Heute vor zwei Jahren sitzen wir unter einer Kopie - silkroad

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Montag, 3. September 2012
Heute vor zwei Jahren
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Heute vor zwei Jahren schießen Jugendliche mit Plastikgewehren auf unsere EU-Fahne. Wir sind
nicht weit von Srebrenica (kyrillisch Сребреница, dt. veraltet Silberin).
Serbien (serbisch Србија/Srbija
anhören?/i)
Europäische Union (EU)
Bosnien und Herzegowina (serbokroatisch Bosna i Hercegovina/Босна и Херцеговина, kurz BiH/БиХ;
auch Bosnien-Herzegowina)
Republika Srpska (kyrillisch Република Српска, abgekürzt: РС/RS, deutsch fehlerhaft auch
Serbische Republik)
Samstag, 11. Dezember 2010
Kilometer- und Höhenangaben Serbien
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Höhe
max.
Nr
Zielort Tages Gesamt
Höhe
Tagesziel/Ort
KmH Tageshöhenmeter
über km
am
Tag
km
NN
Tag
30 Mohacs
143
78,38 1754,8
31 Doroslovo
139
87,15 1843,2 15,06 0
151
Srem.
Kamenica
216
90,58 1935,1 15,86 142
224
33 Prinjavor
118
95,03 2031,5 14,69 285
494
34 Milici
243
94,33 2127,3 14,78 250
260
32
356
235
3. September: Prnjavor - Milići (Cyrillic: Милићи), 94,33 km, 2127,3 Gesamt km
Datum: 3.9.10
Tag: 34
TagesunterstützerIn: Anegret Henrichs und Norbert Volpert
von: Prinjavor m NN 118
nach: Milici m NN 243
km 94,33
Gesamt km 2101,2806
km/h: 14,78
Fahrzeit 06:22
gesamte Fahrzeit: 153:08:00
Anstieg in m pro h 39,27
Anstieg in m 250
Abfahrt in m: 125
höchster Punkt in m NN 260
Steigung/Gefälle 0,40
Heute Morgen haben wir schön verschlafen, weil der Wecker nicht richtig gespeichert war…so ist es
6:30 als wir aufstehen.
Dementsprechend fahren wir erst um 8:30 los, in einen wunderschönen Morgen hinein und unter
den erstaunten Blicken der Bewohner des Dorfes, die sich sicherlich fragen, wo wir herkommen. Den
Vormittag verbringen wir auf der Straßen Richtung Grenze,
eine bunte Mischung aus Häusern im unterschiedlichen Stil, alles ist sehr aufgeräumt und gepflegt.
Immer wieder weisen Schilder auf serbisch-orthodoxe Klöster, Kirchen oder Geschichtsorte hin
, dagegen gibt es lange keinen Hinweis auf die Grenze.
Schließlich erreichen wir die Grenze, einen Kilometer vorher gab es ein Hinweisschild. Es ist eine
kleine Grenze und die Aus- und Einreise erfolgt problemlos. Uns begrüßen zwei Schilder: eines nach
Bosnien und Herzegowina (serbokroatisch Bosna i Hercegovina/Босна и Херцеговина, kurz BiH/БиХ;
auch Bosnien-Herzegowina) und eines in die Republika Srpska (kyrillisch Република Српска,
abgekürzt: РС/RS, deutsch fehlerhaft auch Serbische Republik). Wir haben die Nebenstraße gewählt
und fahren durch viele Dörfer, bis wir die erste Kleinstadt erreichen. Die Bauern arbeiten mit
einfacheren Mitteln als auf der anderen Seite des Flusses, viele mit der Hand. Wir werden mit
Erstaunen durchaus freundlich begrüßt. In der Kleinstadt steht die erste Moschee
(arabisch ‫ مسجد‬masdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘)
, schon an der Grenze ist ein anderer Musikstil aufgefallen. Da wir in der Kleinstadt keine Bank finden
und noch eine lange Strecke vor uns haben, fahren wir weiter. In der großen Grenzstadt
, die eine Auto- und eine Füßgängergrenze
hat, werden wir von den Halbstarken mit "Heil Hitler" und Hitlergruß begrüßt. Was auch immer das
zu bedeuten hat. Wolfgang holt Geld am Hauptplatz und ich finde mich gleich umringt von acht Kids,
die auf mich einreden, die Räder anschauen und in einer Mischung aus das alles komisch finden und
bewundern mich umringen. Es kommen noch Jugendliche dazu. Insgesamt ist es eine durchaus
eigenartige Stimmung. Wir haben Geld und fahren von dannen in ein nächstgelegenes Restaurant. In
Bosnien gibt es die alte D-Mark, die hier nachgedruckt wird. Das ist auch lustig. In einem sehr
schönen Garten essen wir lecker und haben unsere Räder gut im Blick, die immer Gegenstand des
Beschauens von Halbstarken sind, die immer wieder vom Restaurantbesitzer weggeschickt werden.
Sie haben die Fahnen entdeckt und rätseln welche sie kennen. Einer hat eine Plastik-MP dabei (mit
Plastik-Munition, wie wir später entdecken) und tut so als würde er auf die Europa-Fahne schießen.
Wir schauen uns das an und fragen uns, was in seinem Kopf vorgeht. Als sie wieder weggeschickt
werden, schießt er eine Gummi-Hülse in den Garten.
Wir fahren nach dem Essen immer den Fluß hinauf, vorbei an einem riesigen Staudamm in serbischer
Hand und vorbei an den ersten zerstörten Häusern. Auf unserem Weg begegnen uns zum Teil fast
komplett zerstörte Dörfer, in denen neben den Skeletten der Häuser neue stehen. In allen Dörfern
gibt es eine Kirche und eine Moschee mit Minarett, diese sind neu und alle gleich gebaut. Die Frauen
in ihren Reaktionen beinahe reglos, auch die Männer zunächst zurückhaltend, dazu immer wieder
Kinder mit dem Hitlergruß. Dennoch sind alle freundlich zu uns, je weiter wir fahren ,desto mehr.
Immer wieder gibt es Schilder der EU, oder der schwedischen und schweizer Caritas, die in den
Dörfern aufbaut. Wir sind nur ein Tal von Srebrenica (kyrillisch Сребреница, dt. veraltet Silberin)
entfernt. Auf dem Weg zum Ort, an dem wir Halt machen, fahren wir an der ersten Minenwarnung
vorbei. Wir beschließen in ein Motel zu gehen.
Dienstag, 4. September 2012
Heute vor zwei Jahren
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Heute vor zwei Jahren kommen wir in einer beeindruckenden Nachtfahrt in Sarajewo an.
Heute vergleichen wir die Landkarten von damals und heute.
Samstag, 11. Dezember 2010
Kilometer- und Höhenangaben Bosnien und Herzegowina
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Höhe
max.
Nr
Zielort Tages Gesamt
Höhe
Tagesziel/Ort
KmH Tageshöhenmeter
über km
am
Tag
km
NN
Tag
35 Sarajevo
567
105,73 105,73 11,4 1664
36 Sarajevo
0
37 Sarajewo
0
38 brod
465
86,57 2322,6 13,8 778
1273
1165
Sonntag, 5. September 2010
4. September - 033, 034, 035
4. September Milići (Cyrillic: Милићи) – Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch:
Saraybosna); 105,73 km, 2234,6 Gesamt km, Pass auf 1193, Pass auf 1273
Datum: 4.9.10
Tag: 35
TagesunterstützerIn: Haus Damiano
von: Milici m NN 243
nach: Sarajevo m NN 567
km 105,73
Gesamt km 2207,0106
km/h: 11,43
Fahrzeit 09:44
gesamte Fahrzeit: 162:52:00
Anstieg in m pro h 170,96
Anstieg in m 1664
Abfahrt in m: 1340
höchster Punkt in m NN 1273
Steigung/Gefälle 2,84
Unser steigungsreichster (1.664 Höhenmeter) Tag der Weg "hinunter" nach Sarajevo (35. Tag),
gleichzeitig der Tag mit der längsten Fahrzeit (9 Stunden 44 Minuten reine Fahrzeit).
Der Morgen begrüßt uns mit Nebel und Sonne, ein wunderschöner Morgen, an dem wir nach dem
Frühstück um 7:00 schnell aufbrechen, da wir über 100 km und mindestens einen Pass vor uns
haben. Die Karte ist sehr ungenau, wir können es nicht einschätzen. Der Weg windet sich langsam
nach oben bis in den letzten Ort vor dem Pass. Anschließend geht es steiler bergan, aber immer mit
sehr angenehmen 5 - 8 %. Es ist eine sehr bergige Gegend, immer wieder haben wir den Ausblick auf
die anderen Bergketten. Enge Täler eröffnen sich. Es ist so eng, dass nur vereinzelte Häuser zu sehen
sind.
Kurz vorm Pass machen wir eine Mittagspause in einem kleinen Restaurant, das zugleich Haltestation
der Fernbusse ist. So ist ziemlicher Betrieb. Auf der Nordseite des Berges gibt es immer wieder
eingefasste Quellen mit köstlichem Quellwasser. Inzwischen ist der Himmel ganz blau und es ist
richtig heiß. Aber eh wir uns versehen, kommen aus dem Süden immer mehr Wolken, für uns gut,
denn wir fahren direkt nach dem Essen weiter – sonst warten wir ja die stärkste Sonneneinstrahlung
ab. Der Pass ist nicht gekennzeichnet, aber wir nehmen den höchsten Punkt und freuen uns auf die
Abfahrt. Oben am Pass wird gewerkelt und gebaut. Auf der Südseite eröffnet sich plötzlich eine ganz
weite Hochebene.
Fast alle Häuser sind aufgebaut, neugebaut oder renoviert. Die Architektur hat sich ganz geändert.
Die Häuser sind aus Holz gebaut, es ist wunderschön. Hier herrscht die Viehwirtschaft vor dem
Maisanbau, viele der Kühe laufen ganz frei herum. Auffallend ist, dass es weder eine Kirche noch eine
Moschee (arabisch ‫ مسجد‬masdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘) gibt, wohl aber
christliche Friedhöfe. Auf der Nordseite gab es einen muslimischen Friedhof. Wir bleiben über
Kilometer auf der Höhe von 1.100 m, ohne dass es runter geht. Unser Satz für den restlichen Tag ist:
„Irgendwann muss es doch mal wieder runtergehen“. Um 15:00 überlegen wir, was wir machen. Wir
haben einen Tagesschnitt von 8 km/h, sind immer noch auf 1.100 m und haben noch 80 km vor uns.
Aber irgendwann muss es ja mal runter gehen! In der Tat geht es endlich runter, wenn auch nur auf
870 m und wir erreichen die Stadt vor dem Pass auf der anderen Seite des Berges, eine
Industriestadt, die im Kontrast zum ländlichen steht. Auf der Karte war uns eine weitere Bergkette
aufgefallen. Es geht wieder steil hinauf, diesmal ist es eine neue Straße, die durchweg auf 8 % gebaut
ist und wenige Kurven hat. Die Abendstimmung taucht die Bergwelt in eine ganz eigene Stimmung
und die Industrie hinter uns lassend, sind wir wieder in einer wunderschönen Landschaft. Mitten im
Aufstieg kommt uns eine Hochzeitsgesellschaft mit gefühlten 100, wahrscheinlich aber nur 40 Autos
hupend, laute Musik spielend, sich gegenseitig überholend im Affenzahn den Berg entgegen während
wir uns mit 5 km/h hocharbeiten. Unser Anblick erhöht das Gehupe deutlich, eine surreale Situation.
Der Weg geht immer höher und höher, es hat immer mehr den Eindruck im Hochgebirge zu sein und
es ist nicht zu sehen, wann die Steigung aufhört.
Bald sind wir auf 1.200 m und denken, dass das doch alles nicht sein kann. Die Karte hatte nichts
vermerkt. Wir werden entschädigt durch ein wunderschönes Land, auch wenn der Begriff für die
faktische Situation und die historische sicherlich ganz problematisch ist. Aber das reine Aussehen ist
sehr schön. Auch jetzt denken wir: Es muss ja irgendwann auch mal runtergehen. Inzwischen ist es
19:00 Uhr und wir wissen, dass es ganz bald dunkel sein wird. Wir sind immer noch auf 1.200 m und
vermuten schon, dass es nie mehr hinunter geht als der Weg eine Kurve nimmt und es mit 7 %
bergab geht. Endlich! Die letzten 30 km fahren wir in knapp 2 Stunden den Berg hinab auf Sarajevo
zu, das schon lange vor den ersten Lichtern durch den Lichtschein in den Wolken zu sehen ist. Zur
Reinfahrt begrüßt uns ein Muezzin (arabisch ‫ مؤذّن‬mu'adhdhin, DMG muʾaḏḏin) vom Minarett
(selten Minar[1] , richtiger arabisch ‫ منارة‬manāra ‚ursprünglich: Leuchtturm‘), es herrscht buntes
Treiben und Leben. Das ist jedes Mal eine ganz eigene Erfahrung, aus den Bergen und dem Wald in
eine Stadt zu kommen und von der Lautstärke, den Menschen und den vielen Lichtern beinahe
erschlagen zu sein. Wir finden unser Hotel, das sehr schön direkt an der Altstadt liegt und freuen uns
auf ein Essen und das Bett.
Mittwoch, 5. September 2012
Heute vor zwei Jahren
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Heute vor zwei Jahren sitzen wir unter einer Kopie des Toleranzedikts und sprechen lange mit
Überlebenden der Belagerung.
Heute lesen wir einen alten Spiegel-Artikel zum religiösen Extremismus.
Donnerstag, 6. September 2012
Heute vor zwei Jahren
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Heute vor zwei Jahren führt uns ein Kriegsbeteiligter zur damaligen Frontlinie Sarajewos.
Heute lesen wir auf der Homepage der Bundeswehr.
4.9.
5. und 6. September Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna)
Datum: 4.9.10
Tag: 35
TagesunterstützerIn: Haus Damiano
von: Milici m NN 243
nach: Sarajevo m NN 567
km 105,73
Gesamt km 2207,0106
km/h: 11,43
Fahrzeit 09:44
gesamte Fahrzeit: 162:52:00
Anstieg in m pro h 170,96
Anstieg in m 1664
Abfahrt in m: 1340
höchster Punkt in m NN 1273
Steigung/Gefälle 2,84
Wir erleben Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna) von ganz
unterschiedlichen Seiten. Am Abend des 4. September gehen wir noch in die Altstadt um etwas zu
essen. Wir finden ein Restaurant und finden uns in der Partymeile wieder und können eine ganze
Weile die Jugendlichen wahrnehmen, die dort sitzen. Schick angezogen mit tiefen Dekolleté und
Alkohol in gemischtgeschlechtlichen Gruppen zu westlicher sehr lauter Musik trinkend.
Am nächsten Mittag – um kurz nach viermorgens rief der Muezzin (arabisch ‫ مؤذّن‬mu'adhdhin, DMG
muʾaḏḏin) von gegenüber
– gehen wir wieder in die Stadt und nehmen die unterschiedlichen religiösen Traditionen wahr. Nach
einem längeren Spaziergang treffen wir Ursual und Nermin an der großen Moschee. Dort ist schon
den ganzen Tag eine große Menge Gläubiger, da in der Nacht die Lailat al-Qadr (arabisch ‫ ليلة القدر‬,
DMG Laylatu 'l-Qadr ‚die Nacht der Bestimmung, die Nacht der Allmacht‘) gefeiert wird. Sie wird
auch live im Fernsehen übertragen. Ursula und Nermin zeigen uns die Stadt mit ihren Geschichten
und Hintergründen. Wir schaffen es auch, kurz in die Gazi-Husrev-Beg-Moschee (auch: BegovaMoschee; türkisch Gazi Hüsrev Bey Camii) von 1530/31 (Bauinschrift) zu gehen, wenngleich das beim
Fraueneingang nicht gerne gesehen wird wegen der Generalproben. Es ist Ramadan
(arabisch: ‫ رمضان‬/ ramaḍān /‚der heiße Monat‘) und daher warten wir auf den Sonnenuntergang.
Wir gehen noch zum Franziskanerkloster hoch, das einzige Kloster, das während des Osmanisches
Reichs (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich; osmanisch ‫عليه‬
‫دولت‬, İA Devlet-i ʿAlīye, „der
erhabene Staat“ und ab 1876 amtlich ‫ دولت عثمانيه‬/ Devlet-i ʿOs̲mānīye /‚der osmanische Staat‘;
türkisch Osmanlı İmparatorluğu) bestehen durfte. Zum Sonnenuntergang werden an verschiedenen
Stellen Leuchtraketen abgeschossen. Wir sind schon um 19:00 Uhr mit Freunden von Ursula und
Nermin zusammengetroffen, so wandern wir in einer Gruppe von 12 Personen durch die Stadt. Vor
dem Essen, dem Fastenbrechen, für das ein Tisch reserviert ist, geht es zu einem kurzen Gebet in die
Moschee (arabisch ‫ مسجد‬masdschid, DMG masǧid ‚Ort der Niederwerfung‘). Danach sitzen wir an
einem langen Tisch und speisen gemeinsam mit vielen, vielen anderen ein Menü.
Es setzt sich ein altes Ehepaar zu uns, leider müssen sie sich woanders hinsetzen, da lässt sich der
Chef des Hauses auf keine Diskussion ein. Zum Kaffee [ˈkafe, kaˈfeː] (türk. kahve aus arab. ‫قهوة‬
qahwa „anregendes Getränk”, ursprünglich auch „Wein”,[1] mit Anlehnung an die Ursprungsregion
Kaffa[2]) nach dem Essen gehen wir in ein sehr schickes Café (vom französischen für Kaffee und vom
arabisch qahwa), zugleich ein Shisha (auch Sheesha; deutsche Transkription: Schischa)-Café.
Interessanterweise hängt dort eine Kopie deses Toleranzedikt des Mehmed II. (‫ محمد بن مراد‬/
Meḥemmed[1] b. Murād; * 30. März 1432 in Edirne; † 3. Mai 1481 bei Gebze) aus dem Jahr 1463. Bei
Kaffee und Wasserpfeife sitzen wir lange zusammen bevor die Frauen zur Lailat al-Qadr (arabisch
‫ليلة‬
‫ القدر‬, DMG Laylatu 'l-Qadr ‚die Nacht der Bestimmung, die Nacht der Allmacht‘) aufbrechen, viel
später als sie eigentlich wollten. Es ist ein sehr schöner Abend gewesen, mit vielen Eindrücken der
Stadt, der Menschen, die immer dort leben oder in Deutschland leben und dorthin immer wieder
zurückkommen, dem gemeinsamen Speisen und Beten.
Wir schaffen es dennoch, noch ein Bier beim Kiosk zu besorgen und schauen uns im Fernsehen die
Übertragung der Nacht ein wenig an. Moscheen (arabisch ‫ مسجد‬masdschid, DMG masǧid ‚Ort der
Niederwerfung‘) und ihre Minarette (selten Minar[1] , richtiger arabisch ‫ منارة‬manāra ‚ursprünglich:
Leuchtturm‘) sind erleuchtet, wenn dort gebetet wird. Daher ist es taghell im Zimmer.
Am nächsten Tag lösen wir das Problem mit unserem Zelt und gehen zu dem von Nermin
empfohlenen Schneider. Während er näht, schauen wir uns das das jüdische Museum an, das am
Neujahrstag auch als Kultraum genutzt wird. Es beherbergt neben dem beeindruckenden Gebäude
eine ausführliche Ausstellung über das Miteinander jüdischen und islamischem Lebens bis Holocaust.
Wir wandeln weiter auf den geschichtlichen Spuren Sarajevos, überall ist der Krieg noch gegenwärtig,
in den Gebäuden, den Erzählungen, den Gesichtern. Wir gehen auch in die älteste orthodoxe
und die größte orthodoxe Kirche auf dem Balkan, beider sind oder werden renoviert. Am frühen
Abend holt Ursula uns ab, damit wir mit ihnen zusammen zu Hause das Fastenbrechen feiern. Auf
dem Weg in das olympische Dorf sehen wir an der Hauptachse Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch
Sarajewo; türkisch: Saraybosna) die überall gegenwärtige Kriegszerstörung neben Aufbau, Neubau
und Sanierung. Es ist ein gleichzeitiges Nebeneinander, ebenso wie es den Eindruck macht, dass es
ein Nebeneinander der Lebensstandards gibt.
Während Ursula ein köstliches Mahl bereitet, zeigt uns Nermin die Frontlines des Krieges, Orte und
Straßen, die er wie seine Westentasche kennt, weil er selbst im Krieg gewesen ist. Wir bekommen
einen Eindruck dessen, wie nah Leben und Tod gewesen ist und wie unvorstellbar es ist, wie
Überleben möglich war bei der Umzingelung. Den Abend erzählt Nermin einiges aus der Zeit und der
Zeit danach. Es ist Geschichte, die da ist. Ein sehr schöner Abend bei dem die Katze auf die Idee
kommt, hinter der Stereoanlage zu spielen und kurzerhand ein Kabel zerstört und danach im
Rückwärtsgang aus dem Regal krabbelt. Ursula bringt uns zurück und wir packen für die Abfahrt am
nächsten Morgen.
Sonntag, 5. September 2010
Mur ^ Drau ^ Save ^ Drau
Sonntag, 5. September 2010
Drau ^ Donau
Sonntag, 5. September 2010
Mur ^Drau
Sonntag, 5. September 2010
2002
Sonntag, 5. September 2010
2006
Sonntag, 5. September 2010
1991
Freitag, 7. September 2012
Heute vor zwei Jahren
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Heute vor zwei Jahren übernachten wir an der Drina (kyrillisch: Дрина, Aussprache: [ˈdrîːna]), die die
Grenze zwischen Ostrom und Westrom bildete:
Wikipedia:
Historisch stellte die Drina (lateinisch Drinus) lange Zeit die natürliche Grenze zwischen dem
Weströmischen und dem Oströmischen Reich dar, woraus später auch die Grenze zwischen dem
orthodoxen und dem katholischen Glauben entstand. Diese Vergangenheit, verbunden mit dem
Einfluss des Islam während der osmanischen Herrschaft, prägten und prägen bis in die Gegenwart die
gesellschaftlichen Verhältnisse entlang der Drina. Neben vielen Jahrhunderten multikulturellen
Zusammen- und Nebeneinanderlebens gab es auch immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen.
So fand hier während des Ersten Weltkriegs 1914 die Schlacht an der Drina zwischen den
österreichisch-ungarischen und den serbischen Truppen statt. Während des Bosnienkriegs 1992 bis
1995 gelangten dann die als UN-Schutzzonen definierten und zuvor mehrheitlich muslimisch
bewohnten Städte Srebrenica, Žepa und Goražde zu trauriger Berühmtheit.
Die Mehmed-Paša-Sokolović-Brücke über die Drina in Višegrad.
In seinem Werk Die Brücke über die Drina (im Original Na Drini ćuprija) hat der in Višegrad
aufgewachsene Schriftsteller und Nobelpreisträger Ivo Andrić dem Fluss, der Stadt und seinem Land
ein künstlerisches Denkmal gesetzt.
In den ersten Dezembertagen 2010 führten Drina, Lim und weitere Nebenflüsse nach heftigem
Dauerregen ihr höchstes Hochwasser seit mehr als hundert Jahren. Zahlreiche Orte, darunter Foča,
Goražde, Višegrad, Bratunac, Zvornik und Ortsteile von Bijeljina, standen großflächig unter Wasser.
Mehrere Tausend Anwohner mussten evakuiert werden.
Samstag, 11. Dezember 2010
Kilometer- und Höhenangaben Bosnien und Herzegowina
Graphik hier herunterladen
Höhe
max.
Nr
Zielort Tages Gesamt
Höhe
Tagesziel/Ort
KmH Tageshöhenmeter
über
am
Tag
km
km
NN
Tag
35 Sarajevo
567
105,73 105,73 11,4 1664
36 Sarajevo
0
37 Sarajewo
0
1273
38 brod
465
86,57 2322,6 13,8 778
1165
7. September 2010 Sarajevo (kyrillisch Сарајево; dt. auch Sarajewo; türkisch: Saraybosna) – Foča
(kyrillisch Фоча), 86,57 km, Gesamt Km 2322,6
Datum: 7.9.10
Tag: 38
TagesunterstützerIn:
von: Sarajewo m NN 567
nach: brod m NN 465
km 86,57
Gesamt km 2293,5808
km/h: 13,8
Fahrzeit 06:16
gesamte Fahrzeit: 169:08:00
Anstieg in m pro h 124,15
Anstieg in m 778
Abfahrt in m: 880
höchster Punkt in m NN 1165
Steigung/Gefälle 1,92
Unter den etwas fassungslosen Blicken der Hotel-Crew bepacken wir unsere Räder und fahren durch
die Stadt in Richtung Süden. Wir fahren noch einmal die Strecke, die wir gestern schon gefahren sind
und können durch das langsame Fahren die Eindrücke erneut aufnehmen. Das Fahren selbst ist
mühsam und es ist die erste Situation, dass wir von einem LKW so abgedrängt werden, dass wir eine
Vollbremsung machen müssen.
Sobald wir aus der Stadt raus sind, beruhigt sich der Verkehr und wir erleben wieder die
atembraubende Landschaft, die sich auf einer guten Straße gen Süden zieht. Immer wieder kommen
wir an zerstörten Häusern vorbei, Friedhöfe muslimischen und christlichen Glaubens. Man gewinnt
fast den Eindruck als gäbe es mehr Gräber als Menschen. Viele der Gräber sind aber von den Daten
her unabhängig vom Krieg, eine Menge fallen aber auch auf, weil auf Familiengrabsteinen unter dem
Namen nur das Geburtsdatum steht – wir überlegen ob das Zeugen für die vielen vermissten
Personen sein könnten.
Wir sind in Sorge losgefahren, da die Karte vor dem Rogoj-Pass einen doppelten Pfeil verzeichnet.
Das bedeutet 15-20% Steigung, für uns ab 15% nicht fahrbar. Es ist der einzige Weg. Daher riskieren
wir es. Die Straße ist aber sehr gut gebaut und ging auf maximal 8%, so ist ein Pass gut zu fahren und
wir schaffen mit einer Trink- oder Riegelpause 200 m in einer Stunde. So machen wir auf 820 m
Mittagspause in einem kleinen Restaurant. Unser Wunsch nach etwas Essbarem löst Ratlosigkeit aus.
Dann wird die Speisekarte untersucht und die möglichen Vorschläge angekreuzt. Die Preise sind noch
in Dinar. Nachdem wir uns entschieden haben, geht einer der Jungs nach Nebenan einkaufen.
Irgendwie nett.
Nach dem Pass geht es nur noch bergab. Zunächst über eine Hochebene und dann am Fluss
Бистрица entlang durch eine wunderschöne Schlucht. Wir fahren beinahe 50 km durch Schluchten,
nur kurz unterbrochen von Dörfern oder Ebenen.
Was für ein schönes Land. Der Fluss, dem wir folgen, mündet in die Drina (kyrillisch: Дрина,
Aussprache: [ˈdrîːna]), einer der heftig umkämpften Gegenden in Bosnien (bosn., kroat. und serb.
Bosna; kyrill. Босна), heute Republika Srpska (kyrillisch Република Српска, abgekürzt: РС/RS,
deutsch fehlerhaft auch Serbische Republik). Nachdem die älteren oder ganz alten Menschen uns auf
dem gesamten Weg mit großem Hallo begrüßt haben und sich sichtlich freuen, dass wir durch ihre
Gegend fahren, reagieren auch hier die Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Männer) eher mit
Ironie oder auch Unfreundlichkeit. Aus einem Auto heraus wird uns der „Stinkefinger“ gezeigt, wir
vermuten wegen der Europaflagge. Als wir an einem Fußballfeld vorbei fahren, schreien uns alle
Kinder und Jugendlichen „Serbia“ entgegen. Wir finden einen Platz zum Schlafen im Wald, der als
Feuerstelle bereits benutzt wurde. Daher trauen wir uns ein wenig ab von der Straße unser Zelt
aufzubauen, wissend, dass das so richtig sicher nicht ist. Wir hoffen, dass es keine Mine in unserer
Nähe gibt.
Morgen geht es nach Montenegro (serbokroatisch Црна Гора/Crna Gora ['t͡sr̩naː 'ɡɔra], albanisch
Mali i Zi), auf den Wegweisen ist der Hinweis auf die Grenze in Form eines Aufklebers angebracht
und es sind viele Autos aus Montenegro zu sehen. In unserer unmittelbaren Nähe ist die TaraSchlucht, die zweitiefste nach dem Grand Canyon, aber sie zu erreichen würde bedeuten, einen Pass
über 2000 m zu erklimmen und wir entscheiden uns dagegen. Die Schlucht heute war bereits so
schön.
Uebrigens: Rieke und Torsten sind in Ancona.
Samstag, 8. September 2012
Heute vor zwei Jahren
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Heute vor zwei Jahren fahren wir durch einen der letzten Urwälder Europas zwischen Tara und
Maglić im Dinarischen Gebirge (auch als Dinarische Alpen oder Dinariden bezeichnet).
Wikipedia:
Der Nationalpark Sutjeska (serbokroat. Nacionalni park Sutjeska) ist der älteste Nationalpark in
Bosnien und Herzegowina. Er erstreckt sich im Einzugsgebiet der Sutjeska, einem Nebenfluss der
Drina, auf einer Fläche von 175 km². Der Nationalpark liegt etwa 25 km südlich von Foča und 70 km
südöstlich von Sarajevo an der montenegrinischen Grenze.
Am Ostrand des Parks befindet sich mit dem 2.386 m hohen Maglić der höchste Gipfel des Landes.
Zum Park gehört zudem einer der letzten Urwälder der warmgemäßigten Zone Europas, der PerućicaUrwald. In der zerklüfteten Bergwelt finden sich über 50 m hohe Bäume, unter ihnen die endemische
Schwarzkiefer sowie die Buche. Weitere Sehenswürdigkeiten sind etwa der 75 m hohe Wasserfall
Skakavac des Flüsschens Perućica und die Schlucht der Sutjeska, die hier die über 2000 m hohen
Bergmassive Zelengora im Westen und Maglić sowie Volujak im Osten voneinander trennt. Etwas
südlich des Parks entspringt die Neretva, der wichtigste Fluss der Herzegowina.
Zu den im Nationalpark Sutjeska beheimateten Tierarten gehören u.a. Braunbär und Wolf, die hier
über ein ausgedehntes Rückzugsgebiet verfügen.
Im Zweiten Weltkrieg war das Gebiet des Parks Schauplatz der Schlacht an der Sutjeska zwischen den
jugoslawischen Partisanen und der Wehrmacht, an die heute mehrere Denkmale im Nationalpark
erinnern. Die Schlacht wurde im Spielfilm Die Fünfte Offensive - Kesselschlacht an der Sutjeska (1972)
thematisiert.
8. September Foča (kyrillisch Фоча) – Bajovo Polje 70,53 km 2394,3 Gesamt km
Datum: 8.9.11
Tag: 39
TagesunterstützerIn: Sigrid Schraml
von: brod m NN 465
nach: Bajevo Polje m NN 1092
km 70,53
Gesamt km 2364,1108
km/h: 9,16
Fahrzeit 07:41
gesamte Fahrzeit: 176:49:00
Anstieg in m pro h 182,73
Anstieg in m 1404
Abfahrt in m: 777
höchster Punkt in m NN
Steigung/Gefälle 3,09
Nach weit über 1.400 Höhenmetern (unser Höhenmeter misst nicht sehr motivierend) sind wir
immer noch nicht am Pass, sondern ca 10 km davor. Dabei waren es an sich nur 600 m.
Zunächst starten wir früh und sind dann ganz froh, wieder auf der befestigten Straße zu sein. Es ist
nebelig und immer wieder erscheint über dem Nebel der eine oder andere Berggipfel. Der Fluss ist
tief unter uns. Wir fahren auf der Fernstraße nach Montenegro, diese macht aber eher den Eindruck
einer Nebenstraße, ist sie aber nicht. Auch wenn wir bei jeder Kurve nicht wissen, ob uns Kühe oder
Pferde oder LKWs entgegen kommen. Es ist kurvig und bergig, aber wunderschön. Wir sind ob der
vielen Anstiege noch ganz gelassen und erreichen die Grenze. Es ist ein ganz kleiner Grenzübergang,
die alte Brücke ist durch eine neue Brücke ersetzt worden und auf der Seite Montenegros baut die
Europäische Union einen neuen Grenzübergang. Wir werden interessiert betrachtet, bekommen den
Stempel in unseren Pass und mit ihm ein Hinweisblatt zu sicherem Fahren in Montenegro. Es gibt
dort in den Sommermonaten enorm viele Unfälle.
Unmittelbar nach der Grenze geht es 7% hoch, eigentlich sind es 9% und wir denken, so ist das halt
mit einem Pass. Wir gewinnen schnell an Höhe, treffen an einer Wasserstelle den Radfahrer von
gestern wieder, der auf dem Weg nach Afrika ist. Bald haben wir 200 Höhenmeter gewonnen und
dann geht es wieder bergab. Entschädigt werden wir durch eine atemberaubende Schlucht,
einem regelrechten Canyon. Es ist wunderschön und wir werden durch eine wilde Landschaft über
eine Brücke geführt.
Anschließend geht es mit den bekannten 7% den Berg wieder hoch und wir haben unsere Höhe
wieder gewonnen und erreichen einen Stausee. Zu dem Hoch und Runter ist ein wahnsinniger Wind
gekommen, der zum Teil so stark ist (als Gegenwind), dass an Fahren kaum zu denken ist. So
kämpfen wir uns den Stausee entlang, verlieren wieder an Höhe und wissen, dass jeder Stausee
einmal endet – auch dieser. Er tut es und reichlich entkräftet finden wir einen Schnell-Imbiss in
einem Ort am See. Der Blick in die Karte zeigt uns, dass sie irrt und die Kilometerangaben falsch sind.
Wir wundern uns darüber, dass es noch 50 km zum Pass sind, aber nur 500 Höhenmeter. Da es direkt
nach dem Ort erst einmal kontinuierlich nach oben geht, sind wir trotz Gegenwind und müder Beine
guter Dinge und sind bald auch auf 1.000 m. Es geht um eine Kurve und: zack! Es geht steil bergab
und eh wir uns versehen, landen wir wieder bei 800 m. Nicht mehr so richtig erfreut, zumal es
anfängt zu regnen, machen wir uns wieder an den Berg. Der Regen hört auf, der Wind nicht. Wir
haben die 1.000 m nach einer Stunde wieder erreicht und: eine Kurve und es geht bergab.
Inzwischen ist es recht spät, unser Tagesdurchschnitt immer noch unter 10 km/h. Wir arbeiten uns
wieder hinauf und haben bereits beschlossen, am Pass zu übernachten. Wir sind keine 100 m vom
Pass entfernt, auch nur noch 12 km und es kommt eine Kurve und es geht bergab! Da wir die ganzen
Bergab und Bergauf vom Vormittag nicht gezählt haben, können wir nicht sagen, wie oft das
eigentlich war. Es ist immer noch wunderschön und der Weg toll, gleichzeitig sind wir einfach müde.
Im dritten Tal suchen wir Wasser, das es schon lange nicht mehr gab als Quelle oder so. Es gab auch
schon lange kein Haus oder Dorf mehr an der Straße. Wir finden ein Haus, das Licht hat, und
bekommen dort Wasser. Da wir nicht mehr einkaufen konnten, fragen wir nach Milch. Ich (Gunda)
komme mit meiner Flasche in die separate Küche und werde erst mal an den Küchentisch gesetzt. Es
ist ein einzelstehendes Haus, das als Küche dient. Die Milch ist frisch von der Kuh und warm. Dazu
bekommen wir noch frisches Brot und ich ein Glas köstlichen Beerensaft, der in Montenegro wohl
eine Spezialität ist. Derart gestärkt und gewärmt finden wir einen schönen Schlafplatz. Das
Barometer fällt und die ersten Regentropfen, nachdem das Zelt steht und wir beide geduscht sind.
Was für ein wunderschönes Land mit unglaublichen Ausblicken auf hohe Berge und tiefe Schluchten,
guten Straßen.
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