätzlich keine technischen Probleme. In unseren Breiten mit den kalten Wintermonaten ist aber auch ein Teil der gewonnenen Energie zur Aufrechterhaltung der Betriebstemperatur der Anlage notwendig. Eine ideale Verwertungsmöglichkeit stellt die Verstromung des Biogases dar. Über die Kraft-Wärme-Kopplung kann auch noch die Abwärme der Stromerzeugung als Heizwärme genutzt werden. Technisch gesehen gibt es keine Schwierigkeiten, da genügend Anlagen zur Stromerzeugung im Bereich zwischen 15 und 100 kVA mit einer Kraft-WärmeKopplung am Markt sind. Vielfach wird in den landwirtschaftlichen Betrieben das Biogas als Treibstoff für die Traktoren und andere motorbetriebene Maschinen verwendet. Dazu sind Gasverdichtungsanlagen notwendig, weil das Gas als Treibstoff auf etwa 200 bar verdichtet werden muss. Darüber hinaus müssen auch geeignete Gasvorratsbehälter. an den Traktoren angebracht werden. Das größte Hindernis bildet aber auch bei dieser Verwendung die Wirtschaftlichkeit. Derzeit liegen die Kosten für die Herstellung von Biogas als Treibstoff noch knapp über den Kosten für Dieseltreibstoff. 4.5.6. Ökologische Aspekte: Es kann keine Gewähr für die Abtötung pathogener Keime und Wurmeier gegeben werden, weil diese im anaeroben Milieu erst nach 2 - 3 Monaten erreicht wird. Aus 36 Gründen des Umweltschutzes müssen dem Biogas unerwünschte Beimengungen entzogen werden Hierzu zählt einerseits der Wassergehalt, da er die Korrosionsgefahr erhöht und überall dort Probleme schafft, wo das Gas gekühlt oder komprimiert werden muss. Mit dem Kondensat bei der Trocknung des Gases fällt auch ein Teil des Schwefels aus. Es entstehen je nach Schwefelgehalt der Substrate 0,1 - 2,0 g/m³n Schwefelwasserstoff und Spuren von Ammoniak. Schwefelwasserstoff ist geruchsbelästigend und in höheren Konzentrationen korrosiv und giftig. Geruchsschwelle 1ppm; chronische Schäden bei 72 ppm = 0,1g/m³n im Biogas. H2S sollte daher aus dem Gas entfernt werden. 4.5.7. Zusammenfassung: Biogas ist zur Energieversorgung stationärer Bedarfsträger geeignet. Ausbeute und Energieinhalt schwanken in weiten Grenzen, da sie von der Art, Zusammensetzung und Alter der Rohstoffe und von der Prozessführung stark abhängen. Eine Gasspeicherung für mindestens 2 Tage bleibt unerlässlich. Leistungsfähige Biogasanlagen werden nur bei größerer Kapazität wirtschaftlich Im Vergleich zu heutigen Energiepreisen ist die Wirtschaftlichkeit noch kritisch. Nur in Sonderfällen bei Selbsthilfe des Betreibers und ausgleichbarer Bilanz zwischen Produktion und Verwertung wird bereits heute ein sinnvoller Einsatz möglich. Für die weitere Entwicklung werden vor allem folgende Maßnahmen ausschlaggebend sein: Senkung der Investitionen (Gasspeicher) Wärmerückführung aus Faulschlamm und Motorabwärme Senkung des Energieeigenbedarfes durch Konstruktion und Isolierung, vor allem aber der Schwimmdeckenvermeidung Vereinfachung der Bedienung und Zugänglichkeit Erhöhung der Lebensdauer (Korrosion, Rühren) 5. Nutzung der geothermischen Energie: 5.1 Nutzung geothermaler Fluida: 5.1.1 Voraussetzungen für geothermale Felder: Abgesehen von einer sehr dünnen (ca. 20 m dicken) obersten Boden- und Gesteinsschicht direkt unter der Erdoberfläche, in der die täglichen und jährlichen Temperaturschwankungen dominieren, steigt die Temperatur im Untergrund allmählich mit der Tiefe. Der übliche geothermische Gradient liegt zwischen 10 °C und 70 °C je km Tiefenzunahme. Der mittlere Gradient beträgt 30 °C pro km. Für diesen Gradienten von 3*10-2 °C/m und eine mittlere Wärmeleitfähigkeit von 2,5 W/m °C für Sedimentgesteine ergibt sich eine Wärmeflussdichte von 75*10-3 W/m. Die Linearität des Temperaturanstieges wird durch eine Reihe von Einflussgrößen gestört. Zu diesen Einflussgrößen gehören unter anderen: radioaktive Wärmeerzeugung in den Gesteinen ungleichmäßige Verteilung der thermischen Stoffwerte tektonische Bewegungen unregelmäßige Topographie an der Erdoberfläche (Gebirge) langperiodische Temperaturänderungen an der Erdoberfläche Der wirtschaftliche Wert von Wärme wird durch das Temperaturniveau, auf dem die Wärme verfügbar ist, beeinflusst. Daher hat ein geothermisches Vorkommen nur dann ein wirtschaftlich verwertbares Energiepotential, wenn ein relativ hohes Temperaturniveau 37 verfügbar ist (wenigstens 65 °C für Raumheizung und mehr als 150 °C für die Elektrizitätserzeugung). Die Zone mit hohen Temperaturen sollte in Tiefen liegen, die durch Bohrungen ohne hohen finanziellen Aufwand erreichbar sind (weniger als 5 km) und der Energiefluss pro Bohrung muss so hoch sein, dass das investierte Kapital kompensiert werden kann. Für die Bildung von geothermalen Feldern sind noch weitere geologische Voraussetzungen notwendig, wie das Vorhandensein einer porösen wasserhaltigen Schicht (Aquifer, Reservoirgestein), in der das Wasser in den tieferen Zonen Wärme aufnimmt und durch Konvektion in höhere Schichten gelangt. Das Wasser erfüllt hierbei die Funktion eines Energieträgers und der Aquifer übernimmt die eines thermischen Speichers. Damit das Wasser nach oben hin nicht entweichen kann, bzw. seine Energie an die Oberfläche abgibt, ist eine wasserundurchlässige Deckschicht (caprock) nötig. Das Bild 26 gibt diese Verhältnisse schematisch wieder. Wärmeverluste durch reine Wärmeleitung können nicht verhindert werden. Diese Verluste werden aber im allgemeinen durch den Zustrom von Magmawärme kompensiert. Je nach den Druck- und Temperaturverhältnissen im Aquifer kann mittels künstlich angelegter Bohrungen die thermische Energie in Form von Dampf oder Heißwasser zur Energienutzung herangezogen werden. Es wird demnach zwischen Trocken/Heißdampf-, Heißwasser- und Geodruckfeldern unterschieden. Bei letzterem wird überhitztes Wasser mit gelösten Gasen (Kohlenwasserstoffverbindungen) bei großen Drücken gefördert. Die Auffindung geeigneter Felder bereitet große Schwierigkeiten und hohen technischen und finanziellen Aufwand. Das Auftreten von Thermalquellen unter Dampfaustritten (Geysire) stellen einen Idealzustand dar, sind jedoch selten. Neben der Lokalisierung eines Feldes sind noch dessen Größe Ergiebigkeit, Temperatur- und Druckverhältnisse, chemische Zusammensetzung des Wassers oder Dampfes für eine wirtschaftliche Energienutzung von ausschlaggebender Bedeutung. Ergiebige Lagerstätten finden sich vor allem in den Bruchzonen der Erdkruste, die den gesamten Globus umspannen. Diese Zonen, die sich durch vulkanische Aktivitäten und damit in Zusammenhang stehende anormal hohe Erbebenhäufigkeit auszeichnen, sind im Bild 27 dargestellt. Die Tabelle 7 zeigt die derzeit in Betrieb stehenden und geplanten geothermalen Kraftwerkskapazitäten in MW installierter Leistung. 5.1.2 Verfahren zur Nutzung der geothermischen Energie: Das entscheidende Kriterium für die geothermale Energienutzung stellt die Austrittstemperatur des Energieträgers (Wasser oder Dampf) dar. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die chemische Zusammensetzung des Wärmeträgers (Korrosionsgefahr, Umweltbelastung). 5.1.2.1 Geothermische Kraftwerke: Geothermische Kraftwerke ähneln in ihrer Konzeption konventionellen kalorischen Kraftwerken, mit dem Unterschied, dass hier die thermische Energiequelle das Geothermalfeld darstellt. Der Anlagenaufbau eines derartigen geothermischen Kraftwerkes ist im Bild 28 gezeigt. Der Kraftwerksbauer hat die Aufgabe, mit den aus technischer Sicht unvollkommenen physikalischen und chemischen Eigenschaften des Dampfes und dem Problem der Heranführung des Dampfes von den Bohrungen zum Kraftwerk fertig zu werden. Im günstigsten Fall steht Trockendampf (überhitzter Dampf) mit geringen chemischen Verunreinigungen zur Verfügung. Meist fällt aber Nassdampf an, der nicht unmittelbar in den Turbinen abgearbeitet werden kann. In der Praxis unterscheiden sich geothermische Kraftwerke nicht nur durch das Fehlen eines "Dampfkessels" bzw. durch die, außerhalb des Kraftwerkes liegenden Dampfleitungen sondern auch durch die speziellen Turbinenkonstruktionen. Sie werden bedingt durch die wesentlich niedrigeren Dampfeintrittstemperaturen und Dampfdrücke. Die besondere 38 Situation bei der Dampfgewinnung und Verwertung in geothermischen Kraftanlagen erfordert daher einige Bauelemente, die beim Einsatz fossiler oder nuklearer Brennstoffe nicht notwendig sind. Zur Trennung des Dampfes vom Wasser wird ein Separator in unmittelbarer Nähe des Bohrloches aufgebaut. Er hat außerdem die Aufgabe Feststoffe aus dem geförderten Fluidum abzutrennen. Das heiße Wasser aus dem Separator und das Abwasser aus den Turbinen sollte in modernen Anlagen durch Reinjektionsbohrungen wieder in den Untergrund zurückgeleitet werden. Die Verwendung von Wärmetauschern ist dann notwendig, wenn aus Korrosionsgründen der aus dem Geothermalfeld geförderte Energieträger nicht direkt in den Turbinenkreislauf gelangen darf. Die Erfahrungen aus den bestehenden geothermischen Kraftwerken weisen darauf hin, dass der Dampfverbrauch recht hoch bei etwa 10 kg/h je kW e liegt. Die Ergiebigkeit kann bis zu 300 t/h betragen. Eine Förderung von mehr als 10 t/h wird im allgemeinen als wirtschaftlich eingestuft. Die durchschnittlichen Werte neu erschlossener Quellen liegen bei Dampfmengen von ca. 90 t/h. Relativ günstige Bedingungen für geothermische Kraftwerksnutzung liegen in Larderello in Italien und im Gebiet "The Geysers" in Kalifornien vor. In beiden Fällen steht Trockendampf zur Verfügung. Die installierte Leistung beträgt in Larderello rund 500 MW e, im Gebiet "The Gysers" bisher ca. 600 MW e, doch ist in diesem Gebiet die Leistungsgrenze noch lange nicht erreicht. Alle bereits errichteten Kraftwerke zeigen, dass die elektrische Energieerzeugung aus geothermaler Energie durchaus wirtschaftlich ist. Die Stromerzeugungskosten liegen im Durchschnitt halb so hoch wie bei konventionellen Dampfkraftwerken. 5.1.2.1.1 Regenerationsfähigkeit und zeitliche Abnahme der Förderraten von geothermalen Bohrungen Aus geologischen Beobachtungen und Messungen wurde abgeleitet, dass die hydrothermale Aktivität bereits vor 500 000 bis 1 000 000 Jahren begann. Auch der natürliche Abfluss von heißem Wasser aus hydrothermalen Zonen ist teilweise enorm hoch und beträgt für die Quellen des Yellowstone Parks etwa 3000 l/s. Diese geophysikalischen, geochemischen und geologischen Überlegungen geben einen Eindruck von der enorm langen Wirksamkeit und dem gewaltigen Ausmaß natürlicher geothermaler Systeme. Dieser aus der Sicht technischer Planung unendlich langen Verfügbarkeit der Wärme aus geothermalen Systemen steht die zeitliche Abnahme der Ergiebigkeit der einzelnen Bohrungen gegenüber. Im Laufe der Zeit nimmt der Ausfluss an Wasser und Dampf aus einer Bohrung ab. Dieser Rückgang in der Wärmeproduktion ist überwiegend auf die im Laufe der Zeit eintretende Verminderung der Gesteinsdurchlässigkeit im Bereich der geothermischen Lagerstätte in der unmittelbaren Umgebung der Bohrlochwand zurückzuführen. Man kann annehmen, dass durch chemische Ausfällungen vorwiegend von Silizium die Poren und Risse des Gesteins - oft nur im Bereich von Metern um eine Bohrung - verstopft werden. In geothermalen Reservoirs die mit trockenem Dampf gefüllt sind, kommt hinzu, dass die Fließwege des Dampfes im Reservoir zur Bohrung immer länger werden, da das unter dem Dampfbereich liegende Wasser im Verlaufe des Abbaues absiedet und der Wasserspiegel, an dem der Dampf entsteht, absinkt. Die längsten Erfahrungen über die Alterung geothermischer Produktionsbohrungen existieren in Larderello. Dort wurde eine etwa 10%ige Abnahme der Produktion pro Jahr festgestellt. Auch der Abstand der einzelnen Bohrungen untereinander hat einen wesentlichen Einfluss auf die Abnahme der Ergiebigkeit. Im ältesten, seit 1904 bestehenden und genutzten Dampffeld von Larderello glaubt man, dass die derzeit installierte elektrische Leistung von ca. 500 MW e noch sehr lange aufrecht erhalten bleibt. 39 5.1.2.2 Nutzung geothermaler Energie für Heizzwecke: Eine andere Möglichkeit zur Nutzung geothermaler Energie liegt in deren Verwendung für Heizzwecke und Warmwasserbereitung. Geothermale Quellen mit Temperaturen von 70°C bis 90°C und Bohrlochtiefen bis 2000 m scheinen wirtschaftlich günstige Lösungen darzustellen. Großflächige Versorgungsanlagen bestehen bereits in Island, auf Neuseeland und in Ungarn. In Melun (Frankreich) werden seit 1968 rund 3000 Wohngebäude Schulen und Geschäftshäuser mit einer kombinierten ÖLGeothermalheizung versorgt. Zur Zeit laufen auch in Österreich und Deutschland aber auch in der Schweiz Untersuchungen für eine Anwendung geothermaler Wärme im Heizwärmebedarfssektor. 5.2 Nutzung geothermaler Wärme aus festen heißen Gesteinen: 5.2.1 Hot-Dry-Rock-Verfahren: Der weitaus größte Teil des Untergrundes wird von Gesteinen mit niedriger Porosität und geringer Permeabilität gebildet. In Tiefen bis zu 4000 m sind diese Gesteine sehr heiß und können Temperaturen bis zu 200 °C erreichen. Dieser Tiefenbereich kann durch Bohrungen erschlossen werden. Riesige nahezu unerschöpfliche Wärmemengen, sind in diesen Gesteinsmassen gespeichert. Die Wärmeabgabe eines Gesteinskörpers von 1km³, der um 10 K gekühlt wird, beträgt 6,25.106 MWh, das entspricht einer mittleren Leistung von 25 MW während einer Zeitdauer von 25 Jahren. Wenn es gelingt, den Wärmeinhalt der Gesteinsmassen mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand zu erschließen, könnten mit geothermischer Energie betriebene Heiz- und Kraftanlagen an vielen Orten der Erde errichtet werden. Weil die Wärmeleitfähigkeit der Gesteine gering ist (etwa 3 W/mK) , sind sehr weit ausgedehnte Wärmetauscherflächen erforderlich. Für den Dauerbetrieb eines 10 MWe Kraftwerkes ist eine Austauschfläche von einigen km² erforderlich. Diese Austauschflächen sollen durch künstliche Risse im Gestein in den entsprechenden Tiefen erzeugt werden, wofür zwei Bohrungen in bestimmten Abstand zueinander abgeteuft werden. Die Gesteinsformation zwischen den beiden Bohrungen muss nach oben und nach unten abgedichtet werden. Für die Herstellung der Risse soll Wasser unter hohem Druck in die Bohrungen eingebracht werden und damit das Gestein aufgerissen werden. Durch die erzeugten Risse wird dann Wasser gepumpt, das in der zweiten Bohrung erwärmt wieder an die Oberfläche gefördert wird. Für den Betrieb leistungsfähiger Wärmeentnahmesysteme sollten zwischen den beiden Bohrungen parallele Risse in einem Abstand von 20 bis 50 m entstehen. Die durch die Abkühlung der Gesteinsschichten hervorgerufene Kontraktion der Schichten führt zur weiteren Bildung von Rissen, die zur Zirkulation der Flüssigkeit beitragen. Vor einer großtechnischen Anwendung des HDR Prinzips müssen noch eine Reihe von Problemen gelöst werden: wichtig ist vor allem ein besseres Verständnis über das Zusammenwirken der natürlichen Klüfte und Schwächezonen in den Gesteinen des Untergrundes mit den künstlich erzeugten Rissen durch das richtige Lokalisieren der Injektionsbohrung und der Produktionsbohrung muss im Risssystem eine gleichmäßige Überströmung des Wärmetauschers erreicht werden. der Wasserverlust während der Zirkulation muss gering sein Die bisher ausgeführten Forschungsarbeiten zeigen, dass keine Probleme mit gelösten Gesteinsmineralien im zirkulierenden Wasser auftreten. Auch konnten bisher keine seismischen Ereignisse durch die Abkühlung der Gesteinsmassen festgestellt werden. 5.3 Zusammenfassung: 40 Die in der Erde gespeicherte Wärme kann großindustriell zur Erzeugung elektrischen Stromes bisher nur dort genutzt werden, wo im Zusammenhang mit Magmenbewegungen der Untergrund im Bereich oberhalb ca. 5000 m Tiefe anomal aufgeheizt ist und innerhalb dieser Aufheizungen ausgedehnte und mächtige wasserführende Gesteinsschichten existieren. Diese natürlichen Voraussetzungen sind an einigen Stellen innerhalb der Vulkanzonen unserer Erde erfüllt. Geothermische Kraftwerke produzieren seit Jahrzehnten Strom zu wettbewerbsfähigen Preisen. In geothermischen Kraftwerke wird natürlicher Dampf verarbeitet, der durch Bohrungen aus dem Untergrund gefördert wird. Die Ergiebigkeit derartiger Dampfbohrungen ist sehr unterschiedlich, in einzelnen Fällen beträgt sie mehrere hundert Tonnen Dampf pro Stunde. In den meisten bisher erschlossenen natürlichen Dampffeldern stoßen etwa 1000 bis 2000 m tiefe Bohrungen auf nassdampfführende Schichten mit Temperaturen über 200 °C. Nach der Trennung vom mitgeführten Wasser und Gesteinsresten beträgt die Enthalpie des gesättigten Wasserdampfes bei Drücken unter 15 bar etwa 1400 J/g. Bei der Dampfnutzung entstehen Probleme durch die chemischen Beimengungen in den natürlichen heißen Fluida. In der flüssigen Phase sind überwiegend Natrium- und Kaliumchloride in den Wässern enthalten. Die in den Fluida gelösten Gase bestehen zum größten Teil aus Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff. Der Bau geothermischer Kraftwerke erfordert zusätzliche Bauelemente, die bei Verwendung anderer Primärenergieträger nicht notwendig sind. Als wichtigste seien der Wasser-Dampf-Separator und der Schalldämpfer erwähnt. Zur Vermeidung von Umweltschäden sollen die Rückwässer wieder in den Untergrund rückgeleitet werden. 5.4. Umweltbelastungen durch geothermische Energieumwandlungsanlagen: Die Nutzung geothermischer Vorkommen hat wie jede andere Art der Energieumwandlung eine Beeinträchtigung der Umwelt zur Folge. Ausmaß und Art dieser Beeinflussung ist im wesentlichen abhängig von: den natürlichen Eigenschaften des geothermischen Vorkommens (Mineralgehalt) der Technologie der Nutzung (bei Verwendung zur Wärmekraftumwandlung treten mehr Probleme auf als bei der Verwendung zur Raumheizung) von der Aufnahmefähigkeit der Umgebung für Abwärme und chemische Abfälle Generalisierend kann man feststellen, dass mit steigender Temperatur der geothermalen Lagerstätte, aus der die Wärme entnommen wird, auch die Umweltprobleme steigen. Die Erfahrungen über die Umweltbeeinflussungen geothermischer Anlage ergeben sich aus dem langjährigen Betrieb der Kraftanlagen. Die Problematik bei der Verwendung geothermaler Flüssigkeiten liegt in den chemischen Beimengungen. Insbesondere führen Entgasungen von CO2, H2S und SO2 zu Umweltbelastungen. Wegen der niedrigen Wirkungsgrade treten auch höhere Wärmebelastungen durch Abwärme auf, deren Beseitigung in dicht besiedelten Gebieten problematisch sein kann. Neben den Veränderungen die an der Erdoberfläche eintreten, wenn Dampf und Wasser aus unterirdischen Dampffeldern entnommen wird - es gibt Absenkungen der Erdoberfläche in Größenordnungen von Dezimetern - ergeben auch die Wärmeentnahmen aus festen Gesteinsschichten Veränderungen durch Kontraktion der Gesteine. Für eine objektive Beurteilung erscheint aber ein Abwägen zwischen den negativen und positiven Aspekten geothermischer Energie gegenüber der Verwendung anderer Primärenergieträger angebracht. 41 6. Nutzung der Windenergie: Es ist wichtig anfangs schon festzustellen, dass von den historischen Anfängen an versucht wurde, mit der Nutzung der Windenergie die Arbeitskraft der Menschen und Tiere zu substituieren. Es handelte sich also stets um die Bereitstellung hochwertiger Energie in der Form eines Drehmomentes zum Antrieb von einfachen Wasserpumpen und Mühlen oder als Antriebskraft von Segelschiffen. Die Nutzung der Windenergie ist der Menschheit schon seit mehr als 2000 Jahren bekannt. Es ist nicht sicher, ob die Ägypter, Araber oder Sumerer die Erfinder der ersten Windenergiekonverter waren. Die ältesten Windmühlen stammen sicher aus dem Gebiet des heutigen Iran. Es waren Rotoren mit vertikaler Drehachse. Das Entstehungsdatum der Windmühlen mit horizontaler Drehachse ist unsicher, wahrscheinlich vor dem 10. Jahrhundert. Die Technik der Bockwindmühle kann im Jahre 1180 nachgewiesen werden. Hier ist im Gegensatz zu späteren Konstruktionen das ganze Mühlenhaus drehbar gelagert. Die Verbreitung dieser höchstwahrscheinlich mitteleuropäischen Erfindung erfolgte im 12. - 16. Jahrhundert in England, Skandinavien, Ost- und Südeuropa. Im 17. Jahrhundert waren in China Windmühlen in großer Zahl zur Bewässerung von Reisfeldern im Gebrauch. Dass die Unzuverlässigkeit des Windes schon die alten Mühlenbauer über die Koppelung mit einer besser regelbaren Energiequelle nachdenken ließ, beweist der Bau der sogenannten Wasserfluchtmühlen im 18. Jahrhundert, einer Verbindung von Windrotor und Wasserrad. Bis zur Erfindung der Dampfmaschine bildete die Windenergie neben dem Holz die zweite natürliche Energiequelle der Landwirtschaft und bescheidener industrieller Anfänge. Um 1850 wurden in den USA etwa 25% des Energiebedarfes außerhalb des Transportbereiches durch Windmühlen gedeckt. Im Jahre 1890 erzeugte P. LaCour in Dänemark zum ersten Mal mit Hilfe der Windenergie elektrischen Strom. Erst um 1940 fanden neue Technologien Eingang, und die Anlagenleistungen erhöhten sich. 1941 wurde die erste Anlage mit 1 MW elektrischer Nutzleistung in Betrieb genommen. 1955 in Großbritannien eine Anlage mit 100 kW. 1957 in Dänemark die berühmte 200 kW Gedser Anlage, die die längste Betriebszeit neuerer Anlagen erreichte. Sie war mit einem Rotordurchmesser von 24 m von 1957 bis 1966 in Betrieb, teilte dann jedoch das Schicksal aller anderen Anlagen in dieser Zeit und wurde stillgelegt. Sie wurde aber nicht abgerissen und erlebte deshalb als einzige der historischen Anlagen die Renaissance der Windkrafterzeugung nach 1975. Dabei bildete sie den Ausgangspunkt für die Entwicklungen der NASA auf dem Gebiet der Windkrafttechnik. 1959 wurde die 100 kW Anlage der Studiengesellschaft Windkraft und schließlich um 1960 in Frankreich Anlagen von 800 und 1000 kW errichtet. Diese erste Entwicklungsphase der großen Windenergiekonverter zur Einspeisung elektrischer Energie in große und kleine Netze wurde durch die Konkurrenz kostengünstigerer Energieträger gestoppt. Der Markt der kleinen Anlagen, Elektrizitätsund Wasserversorgung autonomer Verbraucher, blieb eingeschränkt weiter bestehen. Die Energieplanung vieler Staaten rechnet mit der Windenergie. Die Bedeutung der Windenergie liegt aber in der Chance, im kleinen wie im großen Maßstab einen Teil der Energieautarkie wiederzugewinnen mit einer Technik, die bereits einmal ihren Platz hatte und sich mit vergleichsweise mäßigem Aufwand in vorhandene Strukturen der Industrieund Entwicklungsländer einfügen lässt. 6.1 Grundlagen der Windenergienutzung: Der Wind, die wohl bekannteste meteorologische Erscheinung auf unserem Erdball ist ein direkter Abkömmling der Sonnenenergie. Ständig werden zwischen 1,5 und 2,5% der die Erde erreichenden Strahlungsenergie der Sonne in Strömungsenergie der Atmosphäre 42 umgesetzt. Das entspricht einem Potential von 2,6*10 3 bis 4,3*103 Terawatt. Allerdings ist dieses Potential nicht gleichmäßig über die Erde verteilt und auch nicht zu jeder Zeit in gleicher Höhe anzutreffen. Neben den windigen "Ecken" auf unserem Planeten gibt es auch Gebiete mit nur geringer durchschnittlicher Luftbewegung. Die noch dazu bestehenden jahreszeitlichen Schwankungen der Windgeschwindigkeit müssen nicht weiter erklärt werden. Einfluss auf die durchschnittliche Windgeschwindigkeit und damit letztlich auch direkt auf die Nutzungsmöglichkeiten der Windenergie hat das Oberflächenprofil des jeweiligen Gebietes. Allgemein gilt, dass wegen der geringen Oberflächenrauhigkeit der Weltmeere dort und in den unmittelbar angrenzenden Küstengebieten besonders hohe mittlere Windgeschwindigkeiten zu erwarten sind. Durch die deutlich höhere Bodenrauhigkeit des Festlandes verringert sich diese dann landeinwärts sehr rasch. Schon nach weniger als 100 km sinken die Jahresmittelwerte der Windgeschwindigkeit so weit ab, dass eine Nutzung der Windenergie kaum noch sinnvoll erscheint. Eine Ausnahme bilden lediglich die großen Ebenen oder auch entsprechende Höhenzüge, da die Windgeschwindigkeit mit zunehmender Höhe steigt. In 50 m Höhe bläst der Wind bereits doppelt so stark wie in einer Höhe von 10 m. Aufgrund zahlreicher Messstellen und der dort ermittelten Daten lassen sich für einzelne Landesteile, ganze Länder und Kontinente Karten über die Verteilung der mittleren Windgeschwindigkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt anlegen. Als erste allgemeine Feststellung kann diesen entnommen werden, dass eine effektive Nutzung der Windenergie in Küstenregionen und ausgewählten Höhenzügen sinnvoll ist. Als unterste Grenze der Windgeschwindigkeit gilt dabei 5 m/s. 6.2. Bauformen von Windkraftanlagen: Vorrichtungen zur Umsetzung der kinetischen Energie der Luftströmung in mechanische Arbeit sind in großer Vielfalt denkbar und auch in den skurrilsten Formen vorgeschlagen worden. Die Museen und Patentämter sind voll von Erfindungen dieser Art, meistens jedoch bleibt die praktische Verwendbarkeit dieser Windkraftanlagen weit hinter den Erwartungen ihrer Erfinder zurück. Das Spektrum der technischen Ausführungsformen konkreter Windkraftanlagen ist groß. Für die unterschiedlichen Konzepte können folgende Merkmale angeführt werden: Stellung der Rotorachse (horizontal, vertikal) Anzahl der Rotorblätter ( Ein-, Zwei-, Drei-, Mehrblattrotoren) Schnellläufigkeit (Langsam- oder Schnellläufer) Rotordrehzahl (konstant oder variabel) Möglichkeit der Leistungsregelung Möglichkeit der Sturmsicherung Art des Generators Art der Netzkopplung bei Anlagen zur Stromerzeugung (direkt oder über einen Gleichstromzwischenkreis) Es gibt weiters generelle Unterscheidungen der Windanlagen nach ihrer aerodynamischen Schnellläufigkeit in Langsamläufer und Schnellläufer. Für moderne Windkraftanlagen ist diese Unterscheidung aber weniger Signifikant, da außer der Amerikanischen Windturbine alle anderen zu der Bauart der Schnellläufer gehören. Eine Unterscheidung nach konstruktiven Gesichtspunkten ist daher sinnvoller und auch gebräuchlicher. Das augenscheinlichste Merkmal ist die Lage der Drehachse des Windrotors. 6.2.1 Windrotoren mit vertikaler Drehachse: Windrotoren mit vertikaler Drehachse stellen die älteste Bauform dar. Das Bild 29 zeigt einige dieser Rotorformen. Der Darrieus Rotor ist der bekannteste Vertreter dieser Rotoranlagen. Dies insbesondere deshalb weil bei dieser Form des Rotors auch die 43 Auftriebskräfte genutzt werden können. Die Krümmung der Rotorblätter ist so ausgelegt, dass bei Nenndrehzahl das Flügelmaterial hauptsächlich auf Zug und nicht auf Biegung beansprucht wird. Da die Flügelblätter an zwei Stellen an der Welle befestigt sind, weisen sie eine große Sturmfestigkeit auf. Die Anbringung mehrerer Turbinen übereinander ist prinzipiell möglich. Die spezifischen Vorteile sind: die Unabhängigkeit von der Windrichtung und die prinzipiell einfache Bauart mit der Möglichkeit, die mechanischen und elektrischen Komponenten, Getriebe und Generator, am Boden anbringen zu können. Demgegenüber stehen die Nachteile: der geringen Schnelllaufzahl, der Unfähigkeit von alleine anzulaufen und der fehlenden Möglichkeit durch Verstellen der Rotorblätter die Leistungsabgabe bzw. die Drehzahl regeln zu können. des geringeren Wirkungsgrades gegenüber Horizontalturbinen. Der geringere Wirkungsgrad wird unter anderem durch den gegenlaufenden Teil der Rotorblätter bedingt. So erreicht eine Darrieus Turbine nur 75% der Leistung einer optimal ausgelegten Horizontalturbine gleicher Baugröße. Ein weiterer Vertreter dieser Rotorgruppe ist der sogenannte Savonius-Rotor, der derzeit wenig Bedeutung hat. Interessant scheint eine Windturbine des Wiener Ingenieurs G. Oppolzer zu sein, bei der der Rotor ebenfalls um eine vertikale Welle läuft. Es sind hier zwei gleichsinnig umlaufende Flügelräder übereinander angeordnet. Die Rotationsebene des oberen Flügelrades ist gegenüber der des unteren geneigt, mit dem Zwecke, dass sich die Flügelflächen beider Räder auf der Windanströmseite addieren. Auf der dem Wind gegenlaufenden Seite überlappen sich beide Rotorflächen, so dass praktisch nur eine Flügelfläche gegen den Wind bewegt wird. Das Bild 30 zeigt diesen Rotor schematisch. 6.2.2 Windrotoren mit horizontaler Drehachse: Windenergiekonverter mit horizontaler Lage der Drehachse werden nahezu ausschließlich in der Propellerbauart verwirklicht. Für die bis heute unangefochtene Überlegenheit dieser Bauart sprechen im wesentlichen folgende Merkmale: durch Verstellen der Rotorblätter (Blatteinstellwinkelregelung) kann die Rotordrehzahl und die Leistungsabgabe geregelt werden. Außerdem ist die Verstellung der Rotorblätter ein wirksamer Schutz gegen Überdrehzahl und extreme Windgeschwindigkeiten die Form der Rotorblätter kann aerodynamisch optimal ausgelegt werden und erreicht bei maximaler Nutzung des aerodynamischen Auftriebsprinzips nachweislich den höchsten Wirkungsgrad ein entscheidendes Argument ist auch der technologische Entwicklungsvorsprung der Propellerbauweise. Aus der Vielzahl möglicher Anlagenkonzepte sind derzeit und in absehbarer Zukunft fast ausschließlich Konverter mit horizontaler Achse als Zwei und Dreiblattrotoren marktbestimmend. Ein derartige Anlage ist im Bild 31 dargestellt. Hinsichtlich der Bauformen lassen sich die verschiedenen Ausführungsvarianten nach dem ersten Punkt der Merkmale in zwei große Gruppen einordnen. Die erste Gruppe bilden Windrotoren mit zwei (seltener drei) aerodynamisch geformten Rotorblättern. Diese Rotoren zeichnen sich durch eine hohe Schnelllaufzahl aus. Darunter versteht man das Verhältnis von Umfangsgeschwindigkeit des Rotors zur Anströmgeschwindigkeit des Windes. 44 Zufolge der geringen Rotorblattzahl ist der Staudruck des Windes geringer, aber auch die Anfahreigenschaften sind gegenüber mehrblättrigen Rotoren schlechter. Dieser Rotortyp wird daher eher für Großanlagen zum Einsatz kommen. Zur zweiten Gruppe gehören Windrotoren mit drei oder mehr, bis maximal 10 aerodynamisch gestalteten Rotorblättern, die fest montiert auf einer horizontalen Welle sitzen. Diese Windturbinen arbeiten im allgemeinen mit variabler Drehzahl und niedriger Schnelllaufzahl. Rotoren dieser Gruppe mit entsprechend kleineren Rotordurchmessern werden vielfach für Windkraftanlagen niedriger Leistung bis maximal 20 kW eingesetzt. Hierher gehören auch jene Rotoren mit relativ großer Blattzahl, ohne aerodynamische Formgebung, die für viele kleine Anlagen wie etwa Pumpenanlagen eingesetzt wurden. 6.3 Die Technik der Windturbinen Die Leistung einer Windturbine mit horizontaler Welle, wie sie derzeit meist verwendet wird, lässt sich wie folgt abschätzen: Legt man einen idealen Windrotor zugrunde, so muss die Differenz der kinetischen Energie der Luftströmung vor und hinter dem Windrotor der auf diesen übertragenen kinetischen Energie entsprechen. Der Energieentzug aus der Luftströmung kann nur durch Verzögerung der Windgeschwindigkeit erfolgen. Da die bewegten Luftmassen nicht aufgestaut werden können, muss das mit größerer Windgeschwindigkeit anströmende Luftvolumen nach dem Energieentzug mit verminderter Geschwindigkeit durch eine entsprechend größere Fläche wieder abfließen. Die wesentlichen Erkenntnisse aus dieser vom deutschen Physiker Albert Betz entwickelten Theorie der Windenergienutzung lassen sich wie folgt zusammenfassen: die einem Windstrom durch einen Energiewandler entziehbare mechanische Leistung steigt mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit die Leistung nimmt linear mit der Querschnittsfläche des durchströmten Wandlers zu, steigt also quadratisch mit seinem Durchmesser das Verhältnis von entziehbarer mechanischer Leistung und der im Windstrom enthaltenen Leistung ist auch bei idealer Strömung und verlustloser Umwandlung auf den Zahlenwert 0,593 begrenzt. Es können also nur knapp 60% der Windenergie eines bestimmten Querschnittes in mechanische Arbeit umgewandelt werden beim Höchstwert des idealen Leistungsbeiwertes cp = 0,593 beträgt die Windgeschwindigkeit in der Durchströmebene des Wandlers zwei Drittel der ungestörten Windgeschwindigkeit und verringert sich auf ein Drittel hinter dem Wandler. Der Leistungsbeiwert cp ist aber auch vom Verhältnis der Energieanteile aus der Drehbewegung und der translatorischen Bewegung des Luftstromes anhängig. Dieses Verhältnis wird geprägt durch die Umfangsgeschwindigkeit der Rotorblätter im Verhältnis zur Windgeschwindigkeit. Man bezeichnet dieses Verhältnis als Schnelllaufzahl . Die qualitativen Unterschiede der Leistungskennlinien von Rotoren unterschiedlicher Bauart zeigt das Bild 32. 6.3.1. Möglichkeiten der Leistungsregelung: Neben der Begrenzung der Rotorleistung bei hohen Windgeschwindigkeiten stellt sich das Problem, die Rotordrehzahl auf einen konstanten Wert oder in vorgegebenen Grenzen zu halten. Die Drehzahlbegrenzung wird zur Überlebensfrage, wenn in einem Störfall, zum Beispiel einem Netzausfall, das Generatormoment plötzlich wegfällt. In einem solchen Fall steigt die Rotordrehzahl außerordentlich schnell an und führt mit Sicherheit zur Zerstörung der Anlage. Aus diesem Gründen muss der Rotor einer Windkraftanlage über ein wirksames Verfahren zur Leistungsbegrenzung verfügen. 45 Grundsätzlich können die antreibenden Luftkräfte über die Beeinflussung des aerodynamischen Anstellwinkels am Profil, durch Verkleinern der Rotorangriffsfläche oder durch eine Veränderung der Rotoranströmgeschwindigkeit verringert werden. 6.2.1.1 Leistungsregelung über den Blatteinstellwinkel: Der bei weitem effektivste Weg, den aerodynamischen Anstellwinkel zu beeinflussen ist die mechanische Verstellung des Rotorblatteinstellwinkels. Im allgemeinen wird dabei das Rotorblatt mit Hilfe aktiv geregelter Stellglieder um seine Längsachse gedreht. In neuester Zeit werden auch passive Stellglieder, die eine Blattverstellung unter Einwirkung der Fliehkräfte bewirken mit Erfolg angewendet. Die Veränderung des Einstellwinkels ist auf zwei Wegen möglich. Zum einen in Richtung kleinerer Anstellwinkel und dadurch einer Leistungsverminderung oder zum anderen in Richtung höherer Anstellwinkel, was zum Abreißen der Luftströmung (engl. "stall") und damit ebenfalls zur Leistungsverminderung führt. Im ersten Fall ist eine bei weitem größere Regelmöglichkeit gegeben als im zweiten. 6.2.1.2. Leistungsregelung bei festem Blatteinstellwinkel: Die Veränderung des Blatteinstellwinkels in Richtung höherer Anstellwinkel hat gezeigt, dass bei höheren Windgeschwindigkeiten und festgehaltener Umfangsgeschwindigkeit die Strömung zum Abreißen kommt. Dieser Mechanismus der "Stall" Regelung wird vor allem für kleinere Anlagen angewendet. Es erfordert dies aber eine sorgfältige Abstimmung der Auslegung der Rotorblattgeometrie und der gewählten Rotordrehzahl. Um zu gewährleisten, dass die Strömung bei einer bestimmten Windgeschwindigkeit tatsächlich abreißt und damit der Leistungsanstieg wirksam verhindert wird, muss der Rotor meist mit einer Drehzahl betrieben werden, die unterhalb der optimalen Drehzahl liegt. Der Nachteil dieser Regelungsart liegt vor allem darin, dass diese Rotoren in der Regel elektrisch hochgefahren werden müssen. 6.2.1.3 Aus dem Wind drehen: Die Begrenzung der Leistungsaufnahme des Rotors durch "Aus dem Wind drehen" ist an sich das älteste Verfahren. Es wurde schon bei den historischen Windmühlen angewandt. Heute ist diese Art der Leistungsregelung bei den meisten Langsamläuferanlagen in Anwendung. Die Schrägstellung des Rotors zur Windrichtung verringert die senkrecht auf die Rotorebene wirkende Komponente der Anströmgeschwindigkeit und führt darüber hinaus bei größeren Winkeln zum vorzeitigen Abreißen der Strömung. Die Folge davon ist eine drastische Abnahme der Rotorleistung. Ein feinfühliges Regeln ist mit dieser Maßnahme aber nicht zu erreichen. 6.2.2 Systemelemente der Windenergiekonverter: 6.2.2.1 Der Rotor: Der Rotor ist das Systemelement, durch welches die im Wind enthaltene Energie in eine mechanische Drehbewegung umgewandelt wird. Er besteht aus einem oder mehreren Rotorblättern und der Rotornabe. Im Regelfall liegt der aerodynamische Wirkungsgrad bei heute üblichen Rotoren zwischen 42 und 48%. Zur Erreichung hoher Drehzahlen der Rotoren ist die Blattzahl auf maximal drei Blätter bei Schnellläufern begrenzt. Bei Windgeneratoren mit zwei Rotorblättern ist die Massenverteilung gegenüber Dreiblattrotoren wesentlich ungünstiger, wodurch zusätzlich Dreh- und Beugebewegungen entstehen, die auf die gesamte Anlage übertragen werden können. Einblattrotoren sind vom Materialaufwand her am günstigsten, es muss aber durch ein Gegengewicht die Exzentrizität des Rotors ausgeglichen werden. 46 6.2.2.2 Das Getriebe: Zur Umwandlung der Bewegungsenergie des Rotors in elektrische Energie mit Hilfe von vierpoligen Generatoren ist eine Drehzahl von 1500 U/min notwendig. Bei den derzeit üblichen Rotordrehzahlen von 15 bis 20 U/min für MW-Anlagen und 100 bis 200 U/min für kW-Anlagen wird deshalb ein Umwandlungsgetriebe benötigt. Zur Anwendung kommen heute Stirnradgetriebe oder Planetengetriebe, von denen die Stirnradgetriebe für die blattgeregelten Konverter von Vorteil sind. 6.2.2.3 Der Generator: Der Generator wandelt die Drehbewegung in elektrischen Strom um. Dafür werden handelsübliche Wechselstromgeneratoren eingesetzt, die Wirkungsgrade zwischen 90 und 98% aufweisen. Die hauptsächlich bei den Windkraftanlagen eingesetzten Generatoren sind Synchron- und Asynchrongeneratoren. 6.2.2.4 Windrichtungsnachführung: Diese Systemkomponente soll die Ausrichtung des Rotors entsprechend der jeweiligen Windrichtung gewährleisten. Die Gondel wird im Normalfall mit Hilfe eines auf dem Turm angebrachten Zahnkranzes durch mechanisch, hydraulisch oder elektromechanisch betriebene Drehgetriebe immer optimal zur Windrichtung ausgerichtet. Für den Betrieb der Windrichtungsnachführung ist ein Energieaufwand notwendig, der bei etwa 2% der vom Generator abgegebenen elektrischen Energie liegt. 6.2.2.5 Der Turm: Hauptaufgabe des Turms ist es die Windenergienutzung in ausreichender Höhe über Grund zu ermöglichen und die statischen und dynamischen Belastungen der gesamten Anlage aufzunehmen. Als Material werden hauptsächlich Stahl und/oder Beton eingesetzt. Bei älteren Anlagen sind auch abgespannte Gitterbauweisen oder Stahlrohrtürme verwendet worden. Die Mindesthöhe des Turmes ist durch den Rotordurchmesser festgelegt. Die darüber hinausgehende Turmhöhe ergibt sich aus einem Kompromiss aus der in größerer Höhe zunehmenden mittleren Windgeschwindigkeiten und den Kosten, die bei steigender Höhe ebenfalls beträchtlich steigen. Aus diesem Kompromiss ergeben sich heute Turmhöhen zwischen 20 und maximal 60 Metern. 6.2.3 Energiewandlungskette, Verluste, Leistungskennlinie: Ziel der Windkraftnutzung mit den modernen Konvertern ist die Stromerzeugung. Dazu wird die den bewegten Luftmassen entzogene Energie über entsprechende Wandlungsketten in elektrischen Strom umgewandelt. Dies wird im Regelfall über mehrere Stufen realisiert, die im Bild 33 dargestellt sind. Die Verluste ergeben sich aus: den Reibungsverlusten in Lagern und Dichtungen der Rotorwelle dem Wirkungsgrad des Getriebes dem Wirkungsgrad des Generators, eventuell auch des Frequenzumrichters den Verlusten in der Energieübertragung zum Netz Daneben ergibt sich ein nicht zu vernachlässigender Leistungsbedarf für den Betrieb der Hilfs- und Nebenaggregate. Der Gesamtnutzungsgrad liegt daher deutlich unter dem theoretisch maximal erreichbaren Wert von 59,3%. Gegenwärtig werden Wirkungsgrade, die zwischen 30 und 45% liegen mit den Anlagen erreicht. 6.3 Anwendungskonzeptionen und Einsatzbereiche: Die wichtigste Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von Windkraftanlagen sind gute Windverhältnisse. So banal diese Feststellung auch ist, so wichtig ist sie auch und 47 kann deshalb nicht oft genug wiederholt werden. Die Verwendung der erzeugten Energie, die organisatorische Einbindung in die Struktur der Energieversorgung sowie die betriebliche Anwendungskonzeption in Bezug auf energiewirtschaftliche und räumliche Verhältnisse charakterisieren das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten. Von wesentlicher Bedeutung ist dabei die Größe der Anlage. Abgesehen von wenigen Sonderfällen werden heute Windkraftanlagen zur Stromerzeugung verwendet. Der Weg über die elektrische Energie bedeutet eine nahezu grenzenlose Nutzungsmöglichkeit der Energie. Die Bandbreite reicht von der Möglichkeit im Inselbetrieb eine spezielle Arbeitsmaschine, zum Beispiel eine Wasserpumpe zu betreiben, oder die vielfach gehegte Wunschvorstellung mit einer eigenen Windkraftanlage vom öffentlichen Netz weitgehend unabhängig zu werden bis hin zu den Bemühungen der Energieversorgungsunternehmen große Windkraftanlagen in ihren Kraftwerksverbund einzusetzen. Die Nutzung der Windenergie ist auf vielen Wegen möglich, die man nicht mit einem "entweder - oder" sondern mit "sowohl - als auch" überlegen sollte. 6.3.1 Geographische Verteilung der Windgeschwindigkeiten: Die Sätze: Ständig werden zwischen 1,5 und 2,5% der die Erde erreichenden Strahlungsenergie der Sonne in Strömungsenergie der Atmosphäre umgesetzt. Das entspricht einem Potential von 2,6*103 bis 4,3*103 Terawatt. Wurden schon eingangs dieses Kapitels gesagt. Diese Zahlenwerte sagen aber so gut wie nichts über das technisch nutzbare Potential aus. Einen globalen Überblick über die Gebiete mit nutzbaren Windgeschwindigkeiten bietet das Bild 34, in dem die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit in einer Höhe von 10m dargestellt ist. 6.3.2 Windkraftanlagen im Inselbetrieb: Die ersten Versuche mit Windenergie Strom zu erzeugen verfolgten fast immer das Ziel in entlegenen Gebieten ohne Anschluss an die öffentliche Energieversorgung eine Selbstversorgung mit elektrischer Energie zu schaffen. Solange es nur um die Bereitstellung von Strom für die Beleuchtung ging, war das einfach zu bewerkstelligen. Heute mit dem Bedarf nach einer Vielfalt von elektrischen Verbrauchern ist der technische Aufwand nur dann zu vertreten, wenn er mit entsprechenden großen Leistungen verwirklicht werden kann. Die autonome sichere Stromversorgung im Inselbetrieb kann naturgemäß mit einer Windkraftanlage allein nicht verwirklicht werden. Dazu muss einerseits das Speicherproblem gelöst, oder andererseits ein konventionelles Energieversorgungsaggregat, ein Dieselstromaggregat, bivalent mit betrieben werden. 6.3.3 Heizen mit Windenergie: Eine Reihe von Gründen wirkt sich auf diese Überlegungen positiv aus. Betrachtet man den Sektor "Haushalt und Kleinverbraucher" so werden in diesem Bereich etwa 45% des Endenergiebedarfes verwendet, davon der größte Teil nämlich 80% für die Raumheizung. Hier wären also besonders wirksam Primärenergieträger einzusparen und zu ersetzen. Darüber hinaus wäre die Anwendung der Windenergie im Grunde gesehen einfach, da für Heizzwecke die Konstanthaltung von Frequenz und Spannung unbedeutend ist. Es kommt noch hinzu, dass es eine tendenzielle Übereinstimmung von Windangebot und Heizwärmebedarf gibt. Ganz allgemein sollte man aber den Einsatz der Windenergie zu Heizzwecken illusionslos sehen. Heizenergie mit Heizöl in einer konventionellen Ölheizung erzeugt kostet heute etwa grob um den Faktor zwei bis drei weniger als mit einer Windanlage erzeugt. Vor diesem Hintergrund hat "Heizen mit Wind" unter den heutigen Bedingungen kaum eine wirtschaftliche Chance. 48 6.3.4 Verbrauchernaher Einsatz im Verbund mit dem öffentlichen Stromnetz: Der dezentrale Einsatz von einzelnen oder wenigen Anlagen bei privaten oder gewerblichen Stromverbrauchern war der erste Anwendungsbereich, der wirtschaftliche Bedeutung erlangt hat. Vor allem in Dänemark ist eine Reihe solcher Anlagen entstanden, die von landwirtschaftlichen Anwesen, kleinen Gewerbebetrieben und auch von Gemeinden im Verbund mit dem öffentlichen Stromnetz betrieben werden. Der verbrauchernahe Einsatz hat natürlich auch in anderen Ländern, vor allem in der Dritten Welt eine gewisse Verbreitung gefunden. Dennoch ist diese Entwicklung hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Vom technischen Standpunkt ist der dezentrale Einsatz der Windkraftanlagen vergleichsweise problemlos. Die Anlagen werden fast ausnahmslos im Netzparallelbetrieb betrieben. 6.3.5 Windfarmen und Windparks: Die Begriffe Windfarm und Windpark bezeichnen die Zusammenfassung mehrerer Windkraftanlagen zu einem räumlich und organisatorisch verbundenen Anlagenfeld, dessen Betrieb in der Regel kommerziell organisiert ist. Beide Begriffe werden parallel gebraucht. Wohl aber kann festgestellt werden, dass die amerikanischen Windfarmen eine ungeordnete Aufstellung der Anlagen auszeichnet, während in den europäischen Windparks die Anlagen in einer wohl geordneten Form aufgestellt sind. In Europa konzentrierte sich die Windenergienutzung zunächst auf Versuchsanlagen. Die ersten Windparks entstanden in Dänemark auf Jütland. Bild 35. Mittlerweile gibt es seit 1990 eine rasch steigende Zahl von Windparks. Von den Mittelmeerstaaten ist vor allem Spanien zu nennen. Im Süden, an der Straße von Gibraltar, nahe der Stadt Tarifa sind eine Reihe von großen Windparks entstanden. Bild 36. 6.3.6 Seeaufstellung von Windkraftanlagen: Dem weiteren Ausbau der Energieversorgung mit Windkraftanlagen steht möglicherweise der notwendige Landbedarf entgegen. Pläne, große Windkraftanlagen im Küstenvorfeld zu installieren werden aus diesem Grunde in einigen Ländern seit geraumer Zeit verfolgt. Darüber hinaus sind auch die höheren Windgeschwindigkeiten und die größere Kontinuität ein Anreiz Windkraftanlagen "Off Shore" aufzustellen. Der Technische Aufwand für derartige Anlagen ist erheblich größer als bei Landanlagen. Die Entwicklung auf dem Gebiete der Erdöl- und Erdgasförderung aus den Küstenvorfeldern lässt aber den Schluss zu, dass diese Probleme beherrschbar sind. Eine Wirtschaftliche Nutzung kann man sich heute aber nur durch Errichtung einzelner Windparks vorstellen. Wenn es gelingt Anlagen der Leistungsklasse 1 bis 1,5 MW zur Serienreife zu bringen, kann die kommerzielle Off Shore Nutzung sicherlich ins Auge gefasst werden. 6.3 Ökologische Aspekte der Windenergienutzung: Windkraftanlagen verunreinigen weder die Atmosphäre mit Schwefel, Kohlenwasserstoffen oder Kohlendioxid, noch stellen sie uns vor die Probleme der radioaktiven Abfallbeseitigung. Aufgrund dieser Tatsachen verdient die Nutzung der Windenergie das Prädikat "umweltfreundlich". Dennoch völlig ohne Auswirkungen auf die Umwelt ist auch diese Technologie nicht. Die Auswirkungen auf die Umwelt beschränken sich jedoch in jedem Fall auf die unmittelbare Umgebung. Die Beschränkung auf die nähere Umgebung bedeutet, dass die Beeinflussungen standortspezifisch gesehen und durch geeignete Standortauswahl auch weitgehend vermieden werden können. Viele der denkbaren Auswirkungen auf die Umwelt können heute noch nicht genügend beurteilt werden. Dies trifft zum Beispiel auf 49 Auswirkungen auf das Klima zu. Sorgfältige Aufzeichnungen mikrometeorologischer Veränderungen auf der Leeseite eines Windenergiekonverters lassen jedoch den Schluss zu, dass weder Pflanzen noch Tiere Einflüssen ausgesetzt sind, die größer sind als die in ihrer natürlichen Umwelt. Andere Störungen, wie die Geräuschentwicklung und Störungen für Rundfunk und Fernsehen sind bereits eingehend erforscht und können an Hand von Messergebnissen auch objektiv belegt werden. In der Frage des Flächenbedarfes schneiden Windkraftanlagen gegenüber anderen regenerativen Energieanlagen vergleichsweise günstig ab. Der einzige Flächenbedarf moderner Anlagen besteht in der Grundfläche für das Fundament des Turmes der mit 120 bis 240 m²/MW beziffert wird. Noch wichtiger als Kennziffer ist die erzeugte Energiemenge je Flächeneinheit, deren Verteilung auf die verschiedenen Kraftwerkstypen im Bild 37 gezeigt ist.. Der oft behauptete übermäßige Platzbedarf ist nach dem Wegfall der Abspannungen kein stichhaltiges Argument mehr. Schließlich darf die Frage nicht vergessen werden, welchen Nutzen die Ökologie aus dem Betrieb von Windenergieanlagen zieht oder ziehen kann. In Entwicklungs- und Schwellenländern ist die Verfügbarkeit von Wasser für die Kultivierung von Ödland und Verminderung der Erosion von entscheidender Bedeutung. Große und kleine Windenergieanlagen können hier durch Vergrößerung der Anbauflächen einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des ökologischen Niveaus leisten. 6.4 Zusammenfassung: Es ist nicht ganz leicht, in der Absicht, das Thema Windenergienutzung nicht allein aus einer rein technisch orientierten Perspektive zusammenzufassen, eine politisch und zu stark gegenwartsbezogene Darstellungsweise zu vermeiden. Wenn sich einerseits in zunehmenden Maße die Erkenntnis durchsetzt, dass die Windenergie das Potential auszeichnet, als erste der neueren regenerativen Energieträger wirtschaftlich zu sein, so besteht andererseits die Gefahr, die Erwartungen zu hoch zu schrauben. Weitere Anstrengungen sind erforderlich. Die Strukturdynamik sollte verbesserte Methoden finden, Materialermüdung und Lebensdauer hochbelasteter Komponenten zu berechnen. Die Steigerung des Systemwirkungsgrades ist eine Aufgabe, die auch zur Entwicklung des Windenergiekonverters gehört. Ein Informationsfluss anderer Art ist der Know How Transfer in Entwicklungsländer, ein merkwürdig selektiver im Bereich der regenerativen Energietechnologie. Der Kompromiss maximaler Akzeptanz zwischen der Primitivtechnologie und den komplexen Lösungen ist noch nicht gefunden. 7. Die Sonne als Energiequelle: 7.1 Grundbegriffe der Sonnenenergienutzung: Die Sonne stellt eine für menschliche Begriffe unerschöpfliche Energiequelle dar. Sie besitzt Kugelform mit einem Durchmesser von 1,39.10 6 km und ihre mittlere Entfernung von der Erde beträgt 1,5.108 km. Die Temperaturen im Inneren der Sonne werden auf 8 bis 40 Millionen Kelvin geschätzt. Für die Energielieferung ist in erster Linie die Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium verantwortlich. Je Sekunde werden rund 657 Millionen Tonnen Wasserstoff in 653 Millionen Tonnen Helium übergeführt. Bei der Verschmelzung tritt je Sekunde ein Massendefekt von 4 Millionen Tonnen auf, der in Energie umgewandelt und von der Sonne abgestrahlt wird. Die Erde empfängt nur einen Bruchteil, etwa ein Milliardstel, der von der Sonne in den Weltraum abgestrahlten Energie. Aber für sich betrachtet ist dieser winzige Beitrag noch beträchtlich. Auf ihrem Weg zur Erde werden die Sonnenstrahlen durch folgende Mechanismen abgeschwächt. 50 Reflexion an der Atmosphäre und der Erdoberfläche Streuung an Bestandteilen der Atmosphäre und Absorption an Bestandteilen der Atmosphäre, in erster Linie H2O, O3, und CO2. Hierdurch werden einerseits die Intensität und die spektrale Zusammensetzung der einfallenden Strahlung verändert und weiterhin diese diffus gestreut. Trotzdem erreicht dieser Anteil immerhin das 20.000 bis 25.000 fache des jährlichen Energiebedarfes der Erde. Die spektrale Verteilung der außerhalb der Erdatmosphäre liegenden Sonnenstrahlung (Extraterrestische Strahlung) entspricht der Strahlungsverteilung eines „Schwarzen Kötpers“, wie wir sie aus der Wärmetechnik kennen. Das Integral der spektralen Strahlungsdichte über die Wellenlänge liefert die Gesamtintensität der extraterrestischen Sonnenstrahlung. Der Wert für diese extraterrestische Solarkonstante liegt auf Grund neuerer Messungen bei I0 = 1353 ± 21 W/m². Die extraterrestische Solarkonstante stellt jene Energiemenge pro Sekunde dar, die durch eine senkrecht zur Strahlungsrichtung stehende Fläche von 1 m² im erdnahen Weltraum (außerhalb der Erdatmosphäre) tritt. Jenen Teil der Sonnenstrahlung, der ohne Richtungsänderung die Atmosphäre durchsetzt, bezeichnet man als direkte Strahlung. Jene Strahlung , die durch Streuung in der Atmosphäre aus allen Richtungen auf die Erdoberfläche trifft wird als diffuse oder Himmelsstrahlung bezeichnet. Die Summe beider Strahlungen wird Globalstrahlung genannt. Welche Bedeutung die diffuse Himmelsstrahlung hat, wird daran erkennbar, dass ihr Anteil an der Globalstrahlung selbst bei wolkenlosem Himmel bis zu 30% betragen kann. Zur Messung der Globalstrahlung dienen Pyranometer oder Solarimeter. Die direkte Sonnenstrahlung wird mit Pyrheliometer (oder Aktinometer) durchgeführt. Die meteorologischen Stationen der verschiedenen Länder führen innerhalb ihrer Bereiche an zahlreichen Orten Strahlungsmessungen durch, deren Ergebnisse in Tabellenwerken zusammengefasst und veröffentlicht werden. Die Höhe der Globalstrahlung schwankt pro Jahr zwischen 700 kWh/m² in Nordeuropa und 2300 kWh/m² in den äquatorialen Gebieten. Spitzenreiter ist der Süden der arabischen Halbinsel mit etwa 2560 kWh/m². In dem Bild 38 wird der Verlauf der Jahresgänge der Tagessummen der Strahlung auf eine waagrechte Fläche für verschiedene Breitengrade der nördlichen Erdhalbkugel dargestellt. Ein weiterer wichtiger Begriff ist die Sonnenscheindauer je Tag, Monat oder Jahr an einem bestimmten Ort. Hier unterscheidet man zwischen der astronomisch möglichen, der effektiv möglichen und der tatsächlich auftretenden Sonnenscheindauer. Die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer kann theoretisch aus den Sonnenaufgangs- und Sonnenuntergangszeiten aufgrund der geographischen Breite eines Ortes ermittelt werden Die effektiv mögliche Sonnenscheindauer berücksichtigt die geographische Lage des Ortes. Die Sonnenscheindauer ist für die Beurteilung der Nutzungsmöglichkeiten von Sonnenenergieanlagen von größter Bedeutung. 7.2 Nutzungsmöglichkeiten der Sonnenenergie: Aus dem bisher Gesagten wird deutlich, dass das Energieangebot der Sonne zwar insgesamt von beeindruckender Größe ist, dass aber bei seiner Nutzung durch den Menschen einige Besonderheiten berücksichtigt werden müssen. So erfordert die auf der Erdoberfläche generell anzutreffende geringe Intensität der Strahlungsenergie entsprechend große Empfangsflächen; kurz und langzeitige Schwankungen im Strahlungsangebot müssen durch Speichervorrichtungen ausgeglichen werden; Zeiten des größten Anfalls der Sonnenstrahlung stimmen nicht mit Zeiten des größten Bedarfes an Energie überein. 51 Schon aus dem Jahre 1770 sind einfache Nutzungen der Sonnenenergie mit Hilfe von sogenannten "Wärmekästen" den Vorläufern der Flachkollektoren und Linsen bekannt. Die industrielle Nutzung der Sonnenenergie begann allerdings erst vor etwa 124 Jahren. Erst Mitte des 20. Jahrhunderts begann der amerikanische Physiker Hottel mit theoretischen Arbeiten über einen Flachplattenkollektor. Ab 1950 waren dann die ersten von ihnen zur Warmwasserbereitung in verschiedenen Ländern im Einsatz. Etwa zwei Jahre später begannen am Sonnenofen in den Pyrenäen Versuche mit der Konzentrierung der Sonnenstrahlen, wie sie Archimedes schon 250 v Chr. angewendet hatte. 1954 begannen die Arbeiten an der direkten Umwandlung der Sonnenenergie in elektrische Energie durch Solarzellen. Damit sind auch schon die beiden grundlegenden Verfahren zur Nutzung der Sonnenenergie genannt. Die solarthermische Umwandlung und die Verfahren zur Nutzung der Lichtquanten. Im folgenden wird nun schlagwortartig ein Überblick über die wichtigsten nichtkonventionellen Nutzungsmöglichkeiten gegeben, ohne näher auf die einzelnen Verfahren einzugehen. Dies geschieht später in den einzelnen Kapiteln. Erzeugung von Wärmeenergie: Mittels geeigneter Vorrichtung, den Kollektoren wird sie Solarstrahlung genutzt. Unterscheidung je nach Wärmeträger und erzielbaren Temperaturen. Anwendung für Warmwasserbereitung, Heizung und Kühlung von Gebäuden sowie zur Erzeugung von Prozesswärme. Bei starker Konzentration erhält man den Sonnenofen. Erzeugung mechanischer Energie: Sonnenmotoren, im Prinzip Dampfmaschinen oder Heißluftmotoren, Anwendung zum Betrieb einfacher Maschinen wie Pumpen. Erzeugung elektrischer Energie: Direkte Erzeugung mittels Solarzellen, für terrestische Anwendungen, Kleinanlagen, in Zukunft Großanlagen bei entsprechender Preissituation. Für extraterrestische Anwendung: Kleinanlagen für Satelliten, Großprojekte wie Solar-Sateliten. Indirekte Erzeugung: Thermomechanische Umwandlung in Klein- und Großkraftwerken, Nutzung des Temperaturgradienten tropischer Meere Erzeugung von Wasserstoff: Mittels Photolyse oder auf dem Wege thermochemischer Spaltungsverfahren Süßwasser- und Salzgewinnung: Gewinnung von Trink- und Brauchwasser aus Meerwasser oder verschmutztem Wasser bzw. Gewinnung von Salz aus Meerwasser durch Destillation (Verdunstung). Biologische Nutzungsmöglichkeiten: Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Wasserkraftwerke, Wind-, Gezeiten-, Wellen-, Gletscherkraftwerke ohne die Wirkung der Sonnenenergie unmöglich wären. Ebenso sind unsere fossilen Brennstoffe auf die Wirkung der Sonnenenergie zurückzuführen, nicht zuletzt basiert unsere Nahrungsmittelproduktion und die Sauerstofferzeugung der grünen Pflanzen auf Sonnenenergienutzung. 7.2.1 Passive Nutzung der Sonnenenergie zur Gebäudeklimatisierung: Passive Nutzungssysteme verwenden keine aktiven Elemente wie Pumpen, Ventile, Stellglieder, Kontrollgeräte und dergleichen: der Energiefluss erfolgt auf natürlichem Wege, also durch Konvektion, Strahlung und Wärmeleitung. Passiv beheizte und klimatisierte Gebäude sind den klimatischen Randbedingungen hervorragend angepasst, beispielsweise nützen sie die tiefstehende Wintersonne durch große Südfenster, während 52 die steilstehende Sommersonne durch geeignete Vorbauten abgedeckt wird. Passive Systeme sind die ältesten und oftmals auch heute noch wirtschaftlichsten Sonnenenergiesysteme überhaupt. Viele Tierbauten sind ebenfalls nach diesen Prinzipien konstruiert. 7.2.1.1 Bauformen passiver Solararchitektur: Trotz völlig unterschiedlicher Bauformen lässt sich die passive Solararchitektur auf einige wenige Bauprinzipien zurückführen. Es sind dies: die direkte Nutzung der Einstrahlung durch Fenster die Verwendung von Speicherwänden (Ziegel, Beton, Wasserbehälter) die Verwendung von vorgelagerten Gewächshäusern bzw. Wintergärten oder Atrien die Verwendung von Speicherdecken der Einsatz von Thermosiphonanlagen. Die direkte Nutzung der Einstrahlung erfordert große Südfenster. Die hier einfallende Strahlung wird im Gebäudeinneren fast vollständig in Wärme umgewandelt. Um diese Wärme effizient nutzen zu können und eine Überhitzung der Räume zu vermeiden, ist das Bauwerk mit genügend großer thermischer Kapazität (gut absorbierendes Material wie Betonfußböden, Ziegelwände) zu versehen. Mit Hilfe von Rollläden - speziell wenn diese zur Erhöhung der Wärmedämmung an der Innenseite mit einer die Wärmestrahlung reflektierenden Aluminiumfolie versehen werden - lässt sich der nächtliche Wärmeverlust durch die Fenster erheblich reduzieren. Im mitteleuropäischen Klima kann beispielsweise der jährliche Heizbedarf eines normalen Einfamilienhauses pro Quadratmeter nach Süden gerichteter Fensterfläche um etwa 1 % reduziert werden. Nachteilig kann es sich jedoch auswirken, dass an sonnenlosen kalten Tagen die vergrößerte Fensterfläche ohne Zusatzisolierung einen höheren Heizleistungsbedarf zur Folge hat, der ein entsprechend stärker dimensioniertes Energieversorgungssystem bedingt. Die Verwendung von Speicherwänden mit konvektiver Ankopplung an das Gebäude ist eng mit dem französischen Solarforscher Henri Trombe verknüpft. Bei diesen Wänden (Bild 39) besteht die Südseite des Hauses aus einer schwarz gestrichenen, auf der Außenseite verglasten Betonwand. Die durch die einfallende Strahlung entstehende Wärme wird primär in der Wand selbst gespeichert; bei Heizbedarf können Luftschlitze in der Wand geöffnet werden. Die hierdurch entstehende Konvektion ermöglicht den Energiefluss von der Speicherwand in das Gebäudeinnere. Ein weiterer Energiefluss erfolgt durch die Wärmeleitung durch die Wand selbst. Aufgrund der hohen thermischen Masse der Speicherwand geschieht dies jedoch erst nach einer Laufzeit von mehreren Stunden, so dass die in den Mittagsstunden gespeicherte Energie erst in den kühlen Abendstunden freigesetzt wird.. Sehr vorteilhaft wirkt sich der Anbau eines der Südseite des Gebäudes vorgelagerten Wintergartens aus. Wenn diese Anlage mit genügend hoher thermischer Kapazität ausgestattet ist, bildet sich hierin ein lokales Mikroklima mit gegenüber der Umgebung deutlich erhöhter Durchschnittstemperatur und reduziertem Temperaturschwankungen aus. Ein derartiges Grünhaus erweitert also im Sommer und während der Übergangszeit den Wohnbereich beträchtlich; im Hochwinter dagegen wirkt es als vorgelagerte Pufferzone, die den Heizbedarf auch ohne Sonneneinstrahlung reduziert. Speicherdecken auf Flachdächern (Bild 40) sind in unserem Klima wegen der sehr tief stehenden Wintersonne nicht vorteilhaft. In südlichen Breiten ermöglichen sie jedoch dank der beweglichen Wärmeisolierung sowohl eine Gebäudeheizung als auch eine Kühlung. Die Auswirkung solarer Komponenten auf den Gesamtenergiebedarf von Häusern lässt sich nur sehr schwierig quantifizieren. Bei bewohnten Häusern ist der Energiebedarf in sehr hohem Maße vom Benutzerverhalten abhängig. Eine Absenkung der mittleren Raumtemperatur um nur 1 K reduziert beispielsweise den Heizenergiebedarf um 8 bis 11%, unterschiedliche Lüftungsgewohnheiten und „interne Lasten“ (Wärmeproduktion im 53 Haus durch die von den Bewohnern, den Geräten und dem Warmwasser abgegebene Energie) führen zu weiteren Veränderungen, so dass beim Energieverbrauch ansonsten identischer, bewohnter Häuser Unterschiede von mehr als 100 % auftreten können. Zusammenfassend können folgende Feststellungen getroffen werden: reine Wärmedämmassnahmen sind meist kostengünstiger und effektiver als eine entsprechende Solararchitektur diese kann aber - unter übergeordneten Gesichtspunkten - aufgrund der mit ihr verbundenen Erhöhung der Wohnqualität (temporäre Vergrößerung des Wohnraumes, Verbesserung des Innenklimas und Integration eines Gartenanteiles im Haus bei vorgelagerten Gewächshäusern; Öffnung des Hauses durch große Südfenster ) trotzdem lohnend sein Der durch solararchitektonische Maßnahmen erreichbare Energiespareffekt darf also mindestens in unseren Breiten - nicht isoliert betrachtet werden. Entscheidend muss vielmehr sein, dass hierdurch ein Wohnstandard erreicht werden kann, der bei Beschränkung auf konventionelle Baumaßnahmen einen erheblichen Mehraufwand an Bau- und Energiekosten bedingen würde. 7.2.2 Aktive Nutzung der Sonnenenergie: 7.2.2.1 Aufbau und Wirkungsweise von Sonnenkollektoren: Im Gegensatz zu den passiven Sonnenenergiesystemen bestehen „aktive“ Systeme aus einer Reihe einzelner Komponenten, wie Kollektoren, Wärmetauschern, Speichern, Pumpen, dem Energieverteilungssystem und dem Kontroll- und Regelsystem. Die zentrale Komponente ist dabei der Kollektor, der die ankommende Strahlung absorbiert, in Wärme umwandelt und diese an ein Wärmeträgermedium im allgemeinen Wasser oder Luft abgibt. Je nach Bauart und Verwendungszweck kann die Betriebstemperatur des Kollektors, d.h. die Temperatur, bei der die Wärme anfällt, in einem weiten Temperaturbereich von etwa der Umgebungstemperatur bis zu mehreren tausend Grad Celsius liegen. Die Vielzahl der Anwendungen bedingt auch eine Vielzahl von Bauformen, die sich jedoch in zwei Klassen unterteilen lassen. Es sind dies: Flachkollektoren, bei denen die Absorberfläche in etwa der Gesamtfläche des Kollektors entspricht, konzentrierende Kollektoren, in denen die einfallende Strahlung durch große Linsen oder Spiegel auf einen kleinen Absorber konzentriert wird. 7.2.2.2 Flachkollektoren: Da bei diesen Kollektoren keinerlei Konzentration der Strahlung auftritt, ist der Flachkollektor sowohl für die Absorption von direkter als auch von diffuser Strahlung geeignet. Der Grundaufbau des Flachkollektors, der im Bild 41 dargestellt ist, ist denkbar einfach. Das Kernstück ist die Absorberfläche, die die Sonnenstrahlen möglichst gut absorbieren soll und die Wärme möglichst umgehend dem Wärmeträger - z.B. Wasser zuführt. Weiters wird man trachten, die thermischen Verluste durch Wärmeleitung, Konvektion und Strahlung möglichst klein zu halten. Dies führt dazu, dass Flachkollektoren auf der Absorberrückseite eine gute thermische Isolation aufweisen. Um die Konvektionsund Strahlungsverluste an der Vorderseite klein zu halten, besitzt der Kollektor sonnenseitig eine oder zwei lichtdurchlässige Deckscheiben. Hierfür eignen sich besonders Glas und neu entwickelte Kunststoffe. Die Aufgabe dieser Deckscheiben ist es, die Sonnenstrahlen möglichst ungehindert durchtreten zu lassen und die vom Absorber emittierte, langwellige Wärmestrahlung weitgehend zu reflektieren. Dies wird durch Aufdampfen geeigneter dünner Schichten auf die dem Absorber zugekehrten Deckscheibenflächen unterstützt. 54 Auf Grund physikalischer Gegebenheiten sind Körper, die Strahlung gut absorbieren, auch gute Strahler. Das bedeutet, je besser die Oberfläche einem schwarzen Körper ähnelt, desto größer sind auch die Abstrahlungsverluste. Dies führt nun dazu, dass Flachkollektoren nur für niedrige Temperaturen geeignet sind, es sei denn man verwendet Absorber mit selektiven Oberflächen. Darunter versteht man Oberflächen, die die Sonnenstrahlung gut absorbieren und Wärmestrahlen schlecht emittieren. Durch Aufbringung von Metalloxidschichten lassen sich Absorberflächen herstellen bei denen das Verhältnis von Absorptionsvermögen der Sonnenstrahlung zum Emissionsvermögen der langwelligen Strahlung des warmen Kollektors bei den für Flachkollektoren typischen Temperaturen Werte von : = 10:1 und mehr erreicht. Je Höher der Grad der Selektivität liegt, um so teurer sind die Kollektoren in der Herstellung. Allerdings sind mit diesen Kollektoren auch höhere Arbeitstemperaturen und damit höhere Wirkungsgrade erreichbar. Es muss daher in jedem Anwendungsfall überprüft werden, ob die höheren Kollektorkosten wirtschaftlich gerechtfertigt sind. Der Kollektorwirkungsgrad ist definiert als der Quotient der vom Kollektor pro Flächeneinheit abgegebenen Nutzleistung PN, zu der von der Sonne auf den Kollektor eingestrahlten Strahlungsintensität Pi (Pi IA). Genaue Berechnungen des Wirkungsgrades sind relativ aufwendig, für Abschätzungen reichen vielfach auch nachfolgende Beziehungen: Die abgegebene Nutzleistung PN je Flächeneinheit des Kollektors ergibt sich aus der absorbierten Leistung, vermindert um die thermischen Verluste durch Wärmedurchgang durch die Deckscheiben und durch Wärmestrahlung. PN = Pi . ( 1 - ) . . - k . (TA - TU) - . .(TA4 - TU4) PN = Pi . (1 - ) . . - (TA - TU).[k + . . (TA2 + TU²) . (TA + TU)] PN = Pi . (1 - ) . . - k . T Hierin bedeuten: , .....Reflexionsfaktor bzw. Durchlässigkeit der Deckscheibe ,.....Absorptions- und Emissionskoeffizient der Absorberfläche ........Stefan-Boltzmann-Konstante k.......Wärmedurchgangskoeffizient Absorberfläche - Umgebung T = TA -TU...Temperaturdifferenz zwischen mittlerer Absorber- und Umgebungstemperatur Für den Wirkungsgrad ergibt sich daraus in vereinfachter Schreibweise: = PN/Pi = (1 - ) . . - k . T/Pi In dieser Gleichung stelltk einen fiktiven Wärmedurchgangskoeffizienten dar, der auch die Strahlungsanteile berücksichtigt und von den Temperaturen abhängig ist. In der Praxis wird fürk ein Mittelwert für den entsprechenden Kollektortyp unter Berücksichtigung des Temperaturbereiches angegeben. Bei handelsüblichen Kollektoren liegt der Faktor (1 - ) zwischen 0,7 und 0,8, der k-Wert bei Einscheibenkollektoren um 8 W/m²K, bei Doppelscheibenkollektoren um 4 W/m²K. Von den Firmen werden vielfach die Wirkungsgrade in Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz aus Kollektorvorlauftemperatur minus Umgebungstemperatur angegeben. Die eingestrahlte Sonnenintensität dient dabei als Parameter Es gibt heute auf dem Markt eine Reihe verschiedener Typen von Flachkollektoren. Bild 42. Zu beachten ist, bei allen Ausführungsformen, dass zufolge der Erwärmung des Absorbers Längenänderungen auftreten, die zu keiner Beschädigung des Kollektors führen dürfen. Eine völlige Reduktion der frontseitigen Konvektions- und Leitungsverluste ist durch Evakuierung des den Absorber umgebenden Raumes möglich. Vor allem in Verbindung 55 mit selektiven Schichten auf dem Absorber stellt diese Konstruktion den derzeit höchstentwickelten Flachkollektor dar, der sowohl bei der Warmwasserbereitung unter ungünstigsten Strahlungsverhältnissen als auch zur Erzeugung von Prozesswärme im Temperaturbereich bis etwa 160 °C vorteilhaft eingesetzt werden kann. 7.2.2.3 Konzentrierende Kollektoren: Die Nutzung der Sonnenstrahlung zur Erzeugung von Mitteltemperaturwärme ab etwa 100 °C bis etwa 300 °C, sowie zur Produktion von Hochtemperaturwärme ab etwa 500 °C bis zu 1200 °C erfordert den Einsatz strahlungskonzentrierender Systeme. Die konzentrierenden Kollektoren müssen außerdem dem Sonnenstand nachgeführt werden. Dies bedeutet ebenfalls einen Mehraufwand gegenüber den Flachkollektoren. Das Verhältnis von Sonneneinstrahlungsfläche des Reflektors zu Absorberfläche wird als Konzentrationsfaktor bezeichnet. Je höher dieser Faktor ist, desto höher sind die Anforderungen an die Genauigkeit der Form des Konzentrators und an die Präzision der Nachführung. Konzentrierende Kollektoren für technische Anwendungen arbeiten mit Konzentrationsfaktoren von 2 bis nahezu 1000. Nach dem Konzentrationsfaktor geordnet ergeben sich folgende Systemunterschiede: Nichtkonzentrierende Flachkollektoren mit C = 1 zur dezentralen Erzeugung von Wärme bei Temperaturen von etwa 50 bis 90 °C. Eindimensional konzentrierende, nachführbare Rinnenkollektoren mit C = 30 - 50 zur dezentralen Wärmeerzeugung von etwa 100 °C bis 300 °C in Solarfarmen. Für Sonderzwecke werden in Solarfarmen auch eindimensional konzentrierende Rinnenkollektoren (C = 2 - 3, bis ca. 140 °C) und zweidimensional konzentrierende, nachführbare Schüsselkollektoren (Paraboloide mit C = 150 - 1000, bis ca. 500 °C) eingesetzt Zweidimensional konzentrierende, nachführbare Kollektoren, sogenannte Heliostatfelder, mit C = 400 - 1000 zur zentralen Wärmeerzeugung bei etwa 500 °C bis 1200 °C in Solarturm Anlagen. Die Unterteilung nach Konzentrationsgrad in Solarfarm und Solarturm beschreibt gleichzeitig die beiden wesentlichen Konzepte solarthermischer Anlagen zur Erzeugung von Mittel- und Hochtemperaturwärme. Solarfarm und Solarturm unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der Art der Energieabsorption, des Energietransportes, der erzeugten Temperaturen, Leistungen und Konzentrationsfaktoren. Das Bild 43 gibt eine Gegenüberstellung der beiden Konzepte. Das Auffangen der konzentrierten Strahlung erfolgt bei der Solarfarm in dezentral angeordneten Absorbern, die die Strahlung in thermische Energie umwandeln. Daher wird sie auch als dezentrale Anlage bezeichnet. Der Energietransport erfolgt dann über ein Thermofluid zu zentral angeordneten Speichern oder Energiewandlern oder direkt zum Verbraucher. Beim Solarturm wird das Sonnenlicht von schwach gekrümmten Spiegeln auf einen zentral z.B. auf einem Turm angeordneten Absorber reflektiert, wo die Umwandlung in thermische Energie erfolgt, daher werden Solarturm Anlagen auch zentrale Anlagen genannt. Der Energietransport zwischen den dezentral angeordneten Reflektoren (Heliostaten) und dem zentralen Empfänger erfolgt also auf optischem Wege. Im Turm oder am Fuße des Turmes befindet sich dann der Speicher oder die Energiewandlerstation. Diese Art der Konzentration erlaubt wesentlich höhere Konzentrationsfaktoren und damit höhere Temperaturen. Bild 44. Für die Konzentrierung bieten sich optische Systeme wie Spiegel oder Linsen an. Durch die relative Verkleinerung der Absorberfläche können die thermischen Verluste trotz höherer Temperaturen in ähnlichen Größenordnungen wie bei Flachkollektoren gehalten werden, vielfach sogar noch geringer. Aufgrund der Strahlungskonzentration kann nur die 56 direkte Sonnenstrahlung genutzt werden, der Anteil der diffusen Strahlung, der mitunter bei Flachkollektoren einen wesentlichen Energiebeitrag liefert, ist praktisch verloren. Der Konzentrator seinerseits weist optische Verluste auf. Das Bild 45 zeigt einige mögliche Formen der Strahlungskonzentration. Da mit konzentrierenden Kollektoren Temperaturen über 100°C erreicht werden, ist Wasser nur begrenzt als Wärmeträger einsetzbar. Mit zunehmender Temperatur steigt auch der Druck, was einschneidende Konsequenzen für die gesamte Anlage hat. Bei hohen Temperaturen werden daher vielfach Öle oder Spezialflüssigkeiten verwendet. 7.2.2.4 Wärmeträger: Die im Kollektor absorbierte Wärmemenge muss mittels geeigneter Wärmeträger entweder direkt zum Verbraucher oder in einen Wärmespeicher geliefert werden. An das Wärmeträgermedium werden folgende Anforderungen gestellt: große spezifische Wärmekapazität niedrige Viskosität, gute Fließ- und Strömungseigenschaften kein Gefrieren oder Sieden im Betriebstemperaturbereich keine Begünstigung von Korrosion im Leitungssystem keine Brennbarkeit Ungiftigkeit und biologische Abbaubarkeit Als Wärmeträger kommen in erster Linie Wasser, Luft oder Spezialflüssigkeiten in Betracht. Wasser bietet neben der hohen spezifischen Wärme, der günstigen Transportierbarkeit und der geringen Korrosionsprobleme die besten Voraussetzungen für einen Wärmeträger. Ist ein Winterbetrieb ebenfalls vorgesehen, so muss dem Wasser Frostschutzmittel oder Glykol beigemischt werden. Da bei den meisten Fällen Zweikreissysteme mit Primär- und Sekundärkreislauf zur Anwendung gelangen ist dies nicht weiter störend. Bei Luft als Wärmeträger spielt die Korrosionsgefahr und der Winterbetrieb keine Rolle. Hier werden die Einsatzmöglichkeiten vor allem durch die niedrige spezifische Wärme und den schlechten Wärmeübergang in Wärmetauschern und Speichern begrenzt. Solche Kollektoren sind daher eher selten. Bei den Konzentrierenden Kollektoren wird wegen der hohen Temperaturen als Wärmeträger Öl oder eine Spezialflüssigkeit verwendet. Von praktischem Interesse sind heute die in der Tabelle 8 zusammengestellten Wärmeträgermedien. Die Einsatztemperaturen bei den Gasen sind nur durch die verfügbaren Rohrwerkstoffe nach oben begrenzt. Die angegebenen Wärmestromdichten sind Mittelwerte, die verschiedenen Studien entnommen sind. HITEC (53 % KNO 3, 40 % NaNO2, 7 % NaNO3) und Natrium kommen als Salz bzw. Metallschmelze zum Einsatz und sind geeignet, auch als Speichermedium verwendet zu werden. 7.2.2.5 Wärmespeicher: Eines der Hauptprobleme in Verbindung mit der Sonnenenergienutzung stellt das schwankende Angebot an Sonnenstrahlung, bedingt durch Tages-, und Jahreszyklus, aber auch durch die Witterungsverhältnisse dar. In den meisten Fällen ist es daher notwendig, zur zeitlichen Überbrückung sonnenscheinloser oder sonnenscheinarmer Zeiten geeignete Speicher vorzusehen. Da in der Solartechnik mit den überwiegend verwendeten Flachkollektoren Niedrigtemperaturwärme anfällt, muss auch das Speichermedium entsprechend angepasst werden. Es können sowohl sensible als auch latente Wärmespeicher eingesetzt werden. Als sensible Wärmespeicherstoffe eignen sich bei diesen Temperaturen Wasser, Gestein, Erde, wobei besonders Stoffe mit hoher spezifischer Wärmekapazität vorteilhaft sind. 57 Allgemein gilt für einen sensiblen Wärmespeicher, dass die gespeicherte Energie um so größer ist, je größer die spezifische Wärmekapazität des Speichermediums und je größer der Temperaturhub T bei der Ladung bzw. Entladung des Speichers sind. Es ist zu beachten, dass die nutzbare Wärmeenergiemenge stets kleiner als die zugeführte Energie ist. Beim Laden des Speichers ist es notwendig, dass die Temperatur des Wärmeträgers höher als die des Speichers ist. Daraus folgt, dass bei steigender Speichertemperatur die Ausnützung des Kollektors sinkt, bzw. der Kollektorkreislauf nur oberhalb bestimmter Einstrahlungswerte betrieben werden kann, um die notwendigen Temperaturen für eine Wärmeübertragung in den Speicher sicherzustellen. Es bleibt somit ein Teil der eingestrahlten Sonnenenergie ungenutzt. Um dies zu vermeiden können mehrere Speicher mit verschiedenen Temperaturniveaus vorgesehen werden. Die Ladung der einzelnen Speicher erfolgt dann je nach Strahlungsintensität. Eine andere Möglichkeit besteht in der Verwendung von Wärmepumpen. In beiden Fällen steigt der Kostenaufwand für die Solaranlagen beträchtlich. Das heute am häufigsten verwendete Speichermedium ist Wasser. Gesteinund Schotterspeicher werden mitunter bei Luft als Wärmeträgermedium verwendet. Bei einigen Solarhäusern sind auch Beton- oder Ziegelwände als Speichermedium in Gebrauch. Erde als Speichermedium für Sonnenenergie wurde ebenfalls verschiedentlich vorgeschlagen. Dabei wird von der Sonne erwärmtes Wasser durch Rohrleitungssysteme, die im Erdreich verlegt sind, gepumpt und dadurch der Boden erwärmt. In Zeiten des Wärmebedarfes wird diese Wärme über Wärmepumpen dem Boden wieder entnommen. Nachteilig wirkt sich vor allem die Größe der notwendigen Bodenfläche und die schlechte Wärmeleitfähigkeit des Speichermediums Erde aus. Bei Latentwärmespeichern vollzieht sich die Wärmezufuhr und Wärmeabfuhr innerhalb eines engen Temperaturbereiches während der Aggregatzustandsänderung des betreffenden Speichermediums. Auch bei diesen Speichern gilt, dass die Kollektorausnützung um so geringer ist je höher der Temperaturbereich liegt. Die Tabelle 9 zeigt die spezifische Wärmespeicherfähigkeit und die maximal mögliche speicherbare Energiemenge pro m³ für einige sensible Speichermedien bei einem Temperaturhub von 40 °C. Als Vergleich sind auch zwei Latentspeichermassen angeführt. Trotz der hohen spezifischen Speicherfähigkeit von Latentspeichermassen wird heute noch überwiegend Wasser als Speichermedium verwendet. Den Latentspeichern kommt in Zukunft sicher noch wesentlich größere Bedeutung zu. 7.3 Solarthermische Anlagen: 7.3.1 Anlagen für den Niedertemperaturbereich (40 °C - 70 °C): Der für ein normales Einfamilienhaus zur Raumheizung benötigte Energiebedarf beträgt rund 25000 bis 45000 kWh/a, der zur Warmwasserbereitung (einschließlich der Verluste) etwa 3000 bis 7500 kWh/a. Während der Warmwasserbedarf nur geringe saisonale Schwankungen aufweist, ist der Heizenergiebedarf zu etwa 70 % auf die Monate November bis März konzentriert. Da die mittlere Einstrahlungssumme, und damit das Potential an nutzbarer Sonnenenergie, jedoch fast genau antizyklisch zum Heizenergiebedarf verläuft wird die direkte Nutzung der Sonnenenergie in unserem Klima zur Raumheizung stets nur eine marginale Rolle spielen: Sie kann zwar in den Übergangsmonaten und in den fast alljährlich zu verzeichnenden sommerlichen Kälteperioden das konventionelle Heizungssystem entlasten und somit, je nach Systemauslegung, beträchtlich zur Substitution konventioneller Energieträger beitragen. In 58 den kalten und trüben Wintermonaten ist jedoch keine ausreichende Versorgung mehr möglich. 7.3.1.1 Warmwasserbereitungsanlagen: Bei der direkten, aktiven Solarenergienutzung wird man sich also in unseren Breiten vornehmlich auf Warmwasserbereitungssysteme beschränken; die eventuell anfallende Überschusswärme kann dann dem Heizsystem zugeführt werden. Vom rein kaufmännischen Standpunkt aus werden aber auch diese Installationen, selbst bei den heutigen Energiepreisen, zum großen Teil unwirtschaftlich arbeiten. Im Bild 46 wird das Schema einer derartigen solaren Warmwasserbereitungsanlage gezeigt. Übersteigt die Temperatur im oberen (heißesten) Teil des Kollektors die des unteren (kühlsten) Teil des Vorspeichers, so wird die Kollektorpumpe eingeschaltet und der Vorspeicher aufgeheizt. Verschwindet diese Temperaturdifferenz, so wird die Pumpe abgeschaltet, ein Rückschlagventil verhindert die durch eventuell auftretende Schwerkraftströmung entstehenden Verluste. Der Einfluss der Kollektororientierung auf die Ausbeute einer solaren Warmwasserbereitungsanlage ist groß. Der „optimale“ Neigungswinkel beträgt etwa 30 bis 40° gegen die Horizontale, die Himmelsrichtung hat im Bereich zwischen Südost und Südwest den geringsten Störeinfluss. Für sonnenarme Perioden oder für die Wintermonate wird man eine Zusatzheizung vorsehen müssen. Kombinationen solarer Warmwasserbereitungsanlagen mit bestehenden konventionellen Anlagen sind relativ einfach durchzuführen. Das Bild 47 zeigt als Beispiel die Möglichkeit der Integration einer solaren Warmwasserbereitungsanlage in eine bereits bestehende Anlage. Auf installationstechnische Details wie Ausdehnungsgefäße, Absperrhähne und ähnliches wurde dabei bewusst verzichtet. 7.3.1.2 Heizungsanlagen: Diese für solare Warmwasserbereitungssysteme gültigen Ergebnisse lassen sich auf solare (Teil-) Raumheizungssysteme übertragen. Wie früher schon ausgeführt, wird es monovalente solare Raumheizungssysteme in unserem Klima wohl wirtschaftlich kaum geben. Nach den aber durchaus ermutigenden Ergebnissen der zahlreichen Testhäuser ist es jedoch durchaus denkbar, künftig etwas überdimensionierte solare Warmwasserbereitungssysteme in den Sommer- und auch Übergangsmonaten mit Hilfe der im Heizungsspeicher gesammelten Überschussenergie zur Überbrückung kurzfristiger Kälteperioden heranzuziehen. Hierzu sind bei Neubauten Vorkehrungen zu treffen, die die spätere Installation einer derartigen Anlage erleichtern. Dazu gibt es folgende Empfehlungen: 1. Gut wärmegedämmte Bauweise des Hauses, was an sich selbstverständlich und in manchen Ländern ohnehin üblich ist. 2. Auslegung der Warmwasserheizung auf maximale Vorlauftemperaturen unter 60°C, d.h. große Heizkörper oder Warmwasserfußbodenheizung. 3. Einbau einer zentralen Warmwasserbereitung (bei Stromanwendung Einsatz eines Warmwasser-Großspeichers, der zusätzlich mit einem Flansch für die Einbringung eines Solarwärmetauschers ausgerüstet sein sollte). 4. Einbaumöglichkeiten in der Nähe der Heizungs- und Warmwasserbereitungsanlagen für mindestens 8 m³ Langzeitwasserspeicher vorsehen, das bedeutet wegen der Wärmedämmung dieser Speicher ein Gesamtvolumen von 10 bis 12 m³. 5. Zwei Leerrohre von der Elektroverteilung zum Heizungsraum für den Anschluss einer Wärmepumpe und für Steuerleitungen verlegen 59 6. Steigkanal von ca. 50 cm X 50 cm vom Dachboden bis zum Heizungsraum einplanen, in dem später Wasser- und Steuerleitungen für die Verbindung der Kollektoren mit der Heizungs- und Warmwasserbereitungsanlage eingezogen werden können. 7. Räumliche Anordnung des Speicherraums im Keller und des Steigkanals derart, dass später zu verlegende Verbindungsrohre zwischen den Speichern, dem Kollektor und der Heizungsanlage möglichst kurz sind. 8. Für die Unterbringung der Kollektoren zur Raumheizung sollt eine Dachfläche mit einem Neigungswinkel von mindestens 40° und einer Himmelsorientierung im Bereich zwischen Südost und Südwest zur Verfügung stehen, wobei der Flächenbedarf der Kollektoren mindestens ein Drittel der zu beheizenden Wohnfläche betragen soll. 9. Eine besondere Tragekonstruktion im Dach für die Kollektoren ist nicht erforderlich. Sie werden die statischen Voraussetzungen für normale Ziegeldächer erhalten. 7.3.1.3 Schwimmbadheizungsanlagen: Diese Heizungssysteme sind volkswirtschaftlich von geringem Interesse, wirkungsgradmäßig jedoch am günstigsten. Der Grund liegt darin, dass die benötigten Kollektorvorlauftemperaturen extrem niedrig sind und das Schwimmbecken selbst den thermischen Speicher darstellt. Bei der Verwendung von Einkreissystemen ist darauf zu achten, dass durch den Chlor und Fluor Zusatz im Badewasser keine Korrosionen im Kollektor auftreten. Zur Vermeidung größerer Wärmeverluste empfiehlt es sich das Becken während der Nachtstunden abzudecken. 7.3.1.4 Solarhäuser: Seit der Energiekrise des Jahres 1974 hat sich das Interesse an der Solarenergienutzung schlagartig gesteigert. Vor allem im Bereich der Hausenergieversorgung wurden die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten intensiviert, vielerorts wurden „Solarhäuser“ gebaut und ihr Betriebsverhalten untersucht. Solarhäuser sind Gebäude, die einen mehr oder weniger großen Teil des thermischen Energiebedarfes durch Sonnenenergie decken. In seltenen Fällen erfolgt auch die Gewinnung elektrischer Energie mir Hilfe von Solarzellen. Solarhäuser sind ihrem Zweck entsprechend mit großen Kollektorflächen, die möglichst nach Süden gerichtet sind, ausgestattet. Den architektonischen Integrationsmöglichkeiten für die Flachkollektoren sind dabei fast keine Grenzen gesetzt. Die häufigste Variante ist die Anbringung von Flachkollektoren auf dem Dach, das eine entsprechende, schon früher besprochene günstige Neigung aufweisen muss. Weiters besitzen Solarhäuser Speicheranlagen entsprechender Größe, die in den Kellergeschossen oder außerhalb des Gebäudes angeordnet werden. Dass auf besondere thermische Isolierung der Außenwände, Fenster und Türen zu achten ist, ist selbstverständlich. Um etwas tiefer in die Problematik der Solarhäuser in Mitteleuropa einzugehen, wird im folgenden das Aachener Experimentierhaus näher erläutert werden. 7.3.1.4.1 Das Aachener Experimentierhaus: Die umfangreichsten und wohl auch fundiertesten Untersuchungen zur Energieeinsparung in Gebäuden mit Hilfe passiver und aktiver Methoden wurden am Aachener Experimentierhaus des Philips Forschungslabors, dargestellt im Bild 48, durchgeführt. Sie umfassen im wesentlichen folgende Aufgabenpakete: Entwurf, Betrieb und Auswertung eines Energie Experimentierhauses Entwicklung hocheffizienter Solarkollektoren Entwicklung von Computersimulationsmodellen zur Quantifizierung des Einflusses passiver und aktiver Methoden auf den Gesamtenergieverbrauch von Hochbauten Anwendung dieser Verfahren zur Bewertung unterschiedlicher Methoden der rationellen Energieverwendung sowie der aktiven und passiven Solarenergienutzung in Gebäuden. 60 Aufgrund der Klimaverhältnisse und des existierenden Gebäudebestandes in Mitteleuropa ergibt sich folgende Reihenfolge der Maßnahmen zur Energieeinsparung in Gebäuden: Reduzierung der Wärmeverluste Wärmerückgewinnung aus Abwässern und Abluft Nutzung der Sonnenenergie (direkt als Strahlung und indirekt als Luft- Wasser- und Erdwärme) Entwicklung integrierter Energiesysteme, die von der Sonnenenergie und der Wärmerückgewinnung in Verbindung mit konventionellen Energiequellen optimalen Nutzen versprechen. Das im Rahmen dieser Untersuchungen verwendete Fertighaus wurde anhand dieser Prioritätenliste modifiziert. Die Wärmedämmung wurde erheblich verbessert, die Wärmedurchgangszahlen sind: Außenwände kW = 0,17 W/m²K Decke kD = 0,23 W/m²K Fußboden kB = 0,30 W/m²K Fenster kF = 1,90 W/m²K Eine derart weitgehende Wärmedämmung ist aber nur dann sinnvoll, wenn auch die durch Undichtheiten und unkontrollierten Luftaustausch verursachten Ventilationsverluste radikal verringert werden. Im Aachener Experimentierhaus wurden deshalb die Fenster und Türen mit sehr geringer Fugendurchlässigkeit verwendet, die Gebäudehülle sorgfältig abgedichtet und eine Lüftungsanlage mit regenerativem Wärmetauscher eingebaut. Das Haus ist unbewohnt, das Bewohnerverhalten (Energieverbrauch, Raumtemperaturregelung usw.) wird von einem Prozessrechner simuliert. Zur Nutzung der regenerativen Energien und der Abwärmen sind folgende aktive Systeme eingebaut: eine Solarkollektoranlage eine Porwand als Erd-Luft-Wärmetauscher zur Vorwärmung der Zuluft im Winter bzw. zur Kühlung im Sommer zwei Wärmepumpen, die an einen Abwassertank bzw. an einen Erdreichwärmetauscher angeschlossen sind und zur Brauchwassererwärmung und Gebäudeheizung eingesetzt werden. Der Jahresbedarf an Heizenergie liegt mit 3200 kWh bei nur etwa 13 % desjenigen nach heutigem Standard bereits gut isolierten Hauses mit 24200 kWh. Der Anteil an inneren Wärmequellen an der Deckung des Heizbedarfes beträgt bei einem Normalhaus etwa 17 %, beim Experimentierhaus aber 55 %. Durch das Aachener Experimentierhaus und das Nullenergiehaus in Kopenhagen wurde die Meinung, dass die Errichtung von Solarhäusern nur in südlicheren Gegenden sinnvoll wäre, widerlegt. Sicherlich ist ein Solarhaus wesentlich teurer als ein konventionelles und bei den heutigen Energiepreisen eine Amortisation der höheren Investition in entsprechenden Zeiten nicht erreichbar. Bei steigenden Energiepreisen könnte eine Wirtschaftlichkeit aber durchaus erreicht werden. 7.3.2 Anlagen für den Mittel- und Hochtemperaturbereich (100 °C - 1200 °C): Die mit konzentrierenden Kollektoren erzeugbare thermische Energie entsprechend den Temperaturen des Trägermediums von etwa 100 °C bis 1200 °C eröffnet eine große Bandbreite von Anwendungsmöglichkeiten, die im Bild 49 dargestellt sind. Gering konzentrierende Systeme sind in erster Linie bei der Kühlung und Klimatisierung, der Meerwasserentsalzung und bei industrieller Prozesswärmeerzeugung im unteren Temperaturbereich bis 140 °C einsetzbar. Vorteilhaft gegenüber anderen 61 konzentrierenden Systemen erscheint der Einsatz dieser Kollektoren insbesondere dann, wenn der Konzentrationsfaktor so gewählt werden kann (Cmax 3), dass auf eine Nachführung verzichtet werden kann. Die interessanten und vielfältigen Anwendungen rechtfertigen daher eine intensive Entwicklung stationärer Konzentratoren. Für den mittleren Temperaturbereich bis etwa 300 °C eröffnen sich mit Sicherheit die breitesten Anwendungsmöglichkeiten, die neben der Kühlung, Meerwasserentsalzung und Stromerzeugung vor allem auf dem umfangreichen Sektor der industriellen Prozesswärmenutzung liegen. Dezentrale kleine und mittelgroße Anlagen können hier in den sonnenreichen Entwicklungsländern, aber auch in den Industrieländern Südeuropas oder Amerikas eine spürbare Entlastung des Ölverbrauches bringen, da für die Erzeugung dieser Mitteltemperaturwärme bisher nahezu ausschließlich leichtes oder schweres Heizöl eingesetzt wurde. Hochkonzentrierende Systeme wurden bisher in erster Linie für die Erzeugung elektrischer Energie, für Kleinanlagen bis 1000 kW mit Paraboloidkollektoren, für Großanlagen bis zu 100 MW mit schwach gekrümmten Heliostaten untersucht. Der Einsatz solcher Systeme für die Kraft-Wärme-Kopplung, also die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme, ist wegen des damit erreichbaren besseren Systemnutzungsgrades wirtschaftlich sicherlich von großem Interesse. Insgesamt ist kurz- und mittelfristig der Einsatz gering- und mittelkonzentrierender Systeme für den Einsatz bei der Prozesswärmeerzeugung am interessantesten, da hier mit relativ einfachen Systemen sehr gute Wirkungsgrade von bis zu 50 % zu erzielen sind. Längerfristig kommt zu dieser Anwendung die Nutzung der solarthermischen Energie zur Stromerzeugung hinzu, wobei mit aufwändigeren Systemen Wirkungsgrade von über 20 % bei Volllast zu erreichen sind. 7.3.2.1 Erzeugung industrieller Prozesswärme: Ein solares Prozesswärmesystem für Temperaturen bis 300 °C besteht im allgemeinen aus den im Bild 50 gezeigten Teilsystemen: einem Kollektorfeld, das eine Reihe von untereinander verschalteten Kollektoren umfasst. einem Speichersubsystem, das die Effekte der diskontinuierlichen solaren Einstrahlung kompensiert und eine Anpassung an das Verbraucherprofil erlaubt. einem Dampferzeuger oder Gaserhitzer, in dem die Wärme vom Speicher oder Kollektorfeld an das Wärmeträgermedium des Verbrauchers übertragen wird einer Kontroll- und Regeleinheit, die die gesamte Anlage und ihre Subsysteme entsprechend den Solarbedingungen und dem Verbraucherprofil überwacht und regelt. Bisher sind mehrere Prozesswärmeanlagen zur Dampferzeugung im industriellen Bereich eingesetzt worden, und zwar in Brauereien, in Molkereien, in Lebensmittelbetrieben, in Textilbetrieben und Wäschereien, sowie Chemiebetrieben. Die Anlagen arbeiten ausschließlich mit einachsig nachführbaren Parabolkollektoren, die teilweise auf dem Dach der Produktionsanlage aufgestellt sind. Die mit den Anlagen erreichten Dampftemperaturen liegen zwischen 150 °C und 200 °C, die Anlagenleistungen schwanken zwischen 300 und 600 kW, entsprechend etwa 0,5 bis 1,0 t Dampf/h im Auslegungspunkt. Für diese Leistungen sind Kollektorfelder in der Größe von 600 bis 1200 m² Spiegelfläche notwendig. Derartige Anlagen befinden sich in USA Spanien, Portugal, Italien, Griechenland und in mehreren Ländern des arabischen Raumes in der Realisierung oder im Betrieb. Prozesswärmeanlagen für Anwendungstemperaturen von 500 °C und mehr sind bisher nicht realisiert worden. Derzeit werden einige Projekte für die Sonnenenergienutzung nach dem Solar-Turm Prinzip bearbeitet. 62 Es ist zu erwarten, dass zunächst solare Systeme dort eingesetzt werden, wo sie im Zusammenwirken mit fossil gefeuerten Systemen als Treibstoffsparer arbeiten und in einem ersten Schritt nur einen Teil der fossilen Energie ersetzen. Autonome solare Prozesswärmeanlagen werden, von Ausnahmefällen abgesehen, auch im Mitteltemperaturbereich erst langfristig Bedeutung gewinnen. 7.3.2.2 Solarthermische Kraftwerke: Während sich der Nutzung solarer Energie in Form von industrieller Prozesswärme bereits kurz- oder mittelfristig Anwenderchancen eröffnen, wird solarthermische Stromerzeugung erst mittel- bis langfristig an Bedeutung gewinnen. Dies ist durch die größere Komplexibilität und den geringeren Wirkungsgrad gegenüber Prozesswärmeanlagen begründet. Die Umwandlung in elektrische Energie erfolgt auch hier über mehr oder weniger konventionelle thermische Kreisprozesse mit Turbine und Generator. Bisher haben sich zwei große Gruppen von solarthermischen Kraftwerkskonzepten herausgebildet. Kraftwerke der ersten Gruppe mit Leistungen in kW Bereich, bis etwa 50 kW dienen in Entwicklungsländern zur Versorgung von kleineren Gemeinden mit elektrischer Energie, zur Speisung von Pumpstationen, Beleuchtungsanlagen und ähnlichem. Sie sind im allgemeinen als Solar-Farm Anlagen ausgeführt. Die zweite Gruppe umfasst Anlagen, deren Leistungen bis zu einigen 100 MW reichen. Die Ausführungsform ist hier die Solar-Turm Anlage. Bei diesen Anlagen ist vieles noch im Entwicklungsstadium. 7.3.2.2.1 Kleinkraftwerke: Im Bild 51 wird ein vereinfachtes Prinzipschema eines Kleinkraftwerkes, mit einer elektrischen Leistung von 10 kW gezeigt. Das in Flachkollektoren oder konzentrierenden Kollektorfeldern dezentral erwärmte Arbeitsmedium führt die Wärme in einen thermischen Speicher, der eine Entkopplung zwischen eingestrahlter Sonnenenergie und benötigter elektrischer Energie bewirkt. Zur Erzeugung elektrischer Energie wird nun thermische Energie aus dem Speicher entnommen und dem Verdampfer zugeführt. Bei Verwendung von Flachkollektoren können nur niedrige Primärkreislauftemperaturen erreicht werden. Daher wird nicht Wasser als Arbeitsmedium für den Dampfkreis verwendet, sondern Medien mit geeigneter Siedetemperatur. Der Gesamtwirkungsgrad, das Verhältnis von abgegebener elektrischer Leistung zu eingestrahlter Sonnenenergie, solcher Anlagen liegt bei 2 - 5%. Durch Erhöhung der Kollektorvorlauftemperatur und Verwendung konzentrierender Kollektoren mit einem Konzentrationsverhältnis um 10 (Solar-Farm Anlagen) wird ein Gesamtwirkungsgrad von 8 - 10% erreicht. Im Bild 52 wird in Form einer Treppenkurve die Leistungen und Wirkungsgrade der Energiewandlungskette einer typischen Solar-Farm Anlage für den Vollastbetrieb gezeigt. 7.3.2.2.2 Großkraftwerke: Eine der wesentlichen Voraussetzungen für einen guten Gesamtwirkungsgrad einer solarthermischen Anlage sind hohe Arbeitstemperaturen. Bei den verschiedenen solarthermischen Großkraftwerksprojekten versucht man weitgehend konventionelle Dampfkreise mit Wasserdampf und Temperaturen um 450 bis 550°C zu verwenden. Die hohen Arbeitstemperaturen bedingen geeignete Konzentrationsvorrichtungen zur Erwärmung eines Wärmeträgers. Anfänglich wurden große zylindrische parabolische Kollektoren verwendet, die den bereits besprochenen konzentrierenden Kollektoren ähnlich waren und 63 Konzentrationsfaktoren um 100 aufwiesen. Für diese Aggregate mussten jedoch für die Nachführung große Antriebsenergien aufgewendet werden. Eine viel diskutierte solarthermische Kraftwerksvariante stellt das bereits angeführte Solar-Turm Konzept dar. Aufgrund des hohen Aufwandes für die Regelung und Steuerung des Sonnenspiegelfeldes sind derartige Anlagen sicherlich nur für Leistungen von 5 MW bis über 100 MW geeignet. Das Bild 53 zeigt wiederum in der treppenförmigen Darstellung die Wirkungsgrade in der Energieumwandlungskette bei Volllast. Die gegenwärtig entwickelten Konzepte haben vor allem das Ziel, zur effizienten und wirtschaftlichen Ausnutzung der Sonnenenergie ihre naturgemäßen Nachteile weitgehend auszuschalten. Die Nachteile bestehen hauptsächlich darin, dass die Sonnenenergie durchschnittlich nur 10 Stunden pro Tag nutzbar ist. Hinzu kommt, dass es bei Wolkenbeschattung des Heliostatfeldes zu einer intermittierenden Einstrahlung kommen kann. Durch die Einführung von Speichern oder durch die gleichzeitig Installation einer mit fossilen Brennstoffen beheizten zweiten Energiequelle können diese Nachteile weitgehend ausgeglichen werden. Sicherlich sind heute die solarthermischen Kraftwerke mit fossilbeheizten oder mit Kernkraftwerken noch nicht konkurrenzfähig, sie stellen aber eine echte Alternative für die großtechnische Elektrizitätserzeugung der Zukunft dar. 7.3.2.3 Sonnenöfen: Sonnenöfen sind Vorrichtungen zur Erzeugung höchster Temperaturen durch Fokussierung der Sonnenstrahlen unter Verwendung geeigneter Spiegelsysteme. Die Konzentrationsfaktoren können Werte um 10 000 erreichen. Ein derartiges Aggregat stellt der Sonnenofen von Odeillo dar, dessen schematische Darstellung im Bild 54 gezeigt wird. Über 63 gesteuerte Planspiegel, sogenannte Heliostate, mit einer Spiegelfläche von je 42 m² werden die Sonnenstrahlen auf einen 2000 m² großen Parabolspiegel reflektiert. Im Brennpunkt des Parabolspiegels ist ein Schmelzofen angeordnet. In diesem Ofen werden Temperaturen von 3500 °C erreicht. Die Anlage dient hauptsächlich zur Herstellung von Speziallegierungen, die im Vakuum erschmolzen werden. Sie ist etwa 2000 Stunden im Jahr in Betrieb. 7.3.3 Zusammenfassung: Solare Strahlung für den Mittel- und Hochtemperaturbereich, also von 100 °C bis zu etwa 1200 °C, ist vor allem für eine direkte Nutzung in Form von Prozesswärme und eine Nutzung in thermomechanischen Wandlern zur Stromerzeugung von Interesse. Aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Randbedingungen werden der Mitteltemperaturprozesswärme im Bereich von 100 °C bis etwa 300 °C bereits mittelfristig erhebliche Anwendungschancen eingeräumt. Die solarthermische Stromerzeugung sowie die Hochtemperaturprozesswärme von 500 °C bis in den Bereich von 1200 °C sind eher langfristig von Interesse. Das Einsatzspektrum von Prozesswärmeanlagen reicht von kleinen, dezentralen Dampferzeugungsanlagen für z.B. Industriebetriebe bis zu zentralen Solaranlagen die großtechnisch Wasserstoff erzeugen. Die Anwendung solarthermischer Stromerzeugungsanlagen reichen vom kleinen Leistungsbereich von etwa 50 kW bis zu Anlagengrößen von über 100 MW. Die Nutzung Solarer Strahlung zur Erzeugung von Mittel- und Hochtemperaturwärme erfordert den Einsatz konzentrierender Kollektoren. Diese arbeiten je nach Temperaturbereich und Einsatzfall mit Konzentrationsfaktoren von 2 bis etwa 1000. Für die geringen Konzentrationsfaktoren bis etwa 2,5 können stationäre, oder saisonal nachstellbare Kollektoren eingesetzt werden, deren thermisches Einsatzgebiet bis zu etwa 140 °C reicht. 64 Für Temperaturen bis zu etwa 300 °C sind Konzentrationsfaktoren von 30 bis 50 in nachführbaren linienfokussierenden Kollektoren erforderlich. Die Kollektoren in diesem für Prozesswärmeanwendungen interessanten Bereich werden zumeist einachsig nachgeführt. Für Temperaturen von 500 °C bis zu 1200 °C werden Konzentrationsfaktoren bis zu 1000 in punktfokussierenden Kollektoren benötigt. Diese Systeme erfordern eine präzise zweiachsige Nachführung. Den unterschiedlichen Eigenschaften entsprechend unterscheidet man zwischen SolarFarm und Solar-Turm Anlagen. Die Solar-Farm Anlage arbeitet im Temperaturbereich von 100 °C bis 300 °C, wandelt die Strahlungsenergie in dezentralen Absorbern in Wärmeenergie, die dann über eine Wärmeträgerflüssigkeit zu einem zentralen Speicher und Energiewandler transportiert wird. Die Solarturmanlage arbeitet im Temperaturbereich von 500 °C bis 1200 °C, wobei der Energietransport optisch von den Heliostatspiegeln zu einem zentralen Absorber erfolgt. Dort wird die Umwandlung in thermische Energie vorgenommen; diese wird dann ebenfalls zu einem zentralen Speicher und Energiewandlersystem geleitet. Wegen der geringen Verluste im Heliostatfeld und wegen der größeren Aufwendungen für Turm und zentralen Absorber werden diese Anlagen bei der Prozesswärmeanwendungen sowie bei der Stromerzeugung vorteilhaft für höhere Temperaturen und für elektrische Leistungen bis zu über 100 MW eingesetzt. 7.4. Photovoltaische Stromerzeugung: Ebenso wie Niedertemperatur- und Hochtemperaturkollektoren zählen auch die Solarzellen zu den Energiewandlern, die eine direkte Nutzung der solaren Strahlungsenergie ermöglichen. Obwohl der photovoltaische Effekt bereits seit seiner Entdeckung durch Bequerel im Jahre 1839 bekannt ist begann seine Nutzung zur Energieumwandlung sich erst mit dem Satellitenzeitalter auszubreiten. 1954 wurden die ersten Solarzellen für Weltraumzwecke hergestellt. Ihr Wirkungsgrad betrug 5%. Trotz einer schnellen Steigerung der Wirkungsgrade und einer erheblichen Weiterentwicklung der Technologie wurde die erdgebundene Anwendung wegen der hohen Produktionskosten erst im Gefolge der Ölkrise von 1973 interessant. Das derzeitige Kostenziel der Solarzellenproduktion liegt in der Größenordnung von 580 €/kW el bei einer Bestrahlungsstärke von 1 kW/m². Dies bedeutet bei einem Wirkungsgrad von 10% Produktionskosten der reinen Solarzellen von 50 €/m². Für Sonderfälle insbesondere der Stromversorgung entlegener Verbraucher in sonnenreichen Gebieten gelten ganz andere Bedingungen. Hier gibt es eine Fülle von Einsatzmöglichkeiten, die heute schon als wirtschaftlich bezeichnet werden können. Auch bei uns gibt es verschiedene Einsatzmöglichkeiten wie etwa Stromversorgung von Weidezäunen, Segelbooten, Signal- und Funkanlagen sowie kleinere elektronische Gebrauchsgegenstände. 7.4.1 Grundlagen: Die meisten heute käuflichen Solarzellen sind Halbleiterbauelemente und davon ist der überwiegende Teil aus kristallinem Silizium. Die Wirkungsweise einer Solarzelle lässt sich folgendermaßen knapp beschreiben: die Solarzelle absorbiert Licht (elektromagnetische Energie) in der Solarzelle entstehen (zusätzliche) bewegliche positive und negative Ladungsträger (innerer Photoeffekt) ein elektrisches Feld in der Solarzelle trennt diese Ladungsträger an den Anschlussklemmen entsteht eine elektrische Spannung. Photovoltaische Energiewandler können aus vielerlei Gründen als nahezu ideal bezeichnet werden. Sie sind in der Lage sowohl direkte als auch diffuse Strahlung in 65 elektrische Energie umzuwandeln. Für diese Umwandlung benötigen sie keinerlei dem Verschleiß unterliegende Teile. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von Milliwatt Generatoren bei der Elektronik über den Einsatz in der Kfz-Elektrotechnik und zur Hauselektrifizierung bis hin zu netzfernen dezentralen Versorgungen, kleinen Inselbetriebsnetzen und schließlich zum Megawattbereich netzgekoppelter zentraler Kraftwerke. Allerdings scheint derzeit ein Einsatz zur Stromversorgung des öffentlichen Netzes in größerem Umfang nicht möglich. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Entwicklungsländern auch heute noch ohne Strom. Hier gibt es eine Fülle photovoltaischer Kleinsysteme, die nicht nur die Lebensbedingungen verbessern können, sondern auch heute schon zu wirtschaftlichen Bedingungen mit konventionellen Techniken konkurrieren können. Längerfristig erscheint auch die großtechnische Erzeugung von Wasserstoff über Photovoltaikanlagen aussichtsreich. Für viele der heute erdölexportierenden Länder, die in sehr sonnenreichen Gegenden liegen könnte solarer Wasserstoff zu einem Exportgut werden. Unter der Annahme eines Elektrolysewirkungsgrades von 85 bis 90% und eines Photovoltaikwirkungsgrades von 16 bis 18% könnte zum Beispiel Saudi-Arabien mehr als 25% der Primärenergieverbrauches der Welt in Form von Wasserstoff bereitstellen. 7.4.2 Wirtschaftlichkeit: Ziel der verschiedensten Entwicklungen von Solarzellen für terrestische Nutzung ist es, den gegenwärtig noch recht hohen Preis pro Watt soweit zu senken, dass damit die Stromerzeugung aus Sonnenlicht konkurrenzfähig mit Nuklearstrom und Strom aus fossilen Primärenergieträgern wird. Natürlich sind nicht nur die Kosten für Solarzellenmodule, die etwa 60% der Gesamtkosten betragen, alleine zu betrachten, ihre Reduktion ist aber eine Grundvoraussetzung für eine breite Anwendung. Dazu ist es aber notwendig Zellen zu entwickeln, die neben einem hohen Wirkungsgrad geringe Materialkosten, geringe Produktionskosten und hohe Stabilität aufweisen. Beobachtungen nach einem 10 jährigen Dauerbetrieb in Italien zeigen, dass der Wirkungsgrad im Bereich der Messgenauigkeit konstant geblieben ist. Vom physikalischen Standpunkt aus gesehen bestehen bei Halbleitern keine Beschränkungen der Lebensdauer. 7.4.3 Anwendungsbeispiele: Während sich Solarzellen zur Stromversorgung von Satelliten durchgesetzt haben beschränkt sich ihre Nutzung auf der Erde weitgehend auf Kleinstanwendungen in Uhren oder Taschenrechnern und auf staatlich geförderte größere Pilotanlagen. Hinzu kommen in jüngster Zeit einige Anwendungen in entlegenen Gebieten (Inselgebieten), wo kein Stromnetz zur Verfügung steht, bei denen Solarzellen den konventionellen Energieträgern überlegen sind. Solche Anwendungen sind aber auch Seebojen, Navigationslichter, Radarstationen, Signalanlagen, Notruftelefone etc. Der gegenwärtig größte Solargenerator mit 100 kW p Leistung steht in Utah (USA) mit 250000 Siliziumzellen auf 1700 m² Fläche. Typische Anwendungsgebiete sind in der Tabelle 10 gegeben. Das größte Solarzellenkraftwerk Europas steht auf der Nordseeinsel Pellworm und hat bei einer Fläche von 16000 m² eine Nennleistung von 300 kW. Sorgen bereitet den Betreibern die Wirtschaftlichkeit; die Stromerzeugungskosten liegen bei 2 €/kWh. In Deutschland sind Versuchssolarkraftwerke in Planung, die zur Wasserstofferzeugung eingesetzt werden sollen. Mit der Jahresproduktion von annähernd 100 000 m³ sollen 10 bis 15 Wohnhäuser mit Raumwärme, Warmwasser und Elektroenergie versorgt werden. 7.4.4 Ökologische Aspekte: Als größten Nachteil in Richtung der Umweltbeeinflussung wird immer der außerordentlich hohe Flächenbedarf genannt. Immerhin ist in Mitteleuropa für ein 66 Solarkraftwerk von 1300 MW Leistung eine Fläche von 100 bis 160 km² notwendig. Selbst in der besonders günstigen Region der Sahara sind noch etwa 60 km² erforderlich. Weitaus gefährlicher ist aber der Umstand, dass bei der Produktion der Solarzellen große Mengen hochtoxischer und leichtentzündlicher Gase verwendet werden. Durch die Erfüllung hoher Umweltstandards, wenn auch unter erheblichen Kosten, ist die Produktion aber weitgehend problemlos zu sehen. Die negativen Umweltaspekte sind damit insbesondere im Vergleich mit anderen Energietechniken gering. Ihnen stehen eine Vielzahl von positiven Aspekten entgegen. Dazu zählen unter anderem: die verglichen mit der Kernenergie oder der fossilen Energie hohe Akzeptanz in der Bevölkerung Nutzung einer weitgehend krisensicheren und jederzeit verfügbaren Energie Verminderung der Abhängigkeit von Energieimporten mit der Nutzung gekoppelte Beschäftigungseffekte. 8.Methanol als Energieträger: 8.1. Eigenschaften von Methanol: Methanol CH3OH, auch Methylalkohol genannt, ist als farb- und geruchlose Flüssigkeit. der einfachste Alkohol, der in der Natur als Ester in ätherischen Ölen und als Äther in vielen Pflanzenstoffen enthalten ist. Methanol wurde früher aus Holzgeist gewonnen, heute in großen Mengen (die Weltproduktion liegt über 10 Millionen Tonnen pro Jahr) fast ausschließlich durch katalytische Verfahren aus Synthesegas hergestellt. Es stellt einen wichtigen chemischen Grundstoff zur Erzeugung zahlreicher chemischer Verbindungen dar und dient als Lösungsmittel. Der Siedepunkt von Methanol liegt bei Normaldruck bei 64,7 °C, die Erstarrungstemperatur bei –97,8 °C. Die Dichte beträgt 0,79 kg/dm³. Mischungen von 7% bis 36% mit Luft sind entflammbar, die Selbstentzündungstemperatur liegt bei 467 °C. Methanol kann aus einer Reihe von Grundstoffen großtechnisch hergestellt werden, wodurch die Forderung nach Verfügbarkeit gegeben ist. Da es unter Normalbedingungen flüssig ist, ist ein Transport in Rohrleitungen, Tankfahrzeugen, Tankschiffen und ähnlichem leicht möglich. Die Speicherung erfolgt drucklos in flüssiger Form, was einen großen Vorteil gegenüber gasförmigen Energieträgern darstellt. Bezüglich der Umweltfreundlichkeit muss festgestellt werden, dass Methanol wohl giftig, sonst aber hinsichtlich der Umweltbelastung ähnlich den fossilen Energieträgern einzustufen ist. Durch die Mischbarkeit mit Wasser kann Methanol leicht verdünnt werden und ist überdies biologisch schnell abbaubar. Weiters besitzt es die Eignung als Treibstoff für Verbrennungsmotoren, was für einen zukünftigen Energieträger zweifelsohne von größter Bedeutung wäre. 8.2. Herstellung von Methanol: Die Herstellung von Methanol erfolgt heute hauptsächlich aus Synthesegas. Als Ausgangsstoff dient hierbei meist Kohle oder Koks. Wasserstoff und Kohlenstoff reagieren bei Temperaturen oberhalb 600 °C nach der endothermen Wassergasreaktion. C + H2O CO + H2 Das entstehende Gasgemisch (Synthesegas) besitzt einen Heizwert von 11,7 MJ/m³n (3,25 kWh/m³n). Dieses Gas kann unmittelbar als Brennstoff verwendet werden und ist die Grundlage der Methanolherstellung. Unter Wirkung geeigneter Katalysatoren und Drücken von 50 bar bis 200 bar und Temperaturen um 350 °C bzw. 450 °C vollzieht sich eine exotherme Reaktion, die zur Methanolbildung führt. 67 2H2 + CO CH3OH Vorteilhaft ist hierbei, dass als Ausgangsprodukt Kohle, die nach heutigen Kenntnissen der Weltreserven von allen fossilen Energieträgern mit Abstand am längsten verfügbar sein wird, verwendet werden kann. Sollte im Zuge einer „Wasserstoffwirtschaft“ Wasserstoff als Energieträger fungieren, so wäre auch hier die Methanolgewinnung gesichert. Außer Kohle eignen sich als Ausgangsstoffe vor allem Erdöl und Erdgas, aber auch städtische und landwirtschaftliche Abfallstoffe und pflanzliche Produkte. Als zukünftige Möglichkeit könnten sogar das Kohlendioxid der Luft oder Kalkstein zur Methanolgewinnung herangezogen werden. Bei Verwendung von Kalkstein verläuft die Reaktion wie folgt: CaCO3 H2O CO2 + H2 CaO + CO2 H2 + ½ O2 CH3OH + H2O (Kalkbrennen) (Wasserstofferzeugung) (Methanolsynthese) Die benötigten Wärmeenergien für das Kalkbrennen und für die Wasserstofferzeugung (Thermische Spaltungsverfahren) könnten ebenfalls Reaktoren liefern. Derzeit liegen die Herstellungskosten von Methanol nach diesem Verfahren noch zu hoch. 8.3. Verwendungsmöglichkeiten von Methanol: Wie bereits erwähnt, ist Methanol ein wichtiger Grundstoff in der Chemie, und da es schwefelfrei ist, stellt es einen umweltfreundlichen Energieträger für Heizzwecke dar und könnte somit auch zur Versorgung von kalorischen Kraftwerken dienen. Weiters kann Methanol in Brennstoffzellen direkt in elektrische Energie umgewandelt werden, was ebenfalls eine günstige Voraussetzung für einen möglichen breiten Einsatz wäre. Die vielleicht wichtigste Anwendungsmöglichkeit und damit eine große Bedeutung für die Zukunft liegt in der Tatsache, dass Methanol als Kraftstoff für Verbrennungsmotoren geeignet ist. Bei Methanol ist auch das Gewichts- und Volumsproblem bei der Speicherung nicht relevant. In der Folge soll noch kurz auf die Möglichkeit der Substitution von Benzin durch Methanol im Verkehrssektor eingegangen werden. Superbenzin weist einen Energieinhalt von 43,2,MJ/kg bzw. 32,4 MJ/l (9,0 kWh/l) auf, Methanol etwas weniger als die Hälfte, nämlich 15,5 MJ/l (4,3 kWh/l). Dies bedeutet, dass – bei gleicher Reichweite eines Fahrzeuges, dieses einen doppelt so großen Tank benötigt wie herkömmliche Benzinfahrzeuge. Dies ist auch der entscheidende Nachteil gegenüber benzinbetriebenen Fahrzeugen. Methanol hat aber hervorragende Hochleistungseigenschaften (Verwendung in Rennmotoren) hohe Oktanzahl und damit hohe Klopffestigkeit, weiters geringe Neigung zur Selbstentzündung, wodurch eine Verwendung im Dieselmotor nicht möglich ist. Methanol benötigt zufolge des gebundenen Sauerstoffes geringere Luftmengen (ca. 50%). Hinsichtlich der schädlichen Abgasemission ist der Methanolmotor dem Benzinmotor ebenfalls überlegen. Probleme bringt der Methanolmotor beim Starten des kalten Motors, da Methanol bei Umgebungstemperatur einen so kleinen Dampfdruck aufweist, dass keine gasförmige Mischung mit Luft möglich ist. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Methanol in absehbarer Zeit eine echte Alternative für die Versorgung von Verbrennungsmotoren darstellt. Allerdings müsste hierzu die Methanolproduktion wesentlich gesteigert und ein geeignetes Verteilsystem (Tankstellen) geschaffen werden. Auch ein schrittweiser Übergang zu Methanol durch Zumischung von 15 bis 20% zu Benzin wäre denkbar. 68 9. Wasserstoff als Energieträger: Wasserstoff besitzt die meisten Eigenschaften, die für erneuerbare oder neue Energieträger gefordert werden. Er bietet sich daher als neuer Energieträger besonders an und steht im Wasser der Weltmeere in praktisch unbegrenztem Ausmaße zur Verfügung. Der Energietransport in Rohrleitungen, besonders über große Entfernungen, ist möglich und wirtschaftlicher als elektrische Energieübertragung. Gerade dieser Aspekt wird in Zukunft eine große Rolle spielen, denn es ist vorstellbar, dass bei weiter steigendem spezifischem Energieverbrauch große Energieumwandlungszentren geplant und errichtet werden müssen, die weitab von den Verbraucherschwerpunkten liegen. Wasserstoff lässt sich gasförmig, flüssig, in fester Form als Metallhydrid und in Form chemischer Verbindungen speichern. Die Umwandlung von Wasserstoff in thermische und elektrische Energie sowie die Verwendung als Treibstoff ist möglich. Wasserstoff stellt ferner einen wichtigen Grundstoff für viele chemische Verfahren dar. Letztlich ist die Verwendung von Wasserstoff extrem umweltfreundlich. Bei seiner Verbrennung entsteht wieder Wasser – neben geringen Mengen von Stickoxiden – der Kreislauf ist also in sich geschlossen. Daraus ergibt sich, dass Wasserstoff eine gewisse Attraktivität als Energieträger anhaftet und es ist daher nicht verwunderlich, dass seit einiger Zeit das Wort „Wasserstoffwirtschaft“ immer öfter auftaucht. Dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es noch einige wesentliche Probleme zu lösen gibt, die jedoch technisch lösbar erscheinen. Hierher gehören vor allem die Sicherheitsaspekte in Verbindung mit Wasserstoff und die großtechnische Erzeugung aus nichtfossilen Primärenergieträgern. 9.1. Sicherheitstechnische Aspekte bei der Verwendung von Wasserstoff: Wasserstoff ist geruchlos und farblos und schwerer als Luft. Bei Mischung mit Luft oder Sauerstoff entsteht Knallgas. Die Zündung von Gemischen mit Wasserstoff erfolgt bereits bei sehr geringer Energiezufuhr. Die Explosionsgrenzen in Luft reichen von 4 bis 75 Vol-% H2, wobei die Flammenausbreitungsgeschwindigkeit mit 2,75 m/s etwa das 7,5-fache jener von Methan beträgt. Wasserstoff diffundiert durch kleinste Spalten und führt mitunter zur Versprödung von Metallen. Aus allen diesen Gegebenheiten ergeben sich erhöhte Gefahrenmomente, doch bei sachgemäßem Umgang und entsprechender sorgfältiger Herstellung von Behältern, Rohrverbindungen etc. fallen diese nicht allzu sehr ins Gewicht. 9.2. Großtechnische Gewinnung von Wasserstoff: Dass Wasserstoff auch heute schon in beachtlichen Mengen produziert wird, zeigen folgende Zahlenwerte: Im Jahr 1938 betrug die Weltproduktion etwa 70x10 6 m³n, im Jahr 1973 über 250X1012 m³n (ca. 22,5 Millionen Tonnen) und 1977 betrug die Weltproduktion 30 Millionen Tonnen, von denen 80% aus Erdöl, 15% aus Kohle und der Rest mittels Elektrolyse gewonnen wurden. Rund 80% der gesamten Wasserstoffproduktion werden in der Petrochemie für die Ammoniakherstellung, die Erdölverarbeitung und für die Methanolerzeugung – um nur die wichtigsten zu nennen verbraucht. Der überwiegende Teil der Wasserstofferzeugung basiert auf fossilen Energieträgern. Im Folgenden sollen nun Verfahren zur Gewinnung von Wasserstoff aus nichtfossilen Quellen – in erster Linie aus Wasser – behandelt werden. 69 9.2.1. Elektrolyse: Die Elektrolyse stellt die einfachste Art der Wasserstoffgewinnung dar, ist lange bekannt und liefert den reinsten Wasserstoff. Die Lebensdauer solcher Anlagen liegt bei 15 bis 20 Jahren und doch sind sie großtechnisch nur wenig verbreitet. Der Grund liegt derzeit in den relativ hohen Kosten für die Wasserstofferzeugung, was wiederum durch den großen Anteil an Stromkosten bedingt ist. (4,5 bis 4,85 kWh werden für die Herstellung eines Normkubikmeters Wasserstoff benötigt.) Es existieren heute Anlagen mit Erzeugungsraten von einigen Tonnen Wasserstoff pro Tag. Durch Impulse aus der Brennstoffzellentechnik werden seit einigen Jahren neue Wege in der Forschung beschritten. So wurden Festpolymer-Elektrolyten entwickelt, mit denen die Verfahren unter wesentlich höheren Temperaturen bis etwa 1000 °C ablaufen können. Beim sogenannten Gezro-Prozeß Wird an die Anode Kohlenmonoxid und an die Kathode Wasserdampf herangeführt. Die Reaktionen verlaufen bei Temperaturen von 800 bis 1000 °C. Da die Reaktionsenthalpie negativ ist müsste bei diesem Prozess sogar theoretisch elektrische Energie erzeugt werden können und damit der elektrische Energiebedarf fast vollständig unterbunden werden können. Problematisch bei diesen Hochtemperaturzellen ist die Langzeitbeständigkeit der Festelektrolyte. Jedoch sollte bei diesen Zellen ein Gesamtwirkungsgrad von 60 bis 70% erreicht werden können. Die Entwicklung auf dem Sektor der Elektrolyse ist derzeit in vollem Gange und noch lange nicht abgeschlossen. 9.2.2. Thermochemische Spaltungsverfahren: Ein anderes Prinzip großtechnisch Wasserstoff durch Wasserspaltung zu erzeugen, stellen die Gruppe der thermischen Spaltungsverfahren dar. Wasser durch thermische Energiezufuhr direkt in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten erfordert Temperaturen von einigen 1000 °C, die großtechnisch nicht verfügbar sind. Die Bestrebungen laufen daher in der Richtung, Verfahren zu entwickeln, die bei niedrigen Temperaturen und in mehreren Stufen Wasser unter Anwesenheit von Katalysatoren spalten. Es existiert heute eine große Zahl von theoretisch möglichen Verfahren. Die meisten weisen jedoch mehr oder weniger große Probleme auf. Diese liegen im Einsatz teurer, teils giftiger Katalysatoren, die obendrein für einen großtechnischen Einsatz nicht in genügender Menge vorhanden sind, in zu langsamen Reaktionsgeschwindigkeiten, Materialproblemen bei den Wärmetauschern zufolge der hohen Temperaturen und korrosiver Atmosphäre. Vielversprechend sind Verfahren, die eine Kombination von thermischer Spaltung und Elektrolyse darstellen. Hier sind vor allem die Verfahren auf SO 2 Basis zu nennen. H2SO4 thermische Spaltung bei 800 °C H2O + SO2 + ½ O2 H2O + SO2 Elektrolyse 0,17 V 25 °C H2SO4 + H2 Auch bei diesen Verfahren treten eine Reihe von technologischen Problemen, bedingt durch die Schwefelsäure, auf. Diese scheinen aber prinzipiell lösbar. Es ist vorstellbar, dass künftige Energieumwandlungsanlagen sowohl elektrische Energie als auch Wasserstoff erzeugen. Als Standorte kämen wegen des Kühlwasserbedarfes für die Kraftwerksanlage und des Wassers für die Wasserstofferzeugung Off-Shore-Anlagen in Frage. Zahlreiche Projekte dieser Art sind im Planungsstadium. Es bleibt abzuwarten, wie sich die künftige Energiepolitik zu solchen Mammutprojekten stellt. 9.2.3. Solar-Wasserstoffwirtschaft: Wurde eingangs die Umweltfreundlichkeit des Wasserstoffs hervorgehoben, so bestehen bei den großtechnischen Erzeugungsmethoden, vor allem unter Einbeziehung von Kernenergie heute große Bedenken. Eine extrem günstige Lösung wäre wohl der 70 Einsatz von Sonnenenergie zur Wasserstofferzeugung. Diese Möglichkeiten seien im Anschluss kurz angeführt, obwohl sich alle noch im Versuchsstadium befinden. 9.2.3.1. Solarthermische Anlagen: Hierzu gehören alle jene Projekte, die die Sonnenenergie zur Erzeugung von Wärme unmittelbar – in thermischen Spaltungsanlagen - oder mittelbar über die Erzeugung elektrischer Energie zur Wasserstofferzeugung verwenden. Bei letzterem kommt vor allem die bessere Transportmöglichkeit von Wasserstoff gegenüber elektrischer Energie über große Entfernungen zum Tragen. Zu bedenken sind in diesem Zusammenhang die Probleme der Standortwahl. Erforderlich sind große Flächen in Zonen mit hoher Sonneneinstrahlung und außerdem ausreichende Wasservorkommen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass bereits Projekte ausgearbeitet wurden, die die Sonnenenergienutzung zur Wasserstofferzeugung auf dem Meere zum Ziel haben. Bei manchen dieser Projekte wird auch der vertikale Temperaturgradient des Meeres, wie es bereits besprochen wurde genutzt. Es existieren auch Untersuchungen über die direkte Elektrolyse von Meerwasser. 9.2.3.2. Photoelektrische Umwandlung: Eine weitere Möglichkeit liegt in der direkten Umwandlung der Sonnenenergie in elektrische Energie mittels Solarzellen und angeschlossener Elektrolyse. Die Großtechnische Realisierung solcher Anlagen hängt wesentlich von der weiteren energetischen und kostenmäßigen Entwicklung der Solarzellentechnik ab. Auch in diesem Falle wären schwimmende Anlagen auf dem Meer denkbar. 9.2..3.2. Photochemische Prozesse zur Wasserstofferzeugung: Die Photosynthese der grünen Pflanzen besteht darin, dass sie mit Hilfe von Pigmentsystemen, die Chlorophyll enthalten, einen weiten Bereich des sichtbaren Anteiles des Sonnenlichtes absorbieren. Diese Energie bewirkt dann in einer Reihe von komplizierten biochemischen und biophysikalischen Reaktionen die Assimilation (ein Reduktionsvorgang) von atmosphärischem Kohlendioxid zu Kohlehydrat. Wie neuere Forschungen zeigen, stammt der für die Reduktion des Kohlendioxids in den Pflanzen notwendige Wasserstoff aus der Aufspaltung des Wassers in Wasserstoff und Sauerstoff unter Nutzung des Sonnenlichtes. Der dabei nicht benötigte Sauerstoff entweicht in die Atmosphäre. Für den Energietechniker von besonderem Interesse ist die Erzeugung des Wasserstoffes und die Tatsache, dass die bei der Photolyse entstehenden Produkte (Wasserstoff und Sauerstoff) nicht sofort miteinander reagieren und so wieder Wasser entsteht. Wissenschafter, die dieses Phänomen näher untersuchten, fanden, dass die für die Photolyse maßgebenden absorbierenden Stoffe in genau definierter Weise auf bestimmten Strukturen, nämlich Membranen, angeordnet sind. Das Membranprinzip scheint nun eine Schlüsselstellung in der photosynthetischen Umwandlung der Sonnenenergie in Pflanzen, aber auch in photosynthetischen Bakterien zu spielen. Wasser selbst absorbiert sichtbares Licht nicht, es müssen diesem vielmehr geeignete Absorber, sogenannte Photokatalysatoren beigemengt werden. Bei den grünen Pflanzen übernimmt das Chlorophyll diese Rolle. Die Aufgabe dieser Photokatalysatoren ist es, das Sonnenlicht zu absorbieren und die dabei aufgenommene Energie möglichst verlustfrei an das Wasser abzugeben. Als Photokatalysatoren sind bestimmte lösliche Salze wie Cersalze oder Eisensalze oder Halbleitersubstanzen bekannt. Die erzielbaren Wirkungsgrade liegen bei solchen Prozessen mit Salzen als Katalysatoren noch weit unter der 1% Grenze. Bei der Verwendung von Halbleitern als Katalysatoren liegen die energetischen Verhältnisse günstiger. Als Halbleitermaterial kann z.B. Titanoxid verwendet werden. Theoretisch wäre mit solchen Systemen Gesamtwirkungsgrade von 28% möglich. Die 71 extrem hohen Kosten für die entsprechenden Halbleitermaterialien lassen einen großtechnischen Einsatz vorerst nicht zu. Es wird sicherlich noch großer Anstrengungen bedürfen, um Wasser unter vertretbarem Aufwand durch Nutzung der Sonnenenergie in Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Es wäre aber hiermit eine unerschöpfliche und extrem umweltfreundliche Energiequelle erschlossen. 9.2.4. Speicherung von Wasserstoff: Wie schon mehrmals in dieser Vorlesung erwähnt ist die Speicherung von Energieträgern von großer Bedeutung. Großanlagen sind nur dann wirtschaftlich, wenn ihr Betrieb kontinuierlich geführt werden kann. Der Verbrauch unterliegt aber zeitlichen Schwankungen. Schon allein daraus ergibt sich neben vielen anderen Gründen die Notwendigkeit geeigneter Speichermöglichkeiten. Welche Möglichkeiten bestehen nun prinzipiell für die Speicherung von Wasserstoff? Für die Speicherung in gasförmigem Zustand eignen sich für kleinere Mengen Druckgasbehälter, Druckflaschen und ähnliches. Für größere Mengen sind diese Speicher unwirtschaftlich, da Wasserstoff massenmäßig ein sehr guter (119,9 MJ/kg) volumsmäßig aber ein sehr schlechter (10,8 MJ/m³n) Energieträger ist. Aus der Speicherung von Erdgas sind genügend Erfahrungen vorhanden, so dass die Untertagespeicherung in Steinsalzkavernen, Porenspeichern, und aufgelassenen Erdgaslagerstätten als Stand der Technik angesehen werden kann. Die Speicherung in Steinsalzkavernen wurde erstmalig 1961 in den USA praktiziert und hat seither weltweite Verbreitung gefunden. Die Speicherung von Wasserstoff in flüssiger Form stellt heute kaum Probleme dar. Ebenso wenig der Transport. In dewargefäßähnlichen Behältern mit einer „Superisolation“ können heute die Verdampfungsverluste auf weniger als 0,5 bis 1% pro Tag gesenkt werden. Ungünstig bei der Verflüssigung von Wasserstoff ist die Tatsache, dass etwa 30% seines Energieinhaltes zur Verflüssigung aufgewendet werden müssen. Eine neue Art der Speicherung stellt die Speicherung in Form von Hydriden dar. Manche Metalle und Metalllegierungen zeigen die Eigenschaft, dass sie Wasserstoff unter bestimmten Druck- und Temperaturverhältnissen aufnehmen und in ein Hydrid übergehen. (z.B. Eisentitanhydrid, Magnesiumhydrid). Der Wasserstoff wird unter gleichbleibendem Druck und konstanter Temperatur an das Metall gebunden. Es bildet sich eine neue Phase das Metallhydrid. Bei einer Temperaturerhöhung oder einer Drucksenkung wird der Wasserstoff wieder abgegeben. Der Vorgang ist wiederholbar und daher für Speicherzwecke interessant. Das Laden ist ein exothermer, das Entladen ein endothermer Vorgang. 9.2.5. Energietransport: Durch die Tatsache, dass in Zukunft die Energieumwandlungsanlagen aus verschiedenen Gründen weitab von den Verbraucherschwerpunkten liegen werden, kommt dem Energietransport über große Entfernungen eine erhöhte Bedeutung zu. Die elektrische Energieübertragung gewinnt sicherlich in Zukunft noch wesentlich an Bedeutung, doch ist hier zu bedenken, dass nach heutigen Erkenntnissen eine Steigerung der übertragbaren Leistung je Übertragungssystem kaum über 20 GVA denkbar ist. Darüber hinaus bedingen große Übertragungsstrecken vermehrten technischen Aufwand. Wesentlich günstiger liegen die Verhältnisse bei flüssigen oder gasförmigen Energieträgern. Beispielsweise würde eine Rohrleitung von 120 cm Durchmesser mit Wasserstoff bei einem Druck von 100 bar und einer Strömungsgeschwindigkeit von 20 m/s etwa 23 GW übertragen. Gute Erfahrungen liegen mit Wasserstoffleitungen in Deutschland vor, bei einem Druck von rund 15 bar und einer Leitungslänge von 300 km. 72 Die geschätzten spezifischen Transportkosten liegen bei Wasserstoff um rund 30 bis 40% höher als bei Methan (Erdgas) und im den Faktor 4 bis 5 niedriger als für elektrische Energieübertragung mittels Hochspannungskabel. 9.2.6. Anwendungsmöglichkeiten, Transformierbarkeit in andere Energieformen: Wasserstoff ist einer der wichtigsten Grundstoffe der Chemie und findet unter anderem Verwendung in der hydrierenden Vergasung, Kohlehydrierung, Hydrocraken, Entschwefelung, Direktreduktion von Erzen, Ammoniaksynthese, Methanolsynthese usw. Die Umwandlung in thermische Energie kann entweder durch Verbrennung in geeigneten Brennern, oder durch katalytische Verbrennung erfolgen. Luft und Wasserstoff werden dabei durch eine poröse katalytisch wirkende Platte geführt. Die Verbrennung erfolgt bei niedrigen Temperaturen von 150 bis 200 °C innerhalb der Poren ohne Flamme. Katalytisch aktiv sind Platin und andere Edelmetalle. Wasserstoff ist als Treibstoff für Transportflugzeuge interessant, da er ein Energieträger mit relativ hohem spezifischem Inhalt ist. Entwicklungen und Untersuchungen in dieser Richtung sind im Gange. Die Erzeugung elektrischer Energie aus Wasserstoff kann auf thermischer Basis mittels Gasturbine und Generator oder direkt in Brennstoffzellen erfolgen. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Möglichkeit hingewiesen elektrische Energie in Form von Wasserstoff zu speichern. Von großer Bedeutung für die Energiewirtschaft ist der Transportsektor und hier wiederum der Individualverkehr. Sicherlich unbestritten ist die Tatsache, dass in naher Zukunft eine Substitution der fossilen Brennstoffe durch andere nichtfossile erfolgen muss. Gerade in jüngster Zeit gehen die Entwicklungen in Richtung des wasserstoffbetriebenen Kraftfahrzeuges. Einer der Hauptvorteile bei der Verwendung von Wasserstoff im Verkehr ist die geringe Schadstoffemission. Bei der Verwendung von Verbrennungsmotoren entstehen nur Stickoxide. Damit ist die Verbrennung wesentlich umweltfreundlicher als jene bei Benzin oder Dieselmotoren. Das Kernproblem stellt jedoch die Speicherung des Wasserstoffs im Kraftfahrzeug dar. Eine Speicherung in gasförmiger oder flüssiger Form ist aus verschiedenen Gründen unzweckmäßig. Dazu gehören das hohe Speichergewicht, zu große Drücke oder Verdampfungsverluste, zu hohe Kosten für die Kompression oder Verflüssigung oder aber auch die Explosionsgefahr. Einige Versuchsfahrzeuge, darunter auch Busse stehen bereits in praktischer Erprobung. Ähnlich wie bei Batteriefahrzeugen spielt aber hier, wie bereits erwähnt das Speichergewicht eine bedeutende Rolle für die auftretenden Probleme. Im günstigsten Fall erreicht man, gleicher Energieinhalt wie bei Benzin vorausgesetzt, ein Gewichtsverhältnis von Benzintank zu Wasserstoffspeicher von 1:4. Bis zur serienreifen Fertigung von wasserstoffbetriebenen Kraftfahrzeugen liegt sicher noch ein weiter Weg. Es bedarf noch großer Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf dem Speichersektor selbst, sowie der Entwicklung der Ladestationen selbst. (Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur) Auch die serienmäßige Erzeugung von wasserstoffbetriebenen Verbrennungsmotoren bedarf noch einiger Ingenieurarbeit. Gleichzeitig ist auch das Problem der kostengünstigen großtechnischen Herstellung von Wasserstoff aus nichtfossilen Energieträgern zu lösen. 10. Heißwasser als Energieträger für Fernwärme: Heißwasser als Energieträger gewinnt in den letzten Jahren im Zuge des verstärkten Ausbaues der Fernwärmenetze zunehmend an Bedeutung. Obwohl die Fernwärmeversorgung bereits ins Jahr 1882 (erste Fernheizung in Lockport bei New York) zurückreicht, wird derzeit noch an vielen Details wie Optimierung verschiedener Netzparameter oder an Untersuchungen über die Wirtschaftlichkeit der 73 Einsatzmöglichkeiten gearbeitet. Nach Ansicht vieler Fachleute wird in Zukunft neben elektrischer Energie und gasförmigen Energieträgern auch Heißwasser als Energieträger zur Deckung des Wärmebedarfes im Niedertemperaturbereich in Ballungsgebieten zum Einsatz kommen. Dies ist auch der Grund warum dem konventionellen Energieträger Heißwasser ein kurzer Abschnitt gewidmet ist. Für die Fernwärmeübertragung sprechen vor allem die geringere Schadstoffemission durch die zentrale Wärmeerzeugung im Vergleich zur Wärmebedarfsdeckung mittels Einzelanlagen, bessere Ausnutzung der Rohstoffquellen, geringere Abwärmebelastung der Umgebung und die Möglichkeit verschiedene Primärenergieträger optimal einzusetzen. Schließlich bietet Fernwärme auch für den Verbraucher eine Reihe von Vorteilen. Für die Wahl der Vorlauftemperatur des Fernwärmenetzes sind eine Reihe von Kriterien maßgebend. Einerseits sollte die Temperatur niedrig angesetzt werden, um die Wärmeverluste bei gegebenen Isolationsaufwand möglichst klein zu halten. Andererseits muss bei niedriger Vorlauftemperatur eine größere Heißwassermenge (bei gegebener Rücklauftemperatur) zu den Verbrauchern geführt werden. Allerdings ist die Vorlauftemperatur auch nach unten hin durch die erforderlichen Mindesttemperaturen auf der Verbraucherseite begrenzt. Übliche Wasservorlauftemperaturen liegen zwischen 75 und 130 °C, die Rücklauftemperaturen entsprechend niedriger. Da der Wärmebedarf eines Großteils der Verbraucher (Haushalte) von der Jahreszeit abhängt, muss die übertragene Wärmemenge entweder durch Änderung der Vorlauftemperatur oder bei konstanten Temperaturverhältnissen durch Änderung des Heißwasserstromes den Bedarfsverhältnissen angepasst werden. Als Wärmequellen für Fernwärmenetze kommen reine Heizwerke oder die in jüngster Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnende Kombination von Kraft und Wärmeerzeugung, das sogenannte Wärmekraftwerk in Frage. Als Energielieferanten sind Abfallstoffe (Müll) , fossile Brennstoffe, Kernenergie aber auch Biomasse und Sonnenenergie möglich Die Ausnützung eines Fernwärmenetzes ist umso günstiger, je größer die transportierte Wärmemenge und die jährliche Auslastung ist. Fernwärme kommt daher in erster Linie für dicht besiedelte Gebiete in Frage. Im folgenden soll noch kurz auf die Möglichkeiten der Wärmeeinspeisung in Fernwärmenetze durch Heizkraftwerke eingegangen werden. Hier ist zwischen Dampfund Gasturbinen- und kombinierten Gas/Dampfturbinenanlagen zu unterscheiden. In Dampfturbinenanlagen besteht die Möglichkeit von Gegendruck oder Entnahmekondensationsturbinen. Bei der Gegendruckturbine besteht eine feste Zuordnung von Wärme- und elektrischer Energieerzeugung. Der Dampfstrom durch die Turbine richtet sich nach dem Wärmebedarf des Fernwärmenetzes. Der Abdampf wird generell noch für weitere Zwecke ausgenützt. Die Turbine arbeitet daher gegen einen höheren Austrittsdruck (Gegendruck) als beispielsweise die Kondensationsturbine, wo der Dampf normalerweise bei Unterdruck kondensiert. Bei Entnahmekondensationsturbinen ist eine Änderung des Verhältnisses Heizenergie zu elektrischer Energie in weiten Grenzen möglich. Es wird ein Teil des Dampfes der Turbine entnommen, der Rest in der Turbine entspannt und bei Unterdruck in einem Kondensator kondensiert. In Gasturbinenanlagen wird ein Teil der in den austretenden heißen Abgasen enthaltenen Wärme über geeignete Wärmetauscher dem Fernwärmekreislauf zugeführt. Bei kombinierten Gas/Dampfturbinenanlagen dienen die Abgase der Gasturbine zur Dampferzeugung für den gekoppelten Dampfturbinenkreis. Hier kann Wärme sowohl vom Gas- als auch vom Dampfkreis entnommen werden. 11. Komprimierte und flüssige Luft als Energieträger: Die Verwendung von komprimierter Luft (Druckluft) als Energieträger ist nicht neu. Man denke hier nur an die vielen mit Druckluft betriebenen Maschinen in zahlreichen Einsatzgebieten und in allen Leistungsbereichen, ferner an druckluftbetätigte Schalter und 74 Steuereinrichtungen. In jüngster Zeit nimmt nun komprimierte Luft als Speichermedium und Energieträger bei den verschiedenen Konzepten der Luftspeicherkraftwerke auch großtechnisch eine besondere Rolle ein. Unter der Annahme, dass Luft in einen Speicher konstanten Drucks mittels eines thermodynamisch ideal arbeitenden Verdichters geladen wird, müsste der Exergiegehalt der Luft der aufgewendeten Verdichterarbeit entsprechen. Bei einem konstant angenommenen Speicherdruck von beispielsweise 50 bar würde 1 m³ Luft bei der Entspannung auf Umgebungsbedingungen von 1 bar und 15 °C theoretisch 4,9 kWh an Energie ergeben. Ein weiteres Gedankenexperiment wäre die Verwendung von flüssiger Luft als Energieträger. Die Luftverflüssigung könnte dabei unter Ausnutzung des Temperaturgradienten tropischer Meere erfolgen. Die flüssige Luft würde dann mit Tankschiffen zur Küste transportiert und von dort zu den Verbraucherzentren, wo sie in geeigneten Umwandlungsanlagen in andere Energieformen umgewandelt werden könnte. 12. Nichtkonventionelle Energiespeicherung: 12.1. Allgemeines: Energiespeicher sind Einrichtungen zur Aufnahme von Primär- oder Sekundärenergie, um diese im Bedarfsfalle wieder abzugeben. Die Aufgabe der Energiespeicher kann sein: Aufnahme und Speicherung in Lastangebotszeiten Deckung von Lastspitzen Bevorratung Ausgleich von Lastschwankungen Energiedeckung in Fällen, wo dies auf direktem Wege unmöglich ist Beitrag zur optimalen Nutzung der Primärenergie. Eine Einteilung der Speicher kann nach folgenden Gesichtspunkten erfolgen: nach der Energieart: Primärenergiespeicher, Sekundärenergiespeicher nach gespeicherter Energieform: mechanische, thermische, Energiespeicher nach Speichergröße (Volumen, Energiedichte) nach Speicherdauer: Kurz- Mittel- Langzeitspeicher nach Energiespeicherverfahren (Umwandlungsverfahren) elektrische Die Wahl des Speichersystems hängt letztlich von der Energiedichte, der Speicherdauer, der Entnahmecharakteristik, dem Umwandlungswirkungsgrad sowie weiterer Nebenbedingungen (z.B. Standortwahl) und schließlich von den Speicherkosten und der Wirtschaftlichkeit ab. 12.2. Elektrochemische Energiespeicher: Elektrochemische Speicher sind Vorrichtungen, welche die elektrische Energie in Form von chemischer Energie speichern und bei Bedarf diese wieder in elektrische Energie umwandeln und abgeben. Da die Speicherung einen umkehrbaren (elektrochemischen) Prozess verlangt, kommen hierfür in erster Linie Sekundärelemente (Sekundärbatterien, Akkumulatoren) in Frage. Prinzipiell wird bei elektrochemischer Energieumwandlung in elektrischen Zellen die chemische Energie, die bei der Reaktion von geeigneten Reaktionspartnern auftritt, nicht in Wärme, sondern direkt in elektrische Energie 75 umgewandelt. Die Grundlagen dieser Speicherformen gehören aber in das Fach Elektrotechnik. 12.3. Grundprinzip eines Luftspeicherkraftwerkes: Bei diesem Kraftwerkstyp wird elektrische Energie indirekt über die Verdichtung von Luft gespeichert. In Schwachlastzeiten wird Überschussenergie zur Luftverdichtung herangezogen, die komprimierte Luft in unterirdischen Kavernen gespeichert und in Bedarfszeiten – nach zusätzlicher thermischer Energiezufuhr – in Gasturbinen abgearbeitet. Der Unterschied zu konventionellen Gasturbinenanlagen liegt hier in der zeitlichen Trennung von Verdichtung und Expansion des Arbeitsmediums Luft. Eine derartige Anlage, die im Bild 55 schematisch dargestellt ist, wurde in Huntorf (BRD) bereits realisiert. Eine Synchronmaschine die sowohl als Motor als auch als Generator arbeiten kann treibt eine Verdichtergruppe, die die angesaugte Luft auf 40 bis 70 bar verdichtet. Die komprimierte Luft wird in unterirdischen Kavernen gespeichert, deren Volumen sich nach der zu speichernden Energiemenge und dem Speichertyp richtet. Zur Spitzenlastdeckung wird komprimierte Luft den Speichern entnommen und einer der Turbine vorgeschalteten Brennkammer zugeführt. Während des Turbinenbetriebes arbeitet die Synchronmaschine als Generator und liefert Spitzenenergie ins Netz. Durch die thermische Energiezufuhr (Erdgas, Heizöl, Wasserstoff?) in den Brennkammern ist die am Generator abgegebene Energiemenge um 20 bis 40% höher als die dem Verdichter zugeführte. Ein Betrieb ohne thermische Energiezufuhr ist praktisch unmöglich, da sich Luft bei der Entspannung in den Luftturbinen so stark abkühlen würde, dass es zur Vereisung der Turbinenschaufeln und damit zu Betriebsstörungen kommen würde. Selbst bei absolut trockener Luft würden Materialprobleme durch die Versprödung der Werkstoffe bei den tiefen Temperaturen auftreten. 12.3.1. Speichervarianten: Den wesentlichen Bestandteil dieser Kraftwerksvariante stellt die Speicheranlage dar. Für größere Kraftwerkseinheiten kommt aus Volumsgründen praktisch nur unterirdische Speicherung in Betracht. Je nach den Druck- und Volumsverhältnissen im Speicher während der Ladung bzw. Entladung unterscheidet man zwischen: 12.3.1.1. Festdruckspeicher: Bei diesen Speichern steht die Luft immer unter konstantem Druck, unabhängig vom Luftvolumen. Das Bild 56 zeigt eine mögliche Variante mit einem Wasserbecken als Druckausgleich. Bei einem Druck von 60 bar muss die geodätische Höhendifferenz der Wasserspiegel in Becken und Speicher rund 600 m betragen. Vorteilhaft bei dieser Speichertype ist, dass unabhängig vom Luftvolumen konstanter Speicherdruck herrscht. Speicher dieser Konzeption benötigen ein wesentlich kleineres Volumen als Gleitdruckspeicher, da fast die gesamte Energie der im Speicher enthaltenen Luftmenge in Nutzarbeit umgewandelt wird. Ihre Herstellung erfolgt nach bergbaulichen Methoden in geeigneten, vor allem dichten, Gesteinsformationen. 12.3.1.2. Gleitdruckspeicher: Bei diesem Speichertyp tritt bei Luftentnahme ein Sinken des Speicherdruckes bei gleichbleibenden Volumen und gleichzeitiger Abkühlung der Luft auf. Es ist klar, dass in diesem Fall das Speichervolumen wesentlich größer sein muss als bei der ersten Variante, denn es darf hier der Speicherdruck trotz gleichbleibendem Volumen nur bis zu einem von den Turbineneintrittsdaten bestimmten Mindestwert absinken. Um an der Turbine konstanten Eintrittsdruck zu gewährleisten, was den Betrieb mit konstanter Leistung wesentlich erleichtert, wird man in vielen Fällen nach dem Speicher ein 76 Drosselventil anordnen, das beim Entladen trotz variablen Speicherdruckes an der Turbine konstante Druckverhältnisse schafft. Dies führt zu geringen Drosselverlusten, die aber durch die günstigere Betriebsart vertretbar sind. Im Falle des schon angesprochenen Kraftwerkes Huntorf wurden zwei solcher Speicher mit je 135 000 m³ Speichervolumen in Steinsalzblöcken durch Aussolen hergestellt. 12.4. Untergrundspeicherung von Energieträgern: In den letzten Jahren war eine extrem hohe Steigerung des Erdöl- und Erdgasverbrauches in allen Industriestaaten zu verzeichnen. Dies führte dazu, dass von den ursprünglich oberirdisch angelegten Speicheranlagen aus Kosten- und Platzgründen immer mehr auf unterirdische Großspeicher zur Bevorratung der meist importierten Primärenergieträger sowie zum Ausgleich des schwankenden Energiebedarfes übergegangen wurde. Für unterirdische Speicher bestehen prinzipiell folgende Möglichkeiten: aufgelassene Öl- oder Gaslagerstätten Porenspeicher (Aquiferspeicher) künstlich geschaffene Hohlräume in Salzstöcken durch Aussolen künstlich geschaffene Hohlräume in festen dichten Gesteinsformationen (Felskavernen, Tunnel, Herstellung mit bergmännischen Verfahren, eventuell aufgelassene Bergwerke) 12.4.1. Porenspeicher: Porenspeicher eignen sich besonders für die Langzeitspeicherung von Gasen. Voraussetzung ist das Vorhandensein geeigneter poröser permeabler Gesteinsschichten, die meist Wasser enthalten. Weiters sollten diese Schichten in gewölbter Form vorliegen (Bildung einer Gasblase), und ferner muss eine gasundurchlässige Deckschicht das Abströmen des Gases nach oben verhindern. Die Ladung und Entladung dieser Speicher erfolgt über entsprechende Sonden, wobei ein Teil dieser nur zur Überwachung des Ladezustandes und des Gasdruckes dient. Übliche Gasdrucke liegen zwischen 40 und 60 bar, die Größe richtet sich nach den geologischen Voraussetzungen des Speichers. Porenspeicher eignen sich wegen ihrer Größe (bis zu 109 m³) vor allem zum saisonalen Ausgleich des Gasbedarfes. Das schwierigste Problem stellt die Auffindung solcher geologisch günstiger Aquiferspeicher dar, doch sind schon in vielen Ländern große Speicher seit einigen Jahren in Betrieb. (Frankreich, Deutschland, USA, Kanada, UdSSR) Zu den Porenspeichern sind auch aufgelassene Erdgas und Erdöllagerstätten zu zählen, die meist ohne große Explorationskosten in Gasspeicher umfunktioniert werden können. 12.4.2. Speicherung in Steinsalzkavernen: Künstlich durch Aussolen hergestellte Steinsalzkavernen eignen sich sowohl für die Ölals auch Gasspeicherung und zeichnen sich besonders durch ihre Dichtheit aus. Während Ölspeicher insbesondere der Bevorratung dienen, eignen sich Gasspeicher wegen ihrer raschen Entladbarkeit besonders zur Deckung von Spitzenlasten. Bei Ölspeichern wird in manchen Fällen das Öl mittels Wasser aus dem Speicher gedrückt, was eine Vergrößerung des Speichervolumens durch Aussolen zur Folge hat und dementsprechend berücksichtigt werden muss. Salzkavernen dienen darüber hinaus auch als Speicher für Druckluft und vereinzelt auch zur Speicherung von Flüssiggas. Geeignete geologische Voraussetzungen zur Errichtung derartiger Speicher sind selbstverständlich. 77 12.4.3. Speicherung in Felskavernen: Hierzu zählen aufgelassene Bergwerke oder eigens für Speicherzwecke geschaffene künstliche Hohlräume in Felsregionen. Problematisch ist in vielen Fällen die Dichtheit des Gesteins. Gasspeicher wurden bisher nicht bekannt, sondern nur Ölspeicher z.B. in Schweden und Norwegen. 12.5. Wärmespeicherung: 12.5.1. Wärmespeicherung durch Heterogenverdampfung: Manche chemischen Verbindungen AB zeigen die Eigenschaft, dass bei Wärmezufuhr unter bestimmten Druck- und Temperaturverhältnissen eine Komponente (B) in die Gasphase übergeht, während ein fester oder flüssiger Reaktionsteil (A) zurückbleibt. Führt man das Gas (B) zu einem späteren Zeitpunkt wieder der flüssigen oder festen Komponente (A) zu, so erfolgt eine Rückreaktion unter Abgabe der Reaktionswärme. Die Reaktionen verlaufen in weiten Bereichen isotherm, wobei die Temperatur vom Druck abhängt. Dieser mehr oder weniger reversible Vorgang bildet die Grundlage für diese Art der Wärmespeicherung. Die bei diesen Reaktionen umgesetzten Wärmemengen sind meist größer als die Verdampfungswärme von Wasser, in manchen Fällen um den Faktor 2 bis 3. Es gibt eine Reihe von Salzen, wie FeCl2, CaCl2, ZnCl2 usw., die große Mengen an Ammoniak (NH3 ) binden können. Als Beispiel sei folgende Reaktion angegeben: FeCl2 . 6NH3 FeCl2 . 2NH3 + 4NH3, Q = 53,3 kJ/mol NH3 (p=1 bar, = 100 °C) Ein auf diesem Prinzip arbeitender Wärmespeicher besteht demnach aus zwei Teilspeichern: einem, in dem sich nach der Wärmezufuhr die flüssige oder feste Komponente der Reaktionspartner befindet und einem zweiten mit dem abgespalteten Gas. Auch Metallhydridspeicher sind zu dieser Art der Wärmespeicher zu zählen. Als Nachteil muss die Tatsache erwähnt werden, dass die Reaktionen praktisch nicht vollständig reversibel verlaufen. Es treten Hystereseerscheinungen auf, die letztlich zu größeren exergetischen Verlusten führen. Bis zur großtechnischen Realisation dieser Art der Wärmespeicherung sind noch eine Reihe von Problemen wie die Reaktionsgeschwindigkeiten, Umwandlungswirkungsgrade, Korrosionsprobleme und die Thermodynamik zu untersuchen. 12.5.2. Großwärmespeicher für Niedrigtemperaturwärme: Der Grundgedanke für die verschiedenen Konzepte dieser Art der Wärmespeicherung liegt in der Tatsache, dass der Großteil der benötigten thermischen Energie bei Temperaturen unterhalb von 100 °C liegt. Andererseits fallen riesige Wärmemengen als Abwärmen in diesem Temperaturbereich an, die, wenn billig und über längere Zeit hin gespeichert, zur Deckung des Wärmebedarfes zur Raumheizung herangezogen werden könnte. Die Vorschläge für solche Speicheranlagen reichen von künstlich angelegten ober- oder unterirdischen Seen, bis zu unterirdischen Speicheranlagen, bei denen auch Bodenmaterial (z.B. Schotter) als zusätzlicher Energiespeicher herangezogen wird. 12.5.3. Latentwärmespeicher: Die Speicherung von Wärme in festen oder flüssigen Stoffen beruht darauf, dass durch thermische Energiezufuhr die potentielle und kinetische Energie der Atome und Moleküle erhöht wird. (sensible oder fühlbare Wärmespeicherung durch Temperaturerhöhung des betreffenden Stoffes) Darüber hinaus kann ein Stoff Wärme aufnehmen, die zu Änderung 78 des Aggregatzustandes oder zur Strukturänderung oder Phasenänderung führt, ohne dass hierbei ein Erhöhung der Temperatur eintritt. Die in diesen Fällen zugeführte – oder bei der Umkehr des Vorganges abgegebene Wärmemenge – bezeichnet man als latente Wärmemenge. Da es sich dabei um reversible Vorgänge handelt, können diese zur Wärmespeicherung herangezogen werden. latente Wärmespeicher. Für die praktische Nutzung dieser Effekte werden möglichst geringe Volumsänderungen angestrebt, so dass in erster Linie die Umwandlung fest flüssig von Interesse ist. Die Hauptaufgabe bei der Entwicklung von Latentwärmespeichern besteht darin, Stoffe zu finden, die eine möglichst große spezifische Schmelzwärme und außerdem eine, in dem für die Wärmespeicherung interessanten Temperaturbereich liegende Schmelztemperatur besitzen. Da sich die Speicherstoffe in geschlossenen Behältern befinden, darf der Dampfdruck im flüssigen Zustand keine hohen Werte annehmen. Darüber hinaus sollen die betreffenden Stoffe folgende Eigenschaften aufweisen: sie sollen chemisch stabil sein, zu keinen Korrosionserscheinungen mit dem Behälter führen, möglichst kleine Volumsänderungen aufweisen, im festen und geschmolzenen Zustand gute thermische Leitfähigkeit besitzen, zu keiner Umweltgefährdung führen, leicht verfügbar und großtechnisch herstellbar und billig sein. Eine Reihe von Forderungen, die nur schwer zu erfüllen sind. Bei hohen Temperaturen über 850 °C weisen die Fluoride von Lithium, Natrium und Magnesium extrem hohe Schmelzwärmen auf. Diese Temperaturen sind aber für Speicherzwecke kaum interessant, da die technisch verfügbaren Wärmequellen meist bei niedrigeren Temperaturen liegen. Im Temperaturbereich zwischen 400 und 800 °C weisen vor allem eutektische Fluoridgemische hohe Schmelzwärmen auf und sind daher für Latentwärmetauscher schon interessanter. Im Zusammenhang mit der Sonnenenergienutzung und der Nutzung von Niedertemperaturabwärme ist der Bereich unter 100 °C von größtem Interesse. Hier bieten sich vor allem Salzhydrate, wie sie in der Tabelle 11 gezeigt sind, an. Leider entsprechen die im Niedrigtemperaturbereich bekannten Latentspeichermassen nur unvollständig den eingangs erwähnten Forderungen, so dass bis heute, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf diesem Sektor nur sensible Wärmespeicher (Wasser, Gestein) eingesetzt werden. Der Einsatz geeigneter Latentwärmespeicher würde sowohl bei höheren Temperaturen als auch im Niedrigtemperaturbereich einen wesentlichen Beitrag zur optimalen Energienutzung liefern. Es bleibt zu hoffen, dass in absehbarer Zeit großtechnisch und wirtschaftlich günstige Lösungen gefunden werden. 79 Literaturverzeichnis zur Vorlesung Bücher: Erdmann Georg: Energieökonomik - Theorie und Anwendungen. B.G. Teibner Verlag Stuttgart 1992 Fanninger Gerhard: 10 Jahre Umweltenergietechnik in Österreich 1976 - 1986. Österreichische Gesellschaft für Sonnenenergie und Weltraumfragen GmbH. 1988 Rummich Erich: Nichtkonventionelle Energienutzung. Eine Einführung in die physikalischen und technischen Grundlagen. Springer Verlag Wien 1978 Bohn Thomas: Nutzung regenerativer Energie. Technischer Verlag Resch. Verlag TÜV Rheinland 1988. Kaltschmitt Martin, Andreas Wiese: Erneuerbare Energien. Systemtechnik, Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte. Springer Verlag Wien, Heidelberg, New York. 1995 Kleemann Manfred, Michael Meliß: Regenerative Energiequellen. 2. Völlig neu bearbeitete Auflage. Springer Verlag Wien, Heidelberg, New York. 1993 Hau Erich: Windkraftanlagen. 2. Überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag wien, Heidelberg, New York. 1996. Starzer Otto: Solar-Wasserstoff. Bestandsaufnahme und Ausblick. Energieverwertungsagentur Wien 1993 Zeitschriften: Energieanwendung, Energie und Umwelttechnik. Technisch- wissenschaftliche Zeitschrift für effiziente Energienutzung, Energie- und Umwelttechnik. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig - Stuttgart. Brennstoff Wärme Kraft. Zeitschrift des Vereins Deutscher Ingenieure für Energietechnik und Energiewirtschaft. VDI - Verlag GmbH Düsseldorf Energiewirtschaftliche Tagesfragen. Zeitschrift für Energiewirtschaft, Recht, Technik und Umwelt. Energiewirtschaft und Technik Verlagsgesellschaft mbH Düsseldorf. Erneuerbare Energie. Zeitschrift für Energiealternativen. Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie. Gleisdorf. Regenerative Energieformen Schriftenreihe der VDI Gesellschaft für Energietechnik. Düsseldorf.