110 G art Ep Riedl /3 K u n s t g e s c h i c h t e Epochen I Romanik

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110 G art Ep
Riedl
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Kunstgeschichte
Epochen I
Romanik ca. 950 - 1250
Das Bild ist Botschaft
In der Romanik verwenden die Baumeister Elemente der antiken römischen Architektur: Pfeiler, Säulen und
Rundbogen. Die Malerei des Hochmittelalters dient dabei auch der religiösen Unterweisung: für diejenigen, die
nicht lesen können, werden dadurch die Geschichten der Bibel in Wand- und Buchmalereien verständlich.
Dom zu Goslar. Die Namen der Künstler dieser Stilepoche sind in der Regel nicht bekannt und spielen auch keine Rolle, da ihre
Arbeit als Handwerk oder auch als eine Art Gottesdienst verstanden wird.
Gotik ca. 1190 - 1400
Göttliches Licht im irdischen Raum
In der Architektur erkennt man Gotik am Spitzbogen und den hohen, meist bunten Fenstern – Glasmalerei ist das
neue Kunstmittel dieser Zeit. Wand-, Tafel- und Buchmalerei werden jetzt naturalistisch und zeigen lebendige
Portraits. Die höfische Standesgesellschaft und ein städtisches Bürgertum haben sich entwickelt.
Hubert und Jan van Eyck (Holland), Giotto die Bondone (Italien), Simone Martini (Italien), Cimabue (Italien)
Renaissance ca. 1490 - 1600
Entdeckungen der Welt und des Menschen
Die Portraitmalerei der Renaissance zeigt ein neues Menschenbild. In lebendiger Darstellungsweise wird die Welt
der neuen wissenschaftlichen Entdeckungen dokumentiert. Die Kenntnisse von Perspektive und Proportionen
werden verfeinert. Was in Italien im 15. Jahrhundert begann, setzt sich im übrigen Europa fort.
Michelangelo Buonarroti (Italien), Leonardo da Vinci (Italien), Raffael (Italien), Albrecht Dürer (Deutschland), Lucas Cranach
d.Ä. (Deutschland), Hans Holbein d.J. (Deutschland)
Barock ca. 1590 - 1720
Leben in Bewegung
Der Barockmaler betont das sinnliche Erlebnis. Kräftige, bewegte Figuren finden sich in effektvoll ausgeleuchteten Landschaften und Räumen. Mit großen Gesten werden theatralische Momente beschworen. Mit Prunk,
Pracht und Pathos wird eine naive „Einheit der Welt“ gemalt. Körperliche Schönheit und Vitalität korrespondieren
mit religiösem Überschwang. Zeitgeschichte: Gegenreformation.
Peter Paul Rubens (Niederlande), Diego de Silva y Velázquez (Spanien), Caravaggio (Italien), Jan Vermeer van Delft
(Niederlande), Pieter Breughel d.Ä. (Niederlande), Rembrandt van Rijn (Niederlande)
Rokoko ca. 1730 - 1760
Luxus des Leichten
Der Adel lässt sich feiern. Die Schäferspiele, Hirtenszenen und Feste am Hofe werden gemalt. Das Gekünstelte
der höfischen Gesellschaft findet sich in der Darstellung erträumter Situationen wieder. Das Verschnörkelte des
Rokoko (von Rocaille – Muschelform), die verspielten Formen, das Dekorative zeigt sich auch in Möbeln,
Porzellan und Kunsthandwerk. Höfische Dekadenz.
Jean-Antoine Watteau (Frankreich), François Boucher (Frankreich), Giovanni Battista Tiepolo (Italien)
Romantik ca. 1780 - 1830
„Schläft ein Lied in allen Dingen“ (Joseph v. Eichendorff)
Die Maler der deutschen Romantik entdecken die Seele, das Gefühl. Sie malen Märchen, zeigen Menschen in
übermächtiger Natur. Das Gefühl von Verzauberung, von dem Sagen und Mythen erzählen, wollen die Künstler
mit ihrer Phantasie neu erwecken.
Caspar David Friedrich (Deutschland), William Turner (England), Eugène Delacroix (Frankreich), Théodore Géricault
(Frankreich), Joseph Anton Koch (Österreich), Johann-Heinrich Füßli (Schweiz), Françisco de Goya (Spanien), John Constable
(England)
Realismus ab ca. 1840
Wirklichkeit als Programm
Menschen werden in ihrer alltäglichen Welt gezeigt: als Arbeiter in der Fabrik, als Bauern auf dem Feld. Die
gesellschaftliche Realität, in der die Industrie expandiert, die Bevölkerungszahl explodiert, soll möglichst echt und
objektiv, unsentimental dargestellt werden. Entsprechend dieser Themen sind die Bilder eher düster, die Menschen
wirken in sich gekehrt.
Wilhelm Leibl (Deutschland), Gustave Courbet (Frankreich), Jean-François Millet (Frankreich), Honoré Daumier (Frankreich),
Adolph von Menzel (Deutschland), Franz von Lenbach (Deutschland)
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Impressionismus ab ca. 1870
Faszination des Augenblicks
Der erste „Eindruck“ entscheidet. In flüchtigen Momentaufnahmen werden Gegenstände in Licht aufgelöst,
Formen in Farben übertragen. Diese „Impressionen“ (Eindrücke) der sich wandelnden, bewegenden Welt werden
mit feinen Farbtupfern auf der Leinwand festgehalten.
Pierre-Auguste Renoir (Frankreich), Édouard Manet (Frankreich), Claude Monet (Frankreich), Camille Pissaro (Frankreich),
Edgar Degas (Frankreich), Georges Seurat (Frankreich), Max Liebermann (Deutschland)
Wegbereiter der Moderne ab ca. 1880
Aufbruch in die Vielfalt
Die Künstler der Moderne suchen über die Abbildung der Wirklichkeit hinauszugehen, indem sie eine Aussage
zum Wahrgenommenen machen und Empfindungen ausdrücken. Die herausragenden Malerpersönlichkeiten am
Ende des 19. Jahrhunderts – z.B. Cézanne, Gauguin, van Gogh – zeigen in ihren Bildern mit kräftigen Farben ein
neues, festes Formgefühl.
Paul Cézanne (Frankreich), Vincent van Gogh (Holland), Paul Gauguin (Frankreich), Henri Rousseau (Frankreich), Pierre
Bonnard (Frankreich), Paul Signac (Frankreich)
Symbolismus ab ca. 1860
Verschlüsselte Welten
Geheimnis, Ahnung und Symbol prägen die Bilder. Dargestellt werden Motive der antiken Mythologie, biblische
Allegorien sowie Themen der gesamten europäischen Literatur. Aufgewühlte Gefühle, phantastische Visionen,
Unerklärliches stehen dabei im Mittelpunkt. Verinnerlichung und eine Atmosphäre des Irrealen gehen von diesen
Bildern aus.
Arnold Boecklin (Schweiz), Dante Gabriel Rossetti (England), Edvard Munch (Norwegen), Franz von Stuck (Deutschland)
Expressionismus ab ca. 1905
Heftiger Ausdruck
Den menschlichen Erlebnissen, der seelischen Befindlichkeit Ausdruck geben, sie in freier, oft heftiger
Farbgebung echt und ursprünglich wiedergeben – das wollen Künstler im Expressionismus. Diese in Deutschland
stark vertretene Stilrichtung malt kulturkritisch gegen die fortschreitende Anonymität der Welt und die
gesichtslosen Grimassen der Großstadt.
Max Beckmann (Deutschland), Alexej Jawlensky (Russland), August Macke (Deutschland), Emil Nolde (Deutschland), Ernst
Ludwig Kirchner (Deutschland), Franz Marc (Deutschland), Karl Schmidt-Rottluff (Deutschland), Oskar Kokoschka
(Österreich)
Kubismus ab ca. 1907
Viele Blickwinkel statt einer Perspektive
Der Raum, die Körper, die Gegenstände werden nicht perspektivisch gesehen, sondern in einzelne geometrische
Flächen und Formen aufgelöst. Die entstehenden Kreise, Quadrate, Kegel und Kuben werden neu komponiert.
Ähnlich, wie man im Geiste auch Gegenstände aus Einzelteilen kombinieren kann.
Pablo Picasso (Spanien), Fernand Léger (Frankreich), Georges Braque (Frankreich), Juan Gris (Spanien), Robert Delaunay
(Frankreich)
Dada ab ca. 1916
Provokation als Programm
„Dada ist keine Kunstrichtung“, sagen die Dadaisten. Diese internationale Bewegung findet im und nach dem 1.
Weltkrieg zahlreiche Anhänger in allen Kunstsparten. Gemeinsam ist ihnen der Protest gegen Krieg und die
Gesellschaft, die ihn hervorbringt: mit Spott und Ironie, Nonsense und Polemik. Auf Collagen wird Alltägliches
zur Kunst erklärt.
George Grosz (Deutschland), John Heartfield (Deutschland), Marcel Duchamp (Frankreich), Max Ernst
(Deutschland/Frankreich), Francis Picabia (Frankreich), Hannah Hoech (Deutschland), Hans Arp (Frankreich), Man Ray (USA),
Raoul Hausmann (Österreich), Meret Oppenheim (Schweiz)
Surrealismus ab ca. 1920
Traumbilder
Das Übernatürliche schlummert im Unterbewusstsein. Der Surrealismus will eine Über-Wirklichkeit vorstellen, in
der Träume wahr werden und den Verstand irritieren. Die Maler zeigen Phantasiegestalten und Traumgebilde in
realistischem Stil in einer unwirklichen Welt.
Salvador Dalí (Spanien), René Magritte (Belgien), Giorgio de Chirico (Italien), Max Ernst (Deutschland), Joan Mirò (Spanien)
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Bauhaus 1919 - 1933
Nützliches soll schön sein
Das Bauhaus ist eine Kunstschule, in der die Trennung zwischen Künstler und Handwerker, zwischen „freier“ und
„angewandter“ Kunst aufgelöst werden soll. Namhafte Künstler experimentieren hier in allen Fachrichtungen:
„Endziel aller bildnerischen Tätigkeiten ist der Bau“. Hier wird Zweckmäßigkeit der Gegenstände und
Sachlichkeit der Form gelehrt.
Bauhaus-Architekten: Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Marcel Breuer
Künstler: Paul Klee (Schweiz-Deutschland), Oskar Schlemmer (Deutschland), Lyonel Feininger (Deutschland), Willi
Baumeister (Deutschland), László Moholy-Nagy (Ungarn), Josef Albers (Deutschland-USA), Johannes Itten (Schweiz)
Abstrakte Kunst ab ca. 1910
Freiheit der Komposition
Gegenstandslose, „abstrakte“ Bilder entstehen. Die Bilder werden vom Ballast der gegenständlichen Welt befreit;
sie sollen nichts mehr nachahmen, sondern für sich selbst stehen. Je nach Intention des Künstlers wird die
Komposition von Farben und Tönen, die Harmonie von Linien und Flächen in den Mittelpunkt gestellt.
Wassily Kandinsky (Russland), Piet Mondrian (Holland), Kasimir Malewitsch (Russland), Paul Klee (Schweiz-Deutschland),
Joan Mirò (Spanien)
Neue Sachlichkeit ab ca. 1920
Das kühle Pathos der Kritik
Die Wiedergabe der Wirklichkeit wird wieder wichtig. Es entstehen kritische satirische Bilder über die
Gesellschaft der Zwanziger Jahre, Karikaturen und Stilleben mit einer präzisen Erfassung der Dinge bis hin zur
Sinnestäuschung. „Sachlichkeit liegt in der Luft“ lautet ein Schlagertext der damaligen Zeit.
Otto Dix (Deutschland), George Grosz (Deutschland), Franz Radziwill (Deutschland), Käthe Kollwitz (Deutschland)
Farbfeldmalerei ab ca. 1950
Farbklänge aus der Neuen Welt
Farben strahlen Schwingungen aus und bewirken beim Betrachter Stimmungen. Mit dieser Idee bemalen Künstler
große Leinwände mit riesigen Farbflächen. Sie sind genau konzipiert, komponiert, und auf meditative Wirkung hin
angelegt bzw. auf optische Farbphänomene (> Op(tical) Art). Dieser neue Hang zur einen Farbkomposition kommt
aus New York, der alten und neuen Kulturmetropole.
Barnett Newman (USA), Frank Stella (USA), Mark Rothko (USA), Ad Reinhardt (USA), Yves Klein (Frankreich), Victor
Vasarely (Frankreich)
Pop-Art ab ca. 1955
Der amerikanische Traum
Grell plakativ und poppig bunt geben sich angloamerikanische Künstler. Werbung, Comic, Warenwelt sind die
Vorbilder für eine neue Botschaft. Pop-Art bedient sich der Bildideen der Werbung und der Medien. Sie
vergrößert Alltägliches zur Kunst, zeigt Populäres und Banales. Sie erfindet nicht mehr, sondern findet vor.
Roy Lichtenstein (USA), Andy Warhol (USA), Robert Rauschenberg (USA), Jasper Johns (USA), Tom Wesselmann (USA),
Richard Hamilton (England), David Hockney (England)
Photorealismus ab ca. 1970
Alltagsspiegelungen
Bilder, die genau wie Photos aussehen, werden detailgetreu gemalt. Hyperrealistische, überdimensionale
Wiedergabe von gestellten Schnappschüssen thematisieren die Frage nach Abbildung und Wirklichkeit. In einer
Zeit, in der gerade in Amerika die Bilderflut der Medien überhand nimmt, kann das neben der Freude an
illusionistischer Perfektion auch als Thematisierung von der Wirklichkeit von Bildern gelesen werden.
Franz Gertsch (Schweiz), Don Eddy (USA), Richard Estes (USA), Chuck Close (USA), Howard Kanovitz (USA)
20. Jhdt.
Erweiterung, Verschmelzung, Aufhebung der Gattungen der Kunst
Insgesamt ist die Kunst am Ende des 20. Jahrhunderts vielfältig. Ein Merkmal ist der Hang zum GesamtKunstwerk: Mit allen Mitteln wollen die Künstler gestalten. Wobei oft nicht die Aussage oder das Motiv wichtig
zu sein scheint, sondern die Vermittlung von Erfahrungen, das Auslösen von Stimmungen. Das Material und die
Gattung spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Photographie, Skulptur, Design, Architektur, Multi-MediaInstallation, Computer-Kunst – von überall erwartet man heute neue visuelle Ideen und Anstöße.
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