Alternativmedizin - Hier geht es mehr darum zu versuchen diese

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Ich habe für die „Schwarzen Bretter“ der Hypies und dort unter Alternatives ein paar Fakten
über Alternativmedizin zusammengetragen. Dabei Habe ich mich in den ersten 12. Teilen
streng an vorliegende Dokumente gehalten und mir Kommentare weitestgehend erspart. Unter
1. bis 4. dann habe ich mir erlaubt einige eigene Gedanken dazu zu äußern.
Aufgrund einiger Bitten habe ich diese Darstellungen als Word-Datei zum Download
bereitgestellt, nun habt Ihr sie auf Eurem PC!
Bitte beachtet, die Teile 1 bis 12 unterliegen dem Urheberrecht, ich habe da ein wenig
zusammenkopiert! Also bitte nicht kommerziell nutzen oder anderweitig
veröffentlichen! Schwarze Bretter nehme ich mal davon aus!
Teil 1: Klassische Naturheilverfahren
Fangen wir doch einfach einmal an mit den klassischen Naturheilverfahren!
Naturheilverfahren wirken durch Kräfte, die aus der Natur selbst stammen, Licht, Luft,
Wärme, Kälte, Wasser, Erde, Bewegung, Ruhe, Ernährung, Nahrungsenthaltung und
Heilpflanzen.
Das Ziel dieser Verfahren ist es, durch eine dosierte Ent- und Belastung des Organismus seine
Selbstheilkraft zu stärken!
Der Begriff Naturheilkunde wurde von dem Arzt Lorenz Gleich im Jahr 1848 geprägt. Durch
medizinische Laien wie den Bauern Vinzenz P. Prießnitz, er lebte von 1790 bis 1851 und den
Pfarrer Sebastian Kneipp, dieser lebte 1821 bis 1897, erhielten diese Therapien den heute
typischen Charakter, der als Klassische Naturheilkunde bezeichnet wird.
Prof. Dr. med. Hans-Dieter Hentschel von der Arbeitsgemeinschaft klassischer
Naturheilverfahren zählt zu diesen nur wenige Verfahren, eigentlich nur 6, die heute
wissenschaftlich fundiert sind und seit 1993 zur Grundausbildung der Ärzte gehören.
1) Bewegungstherapie
2) Ernährungstherapie
3) Hydrotherapie
4) Phytotherapie
5) Thermotherapie
6) Massagen
7) Balneologie
8) Heliotherapie
9) Klimatherapie
10) Ordnungstherapie
Im Gegensatz dazu zählen Verfahren wie Reizstromtherapie, Neuraltherapie,
Konstitutionsmedizin, Homöopathie, Akupunktur, chinesische Medizin nicht zu den
naturheilkundlichen Verfahren.
Teil 2: Alternativmedizin
Kommen wir zum 2. Teil, der Alternativmedizin, auch Komplementärmedizin genannt.
Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffes "Alternativmedizin" gibt es nicht. Dieses
Schlagwort ist ein Sammelbegriff für verschiedenste Heil- und Diagnoseverfahren, die sich
im Gegensatz zur sogenannten "Schulmedizin" weitgehend nicht-invasiver (z.B. manueller)
und natürlicher (z.B. pflanzlicher) Heilmittel und auch psychologischer Verfahren bedienen.
Man könnte Alternativmedizin pauschal als jene Formen der Medizin bezeichnen, die es seit
ihrem Bestehen (z.T. reichen diese Formen bis in die Antike, meist aber in das 15.-19.
Jahrhundert zurück) nicht zu einem glaubwürdigen, wiederholbaren Beweis ihrer
Wirksamkeit gebracht haben. Solche Therapiesysteme sind meist religiös fundiert und
entziehen sich oft bewusst einer Überprüfung.
Die Alternativmedizin gewann in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung; dies vor
allem vor dem Hintergrund einer zunehmend ökologisch orientierten Gesellschaftströmung.
Zusätzlich kam es in den letzten Jahren zu einer gelegentlichen Integration vormals eindeutig
"alternativ-medizinischer" Verfahren, was oftmals von "Alternativtherapeuten" als Beleg für
die scheinbare Wirksamkeit verschiedenster Verfahren herangezogen wird.
Eine Abgrenzung zwischen schulmedizinischorientierter Naturheilkunde und der
Alternativmedizin fällt keinem Patienten leicht, denn von Aderlass bis Zungendiagnostik gibt
es ein breites Spektrum von Mitteln, Methoden und Verfahren, die den Bereich der
sogenannten Alternativmedizin bevölkern.
Dazu später mehr!
Teil 3: Verfahren alternativer Medizin und Wertung
Hier einige Verfahren aus der Alternativmedizin, damit wir verstehen, worum es geht!
Therapieverfahren:
Aromatherapie Aura-Heilung und magnetische Massage Aurikolotherapie (Ohrakupunktur)
Autologe Arzneimittel Bach-Blüten-Therapie Biochemie nach Schüssler Bioresonanz
Chelattherapie Colonhydrotherapie Cranio-Sacral-Therapie Edelsteinmedizin
Eigenbluttherapie Eigenharntherapie Enzymtherapie Farbtherapie Feldenkrais
Fußreflexzonenmassage Grinberg-Methode Hildegard-Medizin Homotoxikologie
Kohlendioxid-Behandlung Lasertherapie Magnetfeldtherapie Mikrobiologische Therapie
(Symbioselenkung) Neuraltherapie nach Huneke Nosoden Organotherapie Orthomolekulare
Medizin Petechiale Saugmassage und Matrix-Regeneration (MRT) Reiki Rolfing
Sauerstoffbehandlungen nach Ardenne Sehtraining Spagyrik Therapeutic Touch (Touch of
Healing) Transkutane elektrische Nerven-Stimulation (TENS)
Nun folgen die Diagnoseverfahren dieses Bereiches:
Angewandte Kinesiologie Elektroakupunktur nach Voll (EAV) Elektro-Haut-Test
Elektroneural-Diagnostik nach Croon (ENTH) Haarmineralanalyse Irisdiagnostik KirlianFotografie klinische Ökologie Pendeln Thermoregulationsdiagnostik Wünschelrute
Radiästhesie Geopathie Zungendiagnostik und die Diagnostik aus Hand, Fuß oder Ohr
Nun wird es kompliziert!
Aufgrund der Tatsache, dass oftmals alternativmedizinische Therapeuten die zweifelos
vorhandenen Behandlungserfolge der klassischen Naturheilkunde dazu nutzen, um ihrem
Verfahren das Deckmäntelchen einer quasi "natürlichen Wirksamkeit" überzustreifen, wird
man als Patient schnell verunsichert. Oft fällt dann noch das Wort "Naturheilkunde" oder
"Erfahrungsheilkunde" und schon verstummt jegliche Kritik, da man als Patient unbewusst
davon ausgeht, dass ein naturheilkundliches Verfahren eigentlich harmlos und positiv sein
müsse und man die Erfahrung beim Therapeuten ja stets voraussetzt.
Diese Vermischung der Begriffe ist ein Kennzeichen in der Alternativmedizin. Wie schnell so
etwas vor sich geht, wird am Beispiel schnell deutlich. Gehört das Stangerbad, ein Verfahren
aus dem schulmedizinischen Bereich der physikalischen Medizin zu den bewährten ärztlichen
naturheilkundlichen Verfahren. Die Bioresonanz oder die Elektroakupunktur nach Voll
hingegen gehört nicht dazu, keinesfalls. Gerade diese beiden letztgenannten "elektrischen
Verfahren" erwecken aber oft den Eindruck, als würden sie dem Bereich der physikalischtherapeutischen Elektrotherapie entstammen oder zumindest auf ähnlichen Grundkonzepten
begründet sein. So erweckt man den Eindruck, als sei man nur ein weiteres Verfahren aus
dem Gebiet der "klassischen ärztlichen Naturheilkunde". Und man erweckt beim Patienten
dann den Eindruck, als sei habe man es bisher nur noch nicht zur allgemeinen klinischen
Anerkennung gebracht, was aber nur noch eine Frage der Zeit sei.
Von den Verfechtern der Alternativmedizin wird dabei gerne übersehen, dass sich die
klassische Naturheilkunde nur der in der Natur vorkommenden Mittel und Erscheinungen wie
Licht, Wärme, Kälte, Luft, Wasser und Erde bedient. Dabei werden diese Erscheinungen auf
natürliche Weise, also ohne vorherige Manipulation oder Umwandlung, angewendet und
haben in der schulmedizinisch-naturheilkundlichen Praxis allenfalls geringe Nebenwirkungen,
jedoch keine Folge- oder Spätschäden.
Dies erscheint bei den sachgerecht angewendeten Bademaßnahmen, Trinkkuren, Wickeln und
Massagen, Sonnenbestrahlungen und Atemtrainingtherapien für den medizinischen Laien auf
den ersten Blick auch naheliegend.
Die Alternativmedizin weist keine eigenständigen Merkmale auf, sondern sieht sich nur als
Alternative zur sog. "naturwissenschaftlich" begründeten (Schul-)Medizin. Die Abkehr von
fundierten, naturwissenschaftlichen Methoden ist der einzige Grundgedanke, der die sehr
unterschiedlichen Alternativmethoden verbindet.
Um ihren Verfahren mehr Seriosität und Glaubwürdigkeit zu verleihen, schmücken sich die
Alternativtherapeuten mit so klangvollen Attributen wie "natürlich", "ganzheitlich" oder
"sanft". Das nimmt den Patienten zunächst einmal die Angst, er fühlt sich angenommen und
von Befürchtungen vor potentiellen Nebenwirkungen gelindert. Alternativtherapeuten
beschreiben ihr Tätigkeitsfeld als "Erfahrungsheilkunde", wobei die Betonung stets auf ihrer
vermeintlichen oder tatsächlichen jahrelangen Erfahrung im Umgang mit der jeweiligen
Therapie liegt. Allein aufgrund ihrer Erfahrung gehen sie oft per Definition davon aus, dass
ihre Erkenntnisse jenen der naturwissenschaftlich dominierten Naturheilkunde und somit
oftmals auch der "Schulmedizin" zumindest gleichwertig sind.
Aufgrund dieser populistischen, sich selbst nicht kritisch hinterfragenden, Sichtweise der
Alternativmediziner erscheint es notwendig, ihre therapeutischen Vorstellungen im Einzelfall
kritisch zu überprüfen. Der tatsächliche therapeutischen Wert einer alternativmedizinischen
Maßnahme kann nur so festgestellt werden.
Diese kritische Einschätzung empfiehlt sich auch gegenüber solchen Medien, die mit
vermeintlich spektakulären Heilerfolgen alternativer medizinischer Verfahren Schlagzeilen
machen wollen bzw. ihre Einschaltquoten zu erhöhen trachten.
Teil 4: Vom Wirken der Alternativmedizin
Kommen wir zu der Frage, wieso es immer wieder Berichte gibt, dass bestimmte Verfahren
wirken.
Bestimmte Verläufe einer Krankheit können vor allem intelligenten Leuten, und hier sowohl
die Therapeuten als auch die Patienten, vorgaukeln, dass ein Verfahren doch gewirkt hat.
Dieser doppelte Placeboeffekt ist aber medizinisch bekannt und untersucht. Er gilt für alle
Medizinarten und wird teilweise auch in der Schulmedizin genutzt. Oft werden dubiose
Heilversprechen einfach deshalb nicht enttarnt, weil es den Befürwortern gelingt, den Spruch
„Ich habe es versucht, mir ging es besser, also muss es wirken!“ in eine scheinbare
Wirklichkeit umzusetzen. Dabei gibt es oft ganz einfache Erklärungen für diese
„Wirksamkeit“.
1. Weil die Erkrankung ihren natürlichen Verlauf genommen hat! Sehr viele Erkrankungen
sind zeitlich begrenzt. Wenn keine chronische Erkrankung vorliegt, oder diese einen tödlichen
Verlauf nimmt, ist der Körper sehr wohl selbst in der Lage sich zu heilen. Der
Wirksamkeitsnachweis einer Heilmethode muss sich daher immer damit beschäftigen, ob das
Verfahren tatsächlich mehr Patienten heilt, als das im Rahmen der Eigenheilung sowieso
geschied. 2. Weil einige Erkrankungen einen zyklischen Verlauf haben! Nicht nur der
Schnupfen kommt mehrmals jährlich, sondern auch ernsthafte Erkrankungen wie Arthritis,
Gicht, Multiple Sclerose, Allergien, Neurodermitis oder gastrointestinale Erkrankungen sind
mal mehr oder mal weniger stark ausgeprägt. Normalerweise suchen Patienten dann verstärkt
nach endgültiger Heilung, wenn sie sich gerade auf dem Weg in ein symptomfreies Intervall
befinden. Gerade dann aber haben suspekte Verfahren die Möglichkeit, über ein paar Zyklen
hinweg dem Patienten das Geld aus der Tasche zu ziehen, bevor dieser frustriert das Weite
sucht. 3. Weil die zugrundeliegende ärztliche Diagnose falsch war! Nicht jede ärztliche
Diagnose ist korrekt, denn kein Arzt ist unfehlbar. Und wenn der Wunderheiler die Diagnose
noch selbst stellt, dann kann man da viel machen. So werden Erkrankungen geheilt, die gar
nicht existieren. Gerade im Bereich des ADD kommt es oft zu solchen Wunderheilungen. Ich
verweise hier auf meine älteren Beiträge zur Neurodermitis, die gerade im Schulverhalten,
dort der Aufmerksamkeit, ähnliche Symptome erzeugt, wie ein ADD und die natürlich bei
einer entsprechenden Behandlung auf Diätbasis oder anderen Entzug der schadenden Stoffe
eine „Heilung“ dieser Symptome bewirkt. 4. Weil eine zeitweise Verbesserung der Stimmung
keine Heilung bedeutet! Manche Patienten verwechseln bereits die Verbesserung ihres
subjektiven Erkrankungsempfindens mit einer Linderung der Erkrankung oder sogar einer
Heilung. Ein Patient mit röntgenologisch nachweisbaren Rückenmarksveränderungen muss
keinerlei Schmerzen haben, ist aber durchaus ernsthaft krank. Auch ein Tumorpatient, dessen
Tumor nicht vollständig herausoperiert werden konnte, fühlt sich einige Tage nach dem
Eingriff in der Regel besser - nur geheilt ist er nicht, denn die Erkrankung schreitet weiter
fort. 5. Weil eine unkritische Grundeinstellung die Wahrnehmung verzerrt! Viele Anwender
alternativer Verfahren sind davon überzeugt, das richtige Verfahren anzuwenden. Oft werden
diese Verfahren als „schonend“ gegenüber der Schulmedizin empfunden. Diese Befürworter
werden nicht ohne weiteres bereit sein, gegenläufige Meinungen zu akzeptieren oder auch nur
zu tolerieren. Sie haben sich nicht nur aus gesundheitlichen, sondern aus inneren Motiven
heraus den Verfahren verschrieben. Sie sind diejenigen Patienten, die am wirkungsvollsten
und am unkritischsten diese Verfahren durch Mund-zu-Mund-Propaganda weiterverbreiten
helfen. Übrigens einer der Gründe, warum ich manchmal bei Aposteln recht ausfällig
geworden bin.
In der Alternativmedizin-Szene ist es sehr beliebt, den Patienten mit dem "Placeboeffekt" zu
blöffen. Meist fallen die Therapeuten gleich mit darauf herein.
Ihnen wird erzählt, dass es einen "Placebo-Effekt" - also quasi die Heilung aus dem Nichts gäbe, denn schließlich würden doch Kinder oder Tiere niemals einem Placeboeffekt
unterliegen, was jedoch absoluter Blödsinn ist. Gerade bei Kindern ist der Placeboeffekt
besonders ausgeprägt. Welche Mutter kennt nicht den Trick, durch Pusten oder Handauflegen
die „schlimmsten“ Blessuren zu kleinen „Wehwechen“ zu machen. Hier wird einfach der
Begriff des Placebos solange verdreht, bis er in das Gedankengebäude passt. Placebo bedeutet
in der Medizin nichts anderes, als eine Scheinmedikation oder eine Scheintherapie zu
verabreichen. Dies hat u.a. in klinischen Studien zum Ziel zu überprüfen, ob ein Pharmakon
oder eine therapeutische Handlungsweise einen stärkeren Effekt auf den Patienten hat als
lediglich die Vorspiegelung einer Behandlung. Ein Beispiel: Hilft ein Kopfschmerzmittel bei
90% der Behandelten innerhalb von 2 Stunden, den subjektiv empfundenen Kopfschmerz zu
lindern und passiert das gleiche bei gerade mal 20%, wenn lediglich eine Milchzuckertablette
verabreicht wird, so bedeutet dies in der "Schulmedizin": Das Kopfschmerzmittel wirkt
offensichtlich weitaus besser als es die Vortäuschung einer therapeutischen Handlung tun
kann. in der "Alternativ-Medizin" aber: Dies wäre der Beweis dafür, dass eine
Milchzuckertablette in jedem fünften Fall wirksam sei. Dabei wird deutlich, dass die NewAge-Medizin schlichtweg Ursache und Wirkung verwechselt. Es wird nämlich einfach
unterstellt, dass ohne jegliche Therapie auch keine Veränderung des Kopfschmerzes
eingetreten wäre. Aber mal Hand auf's Herz ... welcher normale Kopfschmerz hält denn bitte
über Tage oder Wochen unverändert an, selbst wenn er nicht behandelt würde? Natürlich
haben pharmakologisch wirksame Mittel auch eine Placebokomponente. Diese
"Scheinwirkung" hängt davon ab, welche Art von Symptom beeinflusst wird und ob es
gelingt, den Patienten für eine kurze Zeit durch eine Scheinbehandlung von seiner
Symptomwahrnehmung abzulenken. So hilft das berühmte "Bauchpinseln" bei kindlichen
Wachstums- oder Bauchschmerzen bekanntermaßen auch, um kleine Wehwehchen zu
vertreiben. Aber niemand kann ernsthaft behaupten, dass die Demonstration von Mitgefühl
gleich eine Heilung ist. Es lenkt von den Symptomen ab und der Selbstheilungsprozess kann
sein Werk tun.
Teil 5: Und auch die Sekten mischen mit!
Nein, das soll nun keine grundsätzliche Einordnung der Alternativmedizin in das Gebäude der
Sekten sein. Aber ich denke, man sollte sich dieses Gesichtpunktes durchaus
vergegenwärtigen.
Sie spielen eine erhebliche Rolle - vor allem in den Bereichen, in denen es um überwiegend
esoterische, primär weltanschaulich dominierte, Heilslehren geht.
Scientology Ein besonderes Gewicht spielt erwartungsgemäß die US-Sekte Scientology.
Therapeuten, die mit dieser Psychosekte sympathisieren oder ihr angeschlossen sind, lassen
sich noch am leichtesten für den Patienten erkennen. Typisch ist, dass sehr schnell
Propaganda für die Lehren des Sektengründers L. Ron Hubbard oder seine Gesundheitslehre
DIANETICS gemacht wird. Hier ist besonders das Empfehlen des Konsums hoher und
höchster Vitamindosen (z.B. 10-30 g Vitamin C pro Tag) in Kombination mit stundenlangen
Saunagängen und körperlicher Aktivität wie Joggen charakteristisch. Diese "Therapie" wird
als sog. "Reinigungs-Rundown" verkauft. Nicht erst seit dem Enquete-Bericht des Dt.
Bundestages zum Thema Sekten ist klar, dass der Scientology-Ableger Narconon, der vor den
Toren Hamburgs gelegen ist, den Bereich der Drogenrehabilitation als Möglichkeit zum
Mitgliederfang missbraucht hat. Ein informierter Bürger kann sich also vor solchen
offensichtlichen Fallen relativ leicht schützen. Etwas problematischer erkennbar ist die
Verstrickung von Scientology in andere Bereiche der Alternativmedizin. Im Bereich der
Bioresonanz wurde der Hauptverkäufer, der BICOM- Erfinder Hans Brügemann zwar 1995
von der Scientology-Kritikerin Renate Hartwig geoutet, jedoch weiß bis heute kaum jemand,
dass auch der Erfinder der Methode, der Arzt Dr. med. Franz Morell, Top-Scientologe war. In
Österreich verkauft der Arzt und Top-Scientologe Dr. med. Kroiss nutzt das Schöllkraut als
Am schwierigsten sind indirekte Attacken von Scientologen zu erkennen. So operiert der im
Schleswig-Holsteinischen Hansted wohnende Scientologe Dipl.-Ing. Andreas Groß im Usenet
als "Computer-Ingenieur" und in der "Lebenshilfe". Als er kontaktiert wurde, wurde das Buch
"Dianetik - der Leitfaden für den menschlichen Verstand" als Ausweg aus der individuellen
Lebenssituation angepriesen und der Kontakt zu Dianetik-Praktikern angeboten. In solchen
Fällen kann es für den Patienten problematisch werden.
Fiat Lux (Uriella) Die bereits mehrfach rechtskräftig verurteilte Sektenchefin, die mit
bürgerlichem Namen Erika Berthschinger-Eike heißt, arbeitete im Bereich Bach-BlütenTherapie, Wunderwasser und Geistheilung. Sie verspricht, jedermann von Krebs heilen zu
können und nutzt ihre Wirkung zu Propagandazwecken, um Mitglieder für ihre Sekte zu
gewinnen. Kaum jemand weiß, dass Uriella über Jahre hinweg Heilpraktikerin war und erst
nach langen juristischen Auseinandersetzungen ihre HP-Zulassung wieder entzogen erhielt.
Bruno-Gröning-Sekte Die Sekte des in den 50er Jahren bundesweit bekannt gewordenen
Bruno Gröning ist seit einiger Zeit im Internet und auch im Usenet aktiv. Die benutzt die
Tarnung von Geistheilerei, um auf Mitgliederfang zu gehen. Ein relativ bekannter Freund
dieser Sekte und lauter Befürworter der Geistheilerei ist der Dipl.-Psychologe Harald
Wiesendanger, der u.a. die Esoterik-Messe "Basler-Psi-Tage" organisiert und einem Forum
Parawissenschaften angehört.
Zeugen Jehovas Diese sind im Usenet in naturheilkundlichen dt.-sprachigen Diskussionsforen
selten anzutreffen, äußern sich aber dann in der Regel mit längeren Trakten und zwar gezielt
im Zusammenhang mit Blutübertragungen beim Menschen. So postete ein Norbert Blauen
zum Thema "BLUTÜBERTRAGUNG: DER STANDPUNKT DER ZEUGEN" im November
1999 die Position dieser Sekte nach de.alt.naturheilkunde.
sektenähnliche Vereinigungen mit charismatischem Führer Hamer-Vereinigung: Anhänger
des Krebsarztes Ryke Geerd Hamer bewegen sich seit Jahren im Internet und Usenet, um
Krebspatienten zu finden und auszunehmen. Dr. med. Hamer, der in der BRD schon seit
vielen Jahren seine ärztliche Berufserlaubnis los ist und schon mehrfach wegen Verstoßes
gegen das Heilpraktiker-Gesetz verurteilt wurde, ist auch den österreichischen Behörden nicht
erst durch den Fall der kleinen Olivia Pilhar einschlägig bekannt. Falls Sie von Ihrem
Therapeuten den Begriff "Neue Medizin" hören sollten - ergreifen Sie besser die Flucht. Die
Hamer-Vereinigung erfüllt die meisten Kriterien einer Psychosekte und es dürften Kontakte
zur Fiat-Lux-Sekte bestehen. Universelles Leben Diese Sekte ist hier ein Paradebeispiel für
die Verschmelzung von Öko- und Paramedizinmarkt. Auf Esoterik-Messen ist sie mit BioProdukten vertreten. Dies sind nur einige der Sekten, die sich im Bereich der Paramedizin
tummeln. Problematisch ist vor allem, dass sich besonders die obskuren Esoterik-Verfahren,
z.B. Reiki, sich auch über den "Müsli"-Bereich - also den Bereich der Bio-Bauern und ihrer
Konsumenten - in die Köpfe zu schleichen versuchen. Ach ja, darauf kommen wir noch
einmal, bei Frau Simonsohn.
Fragwürdige Ernährungslehren mit Absolutheitsanspruch
Im Bereich der Ernährungslehren sind einige obskure Vereinigungen aktiv, die überwiegend
die Irrlehre verbreiten, dass nur die falsche Ernährung an allen möglichen Erkrankungen
schuld sei. Herausragend ist hierbei die sog. "Ur-Therapie" des ehemaligen Steuerberaters
Konz, deren Anhänger - oft als Tierversuchsgegner - Kurse, Bücher und Seminare an den
Mann bringen wollen. Aufgrund der fragwürdigen Inhalte seiner aktuellen 2000er-Ausgabe
seines UR-Medizin-Buches handelte sich Konz bereits eine gerichtliche Verfügung ein, die
ihm Werbung für dieses Werk untersagte. Wohl als Reaktion ließ Konz es zu, dass über eine
Organisation, die sich als Tierversuchsgegner bezeichnet, der gesamte Buchtext im HTMLFormat ins Web gestellt und kostenlos verbreitet wird.
Es geistert auch die Lehre einer australischen "Lichtesserin" namens Jasmuheen durch die
deutsche Alternativmedizin-Szene. Diese Dame behauptet allen ernstes, sie würde sich nur
von Licht ernähren. Übrigens, Frau Simonsohn ist da auch vertreten.
Teil 6: Ein wenig Statistik
Versuchen wir doch einmal, die Alternativmedizin an Hand einiger Zahlen in das Gebäude
der medizinischen Versorgung einzureihen.
Alternativmedizin erfreut sich seit Jahren steigender Beliebtheit unter den Patienten sowohl
international als auch in Deutschland. Patienten mit chronischer Polyarthritis, die unter
chronischen Schmerzen leiden, benutzten in einer Umfragestudie (Miehle 1995), die 535
Personen umfasste, in 32,9% alternativmedizinische Verfahren. Dabei dominierten
Akupunktur (5,6%) und Homöopathie (5,2%), während Enzympräparate (1,5%) oder
Vitamine (1,1%) eher im Hintergrund standen. Besonders wirksam waren diese Therapien
aber offensichtlich nicht, denn bei einer neuerlichen Befragung der gleichen Patienten nach
einigen Jahren verzeichnete Miehle (1995) eine Halbierung des Anteils von Nutzern
alternativmedizinischer Verfahren auf 15,6%. Asthmapatienten, die im Rahmen einer
internationalen Multicenterstudie u.a. auch hinsichtlich des Konsums alternativer Arzneimittel
befragt wurden (Janson et al. 1997), benutzten in 16% der Fälle diese Medikamente. Eine
Ärztegruppe um Dr. R. Morant aus der Medizinischen Klinik des Kantonsspitals im
schweizerischen St. Gallen befragte dazu anonym und schriftlich insgesamt 160
Tumorpatienten. Die Autoren erhielten ganz andere Auskünfte. Am häufigsten wollen die
Patienten einen eigenen Beitrag zur Behandlung ihrer Erkrankung leisten (61,4%) oder
wollten die Psyche mehr in der Behandlung berücksichtigt wissen (43,3%). Allerdings hatten
sich immerhin noch 33,7% aufgrund von "Wundererzählungen" zur alternativmedizinischen
Behandlung entschlossen. Die Begriffe "ganzheitliche Medizin" (27,7%) oder "sanftere
Medizin" (22,8%) waren für die Patienten ebenfalls noch wichtige Beweggründe zur Wahl
alternativmedizinischer Verfahren. Von der schulmedizinischen Behandlung wirklich
enttäuscht waren lediglich 8,4% der Befragten und 9,6% wollten nur eine Operation, Chemooder Strahlentherapie vermeiden. Erstaunlich war das Resultat, daß die meisten Befragten
(56,5%) aufgrund von Tips aus dem Bekanntenkreis an den alternativmedizinischen
Therapeuten gerieten. Informationen aus den Medien (Radio, TV, Zeitschriften) waren in
27,1% der Grund, Bücher dienten 16,4% der Patienten als Beweggrund (Morant et al. 1991).
Frauen nehmen bevorzugter alternativmedizinische Verfahren in Anspruch, als es Männer
tun. Dies zeigte eine Umfragestudie unter 419 Patienten, die zwischen Oktober 1993 und Juni
1994 in internistischen und allgemeinmedizinischen Praxen des Großraums ErlangenNürnberg von Hentschel et al. (1996) befragt wurden. In der Patientengruppe (n=197), die
sich ausschließlich hochschulmedizinisch behandeln ließ, fanden sich 46,2% Frauen, während
in der Patientengruppe (n=222), die Komplementärmedizin nutzte, der Anteil weiblicher
Patienten mit 71,6% um die Hälfte höher war.
In der Alternativmedizin-Szene wird oft behauptet, dass die hochschulmedizinisch
orientierten Therapeuten sich für neue Ansätze nicht interessieren würden. Das Gegenteil ist
der Fall. In einer Umfragestudie unter 793 Ärzten, die von der Psychiatrischen Klinik der
Philipps-Universität Marburg durchgeführt wurde (Haltenhof et al. 1995), hatte die Mehrzahl
der Ärzte u.a. Kenntnisse in Akupunktur (89,6%), Homöopathie (85,8%), Chirotherapie
(80,9%) oder Neuraltherapie (57,7%). Allerdings war die Bereitschaft, diese Methoden
anzuwenden, primär bei Bagatellerkrankungen (38,8%) und chronischen Krankheiten (29,3%)
vorhanden. Bei akuten Erkrankungen (3,6%) oder in Notfällen(0,2%) wurden diese Methoden
kaum verwendet. Einige Verfahren schätzten die Ärzte als Scharlatanerie ein und zwar
Besprechungen (53,2%), Frischzellen- (45,4%), Ozon- (36,5%) und Trockenzellentherapie
(35,3%).
Auch Medizinstudenten befassen sich mit Alternativmedizin, wie eine Umfrage unter 140
Medizinstudenten im 3. und 4. vorklinischen Semester an der Medizinischen Hochschule
Hannover zeigte. Akupunktur (96,4%) und Homöopathie (78,6%) waren die weitaus
bekanntesten Methoden, während Neuraltherapie (4,3%), anthroposophische Medizin (6,4%)
oder Phytotherapie (11,4%) eher weniger von Bedeutung waren. Eigene Erfahrungen hatten
18,6% der Befragten mit Homöopathie, 14,3% mit autogenem Training, 10% mit
Chiropraktik und 3,6% mit Akupressur (Andritzky 1995). Bedeutsam ist jedoch, daß mit
zunehmendem Ausbildungsgrad der Studenten - also mit steigendem Vorhandensein
medizinischen Wissens in höheren Semestern - die Bereitschaft von Medizinstudenten steigt,
bestimmte Verfahren als gefährlich oder verbietenswert einzustufen. So ergab sich in einer
Umfrage unter 204 Medizinstudenten von Haltenhof (1997), dass nur 31,7% der vorklinischen
Studenten Frischzelltherapie als gefährlich einstuften, während es in der klinischen
Ausbildung bereits 52,7% als gefährlich einstuften. Am meisten interessiert zeigten sich
sowohl vorklinische als auch klinische Medizinstudenten an Kenntnissen im Bereich der
Akupunktur (90,9% bzw. 96,1%), Homöopathie (81,8% bzw. 96,1%) und
Fußzonenreflexmassage (72,7% bzw. 87,4%).
Auch an deutschen Universitäten wird Alternativmedizin propagiert - zum Teil auch sehr
unkritisch. So bemängelte Ostendorf (1993), dass einer der prominentesten Verfechter
außenseitermedizinischer Behandlungskonzepte, Prof. Dr. Dr. H. F. Hergert, Leiter der
Schmerzambulanz an der zentralen Abteilung für Anästhesie der Universität Gies-sen,
Akupunktur, Symbioselenkung und Ozontherapie propagierte. Auch an der Universität
Würzburg propagierte Prof. Dr. Dipl.-Chem. L. Maiwald (vormals Mitarbeiter an der
medizinischen Universitätsklinik Würzburg) und Prof. Dr. C.-F. Claussen (Extraordinarius an
der Universität Würzburg) völlig unkritisch die Homotoxikologie nach Reckeweg. Von Prof.
Dr. K.-U. Benner, einem Anatomie-Professor an der Universität München, wird die
Elektroakupunktur nach Voll propagiert. Auch Frau Prof. Dr. I. Gerhard, Leiterin der
Abteilung für gynäkologische Endokrinologie der Universitätsfrauenklinik Heidelberg, schien
laut Ostendorf (1993) eine besondere Vorliebe für wissenschaftlich nicht anerkannte
Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zu haben. Sie stetzte bei Frauen mit
Zyklusstörungen Akupunktur, Kirlian-Fotographie, Homöopathie, Elektroakupunktur nach
Voll und die Bioresonanz-Therapie ein.
Teil 7: Ursprünge der Homoöphatie, Hahnemann
Kommen wir zur Homoöphatie.
Sie wurde von Samuel Hahnemann im ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelt und
verschiedenen Werken veröffentlicht.
Samuel Friedrich Christian Hahnemann ist der weltbekannte Begründer der Homöopathie.
Geboren am 10. April 1755 in Meißen als Sohn eines Porzellanmachers besuchte er zunächst
die Meißener Stadtschule und später die Fürstenschule St. Afra in Leipzig, die er 1775
erfolgreich absolvierte. Er studierte anschließend vier Semester Medizin an der Uni Wien,
musste 1779 aber wegen Geldmangels abbrechen. Er wurde Hausarzt und Bibliothekar bei
Baron v. Bruckenthal in Hermannstadt, setzte sein Medizinstudium privat fort und erreichte
1779 den medizinischen Doktorgrades der Uni Erlangen. 1780 heiratete er Henriette Küchler,
die Stieftochter des Apothekers Haeseler aus Dessau (sie stirbt 1827). Mit ihr hatte
Hahnemann 11 Kinder. 1835 heiratete er eine 32jährige französische Malerin und
Millionärserbin Melanie d'Hervilly-Gohier, siedelte nach Paris über, verstarb dort am 2. Juli
1843 und wurde auf dem Friedhof Père La Chaise beigesetzt.
Hahnemann führte ein bewegtes Leben. Nach seinen medizinischen Studien, die er im
wesentlichen durch die Übersetzungen medizinischer und naturwissenschaftlicher Texte
finanzierte und die er aus Geldmangel erst im Jahre 1779 in Erlangen beenden konnte,
wechselte er häufig den Wohnort und seinen Tätigkeitsbereich. 1780 ging er nach Hettstedt
und praktizierte im gleichen Jahr auch als "Physikus" in Gommern bei Magdeburg. Ab
Frühjahr 1781 war er als Arzt in Dessau tätig. Drei Jahre nach seiner ersten Heirat wechselte
er 1783 vertretungsweise nach Dresden. 1789 zog Hahnemann nach Leipzig und übersetzt
dort Cullen's Werk über Materia medica - hier soll er der Legende nach erstmalig eigene
Theorien zur Homöopathie entwickelt haben.
1792 arbeitete Hahnemann in Gotha in einer Anstalt für Gemütskranke. In Becker's Anzeiger
vom 8.3.1792 schlägt er die Errichtung einer "Hülfs-Anstalt für wahnsinnige
Standespersonen" vor und erhält in der Folge durch Herzog Ernst II. in dessen Schloss
Georgenthal bei Gotha entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Da er sich mit
Ausnahme der erfolgreichen Behandlung des hannoverschen Sekretärs Klockenbring nicht
weiter zu profilieren vermag, gibt Hahnemann dieses Unterfangen bereits im Jahre 1793
wieder auf.
1794 wechselt er nach Pyrmont, dann nach Braunschweig und schließlich 1799 nach
Hamburg-Altona. Es folgen Aufenthalte in Eilenburg bei Leipzig und Wittenberg. In den
Jahren 1802-1811 ließ sich Hahnemann im Städtchen Torgau nieder.
In den Jahren veröffentlichte Hahnemann Bücher über Arsenikvergiftung, über die
Kennzeichen der Güte und Verfälschung der Arzneimittel, ein Apothekerlexikon, eine
Anleitung zur Heilung von faulenden Geweben und Geschwüren und eine Anleitung für
Wundärzte über venerische Krankheiten. Seine erste homöopathische Veröffentlichung ist
dabei der im Jahre 1796 erschienene "Versuch über ein neues Prinzip zur Auffindung der
Heilkräfte der Arzneisubstanzen, nebst einigen Blicken auf die bisherigen", in welcher er zum
ersten Mal den Begriff "Similia similibus curentur" (also ähnliches mit ähnlichem heilen)
niederlegte. Sein Hauptwerk, das Organon der Heilkunst, erschien am Ende dieser unsteten
Wanderschaft im Jahre 1810 in Dresden.
In den Jahren 1811-1821 praktizierte Hahnemann in Leipzig und wurde dort im Jahre 1812
zum Privatdozenten der Leipziger Universität ernannt. In dieser Zeitperiode veröffentlichte er
auch seine "Reine Arzneimittellehre" in 6 Teilen (Dresden 1811-1820).
Im Jahre 1821 wurde Hahnemann im Alter von 66 Jahren als Leibarzt an den herzoglichen
Hof zu Anhalt-Cöten berufen. Diese Stellung verschaffte ihm einen sorgenfreien
Lebensabend.
1828, ein Jahr nach dem Tod seiner ersten Frau Henriette, veröffentlichte er sein Werk "Die
chronischen Krankheiten, ihre eigentümliche Natur und homöopathische Heilung".
Hahnemann war zu Lebzeiten bereits heftig umstritten. Dies gipfelte u.a. darin, dass Kaiser
Franz I. die Ausübung der Homöopathie durch Erlass verbot. Hahnemann wurde im Alter
starrer, dogmatischer und unduldsamer in seinen Ansichten. Dies äußerte sich 1831 in seinem
Werk "Die Allöopathie, ein Buch der Warnung an Kranke jeder Art", in dem er die
Allöopathie/Allopathie, also alle nicht-homöopathisch arbeitenden medizinischen Lehren,
stark kritisierte, wodurch er noch mehr als bisher bekämpft wurde.
Als er im Jahre 1834 die damals bekannte französische Malerin und Dichterin Melanie
d'Hervilly-Gohier kennenlernte, die der 79jährig heiratete, siedelte er ein Jahr später von
Köthen nach Paris um. Zuvor vermachte er seinen Kindern 32.000 Taler aus seinem
Vermögen und kaufte den beiden zu diesem Zeitpunkt noch bei ihm lebenden Töchtern
jeweils ein eigenes Haus. In Paris praktizierte Hahnemann, unterstützt von seiner zweiten
Frau, erfolgreich. An seinem 86. Geburtstag wurde ihm der Ehrenbürgerbrief seiner
Geburtsstadt Meißen überreicht.
Einen Tag nach seinem 88. Geburtstag erkrankte Hahnemann an einem "Luftröhrenkatarrh",
von dem er sich nicht mehr erholte. Ihm sind in Leipzig (1851) und in Paris (1900) jeweils ein
Denkmal gesetzt worden.
Teil 8: Der Chinarindenversuch
Die Grundlage der Homoöphatie ist der Hahnemannsche Chinarindenversuch. Dieser
Selbstversuch ist heute noch die Grundlage dafür, dass die Homoöphatie als Erfahrungslehre
bezeichnet wird.
Cortex chinae (Chinarinde) war zu Zeiten Hahnemanns bereits als Heilmittel bei
Wechselfieber bekannt. In Hahnemanns Versuch schien jedoch das Mittel eine eigenständige
Arzneimittelkrankheit zu erzeugen, die derjenigen des Wechselfiebers entsprechen sollte. Aus
diesem Umstand zog Hahnemann den Schluss, dass man mit einem Arzneimittel, mit dem
man ein bestimmtes Krankheitsbild erzeugen könne, auch dazu nutzen könne, um eine
natürliche Krankheit mit vergleichbaren Symptomen zu heilen.
Hahnemanns Originalbeschreibung:
"Schon im Jahre 1790.... machte ich mit der Chinarinde den ersten reinen Versuch an mir
selbst..., und mit diesem ersten Versuch ging mir zuerst die Morgenröthe zu der bis zum
hellsten Tag sich aufklärenden Heillehre auf. Ich nahm des Versuches halber etliche Tage
zweimahl täglich jedesmal vier Quentchen gute China ein; die Füse, die Fingerspitzen usw.
wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, mein Puls ward hart und geschwind; eine
unleidliche Ängstlichkeit, ein Zittern (aber ohne Schaudern), eine Abgeschlagenheit durch
alle Glieder; dann Klopfen im Kopfe, Röthe in Wangen, Durst, kurz alle mir sonst beim
Wechselfieber gewöhnlichen Symptome erschienen nacheinander, doch ohne eigentlichen
Fieberschauder. Mit kurzem: auch die mir bei Wechselfieber gewöhnlich besonders
charakteristischen Symptomen, die Stumpfheit der Sinne, die Art von Steifigkeit in allen
Gelenken, besonders aber die taube widrige Empfindung, welche in dem Periostium über
allen Knochen des ganzen Körpers ihren Sitz zu haben scheint - alle erschienen. Dieser
Paroxysm dauerte zwei bis drei Stunden jedesmahl, und erneuerte sich, wenn ich diese Gabe
wiederholte, sonst nicht. Ich hörte auf und war gesund."
Ernst Habermann, Hochschullehrer für Klinische Pharmakologie der Justus-LiebigUniversität Gießen, stellte den sehr simplen Hahnemann'schen Versuch öffentlich auf die
Probe. Der 70jährige Professor, der zum Zeitpunkt des Versuches 64 kg wog, nahm vor und
nach seinen Vorlesungen pulverisierte Cortex chinae ein, wobei er analog zu Hahnemann vier
Quentchen (1 Quentchen = 1,6 g) in ein Glas gab, kräftig verrührte und trank. Er musste gut
nachspülen, um auch die Reste aus dem Glas zu gewinnen und vor allem, um den widerlichen
bitteren Geschmack der Chinarinde wieder loszuwerden. Hätte sich Hahnemanns
Beschreibung bewahrheitet, so hätte Habermann innerhalb kurzer Zeit nicht mehr in der Lage
sein müssen, seine Vorlesung weiter zu halten. Es passierte jedoch nichts Berichtenswertes außer, dass sich Habermann "wie eine redende Flasche Tonic Water" fühlte. Seine
Körpertemperatur blieb unverändert (35,8°C vor und 36,15°C nach der Einnahme), der Puls
blieb unauffällig. Auch eine Verdoppelung der Dosis änderte in einem weiteren Durchlauf
nichts an diesen Befunden.
Habermanns Kollege Hans-Jochen Krämer, ein 37jähriger Arzt mit einem Körpergewicht von
80 kg, wiederholte diesen Vorlesungsversuch an sich selbst unter Laborbedingungen. Einmal
nahm er 3,3 g und in einem anderen Durchlauf sogar 8 g Cortex chinae ein. Dabei maß er sich
viermal im Abstand von 30 Minuten Blutdruck und Körpertemperatur. Sein Puls blieb im
Bereich von 89 + 5 Schläge/Min., seine Körpertemperatur blieb bei 36,5°C mit einer
maximalen Zunahme von +0,2°C und einer stärksten Absenkung von -0,5°C. Auch der
Blutdruck von Krämer (140/80 mmHg) änderte sich nicht. Dieser Laborversuch wurde
öffentlich in einer Vorlesung wiederholt und ergab erneut keinerlei relevante Veränderungen.
Bereits im Jahre 1841 versuchte der Greifswalder Pharmakologe Schulz, selbst keineswegs
ein Gegner der Homöopathie, erfolglos den Chinarindenversuch zu wiederholen. Er gab
gesunden Probanden 5-10 mg Chinin, was etwa 100 mg der Rohdroge entspracht, und konnte
keine Veränderung der Körpertemperatur feststellen. Der Grund, warum Hahnemann Fieber
festgestellt haben will, liegt möglicherweise darin, dass zu seiner Zeit, in der es noch kein
Thermometer gab, ein beschleunigter Puls mit Fieber gleichgesetzt wurde. Dies könnte auch
erklären, warum Hahnemann sehr starken Kaffee, Branntwein, Ignazbohne, Arsenik und
Pfeffer zu den "fiebererzeugenden, das Wechselfieber spezifisch hemmende Substanzen"
rechnete. Änderungen der Herzaktion durch China-Alkaloide sind bekannt. Auch erzeugen
China-Alkaloide eine Rötung der Haut. Beide Reaktionen wurden von Hahnemann auch
registriert. Aber dass sich die Bedeutung des Wortes "Fieber" seit den Zeiten Hahnemanns
doch erheblich gewandelt hat, scheint sich unter einigen Homöopathen noch nicht so ganz
herumgesprochen zu haben. Es ist angesichts des Versagens des Chinarindenversuches die
Frage erlaubt, ob dieses homöopathische "Schlüsselexperiment" nicht bereits am Anfang einer
langen Kette von wissenschaftlichen Irrtümern steht. Ist die Homöopathie vielleicht vielmehr
eine Irrtums- als eine Erfahrungswissenschaft?
Teil 9: Der Reinfall!
Und heute? 1988 gab es den letzten „Beweis“ für die Homoöpathie, ein Schwindel ohne
gleichen. Dem Verfasser brachte dieser Beweis den Anti.Nobelpreis ein.
Benevenist und seine „Theory of warter“
Eine Arbeitsgruppe um BENVENISTE (DAVENAS et al. 1988) publizierte den angeblichen
Beweis dafür, dass die immunologische Informationsübertragung in homöopathischer
Hochpotenz möglich sei. Die Autoren stellten Laborversuche mit menschlichen weißen
Blutkörperchen an, die auch dann eine bestimmte immunreaktive Substanz (Histamin)
freisetzen sollten, wenn die für diese Reaktion notwendigen Botenstoffe (IgE- bzw. IgGAntikörper) in der Umgebungslösung verdünnungsbedingt hätten eigentlich nicht mehr
vorhanden sein können.
Bestimmte weiße Blutkörperchen tragen auf ihrer Zelloberfläche Immunglobuline (IgE).
Werden diese IgE-Rezeptoren durch frei im Blutplasma schwimmende IgE-Antikörper
besetzt, so geben diese weißen Blutzellen Histamin frei. Histamin ist im Körper vor allem bei
allergischen Reaktionen beteiligt, z.B. bei der Ödembildung nach einem Bienenstich. Diese
Reaktion ist eine von vielen biochemischen Reaktionen, die bei einer Entzündung oder einer
allergischen Reaktion im Blut des menschlichen Organismus ablaufen. Diese Immunreaktion
kann sowohl mit IgE-Antikörpern, die aus menschlichem Blut isoliert werden können, als
auch mit tierischen Antikörpern, die z.B. aus Ziegenblut extrahiert werden, künstlich im
Reagenzglas ausgelöst werden. Unter physiologischen Umständen benötigt man eine
bestimmte Mindestmenge von IgE-Antikörpern, um eine Histaminfreisetzung durch die
Blutkörperchen auszulösen. Die histaminhaltigen Blutzellen setzen dann das im Zellinneren in
Form von Bläschen gespeicherte Histamin schlagartig frei. Man nennt diesen Vorgang auch
Degranulation [Verschwinden der Granula (=Bläschen)]. Entleerte weiße Blutkörperchen
färben sich unter dem Mikroskop anders an als noch histaminhaltige Blutkörperchen, so dass
man unter dem Mikroskop durch Zellzählung entscheiden kann, ob eine übermäßige
Freisetzung stattgefunden hat oder nicht. Dabei zählt man die Anzahl der Zellen in einem
normierten Raster, dass über den Zellausschnitt gelegt wird. Da auch unter normalen
Untersuchungsumständen eine Freisetzung von Histamin aus den Blutzellen vorkommen
kann, muss man untersuchen, ob in einer unbehandelten Zellkultur prozentual mehr Zellen
degranuliert sind als in einer behandelten Kultur.
Der theoretische Ansatz von DAVENAS et al. (1988) war, nun zu untersuchen, ob bei sehr
hohen Verdünnungen von IgE-haltigen Lösungen immer noch eine Histaminfreisetzung der
weißen Blutkörperchen vorhanden war. Dazu setzten die Autoren Verdünnungsreihen an, die
theoretisch nicht einmal mehr einen einzigen IgE-Antikörper hätten enthalten dürfen. Wäre
dann durch diese IgE-freien Lösungen immer noch eine Histaminausschüttung messbar
gewesen, so hätte eine Informationsübertragung alleine durch das verwendete Lösungsmittel
(hier Wasser) vorhanden sein müssen.
Dabei betrug die Verdünnung 102-10 60 bei den IgE-Antikörperlösungen und 102-10120 bei
den IgG-Antikörperlösungen. Es fand sich sogar bei den extrem hohen Verdünnungen noch
eine Rate an degranulierten weißen Blutkörperchen von 15-20%. Eine Erklärung für diese
Entdeckung konnten DAVENAS et al. (1988) nicht geben. Sie stellten allerdings die Theorie
auf, dass wohl eine Informationsübertragung der IgE- bzw. IgG-Antikörper in die hohen
Verdünnungsstufen durch das Wasser selbst vorhanden gewesen sei, da sich ansonsten diese
Resultate scheinbar nicht erklären ließen.
Bereits in der Publikation von DAVENAS et al. (1988) kündigte der Chefredakteur von
NATURE an, eine Wiederholung des Experimentes in Benveniste's Labor durchführen lassen
zu wollen. Das kontrollierende Autorenteam (MADDOX et al. 1988) bestand aus drei
Personen: dem professionellen Magier JAMES RANDI. Er war Mitglied der MacArthur
Foundation und seine Aufgabe als war es, Tricks oder Manipulationsversuche zu eruieren
bzw. zu unterbinden. WALTER W. STEWART beschäftigte sich wissenschaftlich schon seit
Jahren mit den Problemen experimenteller Studien und war vertraut mit den in einem Labor
auftretenden Störgrößen bei experimentellen Versuchsaufbauten. Er sollte nach Fehlern im
experimentellen Aufbau der Studie suchen. JON MADDOX war ein Fachjournalist mit
Hintergrundwissen in theoretischer Physik. MADDOX et al. (1988) kamen zu folgenden
Schlussfolgerungen:
1. Die "Sorgfalt", mit der die Experimente von DAVENAS et al. (1988) durchgeführt worden
waren, passte nicht zu den von ihnen aufgestellten weitreichenden Schlussfolgerungen der
"theory of water". Zwar war das Labor Benveniste's durchaus ausgerüstet für die
Durchführung immunologischer Testreihen. Allerdings war es nicht ausgerüstet, um extrem
hochreine Verdünnungen von 10120 fehlerfrei herstellen zu können. 2. Benveniste's Labor
war unkritisch gegenüber potentiellen Fehlerquellen ihrer Studie. So wurde MADDOX et al.
(1988) gesagt, dass die Zellzählung der weißen Blutkörperchen nur dann die besten Resultate
erbracht hatte, wenn die Ansätze nach der IgE-Antikörperbehandlung über Nacht in einem
Kälteraum aufbewahrt worden waren. Eine Handlungsweise, die übrigens immer zum
verstärkten Zerfall von Zellen führt. 3. Die von DAVENAS et al. (1988) publizierten
Ergebnisse konnten nicht regelhaft reproduziert werden. An einigen Tagen traten bei ihren
dokumentierten Werten in den gleichen Ansätzen teilweise Degranulationseffekte auf, an
anderen Tagen jedoch nicht. Der Grund für derartige Widersprüche wurde von DAVENAS et
al. (1988) aber nicht untersucht. 4. Die von DAVENAS et al. (1988) durch MADDOX et al.
(1988) nachgerechneten Werte, die sich noch im Laborbuch von Benveniste's Institut
befanden, ergaben Auffälligkeiten in der Wertestreuung. Die Fehlerstreuung von
DAVENAS's Messwerten hätte einheitlich sein müssen, wenn im Labor zufällige Messfehler
(z.B. beim Auszählen der Zellen) aufgetreten wären. Die Messwerte hätten vom
Durchschnittswert aus betrachtet sowohl nach oben als auch nach unten abweichen müssen.
Dies war nicht der Fall. Es fanden sich Tendenzen in den Streuungen der Meßwerte, die
darauf schließen ließen, dass bei der Zählung der Blutzellen "gute" Proben mehrfach und
"schlechte" Proben nur einfach gezählt worden waren. Es wurde kein ernsthafter Versuch von
DAVENAS et al. (1988) unternommen, Zählungsfehler unter dem Mikroskop zu minimieren.
DAVENAS et al. (1988) hatten stets die gleiche MTA die Auszählungen machen lassen.
Kontrollen ihrer Ergebnisse durch eine zweite oder dritte Person hatten nicht stattgefunden.
BENVENISTE's Versuch eines Nachweises für die "theory of water" war demnach
gescheitert. Seine Laborausrüstung war für entsprechend hohe Verdünnungen nicht
ausreichend gewesen. Übereinstimmende Wiederholungen der Messungen von einem Tag auf
den nächsten konnten nicht durchgeführt werden. Seine Zellansätze wurden nicht nach dem
üblichen Standard ausgezählt sondern sie wurden z.T. über Nacht (zum Zwecke einer
verstärkten Degranulation?) in eine Kühlkammer gelegt. Die Ergebnisse der Zellzählungen
wurden durch Mehrfachzählungen "guter" Messresultate verfälscht. Obgleich MADDOX et
al. (1988) explizit Benveniste's Team die Chance für einen Nachversuch und der erneuten
Publikation gaben, reagierte BENVENISTE (1988) lediglich mit einer einseitigen Erklärung.
Er publizierte keinerlei neue Ergebnisse mehr, kritisierte hingegen nur die in seinen Augen
unkorrekte Überprüfung seiner Ergebnisse. So bemängelte er, dass die von MARROX et al.
(1988) durchgeführte Mehrfachzählung der gleichen degranulierten Zellkulturen durch
verschiedene Untersucher zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt habe. In einem Fall hätte
ein Untersuchter 39 degranulierte Zellen und ein anderer Untersuchung hingegen 63
degranulierte Zellen gefunden. In seinen Augen ein Zeichen für die Unfähigkeit der
kontrollierenden Untersucher. Allerdings publizierte er mit keinem Wort über seine eigenen
Abweichungen seinen publizierten Zählhäufigkeiten, die im Laborbuch niedergelegt waren.
So ging er nicht darauf ein, ob in seinen ursprünglichen Zellzählungen, die nur von einer
MTA ausgezählt worden waren, von anderen Untersuchern aus Benveniste's Team auch
andere Zellzahlen hätten erreicht werden können. Es ist durchaus anzunehmen, dass gerade
bei subjektiven Zellzählungen die Abweichungen relativ hoch sind. Hier hätten verschiedene
Untersuchung ggfs. mehrfach das gleiche Gitterfenster auszählen müssen, um durch
Mittelwertbildung auf einen in etwa übereinstimmenden Wert zu kommen.
Die von Benveniste (bzw. DARVENAS et al. 1988) publizierten Ergebnisse, konnten weder
von MADDOX et al. (1988) noch von HIRST et al. (1993) bei gleichem Versuchsansatz
wiederholt werden. Aufgrund seiner technischen Laborausstattung war Beneviste von Beginn
an nicht in der Lage gewesen, die von ihm vermeintlich hergestellten homöopathischen
Höchstpotenzen wirklich IgE-Antikörper-frei zu produzieren. Auch andere Einflussfaktoren,
die zu einer Degranulation der weißen Blutkörperchen hätten führen können, wurden von ihm
erst gar nicht berücksichtigt. Benveniste reagierte in mehreren Leserbriefen auf Kritik an
seiner Studie, lieferte aber nach 1988 zu keiner Zeit einen erneuten stichhaltigen Beleg seiner
Theorie. Das Institut U200, an dem Benveniste seine Forschungen anstellte, wurde vom
INSERM, der prestigiösen französischen Forschungs- Förderungsanstalt des Université PraisSud finanziert. Nach insgesamt 12jähriger Tätigkeit und sogar erst sechs Jahre (!) nach
Benveniste's kläglich gescheitertem Versuch wurde das Labor im Juni 1995 geschlossen
(LINDENMANN 1995).
Teil 10: Nahrungsergänzungsmittel
Kommen wir zu den Nahrungsergänzungsmitteln und nähern wir uns damit wieder der Alge.
Maßgeblich für die Klassifizierung eines Mittels als Arznei- oder Lebensmittel ist im
Zweifelsfall die beabsichtigte Anwendung. Allerdings reicht hierzu nicht die bloße Erklärung
des Herstellers aus. Ebenso wenig, wie ein Hersteller eines mittels behaupten kann, ein
Arzneimittel sei ein Lebensmittel, ist es im Gegenzug möglich, zu behaupten, ein
Lebensmittel sei ein Arzneimittel. Auch das Kennzeichnen eines mutmaßlichen Arzneimittels
mit dem Begriff "Nahrungsergänzungsmittel" macht dieses nicht automatisch zum
Lebensmittel. Für ein Lebensmittel charakteristisch ist der Anwendungszweck der Ernährung
und des Genusses, insbesondere dann, wenn z.B. im Sportbereich verursachte
Mangelzustände durch den Konsum von Lebensmitteln wie isotonische Sport-Getränke
ausgeglichen werden soll (OLG Hamburg, 10.4.1997, Az 3 U 129/96).
Lebensmittelrecht
Der deutsche Gesetzgeber trennt nach dem Prinzip "Arzneimittel sind zum Heilen da,
Lebensmittel hingegen zum Essen oder zum Genuss". Leider hat der Staat es bisher versäumt,
ein eigenständiges Lebensmittelrecht zu generieren. Er regelt es gemeinsam mit Kosmetika
und Bedarfsgegenständen im sog. "Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz" (LMBG
vom 15.8.1974, Neufassung vom 9.9.1997). Im LMBG werden nicht nur Lebensmittel,
sondern Brillen, Kleidung, Perücken, künstliche Wimpern, Scherz- und Reinigungsartikel
reguliert. Der Gesetzgeber hat jedoch Definitionen vorgegeben. Lebensmittel (§ 1 LMBG):
Lebensmittel im Sinne des Gesetzes sind Stoffe, die dazu bestimmt sind, in unverändertem,
zubereitetem oder verarbeitetem Zustand vom Menschen zum Zwecke von Ernährung oder
Genuss verzehrt zu werden. Zusatzstoffe (§ 2 LBMBG): Zusatzstoffe sind Stoffe, die dazu
bestimmt sind, Lebensmittel zur Beeinflussung ihrer Beschaffenheit oder zur Erzielung
bestimmter Eigenschaften oder Wirkungen zugesetzt zu werden Kosmetische Mittel (§4
LBMG): Kosmetische Mittel im Sinne des Gesetzes sind Stoffe und Zubereitungen aus
Stoffen, die dazu bestimmt sind, äußerlich am Menschen oder in seiner Mundhöhle zur
Reinigung, Pflege oder zur Beeinflussung des Aussehens oder des Körpergeruches oder zur
Vermittlung von Geruchseindrücken angewendet zu werden, es sei denn, daß sie überwiegend
dazu bestimmt sind, Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu
lindern oder zu beseitigen Demzufolge sind Kosmetika keine Heilmittel - denn dann
unterliegen sie dem Deutschen Arzneimittelrecht. Lebensmittelzusatzstoffe hingegen sind
eindeutig Lebensmittel. Damit die Lebensmittelwerbung kein Schindluder treiben kann, hat
der Gesetzgeber im Lebensmittelrecht drei Paragraphen implementiert, die den Verbraucher
vor irreführender Werbung schützen sollen bzw. gesundheitsbezogene Werbung bei
Lebensmitteln untersagt. § 8: Verbote zum Schutz der Gesundheit Es ist verboten: 1.
Lebensmittel für andere derart herzustellen oder zu behandeln, dass ihr Verzehr geeignet ist,
die Gesundheit zu schädigen. 2. Stoffe, deren Verzehr geeignet ist, die Gesundheit zu
schädigen, als Lebensmittel in den Verkehr zu bringen. § 17: Verbote zum Schutze vor
Täuschung Es ist verboten (...): 5. für Lebensmittel mit irreführenden Darstellungen oder
sonstigen Aussagen zu werben. Eine Irreführung liegt insbesondere dann vor, a) wenn
Lebensmitteln Wirkungen beigelegt werden, die ihnen nach Erkenntnissen der Wissenschaft
nicht zukommen oder die wissenschaftlich nicht hinreichend gesichert sind c) wenn
Lebensmitteln der Anschein eines Arzneimittels gegeben wird § 18: Verbot
gesundheitsbezogener Werbung Es ist verboten, in der Werbung für Lebensmittel zu
verwenden: 1. Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder Verhütung von
Krankheiten beziehen. 2. Hinweise auf ärztliche Empfehlungen oder ärztliche Gutachten. 3.
Krankengeschichten oder Hinweise auf solche. 4. Äußerungen Dritter, insbesondere Dank-,
Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben, soweit sie sich auf die Beseitigung oder
Linderung von Krankheiten beziehen. 5. Bildliche Darstellungen von Personen in der
Berufskleidung oder bei der Ausübung der Tätigkeit von Angehörigen der Heilberufe, des
Heilgewerbes oder des Arzneimittelhandels. 6. Aussagen, die geeignet sind, Angstgefühle
hervorzurufen oder auszunutzen. 7. Schriften oder schriftliche Angaben, die dazu anleiten,
Krankheiten mit Lebensmitteln zu behandeln. Seit Jahren machen sog.
"Nahrungsergänzungsmittel" von sich reden. Im juristischen Sinne existieren sie in
Deutschland nicht und somit gibt es kein "Nahrungsergänzungsmittelrecht". Der Begriff des
Nahrungsergänzungsmittels zielt darauf ab, die scharfe rechtliche Trennung zwischen
Lebensmittel und Arzneimittel aufzuweichen. Davon profitieren primär die Anbieter solcher
Mittel. Ein Lebensmittelanbieter wird versuchen, seinen Lebensmitteln medizinische
Wirkungen anzudichten, während ein Arzneimittelhersteller versucht, sein Mittel als
möglichst harmlos und lebensmittelähnlich aber ebenso gesundheitlich wirksam darzustellen.
Beide zielen dann darauf ab, die hohen Kosten einer Wirksamkeitsprüfung ihrer Mittel - wie
sie unter dem neuen Arzneimittelrecht ab dem Jahr 2004 mit Ausnahme von Homöopathika,
Anthroposophika und Phytotherapeutika zwingend wird, zu vermeiden und trotzdem gut zu
verdienen.
Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln versuchen oft, Heilpraktiker oder Ärzte in die
Vermarktung einzubeziehen. Dabei machen sich beide Berufsgruppen strafbar, denn der
Therapeut verstößt entweder gegen das Arzneimittelgesetz, in dem er ein nicht zugelassenes
Arzneimittel auf den Markt bringt, oder gegen das Lebensmittelrecht, dass für den
Einzelhandel einen Sachkundenachweis und eine Gewerbeanmeldung vorsieht. Zudem haftet
der vertreibende Therapeut gegenüber dem Patienten meist stärker als ein Apotheker, denn in
den Packungen von Nahrungsergänzungsmitteln liegen selten Beipackzettel mit
Nebenwirkungen bei. Hier muss sich der Zwischenhändler eindeutig klar sein, dass er und
nicht der Hersteller im Schadensfalle zur Haftung herangezogen werden wird. Nur im
Fertigarzneimittelrecht, das den Vertrieb von zugelassenen Arzneimitteln regelt, haftet der
Hersteller! Kann der Heilpraktiker oder Arzt nicht nachweisen, dass er vor bestimmten
Risiken des Nahrungsergänzungsmittels gewarnt hat, trifft ihn das verschärfte deutsche
Haftungsrecht.
Selbst, wenn es sich bei dem Nahrungsergänzungsmittel um ein Produkt handelt, das alle
juristischen Klippen umschifft hat und einen Lebensmittelstatus hat, wird dieses spätestens in
der Hand des Heilpraktikers oder Arztes dann zum Arzneimittel, wenn dieser es zum Zwecke
der Gesundung einem Patienten in die Hand gibt. Dass solch ein Verkauf nebenbei noch
umsatz- und gewerbesteuerpflichtig wird, ist nur ein weiterer Nebenaspekt.
Teil 11: Es geht ums Geld!!!
Am Gelde hängt’s, zum Gelde drängt’s!
Der Bereich der Naturheilverfahren ist ein riesiger Markt. Allerdings ist es ausgesprochen
schwer, konkrete Zahlen über die Umsätze und Gewinne in diesem Sektor des
Medizinmarktes zu gewinnen. Grund dafür ist, dass die Verfahren und Therapiemittel
überwiegend nicht im Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung erstattungsfähig sind
und somit eine zentrale Erfassung der Ausgaben auf der Kassenseite nicht vorgenommen
wird. Der Markt ist überwiegend privat strukturiert und weder Apothekerverbände noch
paramedizinisch arbeitende Pharmafirmen oder Therapeutenverbände geben halbwegs
verlässliche Umsatz- oder Therapiezahlen heraus. Eine Publikation des medizinischen
Dienstes der Krankenversicherung in Bayern (Buckhard 1993) - aus heutiger Sicht fast schon
als historisch zu bewerten - ist eine der wenigen Veröffentlichungen, die eine grobe
Abschätzung der Umsatzzahlen ermöglicht.
1991 wurden 243 Mio. Verordnungen (1990: 252 Mio.) von Arzneimitteln mit umstrittener
Wirksamkeit durchgeführt, die Kosten von 6,1 Mrd. DM (1989: 5,25 Mrd. DM) verursachten.
Damit betrug ihr Anteil am Verordnungsvolumen des gesamten Arzneimittelmarktes
immerhin 31,7%. Insgesamt betrug damals die Zahl der Arzneimittel 126.000, wobei auf
hochschulmedizinische Therapeutika 29.000 (23%) entfielen. Phytotherapeutika stellten mit
70.000 Arzneimitteln (55,5%) über die Hälfte aller Mittel, während 24.000 Homöopathika
(19%) fast jedes fünfte Pharmakon stellten. Anthroposophische Arzneien (n=3000) und
Organotheapeutika (n=4000) waren eher unbedeutend. 1991 erzielten die Arzneimittel der
„besonderen Therapierichtungen" einen Umsatz von 287 Mio. DM (1988: 250 Mio. DM) und
der durch Apotheken verursachte Phytotherapeutika-Umsatz war von 7,7% (1985) auf 10%
(1989) des Gesamtapothekenumsatzes (15 Mrd. DM) angestiegen. Die Bundesrepublik
Deutschland besaß damals im Vergleich zum restlichen Europa den größten Markt an
Alternativtherapien und Naturheilkundeverfahren mit einem geschätzten Umsatz von 885
Mio. DM (1988), der 1994 auf 1,2 Mrd. DM angestiegen war.
Mittlerweile sind in der Bundesrepublik Deutschland sog. Medikamente mit zweifelhafter
Wirkung mit einem Gesamtumsatz zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung von 3-7
Mrd. DM jährlich im Handel. In einer zunehmend deregulierten, den Marktkräften
überlassenen Medizin geht es in aller Härte um Marktanteile. Bei einem derzeit auf bis zu 12
Mrd. DM jährlich geschätzten zusätzlichen Umsatz (Federspiel und Herbst 1996) im Bereich
der Alternativmedizin erkennt man das zu verteilende Marktpotential. Dazuzurechnen sind
(Heil-)Mittel, die als Naturmittel angepriesen werden, aber in Wirklichkeit nicht als
Arzneimittel, sondern nur als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen sind.
Eine Studie des Allensbacher Instituts für Demoskopie, durchgeführt im Auftrag des
Bundesfachverbandes der Arzneimittelhersteller, zeigte einen deutlichen Anstieg. Nahmen
1970 nur 55% der Befragten Naturheilmittel ein, waren es 1997 schon 74%. Auch deutlich
mehr jüngere Patienten nehmen Naturheilmittel. Waren es 1970 gerade einmal 36% der 1629jährigen Befragten, so lag ihr Anteil 1997 bei 54% (Häussermann 1997) In diesem
Zusammenhang sollte man auch einen Blick über den großen Teich in die USA werfen. Dort
ist man den Europäern auch in negativer Hinsicht immer ein paar Jahre voraus. So berichtete
eine Ärztegruppe aus der Medizinischen Abteilung des Beth Israel Hospital in Boston über
eine repräsentative telefonische Befragungsaktion von 1.539 Erwachsenen im Alter von
mindestens 18 Jahren. 34% der Angerufenen berichteten davon, mindestens einmal in den
vergangenen 12 Monaten eine alternativmedizinische Behandlung erfahren zu haben.
Diejenigen Personen, die alternativmedizinische Verfahren am häufigsten benutzt hatten,
entstammten der weißen Bevölkerungsschicht der Altersklasse der 25-49jährigen mit höherer
Durchschnittsbildung und vor allem höherem Durchschnittseinkommen. Dies wird vor dem
Hintergrund verständlich, dass für eine einzelne Konsultation im Mittel $ 27,60 (ca. DM 47,-)
ausgegeben werden mussten (Eisenberg et al. 1993).
Auf der Basis ihrer Erhebung extrapolierten die Autoren ihre Befragungsresultate auf die
gesamten Vereinigten Staaten von Amerika und kamen auf geschätzte 425 Millionen Besuche
bei Alternativtherapeuten allein im Jahre 1990. Diese Schätzung überstieg die Zahl der
tatsächlich in schulmedizinischen Praxen und Kliniken registrierten Arztbesuche (338 Mio.)
erheblich.
Die Autoren schätzten die für die alternativmedizinischen Behandlungsverfahren
aufgewendeten Geldmittel auf 13,7 Mrd. US-$ und damit als deutlich höher ein, als die
Geldleistungen, die US-Amerikaner für tatsächlich entstandene Kosten im
schulmedizinischen Bereich zu bezahlen hatten (12,8 Mrd. US-$).
Teil 12: Nur Alternativmedizin anwenden?
Alternativmedizin als einzige Therapie? Ich denke nein!
Die Patienten sind misstrauischer und selbstbewusster geworden. Wie die Allensbacher
Umfrage belegt, würden sich bei einer ernsthaften Erkrankung zwar nur 3% allein auf
pflanzliche Produkte verlassen. Immerhin 84% der 2.647 Befragten schätzten die
Nebenwirkungen herkömmlicher Medikamente aber als "mittel bis groß" ein. Erstaunlich ist
die Bereitschaft (61%) zur Einnahme von Medikamenten, auch wenn deren Wirksamkeit
nicht bewiesen ist. 41% meinen sogar, dass Naturheilmittel in naher Zukunft weiter an
Bedeutung gewinnen würden. Dies scheint zunächst für einen riesigen Markt zu sprechen! In
der Schweiz zeigte eine mehr als 7.500 Versicherte umfassende Studie der HelvetiaKrankenversicherung, dass Patienten, die die Möglichkeit erhalten hatten,
alternativmedizinische Behandlungen bei Erkrankungen in Anspruch zu nehmen, nur in
maximal 2,1% der Fälle ausschließlich solche Verfahren nutzten. Der Nutzungsgrad
konventioneller hochschulmedizinischer Therapien lag bei bis zu 73,3%, während im
dreijährigen Beobachtungszeitraum der Anteil von Patienten, die beide Medizinsysteme
parallel nutzten, zwischen 8,4-28,5% schwankte. Billiger war die Alternativmedizin auch
nicht. Diejenigen Personen, die alternative Heilmethoden von der Krankenkasse erstattet
bekamen, wiesen nämlich unabhängig von Geschlecht, Alter, Sprachregion und
Gesundheitszustand deutlich höhere durchschnittliche Kosten auf als diejenigen Versicherten,
die nur ausschließlich hochschulmedizinische Leistungen in Anspruch nahmen. Besonders
bezeichnend war, dass in dieser Studie weder in bezug auf die gesundheitliche Ausgangslage
der Patienten vor Studienbeginn noch auf die Art der Veränderungen des
Gesundheitszustandes die Möglichkeit der Nutzung alternativer Heilmethoden einen
relevanten Einfluss hatte (Sommer et al. 1998). Die vorgelegten Berichte zeigen, dass der
alternativ- und paramedizinische Markt in der Bundesrepublik Deutschland ein
Milliardengeschäft ist. Patienten, die auf fragwürdige Therapien - aus welchen Gründen auch
immer - Wert legen, werden diese in unserer freien Gesellschaft selbstverständlich erhalten.
Allerdings wird dies wohl weiterhin verstärkt nur noch auf Privatrezept geschehen, was ein
positiver Trend ist. Auf diese Weise wird die GKV-Solidargemeinschaft entlastet und
fragwürdige Verfahren müssen von denjenigen bezahlt werden, deren Kosten sie selbst
verursachen.
Zwischenbemerkung
So, das waren ein paar Fakten, zusammengetragen und abgeschrieben, ohne Wertung, einfach
übernommen.
Nun soll noch ein Faden folgen, da geht es dann nicht mehr ohne Wertung, da geht es darum,
wie ich nun zu den Alternativen stehe, da geht es noch einmal um Wirkungsweisen und um
Hintergründe, um Algen und Frau Simonsohn und wahrscheinlich wird auch noch einmal
Herr Sponsel, Thom Hartmann und NLP zu beleuchten sein.
1. Was nun?!
Was sollte nun die Darstellung im anderen Faden?
Ich glaube man konnte erkennen, dass in diesem Thema viel Streitpotential liegt und nicht
zuletzt, es geht ums liebe Geld. Jeder Mediziner hat neben seinem Berufsauftrag ja auch noch
das Bestreben, den eigenen Beutel zu füllen.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass Verfahren der Alternativmedizin durch gestandene
Hochschulmediziner verworfen werden und umgekehrt. Und dann spielen ja noch andere
Interessen in diesem Geschäft eine Rolle, denken wir an die Ausführungen zu den Sekten.
Was aber nun als Wahrheit erkennen?
Ich glaube so kann man die Frage nicht stellen und vor allem nicht beantworten.
Eigentlich ist wichtig, dass es hilft und nicht schadet. Und an dieser Stelle ist der
medizinische Laie überfordert, er kann das nicht einschätzen. Viele der alternativen Verfahren
stärken den Selbstheilungsprozess, aber bei akuten Erkrankungen hat dieser selten eine
Chance. Darin liegt die Gefahr des Ganzen.
Kompliziert wird das Ganze noch dadurch, dass aus Geschäftsgründen viele alternativ
Verfahren als alleinrichtig verkauft werden und durch fanatische Anhänger dieser Eindruck,
manchmal unwissentlich, verstärkt wird. Das ist vor allem in Bereichen sehr problematisch,
wo bei vielen eine gewisse „Abneigung“ oft geschürt eben durch Vertreter bestimmter
Richtungen, gegen die Hochschulmedizin besteht. Hier wird durch das „Heilversprechen“
gerade der Fanatiker oft erheblicher Schaden verursacht.
Die Wirksamkeit der alternativen Verfahren ist und bleibt umstritten. Mir liegen hier die
Auswertungen von Untersuchungen homoöpatischer Verfahren vor, die, dass ist dabei wohl
besonders wichtig, auch im Beisein und Mitwirkung von Homoöphaten erstellt wurden, die zu
80 % den Verfahren Unwirksamkeit nachweisen. Natürlich könnte man hier nun sagen, bei
jedem 5-ten hat es aber gewirkt, ist ne Ansichtssache, wenn vier sterben, damit einer lebt!
Es gilt jedoch die Regel, dass der Glauben Berge versetzt. So ist es nicht verwunderlich, dass
immer wieder darüber berichtet wird, wie gut das alles wirkt. Hier ist die Unterstützung des
Selbstheilungseffektes der Auslöser oder aber die im vorigen Teil 4 genannten Gründe. Die
Wirksamkeit von medizinischen Verfahren kann aber nur beurteilt werden, wenn die Wirkung
im Vergleich zum Selbstheilungsprozess überwiegt.
Damit soll nun nicht der Anwendung von Verfahren wie der Akupunktur oder bestimmter
psychologischer Verfahren widersprochen werden, hier bringt bei nichtakuten Leiden das
Ganze oft eine Linderung der Beschwerden durch Überdeckung.
Wem mit den alternativen Methoden wirksam geholfen werden konnte, der soll dem Schöpfer
dafür danken. Ich meine jedoch, man sollte sich hüten das als Allheilmittel zu verkaufen und
anderen damit eventuell schwere Schäden zu zufügen.
2. Algen und Frau Simonsohn
Kommen wir zu der Alge und Frau Simonsohn. Hier liegt ein besonders problematischer Fall
vor. Frau Simonsohn, die selbsternannte ADS-Heilerin, verdient Ihren Lebensunterhalt mit
verschiedenen für mich etwas anrüchigen Geschäften!
Frau Simonsohn hält Reikiseminare (Seminar für Grad I, 390 DM, Grad II 980 DM und Grad
IIIA 2.600 DM), organisiert Rohkostveranstaltungen mit Wolfe (470 DM Teilnahmegebühr),
lehrt die 5 Tibeter (Gebühr 160 DM), trägt vor über Azidose (320 DM) und schreibt Bücher
dazu. Als letztes hat sie nun die Hyperaktivität entdeckt, eine Krankheit, die durch
Vitalstoffdefizite hervorgerufen wird, durch Nahrung, die von ausgelaugten Böden stammt
und durch Cola und Kaffee. Und da kann nur das Wundermittel helfen, die AFA-Alge.
Frau Simonsohn stellt fest: „Die AFA-Alge ist ein Lebensmittel, keine Medizin. Durch ihren
Vitalstoffreichtum ermöglicht sie dem Körper, wieder optimal zu funktionieren und sich
selbst zu heilen. Zwar ist die AFA-Alge kein Heilmittel, hat aber die gleichen Resultate. Der
Vorteil dieses kleinen Wunders aus der Natur: es gibt keine Überdosierung und keinen
Gewöhnungseffekt. Wie bei einem Brunchbuffet, können sich Körper und Gehirn genau das
an Vitalstoffen herausholen, was sie gerade brauchen. Äußerliche Zeichen: die Haare wachsen
dichter und glänzen mehr, Hautunreinheiten können verschwinden, und die Fingernägel
wachsen dick mit weißen Spitzen. Wer die AFA-Alge eine Weile lang täglich ist, merkt mehr
Energie, ist belastbarer und besser gelaunt.“
Für mich tatsächlich ein kleines Wunder, diese Alge. Selbst die Fingernägel werden von
alleine sauber. Interessant ist die Formulierung, die AFA-Alge ist kein Heilmittel hat aber die
gleichen Resultate! Erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an den einen zitierten § des
Lebensmittelrechtes:
§ 18: Verbot gesundheitsbezogener Werbung Es ist verboten, in der Werbung für
Lebensmittel zu verwenden: 1. Aussagen, die sich auf die Beseitigung, Linderung oder
Verhütung von Krankheiten beziehen. 2. Hinweise auf ärztliche Empfehlungen oder ärztliche
Gutachten. 3. Krankengeschichten oder Hinweise auf solche. 4. Äußerungen Dritter,
insbesondere Dank-, Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben, soweit sie sich auf die
Beseitigung oder Linderung von Krankheiten beziehen. 5. Bildliche Darstellungen von
Personen in der Berufskleidung oder bei der Ausübung der Tätigkeit von Angehörigen der
Heilberufe, des Heilgewerbes oder des Arzneimittelhandels. 6. Aussagen, die geeignet sind,
Angstgefühle hervorzurufen oder auszunutzen. 7. Schriften oder schriftliche Angaben, die
dazu anleiten, Krankheiten mit Lebensmitteln zu behandeln.
Hmmmmmmm! Und dann das Buch zur Alge und ADD!
Wie wirkt die Alge? Frau Simonsohn erklärt es:“ Sind Sie manchmal unkonzentriert, und lässt
Sie manchmal Ihr Gedächtnis im Stich? Oder sind Sie manchmal erschöpft und
niedergeschlagen? Erleben Sie geistige Höhenfluge nur noch selten? Und macht Ihnen Stress
manchmal ganz schön zu schaffen? Wenn ja, ist die AFA-Alge der ideale Gehirn-Brennstoff
für Sie. Sie stärkt das Nervensystem, macht belastbar in Stresssituationen, aktiviert Ihre
Kreativität und stärkt sogar Ihre Intuition und unterstützt ihre spirituelle Entwicklung. Die
Biophotonen in der AFA-Alge passieren die Blut-Hirn-Schranke und wandern direkt ins
Gehirn, wo sie helfen, neuronale Querverbindungen zwischen rechter und linker Hirnhälfte
aufzubauen. Wir werden geistig wacher, ausgeglichener, kreativer und intuitiver. Jene Teile
des Gehirns werden besser miteinander verknüpft, die mit Gedächtnis und
Informationsverarbeitung sowie Selbstbewusstsein und Intuition zu tun haben. Bisher haben
wir erst ein Drittel unseres Gehirnpotentials genutzt, und mit der AFA-Alge aktivieren wir
weitere Bereiche. Die AFA-Alge hilft hyperaktiven Kindern, sich besser zu konzentrieren,
und sogar Alzheimer-Patienten können wieder selbst ihren Haushalt erledigen! „
Am Besten wirkt die Alge übrigens nach einer Ernährungsberatung durch Frau Simonsohn, 60
DM die halbe Stunde, 100 DM die volle Stunde.
Interessant ist, dass seit kurzem einige Links von ihren Seiten verschwunden sind. Dort ging
es unter Anderem zu den Indigokindern. Dafür wurden von ihr aber einige Passagen von
ritalinkritik.de übernommen, unkommentiert und ohne jede Beweisführung.
Schluss, möge doch jeder seine Alge kaufen!
Interessant war für mich übrigens eine Aussage in der damaligen Diskussion des Inhaltes, Ihr
könnt es Euch wohl nicht leisten oder seit nur neidisch!
3. ADD
Nun vielleicht endlich zum Eigentlichem, zu ADD.
Hier prallen zu erst einmal zwei Welten aufeinander! Da sind zu einem die Verfechter der
Lehre von einer Krankheit und auf der anderen Seite stehen Leute, die sagen, ADD ist eine
andere Art der Informationsaufnahme und –verarbeitung. Meist gibt es da noch
Vertreter eines Mittelweges, der besagt, die dem ADD-ler feindliche Umwelt macht ihn
krank.
Das reine, wenn auch oft nur vom gedanklichen Hintergrund her betriebene Abhandeln des
ADD als Krankheit ist m.E. nicht der Weg, dem Ganzen gerecht zu werden! Ist es nicht eher
tatsächlich so, dass die Nichtakzeptanz, das Nichteingehen auf dessen Besonderheiten, in den
meisten Fällen tatsächlich ADD-ler zu Kranken macht?
Leider birgt eine solche Betrachtungsweise die Gefahr Scharlatanen, Wunderheilern und
ähnlichen Aposteln Tor und Tür für Ihre Geschäfte zu öffnen. Es ist sehr schwierig zu
unterscheiden, wo es um eine Einstellungsänderung oder Selbsterkenntnis geht oder wo
anderes bezweckt wird. Und wenn ADD eigentlich keine Krankheit ist, warum dann
Medikamente anwenden? Die Alge z.B. tut es doch auch!
Ich denke, wenn Eltern am Ende ihrer Kraft sind und Kinder kurz davor, in ein tiefes Loch zu
fallen, dann muss ihnen schnell und wirksam geholfen werden! Und da ist ein guter
Psychiater und Psychologe der beste Weg und wenn es sein muss, dann auch eine
medikamentöse Therapie! Wenn zu diesem Zeitpunkt angefangen wird, Alternativen zu
empfehlen, wenn mit irgendwelchen Verfahren experimentiert wird kann damit m.E. großer
Schaden angerichtet werden. Und leider stoßen die meisten erst auf die Probleme, wenn es 5
vor 12 ist. Zudem habe ich ein sehr großes Problem damit, dass in der Alternativmedizin oft
die Differentialdiagnostik auf der Strecke bleibt. Zwar muss man hier gerechter Weise sagen,
auch in der Hochschulmedizin scheint da bei ADD Einiges im Argen zu liegen, geschuldet ist
dies jedoch dem noch ungenügenden Ausbildungsstand.
Deshalb ist es wahrscheinlich ein besserer Weg, aufklärend zu arbeiten, wie es Micha und
Heidi nun seit vielen Jahren machen. Denn rechtzeitig erkannt und auf die Eigenarten
eingegangen und dann noch ein „wenig“ Glück und verständnisvolle Lehrer, kann ADD ohne
krank zu machen auch ein Segen für die Betroffenen sein.
4. NLP
Zum Schluss noch einmal eine Bemerkung zu Sponsel, Hartmann und ADD.
Sponsel sieht sich genötigt, vor Hartmann und vor den Hypies zu warnen. Hier liegt nun der
umgekehrte Sachverhalt vor, ein Hochschulmediziner kämpft gegen Alternativen, wobei ich
hier den Begriff der Alternativmedizin bewusst nicht verwende.
Sponsel betrachtet ADD als absolute Krankheit, nur so kann er sein Geschäft mit
Ferndiagnosen erfolgreich und einträglich betreiben.
Hartmann ist ein typischer Vertreter der Erklärung über die andere Art, die Welt zu sehen. Er
plädiert dafür aus diesem „Anderssein“ das Beste zu machen.
Und nun spielt hier NLP, neurolingustisches Programmieren, rein. NLP scheint mir jedoch
keine eigenständige Therapieform im eigentlichen Sinne zu sein, eher eine Sammlung von
Methoden, die bereits seit langem in der Psychologie angewendet werden. Eigentlich
beinhaltet es die Beschreibung von Wegen zur Selbstfindung und Regeln für ein erfolgreiches
Umsetzen von Wegen. Positives Denken soll als Stichwort dienen. Anwendbar sicher kaum
bei Kindern und ich denke, auch bei Erwachsenen ist es einfacher gesagt als getan. Dazu
kommt aus meiner Sicht ein Problem, NLP ist nach Aussagen ihrer „Erfinder“ nicht geeignet
bei Personen, die unter extremen Aufmerksamkeitsdefiziten leiden. Und das ist ja bei ADD
oft der Fall.
Und mich persönlich stößt dabei auch die marktschreierische Aufmachung ab, die jedoch in
der Natur der Sache liegt. Aber ich kann nun mal den jungen, erfolgreichen Managertyp nicht
ab. –lächelFür einen beschränkten Personenkreis mit ADD ist NLP sicher ein guter Weg. Geht es doch
dabei wirklich darum, durch bestimmte Methoden seine Fähigkeiten zu nutzen. „Der Weg ist
das Ziel“, die absolute Konzentration auf eine Sache wird aber sicher bei Leuten, die tausende
Wege gehen, ständig irren und dann noch gleichzeitig auf verschiedenen Wegen rennen in
den meisten Fällen eine unerreichbare Selbstbeeinflussung darstellen.
Erwachsene sollten es versuchen, wenn es klappt kommt dabei sicher Hervorragendes raus.
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