C: Stofftrennung durch Ausschütteln mit Säure/Base

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Säure/Base-Gleichgewichte
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leis
Säure/Base-Gleichgewichte in Biologie und Medizin
Bei den folgenden Anwendungen von Säure/Base-Reaktionen ist eine Tatsache immer wieder
entscheidend:
Wenn ansonsten hydrophobe Moleküle irgendwo eine ionische funktionelle Gruppe erhalten, werden
sie sehr oft hydrophil. Denn zwischen Ionen und den stark polaren Wassermolekülen wirken sehr
starke Ion/Dipol-Wechselwirkungen. Aber nicht nur das: Auch ein Cluster aus einem Ion und einer
Schicht Wassermolekülen ist als Ganzes noch immer geladen, zieht also weitere Wassermoleküle an,
so dass sich um jedes Ion herum viele Schichten aus stark angezogenen Wassermolekülen finden.
Ionische Gruppen machen ein Molekül gewissermassen superhydrophil.
A: Aufreinigung von Kokain (Chinin) aus Pflanzensaft
Kokain wird aus den Blättern des Coca-Strauches gewonnen. Nur etwa 1% des Trockengewichtes
dieser Blätter ist Cocain, der Rest besteht aus anderen meist organischen Verbindungen wie
Eiweisse, Zucker, Fette, aber darunter sind auch Stoffe, die dem Kokain ähnlich sind. Dennoch gelingt
es auch in ganz einfachen Labors im bolivianischen Dschungel, das Kokain aus diesem komplizierten
Gemisch relativ sauber aufzureinigen, dank Säure/Base-Reaktionen.
1. Kokain fungiert als einprotonige Base mit einem pKB von 5.6 (der pKS der Säure ist 8.4). An
welcher Stelle könnte das Molekül dabei protoniert werden?
2. Zeichne die Skelettformel der konjugierten Säure. (Nur relevanten Ausschnitt zeichnen).
3. Ist das abgebildete Kokain-Molekül hydrophil oder hydrophob? Ist seine konjugierte Säure
hydrophil oder hydrophob? Begründe.
H
CH2
H
O
H
N
O
H3C
N
Kokain
pKS der konjugierten Säure: 8.4
Chinin
pKS des einfach protonierten Chinin (konj. Säure): 8.52
pKS doppelt protoniertes Chinin: 4.1
Da wir leider keine Coca-Blätter zur Verfügung haben, müssen wir die Trennungsschritte mit einem
ähnlich gebauten Molekül durchführen: Chinin, das erste Anti-Malaria-Mittel und ein bitterer
Zusatzstoff in Indian-Tonic bzw. Tonic-Water-Tafelgetränken wie Schweppes.
4. An welchen zwei Stellen im Molekül kann Chinin gut protoniert werden?
Dasjenige N-Atom, welches am π-System beteiligt ist, nimmt etwas weniger gut H+ auf und wird daher
erst bei tieferen pH-werten Protoniert.
Es könnte gut sein, dass Chinin ein Farbstoff ist. Es sollte daher einfach sein, zu verfolgen, in welcher
Phase sich das Chinin befindet.
5. Was spricht dafür, dass Chinin ein Farbstoff ist?
Tatsächlich aber ist Chinin farblos, kann aber UV-Strahlung in sichtbares Licht umwandeln. Chinin
fluoresziert also unter einer UV-Lampe.
Säure/Base-Gleichgewichte
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6. Wie könnte man vorgehen, um Chinin (Kokain), Traubenzucker und Pflanzenfett voneinander zu
trennen?
Säure/Base-Gleichgewichte
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B: Alizarin
Alizarin (C14H8O4, 240,20 g/mol) ist ein natürlicher Farbstoff aus der Gruppe
der Anthrachinone, der traditionell aus den Wurzeln des Färbekrapp
(Färberröte, Rubia tinctorum) gewonnen und zum Färben von Textilien und
zur Herstellung von Pigmenten für die Malerei verwendet wurde.
Alizarin ist eine zweiprotonige Säure mit den pKS-Werten 6 und 10.5.
H
H
O
O
H
O
H
H
H
H
O
H
3. Zeichne die Pufferkurven für die verschiedenen AlizarinSpezies.
4. Ermittle experimentell,
i)
welche Alizarinspezies welche Farbe aufweist.
ii) Welche Alizarinspezies ungeladen ist.
Zur Verfügung stehen Reagenzgläser, eine stark basische
Lösung von Alizarin, pH-Pufferlösungen mit verschiedenen
pH-Werten und hydrophobes Lösemittel (Diethylether).
Dokumentiere Dein Vorgehen.
iii)
Beschicke einen Schüttelkolben (Scheidetrichter) mit einer
wässrigen Phase mit wenig Alizarin und einer
Diethyletherphase (nicht zu viel). Lasse das Alizarin in
einem Schüttelkolben mindestens einmal aus der
wässrigen Phase in die organische wechseln und wieder
zurück. Falls du nicht weißt, wie man den Schüttelkolben
bedient: bitte mich fragen. Zur Verfügung stehen stark
saure und basische Lösungen. Beschreibe dein Vorgehen.
leis
Säure/Base-Gleichgewichte
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C: Stofftrennung durch Ausschütteln mit Säure/Base-Reaktionen
In einem Extrakt der Krappwurzel liegt Alizarin in einem Gemisch mit verschiedenen mehr oder
weniger hydrophoben und hydrophilen Stoffen vor. Wie man das Alizarin aus diesem Gemisch
aufreinigen kann, zeigt folgender Versuch mit einigen Modell-Verunreinigungen.
v)
Ein Gemisch aus Alizarin, Neutralrot (siehe folgende Seiten), Glucose, Hexan und
Propan-1,2,3-triol (=Glycerin) wird in neutralem Wasser gelöst. Dazu wird das
Lösungsmittel Dichlormethan gegeben und der pH der wässrigen Phase durch Säureoder Basenzugabe verändert. Notiere nach jedem Ausschüttlungs-Schritt zu jeder
Fraktion (1) bis (6) die darin enthaltenen Stoffe.
Basische
wässrige Lösung
pH 13
Saure wässrige
Lösung
pH 1
(3)

(1)
Dichlormethan
(4)

Dichlormethan
(2)
Basische
wässrige Lösung
pH 13
(5)
Dichlormethan
(6)
Rotationsverdampfer („Rotavapor“)
Will man eine Substanz rein gewinnen, die in einem Lösungsmittel gelöst ist, so verwendet man oft
einen Rotationsverdampfer, um das Lösungsmittel einzudampfen (d.h. zu verdampfen).
Die Lösung wird in einen Rundkolben (1) gefüllt, der an einen rotierbaren Schliff angeschlossen wird.
Oberhalb des Schliffs befindet sich ein Kühler (2) mit Vakuumansatz (3) und einem Auffangkolben (4).
Nun wird ein Vakuum angelegt und das Lösungsmittel beginnt langsam zu verdampfen. Um das
Verdampfen zu beschleunigen, wird das Gemisch leicht erwärmt. Zu diesem Zweck lässt man den
Rundkolben rotieren (ca. 2 Umdrehungen pro Sekunde, um einen Siedeverzug zu verhindern) und
senkt ihn vorsichtig ab, bis er leicht in das Heizbad (5) eintaucht, das auf ca. 30-40°C temperiert ist.
Durch die Rotation im Heizbad verdampft das Lösungsmittel und strömt in den Kühler, wo es teils
kondensiert und ins Auffanggefäss fliesst. Die Wasserstahl-Vakuumpumpe darf erst abgestellt
werden, nachdem der Gaseinlass (6) geöffnet wurde, da sonst Wasser in die Probe strömen würde.
Das Vakuum dient dazu, Lösungen bei tiefen Temperaturen
einzuengen (abzudampfen). Ohne Vakuum müsste man die
Proben weit mehr erhitzen und dabei könnten die Stoffe in der
Probe unerwünschte Reaktionen eingehen.
Wasserrückstände im Lösungsmittel können im Rotavapor
nicht eingeengt werden (dazu wären zu hohe Temperaturen
notwendig). Daher muss das Lösungsmittel getrocknet
werden, bevor man die Probe in den Rotationsverdampfer
gibt. Dies macht man, indem man ein wasserfreies,
hygroskopisches Salz wie Natriumsulfat zugibt. Dieses Salz
entzieht dem Lösungsmittel das Wasser und baut es als
Kristallwasser in seine eigene Struktur ein.
Säure/Base-Gleichgewichte
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D: Ion trapping (Ionenfalle) mit Neutralrot
Vakuolen
Zitronensaft ist so sauer, dass er viele gewöhnliche Proteine sofort zerstört (daher flockt Milch beim
Zutropfen von Zitronensaft aus). Ist es überhaupt möglich, dass Zitronen leben und wachsen können?
Ganz einfach: Die saure Lösung ist sicher in der Vakuole verpackt, während der Rest der Zelle einen
neutralen pH aufweist. Isst man eine Zitrone, platzen die Vakuolen auf und man bekommt die saure
Lösung ab. Die Hydroxonium-Ionen (H3O+) sind wegen ihrer Ladung so hydrophil, dass sie nicht durch
die Vakuolen-Membran (Tonoplast) hindurch entweichen können.
Dieses Beispiel zeigt zwei wichtige Dinge über Pflanzenzellen: Vakuolen sind sauer (typischerweise
pH 5-5.5), wenn auch nicht immer so sauer wie in Zitronen (pH 2.5). Und Stoffe, die für die Pflanze
selber toxisch sind, werden meist in einer sehr hydrophilen Form in der Vakuole sicher aufbewahrt.
Aber dazu später mehr.
Neutralrot
1. Ergänze in folgender Skelettformel von Neutralrot die nEPs (nichtbindende Elektronenpaare).
H3C
N
N
N
H
CH3
H
N
CH3
2. Neutralrot in der oben abgebildeten Form ist nicht sehr gut wasserlöslich. Im Handel ist aber
eine ausgezeichnet wasserlösliche „Neutralrot-Variante“ käuflich. Auf welche Weise wird
dabei Neutralrot löslich gemacht?
3. Neutralrot kann nur an den zwei zentralen N-Atomen gut protoniert werden, nicht aber an den
Amion- und Dimethyl-Amin-Gruppen links und rechts unten im Molekül. Versuche diesen
Sachverhalt zu erklären anhand von
a. Grenzformeln
b. Einer Darstellung des Moleküls im Ladungswolkenmodell (nur π-Bindungen und
nEPs als Ladungswolken darstellen).
c. Neutralrot ist bei tiefem pH kirschrot, bei hohem orange. Warum ist es einleuchtend,
dass die Neutralrot-spezies unterschiedliche Farben haben?
4. Um Heroin (Skelettformel rechts) gut wasserlöslich zu machen, wird
es mit Zitronensaft angerührt. Warum wohl?
O
N
O
O
O
O
Säure/Base-Gleichgewichte
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Ion trapping mit Neutralrot
Für Neutralrot findet man verschiedene pKS–Werte, der pKs scheint sehr stark von den Bedingungen
abzuhängen (z.B. Ionengehalt). Wir gehen für diese Aufgabe von einem pKS von 7 aus.
1. Ergänze im rechten Diagramm eine Skala
für den pOH und zeichne die Pufferkurve
für Neutralrot (HNeuR+/NeuR).
Orange
Kirschrot
2. Behandelt man Pflanzenmaterial mit neutralen oder leicht basischen Neutralrot-Lösungen, so
stellt man fest, dass sich das Neutralrot recht spezifisch in den Vakuolen ansammelt.
Vakuolen weisen typische pH-Werte zwischen pH 5.5 (Rose) und 2.5 (Zitrone) auf.
i)
Welche Neutralrotspezies schafft es wohl, die Zellmembran zu durchdringen?
ii)
Betrachten wir nun nur diese Spezies. Die Geschwindigkeit, mit der diese Spezies die
Membran durchdringt, hängt davon ab, wie gross ihre Konzentration ist, wie oft die
entsprechenden Teilchen also auf die Membran prasseln. Angenommen, die
Konzentration dieser Spezies sei in der Vakuole c0. Wie gross muss dann im
Gleichgewicht die Konzentration dieser Spezies ausserhalb der Zelle sein?
iii)
Wie viel mal mehr Neutralrot enthält eine Vakuole (pH 5) als die neutrale Umgebung
(pH 7) im Gleichgewicht?
Stoffe, die wie Neutralrot in einer elektrisch ungeladenen
Form Membranen durchdringen können, sammeln sich in
denjenigen Kompartimenten an, in denen sie zu hohen
Anteilen ionisch vorliegen. Sie werden also ionische
Spezies gefangen. Daher spricht man in diesem
Zusammenhang von Iontrapping oder Ionenfallen.
iv)
Würde sich das Neutralrot ebenfalls im Inneren
der Vakuolen ansammeln, wenn es den pKs 2
aufweisen würde?
Vakuolen von Zwiebelzellen, in denen sich
Neutralrot angesammelt hat. Durch die
Färbung mit Neutralrot kann man die Vakuole
gut vom Cytoplasma unterscheiden.
Säure/Base-Gleichgewichte
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Vitalfärbungen mit Neutralrot
Neutralrot ist ein beliebter Farbstoff für Vitalfärbungen, da es sich passiv (durch Diffusion) in den
Vakuolen anreichert, ohne die Zellen zu zerstören (siehe unten). Die Energie für diese Anreicherung
stammt aus dem pH-Unterschied zwischen Cytosol und Vakuoleninnerem. Dieser pH-Gradient wird
von den Pflanzen aktiv aufrecht erhalten, stirbt eine Zelle ab, so gleicht sich der pH-Wert schnell aus
und das Neutralrot wird nicht mehr angereichert.
Experimente mit Neutralrot
1. Neutralrot-Stammlösung: 0.10 g Neutralrot in 100 mL dH2O lösen. Vor Gebrauch mit
Leitungswasser (leicht basisch) 1:10 verdünnen (=„Neutralrot-Farblösung“)
2. Gib in zwei RG je 1-2 mL Neutralrot-Farblösung und überschichte die Lösung mit 1-2 mL Hexan.
Versuche nun, mit Hilfe von einzelnen Tropfen Salzsäure oder Natronlauge (1M), das Neutralrot
möglichst weitgehend in die wässrige bzw. hydrophobe Phase zu bringen.
3. Die innere Zwiebelschuppenepidermis einer Küchenzwiebel wird abgezogen. Die
Epidermisstückchen werden in einem Tropfen Neutralrot-Farblösung auf einen Objektträger
gebracht. Nach 10 bis 20 Minuten zeigt sich unter dem Mikroskop eine deutliche Anreicherung
des Farbstofes in den Vakuolen der immer noch lebenden Zellen, besonders am Rand der Probe.
4. Mit Durchsaugen einer Kaliumthiocyanat-Lösung (1 mol/L, 9.7g / 100mL) können die Zellen leicht
plasmolysiert werden. Offenbar sind die Zellmembranen noch intakt.
5. Wenn die Neutralrot-Lösung leicht sauer ist, unterbleibt die Anreicherung (Neutralrot in
deionisiertem Wasser statt Leitungswasser verdünnen). Statt der Vakuolen färben sich nun die
Mittellamellen der Zellwände, denn diese bestehen aus dem Makro-Polyanion
Polygalakturonsäure, die den geladenen Farbstoff als Gegenion (adsorptiv) bindet (vermutlich nur
bei tiefer Ionenkonzentration im Medium!)
6. Saugt man stark verdünnte Ammoniaklösung (0.1%) unter dem Deckglas durch, so entfärben
sich die Vakuolen: Ammoniak-Moleküle gelangen genau wie das Neutralrot in die Ionenfalle der
sauren Vakuolen, aber die Konzentration des Ammoniak steigt so lange, bis der pH der Vakuolen
weit über den pKS-Wert des Neutralrots steigt und die Ionenfalls für Neutralrot nicht mehr
funktioniert (Ammoniak hat einen deutlich höheren pK S von über 9.).
7. Auch tierische Zellen können Neutralrot akkumulieren, und zwar in den Lysosomen. Lysosomen
sind von einer einfachen Membran umschlossene Vesikel mit vielen Enzymen für den Abbau von
Makromolekülen. Diese Enzyme funktionieren nur in saurem Milieu, und so weisen Lysosomen
typsischerweise einen pH von 4.5 – 5 auf. Dies schützt die Zelle beim Platzen eines Lysosoms:
die Enzyme werden durch den neutralen pH im Cytosol sofort inaktiviert.
Nur lebende Zellen können Neutralrot in ihren Vakuolen oder Lysosomen akkumulieren. Somit
kann Neutralrot als Zytotoxizitätstest eingesetzt werden: Die Aufnahmefähigkeit von Neutralrot
kann als Mass dafür verwendet werden, wie viele zellen noch lebend sind. Teste damit die
Frische von Gemüse oder einem Stück Fleisch.
Säure/Base-Gleichgewichte
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Welche der folgenden Stoffe lassen sich gut in einer Vakuole aufbewahren, welche entwischen schnell
durch die Membran?
NaCl
Glucose
Fett
Kokain:
Ethansäure (Essigsäure)
Alizarin:
H
H
O
O
H
O
H
H
H
H
O
H
Ruberythrinsäure:
Hinweis: Viele Teilchen, die so lipophil sind, dass sie früher oder später Membranen durchdringen,
liegen in Pflanzen an Zucker gebunden vor. So tritt Alizarin im Krapp in Form von Ruberythrinsäure
auf.
Säure/Base-Gleichgewichte
9
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Alkaloide
Alkaloide sind organische Stickstoffverbindungen, die spezifisch von bestimmten Pflanzen hergestellt
werden, wie z.B. die Amine Cocain oder Chinin.
Die meisten Alkaloide sind giftig und haben interessante Wirkungen auf Menschen und Tiere. Viele
der stärksten Pflanzengifte sind Alkaloide.
Pflanzen stellen Alkaloide her, um sich vor Pflanzenfressern zu schützen. Dabei haben unglaublich
viele Pflanzen eine unglaubliche Vielzahl von verschiedenen Alkaloiden entwickelt. Dies dürfte damit
zusammenhängen, dass Alkaloide oft in kleinster Konzentration sehr heftig wirken (z.B. analog wie die
unten beschriebenen Lokalanästhetika).
Aber Alkaloide sind aus einem weiteren Grund für Pflanzen sehr bequeme Gifte. Denn da Alkaloide oft
auch für die Pflanzen selbst giftig sind, müssen sie in den Vakuolen aufbewahrt werden und dürfen
von dort nicht entweichen1.
3. Dabei kommt den Pflanzen eine Eigenschaft der Aminogruppen sehr zugute. Welche und
warum?
Zitronensäure
Zitronen verwenden zum Ansäuern ihrer Vakuolen v.a. Zitronensäure, andere Pflanzen Äpfelsäure.
Warum sind diese Säuren sehr viel besser geeignet als z.B. Essigsäure (Ethansäure)? Anders
gesagt: warum würde es sehr viel mehr Energie kosten, Vakuolen mit Essigsäure sauer zu halten?
Zitronensäure, Dihydrogencitrat-, Hydrogencitrat- und Citrat-Ionen
OH
OH
O
O
O
-
O
O
O
O
- H+
O
- H+
O
- H+
O
HO
+
HO
+
HO
+
O
+H
HO
HO
+H
HO
O
-
O
+H
HO
O
-
-
HO
O
O
-
-
O
O
Äpfelsäure, Hydrogenmalat- und Malat-Ionen
OH
O
O
1
O
O
+
-H
O
HO
-
OH
+ H+
O
O
HO
-
OH
- H+
O
+ H+
O
-
OH
Tatsächlich lassen Pflanzen ihre Alkaloide in der Regel nicht nur passiv in die Vakuolen diffundieren,
sondern verfügen über schnelle ATP-verbrauchende Pumpen, um die Zellgifte möglichst schnell und
vollständig in die Vakuolen zu lokalisieren. Hartmann, T.: Alkaloids. In: Rosental, G.A. und
Berenbaum, M.R: Herbivores, their interaction with secondary plant metabolites, Volume 1, 2nd Ed.
Academic Press, 1991, p. 87
Säure/Base-Gleichgewichte
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D: Ion trapping (Ionenfalle) in der Pharmakologie
Naproxen
Naproxen ist ein schmerzstillender, fiebersenkender, entzündungshemmender Stoff mit einem pK SWert von 5.0. In seiner Ungeladenen Form kann es Zellmembranen durchdringen, und da es von der
ungeladenen in die geladene Form und wieder zurück wechseln kann, durchdringt es ganze
Zellschichten.
1. Naproxen wird aus dem Magen sehr gut in den Körper aufgenommen, nicht aber aus dem
Darm. Wieso?
2. Viele Amine und Carbonsäuren verschwinden mit der Zeit aus dem Blut, die einen sammeln
sich im sauren Magen an, die anderen im oft leicht basischen Urin. Welche Stoffklasse endet
wo?
Säure/Base-Gleichgewichte
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Lokalanästhetika
Hemmer von spannungsaktivierten Natriumkanälen macht man sich auch in der Medizin zunutze, und
zwar als Lokalanästhetika (d.h. Mittel zur örtlichen Betäubung, oder präziser Schmerzmittel, die
reversibel und unspezifisch die periphere Erregungsweiterleitung blockieren, ohne das Bewusstsein
zu beeinflussen). 2
Typische derartige Lokalanästhetika sind Lidocain oder Bupivacain:
Lidocain, pKS der konjugierten Säure: 7.7
2
Bupivacain, pKS der konjugierten Säure: 8.1
Quelle: Narkotika/Lokalanästhetika: Skript von Dr. U. Quitterer, Molekulare Pharmakologie, ETH Zürich
Säure/Base-Gleichgewichte
12
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3. Wie viele andere Amine (organische Stickstoffverbindungen) blockieren diese Teilchen
Kationenkanäle. Warum ist es nicht sehr erstaunlich, dass viele Amine ausgerechnet
Kationenkanäle blockieren (und nicht etwa Anionenkanäle)?
Dass diese Stoffe hingegen ausgerechnet spannungsabhängige Natriumkanäle verstopfen, hängt mit
Details ihrer speziellen Struktur zusammen.
Lokalanästhetika verstopfen Natriumkanäle stets von der Zellinnenseite her, nur von dort können sie
in den Kanal eindringen und diesen binden. Bevor sie wirken können, müssen Lokalanästhetika also
in die Zelle eindringen – und da kommt den Aminen natürlich wieder die Tatsäche zugute, dass sie bei
neutralem pH immer auch zu gewissen Anteilen als ungeladene Teilchen vorliegen 3.
4. Skizziere die Pufferkurven
von
Lidocain
und
Bupivacain.
5. Für
die
klinische
Wirksamkeit ist es günstig,
dass
diese
Lokalanästhetika
im
Gleichgewicht
höhere
Konzentrationen
im
Zellinneren haben als im
Blut. Woran liegt dies?
6. Lidocain und Bupivacain
wirken
unterschiedlich.
Die Wirkung von Lidocain
setzt viel schneller ein,
dafür wirkt es nur kurz (1-2h), während die Wirkung von Bupivacain erst nach 4-5 h wieder
abflaut.Letzteres hängt damit zusammen, dass es deutlich länger dauert, bis Körper das
Bupivacain wieder los ist. Erkläre diese zwei Unterschiede anhand der Pufferkurven.
7. Gelangt Flusssäure (HF (aq) auf die Haut, kommt es zu Verätzungen der tiefen
Gewebeschichten und gar der Knochen, die tödlich sein können. Im Gegensatz dazu gibt
Salzsäure (HCl (aq) nur oberflächliche Verätzungen, die weniger gefährlich sind. Wieso?
3
Quelle: Narkotika/Lokalanästhetika: Skript von Dr. U. Quitterer, Molekulare Pharmakologie, ETH Zürich
Säure/Base-Gleichgewichte
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F: Elektrophorese
Eine Zelle enthält tausende verschiedener Proteine, die sehr verschiedene Funktionen erfüllen: sie
halten die Struktur der Zelle aufrecht, katalysieren unzählige Reaktionen, übermitteln Signale
zwischen den Zellen und innerhalb von Zellen, usw. usf.
In enorm vielen Forschungsgruppen in der ganzen Welt werden die Eigenschaften und Funktionen
einzelner Proteine untersucht. Doch wie fischt man sich diese Proteine einzeln heraus aus dem Chaos
einer lebenden Zelle?
Diese enorm vielen Proteine haben sehr ähnliche chemische Eigenschaften. Es wäre ein
hoffnungsloses Unterfangen, diese Proteine durch Ausschütteln voneinander trennen zu wollen.
Hingegen hilft eine andere Trennmethode weiter, die ebenfalls auf den Säure/Base-Eigenschaften der
Proteine beruht und kleine Unterschiede in diesen Eigenschaften ausnützen kann: die Elektrophorese.
Prinzip:
Taucht man in eine wässrige Lösung einen Plus- und einen Minuspol, so wandern aufgrund der
Coulomb-Kräfte die Kationen zum Minuspol, die Anionen zum Pluspol. Auf diese Weise kann man
Ionen voneinander Trennen.
Beschrifte oben ungeladene, sowie negativ und positiv geladene Teilchen.
Bei der Elektrophorese gibt man die Proben auf ein Trägermaterial, zum Beispiel ein getränktes
Papier (Papierelektrophorese) oder ein wässriger Gel (Gelelektrophorese). Das Trägermaterial
verhindert Strömungen in der wässrigen Lösung, bremst die Diffusion der Teilchen und ermöglicht
dadurch eine schärfere Auftrennung der Proben.
Über den pH-Wert kann man die Ladung der interessierenden Teilchen steuern. Beispielsweise wäre
Chinin bei hohem pH ungeladen und würde im elektrischen Feld nicht wandern, während es bei tiefem
pH-Wert positiv geladen ist und zum negativen Pol hinwandert.
Die Wanderungsgeschwindigkeit der Teilchen hängt nicht nur von der Ladung ab, sondern auch von
anderen Parametern, wie der räumlichen Ausdehnung, der molaren Masse
(Diffusionsgeschwindigkeit), oder davon, auf welche Weise das Molekül mit dem Trägermaterial
wechselwirkt. Also kann es gelingen, durch geschickte Wahl von pH und Trägermaterial, auch sehr
ähnliche Moleküle gut voneinander zu trennen.
1. Überlegung: Zu welchem Pol (Pluspol oder Minuspol) hin sollten sich folgende Stoffe bei pH
5.5 bewegen (siehe nächste Seite)
Säure/Base-Gleichgewichte
14
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Proben
Die bei dem Versuch verwendeten Proben sind alles Säure/Base-Indikatoren, also Säuren und Basen,
die bei Säure/Base-Reaktionen ihre Farbe ändern.
Für die Auftrennung mittels Gel-Elektrophorese muss der ungefähre pKS-Wert aller Proben bekannt
sein. Im Prinzip könnte man zu diesem Zweck eine Titration mit diesen Stoffen durchführen. Da der
pKS-Wert aber nicht sehr genau sein muss, und man gut von Auge feststellen kann, ob die Basenoder Säureform vorliegt, kann man den pKS-Wert gut mit Hilfe von Pufferlösungen abschätzen.
2. Warum sind folgende Stoffe farbig und warum kommt es bei ihnen bei Säure/BaseReaktionen zu einem Farbwechsel?
3. Die Säure Bromphenolblau gibt ein bestimmtes H ab. Warum kann dieses H abgespalten
werden?
4. Schätze den pKS-Wert folgender Stoffe mit Hilfe von Pufferlösungen ab. Halte dabei fest,
welche Spezies welche Farbe aufweist.
Bromphenolblau:
Cyanidin (in Rotkohlsaft):
rot
tiefblau
farblos
purpur
gelb
Neutralrot:
rot
Metanilgelb (Acid yellow 36)
Konjugierte Säure: rot
orangegelb
konjugierte Base: gelb
Säure/Base-Gleichgewichte
15
Phenolrot
leis
4-Nitrophenol
O
+
N
H
O
O
H2In
Rot
HIn−
Gelb
In2−
rotviolett
farblos
O
+
N
O
-
O
Herstellung der Pufferlösungen und Gele
Kaliumhydrogenphthalat (M= 204.22 g/mol) und ortho-Phthalsäure (M=166.13 g/mol):
pKS1 = 2.95
pKS2 = 5.41
Rechts: Pufferkurven der Säure/Base-Paare H2Phth, HPhth- und Phth2-.
Der Puffer pH 5.5 wird hergestellt,
indem
zu
100
mL
Kaliumhydrogenphthalat
0.1M
die
entsprechende Menge NaOH 0.1 M
zugegeben wird.
 Ermittle die notwendige Menge an
NaOH mit Pufferkuren und der
Hendersson/HasselbalchGleichung,
 gib diese Menge zu,
 überprüfe den pH mit dem pHMeter und justiere gegebenenfalls
mit NaOH oder HCl 0.1M.
 fülle dann in einem Messkolben
mit Wasser auf 100mL auf.
Pro Gelkammer 250 mL Laufpuffer
bereitstellen: den obigen Puffer pH
5.5 mit deionisiertem Wasser auf
halbe Konzentration verdünnen (für
ein Gel und eine Gelkammer als 125
mL Puffer pH 5.5 mit 125 mL
deionisiertem Wasser mischen.
TBE-Puffer („Tris-Borat-EDTA-Puffer“)
TBE-Puffer weist etwa pH 8.3 auf.
gelb
Säure/Base-Gleichgewichte
16
leis
Proben
Die bei dem Versuch verwendeten Proben sind alles Säure/Base-Indikatoren, also Säuren und Basen,
die bei Säure/Base-Reaktionen ihre Farbe ändern.
1. Warum sind folgende Stoffe farbig und warum kommt es bei ihnen bei Säure/Base-Reaktionen zu
einem Farbwechsel?
2. Die Säure Bromphenolblau gibt ein bestimmtes H ab. Warum kann dieses H abgespalten
werden?
Bromphenolblau: pKS ca. 3.5
Xylencyanol:
Alizaringelb R: pKS ca. 11.5
gelb
rot
Neutralrot: pKS ca. 7.5
rot
orangegelb
Metanilgelb (Acid yellow 36): pKS ca. 2
Konjugierte Säure: rot
konjugierte Base: gelb
Cyanidin (in Rotkohlsaft):
pKS 2
rot
pKS 5.5
farblos
pKS 13
tiefblau
gelb
pKS 7
purpur
Säure/Base-Gleichgewichte
17
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Agarose-Gele giessen


Giessvorrichtung: Gelträger aus Plexiglas in trockene Gelkammer legen, vorne und hinten mit
Metallkeil verschliessen.
In einem Becherglas 0.3 g Agarose mit 30 mL Laufpuffer in kleinem Erlenmeyer mehrfach kurz
(ca. 20 Sekunden) im Mikrowellenofen erhitzen und schwenken (Vorsicht: Siedeverzug), bis die
Agarose gelöst ist. Danach auf 45°C abkühlen lassen (handwarm). Gel in die Giessvorrichtung
giessen, Kamm in der Mitte der Vorrichtung einsetzen und erhärten lassen.
Experiment:
a
Gegebenenfalls Laufpuffer herstellen (separates Blatt)
Ladepuffer herstellen: Glycerin (Propan-1,2,3-triol) zu ca. 50%Volumenprozen in Laufpuffer lösen.
b
Löse die Farbstoffe im Ladepuffer. Durch das Glycerin werden die Proben so dicht, dass sie beim
Auftragen in die Aussparungen im Gel (Slots) sinken.
c
Gel auf dem Gelträger (aber ohne Metallkeile) in die Pufferlösung legen (Pufferlösung soll Gel
knapp zudecken). Die längere Laufstrecke ausgehend von den Slots im Gel sollte Richtung
Pluspol weisen (einige Anionen sind besonders stark geladen und laufen besonders schnell).
d
Von jeder Probe 20 μL auftragen. Von schwach gefärbten Proben kann auch mehr aufgetragen
werden (Slot ganz füllen).
e
Deckel aufsetzen und während 2-10 Minuten bei etwa 300V (pro Gel ca. 50 mA) laufen lassen.
Generell können solche Gele bei maximal 80-100 mA (6-7mA/cm) laufen. Bei zu hohen Strömen
erhitzt sich das Gel zu stark, in diesem Fall den Strom bzw. die Spannung senken.
Falls es noch freie Slots gibt
f Einzelne Kriställchen Kaliumpermanganat (höchstens ein winziges Kriställchen) oder Kupfer(II)nitrat (möglichst viele Kriställchen) können direkt in ein Slot gegeben werden.
Kaliumpermanganat kann Plexiglas schädigen, darf also nicht aus Gel entweichen.
g Falls die Probe von Kupfer(II)-nitrat sehr langsam läuft: 20 μL konzentrierten Ammoniak ins Slot
geben. Wie verändert sich dadurch die Laufgeschwindigkeit der Kupferionen?)
3. Skizziere das Gel, interpretiere die Resultate
4. Überprüfe den pH des Puffers beim Minus- und Pluspol auf beiden Seiten des Gels. Erkläre.
5. Welche Auswirkungen hat die gemessene pH-Veränderung im Prinzip auf Proben wie
Neutralrot, 4-Nitrophenol oder Kupfer(II)-Ionen (Verfärbung? Veränderung der
Laufgeschwindigkeit?).
6. Wie könnte man vorgehen, um ein Gemisch aus Methylrot (pKS 5), Methylorange (pKS 3.5)
und Neutralrot (pKS 7.4) gut aufzutrennen?
E: Aminosäuren, Peptide, Eiweisse
O
H
HN
7. Zeichne die Pufferkurve für die drei Spezies der
Aminosäure Glycin (Formelsammlung).
8. Wandert Glycin bei einer Elektrophorese bei pH 7
zum Pluspol oder Minuspol?
9. Wandert Lysin bei pH 6 zum Pluspol oder Minuspol?
10. Mit einem Gemisch aus Lysin, Alanin und
Asparaginsäure wird eine Papier-Elektrophorese bei
pH 6 durchgeführt. Skizziere den Papierstreifen und
gib für jede Aminosäure den Ort an, wo du sie
erwartest. Die Wanderungsgeschwindigkeit hänge
nur von der durchschnittlichen Gesamtladung der
Teilchen ab.
11. Peptide und Proteine entstehen durch
- Zusammenhängen von Aminosäuren. Aus welchen
O
zwei Aminosäuren besteht das folgende Peptid und
wohin wandert dieses bei pH 6 wohl: zum MinusH oder Pluspol?
Nimm in grober Näherung an, dass die pKS-Werte
der Amiosäuren sich beim Zusammenkoppeln nicht
verändern.
O
+
H
NH3
+
H3N
Säure/Base-Gleichgewichte
18
leis
Auftrennung von Proteinen mittels Gelelektrophorese
Lebende Zellen enthalten tausender verschiedener Proteine (Eiweisse). Proteine
 bestehen aus miteinander verknüpften Aminosäuren.
 Weil Aminosäuren chemisch sehr verschiedenartige Seitenketten haben, können Proteine
sehr verschiedenartig sein (hydrophil, hydrophob, amphiphil wie Tenside, mit negativer oder
positiver Oberflächenladung, sehr unterschiedlich reaktiv) – obwohl das Grundgerüst bei
jedem Protein gleich ist. Damit können Proteine sehr verschiedene Funktionen in der Zelle
erfüllen – Zellgerüst, Motoren, Enzyme, Signalmoleküle und Rezeptoren, …
 Die Aminosäureabfolge jedes Proteins ist durch ein Gen auf der DNA gespeichert.
Um die Funktionen der Proteine in der Zelle einzeln zu untersuchen, muss man sie voneinander
trennen können. Dies ist aber sehr schwierig, weil jede Zelle sehr viele verschiedene Proteine enthält,
die chemisch oft sehr ähnlich sind. Mittels Gel-Elektrophorese lassen sich auch sehr ähnliche Proteine
oft scharf voneinander trennen.
Auftrennung nach Grösse mit SDS Page
Bei der SDS-Page-Methode (Sodium dodecylsulfonat
polyacrylamid gel electrophoresis) werden Proteine mit SDS
(Sodium dodecyl sulfonat, also Natriumdodecylsulfonat)
behandelt.
Protein
Der hydrophobe Teil dieses Tensids schiebt sich in die
hydrophoben Bereiche der Proteine. Dadurch werden die
verknäulten Proteine auseinandergefaltet, bis sie als lange
Ketten vorliegen, deren Oberfläche mit SDS gespickt und
damit stark negativ geladen ist.
Diese Proben werden auf ein Polyacrylamid-Gel
aufgetragen. Ein solches Gel besteht aus riesigen Ketten
von Acrylamid, die an manchen Stellen miteinander
verknüpft (cross-links) sind, und die mit Wasser gut
Wasserstoffbrücken ausbilden, so dass sich in den Raum
zwischen den Polyacrylamid-Ketten Wassermoleküle
einlagern.
H
H
O
N
C
H
H
O
N
C
H
H
O
N
C
H
H
O
N
C
H
H
O
N
N
H
O
N
H
C
H
H
O
N
C
H
H
O
N
C
H
O
N
C
H
C
O
H2C
H
O
N
C
C
H
H
H
O
N
C
H
Dodecylsulfonat
H
H
O
N
C
H
O
N
C
SDS Page-Gel
Bei der Elektrophorese werden die negativen SDS-Protein-Ketten in Richtung Pluspol gezogen. Je
länger eine Kette ist, desto mehr verheddert sie sich dabei mit der Gel-Matrix (die langkettigen
Moleküle, die den Gel aufspannen), so dass ein Protein umso langsamer vorankommt, je grösser es
ist. Proteine werden also nach ihrer Grösse aufgetrennt.
Lässt man die Eiweisse verschiedener Zellen nebeneinander laufen, so kann man Unterschiede in
ihrer Protein-Zusammensetzung erkennen. Man kann die Proteine aus dem Gel extrahieren und
weiter untersuchen.
Die allermeisten Proteine, die mit dieser Methode aufgetrennt wurden, funktionieren nicht mehr richtig
– ihre dreidimensionale Struktur wurde ja durch das SDS zerstört. Man kann aber beispielsweise ihre
Aminosäurenabfolge chemisch bestimmen.
Säure/Base-Gleichgewichte
19
leis
2-dimensionale Elektrophorese
Mit einer gewöhnlichen SDS-Page lassen sich die tausenden verschiedener Proteine einer Zelle
natürlich nicht scharf voneinander trennen. Um eine bessere Auftrennung zu erreichen, verwendet
man die sogenannte 2D-Elektrophorese, bei der die Eiweisse nacheinander unter verschiedenen
Bedingungen in verschiedenen Richtungen (Dimensionen) wandern.
O
OH
C
O
OH
C
NH2
Erste Dimension: Isoelectric focussing
Zuerst werden die Proteine auf ein Gel aufgetragen,
das am einen Ende sauer, am anderen basisch ist, das
also einen pH-Gradienten aufweist. Dies erreicht man,
Gel in Wasser quellen lassen
indem man in die Polyacrylamid-Ketten am einen Ende
saure, am anderen Ende basische funktionelle Gruppen
+
+
einbaut (Abbildung rechts):
H3O
H3O
HO
In diesem Gel laufen negativ geladene Proteine
richtung Pluspol und kommen dabei in Regionen mit
O
O
O
O
+
einem immer höheren pH. Dadurch werden ihre
NH3
C
C
negativen Seitenketten sukzessive protoniert, bis das
Protein insgesamt ungeladen ist und stehen bleibt.
Positiv geladene Eiweisse laufen hingegen Richtung Minuspol, in Bereiche mit immer höherem pH.
Ihre positiven funktionellen Gruppen werden also mehr und mehr deprotoniert, bis das Protein als
Ganzes ungeladen ist und stehen bleibt. Die Proteine werden also nach dem pH aufgetrennt, an dem
sie insgesamt ungeladen sind. Diese Technik heisst isoelectric focussing (weil Proteine aufgrund ihrer
elektrischen Ladung an bestimmten Stellen im Gel aufkonzentriert, also fokussiert, werden).
Zweite Dimension (z.B. SDS-Page):
Nun lädt man alle Eiweisse negativ, beispielsweise indem man sie mit SDS behandelt, dreht den Gel
um 90° und lässt die Elektrophorese in dieser Richtung laufen. Proteine, die bei demselben pH
ungeladen waren, werden nun jetzt noch – wie bei SDS Page - nach ihrer Grösse aufgetrennt.
Beim Isoelectric focussing bleiben viele Proteine intakt – Enzyme funktionieren beispielsweise immer
noch. Lässt man den zweiten Trennungsschritt weg oder führt ihn unter besonders schonenden
Bedingungen durch, kann man unter Umständen voll funktionsfähige Proteine gewinnen für
Experimente.
Auftrennung nach isoelektrischem Punkt (pH, bei dem das Protein dem ungeladen ist)
Auftrennung
nach Grösse
Abbildung: 2D-Elektrophoresegele von Proteinen, die auf verschiedene Weise sichtbar gemacht
wurden: Links: In die Eiweisse wurde radioaktives Material eingebaut. Danach wurde ein Fotopapier
auf den Gel gelegt. Je mehr radioaktive Zerfallsprodukte auf dem Fotopapier auftrafen, desto dunkler
wurde das Papier. Rechts: Nach der Elektrophorese wurden die Gele mit dem Farbstoff Coomassie
Brilliantblau eingefärbt. Bilderquelle: Wikipedia
H2N
HO
-
+
H3N
Säure/Base-Gleichgewichte
20
leis
Material Stofftrennung mit Hilfe von Säure/Base-Reaktionen
Stoffauftrennung durch Ausschütteln
Demo-Experiment Chinin
 Schweppes oder anderes Chinin-haltiges Getränk
 UV-Lampe
 Scheidetrichter in Ständer
 Deionisiertes Wasser
 Diethylether
 Pufferlösung pH 12
 Konz. Natronlauge mit Tropfpipette
 Konz. Salzsäure mit Tropfpipette
 3 kleine Bechergläser
 Rotationsverdampfer
Alizarin: Farben der verschiedenen Spezies; Trennmethode ausprobieren
Pro Klasse
 Alizarin mit Mikropolylöffel (nicht!!! Alizaringelb)
 pH-Pufferlösung pH 4, pH 8, pH 12 und einige dazwischen
 3 Tropfpipetten in kleinen Erlenmeyerkolben
 Konz. Natronlauge mit Tropfpipette in Erlenmeyer 2 mal (in verschiedenen Abzügen)
 Konz. Salzsäure mit Tropfpipette in Erlenmeyer 2 mal (in verschiedenen Abzügen)
 Diethylether
Pro Gruppe
 3 Reagenzgläser im Gestell
 Scheidetrichter in Ständer
Gel-Elektrophorese
Pro Klasse
 Elektrophoresekammer mit Spannungsquelle
 Puffer pH 5.5 nach CRC-Handbook
o 50 ml 0.1 M Kaliumhydrogenphthalat + 36.6 ml 0.1 M NaOH, mit Wasser auf
o pH überprüfen und bei Bedarf mit NaOH oder HCl einstellen
o mit Wasser auf 100 mL ergänzen


Pro Gelkammer 250 mL Laufpuffer bereitstellen: den obigen Puffer pH 5.5 mit deionisiertem
Wasser auf halbe Konzentration verdünnen (für ein Gel und eine Gelkammer als 125 mL
Puffer pH 5.5 mit 125 mL deionisiertem Wasser mischen.
2 Agarose-Gele giessen
o Giessvorrichtung: Gelträger aus Plexiglas in trockene Gelkammer legen, vorne und
hinten mit Metallkeil verschliessen.
o In einem Becherglas 0.3 g Agarose (geeignet für Gele) mit 30 mL Laufpuffer mehrfach
kurz (ca. 20 Sekunden) im Mikrowellenofen erhitzen und schwenken (Vorsicht:
Siedeverzug), bis die Agarose gelöst ist. Danach auf 45°C abkühlen lassen
(handwarm). Gel in die Giessvorrichtung giessen, Kamm in der Mitte der Vorrichtung
einsetzen und erhärten lassen.
Alternative: Herstellung des Puffers pH 5.5 nach CRC-Handbook durch Schüler:
Dieser Puffer enthält K: 50 mM; HPh: 14.4 mM, Ph2: 36.6 mM; Na: 36.6 mM, also 50 mM
Phthalsäurespezies, 86.6 mM Kationenäquivalente, (bzw. Anionenäquivalente).
Pro Klasse
o
o
o
500 mL Kaliumhydrogenphthalat 0.1 M mit Messzylinder 50 mL
NaOH 0.1 M mit Messpipette 20 mL und Tropfpipette
HCl
0.1 M mit Tropfpipette
o
o
o
o
geeichtes pH-Meter
Messkolben 100 mL
Messzylinder 200 mL
Erlenmeyer 100 mL
Pro Gruppe
Säure/Base-Gleichgewichte
o
o
21
2 Bechergläser 200 mL
Mikrowellenofen oder pro Gruppe: Gasbrenner mit Feuerzeug
Proben
Pro Klasse
 Glycerin mit Pipette
 Lösungen von
o Bromphenolblau (evtl. mit Xylencyanol, Laufpuffer Biologie),
0.1 g in 16 mL 0.01 M NaOH + 234 mL water
o
o
o
o
o
o
o
o
o
Rotkohlsaft
Neutralrot
(0.01% in Ethanol)
Metanilgelb
(0.01% in Wasser)
Methylrot
0.02 g in 100 mL 60% v/v ethanol-water
Methylorange 0.1% in water
p-Nitrophenol 0.1% in water
Alizaringelb R (0.01% in Wasser)
Phenolrot
0.1 g in 28.2 mL 0.01 M NaOH + 221.8 mL water
Universalindikator
o
Ammoniak konz
Feststoffe mit Polylöffel
o Kupfer(II)-chlorid
o Kaliumpermanganat


Universalindikator-Papier zur Überprüfung des pH des Laufpuffers
Spitzen für 20 μL-Pipette
Eine Serie Pufferlösungen mit Erlenmeyer und Pipette
 Möglichst in Schritten von nicht mehr als 1 pH-Einheit
 Möglichst ab pH 1 bis 13.
Pro Gruppe
 Socorex 20 μL
 eine Tüpfelplatte zum Vorbereiten der Proben
leis
Säure/Base-Gleichgewichte
22
leis
TBE-Puffer („Tris-Borat-EDTA-Puffer“)
TBE-Puffer weist etwa pH 8.3 auf und wird hergestellt aus
 10.8 g (89 mM) TRIS-Base
 5.5 g (89 mM) Borsäure und
 0.7g (2mM) Na2H2EDTA
„Tris“ = Tris(hydroxymethyl)aminomethan
Borsäure (und konjugierte Base !!!!)
H
O
-
B
O
H
O
O
H
H
pKB = 5.8
(pKS der konjugierten Säure: 8.06 bei 25°C)
pKS nimmt pro °C Erwärmung um 0.03 ab)
M = 121.14 g/mol
pKS1: 9.25
M =61.83 g/mol.
Der pH-Wert stimmt nicht mit dem rechnerischen (pH 8.65) überein. Dies liegt vermutlich daran, dass
der Säuregrad von Borsäure durch die Reaktion mit mehrwertigen Alkoholen (Tris) wesentlich
gesteigert wird, bei anderen Tris-Puffern („TAE-Puffer“) stimmen der rechnerische und der
experimentelle Wert überein.
TAE-Puffer
weist etwa pH 8.3 auf und wird hergestellt aus
TAE-Laufpuffer für Agarose-Gele enthält 40 mM Trisacetat.
 242 g TRIS-Base (M=121.14 g/mol)
 57.1 mL Eisessig (M=60.05 g/mol, Dichte = 1.05 g/mL)
 100mL EDTA 0.5M pH 8
Auf 1 L mit Wasser auffüllen (50x Stock), bei Gebrauch 50x verdünnen auf 40 mM TRIS und 20 mM
Acetat.
Dieser Puffer puffert weniger gut, Kapazität ist eher erschöpft, aber dafür werden Enzyme nicht
inhibiert durch Borate wie bei TBE Puffer.
„Tris“ = Tris(hydroxymethyl)aminomethan
pKB = 5.8
(pKS der konjugierten Säure: 8.06 bei 25°C)
pKS nimmt pro °C Erwärmung um 0.03 ab)
M = 121.14 g/mol
Acetat
pKS14.76
M =60.05 g/mol.
Säure/Base-Gleichgewichte
23
leis
Beispiel-Resultate Elektrophorese-Gele
Gel A
Minuspol
Ne
Np Ro Mg Alg
BX KV
Pluspol
Phthalat-Puffer pH 5.5
300 V, ca. 5 Min.
Ne
Np
Ro
Mg
Alg
BX
KV
Proben
Ungefährer pKS
Neutralrot
Nitrophenol
Rotkohlsaft
Methanilgelb
Alizaringelb R
Bromphenolblau
Xylencyanol
Kristallviolett
Hinweis: Durch Elektrolyse an
den Platindrähten ändert sich
der pH-Wert in der Pufferlösung
mit der Zeit und dadurch auch
die
relative
Wanderungsgeschwindigkeit
einiger Banden.
pKS 7.5
pKS 7
Konj. Säure
Farbe (Ladung)
Blaurot (+)
Farblos (0)
Konj Base
Farbe (Ladung)
Orangegelb (0)
Gelb (-)
pKS 2
Rot (0)
Gelb (-)
pKS 3.5
-
Gelb (-)
Türkis (-)
Violettblau (2-)
Puffer beim
Minuspol
Ursprünglicher
Puffer
Puffer beim
Pluspol
Pufferlösung
mit
Universalindikator nach Ablauf
des Experiments
Säure/Base-Gleichgewichte
24
leis
Lösungen
A: Aufreinigung von Kokain (Chinin) aus Pflanzensaft
1. Kokain fungiert als einprotonige Base mit einem pKB von 5.6 (der pKS der Säure ist 8.4). An
welcher Stelle wird das Molekül dabei protoniert? Begründe.
Grundsätzlich können H+ bei den nEPs (nichtbindenden Elektronenpaaren) am N- oder an den
O-Atomen aufgenommen werden. Tatsächlich werden die H+ beim N-Atom aufgenommen:
- Gemäss Säure/Base-Reihe sind Teilchen mit N-Atomen stärkere Basen als
vergleichbare, gleich geladene Teilchen mit O-Atomen: NH3 ist die stärkere Base als
H2O, NH2- ist stärkere Base als OH-. Also sind vergleichbare Teilchen mit N-Atomen
stärkere Basen.
- Wird an einem O-Atom protoiniert, so weist das entstehende Kation eine polarere
Bindung auf als bei Protonierung am N-Atom (alle anderen Faktoren sind etwa gleich).
Aus dem O-Atom wird das H+ somit wieder besser abgespalten, die O-Atome nehmen
daher weniger gut H+ auf, es wird also vorwiegend an den H-Atomen protoniert.
- Nach Protonierung tragen N- wie O-Atome eine positive Partialladung. Positive
Partialladungen sind tendenziell umso besser möglich, je weniger elektronegativ ein
Atom ist, also besser auf N-Atomen, somit stellen N-Atome bessere H+-Akzeptoren dar.
2. Zeichne die Skelettformel der konjugierten Säure.
H
H3C
+
R1
N
3. Ist das abgebildete Kokain-Molekül hydrophil oder
hydrophob? Ist seine konjugierte Säure hydrophil oder
R2
hydrophob? Begründe.
Das Molekül weist grosse hydrophobe Bereiche auf: der
Cycloheptanring, der Benzolring (=C6-Ring mit konjugiertem System) und die Methylgruppen.
Die möglichen Wasserstoffbrücken sind zudem schwach, da an jedem O- bzw. N-Atom immer
nur negative Halbbrücken vorhanden sind (negative und positive Halbbrücken können sich
gegenseitig verstärken über induktiven Effekt). Also sollte das ungeladene Molekül als ganzes
hydrophob sein [und der Stoff ist tatsächlich hydrophob. Überraschungen sind aber nie ganz
ausgeschlossen, es könnte ja z.B. sein, dass sich die Teilchen ausserordentlich gut zu einer
Art Micelle zusammenlagern mit den hydrophoben Stellen nach aussen...]. Die Konjugierte
Säure weist aber eine kationische Gruppe auf. Zumindest diese ionische, geladene Gruppe ist
sicher sehr hydrophil. Das reicht hier höchstwahrscheinlich [und das Experiment zeigt:
tatsächlich] aus, um die ganzen Teilchen in die wässrige Phase zu holen, als ganzes hydrophil
zu machen.
Kokain
pKS der konjugierten Säure: 8.4
Chinin
pKS einfach protoniertes Chinin (konj. Säure): 8.52
pKS doppelt protoniertes Chinin: 4.1
4. An welcher Stelle nimmt Chinin das erste Proton auf, an welcher Stelle das zweite?
Einer der pKs-Werte von Chinin ist sehr ähnlich wie bei Kokain, also muss die entsprechende
Gruppe auch ähnlich beschaffen sein: ein N-Atom, das nur über Einfachbindungen gebunden
ist. Das N-Atom im konjugierten System ist hingegen recht anders gebunden und weist eine
ganz andere Basenstärke auf. Da die Konjugierte Säure beim einfach gebundenen N
schwächer ist (der pKB dort also tiefer), wird an dieser stelle zuerst protonmiert.
5. Was spricht dafür, dass Chinin ein Farbstoff ist? Konjugiertes bzw. mesomeres System
6. Wie könnte man vorgehen, um Chinin (Kokain), Traubenzucker und Pflanzenfett voneinander zu
trennen?
Hexan oder anderes
hydrophobes
Lösemittel
Frisches Hexan
Alkaloid (Chinin
oder Kokain)
Pflanzenfett
Saure wässrige
Lösung
pH 1
Traubenzucker
Alkaloid (Chinin
Kokain)
und
oder
Wässrige Phase
mit NaOH auf
hohen pH bringen,
z.B. pH 13
Basische
wässrige Lösung
pH 13
Traubenzucker
Hexan
möglichst
schonend eindampfen,
damit das Alkaloid nicht
zerstört
wird
(bei
möglichst
tiefen
Temperaturen
unter
Sauerstoffausschluss:
Rotavap).
 Alkaloid als Reinstoff
Säure/Base-Gleichgewichte
25
leis
B: Alizarin
H
H
O
H
O
H
H
O
O
H
O
O
H
-
O
O
H
-
O
H
H
H
H
O
ca. pKS 6
H
H
H
H
O
H
O
ca. pKS 10.5 H
H
H
H
O
H
O
H
Möglichst polar gebundene H+,
konjugierte
Basen
sollen
mesomerie-stabilisiert
sein
(Teilchenladung,
Bindungslängen, Induktiver Effekt
sind überall etwa gleich),
O
H
H
H
O
-
chinoide Grenzformel
7. Siehe oben
8. Zeichne
die
Pufferkurven
für
verschiedenen Alizarin-Spezies.
H
die
9. gibt man sehr wenig Alizarin in Pufferlösungen, so
wird die Farbe über pH 12 (Ali2-) blau, unter pH 4
gelb (H2Ali), und um pH7 bis pH8 rot (HAli-). Nimmt
man zu viel Alizarin, sieht man bei pH 8 und 4 eine
rote
Trübung.
Sie
besteht
aus
schlecht
wasserlöslichem H2Ali, das verklumpt und ausfällt.
Diese Trübung verdeckt die gesuchte Farbe. In
diesem Fall kann man die Probe mit etwas
Diethylether überschichten. Das ungelöste Alizarin
wechselt dann in die Diethylether-Phase. Diese
H2Ali-Trübung tritt auch auf, wenn vom pH her viel
mehr HAli- als H2Ali vorliegen müsste. Denn wenn
sich ein Gleichgewicht zwischen den Spezies
eingestellt mit viel HAli- und wenig H2Ali und nun
das hydrophobe H2Ali beginnt, aus der wässrigen
Phase zu verschwinden, fehlt es nachher dem
Gleichgewicht, und dieses verschiebt sich auf die
Seite von mehr H2Ali, das auch wieder aus dem
Wasser verschwindet, etc. Siehe auch Aufgabe 12.
Ali2Blau bis violett
HAlirot
H2Ali
gelb
10. Bei tiefem pH wandert gelbes Alizarin in die hydrophobe Phase, bei hohem pH hingegen
blau in die wässrige Lösung.
11. Etwas gelbes Alizarin wandert in die organische Phase, also stehen die verschiedenen
Alizarinspezies miteinander im Gleichgewicht.
Auch wenn der pH so gewählt wird, dass praktisch kein H2Ali mehr in der Lösung vorliegen
sollte, beispielsweise pH 8, ist die Diethyletherphase doch erstaunlich gelb.
Bei pH 8 wäre in der wässrigen Phase im Gleichgewicht nur noch etwa 1% des Alizarins in
der gelben Form. Diese gelbe Form geht aber bevorzugt in die hydrophobe Phase, die
wässrige Phase enthält praktisch gar keins mehr. Dadurch wird aber das Gleichgewicht im
Wasser verschoben: das entwichene H2Ali wird ersetzt und wandert erneut in die
hydrophobe Phase. Dadurch wird die Alizarinkonzentration in der wässrigen Phase so tief,
dass man die Farbe der mittleren Form gut erkennen kann.
H
-
Säure/Base-Gleichgewichte
26
leis
C: Stofftrennung durch Ausschütteln mit Säure/Base-Reaktionen
12. Ein Gemisch aus Alizarin, Neutralrot, Glucose, Hexan und Propan-1,2,3-triol (=Glycerin) wird
in neutralem Wasser gelöst. Dazu wird das Lösungsmittel Dichlormethan (Hydrophob!!)
gegeben und der pH der wässrigen Phasen von Schritt zu Schritt verändert. (Neutralrot:
siehe unten)
Basische
wässrige Lösung
pH 13
Saure wässrige
Lösung
pH 1
Neutralrot
Glucose
Glycerin
Dichlormethan
Neutralrot

Dichlormethan
Alizarin
Hexan
Glucose

Glycerin
Basische
wässrige Lösung
pH 13
Alizarin
Dichlormethan
Hexan
Säure/Base-Gleichgewichte
27
leis
D: Ion trapping (Ionenfalle) mit Neutralrot
Vakuolen
Zitronensaft ist so sauer, dass er viele gewöhnliche Proteine sofort zerstört (daher flockt Milch beim
Zutropfen von Zitronensaft aus). Ist es überhaupt möglich, dass Zitronen leben und wachsen können?
Ganz einfach: Die saure Lösung ist sicher in der Vakuole verpackt, während der Rest der Zelle einen
neutralen pH aufweist. Isst man eine Zitrone, platzen die Vakuolen auf und man bekommt die saure
Lösung ab. Die Hydroxonium-Ionen (H3O+) sind wegen ihrer Ladung so hydrophil, dass sie nicht durch
die Vakuolen-Membran (Tonoplast) hindurch entweichen können.
Dieses Beispiel zeigt zwei wichtige Dinge über Pflanzenzellen: Vakuolen sind sauer (typischerweise
pH 5-5.5), wenn auch nicht immer so sauer wie in Zitronen (pH 2.5). Und Stoffe, die für die Pflanze
selber toxisch sind, werden meist in einer sehr hydrophilen Form in der Vakuole sicher aufbewahrt.
Aber dazu später mehr.
Neutralrot
5. Ergänze in folgender Skelettformel von Neutralrot die nEPs (nichtbindende Elektronenpaare).
N
H3C
H
N
N
N
H
CH3
CH3
6. Neutralrot ist nicht sehr gut wasserlöslich. Warum?
Grosse hydrophobe Bereiche. Flache hydrophobe Ringe, die sich gut aneinander lagern
können.
7. Im Handel ist aber eine ausgezeichnet wasserlösliche „Neutralrot-Variante“ käuflich. Auf
welche Weise wird dabei Neutralrot löslich gemacht? Durch Reaktion mit HCl wird das
Neutralrot-Molekül an einer Stelle protoniert, damit zu einem Ion und somit gut
wasserlöslich.
8. Neutralrot kann nur an den zwei zentralen N-Atomen gut protoniert werden, nicht aber an den
Amion- und Dimethyl-Amin-Gruppen links und rechts unten im Molekül. Versuche diesen
Sachverhalt zu erklären anhand von
a. Grenzformeln
Die positive Ladung kann mesomerie-stabilisiert werden.
b. Einer Darstellung des Moleküls im Ladungswolkenmodell (nur π-Bindungen und
nEPs als Ladungswolken darstellen).
(seitliche Überlappung ist der besseren Übersichtlichkeit halber nicht durch Striche
symbolisiert)
H
+
CH3
N
N
N
H
H
CH3
N
H
H
+
CH3
N
N
N
H
H
CH3
N
H3C
H
N
H3C
N
H3C
N
N
CH3
CH3
Die nEP der N-Atome links und rechst können sich am π-System beteiligen und stehen
dann nicht mehr für Protonierungen zur Verfügung, die mittleren N-Atome sind anderweitig
am π-System beteiligt und weisen noch nEPs auf für die Aufnahme von H+.
Säure/Base-Gleichgewichte
28
leis
9. Um Heroin (Skelettformel rechts) gut wasserlöslich zu machen, wird es mit Zitronensaft
angerührt. Warum wohl?
Heroin weist ein „basisches“ N-Atom auf, das bei saurem pH H+ aufnimmt, so dass das
ganze Teilchen hydrophil wird.
Ion trapping mit Neutralrot
4. Ergänze im rechten Diagramm eine Skala für den
pOH und zeichne die Pufferkurve für Neutralrot.
5. Behandelt man Pflanzenmaterial mit NeutralrotLösungen, so stellt man fest, dass sich das
Neutralrot recht spezifisch in den Vakuolen
ansammelt. Vakuolen weisen typische pH-Werte
zwischen pH 5.5 (Rose) und 2.5 (Zitrone) auf.
v) Welche Neutralrotspezies schafft es wohl, die
Zellmembran zu durchdringen?
Neutralrot
HNeutralrot+
Nur hydrophobe Spezies kommen effizient durch die
Membran (abgesehen von sehr kleinen Molekülen wie
NH3). Also durchdringt nur die ungeladene Spezies
die Membran.
v)
Betrachten wir nun nur diese Spezies. Die
Geschwindigkeit, mit der diese Spezies die Membran durchdringt, hängt davon ab, wie gross
ihre Konzentration ist, wie oft die entsprechenden Teilchen also auf die Membran prasseln.
Angenommen, die Konzentration dieser Spezies sei in der Vakuole c 0. Wie gross muss dann im
Gleichgewicht die Konzentration dieser Spezies ausserhalb der Zelle sein?
Ebenfalls c0. Nur wenn beide Konzentrationen gleich sind, treffen auch gleich viele Teilchen
pro Zeit von innen wie von aussen auf die Membran, durchdringen gleich viele Teilchen die
Membran und die Konzentrationen bleiben gleich (Gleichgewicht)
vi)
Wie viel mal mehr Neutralrot enthält eine Vakuole (pH 5) als die neutrale Umgebung (pH 7) im
Gleichgewicht (Konzentration)?
Bei pH 5 beträgt das Verhaltnis Neu:HNeu+ gemäss Pufferkurve bzw. Hendersson/HasselbalchGleichung 1:100 (saurer als pKS, also mehr saure Form), bei pH 7 gerade 1:1. Das gibt folgende
Konzentrationsverhältnisse (eben: die Konzentration der ungeladenen Spezies muss innen und
aussen gleich sein, siehe oben:
Vakuole, pH 5
Cytosol, pH 7
Neu
Neu
HNeu+
100
:
1
:
1
:
HNeu+
1
Von insgesamt 103 Teilen (100+1+1+1) befinden sich 101 im Inneren der Vakuole, das
Konzentrationsverhältnis ist also 101/2 ≈ 50/1. Im Inneren der Vakuole befindet sich etwa 50
mal mehr Neutralrot.
vii)
Würde sich das Neutralrot ebenfalls im Inneren der Vakuolen ansammeln, wenn es einen pKs
2 aufweisen würde?
Unter diesen Bedingungen ergäben sich folgende Konzentrationsverhältnisse: (ausgehend von
der am wenigsten konzentriert vorliegenden Spezies, HNeu+ im Cytosol). Die Konzentrationen
in Cytosol und Vakuole sind also etwa gleich (rechnerisch 100‘100/100‘001)
Säure/Base-Gleichgewichte
29
leis
Vakuole, pH 5
Cytosol, pH 7
Neu
Neu
HNeu+
:
100‘000
100‘000 :
:
HNeu+
100
1
Alkaloide
6. Dabei kommt den Pflanzen eine Eigenschaft der Aminogruppen sehr zugute. Welche und
warum?
Alkaloide werden bei tiefem pH (in den Vakuolen) besonders stark ionisch, werden hier also
durch Ion trapping festgehalten (siehe oben).
Zitronensäure
Zitronen verwenden zum Ansäuren ihrer Vakuolen v.a. Zitronensäure, Äpfel z.b. Äpfelsäure.
Warum sind diese Säuren sehr viel besser geeignet als z.B. Essigsäure (Ethansäure)? Anders
gesagt: warum würde es sehr viel mehr Energie kosten, Vakuolen mit Essigsäure sauer zu halten?
Zitronensäure, Dihydrogencitrat-, Hydrogencitrat- und Citrat-Ionen
OH
OH
O
O
O
-
O
O
O
O
- H+
O
- H+
O
- H+
O
HO
+ H+
HO
+
HO
+
O
HO
HO
+H
HO
O
-
O
+H
HO
O
-
-
HO
O
O
-
-
O
O
Äpfelsäure, Hydrogenmalat- und Malat-Ionen
OH
O
O
O
O
+
-H
O
HO
-
OH
+ H+
O
+
O
HO
-
OH
-H
O
+ H+
O
-
OH
Essigsäure hingegen könnte aus den Vakuolen entweichen, so dass dort der pH dauernd
steigen und im Cytosol der pH sinken würde. Die Zellen müssten die Essigsäure unter
Energieaufwand dauernd zurückpumpen.
Zitronensäure und Äpfelsäure bleiben auch bei tiefem pH so hydrophil, dass sie die Membran
nicht durchdringen: sie weisen ja mehrere Carboxylgruppen auf (mit höherer
Wahrscheinlichkeit ist das Teilchen somit ein Ion) und viele mögliche H-Brücken..
Säure/Base-Gleichgewichte
30
leis
D: Ion trapping (Ionenfalle) in der Pharmakologie
Naproxen
8. Naproxen wird aus dem Magen (pH etwa 2) sehr gut in den Körper aufgenommen. Wieso?
Hier liegt Naproxen protoniert und damit neutral vor und kann Zellmembranen gut
durchdringen.
9. Viele Amine und Carbonsäuren verschwinden mit der Zeit aus dem Blut, die einen sammeln
sich im sauren Magen an, die anderen im oft leicht basischen Urin. Welche Stoffklasse endet
wo?
Sie sammeln sich jeweils dort an, wo sie zu möglichst hohen Anteilen ionisch (elektrisch
geladen) vorliegen: Ion Trapping. Also die Amine bei tiefem pH, im Magen, und die
Carbonsäuren bei hohem pH, im Urin.
Nervengifte und Lokalanästhetika
10. Tetrodoxin hemmt spannungsaktivierte Natriumkanäle, wie sie in motorischen und sensorischen
Nervenzellen auftreten. Neuronen im Gehirn sind hingegen kaum betroffen. Welche Symptome
zeigt eine Tetrodoxin-Vergiftung daher und wie kann man Vergifteten helfen?
Typische Symptome: Lähmungserscheinungen und Unempfindlichkeit (Anästhesie), Lähmung
der Atemmuskulatur kann es zum Erstickungstod führen, künstliche Beatmung bis zum
Abklingen der Vergiftungserscheinungen das Leben retten.
Lokalanästhetika
Lidocain, pKS der konjugierten Säure: 7.7
Bupivacain, pKS der konjugierten Säure: 8.1
11. Wie viele andere Amine (organische Stickstoffverbindungen) verstopfen diese Stoffe
Kationenkanäle. Warum ist es nicht sehr erstaunlich, dass viele Amine ausgerechnet
Kationenkanäle verstopfen?
Amine können H+ aufnehmen, werden damit zu Kationen und haften an den (partiell) negativ
geladenen „Innenauskleidungen“ von Kationenkanälen.
12. Skizziere die Pufferkurven von Lidocain und
Bupivacain.
13. Für die klinische Wirksamkeit ist es günstig, dass diese
Lokalanästhetika
im
Gleichgewicht
höhere
Konzentrationen im Zellinneren haben als im Blut.
Woran liegt dies?
Cytosol: pH7, Blut pH 7.4, also ist der pH im
Zellinneren etwas tiefer (vgl. Formelsammlung) , hier
werden also Amine per Ion-Trapping aufkonzentriert.
Da die Unterschiede relativ klein sind, ist auch die
konzentration im zellinneren nur wenig grösser.
Cytosol, pH 7.0
Blut, pH 7.4
Lid
Lid
HLid+
5
:
1
:
1
:
HLid+
2
14. Lidocain und Bupivacain wirken unterschiedlich. Die Wirkung von Lidocain setzt viel schneller
ein, dafür wirkt es nur kurz (1-2h), während die Wirkung von Bupivacain erst nach 4-5 h
Säure/Base-Gleichgewichte
31
leis
wieder abflaut.Letzteres hängt damit zusammen, dass es deutlich länger dauert, bis Körper
das Bupivacain wieder los ist. Erkläre diese zwei Unterschiede anhand der Pufferkurven.
Der pKS von Lidocain ist etwas tiefer, also liegt bei gleichem pH etwas mehr der basischen,
hydrophoben Form vor, Lidocain kann also die Membran schneller durchdringen, gelangt
schneller in die Zelle, von innen an die Kationenkanäle und kann diese schneller blockieren.
Umgekehrt verlässt es die Zelle auch wieder schneller, wenn ausserhalb die Konzentration
abnimmt, daher wird es auch schneller wieder ausgewaschen und wirkt weniger lange.
Cytosol, pH 7.0
Blut, pH 7.4
Bup
1
:
HBup+
5
Cytosol, pH 7.0
Blut, pH 7.4
Lid
1
:
HLid+
2
F: Elektrophorese
Kationen
Elektr. neutral
Anionen
Beschrifte oben ungeladene, sowie negativ und positiv geladene Teilchen.
1. Überlegung: Zu welchem Pol (Pluspol oder Minuspol) hin sollten sich folgende Stoffe bei pH
5.5 bewegen (siehe nächste Seite)
Proben
Ungefährer
pKS
BX
Bromphenolblau
pKS 3.5
Konj.
Säure
Farbe und
Ladung
Gelb (-)
Konj Base
Farbe
und
Ladung
pH 5.5
wanderung richtung
Violettblau (2-)
Pluspol
(Anode)
(schnell)
Pluspol (Anode)
Minuspol (Kathode)
Bleibt im Slot (ganz
langsam
richtung
Pluspol
Pluspol (Anode)
Ne
Ni
Xylencyanol
Neutralrot
Nitrophenol
pKS 7.5
pKS 7
Türkis (-)
Blaurot (+)
Farblos (0)
Orangegelb (0)
Gelb (-)
Mg
Methanilgelb
pKS 2
Rot (0)
Gelb (-)
Säure/Base-Gleichgewichte
32
leis
Mo
Mr
Methylorange
Methylrot
pKS 3.5
pKS 5
Rot (0)
Rot (0)
Gelb (-)
Gelb (-)
Pr
Phenolrot
pKs 8
Gelb (0)
Rot (-)
U1
U2
K
CA
Universalindikator 1
Universalindikator 2
CuCl2
CuCl2
+ Ammoniak
Pluspol (Anode)
Pluspol (Anode), etwas
langsamer
als
Methylorange, da jedes
Teilchen
zeitweise
ungeladen.
Bleibt im Slot (ganz
langsam
richtung
Pluspol
Minuspol (Kathode)
Minuspol (Kathode)
Türkis
Dunkelblau
2. Warum wird Neutralrot bei den mittleren N-Atomen protoniert, nicht aber bei den anderen NAtomen? Erkläre im Orbitalmodell bzw. mit Grenzformeln.
Die nEP der äusseren N-Atome beteiligen sich am konjugierten System, was nur möglich ist,
solange sie nicht protoniert sind. Die mittleren N-Atome hingegen sind bereits mit anderen
Elektronenpaaren am konjugierten System beteiligt, die nEPs können also daran nicht auch
noch teilhaben.
Diese Beteiligung am konjugierten System ist in folgenden Grenzformeln und dem darunter
dargestellten Ladungswolkenbild erkennbar (seitliche Überlappung der p-Orbitale ist der
besseren Übersichtlichkeit halber nicht durch Striche symbolisiert).
H
+
CH3
N
N
N
H
H
CH3
N
H
H
+
CH3
N
N
N
H
H
CH3
N
H3C
H
N
H3C
N
H3C
N
N
CH3
CH3
3. Warum sind folgende Stoffe farbig und warum kommt es bei ihnen bei Säure/BaseReaktionen zu einem Farbwechsel?
Diese Stoffe sind farbig, weil die Teilchen ausgedehnte konjugierte Systeme aufweisen. Bei
Säure/Base-Reaktionen werden Atome aus diesem konjugierten System protoniert (bzw.
deprotoniert), so dass die Elektronenbahnen leichte Änderungen erfahren. Dadurch werden
andere Wellenlängen absorbiert und andere wahrgenommen, die Farben verändern sich.
4. Die Säure Bromphenolblau gibt ein bestimmtes H ab. Warum kann dieses H abgespalten
werden?
5. Schätze den pKS-Wert folgender Stoffe mit Hilfe von Pufferlösungen ab. Halte dabei fest,
welche Spezies welche Farbe aufweist.
Siehe Tabelle oben
Säure/Base-Gleichgewichte
33
leis
E: Aminosäuren, Peptide, Eiweisse
6. Zeichne die Pufferkurve für die drei
Spezies der Aminosäure Glycin
7. Wandert Glycin bei einer Elektrophorese
bei pH 7 zum Pluspol oder Minuspol?
In erster Näherung wandert Glycin bei pH 7
nicht: Das Teilchen liegt ja vorwiegend
ungeladen vor. Gemäss Hendersson
Hasselbalch liegt zu jedem Zeitpunkt nur
jedes 600ste Teilchen in der negativ
geladenen Form vor, also liegt jedes
einzelne Teilchen nur zu 1/600 der Zeit als
anionische Spezies vor. Gleichzeitig ist
jedes Teilchen nur zu 1/45‘000 der Zeit ein
Kation. Nun überwiegt aber der Anteil der
Anionen gegenüber den Kationen ganz
leicht, also wird das Teilchen sehr langsam
richtung Pluspol wandern.
Bemerkung: Der Durchschnitt der pKSWerte beträgt 6.0, also wird Glycin bei pH 6
überhaupt nicht wandern (die Probe
diffundiert bei pH 6 nur auseinander).
H2N-R-COO


H3N-R-COO
H3N-R-COO

H3N-R-COOH
Säure/Base-Gleichgewichte
34
leis
10.
11. Wandert Lysin bei pH 6 zum Pluspol oder Minuspol?
Wie den Pufferkurven entnommen
werden kann, ist Lysin bei pH 6
vorwiegend einfach positiv geladen
(zwei positiv und eine negativ geladene
Gruppe)
Lysin wird somit zum Minuspol
wandern.
O
H2N
O
-
NH2
O
+
H3N
O
-
NH2
O
12. Mit einem Gemisch aus Lysin, Alanin und
Asparaginsäure wird eine Papier-Elektrophorese
bei pH 6 durchgeführt. Skizziere den
Papierstreifen und gib für jede Aminosäure den
Ort an, wo du sie erwartest. Die
Wanderungsgeschwindigkeit hänge nur von der
durchschnittlichen Gesamtladung der Teilchen
ab.
+
H3N
O
-
+
NH3
O
+
Bei pH 6 heben sich die Ladungen der Hauptkette
H3N
(Amino- und Carboxyl-Gruppe) weitgehend auf, denn
der pH liegt ziemlich genau zwischen den beiden pK S+
NH3
Werten.
Bei Alanin kommt keine weiter Ladung dazu. Weil der
Durchschnitt der beiden pKS-werte von Alanin
praktisch genau bei 6 ist (6.11), bleibt diese
Aminosäure stehen – höchstens ganz langsam läuft
sie Richtung Pluspol, weil der pH ganz leicht näher
beim oberen pKs liegt.
Lysin weist eine positiv geladene Seitenkette auf (siehe oben), ist meist insgesamt einfach
positiv geladen und wandert zum Minuspol. Asparaginsäure weist hingegen bei pH 6 eine
negativ geladene Carboxylat-Gruppe auf und wandert zum Pluspol.
13. Peptide und Proteine entstehen durch Zusammenhängen von Aminosäuren. Aus welchen
zwei Aminosäuren besteht das folgende Peptid und wohin wandert dieses bei pH 6 wohl: zum
- Minus- oder Pluspol?
O
Nimm in grober Näherung an, dass die pKS-Werte der Amiosäuren sich beim
Zusammenkoppeln nicht verändern.
O
H
H
HN
O
Das Peptid besteht aus kondensierten Gylcin und Lysin. Seine Gruppen zeigen gerade
die vorwiegende Ladung bei neutralem pH: Carboxyl-Gruppen deprotoniert und AminoGruppen protoniert. Das Teilchen trägt insgesamt eine positive Ladung und wandert
zum Minuspol.
+
H
NH3
+
H3N
OH
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