21.03.2011

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15.05.2016
Presseinformation REPORT MAINZ, Montag, den 21.03.2011, 21:45 Uhr im ERSTEN
Häufiges Drosseln und Hochfahren gefährden Sicherheit deutscher AKW
Studie von Atomexperte Wolfgang Renneberg
Mainz. Der flexible Betrieb von deutschen Atomkraftwerken ist gefährlicher als bislang
angenommen. Das berichtet das ARD-Politikmagazin REPORT MAINZ in seiner Sendung am
Montag (21. März, 21:45 Uhr im ERSTEN). Das Magazin beruft sich auf die bisher
unveröffentlichte Studie „Sicherheitsrisiken des Lastfolgebetriebs von Kernkraftwerken“. Die
Arbeit beschreibt das Gefährdungspotential, das sich durch schnelles Hoch- und Runterfahren
der Reaktoren, den sogenannten Lastfolgebetrieb ergibt.
Autor der Studie ist Wolfgang Renneberg. Er war bis Ende 2009 Leiter der Abteilung
Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium. Die Studie wurde im Juni 2010 von
Greenpeace in Auftrag gegeben und liegt REPORT MAINZ exklusiv vor. Das Magazin
veröffentlicht sie auf seiner Homepage (www.reportmainz.de).
Der Studie zufolge führen die Lastwechsel dazu, dass „das Risiko des Betriebs weiter erhöht
wird, weil es häufiger zu sicherheitsrelevanten Ausfällen und Schäden kommen wird, die sich
auch zu gravierenden Störfällen entwickeln können.“
Der Lastfolgebetrieb bedeute einen „Dauerstress“ für die Kernkraftwerke, der schneller zu
Materialermüdung, Korrosion und Rissen führe.
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Gegenüber REPORT MAINZ erklärte Wolfgang Renneberg: „Dadurch besteht die Gefahr, dass
es häufiger zu Störfällen kommt, dass Ereignisse, die sonst möglicherweise harmlos sind,
gefährlicher werden können und insgesamt das Risiko beim Betrieb der alten Anlagen
nochmals steigt.“
Tobias Münchmeyer, der Atomexperte von Greenpeace, der die Studie in Auftrag gegeben
hatte, erklärt: „Wir sehen ein erhöhtes Sicherheitsrisiko durch diesen Dauerstress. Diese
Materialien stehen unter einem ganz hohen Druck, unter ganz hohen Temperaturen. Und diese
zusätzlichen Wechsel, die niemals vorgesehen wurden, als die Reaktoren gebaut wurden, die
führen natürlich zu erhöhten Sicherheitsproblemen.“
Des Weiteren erklärt Renneberg, die deutschen Atomkraftwerke seien für den Volllastbetrieb
ausgelegt. Anforderungen, die sich aus dem Wechselbetrieb ergeben, seien in den
ursprünglichen Genehmigungen nicht geprüft worden.
Der frühere Vattenfall-Reaktor-Konstrukteur Lars Olov Höglund bestätigt Rennebergs Befunde.
Im Interview mit REPORT MAINZ erklärt er: „Man kann die Kraftwerke hoch- und runterfahren,
aber sie sind nicht dafür gedacht. Sie sollen in Volllast laufen oder abgestellt werden. Das ist
das wofür sie ausgelegt sind. Das mit dem Hoch- und Runterfahren, das ist nur eine
Möglichkeit, aber das ist nicht zu empfehlen.“
Von Bundesumweltminister Röttgen fordert Wolfgang Renneberg: „Das
Bundesumweltministerium muss dieses Thema endlich begreifen. Es muss es begreifen als ein
Thema, was sicherheitstechnisch relevant ist und was das Risiko des Betriebs der Reaktoren,
insbesondere der alten Reaktoren, vergrößern kann.“
In Zukunft wird es immer häufiger zu Lastwechseln kommen, weil die Betreiber auf
zunehmende Angebots- und Nachfrageschwankungen reagieren müssen. Die Atomkraftwerke
sind gesetzlich dazu verpflichtet, bei einem Stromüberangebot die Produktion herunter zu
fahren. Vorrang bei der Einspeisung ins Netz haben erneuerbare Energien. Wind- und
Sonnenenergie liefern zu Spitzenzeiten so viel Strom, dass Atomkraftwerke schon jetzt immer
öfter gedrosselt werden müssen. Das bestätigt Peter Ahmels, Leiter der Abteilung
„Erneuerbare Energien“ der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegenüber REPORT MAINZ: „Wir
werden in einem System, wo wir erheblich mehr erneuerbare Energie haben auch unter
anderem Photovoltaik, die mittags einspeist, wenn die Sonne scheint, werden wir 100, 150
Tage im Jahr haben, wo eigentlich kein Kraftwerk mehr am Netz sein muss, es kann komplett
aus erneuerbaren Energien kommen.“
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