LP Doc Talk Session #4

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LP Doc Talk Session #4:
Dr. Michael Bober, Genetiker, Nemours/Alfred I. DuPont Kinderspital
Thema: Medizinische Betreuung von Skelettdysplasie, im Speziellen Achondroplasie
25. September, 2015
www.GrowingStronger.org
Moderator: Willkommen zu LP Doc Talk. Wir haben hier bei uns Herrn Dr. Michael
Bober und er wird für uns Fragen zur medizinischen Betreuung beantworten. Also, Dr.
Bober, willkommen. Vielen Dank dass Sie hier bei uns sind, und ich werde Ihnen ganz
einfach das Wort geben.
(Am Bildschirm: Dr. Michael Bober ist ein Experte auf dem Gebiet genetisch bedingter
Erkrankungen, Glasknochenkrankheit und Skelettdysplasie.)
Dr. Bober: Okay, danke. Guten Tag, allerseits. Also wir haben eine Liste mit Fragen, die
eingesendet wurden und die wir versuchen werden einfach eine nach der anderen zu
behandeln.
Also, die erste Frage kommt von jemandem in Irland und lautet: „Mein Sohn hat
Spondyloepiphyseale Dysplasia Congenita, oder SEDc, und meine Frage bezieht sich
auf die BioMarin Medikamente. Zielen diese spezifisch auf Achondroplasie? Falls
dem so ist, gibt es irgendeine Entwicklung hinsichtlich anderer Medikamente für
SEDc?“
Die Antwort auf diese Frage ist zu diesem Zeitpunkt, dass BioMarin spezifisch auf
Achondroplasie abzielt, vielleicht später einmal auf Hyperchondroplasie, aber das
Hauptaugenmerk dieser Medikamente liegt auf Achondroplasie und das hat zu tun mit
dem molekularen Mechanismus, auf den diese CNP Medikamente in der Wachstumsfuge
einwirken. Wir wissen, dass der molekulare Mechanismus für kongenitale SED sehr
unterschiedlich ist von Achondroplasie und daher scheint es zu diesem Zeitpunkt
unwahrscheinlich, dass das BioMarin Produkt in die versuchsweise Behandlung dieser
Dysplasie vordringen wird. Ich denke, es ist wichtig hervorzuheben, dass dieses
Medikament in diesem Stadium experimentell ist; es befindet sich in einer klinischen
Studie und wir haben wirklich keine signifikante Erwartung inwiefern es funktionieren
wird oder nicht; das muss sich erst noch zeigen.
Gehen wir weiter zur zweiten Frage, die aus Südafrika kommt: „Wo kann man die
Behandlung für Zwergwuchs finden? Ist diese nicht mit Nebenwirkungen
verbunden? Welche Art von Lebensmittel kann eine Person zu sich nehmen, um
damit sein/ihr Wachstumshormon zu unterstützen? Welcher Spezialist kann mit
dieser Art von Medikamenten helfen?“
Nun, gemäß Definition ist Zwergwuchs disproportional kleine Statur. Es ist eine
Skelettdysplasie und als solche von Veränderungen in der genetischen Bauanleitung des
Skeletts verursacht; diese Veränderungen liegen wirklich in den Proteinen und den Genen
und in der Bauanleitung begründet, und zum größten Teil zeigen Kinder mit
Skelettdysplasie keine Unterschiede in ihrer Wachstumshormon-Produktion; ihre
Wachstumshormonspiegel sind sehr normal. Was ihnen jedoch fehlt, ist die Fähigkeit
entsprechend auf das bereits zirkulierende Wachstumshormon anzusprechen. Aus diesem
Grund ist Wachstumshormon nicht wirklich eine angemessene Behandlung für jemanden
mit Zwergwuchs.
Da gibt es keine Lebensmittel, welche die genetische Basis des Zwergwuchses ändern
würden. Allerdings, falls jemand unter Mangelernährung leidet oder sich nicht gut
ernährt, dann könnte die kleine Statur verschlimmert werden. Aber wenn man eine
regelmäßige, gesunde Nahrungsaufnahme hat, so ist das alles was für eine gute
Gesundheit notwendig ist. Generell umfassen die Behandlungen, die wir für Zwergwuchs
und Skelettdysplasie haben, Beobachtung und Früherkennung damit verbundener
medizinischer oder operativer Probleme und die Behandlung dieser Probleme.
Unsere dritte Frage kommt aus den Philippinen und lautet: „Hallo. Mein 18 Monate
alter Sohn wurde mit metaphysealer Chondrodysplasie, Sedaghatian Typ,
diagnostiziert. Ich frage mich, ob jemand in Ihrer Gruppe dasselbe Syndrom hat
und mir etwas mehr darüber sagen kann. Vielen Dank im Voraus.“
Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich bin nicht ganz sicher, wie das zu interpretieren ist,
weil jene Dysplasie die oft mit Sedaghatian beschrieben wird, eigentliche eine
spondylometaphyseale und nicht ausschließlich metaphyseale Dysplasie ist, Punkt 1, und
Punkt 2, es geht hier um eine Dysplasie, die im perinatalen Zeitraum fast immer letal ist,
aufgrund von Lungeninsuffizienz und Brustkorbgröße, daher bin ich etwas ratlos. Ich
nehme an, es könnte jemanden geben, der spondylometaphyseale Dysplasie des
Sedaghatian Typs hat und der 18 Monate alt ist. Allerdings, das wahrscheinlichere
Szenario ist, dass dieses Kind eher wirklich eine andere Diagnose hat, als gegenwärtig
angenommen wird. Mein Vorschlag für diese Familie wäre, das im nächsten Schritt etwas
genauer auszusortieren.
Das bringt uns zur vierten Frage, die aus St. John kommt: „Meine Zweijährige mit
Achondroplasie hat übermäßig viel Flüssigkeit in ihren Ohren! Ich weiß, das ist
normal für Achons. Jedoch haben wir sechs Monate lang versucht, eine
Ohrenentzündung in den Griff zu bekommen, bevor es endlich gelungen ist. Aber
ein jedes Mal, wenn wir einen neuen Hörtest machen, sieht sich der Audiologe die
Sache an und sagt viel zu viel Flüssigkeit. Sie hat Röhrchen in beiden Ohren.
Funktionieren die Röhrchen nicht, oder ist es normal dass sie selbst mit den
Röhrchen noch immer übermäßig Flüssigkeit hat?“
Nun das ist eine Frage, die sich direkt auf Mittelohrfunktion oder –störung mit
Achondroplasie bezieht. Es handelt sich hier um ein sehr häufig assoziiertes Problem,
und ich glaube das ist die höchstwahrscheinliche und zugleich häufigste Operation für
Personen mit Achondroplasie. Nun, das Mittelohr kann Flüssigkeit ansammeln; diese
Flüssigkeit kann serös und nicht infiziert sein oder sie kann infiziert sein. Wenn es zu
einer ungenügenden Drainage der Flüssigkeit kommt, weil die Eustachische Röhre nicht
richtig funktioniert, dann kann sich diese Flüssigkeit ansammeln, potenziell infiziert
werden. Wenn dies eintritt, ist die gängige Behandlung das Platzieren einer kleinen Röhre
durch das Trommelfell, um der Flüssigkeit einen alternativen Abflussweg zu bieten.
Ohrenröhrchen sind dabei ausgesprochen wirksam, und wenn die Röhrchen offen und
richtig platziert sind, sollte sich die Situation verbessern.
Nun, diese Frage drängt mir den Gedanken auf, dass die Röhrchen in diesem Fall nicht
funktionieren. Die Nutzungsdauer von Röhrchen kann unterschiedlich sein. Wir haben
Patienten gesehen, die sie bereits eine Woche nachdem sie platziert wurden verloren
haben. Und manchmal, wenn alles gut geht, halten sie sogar zwei Jahre. Hier haben wir
also eine Situation, wo ich denke das Kind braucht den HNO-Spezialisten mehr als den
Audiologen, damit sich jemand die Röhrchen genauer ansehen kann und sicherstellen
kann dass die Röhrchen tatsächlich richtig gesetzt und offen sind. Ich glaube, damit ist
diese Frage beantwortet.
Gehen wir weiter zur nächsten Frage und es sieht aus sie ist von Amy in New Orleans
und hat zu tun mit Müdigkeit. Sie sagt: „Ich habe Achondroplasie. Ich bin 122 cm
groß und wiege 42 kg. Ich bin 58 Jahre alt und ganztags beschäftigt. Ich habe zwei
Rückenoperationen hinter mir; eine in 2009 und eine zweite in 2012, beide waren
zur Druckentlastung in meiner unteren Wirbelsäule, was mir extreme Schmerzen
und Gefühllosigkeit verursacht hatte. Ich sorge für tägliche körperliche Bewegung
mit Gehen, Yoga, Schwimmen oder Radfahren. Ich ermüde leichter als ich mir das
vorstelle und beginne, mir deswegen Sorgen zu machen. Ich bin kaum jemals krank
und wurde vor einem Jahr von meinem Neurochirurgen freigestellt. Sollte ich über
die zunehmende Ermüdbarkeit und abnehmende Ausdauer beunruhigt sein? Danke
für jedwede Anweisung.“
Nun, es klingt als ob Amy in ausgezeichneter Form ist, bei 122 cm und 44 kg, sicher, sie
bewegt sich körperlich und nimmt an Aktivitäten teil, was wir natürlich alle für eine
ausgezeichnete Sache für jedermann halten. Die Arten von Operationen im
Lendenwirbelbereich, die sie hatte, scheinen durchaus üblich zu sein und es klingt als
wäre das von ihr beschriebene Problem, diese Ermüdbarkeit, nicht direkt mit der
Lendenwirbelsäule verbunden.
In der Tat, es mag, oder auch nicht, mit ihrer Achondroplasie zusammenhängen. Ich
glaube, es geht hier um ein Problem, dem eventuell durch eine Unterhaltung mit dem
Hausarzt geholfen wäre. Also, es ist bekannt dass Personen mit Achondroplasie
obstruktive Apnoe haben können. Wenn sie nun nicht gut geschlafen hat und unter Apnoe
leidet, könnte das gewiss zu Ermüdbarkeit und Müdigkeit führen. Und dann gibt es
weitere Aspekte, womöglich Anämie oder niedrige Werte des Schilddrüsenhormons,
Dinge die damit 58 Jahre alt zu sein zusammenhingen, die potenziell zu dieser Situation
beitragen könnten. Also, dies ist ein Problem, das einen Achondroplasie-Bezug haben
könnte, vielleicht, vielleicht nicht, aber ich denke es wäre geholfen, ganz einfach einen
Hausarzt zu konsultieren anstatt eine Spezialisten-Meinung einzuholen.
Die nächste Frage kommt aus Texas: „Was geschieht in der Forschung und
Entwicklung rund um SED? Wird nach einer Behandlung gesucht?“
Gut, das knüpft sehr direkt an die erste Frage aus Irland an. Wiederum, das BioMarin
Produkt wird im Moment sehr spezifisch auf Achondroplasie und die FGFR3 Aspekte
abzielen. Mir ist nicht bekannt, dass es spezifische Therapien gibt; einige Gruppen
forschen mit Kollagen-II-opathien in Mausmodellen, bezogen auf angeborene SED,
wobei diese bestimmt noch in den frühen Phasen sind.
Die nächste Frage wäre auch aus Texas: „Mein Sohn wurde 2010 von Ärzten
untersucht. Damals befanden die Ärzte, dass er in keine Kategorie fallen würde. Ich
war im Militärdienst, als man uns zu Ihnen allen geschickt hat. Was können wir
tun, um herauszufinden ob er etwas entwickelt hat, das ihn in eine der Kategorien
einordnet? Er ist jetzt 15 und 1,27 m. Niemand kann uns sagen, ob er noch wachsen
wird oder nicht, oder kann uns irgendwelche Informationen geben. Ich weiß, dass
sein Genetiker über die Jahre hinweg Röntgenbilder und Blutbilder an den
behandelnden Arzt geschickt hat, aber nun ist dieser Arzt, der ihn jahrelang betreut
hat in Pension gegangen und der neue Genetiker hat uns wirklich nichts mitgeteilt,
außer dass er nicht mehr wachsen wird. Was können wir einem neuen Arzt zur
Ansicht geben, damit er/sie uns eine Meinung geben kann?“
Okay. Also diese Frage berührt wirklich jemanden, der ein Teenager ist, wahrscheinlich
Skelettreife erreicht hat und keine klare Diagnose hat. Die Realität ist, dass so etwas öfter
zutrifft als man annimmt. Es gibt ungefähr 450 gut beschriebene Skelettdysplasien und
mit Sicherheit wahrscheinlich andere, die nicht sehr gut beschrieben sind.
Wenn wir Röntgenbilder von Patienten betrachten, können wir die Patienten gewöhnlich
röntgenologisch in verschiedene Unterkategorien einteilen und oft können wir keine
spezifischeren Aussagen treffen als das. Meine Anregung für diese Situation ist zu
versuchen einen bestimmten Zeitintervall zurückzugehen, die Spanne von mehreren
Jahren vielleicht, und mit Genetik, hoffentlich einem Skelettdysplasie-Experten, der neue
Röntgenbilder machen kann, sich diese Bilder anzusehen, eine gute Untersuchung zu
machen, mit der Literatur vertraut zu sein und zu versuchen mit diesen Mitteln jemanden
zu kategorisieren und einzuteilen und auf diese Weise eine präzise Diagnose zu erstellen.
Man kann auf Röntgenbildern sehen, ob Wachstumsfugen offen oder geschlossen sind.
Sind die Wachstumsfugen geschlossen, dann hat jemand die Skelettreife erreicht und
somit wäre das die endgültige Körpergröße. Das ist etwas, das sollte sich auf ziemlich
unkomplizierte Weise aus einigen einfachen Röntgenbildern feststellen lassen.
Unsere nächste Frage kommt aus Indien. Sie lautet: „Mein Neffe wurde im November
2012 mit Achondroplasie diagnostiziert und wurde diesen April 3 Jahre alt. Haben
wir irgendeine Behandlung für diese Krankheit? Empfehlen Sie einen Kurs in
Richtung Zukunft.“
So, wiederum für fast alle unserer Skelettdysplasien sind die Grundversorgungsstrategien Früherkennung und Überwachung von medizinischen Problemen und dann die
Behandlung dieser Probleme, wenn sie auftreten. Also, in der frühen Kindheit, mit
Achondroplasie, sind wir besorgt um Dinge wie kritische Foramen magnum Stenose
(Einengung des Hinterhauptsloches), potenziell Hydrocephalus, die thorakolumbale
Kyphose und wenn Kinder älter werden, nimmt das Risiko für diese Probleme
gewöhnlich ab und sie neigen dazu sich grundsätzlich wieder am Grundwert
einzupendeln wenn sie ungefähr 3 – 3 ½ Jahre alt sind. Und um diese Zeit wollen wir uns
mehr auf Dinge konzentrieren, wie Flüssigkeit in den Ohren, ob sie eventuell Röhrchen
benötigen oder nicht, obstruktive Apnoe und potenziell Durchbiegen der unteren
Extremitäten. Ich denke, am wichtigsten ist hier wiederum, wie mit allen Kindern, die
Hilfe eines Spezialisten zu suchen. Suchen Sie nach Ärzten die mit Achondroplasie
vertraut sind und diese Aktionsstrategien umsetzen können.
Die nächste Frage kommt auch aus Indien: „Ich hätte gerne Information über
BMN111 für Achondroplasie. Meine kleine Tochter ist damit diagnostiziert worden.
Könnten Sie mich bitte über die Vorzüge dieses Medikaments für mein Kind
aufklären.“
Also nochmals, BMN111 ist ein synthetisches CNP Analog, das von BioMarin
hergestellt wird und das zur Zeit in klinischen Studien mit Achondroplasie-Patienten
eingesetzt wird. Zu diesem Zeitpunkt sind die Versuche in Phase 2 einer potenziell 3Phasen Studie. Also, wir befinden uns in einem frühen Stadium des Prozesses. Wir
können nicht mit Sicherheit sagen, ob dieses Medikament wirksam sein wird oder nicht,
um einige der klinischen Probleme in Verbindung mit Achondroplasie zu verbessern. Wir
wissen nicht, was die Nebeneffekte sein werden. Aber die klinischen Studien sind im
Gange und hoffentlich können wir in der nahen Zukunft Antworten auf diese Fragen
erhalten und dann entscheiden ob es sich hier um eine potenzielle Therapie für einige der
medizinischen Probleme mit Achondroplasie handelt oder nicht. Nochmals, wir wissen
viel über Achondroplasie und es wäre wichtig, dass Sie mit dem Kind einen Spezialisten
aufsuchen, damit entsprechende Pläne zwecks Früherkennung und Management erstellt
werden können.
Die nächste Frage kommt wieder aus Texas: „Kann Achondroplasie medikamentös
behandelt oder geheilt werden? Wo liegt die Wahrscheinlichkeit nach einem Sohn
mit Achondroplasie ein weiteres Baby mit einer anderen Form der Genmutation zu
haben?“
Nun, die erste Frage bezieht sich wieder auf, so nehme ich an, dieses BMN111, was ich
denke beantwortet wurde. Es gibt kein Heilmittel für eine genetische Krankheit, aber man
kann diese Patienten wirklich auf verschiedene Weise betreuen und behandeln. Und
sicherlich, es gibt bewährte Behandlungsprotokolle, Früherkennungsprotokolle,
Managementprotokolle für Kinder mit Achondroplasie, und wiederum, ich würde hoffen,
dass mit der Betreuung dieses Kindes Spezialisten involviert sind.
Die zweite Frage bezieht sich auf Wiederholungsrisiken. Angenommen zwei Eltern
durchschnittlicher Körpergröße haben ein Kind mit Achondroplasie, dann liegt das
Wiederholungsrisiko dieses bestimmten Paares bei ungefähr zwei oder drei Prozent. Dies
erklärt sich damit, dass wir gewöhnlich glauben Achondroplasie und andere neuauftretende, dominante Erkrankungen in einer Familie wären das Ergebnis eines
Schreibfehlers in entweder Spermium oder Eizelle und passiert um die Zeit der
Befruchtung. Falls das tatsächlich der Fall wäre, sollte das Wiederholungsrisiko dem
Risiko in der Population entsprechen, das schätzungsweise bei ungefähr 1 in 20/ 1 in
25.000 Geburten liegt.
Allerdings ist es möglich, dass der Schreibfehler nicht bei der Produktion von Spermium
oder Eizelle passiert ist, sondern vielmehr in spermienproduzierenden oder
eizellenproduzierenden Geweben und daher kann das nächste Spermium oder die nächste
Eizelle auch denselben Schreibfehler aufweisen. Und wir wissen empirisch, das heißt
basierend auf Datenerfassung von Familien, dass dies ungefähr zwei oder drei Prozent
der Zeit vorkommen kann. Also nochmals, für durchschnittliche Eltern mit einem Kind
mit Achondroplasie ist die Wahrscheinlichkeit ein zweites Kind mit Achondroplasie zu
haben nicht wie ursprünglich 1 in 25.000, sondern das Risiko ist ungefähr zwei oder drei
Prozent.
Die Wahrscheinlichkeit ein Kind mit einer unterschiedlichen Form des Zwergwuchses zu
haben ist dieselbe wie in der allgemeinen Population. Nun dieses Risiko könnte, abhängig
von der Dysplasie, bei 1 in 25.000, 1 in 100.000 liegen, in dieser Größenordnung.
Eine weitere Frage zur Genetik kommt aus Poughkeepsie: „Trifft das zu, dass ein
erhöhtes Risiko besteht für Chromosomenanomalien in den Nachkommen eines
Paares mit bereits einem Kind mit Achondroplasie?“
Die direkte Antwort auf diese Frage wäre „nein“, da diese Dinge unabhängig
voneinander wären. Man sollte eventuell hier eine Fußnote anbringen, nämlich ist
bekannt dass wenn Väter älter werden ihr Risiko für Kinder mit neu-auftretenden
dominanten Mutationen zunimmt, was Achondroplasie ist. Wir wissen ebenso, dass
Frauen mit zunehmendem Alter ein zunehmendes Risiko haben, ein Kind mit einer
Chromosomenanomalie zu haben. Also die Beziehung hat zu tun mit dem Alter der
Mutter und dem Alter des Vaters und keinesfalls direkt mit der Achondroplasie selbst.
Die nächste Frage kommt auch aus New England: „Wenn ich im Zuge von
Frühinterventionen mit Physiotherapeuten arbeite, die keine Erfahrung mit/keine
Kenntnisse über Achondroplasie haben mögen, wie soll ich sie als Elternteil einer
kleinen Person anweisen in Bezug darauf was sie beachten müssen oder nicht tun
sollen? Zum Beispiel, wann ist Hilfe beim Sitzen eine Übung die in Ordnung ist?
Wie weiß ich, dass etwas für mein Kind zu weit geht oder gerade genug, um die
Stärkung zu unterstützen?“
Gut, das ist tatsächlich eine ausgezeichnete Frage, die meiner Meinung nach sehr wichtig
ist. Ich kann sagen, dass es hier allerdings einige unterschiedliche Ansichten dazu gibt.
Ich vertrete die Meinung, dass das typische, sich entwickelnde Kind mit Achondroplasie
keine, keine Physiotherapie erhalten sollte. Ich denke, die Risiken der Therapie, wie die
Eltern hervorheben, sind um vieles größer als der potenzielle Nutzen und wir beraten
unsere Familien, dass Physiotherapie im Kleinkindalter nicht gemacht werden soll.
Dies hat mit mehreren Aspekten zu tun. Erstens, Personen mit Achondroplasie haben
einen größeren Kopf, einen kürzeren Hals, was eine unterschiedliche Mechanik erzeugt.
Sie entwickeln grobmotorische Fertigkeiten mit unterschiedlichem Alter und
verschiedenen Mustern als Kinder, die sich normal entwickeln. Oft werden diese
unterschiedlichen Muster wegen der kritischen Foramen magnum Stenose als verspätet
fehlinterpretiert. Ich möchte keinesfalls, dass Kopf- und Halsübungen an diesen
Kleinkindern probiert werden bis sie lernen selbst Kontrolle über den Kopf zu erlangen,
was gewöhnlich nach einem eigenen Zeitplan und viel, viel langsamer als bei einem sich
normal entwickelnden Kind geschieht. Tatsächlich sieht man bei Kindern mit
Achondroplasie oft, dass sie sich umdrehen bevor sie Kontrolle über den Kopf haben,
was sich sehr vom Muster eines Kindes ohne Achondroplasie unterscheidet. Sie aufsitzen
zu lassen verschärft das Risiko für thorakolumbale Kyphose.
Also, aus all diesen Gründen, raten wir wirklich von Physiotherapie ab. Wir erlauben den
Kindern, sich nach ihrem eigenen Tempo zu entwickeln. Es gibt altersangepasste
Punkteskalen für die grobmotorische Entwicklung, die angewendet werden können.
Meines Wissens sind diese über die LPA online erhältlich und ich würde empfehlen, dass
die Familien, Kinderärzte und gewiss Therapeuten, wenn zugezogen, sich genau damit
auseinandersetzen.
Die nächste Frage ist eine Serie von Fragen: „Wenn ein Kind keine
Dekompressionsprobleme hat, bedeutet das, es ist als Erwachsener über den Berg?
Falls nicht, was sind die Anzeichen die man beachten muss und sollten
Achondroplasie-Patienten in gewissen Abständen MRT-Untersuchungen machen?“
Ich glaube, diese Frage bezieht sich auf das Foramen magnum, und die Antwort lautet
gewöhnlich: Wir nehmen an, mit zunehmendem Alter nimmt die Wahrscheinlichkeit ab,
dass eine Dekompression bei kritischer Foramen magnum Stenose notwendig wird. Wir
glauben, das Risiko ist am höchsten während der ersten zwei Lebensjahre und dann
nimmt es graduell ab und verblasst.
Sicherlich, wir haben Kinder oder haben auch ältere Kinder gehabt, die Dekompression
benötigt haben, aber ich würde gewiss behaupten, dass nachdem einmal Skelettreife
erreicht ist, es wirklich kein Risiko für Foramen magnum Stenose gibt, die eine
Dekompression erforderlich machen würde. Nun, ob jemand Foramen magnum
Dekompression braucht oder nicht steht in keinem Bezug, ob diese Person eine operative
Dekompression der lumbalen Wirbelsäule für Stenosis dort benötigt oder nicht, was fast
immer ein Problem im Erwachsenenalter und nicht im Kindesalter ist.
Was routinemäßige “Baseline” MRTs angeht, machen wir das in unserer Praxis nicht.
Wir produzieren Bilder wenn wir Probleme vermuten, basierend auf Krankengeschichte
oder aus anderen Gründen.
Haben Kinder mit Achondroplasie Wachstumsschübe wie im Vergleich Kinder
durchschnittlicher Körpergröße?
Im Allgemeinen ist die Antwort auf diese Frage „nein“, sie haben keine Schübe. Wenn
man sich die linearen Wachstumskurven mit Achondroplasie ansieht, kann man eine
Beule in der Kurve nicht feststellen, also als Population gesehen scheinen Schübe nicht
zu existieren. Sicher mag es Individuen geben, die während dieser Zeit leicht
überdurchschnittlich wachsen, aber generell gibt es über die gesamte Population gesehen
keinen eindeutigen Wachstumsschub. Wir glauben, dass der Grund dafür in einer
behinderten Reaktionsfähigkeit der Wachstumsfuge auf körpereigene Hormone, die sehr
wohl das System fordern mögen liegt. Allein mehr zirkulierendes Wachstumshormon
bedeutet nicht, dass die Wachstumsfuge besser darauf reagieren kann.
Heilen die Knochen von Kindern mit Achondroplasie schneller als jene von Kindern
durchschnittlicher Körpergröße? Gibt es einen Unterschied zwischen Mädchen und
Jungen?
Das Problem mit Achondroplasie liegt wirklich im Wachstumsfugenknorpel und im
Moment deutet nichts darauf, dass es einen Unterschied in der Knochenstruktur gäbe. Ich
würde nicht denken, es gäbe einen Unterschied im Heilungsprozess des Knochens im
Vergleich zu gesunden Kindern, und gewiss nicht zwischen Jungen und Mädchen.
Sind Ihnen Unterschiede bekannt zwischen Personen mit G nach A Achon
Mutation gegenüber G nach C Achon Mutation? Sind Unterschiede festgestellt
worden?
Hier geht es um den individuellen Schreibfehler im FGFR3 Gen. Achondroplasie
resultiert aus Veränderungen durch die Substitution von G mit A oder G mit C auf
diesem bestimmten Codon. Unabhängig davon, ob die Substitution A oder C betrifft, das
Resultat ist dieselbe Proteinsubstitution; es ergibt sich dieselbe Missense-Mutation,
sodass man sich keine Manifestation des Unterschiedes erwarten würde, weil das FGFR
Protein in Patienten mit entweder G nach A oder G nach C Mutationen dasselbe ist.
Gibt es irgendeine Verbindung zwischen Hypochondroplasie Krampfanfällen in
Neugeborenen und Lernstörungen?
Also das ist eine sehr komplizierte Frage. Eines nach dem anderen: Hypochondroplasie
wird nicht oft bei der Geburt erkannt. Oft wird man auf diese Kinder aufmerksam, wenn
sie zwischen drei und fünf Jahre alt sind. Wir glauben, dass es eine Verbindung zwischen
Hypochondroplasie und verschiedenen Lernstörungen gibt, was sich im Schulalter
bemerkbar machen kann. Es gibt sicher eine Beziehung zwischen Krampfanfällen in
Neugeborenen, die oft das Resultat von niedriger Sauerstoffversorgung bei der und kurz
nach der Geburt sind, und späteren Lernstörungen. Also gibt es hier eine Verbindung
zwischen diesen beiden Dingen, die unabhängig von Hypochondroplasie ist. Wir wissen
ebenfalls, dass Personen mit Hypochondroplasie ein sehr kleines Risiko haben können,
eine spezifische Art von Krampfanfall zu entwickeln, die oft vom Temporallappen
ausgeht, auch Temporallappenepilepsie genannt. Allerdings zeigt sich das gewöhnlich
nicht im Säuglingsalter, sondern in einem viel späteren Alter und so ist das eine sehr
knifflige Frage zu beantworten und ich bin mir nicht im Klaren, worauf die Frage
wirklich abzielt. Aber es gibt sicherlich Beziehungen zwischen diesen Dingen, aber
vielleicht sind nicht alle in direktem Bezug zueinander und nicht alle drei zusammen.
Und zuletzt gehen wir zurück nach New York mit der folgenden Frage: „Meine Tochter
hat Achondroplasie und leidet nachts unter starken Schmerzen in den Beinen.
Können Sie irgendetwas empfehlen, das ihr helfen wird?“
Also, diese Frage illustriert sehr gut, wie wichtig es ist genau zu verstehen was vor sich
geht. Beinschmerz ist sehr unspezifisch. Geht es um Schmerzen im Gelenk? Im Knie?
Fußgelenk? Ist der Schmerz im Oberschenkel? Im Schienbein? Verschiedene Stellen
würden verschiedene Arten von Problemen anzeigen.
Personen mit Achondroplasie können gewiss Durchbiegen der unteren Extremitäten
haben und das wiederum kann zu Gelenksschmerzen führen, wahrscheinlich am ehesten
im Knie, aber es könnte hinunter zum Fußgelenk oder hinauf zur Hüfte ausstrahlen. Also
falls der Schmerz in einem Gelenk wäre, würde es wichtig sein zu verstehen, ob
Durchbiegen oder ein anderes Knieproblem vorliegt oder nicht.
Ist der Schmerz im mittleren Schienbeinbereich, kann es sich um typische
Wachstumsschmerzen im Kindesalter handeln. Sie sind in der Regel transient – was
bedeutet, sie dauern nicht sehr lange an, aber sie können ziemlich schmerzhaft sein wenn
sie auftreten. Wachstumsschmerzen legen sich mit der Zeit und sprechen auf Dinge wie
Massage oder Motrin an.
Abschließend, was typisch nicht schlimm ist, falls wir hier ein Kind mit Achondroplasie
haben, das ziemlich aktiv ist und versucht mit Gleichaltrigen mitzuhalten, kann es sich
auch um Müdigkeit handeln, nur Muskelkater am Ende des Tages. Also um
herauszufinden wie am besten geholfen werden kann, sollte man die Qualität und den Ort
des Schmerzes herausfinden.
Nun, ich denke, an dieser Stelle scheinen das alle Fragen zu sein, die wir haben. Vielen
Dank an alle, die uns ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Einen schönen Tag noch.
Moderator: Vielen Dank, Herr Dr. Bober, dafür dass Sie heute bei uns waren. Danke dass
Sie Ihre Zeit zur Verfügung gestellt haben. Und danke an alle die dabei waren. Hat
jemand am Telefon noch Fragen? Ich höre keine, nochmals, danke dass Sie bei uns
waren. Die Aufnahme dieser Session kann auf unserer Webseite abgerufen werden, auf
www.GrowingStronger.org und klicken Sie auf den LP Doc Talk Link. Und Sie finden
eine Aufnahme dieser Session.
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