Sandra Eder - Universität Wien

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Werkstattberichte
Sandra Eder, The Birth of Gender. „Hermaphroditen“ Forschung am Johns Hopkins Spital in den
frühen 1950er Jahren und die Entstehung des Genderbegriffs.“
Um 1955 prägte ein Team von ÄrztInnen, EndokrinologInnen und PsychologInnen an der Klinik für
pädiatrische Endokrinologie des Johns Hopkins Spitals (Baltimore, USA) erstmals den Begriff „Gender
Role.“ Im Zuge ihrer Arbeit mit Kindern mit ambivalenten Geschlechtsmerkmalen bzw.
„Hermaphroditen“ kamen sie zu dem Schluss, dass das Geschlecht, in dem die Kinder jeweils erzogen
werden sollten, unabhängig von hormonellen und genetischen Faktoren gewählt werden konnte. Die
„Gender Role“ ihrer PatientInnen war letztlich nicht von biologischen Faktoren abhängig. Diese
Neukonzeption von Geschlecht wurde jedoch nicht vorrangig vom Interesse an der biologischen
Differenz von Männern und Frauen vorangetrieben, sondern von den großen Fragen der
zeitgenössischen Psychologie und Biomedizin. Eine genauere Analyse der Arbeiten von Dr. John Money,
Leiter des psychologischen Teams zeigt, dass Schlüsselthemen wie die Beziehung von Körper und Geist
die Forschungsausrichtung nachhaltig beeinflussten. Zusätzlich wurde die Forschung von den klinischen
Notwendigkeiten (Diagnose, Behandlung) und dem tagtäglichen Umgang mit PatientInnen geprägt. Die
Entstehung des Genderbegriffs muss daher im Kontext mit diesen theoretischen und praktischen
Herausforderungen verstanden werden.
Karin Harrasser, Normkörper - Hybridkörper. Über Männerkörper, sexuelle Zwischenstufen und
Prothesen als politische Technologien
Ausgehend von der Zeitungsberichterstattung über eine prothesenbewehrten Travestietruppe
ehemaliger Weltkriegssoldaten entwickelt der Vortrag im Sinne einer Geschichte des Wissens
Überlegungen zum intrikaten Verhältnis von normierenden Körperdiskursen und Ideen der
Transgression von Normkörperlichkeit. Untersuchungsgegenstand sind die Debatten um den
Männerkörper in Prothetik und Sexualwissenschaft der 10er und 20er Jahre des letzten Jahrhunderts
mit Brennpunkt Berlin (Georg Schlesinger für die Prothetik, Magnus Hirschfeld für die
Sexualwissenschaften). Das zentrale Argument ist, dass in diesen Wissenschaftsdisziplinen zwar
diskursiv Normkörperlichkeit im Mittelpunkt steht, dass aber die Forschungs- und Darstellungspraxis
alternative und subversive Körpermodelle hervortreibt, die in der Folge ästhetisch, theoretisch und
politisch wirksam wurden.
Kurzbiographien
Sandra Eder, Studium der Geschichte und Publizistik an der Universität Wien, Diplomarbeit zu Lesbian
Pulp Fiction in den USA, 1950er Jahre. 2000-2002 MA in American Studies an der Columbia University
(New York), Fulbright und bm:bwk Stipendiatin. Seit 2004 im Ph.D. Programm am Institut für
Medizingeschichte der Johns Hopkins University, Baltimore, USA. 2005-2007 fFORTE – (Frauen in
Forschung und Technologie) Stipendiatin. Lehraufträge in Wien und Baltimore.
Forschungsschwerpunkt: Geschichte der Biomedizin, Sexualitäten- und Geschlechtergeschichte,
speziell zu Sexualität und Geschlechtsdifferenz in der amerikanischen Biomedizin.
Karin Harrasser, Studium der deutschen Philologie und Geschichte an der Universität Wien,
Diplomarbeit zu Science Fiction. 2000-2001 Juniorfellowship am IFK, Wien. 2002 Research Scholar an
der Duke University, North Carolina. 2002-2006 Wissenschaftliche Betreuung und Koordination des
Forschungsprogrammes „Gender IT!“ für das österreichische bm:bwk. Herausgabe und Redaktion der
Zeitschrift sinn-haft. Seit 2003 für das Büro Science Communications tätig. Lehraufträge an den
Universitäten Wien, Graz, HU Berlin. 2005 Promotion an der Universität Wien über
„Computerhystorien. Erzählungen der digitalen Kulturen um 1984“. Seit Juli 2005 Post-Doktorandin am
Graduiertenkolleg „Codierung von Gewalt im medialen Wandel“ an der Humboldt-Universität Berlin.
Forschungsschwerpunkte: Cultural Studies of Science and Technology, Gender Studies, Populärkultur,
Erzähltheorie, Theorien des Subjekts.
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